Fensterrose
englisch: Rose window; französisch: Rose, rosace; italienisch: Rosa, rosone.
Friedrich Kobler (1982)
RDK VIII, 65–203
I.
A. Definition
Als F., Rosenfenster oder Rose bezeichnet man Kreisfenster, deren Lichte mit Stein- oder Holzwerk in radialer oder konzentrischer Anordnung ausgesetzt ist.
Bloße Rundfenster werden daher nicht als F. angesehen, auch wenn sie in der Fachliteratur bisweilen so genannt sind, insbesondere bei großem Durchmesser der Lichte und einer Eisenarmierung, deren Anordnung der von Stein- oder Holzwerk der F. entspricht. Ebenso können Vielpässe oder Paßfenster nicht als F. bezeichnet werden. Für der F. ähnliche Figurationen im Couronnement von Maßwerkfenstern s. Maßwerk, auch für Fenster, deren Figuration der von F. gleicht (z. B. Oppenheim, Katharinenkirche, südl. Seitenschiff, 1. H. 14. Jh.).
F. sind gegenüber der Witterung besonders anfällig (zur Belastung durch Winddruck s. [5]). Hölzerne F. sind daher nur in Ausnahmefällen erhalten (s. Abb. 25 und Sp. 176), intakte steinerne aus MA und Neuzeit eine Seltenheit, wiederholt im Ganzen oder in Teilen restaurierte F. die Regel. Nur in wenigen Fällen sind die bei den Restaurierungen vorgenommenen Maßnahmen exakt belegt oder sichtbar. Solange aber die ursprüngliche Beschaffenheit von Formen und Figuration nicht zweifelsfrei feststeht, bleibt die Beurteilung unsicher.
Da vorhersehbar war, daß bei hölzernen und steinernen F. Wetterschäden eintreten würden, hat man die Füllung von F. in einem heute nur noch schwer abschätzbaren Ausmaß auch aus Metall hergestellt.
Aus Bronze gegossen ist die F. der W-Fassade der Stadtkirche in Gadebusch, um 1220 begonnen (freilich mag auch die im 13. Jh. in N-Deutschland hoch entwickelte Technik des Metallgießens zu einem Guß dieser Größe in einem Stück – Dm. der Rose über 3 m – herausgefordert haben; Kdm. Mecklenburg-Schwerin 2 S. 465, Taf. nach S. 464; bei Dehio, Bez. Neubrandenburg usw., S. 91, die Dat. mit einem „angeblich“ relativiert). Zu F. mit Metallhülsen über einem Eisenkern s. Sp. 131. Im 19. Jh. hat man gelegentlich F. aus Zinkguß eingesetzt (so 1845 bei der Marienkirche in Prenzlau: Emil Schwartz, Gesch. der St. Marienkirche zu P., Celle 1957, S. 185).
Eine Terminologie für die Formtypen der F. als ganzes liegt ebensowenig vor wie für zahlreiche der nicht nur bei F. oft wiederkehrenden einzelnen Figurationen. Bei so komplizierten Gebilden wie der F. nötigt das manchmal zu extensiver Beschreibung. Die im Folgenden vorgelegte Übersicht ist zwar im Hinblick auf zeitliches und örtliches Vorkommen angelegt, dennoch kommt ihr nur die Qualität einer „statistique monumentale“ zu; denn mangels Vorarbeiten ist eine historische Darstellung, die über eine ganz im Allgemeinen verbleibende Formengeschichte hinausginge, zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zu erreichen.
B. Anbringungsorte
Bei weitem am häufigsten kommen F. im Kirchenbau vor, besonders in der Position von Oberfenstern über der Portalzone, außerdem in Giebeln (hier oft Blendrosen). Im einzelnen aber bestehen hinsichtlich des Anbringungsortes zwischen den verschiedenen Ländern beträchtliche Unterschiede.
In Frankreich (auch in Spanien und England) sitzt bei größeren Kirchenbauten die F. in der Regel in der Obergadenzone der Stirnmauer von Lang- und Querhäusern sowie von Chören, meist unmittelbar unter der Wölbung. In Italien blieb die F. fast ausschließlich der Schauseite mit dem Haupteingang vorbehalten, wurde aber nicht so strikt auf die Höhengliederung des Bauwerks bezogen wie in Frankreich, z. B. oft auch in der Stirnwand der Seitenschiffe placiert.
Im deutschen Sprachgebiet ist die F. – wie in Frankreich und Italien – in der Regel über dem Portal placiert. Diese Position ist auch dann gewählt, wenn das Portal seitlich in die Abseite eines basilikal angelegten Kirchenbaus führt; die Ursache ist wohl darin zu suchen, daß für die Befensterung nur eine geringe Mauerhöhe zur Verfügung stand. Aus demselben Grund dürfte man auch an solchen Stellen F. verwendet haben, wo die volle Wandhöhe nicht für die Befensterung genutzt werden konnte, z. B. infolge einer Emporenanlage (ein Beispiel Abb. 54 a). Keine Seltenheit ist die Anbringung der F. als Seitenschiff-Fenster; sie erfolgte wohl in der Absicht, auszuzeichnen. Manchmal gibt es F. auch in der Sockelmauer eines Chores oder gar als Obergadenfenster (am Langhaus: Abb. 41).
Vielfach sind kleinere F. Bestandteil von Fenstergruppen (dazu RDK VII 1286f.) und nehmen dort die Stelle der Okulen über den langgestreckten Öffnungen ein. Gelegentlich sind Bogenfelder von Portalen als F. (mit durchfensterten Restflächen) gebildet oder mit halben F. belegt. In freistehenden oder vorgeblendeten Wimpergen sind Rosen oder Blendrosen beliebtes Schmuckmotiv.
Vereinzelt gibt es F. in Klosterbauten, im Kapitelsaal oder im Kreuzgang.
Im Profanbau brachte man analog zu Sakralbauten F. als Oberfenster von Sälen an oder in Schaugiebeln (z. B. bei Rathäusern), hier oft freistehend.
C. Wortgebrauch, Benennungen
1. Vor dem 4. V. 13. Jh. sind zur Bezeichnung von F. – soweit publizierte Quellentexte Aussagen erlauben – unspezifische Umschreibungen gebraucht worden.
Als „fenestrae orbiculares“ sind die F. der Kathedrale in Lincoln um 1220/25 beschrieben worden [2, S. 280, Taf. 287]; „reonde ueriere“ beschriftete Villard de Honnecourt seine Zeichnung der F. an der Kathedrale von Lausanne ([17] S. 76, Taf. 31; von einem späteren Besitzer des Buches, dem „Magister 2“, noch im 13. Jh. mit „fenestra“ übersetzt und auch die F. der Kathedrale in Chartres so bezeichnet, vielleicht erläuternde Hinzufügung, um die ungewöhnliche Form als Lichtöffnung zu kennzeichnen: ebd. S. 75f., 195, Taf. 30f.); ob an der Fassade von S. Pietro in Bovara, Umbrien, E. 12. Jh., wo der Inschrift nach „Atto ... fecitque fenestram“, dieses ein einfacher Okulus war oder eine F., ist nicht bekannt (die heutige F. ist von um 1886: [4] S. 169 und S. 171 Anm. 11); „opus fenestrarum“ steht in der Inschrift in der Laibung der W-Rose der ehem. Zisterzienserkirche Otterberg/Pfalz, 1249 (Edmund Hausen, O...., Kaiserslautern 1936 [Veröff. der Pfälz. Ges. zur Förderung der Wiss.,26], S. 15, Abb. 94).
Daß man F. noch lange einfach als runde Fenster bezeichnete, läßt sich aus Quellentexten des 14./15. Jh. nachweisen: 1370 wurde „in fenestris tondis“ der Tribuna des Doms von Orvieto das Glas eingesetzt (Luigi Fumi, Il duomo di O. ..., Rom 1891, S. 219), 1452 solches bezahlt „pour le vitre ou rondeau“ der Kathedrale von Angers, d. i. die S-Querhausrose (Louis de Farcy, Monographie de la cath. d’A. Les immeubles, o. O. Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.] 1910, Bd. 1 S. 160); zu „occhio“ s. unten, Abschnitt „rota“.
2. Das Wort „rota“ ist seit 1274 als Bezeichnung für F. belegt: Inschrift an der W-Fassade des Doms in Cremona (Arthur Kingsley Porter, Lombard Archit., New Haven 1916, Bd. 2 S. 377); 1333 Kontrakt des Rates von Liegnitz mit Meister Wiland über den Weiterbau von St. Peter (Friedr. Wilh. Schirrmacher, Urk.b. der Stadt L. ..., Liegnitz 1866, S. 71 Nr. 102; der fehlerhafte Textabdruck korrigiert von Arnold Zumwinkel, Mitt. des Gesch.- und Alt.ver. für ... Liegnitz 2, 1906-08, S. 1ff.). Genaue Vorstellungen über Aufkommen und Verbreitung des terminus lassen sich aus den wenigen Nachrichten vorderhand nicht gewinnen.
In den Rechnungen für die Domfassade in Como ist mit „rota“ die Füllung der F. gemeint, mit „occhio“ die Form der im Zusammenhang mit der Fassade aufgemauerten F.laibung (1486; Federico Frigerio, Il Duomo di C. e il Broletto, Como 1950, S. 33 und S. 329 Anm. 11).
Die Verwendung der Bezeichnung „rota fortunae“ – Glücksrad – für eine entsprechend ausgebildete F. ist früher nachzuweisen als „rota“ allein: Inschrift an S. Zeno Magg. in Verona, wo im ausgehenden 12. Jh. Brioloto „fortunae fecit rotam“ (Alessandro da Lisca, La basilica di S. Z. in V., Verona 1956, S. 82f.).
Das vulgärsprachliche „roe“ ist in franz. Texten seit dem 4. V. 14. Jh. zur Bezeichnung von F. belegt (z. B. ab 1375 für die Querhausrosen der Kathedrale in Troyes: Joseph Roserot de Melin, Bibliogr. commentée des sources d’une hist. de la cath. de T., Bd. 1, Troyes 1966, S. 141 u. ö.).
Rose zur Bezeichnung der F. ist etwa um die gleiche Zeit in Schriftquellen nachweisbar.
„Rosa“ heißt es in einem Notariatsakt vom 10. Sept. 1391 im Kathedralarchiv Sulmona (frdl. Hinweis. Otto Lehmann-Brockhaus, Rom), und „rosa“ steht in der Inschrift mit dem Datum 1400 an der F. der Stiftskirche S. M. delle Tombe in Sulmona/Abruzzen [22, S. 589]. In franz. Text erscheint „rose“ bei Jean Desprez † 1399 für die F. an St. Lambert in Lüttich (zum Jahr 1392: „La geste de Liège“, Ed. in Ad. Bourgnet und Stanislas Bormans [Hg.], Ly myreur des histors, chronique de J. de Preis dit d’Outremeuse, Bd. 6, Brüssel 1880, S. 699); „rose“ heißt die F. an St. Nikolaus in Freiburg i. Ü. in dt.-franz. Mischtext 1461/62 (Rott, Bd. 3, Quellen II S. 289). Eine Zahlung „for the rose“ im S-Querhaus von Westminster Abbey erfolgte 1451 (Louis Francis Salzman, Building in England down to 1540, Oxford 1952, S. 92).
In Frankreich selbst ist die Benennung „rose“ – nach bisherigen Belegen zu urteilen – auffallenderweise erst in der 1. H. 17. Jh. nachzuweisen, vielleicht im Zusammenhang mit der Übernahme ital. Architekturtermini ganz allgemein (Beschreibung der Kathedrale von Amiens 1627: Paul Frankl, The Gothic, Princeton/N. J. 1960, S. 337 Anm. 5; vgl. auch Walter von Wartburg, Franz. Etymolog. Wb., Bd. 10, Basel 1962, S. 480). Seit dem 18. Jh. ist „Rose“ auch im dt. Sprachgebiet geläufig (z. B. Zedler, Bd. 32 Sp. 855), vom späten 18. Jh. an auch mit dem Zusatz „Fenster“ (F. oder Rosenfenster; vgl.: Die K. auf Glas zu malen ... aus dem Franz. des ... Herrn Peter Le Vieil, 1. Teil, Nbg. 1779 [Schauplatz, 14], S. 74, 3. Teil, Nbg. 1780, S. 130 und Taf. VII), und wird seit der M. 19. Jh. als kunsthistorischer Fachterminus gebraucht (Mothes, Bauwb., Bd. 2 S. 433 s. v. „Rundfenster“; Carl Schnaase, Gesch. der bild. K. im MA, 3. Bd., Ddf. 21872 [Gesch. der bild. K., Bd. 5], S. 364).
Wann die heute gebräuchliche ital. Bezeichnung „rosone“ aufkam, ließ sich nicht ermitteln.
„Osteau, oiteau“ zur Bezeichnung für F. (vielleicht nur ihrer Lichte?) ist in Frankreich mindestens seit dem 3. Dr. 14. Jh. gebraucht: 1375 wurde „le grant oiteau“ des N-Querhauses der Kathedrale von Troyes repariert (J. Roserot de Melin a. a. O. [Sp. 70] S. 141, ferner S. 144f., 175f. u. ö., in unterschiedlicher Schreibweise); 1389 wurde die Verglasung „en l’osteaul du pignon“ der Kirche der Kartause von Champmol gesetzt (Cyprien Monget, La Chartreuse de Dijon..., Bd. 1, Montreuil-sur-Mer 1898, S. 171). 1500 wurde die S-Querhausrose der Kathedrale in Sens aus Anlaß ihrer Neuverglasung als „osteau“ bezeichnet, dabei auch die Verkürzung (?) „grand ost“ gebraucht (Charles Porée [34] 74, 1907, S. 590f. Anm. 4f.; das „petit ost“ der Quelle wird als die Mittelfigur der F. (ein Okulus) gedeutet: ebd.); 1510 wurde „loteau“ der Kathedrale von Bordeaux repariert und verglast (Archives de la région Aquitaine et du département de la Gironde, Bordeaux, G 505, fol. 17-18v; frdl. Auskunft Hélène Avisseau, Bordeaux; bei Jacques Gardelles, La cath. St-André de B., Bordeaux 1963, S. 26, ungenau mit „le teau“ wiedergegeben); 1531 nannte man die F. der Kirche in Niort, Deux-Sèvres, „osteau“ (Bull. de la Soc. des Antiquaires del’Ouest, sér. 4, Bd. 2, 1952, S. 66).
Möglicherweise ist „osteau“ vom lat. „ostium“ herzuleiten, worauf das franz. „huis“ zurückgeführt wird, das auch eine Fensteröffnung bezeichnen kann (s. W. von Wartburg, Franz. Etymolog. Wb., Bd. 7, Basel 1955, S. 437).
Als „grand hotz“ oder „grand hostz“ ist die F. der Kathedrale in Lyon im 16. Jh. benannt (1526 und 1528: M.-C. Guigue in: Lucien Bégule, Monographie de la cath. de L., Lyon 1880, S. 11 Anm. 65 und 67); die „grand otz“ von St-Nicaise in Reims kommt 1583 in Reparaturrechnungen vor (Charles Givelet, L’église et l’abbaye de St-N., Reims 1897, S. 351).
Die Bezeichnungen „O“ („OO“, „Os“, „Oz “) und „grand O“ sind gleichfalls seit dem 3. Dr. 14. Jh. in Frankreich für F. gebraucht.
Die Verwendung ist belegt ab 1370 für die F. der Kathedrale von Rouen (frdl. Hinweis Vivienne Miguet, Archives de la région de Haute-Normandie, Rouen; Les amis des mon. Rouennais, Bulletin, Jg. 1912, S. 76 mit Anm. 6, S. 78 und 83), ab 1375 für die der Kathedrale von Troyes (J. Roserot de Melin a. a. O. S. 141ff.), ab 1379 für die der Kathedrale von Metz (Pierre Marot in: Marcel Aubert [Hg.], La cath. de M., Paris 1931, S. 41 Anm. 92; u.a. fertigte, laut Inschrift seines Grabsteins, der 1392 † Glasmaler Hermann von Münster „le grant oz“), ab 1391 für die F. der Kathedrale von Lyon (M.-C. Guigue a. a. O. S. 9f. Anm. 49f.), 1487 für die F. von St-Maclou in Rouen ([34] 89, 1926, S. 133), 1503 für die der Kathedrale von Amiens (Reparaturen „auprès du grand os“: Georges Durand, Monographie de l’église N.-D. cath. d’A., Amiens und Paris 1901, Bd. 1 S. 63) und noch 1557 für die F. von St-Nicaise in Reims (Ch. Givelet a. a. O. S. 352). – In der Fachlit. wird regelmäßig die Inschrift des vielleicht im späteren 13. Jh. entstandenen, 1778 zerstörten Labyrinths der Kathedrale von Reims als sicherer und früher Beleg für die Verwendung von „O“ zur Bezeichnung der F. genannt. Das Wort ist jedoch nur bei dem Reimser Kanoniker Pierre Cocquault 1640 zu finden, dessen Textwiedergaben öfter paraphrasierend sind; die epigraphisch zuverlässigen Wiedergaben von Robin und Havé, beide 1779, enthalten die Passage nicht, in der bei Cocquault „O“ vorkommt; Lacourt schrieb zu A. 18. Jh. von der „grande roze“ (Francis Salet, [33] 125, 1967, S. 347ff., bes. S. 350 und 361).
Die termini „O“ usw. hängen wohl mit „osteau“ zusammen und lassen sich am ehesten als dessen Abkürzung verstehen (mit „Zwischenformen“ wie „hostz“, „ost“?). Ein Zusammenhang mit lat. „os“, Mund, ist weniger wahrscheinlich; eidetische Formbezeichnung ist „O“ sicher nicht (so noch jüngst bei [6 a] S. 264).
In der Überzahl ma. Quellentexte sind mit der Bezeichnung „O“ ohne hinzugefügtes „grand“ wohl einfache Okuli gemeint (vgl. Dagmar Hinker, Stud. zum Wortschatz der got. Architektur in N-Frankreich, Diss. Univ. Wien 1967 [masch.], S. 90f.; Belege für den Wortgebrauch seit A. 14. Jh. bei Chrétien-César-Auguste Dehaisnes, Doc. et extraits divers concernant l’hist. de l’art dans la Flandre, l’Artois et le Hainaut avant le XVe s., Lille 1886, Teil 1 S. 192 [1310], 205 [1312] und 257 [1324], Teil 2 S. 626 [1385/86] und 741 [1396]; danach verkürzter, z.T. verstümmelnder Textabdruck bei Gay Bd. 2 S. 166; ebd. weitere Belege von 1400 und 1510). Eine Gleichsetzung mit F. ist in der Regel nur möglich, wenn das betreffende Bauwerk samt F. materiell überliefert oder die F. anderweitig (schriftlich oder bildlich) bezeugt ist.
3. Im dt. Sprachgebiet hat man in nachma. Zeit für die F. außer Rose, Fensterrose, Rosenfenster (dazu Sp. 73) auch andere termini verwendet: „Stern“ heißt die F. von St. Lorenz in Nürnberg (belegt seit 1586 und noch im 19. Jh.: Theod. Hampe, Die Nürnberger Ratsverlässe, Wien und Lpz. 1904 [Quellenschr. Wien, N.F. 12], Bd. 2 S. 150 Nr. 860; Wilder und J. K. Osterhausen, Neues Taschenbuch von N., Nbg. 1819, S. 33); als „fenestra quadrata stellati operis“ beschrieben 1660 zwei reisende Jesuiten die W-Rose der Ebracher Abteikirche (Wilh. Engel und Max H. von Freeden, Eine Gelehrtenreise durch Mainfranken 1660, Würzburg 1952 [Mainfränk. Hh., 15], S. 61). – Das Wort „Radfenster“, z. B. gebraucht für die F. am Westbau des Straßburger Münsters (Oseas Schadaeus, Summum Argentoratensium templum..., Straßburg 1617, S. 17), kommt noch in moderner Architekturterminologie vor, manchmal „präzisierend“ als Bezeichnung für F. mit speichenartiger Unterteilung oder für die Arkaden-F. (vgl. Hans Koepf, Bildwb. der Archit., Stg. 1968 [Kröners Taschenausg., 194], S. 320; s. auch Arthur L. Frothingham, Introduction of Gothic archit. into Italy by the French Cistercian monks, 1, The Amer. Journ. of arch. ... 6, 1890, S. 10-46, bes. S. 23f.; Dehio-Bezold, Bd. 1 S. 696, Bd. 2 S. 96, 98f., 201, 261, 271, 305ff., 308, gebrauchten unterscheidend „Rundfenster ... in Form eines Rades“ für romanische, „[Fassaden-] Rose“ für gotische Ausformungen der F.). – In Koblenz verdingte man bei Bau der Jesuitenkirche dem Steinmetzen Hans Seb. Brandt das „ronnd fenster“ der W-Fassade (L.hauptarchiv Koblenz, Gymnasialarchiv [Dep.] 117, Nr. 408, Bl. 21v; frdl. Mitt. Johs. Mötsch, Koblenz). – Bei Architekten des 19. Jh. ist die Bezeichnung „Rosette“ geläufig (als beliebiges Beisp.: Friedr. von Gärtner, Slg. der Entw. ausgeführter Gebäude, Lfg. 3, Ludwigskirche in Mchn., o. O. und J. [Mchn. 1845], Bl. 5). – Friedr. Hoffstadt, Gothisches A-B-C-Buch..., o. O. 1840, behauptet S. 138, für Radfenster an Katharinenkirchen (welcher Zeit?) gäbe es die Bezeichnung „Katharinenrad“; engl. Literatur geht mit den termini „catherine-wheel“ und „marigold wheel“ vorauf (z. B. Rob. Stuart, A dictionary of archit., Bd. 2, Ld. 1830, s. v. rosewindow).
II. Ansichten über Vorstufen und Entstehung der F.
1. In Bauten, die solchen mit F. zeitlich unmittelbar vorausgehen, sind keine Bauformen nachgewiesen, die man als direkte Vorstufen der F. erachten könnte. Die bisherigen Versuche, die Entstehung der F. zu erklären, gehen von zwei unterschiedlichen Kriterien aus: entweder blieb die Argumentation strikt auf formale Gesichtspunkte beschränkt oder es wurden Bildprogramme, die in F.verglasungen vorkommen, und deren Disposition als formbestimmend angesehen. In beiden Fällen schätzte man die Entstehung der F. als einen einmaligen, nach Zeit und Ort bestimmbaren Vorgang ein. Es sind jedoch die Gebiete, in denen F. zuerst und annähernd zu gleicher Zeit nachzuweisen sind – Nordwestfrankreich und das adriatische Mittelitalien (Molise, Abruzzen, Umbrien) – (kunst-)geographisch weit voneinander entfernt; für Wechselbeziehungen oder Einflußnahme gibt es keine ausreichenden Anhaltspunkte. Zudem zeigen die frühen Beispiele bei früh schon vorhandener Formenvielfalt in Italien und in Frankreich jeweils so grundsätzliche Unterschiede, daß der Gedanke an unterschiedliche Entstehungsbedingungen für die verschiedenen Formtypen naheliegend erscheint (auch die Mischung verschiedener Voraussetzungen könnte in Frage kommen).
2. Daß Kreisschemata, wie sie in wissenschaftlichen Werken in vielfältigen Ausformungen vorkommen – z. B. mit radialen Einteilungen, eingeschriebenen Paßformen und Rosetten (vgl. Jurgis Baltrusaitis, Cosmologie chr. dans l’art du moyen âge, Paris 1939) -, bei der Entstehung der F. eine Rolle gespielt haben könnten, wurde in Untersuchungen über die F. der Kathedrale von Lausanne und ihr Bildprogramm erwogen (Ellen Beer, Die Rose der Kath. von L., Bern 1952, S. 36ff.; dies., in: Jean-Charles Biaudet u.a., La cath. de L., Bern 1975, S. 221-255). Die Vergleichbarkeit beruht auf formalen und inhaltlichen Entsprechungen: in den Schemata sind die einzelnen Begriffe in Felder gesetzt und gemäß ihrer inhaltlichen Relationen disponiert; in analoger Weise ist bei Lochscheiben-F. das Bildprogramm in eine Gesamtform gebracht, die von der einen Seite, von außen, als Ornament erscheint und von der anderen Seite die inhaltlichen Relationen der einzelnen Darstellungen abzulesen erlaubt. Besonders deutlich ist die formale Entsprechung von Lochscheiben-F. und Kreisschemata bei solchen, die eine Anzahl Kreise in zumeist zentrierter Anordnung enthalten (vgl. Karl-August Wirth, Bilder und Lehrfiguren im Dienste der Schule des MA, in: Bernd Moeller u. a. [Hgg.], Stud. zum städt. Bildungswesen des späten MA und der frühen Neuzeit, Gött. im Erscheinen [Abhn. der Göttinger Akad. d. Wiss.], Abb. 11 und 37).
Ein Beweis für die Erwägung W. Rankes ([4] S. 62ff. und 94ff.; aufgegriffen von [6a] S. 264f. und 280ff.), es könnten Kreisschemata – rotae – ganz allgemein Entstehung, auch Unterteilung der frühen F. generell in Italien und ebenfalls in Frankreich angeregt haben, läßt sich nicht führen: als Arkadenrad gestaltete rotae kosmologischen Inhalts kommen zumal in Italien nur sehr selten vor. Außerdem blieben die frühen italienischen Arkadenrosen unverglast, so daß die Möglichkeit, durch Bebilderung der Arkadenfelder inhaltliche Aussagen zu machen, nicht bestand.
Vereinzelt auf Fußböden anzutreffende, als Rad aus Arkaden gestaltete Schemata sind jünger als Arkaden-F.; die Zodiakus-Darstellung des Fußbodens von S. Miniato al Monte in Florenz beispielsweise entstand 1207 [24, Abb. 65]. – Ob Gegenstände des Kunstgewerbes mit Arkadeneinteilung (wie etwa Schüsseln, wo diese seit dem 2. Dr. 11. Jh. nachweisbar ist, vgl. K.-A. Wirth a. a. O. Abb. 42 a und b) in der Genese von Arkaden-F. eine Rolle spielten, muß derzeit offen bleiben.
Einen Zusammenhang zwischen anderen Radbildern und der Entstehung von F. anzunehmen, verbietet sich gewöhnlich schon aus Gründen der Chronologie. Das gilt auch für die Darstellungen wie die Miniatur in Berlin-Ost, Dt. Staatsbibl., Cod. Hamilton 390, fol. 2v (Verona? E. 13. Jh.), mit ihrem schwer auf eine kurze Formel zu bringenden Bildthema (Adelheid Heimann, in: Rich. Salomon, Opicinus de Canistris, Ld. 1936 [Stud. of the Warburg Inst., 1], Taf.bd. Abb. 72, Textbd. S. 310: „am ehesten als Heilsrad [zu] bezeichnen“). Anders wäre es, wenn es gelänge, frühe Beispiele für jene von Frederick P. Pickering vermutete, vielleicht von Ps 82,14, „pone illos ut rotam“, ausgegangene „vergessene Ikonographie des göttlichen Gerichts“ ausfindig zu machen (Lit. und darst. K. im MA, Bln. 1966 [Grundlagen der Germanistik, 4] S. 143).
Der Umstand, daß gerade die älteste erhaltene F. eine Gestaltung des zu ihrer Entstehungszeit nicht neuen Themas *Glücksrad ist (s. Sp. 82; Abb. 2), führte zu der Frage, ob auch hier die Themenwahl formbestimmend für die Arkaden-F. gewesen wäre (vgl. [4] S. 86ff.).
In Kirchengebäuden des 12. und 13. Jh. ist das Bild der „rota fortunae“ nichts Ungewöhnliches; sie war verschiedentlich und in recht unterschiedlicher Weise dargestellt. So gab es in der Abteikirche Fécamp eine mechanische, ständig sich drehende „fortunae rota“, welche die Mönche vor der Welt warnen soll (Baudri de Bourgueil † 1130 zugeschr., Epistola ad Fiscannenses: Migne, P. L. 166, Sp. 1173-1182, bes. Sp. 1178f.; über Figuren am Rad schweigt der Text). Warnung vor dem Treiben der Welt dürfte auch die „rota fortunae“ an einem Pfeiler im liturgischen Chor der Kathedrale von Rochester, 2. H. 13. Jh., gewesen sein (Tancred Borenius und Ernest William Tristram, Engl. Mal. des MA, Lpz. 1927, Taf. 38), vielleicht auch das Wandbild in der Apsis der kath. Pfarrkirche Berghausen Krs. Meschede, um 1220 (Westfalen 41, 1963, S. 26 Abb. 16; vgl. auch Lehmann-Brockhaus, Schriftquellen, Textbd. S. 579 Nr. 2576). – Im Fußbodenmosaik aus S. Salvatore in Turin, wohl 2. H. 12. Jh., bildete die „rota fortunae“ das Mittelfeld eines Rundbildes, das Wiedergabe des meerumflossenen Orbis ist; es ist einem rechteckigen Bildfeld eingefügt, in den Ecken sind Winde vorgestellt (Ernst Kitzinger, Worlds map and Fortune’s wheel..., in: ders., The Art of Byzantium and the medieval West..., Bloomington und Ld. 1976, S. 327-356).
3. Der Vorschlag, in Rundfenstern mit Transenne an asturischen Kirchenbauten des 10. Jh. eine Vorform der F. zu sehen [2, S. 253ff.], ist zu Recht zurückgewiesen worden; die spanischen Beispiele sind ihrerseits Derivate ostmediterraner (islamischer) Bauten, im Westen ohne Nachfolge (Heinr. Gerh. Franz, Die F. und ihre Vorgesch. in der islamischen Bauk., Zs. f. Kw., N.F. 10, 1956, S. 1-22, bes. S. 13-15).
An italienischen Kirchenbauten gibt es seit der Spätantike Okulen. An hochma. Bauten können kleinere Okulen (deren Lichte) durch eine monolithische Transenne verschlossen sein (Fensterverschluß). Die Durchbrechungen der Transenne können radial angeordnet sein, und dann ist die Radform mit Arkaden die Regel; Lochscheiben sind selten. Die Datierung der Bauten ist oft strittig; erst von der 2. H. 12. Jh. gibt es einigermaßen gesicherte Daten. Ob daher Okulen mit Transenne „genetisch“ als Vorstufen für die F. erachtet werden dürfen (was H. G. Franz a. a. O. S. 19f. für „vorstellbar“ hält; vgl. auch ders., Les fenêtres circulaires de la cath. de Cefalù et le problème de l’origine de la „rose“ du moyen âge, Cah. arch. 9, 1957, S. 253-270; [6 a] S. 287 Anm. 8; ganz allgemein auch [1] S. 39), ist unklar; ebensogut könnten sie eine formale Parallele oder gar von frühen F. abhängig sein (die einigermaßen gesicherten Daten lassen auch diese Interpretation zu; vgl. [4] S. 35f.).
Okulen mit Transenne, die wie Arkaden-F. aussehen und in der Lit. auch als solche bezeichnet werden, gibt es z. B. an der Fassade der Pieve S. Giovanni bei Campiglia Marittima, 1173-1177 (Daniele Negri, Chiese roman. in Toscana, Pistoia 1978, Abb. S. 105), an Kirchen in den Abruzzen (S. Paolo in Peltuino zu Prato d’Ansidonia, 4. V. 12. Jh.: [4] S. 151-155 und [22] S. 126 Fig. 2; S. Giovanni Batt. bei Bazzano, 12. oder A. 13. Jh.: ebd. S. 815 Fig. 2; S. Giusta in Bazzano, um 1238 [?]: ebd. S. 244 Fig. 3; S. Pellegrino in Bonimaco, dat. 1263: ebd. S. 419 Fig. 5), in Portallunetten mehrfach an Luccheser Kirchen (S. Giovanni, um 1187, und S. Cristoforo, 13. Jh.: [25] Abb. 93).
Zwei Lochscheiben nebeneinander sitzen im Tympanon der Drillingsfenster im Hauptgeschoß des Pal. del Capitano del Populo in Orvieto, 1172 (?; [29] Bd. 2 Taf. 114f.), und in der O-Wand des Mittelschiffs von S. M. di Castello in Tarquinia, um 1121-1208 (Joselita Raspi Serra, La Tuscia romana, Rom und Turin 1972, Abb. 344). – Ein Sechspaß, der einen mit Ornament ausgesetzten Steinring umschließt, bildet die Füllung des Obergadenfensters der Kirche in Talciona, um 1234 (?; das Datum auf dem Architrav des Portals; Italo Moretti und Renato Stopani, Chiese roman. in Valdelsa, Flor. 1968, Abb. S. 165 Mitte).
Die monolithische Transenne des Rundfensters, eine Platte von ca. 1 m Durchmesser, in der Kirchenfassade von S. M. della Strada, Molise, geweiht 1148, zeigt um die zentrale kreisrunde Öffnung in flachem Relief eine Folge von zwölf zentripetal angeordneten Arkaden, in deren Feldern nahe der Laibung kreisrunde Öffnungen, kleiner als die mittlere, sitzen (Abb. 3; [4] S. 134f.). Ob man in dem Fenster einen Okulus mit Transenne oder eine F. erkennen will, ist Ermessensfrage.
In Mitteleuropa gibt es aus spätromanischer Zeit Okulen mit monolithischer Transenne in Art einer F., die in der Literatur auch als F. bezeichnet werden. Bei ihnen ist ebenfalls keine Entscheidung möglich, ob es sich um Relikte einer Vorstufe zu F. handelt oder ob ihre Gestaltung bereits existente F. in der heimischen Baukunst voraussetzt.
Die bekanntgewordenen Beispiele liegen vorwiegend im SO. Sechs löffeiförmig langgezogene Öffnungen um eine kreisrunde mittlere zeigt das Rundfenster im Chor der Kirche von Červana Krs. Mühlhausen (Kdm. Böhmen 5, S. 68, Fig. 82), fünf Öffnungen und reiches Ornament der als Spolie gefundene, über der Bischofskapelle am Dom von Seckau vermauerte Okulus (Seitenlänge der Platte ca. 160/170 cm, Stärke 60/70 cm; [36] 19, 1874, S.
65 Fig. 13; frdl. Auskunft P. Benno Roth, Seckau); vierteilig durchbrochen sind die Porphyrplatten der Kirche in Altenhof Lkrs. Döbeln (die Öffnungen in der einen Platte tatzenkreuzartig; Kdm. Kgr. Sachsen 25, S. 2 Fig. 4f.). Die sog. Inklusenzelle der Stadtkirche St. Michael in Voitsberg, Stm., hat zum Chor hin eine sechsteilig durchbrochene Steinplatte (als Lichtöffnung ?; Der Kirchenschmuck Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.] 23, 1892, Abb. S. 125); ähnlich auch die als Radfenster gestaltete Öffnung zwischen dem nördl. Nebenchor und dem Hauptchor der um 1245 beg. ehem. Dominikanerkirche in Regensburg (Kdm. Bayern, Opf. 22,2 S. 66). – Als Lochscheibe mit sechs kreisförmigen Öffnungen um die siebente im Zentrum ist der Okulus am Turm in Oberndorf am Gebirge bei Traismauer, N.Ö., ausgebildet [36, 3. F. 3, 1904, S. 59 Fig. 25].
Die Frage, ob zwischen den Eisenarmierungen der Fensterverschlüsse von Rundfenstern und der Figuration von F. ein kausal-genetischer Zusammenhang besteht, ob man jene bei F. etwa wiederholte und weiterentwickelte, ist bisher nie gestellt worden; für die verglasten F. Frankreichs erscheint die Annahme solcher Vorstufen erwägenswert.
4. Polycandela aus dem östlichen Mittelmeergebiet, die in das 6. oder 7. Jh. datiert werden, zeigen radiale Muster aus Speichen und Kreisen (vgl. Ormonde Maddock Dalton, Cat. of Early Chr. Antiquities and Objects from the Brit. Mus., Ld. 1901, Taf. 26). Solche Hängeleuchter gibt es auch in Spanien; sie sollen aus dem 8.-10. Jh. stammen (Manuel Gomez-Moreno, Iglesas Mozarabes, Madrid 1919, Abb. 214f.; Ars Hisp. Bd. 3, S. 322 Abb. 385). Daher wurde vorgeschlagen, das Polycandelon habe, über Spanien hinaus wirkend, die Zeichnung der F. beeinflußt [2, bes. S. 260ff.]. Die frühen F. sind jedoch geographisch und zeitlich so weit von den spanischen Polycandela entfernt, daß ein historischer Zusammenhang – trotz formaler Ähnlichkeit – auszuschließen ist (zumal auch die Form der Polycandela weder in Frankreich noch in Italien bezeugt ist; dort sind nur offene Radleuchter mit Mauerkranz und Türmen nachzuweisen).
5. Den Vorschlag, in der Gestaltung der F. einen inhaltlich begründeten Zusammenhang mit der polylob gestalteten Platte von Altartischen zu sehen, hat, m. E. zu Recht, niemand aufgegriffen (A. A. Barb, Mensa sacra, Warburg Journ. 19, 1956, S. 39-67, bes. S. 47).
III. Programme an und in F.
Der Frage nach Programmen, die der F. eigen sind (und denen formbestimmende Wirkung nachgesagt wird), galt schon immer besondere Aufmerksamkeit. Ob jedoch das Faktum der Anbringung einer F. – oder gar mehrerer – allein schon eine inhaltliche Aussage einschließt oder nicht („F. als Bedeutungsträger“), läßt sich trotz zahlreicher Bemühungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht beantworten. Inwieweit und bis zu welchem Grad bestimmte Formtypen der F. „Programmtypen“ entsprechen, ist nicht genauer untersucht; meist wird für ein an einem Beispiel des 12. oder 13. Jh. exemplifizierten Programm Allgemeingültigkeit postuliert, modifiziert darin, daß F. späterer Zeit „verfallsweise“ auch andere Bedeutung (anderen Inhalt) haben dürfen (R. Suckale [6 a] S. 265 spricht sich zu Recht gegen solche Einbahnigkeit des Verfahrens aus).
1. Glücksrad (Rad der Fortuna, vgl. auch Sp. 77) ist die F. dadurch, daß an der Peripherie der F.laibung eine Folge von steigenden und stürzenden Personen angebracht ist, mit einem Stehenden oder Thronenden im Scheitel (die Benennung dieser Figur ist umstritten). Fortuna erscheint manchmal in der Mitte des Rades, die Nabe umtreibend (F. am N-Querhaus des Doms in Trient, M. 13. Jh.: Bruno Passamani, La scultura roman. del Trentino, Trient 1963, Fig. 40-46).
Das älteste Beispiel für die Ausbildung der F. als Glücksrad, die N-Querhausrose von St-Etienne in Beauvais, um 1130/40, ist die älteste erhaltene F. überhaupt (Abb. 2).
Entlang der rechten Hälfte der F.laibungen sind die steigenden Personen wiedergegeben, deren oberste von der auf dem Scheitel der F. stehenden Figur am Handgelenk ergriffen wird; die Stürzenden sind der östlichen Hälfte der F.laibung hinzugesetzt, wobei die Scheitelfigur der Stürzenden ihr zunächst auch den Stock stellt.
In Frankreich zeigt ferner die S-Querhausrose der Kathedrale von Amiens das Thema: entlang der oberen Kreishälfte der F. sitzt an der Laibungskante eine Folge von mit Kleeblattbogen ausgesetzten Halbkreisbogen, in deren Felder je eine steigende (westl. Viertel) oder stürzende Gestalt (östl. Viertel) eingefügt ist; der Thronende im Scheitelfeld ist von einem Hund begleitet (die F. üblicherweise E. 13./A. 14. Jh. datiert, was für die Skulpturen vielleicht zutrifft; Maurice Eschapasse, N.-D. d’A., Paris 1960, Taf. 68).
In Italien ist die F. an der W-Fassade von S. Zeno Magg. in Verona, E. 12. Jh., als Glücksrad gestaltet (und inschriftlich so bezeichnet), mit links den Aufsteigenden, im Scheitel einem bärtigen Thronenden, rechts den Stürzenden (A. da Lisca a. a. O. [Sp. 70] S. 86, Fig. 51-55). Zur Glücksrad-F. am N-Querhaus des Doms in Trient s. oben.
Im deutschen Sprachgebiet ist die N-Querhaus-F. des Basler Münsters, vor 1213, als Rad der Fortuna ausgebildet, auch hier mit dem Thronenden im F.-Scheitel (Hans Reinhardt, Das Basler Münster, Basel 31961, Abb. S. 64-66).
Aus England gibt es die Beschreibung eines Rades der Fortuna an der Fassade von Lincoln, das man als F. interpretieren kann, in der Lebensbeschreibung des Bischofs Hugo I., 1186-1200 (die Niederschrift um 1220/1235: Lehmann-Brockhaus, Schriftquellen England, Bd. 2 Nr. 2372).
2. Die dem apokalyptischen Themenkreis zugehörige Darstellung des von den *Evangelistensymbolen begleiteten Christus oder eines seiner Sinnbilder findet sich an W-Fassaden von Kirchen und dort auch an F. verwirklicht.
Die Skulptur des agnus dei ist bei der fragmentiert überlieferten F. von S. Gregorio in Castel Ritaldo, Umbrien, umschlossen vom zentralen Okulus mit der Inschrift „quattuor hunc agnum clangunt animalia sanctum“; die z.T. verstümmelten Skulpturen der Evangelistensymbole um die F. sind nicht mehr alle in ihrer ursprünglichen Position, im Gegensatz zu den Skulpturen der Propheten Jeremias und Ezechiel seitlich der F. (inschriftlich benannt; zum Datierungsproblem s. Sp. 118; [4] S. 76f. und 173ff., mit Rekonstruktionsvorschlag zum originalen Zustand; [24] Abb. 14f.). – In der Verglasung der W-Fassadenrose von St. Lorenz in Nürnberg, nach 1353, sind das Lamm Gottes und die vier Wesen den Vierpässen zwischen den Lanzetten eingefügt (dazu Stifterwappen und ehem. das Bild des Kirchenpatrons); im Zentrum der F. ist Gottvater dargestellt, umgeben von musizierenden Engeln (Gottfr. Frenzel, Die Farbverglasung aus St. L. N., Augsb. 1978, S. 114f., Abb. 49).
In anderen Beispielen ist Christus in Menschengestalt wiedergegeben, „begleitet“ von den vier Evangelistensymbolen, so – als Skulpturen – an der W-Fassadenrose des Doms in Trient, 1. V. 14. Jh. ([8] Fig. 154; Boll. Palladio 7,2, 1965, Abb. 177); an der W-Fassade des Doms in Modena sind die Skulpturen des Salvators und der vier Wesen über der F. angeordnet (A. 13. Jh. [?]; [25] Abb. Taf. 61).
Bei mehreren F. sind allein die Evangelistensymbole dargestellt.
Als Skulpturen können sie in hochma. Zeit den Restflächen eines Blendfeldes eingefügt sein, in dem die F. sitzt (Hauptbeispiel die mittlere F. der W-Fassade des Doms in Spoleto, E. 12. Jh.; [29] Bd. 2 Taf. 66f.; [4] S. 76ff. und 184ff., ebd. weitere Beisp. in Umbrien), oder auch frei in diagonaler Anordnung um die F. sitzen (mittlere Fassaden-F. des Doms in Assisi, 1. Dr. 13. Jh.: [29] Bd. 2 Taf. 48; W-Fassadenrose der ehem. Stiftskirche St. Georg, des Doms in Limburg/Lahn, A. 13. Jh., im 19. Jh. erneuert: Kdm. Reg.bez. Wiesbaden 3 S. 94, Fig. 72; Joachim Pick, Dom und Domschatz in L. a.d.L. ..., Königstein i. T. 1979, Abb. S. 6f.), bald sind sie in den Orthogonalen um die F. angeordnet (S. M. Magg. in Tuscania: Abb. 23; auch einfache Okulen können so mit Skulpturen umgeben sein: Giebelokulus der Kapellenfassade von Saint-Gabriel, Bouches-du-Rhône, 1. H. 12. Jh. [?]: Geza de Francovich, Benedetto Antelami, Mail. und Flor. 1952, Bd. 2 Fig. 364).
