Freundschaft
englisch: Friendship; französisch: Amitié; italienisch: Amicizia.
Sibylle Appuhn-Radtke (IV) und Esther P. Wipfler (I–III) (2011 und 2012)
RDK X, 793–902
I. Begriff
A. Etymologie und Semantik
F. ist abzuleiten von ahd. „friuntscaf“, das mit „amicitia“ gleichgesetzt wurde ([28] S. 152; Ahd. Wb., begr. von Elisabeth Karg-Gasterstädt und hg. von Rudolf Grosse, Bd. 3, Bln. 1985, Sp. 1277f.) und auf das germ. „frijond“ mit der Bedeutung „Freund, Verwandter“ von „frijo“ (umwerben, lieben) zurückgeht (Kluge-Seebold, S. 232; [93]).
Mit Verweis auf den Wortstamm von F., ahd. „fri“, „frei, eigen“, versuchte Guntram A. Plangg ein weniger emotional geprägtes Verständnis von F. im Gegensatz zu „amicitia“ darzulegen: Sulla semantica di „F.“ e di „amicizia“, in: [53] S. 69–80.
F. war ein sowohl in der Rechtssprache als auch in der Dichtung des Hoch- und Spät-MA verwendeter Begriff für „Liebschaft“ („doch hete er si ze friuntschaft / und niht ze staeteclicher ê“: Konrad von Würzburg, Der Trojanische Krieg, v. 12 978f., hg. von Adelbert von Keller, Stg. 1858 [Bibl. Lit. Ver., 44], S. 155), „(Bluts)verwandtschaft“ („bis uff den dritten grad der angebohrnen freundschafft“, belegt für Zeitz 1562: August Friedrich Schott [Hg.], Slgn. zu den Dt. Land- und Stadtrechten, Bd. 1, Lpz. 1772, S. 284), „Bündnis“ und „Ehestiftung“ („ein abred unnd fruntschafft des sacraments der heiligen ee ... beschlossen“, 1488: Fürstenbergisches Urk.b. ..., Bd. 4, Tüb. 1879, S. 74).
1. Als Rechtsbegriff wurde F. für beidseitig anerkannte Bündnisse zwischen Personen(verbänden) und Staaten verwendet und konnte auch für die Genossenschaft selbst stehen.
Während in der röm. Rechtspraxis „amicitia“ die Grundlage von Verträgen zwischen ungleichen Partnern war, wurde im fränkischen Recht in der Institution der Schwur-F. die Beziehung zwischen gleichen Rechtspersonen geregelt, da sich aus ihr ein verwandtschaftsähnliches Verhältnis ergab. Deshalb wurde sie ursprünglich mit dem Ritual einer Blutsbrüderschaft, dann mit dem Eid besiegelt. Der Freund wiederum diente dann als Eidhelfer und Zeuge; Beisp.: „absque federe anu friuntscafida“, ahd. Glosse, zit. nach [28] S. 192; „mit einer ganczen vruntscop, bruderscop und voreninge“, 1389: Johannes Voigt (Hg.), Cod. diplomaticus Prussicus ..., Bd. 5, Königsberg 1857, S. 44; Sage über das kommende Friedensreich des Kaisers Friedrich im „Gespräch eines röm. Senatoris mit einem Teutschen“, 1537: „dann wird sich alle Welt zu unserem hochlöblichen Keiser gesellen und Freundschaft mit ihme machen“ zit. nach Richard Schröder, Die dt. Kaisersage und die Wiedergeburt des Dt. Reiches ., Hdbg. 1893, S. 17; weitere Beisp.: [58] Bd. 3, S. 874–880; vgl. darin auch die Begriffe F.brief, F.bündnis, F.eid, freundschaften, F.kind, F.land, F.leute, F.weib, F.zahl; zum Begriff der F. als Rechtshilfe: [93] S. 136–139; Ulrich Nonn, Art. „Schwurfreundschaft“, Lex. MA 7, 1995, Sp. 1649f.; Rolf Sprandel, F., ein Rechtsbegriff? Nach den Würzburger Ratsprotokollen des 15. Jh., in: [80] S. 481–489; [95]).
2. F. wurde oft synonym mit Vertrautheit verwendet. Mit ahd. und mhd. „friunt“ wurde häufig ein enger Vertrauter und Gefährte bezeichnet.
Die F. zwischen Gawein und Iwein in Hartmanns von Aue „Iwein“ („diu vriuntschaft under uns beiden“) wird als besonders innig sowie treuer als die Blutsverwandtschaft beschrieben: „hern Iwein sînem gesellen ... ezn habe deheiniu grrezer kraft / danne unsippiu geselleschaft, / gerâte si ze guote; / unde sint sî in ir muote / getriuwe under in beiden, / sô sich gebruoder scheiden“ (v. 962 und v. 2703–2708; hg. von Volker Mertens, FfM. 2004 [Bibl. dt. Klassiker, 189], S. 370 und S. 464).
F. wurde als Teil des vasallitischen Verhältnisses beschrieben, so 1358 in der Verpflichtung des Ritters Arnold von Blankenheim zum Dienst für den Erzb. Boemund II. von Trier: „Wir ... bekennen uffenlich ..., daz wir umb woldait fruntschaft und furdernusse, die der erwirdige in gode [vader] unser herre her Boemund . uns dicke getan und fruntlichen bewiset han, uns in desselben unsers herren als lange er lebet und ein jar na sime dode heimelichkeit frundschaft und dienst ergeben und getan han“ (Karl Lamprecht, Dt. Wirtschaftsleben im MA ..., Bd. 3, Lpz. 1885, S. 231). Allerdings sind Bekundungen von F. oder Anreden als „Freund“ häufig rhetorische Formeln, mit denen ein egalitäres Verhältnis suggeriert werden sollte, um beispielsweise unter Gelehrten oder Kaufleuten eine gute Verhandl ungsatmosphäre zu schaffen (vgl. Kerstin Seidel, Freunde und Verwandte. Soziale Beziehungen in einer spätma. Stadt, FfM.-N.Y. 2009 [Campus Hist. Stud., 49], S. 288, 292, 300 und 309).
3. F. wurde auch als Gegenteil von Haß oder Feindschaft verstanden.
„Nu kieset friwentschaft für den haz.“ (Wolfram von Eschenbach, Parzival, v. 760: Stud.ausg. Mhd. Text nach der 6. Ausg. von Karl Lachmann, übers. von Peter Knecht, Bln.-N.Y. 22003, S. 764). Weitere Belege: Lexer 3, Sp. 527; vgl. Grimm 4,1,1, Sp. 167f.; [58] Bd. 3, S. 874–880; Manuel Braun, Versuch über ein verworrenes Verhältnis. F. und Verwandtschaft in ma. und frühneuzeitlichen Erzähltexten, in: [36] S. 67–96).
II. Antike
A. Quellen
1. Philosophie
In der Antike galt F. als wichtige gesellschaftliche Grundlage, da sie einerseits affektiv definiert war und emotionale Verbundenheit von nichtverwandten Personen bedeutete, andererseits auf der Basis von Gleichheit und Gegenseitigkeit Loyalität und Treue auch in Notsituationen garantieren sollte.
„Φιλία“ bzw. „amicitia“ waren zentrale Begriffe der antiken Ethik, wobei jedoch unterschiedliche Aspekte der F. betont wurden. Dabei wird F. nicht nur als Grundlage sozialer Beziehungen, sondern auch als kosmisches Prinzip beschrieben.
Der Begriff der F. erscheint schon in der Sammlung von Lebensweisheiten des 6./7. Jh. v. Chr., die Theognis zugeschrieben werden, im Sinne einer utilitaristischen Partnerschaft. Die Erkenntnis des gemeinschafts- und gleichheitsstiftenden Aspektes der F. („κοιυὰ τὰ φίλον εἶνάι καὶ φιλίαν ἰσότητα“) soll nach Diogenes Laertios, der wiederum Timaios als Quelle zitierte, von dem Vorsokratiker Pythagoras stammen. Darüber hinaus sei F. nach Pythagoras Gleichheit in Harmonie („Φιλίαν τε εἶυαι ἐυαρμόυιου ἰσότητα“; Diogenis Laertii vitae philosophorum, lib. 8, 10 und 8, 33: hg. von Miroslav Marcovich und Hans Gärtner, Bd. 1, Stg. und Mchn. 1999, S. 578 und 591). Empedokles entwickelte M. 5. Jh. v. Chr. die Vorstellung, daß das Universum vom Widerstreit der Kräfte Streit/Haß („νεῖκος“) und F. („φιλότης“) bestimmt werde.
In Platons Dialog „Lysis“ wird die F. zwischen Gleichen diskutiert: Entscheidend für die Qualität der F. sei ihre Ausrichtung auf das „πρώτου φίλου“ ([21] 219c), das im Streben nach dem Guten besteht (ebd., 220b). Darüber hinaus betonte Platon den Nutzen der F. (z. B. ebd., 210d).
Der Gedankengang wird im „Symposion“ in den Reden über die Liebe („ἔρως“) fortgeführt, wobei F. als Ausdruck der Liebe gilt (ebd., 185a–b). Achilleus ist dort als Beisp. für einen Liebenden genannt, der sogar bereit war, sein Leben für den „ἐραστής“ Patroklos zu opfern, wofür ihn die Götter ehrten (ebd., 179b–180a). In der „Ilias“ wird jedoch keine erotische Beziehung geschildert. Dort ist Patroklos lediglich als „ἑτάρος“, Gefährte oder Partner, des Achilleus bezeichnet (23. Gesang, v. 224 und 748: Ilias, griech.-dt., ed. Hans Rupe, Mchn.-Zh. 112001, S. 782 und 808).
Als ein Exemplum der F. wird bei Platon das Freundespaar Harmodios und Aristogeiton genannt. Sie rebellierten gegen die Tyrannis, indem sie schließlich 514 v. Chr. den Tyrannen Hipparchos ermordeten: „die Liebe („ἔρως“) des Aristogeiton und die feste F. („φιλία“) des Harmodios zerstörten ihre [der Tyrannen] Herrschaft" ([21] 182c). Thukydides beschrieb das Verhältnis allerdings als rein erotisches (Gesch. des Peloponnesischen Krieges, lib. VI,54,2–3: hg. von Georg Peter Landmann, Mchn. 1993, S. 884).
Platon verband den Begriff der F. mit dem der Tugend. In den „Nomoi" differenzierte er drei Arten der F.: 1. Die aus dem Gegensatz entstandene, heftige F., die oft nicht gegenseitig sei; 2. Die aus der Ähnlichkeit entspringende, sanfte F., die bis zum Lebensende auf beiden Seiten bestehen könne, wobei die Ähnlichkeit in einer Gleichheit an Tugend bestehe; 3. Die F., die eine Mischung aus beiden sei ([21] 837a–e).
Aristoteles entwarf insbesondere in Buch 8 der „Nikomachischen Ethik" die umfassendste Theorie der F. in der Antike. Sein Konzept der F. ist dabei nicht wie bei Platon auf eine (jenseitige) Idee des Guten ausgerichtet, sondern zeigt, wie in der F. die verschiedenen Formen des Guten im Diesseits verwirklicht werden. Nachhaltig rezipiert wurde die aristotelische Definition der drei Arten der F., der nützlichen, der lustvollen und tugendhaften F. Darin verdeutlichte er, daß die ersten beiden ebenso sinnvoll auch in Bezug auf die letztgenannte, perfekte Form seien und betonte, daß die vollendete F. nur zwischen Menschen bestehen könne, die an sich gut seien, also Tugend verkörperten ([21] lib. 8, 1156a,3–1157b,7). Darüber hinaus bedeute F. Gleichheit und Ähnlichkeit (ebd., 1159b, 10), deswegen sei F. zwischen Ungleichen nicht möglich. F. bestehe in Gemeinschaft, deswegen teilten Freunde den Besitz (ebd., 11; [5] S. 328–338, 346 und 348; dazu: Lorraine Smith Pangle, Aristotle and the Philosophy of Friendship, Cambr. 2003, S. 37–56; Nathalie von Siemens, Aristoteles über F. ..., Frbg. i. Br. usw. 2007 (Symposion, 128).
Den fragmentarischen Schriften der frühen Stoiker zufolge war F. ebenfalls untrennbar mit Tugend verbunden; daraus folgte deren utopische Vorstellung, daß die wahre F. nur zwischen Weisen möglich sei. Dagegen betonte Epikur, daß F. grundsätzlich, d.h. auch unabhängig von Tugend, wünschenswert sei, da sie der Notwendigkeit gegenseitiger Hilfe entspringe. Kurt Treu postulierte sogar einen F.kult für die Epikureer ([104] Sp. 420).
In Rom war F. vorrangig mit der Frage der „virtus“ des Staatsbürgers verbunden und weniger eine emotionale Verbindung. Unter Kaiser Augustus wurde der Titel eines „Amicus populi romani“ verliehen. Bereits Cicero hatte im „Laelius“ das Ideal einer dem Gemeinwohl dienenden F. entworfen, in der die private utilitaristische wie affektive F. aufging. Dabei setzte er wie Aristoteles voraus, daß F. nur zwischen Guten möglich sei (V, 18: Sed hoc primum sentio, nisi in bonis amicitiam esse non posse); F. bedeute Übereinstimmung in göttlichen und menschlichen Dingen und sei ohne Tugend unmöglich (VI, 20); wer den wahren Freund sehe, erblicke sein Vorbild, so erreiche F., daß Abwesende anwesend, Arme reich, Schwache stark und Tote lebendig seien (VII, 23); Marcus Tullius Cicero, Laelius. Über die F., Lat. und Dt., ed. Max Faltner, Mchn. 1961, S. 24–32.
Bei Horaz und Seneca stand die private zwischenmenschliche Beziehung im Vordergrund. So schrieb Horaz über das Schiff, das Vergil nach Athen brachte: „Et serves animae dimidium meae“ (carm. I,3,8: Q. Horatius Flaccus. Oden und Epoden, hg. und übers. von Gerhard Fink, Ddf.-Zh. 2002, S. 14); für den Stoiker Seneca war das Ziel der F. die Ergänzung des eigenen Ichs auf der Basis des gegenseitigen Vertrauens: „Sed si aliquem amicum existimas cui non tantundem credis, quantum tibi, vehementer erras et non satis nosti vim verae amicitiae“ (Lucius Annaeus Seneca, Ad Lucilium, Epistulae Morales, lib. 1,3,1–3: ed. Manfred Rosenbach, Darmstadt 21980 [L. Annaeus Seneca, Philosoph. Schrn., Lat. und Dt., Bd. 3], S. 10–12). Nach Seneca bedeutet F. jedoch auch (Güter)gemeinschaft (lib. 5,48,2–4: ebd., S. 374–376). Epictetus betonte in seinem Diskurs „Über die F.“, daß im liebenden Freund die Tugend wirksam sei, erst sie qualifiziere ihn zum wahren Freund (Lehrgespräche [Diatriben], Buch 2, cap. 22: William Abbot Oldfather [Hg.], Epictetus. The Discourses as Reported by Arrian ..., Bd. 1, Ld. 1961, S. 390–404). Plutarch behandelte das Thema ausführlich an verschiedenen Stellen seiner „Moralia“; zunächst warnte er vor einem zu großen Freundeskreis, da er auf Kosten der Qualität der einzelnen F. ginge (93F). Dann führte er aus, daß diese drei Komponenten erfordere: Tugend als etwas Gutes, Vertrautheit als etwas Erfreuliches und Nutzen als etwas Notwendiges (94B); Plutarchi Moralia, ed. Curt Hubert u. a., Bd. 1, Lpz. 21974, Ndr. Stg. 1993, S. 188f.
Nach Philo von Alexandria ist die F. das mit einem Friedensschluß anzustrebende Gut (De virtutibus, 109: Roger Arnaldez [Hg.], Les œuvres de Philon d’Alexandrie, Bd. 26, Paris 1962, S. 88). Gottes Freunde seien die Weisen, da sie offen und frei sprächen, so wie Gott mit Mose gesprochen habe, vgl. Ex 33,11 (Quis rerum divinarum heres sit, 21: ebd., Bd. 16, Paris 1966, S. 176). In der Beschreibung der brüderlichen Lebensweise der Essener betonte er zudem, daß diese jene wählten, da sie die F. unter den Menschen vermißt hätten (Quod omnis probus liber sit, 79: ebd., Bd. 28, Paris 1974, S. 200; vgl. [103]).
In Lukians Dialog „Toxaris" werden die Erscheinungsformen der F. in vielen Fallbeispielen ausgehend vom Freundespaar Orest und Pylades behandelt, so erscheinen ferner Agathokles und Deinias, Antiphilos und Demetrios; Dandamis und Amizokes; Makentes, Lonchates and Arsakomas, etc. (Scytharum colloquia, quae inscribuntur Toxaris, Scytha, Anacharsis cum scholiis, ed. Erwin Steindl, Lpz. 1970. Lukian. Das Hohelied der F. Toxaris, dt. hg. von Erwin Steindl, Zh. 1962).
Von Herodot wurde das Ritual der Verbrüderung bei den Skythen beschrieben (Historien IV, 70): „Jeden Treubund schließen die Skythen auf folgende Weise: Sie gießen Wein in einen großen Tonbecher; dann mischen sie das Blut derer darunter, die den Bund schließen wollen, .... Dann tauchen sie Schwert, Pfeile, Streitaxt und Wurfspieß in den Becher, sagen lange Verwünschungsformeln und trinken von dem Trank. Dies tun alle, die den Bund schließen, und auch die angesehensten Männer aus dem Gefolge." (Historien. Griech.-dt., ed. von Josef Feix, Bd. 1, Mchn. 21977, S. 552f.).
Als Exempla werden auch sonst vielfach die in der „Ilias" beschriebenen Freunde zitiert, neben Orest und Pylades sind es vor allem Achilleus und Patroklos, so schon bei Platon (Sp. 796f.). Auch Valerius Maximus erwähnte die Erstgenannten neben Damon und Phintias in dem der F. gewidmeten Kapitel seines Handbuchs, das Beispiele der F. zum Nutzen des Staates versammelt (lib. 4,7; Karl Friedrich Kempf [Hg.], Valerii Maximi factorum et dictorum memorabilium libri novem, Lpz. 21888, S. 201–210).
Vgl. Jean-Claude Fraisse, Philia. La notion d’amitié dans la philosophie antique...., Paris 1974; Armin Müller, Art. „F. I.", in: Hist. Wb. der Philos. 2, Sp. 1105–1107; Helmut Kuhn und Red., Karl-Heinz Nusser, Art. „Liebe", in: ebd., Bd. 5, Sp. 290–296; Ernst Badian, Art. „Amicitia", in: DNP 1, Sp. 590f.; Barbara von Reibnitz, Art. „F.", in: DNP 4, Sp. 669–674.
2. Bibel
Da es im Hebräischen kein eigenes Wort für F. gibt, beschrieb David seine Beziehung zu Jonathan als der Liebe zu einer Frau überlegen (II Sam 1,26). Für „Freund" wurde oft der Begriff „Nächster/Mitmensch" verwendet, um das Phänomen der F. auszudrücken, insbesondere in den Sprüchen und im Buch Jesus Sirach (z. B. Prov 18,24; 11, 12f.; 14,20; 17,9 und 17; 27, 10; Sir 6,5–17; 9,14f. vgl. [60] S. 7f.; Heinz-Horst Schrey, Art. „F.", in: TRE 11, S. 592f.; Ulrich Berges, Art. „F. AT", in: RGG 43, S. 351).
Im NT ist der Begriff des Freundes mehrfach auf die Beziehung Christi zu seinen Jüngern angewendet (Io 15,13–15; Lc 12,4), wobei die Beziehung zum Lieblingsjünger Johannes als emotional beschrieben wird (Io 13,23 und 20,2). Darüber hinaus ist die Gabe an den bittenden Freund Bestandteil der Lehre Christi (Lc 11,5–10). Der größte F.beweis ist jedoch nach Io 15,13, das Leben für seine Freunde zu opfern; vgl. [103]; s. auch Ekkehard Stegemann, F.topik im NT, in: [36] S. 9–14.
3. Frühe Kirche
Clemens von Alexandria, Basilius der Große, Gregor von Nazianz und Johannes Chrysostomus erörterten das Wesen der F. auch in Auseinandersetzung mit Platon und Aristoteles (vgl. [104] Sp. 426–434; Gerhard Podskalsky, Die allseitige Hochschätzung der F. [philía] bei den humanistisch gesinnten Theologen in Byzanz [von Photios bis Bessarion], Stud. sull’Oriente Cr. 7, 2003, S. 129–146). Bei Basilius dem Großen, der durch das Mönchtum geprägt war, schließt der Begriff der „philía" Eintracht („homonia") und Gemeinschaft („koinonia") wie in der Nikomachischen Ethik mit ein. Allerdings betonte er mit Verweis auf Io 13,35, daß dabei stets die Gemeinschaft in der Nachfolge Christi gemeint sei (z. B. Epistula 203: Carolinne White, Chr. Friendship in the Fourth Century, Cambr. usw. 1992, S. 76).
In der westlichen Kirche wurde hervorgehoben, daß das Ziel aller F. Gott sein müsse. So stellte Ambrosius in Auseinandersetzung mit Ciceros „De amicitia“ u. a. fest, daß Tugend F. sei: „virtus est enim amicitia“ (zit. nach: De officiis III, 134, in: CCSL, 15, S. 204), betonte aber, daß nur derjenige wahrer Freund sein könne, der Gott treu bleibe (III, 133: ebd., S. 203), ebenso solle man sein Herz dem Freund öffnen; ein treuer Freund vermittle Unsterblichkeit (III, 129: ebd., S. 202). F. erweise sich in guten wie in schlechten Zeiten durch Ermahnung oder Mitgefühl, wie es das Beispiel Hiobs zeige (III,131: ebd., S. 203).
Bei der F. von David und Jonathan postulierte er ein Mentorenverhältnis: „... ut unusquisque benevolentis se magis quam sapientis credat consilio ut David cum esset prudentior, Ionathae tamen junioris consiliis acquiescebat.“ (De officiis, lib. 1, 167: CCSL 15, S. 61).
Augustinus definierte „amicitia“ als eine Form der Liebe, die Christus stets treu bleibe. Damit war F. ein Synonym für die christliche Liebe (Caritas; vgl. [60] S. 15f.).
„Quid est enim aliud amicitia, quae non aliunde quam ex amore nomen accepit et nusquam nisi in Christo fidelis est, in quo solo esse etiam sempiterna ac felix potest?“ (Contra duas epistolas Pelagiarum libri quatuor, lib. I: CSEL 60, S. 423; vgl. den Kommentar zu Ciceros „De amicitia“: S. Aureli Augustini Hipponiensis Episcopi Epistulae: CSEL 57, S. 605–610).
Johannes Cassian, der ausführlich über die F. bes. für den monastischen Bereich handelte, betonte, daß F. unabdingbar mit dem Glauben an Gott verbunden sei.
„Haec est amicitiae ut diximus fida insolubilisque coniunctio, quae sola virtutum parilitate foederatur: dominus enim inhabitare facit unius moris in domo“ (conlatio 16, 3: CSEL 13, S. 441). Der Text enthält eine Anleitung zur wahren F. Sie fordert vor allem den Verzicht auf Weltliches („omnium quae in eo [mundi] sunt vanitatem“), die Akzeptanz der Meinung des anderen sowie dessen Zorn oder Erregung zu vermeiden zugunsten von Liebe und Frieden. Schließlich solle man die schlechten Gedanken aufgeben. Dadurch werde Act 4,32 Wirklichkeit, alle seien dann „ein Herz und eine Seele“ („cor unum et anima una“: conlatio 16, 6, in: ebd., S. 442f.).
B. Darstellungen
F. wurde nicht allegorisch dargestellt, sondern in Gestalt meistens mythischer Freundespaare verbildlicht. Dafür wählte man eine Form des Doppelporträts oder stellte gemeinschaftliche Handlungen dar, vorzugsweise im Zusammenhang von Kampfhandlungen auch Hilfeleistungen oder Totenklage, ferner bei der Übergabe eines Geschenkes. Daneben wurden auch Verbrüderungsszenen geschildert (z. B. Abb. 30).
Dem philosophischen Verständnis von F. (Sp. 796–801) entsprechend wurden für Verwandtschaft, F. und Bündnis oft die gleichen Darstellungsformen gewählt, so daß die zweifelsfreie Identifikation eines einzelnen Bildes als Darstellung von Freunden ohne weitere Quellen oft nicht möglich ist.
Als herausragendes öffentliches Monument gilt die – nur in Kopien aus römischer Zeit überlieferte – Skulpturengruppe des Athener Freundespaares Harmodios und Aristogeiton. Die Freunde erlangten durch den Tyrannenmord einen solchen Status, daß sie auch von Platon im „Symposion“ als exemplarisch gewürdigt wurden (s. Sp. 797). Ihr Denkmal auf dem Athener Staatsmarkt verkörperte jedoch nicht nur Gleichheit und Tugend, wie es der F.begriff bei Platon und Aristoteles vorsah (s. Sp. 798f.), sondern galt auch als Ausdruck des Widerstandes der Polis gegen die Tyrannis (zur widersprüchlichen Überlieferung: Burkhard Fehr, Tyrannentöter ..., FfM. 1984, S. 34 und 47).
Erhalten ist eine röm. Kopie in Marmor nach den Bronzestatuen der Athener Bildhauer Kritios und Nesiotes wohl aus der Zeit 477/476 v. Chr. in Neapel, Mus. Naz. Capodimonte: Ausst.kat. „Die griech. Klassik. Idee oder Wirklichkeit“, Berlin und Bonn 2002, Mainz 2002, S. 237–240, Kat.nr. 132 (Ralf Krumeich). Eine erste Fassung des Motivs schuf der Bildhauer Antenor möglicherweise E. 6. Jh. v. Chr. oder zwischen den Perserkriegen (John Boardman, Die griech. Plastik. Die klass. Zeit, Mainz 1987, S. 37).
Es blieb offenbar das einzige Monument, das derartig prominent ein historisches Freundespaar zeigte, statt dessen wurden befreundete Heroen wie Herkules und Iolaos (LIMC V,1, S. 688f.), Theseus und Peirithoos (LIMC VII,1, S. 236–239) sowie Orest und Pylades verbildlicht, wobei ihre Gemeinsamkeit durch äußere Ähnlichkeit und gleiches Verhalten ausgedrückt ist: So wird ihre Reaktion auf das Erscheinen des Geistes des Agamemnon auf dem Relief eines Sarkophags, um 150 n. Chr., mit gleicher Schrittstellung und Blickrichtung geschildert, lediglich die Armhaltung ist auf einander bezogen (Rom, Vatikanstadt, Mus. Gregoriano Profano: Paul Zanker und Björn Christian Ewald, „Mit Mythen leben“. Die Bildwelt der röm. Sarkophage, Mchn. 2004, Abb. 62 dazu S. 361–364).
Als Beisp. für die seltene selbständige Darst. gilt die sog. Gruppe von San Ildefonso, ein Werk der frühen Kaiserzeit, bei dessen Gestaltung man sich wohl hellenistischer Vorbilder bediente. Die Gruppe wurde bereits in der Antike vielfach repliziert. Die Identifikation der stehenden Jünglinge mit dem Freundespaar Orest und Pylades (so LIMC VII,1, S. 602, Nr. 2*) ist nicht zweifelsfrei möglich (zu den Ergänzungen und der stilistischen Einordnung: Paul Zanker, Klassizistische Statuen. Stud. zur Veränderung des K.geschmacks in der röm. Kaiserzeit, Mainz 1974, S. 28–30). Skepsis ist deshalb auch bei der Identifikation der Repliken angebracht, so z. B. bei der sog. Orest und Pylades-Gruppe im Louvre {ebd., S. 54, Nr. 2.2.; LIMC VII,1, S. 602, Nr. 2b*). Auch andere Paare wie die Dioskuren kommen in Frage ([89] S. 42). Die Dioskuren galten zwar als Retter in Seenot und Kampf (vgl. LIMC III, 1, S. 566–635; DNP 3, Sp. 673–677), wurden aber in der Antike nicht als Schützer der F. verehrt (so RDK IV, Sp. 42).
Zu Darstellungen der Übergabe eines Geschenks an den geliebten Freund: Carola Reinsberg, Ehe, Hetärentum und Knabenliebe im antiken Griechenland, Mchn. 21993, S. 163–215).
Die Hilfeleistung zwischen Freunden wie die Szene der Krankenpflege mit Achilleus und Patroklos (Sp. 796) ist selten dargestellt (z. B. auf der Schale des Sosias-Malers, um 500 v. Chr., in Berlin: Ausst.kat. „Euphronius der Maler“, Berlin und Mailand 1991, Nr. 59).
Die politische F. wurde durch Schulterschluß und Umarmung, dem Sinnbild der Eintracht, verbildlicht.
Die bekanntesten Beisp. sind Gruppenbildnisse der Tetrarchen wie jenes in Venedig. Die Umarmung war vorher v.a. bei der Darst. von privaten Beziehungen üblich, darunter auch F. So umarmen sich dakische Freunde auf einem Relief der Trajanssäule (Dietrich Boschung, Die Tetrarchie als Botschaft der Bildmedien ..., in: ders. und Werner Eck [Hgg.], Die Tetrarchie. Ein neues Regierungssystem und seine mediale Präsentation, Wiesb. 2006, S. 349–380, hier: 358f. mit Anm. 33). Die heutigen Datierungsvorschläge reichen vom späten 3. Jh. bis in die 1. H. 4. Jh., strittig ist auch die Frage, ob die erste oder letzte Tetrarchie dargestellt ist (vgl. Marianne Bergmann, Stud. zum röm. Portrait des 3. Jh., Bonn 1977 [Antiquitas, R. 3: Abhandlgn. zur Vor- und Frühgesch., zur Klass. und Provinzial-Röm. Arch. und zur Gesch. des Alt., 18], S. 163–179; Josef Engemann, Art. „Herrscherbild“, in: RAC 14, S. 972–977).
III. Mittelalter
Es wurde keine allgemeingültige Deutung der F. entwickelt, vielmehr entwarf man vor allem in Auseinandersetzung mit Aristoteles (Sp. 798f.) und Cicero (Sp. 799f.) verschiedene Konzepte.
