Faß, Fäßchen
englisch: Barrel, cask; französisch: Baril, tonneau, tonnelet; italienisch: Barile, botte.
Werner Busch und Karl-August Wirth (1975)
RDK VII, 496–536
I. Definition
Ein F. ist „ein hölzernes, (meist) in der Mitte bauchiges Gerät, so aus Dauben vermitelst der Reife zusammen gesetzt wird“ [5, Bd. 12 S. 274], zwei feste Böden hat und ein Spundloch (zur Benennung der Teile vgl. Abb. 1).
Andere Faßbinderarbeiten, deren Herstellung sich von derjenigen der F. wenig unterscheidet, deren Form der von F. bisweilen nahekommt, die so gut wie immer künstlerischen Schmuckes entbehren – z. B. Vorrats-, Sammel- und Haushaltsgeräte –, bleiben hier unberücksichtigt.
Die Verwendung von F. war äußerst vielfältig [2, S. 4ff.]. Sie dienten als Lager- und Transportbehältnisse ebenso für flüssige Stoffe (vor allem für Getränke: Wein, Bier, Wasser, Spirituosen) wie für feste, die vor Feuchtigkeit geschützt werden sollten (Salz, Kalk, Pech, Schießpulver usw., sogar für Bücher). Die Größe richtet sich nach dem Zweck der Nutzung. Versuche, durch besondere Namen Größen und Verwendungsarten zu unterscheiden (vgl. das Vokabular in der Appendix von [2], auch [8] S. 10ff.), wurden meist nur lokal verbindlich.
Für die hier mitbehandelten Fäßchen (vgl. Sp. 524f.) gilt, soweit sie aus Holz gefertigt sind, dasselbe. Vielfach wurden sie aber aus anderen Materialien und dementsprechend nicht von Faßbindern hergestellt.
II. Faßbinder
A. Handwerk
Die Herstellung von F. besorgen Faßbinder (Böttcher, Büttner, Binder, Küfer [Küper], Schäffler usw.; ma. Benennungen: [8] S. 8, 17, 24f., 43f.); sie waren in eigenen Zünften organisiert (erste diesbezügliche Nachricht 1146: [10] Bd. 1 S. 13, weitere: ebd. S. 95 ff, [15] S. 47f., [1] Bd. 2 S. 732, [17] S. 7ff. und 13).
Ihre Ordnungen, bis ins 19. Jh. relativ gleich, unterscheiden oft Großbinder (Faßbinder, Schwarzbinder, Küf[n]er), die Wein-F. herstellten (sich vielfach aber auch auf Weinpflege und -handel verlegten: [5] Bd. 6 S. 90), und Kleinbinder (Wannenbinder, Scheffler, Büttner, Kübler), Verfertiger von Holzgeräten für den Haushalt. 1271 waren in Basel „Vassbünder“ und „Wanner“ sogar zunftmäßig getrennt (Herm. Alex. Berlepsch, Chronik vom ehrbaren Böttcherhandgewerk ... , St. Gallen o. J. [um 1820], S. 18ff.; [1] Bd. 2 S. 732 Anm. 1; [10] Bd. 1 S. 88 und 95; so auch im Hzgt. Württemberg, vgl. Küferordnung von 1680 und Küblerordnung von 1606: [5] Bd. 6 S. 90–100; in Winterthur schlossen sich beide Zünfte in der 1. H. 17. Jh. wieder zusammen: Marek Rozycki, Die Handwerker und ihre Vereinigungen im alten W., Winterthur 1946, S. 95ff.). Lt. württ. Küferordnung von 1680 hatten Küfer vier (bei Lehrgeldzahlung zwei) Jahre Lehrzeit; als Meisterstücke gefordert waren ein achteimriges bis zweifudriges F. und eine sechseimrige Weinbutte [5, Bd. 6 S. 91]. Kübler hatten dort eine längere Ausbildungszeit (bei niedrigerem Lehrgeld); als Meisterstücke mußten sie verschiedene kleinere Holzgefäße anfertigen (ebd. S. 97f.).
Ausführliche Beschreibung der komplizierten Arbeitsgänge bei der F.-Herstellung und Aufzählung der dabei benutzten Werkzeuge findet sich bei [15] S. 15–25 (ergänzend: [2], Taf.bd. zu Diderot – d'Alembert: Recueil de planches sur les sciences, les arts libéraux ... , Bd. 10, Taf. 1–8 – vgl. Abb. 23 – und [5] Bd. 5 S. 260f., Bd. 6 S. 88).
Für die Ermittlung des F.-Inhalts durch Visierung – Verfahren und bildliche Darstellung – vgl. Menso Folkerts, Die Entw. und Bedeutung der Visierk. als Beispiel der praktischen Mathematik der frühen Neuzeit, Humanismus und Technik 18, 1974, 1–41.
B. Darstellungen
Darstellungen von Faßbindern bei der Arbeit finden sich zuerst und während des MA am häufigsten in Zyklen von *Monatsbildern. Gewöhnlich gehen sie Abbildungen der Weinlese und des -abfüllens (bisweilen solchen des Kelterns, des Weintransportes, des Weinzapfens) voraus.
Unter den sieben Herbstbildern der Mosaiken aus St-Romain-en-Gal (Paris, Mus. du Louvre), 3. bis 4. Jh., gibt es das eines Faßbinders, der ein F. auspicht (James Carson Webster, The Labors of the Months in Antique and Mediaeval Art [= Princeton Monographs in Art and Arch., 21], Princeton, N. J., Den Haag und London 1938, S. 123 Nr. 26, Taf. 6). Die Eingliederung von Faßbinderdarstellungen in den Zyklus der Monatsbilder ist zuerst A. 11. Jh. zu belegen: das Augustbild des in St-Mesmer (Loire) entstandenen cod. Reg. lat. 1263 der Bibl. Apost. Vat. (ebd. S. 133f. Nr. 31, Taf. 15) schildert das Aufziehen von F.-Reifen; als Bild einer Monatsbeschäftigung ist dieses Thema im hoch-ma. Frankreich – gegensätzlich zu Italien – ungewöhnlich, weshalb man eine ital. Vorlage erschlossen hat (ebd. S. 51). Seit dem 12. Jh. kommt das Thema als Augustbild in zahlreichen ital. Monatsbilder-Zyklen vor (vgl. die Tabelle ebd. S. 176, Taf. 25f., 28–30, 32, 34; Beisp. des 13. Jh. und der folgenden bei Walther Biehl, Toskanische Plastik des frühen und hohen MA, Lpz. 1926, Taf. 107 b und 151 b, sowie Hans von der Gabelentz, Ma. Plastik in Venedig, Lpz. 1903, S. 181f.; ferner: Olga Koseleff Gordon, Art Bull. 45, 1963, 246, Abb. 8; Graphis 12, 1956, 506 Abb. 21), vereinzelt auch in Spanien (Ripoll, S. Maria: J. C. Webster a.a.O. S. 166f. Nr. 84, Taf. 52). Frühestes dt. Beispiel ist anscheinend das Septemberbild der kurz nach 1235 in der Basler Diözese entstandenen Hs. St. Gallen, Stiftsbibl., ms. 402, fol. 5 (Swarzenski, Hss. 13. Jh., Textbd. S. 118, Taf. 77 Abb. 454). Ungewöhnlich ist die Darstellung der Faßbinderarbeit als Oktoberbild (Perugia, Fonte Maggiore, 1278: Gg. Swarzenski, Nic. Pisano, Ffm. 1926, Abb. 69; kein Oktober-, sondern ein Augustbild ist Jörg Breus d. Ä. Entwurf für ein Glasgem., vor 1531 [Abb. 8], entgegen Ausst.Kat. „Dürer und seine Zeit“, Bln.-W 1967–68, Nr. 119). Die alte ital. Tradition lebt noch bei Ces. Ripa fort: ein Mann, der „botte, tini, biganzi“ und „barili“ herstellt, charakterisiert in den „Mesi secondo l'Agricoltura“ den August (Ripa 1603, S. 323).
Vom 13. Jh. an sind Reifen auf F. ziehende Böttcher in Serien von Handwerkerbildern anzutreffen.
In einem Glasgem. aus dem 2. Dr. 13. Jh. in der Kath. zu Chartres erscheint der Faßbinder unter den (dort in einer Gilde zusammengeschlossenen?) Handwerkern, die mit Beil und Hobel Holz bearbeiten und sich dem Patronat des hl. Julian unterstellt haben (Yves Delaporte und Étienne Houvet, Les vitraux de la cath. de Ch., Chartres 1926, Bd. 1 S. 351, Bd. 2 Farbtaf. 12, Bd. 3 Taf. 132), wenig später in S. Marco in Venedig zusammen mit Händlern und Handwerkern (Otto Demus, The Church of S. Marco in Venice, Washington, D. C. 1960, S. 161f., Abb. 81). Im Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung, beg. um 1425, sind mehrere Faßbinder abgebildet; die älteste dieser Darstellungen stammt aus der Zeit, in der das Buch angelegt wurde (Nürnberg, Stadtbibl., Amb. 317.2°: ed. Wilh. Treue u. a., Bildbd., Mchn. 1965, Taf. 22, 240, 270, vgl. auch Taf. 47 und 160).
Die 1505 von Balthasar Behaim aufgezeichneten Privilegien, Eidesformeln und Zunftsatzungen der Stadt Krakau enthalten ebenso eine Darstellung der Faßbinderarbeit (Krakau, Bibl. Jagelońska, Rps 16, fol. 305: Friedr. Winkler, Der Krakauer Behaim-Codex, Bln. 1941, S. 81, Taf. 19) wie die „Eygentliche Beschreibung Aller Stände ... , aller Künsten, Handwerken und Händlen ...“ des Jost Amman (Ffm. 1568; C. Becker, J. A., Zeichner und Formschneider, Kupferätzer und Stecher, Lpz. 1854 [Nachdr. Nieuwkoop 1961], S. 64 Nr. 90; ebd. S. 64f. ein Verz. der Ausg. bis 1659) und Jan und Caspar Luykens Serie von Handwerkerbildern mit allegorischen Erklärungen (s. Sp. 516; kopiert in Chr. Weigels „Abb. der Gemein-Nützlichen Haupt-Stände ...“, Regensburg 1698 [Neudr. Osnabrück 1966], und daraus in Abraham a Sancta Clara, Etwas für Alle, Würzburg 1711, Teil 1 S. 552ff.
Ausführlichere Schilderungen der Faßbinderarbeiten bieten acht Reliefs auf Türen der Kölner Faßbinderzunft, M. 17. Jh. (Ausst.Kat. „Aufgang der Neuzeit“, Nürnberg, Germ. Nat.-mus., 1952, S. 24 Nr. E 42), eine Ill. zu Wolfg. Helmhard von Hohbergs „Georgica curiosa“ (Nürnberg 1701: [1] Bd. 2 S. 665 Abb. 301) und Abb. 23.
Die öffentliche zeremonielle F.-Fertigung (für 1.H. 16. Jh. bezeugt in Eßlingen [68], vgl. auch [15] S. 59 und [62] S. 450f.) bestand wohl vornehmlich aus dem Aufziehen der Reifen; sie mag dazu beigetragen haben, daß gerade dieser Arbeitsvorgang für charakteristisch erachtet wurde, auch von den Faßbindern selbst (Darstellungen dieser Verrichtung auf einem Zierschlegel des 18. Jh., Binderschildern des 18. und 19. Jh. sowie auf Siegeln, z. B. der Binderzeche von Wolkersdorf: [15] S. 26f. Abb. 7; S. 51f. Abb. 22; S. 50 Abb. 10; vgl. auch ebd. S. 31 Abb. 17).
