Faustfeuerwaffen

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englisch: Small fire arms (pistols, revolver); französisch: Armes à feu portatives; italienisch: Armi da fuoco portatili.


Hugo Schneider (1979)

RDK VII, 866–875


RDK VII, 867, Abb. 1. Teile einer F.
RDK VII, 871, Abb. 3. Zürich, um 1665
RDK VII, 873, Abb. 4. Zürich, um 1750.
RDK VII, 873, Abb. 5. Bern, 1875

I. Begriff, Aufkommen

Das Hauptmerkmal dieser vorwiegend pulvergetriebenen Waffen besteht darin, daß sie für den Gebrauch nur eine Hand benötigen und in der Faust festgehalten werden. Sie weisen demzufolge einen verhältnismäßig kurzen Lauf auf. Als Analogie zu den schwereren Büchsen, den Handfeuerwaffen, bei deren Verwendung beide Hände beansprucht werden, suchte man schon früh eine beweglichere, leichtere Waffe, die nicht nur von der Infanterie, sondern besonders von den Berittenen, deren eine Hand für die Führung des Zügels reserviert war, benützt werden konnte. Der Karabiner, seit dem 17. Jahrhundert bei der Kavallerie im Gebrauch, stellt mit seinem mittellangen Lauf ein Zwischengebilde dar. Die ältesten erhaltenen F. stammen aus dem frühen 16. Jh., wobei durchaus denkbar ist, daß bereits gegen 1500 einzelne vorhanden gewesen waren.

Man unterscheidet drei Hauptgruppen: Pistolen, Revolver und Automaten (zur Benennung der Einzelteile s. Abb. 1). Pistolen waren normalerweise einläufig und wurden von vorne geladen. Die Ausnahme bildeten die Wender, welche zwei oder mehrere Läufe aufwiesen und von Hand um die Längsachse gedreht werden mußten, bis das Zündloch über der Pfanne lag. Aber auch starre, übereinanderliegende Läufe, von zwei Schlössern bedient, waren seit M. 16. Jh. in Gebrauch.

Als prächtige Vertreter dürfen ein dt. Pistolenpaar im K.hist. Mus. Wien, um 1550, und ein solches im Tøjhusmus. Kopenhagen, um 1550, erwähnt werden [12, Bd. 1 Abb. 26 und 27].

Im 18. Jh. wurde die Bündelpistole entwickelt, die gegen 1800 zum System der „Pepperbox“ führte (vgl. Abb. 4). Mehrere gebündelte Läufe mit Zündpfannen ermöglichten, durch den Abzug um eine zentrale Längsachse gedreht, eine mehrfache Schußabgabe. – Revolver besitzen hinter dem einzigen Lauf eine Trommel, ursprünglich von Hand, später automatisch drehbar mit mehreren Kammern für die Ladungen. Lediglich durch das Spannen des Hahns oder des Abzughahns wird die Trommel mit einer neuen Ladung hinter die Lauföffnung gedreht und ermöglicht eine schnellere Schußfolge. – Der Automat, seit E. 19. Jh. produktionsreif entwickelt, verfügt über ein Patronenmagazin, aus welchem Schüsse einzeln oder in Serie abgefeuert werden können.

II. Konstruktionsmerkmale, Schloßmechanismen

Es ist denkbar, daß die ältesten F. mit Luntenschlössern versehen waren. Originale haben sich jedoch keine erhalten. Populär wurden F. erst durch die Einführung des wohl aus Italien stammenden Radschlosses (vgl. Abb. 2). Eines der ältesten erhaltenen Stücke ist 1534 datiert und dürfte die Privatwaffe von Kaiser Karl V. gewesen sein.

Nach neueren Untersuchungen ist Leonardo da Vinci der wahrscheinliche Erfinder des Radschlosses [13, Bd. 1 S. 39]. In den habsburgischen Erbländern wurde 1517 das Herstellen und Tragen von solchen „selbstschlagenden hanndtpuchsen die sich selbs zundten“ verboten und jede Zuwiderhandlung schwer bestraft. Aber bereits zwanzig Jahre später war dieses Verbot nicht mehr aufrechtzuerhalten; Kaiser Karl V. scheint selber der Erfindung großes Interesse entgegengebracht zu haben.