Vgl. dazu August Nitschke, Art. „F. II.“, in: Hist. Wb. der Philos. 2, S. 1107f.; Wilhelm Geerlings, Art. „F.“, in: Lex. MA 4, 1989, Sp. 911; Alois M. Haas, Gottes-F., in: [74] S. 75–86; James McEvoy, The Theory of Friendship in the Latin MA, in: Julian Haseldine, Friendship in Med. Europe, Stroud 1999, S. 1–44; Liz Carmichael, Friendship. Interpreting Christian Love, Ld.-N.Y. 2004; zur Aristoteles-Rezeption vom 13. bis 15. Jh.: Bénédicte Sère, Penser l’amitié au MA ..., Turnhout 2007 (Bibl. d’hist. culturelle du MA, 4).
A. Quellen
1. Theologische und ethische Deutung
Anselm von Canterbury (gest. 1109) definierte „amicitia“ als Liebe zu Gott, die größer als diejenige zu sich selbst sei und sich als wechselseitig erweise (Proslogion, cap. 25: „Si amicitia: diligent deum plus quam seipsos, et invicem tamquam seipsos, et deus illos plus quam illi seipsos; quia illi illum et se et invicem per illum, et ille se et illos per seipsum“; Italo Sciuto [Hg.], Anselmo d’Aosta. Monologio e Proslogio, Mail. 2002, S. 354; vgl. ferner Rudolf Allers, Anselm von Canterbury, Monologion. Proslogion. Dt.-Lat. Ausg., Köln 1966, S. 238). Er ordnete sie zwischen den Tugenden „Sapientia“ und „Concordia“ ein.
Aelred von Rielvaux übertrug in „De spirituali amicitia“ vor dem Hintergrund seiner monastischen Lebenswelt am ausführlichsten das F.konzept Ciceros in die christliche Ethik.
Er beschrieb dabei F. als eine Form der Gotteserfahrung: Die Umarmung des Freundes führe zu jener Liebe, die uns Christus in die Arme schließen läßt (III,134). Der geistliche Kuß sei der Kuß Christi (II,26; CCCM 1, S. 349 und 307f.; dazu: Ulrich Köpf, Das Thema der F. im abendländischen Mönchtum bis zum 12. Jh., in: [36] S. 25–44). Dabei widmete sich Aelred ausführlich der Gesch. von David und Jonathan als einem besonderen Beisp. für die Verachtung von Ruhm und Reichtum in der F. (III, 92–98: CCCM 1, S. 337–339 und S. 570–578). F. wurde im 13. Jh. verstärkt als eigene Tugend gewertet.
Brunetto Latini zählte um 1265 die F. zu den Tugenden „Amistie est une des vertus de Dieu et de l’homme“, er stützte sich dabei auf Kompendien der „Nikomachischen Ethik“ des Aristoteles [5] und führte nach den Sprüchen Salomons sowie Seneca und Cicero aus, daß Weisheit, Güte, Demut und die Nächstenliebe ihre wichtigsten Komponenten seien, die sie auch von der falschen F., der „Amistié par proufit“ oder „par delit“, unterscheiden (Francis J. Carmody [Hg.], Li livres dou trésor de Brunetto Latini, Berkeley-Los Angeles 1948, S. 209–211 und 286–290).
Thomas von Aquin suchte schließlich in Auseinandersetzung mit antiken F.-Konzepten, vor allem dem in der „Nikomachischen Ethik“, jedoch auch mit Augustinus (Sp. 804f.) und Isidor von Sevilla (Etymologiae 10,4–6: Isidor, Etym. 1) nach der Unterscheidung von „Amor amicitiae“ und „Amor concupiscentiae“: Die Liebe sei nicht in F. oder Begehren einteilbar, denn man bezeichne nur denjenigen als „Freund“ („amicus“), dem man das Gute wolle. „Begehren“ („concupiscere“) nenne man jedoch das, was man für sich selbst wolle (Summa Theologica II, I, quaest. 26, art. 4); vgl. Eberhard Schockenhoff, Die Liebe als F. des Menschen mit Gott. Das Proprium der Caritas-Lehre des Thomas von Aquin, Communio 36, 2007, S. 232–246.
Nach Heinrich von Gent (gest. 1293) sei die F. vor allem eine Tugend, die es nicht ohne die anderen Tugenden geben könne, sie sei Teil der Gerechtigkeit (Iustitia) und der Mäßigung (Temperantia), lasse nach anderen Tugenden suchen und verbinde sie; in diesem Sinne sei sie sogar die Krone der moralischen Tugenden („omnium moralium virtutum corona“; Quodlibet 10: Quodlibeta Magistri He[n]rici Goethals a Gandavo ..., Paris 1518, Bd. 2, Ndr. Löwen 1961, Bl. 433r–434v). Petrus Berchorius (gest. 1362) faßte um M. 14. Jh. die verbreiteten Deutungen in seinem Reductorium morale zusammen (Bersuire, Opera 3,1, S. 181–183).
2. Exempla
Als Beispiel der F. wurde von den meisten Autoren das atl. Freundespaar David und Jonathan genannt.
Die Wahl dieses Freundespaares bot sich nicht nur aufgrund der Schilderung der F. im ersten Buch Samuel an, die u. a. bei Honorius von Autun im „Elucidarium“ als Topos neben Ciceros Freundespaar Laelius und Scipio zitiert wurde (P L. 172, Sp. 1173), sondern auch, weil David als Typus Christi und Jonathan als Präfiguration der minnenden Seele verstanden werden konnten. Gerade in Texten von Zisterziensern, die in besonderem Maße aus der christologischen Interpretation des Hohen Liedes Bernhards von Clairvaux schöpften, wurde die F. in dieser Weise interpretiert. Vgl. etwa Balduin von Canterbury zur Beziehung von David und Jonathan: „Videte, fratres charissimi, aemulatores Dei, quam firma sit, quam indissolubilis ista conjunctio ad omnes causas, excepta sola ipsius animae voluntate. Nam qui adhaeret Deo, unus spiritus est (II Cor 6). Scriptum est, quia anima Jonathae conglutinata est animae David; et dilexit eum Jonathas quasi animam suam“ (P L. 204, Sp. 436).
3. Literarischer Topos
In der Dichtung des Hoch- und Spät-MA ist die Männer-F. ein eigenes Thema (Volker Mertens, Art. „Freundschaftssagen“, in: LexMA 4, Sp. 912f.).
Zu einem Modell von F. wurde die Erzählung von den zwillingshaften Freunden Amicus und Amelius, die für einander alles zu opfern bereit waren und dafür von Gott belohnt wurden (Silke Winst, Amicus und Amelius. Krieger-F. und Gewalt in ma. Erzähltradition, Bln. usw. 2009 [Quellen und Forschgn. zur Lit.- und Kulturgesch., 57]). Das Freundespaar diente z. B. als Vorlage für die Hauptfiguren des Romans „Engelhard“ Konrads von Würzburg im l. Dr. 13. Jh. (hg. von Ingo Reiffenstein, Tüb. 31982 [Altdt. Textbibl., 17], S. 54; s. auch die Beiträge von Manuel Braun und Andreas Kraß in [36] S. 67–96 und 97–116; Albert Classen, Friendship in the MA. A Ciceronian Concept in Konrad von Würzburg’s Engelhard [ca. 1280], Mittellat. Jb. 41, 2006, S. 227–246). Daneben blieb die F. ein wichtiges Thema bei der Übertragung antiker Stoffe: A. Kraß, Achill und Patroclus. F. und Tod in den Trojaromanen Benoîts de Ste-Maure, Herborts von Fritzlar und Konrads von Würzburg, Zs. für Lit.wiss. und Linguistik 29, 1999, S. 66–98; [84]). Zum F.beweis: A. Classen, Das Motiv des aufopfernden Freundes von der Antike über das MA bis zur Neuzeit, Fabula 47, 2006, S. 17–32.
4. Politischer Begriff
Im öffentlichen Leben wurde vielfach ein Bündnis als F. definiert (Claudia Garnier, F. und Vertrauen in der politischen Kommunikation des Spät-MA, in: [36] S. 117–136; s. auch Sp. 794). Zur Bedeutung der F. in der Hofkultur des 14. und 15. Jh.: [94].
B. Darstellungen
1. Personifikation
Als älteste Personifikation der F. gilt die Skulptur in einer Archivolte der N-Fassade der Kathedrale von Chartres aus dem fr. 13. Jh. (Abb. 1).
Die Darst. der F. in weiblicher Gestalt gehört zum Kanon der „Beatitudines“. Attribute sind Nimbus, Krone und Schild. Auf diesem sind vier einander zugewandte Tauben paarig angeordnet, die für die Liebe stehen.
Während in der hochmittelalterlichen franz. Epik der Begriff der „amitié“ in der Regel kein Gefühl bezeichnete, sondern zumeist juridisch im Sinne von Bündnis und Friedenswillen verwendet wurde ([84] S. 21f.; vgl. zum dt. Begriff: Sp. 794–796), ist die Personifikation der F. („Amistié“) in einer franz. Handschrift des Fürstenspiegels „Somme le Roy“, um 1285, mit Neid oder Haß in Gestalt des Hohepriesters Eli (wegen der Verfluchung des Hauses Eli: I Sam 2,12–3,21) konfrontiert (Abb. 2; [81] Bd. 1, S. 99–105). Der Schild der F. zeigt auch hier die Taube . Die gekrönte Tugend triumphiert zugleich über das Böse in Gestalt eines Basilisken. F. ist umgeben von den Tugenden Demut („humilité“) und Heldenhaftigkeit („prouesse“), denen Hochmut („orgueil“) und Trägheit („paresse“) gegenübergestellt sind. Diese Darst. der F. scheint der Ikonographie der „caritas“ entlehnt (vgl. RDK III, Sp. 343–356), die sonst nicht im Tugendkanon der „Somme le Roy“ vertreten ist, doch wurde der F. keines der bekannten Exempla der christlichen Liebe zugeordnet. Statt dessen wurde die F. mit der Umarmung von David und Jonathan nach I Sam 20,41 veranschaulicht (vgl. die Malanweisung: „Ci doit avoir une dame en estant qui a non amistie qui tient un coulon. Et devant elle doit avoir i homme en estant qui est en forme domme viel et a non hely. Et dessous la dame doit avoir ii personnes qui sentrembracent et beisent qui ont a nom david et Ionathas. Et desssous hely doit avoir un roy qui tient une lance et vault ferier i enfes qui tient un satrelium [sic; i.e. psalterium] a sez piez. Li roi a non sau et li enfant david“, zit. nach: [81] Bd. 1, S. 320).
Als junger Mann wird F. in spätmittelalterlichen Tugendtraktaten, im Anhang des „Fulgentius Metaforalis“ von John Ridevall OFM, M. 14. Jh., sowie in den „Moralitates“ des Robert Holcot OP (gest. 1349), beschrieben. Letzterer interpretierte die Personifikation ausführlich: F. altert nicht, überwindet Distanz, örtlich und zeitlich bis über den Tod hinaus, meistert schlechte wie gute Zeiten, vereint Gegensätze und verzichtet auf materielle Güter. Ihr Ursprung ist die unverstellte, reine Liebe im christlichen Sinn.
Solchen Beschreibungen wie der des „Fulgentius Metaforalis“ folgend, sind die Eigenschaften der F. unter dem Titel „imago amoris“ in einer Ill. des Cod. Casanatense 1404, zw. 1440 und 1450, dargestellt (Abb. 3), die als frühestes bekanntes Beispiel für diese Form der Personifikation gilt: „Tod“ und „Leben“, „Winter“ und „Sommer“ sowie „nah“ und „fern“ sind die Gegensatzpaare, die inschriftlich dieser Personifikation zugeordnet sind. Der barfüßige junge Mann steht mit ausgebreiteten Armen da, so daß eine Seitenwunde erkennbar ist, die den Blick auf das Herz freigibt. Nicht nur die etymologische und semantische Verwandtschaft von „Amor“ und „Amicitia“, sondern auch die theologische Deutung (z. B. Augustinus, s. Sp. 804f.) hatten die vollständige Übertragung der Ikonographie von „Amor“ auf „Amicitia“ ermöglicht.
Wegen ihrer besonderen integrativen Eigenschaften konnte die Personifikation der F., nach Cicero mit „verus amicus est alter ego“ bezeichnet und in modisches Gewand gekleidet, eine bürgerliche Tugend vorstellen. In dieser Form wurde sie nach 1488 für die Vervollständigung des ikonographischen Programms des Genfer Rathauses gewählt (Abb. 4; [55]; Susan Tipton, Res publica bene ordinata ..., Hdhm. usw. 1997 [Stud. zur Kg., 104], S. 312f.).
2. Mythologische Allegorie
Wie die drei Grazien wiedergegeben sind die drei Arten der F., die Aristoteles beschrieb (s. Sp. 798f.), so in Illustrationen der „Nikomachischen Ethik“, z. B. für die franz. Übers. von Nicolas Oresme, die 1372 im Auftrag von Kg. Charles V. ausgeführt wurde (Abb. 16; Gaspar-Lyna, Bd. 1, S. 354–356). Mit den ursprünglich zum Gefolge Aphrodites gehörenden Grazien verbanden die christlichen Exegeten die Vorstellung der Wohltätigkeit (zur weiteren Rezeption s. Sp. 833).
3. Exempla
Das Freundespaar David und Jonathan wurde als biblisches Exemplum der F. (vgl. Sp. 801) am häufigsten dargestellt. Daneben verwendete man das selbständige Bild der F. von Christus und Johannes (vgl. Sp. 801 f.) als Sinnbild der Gottesliebe.
In einer der ältesten Darst. von David und Jonathan auf dem ehem. Sabbatleuchter im Erfurter Dom, nach 1160 oder 1240er Jahre, ist F. durch die Umarmung der beiden Freunde veranschaulicht (Abb. 20; Hans Gerhard Meyer, Eine Sabbatampel im Erfurter Dom, Hdh. usw. 1982 [Stud. zur Kg., 16], S. 91–95). In den ältesten ill. Hss. der „Somme le Roy", E. 13. Jh., wurde die Beziehung zwischen dem Hirtenjungen und dem Königssohn als Beispiel der F. zwischen unterschiedlichen Altersgruppen dargestellt: Als junger König und alter Mann charakterisiert, stehen sie aufrecht und umarmen sich, die Gesichter einander zugewandt. In späteren Handschriften der „Somme le Roy" ist der Altersunterschied vernachlässigt, indem Jonalhan dem Betrachter den Rücken zuwendet (Abb. 21). Gleichaltrig erscheinen sie in der Darst. des Abschieds in den Illum. der Schah Abbas Bibel, vor 1249: New York, PML, ms. 638, fol. 31r ([73] Abb. 107; weitere Beisp.: ebd., S. 388f.).
Das Freundespaar David und Jonathan wurde als atl. Typus zu Christus und Johannes gedeutet, jedoch in der Regel nicht in die verbreiteten typologischen Bildwerke wie „Biblia Pauperum“ und „Speculum Humanae Salvationis“ aufgenommen, lediglich in den „Concordantiae Caritatis“ erscheint es als Exemplum der F. in Analogie zur Gottestreue mit dem Verweis auf Io 14, 15 und Ex 19,8; vgl. RDK III, Sp. 849.
Hiob und seine Freunde (vgl. dazu Ambrosius, s. Sp. 803f.) sind nur selten außerhalb eines Zyklus' dargestellt worden.
Sie waren vor allem ein Thema der Bildüberlieferung zum Buch Hiob. Als eine der ältesten Darst. gilt das Wandgem. in der Synagoge von Dura Europos, um 240. Sie zeigt den Protagonisten auf dem Dunghaufen mit seinen Freunden Elifas, Bildad und Zofar. Die Freunde wurden auch als Könige dargestellt; eine häufige Szene ist deren Anreise zu Pferd. Die Diskussion Hiobs mit seinen Freunden wurde z. T. ausführlich wegen ihrer Bedeutung für das Problem der Theodizee geschildert, zuerst nachweisbar in illum. Mss. des 9. Jh., deren Entstehung in Palästina oder Syrien vermutet wird; weitere Beisp.: LCI 2, Sp. 412; Paul Huber, Hiob. Dulder oder Rebell? Byz. Min. zum Buch Hiob in Patmos, Rom, Venedig, Sinai, Jerusalem und Athos, Ddf. 1986. Verbreitet wurde das Thema auch durch die Bibles moralisees: Yves Christe, La Bible du roi. L’hist. de Job dans les Bibles moralisees et les vitraux de la Ste-Chap., Cah. civil. med. 47, 2004, S. 113–126, hier: S. 117; vereinzelt erscheint das Motiv auch in Textill. der kommentierenden Lit., so in einer Min. einer thür.-sächs. Sammelhs., 1. Dr. 13. Jh., mit „De miseria humanae conditionis“ des Papstes Innozenz III. ([36] Taf. 6b).
Die Aussöhnung der Brüder Jakob und Esau, die im MA vielfach durch Umarmung und Handschlag verbildlicht wurde, erscheint erst in den Ikonologien der Neuzeit als Exemplum der F. (s. Sp. 833).
Die Darstellung von F. zwischen Frauen war im MA nicht üblich und kam offenbar auch nicht selbständig vor. So war die F. zwischen Ruth und ihrer Schwiegermutter Naomi nach Ruth 1, 16–17 nur vereinzelt Bildthema, vorrangig in der Bibelillustration.
Beisp.: Ruth und Naomi in Bethlehem, Bibel des Konrad von Vechta, dat. 1402, Antwerpen, Mus. Plantin-Moretus, M 15/1, Bd. 1, fol. 305r: Josef Krása, Na okraj nové studie o Mistru geronského martyrologia, Umení 14, 1966, S. 395, Abb. 1; weitere Beisp.: Jürgen Paul und Werner Busch, Art. „Ruth“, in: LCI 3, Sp. 574f.
Für befreundete Heilige wurde ein gemeinsames Bild zumeist im Typus eines Doppelporträts geschaffen, so z. B. für Sergius und Bacchus (Sp. 821f.) oder Amelius und Amicus (Sp. 810). Ein besonderer Fall ist die Stilisierung von Petrus und Paulus zu Freunden (s. Sp. 817f.).
In der profanen Ikonographie wurden Freundespaare des antiken Mythos wie Achilleus und Patroklos ebenfalls kaum selbständig verbildlicht. Für die Darstellung der Freunde, die im mittelalterlichen Eneasroman geschildert werden (vgl. RDK I, 1937, Sp. 687f.) wie Pallas und Eneas sowie Nisus und Euryalus sind ausschließlich Bilder in Ausgaben des Textes bekannt (Sp. 821).
Bei der Darstellung der Freundespaare der Dichtung des hohen MA wie des Nibelungenliedes, z. B. Hagen und Volker, oder des Artusromans, z. B. Marke und Tristan, entwickelte man ebenfalls keine eigenen Bildtypen (Beisp.: [36] S. 72f., Abb. 1–2 und S. 107, Abb. 1). Das Freundespaar Dietrich und Engelhard aus dem Roman „Engelhard“ des Konrad von Würzburg scheint erst im Holzschnitt der Frankfurter Druckfassung des Werkes von 1573 dargestellt worden zu sein (ebd., S. 113, Abb. 3).
4. Handlungen und Gesten
Hilfeleistung, Geschenk, das gemeinsame Mahl oder Fest mit Freunden sowie die Totenklage und -memorie wurden weiterhin auch als Ausdruck von F. dargestellt, wobei jedoch keine spezifische Ikonographie entwickelt wurde (z. B. bei der Totenklage: [36] S. 166, Abb. 3 oder der Übergabe von F.geschenken: ebd., S. 128, Abb. 2).
Eine große Variationsbreite weist z. B. die Darst. des Motivs der Mantelspende von David an Jonathan auf: Deutlich hierarchisiert wurden David und Jonathan in der Darst. auf dem Bodenmosaik in der Krypta von St. Gereon in Köln, zw. 1151 und 1156, das 1871 bei einer Rest. irrtümlich als Joseph und Potiphar gedeutet und entsprechend umgestaltet wurde: Hiltrud Kier, Der ma. Schmuckfußboden, Ddf. 1970 [Kdm. Rheinland, Beih. 14], S. 110–115, 205, Abb. 72, Abb. 92f.). In der Weltchronik des Heinrich von München, um 1400, stehen die Freunde zwar auf der derselben Ebene, der bartlose Jonathan ist jedoch als der jüngere von beiden charakterisiert und geht zum Zeichen seiner Demut stärker in die Knie als David (Wien, Österr. Nat.bibl., Cod. ser. n. 9470, fol. 260r: Dorothea Klein, Farbmikrofiche-Ed. der Hs. Wien, Österr. Nat.bibl., Cod. 2768 von Heinrich von München ..., Mchn. 1996 [Codd. illum. medii aevi, 43]; Horst Brunner u. a., Stud. zur „Weltchronik“ Heinrichs von München, Wiesb. 1998, Bd. 1–3,2 [Wissenslit. im MA, 29–31,2]).
Geschenke zeigen selten Elemente der F.ikon., deren Motive wie das Treuhändersymbol (s. Sp. 818f.) jedoch vieldeutig sind. Häufiger sind Inschriften, die erkennen lassen, daß es sich um eine F.gabe handelt (z. B. auf *Eulengefäßen, s. RDK VI, Sp. 323).
Zur Darst. des F.mahls vgl. die byz. Tradition, auch in Kombination mit der Darst. einer Verbrüderung mit dem Segen der Kirche im 12. Jh.: Vasiliki Tsamakda, The Ill. Chronicle of Ioannes Skylitzes in Madrid, Leiden 2002, Abb. 206 und 318 [Madrid, Nat.bibl., Cod. Vitr. 26–2, fol. 85r und 133r]).
Die falsche F, die auch in Gestalt eines heimtückischen Mordes nach der Vortäuschung von F. beispielsweise in einem Gastmahl ein Gegenstand der K. sein kann (z. B. ebd., Abb. 318, 466 und 514 [Cod. Vitr. 26–2, fol. 133r, 195r und 217v]), ist selten ein Motiv. Darstellungen, die das gemeinsame Reiten eines Pferdes zeigen (Abb. 33) können als Bilder von F. interpretiert werden ([94] S. 539–601 mit Abb. 23f., Abb. 30f. und 35).
Ausdruck der F. waren auch Gesten wie Umarmung, Kuß, Handschlag und Treueschwur. Die Motive wurden einzeln oder in Kombination verwendet.
Umarmung, Kuß und Handschlag sind bei Christus und Johannes dem Täufer als Kindern auf dem Tafelbild in Florenz, E. 15./A. 16. Jh., dargestellt (Abb. 25; [46] S. 128f.; Umarmung und Kuß zeigt die Darst. von Christus und Johannes bei Joos van Cleve, um 1525 (The Art Inst. of Chicago, Charles H. and Mary F. S. Worcester Coll., Inv.nr. 1975.136); zu David und Jonathan s. Sp. 813f.
Die Umarmung ist neben der Darstellung des gemeinsamen Mahles in der mittelalterlichen Herrscherikonographie ein Topos bei der Schilderung der Begegnung von befreundeten Herrschern (Beisp.: [36] S. 127–129, Abb. 1–3). Insbesondere Umarmung und Schulterschluß waren als Elemente der Darstellungen von Verbündeten aus der Antike bekannt (s. Sp. 807).
Ein im MA bekanntes Beisp. war das vollplastische Gruppenbildnis der Tetrarchen in Venedig, das die vier Bündnispartner in zwei ganzfigurigen Doppelbildnissen mit Umarmung und Schulterschluß zeigt. Die Gruppe kam wohl als Beute des 4. Kreuzzuges 1204 aus Konstantinopel und wurde in die Fassade von S. Marco integriert (s. Sp. 807).
Allerdings ist die Geste auch Bestandteil der Darstellung des Treffens von Petrus und Paulus vor den Toren Roms (lit. Quelle: R. A. Lipsius und M. Bonnet [Ed.], Acta Apostolorum Apocrypha, Darmstadt 1959: I, 120; dargestellt z. B. in der Kath. von Monreale, Mosaik auf der Südwand der Petruskap., l. V. 12. Jh.), die zum eigenständigen Doppelbildnis stilisiert wurde (z. B. Abb. 26).
Vgl. Herbert Leon Keßler, The Meeting of Peter and Paul in Rome. An Emblematic Narrative of Spiritual Brotherhood, Dumbarton Oaks Papers 41, 1987, S. 265–275, Abb. 1; Maria Vassilaki, A Cretan Icon in the Ashmolean. The Embrace of Peter and Paul, Jb. der Österr. Byzantinistik 40, 1990, S. 405–422, Abb. 5–10.
Die Eintracht zwischen Freunden wurde bei der Darstellung von David und Jonathan nicht allein durch die Umarmung ausgedrückt, sondern auch durch das gegenseitige Halten der rechten Hand. Die Geste der „Dextrarum iunctio“, das gegenseitige Halten der Rechten, war als Zeichen für Treue und Eintracht bereits in der antiken Ikonographie verbreitet als Geste der freundschaftlichen Begrüßung, des Abschieds sowie – insbesondere für die röm. Zeit, als die Rechte der Fides geweiht war – als Ausdruck des politischen oder privaten Bundes (Bernhard Kötting, Art. „Dextrarum iunctio“, in: RAC 3, S. 881–888; Ernst Pfuhl und Hans Möbius, Die ostgriech. Grabreliefs, Bd. 1, Mainz 1977, S. 45; Michaela Fuchs [Bearb.], Röm. Reliefwerke, Mchn. 2002 [Glyptothek München, Kat. der Skulpturen, 7], S. 58; s. auch RDK V, Sp. 144).
Im Bibeltext wird der Händeschluß von David und Jonathan als Geste der Stärkung des Partners durch Gott erklärt: „et confortavit [Jonathan] manus eius [David] in Deo“ (I Sam 23, 16).
Die älteste bekannte bildliche Darst. ist eine Miniatur aus dem 12. Jh. (Petrus Lombardus, Psalmenkommentar, Bamberg, Staatsbibl., Msc. Bibl. 59, fol. 1v, Michelsberg, 1163–1170). Sie zeigt, wie Jonathan mit beiden Händen die Rechte Davids ergreift, der seine Linke zum Treueschwur erhoben hat (Susanne Wittekind, Kommentar mit Bildern. Zur Ausstattung ma. Psalmenkommentare und Verwendung der Davidgesch. in Texten und Bildern am Beispiel des Psalmenkommentars des Petrus Lombardus ..., FfM. 1994 [Europ. Hochschulschrn. R. 28, Bd. 212], Taf. 1; vgl. die Darst. in Hss. des AT, um M. 13. Jh.: z. B. in der sog. Schah Abbas Bibel, Frankr. vor 1248, New York, PML, ms. 638, fol. 31v ([73] Abb. 106); weitere Beisp.: ebd., S. 387f.). In der Federzeichnung in einer Hs. mit dem Text des AT aus der Werkstatt Ludwig Henfflins, 1477, hat David die linke Hand zum Schwur nach I Sam 23,18 („Percussit ergo uterque foedus coram Domino“) erhoben (Heidelberg, Univ.bibl., Cod. pal. germ. 17, fol. 34v).
Neu interpretiert wurde das Motiv des Händeschlusses in der Ikonographie der Darstellung von Christus und Johannes: Es erscheint im Zentrum der vollplastischen, zum Teil überlebensgroßen Skulpturengruppen, die ab dem ausgehenden 13. Jh. vor allem für oberrhein. Frauenklöster geschaffen wurden (Abb. 24; RDK III, Sp. 663–667, Abb. 4, 5, 6, 7; Reiner Haussherr, Über die Christus-Johannes-Gruppen ... in: Rüdiger Becksmann u. a. [Hgg.], Beitr. zur K. des MA. Fs. Hans Wentzel, Bln. 1975. S. 79–103; weitere Abb. bei: Justin Lang, Herzensanliegen ..., Ostfildern 1994).
Wie die beiden Freunde Sergius und Bacchus nebeneinander stehend sich an der Hand halten, so daß der eine mit seiner Rechten die linke Hand des anderen ergriffen hat, zeigt eine Illustration der Vita von Symeon Metaphrastes (Rom, BAV, cod. vat. graec. 1679, 11. Jh., fol. 48v: John Boswell, Same-Sex Unions in Premodern Europe, N.Y. 1994, Abb. 6).
Die „Dextrarum iunctio“, die in der Dichtung des 13. Jh., z. B. in der Schilderung der Beziehung zwischen Dietrich und Engelhard, vorkommt (Konrad von Würzburg, Engelhard, hg. von Ingo von Reiffenstein, Tüb. 31982 [Altdt. Textbibl., 17], v. 1316), wurde in der profanen Ikonographie später vor allem bei Doppelporträts von Eheleuten oder der Darstellung des Verlöbnisses bzw. der Ehestiftung gezeigt (dazu: RDK IV, Sp. 780f.), die in den Quellen auch als F. definiert wurde (s. Sp. 794).
Man verwendete sie aber auch in der innen- wie außenpolitischen Ikonographie weiterhin für F. (Herman Roodenburg, The „Hand of Friendship“..., in: A Cultural Hist. of Gesture, hg. von Jan N. Bremmer, Cambr. 1994, S. 172–176 mit Abb. 7.6; dazu auch: [92]). Sie wurde schließlich – wie schon in der Antike – als Emblem der Treue und F. bis in Neuzeit gebraucht ([70] Sp. 1017f.; s. Sp. 846f., 852, 856 u. ö.).
5. Merkmale
Entweder wurde die Ähnlichkeit oder die Komplementarität von Freunden betont.
Während bei David und Jonathan häufig – wohl als Relikt antiker Darstellungstraditionen von Mentorenverhältnissen wie jenem zwischen Achilleus und Patroklos – ein Alters- und auch ein Standesunterschied kenntlich gemacht wurde (s. Sp. 813f.) wurden andere Freundespaare gerade durch die Identität von Physiognomie, Alter, Haartracht und Kostüm als zusammengehörig charakterisiert (vgl. die Darstellung von Orest und Pylades in der antiken Kunst: Sp. 806f.). So sind auch bei der Darstellung von Petrus und Paulus, Amelius und Amicus, Sergius und Bacchus sowie Nisus und Euryalus Angleichung festzustellen. Für die Gruppe der Freunde des Hiob gilt dies von Anfang an, wobei ihre Aufwertung zu Königen den (durch F. überwundenen) Gegensatz zu Hiob verstärkt.