Für zahlreiche weitere Darstellungen vgl. die um 1750 entstandene Meißener Porzellanfigur (Ausst.-Kat. „Figürliche Keramik aus zwei Jtt.“, Ffm., Mus. für K.handwerk, 1963, S. 45 Nr. 86 m. Abb.).
III. Das Faß
A. Geschichte
1. Antike
Holz-F. sind keltischen Ursprungs, sie kamen anscheinend im cisalpinen Gallien und in Illyrien auf (vgl. Strabo, Geographica V, 1, 8, auch Plinius, Nat. hist. XIV, 132; [1] Bd. 2 S. 726ff. und [27] S. 16); Griechen und Römer der republikanischen Zeit kannten sie noch nicht. Römische F., deren Vorläufer tönerne, bei besonderer Größe schon mit hölzernen oder metallenen Reifen versehene „dolia“ waren ([1] Bd. 2 S. 721; [15] S. 8), sind meist länglich und – da Transportgefäße (für Wein und Öl) – selten höher als 2 m bei einem Durchmesser von maximal 1,10 m (vgl. den Kat. bei [27] S. 17–29 und für Darstellungen des Weintransports [1] Bd. 1 Abb. 70–73 und 75f. sowie Paul Brandt, Schaffende Arbeit und bild. K. im Altertum und MA, Lpz. 1927, Abb. 158, 161f. und 164). Erhaltene römische F. oder F.-Teile, z. T. als Brunnenschalung wiederbenutzt, fanden sich entlang der Donau (bis Budapest), des Rheins und der Themse sowie in Schottland (Verbreitungskarte: [27] S. 25 Abb. 9).
Die wenig gebogenen Dauben, je nach F.-Größe 12–26, sind mit Vorliebe aus harzhaltigen Nadelhölzern, seltener aus Pappel- oder Eichenholz gefertigt, die Reifen aus Birkenästen, Weiden- oder Haselnußzweigen. Die F. wurden durch einen Spund verschlossen (Spundloch in einer Daube, „oberer Spund“: [1] Bd. 2 S. 743). Alle F. sind schmucklos; viele besitzen Graffiti, z. T. wohl von den Faßmachern angebracht, und/oder Brandstempel auf den Dauben, Namen der Firmeninhaber (vgl. [27]).
F.-Darstellungen dienten als Attribut des keltischen Weingottes Sucellus [26, Taf. 6,3 und Zusatztaf. D 1. 5.6]; als berufsbezeichnende Beigabe ist auf dem Grabmal eines Winzers und Weingutbesitzers aus Aquileia ein F. wiedergegeben (Giov. Brusiti, Kleiner Führer durch A. und Grado, Padua 19564, S. 69 Abb. 39, dazu [27] S. 16 Anm. 23); vgl. auch den Grabstein eines römischen Weinhändlers aus Arlon [1, Bd. 1 S. 155 Abb. 74].
2. MA
Zur Gesch. der F.-Herstellung im MA liegen nur wenige Angaben vor. Da F. durchschnittlich nur gegen hundert Jahre brauchbar sind [1, Bd. 2 S. 741 Anm. 1], haben sich kaum welche erhalten; Abbildungen und literarische Quellen ergeben kein abgerundetes Bild.
Nachrichten aus dem 8. Jh. bezeugen (wann aufgekommene?) Verbesserungen im F.-Bau: aus der „Vita Corbiniani“ Arbeos von Freising, um 770, ist das Vorhandensein des Zapfspundes zu erschließen (vgl. ebd. S. 743f.; dieser aber noch zu Beginn der Neuzeit nicht überall vorhanden: ebd. S. 744); im „Capitulare de villis“ Karls d. Gr., Nr. 68, werden in Eisen gebundene F. erwähnt (barriclos ferro ligatos: Mon. Germ., Legum sectio II, Capitularia regum Francorum, Bd. 1, Hannover 1883, S. 89), aber das waren Ausnahmen: die weitaus meisten ma. F. waren mit hölzernen Reifen gebunden, eiserne wurden erst um die Wende zum 19. Jh. allgemein üblich [1, Bd. 2 S. 739f.]. Die Umrißform karolingischer F. ist im St. Galler Klosterplan angedeutet (Abb. 2; vgl. Hans Reinhardt, Der St. Galler Klosterplan. St. Gallen 1952, S. 12). Die F.Form scheint sich in den folgenden Jhh. wenig geändert zu haben, wohl aber ihre Größe (Nutzungsverbesserungen, die zu konstruktiven Veränderungen zwangen, s. unten): 1343 wurde ein Riesen-F. für den Heidelberger Hofkeller gebaut, um 1500 eines für Kloster Eberbach ([15] S. 12f.; [1] Bd. 2 S. 734 Anm. 1) und vor 1525 eines für den Keller des Fürstbischofs von Speyer auf der Kestenburg bei Hambach (ebd. S. 734, über 100 000 l Inhalt). Im Gegensatz zu diesen Lager-F. wurden Transport-F. im Verlauf des Spät-MA immer kleiner (ebd. S. 739).
3. Neuzeit
Die im Original oder bildlich überlieferten Riesen-F. entstanden vom 16.–M. 18. Jh., meist im Auftrag von Landesherren.
In den 40er Jahren des 16. Jh. fertigte Simon Binder Groß-F. für Hzg. Ulrich von Württemberg (Asperg; Tübingen, etwa 84 000 1: [1] Bd. 2 S. 736f., Bd. 1 Abb. 189), 1589–1591 stellte Mich. Werner für Pfalzgf. Johann Kasimir das etwa 12 600 l fassende „erste“ Heidelberger F. her (ebd. Bd. 2 S. 735, Bd. 1 Abb. 211); er baute 1594 auch das Gröninger F. für Hzg. Heinrich Julius von Braunschweig, Bisch. von Halberstadt (um 131 000 l Inhalt; ebd. Bd. 2 S. 737 Anm. 4, Bd. 1 Abb. 213). Noch größere F. errichtete man in den folgenden Jhh. Berühmt sind vor allem drei F. für Kurfürsten von Sachsen bzw. Kg. August den Starken in Königstein (1621–1624 von Nik. Wolf, etwa 152 100 l, 1678–1680 von Theobald Schüssler, etwa 227 300 l, und 1721 –1725 von J. P. Hölbe, etwa 150 000 l, vgl. Sp. 531 und Abb. 17, [1] Bd. 2 S. 737f.) und die beiden jüngeren Heidelberger F. (1664 von Joh. Mayer, etwa 45 000 l, darauf zahlreiche Medaillenprägungen aus der Zeit zw. 1664 und 1748: ebd. S. 735, Bd. 3 S. 1220; 1750 von Joh. Jak. Engler d. J., 221 726 l: ebd. Bd. 2 S. 735f., Abb. 345, vgl. Sp. 508). Für diese und die stattliche Zahl weiterer Groß-F. vgl. ferner: ebd. S. 737f., [15] S. 142ff. und [10] Bd. 1 S. 403–21, auch Joh. Fr. Knoepfler, Burg Trausnitz, Landshut 1924, S. 42; außerhalb Deutschlands erlangten die Groß-F. zu S. Giustina in Padua und im Marienkloster in Loreto Berühmtheit ([10] Bd. 1 S. 416).
Lager-F. solcher Größe waren nicht transportabel, sie mußten am Aufbewahrungsort hergestellt werden. Bei F. von etwa 10 000 l Inhalt an erforderte die Stärke der Gärung, den Boden durch eine Art Stützgerüst (Sprießen) zu verstärken (vgl. Abb. 14, 17, 21f.). Da die übliche Reinigung, das Ausspülen (außerhalb des Kellers), nicht möglich war, mußte im Boden ein „Türchen“ angebracht werden; das Türchen, dessen Breite durch das Mittelstück des Bodens festgelegt ist [15, S. 87], soll an „großen Stück-F.“ nur so groß sein, „daß ein Junge hinein kriechen“ kann (Gg. Heinr. Zinck, Öconomisches Lex., Lpz. 1744, S. 3148), später machte man sie größer (Joh. Ludw. Christ, Vom Weinbau ..., Ffm. 1800, S. 138: geräumig genug für einen Mann von gewöhnlicher Größe). In der Regel wurden die Türchen am unteren Rand des Bodens angebracht und mit einem Riegel verschlossen. Eine weitere gelegentlich vorkommende Neuerung ist das „Sprießentürchen“ zwischen den Sprießen, das dazu diente, einen kleinen Zapfkran („Räuber“) vor Unbefugten abzuschließen und zugleich das Trinkgefäß in der Nähe des Krans zu behalten (z. B. Speyer, Weinmus., F. von 1754: [20] S. 18, Taf. 29, 51). Groß-F. lagern auf häufig kunstvollen Sätteln, die öfters mit einer horizontalen Leiste (zum Aufstellen von Schaugefäßen: Abb. 17) abschlossen (vgl. auch die Abb. des Heidelberger F. von 1589–1591: Diederichs Bd. 2 Abb. 1268). Mancherorts lag auf dem F. eine begehbare Galerie (z. B. Abb. 17; ebenso bei den jüngeren Heidelberger F.).
Während diese Neuerungen für den F.Schmuck bedeutsam wurden (vgl. Sp. 506ff.), spielten solche der Bindetechnik nur konstruktiv eine Rolle und geben gewisse Hinweise für die Datierung.
Die (von anderer Stelle bezogenen, oft schwer beschaffbaren) eisernen Reifen wurden bis um 1800 durch Zusammenschmieden verschlossen; der danach üblich gewordene Verschluß mit eisernen Bolzen kam im 18. Jh. auf [1, Bd. 2 S. 740]. Seit dem 18. Jh. schützte man F.-Reifen durch Bestreichen mit Pech und Ölfirnis vor Rostschäden (ebd. Anm. 1; [15] S. 25). Neben Eisenreifen wurden lange auch die bedeutend billigeren hölzernen benutzt: um 1800 wird empfohlen, sie sollten, weil dehnbarer, nahe bei dem Boden angebracht werden (J. L. Christ a.a.O. S. 138). Verstellbare Reifen verwendete man bis ins 19. Jh. [1, Bd 2 S. 740]. Als Ersatz für gebrochene Reifen dienten Schraubereifen ([20] S. 23 mit Hinweis auf ein F. mit Schraubereifen aus Gimmeldingen im Weinmus. Speyer). Als besondere Kunstwerke des Faßbindergewerbes wurden F. ohne Reifen eingeschätzt [1, Bd. 2 S. 737].
Abweichungen von der runden F.-Form sind vom 17. Jh. an zu belegen.
Seit wann es hoch-ovale F. – nach den runden die am häufigsten vorkommenden – gibt, ist unbekannt. Ihre Entstehung dürfte auf bessere Ausnutzung hoher Kellerräume abzielen. Das Alter der „12 oval fässeren“, die sich 1689 im Keller der Residenz in Speyer befanden, ist ungewiß [1, Bd. 2 S. 742]. Noch 1775 finden Oval-F. Kritik: „die runde F. sind in Absicht auf den Wein den ovalen vorzuziehen“ (vgl. ebd.).