Ungefähr um die selbe Zeit wurde auch das Schnappschloß in Zentraleuropa entwickelt. Ein frühes Exemplar von 1580 befindet sich im Germ. Nat.mus. in Nürnberg und stammt aus einer Suhler Werkstatt.

Dieser Typ, dessen Produktionsort aus der Meistermarke auf dem Schloßblech abgeleitet werden kann [13, Bd. 1 S. 179], ist von einem nordischen System beeinflußt und von Suhler Meistern nachgeahmt worden, die seit der 2. H. 16. Jh. diese thüringische Stadt zu einem der bedeutendsten Zentren dt. Handfeuerwaffen- und F.produktion entwickelt hatten.

Dieses System führte im beginnenden 17. Jh. zur Erfindung des franz. Stein- oder Batterieschlosses, das während 200 Jahren von fast allen europäischen Büchsenmachern übernommen und nur in geringstem Maße verbessert wurde (vgl. Abb. 3). Lediglich in Spanien behielt man das dort beliebte Miqueletschloß, eine Bezeichnung des 19. Jh., die aber heute allgemein anerkannt ist, bis über die napoleonische Zeit hinaus bei.

Die Form des um 1660 entwickelten franz. Steinschlosses wird allgemein als der klassische Stil bezeichnet. Die wegweisenden Büchsenmacher waren die Franzosen Thuraine und le Hollandois, welche zusammen eine Werkstatt führten, François Marcou und Bertrand Piraube [13, Bd. 1 S. 309–11].

Erst mit der Einführung des Knallpulvers und der Metallpatrone, kurz nach 1800, wurde die Perkussionszündung ermöglicht, wobei allerdings Steinschloßwaffen noch bis in die Jh.mitte parallel Verwendung fanden. Die ab dieser Zeit entwickelte, feldtaugliche Hinterladung ließ das Revolversystem auf Kosten der Pistolen überhandnehmen.

Der Lauf besteht meist aus geschmiedetem Eisen, doch wurden auch Versuche mit Bronze unternommen. Die Meister in Lüttich waren darin besonders spezialisiert. Sehr dünne Messingläufe wußte der Zürcher Büchsenmacher Felix Werder um 1630–50 herzustellen.

Analog zur Handfeuerwaffe gestaltete man auch die Läufe der F. Die äussere Form war ursprünglich rund und verjüngte sich gegen die Laufmündung. Die Wandstärke war demnach bei der Pulverkammer, in der sich die Ladung befand, am stärksten. Aber schon im 16. Jh. sind hinten kantige, in der vordern Hälfte runde Läufe geschmiedet worden. Ebenso gab es Läufe mit „gestauchten“, verdickten Mündungen, um deren Zerspringen zu verhindern. In Schottland wuchs diese Verdickung zu einer Distelblüte, bei türkischen Waffen zu einer Tulpenform aus [13, Bd. 1 S. 13J. Da die F. stets nur für den Nahkampf berechnet waren, findet sich erst bei den Revolvern und den modernen Automaten eine einigermaßen präzise Zielvorrichtung, mit Visierkerbe und Korn (Abb. 5). Die früheren Pistolen besaßen höchstens ein linsenförmiges Korn. Ebenso gab es erst seit der Entwicklung der Metallpatrone gezogene, d. h. mit Drall versehene F.läufe.

Für die Schäftung wurde vorwiegend Holz verwendet, aber auch Horn, Elfenbein und Messing kommen als Grundmaterial vor. In Schottland bevorzugte man vielfach Eisenschäftungen. Die modernen Automaten weisen solche aus Stahlblech und Kunststoff auf.

Der Schaft hatte die bestmögliche Schußabgabe zu gewährleisten. Er sollte gut in der Faust liegen, mußte mit dem Lauf so solid verbunden sein, daß bei der Schußabgabe der Rückstoß ohne Beschädigung oder Verlust der Waffe aufgefangen werden konnte, und gleichzeitig war der Schloßmechanismus noch daran oder darin zu montieren. Deshalb ist besonders der Kolben mit dem Wandel der Mechanismen steten Formänderungen unterworfen. Wir finden folglich Dolchgriff-, Fischschwanz- und Afterkugelkolben (Abb. 2) im 16. und beginnenden 17. Jh. [13, Bd. 1 S. 168f.]. Die klassische Form entwickelte sich in Frankreich um 1640. Sonderformen sind im ganzen Abendland regional feststellbar. Moderne Automaten bergen im Kolben das Patronenmagazin.