Im Zentrum späterer F. kann ein Bild Christi oder eines seiner Sinnbilder auch allein, ohne die vier Wesen wiedergegeben sein.
So trägt die Steinplatte in der Mitte der W-Rose der Pfarrkirche in Aub, um 1275/80, das Bild des Pelikan, der seine Jungen mit seinem Blut nährt, Typus des am Kreuz erhöhten Christus mit der Seitenwunde (Kdm. Bayern, Ufr. 1 Fig. 12).
An der W-Fassade des Doms in Orvieto ist das Haupt des Salvators mit Kreuznimbus (Skulptur von Andrea Orcagna) dem Zentrum der ab 1359 geschaffenen F. eingefügt (diese 1388 durch Pietro di Puccio umgeben von den Bildern der vier abendländischen Kirchenväter, weitgehend erneuerten Mosaiken: Enzo Carli, Il duomo di O., Rom 1965, Taf. 103f.; Beispiele für eine Zusammenstellung von Kirchenvätern mit Evangelistensymbolen – die an der Orvietaner Fassade über den Pfeilerreliefs zwischen den Portalen stehen und Lorenzo Maitani zugeschrieben werden, um 1329/1330 – im RDK VI 547f.); über das Alter des Glasgemäldes im mittleren Okulus der F. in der Chornordwand des Doms in Orvieto, einer Halbfigur des Salvator, war nichts zu ermitteln (die F. nach 1308; L. Fumi a. a. O. [Sp. 69] Abb. S. 202).
In Oberitalien gibt es in der 2. H. 15. Jh. F. mit der Wiedergabe des Christuskindes und seiner Mutter (Ss. Giovanni e Paolo in Muggia, dat. 1467: Bildhdb. Italien, Venetien [1967] Abb. S. 82 und 84; S. Antonio Abbate in S. Daniele del Friuli, um 1470: Aldo Rizzi, Profilo di storia dell’arte in Friuli, Bd. 2, Rom 1979, Abb. 20 und 22).
Nicht als Bild des Christus als „sol iustitiae“ interpretierbar sind Wiedergaben der Sonne im zentralen Okulus einer wie auch immer gestalteten F. (Beispiele die Blendrose im Giebel der südl. Vorhalle an der Nikolaikirche Wismar, nach 1435: Kdm. Mecklenburg-Schwerin 2, Abb. S. 125 und [16] Taf. 22 Fig. 307; die Fassaden-F. des Doms in Maniorgo, 1488: A. Rizzi a. a. O. Abb. 23f.; vgl. dazu auch [6 a] S. 285 und S. 287 Anm. 10).
IV.–VI. Mittelalter
IV. Frankreich
A. Allgemeines
Die F. ist in Frankreich anfänglich ein Bauglied des voll entwickelten romanischen Stiles. Überregionale Bedeutung erlangten die französischen F. jedoch erst, nachdem sie der Architektur gotischen Stiles integriert waren und an dessen formengeschichtlichem Verlauf teilnahmen; die hohe handwerklich-technische Leistungsfähigkeit, von der viele Bauten der Gotik zeugen, trug in bemerkenswertem Maß zur Gestaltung der F. bei.
Die meisten F. in Frankreich sind erneuert; wie genau man sich bei den Restaurierungen an den angetroffenen Befund hielt, ist bei der Seltenheit von Auskünften über Erneuerungen und Vorzustand in der Fachliteratur nur ausnahmsweise bestimmbar (vgl. Sp. 65f.). Bei Profilquerschnitten z. B. ist es so gut wie unkontrollierbar, ob die der alten und die der von Restaurierungen herrührenden F. übereinstimmen (weshalb Angaben hierüber im Folgenden unterbleiben).
Angesichts der großen Denkmälerverluste in Frankreich werden vereinzelt Beispiele aus England und aus Spanien in die Betrachtung einbezogen, und zwar dann, wenn es erwägenswert erscheint, ob von ihnen auf verlorene französische F. zurückgeschlossen werden darf, oder wenn für die Zeit der Entstehung in Frankreich keine F. nachzuweisen sind.
B. Um 1130/40–um 1230
Die ältesten F. Frankreichs sind meist einfach gestaltet und in ihrer Größe unauffällig; erst etwa vom letzten Jz. des 12. Jh. an gibt es, vor allem an der Stirnseite von Quer- und Langhäusern von Kirchenbauten, Rosen von beträchtlicher Größe (Durchmesser von 10 m und mehr), deren Steinwerk aus Stabilitätsgründen der engmaschigen Unterteilung unter Einbeziehung der Eisenarmierung bedarf. Die älteste überlieferte F. ist die am N-Querhaus von St-Etienne in Beauvais, Oise, um 1130/40 (Abb. 2).
Das Vorkommen der F. an dieser Kirche hat in der Literatur immer wieder zu einer Erörterung darüber geführt, ob die F. an diesem Bau aus Gründen der Ikonographie (dazu Sp. 77f.) „erfunden“ oder für ihn übernommen wurde (vgl. z. B. Wiltrud Mersmann, Die Bedeutung des Rundfensters im MA, Diss. Wien 1944 [masch.], S. 123ff.). In diesem Zusammenhang wurde immer wieder angenommen, die um 1137-1140 errichtete W-Fassade der ehem. Abteikirche St-Denis könnte eine F. besessen haben (besonders betont bei Hans Sedlmayr, Die Entstehung der Kath., Zh. 1950, S. 233f.); doch schweigt sich Abt Suger über ein solches Bauglied aus – was verwunderlich ist, wenn er wirklich eine F. hätte anbringen lassen.
1. Arkaden-F. mit Kleeblattbogen (Sp. 86), 2. Arkaden-F. mit Kreisbogen (Sp. 87), 3. Speichen-F. (Sp. 90), 4. F. mit radial gestellten Säulchen auf dem Scheitel von Kreisbogensegmenten (Sp. 90), 5. Vielpässe mit breiter, durchlochter Fahne (Sp. 91), 6. Lochscheiben-F. (Sp. 92), 7. F. aus konzentrisch angeordneten Paßkränzen (Sp. 94), 8. Arkaden-F. mit äußerem Kranz aus Okulen (Sp. 94).
1. Arkaden-F. mit Kleeblattbogen.
Die Grundform dieses Typs von F. ist ein größeres Rundfenster, in dessen Lichte eine Arkadenfolge um einen Okulus im Zentrum der F. geführt ist.
a. Die den erhaltenen Beispielen nach älteste Form der F. ist die einreihige Arkaden-F. mit Kleeblattbogen. Die Arkadensäulchen (-pfeiler) sind in der Regel zentrifugal angeordnet, mit den Kapitellen auf der der F.laibung zugekehrten Seite.
Die Beispiele des 12. Jh. haben einen einfachen Steinring als Okulus und massive Zwickel zwischen Arkadenbogen und F.laibung: zwölfteilig die F. im N-Querhaus von St-Etienne in Beauvais, Oise, um 1130/40 (Abb. 2); achtteilig die F. der Chorschlußmauer der Nikolauskirche in Barfreston, Kent, um 1180 (Rob.
Thomas Stoll und Jean Roubier, Britannia roman., Wien und Mchn. 1966, Taf.abb. 5f.), und noch die F. der Chorschlußmauer der ehem. Zisterzienserkirche Le-Breuil-Benoît, Eure, geweiht 1224 (Marcel Aubert, L’archit. cistercienne en France, Paris 21947, Bd. 1 Fig. 195). Die Beispiele des 13. Jh. weisen manchmal durchlochte Zwickel auf (Fassaden-F. von Notre-Dame in Embrun, Hts-Alpes, um oder nach 1225 [?], und von St-Eustache in Mosles, Calvados, viell. 1. H. 13. Jh.: [34] 130, 1972, S. 117 Fig. 17, S. 131 Fig. 24; [33] 23, 1958, Abb. S. 119), meist aber zur Gänze durchbrochene Zwickel, wie die achtteilige F. mit Vierpaß im Okulus an der Fassade der Kirche in Lesges, Aisne, A. 13. Jh. [34, Jg. 78, 1911, Bd. 1 Taf. nach S. 213], oder die zwölfteilige F. mit Zwölfpaß im Okulus in der Chorschlußmauer der Kirche in Brie-Comte-Robert, Seine-et-Marne, um 1220/30 [33, Jg. 121, 1922, Abb. S. 155, Taf. nach S. 159]; einfacher die achtteiligen F. mit einfachem Okulus im Querhaus der ehem. Klosterkirche Gorze, Moselle, 1. H. 13. Jh. (Foto K.hist. Inst. der Univ. des Saarlandes, R 8,2; Kraus, Elsaß-Lothr., Bd. 3 S. 170).
b. Eine zweireihige F. mitkleeblattbogigen Arkaden hat die W-Fassade von Notre-Dame in Paris, um 1220:
Die innere Arkadenfolge, die den mit einem Zwölfpaß besetzten Okulus umschließt, ist zwölfteilig; die äußere Folge zählt vierundzwanzig Arkaden, deren Säulchen abwechselnd über denen der inneren Folge und den Scheiteln der inneren Arkadenbogen sitzen; die Zwickel zur F.laibung hin sind durchbrochen [1, S. 46 Fig. 4].
2 a. Einfache Arkaden-F. mit Kreisbogenarkaden und zentralem Okulus sind gegen und um 1200 in wenigen Beispielen überliefert.
In Burgund zeigt die achtteilige Fassaden-F. der ehem. Stiftskirche Notre-Dame in Montréal, Yonne, um 1180, einfache Rundbogen und durchbrochene Zwickel (Taf. I,a; zur Restaurierung durch Viollet-le-Duc s. Francis Salet, [34] 116, 1958, S. 329f.); massive Zwickel hat die achtteilige F. der Fassade der ehem. Cluniazenserkirche St-Michel in Nantua, Ain, deren Architektur mit burgundischer Architektur zusammengebracht wird (unsicher, ob die F. aus der Bauzeit der Kirche, 3. Dr. 12. Jh. [?], stammt oder aus der Zeit der Einwölbung im 2. V. 13. Jh.; Foto Marburg Nr. 40554; Eglise abbatiale de N., Lyon o. J. [ca. 1976], Abb. S. 2).
Ob es in N- und W-Frankreich F. mit Kreisbogenarkaden gegeben hat, ist unklar. Die F. der Kirche in Orbais, Marne, sind nach 1850 den großen Okulen der Querhausstirnmauern eingefügt worden, die F. im Querhaus von St-Serge in Angers, Maine-et-Loire, stammen wohl von der allzu eingreifenden Restaurierung der Kirche in den Jahren 1853-1858; die F. der W-Fassade der Kirche in Cohan, Aisne, dürfte, Fotografien nach zu urteilen, jedenfalls im jetzigen Bestand neueren Datums sein (Etienne Moreau-Nélaton, Les églises de chez nous, Arrondissement de Château-Thierry, Paris 1913, Bd. 1 Fig. 241f.); desgleichen wird die F. der W-Fassade der ehem. Abteikirche Mouzon, Ardennes, der 1867 begonnenen Restaurierung verdankt.
Eine Abwandlung zeigt die F. am S-Querhaus der Kirche in Chars, Val-d’Oise, E. 12. Jh. (?): in die Arkadenbogen der achtteiligen F. sind zusätzlich steinerne Okulen eingesetzt (Taf. I, b).
b. Arkaden-F., deren Kreisbogen so geführt sind, daß jeweils ein Pfeiler (Säulchen) übersprungen wird und damit einander überkreuzende Bogen entstehen, gibt es gleichfalls selten und offenbar nur im Italien nahen südöstlichen franz. Sprachgebiet.
Beispiele sind die Fassaden-F. der ehem. Zisterzienserkirche La Bénisson(s)-Dieu, Loire, um 1200 entstanden und der burgundischen „Bauschule“ zugerechnet, und von St-Louis in Hyeres, Var, A. 13. Jh., beide sechzehnteilig und mit Vierpaß im Steinring ([33] 95, 1936, Abb. S. 291; Rob. Doré, L’art en Provence, Paris 1930, Abb. 256). Auch die F. im N-Querhaus der Kathedrale St. Peter in Genf, die der 1232 abgeschlossenen Bauphase zuzuweisen ist, hat einen Vierpaß im zentralen Okulus und durchbrochene Zwickel (Camille Martin, St-Pierre, ancienne cath. de Genève, Genf 1909-1910, Taf. 16). Sofern die bei der Restaurierung im 19. Jh. ersetzte Fassaden-F. der ehem. Stiftskirche in Belleville, Rhône, geweiht 1179, dem ursprünglichen Zustand entspricht – dies konnte nicht geklärt werden – wäre sie ein sehr frühes Beispiel für diese F.form [34, Jg. 98, 1935, S. 349, Abb. S. 348].
c. F., die anstelle der einfachen verdoppelte Kreisbogen besitzen, gibt es an nordfranzösischen Kirchenbauten in größerer Zahl.
Die F.form ist möglicherweise in der Ile-de-France und im Laonnois beheimatet. Bei den älteren Beispielen hat der zentrale Okulus oft Sternform, da die Arkaden auch auf der ihm zugekehrten Seite in der Lichte bogig schließen: östliche, zehnteilige F. am S-Querhaus von Notre-Dame in Etampes, Essonne, um 1180 (?), mit zentrifugaler Anordnung der Arkadenpfeiler (Taf. I, f); zwölfteilige F. mit Vielpaß im Okulus und zentripetaler Anordnung der im Querschnitt Maßwerk nahekommenden Arkadenpfeiler am N- und S-Querhaus von St-Yved in Braine, Aisne, geweiht 1216 ([1] S. 50, Fig. 6; [34] 78, 1911, Bd. 1, Taf. nach S. 438). Bei der F. in der Chorschlußmauer der Kirche Mariä Himmelfahrt in Donnemarie-Dontilly, Seine-et-Marne, A. 13. Jh., sitzt anstelle des Okulus ein aus flachen Segmentbogen gebildeter Achtpaß, der ausgesetzt ist mit einem zweiten Achtpaß, der wiederum einen kleinen Okulus umschließt (Abb. 5). Auf einem kreisrunden Okulus sitzen die Arkadenpfeiler der achtteiligen F. im Obergeschoß der Schatzkammer an der Kathedrale von Noyon, Oise, um 1185 (?; bei den Restaurierungen 1870-1873 – wie getreu ? – erneuert; Charles Seymour, La cath. N.D. de N. au XIIe s., Genf 1975, S. 59, Abb. 39), ferner die der zwölfteiligen F. am Querhaus der Kirche in Mons-en-Laonnois sowie an der Fassade der Kirche von Vaux-sous-Laon, von Vorges und von Mézy-Moulins, alle Aisne und wohl 1. V. 13. Jh. (Ausgewählte Dkm. von Laon und Umgebung, Bln. 1917, Abb. 26f. und 31; [34] 78,1911, Bd. 1 S. 383; E. Moreau-Nélaton a. a. O. [Sp. 88] Fig. 696 und 699).
Die vierteilige F. der W-Fassade der Kirche von Mont-Saint-Martin, Meurthe-et-Moselle, nach M. 12. Jh., wirkt wie ein weit nach innen gezogener Vierpaß, in dessen Lichte die Arkadenpfeiler um den einfachen Okulus im Zentrum eingestellt sind; das Kanten-Ornament der Binnenteilungen geht absatzlos über Okulus, Pfeiler und Arkadenbogen hinweg (Herib. Reiners und Wilh. Ewald, Kdm. zwischen Maas und Mosel, Mchn. 1921, Abb. S. 26 und 29).
Knospenähnliche Bildungen als Abschluß der freien Bogenenden zeigen die beiden sechsteiligen Blendrosen im ersten Obergeschoß der W-Fassade von Notre-Dame in Paris, um 1220 (Monographie de N.-D. de Paris et de la nouvelle sacristie de MM. Lassus et Viollet-le-Duc, Paris o. J. [1856], Taf. 1 und 7; M. Aubert, N.-D. de P., Paris 1928, Taf. 15); bei den Blendrosen im um 1230 begonnenen Arkadengeschoß von Chor und Querhaus der Kathedrale von Bayeux, Calvados, sind die freien Bogenenden in große Blätter übergeführt ([34] 132,1974, S. 253 Fig. 10; Courtauld Inst. Ill. Archives, Archive 3, Teil 7, Ld. 1978, Abb. 3/5/55).
Auf welchen Befunden die beiden in den seitlichen Emporenjochen am Chorschluß von St-Etienne in Caen, Calvados, sitzenden, im 19. Jh. erneuerten F. beruhen, konnte nicht festgestellt werden (Weiterbau der Kirche vom A. 13. Jh. durch Meister Wilhelm; [34] 75, 1908, S. 49, Taf. nach S. 48).
3. Die anscheinend nur in geringer Zahl erhaltenen Speichen-F., d.h. F. mit radial gestellten Pfeilern oder Säulchen (manchmal zudem mit einem Vielpaß im Zentrum) sind meist klein und manchmal als Blendrose ausgebildet (z. B. achtteilig im W-Giebel von St-Pierre in Roye, Somme, 2. H. 12. Jh., mit einem durch die Mauer gebrochenen Vierpaß im Zentrum: Taf. I,c).
4. Bei F. mit radial gestellten Säulchen oder Pfeilern, deren der F.mitte zugewandtes Ende auf dem zentralen Okulus, das gegen die F.laibung gewandte auf dem Scheitel von Kreisbogensegmenten aufsitzt, die von der F.laibung ausgehen, entsteht der Eindruck eines bogig gezackten Sterns. Dergestaltige F. sind ab etwa 1180 und zunächst in der Ile-de-France, Picardie und Champagne anzutreffen. Die Ausformung im einzelnen ist recht unterschiedlich, Zwölfteilung häufig.
Bei der westlichen F. am S-Querhausarm von Notre-Dame in Etampes, Essonne, um 1180 (?), ist der Steinring einfach profiliert (Taf. I, g), bei der im Chorschluß der Kathedrale von Laon, 1. V. 13. Jh., mit einem Zwölfpaß ausgesetzt (Säulchen zentripetal; [34] 78, 1911, Bd. 1 Abb. S. 201; die gleichgestaltige W-Fassaden-F. von der Restaurierung ab 1852), bei der der W-Fassade von Notre-Dame-en-Vaux in Chalons-sur-Marne, Marne, vor 1217, mit einem Achtpaß (Mém. de la Soc. d’agriculture, commerce, sciences et arts du dép. de la Marne 81, 1966, S. 91, Taf. 15). Bei der Blendrose am Torturm des ehem. Klosterhofs Meslay nordöstlich Tours, Indre-et-Loire, um 1220, ist der zentrale Okulus an seiner Außenseite zahnradförmig gestaltet (Foto Marburg Nr. 167 109).
Eine Abwandlung durch Einführen von Kreisbogenarkaden über den zentripetal angeordneten Säulchen weist die F. der W-Fassade der ehem. Stiftskirche Notre-Dame in Mantes, Yvelines, auf; die Segmentbogen der Peripherie sitzen auf von der F.laibung ausgehenden Säulchen (um 1220/25; [1] S. 44 Fig. 3; [34] 104, 1946, Abb. S. 205 und 207).
Ob die Rosen in Chor und Langhaus von Notre-Dame in Paris (Chorweihe 1183), die von der Restaurierung 1844-1864 herrühren, Anspruch auf Detail-Authentizität haben, ließ sich nicht klären: in unterschiedlicher Weise aus von der Laibung ausgehenden Kreisbogen und einer Mittelfigur zusammengefügt, scheint nur der Durchmesser der F.öffnung gesichert; daß sie eine Figuration (welche?) besaßen, bezeugt ein Fragment von einer Füllung (vgl. [1] S. 41 Fig. 1; M. Aubert, N.-D. de P., Paris 1920, Taf. 9, A und B; Ausst.kat. „Viollet-le-Duc“, Paris 1980, S. 81 Fig. 80).
Die bei [6 a] S. 287 Anm. 8 erwähnten Rosen im Chor von Notre-Dame in Poissy, Yvelines, stammen aus der Zeit der Restaurierung unter Voillet-le-Duc ab 1846 (F. Salet, N.-D. de P., Paris o. J. [1948], S. 6).
5. Vielpässe mit breiter, durchlochter Fahne gibt es sowohl bei Fenstergruppen als Oberfenster als auch als einzeln stehendes Fenster. Die Form gilt in der Literatur vielfach als Vorstufe zu der aus Vielpässen gebildeten F. (s. Abschnitt 7, Sp. 94).
Als Beispiele für die Verwendung als Oberfenster seien die Fenstergruppen im Obergaden der Kathedrale von Chartres, Eure-et-Loir, um 1200/1215 (mit Vierpaß-Lochungen; RDK VII 1279 Abb. 16), und von St-Lomer (heute St-Nicolas) in Blois, Loir-et-Cher, 1. H. 13. Jh., genannt (W-Joche des Langhauses, mit kleeblattbogigen Sechspässen und Dreipaß-Lochungen; Lasteyrie, Got., Bd. 1 Fig. 337). – Als Einzel-F. gibt es Beispiele am S-Querhaus von St-Martin in Laon, Aisne, A. 13. Jh. (Ausgewählte Kdm. a. a. O. [Sp. 89] Abb. 16f.), sowie am S-Querhaus der Kathedrale von Langres, Haute-Marne, geweiht 1196 ([1] S. 66 Fig. 14; Henry Ronot, La cath. St-Mammès ... de L., o. O. und J. Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. 1950], Abb. S. 7), an der Fassade der Kirche in Courmelles, Aisne, um 1200, mit kreisrunden Lochungen (Eugène Lefèvre-Pontalis, L’archit. religieuse dans l’ancien diocèse de Soissons..., Paris 1897, Taf.bd., Taf. 95,5), mit Lochungen aus Dreipässen an der Fassade von Saint-Jean-le-Blanc, Calvados, 1. H. 13. Jh. (Taf. I, e).
6. Bei den Lochscheiben-F. können die einzelnen, in der Regel radialsymmetrischen Öffnungen sehr unterschiedlich gestaltet sein.
Die F. von etwa 9 m Durchmesser am N-Querhaus der Kathedrale in Laon, Aisne, um 1180/90, zeigt um einen mehrfach abgetreppten, mit einem Achtpaß ausgesetzten Okulus im Zentrum acht kleinere Okulen von gleicher Gestalt (nur eine Abtreppung); die Zwickel zwischen den Okulen und der F.laibung sind kreisförmig durchlocht, die Zwickel zum zentralen Okulus hin haben scheibenförmige kleinere Blenden (Abb. 4). – Durch schmales Steinwerk maßwerkähnlich ist die F. der W-Fassade der in Ruinen liegenden ehem. Zisterzienserkirche Vaux-de-Cernay, Yvelines, um 1180/90: vier große Okulen, dazu je ein kleiner Okulus im Zentrum der F. und in den Zwickeln zur F.laibung, bei letzteren in den Restflächen der Zwickel kreisförmige Lochungen (M. Aubert 1947 a. a. O. [Sp. 87] Bd. 1 Abb. 114f. und 256, Bd. 2 Abb. 435). – Am S-Querhaus der Kathedrale in Lausanne, vor 1232, sitzt im Zentrum ein auf die Spitze gestelltes quadratisches Feld, durchbrochen von einem Vierpaß und blütenähnlichen Lochungen der Zwickel; an die Seiten des quadratischen Feldes schließen von Kreisbogensegmenten begrenzte Felder an, an diese weitere, die über den Spitzen des Mittelfeldes sitzen, und alle Felder sind ähnlich wie das Mittelfeld durchbrochen; die ganze Figuration ist einem großen quadratischen Feld einbeschrieben, dessen Seiten von den äußeren Kreisbogensegmentfeldern überschritten werden; die Zwickel des großen Quadratfeldes sind von kreisförmigen bzw. halbkreisförmigen Lochungen durchbrochen, in den Zwickeln zwischen ihm und der F.laibung sitzen Dreipaß-Lochungen (E. Beer 1952 a. a. O. [Sp. 76] Abb. 23f.). – Villard de Honnecourt’s Zeichnung der F. von Lausanne (Hahnloser, Villard, Taf. 31) hat eine davon erheblich abweichende Figuration: ein liegendes mittleres quadratisches Feld umschließt einen Vierpaß, dessen Zwickel Kleeblattbogen aufweisen; an das Mittelfeld schließen „gestelzte“, mit je einem Kleeblattbogen gefüllte Dreieckfelder an; in den Zwickeln zur F.laibung ist jeweils ein Vierpaß von zwei Dreipässen begleitet. – Bei der W-Fassadenrose der Pfarrkirche in Mognéville, Meuse, 1. Dr. 13. Jh. (?), sitzt der zentrale Okulus mit Achtpaß in einem auf der Spitze stehenden quadratischen Feld, dessen Ecken in die in den Orthogonalen der F. stehenden kleineren, sechspaßgefüllten Okulen des aus acht solchen gebildeten Kranzes einschneiden (Rainer Schiffler, Die O-Teile der Kath. von Toul..., Köln 1977 [Hh. des Kg. Inst. der Univ. Mainz, 2], Abb. 200). – Kleinere Lochscheiben-F. haben in der Regel kreisförmige Öffnungen des Kranzes. Bei der F. im Portikusgiebel der Kirche von Bernières-sur-Mer, Calvados, wohl A. 13. Jh., ist die Mittelöffnung ein Vierpaß (Foto Marburg Nr. 45 816; erwähnt im [34] 75,1909, Bd. 1 S. 201), bei der F. in der Abschlußmauer des nördl.
Nebenchors der Kathedrale von Lyon, E. 12. Jh. (?), eine kreisförmige Öffnung (Foto Marburg Nr. 43 553; erwähnt bei L. Bégule a. a. O. [Sp. 73] S. 61; undeutlich zu sehen bei Victor-Henri Debidour und Michel Laferrière, Lyon, Grenoble 1969, Abb. 23). Die F. in der W-Fassade der in Ruinen liegenden ehem. Zisterzienserkirche von Aulps, Haute-Savoie, nach 1200, hat fünf größere kreisförmige Öffnungen in kreuzförmiger Anordnung und – in den Zwickeln – vier kleinere (M. Aubert 1947 a. a. O. [Sp. 87] Bd. 1 Fig. 199; [34] 123, 1965, Abb. S. 213 und 236).
7. Eine aus konzentrisch angeordneten Paßkränzen gebildete F. mit massiven Zwickeln sitzt in der Chorabschlußmauer, eine mit durchbrochenen Zwickeln in der Stirnwand des N-Querhauses der ehem. Stiftskirche von Montréal, Yonne, um 1160/80 (Taf. I,d; Ann. arch. 7, 1847, Taf. vor S. 177; beide F. durch Viollet-le-Duc 1850/51 erheblich ergänzt: F. Salet, [34] 116, 1958, S. 329f.).
8. F. aus einer Arkadenfolge und einem konzentrisch angeordneten äußeren Kranz aus Okulen (Pässen) scheinen um die Wende des 12. zum 13. Jh. aufgekommen zu sein.
Das älteste erhaltene Beispiel, die W-Fassadenrose der Kathedrale von Chartres, Eure-et-Loir, um 1200, hat etwa 13 m Durchmesser; diese F. zeigt im Zentrum einen Okulus, dem ein Zwölfpaß mit durchlochten Zwickeln eingefügt ist und der nach außen von einer Zwölferfolge konkaver Bogenabschnitte begleitet ist, so daß ein kurviert gezackter Stern entsteht, der die Säulchen der zwölf Rundbogenarkaden trägt; über den Bogenzwickeln stehen die gerahmten Achtpässe des Kranzes, und in den Zwickeln zwischen ihnen und der F.laibung durchbrechen Vierpässe die Steinplatten (Louis Grodecki, La cath. de Ch., New York 1963, Abb. S. 16f.). In seiner Zeichnung wandelte Villard de Honnecourt die Form leicht ab: im Zentrum ein einfacher Okulus mit Zwölfpaß, Okulen mit Zwölfpaß auch im Kranz, in den Zwickeln zwischen Kranz und F.laibung Dreipässe, in denen zwischen Kranz und Arkadenbogen Vierpässe (Hahnloser, Villard, Taf. 30). – Eine ähnliche Zeichnung an der Wand einer der Chorkapellen der ehem. Stiftskirche Saint-Quentin, Aisne, um 1220/30 (?), rekonstruierte François Bucher als zwölfteilige F. mit Kreisbogenarkaden um einen zentralen zwölfpaßbesetzten Okulus und mit zwölf gerahmten Achtpässen als Kranz (Art Bull. 59, 1977, S. 315-319, bes. S. 316 Fig. 3 und 5). – Eine auf die Mauer der S-Querhausempore der Kathedrale von Soissons, Aisne, geritzte Zeichnung ergänzte Wolfg. Schöller zu einer F. mit einer Arkadenfolge mit verdoppelten Bogen (wie sie im Soissonnais und Laonnois häufiger sind, s. Sp. 89) um einen zentralen Okulus mit Zwölfpaß und mit zwölf von je einem Achtpaß besetzten Okulen als Kranz (um 1220/30?; Zs. f. Kg. 43, 1980, S. 196-202).
Bei der maßwerknah fein profilierten F. am S-Querhaus der Chartreser Kathedrale, um 1220, sind statt der Kreisbogensegmente der W-Fassadenrose Kleeblattbogen verwendet, die aber nicht auf den Säulchen aufsitzen, sondern auf dem Steinwerk der Rücklage; zwischen den Kranz aus achtpaßgefüllten Kreisformen und die F.laibung sind – nach Art der „bogig gezackten Sterne“ (s. Sp. 89) – von der Laibung ausgehende Kreisbogensegmente eingeschoben (L. Grodecki a. a. O. [Sp. 95] Abb. S. 50f.). Die F. am N-Querhaus zeigt da, wo die S-Querhausrose paßgefüllte Kreisflächen aufweist, quadratische Felder, die mit der Spitze auf den Kapitellen der Arkadenpfeiler aufsitzen und deren der F.laibung zugekehrte Spitze durch die von dort ausgehenden, von je einer Folge von mit sechs Nasen besetzten Kreisbogen gekappt ist (ebd. Abb. S. 84f.; die übliche Datierung kurz nach der S-Querhausrose in Frage gestellt durch Jan van der Meulen, Bull. de la Soc. arch. d’Eure-et-Loir 109 [= Mém., 23], 1965, S. 117: „transformé a une époque plus récente“).
„The Dean’s Eye“ in der nördl. Stirnwand des W-Querhauses der Kathedrale von Lincoln, um 1220/25, ist plattig ausgebildet: die auf die Vierzahl reduzierte Arkadenfolge (die Säulchen in den Diagonalen stehend) ist durch ein Steinprofil vom Kranz aus sechzehn Kreisformen abgesetzt; im Zentrum der F. ist ein auf der Spitze stehendes quadratisches Feld (mit eingezogenen Seiten) von einem Vierpaß durchbrochen, und die Zwickel zwischen Arkadenbogen und Profil sind von je einem Dreipaß zwischen zwei Kreisöffnungen durchbrochen (G. H. Cook, Portrait of Lincoln Cath., Ld. 1950, Abb. 22).
C. Seit etwa 1230
Die wesentliche und folgenreiche Neuerung zu Beginn dieses Zeitraums war die Übertragung des Maßwerks vom Fenster auf F. und damit die Einführung der Maßwerklanzette für die Unterteilung der F.lichte; die Lanzett-F. trägt die Entwicklung vor allen anderen F.typen, die – soweit sie überhaupt noch verwendet wurden – ebenfalls als Maßwerkrosen ausgeführt wurden. Charakteristisch ist die Placierung reicher ausgebildeter F. unterschiedlichster Art in einem eigens gerahmten, in etwa quadratischen Wandfeld oder in einem Schildbogenfeld, dessen Restflächen zwischen Rahmung und F.laibung mit Maßwerkfiguren belegt, als Blendfelder ausgebildet oder durchbrochen und verglast sind. Ist unter der F. ein Fensterband vorhanden, so wurde des öfteren auf die trennende Mauer zwischen beiden verzichtet oder an ihre Stelle trat ein stärkeres Profil; in anderen Fällen wurden F. und Fensterband der Stirnmauer eines Quer- und Langhauses als einheitliche Fensterzone ausgebildet, wenn auch die ursprünglichen Bestandteile (F. und Fensterband) im Maßwerk ablesbar blieben.
1. Einfache Arkaden-F. mit Kleeblattbogen
Bei den einfachen Arkaden-F. mit Kleeblattbogen sind in der Regel die Zwickel zwischen Arkadenbogen und F.laibung durchbrochen: achtteilige F. der östl. Stirnwand des Langhauses über dem Triumphbogen der Kathedrale von Lyon, wohl 2. V. 13. Jh. (L. Bégule, La cath. de L., Paris 1911, Abb. S. 29); zwölfteilige Chor-F. der ehem. Zisterzienserkirche La-Cour-Notre-Dame du Bourg in Digne, Basses-Alpes, 14. Jh. [34, Jg. 95,1932, Abb. S. 104]; dann wieder um 1500: F. von Notre-Dame in Niort, Deux-Sèvres, erbaut 1491-1540 (Foto Marburg Nr. 161 916).
Sehr große F. können sehr viele Arkaden haben: vierundzwanzig hat bei einem Durchmesser von ca. 10 m die F. im S-Querhaus der Kathedrale von Angers, Maine-et-Loire, vor 1272 ([23] S. 195; L. de Farcy a. a. O. [Sp. 69] Taf.abb. nach S. 158).
Gelegentlich sitzen in den Zwickeln zwischen Arkadenbogen und F.laibung Kleeblattbogen (z. B. bei der F. in der Stirnwand vom N- und vom S-Querhaus der Kathedrale in Lyon, 2. V. 13. Jh.: L. Bégule 1880 a. a. O. [Sp. 73] Taf. nach S. 64), oder gar freie Pässe, wodurch der Abstand von Arkadenbogen und F.laibung erzwungen wird (Dreipässe bei der F. im O-Joch der südl. Querhausstirnmauer der Kathedrale in Beauvais, Oise, um 1225-1272, Emporengeschoß: Victor Le blond, La cath. de B., Paris 1956, Taf. 8).
Die zweiteilige W-Rose der Kathedrale von Toulouse, Haute-Garonne, 2. Dr. 13. Jh. (jedenfalls vor 1272) hat verdoppelte, zugespitzte Kleeblattbogen sowohl bei der sechzehnteiligen äußeren wie bei der achtteiligen inneren Arkadenfolge, deren massive Zwickel eine scheibenförmige Begrenzung ergeben; der zentrale Okulus umschließt einen Sechzehnpaß (F. 1933 ausgewechselt, Fragmente im Augustinermus. Toulouse: Raymond Rey, La cath. de T., Paris 1929, Abb. S. 47; Ausst.kat. „Sculptures de l’abbaye de Grandselve et de la cath.... de T. au XIIIe s.“, Toulouse 1974/75, S. 15-19 und 28, Abb. K-M). – Gleichartige Zweiteilung, doch mit einfachen Kleeblattbogen, weist die Giebel-F. im S-Querhaus der Kathedrale von York, um 1230/40, auf; die Zwickel des inneren Arkadenkranzes sind von Dreipässen durchlocht (Martin Hürlimann und Peter Meyer, Engl. Kath., Zh. 1948, Abb. 150).
2. spitzbogige Arkaden-F.
Statt der älteren rundbogigen gibt es im 2. Dr. 13. Jh. spitzbogige Arkaden-F.
Die zwölf zentripetal um den mit einem Zwölfpaß gefüllten zentralen Okulus angeordneten Arkaden der F. des N-Querhauses der Kathedrale von Reims, vor 1241, stehen auf hohen Sockeln, zwischen denen, von der F.laibung ausgehend, genaste Kreisbogensegmente Felder ausgrenzen; alle Zwickel sind durchbrochen; die Restfläche zwischen F. und Schildbogenarchivolte ist verglast (Paul Vitry, La cath. de R., Paris o. J. [1919], Bd. 2 Taf. 6f.). Bei der achtteiligen Querhaus-F. von Notre-Dame in Cluny, um 1240 (?), stehen die ebenfalls zentripetalen Arkaden auf Sockeln zwischen den Kleeblattbogen überfangenden Kreisbogensegmenten, die von der F.laibung ausgehen; Zentrum der F. ist ein Okulus mit Fünfpaß (zur Kirche und zur F. Willibald Sauerländer in: Gedenkschr. Ernst Gall, Mchn. und Bln. 1965, S. 255-268, bes. S. 257 Abb. 160).
Ob die Arkaden der zwölfteiligen F. im Chorschluß der Kirche von Montreuil-aux-Lions, Aisne, spitz- oder rundbogig schließen, ließ sich nach der einzigen dem Verf. bekanntgewordenen Abbildung nicht sicher feststellen; statt der „reimsischen“ Kreisbogensegmente sitzen von der F.laibung ausgehende Kleeblattbogen an der Basis der Arkadenfelder (Bau wohl M. 13. Jh.; E. Moreau-Nélaton a. a. O. [Sp. 88] Bd. 3 Fig. 749).
3. Arkaden-F. mit Kranz aus Okulen
Zweireihige Arkaden-F. mit Kleeblattbogen und einem Kranz aus paßgefüllten Okulen sind im 2. Dr. 13. Jh. im Kronland und bei von dessen Architektur abhängigen Bauten anzutreffen. Die Arkaden können zentrifugal angeordnet sein, häufiger stehen sie zentripetal.
Beispiel für ersteres ist die F. in der N-Querhausstirn der ehem. Abteikirche St-Denis, beg. 1231: bei ihr liegt um den zentralen Okulus mit Sechspaß eine Folge aus zwölf, um diese eine aus vierundzwanzig Arkaden; an die F.laibung stößt der Kranz aus vierundzwanzig mit je einem Sechspaß ausgesetzten Okulen; die Flächen zwischen der F. und ihrer quadratischen Rahmung sind mit Maßwerkfiguren besetzt – je ein sechspaßgefüllter Okulus zwischen zwei freien Dreipässen -, unten durchbrochen und verglast, oben als Blendfelder ausgebildet (Abb. 6).
Bei zentripetaler Anordnung ergeben sich komplizierte Figurationen infolge der Einordnung des Kranzes. Bei der F. der Schloßkapelle von St-Germain-en-Laye, Yvelines, um 1238, nehmen sich die sechspaßgefüllten Okulen wie das Couronnement der äußeren, vierundzwanzigteiligen Arkadenfolge aus, das die Felder der inneren, zwölfteiligen Arkadenfolge besetzt hält; die Felder zwischen der F. und ihrer quadratischen Rahmung gleichen denen der N-Querhausrose von St-Denis (infolge der Bautätigkeit am Schloß unter Franz I. ab 1540 nur als Blendrose erhalten; [1] S. 57 Abb. 9; [11] Taf.abb. 41). – Die vielleicht um 1240, jedenfalls vor 1259 fertiggestellte S-Querhaus-F. der Abteikirche St-Denis gleicht der von St-Germain-en-Laye, vermehrt um einen Kranz aus freien Dreipässen, der der äußeren Arkadenfolge entlang der F.laibung eingefügt ist (ebd. Taf.abb. 44). – Die S-Querhausrose der Kathedrale von Burgos, um 1260, zeigt eine Abwandlung: die Säulchen der äußeren, zwanzigteiligen Folge sitzen in den Zwickeln der Kleeblattbogenfolge, die von der F.laibung ausgehend in die Arkadenfelder „eindringt“; bei der inneren, zehnteiligen Folge sind die Kleeblattbogen zu Vierpaßformen ergänzt, die das ganze Arkadenfeld einnehmen; das Zentrum bildet ein mit einem Zehnpaß ausgezeichneter großer Okulus (Teófilo López Mata, La catedral de B., Burgos 21966, Abb. S. 72 und 78).
4. Lanzett-F. mit radial stehenden Lanzettschenkeln
Bei der Lanzett-F. nimmt die aus gestuft ausgeformtem Maßwerk gebildete Lanzette die Stelle der Arkade ein, manchmal, vor allem zu Beginn, mit vorgelegtem Rundstab mit Kapitell und Kämpferprofil (gleichsam einem Rudiment der Gliederung der Arkaden-F.). Die Lanzetten, also auch ihre Schenkel, stehen in der Regel radial und divergieren zentrifugal oder zentripetal. Doch gibt es auch Lanzetten, deren Schenkel zueinander parallel oder aber in einer Konkav-konvex-Kurvierung geführt sind; vom 14. Jh. an kommen auch asymmetrische Lanzetten vor, mit einem geraden und einem kurvierten Lanzettschenkel (dazu s. Abschnitt 6 c, Sp. 109).
Zunächst brachte das Aufkommen der Lanzett-F. keine grundsätzliche Veränderung der Figurationen. Durch die andersartigen Differenzierungsmöglichkeiten des Maßwerks war jedoch die Möglichkeit geboten, auch andere Formen durchzuspielen, insbesondere durch Veränderungen im Lanzettumriß, bei dem die Differenzierung in Bogen und Schenkel zu Gunsten eines einheitlichen Lineaments aufgegeben wurde.
a. Lanzett-F., bei denen die Lanzetten in zwei Reihen angeordnet sind, knüpfen an entsprechende ältere Arkaden-F. an und sind ebenso selten wie diese.
In direkter Nachfolge der W-Fassadenrose von Notre-Dame in Paris steht die F. der von Jean de Chelles um 1245/1258 errichteten dortigen N-Querhausfassade: diese F. ist sechzehnteilig bei 12,9 m Durchmesser; die innere Lanzettfolge schließt mit genasten Spitzbogen, die äußere hat unterteilte Lanzettfelder (zwei kleeblattbogige Lanzetten unter einem freien Dreipaß als Couronnement); in den Zwickeln zwischen den äußeren Lanzettbogen und der F.laibung sind freie Dreipässe eingefügt; die Felder zwischen der F. und ihrer quadratischen Rahmung sind besetzt mit je einem Okulus mit Sechspaß zwischen kleinen Okulen mit Vierpaß, die unteren Felder durchbrochen und verglast (bei der Auswechslung 1862/63 die Krabben eingefügt, Abb. 7 a; Dieter Kimpel, Die Querhausarme von N.-D. zu Paris und ihre Skulpturen, Bonn 1971 [Diss. Bonn 1970], S. 46, Abb. 13 mit 16.
Bei der zehnteiligen F. der W-Fassade von St-Martin in Clamecy, Nièvre, Grundsteinlegung 1515, trennt ein Steinprofil die innere und äußere Lanzettfolge (vgl. die F. der Kathedrale von Troyes, Sp. 105): die innere Lanzettfolge zeigt um den zentralen Okulus mit Vierpaß genaste Spitzbogen und massive Zwickel, bei der äußeren ist das Couronnement der zweigeteilten Felder aus Fischblasen ähnelnden, verzogenen Lanzetten gebildet, in den Zwickeln sitzen mit einem Kleeblattbogen unterlegte Spitzbogen; die verglasten Flächen zwischen der F. und dem Schildbogen enthalten Maßwerkfiguren [34, Jg. 125, 1967, S. 144 Fig. 11].
b. Einreihige Lanzett-F. mit einfachen genasten Spitzbogen um den zentralen Okulus gibt es vom 13. Jh. an (z. B. im dritten Geschoß der W-Fassade der Kathedrale von Senlis, Oise, von M. Aubert ins 13. Jh. datiert: Monographie de la cath. de S., Senlis 1910, S. 144; Lasteyrie, Got., Bd. 1, S. 419 Fig. 447). Manchmal sitzen in den Zwickeln Dreiblätter: F. der Chorschlußmauer und der südl. Querhausstirn der Pfarrkirche von Bury, Oise, wohl 16. Jh. (Foto Marburg Nr. 37865 und 37846).