Vieleckige F. dürfte es schon im 17. Jh. gegeben haben (s. unten), von den erhaltenen geht keines über das 18. Jh. zurück. Frühe Beispiele zwölfeckiger F. finden sich im Weinmus. in Speyer (1706 für Kurf. Joh. Clemens von Köln, Hzg. von Bayern: Abb. 15) und im Wormser Mus. (1. H. 18. Jh., mit eisernen Schraubereifen: [1] Bd. 2 Abb. 330). Zehneckig ist ein um 1730 angefertigtes F. im Heimat-Mus. Verden [10, Bd. 1 Abb. S. 421].
Mischformen der genannten F.-Typen gibt es mindestens seit dem 17. Jh.: im Würzburger Mus. befindet sich ein achteckiges F. von 1683 (auf Sockel von 1768) mit rundem hinterem Boden [11, S. 155 Abb. 163]. Häufiger sind Mischformen der beiden gebräuchlichsten F.-Typen, F., bei denen der vordere Boden rund, der hintere oval ist, was eine besondere Form der Dauben und spezielle Berechnung ihrer Krümmung erfordert; diese meist kleinen F. (und Tischfäßchen, vgl. Sp. 527ff.) waren als Gesellenstücke beliebt [15, S. 12].
Auf weitere Sonderformen, die sich gewöhnlich aus dem speziellen Gebrauch erklären lassen (z. B. Salz-F., vgl. Abb. 19, ferner Heinr. Winkelmann, Das Halleiner Salzwesen und seine bildliche Darstellung in den Fürstenzimmern des Pflegamtsgebäudes zu Hallein, Wethmar 1966), wird hier nicht eingegangen, da künstlerische Ausschmückung dieser Transport- und Lager-F. unterblieb (eine Übersicht bietet z. B. [2] Taf. III).
Das Material, aus dem man in der Spätantike F. baute (vgl. Sp. 501), setzte der F.Größe verhältnismäßig enge Grenzen. Später bevorzugte man (Winter-) Eiche, rotes Eichenholz, das vom Biegen an offenem Feuer geschwärzt wird (daher „Rot-“ oder „Schwarzbinder“). Daneben verwendete man auch Holz der Kastanie (besonders in Italien und im Burgenland: [15] S. 15) oder der Buche (in Bremen im 18. Jh. kurzzeitig für Bier-F.: [8] S. 9), in südlichen Ländern für kleine F. und Fäßchen außerdem Maulbeerbaumholz; F. für trockene Ware konnten auch aus Tannen- und Fichtenholz hergestellt werden (vgl. [2] S. 12). Selbst Eschen- und Ulmenholz eignen sich zum F.-Bau [15, S. 18]. – Für die hölzernen Reifen waren bis ins 18. Jh. gewöhnliche Gebinde am gebräuchlichsten, man benutzte mit Bast zusammengehaltene Weiden-, Haselnuß- und Birkenäste (ebd. S. 16). Gelobt wird die Dauerhaftigkeit der birkenen Reifen (vgl. [1] Bd. 2 S. 740). – F.-Hähne und Zapfen arbeitete man aus harten Hölzern oder Metall (Messing: [21] S. 91 Nr. 6); „die besten Spunden giebt das Eschenholz“ (zit. nach [1] Bd. 2 S. 745).
Faßschmuck.
Früher als Schmuck, der erst auf Lager-F. aus der Neuzeit nachweisbar ist, kommt Kennzeichnung der – für die Qualität ihrer Arbeit haftenden – Faßbinder vor (1346 in Wismar gefordert: [8] S. 12); für Eigenprodukte der Stadt garantierte diese durch das eingebrannte Wappen (ebd. S. 12f.; zur Eichung von F. vgl. ebd. S. 55 und M. Folkerts a.a.O. [Sp. 497]).
Verziert wurden vor allem F.-Böden, ferner Sprießen und -türchen, Zapfen und -stück, Türriegel und der Sattel von Lager-F. (qualitätvoller Weine insbesondere [22, S. 13]).
Der Schmuck der Holzteile ist vielfach künstlerisch anspruchslos und besteht aus vom Faßbinder selbst ausgeführtem Hobelschmuck (Kreise, Zierlinien, „Sonnen“ u. dergl.) und einfachem Schnitzwerk (mit Vorliebe Reben, Weinblätter, Lorbeerkränze u. ä., auch Zunft- und Hausmarken sowie Inschriften: Initialen, Monogramme, Jahreszahlen, längere Sprüche, vgl. etwa [1] Bd. 2 S. 741 Anm. 1; Abb. 13). Bemalung kommt selten vor (Zahlung für die Bemalung von vier Halb-F., 1563: Ber. des Hist. Ver. ... Bamberg 46, 1884, 10; partielle Bemalung, z. B. Landschaft auf Kartusche: Rud. Stein, Roman., got. und Renss. -Bauk. in Bremen [= Forschgn. zur Gesch. der Bau- und Kdm. in Bremen, 2], Bremen 1962, S. 672 Abb. 640). In einigen Fällen ist die Schnitzerei ganz oder teilweise farbig gefaßt (z. B. Wien, Weinmus. Schlumberger, F.-Boden von 1827 mit marianischem Gnadenbild: [15] Abb. 40, vgl. auch ebd. S. 91; bei Teilfassung wurden vornehmlich die Wappen farbig angelegt, ferner – wie bei dem 1766 zu Ehren von Kurf. Karl Theodor und seiner Gemahlin auf dem Eis des zugefrorenen Rheins gearbeiteten F. im Weinmus. in Speyer: [19] S. 46f. – nur die erhabenen Teile). Kennzeichen zahlreicher volkstümlicher Arbeiten ist die farbige Behandlung allein der eingeschnittenen Ornamentik. In der Regel blieben aber die Schnitzereien am F.-Boden ungefaßt; sie wurden höchstens mit Wachs überzogen [15, S. 94]. Kunstvolleren Schmuck entwarfen und verfertigten Bildhauer.
Als Beispiele seien genannt: Boden eines F. im Stiftsmus. Heiligenkreuz, N.Ö., zw. 1710 und 1744 von Giov. Giuliani (Elfriede Baum, G. G., Wien 1964, S. 61 Nr. 419, und [15] Abb. 81); Fragment eines F.-Bodens mit Darstellung der Immaculata, 1749 von Joh. Jak. Schmidt (Abb. 20); Entw. für die Dekoration des Großen F. in Heidelberg, 1751 von Paul Egell (Abb. 21 und Klaus Lankheit, Die Zchgn. des Kurpfälz. Hofbildhauers P. E., Karlsruhe 1954, S. 98 Nr. 61, Taf. 43).
Schnitzwerk auf den F.-Böden ist entweder in die Bretter eingehauen oder diesen vorgeblendet (dann mehrfach Teil des nicht auf den Boden beschränkten F.-Dekors, vgl. Abb. 21). Neben der den ganzen Boden einnehmenden Ausschmückung, wie sie vor allem bei kleineren und mittelgroßen F. anzutreffen ist, findet sich häufig auf das Zapfenstück beschränkter Dekor. Bei Groß-F. ist dessen Anordnung durch die Sprießen vorbestimmt.
Die häufigste Form besitzanzeigenden Dekors sind Wappen und Monogramme (vgl. Abb. 13–15, 21). Für das 16. Jh. ist solcher Schmuck bisher nur als Dekoration von Groß-F. zu belegen (Heidelberg, 1589–1591, Löwen mit dem kurfürstl. Wappen: vgl. Sp. 502), seit dem frühen 17. Jh. auch an F.-Böden (Stralsund, Heimatmus., 1609, mit Stadtwappen: [11] S. 346 Abb. 309; Bremen, Ratskeller, 1657, mit Wappen von Stadt, Bürgermeister und einem Ratsherrn: R. Stein a.a.O. [Sp. 507] S. 674; Abb. 14; Würzburg, Mainfränk. Mus., Fragment von 1669 mit Bürgerwappen: [21] S. 101 Nr. 29). Reich dekoriert die F.Böden mit landesfürstlichen Wappen, z. B. Speyer, Weinmus., A. 18. Jh., Fürstb. Joh. Phil. von Greiffenclau (ebd. S. 96 Nr. 42); 1772, Wilhelm IX., Landgf. zu Hessen [18, S. 67], mit Länderwappen (österr. Doppeladler auf Böden von 1791 und 1842 im Mus. von Waidhofen a. d. Ybbs und im Österr. Mus. für Volkskde. in Wien: [15] S. 99 und Abb. 34), mit Klosterwappen (Göttweig: [22] S. 14), mit den Ordenszeichen der Barnabiten [15, S. 99, Abb. 74]. – Zahlreich ist das Vorkommen von Initialen (meist, wie bei dem Kurfürsten-F. von 1766 in Speyer, s. Sp. 508, und dem des Landgf. Wilhelm IX., 1791, ebendort [18, S. 67], anstelle der Wappen, gelegentlich neben diesen). Besitzvermerk durch Bildnisse war nicht üblich.
Unter den Themen mit Bezug auf Wein und Weinbau finden sich nicht nur Schilderungen von Winzern (auch Böttchern) und deren Arbeit (Speyer, Weinmus., F. aus Gimmeldingen: [18] S. 67; ebendort: [20] S. 16 Taf. 26; Eisenstadt, ehem. Slg. S. Wolf, um 1790: [19 a] S. 61 Abb. 46), sondern auch mythologische und biblische. Bacchus ist auf Böden im Mainfränk. Mus. Würzburg, E. 18. Jh. [21, S. 100 Nr. 23], und im Esterhazy-Keller in Eisenstadt, um 1820, wiedergegeben ([19 a] S. 63 Abb. 47; vgl. Sp. 520), Noah als „Erfinder“ des Weinbaus auf einem von 1704 in Klosterneuburg [15, S. 116 und 142]. Mehrfach ist im 18. und 19. Jh. die Legende von der Ziege, durch die Noah auf den Weinstock aufmerksam gemacht wurde, wiedergegeben [15, S. 116f., Abb. 56]. Beliebt waren Darstellungen der Kundschafter mit der Traube (4. Mos. 13, 24–7; Würzburg, Mainfränk. Mus., Fragment, 1. H. 19. Jh.: [21] S. 97 Nr. 7 c; Bad Vöslau, Schloßbergkellerei, um 1830: [15] S. 118; Darmstadt, Hess. Landesmus.: [11] Abb. 120). Besonders stattlich ist die Zahl der F.-Böden mit Heiligen, die als Patrone von Wein und Weinbau sowie der damit befaßten Berufe wiedergegeben wurden (vgl. [15] und [21]): Johannes Ev. (Patron u. a. der Weingärtner und der Fruchtbarkeit der Felder; vgl. [15] S. 125 und [19 a] S. 63), Johannes d. T. (Faßbinder, Weinstöcke; vgl. [15] S. 132), Joseph (Faßbinder; vgl. ebd. S. 119 und 131, Abb. 12, und [19 a] S. 62), Magnus (Patron gegen Schädlinge; vgl. [15] S. 133), Medardus (Wetterpatron; vgl. ebd.), Paulus (Patron der Weinbauer; vgl. ebd. S. 124, Abb. 63, und [19 a] S. 62), Urban (Faßbinder, Weinbau; vgl. [20] S. 21) und Vinzenz von Saragossa (Wein- und Wetterpatron; vgl. [15] S. 133f.). Mit in diese Reihe zu stellen sind auch die Landespatrone Leopold (ebd. S. 134) und Wenzel [11, S. 341 Abb. 306] sowie der hl. Martin als Patron der Trinker und Zecher [21, S. 98 Nr. 12].