Wenn wir erwähnten, daß Pistolen meist Vorderlader waren, so muß man doch berücksichtigen, daß zur Erhöhung der Feuerbereitschaft schon früh Versuche mit Hinterladung angestellt wurden. So sind denn auch bereits Hinterlader-Radschloßpistolen aus der Zeit um 1540 bekannt. Weil das System sich wie eine Tabakdose schließen läßt, läuft es unter dem Namen „à la tabatière“ [13, Bd. 1 S. 211]. Eine andere Lösung bestand in abschraubbaren Läufen. Sie ist seit dem 17. Jh. bekannt und fand auch noch um 1850 vereinzelt Anwendung. Ebenso wurden mit abkippbaren Läufen kurz nach 1650 Versuche unternommen. Ähnliche Systeme haben sich zum Teil bis heute erhalten.

Der Name F. gibt den Hinweis, daß als Treibmittel gewöhnlich Pulver verwendet wurde. Bereits im 17. Jh. leitete man aber auch Versuche mit komprimierter Luft ein. Sie wurde mit einer Pumpe in dem im Kolben sich befindlichen oder darunter montierten Zylinder erzeugt. Ausnahmsweise war die Druckkammer als Mantel um den Lauf gelagert. Bei der Schußabgabe betätigte man ein Rückstoßventil. Mit einzelnen Waffen konnten mit der gleichen Füllung mehrere Schüsse abgegeben werden. In der äußeren Form behielten solche Waffen meistens die Konstruktionsmerkmale der pulvergetriebenen Stücke bei. Ein interessantes Luft- oder Windpistolenpaar stammt vom Dresdener Meister Georg Fehd und ist 1655 datiert.

Dieses Paar befindet sich im Tǿjhusmus. Kopenhagen. Bis um 1840 wurden immer wieder Versuche mit komprimierter Luft unternommen. Solche Mechanismen waren für Jagdwaffen vorgesehen. Militärisch fanden ernstlich nur einmal windgetriebene Schußwaffen Verwendung.

III. Künstlerische Gestaltung

Während die Kriegswaffen meist serienmäßig konstruiert und deshalb sehr einfach gearbeitet waren, wiesen die Privatwaffen vielfach die Merkmale von Prunkobjekten auf. Lauf, Schaft und Schloß boten dem Kunsthandwerker und Künstler große Möglichkeiten. An der Herstellung einer solchen luxuriösen F. waren denn auch mehrere Meister beteiligt: Lauf- und Schloßschmied, Schäfter, Stecher, Ätzer und Tauschierer. Zeichner und Graveure entwarfen und edierten Musterbücher, welche den verschiedenen Meistern als Vorlage dienten.

Anonyme französische Entwürfe sind aus der M. des 16. Jh. bekannt; im 17. Jh. sind Namen wie Jean Henequin aus Metz, Philippe Cordier Daubigny in Aubigny, Thomas Picquot, François Marcou, Jean Bérain, C. Jacquinet (vgl. Abb. 3), ferner Claude Simonin, alle Paris, besonders hervorzuheben. Die franz. Tradition wurde im 18. Jh. durch Le Languedoc, De Lacollombe, Nicolas Guérard und Gilles de Marteau fortgesetzt. Für den dt. Sprachraum war lange der Stecher Johann Smischek führend, der, aus Prag kommend, unter dem Titel „Neues Groteschgen Büchlein“ 1604 in München Stiche für Gewehrornamentik veröffentlichte. Das Werk wurde von Joh. Christoph Weigel neu aufgelegt. Auch Blätter des Augsburger Stechers Joh. Elias Bidinger, dessen erste Serie mit Jagdszenen 1722 erschien, dienten vielfach als Quelle für deutsche Graveure, Ätzer und Schäfter.