Bei Petrus und Paulus gibt es dafür keine literarische Vorlage. Bei Amelius und Amicus berichtet die Legende ganz zu Anfang über die zwillingshafte Ähnlichkeit der Freunde (z. B. Darst. auf den Seitentafeln eines Altarretabels für Sant’Albino in Mortara von Paolo Caylina il Vecchio, gen. Paolo da Brescia, signiert und dat. 1458; Noemi Gabrielli, Gall. Sabauda. Maestri Ital., Turin 1971, Taf. 20; dazu: ebd., S. 185). Sie wurde zum Bestandteil der Ikon. ihrer Darst., die in der Tradition der Doppelporträts von Soldatenheiligen steht, die jedoch keine F. verband (z. B. Dimitrios und Georgios).
Als Waffenbrüder sind auch Nisus und Euryalus in der der Berliner Hs. des Eneas-Romans Heinrichs von Veldeke charakterisiert: Sie verlassen die Burg Montalban im Gleichschritt, um den Feinden zu begegnen. Die Köpfe haben sie einander zugewandt, denn Euryalus spricht das Schicksal der Freunde aus: „wir suln er erwerben und suln mit ain ander ersterben“ (Berlin, Staatsbibl. PK, Ms. germ. fol. 282, fol. 42v); vgl. auch die Darst. des gemeinsamen Kampfes (fol. 44r) und Todes (fol. 44v): Heinrich von Veldeke. Eneasroman. Die Berliner Bilderhs. ..., hg. von Hans Fromm, mit den Miniaturen der Hs. und einem Aufsatz von Dorothea und Peter Diemer, FfM. 1992 [Bibl. des MA 4; Bibl. dt. Klassiker 77], Abb. zw. S. 384 und S. 385).
Als nahezu identisches Doppelporträt wurde wohl seit dem 7. Jh. die Darst. der Freunde Sergius und Bacchus gestaltet, die unter Kaiser Maximian (286–305) das Martyrium erlitten. Die Ikone aus dem Katharinenkloster auf dem Sinai (Kiew, Mus. für Westliche und Orientalische K.), die vermutlich im 7. Jh. entstanden ist, gilt als eine der ältesten bekannten Darst. (allerdings ist die Malschicht an vielen Stellen ergänzt und überarbeitet, auch die Namen der Heiligen wurden später hinzugefügt: Abb. 22; [50] S. 22–29; Wolfgang Fritz Volbach, Ikonenmal., in: Byzanz und der chr. Osten, FfM.-Bln. 1990, S. 179). Die Hll. sind beide halbfigurig vor einem blauen Hintergrund gezeigt. Sie tragen jeweils einen Halsreif mit drei großen Schmucksteinen, als Abbild des Maniakion, das sie zum Zeichen ihrer hohen gesellschaftlichen Stellung als kaiserliche Offiziere trugen und das ihnen der Legende nach genommen wurden, bevor man sie in Ketten und Frauenkleidern dem Kaiser vorführte (Elizabeth Key Fowden, The Barbarini Plain. Saint Sergius between Rome and Iran, Berkeley 1999 [The Transformation of the Classical Heritage, 28] S. 9). Das chr. Kreuz halten sie vor sich. Zwischen ihren nimbierten Häuptern erscheint in einer Glorie das Antlitz Christi. Dadurch wird auf das überzeitliche Bindeglied ihrer F., die Treue zu Gott sowohl im Leben als auch nach dem Tod verwiesen (vgl. Bildnisse von Märtyrerpaaren in der röm. Wandmal. des 6. Jh., z. B. in der Commodilla-Katakombe, 528, mit den Hll. Felix und Adauctus: Byzanz und der Chr. Osten, Propyläen-Kg., FfM. und Bln. 1990, S. 173, Nr. 27 [Jacqueline Lafontaine-Dosogne]). Auf späteren Bildern sind die beiden Freunde vielfach als zwillingshafte Reiterheilige zu Pferde gezeigt, z. B. auf der doppelseitigen Ikone, wohl geschaffen in Akko um 1280, aufbewahrt im Kloster St. Katherina, Sinai: Abb. 23; Ausst.kat. „Pilgrimage to Sina ...“, Athen 2004, S. 124–127, Nr. 18. In der Wandmal. werden sie vielfach nebeneinander oder in unmittelbarer Nachbarschaft dargestellt (z. B. Mistra, Kirche der Hodegetria [Afendiko], südl. Mittelschiffswand, 1. Dr. 14. Jh.: Suzy Dufrenne, Les programmes icon. des églises byz. de Mistra, Paris 1970 [Bibl. des Cah. arch., 4], Taf. 11; Klosterkirche Hosios Lukas in Boötien, südwestl. Seitenkap., wohl um 1622 nach Vorbildern des 4. V. 11. Jh. (Théano Chatzidakis-Bacharas, Les peintures murales de Hosios Loukas. Les chapelles occidentales, Athen 1982 [Tetradia christianikes archaiologias kai technes, 2], Abb. 43; zur Rest.gesch. vgl. Charles Diehl, L’église et les mosaïques du Couvent de Saint-Luc en Phocide, Ndr. Paris 1968 [Bibl. des Écoles Franç. d’Athènes et de Rome, 55], S. 14).
IV. Neuzeit
A. Quellen
1. Renaissance und Barock
a. Fortleben ma. Literatur
Wie viele Definitionen abstrakter Begriffe wurde auch die von F. in der frühen Neuzeit in leicht zu merkende Tabellen überführt.
Dominicus Nanus Mirabellius stellte seiner Zitatslg. zu „Amicicia“ ein solches Schema voran; es hebt echte und falsche F. voneinander ab. Zur echten F. gehört u. a. die Nützlichkeit; neben „delectabilis“ und „honesta“ ist sie auch „utilis“. Unterarten sind die natürliche F. (zwischen Verwandten), die häusliche oder wirtschaftliche F., die bürgerliche oder politische F. und die göttliche F. (zwischen Glaubensgenossen). F. zeigt sich in wechselseitigem Wohlwollen, Eintracht und Großzügigkeit. Sie wird erhalten durch passende und sich ergänzende Gefühlsäußerungen, gemeinsames Leben und einen gemeinsamen Willen. Sie hat keinen Bestand, wenn Zuneigung geheuchelt wird, wenn sie durch ein Vergehen zerstört wird oder wenn der Grad an Tugenden zwischen Freunden zu verschieden ist ([19] Bl. 14r).
Florilegien des 16. und 17. Jh. verzeichneten eine zunehmende Menge von Sprüchen aus antiken und neuzeitlichen Quellen.
Beisp.: [2] u. a. Bl. 29r, Nr. 68; Bl. 54r–v, Nr. 138f.; Joseph Langius, Adagia sive sententiae proverbiales ..., Strbg. 1596, S. 428–436; [19] Bl. 14r—17r, erweitert: Langius, Polyanthea, S. 148–181; Henricus Culens, Thes. locorum communium ..., Antw. 1622, S. 21 f.; vgl. Neuausg. von Thomas Hibernicus, Flores Doctorum ..., Wien 1737, S. 16–38. Sie gingen in die neueren Sprichwortslgn. ein: Wander 1, Sp. 1171–1205; [85] S. 230–234.
Aus diesem Fundus wurden auch persönliche Devisen geprägt: z. B. „Amicum proba, probatum ama!“ (Wahlspruch des Wolf Erhard von Muggenthal, Deutschordenskomtur in Regensburg) auf einer Wappenscheibe, Regensburg, 1615 (München, Bayer. Nat. mus.: Ausst.kat. „800 Jahre Dt. Orden“, Nürnberg 1990, S. 245f., Nr. III.10.6); s. auch Sp. 881.
Im Rahmen der Wiederentdeckung oder Neubewertung antiker Moralvorstellungen in der Renaissance verstanden humanistische Schriftsteller seit dem 15. Jh. „Amicitia“ vorwiegend als Tugend ([86] bes. S. 101–107).
Leon Battista Alberti inszenierte 1441 in Florenz einen Dichterwettstreit über „La vera amicizia“. Zugleich widmete er der Stadt einen Traktat über F. in Dialogform, der die Kenntnis von Aristoteles’ „Nikomachischer Ethik“ und Ciceros „Laelius“ (s. Sp. 800) widerspiegelt. Die „virtü“ der F. im Familien- und Klientenkreis wird hier auf politische Beziehungen ausgedehnt; dabei kommen sehr unterschiedliche Exempla zur Sprache, die Albertis breiten F.-Begriff belegen (I libri della famiglia, IV: De Amicitia, in: ders., Opere volgari, hg. von Cecil Grayson, Bd. 1, Bari 1960, S. 263–341; vgl. dazu: [86] S. 96; Reginald Hyatte, The Arts of Friendship. The Idealization of Friendship in Medieval and Early Renss. Lit., Leiden usw. 1994, S. 137–202, bes. S. 172–194).
Erasmus von Rotterdam war die F. und die sich aus ihr ergebende Gütergemeinschaft so wichtig, daß er seine „Adagia“ mit dem Sprichwort „Amicorum communia omnia“ nach Euripides eröffnete; weitere Dicta über F. folgen (Desiderius Erasmus, Adagiorum chiliades, eingeleitet und übers. von Theresia Payr [E. von Rotterdam, Ausgewählte Schrn., 7], Darmstadt 31995, S. 358–363).
Humanistische Zeugnisse von F. sind vor allem Briefe, denn ein regelmäßiger Briefwechsel galt schon im 15. Jh. als notwendig für die Erhaltung von F.; auch reine Brieffreundschaften, deren Partner sich nie persönlich kennenlernten, sind seit dem 16. Jh. bezeugt (Franz Josef Worstbrock [Hg.], Der Brief im Zeitalter der Renss., Weinheim 1983 [Mitt. der Komm. für Humanismusforschg., 9]).
Briefe wurden u. a. mit Porträts der abwesenden Freunde verglichen (z. B. Cencio de3 Rustieri, 1416: „quasi amicorum imagines“; zit. nach Johannes Klaus Kipf, Humanistische F. im Brief ..., in: Verwandtschaft, F., Bruderschaft ., hg. von Gerhard Krieger, Bln. 2009, S. 491–509, bes. S. 499, 507; zur antiken Tradition der Vergegenwärtigung des Freundes im Brief: Klaus Thraede, Grundzüge griech.-röm. Brieftopik, Mchn. 1970 [Zetemata, 48], S. 146–161). Zur „epistola amatoria“ bei Marsilio Ficino vgl. [54].
Dennoch blieb der Stellenwert von F. als Tugend im 16. Jh. Gegenstand von Diskussionen.
Eine der von Richard Flaminius SJ gestellten „Quaestiones morales“ auf einem Promotionsprogramm der Universität Dillingen lautete 1569: „An amicitia inter morum virtutes sit collocanda?“ (Dillingen, Studienbibl., Bd. XV γ 133/1, fol. 42; dazu Ulrich G. Leinsle, Dilinganae Disputationes ..., Rgbg. 2006 [Jesuitica ..., 11], S. 471–479, bes. S. 473, Anm. 45).
Ma. Vorstellungen von der Gottes-F. (s. Sp. 804f.) sind in der Literatur des 15. und 16. Jh. weiterhin bezeugt; jedoch sind sie bei Humanisten, Reformatoren und neuzeitlichen Mystikern unterschiedlich ausgeprägt.
M. Ficino führte jegliche Seelen-F., die er „amor divinus“, „amor Platonicus“ oder „amor Socraticus“ nannte, auf Gott zurück; daher sei im F.bund zweier Menschen stets ein dritter, Gott, anwesend ([54] S. 58). Johannes Reuchlin verglich 1493 die von der Liebe Gottes durchdrungene F. mit einer eisernen Kette, die von der Kraft eines Magneten zusammengehalten werde (ebd., S. 60–63).
Die Begriffe „Fründtschaft“ und Liebe zu Gott wurden auch von Huldrych Zwingli synonym verwendet (Sämtliche Werke, Bd. 2, Lpz. 1908, S. 347; dazu Heinrich Richard Schmidt, Die Heilung der Welt – die Reformation, in: Endzeiten – Wendezeiten, Bern usw. 2004, S. 132).
Ignatius von Loyola nannte 1537 seine Gefährten, die späteren Mitglieder der Societas Jesu, „Freunde im Herrn“ (zu den Quellen Stephan C. H. Kessler, „Freunde im Herrn“. Das F.ideal des Ignatius von Loyola ..., Communio 36, 2007, S. 258–269). Er richtete damit die F. der Jesuiten in mystischer Tradition an Christus aus (vgl. Sp. 808). Therese von Avila erlebte ihr „Inneres Beten“ als „Verweilen bei einem Freund“ (Ulrich Dobhan, T. von Avila. F. mit Gott, Mchn. 1987). Angelus Silesius, der seine Gotteserfahrung ausdrücklich in die Nachfolge der ma. Mystiker stellte, verglich die Vereinigung der Seele mit Gott mit der Liebe des Freundespaares David und Jonathan (A. Silesius [Johannes Scheffler], Cherubinischer Wandersmann ., Glatz 1675, hg. von Louise Gnädinger, Zh. 1986, S. 20; zu David und Jonathan s. Sp. 801 und 809f.). Eine Definition der Gottes-F. und ihrer Ableitungen bot Maximilian Sandaeus SJ (Pro Theologia mystica clavis, Köln 1640, S. 47f.).
Die F. des Schutzengels zum Menschen beschrieb Georg Stengel SJ 1625 im Gegensatz zu menschlicher F.: Der Engel erweise sich besonders im Unglück seines Schutzbefohlenen als Freund, während menschliche F. im gleichen Fall vergehe (De natura et proprietatibus angelorum dissertatio ..., Ingolstadt 1625, S. 1; vgl. Sp. 851f.).
Staatsrechtliche Verträge der frühen Neuzeit, die z. B. Friedensschlüsse oder Allianzen festhielten, enthalten häufig den Begriff „amicitia“ im Sinne von „Bündnis“ (Beisp. bei Andreas Würgler, Freunde, amis, amici. F. in Politik und Diplomatie der frühneuzeitlichen Eidgenossenschaft, in: [95] S. 191–210).
b. Exempla
Ausführliche Listen von Exempla enthält die Literatur der Renaissance.
Sebastian Brant widmete ein Gedicht seines erstmals 1494 erschienenen „Narrenschiffs“ der wahren (und falschen) F.: Als ideale Freundespaare sind genannt: David und Jonathan, Patroklos und Achilles, Orest und Pylades, Pythias und Demades, Saul und sein Schildknecht sowie Scipio und Laelius. Ein Narr ist hingegen, wer seinem Freund „was Übles tut“. Pessimistisch ist Brants Aussage: „Wo Geld fehlt, da ist Freundschaft aus“ (Das Narrenschiff, Basel 1494, hg. von Manfred Lemmer, Lpz. 1979, S. 49).
Eine ausführliche Liste biblischer und historischer Exempla zu F. enthält [7] ab S. 312: Unter den atl. Beisp. sind außer den oben genannten u. a. Ruth und Naomi (Ruth 1) und die Freunde des Hiob (Iob 2,6); als ntl. Beisp. dienen das Gleichnis vom Mann, der seinen Freund in der Nacht um einen Gefallen bittet (Lc 11, 5–8), das Entstehen von F. mit Hilfe des „ungerechten Mammon“ (Lc 16,9) und die auf Kosten Christi geschlossene F. von Herodes und Pilatus (Lc 21). Frangois Pomey SJ führte u. a. das Freundespaar Pylades und Orest (z. B. Sp. 801) als Exempla einer F. an, die Bereitschaft zum Opfertod für den Freund einschließt (F. Pomey, The Pantheon, Representing the Fabulous Historiés of the Heathen Gods ..., Ld. 1696, S. 367–372; Ausg. Utrecht 1697, S. 261). Abraham a Sancta Clara listete 1709 biblische Exempla für falsche F. auf: Kain und Abel, David und Uriah, Absalon und Amon, Jezabel und Naboth sowie Jesus Christus und Judas ([1] S. 166).
2. Aufklärung und Romantik
Seit der 2. H. 16. Jh. war F. in doppelter Weise interpretiert worden: Einerseits wurde sie durch die Wesensgleichheit von Individuen begründet, andererseits hatte sie eine gesellschaftliche Dimension; ihr Prinzip gegenseitigen Wohlwollens galt als Basis allgemeiner Wohlfahrt (Christa Seidel, Art. „F. III“ in: Hist. Lex. der Philos., Bd. 2, Basel-Stg. 1972, Sp. 1109f.). Beide Interpretationen wurden im 17. und 18. Jh. differenziert.
Eine literarische Basis für das Verständnis von F. als individuellem Bündnis boten u. a. Michel de Montaignes ab ca. 1580 verfaßte und 1588 erstmals erschienene „Essais de l’amitié“ (Gérard Defaux, Montaigne et le travail de l’amitié. Du lit de mort d’Étienne de la Boétie aux Essais de 1595, Orléans 2001).
Eine gesellschaftlich bedeutsame F. vertraten hingegen Anthony Ashley Cooper Earl of Shaftesbury (The moralists II, Ld. 1709, in: Moral and Political Philosophy, ed. Wolfram Benda u. a., Stg.-Bad Cannstatt 1987 [Standard Ed., II,1], S. 99–116) und Christian Wolff (Vernünfftige Gedancken von der Menschen Thun und Lassen, Halle a. d. Saale 71743 [ed. princ. 1723], T. 3, bes. § 777). Shaftesbury führte in dem Dialog zwischen Theokles und Palemon den Nachweis, daß F. zur gesamten Menschheit der individuellen F. überlegen sei, obwohl diese konstitutiv für das Menschsein überhaupt sei; bei Wolff sind F. und Menschenliebe synonym gebraucht.
In der 2. H. 17. und im 18. Jh. nahm die Anzahl literarischer Äußerungen über vernunftbestimmte Liebe und F. zu. Als maßgebliches Prinzip von F. galt nun das Vertrauen.
„Vernünftige Liebe“ und F. wurden synonym verwendet, jedoch von der „unvernünftigen“, d. h. affektiven Liebe unterschieden (z. B. Christian Thomasius, Von der K. vernünftig und tugendhaft zu lieben, Halle a. d. Saale 1692; bes. S. 171; ders., Von der Artzeney wider die unvernünfftige Liebe und der zuvorher nöthigen Erkäntniß sein selbst ..., Halle a. d. Saale 1707; vgl. noch [33] IX, Sp. 1838). Für Bernhard Strehlin war Liebe hingegen allenfalls eine Tochter der F. und kurzlebiger als diese, denn sie erkalte mit dem Altern der geliebten Person ([29] S. 11–14).
Die Vorstellung, daß Vertrauen Grundlage von F. sei, umschrieb z. B. Friedrich von Hagedorn 1750 in seinem Gedicht „Die Freundschaft“; die „freundschaftliche Liebe“ sei der Geselligkeit und den „Erhaltungstrieben“ überlegen (Wolfram Mauser, Geselligkeit ..., in: Karl Eibl [Hg.], Entwicklungsschwellen im 18. Jh., Hbg. 1990, S. 5–36). Vertrauen bildete die Grundlage des moralischen Handelns in Christian Fürchtegott Gellerts Lustspielen und Romanen, etwa dem „Leben der schwed. Gfn. von G.“, 1747–1748 (ebd., S. 17f.; [72] S. 12). Johann Kaspar Lavater widmete seine Gedichtslg. der „Poesieen“ (sic), Lpz. 1781, ausdrücklich seinen Freunden; F., die hier nicht von Liebe unterschieden ist, wird durch ein Lobgedicht von 1768 gefeiert (ebd., Bd. 2, Buch II, S. 76f., Nr. XIV). Buch III und IV des 2. Bandes enthalten ausschließlich Widmungsgedichte an lebende oder verstorbene Freunde, u. a. an C. F. Gellert, Johann Jakob Breitinger und Johann Jacob Bodmer.
Zwischen ca. 1775 und 1797 formulierte Immanuel Kant eine dreifache Definition von F., von der jedoch nur die höchste Form, die „moralische F.“, zweckfrei ist. Ihre Grundlagen seien Verstand und Gefühl; sie vereine „zwei Personen durch gleiche wechselseitige Liebe und Achtung“ und äußere sich in völligem gegenseitigen Vertrauen (Silvestro Marcucci, L’amicizia morale in Kant, in: [53] S. 231–259). Jean Paul pries die F. zwischen seelenverwandten Menschen (z. B. Brief vom 31. März 1795 an Christian Otto, in: Eduard Berend [Hg.], Die Briefe J. Pauls, Bd. 2: 1794–1797, Mchn. 1922, S. 59f.; vgl. Wolfdietrich Rasch, Die F. bei J. Paul, Breslau 1929). François Marie Arouet de Voltaire erschien die „amitié conjugale“ als wünschenswertes Band zwischen Eheleuten, da sie die größte gegenseitige Opferbereitschaft hervorrufe (F. M. A. de Voltaire, Zadig ou la destiné, in: Romans et contes ..., Bouillon 1778, S. 144f.). „Nahrung der Seele“ war sie für Johann Gottfried Herder (Brief an Maria Karoline Herder, 14. April 1789; zit. nach [48] S. 186).
Das Verständnis von F. als persönlicher Bindung seelenverwandter Menschen, aber auch die Erkenntnis der Bedeutung literarischer Beziehungsgeflechte brachte eine erhöhte Wertschätzung bestimmter Literaturgattungen mit sich: des realen oder fiktiven Briefwechsels sowie aller literarischen Gattungen, die sich zur persönlichen Widmung eigneten: Stammbüchern (s. Sp. 880–884), Emblemen (s. Sp. 845–853) und Epigrammen (s. Sp. 832).
Zum Thema der F. in Briefwechseln des 17. und 18. Jh. Jh. vgl. Gerlinde Huber-Rebenich, Officium amicitiae. Beobachtungen zu den Kriterien frühneuzeitlicher Briefslgn. am Beisp. der von Joachim Camerarius herausgegebenen Hessus-Korrespondenz, in: [80] S. 145— 156; Mirella Saulini, „Il gran piacere che io sento in ragionare con gl’amici“. Lettere di Bernardino Stefonio SJ (1560–1620) a Valentino Magioni SJ (1573–1660), Archivum Historicum Societatis Iesu 76, 2007, S. 243–360; Hartmut Laufhütte, Freundschaften. Ihre Spuren im Briefarchiv Sigmund von Birkens, in: [74] S. 309–329; Michael Maurer, F.briefe – Brieffreundschaften, in: [87] S. 67–79. – Als beispielhaft für einen „seelenvollen“ Briefstil publizierte Johann Wilhelm Ludwig Gleim seine zw. 1746 und 1771 ersch. „Freundschaftlichen Briefe“ ([72] S. 20). – Zu Freunden gewidmeten Emblemen s. Werner Wilhelm Schnabel, Über das Dedizieren von Emblemen. Binnenzueignungen in Emblematiken des 16. und 17. Jh., in: [74] S. 115–166. – Zu F. in der Lyrik: Heinz Wilms, Das Thema der F. in der dt. Barocklyrik und seine Herkunft aus der neulat. Dichtung des 16. Jh., Diss. Kiel 1962.
Die als Exempla dienenden antiken Freundespaare (s. Sp. 801 und 809f.) wurden im 18. Jh. weiterhin zitiert.
Louis de Sacy, Traité de l’amitié, ed. princ. Paris 1704, Ausg. Paris 1724, S. 27f., erzählt nach Lukian (s. Sp. 801), daß die Skythen „Amicitia“ Altäre und dem Freundespaar Orest und Pylades einen Tempel geweiht hätten. Noch Johann Georg Sulzer nahm Orest und Pylades als „Beyspiele“ der F. auf (Sulzer, Bd. 1 [31798], S. 111).
Aus der Übersetzung des engl. „sentimental“ mit „empfindsam“ entstand in der 2. H. 18. Jh. der Begriff der „Empfindsamkeit“; er umfaßte zugleich Motive und Strukturen der als vorbildlich empfundenen englischen Literatur (Gerhard Sauder, Empfindsamkeit, Bd. 1, Stg. 1974, S. 193). Hierzu gehörte insbesondere die Hochschätzung der F., deren Pflege bis um die M. 19. Jh. rituelle Formen annahm (Albert Salomon, Der F.kult des 18. Jh. in Dtld., Diss. Heidelberg 1921, hg. von Richard Grathoff, Zschr. für Soziologie 8, 1979, S. 280–308; Wolf dietrich Rasch, F.kult und F.dichtung im dt. Schrifttum des 18. Jh., Halle a. d. S. 1936 [Dt. Vjschr. für Lit.wiss. und Geistesgesch., 21]; vgl. dazu: Wolfgang Adam, Wieder gelesen: W. Rasch, F.kult ..., in: [74] S. 41–55).
Grundlegend für das Genre des empfindsamen Romans, in dem F. eine wesentliche Rolle spielt, wurden die Werke von Samuel Richardson und Laurence Sterne. Die 1742–1745 erschienene Gedichtslg. „Night Thoughts on Life, Death and Immortality" von Edward Young war bes. einflußreich; ihre Übers. von Johann Arnold Ebert, 1754, bewirkte eine breite Rezeption in dt. Stammbüchern und auf F.denkmälern (s. Sp. 870, 874 und 880).
Immanuel Jakob Pyra und Samuel Gotthold Lange schufen bereits 1745 mit der von J. J. Bodmer hg. Slg. „Thirsis’ und Damons freundschaftliche Lieder" eine Basis für den dt. lit. F.kult. Zu den Zürcher F.bünden des 18. Jh. vgl. Martin Bircher, „Ein gewisser neuer dichterischer Wohlklang", in: ders. und Bruno Weber, Salomon Gessner, Zh. 1982, S. 13–27, bes. S. 21–27; zur lit.geschichtlichen Rolle von Bodmer und seinen Freunden: Anett Lütteken und Barbara Mahlmann-Bauer (Hgg.), Bodmer und Breitinger im Netzwerk der europ. Aufklärung, Gött. 2009 (Das 18. Jh., Suppl., 16).
Eine empfindsame Geisteshaltung bei ernsthaftem Bemühen um eine gegenseitige literarische Förderung prägte auch die F.bünde junger Dichter in der 2. H. 18. Jh.: den durch Werke Friedrich Gottlieb Klopstocks geprägten Göttinger „Hainbund" (1772–1774) mit dem seit 1769 (für das Jahr 1770) erscheinenden „Göttinger Musenalmanach" (Alfred Kelletat [Hg.], Der Göttinger Hain, Stg. 1967 [Universal-Bibl., 8789–8793], bes. S. 404–421; [72] S. 22–26) und den von Johann Wolfgang von Goethe nach 1771 beschriebenen „Darmstädter Kreis" (Dichtung und Wahrheit, Buch 12 und 13). Die Bundesbrüder wählten Pseudonyme, die auf Bardenmythen verwiesen und kostümierten sich entsprechend.
Bei pietistischen oder pietistisch beeinflußten Autoren in der Nachfolge Philipp Jakob Speners kehrte die spätantike und ma. Auffassung wieder, daß die Ausrichtung auf Gott der „innere Grund der Übereinstimmung" von Freunden sei oder dass der irdische Freund Empfänger der Gottesliebe sei ([72] S. 16).
F. G. Klopstock, der F. auch theoretisch abhandelte („Von der F.", in: Klopstocks sämmtliche Werke, Bd. 11: Hinterlaßne Schriften, Lpz. 1823, S. 238–251), bezog in seinem Werk „Messias" Christus in den menschlichen F.bund ein (Luigi Quattrocchi, L’amicizia nella letteratura tedesca del ‘700 dall’affratellamento pietistico alla tragedia schilleriana, in: [53] S. 335–369). Vgl. Susanna Catharina von Klettenberg, Der Charakter der F., in: dies., Die schöne Seele, hg. von Heinrich Funck, Lpz. 1911, S. 141f.
Die deutschen Dichter von Klassik und Romantik pflegten das Ideal der F. mit unterschiedlicher Intensität und Zielrichtung weiter. J. W. von Goethe sprach um 1795 den „Armen, die wir wenig oder nichts besitzen ... das Glück der F. in reichem Maße" zu, denn sie könnten den Freund nicht durch Geschenke, sondern nur durch sich selbst erfreuen (Wilhelm Meisters Lehrjahre, Buch 4, Kap. 2: J. W von Goethe, Werke, hg. von Erich Trunz, Mchn. 21998 [Hamburger Ausg., 7], S. 212).
Welche Zunahme an Wertschätzung die F. noch in der 1. H. 19. Jh. erfuhr, zeigt die Menge an später kaum mehr gebrauchten Komposita von Freund und F., die das Dt. Wb. der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm auf listet: z. B. „freundbrüderlich“, „Freundesarm“, „Freundschaftsblick“, „Freundschaftsdrang“ (Grimm IV, 1, Sp. 161–170).
B. Darstellungen
1. Personifikation
Ma. Beschreibungen der Personifikation (s. Sp. 812) wurden in der Renaissance weiterhin verwendet. Vor dem späten 16. Jh. war es offenbar nicht von Bedeutung, ob die Personifikation weiblich oder männlich dargestellt wurde.
Gregor Reisch beschrieb F. in seiner erstmals 1503 erschienenen „Margarita philosophica“ ([23] lib. XII, Bl. bb IVv–VIr); der zugehörige Holzschnitt (Abb. 6) zeigt einen jungen Mann mit unbedecktem Haupt, geöffneter Brust und den Motti „Estas hiems“ seitlich des Kopfes, „longe prope“ neben dem Herzen und „mors et vita“ am Saum seines Gewandes. Er deutet auf sein Herz. Der Text erläutert, daß die Pers. jung sei, da F. immer jung bleibe, daß sie keinen Hut habe, da sie allen Schichten zugänglich sei, und schlichte Kleidung trage, da F. jeden Mangel ertrage. Das Herz trete zu Tage, da F. nichts verhülle; der Gestus verweise auf die Übereinstimmung von Handlungen, Worten und Gedanken (hierzu und zur Wirkung auf das Druckerzeichen des Wolfgang Köpfel, ab 1523: Anja Wolkenhauer, Zu schwer für Apoll. Die Antike in humanistischen Druckerzeichen des 16. Jh., Wiesb. 2002 [Wolfenbütteler Schrn. zur Gesch. des Buchwesens, 35], S. 278–285). – Zu der monumentalen Pers. in der Ratsstube des Alt en Rathaus von Genf s. Abb. 4.
a. Mythographie
Da „philia“ und „amicitia“ im antiken Mythus keine Rolle spielten, kam F. auch in der antikisierenden Mythographie der Neuzeit nur marginal vor.