Auch sonst sind Heilige beliebter Schmuck; gewählt wurde z. B. der Namenspatron, vgl. die nahezu erschöpfende Liste bei [15] S. 140f.; zu ergänzen: Apollonia [15, S. 140], Ferdinand [11, S. 152 Abb. 147], Sebastian [20, S. 22], Veronika [15, S. 140] und Vinzenz Ferrer [15, S. 134] sowie die Apostel Andreas [21, S. 91 Nr. 6], Jakobus Maior [11, S. 146 Abb. 140] sowie [15, S. 124], Petrus [15, S. 124] und Philippus [20, S. 22]. Als Serie gefertigte F., die jeweils mit dem Bild (oder dem Namen) eines Apostels geschmückt sind („Apostel-F.“), finden sich z. B. in Bronnbach o. d. T. [11, Abb. 186–89], Groß-Czernosek a. d. Elbe (ebd. S. 342) und Bremen, Ratskeller (R. Stein a.a.O. [Sp. 507] S. 668f.).
Religiöse Themen waren beliebt, einige davon mögen auf Grund allegorischen Verständnisses des Faßinhalts (etwa: Wein = Blut Christi, vgl. [1] Bd. 1 S. 343 Abb. 158) oder moralisierender Auslegung biblischer Themen gewählt worden sein. Außer den schon erwähnten Themen aus dem A.T. kommen z. B. vor: der Sündenfall [20, S. 23] und der Durchzug durch das Rote Meer [15, S. 151, Abb. 81]. Ntl. sind Taufe Christi ([20] S. 16; [15] S. 132), Abendmahl [21, S. 91 Nr. 3], Ecce homo (ebd. S. 121), Auferstehung Christi (ebd. S. 122) und der wunderbare Fischzug (ebd. S. 122); vereinzelt erscheinen Zyklen: einige der 1766 in Krems hergestellten F. mit vierzehn Kreuzwegstationen sind erhalten (ebd. S. 121, Abb. 52; [22] S. 14). Häufiger als Darstellungen der Trinität ([20] S. 22; Gnadenbild von Sonntagberg, N.Ö.: [15] S. 137, Abb. 73) und ihrer Personen (Christus: [20] Taf. 23; Guter Hirte: [15] S. 109; Lamm Gottes: [11] S. 67) sowie der Marienkrönung [15, S. 127, Abb. 68] sind solche der Hl. Familie ([19 a] S. 63, auch [15] S. 119, Abb. 12) und Mariä (ihrer Kindheit: [19 a] S. 63, mit dem Jesuskind: ebd. S. 62; [15] S. 127, und ohne dieses: Abb. 20; [19 a] S. 62).
Bildschmuck, der auf den Anlaß der F.-Herstellung Bezug nimmt, erlangte erst im 19. Jh. größere Verbreitung (z. B.: Hochzeits-F., 1807: [1] Bd. 2 Abb. 412; F. zur Geburt, 1808: [15] S. 96. In dieser Zeit mehren sich auch die Bildnisse (ein frühes Beispiel bietet das sog. Luther-F. in Herzogenburg, Priv.bes.: ebd. Abb. 26), besonders von Herrschern (Friedrich d. Gr., E. 18. Jh.: ebd. S. 106, Abb. 44; Friedrich August der Gerechte: [11] S. 299 Abb. 270; Satire auf Napoleon, 1808: [18] S. 65). Teilnehmer an der Völkerschlacht bei Leipzig sind auf einer Serie von F. im Weinmus. Speyer zu Pferd dargestellt (Abb. 25; ebd. S. 65, Abb. S. 77, und [20] S. 17). Patriotismus schlug sich öfter in Inschriften als in Darstellungen nieder (vgl. z. B. [15] S. 99.
Häufiger kehren Genreszenen wieder, vor allem Zecher (etwa: Abb. 26 und [20] S. 17; auch Warnungen vor den Folgen des Weingenusses: [19] S. 28 Abb. 32; verkehrte Welt: [11] S. 208 Abb. 197 und [18] S. 27 Abb. 30), Jagdszenen [20, S. 17] und Liebesleute ([11] S. 296 Abb. 267, nach Vorlage von Joh. Esaias Nilson; parodistische Darstellung des „verliebten Mönchs“: ebd. S. 128 Abb. 116).
Daneben gibt es noch eine stattliche Anzahl von F.-Böden, deren Bildschmuck sich jeder Zusammenfassung entzieht. Die Thematik reicht von der Mythologie (Merkur: [20] S. 16; Saturn, der seine Kinder würgt: [11] S. 260 Abb. 239) über Personifikationen (F.-Zyklus mit Jahreszeiten: [18] Abb. S. 79) bis zur Zote (Marktheidenfelder F. von 1794: [20] S. 17).
Faßriegel, fast immer aus Holz, weisen mit ihrem figürlichen Schmuck „oft auf das Meer von Flüssigkeit hin, das in dem F. ruhte; man sieht darum am häufigsten Delphine, Seeschlangen, Fische, Meerweibchen u. dergl.“ ([20] S. 19; vgl. die Zusammenstellung bei [19] S. 41, Abb. 42). Ein frühes Beispiel von etwa 1620 zeigt eine Dame und einen Herrn in spanischer Tracht [18, S. 65]. Als Meisterstück entstand der Faßriegel von 1814 mit Wiedergabe des „Vater Rhein“ (Abb. 24).
Faßsprießen sind in der Regel ornamental geschmückt (Blattwerk, Trauben, Blumen [mit Vögeln], geometrisches Ornament, auch Flechtband; Abb. 14, 17, 21f.) oder mit Inschriften versehen (z. B. [19] S. 38). Im figürlichen Detail zeigt sich die gleiche Vorliebe für Meerwesen wie bei Faßriegeln, ferner kommen (Tier-)Masken und Puttenköpfchen häufiger vor. Die vertikalen Sprießen sind gelegentlich mit an Karyatiden gemahnenden Figürchen verziert (z. B. [20] Taf. 28 Abb. 49). Imitationen der Faßsprießen durch Schnitzerei kommen vereinzelt vor (Alphonse Wollbrett, Le beau fût de Balbronn, ... , Bull. trimestriels, Soc. d'hist. et d'arch. de Saverne et ses environs 49/ 50, 1965, 49f.).
Faßsättel haben öfters dekorativ geschwungenen Umriß (z. B. Abb. 17, 21), bisweilen sind sie mit Schnitzerei verziert. Charakteristische Beispiele des 17. und 18. Jh. befinden sich im Meersburger Ratskeller (vom Türken-F. von 1691, Türken als Karyatiden: [11] S. 325f., Abb. 292), im Schweizer. Laridesmus. Zürich (F. aus der Kartause Ittingen bei Frauenfeld: Abb. 22) und im Stiftskeller zu Klosterneuburg (Fuchs und Trauben, Ziege und Wein, angeblich 18. Jh.: [15] Abb. 76, eher A. 20. Jh.).
Faßhahn s. *Zapfhahn.
B. Ikonographie
1. F. als Attribut
In mythologischen Darstellungen ist das F. gängiges Bacchus-Attribut. In Verbindung mit Personifikationen kommt es äußerst selten vor (Peter Candid, „Salinae“, Entw. für den Wappengang der Münchner Residenz, um 1614: Ernst Bassermann-Jordan, Die dekorative Mal. der Renss. am bayer. Hofe, Mchn. 1900, S. 122 Abb. 83; „Handel“, Medaille auf die Vereinigung des Handels in den ital. und dt. Erblanden, 1770: Günther Probszt-Ohstorff [Hrsg.], Schau- und Denkmünzen Maria Theresias [Wien 1782], Graz 1970, S. 323f. Nr. CCXXXII). Öfters erscheint es als Heiligenattribut:
Antonina von Nicäa wurde in einem F. erstickt (Pfleiderer S. 53).
Apronianus ist Schutzpatron der Faßbinder und wurde in der Faßbinderwerkstatt dargestellt (Kaltern, S-Tirol, Weinmus., Gem. des 16. Jh.: [29] S. 54 Abb. 64).
Johannes Ev. wurde auf Befehl Domitians in ein F. mit siedendem Öl gesetzt und erhielt daher – besonders in W-Dtld. vom 13.–15. Jh. – das F.
(Bottich, Krug) als Attribut (Beispiele bei [28] Sp. 370f. und [29] S. 61f.; Leon, Kath., mittleres W-Portal: Hannshubert Malm, Kath.plastik in Spanien [= Tübinger Forschgn. zur Arch. und Kg., 15], Reutlingen 1935, Abb. 131).
Laumer (Laudomarus, Launomarus) holte als Diakon eilig Meßwein aus dem Keller und vergaß, das F. zu verschließen. Während der Messe fiel ihm sein Versehen ein; später fand er, daß kein Wein ausgelaufen war (Marcel Jos. Bulteau, Monographie de la cath. de Chartres, Bd. 2, Chartres 18882, S. 344). Auf diese Begebenheit weist eine Darstellung unter der Figur des Hl. am linken Gewände des ö. S-Portals der Kath. von Chartres hin, gegen 1220 (Willibald Sauerländer, Got. Skulptur in Frankr., 1140–1270, Mchn. 1970, S. 116, Taf. 120).
Ludwig von Toulouse vgl. Sp. 525.
Margareta von Ungarn erlitt ihr Martyrium in einem F. (Oxford, Keble College, Legendarium aus Regensburg, Hl. Kreuz, fol. 112v, kurz nach 1271: Swarzenski, Hss. 13. Jh., Abb. 363).
Remigius vollbrachte ein Weinwunder (Darstellungen des 13. und 14. Jh. bei William M. Hinkle, The Portal of the Saints of Reims Cath., A Study in Mediaeval Iconography, New York 1963, S. 76f., Abb. 34), wurde jedoch anscheinend nie mit einem F. als Attribut wiedergegeben.
Rupert erhielt als Patron der Salzbergleute ein Salz-F. (Abb. 19; Salzburg, St. Erhard, um 1689 von Franc. Brenno: Inv. Österreich 9 S. 288, Abb. 325; Michaelbeuern, Stiftskirche, Hochaltar, 1690 bis 1691 von Meinrad Guggenbichler: Heinr. Decker, M. G., Wien 1949, S. 83, Taf. 32; ferner [28] Sp. 636f.).
Theodul hat als Beschützer der Reben ein F. als Attribut (Gem. von Hans Boden, 1522, Fribourg, Mus. d'art et d'hist.: [29] Abb. S. 57 Nr. 67, vgl. auch ebd. S. 47).
Willibrord wurde seit etwa 1500 mit einem F. dargestellt, weil er Wasser in Wein verwandelt hatte (Beispiele bei [28] Sp. 775, 776 Abb. 428).
2. Emblematik
Unter den vielen F.-Darstellungen in der Emblematik gibt es nur verhältnismäßig wenige, bei denen dem F. selbst allegorische Bedeutung beigelegt ist.
a. Eine stattliche Gruppe machen Embleme aus, die auf Mythos oder Sage der Antike Bezug nehmen.