Fünfpaßbogen in den Lanzettbogen zeigt die sechzehnteilige F. der W-Fassade der Kathedrale von Soissons, Aisne, um M. 13. Jh.; die massiven Zwickel zwischen Lanzettbogen und F.laibung sind von je einem Dreipaß durchlocht [34, Jg. 78, 1911, Bd. 1 Abb. S. 331].
Besonders beliebt waren die einfachen Lanzett-F. für kleinere F. bei Restaurierungen im 19. Jh.
c. Einfache Lanzetten mit einem voll ausgebildeten Couronnement als einziger Unterteilung scheint es vom 14. Jh. an gegeben zu haben.
Inwieweit die kurz vor 1810 von Lelu besorgte zeichnerische Wiedergabe der Giebelrose im S-Querhaus der um 1297 begonnenen, 1331 geweihten, 1837 niedergelegten Dominikanerinnenkirche St-Louis in Poissy, Yvelines, Detailgenauigkeit beanspruchen kann, ist unklar; die zwölf Lanzetten hatten als Couronnement einen gerahmten Vierpaß (?) über einem Kleeblattbogen (S. Moreau-Rendu, Le prieuré royal de St-L. de P., Colmar 1968, Abb. nach S. 72, mit falscher Bauteilbestimmung). An der S-Querhausstirn der Kathedrale von Auxerre, Yonne, wohl vor 1358, ist das Couronnement der zehn Lanzetten in der F. je ein freies Dreiblatt über einem zugespitzten Kleeblattbogen; die F. selbst ist Teil des durchfensterten Schildbogens ([28] Taf. 83; Paul Deschamps, La cath. d’A., Paris 1948, Taf. 31). Bei der sechzehnteiligen F. der W-Fassade der Kathedrale von Béziers, Hérault, bilden von Dreibogen umschlossene Dreiblätter das Couronnement (Roger Mimault und Joseph Gondard, La cath. St-Nazaire de B., Béziers 1949, Taf. (3), (6) und (11); lt. [34] 108, 1950, S. 332 Fassade vom E. 14. Jh.). Bei der sechzehnteiligen F. der W-Fassade der architektonisch von Béziers abhängigen Kathedrale von Lodève, Hérault, sind die Lanzettbogen durch liegende Kreisbogensegmente zu Dreibogen (mit Nasen) ergänzt, gegen die genaste Spitzbogen geführt sind (restauriert, ob mit Veränderungen, war nicht zu ermitteln; [28] Taf. 43; nach L.-Saint-Fulcran ..., Millau 1975, S. 227 ins 15. Jh. zu datieren; Abb. ebd. S. 216).
d. Zur Unterteilung hat man den Lanzettfeldern der F. ein Lanzettenpaar samt Couronnement eingefügt (Lanzetten zweiter Ordnung), das im Querschnitt gegenüber den F.lanzetten um eine Profilstufe zurückliegen kann. Im 13. Jh. gibt es in der Champagne mehrere F. mit zentripetaler Anordnung der F.lanzetten.
Bei der zwölfteiligen F. des ab 1256 errichteten N-Querhauses der Kathedrale in Chalons-sur-Marne ist jede F.lanzette unterteilt in zwei einfache, spitzbogige Lanzetten unter einem einfachen Okulus; von der F.laibung gehen Kreisbogensegmente aus, die in die Lanzettfelder einschneiden; die durchlichteten Restfelder zwischen der F. und der Schildbogenmauer sind mit Maßwerkfiguren besetzt (Abb. 9). Gleich angelegt ist die achtteilige Tympanonrose des mittleren W-Portals der Kathedrale in Reims, nach 1252; das Couronnement in den F.lanzetten bildet je ein freier Vierpaß (Bernard Vitry u. a., N.-D. de R., Paris 1958, Taf. 1, 46f., 58 und 61).
e. Häufiger ist bei F. mit dieser Art der Unterteilung der F.lanzetten deren zentrifugale Anordnung.
Die F. der N-Querhausstirnmauer der Kathedrale von Carcassonne, Aude, nach 1269, zeigt als Couronnement genaste Bogendreiecke; auch die Lanzetten zweiter Ordnung sind genast; in den Zwickeln zwischen F.lanzetten und F.laibung sitzen gedrückte freie Dreipässe (Archives de la comm. des mon. hist., Paris 1855-1872, Bd. 2, Taf. Carcassonne; [28] Taf. 34; [11] Taf.abb. 120). Bei der in das W-Fenster einbezogenen F. der Kathedrale von Metz, um 1379, besteht das Couronnement aus einem Vierpaß im Okulus, in den Zwickeln sitzen Bogendreiecke mit Dreiblatt (M. Aubert [Hg.] a. a. O. [Sp. 74] Taf. 12, 14, 20 und 35).
Vereinzelt kommt die Unterteilung durch Lanzetten auch später noch vor (F. der W-Fassade der Wallfahrtskirche Saint-Nicolas-de-Port, Meurthe-et-Moselle, Grundsteinlegung 1515; Josef Adolf Schmoll gen. Eisenwerth, Die Mosel, Mchn. und Bln. 1963, Bild 30).
Bei Flamboyantrosen des 15./16. Jh. ist die Grundform der Lanzette oft nur noch schwer erkennbar. Dies liegt daran, daß die Relation zwischen Schenkellänge und Bogenhöhe sehr zugunsten der letzteren verändert ist und außerdem häufig die Unterteilungen den F.lanzetten optisch gleichwertig sind (gleiches Profil beider). Für die Unterteilungen sind in der Regel Kielbogen und Fischblasen verwendet; durch diese Formen ist die herkömmliche Scheidung zwischen unterteilendem Lanzettpaar und andersgestaltigem Couronnement verwischt.
Bei der S-Querhausrose der Kathedrale von Evreux, Eure, um 1470/80, bildet eine Lanzette das Couronnement; die Zwickel zwischen F.lanzetten und F.laibung reichen weit nach innen und sind mit einer tropfenförmigen, zugespitzten Lanzette besetzt, die Restabschnitte enthalten jeder ein spitzbogig begrenztes, mit einer Fischblase gefülltes Feld (Georges Bonnenfant, N.-D. d’E., Paris 1939, Taf. IV,4, X,3 und XIX,6). Die N-Querhausrose der Kathedrale von Bordeaux, 1510 von Imbert Boachon (1632 und ab 1929 erneuert), hat vier unterteilte Lanzetten, bei denen die Schenkellänge nur ein Viertel des F.halbmessers ausmacht, der „Rest“ kommt dem Lanzettbogen zu; die Zwickel zwischen F.lanzettbogen und F.laibung sind durch je einen Segmentbogen und Fischblasen besetzt; in den Feldern zwischen der F. und ihrer quadratischen Rahmung sind Fischblasen zu Kreisblenden zusammengestellt (J. Gardelle a. a. O. [Sp. 73] S. 47, 68 und 229; Foto Marburg Nr. 182 526). Nahezu identisch sieht die etwa gleichzeitige F. der W-Fassade von St-Michel in Bordeaux aus (Foto Marburg Nr. 168 491; Robert Boutruche u. a., B. de 1453 à 1715, Bordeaux 1966 [Hist. de Bordeaux, 4], Taf. VII nach S. 256). Bei der W-Fassadenrose der ehem. Stiftskirche St-Ouen in Rouen, Seine-Maritime, 2. V. 16. Jh., ist die der komplizierten Figuration zugrundegelegte, rundbogig schließende „F.lanzette“ kaum mehr abzulesen; die F. wirkt, als sei sie aus zwei Folgen von „Lanzetten“ gebildet, einer inneren mit Rundbogen über Fünfpaßbogen und einer äußeren, in der tulpenzwiebelartige, aus drei Fischblasen zusammengestellte Formen mit blattwedelartigen aus sichelförmigen Lanzetten und vierpaßgefüllten Okulen wechseln (Abb. 19).
Manchmal ist auf das Couronnement verzichtet: ein Paar gegenständiger Fischblasen teilt die Lanzettfelder auf bei der Tympanonrose des westl. Mittelportals von Saint-Fulcran in Abbeville, Somme, beg. 1488 [33, Jg. 95,1936, Taf. nach S. 334 und 336].
f. Zweizonige Unterteilung der F.lanzetten ist vor allem bei F. großen Durchmessers gebräuchlich: über der unteren, meist einfachen, genasten Lanzette steht ein Lanzettpaar, darüber das Couronnement. Die – häufig sechzehnteilige – F. sitzt in der Regel in einem gerahmten quadratischen Feld, dessen Restflächen mit Maßwerkfiguren besetzt sind und durchbrochen und verglast sein können; ist die F. einer Schildbogenmauer eingefügt, können die Restflächen zwischen der F. und einem unter ihr liegenden Fensterband ebenso gestaltet sein. Gleiches gilt für die Fläche zwischen der F. und einem lanzettförmig-spitzen Schildbogen.
Die Grundform ist bei der F. der Marienkapelle an der ehem. Abteikirche Saint-Germer-de-Fly, Oise, begonnen oder geweiht 1259, besonders deutlich zu sehen: der zentrale Okulus und die großen Okulen in den Feldern zwischen F. und Rahmung sind mit je einem Sechspaß gefüllt, das Couronnement der F.lanzetten ist ein kleinerer Okulus mit Vierpaß, ebenso wie die beiden kleineren Okulen in den Restflächen zwischen F.laibung und Rahmung einen Vierpaß umschließend; in den Bogendreiecken der Zwickel zwischen F.lanzetten und F.laibung sitzt je ein Dreiblatt (Abb. 8; Archives a. a. O. [Sp. 102] Taf. St-Germer-de-Fly).
Diese Figuration ist bei einer größeren Anzahl von Beispielen anzutreffen (z. B. in der F. am N-Querhaus der Kathedrale von Rouen, Seine-Maritime, nach 1281, 1944 zerstört, seitdem getreu wieder hergestellt: AachenerK.bll. 40, 1971, S. 41 Abb. 1). Gelegentlich sind andere Maßwerkfiguren verwendet. So besteht bei der F. der wohl 1252 begonnenen W-Fassade der Kathedrale von Reims (Ausführung der F. um 1260/70?) das Couronnement in den F.lanzetten aus einem freien Vierpaß, in den Zwickeln zwischen F.lanzetten und F.laibung sitzen freie Dreipässe (B. Vitry u. a. a. a. O. [Sp. 102] Taf. 1,11,20,47, 58 und 61); gleiche Formen wies die F. am N-Querhaus der ehem. Dominikanerinnenkirche Saint-Louis in Poissy, Yvelines, auf, begonnen um 1297, geweiht 1331 [33, Jg. 129, 1971, S. 99 Fig. 1]. Auch bei der F. der W-Fassade der Kathedrale von Poitiers, Vienne, um 1300, bilden freie Vierpässe das Couronnement, doch in den Zwickeln zwischen F.lanzetten und F.laibung sitzen kleine Okulen ([28] Taf. 65; GBA 62, 1920, 2. Bd. [5e sér., 2] Abb. S. 291). Die Figuration der zwölfteiligen F. im S-Querhaus der Kathedrale von Carcasonne, Aude, nach 1269 (wohl A. 14. Jh.), weicht durch vierpaßgefüllte Bogenvierecke als Couronnement ab [28, Taf. 34 und 36]. – Reicheres Maßwerk kennzeichnet die F. des N-Querhauses der Kathedrale von Tours, Indre-et-Loire, gegen 1300: die innere Lanzette der Unterteilungen schließt mit einem Kleeblattbogen, das äußere Lanzettenpaar hat eigenes Couronnement in Form eines freien Dreipasses über einem Kleeblattbogen, das Couronnement der F.lanzetten ist als fünfpaßgefüllter Okulus ausgebildet (H. Boissonnet, Hist. et description de la cath. de T., Paris 1920, Taf. nach S. 160).
Im 15. Jh. gibt es manchmal abgewandelte Unterteilungen: so zeigt die der W-Fassade eingefügte F. der ehem. Abteikirche von Ardenne, Calvados, zweimal zwei Lanzetten (das untere Paar mit geraden, radial gestellten Schenkeln, das obere mit kurvierten) unter einem Couronnement, das gebildet ist aus einem Spitzbogen, der einen zum Zentrum der F. hin spitz ausgezogenen Vierpaß überfängt (Foto Marburg Nr. 180001; [33] 8, 1842, Abb. S. 512; [34] 75, 1908, Bd. 1 S. 365).
Bei F. des 14./15. Jh. kommt auch eine andere Art zweizoniger Unterteilung der F.lanzetten vor: ein zum zentralen Okulus und zur F.laibung konzentrischer Ring aus Stein, der im Profil diesen und den F.lanzetten gegenüber zurückgesetzt ist, unterteilt letztere in zwei Felder, die dann durch Lanzetten zweiter Ordnung besetzt werden.
Bei der achtteiligen F. im S-Querhaus der Kathedrale von Saint Pol de Léon, Finistère, 3. V. 14. Jh., sitzt im inneren Feld jeder F.lanzette ein Kleeblattbogen, im äußeren ein Lanzettpaar mit eigenem Couronnement aus einem dreiblattgefüllten Dreibogen über einem zugespitzten Kleeblattbogen; das Couronnement der F.lanzetten selbst ist ein Vierbogen mit Vierblatt; formgleich sind die Zwickelfüllungen zwischen F.lanzetten und F.laibung ([28] S. 235; Abb. 14). – Bei der F. im N-Querhaus der Kathedrale von Troyes, Aube, 1408-1409, trennt der eingeschobene zurückgesetzte Steinring den inneren, in drei Lanzetten zweiter Ordnung unterteilten Abschnitt der F.lanzetten vom ebenfalls dreigeteilten äußeren; das Couronnement der F.lanzetten ist eine aus drei einander überkreuzenden Segmentbogen gebildete Figur mit genasten Abschnitten; in den Zwickeln zwischen den F.lanzetten und der F.laibung sitzen drei gegeneinander geführte, genaste Spitzbogen (J. Roserot de Melin a. a. O. [Sp. 70] Taf. 17 und 22).
g. Lanzett-F. mit sich überkreuzenden Bogen sind anscheinend selten; da nur wenige Beispiele in der Fachliteratur bekannt gemacht worden sind, ist keine rechte Aussage über örtliche und zeitliche Verbreitung möglich.
Bei der F. in der Chor-Ostmauer von Notre-Dame in Le Folgoët, Finistère, 1. H. 15. Jh., sind die Lanzetten spitzbogig, die durch die sich überschneidenden Bogen entstandenen Vierbogenfelder mit zwei konkaven und zwei konvexen Seiten mit Vierblättern besetzt, die Lanzettfelder genast (Alex. Masseron, N.-D. de Folgoët, Chateaulin 1967, Abb. S. 15; ob die „Rose de Carman“ am S-Querhaus der Kirche, die in der Franz. Revolution zerstört wurde und im 19. Jh. neu entstand, im Aussehen der ursprünglichen entspricht, ließ sich nicht klären). Die F. der W-Fassade von Notre-Dame de l’Epine, Marne, um 1460/70, hat sich überschneidende Kielbogen; die durch die Bogenüberschneidungen geschaffenen Bogendreiecke entlang der F.laibung sind mit Dreiblättern besetzt, die Lanzettfelder sind genast (Jean-Marie Berland, L’Epine en Champagne, Colmar-Ingersheim 1972, Abb. S. 27, 29, 56 und 69). Bei der F. am S-Querhaus der Kathedrale von Genf, um 1510, sind die übergreifenden Rundbogen der F. am N-Querhaus derselben Kirche, vor 1232, wiederholt (C. Martin a. a. O. [Sp. 89] Taf. 10 und 16).
h. Dadurch, daß F.lanzetten abwechselnd nach innen und nach außen gerichtet sind, entsteht ein kontinuierlich um die ganze F. geführtes, in Schlingen gelegtes Profil; die nach innen gerichteten Lanzetten sind klein und einfach gestaltet, die nach außen gerichteten breit und unterteilt (ehem. W-Fassadenrose von St-Nicaise in Reims, beg. 1231 von Hugues Liberger, nur in Ansichten überliefert, vgl. [11] Taf.abb. 22; Rekonstruktionsversuch bei [1] S. 60 Fig. 10).
5. Lanzett-F. mit zueinander parallel geführten, geraden Lanzettschenkeln
Diese Figuration, deren kennzeichnender Bestandteil die dem normalen gotischen Lanzettfenster (mit und ohne Unterteilung) entsprechende Figur ist, bringt z.T. aus Stabilitätsgründen unerwünschte Schwierigkeiten mit sich: will man die (Maßwerk-)Figur im Zentrum der F. beibehalten, muß ihr Durchmesser erheblich größer sein als der Abstand der beiden Schenkel der F.lanzetten, damit überhaupt eine größere Anzahl von F.lanzetten eingesetzt werden kann. Durch das starke Divergieren der nebeneinanderliegenden zentrifugalen F.lanzetten entstehen große „Leerfelder“, die aus Gründen der Statik durch zusätzliche Maßwerkfiguren gefüllt werden müssen.
So zeigt die F. des S-Querhauses der Kathedrale in Rouen, um oder kurz nach 1300, sechs zentrifugal angeordnete, unterteilte Lanzetten mit Couronnement; sie sitzen auf dem großen, als eigene kleine F. gestalteten Okulus im Zentrum (Sechspaß um einen kleinen Okulus, eigenes Laibungsornament); in die Zwickel zwischen den F.lanzetten sind von der F.laibung ausgehende, gleichgestaltige Lanzetten eingefügt, die ein Bogendreieck mit Dreiblatt auf beiden Seiten begleitet (Georges Lanfry, La cath. après la conquête de la Normandie ..., Rouen 1960, Abb. S. 56 und 58).
In anderen Beispielen sind die Schenkel der einander gegenüberliegenden zentrifugal angeordneten Lanzetten verlängert, das Stabwerk läuft absatzlos durch; es entsteht ein vieleckiges Feld im Zentrum, das durch einen Vielpaß bereichert sein kann. Zwischen den Lanzetten sind weitere Maßwerkfiguren eingefügt. Bei F. des 14. Jh. sind dies Dreibogen mit Dreiblatt (sechsteilige F. am N-Querschiff von St-Germain in Auxerre, Yonne, 4. V. 14. Jh.; [28] Taf. 75) oder paßgefüllte Okulen (Sechspässe mit zugespitzten Bogen bei der sechsteiligen F. am N-Querhaus der Kathedrale von Sées, Orne, 3. Dr. 13. Jh. [?], mit unterteilten Lanzetten: Abb. 10), im 15./16. Jh. bisweilen Paare gegenläufiger Fischblasen unter einem Spitzbogen (F. im W-Fassadengiebel von Notre-Dame in Vailly, Aisne: [34] 78, 1911, Bd. 1 Taf. vor S. 327).
6. Lanzett-F. mit kurviert geführtem Umriß der Lanzetten
Lanzett-F. mit kurviert geführtem Umriß der Lanzetten sind vielleicht im späten 13. Jh. aufgekommen; im Verlauf des 14. Jh. nahm die Zahl solcher F. zu, in der 2. H. 15. und 1. H. 16. Jh. haben sie die Vorherrschaft. Für die Ausgestaltung im einzelnen gibt es sehr verschiedene Möglichkeiten.
a. Für Lanzett-F. mit gleichlaufend kurvig geführten Lanzettschenkeln („sichelförmige Lanzetten“) ließen sich kaum Beispiele in der Literatur finden (Blendrose in N-Querhaus von St-Ouen in Rouen, Seine-Maritime, 1. H. 14. Jh. [?], mit unterteilten Lanzetten und mit zugespitzten Kielbogen in den Zwickeln, die gegenläufig zu den sichelförmigen Lanzetten angeordnet sind; Foto Marburg, Nr. 162 799; André Masson, L’église St-Ouen de R., Paris 1927, Abb. S. 38).
In der Kleinarchitektur sind F. mit sichelförmigen Lanzetten im 15. und 16. Jh. überaus häufig; beliebiges Beispiel der Baldachin des 1515 gestifteten Heiligen Grabes in der Pfarrkirche von Bayon, Meurthe-et-Moselle, wo die sichelförmigen Lanzetten der unteren Rose vom zentralen Okulus ausgehen und die der oberen auf ihn zuführen (J. A. Schmoll gen. Eisenwerth a. a. O. [Sp. 102] Bild 11).
b. Schiffchenförmiger Umriß der sechs Lanzetten kennzeichnet die F. der W-Fassade von St-Maclou in Rouen, Seine-Maritime, um 1480/1490: zur F.laibung hin zugespitzt, zur F.mitte rund schließend, so daß ein einseitiges Spitzoval entsteht; die einzelnen Lanzetten sind unterteilt (Foto Marburg Nr. 48 247; René Herval, St-M. de R., Rouen 1933, Taf. 4L; im zwischen 1546 und 1610 entstandenen Modell der Kirche sind die Lanzetten der F. zweiseitige Spitzovale: GBA 116, 1978 [6e sér., 83], S. 69 Fig. 2).
Eine Abwandlung dieser Form zeigt die F. der W-Fassade von Saint-Leu-d’Esserent, Oise, wohl A. 16. Jh.: hier sind auch die Lanzettbogen Kreisbogen (Alb. Fossard, Le prieuré de St-L.-d’E., Paris 1934, Abb. S. 68, Taf. 15f.).
c. Lanzett-F. mit asymmetrischen Lanzetten sind vom 14. Jh. an konstruiert worden und vor allem in der Zeit des Flamboyant verbreitet. Der eine Lanzettschenkel ist bei ihnen gerade und oft gestelzt, der andere Schenkel konkav-konvex kurviert; der Lanzettbogen setzt oft schon sehr tief an. Charakteristisch ist die paarweise spiegelbildliche Anordnung der Lanzetten, die man ebensogut als einander zugekehrte wie von einander abgewandte Lanzettenpaare lesen kann (diese Ambivalenz-Wirkung besonders markant bei der Fassaden-F. von St-Maclou in Pontoise, Val d’Oise, um 1480; [34] 82, 1919, Taf. nach S. 94; Eugène Lefevre-Pontalis, Monographie de l’église St-M. de P., Pontoise 1885, S. 19 und 101). Infolge der asymmetrischen Ausbildung und der paarweisen Zueinanderordnung der Lanzetten gibt es im Zentrum der F. zusätzliche, im Umriß kielbogig schließende Felder, zu deren Unterteilungen oft die gleichen Maßwerkfiguren verwendet sind wie für die Lanzetten. In den Zwickeln zwischen F.lanzetten und F.laibung sitzen häufig spitzbogige, maßwerkgefüllte Lanzetten.
Sind F. mit asymmetrischen Lanzetten einem Schildbogen einbeschrieben, dann sind die Felder zwischen der F. und einem Fensterband unter ihr wie sonst auch mit Maßwerkfiguren besetzt und verglast.
Sternartige Wirkung der lanzettähnlichen Felder im Zentrum entsteht insbesondere beim Wegfall des zentralen Okulus: S-Querhaus-F. der Kathedrale von Amiens, Somme, mit unterteilten Lanzetten und Zwischenfeldern (nach der üblichen Datierung wäre diese F. E. 13./A. 14. Jh. entstanden, wahrscheinlicher ist eine Entstehung der Maßwerkfüllung erst im 15./16. Jh.; M. Eschapasse, a. a. O. [Sp. 82]); Tympanon-F. der „porte du cloître“ von St-Ouen in Rouen, Seine-Maritime, E. 14. Jh., mit lediglich genasten Lanzetten (A. Masson a. a. O. [Sp. 109] Abb. S. 40 und 66). Extrem niedrig setzen die Lanzettbogen an bei der F. der S-Querhausstirnmauer von St-Ouen in Rouen, von Alexandre de Berneval, † 1441, der auf seinem Grabstein mit dem Entwurf oder Modell einer F. dargestellt ist; die Zwickel zwischen F.laibung und Lanzettbogen reichen weit nach innen und bieten Platz für eine gleich den F.lanzetten zweizonig unterteilte Lanzette mit Couronnement (vierblattbesetzter Vierbogen), zudem für Dreibogen mit Dreiblatt in den Restfeldern (Abb. 17 a und b). Der Okulus im Zentrum der F. kann eigenständige Ausgestaltung erfahren, z. B. bei der von Roullard LeRoux nach 1509 geschaffenen F. der W-Fassade der Kathedrale von Rouen (Anne-Marie Carment-Lanfry, La cath. de R., Colmar-Ingersheim 1973, Abb. S. 76).
d. Lanzett-F. mit spiegelbildlich kurvig geführten Schenkeln gibt es mit zugespitzten Lanzettbogen und mit kreissegmentbogigem Abschluß („tropfenförmige Lanzetten“).
Ersteres zeigt z. B. die achtteilige W-Fassadenrose der Kathedrale von Amiens, Somme, A. 16. Jh.: ohne Okulus im Zentrum, dafür ein Stern, geformt aus lanzettähnlichen Feldern mit extrem hohen Kielbogen; die durch gegenständige Fischblasenpaare unterteilten F.lanzetten sind durch gerade Profilstücke in den Orthogonalen des Sterns paarweise zusammengenommen; die in den Zwickeln zwischen F.lanzetten und F.laibung sitzenden unterteilten Lanzetten sind begleitet von Fischblasen entlang der F.laibung (G. Durand a. a. O. [Sp. 74] Fig. 76).
„Tropfenförmige Lanzetten“ können so stark gerundet sein, daß sie aussehen, als seien sie zum Zentrum der F. hin zugespitzte Okulen: F. der W-Fassade der Kathedrale in Lyon, 1392 von Jacques de Beaujeu (L. Bégule 1880 a. a. O. [Sp. 73] Taf. vor S. 1); F. der W-Fassade von St-Léger in Cognac, Charente, 15. Jh. (Abb. 18).
e. Die Lanzetten können in Dreiergruppen angeordnet sein; ihre Anordnung entspricht der von F. mit asymmetrischen, einander zugekehrten Lanzettenpaaren (s. Sp. 109), bei denen anstelle des zwischen diesen liegenden Feldes eine dem Zentrum der F. zugekehrte dritte Lanzette sitzt. Die Lanzettschenkel sind kurviert und bilden mit den Lanzettbogen ein durchlaufendes, bei Verwendung von Rundbogen in Schlingen liegendes Profil; manchmal können bei den äußeren Lanzettschenkeln gerade Abschnitte eingeschoben sein. Die Zwickel zwischen den äußeren Lanzettbogen und der F.laibung enthalten in der Regel Maßwerkfiguren, die Zwickel zwischen den inneren Lanzettbogen und dem zentralen Okulus bleiben einfach durchbrochen. Der Okulus ist oft durch eigene Ornamentik hervorgehoben. Die Lanzetten sind bei den großen F. stets unterteilt. F. dieser Art sind im 15./16. Jh. verbreitet.
Lanzetten mit zugespitztem Bogen besitzen die F., die um 1490/95 der Westwand der Ste-Chapelle-du-Palais in Paris eingefügt wurde [1, S. 63 Fig. 12], und die F. am N- und am S-Querhaus der Kathedrale von Sens, Yonne, um 1500 (Abb. 20). In Schlingen gelegtes Profil mit Rundbogen zeigen die F. des Querhauses der Kathedrale von Beauvais, Oise, 2. V. 16. Jh. (Philippe Bonnet-Laborderie, Cath. St-Pierre, Beauvais 1978, Abb. S. 6, 152, 154, 158-162). Manchmal sind die Profile der aneinandergrenzenden Lanzettgruppen miteinander verschmolzen (so bei den Querhaus-F. der Kathedrale in Senlis, Oise, 1. H. 16. Jh.: Abb. 21), in anderen Fällen gibt es eine besonders deutliche Betonung dieser Lanzettabschnitte durch eine zusätzliche Profilstufe, die auch die Zwickel ausgrenzt (F. der W-Fassade der Kathedrale von Meaux, Seine-et-Marne, E. 15. Jh.: Mgr. Romain und Chne. Taroux, M., Lyon 1952, passim).
Die Unterteilung der einzelnen Lanzettfelder geschieht durch Fischblasen und Kielbogen; die von ihnen ausgegrenzten „Lanzetten zweiter Ordnung“ sind oft genast und dadurch abwechselnd nach außen und nach innen gerichtet (S-Querhaus-F. der Kathedrale von Sens, Abb. 20).
7. Lanzett-F. mit einem Kranz aus Maßwerkfiguren
Lanzett-F. können zusätzlich einen Kranz aus Maßwerkfiguren erhalten, der an die F.laibung anschließt. Verwendete man dazu Bogendreiecke, dann stehen diese in der Regel so, daß ihre auf die Mitte der F. gerichtete Spitze den Zwickel zwischen den Lanzettbogen mit einnahm. Dagegen stehen Bogenvierecke und paßgefüllte Okulen bald über den Scheiteln der Lanzettbogen, bald so, daß sie (wie die Bogendreiecke) die Zwickel zwischen den Lanzettbogen mit beanspruchen. Die Lanzetten können zweizonig unterteilt sein; im 15./16. Jh. gibt es auch Fischblasen und Kielbogen als unterteilende Maßwerkfiguren und als Figuren des Kranzes.
Die Bogendreiecke als Figuren des Kranzes stehen vielfach paarweise; in die Restfläche der Zwickel kann eine weitere Maßwerkfigur gesetzt sein.
Freie Dreipässe sind es bei der sechzehnteiligen F. mit zweizonig unterteilten Lanzetten der S-Querhausfassade von Notre-Dame in Paris, nach 1258 und Pierre de Montreuil zugeschrieben (die Grundform der F. dürfte zuverlässig überliefert sein, trotz der Erneuerungen 1725 und 1860/61; D. Kimpel a. a. O. [Sp. 100] S. 72-77, Abb. 27 und 29f.; [1] S. 51 Fig. 7: Zustand nach 1860/61). Bei der S-Querhausrose der Kathedrale von Sées, Orne, 3. Dr. 13. Jh., sind Vierblätter in die Restzwickel eingeschoben (Abb. 11), wie des öfteren auch bei spanischen F.: F. der W-Fassade von S. Maria del Pi in Barcelona, M. 14. Jh. [12, Abb. S. 191 und 252], der Klosterkirche in San Cugat del Vallès, zwischen 1337 und 1343 (ebd. Abb. S. 253 und 277), und der Kathedrale in Tarragona, E. 14. Jh. (ebd. Abb. S. 276).
Ohne dazwischengeschobene Maßwerkfiguren bleib die N-Querhausrose der Kathedrale von Angers, Maine-et-Loire, vielleicht 1239 fertig (sechzehn kleeblattbogige Lanzetten, im Kranz Vierpässe: L. de Farcy a. a. O. [Sp. 69] Taf.abb. 16 nach S. 158, Taf.abb. F nach S. 200; [23] Taf. 19).
Weitere Beispiele, mit spitzbogigen Lanzetten waren oder sind die Blendrose im S-Querhausgiebel von Notre-Dame in Paris, um 1260/70, mit einfachen Lanzetten und im Kranz Bogendreiecken mit Dreiblatt (Zustand bis 1860; D. Kimpel a. a. O. [Sp. 100] S. 76, Abb. 27; Pierre du Colombier, N.-D. de P., Paris 1966, Abb. S. 38f. und 222f.), die sechzehnteilige F. in der Chorschlußmauer der ehem. Dominikanerkirche von Morlaix, Finistère, Umbau gegen M. 14. Jh., mit einen Sechspaß umschließenden Okulen im Kranz ([34] 81, 1914, Abb. S. 39; [28] Taf. 103). Bei der zwölfteiligen Fassaden-F. der Kirche von Royaucourt, Aisne, 14. Jh., mit einfachen Lanzetten, sind alle Zwickel und Nasen massiv gebildet; im Kranz wechseln gerahmte Vierpässe mit gerahmten Dreiblättern ([34] 78,1911, Bd. 1 Taf. nach S. 404; Ausgewählte Dkm. a. a. O. [Sp. 89] Abb. 33).
Bei der N-Querhausrose der 1255 beg. Kathedrale von León, mit sechzehn einfachen Lanzetten, ist zwischen den Kranz aus einfachen Okulen und die F.laibung eine Folge von durch Segmentbogen begrenzten Feldern geschoben [11, Taf.abb. 140]. Bei der sechzehnteiligen F. des N-Querhauses der Kathedrale von Clermont, Puy-de-Dôme, um 1300 (?), sind zwei Kränze aus gerahmten Vierpässen um die Lanzettfolge geführt, im inneren Kranz sechzehn, im äußeren zweiunddreißig (Gilbert Rouchon, N.-D. de C, Clermont-Ferrand 1934, 4. und 5. Taf. nach S. 56; zeichnerische Teilaufnahme S. 60). -Die W-Fassaden-F. der Kathedrale von Toul, Meurthe-et-Moselle, um 1460/1494, zeigt um die Folge der sechzehn einfachen Lanzetten einen inneren Kranz aus beiderseits spitz ausgezogenen Ovalen mit Vierblatt, einen äußeren aus zwiebelähnlich gestalteten, genasten Figuren (M. Aubert und Simone Goubet, Cath. et trésors goth. de France, Grenoble 1958, Abb. 349). Bei der N-Querhausrose der Kathedrale von Evreux, Eure, vollendet 1475, ist die Grundform der Lanzettfolge mit Paßkranz aufgelöst in eine netzartige Anordnung kleiner, kielbogiger, genaster Lanzetten in drei Reihen, und, als Kranzfiguren, eine Folge tropfenförmiger Lanzetten mit Vierpaß, dessen auf das Zentrum der F. gerichteter Bogen spitz ausgezogen ist (G. Bonnenfant a. a. O. [Sp. 103] Taf. XIV, 3).
8. aus zentrierten Maßwerkfiguren gebildete Figurationen
F. mit aus zentrierten Maßwerkfiguren gebildeten Figurationen lassen sich interpretieren als Weiterentwicklung der Lochscheiben-F. (zu diesen Sp. 92), bei denen an die Stelle der aus dem Steinwerk gearbeiteten Öffnungen Maßwerkfiguren treten. Die Anordnung der Figuren ist eine innerhalb der F. konzentrische; die vom Mittelpunkt der F. gleich weit entfernten Figuren haben in der Regel auch gleiche Gestalt. Die Zusammenstellung erfolgt meist durch bloße Addition von Maßwerkfiguren oder durch einander überschneidende Figuren.
a. Bloße Addition ist bei den F. des 13. Jh. üblich, die aus Okulen mit Vielpässen oder aus einfachen Okulen gebildet sind; bei ihnen scheint mir der Zusammenhang mit Lochscheiben-F. besonders deutlich zu sein.
Die Blendrose am N-Querhausgiebel der ehem. Abteikirche St-Denis, um 1240, ist zusammengesetzt aus dem zentralen Okulus mit Sechspaß und sechs ihn umgebenden Okulen mit je drei einbeschriebenen Dreipässen; in den Zwickeln zur F.laibung sitzen ebenfalls Dreipässe (Abb. 6). Bei der formgleichen Giebelblendrose am N-Querhaus von Notre-Dame in Paris, vor 1258 (?), sind der zentrale Okulus und die Dreipässe der peripheren Okulen durchbrochen und verglast (Abb. 7 b). Die Giebelrose am N-Querhaus von St-Louis in Poissy (s. Sp. 105) war ganz durchbrochen und in Maßwerkfiguren aufgelöst, der zentrale Okulus einfach gebildet, die ihn umgebenden sechs Okulen waren mit Pässen besetzt.
Formgleiche Vielpässe in Zentrum und Kranz weisen F. im N-Querhaus und im Vierungsturm der ehem. Zisterzienserkirche Beaulieu, Tarn-et-Garonne, auf (4. V. 13. Jh.; M. Aubert 1947 a. a. O. [Sp. 87] Bd. 1 Fig. 214 und 288).
Im 14. Jh. gibt es diese Figuration noch häufig. Bei der F. der W-Fassade von St-Pierre in Caen, Calvados, vor 1372, stehen sechs gleich große Okulen um den zentralen siebenten; jeder ist besetzt mit drei kleinen Okulen, die wiederum mit einem Vierpaß gefüllt sind (z. T. ausgebrochen); in den Zwickeln sitzen Dreibogen, die ein Dreiblatt einschließen [34, Jg. 132, 1974, Abb. S. 65]. Aus Okulen besteht auch die Figuration der mit einem Lanzettfensterpaar und der Restfläche der Schildbogenmauer zu einer Einheit verschmolzenen Chor-F. der Chapelle du Kreisker in Saint-Pol-de-Léon, Finistère, 1345-1399; im zentralen Okulus sitzt ein Sechspaß, in den Okulen der zwei Kränze je ein Vierblatt [34, Jg. 81, 1914, Abb. nach S. 89]. Im Flamboyant können die Okulen dann durch Fischblasen und Kielbogen unterteilt sein, wie es die F. der W-Fassade von Notre-Dame in Vernon, Eure, 15. Jh., zeigt: bei dieser F. ist der zentrale Okulus mit Vierpaß wesentlich kleiner als die vier Okulen des Kranzes (Bull. des amis des mon. Rouennais, Jg. 1911, Abb. S. 100).
Neben Figurationen ausschließlich aus Okulen gibt es im 14. Jh. auch solche, bei denen Vielbogen verwendet wurden: bei der S-Querhausrose der Kathedrale von Bordeaux, 2. V. 14. Jh., sind es im inneren, um den zentralen Okulus mit Achtpaß gelegten Kranz Dreibogen mit Dreiblatt, im mittleren gegenüber diesen versetzte Vierbogen mit Vierblatt; im äußeren Kranz wechseln Drei- und Vierbogen (Abb. 15). Die Rose des Bogenfeldes im S-Portal von Notre-Dame de l’Epine, Marne, enthält drei Dreibogen mit je drei gerahmten Dreipässen; gerahmte Dreipässe sitzen auch in den Zwickeln (J.-M. Berland a. a. O. [Sp. 106] Abb. S. 70).
b. Bei Figurationen, deren engmaschiges Netz durch sich überschneidende Maßwerkfiguren zustandekommt, ging man in der Regel vom Dreibogen aus; durch Versetzen der Figuren entstehen Felder in Form von Vierbogen, die durch weitere Maßwerkfiguren besetzt sein können.
Die Figuration kann mit der F.laibung abschließen: W-Fassadenrose von Notre-Dame in Caudebec-en-Caux, Seine-Maritime, bei der zweimal drei Dreibogen, deren jeder mit einer Spitze die F.laibung tangiert, gegeneinander um 60° versetzt sind; zusätzlich gehen von der F.laibung Spitzbogen aus, deren Scheitel im Mittelpunkt der von ihnen überschnittenen Dreibogen liegen; in jedem durch die Überschneidungen hervorgebrachten Vierbogen sitzt ein Vierblatt, in den Restfeldern sitzen Dreiblätter oder Lanzetten, im Zentrum steht ein gerahmter Vierpaß (W-Joche und Fassade 1523 beg.; Foto Marburg Nr. 169862 und 169867; R. Herval, Normandie, Grenoble 1971, Abb. 12).
In anderen Fällen bilden die einander überschneidenden Dreibogen ein ins Unbegrenzte fortsetzbares Muster, aus dem die F.laibung willkürlich ausschneidet: F. des S-Querhauses der Kirche von Mello, Oise, 15. Jh. (Abb. 16).
9. F. mit Bogenfolge auf der F.laibung und zentralem Okulus
Die Figuration kann gebildet sein aus einer Bogenfolge, die auf der F.laibung steht und mit den Bogenscheiteln den zentralen Okulus oder Vielpaß tangiert. Die vielfachen numerischen Korrespondenzen der Maßwerkfiguren sind bei F. dieser Art besonders klar abzulesen.
Sieben Kleeblattbogen um einen Siebenpaß sind es bei der W-Fassadenrose der ehem. Zisterzienserkirche Beaulieu (Belloc), Tarn-et-Garonne, A. 14. Jh. (M. Aubert 1947 a. a. O. [Sp. 87] Bd. 1 Fig. 216; Les mon. hist. de laFrance, N. S. 21, 1975, H. 1 Abb. S. 40, 46f., 52 und 54), sechs Kleeblattbogen um einen Dreipaß bei der S-Querhausrose der Kirche in Montcornet, Aisne, A. 14. Jh. (?; Abb. 13).
Sechs Kreissegmentbogen, die von je einem Kleeblattbogen unterfangen sind, umgeben den mit einem Sechspaß ausgesetzten, zentralen Okulus bei beiden Seitenschiff-F. an der Fassade der Klosterkirche in San Cugat del Vallès, zw. 1337 und 1343; Kreisbogensegmente, die unterteilt sind in je zwei Dreibogen, die Dreiblätter umschließen, umgeben den Okulus bei der F. der W-Fassade von St-Etienne in Moudon, Waadtland, um 1434/35 (?); im Okulus sitzt ein Dreipaß, dessen Bogen mit Kleeblattbogen unterlegt sind (Gaetan Cassina, St-E. de M., Basel 1974, Abb. S. 10).
10. Stern
F., deren Figuration ein Stern (Pentagramm oder Davidstern) zugrundegelegt ist, weisen als zusätzliche Maßwerkfiguren Gruppen von Lanzetten oder zentrierten Figuren auf, üblicherweise in ein und derselben Figuration.
Bei der N-Querhausrose der Kathedrale von Amiens, Somme, 1 .V. 14. Jh., sitzt im Mittelfeld des Pentagramms ein Kranz aus Dreiblättern um eine fünfteilige, kleeblattbogige Lanzettfolge; in die dreieckigen Felder der Zacken sind Dreiblätter gesetzt. Diese Strahlen reichen in die unterteilten Felder der zentrifugal angeordneten F.lanzetten mit parallelen Schenkeln; in den Feldern zwischen diesen sitzen unterteilte Lanzettenpaare mit divergierenden Schenkeln; freie Dreipässe füllen alle Zwickel zwischen der F.laibung und den Lanzettbogen (Abb. 12). – Auch bei der W-Fassade der Kathedrale in Burgos, um 1300, ist das Mittelfeld des Davidsterns ein Sechspaß, in den Feldern der Zacken sitzen Dreiblätter. Umgeben ist der Stern von einem inneren Kranz aus Dreiblättern in Dreibogen und einem äußeren Kranz aus Vierpässen in Okulen (Ars hisp. 7, S. 71 Fig. 43).
Bei der N-Querhausrose von St-Ouen in Rouen, vor 1441, ist das Pentagramm so „vergrößert“, daß seine Spitzen die Kämpferzone der zentrifugalen F.lanzetten erreichen. Die Unterteilung dieser F.lanzetten beginnt mit einem Spitzbogen über einem Vierpaß, sieben Vierbogen sitzen im Mittelfeld des Sterns, unterteilte zentripetale Lanzetten in den Feldern der Zacken des Sterns. Die Zwickelfiguren zwischen den F.lanzettbogen und der F.laibung sind Dreipässe in Dreibogen [34, Jg. 89, 1926, Abb. S. 112].
Bei der N-Querhaus-F. der Kathedrale in Valencia, 14. Jh., ist dem Mittelfeld des Davidsterns eine Folge von sechs unterteilten Lanzetten um einen Okulus mit Vierpaß einbeschrieben; die Felder der Strahlen, deren Spitzen die F.laibung tangieren, sind von Dreiergruppen genaster Dreibogen besetzt, die Felder zwischen den Strahlen und der F.laibung von je einem Okulus mit Fünfpaß zwischen zwei kleinen genasten Lanzetten [12, Abb. S. 276 und 314].
V. Italien
A. Allgemeines
Die frühen, eindeutig als solche bezeichenbaren F. in Italien sind – mit wenigen Ausnahmen – die Arkaden-F., bei denen Säulchen oder Pfeiler den Arkadenbogen tragen und die außerdem im Zentrum einen Okulus besitzen. Diese Form hat bis in nachma. Zeit das Übergewicht über alle anderen Formen (vgl. die F. der nach dem Erdbeben 1558 errichteten Kirche S. M. delle Grazie in Civitaretenga, Abruzzen: [22] S. 827 Fig. 2f.). Von Frankreich übernommene oder abhängige Formen wurden in den meisten Fällen nach dem Prinzip der Arkaden-F. umgebildet.