In einer Illustration zu Buch VIII der „Nikomachischen Ethik“ (s. Sp. 798f.) stellte der südital. Miniator Reginaldus Piramus um 1500 Philia als unbekleidete junge Frau mit Hund dar, die ein Modell des Kosmos mit dem Band der F. umwindet (Abb. 5; dazu [88] S. 90–94, Taf. VIII).
Giglio Gregorio Giraldi widmete der „dea Amicitia“ 1548 einen Abschnitt seiner Mythographie, obwohl F. weder Altäre noch Kultstatuen besessen habe. Sie sei aber in der Antike als junger Mann mit bloßem Haupt, offener Brust und zerrissenem Gewand dargestellt worden, der auf sein Herz zeige; dem Bild seien die Motti „Mors et Vita“, „Aestas et Hyems“ sowie „Longe et Prope“ zugeordnet gewesen. Interpretiert wird die Darst. folgendermaßen: „Amicitia“ sei jung, weil sie niemals altere, habe ein unbedecktes Haupt, weil sie alles ertrage; sie habe ein zerrissenes Gewand, weil der Freund dem Freund zuliebe jede Mühe auf sich nehme. Die Motti verwiesen auf die Dauer der F., ihren Dienst in Glück und Unglück sowie auf ihre Unabhängigkeit von der Entfernung der Freunde. Der Zeigegestus auf das Herz bedeute, daß Herz und Worte in Einklang stehen. Ein (nicht zitiertes) Epigramm über Ulme und Weinstock habe beschrieben, daß die F. über den Tod hinaus andauere (Giraldi, S. 73).
b. Ikonologien
Ältere Vorstellungen von F. wurden von Cesare Ripa aufgegriffen, in seine ab 1593 in diversen Ausgaben erschienene „Iconologia“ einbezogen und um vier weitere Darstellungsmöglichkeiten der F. ergänzt ([24] S. 10–12).
Die erste Pers. ist eine weißgekleidete, barfüßige Frau, deren Gewand die linke Brust freiläßt; sie deutet auf ihr Herz, auf dem zu lesen ist: „Longe et prope“. Sie trägt einen Kranz aus Myrte und Granatapfelblüten (zur F. dieser Pflanzen vgl. [32] Bl. 398v); auf ihrer Stirn steht „Hiems, aestas“. Auf dem Saum ihres Gewandes liest man „Mors et vita“. Sie hält den Baumstumpf einer Ulme, der von einer grünen Weinranke umschlungen wird. Das weiße Gewand zeigt die Reinheit der F., ihre Barfüßigkeit den Eifer, mit dem ein Freund dem anderen hilft, ohne Unbequemlichkeiten zu fürchten. Der Kranz verweist auf die Eintracht bzw. die Früchte der F. sowie den „süßen Duft“ ihrer Exempla. Die seit dem 14. Jh. literarisch und seit dem fr. 15. Jh. auch in bildlichen Darst. nachweisbaren Motti (s. Sp. 812) beschwören die Unwandelbarkeit der F., unabhängig von Nähe oder Ferne und dem Wirken von Fortuna (s. Sp. 271–401). Die tote Ulme mit dem frischen Weinlaub erinnert daran, daß eine in guten Zeiten geschlossene F. auch in schlechteren erhalten bleiben müsse, denn ein guter Freund könne immer einen Ausweg finden ([24] S. 10).
Der zweiten Pers., deren rechter Fuß auf einem Totenschädel steht, gab Ripa ein weißes Hündchen und einen Blumenstrauß bei. Das Hündchen steht für unbefleckte Treue, die Blumen für den Wohlgeruch sittlicher Gesellschaftsordnung. Der Totenschädel besagt, daß echte F. den Tod verachte; als Beisp. werden Orest und Pylades nach Ovid genannt (ebd., S. 11).
Als dritte Pers. der F. empfahl Ripa die drei Grazien in ihren seit der Antike bekannten Posen (Abb. 17, vgl. Cartari 1571: Abb. 18). Sie halten als Attribute eine Rose, einen Würfel und einen Myrtenstrauß. Ihre Nacktheit steht für ihre Unfähigkeit zum Betrug, ihre Jungfräulichkeit für die Freiheit der F. von jedem Eigeninteresse. Die Rose bezeichnet die Liebenswürdigkeit („piacevolezza“), die Freunde einander erzeigen sollen, der Würfel wechselseitige Wohltaten und die immergrüne Myrte die Beständigkeit der F. (ebd., S. 1lf.).
Das vierte Bild der F. sieht (unter Bezug auf Andrea Alciato, s. Sp. 850) einen Blinden vor, der einen sehenden Lahmen auf den Schultern trägt, so daß ein Freund dem anderen mit seinen Fähigkeiten aushilft (ebd., S. 12).
Die fünfte Pers. „senza giovamento“ ist ein Bild der falschen F.: Eine Frau in zerrissenem Gewand trägt ein Nest mit Schwalben, aus dem Vögel fortfliegen. Sie sind wie Freunde, die im Frühling des Reichtums herbeieilen, aber im Winter der Unannehmlichkeiten ihre Freunde verlassen. Zitiert wird das Beispiel des Pythagoras, von dem es hieß, daß er alle Schwalbennester von seinem Haus entfernen ließ, um undankbare Freunde fernzuhalten (ebd., S. 12). – Zu „Fede nell’amicitia“ s. RDK VIII, Sp. 771f.
Seit der 1. ill. Ausg., Rom 1603, wurde die erste Pers. stets in einem Holzschnitt dargestellt (Abb. 7; [24] S. 16–18); der Kranz fehlt zunächst, wird jedoch in der niederl. Ausg., Amst. 1644, ergänzt (statt der geforderten Granatapfelblüten sind ganze Granatäpfel eingeflochten: Iconologia of uytbeeldingen des Verstands ..., Amst. 1644, S. 575–577). In der von Jean Baudoin kommentierten franz. Ausg. von 1643 sind neben dem traditionellen Bild der F. (Abb. 8) auch die Grazien vertreten (Abb. 17: [6] T. 1, S. 9f.; T. 2, S. 107f.), während die „Foy d’amitie“ als Opfernde am Altar erscheint (ebd., T. 2, S. 124f.: RDK VIII, Sp. 771, Abb. 3).
Die Nürnberger Ausg. von 1732 enthält F. mit dem Hund; hier sind Kommentare zu den Übers. der Originaltexte eingefügt (Neue teutsche Übers. Herrn Cesare Ripa ... Iconologia oder Bilder-Sprache ..., Nbg. 1732, S. 127–140). In der um 1760 in Augsburg erschienenen Ausg. Johann Georg Hertels sind die Pers. nach Ripa zusammengezogen und durch Jakob und Esau (RDK V, Sp. 1445) exemplifiziert (Abb. 10). Zur Nachfolge bei Gravelot-Cochin s. Sp. 838.
c. Graphik
Einblattdrucke des 16. Jh. gaben überwiegend die gängigste Pers. der F. wieder; ungewöhnliche Darstellungen sind nur anhand von Beschriftungen identifizierbar.
Dies gilt z. B. für einen Kupferstich von Marcantonio Raimondi, um 1515, auf dem die F. als junge Frau ohne Attribute mit dem geflügelten Amor disputierend erscheint (B. ill. 27, S. 52, Nr. 355 A).
Beisp. für Flugblätter des 16. Jh.: ein als „Typus amiciciae“ betitelter Druck mit einem Gedicht des Juristen Joannes Franciscus Ripa an Philipp Melanchthon, postum erschienen in Wittenberg (?) 1561 ([57] S. 46f., Nr. I,17); Blatt mit demselben Titel, aber Distichen von Denis Lebey de Batilly, in denen F. sich selbst erläutert (wohl Augsb. 1598: ebd., S. 48f., Nr. I,18).
Auch in zeichnerisch überlieferten Festkostümen der Renss. kam F. vor, so in der von der Werkstatt Giorgio Vasaris entworfenen „Mascherata“ zur Hochzeit des Francesco de’ Medici mit Johanna von Österreich, Florenz 1566: F. deutet auf ihr offenes Herz mit der Aufschrift „Longe et Prope“ und trägt den trockenem Ulmenzweig mit einer Weinrebe (Florenz, Mus. degli Uffizi, Kk., Inv.nr. 2774 F; zur Serie: Ausst.kat. „Disegni vasariani ...“, Florenz 1966).
Diese Tradition wurde im 17. und 18. Jh. weitergeführt. Als Attribute gewannen der auf Freundestreue bezogene Hund (vgl. [32] Bl. 40v), das (geopferte) Herz und die Beständigkeit anzeigende Säule bzw. der Säulenstumpf an Beliebtheit. Außerdem tritt F. gelegentlich auf die Maske der Falschheit (RDK VI, Sp. 1374–1407, bes. Sp. 1397–1400).
Unter den Einblattdrucken des 17. Jh. sind z. B. ein „Bildnis der wahren F.“, Kupferstich nach Vorlage der „Emblemata Secularia“, 1611 (s. Sp. 846; [57] S. 44f., Nr. I,16) und ein Nürnberger Kupferstich von 1617 (ebd., S. 50f., Nr. 1,19). In Georg Philipp Harsdörffer, Frauenzimmer Gesprächspiele, T. 7, Nbg. 1647, E iii: Ndr. hg. von Irmgard Böttcher, Tüb. 1969, S. 102f., ist die erste Pers. nach Ripa abgebildet und beschrieben.
François Boucher gab 1753 eine Gemme von Jacques Guay mit F. wieder, die 1782 in einer Serie von Radierungen der Marquise de Pompadour (Jeanne Antoinette Poisson) erschien: Das Ovalbild zeigt F. mit entblößtem Oberkörper, zu Füßen die Maske der Falschheit; sie steht zwischen einer schlanken Ulme mit Weinlaub und einem bekränzten Säulenschaft, auf dem F. ihr Herz deponiert ([30] Nr. 16: [44] S. 177–181; Abb. S. 185). Ein weiteres Blatt aus derselben Serie zeigt „La fidelle Amitié“, eine F. mit entblößter linker Brust, die eine Girlande hält und auf einer Maske steht, während ein Hund zu ihr aufblickt ([30] Nr. 42).
Das Frontispiz zu „Dorians Briefen von der F.“, 1767, dient als Exposition für einen zweibändigen Traktat in Briefform über F. und deren Darst. (Abb. 11; [29]). Es zeigt die Pers. der Amicitia in Gestalt eines jungen Mannes in einseitig ausgefranstem Gewand; eine Seite seines Kopfes trägt volles Haar mit Blüten, während die andere dünn und weiß behaart ist. Auf der rechten Schult er strahlt ein Stern, am rechten Handrücken die Sonne. Das Herz ist durch ein Fenster in der Brust sichtbar. F. tritt mit dem rechten Fuß auf eine Schlange, mit dem linken auf einen Totenschädel. Das Bildfeld begrenzt links eine dürre Ulme mit Weinranken.
Noch Daniel Nikolaus Chodowiecki bezog 1789 eine durch Ulme und Weinlaub charakterisierte F. in die radierte Serie von Pers. „guter menschlicher Eigenschaften“ ein (Jens-Heiner Bauer, D. N. Chodowiecki, Das druckgraph. Werk. Die Slg. Wilhelm Burggraf zu Dohna- Schlobitten, Hann. 1988, S. 203, Nr. 1395).
d. Malerei und Plastik
Im 17. und 18. Jh. wurden auch Gemälde und Skulpturen von F. angefertigt.
Malerei: Pers. kommen gelegentlich in Raumausstattungen aus dem 17. Jh. vor, z. B. Leinwandgem. von Antonio Triva in der Münchner Residenz (Lucia Longo, A. Triva pittore [1626–1699], Trient 1990, Abb. 68, 77).
Skulptur: Den Schloßpark von Versailles schmückt eine Pers. der „Fidélité“ von Armand Lefevre, 1684, die mit späteren F.-Pers. (s. Sp. 837, 839, 841 u. ö.) den Hund und das in der Hand gehaltene Herz gemeinsam hat (Jean-François Carric, Versailles. Le Jardin des statues, Paris 2001, S. 222).
Die auffallend häufigen F.-Darstellungen in der franz. Plastik um 1750–1765 scheinen wesentlich durch die Marquise de Pompadour angeregt worden zu sein, die mit diesem Thema ihrer Beziehung zu Kg. Louis XV. von Frankr. Ausdruck verlieh.
1750 erhielt Jean-Baptiste Pigalle den Auftrag zu einer monumentalen F.-Statue in Marmor, die zugleich ein Porträt seiner Auftraggeberin sein sollte. Das 1753 dat. „Portrait historié“, das im Park von Schloß Bellevue aufgestellt wurde, steht durch die Gestik der Figur (sie weist auf die entblößte linke Brust, also ihr Herz) und durch die als Stütze dienende Ulme mit Weinlaub in der Tradition der F.-Pers. ([63] S. 56–58; zu dem Pendant „F. und Amor“ s. Sp. 841). 1755 gab die Marquise de Pompadour bei Étienne-Maurice Falconet eine weitere Pers. der F. in Auftrag, die diese (nach Entw. von F. Boucher) mit dem Herzen in der Hand neben einem mit Rosen bekränzten Säulenstumpf zeigt; sie wurde in Biskuitporzellan von der Manufaktur Sèvres ausgeführt ([41] S. 114, Nr. 36). Ikonographisch konventioneller ist eine weitere, wohl 1755 beg. und ebenfalls E.-M. Falconet zugeschr. F. aus Biskuitporzellan: Sie vollführt den Zeigegestus auf das Herz, umfängt den Ulmenstrunk und trägt ein Stirnband mit dem Motto „Hiems et Aestas“; motivisch steht sie einer Marmorstatuette der F. von Louis Boizot (Lille, Pal. des B.-A.) nahe (ebd., S. 183f., Nr. 110; zum Gipsmodell: George Levitine, The sculpture of Falconet, N.Y. 1972, Abb. 37).
Nach dem Tod seiner Mäzenin (1764) schuf E.-M. Falconet als Hommage eine weitere F. für Sèvres, die 1765 im Salon präsentiert wurde: Sie zeigt F. als bekränztes junges Mädchen, das dem Betrachter mit beiden Händen das Herz vorweist. Es tritt auf die Maske der Falschheit und lehnt sich an die von Weinlaub umrankte tote Ulme ([41] S. 174, Nr. 100). – Wohl von einem Nachfolger Falconets stammt die vermutlich zu Unrecht „Fidelity" genannte vergoldete Bronzestatuette mit entblößter linker Brust, die Attribute der F. vereint: In der rechten Hand hält sie das Herz, auf dem linken Arm einen Hund; sie steht auf der Maske der Falschheit, aus der eine Schlange züngelt (London, Wallace Coll.: Robert Wenley, French Bronzes in the Wallace Coll., Ld. 2002, S. 88f.). Daß der Hund noch im 18. Jh. treue F. verbildlichen konnte, belegen u. a. die Radierung „La fidelle Amitie“ (s. Sp. 836) und eine Kamee von J. Guay (s. Sp. 879).
In Dtld. gestalteten Bildhauer des Klassizismus ähnliche Themen, so Johann Heinrich Dannecker mit seiner um 1792–1793 in Biskuit-Porzellan ausgeführten Gruppe „F. und Harmonie“ ([89] S. 52, Abb. 36).
Oft nimmt F. in Darstellungen des 18. Jh. den Gestus einer Trauernden ein, wenn sie eines abwesenden oder verstorbenen Freundes gedenkt.
Angelika Kauffmann radierte 1767 eine F. in Halbfigur, die trauernd die Urne einer verstorbenen Freundin umfängt; das Erinnerungsblatt galt der auf See verunglückten Tochter des Generals Stanwick ([38] S. 415, Nr. 254). Auch bei Hubert-François Gravelot und Charles-Nicolas Cochin wurde 1791 dieser Aspekt betont: Die traditionell nach C. Ripa aufgefaßte Pers. der „Amitié" betrachtet einen Sarkophag, auf dem ein trauernder Putto ein Porträt hält. Auf dem Sarkophag liest man das Motto „Mors et Vita" ([12] Bd. 1, S. 23). Zu den Skulpturen einer trauernden F. von J. H. Dannecker und Philipp Jakob Scheffauer, 1801–1802, s. Sp. 862.
2. Szenische Allegorien
Sowohl die „wahre" als auch die „falsche" F. wurden in erweitertem Kontext personifiziert und handelnd dargestellt.
a. Wahre F.
Die Personifikation der wahren F. trat, besonders im 18. Jh., zusammen mit weiteren Gottheiten oder Tugenden auf.
Paul Decker fügte eine Darst. der F. in seinen Entw. für ein vielfiguriges Deckengem. unter dem Präsidium der „Göttlichen Allmacht" ein. Die Pers. der „wahren F.“ trägt einen Schlüssel und hat einen Hund bei sich, um ihre Treue anzudeuten. Sie wird umringt von der „Leutseligkeit“ mit Säule, die für die Beständigkeit der F. spricht, von der „Unzertrennlichkeit“ mit Stabbündel, einem Genius mit Taube, der für die „liebreiche Freundschaft“ steht, und blumenstreuenden Grazien (Decker, T. 1, Erläuterung zu Taf. XIII).
Nicht selten wurde die Beziehung von F. und Liebe durch die Darstellung von Amicitia und Amor veranschaulicht.
Druckgraphik: Ein von J. Guay geschnittenes, dreiseitiges Petschaft der Marquise de Pompadour mit F.-Szenen, 1753, wurde von der Besitzerin selbst in Radierungen wiedergegeben: Eine Seite zeigt die auf die Maske der Falschheit tretende F., die den Amorknaben liebkost; eine Rosengirlande verbindet beide Figuren ([30] Nr. 43: [44] S. 185, Nr. 80). Auf einer weiteren ist das Opfer Amors am brennenden Altar der F. zu sehen ([30] Nr. 41: [44] S. 185, Nr. 80). Die dritte Seite nimmt der „Temple de l’Amitié" mit den Initialen „PL" für Pompadour und Louis ein ([30] Nr. 44: [44] S. 185, Nr. 80). – Eine Radierung in Crayonmanier von Gilles Demarteau nach F. Boucher zeigt ebenfalls einen „Autel de l’Amitié", an dem die bekränzte F. opfert, assistiert vom Amorknaben mit dem Helm des Mars zu Füßen und einem kindlichen Genius (Ausst.kat. „Exposition de L’Œuvre de G. Demarteau", Lyon 1923, Abb. 75).
Gemälde: Innerhalb einer Serie von Liebesszenen für den Pavillon von Louveciennes (im Besitz der Jeanne Comtesse Du Barry) malte Jean-Honoré Fragonard 1772–1773 u. a. die „Lettres d’amour": Zu Füßen einer Monumentalstatue von Amicitia mit dem Amorknaben, die ein Herz hält, beschäftigt sich ein Liebespaar mit einem Brief (New York, Frick Coll.: [100] S. 133, Abb. 4 und S. 143–146). „L’union de l’Amour et de l’Amitié" gibt ein Gem. von Pierre Paul Prud’hon, 1793, wieder: Der jugendliche geflügelte Amor mit Myrtenkranz und der Fackel des Hymenäus legt der mit Granatapfelblüten bekränzten, weitgehend nackten F. den rechten Arm um die Schult ern; im Hintergrund ist die umrankte Ulme sichtbar, zu deren Füßen ein Cupidoknabe sitzt (Minneapolis Inst. of Arts: Ausst.kat. „Prud’hon ou le rêve du bonheur“, Paris und N.Y. 1998, S. 69f.).
Plastik: J.-B. Pigalle erhielt 1754 von der Marquise de Pompadour den Auftrag zu der Skulpturengruppe „L’Amour et l’Amitié“, die er 1758 fertigstellte. Sie zeigt F. vor dem Ulmenstumpf sitzend, die den Amorknaben in die Arme nimmt (Paris, Mus. du Louvre: [44] S. 235f., Nr. 124). Die Überlegenheit der F. gegenüber der Liebe verbildlichte Jean Pierre Antoine Tassaert in Berlin 1776 als Marmorgruppe: F. in Gestalt einer schönen Frau mit dem von Weinlaub umrankten Ulmenstrunk verbrennt die Waffen Amors auf ihrem Opferaltar, während der kindliche Liebesgott mit geballten Fäusten erbost zusieht (Abb. 12; Rita Hofereiter, Der Berliner Hofbildhauer Tassaert ..., Anz. des. Germ. Nat.mus. 1996, S. 165–174). Eine wohl auf F. Boucher zurückgehende Szene mit F. und Amor am Opferaltar wurde um 1783 von Christian Gottfried Jüchtzer, Meißen, in Biskuitporzellan modelliert (Abb. 13; [78] S. 246).
Antoine-André Ravrio schuf um 1808 eine Automatenuhr aus versilberter Bronze für Kaiserin Joséphines „boudoir d’argent“ im Palais de l’Elysée, Paris; die als „Le char de l’amitié“ bez. Uhr zeigt Amor als Wagenlenker auf einem von einem Hund gezogenen Wagen stehend (Juliette Niclausse, A.-A. Ravrio, GBA, 6ème pér. 67, 1966, S. 32 und 29, Abb. 3).
Wenn der Aspekt der Treue betont werden sollte, konnte F. mit einer Personifikation der *Fides dargestellt werden. Das ab 1774 für Fürstin Luise Henriette Wilhelmine von Anhalt-Dessau errichtete Schloß Luisium bei Dessau wurde mit Innendekorationen versehen, in denen u. a. die Tugenden der Fürstin gefeiert werden: An der Decke des Saals ist u. a. ein vom Glück gelenktes Boot zu sehen, in dem die grün gekleidete F. Fides mit ihrem Hund willkommen heißt (Anette Froesch, Das Luisium bei Dessau ..., Mchn.-Bln. 2002 [Forschgn. zum Gartenreich Dessau-Wörlitz, 1], S. 110, Taf. 34; zu den Fassungen des Concetto: S. 160). Neue Bildformeln für F. wurden im Kreis der dt. Romantiker geschaffen.
Johann Friedrich Overbeck und Franz Pforr feierten ihre F. mit wechselseitigen Gem.: Dem Tafelbild „Sulamith und Maria“ von F. Pforr (1811) folgte 1815–1828 „Italia und Germania“ von J. F. Overbeck als Pers. der sich freundschaftlich zugeneigten Länder ([69] S. 84–92, 162–168, Abb. 6f., 22; [42]; Isabel Skokan, Germania und Italia ..., Freiburg i. Br. 2009, bes. S. 42–44).
b. Falsche F.
Das treffendste Bild trügerischer F. ist die Umarmung von vermeintlichen Freunden, deren einer dem anderen einen Dolch in den Rücken stößt.
Jacques Lagniet publizierte um 1657 in Paris innerhalb der Serie „Recueil des plus illustres proverbes“ eine Radierung, auf der er den Kuß des Verräters inschriftlich mit dem des Judas verglich (Clelia Alberici und Alberto Milano, Fuoco Aqua Cielo Terra. Stampe popolari profane della „Civica Raccolta Achille Bertarelli“, Vigevano 1995, S. 703, Nr. 1048). Das Hl. Grab von Neuzelle, 1751, zeigt als Typus zum Verrat des Judas den Mord des Joab an Abner (Walter Ederer und Klaus Reinecke [Hgg.], „Sein grab wird herrlich seijn“. Das Hl. Grab von Neuzelle und seine Passionsdarst. von 1751, Rgbg. 1998, S. 95, Taf. 22). Zu vergleichbaren Emblemen s. Sp. 851f.
Das Thema wurde auch dramatisch bearbeitet, z. B. von Henricus Abentheurer SJ (Amici veri et falsi oppositio., Ingolstadt 1690; Perioche bei Elida Maria Szarota, Das Jesuitendrama im dt. Sprachgebiet III/2, Mchn. 1983, S. 1767–1773): Von den drei allegorisch ausgedeuteten Freunden erweist sich nur einer als echter Freund: die auf Christus beruhende Tugend.
Gelegentlich dienten Tiere und deren Verhalten als Ausdruck falscher F.
Johann Elias Ridinger stellte die Fabel vom Rebhuhn dar, das sich vor dem Fuchs unter den scheinbaren Schutz einer Eule flüchtet und von dieser getötet wird (Georg August Wilhelm Thienemann, Leben und Wirken des ... J. E. Ridinger ..., Lpz. 1856, S. 153, Nr. 767).
Als Bild der falschen F. diente vielfach die „untreue“ Schwalbe (vgl. [32] Bl. 162v; [7] S. 345). Die treue F. mit ihrem Hund opfert auf der Radierung „L’Amitié“ von Charles-Nicolas Cochin gemeinsam mit der durch das Schwalbennest, an dem ihr Herz hängt, gekennzeichneten falschen F. an einem Altar. Auf diesem sind die Motti „Longe et Prope“ sowie „Mors et Vita“ eingemeißelt; neben ihm steht ein Ulmenstrunk mit Rebe. Im Hintergrund lauert der „Haß“ mit gezücktem Dolch und Laterne (C.-N. Cochin, Almanach iconologique, 11. Folge, Paris 1775, Taf. 4: [100] S. 145, Abb. 15). In der 1791 erschienenen „Iconologie par figures“ wurde die Aussage insofern verschärft, als die „treue F.“ nun durch „Flatterie“ mit der Flöte ersetzt ist, die mit der „Amitié passagère“ am Opferaltar steht; dieser ist nun in ein Netz gehüllt ([12] Bd. II, S. 47).
3. Exempla
Als Exempla für F. wurden die literarisch überlieferten F.paare (s. Sp. 809f.) in allen künstlerischen Gattungen und auf oder in allen für F. relevanten Realien dargestellt: F.tempeln (s. Sp. 86–872), F.denkmälern (s. Sp. 872–875) und F.gaben (s. Sp. 875–893). Im 17. und 18. Jh., bes. in den Niederlanden, gab es auch Historienbilder mit F.paaren.
Beisp.: Pieter Lastman schuf 1614 ein Gem. mit dem Streit von Orest und Pylades am Altar der Artemis von Tauris, in dem die Brüder wetteifern, wer sich für den anderen opfern dürfe (Abb. 28). Diese Szene schilderte auch Nikolaes Verkolje 1732 (Amsterdam, Hist. Mus.: Albert Blankert, Amsterdams Hist. Mus. Schilderijen daterend van voor 1800, Amst. 1975–1979, S. 343f., Nr. 471). – Szenen der F. von Ruth und Naomi gaben Adriaen de Weerdt, Pieter Lastman, Jacob Pynas, Gerbrand van den Eeckhout, Willem Drost, Jan Victors u. a. wieder (Abb. 27, 29; Astrid Tümpel, „Ruth erklärt Naomi die Treue“ von P. Lastman ..., Niederdt. Beitr. zur Kg. 17, 1978, S. 87–101).
A. Kauffmann malte 1783 die Historie von Alexander, der seine Geliebte Kampaspe dem Maler Apel les überläßt. Der Akzent liegt hier nicht auf der Großmut des Alexander, sondern auf dessen beispielhafter F. zu Apelles, die seine Liebe zu einer Frau übertrifft ([48] S. 189–191, Abb. 36).
Gegentlich wurde auch die F. der Engel zum Menschen verbildlicht.
Johann Ulrich Kraus widmete mehrere Tafeln seines Werks über die Engel (J. U. Kraus, Biblisches Engel- und Kunstwerck ..., Augsb. 1694) biblischen Exempla für deren freundschaftliches Wirken, z. B. Taf. 6 (Engel als Freunde der Propheten), Taf. 9 (Raphael als Freund des Tobias), Taf. 11 (Engel als Freunde frommer Brautleute). Unter den Deckengem. der Schutzengelkirche in Eichstätt von Johann Michael Rosner, 1717–1718, die teilweise auf Vorlagen von Kraus beruhen, ist als Exemplum für „Amicitia“ der Besuch der drei Engel bei Abraham dargestellt (Corp. Deckenmal. 13, S. 123–153, bes. S. 130f., Abb. B).
Im 18. und 19. Jh. wurde auch falsche F. mit Hilfe unbenannter Akteure dargestellt.
Johann Christoph Weigel kennzeichnete den falschen Freund, Heuchler und „Fuchsschwäntzer“ in Abraham a Sancta Claras „Centifolium stultorum“, 1709, durch eine Maske, die dieser sich vor das Gesicht hält; der Treuebruch ist durch einen Kavalier verbildlicht, der seinem Freund den Degen in den Leib stößt, während er ihn umarmt (Abb. 34; [1] S. 164–168).
Honoré Daumier karikierte falsche Freunde in seiner lithographischen Serie „Les amis", Paris 1845: Diese schädigen unter dem Deckmantel der F., indem sie bei ihrem „Freund" Geld zu borgen versuchen, dessen Frau zu verführen trachten oder in anderer Weise zu seinem Nachteil handeln (Abb. 35; [91] S. 196–201).
4. Emblematik
Im 16. Jh. diente die Topik der spätma. F.-Personifikation mit ihren Beischriften (s. Sp. 812) zunächst als Vorlage für Picturae und Motti von *Emblemen. Später bildete gelegentlich die gesamte Personifikation den Bildbestandteil. Auch die Grazien kehren in der Emblematik als Bild der F. wieder.
Unter dem Motto „Amicitia etiam post mortem durans“ (Abb. 36) zeigte Andrea Alciato 1531 eine abgestorbene Ulme, an der eine Weinrebe emporrankt, als Bild für dauerhafte, über den Tod hinaus beständige F. (Alciato, Bl. A6; zu Paraphrasen: [35] S. 96). Ein Olivenbaum statt der Ulme fand Verwendung bei: Nicolaus Reusner, Emblemata ..., FfM. 1581, S. 29). In der Alciato-Ausg. Lyon 1548 gibt es bereits vier Embleme über F.; die Grazien bilden eine der Picturae ([4] S. 128). Das Motto „Prope & longe“ verband Filippo Picinelli mit dem Bild des Amorknaben ([20] lib. 3, n. 17).
Denis Lebey de Batilly verwandte 1596 die F.pers. mit den bekannten Motti als Pictura eines Emblems über F.; das lange Epigramm enthält einen Dialog mit der „virgo seu Dea“ F., in dem sie ihren Habitus und die Motti erläutert (Dionysius Lebeus-Batillus, Emblemata ..., FfM. 1596, Nr. 63: [70] Sp. 1568f.; entsprechende Pictura in dem Stammbuch-Formular von Johann Theodor de Bry, Emblemata Secularia, Oppenheim 1611, Ndr. Hdhm. usw. 1994, Bl. 7r). Die männliche Variante der F.-Pers., „De viridi juvenis imagine“, verwandte Martin Meyer, ebenfalls mit längerer Erläuterung der Motti (Homo microcosmus, hoc est: parvus mundus ..., FfM. 1670, S. 110; vgl. schon Joost van den Vondel, Den Gulden Winckel, Amst. 1613, Soest-Holland 1978, Nr. 55). Die ausführliche Erläuterung des Emblems „Nectit amicus amor“ mit der Pictura von Öl- und Lorbeerbaum, deren Äste sich zu einem Siegerkranz überschneiden, handelt die Pers. und die wichtigsten topischen Aspekte von F. ab ([15] S. 95–101, Nr. 16).