Die Danaiden mußten zur Strafe Wasser des Styx in ein durchlöchertes F. gießen (Ovid, Metam. IV, 462f.; s. Nachtragsbd., vorerst Pigler II S. 63). Darstellungen, die sie bei der Arbeit zeigen, oder Abbildungen eines durchlöcherten, auslaufenden F. stehen für vergebliches Tun oder, ins Moralische gewendet, für Laster und Unverläßlichkeit.
Die Danaiden sind Gegenbild sparsamer Hausfrauen (Abb. 10: [30] Sp. 1663f.); ihr „sterilis labor“ ([38] S. 53: [30] Sp. 1665) ist „vergeblich“ ([391 S. 12: „Frustra“), Exemplum unnützen Arbeitens [56, Bd. 1 S. 342].
Dem Danaiden-F. gleichen Schwätzer, Undankbare und Habgierige ([34] S. 146: „Hac illac perfluo“). Motto wie auch Bild dieser Imprese wirkten bis ins 18. Jh. fort (vgl. die Ausg. von Claude Paradin und Gabriele Simeoni, Devises Heroiques, bei [31] Nr. 465ff.; ferner: [50] Book II Nr. 88, [54] Taf. 33 Nr. 15 und [60] S. 58f. Nr. 9), bald auf Trunksüchtige bezogen (Danaidenarbeit und F.-Mensch [43] Nr. 38: [30] Sp. 1665; s.a. Sp. 523f.), bald auf Dirnen ([43] Nr. 88: [30] Sp. 1398f.) und Phlegma ([35] S. 148f.: [30] Sp. 1666f.).
In emblematischen Darstellungen des Diogenes, der in einem F. wohnte, steht dieses, Gegensatz zu Haus oder Palast, als Zeichen glücklicher Besitzlosigkeit ([42] Nr. 38: „Sapiens parvo contenais vivit“; [56] Bd. 1 S. 339). Diese Bedeutung ist gewöhnlich im Lemma mittelbar ausgesprochen (vgl. z. B. [41] S. 108f. und 150f.; [53] S. 26f. und 100f.; [61] S. 54f. und 202f.).
Nachdem aus der „Büchse“ der Pandora (urspr. πίϑος, „dolium“, später auch „pyxis“) alles Böse entwichen war, blieb allein Hoffnung darin zurück (Hesiod, Werke und Tage Z. 96ff.). Das wurde vereinzelt zum Anlaß, Spes auf einem F. sitzend abzubilden (Abb. 9; ferner [32] Ausg. Paris 1534, S. 84, „Illicitum non sperandum“: Dora und Erwin Panofsky, Pandora's Box, London 1956, Abb. 10).
Die Vorstellung von einem alles Böse enthaltenden F. findet sich auch bei Homer: in der Halle des Zeus standen zwei πίϑοι, die Gutes bzw. Böses bargen (Ilias XXIV, 527f.). Jean Cousin verstand sie als Ursprung von beiderlei Glück und stellte sie in seinen „Fata Homerica“ – wie Corrozet ([33] Bl. C iii b: [30] Sp. 1720) – als Holz-F. dar [36, Taf. 125].
Die zahlreichen Icones, die Bacchus (metonymisch für Wein) mit einem Wein-F. zeigen und Eigenschaften sowie Wirkungen des *Weins allegorisieren, sind hier nicht zu behandeln.
b. Verschiedentlich werden Teile des F. und Arbeitsgänge bei der Herstellung allegorisch erklärt.
F.-Reifen im Bild einer Imprese bezeichnen den geformten Charakter ([47] S. 141: „Circunflexus informor“). – Das Aufziehen der Reifen verleiht Stärke (ebd.: „Licamento robur“), es macht das F. dicht, Bild des Menschen, der Gottes Wort bewahrt (vgl. [55] Nr. 40). Wie Reifen das F., so hält Liebe die Welt zusammen (Amor bindet ein F. – „Harmoniam rerum Amor conservat“: [45] S. 2, vgl. [30] Sp. 1398; Amor biegt die Dauben im Feuer – „Amor humanae vitae glutinum“: [48] S. 8f. Nr. 4). – L. W. Woytt gewinnt in seinem weit verbreiteten Emblembuch drei Arbeitsphasen der F.-Herstellung (Ausbrennen, Auspichen, Ausspülen) etwas vordergründige Deutungen ab ([59] Teil 1 S. 6 Taf. 3, 30, Teil 2 S. 84 Taf. 41, 491, Teil 3 S. 26 Taf. 12, 142). – Die Probe auf Undurchlässigkeit gleicht der Berufung zu Ämtern, bei der sich der Charakter bewähren muß ([46] Nr. 45: [30] Sp. 1399; vgl. Sp. 517). – Der F.-Hahn ist, am F. steckend, Sinnbild für Maßhalten beim Trinken [44, S. 48]; für sich abgebildet, bezeichnet er den unmäßigen Zecher (Schwein Der Name des Attributs „[Sache“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.] mit F.-Hahn im Maul: ebd. S. 77; übernommen von Jan Steen, vgl. Wilh. Martin, J. St., Amst. 1954, Abb. 43).
c. Zustände des F. und Arten seiner Benutzung fanden vorwiegend folgende Deutungen:
Das leere F. mit offenem Spundloch wird gewöhnlich auf das Laster der Trunksucht bezogen, aber auch als Bild der Dirnen verstanden (D[irk] Bax, Ontcijfering van Jeroen Bosch, 'sGravenhage 1949, S. 222, Abb. 56; W. Martin a.a.O. Abb. 54, RDK VI 301/02 Abb. 28). Schlägt man mit dem Hammer auf ein leeres F., so tönt es, dem ohne Maß redenden Dummkopf gleich ([44] S. 33: „Een vol vat en bomt niet“). Ohne Gottes Wort im Herzen ist der Mensch ein „leedig Vat“. Doch ist das leere F., das sich füllen läßt, ein Bild dessen, den göttliche Weisheit ergriffen und Liebe zum besseren Leben erfaßt hat ([37] Nr. 31: [30] Sp. 1386).
Das volle F., das beim Füllen überläuft, bezeichnet den unbelehrbaren Toren (ebd.; zum Motiv auch [59] Teil 3 S. 72 Taf. 35, 412). Bleibt der Inhalt des gefüllten F. dem Gebrauch entzogen, steht dies für Geiz ([41] S. 130f.: „Avarus quae sitis frui non audet“; [53] S. 108f.; [61] S. 218ff.; [59] Teil 1 S. 2 Taf. 1, 12).
Das unbedacht offengelassene F., dessen Inhalt ausläuft, bezeichnet Verschwendung (vgl. W. Martin a.a.O. [Sp. 516] Abb. 43), Charakterlosigkeit ([49] Nr. 35: [30] Sp. 1399) und vergeudete Lebenszeit [44, S. 159]. Bei offenem Spundloch läßt sich das F. nicht füllen [59, Teil 1 S. 84 Taf. 41, 489].
Das schadhafte F., das Flüssigkeit nicht zu halten vermag, ist ein Bild des sich selbst schädigenden Schwätzers ([58] S. 154ff.; bisweilen wurde das Danaiden-F. ähnlich gedeutet, vgl. Sp. 514).
Das F. mit gesprungenen Reifen wird undicht und zerfällt in seine Teile – ebenso die Staatsordnung ohne gesetzliche Strafen ([37] Nr. 13: [30] Sp. 1397f.); durch Zügelung wird die Freiheit des Volkes in Schranken gehalten, denn „libertate perit“ wie der Faßinhalt, der ausläuft, wenn Reifen das F. nicht mehr zusammenhalten [57, Cl. III Nr. 749]. Das wohlgefüllte F. hat „Dauer und Vollkommenheit des hl. Gesetzes“, zerspringt aber ein Teil des Ganzen (der F.-Reifen), löst es sich auf ([40] Bl. E 8: [30] Sp. 1398). Jer. Drechsel sieht im zerfallenen F. ein Bild des gebrandmarkten Gewissens [52, S. 110ff.]. – Für – z. T. ähnlich gedeutete – Darstellungen durch Mostgärung überlaufender, undicht gewordener oder gesprengter F. s. *Wein.
Mehrfach stößt man auf die Wiedergabe „brennender“ F.; Deutungen nehmen stets auf den F.-Inhalt (Pech, Kalk usw.) Bezug.
F., als Seezeichen verwendet, gleichen Jesuiten – vom Sturm (Welt) hin- und hergeworfen, weisen sie doch den Schiffen den Weg zum Hafen (Heil; [51] S. 963, und [56] Teil II S. 173) – und Lehrern [57, Cl. III Nr. 378], auch Herrschern (Devise auf die kluge Herrschaft der Kgn. Maria II. von England: [54] S. 120 Nr. 10, Taf. 4, 10).
Für die häufig vorkommende Wiedergabe mit F. spielender (und dadurch von Schiffen abgelenkter) *Wale s. dort.
3. Brauchtum (Faßreiter, F. als Strafgerät, Faßmenschen)
Neben den vielen Abbildungen, die Gebrauch und Lagerung, auch zweckfremde Verwendung meist schmuckloser und in den gebräuchlichen Formen gebildeter F. zeigen (z. B. Bilder von Weinlese und -pflege, von Bierbrauern und Fuhrleuten; Wirtshaus- und Weinkellerszenen), stehen Schilderungen von Brauchtum, in dem F. eine Rolle spielten, und von solchen herzuleitende Bildmotive.
a. Faßreiter. Darstellungen rittlings auf einem F. Sitzender sind seit dem 16. Jh. anzutreffen und tragen von Anfang an parodistische Züge.
Frühe Beispiele liefern Kalenderbilder zum Monat Januar (Abb. 6; Venedig, Bibl. Marciana, cod. lat. cl. I, n. 99 [Breviarium Grimani], zw. 1510 und 1520: Faks.-Ausg. Andreas Grote [Hrsg.], Bln. 1973, fol. 2r, Mchn., Bayer. Staatsbibl., cod. lat. 28 346 Der Name des Attributs „[Sache“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.], fol. 4v–5r, 1. Dr. 16. Jh.: Georg Leidinger, Fläm. Kalender des 16. Jh. aus einem vom Meister des „Hortulus animae“ gemalten Gebetbuch, Mchn. o. J., Abb. [1f.]), deren Schilderungen gegenständlich bis ins Detail einem 1515 in Nürnberg bezeugten Brauch entsprechen: dort stellten Plattner „Paare von Faßreitern, die eine Turnierparodie mit Krönlstangen boten, wobei Kufenschlitten, auf denen die Kämpfer postiert waren, von anderen an Seilen gegen- und auseinander bewegt wurden“ ([62] S. 452; vgl. dazu die Darstellung in Nürnberg, Stadtbibl., Amb. 6104: Das Bayerland 49, 1938, Abb. S. 50). Diese Turnierparodie, die am Festtag des „hl.“ Faschang(us) stattfand (zum Namen vgl. [62] S. 444f.), scheint demnach nicht nur in Nürnberg üblich gewesen zu sein.
In diesem Zusammenhang ist auch das Turnier der fetten Zeit (dickbauchiger Faßreiter mit aufgespießtem Schweinekopf) mit der dürren Fastenzeit zu sehen, das P. Bruegel d. Ä. 1559 darstellte (Wien, Kh.Mus.: Fritz Grossmann, B., The Paintings, London 19662, Taf. 6 und 8; literarisch ist der Streit der beiden ungleichen Zeiten seit dem 13. Jh. faßbar, vgl. Hans Walther, Das Streitgedicht in der lat. Lit. des MA [= Quellen und Unters. zur lat. Philol. des MA, 5, 2], Mchn. 1920, S. 45, und [68]).