Die Datierung gerade früher Beispiele ist z.T. strittig – die Gleichsetzung stehender Bauten mit überlieferten Daten des 12. Jh. blieb gelegentlich nicht ohne Widerspruch –, die Zugehörigkeit der F. zum ursprünglich originären Bestand nicht immer gesichert.
Als älteste erhaltene F. gilt – nach [4] S. 36ff. – das mit einer Transenne ausgestattete Rundfenster in der Kirchenfassade von S. M. della Strada, Molise, geweiht 1148, mit aus der Platte herausgearbeiteten Arkaden (s. Sp. 79; Abb. 3; Evelyn Jamison, Notes on S. M. della S. ..., Papers of the Brit. School at Rome 14,1938, S. 32-97, Taf. 3). Etwas früher zu datieren wäre die nur in Fragmenten erhaltene Arkaden-F. der Pieve von Castel Ritaldi, Umbrien, wenn man das Datum 1141 auf dem Türsturz (in nachma. Ziffern) auf sie beziehen dürfte (was [24] S. 24 annimmt, dagegen [4] S. 40 und 173-183: erst um 1190).
B. Formentypen
1. Einfache Arkaden-F.
Die einfache Arkaden-F. ist von der 2. H. 12. Jh. an im gesamten Italien verbreitet; im Prioritätsstreit der einzelnen Regionen ist bisher keine Klärung erreicht. In der Regel sitzt im Zentrum der F. ein Okulus (der nach Art der Transenne gefüllt sein oder, später, Maßwerkfiguren enthalten kann). Die Säulchen oder Pfeiler sind oft reich ornamentiert, die Säulchen manchmal gewendelt.
a. Grundform und Ausgangsform für zahlreiche Varianten ist die in Mittelitalien besonders häufige Arkaden-F. mit Kreisbogen. Die Zwickel können durchbrochen oder aufgelöst sein.
Beispiele in Mittelitalien: Seitliche F. im Hauptgeschoß der Domfassade von Spoleto, Umbrien, vielleicht noch E. 12. Jh. (Weihe 1198; [29] Bd. 2 Taf. 67); Hauptportallunette von S. Michele in Lucca, A. 13. Jh. (Heinr. Decker, Italia roman., Wien und Mchn. 1958, Abb. 47); S. Jacopo in S. Gimignano, Fassaden-F., 1. V. 13. Jh. (I. Moretti und R. Stopani a. a. O. [Sp. 79] Abb. S. 184 oben); Domfassade von Civita Castellana, Latium, um 1210 (?; [25] Abb. Taf. 14); Stiftskirche in S. Quirico d’Orcia bei Siena, vieil. 2. V. 13. Jh. (D. Negri a. a. O. [Sp. 79] Abb. S. 363); seitliche F. der Fassade von S. Pietro in Assisi, geweiht 1253 (Abb. 24); weitere Beispiele aus den Abruzzen und aus Umbrien bei [4] und [24]. Leicht gestelzt sind die Arkadenbogen der F. von S. Vittoria in Monteleone, Sabina, A. 13. Jh. ([29] Bd. 2 Taf. 193; zur Dat. Michelangelo Piacentini, Palladio 6, 1942, S. 62f.). – Als oberitalienisches Beispiel sei die F. der Fassade der ehem. Zisterzienserkirche Chiaravalle della Colomba, Lombardei, genannt, wohl 1. H. 13. Jh. (Lelia Fraccaro de Longhi, L’archit. della chiese cistercensi ital., Mail. 1958, Taf. 46); besonders spät die F. der Fassade von Ss. Fermo e Rustico in Caravaggio, um 1429 [26, Bd. 2 Taf. 245]. – Unter den süditalienischen Beispielen sei die F. der S-Fassade am 1283 geweihten, vielfach umgebauten Dom von Giovanazzo, Apulien, angeführt, mit kleinen gespreizten Arkaden im zentralen Okulus [30, Abb. 123]. Gelegentlich ist der Kreisbogen der Arkaden mit einem Kleeblattbogen unterfüttert, so bei den Fassaden-F. von S. Angelo (S. M. Magg.) in Pianella, Abruzzen, 1. H. 13. Jh. (?; [15] Bd. 1 Fig. 165 und 305; [22] S. 158f. Fig. 3 und 6), und von S. Gaudenzio in Baceno, Piemont, frühes 14. Jh. [26, Bd. 2 Taf. 100f.]; Blendrose am S-Querhaus des Doms in Lucca, um 1395/1419, mit einfachen Arkadenbogen auch auf der Innenseite gegen den mit einem Kopf geschmückten zentralen Steinring (Clara Baracchini und Antonio Caleca, Il duomo di L., Lucca 1973, Abb. 366).
Die Fassaden-F. von S. Ilario in Todi, geweiht 1249, hat zentripetal angeordnete Arkaden (Renzo Pardi, Mon. medioevali Umbri, Perugia 1975, Abb. 204), ebenso die F. des S-Querhauses des Doms in Trani, Apulien (1. H. 13. Jh. ?), bei der die Stützen der Arkaden zueinander parallel stehen, so daß die Arkaden sich lediglich unterhalb der Bogenkämpfer tangieren und keine fortlaufende Arkadenfolge zustandekommt; das Mittelstück der F. gleicht einer Speichen-F. mit Transenne [25, Abb. Taf. 206].
b. Unter den anders geformten Arkadenbogen ist der Kleeblattbogen bei F. des 13. und 14. Jh. der gebräuchlichste, vor allem in Ober- und Mittelitalien, doch auch im Süden. Die Zwickel zwischen den Bogen und der F.Laibung sind meist durchbrochen oder aufgelöst.
Aus Oberitalien seien genannt die F. des Chorschlusses von S. Andrea in Vercelli, 1219-1224 (?; Romualdo Pasté, L’abbazia di S. A. di V., Vercelli 21907, Abb. S. 159), und der Fassade von S. M. di Gradaro in Mantua (das W-Portal 1295 dat.; [26] Bd. 2 Taf. 58 A). Mittelitalienische Bauten sind z. B. S. M. die Cartignano in Bussi (vor 1237; [15] Bd. 1 Fig. 320 und 322; [22] S. 226f. Fig. 1-3), die ehem. Zisterzienserkirche S. M. Arabona, Abruzzen, Gründung 1209 (die F. der Chormauer mit Vierpaßöffnungen in den Zwickeln und im zentralen Okulus, die F. am Querhaus mit aufgelösten Zwickeln: [22] S. 362-364 Fig. 2-7); als unteritalienisches Beispiel sei die F. des Doms von Ruvo, Apulien, genannt (Baubeginn A. 13. Jh.; [25] Abb. Taf. 210; [30] Abb. 134).
Bei den Beispielen des 14. Jh. ist der mittlere Bogenabschnitt zugespitzt: F. der W-Fassade des Doms von Trient, 1. V. 14. Jh. (in den Zwickeln zwischen der F.laibung und Arkadenbogen maßwerknah ausgebildete Figuren unterschiedlicher Form: [8] Fig. 154; Boll. Palladio 7,2,1965, Abb. 177); Blendrose im Hauptportaltympanon von S. Domenico in Imola, 1340 [14, S. 139 Taf. 124].
c. Spitzbogige Arkaden sind selten.
Als Beispiel für einfache Ausbildung des Bogens sei die F. von S. Claudio in Spello, Umbrien, E. 12. Jh., genannt [29, Bd. 2 Taf. 197]. Genaste, profilierte Spitzbogen zeigen die F. der Fassade von S. Francesco in Gubbio, Umbrien, 1259-1292 [29, Bd. 4 Taf. 204], die F. im S-Giebel der W-Fassade von S. M. della Spina in Pisa, um 1323-nach 1333 (Abb. vor der „Restaurierung“ 1871: Brunetto Cartei, Il restauro ottocentesco ..., in: Lezioni di technologia dei marmi e delle pietre, Univ. di Padova 1965/66, S. 61-79, Abb. 8 a; vgl. ebd. Abb. 17), die F. in der Stirnwand des nördl. Seitenschiffs des Doms in Ostuni, Calabrien, 1470-1495 (H. Decker, Gotik in Italien, Wien und Mchn. 1964, Taf. 158). Bei der Fassaden-F. des Doms in Bitetto, Apulien, sitzen in den Spitzbogen Fünfpaßbogen; der zentrale Steinring umschließt eine spitzbogige Arkadenfolge (1355 beg.; Alfredo Petrucci, Catt. di Puglia, Rom 21964, Abb. 185). Die F. der Fassade von S. Cristoforo in Lucca, E. 14. Jh., mit genasten Spitzbogen, hat in den Zwickeln Dreiblätter (Enc. ital., Bd. 30 [1936] Taf. 37 unten rechts), die Fassaden-F. von S. M. del Carmine in Pavia, vor 1374-1461, von der F.laibung ausgehende flache, maßwerkgefüllte Bogensegmente (Storia di Milano, Bd. 6, Mail. 1955, Abb. S. 639).
Vereinzelt sind Spitzbogenarkaden unterteilt nach Art einfacher Maßwerkfenster mit Couronnement und Mittelsäulchen, die schwächer ausgebildet sind als die Säulchen der Arkaden.
Als Beispiel sei die F. der Fassade von S. Benedetto in Norcia, Umbrien genannt (vom Wiederaufbau 1389; [29] Bd. 2 Taf. 248). – Bei der achtteiligen F. auf dem sog. Eingiebelentwurf Q 2 der Domopera in Orvieto, um 1310, zeigen sechzehn von der F.laibung ausgehende Spitzbogen spiegelbildlich die gleiche Binnenteilung wie die Arkaden; breite Zwischenfelder, die dadurch zustande kommen, daß die Zahl der Spitzbogen doppelt so groß ist wie die der Arkadenbogen, sind alternierend durch verzogene Dreiblätter und brillenartige Maßwerkfiguren gefüllt (Degenhart-Schmitt T. I, 1 S. 26ff., Abb. 45, T. I, 3 Taf. 25 und 26 d).
d. F. mit genasten Kielbogen der Arkaden gibt es aus dem 14. und 15. Jh. Fast immer sind die Zwickel zwischen Arkadenbogen und F.laibung durch Paare von genasten Spitzbogen besetzt, die von der F.laibung ausgehen; dem Restzwickel ist meist ein Vierblatt eingefügt.
Zahlreiche Beispiele dafür zeigen Kirchenbauten vom A. 14. Jh. bis um M. 15. Jh., vgl. [22] S. 667 Fig. 4, S. 772f.
Fig. 1f., S. 149f. Fig. 2f., S. 428f. Fig. 1f., S. 318 Fig. 1, S. 759 Fig. 2, S. 763 Fig. 6. – Die mittlere Fassaden-F. von S. M. di Collemaggio in L’Aquila besteht aus zwei in der Zeichnung gleichartigen Arkadenfolgen, durch einen Steinring getrennt (ebd. S. 664 Fig. 2, S. 666 Fig. 3).
An der Fassade von S. Giusta in L’Aquila, 1349, sitzt in jedem Zwickel der F. ein Kleeblattbogen; in einem äußeren, durch einen Steinring abgetrennten „Kranz“ wechseln Skulpturen kauernder Leute und genaste Nasen (ebd. S. 653 Fig. 2, S. 656 Fig. 5).
2. Arkaden-F. mit sich überkreuzenden Bogen
Arkaden-F. mit sich überkreuzenden Bogen gelten in der Fachliteratur als Indiz für burgundischen Einfluß (vgl. z. B. [26] Bd. 1 S. 135 Anm. 75), wohl veranlaßt durch relativ früh datiertes Vorkommen an Zisterzienserkirchen (als Beispiel die Fassaden-F. von Fossanova, geweiht 1208: H. Decker a. a. O. [Sp. 118] Taf. 124). Es unterscheiden sich aber solche Arkaden-F. von den einfachen Arkaden-F. anfänglich nur in wenigen Einzelheiten, die durch die Formkomplizierung verursacht sind: eine dichte Folge spitzbogig schließender Arkadenfelder, durch die Bogenüberschneidungen abgetrennte Restlunetten, die geschlossen, gelocht oder aufgelöst sein können.
Beispiele sind: Blendrosen im Giebelgeschoß der Domfassade von Spoleto, um 1207 (Abb. 22); W-Rose der ehem. Zisterzienserkirche Fossanova, s. oben; Querhaus- und W-Fassaden-F. von S. Andrea in Vercelli, 1219-1224 (?; R. Pastè a. a. O. [Sp. 120] Abb. S. 116 sowie 24 und 54f.); W-Fassaden-F. des Doms in Piacenza, vor 1233 [25, Abb. Taf. 48]; Pal. Communale ebendort, 1281 (ebd. Abb. Taf. 45; [14] S. 75 Taf. 67); Fassaden-F. von S. Francesco in Brescia, 1254-1265 [26, Bd. 2 Taf. 28 C]; Mailand, S. Giovanni in Conca (2. H. 13. Jh., zerstört; [26] Bd. 2 Taf. 53 B und 55 B); W-Fassaden-F., 1274, und N-Querhaus-F. des Doms in Cremona [26, Bd. 2 Taf. 68f.]; Fassaden-F. des Doms in Crema, 1284-1341 ([25] Abb. Taf. 22; [26] Bd. 2 Taf. 95f.); noch im 14. Jh. an Kirchen z. B. in den Abruzzen: S. M. Maggiore in Lanciano, Fassade 1317 von Franc. Petrini errichtet [15, Bd. 2 Fig. 638f.], etwa zeitgleich auch an S. M. di Roio in L’Aquila [22, S. 678 Fig. 1]; in Umbrien die Fassaden-F. von S. Francesco in Visso, geweiht 1388 [29, Bd. 4 Taf. 255]; selbst noch im 15. Jh.: Fassaden-F. der Stiftskirche von Castiglione Olona, um 1421-1428 [26, Bd. 2 Taf. 209].
Im Lauf des 13. Jh. wurden bei unverändert gebliebener Gestalt gelegentlich Einzelformen aus Frankreich übernommen (z. B. Kelchknospenkapitelle bei der F. der Domfassade in Modena: [25] Abb. Taf. 61; Gius. Pistoni, Il duomo di M., Modena 21972, Fig. 3f.; wohl nicht vor um 1220/30, die übliche Datierung A. 13. Jh. ist zu früh). Formveränderungen sind dennoch das übliche, hervorgerufen durch Verwendung von profiliertem Stabwerk und/oder Maßwerkfiguren im Bereich der Arkadenbogen; die Form der Arkaden-F. selbst mit eigenständigen Säulchen blieb gewahrt.
Am häufigsten sind die spitzbogigen Abschlüsse der Arkadenfelder durch Kleeblattbogen ausgesetzt oder genast, die Restlunetten von Pässen oder Vielblättern durchbrochen.
Dreiblätter sind es bei den Fassaden-F. des Doms in Monza, gegen 1370 ([26] Bd. 2 Taf. 158; Augusto Merati, Storia architettonica del duomo di M., Monza 1962, Fig. 84, 89 und 96), und von S. Francesco in Parma, 1461 (im zentralen Okulus Vierschneuß; [14] S. 140 Taf. 125), auch bei der Blendrose des nördl. Fassadenportals von S. Cristoforo sul Naviglio in Mailand, um 1364 [26, Bd. 2 Taf. 130 A]. Von Dreipässen durchbrochene Restlunetten zeigen die Fassaden-F. des Doms in Troia, Apulien (wohl 1. H. 13. Jh.; die Datierung in die Zeit Bisch. Wilhelms III., 1156-1175, unannehmbar; Mario de Santis, La „Civitas Troiana“ e la sua catt., Foggia 21967, S. 111 und 198f. Anm. 6, Abb. vor S. 65; [25] Abb. Taf. 190f.), und von S. M. in Pantano bei Massa Martana, M. 14. Jh. [29, Bd. 4 Taf. 216 und 245].
Manchmal ist der spitzbogige Abschluß der Arkadenfelder auf der Binnenseite als zugespitzter Kleeblattbogen gebildet (S. Francesco in Lodi, um 1327, Fassaden-F.; [26] Bd. 2 Taf. 90 und 92).
Als eine „Spielart“ der F. mit sich überkreuzenden Bogen erweist sich die F. im N-Giebel der W-Fassade von S. M. della Spina in Pisa, um 1323-nach 1333: jedes zweite Säulchen fällt aus, die Bogenanfänge sitzen auf konsolartigen Gebilden (Abb. vor der „Restaurierung“ 1871 bei A. Cartei a. a. O. [Sp. 120] Abb. 8 a; vgl. ebd. Abb. 16); darin gleicht ihr die Fassaden-F. von S. M. in Pantano bei Massa Martana, s. oben. Grazil wirkt die mittlere, zweizeilige F. in der Fassade des 1337 geweihten Doms von Gemona, Friaul; die innere Zeile gleicht der Sieneser F., die äußere besteht aus drei ineinander verschränkten Arkadenfolgen, deren eine die Arkadenbogen auf Lilien statt auf Säulchen enden läßt (A. Rizzi a. a. O. [Sp. 84] Bd. 1, 1975, Abb. 278).
Ausnahmsweise verwendete man sich überkreuzende Kielbogen, so bei der nach dem Erdbeben von 1316 mit der W-Fassade erneuerten F. des Doms in Altamura, Apulien; in den Zwickeln zwischen Arkadenbogen und F.laibung sind gebrochene Kleeblattbogen eingefügt [30, Abb. 201 und 203].
3. mehrzonige Arkaden-F.
Bei den mehrzonigen Arkaden-F. gibt es zwei Grundkonzeptionen: entweder ist eine – die innere – Zone als Arkadenfolge ausgebildet, die andere – äußere – andersgestaltig oder aber beide Zonen sind von Arkaden eingenommen (als Beispiel S. Francesco in Amelia, 1287: [29] Bd. 4 Taf. 219). Bei drei-, gar bei vierzoniger Gestaltung wechseln Arkadenzone(n) und Zonen anderen Aussehens. Die einzelnen Zonen sind in der Regel durch einen Steinring voneinander getrennt.
a. Die äußere Zone kann besetzt sein mit Säulchen: Fassaden-F. von S. M. Magg. in Tuscania, Latium, geweiht 1206, Fassade des Mittelschiffs gegen M. 13. Jh. hinzugefügt, mit von Sechspässen durchbrochenen Feldern zwischen den Säulchen und mit paßförmigen Durchbrechungen der Zwickel zwischen den Kleeblattbogen der Arkaden (Abb. 23; [24] S. 21; Oscar Mothes, Die Bauk. des MA in Ital., Jena 1883, S. 670 Fig. 181). Durch sich überkreuzende Wellenbänder wird eine Folge größerer und kleinerer, massiver Kreisfelder geschaffen: Domfassade in Spoleto, geweiht 1198, mittlere F. [29, Bd. 2 Taf. 66f.]. Vegetabile Formen zeigen die seitlichen F. der Domfassade in Assisi, 1. Dr. 13. Jh., in der äußeren Zone [29, Bd. 2 Taf. 46 und 50]. An stilisierte Lilien gemahnen die auf Säulchen sitzenden Gebilde bei der mittleren Fassaden-F. von S. Pietro in Assisi, geweiht 1253 (Abb. 24).
Bei der Fassaden-F. von S. Pietro in Tuscania, Latium, A. 13. Jh., umziehen die Arkadenfolge zwei Zonen mit Ornament, die erste aus in Cosmatenarbeit gezierten Steinringen gebildet, die zweite aus vegetabilen Formen (H. Decker, a. a. O. [Sp. 118] Taf. 103).
b. Maßwerkähnliche Figuren in der äußeren Zone in Gestalt einer Folge von Kreisbogen, die auf konsolartigen Bildungen sitzen und von der F.laibung ausgehend in die Zwickel zwischen den Arkadenbogen reichen, zeigt eine Reihe vor allem mittelitalienischer F. des 14./15. Jh.; Arkadenbogen und Kreisbogen sind genast.
Beispiele aus der Zeit von der 1. H. 14. Jh. bis um 1400 bei H. Decker a. a. O. [Sp. 120f.] Taf. 177; [15] Bd. 1 Fig. 500 U.Ö., Bd. 2 Fig. 613, 735. – Die Arkaden der Fassaden-F. von S. M. delle Tombe in Sulmona, dat. 1400, schließen in Segmentbogen ([15] Bd. 2 Fig. 660; [22] S. 589 Fig. 1f.), die von S. Francesco in Cascia, Umbrien, 1424, in Kleeblattbogen [29, Bd. 4 Taf. 216].
Bei der F. im Portaltympanon der Unterkirche von S. Francesco in Assisi, nach 1300 (?), sind die genasten Spitzbogen der Arkaden von tordierten Säulchen getragen; die von der F.laibung ausgehenden Halbkreisbogen, die gegen die Scheitel der Arkadenbogen geführt sind, sind gleich diesen genast; die Zwickel zwischen den Bogen sind mit Blattwerk oder mit Blattmasken besetzte Bogenrauten ([29] Bd. 4 Taf. 53 und 55; Beda Kleinschmidt OFM, Die Basilika S. Francesco in Assisi, Bd. 1, Bln. 1915, S. 120ff., bes. S. 129, Abb. 62 und 129f.).
c. Bei den F. mit zwei Reihen von Arkaden sind im 12. und 13. Jh. Kreisbogenarkaden die Regel (Beispiele bei [29] Bd. 2 Taf. 140, 143, 146).
Unter Kreissegmentbogen gesetzte Kleeblattbogen zeigt die F. der Domfassade in Gualdo Tardino, Umbrien, 1256 [29, Bd. 2 Taf. 153], Kleeblattbogen die F. der Fassade von S. Giuliana in Perugia, 14. Jh. (ebd. Bd. 4 Taf. 153).
In der gotischen Architektur insbesondere Mittelitaliens gibt es mehrere besonders reich ausgebildete zweireihige Arkaden-F. mit Spitzbogenarkaden, deren äußere Folge in der Regel dominiert. Der trennende Steinring zwischen den beiden Arkadenfolgen ist manchmal aufgegeben.
Bei der F. der W-Fassade am Dom von Orvieto, ab 1359, enden die Säulchen beider Arkadenreihen an beiden Enden mit Kapitellen, auf denen genaste Spitzbogen sitzen. Zwischen den beiden Arkadenreihen entstehen dadurch Bogenrauten, die genast sind; von der F.laibung gehen unterteilte Spitzbogen aus, deren Scheitel auf die der Arkadenbogen treffen, was gleichfalls Bogenrauten ergibt, die durch gerahmte Vierpässe besetzt sind; in den Restzwickeln sitzen Dreiblätter (L. Fumi a. a. O. [Sp. 69] Abb. S. 208; Boll. d’arte 36, 1951, S. 263-265, Fig. 2-4).
Stummelartig kurz sind die Säulchen der inneren Arkadenfolge bei der F. der W-Fassade des Doms in Carrara, 2. Dr. 14. Jh., und in Ostoni, 1470-1495; bei ersterer F. sind die Arkaden der äußeren Folge nach Art von Maßwerkfenstern unterteilt, bei letzterer einfache, genaste Spitzbogen; in den Zwickeln sitzen Maßwerkfiguren (Franco Buselli, S. Andrea apostolo, duomo a C., Carrara 1972, Abb. 46 und 51-53; H. Decker 1964 a. a. O. [Sp. 120f.] Taf. 158).
Die F. der Domfassade in Como, 1486, zeigt in der äußeren Arkadenreihe einfache, durch einen Kleeblattbogen bereicherte Spitzbogen, bei der inneren Arkadenreihe sind es übergreifende Bogen mit Nasen in den Arkadenfeldern und in den durch die Überschneidung geschaffenen Bogenrauten (F. Frigerio a. a. O. [Sp. 70] Abb. 2-4,9, 13f., 390 B, Taf. 2 und 16f.).
Die äußere Arkadenfolge auf dem Fassaden-Entwurf für das Baptisterium in Siena, um 1339, besteht aus nach Art von Maßwerkfenstern unterteilten Arkaden, mit freien Dreipässen in den Zwickeln zwischen F.laibung und Arkadenbogen; die innere Folge hat einfache Arkaden, deren Bogenscheitel den trennenden Steinring an den Stellen berühren, wo die die äußeren Arkaden unterteilenden Säulchen ansetzen (Degenhart-Schmitt T. I, 1 S. 97f. Nr. 39, T. I, 3 Taf. 67).
d. Bei den drei- und vierzonigen Arkaden-F. ist es üblich, die Zonen durch einen Steinring zu trennen. Dafür, welche der Zone(n) eine Arkadenfolge, welche Ornament erhielt, gibt es keine erkennbare Regel.
Bei der mittleren, dreizonigen Fassaden-F. am Dom in Assisi, 1. Dr. 13. Jh., bilden die Akanthusspitzen ähnelnden Formen das Ornament der mittleren Zone (Enc. ital., Bd. 30 [1936], Taf. 38 oben links). Die Fassaden-F. der Oberkirche von S. Francesco in Assisi, geweiht 1253, ist vierzonig; von innen nach außen folgen zwölf Arkaden mit von Kleeblattbogen unterlegten Kreisbogen, vierzehn gerahmte Fünfpässe, achtundvierzig Arkaden mit Kleeblattbogen, schließlich zwei sich überkreuzende Wellenbänder [29, Bd. 4 Taf. 51f.]. Die Fassaden-F. von S. Chiara in Assisi, 1257-1265, hat innen zwei Folgen von Arkaden mit sich überkreuzenden Bogen, aufgelöste Zwickel und freie Dreipässe in den Restlunetten; zwei sich kreuzende Wellenbänder sind so um die äußere Arkadenfolge geführt, daß abwechselnd Kreisfelder und Bogenvierecke entstehen (ebd. Taf. 145).
Ein Ringband, in dem Säulchen mit freien Vierpässen wechseln, trennt die zwei Arkadenfolgen der Fassaden-F. des Doms in Todi, um 1520 (ebd. Taf. 185).
4. Speichen-F.
Zu den selten verwendeten Speichen-F. gehört eine der ältesten italienischen F., die inschriftlich 1163 datierte der Fassade von S. M. Magg. in Assisi (Kdm. Italien, Assisi, Abb. 215; [4] S. 166 mit Anm. 1).
Ein weiteres Beispiel, aus der M. 13. Jh., ist die Fassaden-F. von S. M. in Colle, Toskana (J. Moretti und R. Stopani a. a. O. [Sp. 79] Abb. S. 129 oben).
5. Lanzett-F. mit Maßwerk
Lanzett-F. mit voll ausgebildetem Maßwerk gibt es in der italienischen Architektur nur vereinzelt.
Die äußere Arkadenfolge der zweizonigen F. in der S-Wand des Querhauses von S. Marco in Venedig, 2. V. 14. Jh. (?) oder nach 1416 (?), zeigt überkreuzte Spitzbogen und inserierte Maßwerkfiguren: zugespitzte Kleeblattbogen in den Bogen der Lanzettfelder, Vierpässe in den Bogenrauten, gespreizte Kleeblattbogen in den Zwickeln zwischen Lanzettbogen und F.laibung; die innere Arkadenfolge schließt mit Kleeblattbogen (Edoardo Arslan, Venezia got., Ven. 1970, Abb. 54; Documenti per la storia dell’augusta ducale Basilica di S. M. in Venezia..., Ven. 1886 [La ducale basilica di S. M.], Taf. 38-40).
Bei der F. am N-Querhaus des Doms von Orvieto, um 1330, schließen die „Lanzetten“ mit Segmentbogen; von der F.laibung gehen gegenläufig geführte Kreisbogen aus, die gegenüber den „Lanzettbogen“ versetzt sind und so nur minimale Restzwickel bestehen lassen; alle Bogen sind mit Kleeblattbogen unterlegt (L. Fumi a. a. O. [Sp. 69] Abb. S. 203; Enzo Carli, Il duomo di O., Rom 1965, Abb. 105).
Giov. Ant. Pilacorte sah 1501 in seinem Entwurf für die Domfassade in Pordenone, Veneto, vor, fünf tropfenförmige, genaste Lanzetten um den zentralen Steinkreis zu führen (Aldo Rizzi, Profilio di storia dell’arte in Friuli, Bd. 2, Rom 1979, Fig. 110).
Einige wenige F. oberitalienischer Kirchen gehen von der Grundform mit sich überkreuzenden Bogen aus, sind aber als Maßwerklanzetten gebildet.
Bei der F. von S. Francesco in Parma, 1461, sitzt im zentralen Steinring ein Vierschneuß [14, S. 140 Taf. 125]. Einen Steinring mit Paß zeigen die F. von S. Antonio abate in S. Daniele del Friuli, um 1470, und am Dom in Maniago, 1488 (A. Rizzi a. a. O. Abb. 20-24).
Selten scheint man die Lanzetten mit einfachen, zugespitzten Bogen verwendet zu haben: F. über den Lanzettfenstern der Hauptchorkapelle an S. M. Novella in Florenz, begonnen um 1246 (Walter Paatz, Wesen und Werden der Trecentoarchit. in Toscana, Burg b. M. 1937 [Florentiner Forschg., N.F. 1], Taf.abb. 7).
6. Vielpaß mit breiter, durchlochter Fahne
Vereinzelt trifft man den Vielpaß mit breiter durchlochter Fahne an: Obergadenfenster an Sant’Anastasia in Verona, vor 1434 [36, Jg. 5, 1860, S. 42ff. Fig. 3, 14 a, 15 und 16].
7. Vielpaß um einen Okulus
Manchmal gibt es F. als Vielpaß um einen Okulus.
Bei der ehem. Zisterzienserkirche Galgano, um 1224-um 1300, sind bei einigen Oberfenstern die Zwickel der Vielpässe durchbrochen, und der Okulus umschließt einen weiteren Vielpaß; aus den erhaltenen Fragmenten der F. der W-Fassade geht hervor, daß sie als Folge von zwölf Kleeblattbogen um den Okulus gebildet war und die Zwickel von kreisrunden Öffnungen durchbrochen wurden; die F.laibung begleitete eine Folge kleiner Kleeblattbogen im Wechsel mit Kreissegmentbogen (L. Fraccaro de Longhi a. a. O. [Sp. 119] S. 253 Fig. 51, Taf. 83). Ein Sechspaß im Okulus, der von einem Sechspaß mit zugespitzten Bogen gehalten wird, ist die Figuration der kleinen F. am N-Querhaus des Doms in Lucca; die Zwickel des äußeren Sechspasses sind mit Dreiblättern besetzt (um 1395/1419; C. Baracchini und A. Caleca a. a. O. [Sp. 119] Abb. 352).
8. zentrierte Maßwerkfiguren
Die seltenen Figurationen aus zentrierten Maßwerkfiguren sind weitgehend auf Ober- und Mittelitalien beschränkt.
Sechs gerahmte Sechspässe um einen siebten im Zentrum zeigt die F. der aus dem 14. Jh. stammenden Fassade von S. Giuliana in Perugia (R. Pardi a. a. O. [Sp. 119] Abb. S. 216; vgl. auch [29] Bd. 4 Taf. 164); durchbrochene Zwickel zeigt die F. in der Chornordwand des Doms in Orvieto; von der F.laibung „gekappt“ ist ein äußerer sechsteiliger Kranz (L. Fumi a. a. O. [Sp. 69] Abb. S. 202). Eine Blendrose aus acht Vierpässen um eine Kreisblende saß im Wimperg des Fassadenportals von S. M. di Brera in Mailand (1347 von dem Pisaner Giovanni di Balduccio; [26] Bd. 1 S. 286f., Bd. 2 Taf. 126). Unter den Maßwerkrosen in den Fenstertympana des ersten Obergeschosses im Hof des Kastells von Pavia, beg. um 1370, gibt es solche, bei denen ein Okulus mit Nasen und einem Steinkreuz von acht genasten quadratischen Feldern umgeben ist, die mit ihren Spitzen die jeweiligen Nachbarfelder tangieren (ebd. Bd. 1 S. 416 bis 419, Bd. 2 Taf. 186).
Einer anderen Art Maßwerkfiguration begegnet man bei der F. in der W-Mauer des N-Querhauses am Dom von Orvieto, 1. H. 14. Jh.: im Zentrum steht ein Vielpaß mit Kleeblattbogen, in den Orthogonalen bilden Bogenstücke wechselnder Richtung ein Kreuz, und in den Diagonalen sitzen Vierpässe (L. Fumi a. a. O. Abb. S. 204).
VI. Deutsches Sprachgebiet
A. Bis um M. 13. Jh.
Bis um die M. 13. Jh. gibt es F. fast nur im Kirchenbau. Hier kommen sie seit der M. 12. Jh. vor, zunächst vereinzelt, in größerer Zahl erst in spätromanischer Zeit, ab etwa 1200.
Besonders frühe Beispiele sind die Blendrosen an den Giebelmauern der Dreiapsidenanlage von Groß St. Martin in Köln, Weihe 1172 (Zustand 1968 bei Alb. Verbeek, Kölner Kirchen, Köln 1969, Taf. 45). Für eine F. im Profanbau sei das Oberfenster im Wenzelsaal des Würzburger Rathauses genannt, fr. 13. Jh. (erneuert; Kdm. Bayern, Ufr. 12 Fig. 432). – Kreuzförmige Steinteilung der Lichte mit Steinring an der Kreuzungsstelle, wie sie der Okulus des nördl. Langhaus-Obergadens von St. Jakob in Regensburg zeigt, macht dieses Fenster nicht zu einer F. (2. H. 12. Jh.; RDK VII 1261f. Abb. 6).
Wie in Frankreich sind auch in Deutschland die ältesten F. meist Arkaden-F. und Lochscheiben-F. mit zahlreichen Derivaten. Eine Entwicklung innerhalb Deutschlands ist kaum zu erkennen; die Übernahme der Formen aus Frankreich überwiegt bei weitem. Gelegentlich gibt es Reduktionen andernorts vollständig(er) übernommener Formen.
1. Arkaden-F.
Die Arkaden-F. (Radfenster im engeren Sinn) sind in der Regel einreihig, die Bogen ihrer Arkaden halbkreisförmig, die Stützen Pfeiler oder Säulchen mit Basis und Kapitell.
Die ältesten erhaltenen Beisp. bietet Groß St. Martin in Köln (s. oben): an den Stirnmauern des Vierungsteils sitzen über den Konchen der Apsiden und von deren Dächern angeschnitten in einer Kreisblende große, blinde Arkaden-F. mit Rundpfeilern und Würfelkapitellen um einen Blendokulus; als Folge der Überschneidung mit den Dächern zeigen die F.-„segmente“ zehn Pfeiler (die vervollständigte F. würde vierzehn aufweisen).
Besonders reich ausgebildet ist die vor 1213 entstandene F. am N-Querhaus des Basler Münsters: zwölf Arkaden stehen auf einem weiten und breiten, von kreis- und rautenförmigen Öffnungen durchbrochenen Ring; die Zwickel zwischen den Arkadenbogen sind von Kreisöffnungen durchbrochen (die F. aus Eichenholz, 1885 durch eine Kopie in Sandstein ersetzt, die Fragmente der originalen F. im Stadt- und Münstermus. Basel: Abb. 25; Kg. Schweiz Bd. 21 S. 385). – Die F. am S-Querhaus der Zisterzienserkirche in Ebrach, um 1240, entspricht in ihrer Form weitgehend der F. am Basler Münster (Abb. 27). – Die achtteilige F. über dem N-Querhaus der Petrikirche in Soest i. W., um 1200/10, hat Säulchen samt Basen und Kapitellen aus (ehemals vergoldetem?) Kupferblech um einen Eisenkern (Wilh. Effmann, Dt. Bauztg. 21, 1887, S. 537f.; Kdm. Westf. (16), Taf. 70,2); mit Kupferblech verkleidet waren auch die Säulchen der Blend-F. am Westturm von St. Patrokli in Soest, 1. Dr. 13. Jh. (W. Effmann a. a. O.; Hubert Schwartz, S. in seinen Dkm., 2. Bd., Soest 1956 [Soester wiss. Beitr., 15], S. 27; ebd. 2. Bildbd., Soest 1959 [ebendort, 17], Abb. S. 79f.). Ob auch die in etwa gleichzeitige achtteilige F. im Untergeschoß des W-Turms am Dom in Paderborn eine metallene Verkleidung trug, ist nicht bekannt; die Nasen des Achtpasses enden in Menschenköpfen (Kdm. Westf. (7), Abb. S. 95, Taf. 23,1).- Am W-Bau von St. Quirinus in Neuß, nach 1209, tragen sowohl der S- wie der N-Giebel eine achtteilige Blend-F., deren Arkaden je eine Vierpaßöffnung in Kreisblende einschließen (die Blend-F. am Chor um 1900; Walter Bader, St. Qu. zu N., Ratingen 1955, Abb. 9, 11-23, 38, 63). Kreisöffnungen durchbrechen die Arkadenfelder der sechsteiligen Blend-F. am S-Giebel des W-Querhauses vom Dom St. Paulus in Münster i. W., um 1225/30 (?); in der Rücklage der Arkaden stehen Säulchen mit Archivolten; die Kreisöffnungen sind ausgesetzt mit Pässen oder mit einer Lochscheibe, im zentralen Ring („Nabe“) ist ein Christuskopf angebracht, in der nach unten gerichteten Arkade ein Pauluskopf (Kdm. Westf. 41,5 S. 17 Abb. 1377). – Eine einfache, achtteilige Blend-F. sitzt im N-Querhausgiebel der „Großen Marienkirche“ in Lippstadt, 1. Dr. 13. Jh. (die Zwickel von Köpfen besetzt; Kdm. Westf. (35), Taf. 59,2; die achtteilige F. über dem Portal im W-Turm dürfte von einer Erneuerung des 19. oder 20. Jh. stammen: ebd. Taf. 58,2). An der Pfarrkirche St. Johannes in Billerbeck, um 1234, sitzt die Blend-F. in einem Blendfeld im Giebel über dem nördl. Hauptportal (ebd. (26), Taf. 2,1). An der Pfarrkirche in Erwitte Krs. Lippstadt, gegen M. 13. Jh., ist der südl. Turmgiebel mit einer Blend-F. belegt (ebd. (35), S. 49, Taf. 19,1). Die F. der W-Fassade der ehem. Stiftskirche in Bücken an der Weser, 1. H. 13. Jh., könnte so ähnlich ausgesehen haben (Zustand vor der Restaurierung 1863-68: [9] Bd. 2, Bl. 84 Fig. 1). Das achtteilige Radfenster im Wenzelsaal des Grafeneckardbaus vom Würzburger Rathaus, fr. 13. Jh., scheint zuverlässig erneuert zu sein (s. Sp. 130; vgl. die Zchg. des Rathauses von W. H. Harriot, 1830: Mainfränk. Jb. für Gesch. und K. 6, 1954, Taf. 20). – Sechzehnteilig angelegt ist die F. im S-Querhaus der Würzburger Neumünsterkirche, die Vorderkante der Laibung gebildet als Sechzehnpaß mit breiten Zwischenabschnitten über den Säulchen (Bau 1188-um M. 13. Jh., die Füllung der heutigen F. um 1894; Werner Burmeister, Dom und Neumünster zu W., Burg bei M. 1928 [Dt. Bauten, 12], Abb. S. 101). – Die achtteilige F. im nördl. Kreuzgangflügel von St. Emmeram in Regensburg sitzt über der Arkadenfolge gegenüber dem Eingang zum Kapitelsaal (um 1220/40; Kdm. Bayern, Opf. 22,1 Fig. 239). -Zehnteilige F. mit durchbrochenen Arkadenzwickeln sind bei der Restaurierung des W-Baus von St. Stephan in Wien aufgedeckt und ergänzt worden (vor 1258; Abb. 28 b und c; Jos. Zykan, Der Wiener Dom, Wien o. J., Abb. S. 12). Die mittlere, zehnteilige F. in der nach 1240 err. Apsis der ehem. Benediktinerkirche Trebitsch, Mähren, hat eine abgetreppte Laibung mit reichem Ornament (eine nachträgliche Vermauerung E. 19. Jh. wieder beseitigt; Gustav Heider und Rud. von Eitelberger, Ma. Kdm. des österr. Kaiserstaates, Bd. 2, Stg. 1860, S. 82, Fig. 15; Marburger Jb. 5, 1929, S. 395 Abb. 26; [19] Abb. 193).
Inwieweit an Liebfrauen in Wiener Neustadt die Form der kleinen F. am W-Bau als authentisch angesehen werden kann, muß offen bleiben; der Architekt der 1884 beg. Restaurierung, Rich. Jordan, gab an, er habe sie nach den Fragmenten „mühsam neu zusammenconstruirt“: im Zentrum ein Okulus, von dem aus Streben die Nasen des Achtpasses der Laibung anlaufen (Weihen von 1259 und 1279; R. Jordan, [24] Bd. 27,1891, S. 76f., Taf. nach S. 78; die große F. des W-Baus nach 1891).
Backsteinbauten haben manchmal Blendrosen, deren Arkadensäulchen durch kapitell- und basenlose Pfeilerchen ersetzt sind, so bei der einem Okulus vorgeblendeten, achtteiligen F. am N-Querhaus der Marienkirche von Treuenbrietzen (um 1220 beg.; [14] Taf. 31 Abb. 346).
Bei einigen wenigen Arkaden-F. sind zwei Folgen von Rundbogenarkaden um eine halbe Arkade verschoben ineinander verschränkt; die Rundbogen überschneiden einander.
Bei der F. der W-Fassade der nach dem Brand 1224 neu err. Stadtpfarrkirche in Bozen sind die Zwickel zwischen den Arkadenbogen von Kreis- und Paßöffnungen durchlocht (Weingartner, Südtirol, Bd. 62 Abb. 6; Anton Maurer, in: Beih. zum Bozner Jb. für Gesch., Kultur und K., Nr. 8, Bozen 1945, S. 78f. mit Abb. 6, Bild 32). Über das genauere Aussehen der F. in der W-Fassade von St. Stephan in Straßburg, 1. Dr. 13. Jh., ließ sich nichts ermitteln, ausgenommen den Vierpaß im zentralen Steinring (überliefert durch eine Zeichnung von Joh. Jakob Arhardt: Xavier Ohresser, L’église St-Etienne de Strasbourg, Strbg. 1935, Fig. 3; vgl. ebd. Fig. 4 und 13 sowie [3] Fig. 3 g).
Eine siebenteilige F. ist wiedergegeben in einem Pergamentblatt aus dem 1232 gegr. Kloster Hude/Oldenburg (Datierung unsicher, wohl gg. M. 13. Jh.; Entwurfszeichnung: Abb. 1).
2. Varianten der Arkaden-F.
a. Kleeblattbogen
Kleeblattbogen statt Rundbogen zeigt die „halbe“ F. im Obergeschoß der Matthiaskap. auf der Oberburg bei Kobern Krs. Mayen-Koblenz, nach 1221; die F.form gilt im dt. Sprachgebiet als Unikum (so, für das Rheinland, Ursula Zänker-Lehfeldt, Die M. auf der Altenburg bei K., Bonn 1970 [Diss. Bonn 1968], S. 107.; Kdm. Rheinprov. 16,3 Abb. 233); die als volle F. – gleich der inneren Zone der F. an S. M. Magg. in Tuscania (Abb. 23) – gebildete F. des Halberstädter Doms ist von 1859-61 (Kdm. Prov. Sachsen 23, S. 237f. und 241).
b. Verdoppelter Bogen
Arkaden-F., deren Bogen durch einen verdoppelten Bogen ersetzt ist (eine besonders in N-Frankreich verbreitete Form, s. Sp. 89), sind im dt. Sprachgebiet am Ober- und Mittelrhein und in Westfalen anzutreffen. Das Aneinanderfügen der beiden Bogen kann ganz unterschiedlich aussehen.