Eine seltene Pers. der „biß in den Tod bestendigen“ F., einen nackten, auf brennendem Scheiterhaufen stehenden Mann mit einem Pfeil im Herzen und einem weiteren in der Hand unter strahlender Sonne, zeigten Daniel Meisner und Eberhard Kieser mit dem Motto „Ultimus ardor“ ([18] Bd. 1, T. 5, Nr. 45).
Eintracht und Harmonie unter Freunden sind wichtige Aspekte von Emblemen über F.
In der lat.-franz. Ausg. von A. Alciato, Emblemata, Paris 1542, ist die Laute, viel verwendetes Bild der Harmonie, auf F gedeutet („Traictez d’amytie“: [3] S. 14f.). Die Begrüßung eines Freundespaares mit Handschlag und ein aus den Wolken gereichtes flammendes Herz dienten Joannes Sambucus unter dem Motto „Vera amicitia“ als Kennzeichen wahrer F. ([27] S. 16). Juan de Horozco y Covarrubias kombinierte das Motiv des Handschlags mit einem Salzfaß unter dem Motto „Sal vitae“ (Emblemas morales ..., Segovia 1589, Bd. III, Nr. 35; vgl. hierzu [7] S. 345). Jean Jacques Boissard empfand F. als „Gewürz des Lebens“ und zeigte sie als Herrscherin auf einem mit „constanter“ beschrifteten Sockel, ein Hündchen zu ihren Füßen ([8] Nr. 31: [35] S. 95, Abb. 1). Mehrere Beisp. für verschlungene Hände als Picturae von Emblemen über F. gab Gabriel Rollenhagen (Abb. 37; [26] I, 1611, Nr. 87; II, 1613, Nr. 72 und 79). Im „Thesaurus Philopoliticus“ ergreifen zwei Freunde unter dem Motto „Totus sum tuus“ gemeinsam ein Buch ([18] Bd. 1, T. 1, Nr. 13).
Otto van Veen definierte Freunde nach Cicero als Menschen, die durch einen gemeinsamen Willen verbunden sind: „Idem velle atque idem nolle“. Die Pictura zeigt den Jäger Zethus mit dem Kitharaspieler Amphion, der sein Instrument fallen läßt, um gemeinsam mit dem Bruder und Freund zu jagen ([31] S. 142f.; der Kupferstich diente 1705 als Vorlage für eine Kachel auf dem Ofen für das Winterthurer Musikkollegium, auf der das Thema jedoch von „Amicitia“ auf „Amor reciprocus“ umgedeutet ist: Margrit Früh, Winterthurer Kachelöfen für Rathäuser, Keramik-Freunde der Schweiz, Mitt.bl. 95, 1981, S. 86, Abb. 48f.). Gemeinsame Sitten und Gewohnheiten machte Johannes Kreihing SJ als Grundlage von F. aus; wenn Hund und Katze denselben Futternapf benutzen, werden aus geborenen Feinden Freunde (Emblemata ethico-politica ..., Antw. 1661, S. 118f., Nr. 88: Ndr. hg. von G. Richard Dimler, Turnhout 1999 [Imago figurata, 2], S. 98).
Gegenseitige Wertschätzung ist für F. unabdingbar; sie beruht auf den Tugenden der Freunde, u. a. Standhaftigkeit, Treue, Mäßigkeit, Vorsicht und Großzügigkeit.
Juan de Borja hielt Tugend für die notwendige Grundlage jeder F. und zeigte unter dem Motto „Amicitia absque virtute“ das Gegenteil: zwei Kugeln, die sich nur in einem Punkt berühren ([9] Nr. 67). Ein wahrer Freund („Verus amicus“) ist wie eine Säule im Meer, der Wind und Wellen nichts anhaben können ([14] Nr. 20). Er dient wie der Polarstern als Orientierungspunkt ([20] lib. 1, n. 385). Daß die Tugenden von Freunden untereinander als wichtiger eingeschätzt werden als deren Laster, erläutert ein Emblem bei O. van Veen: In der Pictura hält ein Freundespaar eine Waage zwischen sich, deren leichtere Schale Pfauenfedern, wohl als Signa der Eitelkeit, enthält, während Zaumzeug, Meßlatte, Herkuleskeule und Kranich als Zeichen der Virtutes schwerer wiegen ([31] S. 138f.).
Als Beisp. für Treue dient Picinelli der monogame Eisvogel, als Exemplum für Treue in höchster Not Johannes Ev., der Christus auf den Kalvarienberg folgte ([20] lib. 4, n. 64f.; lib. 3, n. 436).
F. macht außerdem großzügig: „Amicorum omnia communia“ heißt das Motto eines Emblems bei Jean Jacques Boissard; neben Freundespaaren zeigt die Pictura einen Brandaltar mit Handschlag und Schatzkiste ([8] Nr. 32). Ehre, Reichtum und Wollust gelten nichts gegenüber der F.: Zwei Freunde wenden sich Arm in Arm von einem Tisch mit Münzen und Ehrenzeichen ab, neben dem Venus und Amor stehen ([31] S. 136f.; vgl. auch [18] Bd. 2, T. 3, S. 13, Nr. 32; [22] S. 8: „Verus amicus erit, Qui plus me, quam mea quaerit"). „Veritable amitié" ohne körperliche Affekte und Besitzanspruch verglich Albert Flamen mit zwei einzeln auf Inseln stehenden Palmen, deren Kronen sich einander zuneigen, ohne sich zu berühren: „Non tangunt et amant" (Devises et emblesmes d’amour moralisez, Paris 1672, Ndr. Paris 1987, S. 114–116; vgl. auch [15] Nr. 16).
Vor Verletzung der F. durch ein unbedachtes Wort warnte unter dem Bild des Elefanten Pierre Cousteau ([11] S. 198–200), vor Undankbarkeit J. J. Boissard ([8] Nr. 33). Zum achtsamen Umgang mit dem Freund s. auch [16] Nr. 31.
Daß Freunde einander Hilfe leisten, wurde als Folge ihrer F. verstanden; Embleme geben dieses Motiv wieder.
„Auxilium nunquam deficiens" steht in der Alciato-Ausg. Lyon 1548 über dem Bild eines Ertrinkenden ([4] S. 127f.). J. de Borja zeigte unter dem Motto „Amicitiae bonum" das Bild eines steinernen Bogens, dessen Schlußstein nur deshalb nicht herabfällt, weil er von den benachbarten Radialsteinen gestützt wird ([9] Nr. 35). F Picinelli schlug das Bild eines Regenbogens mit dem Motto „Si fuerint nubes" vor, um den wahren Freund zu schildern, der sich in schwieriger Situation als hilfreich erweist ([20] lib. 2, n. 286; vgl. auch lib. 3, n. 349, u. ö.).
P. Cousteau referiert die F. zwischen Nattern, die Rache für den Tod des Freundes einschließe, weshalb sich jeder einen treuen Achates suchen solle; die „narration philosophique" enthält weitere der klass. Exempla ([11] S. 251–253). Joachim Camerarius gab als Beisp. für hilfreiche F. in der Reuse gefangene Papageienfische, die von ihren frei schwimmenden Artgenossen befreit werden: „Adversis non deesse decet" ([10] centuria IV, Nr. 36: [35] S. 101, Abb. 6). Die gegenseitige Hilfeleistung von Freunden hat jedoch eine Grenze im Gewissen des einzelnen: „Usque ad aram" ([18] Bd. 2, T. 1, S. 11, Nr. 28).
F. zu beiderseitigem Nutzen wurde emblematisch kommentiert.
In der Alciato-Ausg. Lyon 1548 trägt der Blinde unter dem Motto „Mutuum auxilium" einen Lahmen, der beiden den Weg weist ([4] S. 127). J. Camerarius gab Beisp. für symbiotische F. in der Pflanzen- und Tierwelt: Efeu rankt an Ruinen empor und schützt deren Mauerwerk: „Si vivet vivam" ([10] centuria I, Nr. 54; vgl. auch RDK V, Sp. 866). Unter dem Motto „Communia tecta" wird die gemeinsame Behausung von Steckmuschel und Krebs beschrieben (ebd., centuria IV, Nr. 57). Fürsten riet Jacobus à Bruck, gen. Angermundt, sich durch Geschenke die Gunst und den Beistand von Freunden zu sichern, weil jeder auf schwierige Situationen gefaßt sein müsse; als Pictura wählte er das Nachfüllen einer Öllampe (Emblemata moralia et bellica, Strbg. 1615, Bd. 2, Nr. 20: [70] Sp. 1381). Auch die Erprobung von F., die in der Literatur seit der Antike eine große Rolle spielte, bildete ein Thema von Emblemen.
Guillaume de La Perrière riet eindringlich dazu, Natur, Herkunft, Sitten und Lebensweise eines zukünftigen Freundes zu prüfen, ehe diesem die Hand gereicht
werde ([16] Nr. 11; vgl. dazu [2] Bl. 54r–v sowie [20] lib. 3, n. 567). J. de Borja verglich das vorsichtige Prüfen eines Freundes mit der Materialprüfung eines Keramikgefäßes durch Klopfen an dessen Wandung ([9] Nr. 13: [35] S. 100, Abb. 5). Sebastian de Covarrubias Orozco zeigte unter dem Motto „Ni se quiebra ni se queda“ einen Degen, der nicht bricht, wenn man ihn gegen einen Felsen stößt. Dieses Bild wird mit der Aufforderung verbunden, den Freund zu erproben, ob er sich in Höhen und Tiefen des Lebens als ebenso zuverlässig erweise wie eine unzerbrechliche Klinge (Emblemas morales ..., Madrid 1610, Bd. 2, Nr. 72: [70] Sp. 1504; vgl. RDK VII, Sp. 1216f., Abb. 4). Diego de Saavedra Fajardo führte diesen Gedanken fort, indem er ein Emblem über gebrochene F. an das Bild der zerbrochenen Klinge knüpfte; sie ist irreparabel (Idea de un principe politico christiano, Mchn. 1640, Ndr. Murcia 21994, S. 670–675).
Vielfach warnten Embleme vor falscher F.
Daß falsche F. nur im Glück Bestand hat, zeigte G. de la Perrière mit dem Bild einer Waage, auf der ein Handschlag weniger wiegt als eine Feder ([16] Nr. 14; vgl. hierzu auch Abb. 38; [2] Bl. 29r, Nr. 68; [20] vol. 4, n. 256; [22] S. 9: „Tempore felici / Multi numerantur amici“ und „Si fortuna perit / Nullus amicus erit“). Der Schild des spartanischen Feldherrn Brasidas, der das Vertrauen seines Besitzers enttäuschte, indem er sich durchbohren ließ, galt Barthélemy Aneau als Bild für den „Perfidus familiaris“ (Picta poesis ..., Lyon 1552, S. 18: [70] Sp. 1491). P Cousteau gab unter dem Motto „In amicitiam simulatam“ einen Handschlag wieder; jedoch reicht nur die eine Hand Brot, die andere hält statt dessen einen Stein (Pegma, cum narrationibus philosophicis, Lyon 1555, S. 119: [70] Sp. 1013). Für den selbstsüchtigen Freund steht der Lautenspieler Aspendius (ebd., S. 160: [70] Sp. 118f.). J. Sambucus versah den „Fictus amicus“, der seinen Gefährten per Handschlag begrüßt, mit einem Fuchspelz (s. Fuchs); in der Linken hält der falsche Freund die buschige Lunte ([27] S. 198). M. Holtzwart bildete unter dem gleichen Motto eine Zitrone ab, die gut dufte, aber im Innern sauer schmecke ([14] Nr. 21). Jacob Cats zeigte unter dem Motto „Tibi mors, mihi vita“ einen Frosch, der von einem scheinbar liebevollen Mädchen mit der Hand erstickt wird; ausgelegt wird diese Szene u. a. als „Inimicus amicum simulans, inimicissimus“ (Proteus ofte minne-beelden, Rotterdam 1627, S. 182–187, Nr. 31, bes. S. 184). F. Picinelli verband das Exemplum von Joab und Amasis unter dem Motto „Vide cui fidas“ zu einem Bild falscher F., ein weiteres bildet der Judas-Kuß ([20] lib. 3, n. 312 und 449).
Auch in der außerliterarischen Emblematik kommt das Thema F. gelegentlich vor (zu Emblemen auf Gläsern s. Sp. 889).
Ein Kachelbild am Turm eines 1685 dat. Fayence-Ofens aus Winterthur, sign. Abraham Pfau, feiert F. als „SAL VITAE AMICITIA“ mit der Darst. eines F.mahls und einem Vierzeiler als „Salz des Lebens“ (Charlotte Pfitzer, Der Winterthurer Kachelofen in Isny, Magisterarbeit [masch.] Tüb. 2005, S. 30, Abb. 39).
Die Prüfung von Freunden vergleicht ein Emblem in der „Bunten Kammer“ des Herrenhauses Ludwigsburg (Schleswig-Holstein), 1742–1744, nach Jacob Cats (s. Sp. 852) mit dem Prüfen von Melonen auf dem Markt: „Gelyck men handelt / den meloen / soo moet men oock met / vrienden doen.“ (Wolfgang Harms und Hartmut Freytag, Außerliterarische Wirkungen barocker Emblembücher ..., Mchn. 1975, S. 175, L 35).
C. Objekte des F.kultes
1. F.bildnis
a. Renaissance und Barock
Der Dokumentation privater F. dienten seit der Renaissance in erster Linie Bildnisse: Einzelporträts, die oft als F.geschenke Verwendung fanden, und Doppel- oder Gruppenporträts, die Freunde im Bild vereinten ([83]; [96]; Marcella Baur-Callwey, Die Differenzierung des Gemeinsamen. Männliche Doppelporträts in England von Hans Holbein d. J. bis Joshua Reynolds, Mchn. 2007 [Forum Kg., 1]). Dieser Brauch wurde anfangs insbesondere von Künstlern und Gelehrten gepflegt. Die Gatt ungsgrenzen zum Porträt von Liebenden oder Verlobten und zum Memorialbild sind fließend.
Möglicherweise ist das Gruppenporträt, das Heinrich Rubenow, Rektor der Univ. Greifswald, 1460 zum Andenken an seine verstorbenen Freunde und Kollegen stiftete, bereits als F.bildnis zu verstehen (Kdm. Pommern, T. 1, S. 117f.; Gerd Baier u. a., Die Dkm. des Kr. Greifswald, Lpz. 1973, S. 110f.).
1517 beauftragte Desiderius Erasmus von Rotterdam Quentin Massys mit einem Porträt-Diptychon von sich und seinem Antwerpener Kollegen Pieter Gillis, das dem gemeinsamen Freund Thomas Morus geschenkt wurde (Hampton Court, Roy. Coll., und Priv.bes.: Jochen Sander, Hans Holbein d. J., Tafelmaler in Basel, 1515–1532, Mchn. 2005, S. 167f.). Durch Briefwechsel belegt ist die Zweckbestimmung eines weiteren Porträts des Erasmus von Hans Holbein d. J. (1523) als F.geschenk an den Rektor der Universität Oxford, William Warham, der Erasmus u. a. finanziell unterstützte. Warham beauftragte Holbein daraufhin mit einem gleichartig aufgebauten Bildnis als Gegengabe (Ausst.kat. „Holbein. Zchgn. vom Hofe Heinrichs VIII.“, Hamburg-Basel 1988, S. 54).
Ital. Porträts der Renss. sind vielfach nur aufgrund von Inschriften als F.bildnisse zu benennen, z. B. Tizians Porträt eines unbenannten Herrn in Halbfigur, wohl Marco Mantova Benavides, der einen Brief mit der Inschr. „D[omino] Titiano Vecellio singolare amico“ trägt (San Francisco Art Mus.: Charles Davis, Titian, „A singular friend“, in: K. und Humanismus. Fs. Gosbert Schüßler ..., hg. von Wolfgang Augustyn und Eckhard Leuschner, Passau 2007, S. 261–301). Ähnliches gilt für Jacopo Tintorettos Bildnis des Sansovino, 1547–1548 (verschollen: Paola Rossi, J. Tintoretto, Bd. 1, Flor. o. J. [um 1974], Abb. 23).
Lediglich anhand der Gestik oder des Habitus zu erschließen ist ein solcher Zusammenhang z. B. bei Raffaels Selbstbildnis mit seinem Fechtmeister (?), voll. 1519 (Paris, Mus. du Louvre: Wilhelm Kelber, Raphael von Urbino ..., Stg. 1979, S. 452, Nr. 100), Raffaels Doppelbildnis von Andrea Navagero und Agostino Beazzano, 1516 (Rom, Gal. Doria Pamphilj: ebd., S. 446f., Nr. 91) und weiteren ital. Porträts der Zeit. Ob die seit der Renss. häufigen Doppelporträts eines Würdenträgers mit seinem Sekretär als F.bildnisse zu deuten sind, ist ungeklärt. Vgl. z. B. Girolamo da Carpi, Kardinal Ippolito d’Este mit seinem Sekretär, um 1549–1550 (Berlin, Gem. gal.: Alessandra Pattanaro, G. da Carpi. Ritratti, Cittadella 2000, S. 137, Nr. 2, Taf. VII).
Die Schatzkammer der Innsbrucker Hofburg besaß 1628 Miniaturporträts von Erzhzgn. Maria Magdalena (1589–1631) und Claudia de’ Medici in einer „guldinen büchsen“, das letztere mit dem Motto „di silentio e di fede son amico“, wohl eine F.gabe (Oscar Doering, Des Augsburger Patriciers Philipp Hainhofer Reisen nach Innsbruck und Dresden, Wien 1901 [Quellenschrn. für Kg. und K.technik des MA und der Neuzeit, N.F. 10], S. 93).
Das sog. „Mantuaner F.porträt“ des Peter Paul Rubens, um 1602 (?), zeigt den Maler mit seinem Bruder Philip und Justus Lipsius, außerdem vermutlich Frans Pourbus, Kaspar Schoppe und Guillaume Richardot (Abb. 40; Frances Huemer, Portraits I, Brüssel 1977 [Corp. Rub., XIX], S. 163–166, Nr. 37, Abb. 115). Das hier geschilderte Treffen der Männer vor der Vedute von Mantua ist ebenso fiktiv wie das Gruppenporträt der „Vier Philosophen“, um 1615, das Lipsius’ Schüler vereint (Florenz, Pal. Pitti: Kristin Lohse Belkin, Rubens, Ld. 1998, S. 69f., S. 122–124).
Ein Gruppenporträt ist das Selbstbildnis von Adriaen Brouwer mit seinen Malerfreunden im Wirtshaus, um 1635 (New York, Metropolitan Mus.: Ausst.kat. „David Teniers der Jüngere ...“, Karlsruhe 2005, S. 126f., Nr. 18).
Briefe des Nicolas Poussin belegen, daß dessen Selbstbildnisse, 1649–1650 (Berlin, Gem.gal.; Paris, Mus. du Louvre), als F.gaben gemalt wurden. Anschaulich wird dies bes. in dem zweiten, 1650 dat. Bildnis für den Sammler Paul Freart de Chanteloup. Wenn die Interpretation des Bildes von Giovan Pietro Bellori zutrifft, gehören die Männerarme, die „Pittura“ im Hintergrund umfangen, F.: „l’amore di essa pittura e amicitia, à cui e dedicato il ritratto“ (Giovan Pietro Bellori, Le vite de’ pittori, scultori e architetti moderni, Rom 1672, ed. Evelina Borea, Turin 1976, S. 455; Hannah Baader, in: Rudolf Preimesberger u. a. [Hgg.], Porträt, Bln. 1999 [Gesch. der klass. Bildgattungen, 2], S. 349–355; abweichend hingegen interpretiert – dargestellt sei die F. zwischen Pittura und Disegno – von Matthias Winner, Poussins Selbstbildnis im Louvre als kunsttheoretische Allegorie, Röm. Jb. für Kg. 20, 1983, S. 418–448).
Gegenseitige Porträts zweier Maler finden sich auf dem 1654 entstandenen und doppelt signierten F.bildnis von Nicolas de Platte Montagne und Jean Baptiste de Champaigne (Rotterdam, Mus. Boijmans Van Beuningen: Matthias Winner, Die unsichtbare Nymphe Echo in Watteaus F.bild mit Julienne, in: Mélanges en hommage à Pierre Rosenberg, Paris 2001, S. 478f., Abb. 7).
Neben der privaten F. wurden auch politische Bündnisse, die die F. von Staaten besiegelten, in Porträts festgehalten. Gelegentlich wurden solche Allianzporträts als Staatsgeschenke verwendet ([62] bes. S. 156–168).
Als frühes Zeugnis eines ganzfigurigen dt. Allianzporträts kann der sog. „F.tempel“, ein Doman Hering zugeschr. Steinrelief mit den Porträtfig. dreier Fürsten unter einem Triumphbogen, um 1534, gelten (Abb. 39). Wohl von Pfalzgf. Ottheinrich in Auftrag gegeben, zeigt es diesen mit seinem Bruder Philipp von der Pfalz und Hzg. Wilhelm IV. von Bayern nach Vorbild eines Holzschnitts der „Guten *Helden“ von Hans Burgkmair. Das Relief erinnert vermutlich an die 1534 geschlossene „Wittelsbacher-Allianz“ ([61] S. 287–290, Kat.nr. 44).
Das Treffen von Kardinal-Infant Ferdinand von Spanien und Kg. Ferdinand von Ungarn 1634 bei Nördlingen hielt Peter Paul Rubens anlässlich der Vorbereitungen zur „Pompa Introitus Ferdinandi“ (Antwerpen 1635) in einem Gemälde fest, das am ersten der ephemeren Triumphalbauten („Adventus Principis“) erscheinen sollte. Der Handschlag der Fürsten steht für die Vereinigung ihrer Truppen und weist auf ihren gemeinsamen Sieg voraus (Wien, K.hist. Mus.: John Rupert Martin, The Decorations for the Pompa Introitus Ferdinandi, Brüssel 1972 [Corp. Rub., XVI], S. 57–64).
Das Bündnis dreier Souveräne, Augusts II. von Polen, Friedrichs I. in Preußen und Friedrichs IV. von Dänemark, hält ein Porträt von Samuel Theodor Gericke, um 1709, fest (Abb. 41). Noch der „Kongreß zu Berlin“ wurde 1879–1881 in einem großen Historienbild Anton von Werners wiedergegeben (zum Bündnis Preußens und Rußlands: Abb. 45).
b. Aufklärung und Empfindsamkeit
In der engl. Adelsgesellschaft des 18. Jh. waren F.bildnisse von Freunden sehr häufig, die überwiegend als Konversationsstück arrangiert waren. Sie wirkten vielfach auf F.bildnisse des Kontinents.
Beisp.: Joshua Reynolds’ Doppelporträt von Thomas Townshend und John Dyke Acland (The Archers), 1769 (Ausst.kat. „Reynolds“, London 1986, S. 119, 242, Nr. 74); Jean François Rigaud, Gruppenbildnis von Sir William Chambers, Joseph Wilton und Sir Joshua Reynolds (London, Nat. Portrait Gal.: Richard Wendorf, Sir Joshua Reynolds. The Painter in Society, Ld. 1996, Taf. VIII). Aufträge für entsprechende Porträts scheinen mehrfach nach einer gemeinsam verbrachten „Grand Tour“ durch Italien vergeben worden zu sein (Beisp. bei Ma rio Praz, Scene di conversazione, Rom 1971, S. 143, 254). – Johann Caspar Füssli d. Ä. band seine F.porträts von F. G. Klopstock und Ewald von Kleist, M. 18. Jh., in eine Allegorie unter der Herrschaft Famas ein (Zürich, Kunsthaus: [45] S. 32f., Nr. 24); für ein anderes Gruppenporträt von Freunden, 1757 (?), wählte er die Form des Quodlibets (Abb. 42; ebd., S. 34, Nr. 25). Sein Sohn Johann Heinrich Füssli malte sein Selbstbildnis mit J. J. Bodmer vor einer überlebensgroßen Büste Homers, 1778–1780, hingegen in Form eines Konversationsstücks (Zürich, Kunsthaus: Ausst.kat. „Füssli. The Wild Swiss“, Zürich 2005, Abb. S. 17, Kat.nr. 4). Dieser Bildtyp wurde für Johann Heinrich Wilhelm und Heinrich Jacob Tischbeins wechselseitiges Doppelporträt 1782 vorbildlich (Hermann Mildenberger, J. H. W. Tischbein. Goethes Maler und Freund, Neumünster 1986, S. 211f., Nr. 8, Abb. S. 133). – Wohl nach Vorbild von Voltaires „Chambre du coeur“, in der Brustbilder von Regenten und Gelehrten hingen, schuf J. W. L. Gleim in seinem Halberstadter Haus um 1750 (?) den sog. „Tempel der F.“, eine Porträtgal., in der er seine Freunde verewigte und deren „Gegenwart“ genoß ([75] bes. S. 138–150; [98]).
Von A. Kauffmann ist bekannt, daß sie Porträts ihrer Freunde in zwei Fassungen anfertigte – eins als Geschenk an Freund oder Freundin, das zweite für sich selbst; seit den 1780er Jahren wurde ihr röm. Salon daher zu einer Art. F.galerie, in der Dichter ebenso vertreten waren wie Künstler. Auch Kauffmanns Selbstbildnisse dienten vielfach als F.geschenke ([38] S. 320).
Selten wurde der Bezug zur F. in Doppelporträts so deutlich wie auf J. H. Tischbeins Porträt der Landgfn. Philippine von Hessen-Kassel mit einer Prinzessin von Württemberg, 1773: Die Fürstinnen stehen neben einer Statue der pers. F. mit der Inschr. „L’Amitie Qui Guide Leurs Pas. Les Unira Jusqu’au Trespas“ (Kassel, Schloß Wilhelmshöhe: [89] S. 50).
Der Münchner Maler Christian Winck dokumentierte seine F. zu dem älteren Kollegen George Demarees 1775 durch ein Bildnis des letzteren, der eben ein Bildnis Wincks an der Staffelei bearbeitet (München, Bayer. Staatsgem.slgn.: Laurentius Koch, Ein Münchner F.bild, Schönere Heimat 86, 1997, S. 217–219). Neben F.bildnissen dienten E. 18. Jh. auch Porträtstatuen der Darstellung von F. Als Vorbild wurde mehrfach die antike „Ildefonso-Gruppe“ (s. Sp. 806f.), verarbeitet (Madrid, Mus. Nat. del Prado; um 1798 von Ch. G. Jüchtzer in Porzellan reproduziert: Stefan Bursche, Meißen. Steinzeug und Porzellan des 18. Jh., Kgw.mus. Berlin, Bln. 1980, S. 319f., Nr. 328). Johann Joachim Winckelmann interpretierte sie als „immagine dell’amicizia“ bzw. als Orest und Pylades (Bettina Baumgärtel, „Wenn ich leben soll, so sei es mit dir“ – Geselligkeitskultur und Arbeitsgemeinschaften von Künstlerinnen im Lichte des F.kultes der Goethe-Zeit, in: [47] S. 34; zu einer frühen Rezeption der antiken Gruppe im Gemälde s. das Doppelbildnis des Earl of Shaftesbury mit seinem Bruder Maurice Ashley-Cooper, um 1700: ebd., S. 33, Abb. 13).
Beisp.: Johann Gottfried Schadows Doppelstandbild der Kronprinzessinnen Luise und Friederike von Preußen, 1795–1797, das ab 1798 verkleinert in Biskuitporzellan wiederholt wurde (Berlin, Nat.gal.: [89] bes. S. 17–26; zu Rezeption und Wiederholungen: Gerrit Walczak, Luise von Preußen und ihre Porträtisten: Kunstmarkt, Hof und Publikum in Berlin um 1800, Wallr.-Rich.-Jb. 65, 2004, S. 218–224). Die gleiche Vorlage scheint auch den Entw. für ein Dkm. zur Erinnerung an das Treffen Napoleons mit Zar Alexander von Rußland in Erfurt 1808, vielleicht von Benjamin Zix, bestimmt zu haben (Claudia Hattendorff, Göttliche Weisheit, glückhafter Bruderbund, politische und Ideale F. ..., Marburger Jb. für K.wiss. 31, 2004, S. 269–287, bes. S. 272–274, Abb. 2). Zum Goethe-Schiller-Dkm. vgl. Sp. 860.
Zugleich wurden Darstellungen politischer F. in Fürstenporträts gelegentlich privaten F.bildnissen angenähert, indem die Fürsten auf Ornat und Insignien verzichteten und allein der Gestus des Handschlags die Aussage vermittelte.
Beisp.: Louis de Silvestre, Doppelporträt von Kg. August II. von Polen und Kg. Friedrich Wilhelm I. von Preußen mit Handschlag, vor 1730 (Dresden, Staatl. K. slgn.: [62] Abb. 20).
Seit dem 18. Jh. verwandte man zunehmend Schattenrisse (Scherenschnitte oder gezeichnete Silhouetten) als F.gaben.
So bezog M. K. Herder ihre Familie 1789 mit Hilfe nach Rom gesandter Schattenrisse von sich selbst und ihren Kindern in die F. zwischen ihrem Mann J. G. Herder und A. Kauffmann ein; diese antwortete mit einem eigenen Porträtriß ([48] S. 186).
Zwischen ca. 1780 und 1830 wurden gelegentlich „Augenporträts“ von Freunden oder Geliebten angefertigt und als F.geschenke, gefasst in Medaillons, Ringe, Anhänger oder Broschen, verwendet. Die mehrfach behauptete Entstehung der Gattung in England ist nicht nachweisbar, denn auch in Frankreich, Deutschland und Russland gab es diesen Porträttyp (Astrid Schmidt-Burkhardt, Sehende Bilder ..., Bln. 1992 [Artefact, 4], bes. S. 19–26).
c. Romantik
Bei den Malern der Romantik waren F.bildnisse besonders zahlreich (Frank Büttner, Bilder als Manifeste der F. und der Kunstanschauung zw. Aufklärung und Romantik in Dtld., in: [42] S. 15–36).