Anlaß zum Fest des Faschang(us) gaben primär Termine im Bereich von Wirtschaft, Recht und Verwaltung – später erst scheint es auf die Fastenzeit bezogen worden zu sein („Fasching“: [62] S. 445f.). Die Personifikation des Festpatrons – nicht ihr Aussehen – ist mindestens seit M. 15. Jh. nachweisbar [68]; sie nahm im 16. Jh. die Züge von Bacchus an. Über die Zeremonien zur Begrüßung, beim Einholen des Faschang(us)-Bacchus ist bislang wenig bekannt. Vielleicht nur deshalb können Nachrichten über Festzüge der Renss., in denen Bacchus auf einem F. sitzend mitgeführt wurde, höheres Alter beanspruchen (in diesem Zusammenhang ist zu vermerken, daß das F. als Attribut des Bacchus – vgl. RDK I 1332 – ebenfalls erst seit dem 16. Jh. zu belegen ist).
Im Festzug, den die Stadt Valenciennes 1539 Karl V. bereitete, wurde mitgeführt „un Bacchus assis sur un tonneau avec chapeau de feuilles et grappes de raisin, qui offrait à boire aux passants“ (Jean Jacquot, Les Fêtes de la Renss., Bd. 2, Paris 1960, S. 440; [68]). Hans Sachs sah 1540 in einem Traumgesicht „Bachus ... , auff eym wein faß / Mutternacket mit grossem pauch“ (Die Insel Bachi ...: [68]). Im Festzug anläßlich der Hochzeit Hzg. Wilhelms V. von Bayern mit Renata von Lothringen (München 1568) kam „der groß Bachus ... gehritten ...Sitzende auff einem Weinfaß“ (Heinr. Wirre, Ordenliche Beschreybung der Hochzeit Wilhelms ...mit Fräulein Renatta auß Luttringen, Augsburg 1568, Bl. 39v). Zur Fasnacht 1585 agierte in Wasserburg a. Inn der Lateinschullehrer „in leibfarb quasi nackhent bklaidt ... auf einem treyllingfaß“ als Bacchus (Lorenz Westenrieder, Auszüge aus dem Tagebuch des Abraham Kern von Wasserburg, in: Betr. zur vaterländ. Hist., Bd. 1., Mchn. 1788, S. 150; [62] S. 452). Auch aus den beiden folgenden Jhh. gibt es zahlreiche Nachrichten über solche Bacchus-Darstellungen (z. B. Aufzug am Vorabend des Fronleichnam in Aix-en-Provence, Augenzeugenbericht von 1781: Karl Friedr. Flögel [und Max Bauer], Gesch. des Grotesk-Komischen, Mchn. 1914, Bd. 2 S. 109ff.; Huldigungszug anläßlich der Weinlese, 1746: Friedr. Sieber, Volk und volkstümliche Motivik im Festwerk des Barocks, dargestellt an Dresdner Bildquellen [= Veröff. des Inst. für dt. Volkskde., Dt. Akad. der Wiss. zu Bln., 21], Bln. 1960, S. 45, m. Abb.).
Bildliche Darstellungen von Bacchus als Faßreiter sind in allen Jhh. der Neuzeit zahlreich.
Vgl. z. B.: Melchior Bocksberger, Bacchus, 1560 gemalt als Deckenbild für das Lusthaus Hzg. Albrechts V. in München (Mchn., Bayer. Staatsgem.-slgn., Inv.Nr. 3778: RDK I 1321/22 Abb. 1); Paul Flindt, Herbst, Kupferstich, A. 17. Jh. (Hollstein, German Engr., Bd. 8, S. 90 Nr. 110 m. Abb.). Seit etwa 1600 ist der Faßreiter Bacchus bei einigen Themen mehrfach, oft im Mittelpunkt der Darstellung stehend, anzutreffen: auf einem Gem. des Peter van Lint mit als Kinder wiedergegebenen Göttern (Decimal Index L. nr. 30 167) und beim Göttermahl des Joachim Anthonisz. Wtewael, 1618 (C. M. A. A. Lindeman, J. A. W., Utrecht 1929, S. 255 Nr. 49, Taf. 33); auf Darstellungen von Bacchanalen wie dem Gem. des Louis de Caullery in Zürcher Priv.bes. (Decimal Index L. nr. 33 168) und einem fälschlich Wtewael zugeschr. (C. M. A. A. Lindeman a.a.O. S. 256 Nr. 6); auf Monatsbildern mit der Weinlese (Samuel van Hoogstraten, Federzchg. in Oxford, Ashmolean Mus. (Decimal Index L. nr. 33 249). Am Pokal der Hamburger Brauer-Brüderschaft, 1669 von Julio Tischler jun., trägt der Faßreiter Bacchus die Kuppa [16, S. 123 Abb.]. Aus mehreren Porzellanmanufakturen des 18. Jh. kommen Darstellungen des auf einem F. reitenden Bacchusknaben (Rouen, A. 18. Jh.: „Das Hetjens-Mus.“, Ddf. 1969, Abb. Nr. 25; Hann.-Münden, um 1780: Weltk. 39, 1969, Abb. S. 383).
Dem Weingott entsprechend wurde auch *Gambrinus, der Schutzpatron der Bierbrauer, als Faßreiter wiedergegeben (ein Beispiel aus Ufr., E. 17. Jh.: [16] Taf. vor Titel-S.).
Faust, der auf einem F. aus Auerbachs Keller reitet, ist ein beliebtes Thema der Faust-Ill. gegen M. 19. Jh.
Vgl. die Ill. Ludwig Richters zu „Leben, Thaten und Höllenfahrt des ... Dr. Joh. Faust“ (= Volksbücher, 24), Lpz. 1842, den Neuruppiner Bilderbogen Nr. 1573 aus den 40er Jahren des 19. Jh. und den 1848 dat. Stich von Seiberts nach Adrian Schleich (Franz Neubert, Vom Doctor Faustus zu Goethes Faust, Lpz. 1942, Abb. S. 79f. und 182, auch 26).
Anonyme Faßreiter. Sie finden sich zuerst auf allegorischen Darstellungen des Hieronymus Bosch, so auf einem Gem. der Yale Univ. Art Gall., einer Allegorie auf Völlerei und Wollust, entstanden um 1500 oder zw. 1510 und 1516 (Charles de Tolnay, H. B., Baden-Baden 1965, Abb. S. 94, und ders., H. B., Kritischer Kat. der Werke, Baden-Baden 1965, S. 348 Nr. 9 und S. 346; eine herabfallende Faßreiterin auf einer Zeichnung Boschs: ders., H. B., Basel 1937, Taf. 103, oben). Eine Satire auf den Weinwucher, 1629, führt einen Weinhändler als Faßreiter auf einem von Tieren (Rapacitas: Eber; Lucratitas: Bär; Crudelitas: Löwe) gezogenen und vom Teufel gelenkten Wagen vor [1, Bd. 2 S. 523 Abb. 238]. Im 18. Jh. mehren sich die Beispiele (vgl. Abb. 18). Auf einer um 1760 in Frankenthal gefertigten Porzellan-Gruppe ist der Herbst durch Putten dargestellt, die um ein Weinfaß gruppiert sind; einer von ihnen sitzt darauf (Friedr. H. Hofmann, Das europ. Porzellan des Baver. Nat.mus. f= Kat. des Bayer. Nat.mus., 10], Mchn. 1908, S. 140f. Nr. 718, Taf. 50). Auf dem Boden eines Meißener Porzellan-Fäßchens, um 1730, ist ein zechender Faßreiter vorgestellt [16, S. 169 Abb.]; auf dem eines anderen im Mus. Carnevalet in Paris steht der – angeblich auf Benjamin Franklin zurückgehende – Volksruf der französischen Revolution „ca ira“ (J. Dielitz, Die Wahl- und Denksprüche, Feldgeschreie, ..., Ffm. 1884, S. 38), auf dem Fäßchen sitzt ein Angehöriger der Garde Française (Gabriel Mourcy, Hist. gen. de l'art franç, de la Révolution à nos jours, Bd. 3: L'art décoratif, Paris 1922, S. 20). Aus dem 19. Jh. stammt eine Spielzeugfigur mit einem auf einem F. reitenden nackten Knaben (Gisela Reineking-von Bock, Steinzeug [= Kat. des Kgwb.mus. Köln, 4], Köln 1971, Nr. 794).
b. Im Gegensatz zur Rechtsliteratur, die verschiedene Verwendungsmöglichkeiten von F. als Strafgeräten kennt (Jacob Grimm, Dt. Rechtsalterthümer, Bd. 2, Lpz. 18994, S. 282 und 327; Eberhard Frhr. von Künßberg, Dt. Rechtswb., Bd. 3, Weimar 1935 –1938, Sp. 428), bringt die bild. K. gewöhnlich nur Darstellungen der Todesstrafe im genagelten F.
Die meisten schildern den Tod des Atilius *Regulus. Den auch dem Feind unverbrüchlich Treuen töteten die Karthager in einer „machina“ (Cicero, Oratio in L. Pisonem, 43), die in der Neuzeit vielfach mit dem genagelten F. identifiziert wurde (so von Georg Pencz, Kupferstich v. J. 1535: Ausst.Kat. „Meister um Albr. Dürer“, Nürnberg, Germ. Nat.mus., 1961 [= Anz. des Germ. Nat.mus., 1960 bis 1961], S. 164 Nr. 284; mit emblematischer Auslegung: [39] S. 114). – Auf gleiche Weise fand Gerard van Velsen, der seinen Bruder Floris V., Gf. von Flandern, 1296 ermordet hatte, den Tod (für Darstellungen vgl. H[enri] van de Waal, Drie eeuwen vaderlandsche geschied-uitbeelding 1500 bis 1800, 'sGravenhage 1951. Bd. 1 S. 283ff., Bd. 2 Abb. 116, 2 und 117, 3; ferner Karl von Amira, Die germ. Todesstrafen, Abhn. der Bayer. Akad. der Wiss., philos.-philol. und hist. Kl., Bd. 31, 3, Mchn. 1922, S. 389). – Sehr ungewöhnlich ist das Martyrium des hl. Georg im Nagel-F., wie es um 1510 auf einer Tafel des Flügelaltars in der Georgskirche zu Mchn.-Milbertshofen vorgestellt wurde, obwohl keine Legendenversion dieses Inhalts bekannt ist (Abb. 7). – Peter Bruegel d. Ä. hielt diese Strafe den Habgierigen für angemessen (Carl Gustaf Stridbeck, Bruegelstudien [= Acta Univ. Stockholmensis, Stockholm Stud. in Hist. of Art, 2], Stockholm 1956, S. 89; H. Arthur Klein, Graphic Worlds of P. B. the Elder, New York 1963, Abb. 40).
Hinrichtung durch Ertränken im F. ist eine zuerst im 14. Jh. fixierte Strafe (Heinz Goldschmidt, Das Ertränken im F., Zs. für vgl. Rechtswiss. ... 41, 1925, 423ff., bes. 440); Darstellungen ihres Vollzugs zusammengestellt ebd. S. 440–44 (vgl. auch ebd. 42, 1926, 248 – 88). Im übertragenen Sinne stellte P. Bruegel d. Ä. diese Strafart dar: sie trifft, gewissermaßen „spiegelnde Strafe“, den, der sich der Trunkenheit ergibt (H. A. Klein a.a.O. S. 203 Abb.).