Bei den oberrheinischen, sechsteilig ausgelegten F. mit einem Sechspaß im zentralen Okulus ist der Doppelbogen als zwischen konkaver und konvexer Führung wechselndes einheitliches Profil gebildet: Straßburg, Münster, N-Querhaus, um 1200 (La cath. de Strasbourg, Strbg. 1973, Abb. S. 149; [6] Abb. 4); Freiburg i. Br., Münster, N- und S-Querhausarm, A. 13. Jh. (Taf. II,a; Hans Jantzen, Das M. zu F., Burg b. M. 1929 [Dt. Bauten, 15], Abb. S. 54f. und 66); Neuweiler i. E., St. Peter und Paul, N-Querhaus, 1. V. 13. Jh.? (Volker Osteneck, Die roman. Bauteile des Freiburger Münsters, Köln und Bonn 1973 [Diss. Freiburg i. Br. 1973], Abb. 69; Les églises de Neuwiller-lès-Saverne, Bull. de la Soc. d’hist. et d’arch. de Saverne et environs 1959, H. 2-3, S. 8); ebendort, Kapitelsaal, um 1230 (Paul Stintzi, Neuweiler, Mchn. und Zh. 1968 [K.führer, 904], Abb. S. 21); ebendort, St. Adelphi, W-Fassade, 1. H. 13. Jh. (Les églises a. a. O. Fig. 38).
Am W-Chor des Wormser Doms, um 1215 (?), stehen die beiden Bogen jeder Arkade der zwölfteiligen F. unverbunden nebeneinander; der zentrale Okulus hat infolge der nach franz. Art kurvierten Führung auch der ihm zugewandten Seite der Arkadenfelder Sternform (Heinz Rud. Rosemann, Der Westchor des Wormser Domes, Der Wormsgau 2, 1934-43, S. 321-326, Abb. S. 324f.). – Sternform des Okulus zeigen auch die achtteiligen F. der Giebel über den drei Konchen am bis 1239 err. W-Chor des Mainzer Doms; die F. des N- und des S-Giebels zeigen Bündel verknoteter Säulen, bei der des W-Giebels sind die einfachen Säulen neu; die Mittelstücke der verdoppelten Bogen sind weit in die Lichte hineingezogen (Kdm. Hessen, Mainz 2,1 S. 76, Taf. 17, b und 22).
Die F. über dem S-Portal der ev. Pfarrkirche in Methler, Westf., M. 13. Jh., hat gleiche Arkadenbogenform wie die F. des Wormser Doms, ihr zentraler Steinring jedoch einfache Kreisform (Kdm. Westf. 47, Abb. S. 333; Kurt Wilhelm-Kästner, in: Der Raum Westf., Bd. 2,1, Münster i. W. 21955, Taf. 15 b).
3. Speichen-F., deren Holme auf dem Scheitel von Bogensegmenten enden
Speichen-F., deren „Holme“, von einem zentralen Okulus ausgehend, auf dem Scheitel von Bogensegmenten enden, die ihrerseits von der Laibung der F. ausgehen, machen optisch den Eindruck eines in der F.lichte stehenden Sterns.
Die im dt. Sprachgebiet seltene Art der F. ist aus Frankreich übernommen (s. Sp. 90). Den dort genannten franz. Beispielen gleicht die F. der W-Fassade von St. Ulrich in Regensburg, 2. V. oder M. 13. Jh.: zwölfteilig angelegt, mit den Holmen vorgelegten Säulchen, der innere Ring mit Zwölfpaß (Taf. II,d; Kdm. Bayern, Opf. 22,3 Abb. 19 und 27). Vereinfacht wiederholt ist diese F. in der sechsteiligen Rose der Kirche in Egglsfing Krs. Regensburg, um M. 13. Jh., mit abgefasten Kanten aller Teile, ohne Säulchen, ohne Paß im zentralen Steinring (ebd. 21, Abb. 33).
Eine achtteilige Blendrose sitzt im N-Querhausgiebel der ehem. Klosterkirche Lehnin, voll. 1262 [7, Bd. 2 Bl. 58,1].
4. Einfache Speichen-F.
Einfache Speichen-F., in der Literatur meist Radfenster genannt und nomenklatorisch nicht von den Arkaden-F. unterschieden, können sehr unterschiedlich ausgeformt sein.
Am N-Querhaus der ehem. Zisterzienserkirche Otterberg, 1. V. 13. Jh., ist jede der Speichen ein an der Außenseite verdoppelter, an der Innenseite einfacher Stab mit stets anderem Dekor; der innere, einfache Steinring ist als Wulst gebildet (Kdm. Bayern, Pfalz 9 Fig. 369). Die in dieselbe Zeit gesetzte F. im W-Bau der Widenkirche zu Weida zeigt acht einfache Speichen (Bildhdb. Dtld., Thür. S. 324). Die kleine, achtteilige F. am Turm der ehem. Stiftskirche Faurndau bei Göppingen hat anstelle des inneren Rings einen Achtpaß aus Spitzbogen; die Speichen werden nach außen zu breiter, die Laibungskante der F. ist gezahnt (um 1220/40; Taf. II,c). Am Dom zu Münster i. W. zeigt die große zwölfteilige F. in der nördl. Stirnwand des W-Querhauses einfach profiliertes Steinwerk; die Speichen sitzen auf Sockeln über hohen Basen (um 1225/30; Kdm. Westf. 41,5 Taf. 35 Abb. 1705, Taf. 36 Abb. 1707). Im Kapitelsaal des ehem. Benediktinerinnenklosters Hl. Kreuz bei Meißen lassen Bruchstellen in gleichmäßigem Abstand in der Laibung des Rundfensters die Rekonstruktion einer sechsteiligen F. zu (1217-gegen M. 13. Jh.; Fritz Rauda, Die Bauk. der Benediktiner und Zisterzienser im Kgr. Sachsen..., Meißen 1917, S. 60f., Taf. 30 Abb. 3f.). Achtteilig rekonstruiert wurde nach Fragmenten die F. im Chor der ehem. Zisterzienserinnenkirche, „Frauenbergskirche“ in Nordhausen am Harz, fr. 13. Jh. ([27] 14, 1912, S. 46f. Abb. 7 und 9). Eine achtteilige F. mit Steinring und konisch nach außen erweiterten Speichen gehört zu den Resten der Kirche St. Johannes Bapt. in Markel (Pomezî), Südböhmen, um 1220/30 (Jiří Kuthan, Středověká architektura v jížních Čechách do poloviny 13. stoletî, Böhmisch Budweis 1977, Abb. 39). Sechsspeichig, mit Säulchen um die Scheibe im Zentrum, ist die F. in der W-Fassade von St. Gertrud in Thunau, N.Ö., der Pfarrkirche von Gars am Kamp; um 1140 (?) oder M. 13. Jh. [28, N.F. 3, 1877, S. XXX Fig. 30].
Eine Variante des einfachen Speichen-F. zeigt das O-Fenster im Hochchor der Zisterzienserkirche Ebrach: zwischen dem sehr weiten zentralen Ring und der F.laibung ist eine Folge von zwanzig Säulchen eingestellt; zwischen sie eingefügt sind halbkreisnahe Segmentbogen, die von der Laibung ausgehen (zw. 1221 und 1239; Johs. Jäger, Die Klosterkirche zu Ebrach, Würzburg 1903, S. 56 Fig. 40).
5. . Lochscheiben-F.
Lochscheiben-F., d.h. F. mit kreisförmigen Öffnungen in konzentrischer Anordnung, haben manchmal zusätzlich freigestellte Drei- oder Vierpässe, die das Steinwerk durchbrechen.
Bei einer Reihe von Beispielen sind die einzelnen Öffnungen gleich groß, so bei der F. am „Turm“, dem Rest wohl eines Profanbaus in Oberndorf am Gebirge bei Traismauer, N.Ö. („romanisch“; [28] 3. F., 1904, S. 59), und bei der F. der 1825 abgebrochenen Michaelskap. in Gelnhausen (2. V. 13. Jh.?; Radierung von 1831 in Kdm. Kassel 1 Taf. 121). – Eine größere Öffnung im Zentrum weist die F. der W-Fassade der ehem. Stiftskirche in Limburg/Lahn auf, A. 13. Jh. (Taf. II, b; Kdm. Reg.bez. Wiesbaden 3 Fig. 70 und 72); gleiche Form scheint die F. der Klosterkirche von Trebnitz, Schlesien, gehabt zu haben (jedenfalls nach der Rekonstruktion bei Alfred Zinkler, Dagobert Frey und Günther Grundmann, Die Klosterkirche in T., Breslau 1940, S. 80f., Taf. 4 und 10; 1. H. 13. Jh.). Wesentlich größer als die sie umgebenden seitlichen Öffnungen ist die mittlere der monolithischen F. im Chor der Kirche in Ampleben Krs. Wolfenbüttel (um M. 13. Jh.?; Kdm. Braunschweig 3 Taf. 8) und bei dem als F. gestalteten Okulus der Fenstergruppe in der O-Wand des Chors von St. Nikolai in Obermarsberg (um 1247 in Bau; [21] Lfg. 7f. Taf. 55, B). Bei der F. in der O-Wand des S-Querhauses am Dom von Münster i. W., um 1225/30, ist die große Mittelöffnung durch einen Sechspaß mit durchlochten Zwickeln bereichert; in die Laibung der F. ist – entsprechend der Anzahl der konzentrisch um die Mittelöffnung gelegten Kreisöffnungen – ein Zwölfpaß eingefügt (Kdm. Westf. 41,5 Abb. 1375 und Taf. 38f. Abb. 1710f.).
Große Formenvielfalt der einzelnen Öffnungen zeigen die F. am N- und S-Querhaus der Marienkirche in Gelnhausen, 2. V. 13. Jh.: das dünnplattige Steinwerk hat als Mittelöffnung einen ungerahmten Achtpaß, umgeben von einer konzentrisch angelegten Reihe größerer und – in den Zwickeln – kleinerer Kreisöffnungen; dazu kommen am Rand halbe Vierpaßöffnungen (Kdm. Kassel 1 Taf. 46, 48, 53, 60 und 160).
Bei den F. am S-Querhaus des Straßburger Münsters, um 1230/1240, ist das Steinwerk maßwerkartig schmal, die Zwickel des äußeren Lochkranzes sind durchbrochen, die Öffnungen dieses Kranzes mit den inneren Zwickeln verschmolzen; die zentrale Öffnung bildet ein freier Achtpaß (Hans Reinhardt, La cath. de Strasbourg, o. O. Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.] 1972, Abb. 22). Gleiche Zeichnung hat die F. der W-Fassade von St. Thomas in Straßburg, 2. V. 13. Jh. [21, Lfg. 9 Taf. 88].
6. Vielpaß, dessen breite Fahne durchlocht ist
Eine Kombination der Lochscheiben-F. mit der Vielpaß-F. sind jene F. mit einem weit nach innen gezogenen Vielpaß, dessen breite Fahne durchlocht ist.
Die bekanntesten dt. Beispiele für diese Gestaltung von F. (zu deren Vorkommen in Frankreich s. Sp. 91) sind die beiden F. am Querhaus des Bamberger Doms, um 1229 und 1231 (Abb. 26; Dethard von Winterfeld, Der Dom zu B., Bln. 1979, Bd. 1 S. 276 Fig. 56 und 57), und am Hochchor der Ebracher Zisterzienserkirche, zw. 1221 und 1239 (J. Jäger a. a. O. [Sp. 139] Fig. 38).
7. F. aus konzentrisch ineinandergefügten Vielpässen
Eine andere Variante der Lochscheiben-F. ist gebildet aus konzentrisch ineinandergefügten Vielpässen; die Zwickel der Vielpässe können zusätzlich gelocht sein.
Beispiele dafür sind die F. an der südl. Stirnwand des W-Querhauses am Dom von Münster i. W., um 1225/30, mit zentralem Sechspaß in einem Zwölfpaß (Kdm. Westf. 41,5 S. 17 Abb. 1377, Taf. 29 Abb. 1698), und die 1249 datierte F. in der W-Fassade der ehem. Zisterzienserkirche Otterberg: ein zentraler Vierpaß mit Tierkopfenden, gefaßt von den Tierkopfenden eines Achtpasses aus Dreiviertelkreisbögen mit von Dreipässen durchbrochenen Zwickeln; dieser Achtpaß ist gehalten von einem Sechzehnpaß, gebildet aus eingezogenen gestelzten spitzbogigen Öffnungen und mit schildförmig durchlochten Zwickeln (Taf. II, e; zu ähnlich gebildeten F. in Burgund – Montréal – s. Sp. 94). Die F. der südl. Fenstergruppe am Chor der Nikolaikap, zu Obermarsberg ist gefüllt durch einen Achtpaß mit Okulus, der von einem Achtpaß gehalten wird (1247 in Bau; [21] Lfg. 7f. Taf. 57; RDK VII 1289).
Eine zu den Arkaden-F. vermittelnde Misch- oder Zwischenform ergibt sich dadurch, daß die Vielpässe gestelzt sind (Abb. 28 a).
So hat das Halbkreisfenster („halbe F.“) über dem Portal der kath. Kirche in Castrop(-Rauxel), 2. Dr. 13. Jh., um den zentralen halben Zwölfpaß (also von sechs Bogen gebildet) einen zweiten Kranz aus den gestelzten Bogen eines weiteren halben Zwölfpasses; der dritte, äußere Paßkranz hat statt der einfachen Bogen verdoppelte (Kdm. Westf. (3) Taf. 10,3 und 4). Die W-Rose der Stadtkirche in Gadebusch, Bronzeguß vielleicht aus der Bauzeit der um 1220 beg. Kirche, zeigt einen zentralen Ring, um den ein gestelzter Achtpaß gelegt ist, um diesen ein Sechzehnpaß (s. Sp. 66). Gestelzten Vielpaß, auf einen glatten Ring gesetzt, weist die F. im S-Turm des Bamberger Doms auf; die des N-Turms ebendort, mit zentralem Vierpaß, wirkt maßwerkartig dünn (um 1220/25; D. von Winterfeld a. a. O. [Sp. 141] Bd. 1 S. 83, S. 315 Abb. 3, S. 337 Abb. 75). Sechsteilig, mit linsenornament-besetzter abgefaster Kante, ist die F. im Chor der ehem. Klosterkirche von Enkenbach gebildet, mit kleinem Vierpaß in den Zwickeln und einem Zickzackband der Laibung; die W-Rose der Kirche ist nur einfach gefast (Kirche wohl um 1220/30 beg., 1253 noch in Bau; E. Hausen a. a. O. [Sp. 69] S. 94 Abb XXV; Kdm. Bayern, Pfalz 9 Abb. 101, 105 und 108).
B. Um M. 13. Jh.-A. 16. Jh.
1. Allgemeines
Etwa seit M. 13. Jh. oder wenig später wurde das in Frankreich entwickelte und dort bereits zur Unterteilung der Lichte von F. verwendete Maßwerk im dt. Sprachgebiet übernommen; man verwendete entweder in Frankreich bereits ausgebildete Teilungssysteme oder man baute bald mehr, bald weniger unabhängig von französischen Vorbildern aus Maßwerkfiguren zusammengefügte Figurationen in die F. ein. Bei den auf beide Arten zustande gekommenen F. dominierten bald die nach bislang in Deutschland üblichen Formen gebildeten; deren Zahl ging stark zurück, vor allem nach 1300. Manche der alten Formen kamen zeitweise völlig aus dem Gebrauch, und erst im 15. und A. 16. Jh. griff man gelegentlich wieder auf sie zurück.
Charakteristisches Beispiel für das Aufgreifen solcher alter Formen ist die Blendrose am S-Giebel der Nikolaikirche in Wismar, nach 1435, mit Kleeblattbogen der Arkaden [16, Taf. 22 Fig. 307].
Die häufigsten Teilungssysteme mit neuen Figurationen sind:
1) Unterteilung der Lichte durch Lanzettfelder, die wiederum unterteilt sein und ein Couronnement aus Maßwerkfiguren haben können (Lanzett-F.; s. Abschnitte 2 und 3); 2) Figurationen aus Maßwerkfiguren – Pässen, Drei- oder Vierbogen, Vielblättern, Schneußen und dgl. – in konzentrischer Anordnung (Abschnitt 4); 3) Vielpässe mit Paßfeldern, die durch Maßwerkfiguren oder -figurationen besetzt sind (Abschnitt 8).
Kombinationen der Teilungssysteme sind, wie auch in Frankreich, nicht selten. Insbesondere sektorenweises Alternieren oder konzentrische Anordnung zweier Systeme kommt häufig vor (Abschnitte 5 und 6).
Bei den auf herkömmliche Art gebildeten F. ist in der Regel der Anteil des Steinwerks zugunsten maßwerknaher Dünngliedrigkeit gemindert, oder es sind die bis dahin üblichen Detailformen durch Maßwerkfiguren ersetzt (Abschnitte 7 und 9).
Bei Blendrosen im Backsteingebiet N-, Mittel- und O-Deutschlands ist die Maßwerkfiguration häufig aus nur leicht bis überhaupt nicht profilierten Formsteinen vor einer hellen Tünch- oder Putzschicht als Fond ausgebildet; die Formsteine sind im geforderten Umriß abgestochene, oft dunkel glasierte Backsteine. Eine Unterscheidung, was Rahmen und was Füllform ist, ist oft nicht möglich; die am Hausteinbau geläufige, nach den Formen differenzierende Profilierung des Steins zur Gliederung der Figuration entfiel.
2. Lanzett-F.
Bei der Grundform der Lanzett-F. stehen die Lanzetten radial, d. h. die Schenkel der Lanzettfelder divergieren von der Mitte aus. Diese Mitte nimmt meist ein Okulus (mit oder ohne Paß) ein. Die vielfachen Möglichkeiten, die das Maßwerk für Differenzierungen bietet, sind besonders bei F. großen Durchmessers weidlich genutzt: alte und junge Pfosten, übergreifende Bogen der Lanzetten, zu Figurationen zusammengestellte Maßwerkfiguren, nicht nur im Couronnement.
a. F., auf deren Lanzetten das vollentwickelte Maßwerk mit Unterteilung durch Lanzetten zweiter Ordnung (hierzu s. Sp. 102) und mit Couronnement übertragen ist, die aber keine zusätzlichen Maßwerkfiguren zeigen, sind ausgesprochen selten.
Bei der nach 1305 der W-Fassade eingefügten F. des Doms in Osnabrück sind die Lanzetten zweizonig unterteilt: innen stehen Einzellanzetten, außen sind sie paarweise angeordnet, das Couronnement ist ein Okulus (Pfostenwerk nach 1856 ausgewechselt; Abb. 33; Kdm. Hannover 4,1-2, S. 21, Fig. 22-24). An der Marienkirche in Prenzlau, 1325-1340, sind die Lanzetten der F. in der Mittelachse des O-Giebels durch zwei genaste Lanzetten unterteilt, als Couronnement fungiert ein genaster Vierbogen ([7] Bd. 2 Bl. 96; [31] Abb. 64). – Falls die zwölfteilige Blendrose im W-Giebel des Turms der Johanniskirche in Lüneburg von 1833 eine getreue Wiederholung der ursprünglichen, nach 1406 entstandenen sein sollte, wäre die Form noch im frühen 15. Jh. belegt [Joachim Matthaei, L., Mchn. und Bln. 21965, S. 30, Abb. 46; laut Kdm. Hannover 3,2-3, S. 86, „von einer wenig geschickten Wiederherstellung“).
b. Bei Kirchen mit hochentwickeltem Steinwerk sind die F. oft dadurch bereichert, daß – nach franz. Vorgang (s. Sp. 100ff.) – in die Zwickel zwischen den Maßwerk-Lanzetten und der Laibung Maßwerkfiguren eingefügt sind. So ausgeformte F. kommen vor allem in der 2. H. 13. und 1. H. 14. Jh. vor.
Die wohl bekanntesten Beispiele sind die F. der 1277 beg. W-Fassade des Straßburger Münsters: die über dem Hauptportal mit dem vorgeblendeten freistehenden Maßwerk und die Blendrose im Inneren als Dekor der Rücklage des Hauptportal-Tymponons. Bei der vielleicht etwas älteren Blendrose sind die um einen mit einem Sechspaß besetzten Okulus angeordneten zwölf Lanzetten durch kräftiges Profil und Kapitelle betont, die Unterteilungen dagegen als glattes Stabwerk gebildet, mit genasten Spitzbogen und einem gerahmten Vierpaß als Couronnement; als Zwickelfüllung dienen von der Laibung ausgehende Spitzbogen mit Dreiblatt. Einbeschrieben ist die Blendrose einem quadratischen Profilrahmen, und die Zwickel zwischen ihm und der F. sind durch Maßwerkfiguren besetzt (gerahmter Sechspaß, zwei gerahmte Dreipässe, verzogenes Dreiblatt in den Restabschnitten). – Die in der Zeichnung der Blendrose nah verwandte sechzehnteilige F. der Fassade entspricht in der Zweischichtigkeit deren Aufbau: die F., mit Fünfpässen als Couronnement, stärker differenziertem Querschnitt des Stabwerks und stark gegliederter Laibung sitzt in der zurückliegenden Mauer; der ihr vorgelegte freie Maßwerkschleier ist gebildet als die Laibung der Rose begleitender Steinring in einem quadratischen Steinrahmen und mit Zwickelfüllungen, die denen der Blendrose ähneln, aber im einzelnen reicher ausgebildet sind; der Steinring trägt nach innen gerichtete große, genaste Spitzbogen mit Blattenden, in den Zwickeln sitzen dazu gegenläufige kleine (La cath. de Strasbourg, Strbg. 1957, Taf. 32 Abb. 37, Taf. 37 Abb. 44; La cath. de Strasbourg, Strbg. 1973, Abb. S. 180 [Vermessung] und 182 [Innenansicht der Fassaden-F.]).
Die F. im W-Turm der Nikolauskirche in Freiburg i. Ue., 3. V. 14. Jh., folgt in der Zweischichtigkeit der Straßburger Fassaden-F.; doch sitzt der äußere Steinring in einer geschlossenen Mauer und in den Zwickeln gibt es nur Kleeblattbogen; in ihrer Gestalt gleicht die F. weitgehend der Straßburger Blendrose (Kdm. Schweiz 36, Kt. Fribourg 2 S. 45 Abb. 30).
Die fünfteilige Giebel-F. der Huttenkapelle an der ehem. Klosterkirche in Schlüchtern, Hessen, M. 14. Jh., folgt in der Disposition der Füllung der Straßburger Fassadenrose, zeigt aber bei einfacher Gestaltung z.T. andere Maßwerkfiguren: als Couronnement der Lanzetten einen Vierbogen mit Vierblatt, als Mittelfigur der F. einen Fünfpaß (Wilh. Praesent, Ein Gang durch das Kloster Sch., Schlüchtern 1951, Abb. S. 7).
An der Severikirche in Erfurt sind die acht Lanzetten der F. im O-Joch der Langhaus-Nordseite zweizonig unterteilt: über einer einfachen, genasten Lanzette sitzt ein genastes Lanzettenpaar, das Couronnement bildet ein freier Dreipaß; das gesamte Maßwerk hat einheitliches Profil (um 1278 - 1. Dr. 14. Jh.; Abb. 34).
In den Zwickeln zwischen Lanzettbogen und F.laibung können anstelle der Spitzbogen Pässe eingefügt sein. Beispiele sind die in der Franziskanerkirche Luzern an die Triumphbogenwand gemalte sechsteilige F. mit gerahmten Sechspässen, gleich denen des Couronnements in den Lanzetten (2. H. 13. Jh.; Kdm. Schweiz 30, Luzern 2 S. 242 Abb. 183), und die achtteilige F. im S-Querhaus der ehem. Stiftskirche St. Peter und Paul in Weißenburg i. E., E. 13. Jh., mit gerahmten Dreipässen ([6] S. 97 Fig. 9; [27] Lfg. 5f. Taf. 44, A); bei der sechsteiligen F. in der S-Wand des Chorwestjochs der ehem. Zisterzienserkirche (Kösen-)Schulpforta – mit freien Dreipässen und reduziertem Maßwerk der Lanzetten (Kleeblattbogen und Herzform) – sitzt im Zentrum ein sechszackiger Stern (zw. 1251 und 1268; M. Leidich, [37] Bd. 47, 1897, Sp. 477 Abb. 14, Atlas Taf. 39; Kdm. Prov. Sachsen 26, S. 71 Fig. 39). Bei der vierzehnteiligen F. am N-Querhaus der Blasiuskirche in Mühlhausen, Thür., um 1300, sind die Lanzetten durch die Einfügung von Kleeblattbogen zweizonig untergliedert, die obere Zone durch ein Lanzettenpaar und einen freien Dreipaß als Couronnement unterteilt: in den Zwickeln zur F.laibung sind Vierpässe von Okulen umschlossen (Ernst Badstübner, Die Blasiuskirche zu M., Bln. 1961 [Das chr. Dkm., 56], Abb. S. 18). Bei beiden fünfteiligen F. an der S-Seite der Widenkirche in Weida/Thür., M. 14. Jh., ist das Maßwerk reduziert: die östl. der F. hat freie Dreipässe in den Zwickeln, ebenso in den Lanzetten, die auf einem freien Fünfpaß sitzen; die westl. F. hat in den Zwickeln dreiblattgefüllte Dreibogen, die Lanzetten enthalten einen Dreibogen als Couronnement über einem Kleeblattbogen (Rud. Herrmann, Weidaer Kirchengesch. 1150-1550, Weida 1934 [Gesch. der Stadt W. in Einzeldarst., 1. Bd., H. 5], Taf. nach S. 40; Bildhdb. Dtld., Thür. Abb. S. 326). Die sechsteilige F. der W-Fassade der Pfarrkirche von Abstall (Apače), Slowenien, 1517-1538, hat als Couronnement der Lanzetten gerahmte Dreipässe, in den Zwickeln gerahmte Vierpässe (Ivan Komelj, Gotska arhitektura, Laibach 1969, Taf. 78, Abb. S. LXXV).
Die bei Buchowiecki, Got. Kirchen, S. 73 als ma. aufgeführte F. an der Taufkap. der Katharinenkirche von Freystadt, O.Ö., mit einer von kurvierten Lanzetten begleiteten Folge ineinander verschränkter Dreiergruppen von Lanzetten stammt erst von der Restaurierung 1876-1877.
c. Bei sehr kurz ausgebildeten Lanzetten setzte man in die Zwickel zwischen ihnen und der F.laibung Paare von Spitzbogen: F. der Langhaus-Nordseite der ev. Marienkirche in Herford, vor 1325 (Kdm. Westf. (24), Abb. S. 40, Taf. 33,2). Häufiger kommen Paare von Spitzbogen in den Zwickeln vor bei Lanzett-F. mit Kiel-(Eselsrücken-)bogen, wobei man deren Profil für die jeweils außen liegenden Spitzbogensegmente benutzte und so ein einheitliches Maßwerknetz schuf.
Bei den südwestdt. Beispielen ist das Maßwerk der Lanzetten reduziert: sechs genaste Lanzetten hat die F. in der Chor-Ostwand der Kilianskap. des ehem. Zisterzienserklosters Schöntal, um 1310/20 (Kdm. Kgr. Württ., Taf.bd. Jagstkreis, Ergänzungen, Taf. 68; Kdm. Württ., ehem. OA Künzelsau, Abb. 344), ebenso die unverglaste F. über der „Höllenstiege“ im Kreuzgang des ehem. Zisterzienserklosters Maulbronn, 1. V. 14. Jh. (Kloster M. in Württ., Stg. 1890-1891, Bl. (21)) und die um dieselbe Zeit am Konstanzer Domkreuzgang als Oberfenster eingesetzte F. im O-Joch des S-Flügels (Kdm. Südbaden 1, S. 224 Abb. 226; das Maßwerk dieser Fenster wird mit zisterziensischer Architektur, insbesondere mit Salem, zusammengebracht: Peter Kurmann, Zur Grabfigur des hl. Konrad..., Freiburger Diöz.-Archiv 95, 1975, S. 321ff., bes. S. 336-342).
Zweireihige Unterteilung der Lanzetten bietet die F. im Langhaus-Westjoch der Wiener Minoritenkirche, 2. Dr. 14. Jh.: die innere Reihe besteht aus einfachen Lanzetten, die äußere aus Paaren; anstelle eines Couronnements sind überall Nasen verwendet (Abb. 41; [32] 5, 1961, S. 150 Fig. 7).
d. Durch das Ineinander zweier gegeneinander um eine halbe Phase versetzter Lanzettfolgen entsteht in der Zone der sich überschneidenden Bogen ein zusätzlicher Kranz von Feldern, die Maßwerkfiguren enthalten oder genast sind. Bei Kielbogen-Lanzetten sind die Felder Bogenrauten mit konkaven Seiten.
Die F. der W-Fassade der ehem. Zisterzienserkirche Ebrach, geweiht 1285, und die des W-Baus von Mariä Himmelfahrt in Rufach, Oberelsaß, 1. H. 14. Jh., sind formidentisch: zwanzigteilig, mit zentralem Okulus (in Ebrach mit Zehnpaß), kielbogig, in den Bogenrauten gerahmten Vierpässen, in den spitzbogigen Feldern entlang der Laibung Kleeblattbogen; beide Rosen sind durch eine quadratische Rahmung von der Wandfläche abgesetzt, die Zwickel zwischen Rahmung und F.laibung durch Vielpässe belebt. Der Einfügung in das Mauerwerk nach bestehen wesentliche Unterschiede: in Ebrach ist die F. an die Außenfläche der Mauer vorgezogen, die Pässe in den Zwickeln sind der Wand vorgeblendet; ein im Durchmesser der F. gleicher, profilierter Steinring mit einer aus Bogen gebildeten „Borte“ schließt mit der Innenfläche der Wand bündig, die Zwischenzone ist ungegliedert. In Rufach dagegen sitzt die F. an der Innenseite der Mauer, die Laibung ist an der Außenseite sehr tief und bis an einen mit der Außenfläche der Mauer bündig liegenden Steinring vom Durchmesser der F. geführt; die unteren Zwickel zwischen Rahmen und Steinkreis sind durchbrochen, ihr Maßwerk freigestellt; entsprechend sind die Mauerzwickel unter der F. durchbrochen und verglast (die F. in Ebrach Kopie, das Original im Bayer. Nat.mus. Mchn.: Jos. Wirth, Die Abtei E., Gerolzhofen 1928, Abb. l5 a-c; J. Jäger a. a. O. [Sp. 139] Fig. 45, 47f., 65; [6] S. 99 Fig. 12; Abb. 35; Dieter Graf, Die Baugesch. der Marienkirche zu R., Frbg. 1964 [Diss.druck], Abb. 7f., 10, 12, 16, 21, 85, 92).
Die F. im sog. Zweiturmriß zur Regensburger Domfassade (Bisch. Zentralarchiv Regensburg), um 1380/85 (?), ist einem mit Blendmaßwerk dicht belegten Feld eingefügt, dabei die tiefe F.laibung (drei mit Ranken belegte breite Kehlungen) von Blendmaßwerk überschnitten. Bei der F. selbst ist die phasenverschobene Überlagerung zweier zwölfteiliger Lanzettkränze auf den äußeren Abschnitt beschränkt, das Zentrum der F. bildet ein Kranz aus zwölf einfachen, genasten Lanzetten um den mit Dreischneuß besetzten Okulus; in den durch die Bogenüberschneidungen im äußeren Kranz gebildeten Bogenrauten sitzen gerahmte Dreipässe, die spitzbogigen Restfelder der Lanzetten sind genast (Abb. 47). – Bei der F. zwischen und über den Fenstern der Gerbern-Kap. an der Langhaus-Nordseite des Berner Münsters, um 1471, sind eine dreiteilige, rundbogig schließende und eine ebensolche kielbogig schließende Lanzett-Figuration ineinander verschränkt (Kdm. Schweiz 44, Bern 4 S. 96 Abb. 75). – Die Figuration der F. über dem Portal des W-Turms der ev. Kirche in Londorf, 2. H. 13. Jh. (auch die F. aus dieser Zeit ?) ist gebildet aus sechs sich nahe dem Okulus schneidenden Lanzettbogen (Kdm. Hessen, Krs. Gießen 1 Abb. 311).
e. Ungeteilte genaste Spitzbogen-Lanzetten in F. sind – gleich den genasten Lanzett-Fenstern – auf Grund des Querschnitts als reduzierte Maßwerk-Lanzetten anzusehen (vgl. RDK VII 1299), F., in denen sie vorkommen, daher als Lanzett-F.
Als solche sind die beiden zehnteiligen F. der W-Fassade der Stadtpfarrkirche in Münsterberg, um 1275, nach Bruchstücken rekonstruiert worden (Hans Lutsch, Schlesiens Kdm., Breslau 1903, 1. Mappe Taf. 11,2 [Ndr. Mannheim 1979, Textbd. Abb. S. 376]); sie stimmen überein sowohl mit der durchbrochenen Wimpergrose über dem W-Portal der im letzten Drittel des 13. Jh. erbauten Dreifaltigkeitskirche in Trier (Kdm. Rheinprov. 13,3 Abb. 14) als auch mit der ungefähr gleichzeitigen F. im Tympanon des „Brautportals“ der Marienkirche in Reutlingen (Die M. in R., Stg. 1903, Taf. 10 und 15; Foto Marburg Nr. 77065), auch mit den F. des 14. Jh. im westl. Chorjoch der Pfarrkirche von St. Leonhard i. L., Ktn. (zentraler Steinring mit Vierpaß; [36] 8, 1863, Taf. 10 A und B; Österr. K.top., Bd. 1, Hzgt. Ktn., Wien 1889, S. 168 Fig. 175; die bei Buchowiecki, Got. Kirchen, S. 74 genannten F. im westl. Chorjoch der Stadtpfarrkirche Wels, O.Ö., sind von 1888; frdl. Auskunft Kurt Hoher, Wels). Eine der F. im südl. Querhausgiebel der Stadtpfarrkirche St. Matthäus in Murau, Stm., um 1311, ist achtteilig; ihr zentraler Steinring enthält einen Sechspaß aus Kleeblattbogen (unpräzise Abb.: Der Kirchenschmuck Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.] 3, 1872, Nr. 10, Beilage, Fig. 7 links). Einen solchen mit Vierpaß zeigen die sechzehnteiligen F. der westl. Choremporen vom Basler Münster, zw. 1356 und 1363 (Abb. 45 untere F.) und zeigt die achtteilige F. über der Sternbergschen Kap. an der ehem. Klosterkirche Wittingau, vor 1380 (Kdm. Böhmen 10, S. 79 Fig. 100). In einem der oberen Turmgeschosse von St. Martini in Halberstadt ist eine sechsteilige F. mit zentralem Sechspaß in den Stein geritzt (14. Jh.; [35] 16, 1914, S. 111 Abb. 7). Ein spätes Beispiel ist die F. der W-Fassade der Pfarrkirche St. Michael in Brixen, 1503 geweiht (mit Okulus; Weingartner, S-Tirol Bd. 61, Abb. 3 und 47).
Bei der zwölfteiligen F. der Fassade der Bozener Dominikanerkirche sind die Zwickel mit Dreiblättern besetzt, dem zentralen Steinring ist ein Sechspaß eingefügt (l.H. 14. Jh.; Abb. 36).
Aus zwei Reihen von genasten Lanzetten war – nach bildlichen Wiedergaben aus dem 17. Jh. zu schließen – die F. der W-Fassade von St. Marien in Utrecht gebildet; die Schenkel der Lanzetten in der äußeren Reihe saßen an den Scheiteln der innen stehenden Lanzetten (Weihe 1421; Kubach-Verbeek Bd. 3 Taf. 557,1 und 3 sowie Taf. 559,3).
Die Figuration der F. in der Chorwand von St. Margarethen in Ilanz, 1518, aus vier zur Mitte gewandten, genasten Spitzbogen kann als reduzierte Lanzett-F. interpretiert werden (Kdm. Schweiz 13, Graubünden 4 Abb. 60).
3. Form der Maßwerklanzetten abgewandelt
Die Form der Maßwerklanzetten kann abgewandelt sein durch Ersetzen des Spitzbogens (a) oder durch nicht-radiale Führung der Lanzettschenkel (b, c).
a. F. mit anderem als spitzbogigem Abschluß der Lanzetten bieten nahezu die gleiche Amplitude an Ausgestaltungen wie F. mit spitzbogigen Lanzetten. Im Unterschied zur Arkaden-F. ist das profilierte Stabwerk als einheitliches Maßwerknetz ausgebildet.
Mit Kleeblattbogen schließen die Lanzetten der siebenteiligen F. in der Chor-Ostwand der ehem. Zisterzienserkirche Magerau bei Freiburg i. Ue., um 1260-um 1284 (im Zentrum ein gerahmter Siebenpaß; Kdm. Schweiz 36, Kt. Fribourg 2 Abb. 350 und 353; ASAK N. F. 8, 1906, Taf. 21); die formgleiche, jedoch achtteilige F. der W-Fassade der ehem. Zisterzienserkirche Hauterive aus der Zeit der Restaurierung 1903-1913 gilt als zuverlässige Erneuerung der alten F. (so Catherine Waeber-Antigio, H., Freiburg i. Ue. 1976, S. 109, Abb. 68f. und 81). Zugespitzt sind die Kleeblattbogen der Lanzetten sowohl der F. im Kapitelsaal des ehem. Klosters Hohenfurt, 1259, als der F. im N-Turm von St. Andreas in Weißenburg, Mfr., um 1327 (die Schenkel der Lanzetten sitzen bei beiden F. auf den Bogenscheiteln eines freien Achtpasses; Taf. III, 1 a und b; Kdm. Böhmen 42, S. 183f., Abb. 180f.; Kdm. Bayern, Mfr. 5 S. 27 Abb. 13), außerdem langgestreckt sind die Lanzetten der gemalten sechzehnteiligen F. der ehem. Klosterkirche Pfullingen, wohl 2. H. 13. Jh. (Kdm. Kgr. Württ., Taf.bd. Jagst- und Donaukrs., Taf. 21); die ähnlich gezeichnete F. der W-Fassade der alten Kreuzkirche in Dresden, 1492-1499, in den Kdm. Kgr. Sachsen 21-23, S. 14 Fig. 8, ist lt. frdl. Mitt. von Fritz Löffler, Dresden, wohl eine Erfindung Cornelius Gurlitts; die F. über dem nördl. Seitenportal der Klosterkirche Neuruppin stammt von der Restaurierung 1836-1841 (Kdm. Brandenburg 1,3 S. 302 und 304, Abb. 273).
Bei den sechzehnteiligen Blend-F. in den kleinen Blenden im dritten Geschoß des W-Turms der Pfarrkirche von Greifenberg in Pommern, 15. Jh., sind die genasten Lanzetten um den zentralen Achtpaß zentrifugal angeordnet (schwarzglasierte Formsteine; [20] S. 18, Taf. 8). – Zu F. mit Kleeblattbogen und Kranz aus Maßwerkfiguren s. Sp. 169ff.
Als Beispiel für F. mit rundbogigem Abschluß der „Lanzetten“ sei die fünfteilige, unverglaste F. in der Kreuzgang-Nordwand an der „Höllenstiege“ des Klosters Maulbronn genannt (1. V. 14. Jh. [?]; alle Lanzetten enthalten zwei einschwingende Segmentbogen mit Lilienendigung, alle Bogenabschnitte und Zwickel sind genast (Abb. 37). Bei der F. der W-Fassade der 1355 geweihten Wallfahrtskirche Straßengel, Stm., sind die vier rundbogigen „Lanzetten“ um den mit einem Vierpaß besetzten zentralen Okulus in genaste Lanzettenpaare und Couronnement unterteilt (Vierbogen mit einem Vierblatt); in den Zwickeln zwischen Kreisbogen und F.laibung sitzt je ein gerahmter Dreipaß zwischen Dreibogen [36, 3, 1859, S. 122 Fig. 10]. Die F. der W-Fassade der Pfarrkirche St. Nikolaus in Zetschwitz, um 1409-1412, zeigt Binnenteilung und einen freien Dreipaß als Couronnement der Lanzetten (Bernh. Gruber, Die K. des MA in Böhmen, 4. Teil, Wien 1879, Fig. 68f.; Václav Mencl, Česka architektura doby lucemburské, Prag 1948, Taf.abb. 146). Die achtteilige F. in der N-Wand des Presbyteriums des Doms in Chur, viell. A. 14. Jh., hat durch einen Kleeblattbogen ausgesetzte rundbogige „Lanzetten“, der Okulus im Zentrum umschließt einen Vierpaß (Kdm. Schweiz 20, Graubünden 7 S. 52, Abb. 40); bei der Blendrose – mit Kleeblattbogen – im S-Giebel des Langhaus-Ostjochs der Alexanderkirche in Einbeck, 1. Dr. 15. Jh., sitzt ein Achtpaß im zentralen Okulus (Klaus-Günther Ziegahn, Die Baugesch. der Stiftsk. St. A. in E., Einbeck 1963 [Stud. zur Einbecker Gesch., 1], Abb. 3); mit Kleeblattbogen ausgesetzt ist auch die F. zwischen und über den beiden Lanzettfenstern der Erlach-Ligerz-Kap. am Berner Münster um 1460/65 (im Zentrum ein freier Achtpaß; Kdm. Schweiz 44, Bern 4 S. 97 Abb. 76), ferner eine der unverglasten Maßwerkrosen am Brunnenhaus des ehem. Zisterzienserklosters Bebenhausen (Bauzeit des Kreuzgangs, um 1471-1496; Kdm. Kgr. Württ., Schwarzwaldkrs., OA Tübingen Abb. 146) sowie die F. an der Pfarrkirche von Tüffer (Laško), Slowenien (im zentralen Steinring ein Vierpaß; [36] 11, 1866, S. LXVI Fig. 6).
b. Wollte man – was selten erstrebt wurde – bei den Lanzetten die Parallelität der Schenkel wahren, so suchte man ganz unterschiedliche, ja individuelle Lösungen. Bei einer größeren Anzahl von F. stehen die Lanzetten radial, ihre Breite bestimmt das Maß auch des Mittelfeldes (zu F. mit Wechsel von Lanzetten und Maßwerkfiguren s. Sp. 173f.).
Dieses Mittelfeld kann als paßbesetzter Steinring ausgebildet sein, an den die Lanzettschenkel tangential herangeführt sind: fünfteilige F. der W-Fassade der ehem. Augustinerkirche in Landau, Pfalz, 1405-1413, mit unterteilten Lanzetten und genasten Spitzbogen in den Zwickeln (Abb. 49; Bildhdb. Dtld., Rheinl.-Pfalz, Saarland Abb. S. 132). Die Schenkel der einander gegenüberliegenden Lanzetten miteinander verschmolzen, unter Verzicht auf einen Okulus im Zentrum, zeigt die sechsteilige F. im S-Querhaus der ehem. Klosterkirche Goldenkron, Böhmen, 14. Jh., in den Zwickeln stehen fünfpaßbesetzte Okulen [36, 18, 1873, S. 99 Fig. 60]. Nur den einen der Schenkel an den zentralen Okulus geführt, den anderen auf die benachbarte Lanzette aufgesetzt, zeigte die gemalte sechsteilige F. der Dorfkirche in Wald-Drehna Lkrs. Luckau; die Zwickel zwischen den Lanzetten und der mit einem Sechspaß bereicherten Laibung sind mit Lilien gefüllt (spätma., heute nicht mehr vorhanden; [35] 12,1910, S. 122 Abb. 7). Bei der F. der W-Fassade der ehem. Stiftskirche in Kaiserslautern sind die Lanzetten durch Halbkreisbogen vom zentralen Steinring abgerückt; die Zwickel überbrücken mit Kleeblattbogen besetzte Kreisbogen (2. V. 14. Jh. [?]; Kdm. Bayern, Pfalz 9 S. 57 Abb. 9). An der W-Fassade von St. Lorenz in Nürnberg, um 1360, wechseln in der achtteiligen F. nach innen und nach außen gerichtete, unterteilte Lanzetten; im Zentrum sitzt ein aus Okulus und acht flämmchenartig kurvierten Spitzbogen gebildeter Stern, den Zwickeln sind Okulen mit Vierpässen eingefügt und um die F. ein mehrteiliger Rahmen aus Kleeblattbogen, Paßkranz, Wimpergkranz mit Fialen und Rundbogenfries gelegt; dazu kommen oberhalb der Rahmung Zwickelfüllungen mit den Bildern von Sonne und Mond [37. Bd. 68, 1918, Atlas Bl. 16]; das freie Maßwerk des Rahmens 1816 entfernt, 1865 nach Fragmenten rekonstruiert (Georg Stolz, Ver. zur Wiederherstellung der St. Lorenzkirche in Nürnberg, Mitt.bl. N.F. Nr. 17, 1975, S. 8 und 11, Abb. S. 9; Norbert Götz, Um Neugotik und Nürnberger Stil, Nbg. 1981 Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. Forschgn., 23], S. 16f.).