Ein frühes Beisp. ist Philipp Otto Runges Porträt „Wir drei“, 1805 (ehem. Hamburg, Kunsthalle: Jörg Traeger, P. O. Runge oder Die Geburt einer neuen Kunst, Mchn. 1977, S. 96, Abb. 11). Deutlicher noch als bei Runge, dessen Gem. F. und Liebe zugleich ausdrückt, gibt das Selbstbildnis von Friedrich Wilhelm Schadow mit seinem Bruder Ridolfo und Bertel Thorwaldsen, Rom 1815–1816, den F.bund der drei Künstler wieder; das Gem. verbildlicht darüber hinaus das Bündnis von Malerei und Bildhauerei unter dem Patronat der Reliefkunst (Abb. 43).
Der F.bund mehrerer junger Männer konnte entweder durch genreartige Darst. gemeinsamer Feiern (Abb. 32) oder einfach gestaffelte Porträts verewigt werden, so auf der Zeichnung „Meine Dresdner Freunde und ich“ von Carl Julius Milde und Ernst Rietschel, 1824 (Abb. 44: Stephan Seeliger, „... wir wurden innige Freunde und sind es für’s Leben geblieben“. Die F. zwischen E. Rietschel und Julius Thaeter, in: [40] S. 135–141, Abb. S. 136). In der Tradition des „Konversationsstücks“ steht „Die Schachpartie“ von Johann Erdmann Hummel, in der sich der Berliner Architekt und Maler zw. 1818 und 1819 im Kreis der Mitglieder seines Schachclubs porträtierte (Ausst.kat. „Dt. Mal. des 19. Jh.“, Düsseldorf 1980, S. 46f., Nr. 20).
Im Freundeskreis der „Nazarener“ spielte das F.bildnis eine große Rolle, sowohl in Form von Einzelporträts als auch in Doppel- oder Gruppenbildnissen (z. B. das Doppelbildnis von Peter Cornelius und Johann Friedrich Overbeck, 1812: [69], S. 79–84, Abb. 9). Neben gemalten Porträts genossen Bildniszeichnungen eigene Wertschätzung (Hans Geller, Die Bildnisse der dt. Künstler in Rom, 1800–1830, Bln. 1952). Auch Allegorien feierten den F.begriff dieser Gemeinschaft (s. Sp. 841f.).
Doppelporträts von Freundinnen bzw. Schwestern wurden in der 1. H. 19. Jh. ebenfalls häufiger. Ihre seelische Nähe wird stets gestisch unterstrichen.
Beisp.: Caroline Bardua, Selbstbildnis mit ihrer Schwester Wilhelmine, 1816–1817; Louise Seidler, Pauline Emilie Henriette und Henriette Eugenie Melanie Spiegel von und zu Pickelsheim, um 1824 ([47] S. 241, Taf. 69 [Kat.nr. A 2], S. 138, Taf. 20 [Kat.nr. D 15]).
Als Rückbezug auf Doppelstatuen des 18. Jh. bzw. die antike „Ildefonso-Gruppe“ (s. Sp. 806f., 857) entwarfen Christian Daniel Rauch und Ernst Rietschel 1849 ein Denkmal für J. W. von Goethe und Friedrich von Schiller, in dem sie auf gemeinsamem Sockel die beiden Nationaldichter mit freundschaftlicher Gestik zeigten. Zur Ausführung kam Rietschels Entwurf, der 1857 als monumentale Bronzeplastik in Weimar aufgestellt wurde (Ursula Zehm, Die Nationaldenkmäler für Goethe und Schiller in Weimar und für die Reformation in Worms, in: [40] S. 99–111; 172–175, Kat.nr. 10–12).
d. 2. H. 19. und 20. Jh.
Mit dem Abklingen des F.kults in nachromantischer Zeit nahm die Anzahl künstlerisch gestalteter F.porträts ab. Dennoch gab es weiterhin Doppel- und Gruppenbildnisse, die F. oder gemeinsame Interessen feierten.
In ironischem Rückbezug auf das Haltungsschema der drei Grazien (s. Sp. 812f., 833 u. ö.) ließen Wilhelm Busch, Franz von Lenbach und Paul Lindau ihre F. von Ernst Hanfstaengl 1877 im Foto verewigen (Abb. 19; Eckhard Siepmann, Drei Späße, in: Ausst.kat. „Pessimist mit Schmetterling ...“, Hannover 2007, S. 9f., Abb. 4).
Weitere Beisp.: Edgar Degas, Selbstbildnis mit Evariste di Bernardi de Valernes, um 1864 (Melissa McQuillan, Impressionist Portraits, Ld. 1986, S. 46f.); Kenneth Green, Benjamin Britten und Peter Pears, 1943 (Richard Ormond [Hg.], Nat. Portrait Gal. in Colour, Ld. 1973, S. 126, Nr. 304).
Als Spätform der Bildnisgalerie und des Album amicorum (s. Sp. 880–884) lassen sich die beiden Serien der 1920 und 1926 in Berlin erschienenen „95 Köpfe“ von Emil Orlik verstehen, Lichtdrucke nach Zeichnungen, in denen dieser seine Freunde und bekannte Persönlichkeiten seiner Zeit porträtiert hatte. Ein empfindsamer Ton im Sinne J. W. L. Gleims ist in den Vorworten der Originalausgaben nicht mehr faßbar (Eberhard Friese, Buch der F. und Spiegel der Zeit. Orliks Köpfesammlung, in: 95 Köpfe von Orlik, hg. von E. Friese und Setsuko Kuwabara, Bln. 1998, Bd. 3, S. 17–25).
F. unter Frauen und deren Darstellungsform läßt sich als Thema bis in Filmwerke des 20. Jh. verfolgen (Karen Hollinger, Mainstreaming Women’s Friendship. American and German Variations, in: [36] S. 217–237).
Der Ausdruck politischer F. über die Darstellung des Handschlags hielt sich bis in die Gegenwart (zur politischen F. des 20. Jh.s allgemein: Reinhard Schneider, Politische F., in: [53] S. 372–388, bes. S. 381–387; zum Gestus: [92] S. 205–215).
2. F.tempel
F.tempel sind architektonische Monumente der F. Sie können der allgemeinen Idee von F., einem bestimmten Menschen oder einem Freundeskreis gewidmet sein. Diese Widmung findet in der Regel inschriftlich oder in der bildlichen Ausstattung des Monuments dauerhaften Ausdruck.
Von F.tempeln abzugrenzen sind Ruhmestempel für hist. und lit. Personen (z. B. Ehrenhallen, Pantheon-Bauten), reine Mausoleen sowie antiken Gottheiten geweihte Bauten (z. B. Tempel der Concordia, Pax usw.). Wenn ein F.tempel an einen verstorbenen Freund erinnerte, wurde das Bauwerk jedoch gelegentlich als fiktives Mausoleum verstanden (z. B. F.tempel in Potsdam, s. Sp. 870f.); umgekehrt konnten Mausoleen auf die F. zu dem Verstorbenen verweisen.
Ein bedeutendes Beisp. ist die Rotunde, die Kg. Friedrich von Württemberg seinem Freund Johann Karl von Zeppelin 1802–1806 von Nikolaus Thouret im Ludwigsburger Schloßpark errichten ließ (Anna Maria Pfäfflin, Pantheon der F. ..., Stendal 2005 [Schrn. der Winckelmann-Ges., 25]); J. H. Dannecker schuf dafür die Figur einer „Trauernden F.“ (zum Entw.: Ulrike Gauss, J. H. Dannecker. Der Zeichner, Stg. 1987, S. 122f., Z 80). Erinnerungsstücke an seinen Freund bewahrte der Kg. in zwei eigens entworfenen Schreibschränken in Sarkophagform mit Darst. der Grabrotunde sowie einer plastischen Pers. der trauernden F. von Philipp Jakob Scheffauer auf (Georg Himmelheber, Möbel als Denkmäler, in: Schöndruck – Widerdruck. Schriften-Fest für Michael Meier ..., Bln. 1985, S. 65–74, bes. S. 65f., Abb. 24).
Eine entsprechende Begriffsunschärfe gilt für F.tempel, die einem berühmten Freund gewidmet sind; sie können zugleich überpersönliche Denkmäler sein.
Literarische Fiktionen von F.tempeln, z. B. Voltaires „Le Temple de l’Amitie“ (1732–1733), boten Vorlagen für gebaute Monumente ([34] S. 318f.).
a. Aufstellungsort und Funktion
F.tempel stehen üblicherweise in Landschaftsgärten, wo sie meist nur einen Teil der gebauten „Staffagen“ bilden (über Beziehungen der engl. Landschaftsgartenk. zum sentimentalen F.kult des Alexander Pope und seines Kreises s. John Dixon Hunt, Gardening, and Poetry, and Pope, Art Quarterly 37, 1974, S. 1–30, bes. S. 14f.). In den einflußreichen Publ. des Christian Cajus Laurenz Hirschfeld sind F.tempel als empfehlenswerte Gartenbauten aufgeführt (Anmerkungen über die Landhäuser und die Gartenk., Lpz. 1773, S. 152; ausführlicher [13] Kap. 3).
Eine Ausnahme bildet der 1775 geplante, aber nicht voll. F.tempel im Basler Patrizierhaus „Zum Kirschgarten“. Es handelte sich hier um eine Art säkularer Hauskapelle auf der Basis frei maurerischen Gedankenguts (vgl. Freimaurer, Sp. 676): Ein „Kultbild“ in Form einer am Altar der F. opfernden Vestalin von Alexander Trippel, Rom 1781, charakterisierte den durch eine korinthische oder ionische Säulenstellung hervorgehobenen Raum als F.tempel (Burkard von Roda, Das Projekt eines F.tempels und andere freimaurerische Elemente im Haus zum Kirschgarten zu Basel, in: ders. und Benno Schubiger [Hgg.], Das Haus zum Kirschgarten und die Anfänge des Klassizismus in Basel, Basel 1995, S. 113–124).
F.tempel entstanden parallel zur Verbreitung des Landschaftsgartens in der 1. H. 18. Jh. zunächst in England und Brandenburg; in der 2. H. des Jh. wurden sie in ganz Europa und angrenzenden Ländern verbreitet (Beisp. bei [17]). Auf die sonstige Gartengestaltung scheint der allegorische Inhalt von F. nur selten eingewirkt zu haben.
Die Besitzerin des Gartens von Betz (Oise), Maria Caterina Brignole Sale Prinzessin von Monaco, sah bei dessen Umgestaltung (nach 1780) vor, daß der F.tempel von allegorisch deutbaren Bäumen umgeben sein solle: von Wymouth-Kiefern, die ein Bild der Beständigkeit seien, Lärchen, deren Holz im Altertum zu Ehren der F. verbrannt worden sei, und Eichen, deren Alter die beständige F. berühmter Personen bezeuge, die sie gepflanzt hätten ([68] S. 30; s. auch Sp. 867f.).
Einen Anlaß zur Errichtung von F.tempeln bot die Dankbarkeit in Ungnade gefallener Höflinge gegenüber solidarisch gebliebenen Freunden.
Dieses Motiv läßt sich für die Anlage des frühesten erhaltenen F.tempels in England erschließen: Richard Lord Cobham, der sich 1733 von der Politik des Premierministers Sir Robert Walpole distanziert und den Hofdienst verlassen hatte, ließ 1739–1742 im Park von Stowe einen F.tempel von James Gibbs (Abb. 46) errichten, der solchen Freunden gewidmet war, die seine politische Haltung teilten (George Clarke, Grecian Taste and Gothic Virtue. Lord Cobham’s Gardening Programme and its Icon., Apollo 97, 1973, S. 566–571, bes. S. 570; [34] S. 311–314). – Eine ähnliche Lage bewog den 1770 vom Hof verbannten Etienne-François de Choiseul 1773–1778 zur Errichtung einer Pagode mit den Namen der verbliebenen Freunde im Park von Chanteloup (ebd., S. 314–317; zur Person des Auftraggebers: Barbara Scott, The Duc de Choiseul, Apollo 97, 1973, S. 42–53).
Im letzten Dr. 18. Jh. wurden F.tempel zu monumentalen Zeugnissen des empfindsamen F.kults in den Gärten des literarisch gebildeten Adels. Da F.tempel die Existenz großer Parkanlagen voraussetzten, ist ihre Zahl gegenüber F.denkmälern (s. Sp. 872–875) beschränkt. Vielfach waren Bezeichnung und Realie jedoch nicht kongruent.
Das Zimmer in J. W. L. Gleims Wohnhaus in Halberstadt, das vom Dichter selbst als „F.tempel“ bezeichnet wurde, war nicht für diesen Zweck geplant oder umgebaut worden: Es enthielt nur F.porträts (Horst Scholke, Der F.tempel im Gleimhaus zu Halberstadt, Lpz. 2000; s. Sp. 856). Auch die Bibliothek, in der Gleim seine Korrespondenz mit Freunden aufbewahrte, bezeichnete er als „Tempel der F.“ oder „Archiv der F.“ (Ute Pott, Aus dem Geist der F. ... , in: [98] S. 66).
Daß die Bezeichnung des Alten Schlosses Eremitage, Bayreuth, als F.tempel lediglich allegorischen Charakter hatte, zeigt deren lit. Verwendung (Peter O. Krückmann, Die Eremitage der Wilhelmine – ein F.tempel, in: Gerhard Hojer und P. O. Krückmann, Neues Schloß Bayreuth ., Bln.-Mchn. 1995, S. 46–69, bes. S. 60). Eine entsprechende Verwendung des Begriffs „F.tempel“ ist noch im fr. 20. Jh. belegbar: Heinrich Seidel, Leberecht Hühnchen, Lpz. 1901, Ndr. FfM. 1985, S. 59.
In der Endphase der empfindsamen Epoche, 1. H. 19. Jh., kamen Monumente der F. langsam aus der Mode.
Hermann Fürst von Pückler-Muskau spottete 1834 über antikisierende Gartenbauten und Garteninschriften, insbesondere über eine Bank, deren Lehne aus den Namen des Freundespaars Orest und Pylades gebildet sei (Andeutungen über Landschaftsgärtnerei, Stg. 1834, Ndr. Stg. 1977, S. 28f.).
b. Bautypen
Die Form von F.tempeln ist grundsätzlich variabel; es gab eingerichtete Höhlen (z. B. die inschriftlich der F. gewidmete Grotte im Landschaftspark von Kleinskal, Böhmen, vor 1828: [59] S. 87f.) sowie orientalisierende und antikisierende Bauten unterschiedlichen Typs, für deren Säulenordnungen die Dorica-Toscana und die Ionica bevorzugt wurden. Zentralbauten, bes. der Monopteros, sind am häufigsten vertreten. Dies entspricht C. C. L. Hirschfelds Grundsatz, daß „die runden Tempel ... für Gärten am meisten angemessen“ seien ([13] S. 74; zum F.tempel in Form des Monopteros s. [105]).
Beisp. für F.tempel in Form von Zentralbauten: Mussenden Temple, Downhill, County Derry, Nordirland (Tholos, 1785 im Auftrag von Frederick Augustus Hervey Earl of Bristol, Bisch. von Derry, zum Andenken an eine Verwandte, Frideswide Bruce Lady Mussenden, wohl von Michael Shanahan, Cork, erbaut: George Mott, Follies and Pleasure Pavillons, N. Y. 1989, S. 52f.); F.tempel im Herzogsgarten von Landshut (Tholos mit flachem Pronaos, nach 1784 für Hzg. Wilhelm von Zweibrücken-Birkenfeld errichtet: Volker Liedke, Stadt Landshut ..., Mchn. 1988 [Dkm. in Bayern, II.24], S. 260f.); F.tempel im Park von Söder, Nieders. (Oktogon mit reduzierter Portikus, um 1790 durch Friedrich Moritz Graf von Brabeck zu Ehren seiner Gemahlin errichtet: [79] S. 47f., Abb. 186); F.tempel im Park von Gut Lütetsburg, Ldkr. Aurich (Abb. 49); Dorotheentempel in der Dorotheenaue, Karlsbad (ionischer Monopteros, 1793 Dorothea Hzgn. von Kurland [gest. 1821] gewidmet: Hubert von Harrer, Karlsbad und die umliegende Gegend, Prag 1801, S. 132f.; [105] S. 63); F.tempel im Fürstenlager bei Auerbach, Stadt Bensheim (Monopteros, 1824 errichtet zu Ehren der Hzgn. Luise von Hessen-Darmstadt von ihren Söhnen, 1864 abgerissen: [49] S. 17, Abb. 7).
Der F.tempel von Chanteloup, 1773–1778, eine siebengeschossige Pagode mit Peristyl, ist Point-de-Vue einer in Terrassen ansteigenden Gartenanlage. Trotz des ostasiatischen Bautyps ist der Dekor des F.tempels klassisch: Säulen und Pilaster folgen der dorischen Ordnung ([34] S. 314–317). – Der nach 1822 errichtete F.tempel im Park von Lützschena war ein Oktogon mit Strohdach-Kuppel. Durch schwarz-weißen Lagenwechsel und spitzbogige Arkaden erinnerte er vage an maurische Bauten (Wolf-Dietrich Speck von Sternburg und Peter Guth, Der Speck von Sternburgsche Schloßpark Lützschena, Lpz. 1999).
Zu den selteneren antikisierenden Bauten auf der Basis eines Rechtecks gehört der F.tempel von Stowe, 1739–1742, ein queroblonger Bau mit Zentralturm und toskanischer Portikus ([34] S. 311–314). – Die Form eines ionischen Prostylos verwandte Julien David Leroy nach 1780 für den F.tempel im Park von Betz (s. Sp. 868).
Ohne Parallele scheint eine kreuzförmige Anlage zu sein, die wohl aus deren Entstehungsgesch. zu erklären ist: Der F.tempel von Clisson (Loire-Atlantique), ein dorischer Prostylos mit niedrigen Querflügeln, ist das Ergebnis eines Umbaus der Kirche Saint-Etienne von Mathurin Crucy; sie wurde nach ihrer Profanierung 1812–1824 zu einem F.tempel für den künstlerischen Freundeskreis des Clissonais und sekundär zu einem Mausoleum (Jean-Jacques Couapel und Anne Duflos, Voyage ital. a Clisson et dans ses environs, Nantes 1991, S. 19).
c. Ausstattung
Durch die Ausstattung der Bauten wurde entweder die Idee von F. gefeiert oder an bestimmte Freun de erinnert.
Im ersten Fall wurde mehrfach die personifizierte F. im Rauminnern dargestellt.
In dem nach 1780 errichteten F.tempel von Betz, Dep. Oise, diente ein Abguß von J.-B. Pigalles 1753 entstandener Skulpturengruppe „L’Amour et l’Amitié“ (s. Sp. 836) als „Kultbild“; sie erinnerte an die Beziehung der Auftraggeberin, Maria Caterina Brignole Sale Prinzessin von Monaco, zu dem 1789 emigrierten Louis V. Joseph de Bourbon Prince de Condé ([68] S. 30).
Gemälde oder Reliefs konnten das Ausstattungsprogramm erweitern und das spezifische Verständnis der im Tempel gefeierten F. zum Ausdruck bringen.
Die Zugehörigkeit von Bauherren zur Freimaurerei (Sp. 656–700) mag das Interesse an einer allegorischen Ausstattung gefördert haben (Helmut Reinhardt, Der Einfluß der Freimaurer auf die Anlage und Gestaltung der Gärten [im 18. Jh.], Gartenk. und Dpfl., ICOMOS-Kolloquium Brühl 1987, Mainz 1988, S. 109–118).
In dem F.tempel von Stowe (s. Sp. 864), dessen Bauherr seit 1725 Freimaurer war, stellten eine Pers. der Britannia und Namen britischer Herrscher, Deckengem. von Joseph Slater, die hier gefeierte F. im Anschluß an Shaftesbury (s. Sp. 826) in einen nationalen und hist. Rahmen ([34] S. 314). – Als Sympathisant der Freimaurerei oder ähnlicher Vereinigungen kann möglicherweise Carl Joseph Frhr. von Erthal, Kf. von Mainz, gelten, der zw. 1786 und 1788 durch seinen Architekten Emanuel Joseph von Herigoyen einen F.tempel im Park Schönbusch bei Aschaffenburg errichten ließ (Abb. 48). Im Innern des kubischen Bauwerks stehen Pers. der Wahrhaftigkeit, Stärke durch Eintracht, Treue und Dauerhaftigkeit, wohl von Johann Sebastian Barnabas Pfaff (ebd., S. 322–325).
Die Anlage antikisierender Altäre erinnerte an (fiktive) antike Opferriten zu Ehren von F.
Dies gilt z. B. für den F.tempel, der im Auftrag von Kgn. Friederike Luise von Preußen im Park von Schloß Monbijou, Berlin, um 1789–1790, der der F. geweiht wurde; der toskanische Monopteros enthielt im Innern einen bekränzten Altar (Folkwin Wendland, Berlins Gärten und Parke von der Gründung der Stadt bis zum ausgehenden 19. Jh., Bln. 1979, S. 254f., Abb. 253).
Mit Hilfe von Exempla, bes. Darstellungen antiker Freundespaare, wurde das Lob der F. anschaulich gemacht.
Wohl unter Einfluß von Voltaires Gedicht „Temple de l’amitié“ ließ Friedrich II. von Preußen seinen Architekten Karl Philipp Christian von Gontard 1768–1770 einen F.tempel im Schloßpark von Sanssouci errichten (Abb. 47); die Säulenschäfte des korinthischen Monopteros schmücken acht medaillenartige Relieftondi mit den Büsten bzw. Köpfen antiker Freundespaare: Orest und Pylades, Euryalos und Nisos, Herakles und Philoktetes, Theseus und Peiritoos ([34] S. 320). – Den Eingang des F.tempels im Park von Betz (s. Sp. 867f.) flankieren Nischenfiguren, Castor und Pollux von Jean-Baptiste Stouf; ein Relief mit der Opferung der Iphigenie, ebenfalls von Stouf, schmückt das innere Tympanon des Portals, und an den Wänden stehen Büsten berühmter Personen, die sich durch ihre F. auszeichneten ([68] S. 30; [52] S. 99, 101).
Inschriften verdeutlichten gelegentlich die Widmung des Bauwerks an die F. oder erläuterten deren Idee durch Literaturzitate.
Ein handliches Kompendium möglicher Inschriften, u. a. Sentenzen über F., bot Franz Friedrich Siegmund August Böcklin von Böcklinsau, Inschriften für schöne Gartenplätze und Gartenanlagen wie auch zu Mon. an Gräbern, o. O. 1808, S. 38f.
Die Höhle von Kleinskal, Böhmen, wird allein durch zwei Inschrn. zum F.tempel: die Weiheinschr. „Amicitiae sacrum“ und ein Zitat aus einem Gedicht von Edward Young: „Der freundlose Herr einer Welt ist arm; eine Welt für einen Freund hingeben, ist Gewinn“ ([59] S. 88). – Im Peristyl der Pagode von Chanteloup (s. Sp. 864) sind alternierend Marmortafeln mit den chinesischen Synonymen von „Reconnaissance“ und „Amitié“ angebracht ([34] S. 316). – Sowohl das „Kultbild“ als auch die „Apsis“ des F.tempels von Betz, der die Dedikation „A L’AMITIÉ“ am Fries trägt, schmücken anonyme Verse über F. (Mitt. von C. Thellier, Betz). – Der vor 1879 abgerissene oktogonale F.tempel im Boberow bei Rheinsberg, den Prinz Heinrich von Preußen 1761 errichten ließ, enthielt angeblich sechzehn franz. Verse über die F. (Rudolf Schulz, Rheinsberg, Neuruppin 1879, S. 73f.). – Der F.tempel in Landshut (s. Sp. 865) zeigt am Fries die Inschr. „[JE] CHERIS JUSQU’À LA TOMBE“ (Mitt. von Friedrich Kobler, Olching).
Wenn ein F.tempel die Erinnerung an einen Menschen wachhalten sollte, war dessen Bildnis meist wichtigster Bestandteil der Ausstattung. Je nach Größe und Anspruch des F.tempel wurden Porträtstatuen, Büsten oder Bildnisreliefs verwendet.
Der F.tempel im Park von Schloß Sanssouci, Potsdam (s. Sp. 869) erinnerte an die freundschaftliche Beziehung Kg. Friedrichs II. zu seiner 1758 verstorbenen Schwester Wilhelmine von Bayreuth; er wurde vom Auftraggeber in Parallele zu Ciceros Mausoleum für seine Tochter Tullia gesetzt. An der Rückwand des Zentralbaus steht eine Skulptur der sitzenden Markgfn. aus Marmor von Johann Lorenz Wilhelm Räntz, 1771–1773 nach Vorbild eines Porträts von Antoine Pesne, um 1750, geschaffen ([34] S. 320). – Auch der F.tempel in Pawlowsk, den die Zarin Maria Feodorowna 1780–1782 ihrer Schwiegermutter Katharina d. Gr. von Charles Cameron errichten ließ, enthielt eine Statue der „Freundin“; Katharina ist hier als Ceres dargestellt (Marina Alexandrovna Flit u. a., Pavlovsk, Paris 1993, S. 189f.). Büsten mehrerer Freunde befanden sich im F.tempel von Stowe (s. Sp. 864), Büsten von Freundinnen wurden 1815 im Luisentempel von Hohenzieritz, Bez. Neubrandenburg ([105] Abb. 92), und 1861 im Park von Branitz errichtet (Anne Schäfer, Zur Ausstattung von Landschaftsgärten ..., in: Hermann Ludwig Heinrich Fürst von Pückler-Muskau, Gartenk. und Dpfl., Weimar 1989, S. 188–192, Abb. 146–148). Im F.tempel von Lütetsburg, Ldkr. Aurich (Abb. 49), erinnert ein Reliefmedaillon (Abb. 50) an den Freund des Bauherrn: Gf. Edzard Mauritz zu Inn- und Knyphausen ließ 1797 seinen F.-tempel, ein hölzernes Oktogon mit Reetdach (nach Vorlage des als „ländlicher Speisesahl“ bezeichneten Gartenhauses bei Johann Gottfried Grohmann, Kleines Ideen-Magazin für Gartenliebhaber ..., Lpz. o. J. [1796]), mit einem Porträt des Geheimen Oberfinanzrats Ransleben ausstatten.
Zumindest ein Fall ist dokumentiert, in dem das Geschenk einer Freundin, eine antike oder antikisierende Spolie, zum Ausstattungsstück des ihr gewidmeten F.tempels wurde.
1761 ließ Prinz Heinrich von Preußen im Boberow bei Rheinsberg der Hzgn. von Braunschweig einen F. tempel errichten (s. Sp. 874) und stellte darin einen steinernen Altar auf, den er von ihr als Geschenk erhalten hatte (Carl-Wilhelm Hennert, Beschr. des Lustschlosses und Gartens seiner Kgl. Hoheit des Prinzen Heinrichs ..., Bln. 1778, Ndr. Potsdam 1985, S. 65; R. Bergau, Inv. der Bau- und Kdm. in der Prov. Brandenburg, Bln. 1885, S. 637; [105] S. 63).
Ohne Bezug auf die empfindsamen und romantischen F.tempel sind öffentliche Bauten, die noch im 20. Jh. zwischenstaatliche F. feierten: 1918 wurde z. B. ein Wettbewerb für ein „Haus der F.“ in Istanbul ausgeschrieben, das die F. zwischen dem Deutschen Reich und der Türkei dokumentieren sollte (Das Haus der F. in Konstantinopel. Ein Wettbewerb dt. Architekten, Mchn. 1918; Turgut Saner, Bruno Tauts Projekt zum Wettbewerb „Haus der F.“ in Istanbul, Architectura 38, 2008, S. 77–94).
3. F.denkmäler
Da F.denkmäler weniger Raum einnehmen als F.tempel, wurden sie auch in kleineren Gärten aufgestellt, gelegentlich in Gruppen ([64] bes. S. 45–52). Beliebt waren antikisierende Altäre, Säul en, oft mit Vasen, und Stelen, die entweder mit empfindsamen, auf F. bezüglichen Inschriften oder dem Namen des gefeierten Freundes versehen wurden.
Ein frühes Beisp. für die Kombination von Grabmal und F.denkmal ist das säulenförmige Herzmonument des Konnetabel Anne de Montmorency, das 1573 im Auftrag von dessen Witwe in der Cölestinerkirche Paris errichtet wurde, nachdem es zunächst in der Gruft derselben Kirche zusammen mit dem Herzen Kg. Heinrichs II. bestattet worden war; König und Konnetabel waren freundschaftlich verbunden gewesen (Semjon Aron Dreiling, Herzvereinung von König und Konnetabel ..., Marburger Jb. für Kw. 36, 2009, S. 145–183). Auf den Vorlagen für Landschaftsgärten bei Le Rouge (1788) sind solche Denkmäler auf erhöhten Freiflächen plaziert ([17] H. 20, Bl. 5 und 6). Wenn in ihnen berühmte Zeitgenossen genannt sind, muss nicht in jedem Fall auch eine persönliche Beziehung zu diesen bestanden haben; die Grenzen zum allgemeinen Ehrenmal sind unscharf. C. C. L. Hirschfeld empfahl die Aufstellung von F.denkmälern, um nationale Heroen in dieser Form zu ehren ([13] Kap. V, S. 147–150; [64] S. 45f.).
Der Park von Rheinsberg erhielt zw. 1752 und 1794 unter Prinz Heinrich von Preußen eine zeittypische Mischung von Denkmälern, u. a. einen als „Remusgrab“ ausgestalteten Eiskeller, eine Büste mit Urne für seinen 1758 verstorbenen Bruder August Wilhelm, ein Rousseau-Monument nach dem Vorbild der Urne in Ermenonville, einen Säulenstumpf für Chretien-Guillaume de Lamoignon de Malesherbes mit auf dessen Freundesqualität bezüglicher Inschr. und einen F.-Altar (Michael Seiler, Dkm. der Erinnerung, der F. und der Trauer im Garten und Park von Rheinsberg, in: K. in Preußen. Hans-Joachim Giersberg zum 65. Geburtstag, Bln. 2003, S. 154–164).