Das Anlegen eines F. galt als Ehrenstrafe.
Einen Menschen ins F. zu stecken, so daß nur sein Kopf und seine Beine, seltener auch seine Arme sichtbar sind, und ihn so eine bestimmte Zeit lang oder eine bestimmte Strecke weit gehen zu lassen, war eine noch im 18. Jh. verhängte Ehrenstrafe für „lüderliche Weibspersonen“, „Abbreviatur und Symbolisierung einer auf Ehebruch stehenden Strafe“ (E. Frhr. von Künßberg a.a.O. [Sp. 522] Sp. 428; H. Goldschmidt a.a.O. [Sp. 523] S. 447ff. und 466). Solche Schand-F. („Radmäntel“) sind in Delft und in Emden erhalten, beide mit den Stadtfarben und dem Stadtwappen versehen (ebd. S. 460 bis 463). Die Strafpraxis und ihr Anlaß verhelfen zu besserem Verständnis allegorischer F.-Darstellungen erotischen Inhalts (vgl. auch Oud Holland 86, 1971, 9–31).
c. Faßmenschen. Bei den gemeinhin so bezeichneten Darstellungen sind zu unterscheiden:
1) die aus F. und anderen Artefakten konstruierte Gliederpuppe (dieser Typus ist ziemlich selten, zu belegen z. B. durch die satirische Darstellung eines Steuereintreibers: M. Dorothy George, Engl. Political Caricature to 1792, Oxford 1959, S. 187f., Taf. 76); 2) ein Mensch, dessen Körper aus einem F. besteht; 3) der in ein F. gesteckte (ein F. tragende) Mensch.
Die beiden letztgenannten Typen sind zwar in den Darstellungen bisweilen schwer zu unterscheiden, haben aber sehr verschiedenen Sinn.
Wiedergaben des zweiten Typs sind gewöhnlich als Hinweise auf Völlerei, besonders die Trunksucht ([37] Nr. 38: [30] Sp. 1665), und auf alle Arten von Unmäßiekeit erklärbar; ihre Bedeutung wird öfters dadurch unterstrichen, daß ein menschlich-tierisches Mischwesen mit F.-Körper vorgestellt wird (oder im F. steckt). So z. B. zeigt Peter Flötner auf einer Plakette einen Versucher der Fides (?) als Mischwesen mit Mönchskapuze: ein Hahn, ebenfalls mit Kapuze, die Füße in Pantoffel gesteckt, bildet Füße und Unterkörper, ein F. den Oberkörper, aus dem Kopf und Arme hervorkommen (Dt. K. und Kultur im Germ. Nat.mus., Nürnberg 1952, Abb. S. 127); einem mil Weinlaub bekränzten Schweinsköpfigen mit Mauerkrone, Schwert und Kanne gab Cornelis Teunissen ein F. als Körper, Bild der Unmäßigkeit [1, Bd. 1 S. 413 Abb. 190]; auf einem um 1580 entstandenen Kupferstich geht im römischen Bacchuszug ein Mischwesen im F., ein zweites reitet auf einer Gans (Diederichs Bd. 2 Abb. 1117).
IV. Das Fäßchen
A. Benennungen
Benennungen für kleine F., die als Reise-, Tisch- oder Vorratsfäßchen dienten, sind bis gegen 1200 die nahezu einzigen Zeugnisse für deren Vorkommen.
Baril, die gebräuchlichste, kommt von mlat. barile, barili(u)s (zuerst E. 8./A. 9. Jh.: Mlat. Wh. bis zum ausgehenden 13. Jh., Bd. 1, Mchn. 1959–1967, Sp. 1375). Volkssprachliche Derivate sind in Frankreich im 12. Jh. faßbar (baril, barrilet [13. Jh.]: Ernst Gamilscheg, Etymolog. Wb. der franz. Sprache, Hdbg. 1928, S. 81), wenig später auch in Deutschland (mhd. barel, parel: Matthias Lexer, Mhd. Handwb., Bd. 1, Lpz. 1872, Sp. 128).
Lagel (Lägel, Legel u. a.), von lat. lagena, wurde im Deutschen häufiger verwendet (ahd. lagella; Grimm Bd. 6 Sp. 61f.) und bezeichnet auch eine Maßeinheit (ebd. Sp. 62; vgl. auch Du Cange Bd. 4 S. 14 s. v. „lagena“).
Handfaß (mhd. hantvaz) wird in frühen Quellen (warum?) von dem Lagel unterschieden (Wilh. Müller, Mhd. Wb., Bd. 1, Lpz. 1854 [–1861], S. 929).
Dem Wort Fäßchen entspricht das vom 14. Jh. an nachgewiesene franz. tonnelet [64].
Auf die vielen lokalen Sonderbenennungen – vgl. z. B. [66] – wird hier nicht eingegangen.
B. Reisefäßchen
Reisefäßchen sind meist aus Holz, auch aus (Edel-)Metall oder Leder hergestellte Transportgefäße, vielfach mit Tragevorrichtung (im Gegensatz zu Tischfäßchen, s. Sp. 527ff.). Sie werden in der Hand (Abb. 5) oder wie Handtaschen am Arm getragen (RDK IV 1390 Abb. 12), am Gürtel, über der Schulter oder an einem geschulterten Stock (RDK III 1150 Abb. 2; vgl. [65] S. 159–62 und [66]). Die hölzernen Reisefäßchen sind anfangs tonnenartig – später aus praktischen Erwägungen auch spitz- oder hochoval, Dreiecken angenähert, bisweilen unten abgeflacht –, haben horizontale Dauben, einen versenkten, gelegentlich mit Ornament, Initialen, Wappen oder Bildnis geschmückten Boden sowie umlaufende Reifen. Bei solchen aus anderem Material sind die Reifen oft nur angedeutet (so schon auf römischen Beispielen: Tonfäßchen für drei verschiedene Weinsorten: [1] Bd. 1 S. 161 Abb. 77; Glasfäßchen: ebd. S. 163 Abb. 78), bisweilen ganz weggelassen. Kostbarere Exemplare (wie z. B. Abb. 4) besitzen mit Leinen oder Leder überzogene Gefäßkörper, mit Ornament geschmückte Reifen (Beschläge) und Applikationen, selten auch einen eigens montierten Verschluß anstelle des üblichen Verschlußbolzens. Zugabe eines Zapfhahns unterblieb (vgl. Sp.
In Reisefäßchen wurden gewöhnlich Getränke mitgeführt, hie und da auch Speisezutaten wie Senf und Soße. Erhaltene Beispiele und Schriftquellen bezeugen, daß man Barilia öfters paarweise benutzte (Kasseler Gefäße bei [65]; Quellenbelege ebd. S. 159); wahrscheinlich enthielten sie dann Wein und Wasser, die bei Tafel gemischt wurden.
Wer immer sich von seinem Wohnort entfernte oder keine feste Bleibe hatte, pflegte darin (oder in anders geformten Gefäßen, z. B. einer Feldflasche) ein Getränk mitzunehmen: Reisende, wandernde Mönche (vgl. Darstellungen der Thebais und der Benediktslegende, Abb. 3), Boten, Jäger, Hirten, Feldarbeiter, Fischer, Gaukler, Musikanten usw. (Belege bei [65] S. 158f. und [66]); besonders zahlreich sind Darstellungen körperlich Gebrechlicher mit einem Reisefäßchen: für Lepröse war ein eigenes Baril vorgeschrieben [63, Bd. 1 S. 121], häufig führen es Blinde und Lahme mit sich (vgl. Enzo Carli, Duccio, Mailand 1961, Taf. 29, und John Shearman, Raphael's Cartoons in the Coll. of Her Majesty the Queen and the Tapestries for the Sistine Chapel, London [1972], Taf. 14; ferner Herm. Voss, Zchgn. der ital. Spätrenss. [= Die Zchg., 2. Reihe: Die Italiener, Bd. 4], Mchn. 1928, S. 45 Nr. 2, Taf. 2: Pierino del Vaga, Entw. für das Pluviale Papst Pauls III.), vielfach Joseph auf der Flucht nach Ägypten (Abb. 5) und einer der Gefolgsleute der Drei Könige [65, S. 151f.].
Diesem Gebrauch entspricht die Vergabe des Reisefäßchens als Attribut. Ausnahmsweise Bacchus zugeteilt (Bronzestatuette von Niccolò Roccatagliata, E. 16.–A. 17. Jh., Stiftsmus. Klosterneuburg: Hans R. Weihrauch, Europ. Bronzestatuetten 15.–18. Jh., Braunschweig 1967, S. 164 Abb. 198), erhielten es einige Heilige regelmäßiger:
Gunthildis (nur in der Diöz. Eichstätt verehrt) trägt es als Dienstmagd (Schambach, Skulptur, 1. H. 17. Jh.: Inv. Bayern, Mfr. Bd. 2, S. 319; vgl. [28] Sp. 313).
Ludwig von Toulouse erhielt es aus unbekanntem Grund (vgl. [28] Sp. 479 und 476 Abb. 254).
Otmar bekam es wegen eines Wunders, das sich bei Überführung seiner Gebeine ereignete: ein mitgeführtes F. mit Wein blieb trotz aller Entnahmen voll. Zahlreiche Darstellungen sind in oder aus St. Gallen, dem Kultzentrum des Hl. und Patrons der Weinhauer (Österr. Weinbuch S. 207; [65] S. 160ff.; [29] S. 60), erhalten (z. B. Künstle II S. 483 Abb. 230; Herm. Schmitz, Die Glasgem. des kgl. Kgwb.mus. in Bln., Bd. 2, Bln. 1913, Taf. 55 Nr. 387, 56 Nr. 392, auch Nr. 408f.; Ausst.Kat. „Augsburger Barock“, Augsburg 1968, Nr. 418, Abb. 230); einige weitere bei [28] Sp. 576 und [66] S. 149 Nr. 11.
Gelegentlich erhielt Gideon, der den Tau des Himmels sammelte (vgl. Richter 7, 38), ein Fäßchen als Attribut (so in Brauweiler, Deckenmal. im Kapitelsaal, zw. 1149 und 1174: Jb. der rhein. Dpfl. 23, 1960, 56f. Feld 4, 45 Abb. 41, zur Datierung vgl. Otto Demus, Roman. Wandmal., Mchn. 1968, S. 185).
Die Formgeschichte der Reisefäßchen (aus Holz) ist noch nicht genügend untersucht. Wenngleich die bisher ermittelten Formvarianten „nahezu ort- und zeitlos“ sind [65, S. 162], so scheint doch ihr Aufkommen, auch landschaftliche Vorliebe für bestimmte Formen näher bestimmbar. Bildliche Darstellungen (seit dem 11. Jh.: Abb. 3; E. 12. Jh.: Zillis Deckenmal., RDK III 1150 Abb. 2) ergänzen das Bild, das auf Grund der erhaltenen Beispiele einseitig bleiben müßte.