Eine andere Möglichkeit, Parallelität der Lanzettschenkel zu wahren, ist, die Lanzetten exzentrisch anzubringen.
Bei der Wiener Minoritenkirche, 2. Dr. 14. Jh., ist die F. im Obergaden des zweiten Langhausjochs der S-Seite (von W gezählt) mit zwei Kränzen exzentrisch angeordneter Lanzetten bestückt, die im Sechseck umgeführt sind; der innere Kranz besteht aus einfachen Lanzetten, der äußere aus unterteilten mit reichem Couronnement; die Zwickel enthalten je einen Okulus mit Vierpaß und ein kurvig geführtes Lanzettenpaar (Abb. 41). – Bei der F. an der Wallfahrtskirche Maria Schnee in Obermauern, O-Tirol, um 1431-1456, bestimmt eine aus drei nach innen gewandten, einfachen, genasten Lanzetten (deren jeweils rechter Schenkel auf einem Kreisradius liegt) gebildete Figuration die Binnenzeichnung; die Zwickel sind mit gegenläufig angeordneten formgleichen Lanzetten belegt [36, 2, 1857, S. 177 Fig. 1].
c. Gelegentlich sind die Schenkel der Lanzetten kurviert geführt.
Bei gleichgerichteter Kurvierung ergibt sich Sichelform der Lanzetten: auf das Axfeld folgende F. der Chorempore im Basler Münster, 1356-1363 (Abb. 45, mittlere F.); Blend-F. am Rathaus von Königsberg/Neumark, 2. H. 15. Jh., mit unterteilten Lanzetten, zentralem Okulus mit Fünfpaß, in den Zwickeln Vierpässe, Restabschnitte der Zwickel genast (Kdm. Brandenburg 7,1 Abb. 76f. und 81). – Bei der F. von 1397 des Rittersaals im Binnenhof in Haag waren von der Laibung ausgehend acht sichelförmige, genaste Lanzetten um einen zentralen, gerahmten Vierpaß angeordnet (F. bei den Umbauten 1860 und 1903 verändert; [35] 6,1904, S. 119 Abb. 9); bei der F. der 1489 gestifteten ehem. Annakapelle (Spulerschen Kap.) an der ehem. Propsteikirche Neuhaus (Jindřicho-Hradec), S-Böhmen, sind es vier sichelförmige, genaste Lanzetten um den mittleren Steinring (Kdm. ČSR 14, S. 226 Abb. 165). Sechs Lanzetten hat eine der Seitenschiff-F. der ev. Stadtkirche in Wimpfen (3. Dr. 15. Jh.; frdl. Hinweis Fritz Arens, Mainz; Abb. 54 d), vier Lanzetten die F. der W-Fassade des sog. Doms in Marburg a. d. Drau (Maribor), nach 1512 (I. Komelj a. a. O. [Sp. 147] Taf. 11 links).
Vielleicht erst von etwa 1400 an kam es zu Abwandlungen und Bereicherungen. So sind bei der F. über dem Portal der N-Seite des 1380 unter Martin Schiche von Augsburg beg., 1420 voll. Pfarrkirchenchors in Bozen die Dreiblätter im Couronnement der von der Laibung ausgehenden sechs Lanzetten durch einen Segmentbogen vom Laib der Lanzetten abgetrennt und alle Bogenabschnitte genast [8, Fig. 464]. Die F. über dem W-Portal der Fürstenkap. am Meißner Dom zeigt im Zentrum einen gerahmten Vierpaß, um den vier genaste Lanzetten sichelförmig geführt sind; auf dem Rücken jeder dieser Lanzetten sitzt ein von zwei kurvierten Lanzetten begleiteter Zweischneuß (Bauzeit der Kapelle 2. V. 15. Jh., die F. möglicherweise später; Kdm. Kgr. Sachsen 40, Fig. 139 und 142). Die F. der W-Fassade am um 1469-1496 umgebauten Breisacher Münster ist in eine quadratische Rahmung gesetzt, die Zwickel zwischen ihr und der F. sind durchbrochen und genast; die fünf rundbogigen „Lanzetten“ gehen von der Laibung der F. aus und sind um ein Fünfblatt im Zentrum geführt (Jos. Sauer, Der Freskenzyklus im Münster zu B., Frbg. 1934, Abb. S. 19). Bei einer der Seitenschiff-F. im W-Joch der ev. Stadtkirche Wimpfen gehen die sechs genasten Lanzetten von der F.laibung aus (ihr äußerer Schenkel ist mit jeweils einem Abschnitt der Laibung identisch); als „Mittelfigur“ bleibt ein bogig gezacktes Feld, das mit einem Sechsblatt besetzt ist. Eine andere dieser F. zeigt genaste Lanzettenpaare, das innere mit Spitz-, das äußere mit Rundbogen (3. Dr. 15. Jh.; Abb. 54 b und c). Die F. der 1521 voll. Pfarrkirche von Villanders, S-Tirol, wohl von Benedikt Weibhauser, zeigt die Lanzetten paarweise um einen Dreibogen im Zentrum angeordnet; in den Zwickeln sitzen Dreibogen, und alle Maßwerkfiguren sind genast [36, N.F. 26, 1900, S. 192 Fig. 1].
Bei gegenläufiger Führung der Lanzett-Schenkel entsteht eine Tropfenform: achtteilige F. ander W-Fassade von St. Theobald in Thann, Oberelsaß, zw. 1468 und 1498 (mit Kreisbogenschluß der „Lanzetten“; Abb. 53). Die sechsteilige F. im westl. Chorjoch der kath. Pfarrkirche St. Johannis in Kitzingen, Ufr., zeigt abwechselnd auf die Laibung und auf die Mitte der F. ausgerichtete, genaste Lanzetten, wobei die Schenkel der nach außen gerichteten Lanzetten zugleich der Spitzbogen der nach innen gerichteten sind; die Zwickel zwischen Lanzetten und Laibung sind als halbe Lanzetten entlang der Laibung ausgebildet (2. H. 15. Jh.; [37] 59, 1909, Taf. 56 Abb. 1). Bei der sechsteiligen Blendrose im Portaltympanon der Schloßkapelle von Ziesar, geweiht 1470, sind sowohl die nach innen wie die nach außen gerichteten Lanzetten mit einer Fischblase mit abgeschnürtem Kopf gefüllt ([7] Bd. 2 Bl. 79, IV und VII [Proportionen verzeichnet!]; Kdm. Prov. Sachsen 21, Abb. 78; Kdm. DDR, Bez. Potsdam Abb. S. 55).
4. Figurationen aus Vielpässen, -bogen, -blättern, Schneußen usw.
Bei den Figurationen aus Vielpässen, Vielbogen, Vielblättern, Schneußen usw. gibt es zwei Grundarten des Anordnens: entweder sitzt im Zentrum der F. eine Maßwerkfigur, die den Figuren des Kranzes (meist) entspricht oder aber das Mittelfeld ist die von den Figuren des Kranzes ausgegrenzte Restfläche. Bei der Verwendung von Dreibogen kann das Mittelfeld gänzlich entfallen (s. Abschnitt e).
a. Vielpässe, die um eine Maßwerkfigur im Zentrum angeordnet sind, gibt es bei F. sowohl in Hau- und Bruchstein- als auch in Backsteingebieten bis um die M. 14. Jh. recht häufig, vereinzelt auch noch später. Die Pässe können frei stehen oder von Rahmenprofilen eingefaßt sein. Im einzelnen sind die F. recht unterschiedlich gestaltet; F. mit identischer Füllung der Lichte sind eine ausgemachte Seltenheit.
Freie Pässe: Die Sechszahl bestimmt die Zeichnung und die Teilung der freistehenden F. im NO-Portaltympanon und der großen Rosen im O-Giebel der 1298 geweihten Stadtkirche St. Marien in Neubrandenburg (Kdm. Mecklenburg-Strelitz 1,3 Amtsgerichtsbez. Neubrandenburg Abb. S. 29; [16] Taf. 30 a Fig. 344 a), der F. im O-Giebel der Jakobikirche in der Neustadt Thorn (wohl 1. V. 14. Jh.; [13] Taf. 19,3; Ernst Gall, Danzig und das Land an der Weichsel, Mchn. und Bln. 1953, Abb. 80), der F. an der N-Seite der ev. Pfarrkirche Lünen, 1360-1366 [Kdm. Westf. (3), Taf. 25,2), und noch der Blendrosen am Turm der Pfarrkirche Güstrow, 1503-1508 ([13] Taf. 24,8; vgl. Kdm. Mecklenburg-Schwerin 4, Abb. S. 230). Am sog. Kornhaus des ehem. Zisterzienserklosters Georgenthal, spätes 13. Jh. (?), sind zusätzliche Stege zwischen F.laibung und den diese tangierenden Sechspässen eingefügt (Taf. III, 2; Kdm. Thüringen 6 Abb. S. 37).
Einen Achtpaß, von acht kleineren Achtpässen umringt, weisen die Blendrosen der Chorstrebepfeiler an der Marienkirche in Stargard auf (Hinr. Brunsberg zugeschr., A. 15. Jh.; [13] Taf. 36,1; Otto Schmitt, Mittelpommern, Bln. 1927, Abb. 33). Bei der Blendrose am Turmgiebel der Marienkirche in Anklam, 2. H. 14. Jh., war die Mittelfigur ein Achtpaß, den acht Dreipässe umgaben (die plattig angelegte Rose aus Stuck 1862 beschädigt und entfernt; ebd. S. 16 Abb. 26).
Dreipässe bestimmen die Zeichnung der F. an der W-Fassade der ehem. Zisterzienserkirche Rauden in Schlesien, nach 1258: sechs sitzen konzentrisch um den zentralen, erheblich größeren (Zygmunt Świechowski, Archit. na Śląsku do połowy XIII wieku, Warschau 1955, Abb. 239 und 218). Einen von sechs Dreipässen umgebenen großen Sechspaß im Zentrum zeigt die F. im S-Querhausgiebel des Magdeburger Doms, wohl A. 14. Jh.; den Zwickeln zwischen den Pässen und der Laibung sind nach außen gerichtete Kleeblattbogen eingefügt, was in der Form Fischblasen nahekommt (Taf. IV,c). Im W-Giebel der ehem. Zisterzienserkirche Haina, E. 14. Jh., sind bei den Blendrosen mit Sechspaß im Zentrum den Zwickeln zwischen den sechs Dreipässen des Kranzes und der Laibung genaste Dreibogen eingefügt [27, Lfg. 7f. Taf.
Ungradzahligkeit bei der Anordnung ist selten: an Pfortenhaus und Klausurportal des ehem. Zisterzienserklosters Chorin, um 1280/1300, bildet ein von fünf Dreipässen umgebener Fünfpaß die Füllung; der nach innen gerichtete Bogen jenes Passes im Kranz ist zugespitzt (Abb. 31; [7] Bd. 2 Bl. 69, IX; Kdm. DDR, Bez. Frankfurt/Oder Abb. S. 144); in den Blendrosen der Querhausgiebel der ehem. Zisterzienserkirche Doberan, nach 1291-1368, sitzen sieben Dreipässe um einen Siebenpaß [16] Taf. 32 Fig. 349; [31] Abb. 21); im O-Giebel der Jakobikirche Einbeck, 2. H. 13. Jh., umgeben sieben Vierpässe den Siebenpaß im Zentrum der F. (Ulfrid Müller, Schöne Kirchen in Nieders., Hann. 1979, Nr. und Bild 31).
Selten kommt als Figur im Zentrum ein einfaches Kreisprofil vor: F. der Prager Altnaisynagoge, um 1290, mit sechs freien Dreipässen als Kranz ([21] Abb. 204,5; Dobroslav Líbal, Gotická archit. v Čechách a na Moravě, Prag 1948, S. 57). Zehn Vierpässe umgeben den etwas verzogenen zentralen Backsteinring in der Blendrose der O-Wand der Dorfkirche von Pinnow (wohl 15. Jh.; Kdm. DDR, Bez. Frankfurt/Oder, Abb. S. 44).
Vereinzelt steht im Zentrum ein Stern. Bei den Blendrosen im Turminnern der erheblich restaurierten Bartholomäuskirche in Demmin, 14. Jh., ist er fünfzackig und die Zacken sind durch Kleeblattbogen miteinander verklammert [20, S. 17 Abb. 24]. Ähnlich ist der fünfstrahlige Drudenfuß der F. im N-Flügel des O-Querhauses am Paderborner Dom durch Kleeblattbogen bereichert; in den Zwickeln zwischen diesen Bogen und der F.laibung sitzen Dreipässe (wohl nach 1340; Kdm. Westf. (7), Taf. 39,2). Bei der F. in der N-Portalachse der ehem. Franziskanerkirche St. Johannis in Brandenburg, 1. H. 15. Jh., umgeben zwei aus Vierpässen gebildete Kränze den sechsstrahligen Stern (Abb. 50).
Gerahmte Pässe: Sechs Sechspässe um den zentralen Sechspaß sitzen in der Lichte der F. im S-Querhaus der Blasiuskirche in Mühlhausen/Thür., um 1300 (E. Badstübner a. a. O. [Sp. 147] Abb. S. 3; Foto Marburg Nr. 85 792 A) und in den Stirnwänden des 1303 geweihten, querhausähnlichen Trakts der ref. Pfarrkirche in Girkhausen Krs. Wittgenstein (Kdm. Westf. (13), Taf. 10,1); sechs Vierpässe umgeben den zentralen Vierpaß in einer der F. vom S-Flügel des Konstanzer Domkreuzgangs, um 1320 (Kdm. Südbaden 1 Abb. 224 und 228), die gemalte F. am O-Giebel der ev. Pfarrkirche Gerdaunen, 4. V. 14. Jh., zeigte sechs gerahmte Vierpässe um einen zentralen Ring (Kdm. Ostpreußen H. 2, S. 99 Fig. 80). Im 15. Jh. hat Hinrich Brunsberg mehrere F. mit gerahmten Pässen gebraucht: an den Wimperg-Rosen im W-Giebel der um 1401 err. Fronleichnamskapelle von St. Katharinen in der Neustadt Brandenburg sechs Vierpässe um einen Sechspaß gleichen Durchmessers ([7] Bd. 1 Bl. 13, VII; [31] Abb. 74); an den Wimpergen des N-Giebels ebendort ist ein zwölfzackiger Stern von zwei Paßkränzen umgeben, einem inneren aus sechs freien Fünfpässen, einem äußeren mit sechs gerahmten Sechspässen, die mit Dreipässen in eiförmiger Rahmung wechseln ([7] Bd. 1 Bl. 13, I und VIII; [31] Abb. 74); am Rathaus in Tangermünde zeigt die Wimpergrose der Mittelbahn im Giebel des H. Brunsberg zugeschriebenen O-Flügels einen gerahmten Achtpaß, umgeben von acht gerahmten Vierpässen als innerem, genasten Vierblättern als äußerem Kranz, dazu kommen in den Zwickeln freie Dreipässe (um 1430; [13] Taf. 25; Kdm. Prov. Sachsen N.F. 3, Taf. 169). – Einen von acht Vierpässen umringten großen, stehenden Vierpaß mit Kreisbogen, die sich überschneiden, zeigt die F. in der Stirnwand des Mittelschiffs der ev. Stadtkirche Wimpfen, von Bernhard Sporer nach 1469 err. (Kdm. Hessen, ehem. Krs. Wimpfen, S. 35 Fig. 17). – Fünf gerahmte Vierpässe umgeben bei der F. im S-Flügel des O-Querhauses am Paderborner Dom, wohl nach 1340, den wesentlich kleineren zentralen Okulus (Abb. 42).
b. Bei F., deren Mitte nicht von einer Maßwerkfigur eingenommen ist, sondern unbesetzt blieb, sind für den Kranz meist freie Vielpässe verwendet.
Bei Dreipässen kann der jeweils auf dem Radius liegende Paß zur Mitte oder nach außen hin gerichtet sein. Ersteres zeigt die F. der am Chor liegenden Trinitatiskapelle der ehem. Zisterzienserkirche (Kösen-)Schulpforta, um 1251-1268 (Kdm. Prov. Sachsen 26, S. 91 Fig. 53), und die F. über dem S-Portal der Nikolaikapelle in Obermarsberg, um 1260/80 (Taf. III, 5 a und b; Kdm. Westf. 45 S. 375), ferner die N-Querhaus-F. von St. Stephan in Mainz, A. 14. Jh. (?; Franz Theodor Klingelschmitt, St. St. zu M., Mainz 1909, S. 11). Inwieweit die aus fünf Dreipässen gebildeten kleinen Rosen im O-Giebel von St. Marien in Neubrandenburg, geweiht 1298, dem ma. Bestand angehören, war nicht zu klären (Ausbesserung und Teilerneuerung des Giebels 1834: Kdm. Mecklenburg-Strelitz 1,3 S. 21; [16] Taf. 30 a Fig. 344 a); die F. im Obergaden der ehem. Stiftskirche Neuenheerse ist von 1888 (Wilh. Jänecke, [37] 72,1922, S. 255ff. bes. S. 261f.).
An Backsteinbauten NO-Deutschlands kommen Blendrosen aus Dreipässen noch bis um 1400 vor (vgl. Abb. 48). F. mit Dreipässen, deren auf dem Radius liegender Paß nach außen gerichtet ist, gibt es an der Langhaus-Südseite der ev. Pfarrkirche in Lünen, 1360-1366 (Kdm. Westf. (3), Taf. 33,4), und über dem N-Portal der Propsteikirche Wedinghausen in Arnsberg, gegen 1300; bei letzterer sitzen an den nach innen zu liegenden Paßbogen Winkelprofile, deren Spitze eine Lilie entsendet (Taf. III, 6; Kdm. Westf. (18), Abb. S. 37).
Am N-Giebel des Rathauses von Frankfurt/ Oder, 14. Jh., ist die Werkstein-F. des Wimpergs durch einen Kranz aus fünf Vierpässen ausgesetzt (Kdm. Brandenburg 6,2 Taf. 21).
c. Das Aussetzen der Lichte allein mit drei Pässen ist die einfachste aus Pässen gebildete Figuration.
Die Pässe können gerahmt sein: Dreipässe bei der F. im Turm der ehem. Benediktinerkirche Ödenburg (Sopron), A. 14. Jh. ([28] 8, 1863, Taf. 13; Károly Heimler, Sopron Belvárosa, Ödenburg 1939, Taf. 24); F. der W-Wand der ev.-luth. Spitalkirche in Rothenburg o. d. T., wohl spätes 14. Jh. (Kdm. Bayern, Mfr. 8 S. 400, Fig. 327). Dreipässe mit nach innen zugespitzt verzogener Rahmung, so daß kein freies Feld im Zentrum bleibt, zeigt die F. der Spitalkirche Mödling, N.Ö., 1453 voll. [32, 10, 1869, S. 179 Fig. 22]. Gerahmte Vierpässe sitzen in den F. der Sockelzone der polygonalen Nebenapsiden von Prenzlaus Marienkirche, 1325-1340 ([19] Taf. 58; [14] Taf. 21 Fig. 299), und in den F. im Obergaden der Stadtpfarrkirche Geislingen, beg. 1424 (Kdm. Kgr. Württ., Donaukrs., OA Geislingen Abb. S. 24). Die Blendrose im W-Giebel der ehem. Zisterzienserkirche Chorin, Weihe 1334, enthält drei Sechspässe (RDK VII 563 Abb. 12).
Freie Dreipässe sitzen in den beiden F. in der W-Wand der Wallfahrtskirche St. Leonhard in Tamsweg, erb. 1430-1433 von Peter Harperger (Kdm. Österr. 22, S. 219 Abb. 265). – Bei der F. der Pfarrkirche St. Martin in Klosterneuburg, N.Ö., sind die Felder zwischen den freien Dreipässen mit Nasen ausgesetzt; die F. von 1895/96 ist als gotische F. erwähnt bei Buchowiecki, Got. Kirchen, S. 74 (freundl. Auskunft Floridas Röhrig, Klosterneuburg; die Kenntnis des Aussehens der F. verdanke ich Hellmut Lorenz, Wien).
d. Bei Vielbogen (auch mit Vielblättern ausgesetzten) als Maßwerkfiguren des Kranzes steht im Zentrum der F. meist eine Maßwerkfigur.
Diese ist bei der F. in der Mittelachse der W-Fassade von Hl. Kreuz in Schwäbisch Gmünd, 1. Dr. 14. Jh., ein Dreipaß mit genasten Bogen; im Kranz wechseln Vierbogen (auf den durch die Pässe der Mittelfigur gehenden Radien) und Dreibogen, beide durch genaste Vier- bzw. Dreiblätter bereichert (RDK VII 567 Abb. 15). Die Giebelrose der W-Fassade der ehem. Franziskanerkirche Königsfelden, um 1310/20, zeigt um einen großen, mit einem Vierpaß ausgesetzten Vierbogen acht kleinere, ebenfalls mit Vierpässen ausgesetzte [Kdm. Schweiz 32, Aargau 3, S. 48, Abb. 43 und 47). In der F. über dem SW-Portal des Hildesheimer Doms, um 1317/1333, umgeben sechs mit Vierblättern ausgesetzte Vierbogen den ziemlich kleinen, mit einem Dreipaß ausgesetzten Steinring im Zentrum (Foto Marburg 619652). Eine der F. im W-Teil des Chores von St. Stephan in Mühlhausen i. E., 2. V. 14. Jh., hatte als Mittelfigur einen gerahmten Dreipaß, den acht mit einer Spitze nach innen gerichtete Dreibogen (mit Dreiblatt) umgaben [6, S. 101 Fig. 17].
Beschränkte man die Figuration der F. auf den aus Vielbogen gebildeten Kranz, so entstand im Zentrum ein „Leerfeld“.
Beispiel ist die F. in der O-Wand des südl. Seitenschiffs in der Frauenkirche in Nürnberg, um 1350-1358, mit fünf vierblattgefüllten Vierbogen, deren freie Bogenabschnitte genast sind (Gerh. Pfeiffer und Wilh. Schwemmer, Gesch. Nürnbergs in Bilddok., Mchn. 1970, Abb. 23). Bei einer Gruppierung von drei Vierbogen schob man in die breiten Zwickel andere Maßwerkfiguren (Dreibogen bei der F. des „Doms“ in Zeitz, wohl 1. H. 15. Jh.; Taf. IV, e). Bildete man den Kranz aus einer größeren Zahl von Dreibogen, so ergab dies für das Zentrum Sternform: Basler Münster, Emporen-F. im Axfeld des Chorumgangs, 1356-1363 (Abb. 45, obere F.; ZAK 3, 1941, Taf. 43 Abb. 4).
Dreibogen hat man häufig in Dreizahl zusammengestellt. Bei der einfachsten F.figuration sind sie so angeordnet, daß ein Bogen parallel zur F.laibung liegt und die freie Spitze jeden Dreibogens in den Mittelpunkt der F. fällt. In der Regel umschließt jeder Dreibogen ein Dreiblatt.
Die relativ großen Zwickel zwischen den Dreibogen und der Laibung können von weiteren Maßwerkfiguren besetzt sein: Dreipässe sind es in der F. der W-Fassade der kath. Pfarrkirche in Frauwüllesheim Krs. Düren, E. 13. Jh. (Kdm. Rheinprov. 9, I Taf. XI); gerahmte Dreipässe haben die F. über dem NW- und dem SO-Portal in das Langhaus des Hildesheimer Doms, um 1317/1333 (Taf. IV,d), und die etwa gleichzeitigen Wimperg-Rosen am „Triangel“ des Erfurter Doms (1860 restauriert; die Dreibogen bereichert durch je zwei Kleeblattbogen und, zur Mitte der F. hin, einen freien Dreipaß: Kdm. Prov. Sachsen N. S. 1,1, Taf. 7, Abb. 52-55; auf einer Zeichnung von M. Hauschild, A. 19. Jh., sind in den Dreibogen drei Dreipässe wiedergegeben: ebd. Abb. 7). Gerahmte Vierpässe zeigt die F. der Nikolaikirche in Bielefeld, 1. H. 14. Jh., und hier sind die Dreibogen durch eine komplizierte Maßwerkfiguration bereichert (Abb. 38). Bei der F. der Alexanderkirche in Marbach am Neckar über dem Portal ins südl. Seitenschiff, Bauzeit ab 1463, sind die Felder der Dreibogen von sich überschneidenden, genasten Segmentbogen besetzt, die Zwickel zwischen den Dreibogen von Kleeblattbogen (Kdm. Kgr. Württ., Taf.bd. Neckarkrs., Taf. (72), 2 b).
Von der M. 14. Jh. an konnten die Zwickel zwischen den Dreibogen auch leer bleiben: Stiftskirche St. Blasius in Braunschweig, F. über dem 1346 dat. Portal der die Grabkapelle St. Lorenz bildenden westl. Joche des S-Seitenschiffs ([9] Bd. 3 Bl. 143; Reinh. Dorn, Ma. Kirchen in B., Hameln 1978, S. 216, Abb. 7); Pfarrkirche in Owen unter Teck, F. im W-Teil des Langhausobergadens, 1385 (Kdm. Kgr. Württ., Donaukrs., OA Kirchheim Abb. 203); ev. Pfarrkirche St. Nikolaus in Alfeld, W-Fassade, Umbau 1486-1488 (Kdm. Hannover 2,6 Abb. 16).
Die F. über den westl. Eingängen in die Vorhalle der Nürnberger Frauenkirche, um 1350-um 1361, stammt von der Restaurierung 1879-1881 durch Aug. Essenwein; zur bildlich überlieferten vorausgegangenen F. s. Sp. 169.
Vier Dreibogen bilden die Figuration der gemalten F. in einer der untersten Blenden am um 1274 begonnenen Turm des Altstädtischen Kauf- und Rathauses in Thorn (C. Steinbrecht, Th. im MA, Bln. 1885 [Ders., Die Bauk. des Dt. Ritterordens in Preußen, 1], Taf. XII).
e. Eine komplizierte Maßwerkfiguration ergab sich durch die Verschränkung zweier gegeneinander versetzter Dreiergruppen von Dreibogen, wobei jeder Dreibogen mit einer Spitze die F.laibung tangiert. Die Fläche der Dreibogen ist infolge der Bogenüberschneidungen in Bogenrauten aufgeteilt, und wo die Felder anderen Umriß haben, sind kurvierte Abschnitte eingeschoben, um auch hier Bogenrauten zu erhalten. Alle Bogenrauten sind durch Vierblätter ausgesetzt; aus den zur Mitte der F. gewandten Seiten der Dreibogen resultiert eine Sternform.
Beispiel für diese Figuration ist die F. im N-Querhausgiebel des Magdeburger Doms, A. 14. Jh. (Taf. IV, b). Die F. in der W-Fassade von St. Nikolaus in Meran, Weihe 1465, hat in den Zwickeln zwischen Dreibogen und F.laibung zusätzlich zwei liegende Fischblasen, und die Bogenabschnitte im Zentrum sind genast ([8] S. 445 Fig. 479; Erich Egg, K. in Tirol, Bd. 1, Innsbruck, Wien und Mchn. 1970, S. 111 Abb. 83).
f. Eine andere Komplizierung der Figuration ergibt sich bei einem Kranz aus sechs Dreibogen, wenn diese so angeordnet sind, daß eine Spitze die F.laibung berührt, die beiden anderen Spitzen die der Nachbarfiguren tangieren. Es entstehen dadurch übergreifende Konkav-Konvex-Kurven, und dem Mittelfeld bleibt viel Platz.
Bei dem Maßwerkokulus im Fenster des zweiten Turmobergeschosses auf dem sog. Riß B des Straßburger Frauenhausmus., 4. V. 13. Jh., sind die Dreiblätter durch einen Dreipaß gefüllt, im Zentrum sitzt ein gerahmter Vierpaß und in den Zwickeln zur F.laibung stehen genaste Spitzbogen (Straßburger Münsterbl. 6, 1912, Taf.anhang; La cath. de Strasbourg, Strbg. 1957, Taf. 35 Abb. 42). Bei der einen der F. im Chor-Westteil von St. Stephan in Mühlhausen i. E., 2. V. 14. Jh., waren die Dreibogen durch Dreiblätter besetzt, auch die Zwickel zwischen ihnen und der F.laibung; das zentrale Feld enthielt ein paßähnliches Sechsblatt [6, S. 100 Fig. 15]. Die Dreibogen der F. im W-Turm der ehem. Stiftskirche St. Florentinus in Niederhaslach, Unterelsaß, ebenfalls 2. V. 14. Jh., sind durch je ein mit Dreipässen gefülltes Dreiblatt besetzt; in die Zwickel zwischen Dreibogen und F.laibung sind gerahmte Vierpässe eingeschoben; der Okulus im Zentrum der F. hat ein wiederum mit
Dreiblättern gefülltes Dreiblatt und in den Zwickeln vierpaßgefüllte kleine Okulen (Abb. 39; [6] S. 100 Fig. 14). Die F. der W-Fassade der Pfarrkirche Sand in Taufers, S-Tirol, 1503-1527 von Val. Winkler, hat genaste Bogenabschnitte (die heutige F. von der 1899 begonnenen Restaurierung doch wohl nach altem Vorbild; frdl. Hinweis Helmut Stampfer, Bozen; Weingartner, Südtirol, Bd. 1 S. 325); zur ähnlichen F. am Chor der Bozner Pfarrkirche s. Sp. 156; die Fassaden-F. der Katharinenkirche in Zwickau, Sachsen, stammt von der Restaurierung 1858-1859.
g. Dreiblätter als Figuren des Paßkranzes sind im nordostdeutschen Backsteingebiet gelegentlich verwendet worden: gemalte F. am Chorgiebel von St. Johann in der Altstadt Thorn, 2. H. 13. Jh., mit Achtpaß im Zentrum (C. Steinbrecht a. a. O. [Sp. 165] Taf. VI). Meist wird die Figuration der (Blend-)F. allein mit Dreiblättern bestritten; im Zentrum entstand infolge ihrer Anordnung des öfteren eine kleine Lochung, manchmal in Sternform.
Kurvierte Zwischenabschnitte bereichern die Dreiblätter der Maßwerkrosen in dem Wimpergen der Dachgalerien an der Prenzlauer Marienkirche (Datierung unsicher, um 1298/1306 oder 1325-1340; [7] Bd. 2 Bl. 97, V; [16] Taf. 11 Fig. 204; Kdm. Brandenburg 3,1 Abb. 145) und am südl. Schaugiebel des Rathauses in Frankfurt, Oder, 14. Jh. (alt nur die oberen Wimperge mit ihren Rosen; [7] Bd. 2 Bl. 84, II; Oskar Stiehl, Zs. für Gesch. der Archit. 4, 1910-1911, S. 122 Abb. 13).
Einfache, zweifach gereihte Dreiblätter zeigte die Blendrose im obersten Giebelabschnitt der „Alten Schule“ in Wismar, A. (?) 15. Jh., 1945 zerst. [26, Taf. 45 Fig. 374]; die aus sechs einfachen Dreiblättern gebildete F. über dem S-Portal der ev. Apostelkirche in Münster i. W. dürfte von der Restaurierung des 19. Jh. herrühren (Kdm. Westf. 41,6 Abb. 1950).
Bei der sechsteiligen F. der 1482 geweihten Frauenkirche in Lajen, S-Tirol, wechseln Dreiblätter und eine Glockenform (Taf. IV, f; [8] S. 441 Fig. 466).
Gerahmte Vierblätter im Kranz um einen sehr großen, gerahmten Achtpaß, dessen Bogen mit Kleeblattbogen ausgesetzt ist, enthält die F. im Mittelturm der Chorturmgruppe an der Severikirche in Erfurt, fr. 14. Jh. (?; [19] Taf. 74, c; möglicherweise 1858 gleich dem sonstigen Fenstermaßwerk der Kirche erneuert; vgl. Kdm. Prov. Sachsen, N. S. Erfurt 1 S. 42).
Am nördl. Querhausgiebel der Marienkirche in Frankfurt, Oder, vor M. 14. Jh., bildet ein innerer Kranz aus sechs Dreiblättern, ein äußerer aus zwölf Vierblättern die Füllung der Blendrose im Mittelwimperg (Kdm. Brandenburg 6,2 Abb. 34).
h. Herzblattform haben die Figuren des allein original erhaltenen Kranzes bei der Blendrose am nordwestl. Strebepfeiler des Rathauses von Frankfurt, Oder, 14. Jh. (Kdm. Brandenburg 6,2 Abb. 80). Die Blendrose der seitlichen Giebelwimperge am N-Querhaus der dortigen Marienkirche, vor M. 14. Jh., haben drei auf Lücke gestellte Kränze von Herzblättern; der mittlere ist mit der gekerbten Seite zur Mitte, die beiden anderen sind zur Laibung gekehrt (ebd. Abb. 34). Bei den Blendrosen im N-Giebel des Siechen- und Gästehauses im ehem. Kloster Zinna, 1. V. 14. Jh., sind die Spitzen der fünf Herzblätter durch die Einfügung eines kleines Rings im Zentrum gekappt (Taf. IV, a).
i. Auch für Schneuße als Figuren von F. bediente man sich im 15./16. Jh. mehrerer Anordnungsweisen: man setzte einen Dreischneuß ins Zentrum einer F. mit konzentrisch angeordneten, lanzettenähnlichen Figuren oder man fügte die F.figuration aus Zweischneußen nach Art der Paß-F. zusammen.
Ersteres zeigt die F. der Fassade von St. Wilhelm in Straßburg, um oder nach 1485 [6, S. 105 Fig. 24], und von S. Vittore in Poschiavo, Graubünden, 1503 (Taf. IV, h).
Bei dem anderen Verfahren gibt es unterschiedliche Arten der Verwirklichung: an der Kreuzkapelle in Ennery, Lothringen, 1469, sind vier gedrückte Zweischneuße so angeordnet, daß für das verbleibende Mittelfeld ein stehendes Bogenviereck mit konkaven genasten Seiten entstand (Hotz, Elsaß-Lothringen Abb. S. 60); ähnliche Figuration zeigt eine der Seitenschiff-F. der ev. Stadtkirche in Wimpfen (Abb. 54 e), gleiche Figuration bei leicht zugespitzten Zweischneußen der (auch als Wehrturm genutzte) Kirchturm in Werkel, 1508 (Kdm. Kassel 2 Taf. 240). Die F. über den westlichen Eingängen in die Vorhalle der Nürnberger Frauenkirche, die vielleicht der Bautätigkeit um 1506/08 zugewiesen werden kann, war gebildet aus vier Zweischneußen (1879/81 ersetzt; Abb. des alten Zustands u. a. bei [19] Taf. LV). Bei der Blendrose im Portaltympanon sowohl des N- wie des S-Querhauses der Stephanskirche in Tangermünde, um 1480/1500, sind Kopf und Leib der „Fischblasen“ der Schneuße voneinander abgeschnürt (Abb. 55); ähnliche Zeichnung der Schneuße zeigt das Portaltympanon am Altstädter Rathaus in Brandenburg, um 1480, wo in den Zwickeln zwischen den drei Schneußen und der F.laibung weitere „abgeschnürte Fischblasen“ sitzen [7, Bd. 1 Bl. 9 und 10]. -Bei der F. der Regensburger Domfassade, um 1480/90, sind zwei Zweischneuße getrennt durch einen Steinpfosten (den Kreuzstamm des Kruzifixes im Obergeschoß der Fassade), die Restflächen von je einer sichelförmigen, rundbogig schließenden „Lanzette“ besetzt (Beitr. zur Gesch. des Bistums Regensburg 10, 1976, Abb. 11).
5. Kombination Mittelfigur – Lanzettenfolge – Kranz
Die Kombination Mittelfigur – Lanzettenfolge – Kranz (Kränze) aus Vielpässen oder/und Vielbogen ist in Hausteingebieten im allgemeinen bis um die M. 14. Jh. anzutreffen, im nordostdeutschen Backsteingebiet noch lange nachher. In der Regel sind die Zwickel zwischen den Lanzetten dem Kranz zugeschlagen, was ein dichtes Maßwerknetz und zugleich größere statische Festigkeit des Steinwerks bedeutet.
a. Das mag der Grund sein für die Häufigkeit von Kleeblattbogen als Abschluß der Lanzetten.
Bei der Blendrose im O-Giebel der ehem. Stiftskirche Fröndenberg, Weihe 1262, umschließt die zwölfteilige Lanzettenfolge einen Sechspaß aus Kleeblattbogen; im Kranz wechseln Vierpässe, die über den Paßscheiteln der Mittelfigur stehen, mit Dreipässen (Taf. III, 4; Bildhdb. Dtld., Westf. Abb. S. 102). Die westlichen Stirnwände beider Seitenschiffe des Münsters von Freiburg i. Br., 3. V. 13. Jh., sind von sechzehnteiligen F. durchlichtet; die Mittelfigur ist ein Fünfpaß in einem Okulus, den Kranz bilden gerahmte Dreipässe; die F. selbst stehen in quadratischen Rahmen, in deren durchbrochenen Zwickeln je ein gerahmter Vierpaß sitzt (Freiburg i. Br. Die Stadt und ihre Bauten, Frbg. 1898, Abb. S. 257). Bei der achtteiligen F. in der nördl. Chorwand der ehem. Zisterzienserkirche (Kösen-)Schulpforta, 1251-1268, umgibt ein Kranz aus sechzehn freien Dreipässen die Lanzetten; der zentrale Okulus ist recht klein (M. Leidich, [37], 47, 1897, Atlas Taf. 41; Kdm. Prov. Sachsen 26, S. 73 Fig. 40). Blendrosen mit freien Vierpässen oder mit Vierblättern im Kranz schmücken Stadttore in Neubrandenburg: Stargarder Tor, nach M. 14. Jh., Treptower Tor, um 1400, Neues Tor, nach M. 15. Jh. (Abb. 48; Kdm. Mecklenburg-Strelitz, Amtsgerichtsbez. Neubrandenburg Abb. S. 98 und 107). Vierblätter umgeben die Lanzetten der zwölfteiligen Blendrose in den Blenden des oberen Turmgeschosses der Nikolaikirche in Anklam, um M. 14. Jh. bis nach 1400 errichtet ([20] S. 16, Abb. 23; bei [13] Taf. 24,7, fälschlich als Vierpässe gezeichnet). Die F. der W-Seite von St. Martin in Heiligenstadt, voll. 1487, mit Drei- und Vierbogen im Wechsel als Kranzfiguren, stammt von der Restaurierung 1863-1866 (Kdm. Prov. Sachsen 28, S. 113, Abb. 89).
Bei zweireihiger Anordnung der Lanzetten sind die Kleeblattbogen nur in deren einer anzutreffen: bei der F. über dem W-Portal der Pfarrkirche in Aub, um 1275/80, sind die inneren acht Lanzetten mit Kleeblattbogen, die äußeren sechzehn mit Spitzbogen gebildet, der Kranz aus Dreipässen zusammengesetzt (Kdm. Bayern, Ufr. 1 Fig. 3 und 12).
Bei den zwei gemalten Rosen am Triumphbogen der Kirchenruine in Kolzow, E. 15./A. 16. Jh., war auf die Mittelfigur verzichtet; um die fünf kleeblattbogigen Lanzetten war ein Kranz gelegt aus Drei- und Fünfpässen im Wechsel (nicht erhalten; Kdm. Pommern 2,1 S. 361 Fig. 9).
b. Von F. mit spitzbogig schließenden Lanzetten und einem Kranz aus Maßwerkfiguren hat man überwiegend in Nordwest- und Mitteldeutschland Gebrauch gemacht; die besonders reich ausgebildete F. für das Straßburger Münster blieb Plan.
Die Straßburger F. ist überliefert im sog. Riß B des Frauenhausmus. Straßburg (4. V. 13. Jh. [?]): zwei Folgen von Lanzetten mit Dreipaß als Couronnement sind durch einen Steinring getrennt; die innere Folge aus sechzehn Lanzetten ist um einen paßgefüllten Okulus im Zentrum geführt und weist in den Zwickeln Dreipässe auf; die äußere Folge besteht aus zweiunddreißig Lanzetten, jede zweibahnig (diese Bahnen schließen mit Kleeblattbogen); den Kranz bilden Vierbogen mit Vierblattfüllung; in den Zwickeln zwischen äußeren Lanzetten und Kranz sitzen gerahmte Vierpässe, in denen zwischen Kranz und F.laibung genaste Spitzbogen (Abb. 29).
Bei der zwölfteiligen F. in der W-Fassade der Johanniskirche Osnabrück ist der Kranz aus Bogenrauten gebildet, deren jede ein Vierblatt und dieses einen gerahmtem Vierpaß umschließt; bei den Lanzetten alternieren zweigeteilte mit gerahmten Vierpaß als Couronnement und ungeteilte, die einen freien Dreipaß über einem genasten Spitzbogen zeigen (Kirchenweihe 1292; Kdm.Hannover 4,1 und 2, Fig. 103 und 108). Am N-Querhaus der Liebfrauenkirche in Arnstadt umgibt ein Kranz gerahmter Fünfpässe die Lanzettreihen – eine innere mit sechs, eine äußere mit zwölf genasten Lanzetten (beg. im 4. V. 13. Jh., 1333 viell. noch in Bau, bei der Restaurierung 1880/94 z.T. erneuert; L. Puttrich, Dkm. der Bauk. des MA in Sachsen, 1. Abt., Bd. 1, Fürstl. Schwarzburgsche Lande, Lpz. 1843, Taf. 8 c; Helga Möbius, Die Liebfrauenkirche zu A., Bln. 1959 [Das chr. Dkm., 46], Abb. S. 23). Am N-Querhaus des Doms zu Minden i. W. ist die F., M. 14. Jh., figuriert aus ein Vierblatt umschließenden Vierbogen und zweistufigen Lanzetten mit Dreiblatt als Couronnement; der zentrale Okulus umschließt einen Vierpaß (Abb. 44; Hans Thümmler, Weserbauk. im MA, Hameln 1970, Abb. 189). Die sechsteilige Blendrose an der einen Schmalwand des Hansasaales im Kölner Rathaus zeigt im Kranz einen Wechsel von gerahmten, kleeblattbogigen Fünfpässen mit Dreibogen, die ein genastes Dreiblatt umschließen; auch die kleeblattbogige Aussetzung der Lanzettbogen ist genast (unklar, ob vor oder nach 1349; Arnold Wolff, in: Ausst. Köln, Parler, Bd. 1 S. 153).
c. Die Figuren des Kranzes können auch über den Scheiteln der Lanzetten stehen.