Die frühen Läufe waren zum Schmuck entweder fein kanneliert und mit Wulstringen gegliedert, später tauschierte man sie mit Silber oder Gold, eine Technik, in der sich insbesondere franz. und spanische Büchsenmacher auszeichneten. Eine besondere Leistung bildete die Fischrogenvergoldung, bei der auf vertieftem Eisen auf einer granulierten Oberfläche Gold appliziert wurde. Ital. Meister spezialisierten sich auf Eisenschnitt, wobei das Ornament erhaben blieb. Bläuung oder Brünierung der Läufe war häufig. Auch die Damaszierung, also ein Verschweißen verschieden harter Eisenschienen und deren nachheriges Ätzen (vgl. Damaststahl RDK III 1007–14) ist aus Südosteuropa gut bekannt. Englische, franz. und dt. Laufschmiede, welche diese orientalische Technik nicht beherrschten, suchten durch Ätzen und Bemalen noch im frühen 19. Jh. auf normal geschmiedeten Läufen diesen kostbaren Damast vorzutäuschen.

Die wohl am meisten verbreitete Schmuckart an den Schloßplatten und Beschlägteilen der F. waren die Gravur (Abb. 3f.) und der Eisenschnitt. Als besondere Spezialisten zeichneten sich darin die Meister aus Oberitalien, vor allem jene aus Brescia aus. Die Qualität der Werkstätten der Familie Cominazzo, des Carlo Bottarelli oder des Stefano Scioli wird durch die Tatsache erhellt, daß sie Aufträge für beinahe alle europäischen Fürstenhöfe zu erfüllen hatten. Die Spezialität bildeten dabei einmal der sehr tiefe, figürliche und pflanzliche Reliefdekor wie auch die nach Art der feinen Spitzen durchbrochenen eisernen Beschläge, wie Kolbenkappen, Schloß- und Schloßgegenplatte [5, Taf. 17, 20, 56]. Im 18. Jh. wurden, von Frankreich stark beeinflußt, in ganz Europa die Beschlägteile mehr und mehr in Buntmetall gegossen, nachgraviert und versilbert oder vergoldet.

Dem Schaftschmuck ließ man praktisch von Anbeginn an besondere Sorgfalt angedeihen. Anfänglich wurde vorwiegend Maserholz verwendet; im 18. Jh. wählte man das stabilere Walnußholz, wobei erhabene Rankenschnitzereien auch bei Armeewaffen häufig als Schmuck dienten. Große Geschicklichkeit entwickelten deutsche Schäfter in der Intarsienarbeit. Als Einlagematerial wurden Bein, vielfach eingefärbt, Perlmutter, Schildpatt, dünne Drähte aus Silber, Gold, Buntmetall und Eisen verwendet (vgl. Abb. 2). In Maastricht war Elfenbein beliebt, wobei die Schaftenden meist zu behelmten Kriegerköpfen ausgeschnitzt wurden. Die noch erhaltenen Exemplare belegen nicht nur den hohen Stand der Kunstfertigkeit der niederländischen Meister, sie beleuchten ebenso den blühenden Handel mit Afrika.

Die kostbarsten Schäfte entstanden zwischen 1630 und 1770, wobei franz. Schäfter wohl zu den größten Kunsthandwerkern ihres Faches zu zählen sind. Das feingemaserte Nußbaumholz bildete das Grundmaterial, wobei besonderer Wert auf den Kontrast zwischen hellem und dunklem Holz gelegt wurde. Durch leichtes Ansengen der Oberfläche über der Flamme erhöhte man diesen Effekt künstlich [12, Bd. 1 Abb. 21 und 29].

Während die Läufe und Schlösser vielfach mit Meistermarken und -schriftzügen versehen wurden (Abb. 4), blieben die Schäfter in den meisten Fällen anonym. Dennoch lassen sich aus dem Formenschmuck, aus der Qualität der Materialbearbeitung und aus der technischen Entwicklung klare Zentren des weitverbreiteten Büchsenmacherhandwerks herauskristallisieren. Im dt. Sprachraum können bereits im 16. Jh. Augsburg, Nürnberg (Abb. 2), Dresden und München besonders hervorgehoben werden. Im 17. Jh. reihen sich Berlin, Braunschweig, Düsseldorf, Straßburg, Suhl und Wien dazu, und für das 18. Jh. sind unter anderen die Familien Stockmar in Suhl, Kuchenreuter aus Regensburg sowie Zellner aus Salzburg zu nennen, wobei die Liste wesentlich vergrößert werden könnte. Seit der 2. H. 17. Jh. wird aber beinahe überall der Einfluß Frankreichs spürbar, ein Einfluß, der sich bis in die nachnapoleonische Zeit nicht verringerte. In gleichem Maße ist aber feststellbar, daß von den einzelnen Zentren große Impulse ausstrahlten, indem fremde Büchsenmacher hier ihre Lehrzeit bestanden oder einheimische Meister freiwillig oder gezwungenermaßen – man denke etwa an die Aufhebung des Ediktes von Nantes 1685 – auswanderten; es mag auch sein, daß die vorerwähnten Musterbücher in beinahe ganz Europa bekannt wurden. Zu E. des 18. Jh. besaß Paris in der Herstellung von Luxus-F. die absolute Vorrangstellung.