Der am reichsten mit F.denkmälern bestückte dt. Park wurde ab 1781 von Johanna Margareta Christina Gfn. von Brühl und ihrem Ehemann Hans Moritz im Seifersdorfer Tal (Sachsen) angelegt; er enthält sowohl Denkmäler für F. als Ideal, z. B. das „Denkmal der gotischen F.“ in Form einer Vase, als auch solche Monumente, die sich auf bestimmte Freunde beziehen, z. B. die Büsten von Christoph Martin Wieland und J. G. Herder sowie eine Grotte für E. Young (Wilhelm Gottlieb Becker, Das Seifersdorfer Tal, Dresden 1792, Ndr. 1977; [52] S. 154–157; [66] S. 133–138). Hirschfeld selbst erhielt im Schloßgarten von Seifersdorf ein Denkmal in Form einer Porzellanvase auf einem Rosenhügel ([64] S. 48).
Weitere Beisp. des 18. Jh.: F.altar „A la vraie amitié“ im Auerbacher Fürstenlager, 1786 ([49] S. 18, Abb. 8); Urnenmonument von Hzgn. Anna Amalia für den 1783 umgekommenen Prinzen Leopold von Braunschweig, 1787, im Schloßpark von Tiefurt (Abb. 51; [66] S. 89); Dkm. für zwei Freunde bzw. Logenbrüder des Freimaurers Hzg. Ferdinands von Braunschweig in Form einer Pyramide und eines Urnenmonuments im Park von Vechelde, Nieders., nach 1785 und 1789 (Friedrich Hahne, F.denkmäler, Braunschweigische Heimat 26, 1935, S. 26–29; zur Parkanlage: [79] S. 359–364, bes. S. 363).
Beisp. des 19. Jh.: Eine seltene Form des F.denkmals, die einer gefaßten Quelle, ließ J. W. L. Gleim 1802 zu Ehren seines Freundes Klopstock mit der Inschr. „Klopstock hat aus dieser Quelle getrunken. Zum Andenken von Gleim“ versehen (Doris Schumacher, Ein Tempel für die F. in: [87] S. 247–262, bes. S. 259). – Ein „F.stein“ steht im Park von Louisenlund, Gem. Güby, 1804 (Kdm. Land Schleswig-Holstein, K.-Top., S. 205).
Ein spätes Beisp. für ein F.denkmal ist der Altar vor dem sog. „F.-Hügel“ im Park des Hauses von Emanuel von Seidl, nach 1902 (Abb. 52).
4. F.gaben
Geschenke dienten häufig dazu, politische oder private F. zu begründen und aufrechtzuerhalten. In der ital. Renaissance verschmolzen gelegentlich das Interesse am antiquarischen Sammeln mit dem wiederentdeckten F.ideal der Antike und pragmatischen Interessen.
So schenkte Papst Sixtus IV. 1471 dem Florentiner Botschafter Lorenzo de’ Medici zwei antike Büsten des Freundespaars Augustus und Agrippa, die als Sinnbilder für die angestrebten politischen Beziehungen zwischen Rom und Florenz dienten ([97] S. 248; Beisp.: [62]). Das Sprichwort „Kleine Geschenke erhalten die F.“ (Variante bei [85] S. 292), das entsprechende Bräuche voraussetzt, existiert auch in anderen europ. Sprachen: Die franz. Fassung „Les petits présents entretiennent l’amitié“ regte Honoré Daumier 1840 zu einer Karikatur an (lithographische Serie „Proverbes et maximes“ [91] S. 121).
a. F.medaillen und -orden
Ebenso wie F.bildnisse (s. Sp. 853–861) wurden seit der Renaissance Porträtmedaillen angefertigt, von denen solche, die eine Bohrung aufweisen, vermutlich als F.zeichen gedacht waren ([96] S. 248f.). Die im 15. Jh. unter ital. Würdenträgern und Künstlern entwickelte Sitte, Porträtmedaillen gegenseitig zu verschenken ([97] S. 221–234), wurde nach dem 1. V. 16. Jh. von dt. Sammlern aufgenommen. Beisp.: Zu den frühesten dt. Medaillen, die das Thema F. widerspiegeln, gehört die 1527 von Friedrich Hagenauer für Raymund Fugger geschnittene Medaille mit einer Allegorie der Liberalitas (Abb. 53): Ein antikisierend gewandeter bärtiger Mann steht auf einem offenen Geldsack, aus dem Münzen quellen. Er hält eine Kanne und eine Schale mit Früchten; fünf Vögel umschwirren sie. Die Umschrift, zugleich lit. bezeugte Devise des R. Fugger, lautet: „PVDEAT AMICI DIEM PERDIDISSE“; sie bezieht sich auf ein Dictum des Kaisers Titus. Dieser habe jeden Tag für einen verlorenen gehalten, an dem er keinen Freund beschenkt habe ([67] I,1, S. 74, Nr. 471, Taf. LXIII,5; dazu Norbert Lieb, Die Fugger und die K. im Zeitalter der hohen Renss., Mchn. 1958, S. 56f., Nr. 10; S. 60 und 356. Variante der Medaille von Matthes Gebel, 1530: Gerlind Werner, in: Ausst.kat. „Die Fugger und die Musik ...“ Augsburg 1993, S. 132, Nr. 13; Peter Volz und Hans Christoph Jokisch, Emblems of Eminence ..., Hdbg. 2008, S. 140f., Nr. 56).
Als Schießprämien oder F.gaben sind silberne Medaillen in Klippenform, Württ., 1607–1609, anzusprechen, die auf dem Revers David und Jonathan zeigen (Ulrich Klein und Albert Raff, Die Württ. Medaillen, 1496–1797 ..., Stg. 1995 [Süddt. Münzkat., 5], S. 79f., Nr. 70f., und S. 105, Nr. 95). Auch auf niederl. F.medaillen kehrt das Paar wieder, so bei einem 1742 dat. Exemplar (Abbildungen Freimaurerischer Denkmünzen und Medaillen, Bd. 2, Hamb. 1899, S. 81, Nr. 205, Taf. XXVIII).
Die Sitte, F.medaillen anzufertigen, lebte im 18. und 19. Jh. fort. Sie wurde bes. unter *Freimaurern gepflegt (Sp. 691f.).
Der am Ansbacher Hof lebenden Schauspielerin Hippolyte Clairon de la Tude wurden 1764 und 1775 Medaillen gewidmet, die der Stockholmer Medailleur Gustav Ljungberger prägte; beide beziehen sich inschriftlich auf F.: „L’AMITIÉ ET MELPOMENE ONT FAIT FRAPPER CETTE MEDAILLE EN 1764“ sowie „A L’AMITIÉ“ (Dieter Fischer und Hermann Maué, Die Medaillen der Hohenzollern in Franken, Nbg. 2000 [Wiss. Beibde. zum Anz. des Germ. Nat.mus., 15], S. 277, Nr. 5009f.). Der Berliner Medailleur Daniel Friedrich Loos schnitt um 1800 mehrere F.medaillen, die auf die Beständigkeit von F. gegenüber der vergänglichen Zeit verweisen (z. B. Avers: Chronos über Allkugel fliegend, mit der Umschrift „DIE ZEIT ENTFLIEHT“, Revers: „DOCH MEINE FREUNDSCHAFT NICHT“ in Efeukranz: [102] S. 167, Nr. B 26). Andere Medaillen vermitteln gute Wünsche für die Zukunft und zeigen die pers. F. beim Kränzewinden oder beim Opfer am Altar (ebd., S. 185f., Nr. B 55, B 58/1–2). Ein teils als „Schutzengel“, teils als „Schutzgeist“ apostrophierter Genius wendet sich einer bekränzten Säule zu: „ER SEY DIR STETS ZUR SEITE“, Revers: „UND KRAENZE DEINE TAGE MIT FREUNDSCHAFT LIEB UND FREUDE“ (Abb. 54). Unerschütterliche F. beschwört eine Medaille desselben Meisters, die auf dem Avers ein Kliff in stürmischem Meer zeigt (ebd., S. 189, Nr. B 64).
Gelegentlich wurden auch Orden auf F. bezogen, deren Insignien entsprechende Motti trugen.
Zedler erwähnt den „Orden der guten F.“ zw. Kursachsen und Kurbrandenburg, der 1692 nach einem Besuch Kf. Friedrichs III. von Brandenburg in Torgau gestiftet wurde. Als Juwel der jeweils zwölf Ritter diente ein goldenes Armband mit den Inschriften „Unis pour jamais“ und „Sincere amitié“ ([33] IX, Sp. 1838). – Der wohl 1753 gestiftete Hausorden der Fürsten von Thurn und Taxis verlieh ein Kleinod mit der Devise „De parfaite amitié“ bzw. „VINCLUM (sic) AMICITIAE“ (Peter Styra in: Ausst.kat. „Dieser glänzende dt. Hof ... 250 Jahre Thurn und Taxis in Regensburg“, Regensburg 1998, S. 228f., Nr. 3.1f.).
b. F.schmuck
Im 18. und 19. Jh. war es Brauch, Ringe, Broschen, Anhänger oder Armbänder und reifen mit auf F. bezüglichen Motti, Monogrammen oder entsprechenden Bildmotiven (verschränkten Händen, F.altären, F.denkmälern oder F.tempeln) zu verschenken. Nicht selten wurde auch Haar des Freundes in Schmuckstücke als Geflecht oder Haarlege- (bzw. Haarklebe-)arbeit einbezogen, nicht nur von Berufsjuwelieren, sondern auch als Handarbeit von Laien ([56] S. 109–111). Die Materialien des F.schmucks waren auch sonst oft bescheiden, um eine breite Käuferschicht zu erreichen ([107]; [39] S. 32–34). Eine Abgrenzung von Liebesgaben ist meist nur anhand der Inschriften möglich.
Ringe: Die Marquise de Pompadour vermachte einem langjährigen Freund, dem Marschall de Soubise, 1764 testamentarisch einen Ring mit einer Kamee aus Achat, die „die Freundschaft darstellt“; der Stein zeigt einen kindlichen Genius, der mit einem Hund spielt ([44] S. 207, Nr. 106). A. Kauffmann schenkte J. G. Herder 1789 einen Siegelring für seine Ehefrau, um diese ihrer schwesterlichen F. zu versichern; das Steinrelief zeigte wahrscheinlich einen Schmetterling auf einem Myrtenkranz ([48] S. 186).
Vergißmeinnicht-Blüten aus Papier zieren neben Haareinlagen und einem Monogramm in Flußperlen die ovale Schmuckplatte eines dt., um 1790–1800 entstandenen F.rings (Heinz Battke, Gesch. des Ringes, Baden-Baden 1953, S. 87, Nr. 124, Taf. XXII).
Ein Fabrikationsmusterbuch der „Handlung Michael Debler“ in Schwäbisch Gmünd enthält neun zw. 1810 und 1820 verwendete Muster von F.ringen mit Emailminiaturen (?), die das oben gen. Motivrepertoire vorführen (Schwäbisch Gmünd, Städt. Mus.: Ausst.kat. „Baden und Württemberg im Zeitalter Napoleons“, Stuttgart 1987, Bd. 1.2, S. 1094, Nr. 1927).
Eine Haareinlage in einer Kapsel mit durchbohrtem Herzen enthält ein schwed. F.ring von Gustav Möllenborg, Stockholm, 1839, mit der auf emaillierte Platten verteilten Inschrift „Wänskap“ ([107] Taf. 50).
Bevor der Präraffaelit William Holman Hunt 1854 ins Heilige Land aufbrach, ließ er für sich und seinen Freund John Everett Millais einen „signet ring“ mit einer Sardonyx-Platte anfertigen, in die Initialen beider Freunde eingraviert waren (Diana Scarisbrick, Rings. Symbols of Power and Affection, Ld. 1993, S. 165).
Colliers: Für eine süddt. Halskette, um 1820–1830, fanden solche Steine Verwendung, deren Anfangsbuchstaben das Wort „FREUNDSCHAFT“ ergeben (München, Bayr. Nat.mus.: Inv.-Nr. 58/34a).
Anhänger: Ein doppelseitiges Medaillon, Dtld., um 1800, besteht aus einer Glaskapsel in Goldrahmen mit goldener Öse. Auf blauem Papier ist eine zarte Elfenbeinschnitzerei mit Urne, F.altar und der Inschr. „SOUVENIR ETERNEL D’AMITIÉ“ angebracht, auf der Rückseite eine runde Goldblechplatte mit der Aufschrift „SEUL A VOUS DEDIE“ (Abb. 56).
Armbänder: Zwei für eine Dame und einen Herrn bestimmte Perlenarmbänder mit emaillierten Platten, Frankr., um 1780, tragen die Inschr. „L’AMITIE VOUS LE DONNE“ und „L’AMITIE VOUS LA DONNE“ ([107] Taf. 5).
Broschen: Eine spitzovale Brosche, Engl., E. 18. Jh., zeigt in Sepiamal. auf Elfenbein eine Pers. der Amicitia mit Hund neben dem mit „Amitié“ beschrifteten Altar (Abb. 55).
c. Alba amicorum und F.bildchen
Die Sitte, ein F.album (s. auch Stammbuch) zu führen, kam vermutlich um 1545 in Wittenberg auf (zur Übertragung des älteren Begriffs auf die Sache: Franz J. Worstbrock, Album, Mittellat. Jb. 41, 2006, S. 248–264). Alba amicorum halten freundschaftliche oder kollegiale Beziehungen über die Widmung des Eintragenden fest; häufig sind die Texte auf F. bezogen. Frühe Einträge geben meist Sentenzen aus der antiken, über Florilegien verbreiteten F.literatur wieder ([90] S. 25; [101] bes. S. 237–242). Im 18. und 19. Jh. wurden zusätzlich Zitate aus den Schriften von C. F. Geliert und E. Young beliebt (zu Vorlagenkompendien für Stammbuchverse: [65] S. 151–159). Auch die (gelegentlich gedruckten) Titelblätter der Alben weisen oft auf F. hin ([101] bes. S. 174–187).
Seltener beziehen sich Stammbuch-Illustrationen unmittelbar auf F.: durch Personifikationen, F.tempel oder -denkmäler, durch bestimmte Blumen, Embleme oder Exempla. Diese wurden in allen auf Papier und Pergament verwendbaren Techniken hergestellt: als Feder- und Pinselzeichnungen in Aquarell oder Gouache, aber auch als Stickereien oder Scherenschnitte. Gelegentlich sind Haarlocken der Eintragenden beigegeben (Beisp. bei Alexander Guano, in ewiger F. ...“. Die Stammbücher des beginnenden 19. Jh. unter besonderer Berücksichtigung der Stammbücher von Theresia Kravogl und Ignaz von Palaus, Veröffn. des Tiroler L.mus. 83, 2003, S. 43–62, bes. S. 60f.). Ab E. 19. Jh. ersetzten gedruckte Glanzbildchen nicht selten die älteren Illustrationstypen.
Stammbücher von Freimaurern sind häufig durch spezifische Motive gekennzeichnet (s. Sp. 689).
Texteinträge: 1621 widmete Hans Albrecht Gf. zu Öttingen seinem Freund Georg Karl Tanner von Thann die Sentenz „Amicum proba probatum ama“ (München, Bayer. Staatsbibl., cod. germ. mon. 8189, fol. 19v; vgl. Sp. 823); eine Paraphrase („.probatum serva“) taucht 1628 im Stammbuch des Augsburger Patriziers Heinrich Herwarth auf (München, Bayer. Staatsbibl., cod. germ. mon. 3276, fol. 267r). Ein vierzeiliges lit. „Denkmal“ seiner F. errichtete 1779 in Altenburg Ernst Theodor Thienemann im Stammbuch des Johann Ernst Klötzner (Nürnberg, Germ. Nat.mus., Hs. 110 415a, fol. 24r). J. W. von Goethe verewigte sich 1815 auf einem von einem Blumenkranz gerahmten Blatt mit Versen über F. im Stammbuch der Antonie Brentano (Georg Himmelheber, K. des Biedermeier 1815–1835, Mchn. 1988, S. 185, Abb. 169, Kat.nr. 439). Dauernde Erinnerung an die Freundin beschwört der mit einem Haarkränzchen gezierte Vierzeiler der Louise Hartknoch, Weimar 1840, im Stammbuch der Elise Köhler (Weimar, Zentralbibl. der dt. Klassik, Nr. 520: [71] S. 232).
Personifikationen: Der Eintrag des Augsburgers Magnus Castus im Stammbuch des Daniel Prasch, Tübingen 1587, zeigt eine männl. Pers. der „philía“ in blauem Gewand mit den üblichen Motti in Begleitung eines Hundes („Fidus ubique comes“); emblemartig halten zwei verschränkte Hände ein von Pfeilen durchbohrtes Herz mit Pokal (Stuttgart, Württ. L.bibl., cod. Don. 898, fol. 17r: [82] S. 263, Taf. 11). Eine nackte F. mit Zeigegestus und dem Motto „Loquens Amicitiae pictura“ wurde 1602 im Stammbuch des Andreas Chemnitius abgebildet ([90] S. 28f., Abb. 20; [100] S. 149f., Abb. 23). Hans Heinze aus Breslau führte zwischen 1619 und 1621 ein Stammbuch, das die männliche Pers. der F., flankiert von einem dürren und einem grünen Baum, zeigt; zugehörige Verse verweisen auf die Verläßlichkeit des wahren Freundes ([90] S. 26f., Abb. 19). Auch im Stammbuch des Georg Philipp Hagel findet sich 1672 eine männliche Pers. der Amicitia, die auf einer Schildkröte steht; letztere verbildlicht nach Ausweis der beigegebenen Verse aufgrund ihres starken Panzers die Beständigkeit der F. (Abb. 9; [82] S. 265, Taf. 13). Das Stammbuch des Johann Esaias Nilson zeigt als Vorsatzblatt eine Begegnung von Amicitia mit Minerva als Patronin der schönen Künste, 1744 (Nürnberg, Germ. Nat.mus., Hs. 117 656: Sibylle Appuhn-Radtke, Inter nos! Johann Esaias Nilson [1721–1788] und seine Freunde im Spiegel eines Stamm-buchblattes, in: Augsburg, die Bilderfabrik Europas ..., hg. von John Roger Paas, Augsb. 2001 [Schwäbische Gesch.quellen und Forschgn., 21], S. 163–172). Die Unverletzlichkeit von F. durch die Zeit verbildlicht eine Miniatur im Stammbuch des Wiener Buchdruckers Nicolaus Bernhard Daniel Pertzel von 1750: Links und rechts von einem ruinösen Obelisken, an den ein Genius Feuer legt, stehen die Pers. von F. in weißem Gewand mit den üblichen Motti und der Ulme mit Weinlaub sowie Chronos vor der Vedute von Wien; eine Inschr. betont das Überdauern von F. (München, Bayer. Staatsbibl., cod. icon. 370, Beibd., fol. 6r).
Noch auf gedruckten Stammbuchblättern des 19. Jh. wurden auch die Grazien verwendet ([51] S. 377, Nr. 741).
F.tempel und -denkmäler: Eine Seidenstickerei auf Atlas im Stammbuch von J. C. Haase (?), 1748, zeigt eine Dame mit Hund, die am Fuß eines Säulenmonuments „par un ami“ lehnt (Nürnberg, Germ. Nat.mus., Hs. 113 064a, fol. 56r). In einer Pinselzchg. von Philipp Friedrich Hetsch im Stammbuch Schulz, 1782–1783, deutet eine Pers. der Pictura auf eine Pyramide mit der Aufschrift „Pour l’ami S.“ (ebd., Hs. 121 641, fol. 17r). Beide Typen vereint ein Aquarell im Stammbuch des Herrnhuters Friedrich Ranftler, 1796 (Stockholm, Kgl. Bibl., Til. Ty. 17, fol. 1r: ([82] S. 268, Taf. 14b). Julius Friedrich Knöbel hinterließ in Dresden 1773 ein „Monument d’amitié“, die Grisaillezchg. eines altarartigen Aufbaus mit einer Büste im Medaillon, im Stammbuch der Brüder Johann August und Traugott Leberecht Börner (Nürnberg, Germ. Nat.mus., Hs. 188 478, fol. 86r). Moralische Integrität als Grundlage der F. lobt der Eintrag des Freimaurers (?) Johann Georg Wendel, 1781, der sich neben einem Säulensockel als „Denckmal der F.“ verewigte: „Der Pöbel lobt den Freund, bei dem es Gaben find / Ich aber liebe Sie, blos weil Sie redlich seind.“ (ebd., Hs. 113 064a, fol. 53v–54r). Ein „Denkmal der F.“, Abbreviatur eines antiken Altars mit ovalem Schriftrahmen aus Rosen- und Vergißmeinnicht-Blüten, fand 1792 im Stammbuch der Julie Briegleb Verwendung (Weimar, Zentralbibl. der dt. Klassik, Nr. 577: [71] S. 113, ähnlich S. 118). Inschr. „Der Freundschaft gewidmet“ ist ein Urnenmonument, Ill. zum Eintrag von Heinrich August Weiske, Leipzig 1799, im Stammbuch der M. E. Eltzner (Weimar, Zentralbibl. der dt. Klassik, Nr. 563: ebd., S. 142f.). Weitere Beisp.: Ausst.kat. „Auf die F. windet Kränze ...“, Wiener Stadt- und L.bibl., Wien 1987, S. 22, 28; [51] S. 423.
Ein Opfer am F.altar zeigt z. B. eine 1ll. im Stammbuch des Johann Leopold Adam Weiss, 1791 (Abb. 14), das gleiche Thema ein Eintrag der Johanna Forhard, 1805 (München, Antiquariat Kohler, 1998). Verwandt ist auch J. E. Nilsons Opferszene, die „Bestätigung der F.“ meint (Abb. 15).
Emblematische 1ll.: Drei Picturae, die sich zu einem Rebus ergänzen, sind z. B. in einem Eintrag des Malers Hans Jakob Plepp im Stammbuch des Leonhard Pellican, Bern 1579, zu finden: ein Kreuz, ein geflügeltes Stundenglas und der Handschlag mit brennendem Herzen unter dem Motto: „Imm krütz und der Zytt Wirt Trüw und liebe Offenbar“ (Stuttgart, Württ. L.bibl., cod. Don. 895, fol. 104r: [82] S. 263, Abb. 2). Ein Freundespaar im Stammbuch des Menold Hillebrand von Harsens mit dem Motto „Vera amicitia immortalis et sempiterna“, dem ein Herz aus den Wolken gereicht wird, Prag 1603, geht auf ein Emblem bei Sambucus (s. Sp. 846f.) zurück (ebd., Cod. hist. 2° 889–26, fol. 26r: [82] S. 264, Taf. 12). Im Stammbuch des H. Herwarth (s. Sp. 881) blüht eine in einem Herzen wurzelnde Feuerlilie im Dornenkranz: „Crescit vulnere virtus“; die Darst. beruht auf einem Emblem bei Jacobus a Bruck, gen. Angermundt (fol. 236br: Ausst.kat. „SinnBilderWelten“, München 1999, S. 111, Nr. 168, Taf. 4). Unter dem Motto „Amicitiae vinculum“ halten zwei Hände aus den Wolken einen Ring; die Beischrift des eintragenden E. G. Jacobssen, Leipzig 1741, verband damit die Bitte um dauernde Erinnerung (Nürnberg, Germ. Nat.mus., Hs. 113 064a, fol. 54r).
Die Beständigkeit der F. beschwört die Darst. eines Hahns mit den Versen „Wann dieser Hahn fangt an zu krähn, wird unßere Freundschaft untergehn“, Eintrag der Thekla von Thongsa im Stammbuch der Mathilde Köhler, 1837 (Weimar, Zentralbibl. der dt. Klassik, Nr. 541: [71] S. 226; zur Verwendung des gleichen Motivs auf F.tassen s. Sp. 888).
Das Motiv der verschlungenen Hände war noch lange nach dem Ende seiner emblematischen Verwendung als Glanzbildchen verfügbar, z. B. in dem 1885–1892 und 1895–1896 in Amsterdam verwendeten Album der Suzanna Schuch Kohl (Ausst.kat. „Alba Amicorum ...“, Den Haag 1990, Nr. 115).
Exempla: David und Jonathan sind Hand in Hand in einer Miniatur von Johann Jacob Kleemann, Nürnberg 1769 (aus einem Stammbuch der Familie Schmöger von Adelshausen?), vor einem Brunnen mit Familienwappen zu sehen (Bamberg, Staatsbibl., I R 72a: [82] S. 267, Taf. 14a). Auf das gleiche F.paar verweist der Eintrag des Johann Dietrich Schmidt aus Heilbronn, Erlangen 1761: „Wer theilt den Schmertz mit uns? Wer heilet unser Wunden? ... Nur so ein Freund, wie Du, mein Jonathan.“ (Erlangen, Univ.bibl., Stammbuch Nr. 1985, pag. 112). – 1771 dienten „Aleest und Philint“ einem Stammbuchschreiber als exemplarische Dialogpartner, die freie Meinungsäußerung und zurückhaltende Urteile in Gesellschaft als Kennzeichen wahrer F. erläuterten (Erlangen, Univ.bibl., Stammbuch Nr. 2772, fol. 81r).
F.bildchen sind oft ähnlich wie Stammbuchblätter gestaltet.
„Mon amitié est trop bien fondée / por estre jamais changée“, lautet die Inschrift auf einem Pergamentbildchen des 18. Jh. (Kremsmünster, O.Ö., Benediktinerabtei, Slg. Pergamentminiaturen, Nr. 2A).
Eine beliebte Sonderform des 19. Jh. waren die in Wien, Nürnberg und Mailand hergestellten Zugbildchen, deren Bild- und Textinhalt sich durch das Verschieben zweier Papierebenen und geeignete Fenster verändern läßt ([56] bes. S. 29–52).
Ein kolorierter Kupferstich von H. F. Müller, Wien, 1. V. 19. Jh., zeigt den Amorknaben neben einer mit Efeu berankten Eiche. In geschlossenem Zustand liest man „Unsere Freundschaft gleiche ...“, in geöffnetem „Dem Wintergrün an einer deutschen Eiche“ (München, Antiquariat Kohler, 1998). Auf einem Zugbild desselben Verlags, um 1810, erscheint ein Blumenmädchen mit zwei bepflanzten Blumentöpfen, auf denen unterschiedliche Inschriften erscheinen: „Ich wünsche Ihnen [alles was Sie sich selbst wünschen], mir [Ihre fernere Freundschaft]“ (Alberto Milano, Biglietti d’auguri milanesi del primo Ottocento, Rassegna di studi e di notizie 16, 1991/1992, S. 195–220, Abb. 20).
d. Keramische Gefäße
Seit dem 16. Jh. gibt es Gefäße, die inschriftlich oder motivisch auf F. bezugnehmen. Vermutlich waren sie als Geschenke für Freunde gedacht.
Eine ital. Doppelhenkelflasche aus Majolika, Castelli, um 1523–1550, zeigt die Wappenfiguren der Familien Orsini (Bär) und Colonna (Säule) mit der Beischrift „ET SARRIMO [sic] boNI AMICI“ (London, Brit. Mus.: Luciana Arbace, Il conoscitore di maioliche ital. del Rinascimento, Mail. 1992, Nr. 24).
In größerer Menge wurden keramische F.geschenke erst im späten 18. und 19. Jh. hergestellt. Am häufigsten waren Services oder Einzeltassen für Kaffee, Tee oder Kakao (Thilo Tuchscherer, Die F.tasse, Diss. Münster 1996; diverse Beisp. bei [106]). Daneben gab es aber auch Pfeifenköpfe und Fidibushalter aus Porzellan mit entsprechenden Widmungen (z. B. Lothar Braun, Eine Bamberger Absolvia-Pfeife als Zeichen der F., Hist. Ver. Bamberg, Ber. 134, 1998, S. 241–244; [65] S. 165f., Nr. 31f.; zu einem Pfeifenkopf für einen Freimaurer, Geschenk seiner Freunde, 1837, s. Sp. 690, Abb. 19 a, b).
Services: Ein noch 25-teiliges Kaffee- und Teegeschirr mit Blaumarke W. Wallendorf, dat. 1802, trägt auf jedem Gefäß ein F.denkmal in Aufglasurfarben und Spruchfragmente, die sich urspr. wohl zu einem Zitat zusammenschlossen ([65] S. 48, mit Abb., und S. 168, Nr. 46). – Ein Satz aus sechs Tassen, Böhmen oder Thüringen, 1. H. 19. Jh., wurde mit je einem unterschiedlichen Gefühlen gewidmeten Gedicht dekoriert; Lippenrand und Untertasse sind mit Kränzen passender Blumen umwunden. F. charakterisiert das Immergrün ([106] S. 44f.). Einzelstücke: Terrinen, Kannen und Vasen mit F. sprüchen, teils mit namentlicher Widmung, wurden um 1800 in der bad. Fayencemanufaktur Durlach produziert (z. B. München, Bayer. Nat.mus: Slg. Paul Heiland, Inv.nr. 34/1019, 34/1150; Kanne für Joseph Dorner, Kippenheim, 1820: Kat. „Fayence und Steinzeug aus vier Jhh.“, Gal. Peter Vogt, Mchn. 2007, Nr. 24). Entsprechende Teller und Terrinen stellte um 1820–1850 auch die Fayencefabrik im Schweiz. Kilchberg her (Rudolf Schnyder, Schweizer Biedermeier-Fayencen. Schooren und Matzdorf, Bern 1990, z. B. S. 36, Abb. 1lf., S. 49, Abb. 20, S. 52, Abb. 22, S. 66, Abb. 32 u. ö.). Um 1820–1830 wurden in der Porzellanmanufaktur Reichmannsdorf, Steigerwald, (Milch-)Kännchen mit Inschrn. angefertigt (Marion Diehm, „Sein Fortun anderweit zu suchen ...“. Johann Gottlieb Ehregott Gottbrecht und die Porzellanmanufaktur Reichmannsdorf, Hohenberg-Eger 2000 [Schrn. und Kat. des Dt. Porzellanmus., 65], S. 284, Abb. 17).
Ob die großformatigen Prunkgefäße der Kgl. Porzellanmanufaktur Berlin mit Abbildungen des F.tempels in Potsdam (s. Sp. 870f.) ebenfalls als F.geschenke zu werten sind oder ob sie als reine Dekorationsstücke mit Veduten geschaffen wurden, ist offen (z. B. Kühlgefäß für Großhzgn. Alexandrine von Mecklenburg-Schwerin, um 1822: Günter Schade, Berliner Porzellan, Lpz. 21986, Abb. 66; Krater, 1823–1832: Ausst.kat. „Porzellan-K.“, T. 1, Berlin 1969, S. 39, Nr. 451, Taf. 82).