Im nordostdeutschen Backsteingebiet sind die zwölfteiligen Maßwerkrosen an der südwestl. Kapelle („Schöppenkapelle“) der Katharinenkirche in der Neustadt Brandenburg zu nennen, mit rundbogigen Lanzetten um den mit einem Zwölfpaß verschmolzenen zentralen Okulus und mit einem Kranz aus gerahmten Sechspässen (Hinrich Brunsberg, 1. Dr. 15. Jh.; [7] Bd. 1 Bl. 13, II); eine Variante am selben Giebel zeigt die Lanzettenfolge samt Zentralfigur nahezu vollständig durch einen zwölfstrahligen Stern ersetzt, an dessen Spitzen die „übriggebliebenen“ genasten Kreisbogen der Lanzetten ansetzen; die Kranzfiguren sind gerahmte Vierpässe (ebd. Bl. 13, IV). Am Rathaus in Tangermünde sind die oberen, zwölfteiligen Maßwerkrosen von etwa 3 m Durchmesser in den seitlichen Wimpergen des O-Giebels besonders reich: um die rundbogigen, sehr kurzen Lanzetten um den mittleren Okulus, dessen Fläche durch drei gerahmte Vierpässe und – in den Zwickeln – drei freie Dreipässe ausgesetzt ist, sind zwei Kränze von Maßwerkfiguren gelegt, der innere aus gerahmten Vierpässen, der äußere aus genasten Vierblättern gebildet; alle Zwickel sind mit freien Drei- oder Vierpässen durchlocht (H. Brunsberg zugeschr., um 1430; [13] Taf. 25).
Die F. der ehem. Stiftskirche Wildeshausen – vieil. 2. H. 14. Jh. –, deren Fragmente 1867 auf dem Dachboden der Kirche lagen, wurde von O. Tenge (richtig?) rekonstruiert als ein von einem Achtpaß gefüllter Okulus, an den acht Lanzetten mit Zwillingsbogen gesetzt sind, und, durch ein Kreisprofil getrennt, der Kranz aus gerahmten Vierpässen und zwischengeschobenen „Fischblasen“ [9, Bd. 2 S. 322, Bl. 92]. – Inwieweit die F. im S-Querhaus der Liebfrauenkirche in Arnstadt mit ihren zwölf genasten Lanzetten um den zentralen Sechspaß und dem Kranz aus gerahmten Vierpässen auf originalen Bestand zurückgeht und inwieweit sie der Restaurierung von 1880-1894 angehört, ließ sich nicht ermitteln (Baubeginn der Kirche wohl im 4. V. 13. Jh., um 1333 viell. noch im Bau; Bildhdb. Dtld., Thür. Abb. S. 7.
d. Ausnahmsweise gibt es auch genaste Rund- oder Spitzbogen als Maßwerkfiguren an der Stelle des Kranzes.
Rundbogen weist die zehnteilige F. der W-Fassade von St. Marien in Torgau auf, 1390 beg. Umbau (auch die „Lanzetten“ schließen mit Rundbogen; Kdm. Bez. Leipzig, Stadt Torgau Abb. 227 und 235). Spitzbogen zeigt die zwölfteilige F. über dem südl. Seitenschiffportal der Pfarrkirche in Münnerstadt (auf dem Quader über der F. 1513 datiert; Abb. 57).
Bei der F. der von Meister Wiland 1333 begonnenen W-Fassade von St. Peter in Liegnitz (s. Sp. 69) alternieren kleine, genaste Spitzbogen, die auf die Spitzen der (kielbogigen?) Lanzetten treffen, mit großen, in die Zwickel zwischen die Lanzetten hineinreichenden Spitzbogen (Abb. 40).
6. Alternierende Anordnung von Lanzetten und zentrierten Figuren
Eine andere Möglichkeit, die F.figuration aus Lanzetten und zentrierten Figuren gleichwertig auszubilden, bedingt radial alternierende Anordnung. F. mit solcher Figuration sind in der Regel sechsteilig, ausnahmsweise achtteilig angelegt.
Bei sechsteiliger Anordnung haben die meist unterteilten Lanzetten in der Regel parallel geführte Schenkel, die Pässe sind meist gerahmte Vierpässe: Maßwerkrosen der Vorhalle, des sog. Paradieses vor dem N-Querhaus des Magdeburger Doms, um 1310/1320 (Walther Greischel, Der Magdeburger Dom, Bln. 1929, Taf. 7f.; Ernst Schubert, Der Magdeburger Dom, Wien und Köln 1975, Abb. 15f.); ev. Marienkirche in Herford, 1325 voll., F. in der ursprünglichen Querhausmauer (Kdm. Westf. (26), Abb. S. 39, Taf. 33,1); Martinikirche in Halberstadt, wohl 1. H. 14. Jh., F. über dem Achsfenster des W-Baus (Horst Schalke, H., Lpz. 1974, Abb. S. 64); obere Blendrose im Giebel der Christophkapelle an der S-Seite der Marienkirche in Prenzlau, gegen 1350 (Abb. 43; [7] Bd. 2 Bl. 97); Blendrose im N-Querhausgiebel des „Doms“ in Stendal, um oder kurz nach 1400 (um 1890 rekonstruiert; [7] Bd. 1 Bl. 33; Bildhdb. Dtld, Prov. Sachsen, Land Anhalt, Abb. S. 299). – Ob die Blendrose am im späten 15. Jh. ausgebauten Turm der Jakobikirche in Stralsund ma. ist oder von der 1868 abgeschlossenen Restaurierung stammt, ließ sich nicht feststellen: mit den unterteilten Lanzetten wechseln mit Kleeblattbogen bereicherte Sechseckfiguren, in den Zwickeln sitzen Blendokulen [16, Taf. 23 Fig. 321].
Bei F. mit rundbogig schließenden „Lanzetten“ stehen deren Schenkel radial: Bei den F. in den Seitenachsen der W-Fassade von Heilig Kreuz in Schwäbisch Gmünd, 1. Dr. 14. Jh., wechseln die unterteilten „Lanzetten“ mit dreiblattbesetzten Dreibogen (RDK VII 567 Abb. 15), bei der F. der O-Mauer der Kirche von Loxstedt-Bexhövede Krs. Wesermünde, 15. Jh., mit gerahmten Dreipässen (die Lanzetten ungeteilt und genast; Kdm. Hannover 5,3 Abb. 11).
Achtteilige Disposition evoziert bei orthogonaler Stellung der Lanzetten eine Kreuzform. Verwendete man Vielbogen (insbesondere Vierbogen), so sind die Lanzetten leicht eingezogen: F. der W-Fassade der Meraner Spitalkirche, wohl 2. V. 15. Jh. (E. Egg a. a. O. [Sp. 166] Abb. 85), und der Pfarrkirche in Imst, 1475-1493 von Jörg Parlier (ebd. Abb. 54); ob es F. gibt, deren Figuration der der Felder in der untersten Zeile am Helm des nach 1301 begonnenen Turm-Oktogons am Freiburger Münster gleicht, ließ sich nicht ermitteln: hier sind die Lanzettschenkel über den Bogenansatz hinaus an die Laibung des Steinkreises geführt, im Zentrum sitzt ein gerahmter Vierpaß, in den Diagonalen sitzen Dreiblätter (Freiburg i. Br. a. a. O. [Sp. 170] Taf. nach S. 266). – Dreibogen mit Dreiblatt im Wechsel mit rundbogigen „Lanzetten“ um den freien Vierpaß im Zentrum bilden die Figuration der F. in der W-Fassade der Pfarrkirche Hirschegg, Stm., um 1480/1490; in den Lanzettfeldern sitzen Kielbogen (Der Kirchenschmuck Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.] 9, 1878, Nr. 11 Beilage). – Die F. an der W-Fassade der ehem. Zisterzienserkirche Neuberg a. d. M., Stm., zeigt in der Mitte eine Figuration aus einem gerahmten Vierpaß, in den Diagonalen umstellt von vier dreiblattgefüllten Dreibogen, deren nach außen gewandte Spitze jeweils einen Okulus tangiert; diese Okulen alternieren mit unterteilten Lanzetten, in den Zwickeln sitzen dreiblattbesetzte Dreibogen (1. H. 15. Jh.; Abb. 51; Der Kirchenschmuck Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.] 13, 1882, Abb. S. 46).
7. Arkaden-F.
Bei der älteren einheimischen Gewohnheiten verhafteten Arkaden-F. ist in der Regel die Unterscheidung von Stütze und Bogen zugunsten eines einheitlichen und durchlaufenden einfachen, oft schmalen Profils aufgegeben und so die steinerne oder hölzerne Aussetzung der Lichte der Erscheinungsweise von Maßwerk angenähert. Verstärkt wird diese Annäherung dadurch, daß die Zwickel zur Gänze durchbrochen sind und gelegentlich in den zentralen Okulus ein Vielpaß mit durchbrochenen Zwickeln gesetzt ist.
a. Arkaden-F. mit Rundbogen gibt es nach dem frühen 14. Jh. kaum noch; im 15. Jh. kommen sie nur vereinzelt vor.
An der Reinoldikirche in Dortmund, 3. V. 13. Jh., hat die achtteilige F. des Querhauses einen aus sechzehn Rundbogen gebildeten äußeren Kranz; im Langhausobergaden sitzen fünfteilige „halbe“ F. (Wilh. Lübke, Ma. K. in Westf., Atlas, Lpz. 1853, Taf. 11 Abb. 2; Kdm. Westf. (2), Taf. 2 Abb. 3; Hans Lindemann, St. R. in D., Dortmund 1956, Abb. S. 50 und 71; Bildhdb. Dtld., Westf. Abb. S. 77). – Die F. der W-Fassade von St. Bartholomäus in Kolin, begonnen 1261, war – nach Kdm. Böhmen 1 S. 53 – ursprünglich eine sechsteilige Arkaden-F.; in den Památky archeologické a mistopisné ...4,1860, Taf. 6, ist sie zu einer zehnteiligen F. ergänzt.
Sehr kurze Schenkel zeigt die hölzerne F. in den Sammlungen des Frauenhausmuseums Straßburg, wohl 2. H. 13. Jh. ([3] Taf. 10 a; die ebd. S. 39 als Vergleichsstück genannte F. an der Fassade der Stiftskirche von Neuenburg stammt von 1867-1870: Kdm. Schweiz 33, Neuchâtel 1 S. 79). Die F. über dem S-Portal der Marktkirche von Rinteln dürfte – jedenfalls im heutigen Bestand – eher von einer Restaurierung stammen als aus der Bauzeit der Kirche um 1260 (Maßwerk der Langhaus-Fenster 1886 erneuert; H. Thümmler a. a. O. [Sp. 172] Abb. 211). Dem S-Giebel des westl. Gebäudes im ehem. Kloster Boitzenburg, um 1270/1280, ist eine achtteilige F. vorgeblendet [7, Bd. 2 Bl. 90], im Giebelfeld des S-Querhauses der Stadtpfarrkirche St. Matthäus in Murau, Stm., eines der Rundfenster als sechsteilige F. ausgebildet (1311 im Bau; Der Kirchenschmuck Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.] 3, 1872, Nr. 10, Beilage Fig. 7 rechts).
Unter den F. aus dem 15. Jh. in Nordostdeutschland ist die Blendrose am Giebel der Kirchenvorhalle von Hornsdorf Krs. Wismar, 1. H. 15. Jh., elfteilig (Kdm. Mecklenburg-Schwerin 2 Abb. S. 237), die am Turm der Pfarrkirche in Gartz a. d. O. – Teil einer Fenstergruppe – achtteilig (Kdm. Pommern 2,2 S. 36 Fig. 27). Bei der F., die auf der N-Seite des W-Baus der Nikolaikirche in Alfeld im Erdgeschoß eingesetzt ist, war nicht eindeutig zu ermitteln, ob sie der Bauzeit 1486-1488 angehört oder neueren Datums ist (Kdm. Hannover 2,6 Abb. 17).
b. Bei maßwerknaher Ausbildung des Steinwerks von Arkaden-F. mit Kleeblattbogen tritt der zentrale Okulus als „Nabe“ hervor.
Die Beispiele gehören überwiegend der 2. H. 13. Jh. an: Nikolaikapelle in Obermarsberg, um 1260/1280, achtteilige F. über dem N-Portal (W. Lübke a. a. O. [Sp. 176] Taf. 17 Abb. 3; Kdm. Westf. 45, Abb. S. 374, 376 und 384); vielleicht die Blendrose am W-Turm der Pfarrkirche in Brilon, E. 13. Jh. (stark verwittert; ebd. Abb. S. 163).
- Die gemalte F. an der W-Wand der ev. Pfarrkirche in Dortmund-Brechten ist zweireihig aufgebaut, mit Basen und Kapitellen, die innere Arkadenfolge aus zwölf, die äußere aus vierundzwanzig Arkaden, im Zentrum ein Okulus mit Sechspaß (2. H. 13. Jh.; Ausst.kat. „Konservieren – Restaurieren“, Münster i. W. 1975, Abb. 86). Bei der Blendrose im W-Giebel der ehem. Klosterkirche in Kolbatz, vollendet 1307, ist um die Mittelfigur (außen achteckig, innen kreisrund) ein von acht Wimpergen über zugespitzten Kleeblattbogen-Arkaden gebildeter Stern gelegt, um diesen eine Folge von sechzehn Lanzetten, deren Kleeblattbogen abwechselnd den Wimpergscheiteln und Säulchen über den Säulchen zwischen den Wimpergen aufsitzen; den Kranz bilden sechzehn gerahmte Sechspässe (Taf. III, 3; Kdm. Pommern 2,2 S. 236f. Abb. 66 und 68).
Die vierzehnteilige Blendrose am S-Giebel der Nikolaikirche in Wismar, nach 1435, zeigt Bogen, die nach innen als Kleeblattbogen, nach außen als Spitzbogen gebildet sind, dreipaßartige Blenden in den Zwickeln, im zentralen Okulus eine Sonne ([16] Taf. 22 Fig. 307; Kdm. Mecklenburg-Schwerin 2, Abb. S. 125).
c. Spitzbogen als Arkadenbogen hat die F. im W-Giebel der Zisterzienserkirche Loccum, E. 13. Jh. (Abb. 32; [9] Bd. 1-2, Bl. 71 Fig. 2 und 5; die bei L. Puttrich, Dkm. der Bauk. des MA in Sachsen, 1. Abt., 2. Bd., Hzgt. Altenburg, Lpz. 1846, Taf. 15, wiedergegebene Giebelrose der ehem. Zisterzienserkirche [Stadt-]Roda glaubte der Autor hinzufügen zu sollen: ebd. S. 35), und die Blendrose am Turmgiebel der Kirche in Holzendorf-Proseken, M. 13. Jh. (1857 rest.; Kdm. Mecklenburg-Schwerin 2, Abb. S. 322).
Das Steinwerk der Fassaden-F. von St. Pauls in Eppan, 1510-1520, ist neu [8, Fig. 503].
8. Vielpaß um eine Mittelfigur
F. mit aus einem Vielpaß um eine Mittelfigur gebildeter Figuration sind selten, auch solche, bei denen die Felder sowohl des Passes wie der Zwickel netzartig durch Maßwerkfiguren besetzt sind.
Als Beispiel für eine Figuration aus einem Vierpaß um ein Vierblatt sei die F. über dem Nebenportal der 1268 geweihten Eßlinger Dominikanerkirche St. Paul genannt (Kdm. Kgr. Württ., Neckarkrs., OA Eßlingen Abb. S. 196); bei der Blendrose im O-Giebel der ehem. Klosterkirche in Verchen, begonnen um 1270, schließt ein Vierpaß einen Okulus ein ([20] Taf. 1; Kdm. Pommern 2,1 Abb. S. 66); bei der Fassaden-F. der ehem. Klosterkirche in Chemnitz (Karl-Marx-Stadt) sind zwischen die Bogen des Vierpasses Stäbe gesetzt, die den zentralen Okulus überschneiden (1514-1526; [19] Taf. 84).
Bei der reich ausgebildeten F. in der W-Mauer der sog. Katharinenkapelle an der ehem. Klosterkirche Imbach, N.Ö., wohl gegen M. 14. Jh., umfaßt ein Dreipaß einen von einem Dreipaß besetzten Okulus; in die Felder des äußeren Passes sind je zwei spitzbogige Lanzetten mit Couronnement und ein gerahmter Dreipaß eingefügt; in den Zwickeln zwischen dem äußeren Paß und der F.laibung sitzen genaste Dreibogen ([32] 5, 1861, S. 96 Fig. 32; [36] 3. F. 12, 1913, Fig. 174). Die wohl reichste Figuration von F. besitzen diejenigen der Eligius- und der Kreuzkapelle an St. Stephan in Wien, beide um 1360; ihr liegt ein Vierpaß mit Lilienenden zugrunde, der über kurze kurvierte Abschnitte mit der Mittelfigur, einem Vierbogen, verbunden ist; die von den Bogen des Vierpasses umschlossenen Felder sind besetzt durch zwei gegeneinander versetzte Dreipässe, deren Bogen sich überschneiden; die durch diese Überschneidungen geschaffenen Lanzettfelder um einen zentralen Okulus mit Dreipaß sind untergliedert durch ein Dreiblatt über einem Spitzbogen, der einen Kleeblattbogen überfängt; in den Restflächen zwischen den Bogensegmenten sitzen gerahmte Dreipässe; der Vierbogen im Zentrum der F. umschließt ein Vierblatt, dieses, das in jedem Blatt einen genasten Vierbogen enthält, wiederum einen gerahmten Vierpaß; in den Zwickeln zwischen dem Hauptpaß und der F.laibung bilden jeweils zwei genaste Spitzbogen die Begleitung eines gerahmten Vierpasses, dessen Bogen mit je einem Kleeblattbogen ausgesetzt sind (Abb. 46).
Bei der F. des S-Querhauses der Pfarrkirche in Nabburg, Opf., ist an die Stelle des Vielpasses ein Vierblatt gesetzt, dessen Blätter je einen Vierbogen mit Vierblatt über einem Paar kleeblattbogiger Lanzetten umschließen; das Zentrum der Figuration zeigt einen menschlichen Kopf; in den Zwickeln zwischen Vierblatt und F.laibung sitzen genaste Dreibogen; die abgetreppte Laibung ist durch einen Kranz aus aufgelegten genasten Spitzbogen bereichert (um M. 14. Jh. voll.; Kdm. Bayern, Opf. 18 Fig. 9 und 18f.; Foto Marburg Nr. 69644).
9. F. mit anderen Figurationen
a. Lochscheiben-F.
Lochscheiben-F. mit schmalem Steinwerk sind die F. des S-Querhauses und der W-Fassade der ehem. Zisterzienserkirche Porta coeli bei Tischnowitz, Mähren; acht Okulen umgeben einen etwas größeren Okulus; die Zwickel sind durchbrochen (3. V. 13. Jh.; Abb. 30; Foto Marburg Nr. 57922). Bei der F. der Pfarrkirche in Kouřim, Böhmen, 2. H. 13. Jh., sitzen in den Zwickeln zwischen den großen, kreisförmigen Öffnungen kleine, die aus zur Mitte hin offenen Dreiviertelkreisen bestehen (ähnlich den F. am S-Querhaus des Münsters und am W-Bau von St. Thomas in Straßburg, s. Sp. 141; [21] Abb. 205,9). Die Figuration der Blendrosen in den Giebeln über dem südlichen Seitenschiff des Doms in Kammin, 15. Jh., ist gebildet aus Sternen, deren Zacken aus Folgen kurzer Bogen bestehen; die Zwickel sind von „Dreiecken“ eingenommen, deren Seiten ebenfalls aus Bogenfolgen gebildet sind [20, Taf. 2].
b. Vielpaß mit durchbrochener Fahne
Für F. aus einem nach innen gezogenen Vielpaß und durchbrochener breiter Fahne gibt es mehrere Beispiele im nordost-dt. Backsteingebiet.
Die F. der W-Fassade der ehem. Klosterkirche Jerichow, um M. 13. Jh., zeigt einen kleeblattbogigen Achtpaß, dessen Fahne von acht Vierpässen durchbrochen ist; die Zwickel zwischen den Pässen und zur F.laibung sind aufgelöst ([7] Bd. 1 Bl. 21; Jos. Maria Zeisner, Die Klosterkirche in J., Bln. 1940 [K.wiss. Stud., 26], Abb. 2). Die aus sechs Sechspässen um einen siebten im Zentrum gebildete gemalte Blendrose am O-Giebel von St. Johann in der Altstadt Thorn, 2. H. 13. Jh., läßt sich nur als demselben Typus von F. angehörig interpretieren (C Steinbrecht a. a. O. [Sp. 165] Taf. VI). Ein Fünfpaß, dessen Bogen fischblasenartige Fortsätze haben, sitzt in der Blendrose über der Tür des gegen M. 13. Jh. errichteten Beinhauses im ehem. Zisterzienserkloster Doberan; freie Dreipässe, begleitet von Herzblättern, sitzen in den Zwickeln (die Blendrose vielleicht 14. Jh.; Kdm. Mecklenburg-Schwerin 23 S. 662, Abb. S. 559; Adolf Friedr. Lorenz, D., Bln. 1958, Abb. 34). Bei den Maßwerkrosen in den Wimpergen am N-Giebel der Fronleichnamskapelle von St. Katharinen in der Neustadt Brandenburg, von H. Brunsberg um 1401 begonnen, ist der Zwölfpaß aus Kleeblattbogen gebildet, die Fahne von einem inneren Kranz aus Vierblättern und einem äußeren von mit je einem Sechspaß ausgesetzten Okulen durchbrochen [7, Bd. 1 Bl. 13, VII]. Unter den Rundblenden an der Langhaus-Sargmauer der Pfarrkirche in Wrietzen, 2. H. 15./A. 16. Jh., ist in jedem Joch eine mit einem Sechspaß und dessen breite Fahne von kleinen Sechspässen und von Scheiben besetzt (ebd. Bd. 2 Bl. 89, II und IV).
c. Davidstern und Pentagramm
Die Form des Davidsterns (zwei gegeneinander versetzte, ineinander verschränkte gleichseitige Dreiecke) zeigt die F. im S-Querhaus des Basler Münsters (unsicher, ob die ursprünglich hölzerne Füllung in spätromanische Zeit, vor 1213, gehört oder etwa nach dem Erdbeben 1356 eingesetzt wurde; Hans Reinhardt, Das Basler Münster. Die spätroman. Bauperiode..., Basel 1926, S. 38; Werner Rich. Deusch, Das M. zu B., Augsb. 1928 [Schweizer K.führer, 3], Taf.abb. 7). Blendrosen mit Davidstern zeigt die Sargmauer des N-Querhauses des Doms in Stendal, um oder kurz nach 1400 [7, Bd. 1, Bl. 33]. Die Blendrose im O-Giebel des Turms der Johanniskirche in Lüneburg, nach 1406, hat im Mittelfeld des Davidsterns eine Folge von sechs Lanzetten um einen gerahmten Vierpaß; die Zacken des Sterns und die Zwickel sind mit Dreiblättern besetzt (Abb. 52).
Ein Pentagramm und in den Zwickeln mit einem Dreiblatt besetzte Dreibogen hat die F. im N-Querhausgiebel der Liebfrauenkirche in Arnstadt (beg. wohl im 4. V. 13. Jh., 1333 viell. noch in Bau; L. Puttrich a. a. O. [Sp. 172]).
d. Steinringe
Ob es aus ma. Zeit F. mit genasten Steinringen als Maßwerkfiguren gibt, ist unklar.
Vier ineinander verschränkte Ringe, die sich im Mittelpunkt der F. schneiden, zeigt die F. der W-Seite vom Kapellenturm in Rottweil, gegen oder um M. 14. Jh. erbaut; ob die 1575 erneuerte F. getreu der ursprünglichen folgt, ist nicht bekannt (Aug. Steinhauser, Der Kapellenturm und die Kapellenkirche in Rottweil, o. O. 1948, Abb. 4f.; Peter Anstett, Schwäb. Heimat 20, 1969, S. 205-212, bes. S. 208).
Die F. der W-Fassade der Marienkirche in Reutlingen – mit Dreibogen ausgesetzte Ringe – gehört der Restaurierung der Kirche 1867 durch Joh. Gg. Rupp an; das ursprüngliche Aussehen ist nicht bekannt (J. Merz in: Die M. in R., Stg. 1903, S. 29).
e. Von offenen Bogen umgebener Okulus
Einen von offenen Bogenfiguren umgebenen paßgefüllten Okulus zeigt die Blendrose im W-Portaltympanon der ehem. Stiftskirche in Kyllburg, A. 14. Jh. (acht gegen den Okulus geführte, mit Kleeblattbogen unterlegte Parabelbogen: Kdm. Rheinprov. 12, I Abb. 91), und die F. über dem Portal der Kirche in Gnadlersdorf (Hnanice) bei Znaim, Mähren, um 1480/1490 (fünf mit dem Scheitel gegen die F.laibung geführte, mit Kleeblattbogen bereicherte Kreissegmentbogen um den mit einem Fünfpaß besetzten Okulus; Taf. IV, g).
Bei der einen F. der Altnaisynagoge in Prag, um 1290, ergibt sich durch die sechs nach innen geführten, genasten Kreissegmentbogen die Figur eines Sterns im Zentrum ([21] Abb. 205, 11; Karl Maria Swoboda [Hg.], Gotik in Böhmen, Mchn. 1969, Abb. 18).
f. Speichen-F.
Eine Blendrose als Speichen-F. zeigt der O-Giebel am N-Turm der Lübecker Marienkirche, 1. H. 14. Jh. (nach 1953 erneuert; Max Hasse, L., Mchn. und Bln. 1963, Abb. 16f.). Am N-Giebel dieses Turms ist die Blendrose sechsteilig, hat genaste Speichen und Nasen an der Laibung, so daß Dreibogen vorgetäuscht werden (Arnold Gräbke, L., Mchn. und Bln. 1953, Abb. 11).
Bei der F. in der östl. Stirnmauer des nördl. Seitenschiffs von St. Georg in Tübingen, 1478 von Hans Augsteindreyer begonnen, sind die Speichen als Marterinstrument des ins Rad geflochteten hl. Georg ausgebildet (Abb. 56 a und b).
g. Skulptur als Füllung
Gelegentlich gibt es F. mit einer Skulptur als Füllung.
Vier von der F.laibung ausgehende Wolfsköpfe mit aufgerissenem Rachen bilden die Füllung der monolithischen F. aus Flirsch BH Reutte i. T. vom E. 14. Jh. im Tiroler L.mus. Ferdinandeum in Innsbruck (Gert Amman, Das Tiroler Oberland, Salzburg 1978 [Österr. K.monographie, 9], Abb. S. 136). An der Stiftskirche in Tübingen gibt es außer der als Marterinstrument des hl. Georg gestalteten F. (Abb. 56 a und b) eine gleichzeitig entstandene im W-Joch der Langhaus-N-Seite, deren Füllung das Bild des hl. Martin zeigt, wie er seinen Mantel mit dem Bettler teilt (Foto Marburg Nr. 51863).
VII. Neuzeit
A. Allgemeines
Bis E. 17. Jh. ist die Zahl neu geschaffener F. – ausnahmslos an Kirchenbauten – im Vergleich mit solchen im Hoch- und Spät-MA verschwindend niedrig. Im 18. Jh. wurden in Neubauten so gut wie keine F. angebracht. Am E. dieses Jh., mehr noch im 19. Jh. stieg mit dem Aufgreifen ma. Architekturformen die Zahl der Beispiele merklich an, um die M. 19. Jh. auch bei Synagogenbauten, und selbst bei Profanbauten kommen F. wieder vor. Dabei war die „ma.“ Architektur auf Bühnenbildern oftmals Vorreiter, vor allem für die hier schon bald nach 1800 anzutreffenden komplizierteren Figurationen (vgl. Ausst.kat. „Bretter die die Welt bedeuten“, Bln. 1978, Nr. 131 und 139).
Nur wenige der ma. Formtypen behielt man im 16./17. Jh. im dt. Sprachgebiet bei, durchwegs einfache, die unverändert blieben oder – häufiger – leicht abgewandelt wurden; Neuschöpfungen sind hier vor dem 19. Jh. Ausnahme, ganz im Gegensatz zu Frankreich, wo oft reich figurierte F. entstanden (die im folgenden nicht berücksichtigt werden; vgl. für das 16. Jh. Hautecoeur Bd. 21,2 Abb. 180, 182, 188 u.ö., für das 17. und 18. Jh. z. B. Ausst.kat. „Le ‚gothique’ retrouvé“, Paris 1979-1980, Nr. 90-92).
Im 19. Jh. waren im dt. Sprachgebiet Kombinationen verschiedener Formtypen beliebt, um die Wirkung der Figuration im Umriß (in der Silhouette) zu steigern; demgegenüber nahm man den architektonischen Aufbau weniger wichtig: ein- unddieselbe Figuration kommt als Arkaden-F. mit Säulen und Bogen ebenso vor wie mit einheitlichem, durchgehendem Profil (für Bauten K. F. Schinkels ist dieses „Nebeneinander“ besonders kennzeichnend). Es ist nicht sinnvoll, die F. der Neuzeit unter denselben Kriterien zu behandeln wie die des MA.
Auch im 16. und 17. Jh. ist die F. eine zeitgenössische Bauform (deren Kontext hier nur durch Abb. angedeutet werden kann); im 19. Jh. ist eine Kongruenz von gewähltem Baustil und gewähltem Formtyp – etwa Arkaden-F. und „romanischer“ Stil, Lanzett-F. und „germanischer“ Stil – vor der Jh.mitte keine Doktrin.
Manchmal allerdings wurden F. an gotischen Bauten als unpassend empfunden; vgl. J. H. Wolff, Lit.- und Anzeigebl. für das Baufach 2, 1845 (Beilage zur Allg. Bauztg. 10, 1845), S. 248: „...verwerflich ist die, zwar bei mehreren gothischen Kirchen und sogar beim Straßburger Münster vorkommende, Anwendung der aus dem romanisch-byzantinischen Stile entlehnten kreisrunden Radfenster...“; ihre neuerliche Verwendung an Bauten gotischen Stils zeuge von „abgehärtetem Geschmack“ (ebd.).
B. Formtypen
1. radiale Bogenstellungen
Bei den F. mit einer Folge radial angeordneter Bogenstellungen mit oder ohne zentralem Okulus sind bis E. 18. Jh. Bogen und Stützen in der Regel gleichartig profiliert; die regelstrenge Arkaden-F. gibt es erst ab diesem Zeitpunkt allgemein wieder.
a. Rundbogen hat die W-Fassaden-F. der Hofkirche Luzern, beg. 1663 (Abb. 62), und die F. im Obergeschoß der W-Fassade von St. Jacobi in Einbeck, 1741 (Foto ehem. Staatl. Bildstelle, Bln., Nr. 515/C.4688.4; frdl. Auskunft Stadtarchiv E., Dr. Erich Plümer); Franz Ignaz Neumann sah in dem Projekt von 1772 für den W-Bau des Speyerer Doms mehrere derartige F. vor (Kdm. Rheinl.-Pfalz 5, Bildbd. Abb. 78-86; eine Detailzeichnung einer F. erwähnt ebd. Textbd. S. 91 Nr. 132); vgl. auch Abb. 63.
Im 19. Jh. sind Kreisbogen-Abschlüsse verbreitet.
Schinkel wandte sie mehrfach an, so bei Musterentwürfen (z. B. bei der später für die Dorfkirche in Kauern bestimmten Zeichnung von 1811: Günther Grundmann, Schlesien, Bln. 1942 [Schinkelwerk], Abb. 102) und Kirchen in der Mark Brandenburg [19 a, Abb. 137]. Oft sind Arkaden oder Bogenstellungen so hinterlegt, daß schlüssellochförmige Öffnungen entstehen (Entwürfe für Berliner Vorstadtkirchen: [24 a] Abb. 204, 210, 214 und 220). Eine Arkaden-F. fügte Leo von Klenze der Fassade seiner Allerheiligen-Hofkirche in München, 1827-1837, ein (RDK VII 642 Abb. 67), ebenso Herm. von Bergmann der der Pfarrkirche in Bruneck, S-Tirol, Bauzeit 1850-1855 (Lothar von Sternbach, Die Kirchen in B., Mchn. und Zh. 1981 [Schnell, K.führer 1237], Abb. S. 1), Heinr. Hübsch dem W-Bau des Doms in Speyer, 1854-1858 (Kdm. Rheinl.-Pfalz 5, Bildbd. Abb. 116 und 143; Wilh. Meyer-Schwartau, Der Dom zu Sp. ..., Bln. 1893, Taf. 8). Einheitliches Profil ohne Kämpfermarkierung zeigt die F. der von Joh. Seidel 1846 entw. Kirche St. Margaretha in Balwil (Kdm. Schweiz 47, Luzern 6, Abb. 10 und 13). Bei Moritz Geiß in Berlin konnte man kleine F. dieser Art aus Zinkguß beziehen (Ders., Zinkguß-Ornamente nach Zchgn. von Schinkel, Stühler, Persius ..., 2. H., Bln. 1841, Taf. III, 4).
Eingezogene Kreisbogen bevorzugte man im 17. Jh. in den Niederlanden:
Hendrick de Keyser, S-Fassaden-F. der 1603-1611 err. Zuiderkerk in Amsterdam (Wouter Kuyper, Dutch Classicist Archit., Delft 1980, S. 395 Abb. 101); davon abhängig die F. der von Coenraet Roelefs erbauten Nieuwen Noorder Kercke in Groningen, 1660 (Bull. Oudheidk. Bond 81, 1982, S. 208 Abb. 17).
Mit Kleeblattbogen unterlegte Rundbogen zeigt die 1783 in die W-Fassade der 1662 erbauten kath. Kreuzkirche in Leutesdorf Krs. Neuwied eingebrochene achtteilige F. (frdl. Auskunft Br. Suitbert Voing, L.; Kdm. Rheinprov. 16,2 S. 109 Abb. 180).
Die ma. Form der Arkaden-F. mit verdoppeltem Bogen griff man E. 18. Jh. wieder auf.
Heinr. Chr. Jussow sah für die Kirche der 1793 begonnenen Löwenburg in Kassel-Wilhelmshöhe eine vierteilige F. vor (Abb. 63; Chr. Dittscheid u. a., Kassel, Löwenburg im Bergpark Wilhelmshöhe. Amtl. Führer, Bad Homburg v. d. H. 1976, Abb. 37). Sechsteilig sind die beiden Fassaden-F. der Fürstenkapelle im Kloster Lichtenthal in Baden-Baden, 1830-1832 „restauriert“ (Kdm. Baden 11,1 Abb. 338), und ist die eine der Ludwigskirche München, 1835, bei der Friedr. von Gärtner einen begleitenden äußeren Kranz von zwölf vierpaßgefüllten Okulen und einen Sechspaß im Zentrum hinzufügte. (RDK V 795f. Abb. 7; vgl. ebd. VII 646 Abb. 69).
Einfache vierteilige F. sitzen in den drei Giebeln des W-Baus vom Speyerer Dom, von H. Hübsch 1854-1858 (W. Meyer-Schwartau a. a. O. [Sp. 186] Taf. 8f. und 11; Kdm. Rheinl.-Pfalz 5, Bildbd. Abb. 126).
b. Einen Abschluß der Bogenstellungen durch Kleeblattbogen sah Hans Sebastian Brandt 1613 für die fünfzehnteilige W-Fassaden-F. der Jesuitenkirche Koblenz vor (Abb. 61); in der achtzehnteiligen Ausführung wurden die Bogenstützen bis zur F.laibung verlängert, der zentrale Okulus ist als breiter Ring gebildet, der vorgesehene Vierpaß weggelassen (Kdm. Rheinprov. 20,1 Abb. 191). Im 19. Jh. verwendete man den F.typ sowohl bei Neubauten wie bei Restaurierungen.
Als Beispiel an einem „romanischen“ Neubau sei die F. im Turmuntergeschoß der kath. Pfarrkirche St. Christophorus in Wattenheim bei Biblis genannt, 1845 von M. Mittermayer entworfen (frdl. Auskunft des kath. Pfarramts W.; unzulängliche Abb. in Kdm. Hessen, Krs. Bergstraße, Bildbd. Abb. 848), als Beispiel an einem „gotischen“ die F. im Chorschluß der Pfarrkirche Weisenbach im Murgtal, 1842-1845 (Das Erzbistum Freiburg, Frbg. 1977, Abb. S. 225). Bei der Restaurierung der Klosterkirche Neuruppin 1836-1841 wurde über dem N-Portal eine F. mit Kleeblattbogen der vorhandenen ma. Laibung eingefügt (s. Sp. 154), die F. im W-Giebel neu geschaffen ([19 a] Abb. 246-248; ebd. S. 264 aus dem Gutachten Schinkels, 1830: „Die vom Tischler für die Rosettenfenster nötigen Sproßwerke sind genau nach der Zeichnung zu arbeiten, werden aber ... mit scheinbaren Fugen versehen, als seien sie aus Formsteinen zusammengesetzt, und bekommen dann einen Anstrich, der den Backstein des Gebäudes nachahmt“). – Auch die Arkaden-F. der W-Fassade des Doms in Halberstadt ist Ergebnis einer Restaurierung und nach ital. Vorbild 1859/61 geschaffen (s. Sp. 133).
c. Einfache Lanzett-F. mit radial stehenden Lanzetten sind vor dem 19. Jh. höchst selten.
Genaste Bogen zeigt die sechzehnteilige F. in der Chorschlußmauer der Pfarrkirche Rothenfels, Main-Spessart-Krs., 1614: die F. ist einem quadratischen Feld eingefügt, dessen verglaste Restflächen mit je einem Zweischneuß besetzt sind (Abb. 59).
Im 19. Jh. ist die Figuration, mit und ohne Okulus im Zentrum, bei Neubauten und bei Restaurierungen gängig, und zwar schon früh.
Die F. im Hohen Turm der Franzensburg in Laxenburg, N.Ö., 1798-1801, zeigt Achtteilung; als Couronnement dienen Dreipässe (Jos. Zykan, L., Wien und Mchn. 1969, Abb. 47). – Bei der Neugestaltung des Mainzer Doms wollte Eustache Saint-Far 1813 der O-Fassade drei F. einfügen: eine große, dreißigteilige im Giebel sollte im Zentrum eine Lochscheibe erhalten aus einem Kranz von sechzehn lochförmigen Öffnungen um vier Dreipässe, und die Zwickel zwischen den genasten Lanzettbogen und der F.laibung sollten durchlocht werden; für die kleine, achtteilige F. im Wimperg des einzubrechenden Mittelportals waren rundbogige, genaste „Lanzetten“ vorgesehen (Abb. 64). Schinkel verwendete den F.typ in mehreren Varianten in seinem zweiten Entwurf zur Petrikirche in Berlin 1814 ([24 a] Abb. 87; Abb. 65); im Rheinland gebrauchten den F.typ Ernst Friedr. Zwirner für die (Blend-)Rosen der Apollinariskirche im Remagen, 1838-1843 (Kdm. Rheinprov. 17,1 Abb. 496 und 501; Alb. Verbeek in: Ed. Trier und Willy Weyres [Hgg.], Die K. des 19. Jh. im Rheinl., Bd. 1, Archit. 1, Ddf. 1980, Abb. 3-6), Karl Schnitzler bei der Kapelle von Burg Stolzenfels, 1845 voll. (ebd. Abb. 8). Dem S-Querhausgiebel von St. Stephan in Mainz fügte man bei den Ausbesserungen nach der Pulverexplosion 1857 eine solche F. ein (Fr. Th. Klingelschmitt a. a. O. [Sp. 161]; Foto Marburg Nr. 13434).
Auch an neugotischen Wohnbauten gibt es bereits im 1. V. 19. Jh. einfache Giebel-F., deren Lanzetten Fischblasen umschließen können (Schwarz’sches Haus in Nürnberg, von Karl Alex. Heideloff 1818 geplant, 1823 ausgeführt: Archit. Entw. und ausgeführte Bauten in byz. und altdt. Styl..., 1. H., Nbg. 1850, Taf. II).
d. Zu den von M. Geiß angebotenen F. aus gegossenem Zink gehören auch solche mit Kielbogen (a. a. O. [Sp. 186] Taf. III, 3).
e. Bei nach ma. Vorbildern konzipierten F. mit unterteilten Lanzetten ist bald ein regelrechtes Couronnement ausgebildet, bald den Bogenfeldern lediglich eine Füllform eingefügt. Gewöhnlich ist auf eine im Querschnitt ablesbare Differenzierung zwischen rahmenden und gerahmten Formen zugunsten eines scharf geschnittenen Einheitsmaßwerks verzichtet. Der Füllung der Zwickel zwischen Lanzettbogen und F.laibung diente die ganze Skala ma. Maßwerkformen zum Muster, doch wurden auch neue Formen erfunden. In der Regel sind die Lanzetten zentrifugal angeordnet. F. mit unterteilten Lanzetten gehören dem 19. Jh. an; nach vereinzelten Beispielen im 2. Jz. sind sie von den 30er Jahren an allgemein verbreitet.
Zu den besonders frühen Beispielen gehören die Plan gebliebenen F. in Schinkels Entwurf für die Petrikirche in Berlin, zweite Entwurfsphase 1814: jede der vierundzwanzig Lanzetten ist unterteilt, das Bogenfeld durch einen Kielbogen ausgegrenzt [24 a, Abb. 81 und 89].
Bei dem 1836-1838 durch Phil. Hoffmann der ma. kath. Pfarrkirche Hl. Kreuz in Geisenheim, Rheingau, vorgebauten W-Teil zeigt die zwölfteilige F. als Couronnement in den Lanzetten Nasen; der zentrale Okulus umschließt einen Vierpaß; den Zwickeln zwischen Lanzettbogen und F.laibung sind Dreiblätter eingefügt (frdl. Auskunft kath. Pfarramt G.; unzulängliche Abb. in Kdm. Hessen, Rheingaukrs. Abb. 281). – Bei der F. in der Stirnwand des Mittelschiffs der Mariahilf-Kirche in der Au vor München, erbaut nach Plänen von Daniel Ohlmüller 1839-1842, bestand das Couronnement in den acht Lanzetten aus einem gerahmten Vierpaß; die Zwickelfiguren waren gebildet durch gerade, von der F.laibung an die Lanzettbogen geführte Abschnitte, die mit dem unteren Teilbogen der Lanzetten durch einfaches Profil zusammengefaßt und genast waren (Allg. Bauztg. 7, 1842, Atlas Bl. 480). Heinr. Ferstel wählte bei seinem Entwurf zur Votivkirche in Wien 1855 für die Fassade eine zwölfteilige Maßwerk-F., bei der die unterteilten Lanzetten (jede mit Fünfpaß als Couronnement) paarweise durch Kreisbogen zusammengefaßt sind; in den Feldern zwischen Lanzetten und Kreisbogen sitzen genaste Vierbogen, in den Zwickeln zwischen Kreisbogen und F.laibung Dreipässe in Okulen (ebd. 23, 1858, Atlas Bl. 165; Renate Wagner-Rieger, Wiens Archit. im 19. Jh., Wien 1970, Taf. 36f.).
Ma. Gewohnheit entspricht es, die F. in ein durch Rahmung hervorgehobenes Wandfeld zu setzen.
Bei der kath. Pfarrkirche in Geisenheim (s. oben) ist wohl nach dem Vorbild der Straßburger W-Rose (s. Sp. 145f.) das Wandfeld mit der F. „zweischalig“: die F. ist der zurückliegenden Wand eingefügt, in der vorn liegenden „Schale“ sitzt ein Steinkreis mit zur Mitte der F. hin offenen, genasten Spitzbogen; die Restfelder sind mit durchbrochenen Okulen besetzt, in denen je vier genaste Dreibogen sitzen. – Bei der Mariahilf-Kirche in der Au vor München (s. oben) war den Restfeldern zwischen Rahmung und F.laibung jeweils ein Dreischneuß zwischen zwei gerahmten Dreipässen vorgeblendet, bei der Wiener Votivkirche (s. oben) ist es je ein von drei Dreiblättern in Dreibogen begleiteter gerahmter Sechspaß, dessen Pässe von Kleeblattbogen unterlegt sind.
f. Übergreifende Spitzbogen in der äußeren Zone erhielt die F. der von Schinkel für die Zarin Alexandra 1831-1834 entworfenen Parkkirche in Peterhof, die „in reichem Mittelalter-Styl“ gehalten sein sollte.