IV. Tragweise

Normalerweise wurden die Pistolen paarweise hergestellt. Der Reiter führte sie in zwei Pistolentaschen mit sich, die beidseitig des vorderen Sattelbogens montiert waren. F. konnten aber auch Teil einer Garnitur sein, die z. B. aus Vogelflinte, Büchse, Pistolenpaar, Pulver- und Zündkrautflasche sowie Waidmesser bestand. Pistolen konnten ebenso seitlich einen Federhaken besitzen, mit dem sie der Träger am Gürtel feststeckte. Diese Mode entwickelte sich besonders in Schottland. Dies hatte zur Folge, daß die dort hergestellten Waffen, im Gegensatz zu den kontinentalen Erzeugnissen, die Schlösser nicht nur rechts, sondern bei einem Stück links, beim andern rechts montiert erhielten.

Im ausgehenden 18. Jh. wurde die Pistole an Stelle des Degens die beliebte Duellwaffe, die – meist paarweise – mit allem erdenklichen Zubehör im Pistolenkasten eingebettet lag. Die Beschläge dieser Waffen wurden weniger in Edel- oder Buntmetall, sondern in gebläutem und graviertem Eisen hergestellt. Pistolenkästen, häufig in Edelholz gefertigt und mit kostbarem Stoff ausgeschlagen, gehörten zum Besitz jedes Herrn in gehobenem Stand [18, S. 96, 109 und 113].

Revolver und Automaten wurden in Ledertaschen teils am Gürtel, teils am Schulterriemen getragen. Eine besondere Gruppe bildeten die Taschenpistolen und -revolver. Sie waren so klein konstruiert, daß sie von Privatpersonen aus Gründen des Selbstschutzes in der Tasche der Kleidung, vielfach in einen Lappen eingewickelt, mitgetragen werden konnten.

Von großer Seltenheit sind die Miniatur-F. Sie sind nur wenige Zentimeter groß, bilden kunsthandwerkliche Meisterstücke, weisen feinsten Dekor auf und sind absolut funktionstüchtig. Die vornehmen Damen trugen sie als Geschenke an Hals- und Armkettchen [21, S. 260].

Prunk-F. waren sehr teuer und konnten nur von reichen Adeligen oder Kaufleuten erworben werden. Garnituren wurden meist zu Geschenkzwecken auf Bestellung hergestellt, wie aus den eingefügten Wappen und den entsprechenden Widmungen zu erkennen ist.

Zu den Abbildungen

1. Schematische Zchg. einer F. mit Benennung der Einzelteile. Zchg. Verf.

2. Zürich, Schweiz. L.mus., Inv.Nr. KZ 1118, Radschloßpistole mit Afterkugel. Schaft und Kolben mit Beineinlagen. Nürnberg, um 1600. Fot. Mus.

3. Zürich, Schweiz. L.mus., Inv. Nr. LM 51741, Schloß einer Steinschloßpistole von Jacques Aubert I, Genf; Gravurarbeiten nach Vorlagen des Pariser Büchsenmachers und Stechers C. Jacquinet 1660. Um 1665. Fot. Mus.

4. Zürich, Schweiz. L.mus., Inv.Nr. LM 51671, Steinschloßbündelrevolver, „Pepperbox“, mit sieben Läufen, Ansichten von rechts, oben und unten. Jean Henri Mairet, Les-Ponts-de-Martel, Neuenburg, um 1750. Fot. Mus.

5. Bern, Eidgen. Modellslg., Revolver von Rud. Schmidt, 1875. Fot. Schweiz. L.mus., Zürich.

Literatur

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Verweise