Inschriften und Bildmotive von F.tassen entstammten demselben Repertoire, das auch für andere F.geschenke zur Verfügung stand. Fast immer wird auf Dauer und Unverbrüchlichkeit der F. verwiesen, gelegentlich auch noch im 19. Jh. in emblematischem Bezug von Bild und Text.
Bildlose Inschriften sind gelegentlich auf Tasse und Untertasse verteilt, z. B. bei einer Wiener Tasse von 1806, die Liebe und F. zum Vorteil der letzteren vergleicht: Auf der Tasse liest man „Dans Vos Amours on Vous trouvait legere / En Amitié toujours Sûre et sincere“, auf der Untertasse: „Pour Vos amans les humeurs de Venus / Pour vos amis les Solides Vertus“ ([106] S. 95, Abb. 125). Norddt. Beisp. des 19. Jh.: [65] S. 165, Nr. 27–29.
Ebenso wie in Stammbüchern wurden in der 2. H. 18. Jh. Porträtsilhouetten als Dekor von F.tassen beliebt, z. B. auf einer Berliner Tasse, 1780–1800 (Leipzig, Grassi-Mus.: [98] S. 120, Nr. 89). F.tempel, -altäre und Grabmonumente in Porzel lan dekoren verweisen auf den F.kult und beschwören die ewige Dauer der F., so E. 18. Jh. bemalte Tassen der Kgl. Porzellanmanufaktur Berlin (Beisp.: ebd. S. 120–122).
Seit 1798 ist in der Wiener Porzellanmanufaktur ein Dekor nachweisbar, der mit der Irrealität des Bildes spielt: Zur Darst. eines Hahns tritt die Beischrift „Unsere Freundschaft wird besteh’n / Bis dieser Hahn beginnt zu kräh’n“ (Abb. 58; spätere Beisp.: [106] S. 62f.; zu einer Paraphrase auf einem Stammbuchblatt s. Sp. 884). Auf einer um 1803–1813 hergestellten Tasse der Kgl. Porzellanmanufaktur Berlin ergänzt das Bild einer Eiche das Motto „Fest, wie sie, sei unsre Freundschaft“ (Abb. 57). Das Opfer am F.altar zeigt eine zw. 1804 und 1816 entstandene Tasse aus Wiener Porzellan mit der Inschrift „Unsere Freundschaft waehre“ (ebd., S. 72f., Abb. 119). Ein mit Immergrün umkränzter und mit Vergißmeinnicht geschmückter Handschlag dekoriert eine Meissener Tasse, um 1817–1824 („Freundschaft und Vertrauen“: ebd., S. 86f., Abb. 93).
e. F.gläser
Freunden oder der F. gewidmete Trinkgläser trugen seit dem fr. 18. Jh. nicht selten Inschriften, Embleme, Personifikationen der F. oder szenische Darstellungen, die sich auf F. bezogen. Seltener wurden auch Porträts von Freunden abgebildet.
Inschriften: Kelchgläser mit dt., franz. und lat. Spruchbändern in Mattschnitt wurden in Osterwald bei Lauenstein (Fürstentum Calenberg) im 18. und fr. 19. Jh. auf Vorrat angefertigt; sie konnten von den Käufern nach Wunsch kombiniert werden, z. B.: „GUTE FREUNDE ALLER ORTEN“, „AUX AMIS SINCERES“ ([43] S. 111–113). Ein Satz von zwölf Pokalen, Lauenstein, um 1770, trägt auf der Cuppa jeweils einen Buchstaben des Wortes „Freundschaft“ (Abb. 59).
Derartige Inschriften finden sich auch auf Bechergläsern, z. B. in Tiefschnitt: „Treue Freundschafft mit Bestand ist beßer wie ein Diamant“ (Kestner Mus. Hannover: [43] S. 116, Nr. 139). Ein von Johann Joseph Mildner, Gutenbrunn (Österr.), um 1800, dekoriertes Becherglas enthält in Diamantriß das Monogramm FG und die Inschr.: „Das ächte Freundschaft Heilig ist, bleibt unwiederlegt / Weil selbst der Schöpfer diesen Trieb uns hat ins Herz gepregt“ (Kat. „Glas aus 5 Jhh.“, Glasgal. Michael Kovacek, Wien 1990, S. 96f., Nr. 61). Ein Reisebecher mit *Futteral aus dem Besitz Kaiser Napoleons I., Frankr., um 1810, trägt neben dem Monogramm „N J“ die Inschr. „DONNE PAR LA RECONNAISSANCE ET AMITIE“ ([76] S. 98, Nr. 155). Ein „F.baum“, wohl die von Weinlaub umrankte Ulme (s. Sp. 832 u. ö.), mit Tauben, die Spruchbänder im Schnabel halten, schmückt einen böhm. Becher, um 1820, mit der Inschr. „Gesundheit, Frohsinn, Glücksruh, langes Leben / das Schicksal soll bey Ihnen nie vergessen seyn / Freundschaft stets ich Ihnen gebe“ (ebd., S. 109, Nr. 176). Ein franz. F.pokal wurde 1854 von einem Sohn dem Vater als F.gabe geschenkt: „Gage D’amitié D’un Fils à son Père“ (Jens Oberheide, Logengläser. Die Gläserslg. Bodo Nährer ...“, Graz 1983, Nr. 20a, b).
Embleme: Auf der Cuppa und dem (wohl später ergänzten) Deckel eines Pokals, Dresden (Kgl. Ostrahütte), um 1720, sind elf Embleme zu Treue und F. in Blankschliff eingeschnitten. Ausdrücklich auf F. bezogen sind die Motti: „So soll unser freundschafft sein" (Pictura: 3 verschlungene Kränze aus Eichenlaub und Palmwedeln), „Ein mahl gutt freund, alzeit gutt freund" (Pictura: Handschlag mit drei Stauden und drei Granatäpfeln, darüber Sonne), „Vergiß deines freundes nicht, wen gleich dieses glaß zubricht" (Pictura: Tisch mit Deckelpokal, darüber Sonne), „Es bleibet unser freundschaffts band, weit fester als ein Diamant (Pictura: Handschlag, wie oben: Rainer Rückert, Die Glasslg. des Bayer. Nat.mus., Bd. 2, Mchn. 1982, S. 290f., Nr. 842, Taf. 268). Ein Pokal aus Lauenstein, 1. H. 18. jh. (?) trägt auf der Cuppa eine Kartusche mit dem Motto „Redligkeit schreibt eigenhändig wahre freundschafft bleibt" und dem Bild einer Palme, auf deren Stamm eine Hand aus den Wolken das Wort „bestendig" ergänzt (Priv. bes.: [43] S. 63f., Nr. 26). Verschlungene Hände aus Wolken, die gemeinsam einen Pokal halten, zeigt ein schlesischer F.pokal, um 1720–1730, mit der Umschrift „Dieses glas sol zeugnus geben, das wir als gutte Freunde leben" ([76] S. 47, Nr. 65). Ein facettierter Becher aus violettem Glas, S-Dtld. oder Böhmen, um 1730, trägt über einem Berg mit Herzen die aus der F.tradition entlehnte Inschr. „Nah oder weit lieb ich dich alle zeit." ([76] S. 74, Nr. 110; zu „longe et prope" s. Sp. 812). Ein schlesischer Becher, um 1740–1750, zeigt in Matt- und Blankschnitt zwei Tauben auf Herzen mit der Ziffer „3" (= treu) mit dem Motto „Freundschaft zu lieben bin ich bereit / Freundschaft zu halten allezeit" (Bremen, L.mus.: [77] S. 176, Nr. 146). Unter der Widmungsinschrift „aux Amis veritables" zeigt ein Deckelpokal, Lauenstein, nach 1768, einen hexagonalen Altar mit Palmwedel und Lorbeer, über dem zwei Herzen schweben (Braunschweig, L. mus.: [43] S. 86, Nr. 55).
Personifikationen: Dem Dekor eines Pokals auf hohem Fuß von David Wolff, Den Haag, 1786, liegt wohl eine niederl. Ausg. von C. Ripas „Iconologia" zugrunde: Unter der Überschrift „Vriendschap" erscheint in Diamantpunktierung die bekannte Pers. ([37] S. 34, 37, Nr. 77). Ein Lauensteiner Pokal, A. 19. jh. (Bremen, L.mus.: [43] S. 134, Nr. 186) zeigt die Pers. von F. nach Ripa-Hertel ([25]; s. Sp. 833). Szenen: Ein antikisierend gekleidetes Paar von Freunden schmückt einen Deckelpokal aus Zechlin, um 1740–1750 (Hamburg, Mus. für K. und Gew.: [99] S. 223, Nr. 249). David und jonathan erscheinen mehrfach als Dekor von Pokalen, z. B. auf einem schlesischen Glas, Hirschberger Tal, um 1750. Daß das biblische Freundespaar als Exemplum für ein lebendes dienen soll, erläutert die Versinschrift: „Bist Du mein Hertzensfreund, So stim[m]e mit mir ein / Du sollst mein Jonathan, Ich will Dein David sein." (Bremen, L.mus.: [77] S. 177, Nr. 147). Weitere Beisp.: Pokal, Dresden, um 1720 (ebd., S. 242, Nr. 197); engl. (?) Kelchglas, M. 18. Jh. ([99] S. 164, Nr. 97); Kelchglas, um 1770–1780, unter dem Motto „De getrouwe Vrintschap" (Utrecht, Rijksmus. Het Catarijneconvent: Ausst.kat. „De bijbel in huis ...", Utrecht 1991, S. 100, Nr. 154). Unbenannt ist ein Freundespaar in modischer Kleidung, das sich auf einem Kelchglas aus dem Riesengebirge, M. 18. Jh., vor einem Tempel die Hand reicht (Hamburg, Mus. für K. und Gew.: [99] S. 221, Nr. 241).
Auf einem Kelchglas von David Wolff, Den Haag, um 1790, teilen sich zwei kindliche Genien, einer von ihnen in Begleitung eines Hundes, unter dem Motto „Vriendschap" ein Glas mit Wein ([37] S. 35, 37, Nr. 78; Varianten dieser Szene sind seit um 1770 belegbar: Abb. 31; Rudolf von Strasser und Walter Spiegel, Dekoriertes Glas . Slg. R. von Strasser, Mchn. 1989, S. 316, Nr. 189; [99] S. 166, Nr. 99; [76] S. 72, Nr. 106).
Porträts: Ein geschliffener und geschnittener Deckelpokal von Johann Sigismund Menzel, Warmbrunn (Schlesien), 1797, enthält auf der Cuppa zwei Zwischengoldmedaillons mit Scherenschnittporträts, bei einem die Inschr.: „Es sey Dir Edler Man geweyt d. 25. Aug. 1797“ (Sabine Baumgärtner, Porträtgläser Mchn. 1981, S. 114, Abb. 154).
f. Textilien
Im 18. und 19. Jh. erhielten bestickte Objekte einen besonderen Stellenwert als F.gaben, denn sie wurden vielfach von den Schenkerinnen selbst angefertigt; die dafür aufgewandte Arbeitszeit konnte ebenfalls als F.beweis gedeutet werden. Seit der Zeit um 1800 gab es Musterbücher, die von den Stickerinnen kopiert oder als Anregung verwendet wurden. So entstanden bes. Dinge zum persönlichen Gebrauch, z. B. Geldbörsen, Briefmappen u. ä. (Uta-Christiane Bergemann, Gestickte F.gaben ..., in: [36] S. 273–287).
g. Sonstiges
Grundsätzlich konnten auch alle anderen Gegenstände, die als Bild- und/oder Textträger geeignet waren, als F.geschenke Verwendung finden.
Gelegentlich enthalten schweizerische Kabinettscheiben des 17. Jh. ähnliche Motive wie Alba amicorum.
So zeigt die Wappenscheibe für Georg Berger und Franz Wirz, Zürich 1637, ein Freundespaar, das sich die Hände reicht. Über den verschlungenen Händen erscheint ein Herz mit einem Stern darüber; ein Seil, das beide verbindet, läuft durch einen Totenschädel mit Schlüssel. Eine Versinschrift betont die gegenseitige Hilfsbereitschaft der Freunde (Jenny Schneider, Glasgem. Kat. der Slg. des Schweiz. L.mus. Zürich, Zh. 1970, Bd. 2, S. 304f., Nr. 569).
Sog. „Galanteriewaren“, die sich seit dem 18. Jh. als Geschenke für Freunde oder Liebende besonders anboten, waren nicht selten Träger von Verweisen auf F.
Zwischen 1765 und 1795 entstanden minutiöse Elfenbeinreliefs für den höfischen F.kult, z. B. ein ovales Medaillon mit opfernder Amicitia und Eroten neben einer Ulme mit Weinranken, weißes Elfenbein vor Smaltegrund und der Inschrift „À L’AMITIÉ“ von Sebastian Hess, Wien, um 1780–1785 (Ausst.kat. „Meisterwerke der Elfenbeink.“, Wien 2007, S. 158f., Nr. 59). Ein Goldemail-Etui für Ballkarten aus Elfenbein, Paris, 1768–1775, zeigt in ovalen Medaillons zwei antikisierende Szenen am Altar des Pan in Grisaille vor rosafarbenem Grund; eine auf Vorder- und Rückseite verteilte Inschr. bez. das Etui als „Souvenir d’amitié“ (Stefan Bursche, Galanterien ..., Bln. 1996, S. 18f.). Ähnlich, aber schlichter ausgeführt, ist ein „Carnet d’amitié“ mit Puttendekor, Frankr., um 1770/1780 (Jörg Nimmergut und Anna-Maria Wager, Miniaturendosen, Mchn. 1982, S. 242, Nr. 309). Wohl als Geschenk zur Geburt eines Kindes wurde ein Anhänger mit einer Jean Antoine Laurent zugeschr. Min. von Mutter und Kind angefertigt, auf der Rückseite opfert Amicitia an antikem Altar, während Amor Fackel und Kranz bringt; Beischr.: „L’amour et l’amitié présidèrent à ma naissance“ (ebd., S. 139, Nr. 96). Kg. Max I. Joseph von Bayern erhielt um 1810, wohl als F.geschenk, ein franz. Tintenzeug aus teilvergoldeter Bronze. In den Sockel eines schwarz patinierten knienden Genius ist eingraviert „Souvenir / D’amitié / Durable“ (München, Bayer. Nat.mus.: Inv.nr. 93/44).
Ein Steckkamm aus Horn, Allgäu (?), 1. H. 19. Jh., diente wohl als F.gabe, denn er trägt die Inschrift: „Aus Freundschaft“ (Kempten, Allgäu-Mus., Inv.nr. 4204).
In Objekten des Kunsthandwerks sind ausdrückliche Verweise auf politische F. seltener.
Zu den wenigen Beisp. gehört ein Satz von Kaffeelöffeln aus Silber, München, 1823, die an den engl.-preuß. Sieg über Napoleon bei Waterloo (1815) erinnern (Abb. 60). Sie zeigen jeweils gestaffelte Profilporträts der siegreichen Feldherren Arthur Wellesley Wellington und Gebhard Leberecht Blücher sowie einen Handschlag in Relief (Ausst.kat. „Münchner Goldschmiedek. ...“, bearb. von Matthias Klein, München 1993, S. 55f., Nr. 49).
Die Zugehörigkeit zu gesellschaftlichen Gruppen, bes. politischen Pateien, wurde im 20. Jh. häufig durch aufzunähende, aufzuklebende oder anzusteckende Abzeichen betont, in denen teilweise auf die alte Motivik von F. zurückgegriffen wurde (zum Parteiabzeichen der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands [SED] u. a. [92] S. 208, Abb. 4).
Zu den Abbildungen
1. Chartres, Kath., Archivolte der N-Portals, fr. 13. Jh. Nach: Martin Büchsel, Die Skulptur des Querhauses der Kath. von Chartres, Bln. 1995, Abb. 231.
2. London, BL, Add. ms. 54 180 (Laurent du Bois, Somme le roi), fol. 107r, Paris, nach 1285. Nach: Eric G. Millar, The Parisian Miniaturist Honoré, Ld. 1959, Taf. 7.
3. Rom, Bibl. Casanatense, cod. 1404, fol. 9v, zw. 1440 und 1450. Fotoslg. RDK.
4. Genf, Rathaus, Wandgem., nach 1488. Nach: [55] Taf. 41, Abb. 3.
5. Wien, Österr. Nat.bibl., cod. phil. gr. 4 (Aristoteles, Nikomachische Ethik), fol. 62v. Reginaldus Piramus, Pers. der F., um 1500 (Detail). Nach: [88] Taf. VIII.
6. Pers. der F., Freiburg i. Br., 1503. Holzschnitt in [23] Bl. bb Vv. Foto München, Bayer. Staatsbibl.
7. Pers. der F., Rom, 1603. Holzschnitt in [24] S. 16. Nach dem Original.
8. Pers. der F., Paris, 1643. Kupferstich in [6] T. 1, Taf. bei S. 3 (Detail). Nach dem Ndr.
9. Pers. der F., 1672. Tempera auf Pergament. Stammbuch des Georg Philipp Hagel. Stuttgart, Württ. L.bibl, cod. hist. 2° 889-46, fol. 82r. Foto Bibl.
10. Pers. mit Exempla der F., Augsburg, um 1760. Kupferstich mit Radierung, entw. von Gottfried Eichler in [25] T. 1, Bl. 52. Nach dem Ndr.
11. Pers. der F., Augsburg, 1767. Kupferstich mit Radierung. Frontispiz zu [29]. Foto Bayer. Staatsbibl. München.
12. Jean Pierre Antoine Tassaert, Opfer der Waffen Amors auf dem Altar der F., Berlin, 1776. Marmor, H. 175 cm. Philadelphia, Philadelphia Mus. of Art. Foto Mus.
13. Christian Gottfried Jüchtzer, Opfer am F.altar, Meißen, um 1783. Biskuitporzellan, H. 36 cm. Dresden, Staatl. K.slgn., Porzellanslg., Inv.nr. P.E. 3442. Nach: [78] S. 246.
14. Opfer am F.altar, 1791. Lavierte Federzchg. im Stammbuch des Johann Leopold Adam Weiss. Nürnberg, Germ. Nat.mus., Hs. 112 752, fol. 6v. Foto Mus.
15. Johann Esaias Nilson, „Bestätigung der F.“, Augsburg, 1783. Kreide und Feder. Berlin, Staatl. Mus. PK, Kk., Inv.nr. 10 104. Fotoslg. RDK.
16. F. mit zwei Freunden im Typus der drei Grazien, Frankr., 1372. Brüssel, BR, ms. 9505-6 (Aristoteles, Nikomachische Ethik, übers. von Nicolas Oresme), fol. 157r, Foto Bibl.
17. Die drei Grazien als Bild der F., 1643, Holzschnitt in [6] I. 2, Taf. S. 107 (Detail). Nach dem Ndr.
18. Die drei Grazien als Bild der F., Holzschnitt in Vincenzo Cartari, Imagini delli dei de gl’antichi ..., Ven. 1647, S. 289. Nach dem Ndr. Graz 1963 (Instrumentaria artium, 1).
19. Ernst Hanfstaengl, Gruppenporträt von Wilhelm Busch, Franz von Lenbach und Paul Lindau, München, 1877. Hannover, Dt. Mus. für Karikatur und Zeichenk. – Wilhelm Busch. Foto Mus.
20. David und Jonathan, Sabbatampel, N-Dtld., um 1160 oder 1240er Jahre, Bronze, Erfurt, Dom. Foto RDK.
21. David und Jonathan, 1415. Brüssel, BR, ms. 11 041 (Laurent du Bois, Somme le Roy), fol. 77v (Detail). Foto ZI (H. Gerdes, Berlin).
22. Sergius und Bacchus, Ikone, Sinai, 7. Jh. Nach: [50] S. 23.
23. Sergius und Bacchus, Ikone, wohl Akkon, um 1280. Ägypten, Berg Sinai, Kloster St. Katherina, Nach: Ausst.kat. „Byzantium. Faith and Power (1261–1557)“, New York 2004, S. 375.
24. Christus und Johannes, Bodenseegebiet, um 1310, Eichenholz, gefaßt, H. 89 cm, B. 45 cm, Berlin, Bode-Mus. Nach: Das Bode-Mus. 100 Meisterwerke, hg. von Antje-Fee Köllermann und Iris Wenderholm, Bln. 22006, S. 81.
25. Christus und Johannes, Tafelbild, Florenz, um 1500. Nach: [46] S. 129.
26. Angelos Akotantos, Petrus und Paulus, Kreta (?), vor 1457. Athen, Benaki Mus. Nach: Kat. „Icons of the Cretan School“, Athen 1983, Abb. 15.
27. Philips Galle nach Adriaen de Weerdt, Orpha verläßt Ruth und Naomi, Antwerpen, vor 1579. Kupferstich, 212 x 270 cm. Leiden, Prentenkabinett der Rijksuniv. Nach: New Hollstein Dutch, Philipps Galle, Bd. 1, Abb. S. 34.
28. Pieter Lastman, Orest und Pylades, Amsterdam, 1614. Öl auf Lwd., 83 x 126 cm. Amsterdam, Rijksmus. Nach: Astrid Tümpel und Pieter Schatborn, P. Lastman ..., Amst. 1991, S. 99, Nr. 7.
29. Jan Victors, Ruth und Naomi, Amsterdam, 1653. Öl auf Lwd., 108,5 x 137 cm. New York, Priv.slg. Nach: Debra Miller, Ruth and Naomi of 1653: an unpublished painting by Jan Victors, Hoogsteder-Naumann Mercury 2, 1985, Abb. 1.
30. Trinkritual, Relief von einem Kopfschmuck, griech.-skythisch, 4. Jh. v. Chr. Gold, 5 x 3,7 cm. St. Petersburg, Staatl. Ermitage. Nach: Ausst.kat. „Königsgräber der Skythen“, München 2007, S. 297, Abb. 3.
31. Stengelglas mit F.allegorie und Inschr. „VRIENDSCHAP“, Newcastle upon Tyne, Engl., 3. V. 18. Jh., mit niederl. Dekor (David Wolff?), um 1770. Farbloses Glas mit Diamantpunktierung und -gravierung, H. 18,2 cm. Nach: Brigitte Klesse und Hans Mayr, Veredelte Gläser aus Renss. und Barock. Slg. Ernesto Wolf, Wien 1987, Nr. 179.
32. Franz Ludwig Catel, Kronprinz Ludwig und seine Freunde in der Span. Weinschenke zu Rom, 1824. Öl auf Lwd., 63,2 x 75,5 cm. München, Bayer. Staatsgem.slgn., Inv.nr. WAF 142. Nach: Herbert W. Rott (Hg.), Ludwig I. und die Neue Pinakothek, Mchn. 2003, S. 29, Abb. 11.
33. Cambridge, Corp. Christi College, Parker Libr., ms. 26 (Matthew Paris, Chronica maiora), fol. 220r, St. Albans, um 1250. Foto Bibl.
34. Allegorie der falschen F., Kupferstich von Johann Christoph Weigel, in [1] S. 165. Nach dem Ndr.
35. Honoré Daumier, Treffen alter „Freunde“. Lithographie aus der Serie „Les amis“, Paris 1845. Nach: [91] S. 196.
36. Emblem über beständige F., Holzschnitt in: Andrea Alciato, Ausg. 1542. Nach: [3] Nr. 12.
37. Gabriel Rollenhagen, Emblem über lebenslange F., 1611. Nach: [26] I, Nr. 87, Ndr. S. 185.
38. Eberhard Kieser nach Daniel Meisner, Nutz-F., 1630. Nach: [18] Bd. 2, T. 4, Nr. 4.
39. Doman Hering (zugeschr.), Porträtreliefs von Pfalzgf. Ottheinrich und Philipp von der Pfalz sowie Hzg. Wilhelm IV. von Bayern zur Feier der „Wittelsbacher Allianz“, 1534. Kalkstein mit Scagliola-Füllungen (um 1600–1620 ergänzt), 36 x 29 cm. Neuenstein, Hohenlohe-Mus., Inv.nr. NL 69. Nach: [61] Abb. 85.
40. Peter Paul Rubens, Gruppenporträt, um 1602 (?). Öl auf Lwd., 77,5 x 101 cm. Köln, Wallraf-Richartz-Mus., Dep. 248. Foto Rhein. Bildarchiv, rba_103711.
41. Samuel Theodor Gericke (zugeschr.), Allianzporträt der Könige August II. von Polen, Friedrich I. in Preußen und Friedrich IV. von Dänemark, um 1709. Öl auf Lwd., 243 x 188 cm. Berlin, Stift. Preuß. Schlösser und Gärten, Berlin-Brandenburg, Inv.nr. F 94/5. Nach: [62] Abb. 21.
42. Johann Caspar Füssli d. Ä., F.bildnisse als Quodlibet, Zürich, 1757 (?). Öl auf Lwd., 51,5 x 62,5 cm. Trogen, Kantonalbibl. Nach: [45] S. 33.
43. Friedrich Wilhelm Schadow, Selbstbildnis mit sei nem Bruder Ridolfo sowie Bertel Thorwaldsen, Rom, 1815–1816. Öl auf Lwd., 91 x 118 cm. Berlin, Staatliche Mus. zu Berlin, Nat.gal. Nach: Ausst.kat. „J. G. Schadow und die Kunst seiner Zeit“, Düsseldorf usw. 1994–1995, S. 206, Nr. 13.
44. Carl Julius Milde (zusammen mit Ernst Rietschel), Gruppenporträt von sechs Künstlerfreunden, Dresden, 1824; Bleistift auf Papier, 181 x 227 mm. Lübeck, Museen für K. und Kulturgesch. der Hansestadt Lübeck, Inv.nr. AB 950. Foto Mus.
45. Anton von Werner, Reichskanzler Otto von Bismarck und der russische Diplomat Pjotr Andrejewitsch Schuwalow, 1879; Studie zum Wandbild „Der Kongreß zu Berlin“, 1881. Schwarze und farbige Kreide, 465 x 610 mm. Nürnberg, Germ. Nat. mus., Kk., Inv.nr. Hz 5527, Kapsel 1011c. Nach: Dominik Bartmann (Hg.), A. von Werner. Gesch. in Bildern, Mchn. 1993, S. 405, Abb. 595.
46. James Gibbs, F.tempel im Park von Stowe, 1739–1742. Foto Roland Kanz, Bonn.
47. Karl Philipp Christian von Gontard, F.tempel im Park von Schloß Sanssouci, Potsdam, 1768–1770. Foto Dt. Fotothek Dresden.
48. Emanuel Joseph von Herigoyen, F.tempel im Park Schönbusch bei Aschaffenburg, 1786–1788. Foto Gundermann, Würzburg.
49. F.tempel im Park von Gut Lütetsburg, Ldkr. Aurich, 1797. Foto Becker, Norden.
50. F.tempel im Park von Gut Lütetsburg, Ldkr. Aurich, Innenansicht mit dem Porträt des Geehrten, 1797. Foto Becker, Norden.
51. F.denkmal für Prinz Leopold von Braunschweig, 1787, Tiefurt, Schloßpark. Nach: [66] S. 89.
52. Emanuel von Seidl, F.altar im Park seines Landhauses im Loisachtal, Obb., nach 1902. Nach: Emanuel von Seidl, Mein Stadt- und Land-Haus, Darmstadt [1910], S. 54.
53. Friedrich Hagenauer, Medaille für Raymund Fugger, Augsburg, 1527. Dm. 71 mm. Nach: [67] Bd. I,1, S. 74, Nr. 471, Taf. LXIII,5.
54. Daniel Friedrich Loos, Avers und Revers einer F.medaille, Berlin, um 1800. Dm. 36 mm. Nach: [102] S. 183, Nr. B 49.
55. F.brosche mit Pers. der Amicitia, Engl., E. 18. Jh. Sepiamal. auf Elfenbein unter Glas, emaillierte Fassung mit Straßbesatz, 4,5 x 3 cm. Priv.bes. Nach: [107] Taf. 3.
56. F.medaillon „SOUVENIR ETERNEL D’AMITIE“; Dtld., um 1800. Glaskapsel in Goldrahmen mit goldener Öse, Dm. 5,3 cm. Vorderseite: Elfenbeinreliefs auf blauem Papier. Münchner Stadtmus., Inv.-nr. T 82/275. Nach: [39] S. 32f., Nr. 46.
57. F.tasse, Berlin, um 1803–1813. Porzellan (Kgl. Porzellanmanufaktur), Tasse: H. 5,8 cm. Bielefeld, Mus. Huelsmann/Slg. Homann, Inv.nr. HoTa 021. Nach: [106] S. 41.
58. F.tasse, Wien, zw. 1819 und 1822. Porzellan (Wiener Porzellanmanufaktur), Tasse: H. 6,2 cm, Unterteller: Dm. 13,3 cm. Bielefeld, Mus. Huelsmann/Slg. Homann, Bielefeld, Inv.nr. HoTa 116. Foto Mus.
59. Satz von zwölf Pokalen, Lauenstein, um 1770, mit je einem Buchstaben des Wortes „Freundschaft“. Nach: Aukt.kat. „Europ. Glas“, K.- und Aukt.haus Dr. Jürgen Fischer, Nr. 143, Heilbronn 12.–17.10. 2003, S. 40, Nr. 205, Taf. 16f.
60. Kaffeelöffel zur Erinnerung an die engl.-preuß. F. bei Waterloo, München, 1823. Silber, L. 14,6 cm. Münchner Stadtmus., Inv.nr. 36/2307–2311. Foto Mus.
Literatur
A. Quellen
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Hinweise gaben: Roland Kanz, Bonn, Matthias Klein, Yvonne Schmuhl, Andrea Teuscher und Anja Weisenseel, München, Friedrich Kobler, Olching, Hartmut Laufhütte, Passau, und Barbara Mahlmann-Bauer, Bern.
Verweise
- Christus-Johannes-Gruppe
- Dextrarum iunctio
- Doppelporträt
- Fides I: Dea Fides
- Fides III: „Fidei Simulacrum“ (und „Fidei Symbolum“)
- Garteninschrift
- Jonathan
Empfohlene Zitierweise: Appuhn-Radtke, Sibylle, Wipfler, Esther P. , Freundschaft, in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. X (2011, 2012), Sp. 793–902; in: RDK Labor, URL: <https://www.rdklabor.de/w/?oldid=99274> [04.04.2022]
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