In den durch die Überschneidungen verkleinerten Bogenfeldern sitzen Vierblätter; die innere Zone der F. bilden rundbogige „Lanzetten“, deren Bogen zu einem Okulus ergänzt sind, die einen Vierpaß umschließen. Die F. ist gegenüber der Wandfläche innen und außen zurückgesetzt, und auf beiden Seiten begleitet sie ein „Maßwerkschleier“ aus zur Mitte der F. hin offenen Halbkreisbogen, die mit Kleeblattbogen unterlegt sind und in Lilien endigen (K. F. Schinkel, Slg. archit. Entw...., H. 21, Bln. 1834, Taf 131f. und Erläuterungen).
2. Lanzetten von sichelförmigem Umriß
Gotisierende F. mit einfachen genasten Lanzetten von sichelförmigem Umriß wurden bis in die 1. H. 19. Jh. bei Kirchenbauten häufig verwendet, meist zusammen mit weiteren gotisierenden Bauformen. Das Profil von Bogen (dieser nicht seltenen rundbogig wie bei F. des 14./15. Jh., s. Sp. 154) und Lanzettschenkel ist einheitlich, ohne besondere Markierung des Kämpfers.
Ob die aus acht zentrifugal angeordneten rundbogigen „Lanzetten“ um den Okulus im Zentrum gebildete F. im Untergeschoß des W-Turms der Würzburger Universitätskirche aus der Bauzeit von 1583-1591 oder der von 1627-1631 herrührt, ist unklar (Abb. 58; Reinh. Helm, Die Würzburger Univ.kirche 1583-1973, Neustadt a. d. A. 1976 [Quellen und Beitr. zur Gesch. der Univ. W., 5], S. 32 und 66). Die entsprechend gebildete W-Fassaden-F. der Pfarrkirche Eussenheim, Main-Spessart-Krs., gehört der Bauzeit 1617-1620 an (frdl. Auskunft kath. Pfarramt E.; Erwähnung in Kdm. Bayern, Ufr. 6 S. 64).
Fünf zentripetal angeordnete Lanzetten zeigt die F. der Friedhofskapelle von 1618 in Bensheim; den Okulus im Zentrum füllt ein Fünfpaß (Kdm. Hessen, Krs. B. Abb. 59). – Rundbogige „Lanzetten“ kommen im ehem. Hochstift Würzburg einigemale vor: von den drei Giebelrosen der Wallfahrtskirche Dettelbach Krs. Kitzingen, 1611-1613, ist die im oberen Feld dreiteilig, mit einfachem Okulus; die beiden anderen sind vierteilig und haben im Okulus einen Dreipaß (Kdm. Bayern, Ufr. 2 Fig. 55). Sechsteilig sind die zwei F. von St. Gertrud in Würzburg, 1612-1613 (im Zentrum ein Okulus; ebd. 12 Fig. 156), und die eine in der W-Wand der Pfarrkirche in Büchold, Main-Spessart-Krs., wohl aus der Bauzeit 1619-1620 (ebd. 6 Fig. 22). – Vier Lanzetten zeigt die F. im Giebel der querhausartig an das Langhaus angefügten südlichen Seitenkapelle an der Jesuitenkirche Molsheim im Elsaß, 1614-1618 von Chr. Wamser, drei rundbogige „Lanzetten“ die F. in der W-Fassade der 1615-1618 neu erbauten ev. Stadtkirche in Petershagen Krs. Minden i. W. (bei der Restaurierung 1969-1971 wieder geöffnet; frdl. Hinweis Ursula Quednau, Münster i. W.; vgl. Westfalen 53, 1975, S. 664).
Andreas Schlüter erwog, über das Portal der Hauptfassade der Parochialkirche in Berlin, 1698, ein Rundfenster mit vier rundbogig schließenden „Lanzetten“ zu setzen; unklar, ob die Ausführung als Eisenarmierung oder in Stein vorgesehen war (die seitlichen Segmentbogenfenster haben Steinteilung; Heinz Ladendorf, Der Bildhauer und Baumeister A. Sch., Bln. 1935, Taf. 23).
Im 19. Jh. skizzierte Schinkel in der zweiten Entwurfsphase für die Petrikirche Berlin 1814 mehrere Varianten von sichelförmigen Lanzetten in F. (Abb. 65); vier rundbogige „Lanzetten“ und eine Mittelfigur aus vier Okulen enthielt die westl. F. der Kirche in Groß Beeren Krs. Teltow, erbaut 1819-1820 (Kdm. Brandenburg 4,1 Abb. 276 und 279; [19 a] Abb. 146). Ähnliche F. bot Chrn. Ludw. Stieglitz als Musterfigurationen (Beitr. zur Gesch. der Ausbildung der Bauk., 2. T., Lpz. 1834, Taf. 6).
Eine Abart zeigt die bei der Reparatur 1554 angelegte F. der ehem. Klosterkirche Limburg a. d. H.: ein Okulus mit Vierpaß sitzt zwischen zwei verzogen sichelförmigen „Lanzetten“ rechts und links; ein Paar mit der Bogenseite gegeneinandergestellter sichelförmiger genaster „Lanzetten“ oben und unten ergänzt die Figuration (Fritz Wellmann, Kloster L. a. d.H., Diss. ing. TH Karlsruhe 1953, Abb. 15f.; Hans-Joachim Mrusek, Romanik, Lpz. 1972, Abb. 23.)
3. Lanzetten mit einem geraden und einem kurvierten Schenkel
Asymmetrische Lanzetten mit einem geraden und einem kurvierten Schenkel hat – in Anlehnung an spätgotische F. in Frankreich (s. Sp. 109f.) – die F. im Giebel der 1843-1853 restaurierten Marienkapelle in Würzburg (Abb. 67).
4. Wechsel von Bogenstellungen und anderen Figuren
Bei Figurationen im Wechsel von Bogenstellungen (Lanzetten) und anderen Figuren kommt, wie bei ma. F., konzentrische oder sektorenweise Anordnung vor. Beide Möglichkeiten wurden erst seit dem 2. V. 19. Jh. genutzt.
Bei der augenscheinlich häufigeren konzentrischen Anordnung ist um die Bogenfolge ein Kranz aus Okulen gelegt.
Als Beispiel für eine F. mit Rundbogen und Kranz sei die Fassaden-F. von St. Bonifatius in Wiesbaden genannt, 1844-1849 von Ph. Hoffmann (Kdm. Reg.bez. Wiesbaden 5 Fig. 215); verdoppelte Rundbogen hat die Fassaden-F. der Ludwigskirche in München (s. Sp. 186). Spitzbogige Lanzetten wählte Schinkel für die Obergaden-F. in der O-Wand des als Kuppelbau auszuführenden Chorraums am als Denkmal für die Befreiungskriege geplanten Dom in Berlin; die Okulen des Kranzes schließen Vierpässe ein [24 a, Abb. 108], wie es auch die N-Querhaus-F. der Wallfahrtskirche Kevelaer zeigt, 1858-1861 von Vincenz Statz; die kielbogigen Lanzetten unterteilt ein genaster Spitzbogen unter einem freien Dreipaß (Guido Große-Boymann und Olga Llop de Große-Boymann, Die Basilika zu K., Mchn. und Zh. 1977 [Schnell, K.führer 1100], Abb. S. 13).
Sektorenweise Anordnung zeigten die beiden F. der Seitenschiffe an der Mariahilf-Kirche in der Au vor München, von D. Ohlmüller 1839 geplant: drei unterteilte Lanzetten wechselten mit einer Figuration aus einem spitz zur Mitte der F. hin ausgezogenen Okulus mit Vierpaß, begleitet von zwei sichelförmigen, zentripetal angeordneten Lanzetten (Allg. Bauztg. 7, 1842, Atlas Bl. 480).
5. Speichen-F.
Bei Speichen-F. sind im Italien der Renss.zeit gern Baluster als Unterteilung verwendet worden (F. der Colleonikap. an S. M. Magg. in Bergamo, 1470-1473 von Giov. Ant. Amadeo: Ludw. Heinr. Heydenreich und Wolfg. Lotz, Archit. in Italy, 1400-1600, Harmondsworth usw. 1974 [Pelican Hist., 238], Abb. 102; vgl. auch ebd. Abb. 101 und [14] Taf. 152). Im dt. Sprachgebiet kommen solche F., durch Druckgraphik vermittelt, in Architekturwiedergaben vor (so auf Wolf Hubers Feldkircher Annenaltar, 1520: Frz. Winzinger, W. H., Mchn. und Zh. 1979, Taf.bd. Abb. von Nr. 284f. und 146; vgl. ebd. Abb. A 4: Stich von Donato Bramante). Die gebauten F. sind einfacher (Fassaden-F. des Doms in Bremen, mit Steinring konzentrisch zur F.laibung, Ergebnis von Reparaturen nach dem Einsturz 1638, 1888 ersetzt: Stein, Bremen 1 Abb. 43).
Nach franz.-ma. Vorbild (s. Sp. 90) entwarf Schinkel für die 1834-1837 durch Karl Aug. Schramm erneuerte Johanniskirche in Zittau eine F., deren Speichen auf den Scheitel von Kreisbogensegmenten entlang der F.laibung auftreffen (Slg. archit. Entw. ..., Bln. 51866, Taf. 143 und 146).
6. zentrierte Maßwerkfiguren
Figurationen aus zentrierten Maßwerkfiguren sind im 16./17. Jh. selten und auch im 19. Jh. nicht gerade verbreitet. Vor allem bei Verwendung unterschiedlicher Vielbogen und -pässe gibt es im 19. Jh. eine Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten.
Vier einfache Okulen um einen gleichgroßen fünften im Zentrum sah Hans Hieber vor für eine F. am Perlachturm in Augsburg; kurze Bogenabschnitte sollten die vier äußeren miteinander verbinden (Modell 1519; Irmgard Büchner-Suchland, H. H., Bln. und Mchn. 1962 [Kw. Stud., 32], Abb. 29). Kurze Stege verbinden die sieben Okulen der F. von St. Peter in Dvor bei Laibach, 1544 von Gregor Ruckenstein erbaut, untereinander und mit der F.laibung (Der Kirchenschmuck Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.] 17, 1886, Abb. S. 10). Vier ineinander verschränkte Ringe, die sich im Mittelpunkt der F. schneiden, zeigt die 1575 erneuerte F. am Kapellenturm in Rottweil; ob die Figuration die ursprüngliche aus der M. 14. Jh. wiederholt oder eine Neuschöpfung ist, ließ sich nicht klären (Sp. 181). Bei der F. aus sieben Okulen über dem N-Seitenschiffportal der Stadtpfarrkirche Münnerstadt, 1608-1610, sind durch Überschneiden jeweils drei des Kranzes miteinander verknüpft; im mittleren Okulus sitzt ein Vierpaß (Abb. 60). Im frühen 19. Jh. verwendete Joh. Chrn. Heinr. von Seydewitz für die kath. Kirche in Ludwigslust, Meckl., in der F. vier einfache Okulen, die den fünften im Zentrum überschneiden (Bauzeit 1803-1809; Kdm. Mecklenburg-Schwerin 3 Abb. S. 260). Bei einem seiner Wohnhäuser für Coburg wollte K. A. Heideloff im ersten Obergeschoß den Oberfenstern die Gestalt kleiner F. aus vier Okulen geben (a. a. O. [Sp. 189] Taf. IX; N. Götz a. a. O. [Sp. 156] Abb. 10), ebenso der einen Giebel-F. am Pfarrhof von St. Lorenz in Nürnberg (Abb. 66 a).
Vier liegende Zweischneuße bilden die Figuration der F. in der Fassade der von Elias Gunzenhäuser errichteten ev. Kirche in Waldenbuch Krs. Böblingen (Plan 1605, Weihe 1607; Fleischhauer, Renss., Abb. S. 146).
Aus vier gerahmten Dreipässen besteht die Rose über der Empore der Pfarrkirche Waldhausen, B.H. Perg, O.Ö., die Hiob Eder 1610-1612 unter Verwendung spätgotischer Teile umbaute [36, N.F. 2, 1876, S. 93 Fig. 3]. – Die F. in einem seiner Entwürfe zum als Befreiungsdenkmal geplanten Dom in Berlin wollte Schinkel aus vier gerahmten Vierpässen gebildet wissen [24 a, Abb. 103]; s. auch Abb. 64: F. in der Ostchorapsis des Mainzer Doms.
Vielbogen um einen Okulus waren im 19. Jh. für kleinere F. an neugotischen Kirchen beliebt: Joh. Claudius von Lassaulx setzte an der 1824-1831 errichteten kath. Pfarrkirche St. Joh. Bapt. in Treis Krs. Cochem-Zell ins Portaltympanon eine Rose aus vier mit je einem Dreiblatt gefüllten Dreibogen in den Diagonalen um einen winzigen Okulus im Zentrum (Frank Schwieger, J. C. v. L., Neuß 1968 Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.. Ver. für Dpfl. und Heimatschutz, Jb.], Taf. 23, „Kreuzrose“); K. A. Heideloff wählte für die Fassaden-F. der von ihm 1846-1849 neu erbauten Ägidienkirche in Oschatz, Sachsen, fünf Dreibogen mit Dreiblatt um den zentralen Okulus mit Vierblatt als Figuration (a. a. O. [Sp. 189] Taf. IV).
Aus einem genasten Dreibogen im Zentrum und vier angeschobenen genasten Vierbogen (die zur Mitte der F. hin gewandte Seite daher konkav) gebildet ist die obere F. der 1863 umgebauten Fassade der Franziskanerkirche Bozen (Rich. Kurt Donin, Die Bettelordenskirchen in Österr., Baden b. W. 1935, Abb. 323).
Die Kapelle des Arsenals in Wien, 1853-1856 von Karl Rösner erbaut, hat eine F. aus vier von der F.laibung ausgehenden Kreisbogen, die ein Kreuz im Zentrum tangieren; in die Bogenfelder sind gerahmte Vierpässe eingefügt (Kdm. Österr. 44, Abb. 17).
7. Stern
Ein Stern kommt in komplizierter Zusammensetzung im 16. und 17. Jh. gelegentlich, in nennenswerter Zahl im 19. Jh. vor.
Hans Hieber hat, wohl 1520/1521, bei den F. des Modells für die Kirche zur Schönen Maria in Regensburg am Sechseckbau mehrere F. vorgesehen, deren Figuration ein sechsstrahliger Stern zugrundeliegt, kombiniert mit anderen Maßwerkfiguren: bei der F. der Eingangsseite kombinierte er ihn mit sechs tropfenförmigen „Lanzetten“, bei der zur Linken mit sechs Okulen um einen siebenten im Zentrum; die F. zur Rechten der Eingangsseite zeigt drei einander sich überschneidende Sterne unterschiedlicher Form und im Zentrum einen kleinen vierten Stern; die F. im anschließenden Wandfeld hat zwei gegeneinander verdrehte Sterne einem Sechspaß eingefügt (RDK I 922 Abb. 4; I. Büchner-Suchland a. a. O. [Sp. 193] Abb. 1, 7 und 16).
Im 17. Jh. verwendete man in Franken gelegentlich Sternfiguration: als einfachen Stern, der einen Okulus einschließt, bei der Chorschluß-F. der kath. Pfarrkirche Erlabrunn, 1655 (Kdm. Bayern, Ufr. 3 S. 18), mit gebogenen Schenkeln der Strahlen bei der F. über dem N-Portal der 1614-1616 erbauten kath. Pfarrkirche in Markt Bibart (ebd., Kurzinv. 35 Abb. S. 181).
Unter Schinkels F.entwürfen zur Petrikirche in Berlin, 1814, findet sich einer mit dem Davidstern, dessen Zacken mit Dreiblättern und dessen Mittelfeld mit einem gerahmten Sechspaß besetzt sind/ist (Abb. 65). Unter F. v. Gärtners Alternativ-Entwürfen zur Fassaden-F. der Ludwigskirche in München, ab 1829 erbaut, zeigt einer sich überkreuzende Stabpaare, die einen ledigen Stern ausgrenzen, dessen Felder ebenso wie die der Peripherie mit Vielpässen gefüllt werden sollten (Oswald Hederer u. a., Die L. in M., Mchn. und Zh. 1977 [Große K.führer, 9], Abb. S. 8). Eine ähnliche Figuration, mit Lanzettpaaren statt Vielpässen, wählte Chrn. Hansen für die Rose im Portaltympanon der Englischen Kirche in Athen, 1840-1841 (Allg. Bauztg. 15, 1850, S. 1, Atlas Bl. 302). Der Stern der Fassaden-F. der Gustav-Adolf-Kirche in Wien-Gumpendorf, 1846-1849 von L. Ch. Förster (und Theophil Hansen?), ist gebildet aus drei vierstrahligen, gegeneinander verdrehten und sich überschneidenden Sternen; in die Zwickel zwischen den Strahlen und der F.laibung sind Okulen gesetzt. Die Tympanonrose des Hauptportals besteht aus zwei sich überschneidenden vierstrahligen Sternen (RDK VII 647 Abb. 71).
Bei den drei „orientalisierenden“ F. im Mittelrisalit des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien, 1850-1857 von Th. Hansen erbaut, ist das Stabwerk so geführt, daß ein achtstrahliger Stern gerahmt wird von einem Kranz, in dem kleinere sternförmige Öffnungen mit solchen anderen Umrisses wechseln; die Tympanonrosen der drei Einfahrtstore sind einfacher gebildet (Abb. 68; Alice Strobl, Das k.k. Waffenmus. im Arsenal, Graz und Köln 1961 [Schrn. des Heeresgesch. Mus. in Wien, 1], Abb. 12f.). Auf ähnliche Weise konzipierte L. Ch. Förster die F. der Hauptfassade des israelitischen Bethauses in der Wiener Leopoldstadt: die „Rose“, im Umriß ein Vierpaß, dessen Nasen rechtwinklig ausgeschnitten sind, hat die Paßbogen zu Okulen ergänzt, in denen achtstrahlige Sterne sitzen; das Zentrum bildet ein kleiner, zwölfzackiger Stern (Bau 1859; Allg. Bauztg. 24, 1859, Atlas Bl. 232 und 235; vgl. auch die Synagoge in Nürnberg, 1869-1874: N. Götz a. a. O. [Sp. 156] Abb. 33).
8. Bogenpaare
Zueinander spiegelbildlich angeordnete Paare einfacher oder zusammengesetzter Bogen, die den Durchmesser der F. überspannen, sind eine neue Figuration des 19. Jh.
Bei der Portaltympanon-F. der ev. Kirche in Urspringen Krs. Rhön-Grabfeld, 1842, sind es zwei Paare aus einfachen Viertelkreisbogen, in Kreuzform gestellt; die von den so entstandenen Spitzovalen eingeschlossenen Felder sind genast, in den Zwickeln sitzen Okulen mit drei Nasen (Heinr. Mehl, Kirchen und Kap. in Rhön-Grabfeld, Fulda 1979, Abb. 155). K. A. Heideloff (und Bernh. Solger?) schlug vor, für die eine der Giebel-F. am neu zu errichtenden Pfarrhof von St. Lorenz in Nürnberg zusammengesetzte Bogen – gerader Mittelabschnitt – zu nehmen und die Zwickel mit Dreiblättern zu belegen (nach 1843; Abb. 66 b). – Eduard Bürklein verschränkte bei der Giebel-F. der Synagoge in Heidenheim, Mfr., 1854 voll., drei gestreckte Ovale so, daß Rundbogen gegen die F.laibung stoßen (Allg. Bauztg. 19, 1854, Atlas Bl. 656f.).
Eine Abwandlung zeigt die F. im W-Bau der ev. Pfarrkirche Simmern, 1845-1846: die Kreisbogensegmente stehen in kurzem Abstand zueinander Rücken gegen Rücken, die Figuration ähnelt einem Eisernen Kreuz (Kdm. Rheinl.-Pfalz 6,1 Abb. 882).
9. Vielpaß um Okulus
Ein Vielpaß um einen Okulus wurde in niederländischer Architektur der 1. H. 17. Jh. gelegentlich gebraucht, dann seit E. 18. Jh vereinzelt aufgegriffen.
Ein Vierpaß ist es bei der F. der Noorderkerk in Amsterdam, 1620-1622 von H. Keyser (W. Kuyper a. a. O. [Sp. 186] Abb. 28-30), und bei den F. der neuen Kirche in Emden, 1643-1648 von Martin Faber, an beiden Bauten mit rollwerkartigen Einfügungen um den Okulus (Kdm. Hannover 6,1 und 2 Fig. 58 und 68).
Bei der F. über dem Durchgang zwischen Vorzimmer und Rittersaal des Gotischen Hauses in Wörlitz, ab 1773 von Gg. Chr. Hesekiel nach Entwürfen von Friedr. Wilh. von Erdmannsdorff erbaut, endigen die Bogen des Fünfpasses in Lilienblüten (Kdm. Anhalt 2,2 Taf. 82 c). In der Lichte der F. der N-Querhausrose der Kirche in Wörlitz, 1805-1809 von G. Ch. Hesekiel, sitzt ein leicht gestelzter, maßwerkähnlicher Sechspaß (ebd. Taf. 3). Die obere Fensterzeile der Abseiten am 1854-1858 von Gustav Eberhard erbauten hzgl. Mausoleum auf dem Neuen Friedhof in Coburg besteht aus F., bei denen der Sechspaß mit durchbrochenen Zwickeln einen solchen gerahmten mit massiven Zwickeln umschließt. – Als Beispiel für das Vorkommen an einem Profanbau sei Heideloffs Projekt für das Rathaus in Fürth genannt (a. a. O. [Sp. 189] Taf. VI).
10. Vielpaß und Kranz aus Okulen
Ein Vielpaß, den ein Kranz aus Okulen umgibt, kommt selten vor.
Beispiel die F. über dem W-Portal der Wallfahrtskirche Dettelbach, 1611-1613: ein freier Sechspaß, dessen Bogen von je einem Kleeblattbogen unterlegt sind, umgeben von einem Kranz aus Okulen mit Vierpaß, in den Zwickeln kleine Okulen (Kdm. Bayern, Ufr. 2 Taf. VIII, Fig. 55). In den Obergaden-F. der Altlerchenfelder Kirche in Wien, Bau nach Entw. von Joh. Gg. Müller 1850 vollendet, ist der Kranz (Okulen mit Vierpaß) vom mittleren Vielpaß durch einen Steinring abgesetzt (R. Wagner-Rieger a. a. O. [Sp. 189] Taf. 34 b und 35).
Zu den Tafeln
I (Sp. 71f.): a. Montréal, Yonne, ehem. Stiftsk. N.-D., Fassaden-F. Um 1180. Nach Ann. archéol. 11, 1851, Taf. vor S. 363. – b. Chars, Val-d’Oise, Kirche, S-Querhaus-F. E. 12. Jh. (?). Nach [33] 65,1901, S. 28 Fig. 11. – c. Roye, Somme, St-Pierre, F. im W-Giebel. 2. H. 12. Jh. Nach Camille Enlart, Mon. religieux de l’archit. romane ... de la région picarde ..., Amiens und Paris 1895, Fig. 119. – d. Montréal, Yonne, ehem. Stiftsk. N.-D., N-Querhaus-F. Um 1160/1180. Nach [1] S. 65 Fig. 13. – e. St-Jean-le-Blanc, Calvados, Fassaden-F. 1. H. 13. Jh. Nach Arcisse de Caumont, Statistique mon. du Calvados, Bd. 3, Caen und Paris 1857, Abb. S. 35. – f. Etampes, Esonne, N.-D., S-Querhaus. östl. F. Um 1180 (?). Nach [34] 82,1919, S. 19 unten. – g. Ebendort, westl. F. Nach ebd. S. 19 oben.
II (Sp. 135f.): a. Freiburg i. Br., Münster, S-Querhaus-F. A. 13. Jh. Nach Friedr. Kempf, Das Freiburger Münster, Karlsruhe 1926, Abb. 6. – b. Limburg, Lahn, ehem. Stiftsk. („Dom“) St. Georg, W-Fassaden-F. A. 13. Jh. Nach [37] 24, 1874, Atlas Bl. 10. – c. Faurndau bei Göppingen, ehem. Stiftsk., F. am Turm. Um 1220/1240. Nach Kdm. Kgr. Württ., Taf.bd. Schwarzwald-, Jagst- und Donaukrs., Taf. (78). – d. Regensburg, St. Ulrich, W-Fassaden-F. 2. V. oder M. 13. Jh. Nach Kdm. Bayern, Opf. 22,3 Fig. 27. – e. Otterberg, ehem. Zisterzienserkirche, W-Fassaden-F. 1249. Nach ebd. Pfalz 9 Fig. 270.
III (Sp. 137f.): 1 a und b. Hohenfurt (Viššy Brod), ehem. Zisterzienserkloster, F. im Kapitelsaal, Ansicht und Schnitt. 1259. Nach Kdm. Böhmen 42 Abb. 180. – 2. Georgenthal Lkrs. Gotha, ehem. Zisterzienserkloster, sog. Kornhaus, F. Spätes 13. Jh. (?). Nach Kdm. Thüringen 6 (Sachsen-Gotha 2) S. 37. – 3. Kolbatz, ehem. Zisterzienserkirche, Blend-Rose im W-Giebel. Voll. 1307. Nach Kdm. Pommern 2,2 Fig. 68. – 4. Fröndenberg, Westf., ehem. Stiftsk. Blendrose im O-Giebel. Weihe 1262. Nach Kdm. Westf. 47 Abb. S. 128. – 5 a und b. Obermarsberg, Nikolaikap., F. über dem S-Portal, Ansicht und Schnitt. Um 1260/1280. Nach [27] Lfg. 7f. Taf. 56. – 6. Arnsberg, ehem. Propsteikirche Wedinghausen, F. über dem N-Portal. Gegen 1300. Nach Kdm. Westf. (18) S. 36.
IV (Sp. 151f.): a. Zinna, ehem. Zisterzienserkloster, Siechen- und Gästehaus, Blendrose im N-Giebel. 1. V. 4. Jh. Nach [16] Taf. 11 Fig. 211. – b. Magdeburg, Dom, F. im N-Querhausgiebel. A. 14. Jh. Nach J. F. Clemens, Friedr. Alb. Immanuel M ellin und C. A. Rosenthal, Der Dom zu M., 2. Lfg., Magdeburg 1852, Taf. IV Fig. 1. – c. Ebendort, F. im S-Querhausgiebel. Wohl A. 14. Jh. Nach ebd. Fig. 10. – d. Hildesheim, Dom, F. über dem NW-Portal. Um 1317/1333. Nach Foto von H. Beyerlein, Würzburg. – e. Zeitz, Schloßkirche („Dom“), F. im Chor. Wohl 1. H. 15. Jh. Nach Foto von Michael Stuhr, Lpz. – f. Lajen, S-Tirol, Frauenkirche, F. Weihe 1482. Nach [8] S. 441. – g. Gnadlersdorf (Hnanice) bei Znaim (Znojmo), Mähren, Kirche, F. über dem Portal. Um 1480/90. Nach [36] N.F.. 9,1883, S. XXXVII Fig. 17. – h. Poschiavo, Graubünden, S. Vittore, Fassaden-F. 1503. Nach Kdm. Schweiz 17, Graubünden 6 Abb. 31.
Zu den Abbildungen
1. Oldenburg i. O., Nieders. Staatsarchiv, Bestand Kloster Hude, Fragmente einer Entw.zchg. für eine F. Pergament, rote Tinte, Zirkelspuren. Wohl gg. M. 13. Jh. Foto Archiv.
2. Beauvais, Oise, St-Etienne, N-Querhaus, F. Um 1130/40. Foto James Austin, Ld., Nr. 95011.
3. S. M. della Strada, Molise, Fassaden-F. Weihe der Kirche 1148. Foto Winfried Ranke, Bln.
4. Laon, Aisne, Kathedrale, N-Querhaus, F. Um 1180/90. Foto Marburg, Nr. 166065 a (Ausschnitt).
5. Donnemarie-Dontilly, Seine-et-Marne, Kirche Maria Himmelfahrt, F. der Chorschlußmauer. Um 1220/30. Foto Marburg, Nr. 170891.
6. Saint-Denis, ehem. Abteikirche, N-Querhaus, F. der Stirnmauer. Baubeginn 1231. Foto Mon. Hist., Paris, Nr. 2667 (Zustand Mai 1877).
7 a und b. Paris, Notre-Dame, N-Querhaus. F. der Stirnmauer (a) und des Giebels. Um 1245/1258. Nach Monographie a. a. O. (Sp. 90) Taf. 27 und 25.
8. Saint-Germer-de-Fly, Oise, Marienkapelle der ehem. Klosterkirche, F. der W-Mauer. Um 1259. Foto Mieusement, Nr. 9977 (1894).
9. Chalons-sur-Marne, Kathedrale, N-Querhaus, F. der Stirnmauer. Baubeginn 1256. Nach M. Aubert und S. Goubet a. a. O. (Sp. 114) Abb. 248.
10. Sées, Orne, Kathedrale, F. des N-Querhauses. 3. Dr. 13. Jh. (?). Foto J. Austin, Ld., Nr. 3064.
11. Sées, Orne, Kathedrale, F. des S-Querhauses. 3. Dr. 13. Jh. Foto J. Austin, Ld., Nr. 3065.
12. Amiens, Somme, Kathedrale, F. des N-Querhauses. 1. V. 14. Jh. Foto J. Austin, Ld., Nr. 94611.
13. Montcornet, Aisne, Kirche, S-Querhaus. 13. Jh., F. A. 14. Jh. (?). Foto Marburg, Nr. 162086.
14. Saint-Pol-de-Léon, Finistère, Kathedrale, S-Querhaus. 3. V. 14. Jh. Foto Lala Aufsberg, Sonthofen, Nr. 88257.
15. Bordeaux, Gironde, Kathedrale, F. des S-Querhauses. 2. V. 14. Jh. Foto Marburg, Nr. 168 326.
16. Mello, Oise, Kirche, S-Querhaus, Stirnwand. 15. Jh. Foto Marburg, Nr. 171 116.
17 a. Rouen, Seine-Maritime, St-Ouen, F. des S-Querhauses. Vor 1441. Foto Marburg, Nr. 48295.
17 b. Rouen, Seine-Maritime, St-Ouen, Grabstein der Architekten Alexandre de Berneval † 1441 und seines Sohnes Colin (Ausschnitt; Ges.abb.: A. Masson, L’abbaye de St-O. de R., Rouen und Paris 1930, Taf. 59 Fig. 115). Foto Marburg, Nr. 183 005 (Ausschnitt).
18. Cognac, Charente, ehem. Stiftskirche St-Léger, W-Fassade. 12. Jh., F. 15. Jh. Foto Marburg, Nr. 38 846.
19. Rouen, Seine-Maritime, St-Ouen, F. der W-Fassade. 2. V. 16. Jh. Nach Augustus (Charles) Pugin, Specimens of the Archit. of Normandy, neu hg. von Rich. Phené Spiers, Ld. 1874, Taf. 42 (1. Aufl. 1827).
20. Sens, Yonne, Kathedrale, S-Querhaus. Um 1500. Foto J. Austin, Ld., Nr. 972.
21. Senlis, Oise, Kathedrale, F. des S-Querhauses. 1. H. 16. Jh. Foto J. Austin, Ld., Nr. 123910.
22. Spoleto, Dom, Obergeschoß der Hauptfassade, Blendrosen. Um 1207. Foto L. Aufsberg, Sonthofen, Nr. 76694 a.
23. Tuscania, S. M. Magg., Obergeschoß der Fassade mit F. Gg. M. 13. Jh. Nach Postkarte.
24. Assisi, S. Pietro, Obergeschoß der W-Fassade. Weihe der Kirche 1253. Foto L. Aufsberg, Sonthofen, Nr. 77276.
25. Basel, Stadt- und Münstermus., Fragmente der Füllung vom Glücksrad am N-Querhaus des Münsters. Vor 1213. Foto Mus.
26. Bamberg, Dom, F. am N-Querhaus. Um 1231. Foto Limmer, Bamberg.
27. Ebrach, ehem. Zisterzienserkirche, F. im S-Querschiff. Um 1240. Foto Gundermann, Würzburg, Nr. 7863.
28 a-c. Wien, St. Stephan, W-Bau, N-Seite, östl. (a) und westl. F. (b), S-Seite, westl. F. (c). Vor 1258. Foto Bundesdenkmalamt Wien.
29. Straßburg, Frauenhausmus., sog. Riß B zur Straßburger Münsterfassade, Ausschnitt (Ges.abb.: Straßb. Münsterblatt 6, 1912, Taf.anhang). 4. V. 13. Jh. Nach ebd.
30. Ehem. Zisterzienserinnenkloster Porta Coeli bei Tischnowitz, Mähren, F. der W-Fassade. 2. H. 13. Jh. Foto Marburg, Nr. 57918 (Ausschnitt).
31. Chorin, ehem. Zisterzienserkloster, Pfortenhaus, äußeres Portal. Um 1280/1300. Foto M. Prause, Bln., Nr. 08977.
32. Loccum, ehem. Zisterzienserkirche, W-Fassade. E. 13. Jh. Foto L. Aufsberg, Sonthofen, Nr. 89503.
33. Osnabrück, Dom, F. der W-Fassade. Nach 1305. Foto Schneiders, Lindau, Nr. 10/9.
34. Erfurt, St. Severi, F. im W-Joch der Lhs.-N-Seite. Um 1278 – 1. Dr. 14. Jh. Foto Alix Krahmer-Basté.
35. Rufach, Kirche Mariä Himmelfahrt (St. Arbogast), F. der W-Fassade. 1. H. 14. Jh. Foto Marburg, Nr. 26859.
36. Bozen, Dominikanerkirche, F. der W-Fassade. 1. H. 14. Jh. Foto L.denkmalamt Bozen (H. Walder), Neg.nr. 16235.
37. Maulbronn, ehem. Zisterzienserkloster, F. an der Höllenstiege in der NO-Ecke des Kreuzgangs. 1. V. 14. Jh. (?). Foto Marburg, Nr. 87253.
38. Bielefeld, Nikolaikirche, F. an der S-Seite des Lhs. 1. V. 14. Jh. Nach Kdm. Westf. (20), Abb. S. 15 oben.
39. Niederhaslach, Unterelsaß, ehem. Stiftskirche St. Florentius, F. im W-Turm. 2. V. 14. Jh. Foto Jeannine Le Brun, Konstanz, Nr. 8012.
40. Liegnitz, Ev. Oberkirche St. Peter (und Paul), F. der von Meister Wiland am 1333 err. W-Fassade. Foto J. G. Herder-Inst., Marburg, Nr. 85 886.
41. Wien, ehem. Minoritenkirche, Obergaden des Lhs., S-Seite. 2. Dr. 14. Jh. Foto Kh. Inst. der Univ. Wien.
42. Paderborn, Dom, O-Querhaus, F. in der W-Mauer des S-Flügels. Wohl nach 1340. Foto Westf. Amt für Dpfl., Münster i. W.
43. Prenzlau, Giebel der Christophkapelle an der Marienkirche. Gg. 1350. Foto M. Prause, Bln., Nr. 540/25.
44. Minden, Dom, N-Querhaus. M. 14. Jh. Foto Max Geisberg, Münster i. W.
45. Basel, Münster, F. im Emporengeschoß des Chorumgangs. 1356-1363. Nach: Baugesch. des Basler Münsters, hg. vom Basler Münsterbauver., Basel 1895, Taf.bd., Taf. XIV.
46. Wien, St. Stephan, F. der Eligiuskapelle. Um 1360. Nach Kdm. Österr. 23, S. 126 Abb. 80.
47. Regensburg, Bischöfl. Zentralarchiv, F. im sog. Zweiturmriß zur Fassade des Regensburger Doms. Um 1380/85. Foto Bayer. LA für Dpfl., München.
48. Neubrandenburg, Meckl., Treptower Tor, Feldseite des Außentors (Detail). Um 1400. Nach Kdm. Mecklenburg-Strelitz, Amtsgerichtsbez. Neubrandenburg, Abb. S. 105.
49. Landau, Pfalz, ehem. Augustinerkirche, F. der W-Fassade. 1405-1413. Nach Kdm. Bayern, Pfalz 2 Fig. 14 oben links.
50. Brandenburg, ehem. Franziskanerkirche St. Johannes, F. über dem Portal der Lhs.-N-Seite. l.H. 15. Jh. Nach [7] Bd. 1 Bl. 20, I.
51. Neuberg a.d.M., Stm., ehem. Zisterzienserkirche, W-Fassade (Ausschnitt). F. 1. H. 15. Jh. Foto K. Woisetschläger, Graz, Nr. 916/2.
52. Lüneburg, Johanniskirche, O-Giebel des W-Turms. Nach 1406. Foto Beyerlein, Würzburg, Nr. AL 42.
53. Thann, St. Theobald, F. der W-Fassade. Zw. 1468 und 1498. Nach Kdm. Frankreich, Haut-Rhin, Thann, Schutzumschlag.
54 a-e. Wimpfen Krs. Heilbronn, ev. Stadtkirche, W-Fassade (a) und F. des W-Jochs, N-Seite (b), nördl. (c) und südl. F. der W-Seite (d) sowie der S-Seite (e). 3. Dr. 15. Jh. Foto Fritz Arens, Mainz (a), und Verf.
55. Tangermünde Lkrs. Stendal, St. Stephan, Portal am S-Querhaus. Um 1480/1500. Foto Kh. Inst. der Karl Marx-Universität Lpz., Nr. 5270.
56 a und b. Tübingen, ehem. Stiftskirche St. Georg, Martyrium des hl. Georg, F. in der östl. Stirnmauer des nördl. Seitenschiffs. Nach 1478. Foto L.denkmalamt Baden-Württ., Außenstelle Tübingen, Aufnahme Dr. Hell.
57. Münnerstadt Krs. Bad Kissingen, Stadtpfarrkirche, F. über dem Protal des südl. Seitenschiffs. Dat. 1513. Foto Verf.
58. Würzburg, Universitätskirche, F. im Untergeschoß des W-Turms. 1583-1591 oder 1627-1631. Foto Gundermann, Würzburg.
59. Rothenfels Main-Spessart-Krs., kath. Pfarrkirche, Chorpolygon mit F. 1614. Foto Marburg, Nr. LA 1028/35.
60. Münnerstadt Krs. Bad Kissingen, Stadtpfarrkirche, F. über dem Portal des nördl. Seitenschiffs. 1608-1610. Foto Verf.
61. Hans Seb. Brandt, Entwurf für die F. der Jesuitenkirche Koblenz. Federzchg. Koblenz, L.hauptarchiv, Gymnasialarchiv (Dep.) 117, Nr. 531. 1613. Foto Archiv.
62. Luzern, Hofkirche, W-Fassade, Ausschnitt mit der F. Baubeginn 1663. Foto O. Pfeifer, Luzern.
63. Heinr. Chr. Jussow, Entwurf zur Kirchenfassade für die Löwenburg in Kassel-Wilhelmshöhe. Feder auf Papier. Kassel, Staatl. K.slgn., Inv.nr. 5688. Um 1793 (?). Foto K.slgn.
64. Eustache Saint-Far, Entwurf zur Neugestaltung der O-Fassade des Mainzer Doms, Ausschnitt (Ges.abb.: Ausst.kat. „Mainz in Napoleonischer Zeit“, Mainz 1982, S. 125). Feder auf Papier, grau und schwarz laviert, Ges.maße 64 × 47,2 cm. Mainz, Stadtarchiv, BPS III Ad 3 a. 1813. Foto Archiv.
65. Karl Friedrich Schinkel, Entwurf zur Petrikirche in Berlin (Kölln), zweite Planungsphase. Federzchg., 32 × 20 cm. Berlin-Ost, Staatl. Museen, Kk. und Slg. der Zchgn., Inv.nr. SM 20b.l57.1814. Nach [24 a] Abb. 85.
66 a und b. Karl Alex. Heideloff (und Bernh. Solger?), Entwurf zum Pfarrhof von St. Lorenz in Nürnberg, Detail vom linken (a) und rechten Giebel (Ges.abb.: N. Götz a. a. O. [Sp. 156] Abb. 18). Nürnberg, Stadtarchiv, Planslg. Nr. 1095. Um 1843. Fotos Archiv.
67. Würzburg, Marienkapelle, Giebel der W-Fassade nach der Restaurierung 1843-1853. Foto Verf.
68. Theophil Hansen, Heeresgeschichtliches Museum in Wien, Mitteltrakt (Ausschnitt). 1850-1856. Foto Johanna Fiegl, Wien.
Literatur
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Mehrfach zitiert sind: 7. Friedr. Adler, Ma. Backsteinbauwerke des preuß. Staates, Bd. 1, Bln. 1861, Bd. 2, Bln. 1898. – 8. Karl Atz, Kg. von Tirol und Vorarlberg, Innsbruck 21909. – 9. Die ma. Baudkm. Nieders., Bd. 1-3, Hann. 1857-1883. – 10. Robert Branner, Burgundian gothic archit., Ld. 1960. – 11. Ders., Saint Louis and the court style, Ld. 1965. – 12. Alexandre Cirici, Arquitectura gotica catalana, Barcelona 1968. – 13. Aug. Essenwein, N-Dtld. Backsteinbau im MA, o. O. und J. (Karlsruhe 1855). – 14. Giulio Ferrari, La terracotta ... nell’arte ital., Mail. 1928. – 15. Ignazio Carlo Gavini, Storia dell’arte in Abruzzo, Bd. 1-2, Mail. und Rom 1926. – 16. Fritz Gottlob, Formenlehre der norddt. Backsteingotik, Lpz. 21907. – 17. Hahnloser, Villard. – 18. Hist. générale (ab Bd. 2: Dict.) des églises de France, Bd. 1-5, Paris 1966-1971. – 19. Gg. Gottfr. Kallenbach, Atlas zur Geschichte der Dt.-ma. Bauk., Mchn. 1847 (Ndr. 1981). – 19 a. Hans Kania und Hans-Herbert Möller, Mark Brandenburg, Bln. 1960 (Schinkelwerk). – 20. Hans Lutsch, Ma. Backsteinbauten Mittelpommerns..., Bln. 1890. – 21. Václav Mencl, Vývoy okna archit. českého středovĕku, Zprávy památkove péče 20, 1960, S. 181-232. – 22. Mario Moretti, Archit. medioevale in Abruzzo, Rom 1971. – 23. André Mussat, Le style gothique de l’Ouest de la France, Paris 1963. – 24. Karl Noehles, Die Fassade von S. Pietro in Tuscania, Röm. Jb. für Kg. 9-10, 1961-1962, S. 13-72. – 24 a. Paul Ortwin Rave, Berlin 1, Bln. 1941 (Schinkelwerk). – 25. Corrado Ricci, Roman. Bauk. in Ital., Stg. 1925. – 26. Angiola Maria Romanini, L’archit. got. in Lombardia, Mail. 1965. – 27. Karl Schäfer und Oskar Stiehl (Hg.), Roman. und got. Bauk., Die mustergiltigen Kirchenbauten des MA in Dtld., Bln. 1892-1901. – 28. Lisa Schürenberg, Die kirchl. Bauk. in Frankr., Bln. 1934. – 29. Ugo Tarchi, L’arte nell’Umbria e nella Sabina, Bd. 2, Mail. 1937, Bd. 4, Mail. 1940. – 30. Carl Arnold Willemsen und Dagmar Odenthal, Apulien, Köln 1958. – 31. Nikolaus Zaske, Got. Backsteinkirchen Ndtld. ..., Lpz. 21970.
Mehrfach zitierte Zeitschriften: 32. Ber. Alt.ver. Wien. – 33. Bull. mon. – 34. Congr. arch. -35. Die Dpfl. – 36. Mitt. Zentralkomm. – 37. Zs. für Bauwesen.
Verweise
Empfohlene Zitierweise: Kobler, Friedrich , Fensterrose, in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. VIII (1982), Sp. 65–203; in: RDK Labor, URL: <https://www.rdklabor.de/w/?oldid=88830> [04.04.2022]
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