Reisefäßchen des 12. und 13. Jh. waren ziemlich groß und rund, sie wurden an dicken, diagonal über die Schulter gehängten Seilen getragen (Laborde, Bible moralisée, Bd. 1 Taf. 22f., Bd. 2 Taf. 215, 296, Bd. 3 Taf. 419, Bd. 4 Taf. 624, 635, 654 u. ö.; auffällig abweichend ebd. Bd. 4 Taf. 656: rundes [?, spitzovales?] Fäßchen mit aufgenagelten, z. T. nicht parallel angeordneten „Reifen“). Die Beispiele des 14. und 15. Jh. sind kleiner. In Deutschland bewahrten sie zumeist die runde Form (ebd. Bd. 4 Taf. 793; weitere Beispiele bei [65] S. 148ff.); in Frankreich wurde anscheinend die spitzovale Form bevorzugt (vgl. Henry Martin, La Min. franç. du XIIIe au XVe s., Paris 1923, Abb. 120), in Italien die hochovale [65, S. 164]. Annähernd dreieckige Barilia kommen seit dem 14. Jh. vor (Abb. 4; vgl. Bernh. Herm. Röttger, Mal. in Ufr. [= Alte K. in Bayern, 11], Augsburg 1926, Abb. 21), möglicherweise waren sie bei Fischern besonders beliebt (dazu [65] S. 165).
In der Neuzeit lebten die ma. Formen fort, neue wurden anscheinend nicht ausgebildet.
C. Tischfäßchen
Tischfäßchen, stets rund oder hochoval, dienten zur Aufnahme von Getränken und Tafelbedarf. Sie unterscheiden sich von Reisefäßchen durch ihre Standvorrichtungen – oft reich geschmückte Sättel, Ständer, Füße und dergl. – sowie die Herrichtung zur Aufnahme des Zapfhahns (bei bestimmten Verwendungsarten unterblieb diese); Tragevorrichtungen fehlen. Tischfäßchen wurden aus Holz, häufig aber auch aus den kostbareren Materialien gearbeitet, aus denen vor allem höfisches Tafelgerät verfertigt wurde (bes. aus Silber, Porzellan, Fayence [Abb. 18] und Glas).
Die Tischfäßchen scheinen sich im 15.– 16. Jh. eingebürgert zu haben. Ein kristallenes mit goldenen Reifen und einem mit Edelsteinen verzierten goldenen Fuß sowie einem Kruzifix als krönendem Aufsatz ist 1418 im Inv. des Schlosses Vincennes genannt [64, Bd. 4 Sp. 1366]. Besonders kunstvoll ist ein von Rosso entworfenes Tischfäßchen (ebd. Abb. 827). Größere Gefäße, z. T. zur Aufnahme mehrerer Weinsorten eingerichtet (bezeugt durch J. Besson, Theatrum oder Schawbuch allerley Werkzeug ... , um 1560: [1] Bd. 1 Abb. 196), dürften auf Kredenztischen plaziert gewesen sein. Unterteilung des Faßinneren ist jedoch auch bei kleineren, für die Tafel bestimmten Tischfäßchen nachweisbar (schon in der Spätantike: ebd. Bd. 2 S. 729 Anm. 1; vgl. ferner Würzburg, Mainfränk. Mus., Fayence, um 1760: [21] S. 74 Nr. 8; Gesellenstück von 1811, für sechserlei Wein: [15] S. 12). Auch Tischfäßchen wurden öfters paarweise hergestellt, zumal wenn sie Teil eines Services waren (vgl. z. B. das silberne Jagdservice der Augsburger Goldschmiede Joh. Bartermann und Bernh. Heinr. Weye, 1761 –1769, im Bayer. Nat.mus.: Stefan Bursche, Tafelzier des Barock, Mchn. 1974, Abb. 164).
Die Ausschmückung der Tischfäßchen hängt vom benutzten Material ab. Bei hölzernen, deren kleinstes so groß wie ein Fingerhut ist (Zimtfäßchen im Pommerschen K.schrank., 1617: [11] S. 274, Abb. 251), beschränkt sie sich auf Bemalung der Böden, seltener deren Zier mit Schnitzerei (Speyer, Weinmus., mit Bildnissen Maximilians II. von Bayern und der Kgn. Marie mit dem kleinen Ludwig II.: [20] S. 17), sowie gewöhnlich ornamentalen Dekor des Sattels (z. B. [15] Abb. 13). Gläserne, die im 18. Jh. vor allem aus Böhmen (etwa: Giov. Mariacher, L'arte del vetro, Verona 1954, Abb. 137) und Murano kamen (z. B. Giulio Lorenzetti, Murano e l'arte del vetro soffiato [= Civico Mus. Correr, Venezia, Guida del Mus. vetrario di Murano], Venedig 1953, Taf. 21), besitzen meist verzierte Faßbäuche, bei solchen aus Steinzeug ist außerdem auch der Boden ornamental geschmückt (G. Reineking-von Bock a.a.O. [Sp. 522] Nr. 756 bis 759, 761, 763, einige haben Schraubverschlüsse aus Zinn und könnten mit gleichem Recht als Schraubflaschen in Form eines Fäßchens bezeichnet werden. Am reichsten ausgestaltet sind Tischfäßchen aus Fayence: bei diesen ist der Sattel aus Figuren gebildet (Abb. 18; vgl. auch das nach Modell von Gius. Gricci in Capodimonte hergestellte Beispiel: Apollo 89, März 1969, Abb. S. XXX), auch die Bekrönungen der Fäßchen selbst können figürlich gestaltet sein, so daß das eigentliche Behältnis nur noch ein kleines Detail eines prunkvollen Tafelaufsatzes ist. Gelegentlich spiegelt der Schmuck den Entstehungsanlaß eines Tischfäßchens wider (Anfertigung zur Hochzeit: [19a] S. 55 und [15] S. 91, beide 18. Jh.).
D. Konsekrationsfäßchen
Sowohl Reise- wie Tischfäßchen gebrauchte man im kirchlichen Zeremoniell bei der Naturaloblation. Diese hat sich bei der Bischofsweihe und ihr nachgebildeten Zeremonien erhalten (Abtsweihe; Prozession bei der Kanonisation, zuerst 1391 bei der Birgittas: Theodor Klauser, Die Liturgie der Heiligsprechung, in: „Hl. Überlieferung“ [Fs. Ildefons Herwegen], Münster i. W. 1938, S. 223f.).
Seit dem 12. Jh. berichten Pontifikalien, bei der Bischofsweihe werde Wein geopfert (vgl. Michel Andrieu, Le Pontifical Romain au Moyen-Âge [= Studi e Testi, 86f.], Vat. 1938 und 1940, Bd. 1 S. 150f. Nr. 32; Bd. 2 S. 354 Nr. 9). Von den zwei „barilia vino plena“ (Pontificale Romanum, Rom 1596, S. 108; vgl. Abb. 11 und Jos. Catalanus, Pontificale Romanum ... primum prolegomenis et commentants illustratum, Rom 1738, Bd. 1 S. 212f. § XXXIII) soll eines vergoldet, das andere versilbert, jenes mit dem Wappen des Konsekrierenden, dieses mit dem des Konsekrierten geschmückt sein (P. Polycarpus Radó O.S.B., Enchiridion liturgicum ..., Rom, Freiburg i. Br. und Barcelona 1961, Bd. 2 S. 1021 Abs. IV, 3).
Unter den erhaltenen Konsekrationsfäßchen überwiegen zur Abtsweihe angefertigte hölzerne mit aufgemalten Wappen (auch dem Klosterwappen; Zwettl, N.Ö. [z. Z. Schloß Gobelsburg bei Krems], zur Abtsweihe von Rainer II. Sigl, 1776: Inv. Österr. 29 S. 362, [15] S. 92, Abb. 13, [67]; wohl zum gleichen Zweck angefertigt das u. a. mit dem Wappen des böhmischen Klosters Doksany Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.] geschmückte im Barockmus. Salzburg, Inv. Nr. 2605; vgl. auch [65] S. 157 Anm. 4). Das Vorkommen von zwei Wappen, deren Inhaber zu verschiedener Zeit amtierten (Fulda, Dommus., mit den Wappen Adolfs von Dalberg [1726–1737] und – auf dem anderen Boden – Adalberts von Harstall [1788–1802]: ebd. und Abb. 11), scheint darauf hinzuweisen, daß Konsekrationsfäßchen bisweilen wiederverwendet wurden.
Nicht alle Fäßchen mit Wappen von Stiften und Äbten waren Konsekrationsfäßchen. Diese Ausstattung haben z. B. auch die sog. Abtfässer, die zu Abtjubiläen beschafft wurden (vgl. [15] S. 92 und 100), und Reisefäßchen für die „Wegzehrung“ in einem neuen Wirkungsbereich (ebd.).
V. Wiedergabe von F. in Architektur, Skulptur und Kunstgewerbe
Architektur. Groß-F. wurden schon im 17. Jh. kleinen Häusern verglichen (Abraham a Sancta Clara,Etwas für Alle, Würzburg 1711, Bd. 1 S. 552f., zit. bei [15] S. 13), auch zweckentfremdet benutzt (bei der Hochzeit der Liselotte von der Pfalz, 1671, wurden Musikanten darin versteckt: Mannheimer Gesch.bll. 16, 1915, 44; 1840 diente in Wien ein Riesen-F. als Tanzsaal, eine Kopie des Heidelberger Großen F. als Wirtshaus: [15] S. 13f.). Um 1720 entwarf Zacharias Longuelune einen Pavillon für den „Bacchustempel“ in Form eines F.; er sollte in den Weinbergen bei Schloß Pillnitz errichtet werden (Abb. 16). 1787 baute Jean-Bapt. Kleber im Park von Montbéliard das Haus eines Winzers als Tonne, auf die ein Pavillon gestellt ist, umrankt von Reben (Johs. Langner, Zs. f. Kg. 26, 1963, 29 und 27 Abb. 37).
Skulptur. In der ma. Bauskulptur finden sich F.-Darstellungen als Schmuckmotiv (St. Florian an der Etsch [bei Salurn], Konsolschmuck am Rundbogenfries der Apsis, 1189; [66] S. 148; Mühlhausen, Thür., St. Marien, Wasserspeier an der S-Seite der Hauptapsis, 1. Dr. 14. Jh.: Dt. Fotothek Dresden Nr. 141 669). Die Brunnenschale der Fontana della Botticella in Rom, 1774, ruht auf einem als F. geformten Stock (Cesare d'Onofrio, Le fontane di Roma, Rom 1957, Abb. 17; bei der Fontana del Facchino in Rom und zwei um 1648 von Bernini gestalteten Brunnen für die Villa Mattei [zerst.] erfolgte der Zulauf aus von Halbfiguren gehaltenen F.: ebd. S. 27–34, Abb. 13f. und 19; bei der Fontana della Botticella im Boboligarten, Florenz, fließt das Wasser aus einem F. in der Hand eines Landmannes, bald nach M. 16. Jh. nach Modell von Baccio Bandinelli: Franc. Gurrieri und Judith Chatfield, Boboli Gardens, Florenz 1972, S. 61 Abb. 196f.).
Kunstgewerbe. Trinkgefäße in F.-Form gab es schon in der Spätantike (Glasgefäß in Deidesheim: [1] Bd. 1 Abb. 78). Einige Doppelbecher des 16. bis 18. Jh. haben die Form eines F. (mit Gravierungen nach Hans Sebald Beham, E. 16. Jh.: Kat. „Mus. für K. und Kulturgesch. Dortmund. Gold und Silber“, Dortmund 1965, Nr. 37 mit Abb.; [1] Bd. 2 Abb. 268: angeblich Nachbildung des großen Königsteiner F.; [21] S. 27 Nr. 11, m. Abb.; Weltk. 44 Nr. 9, Mai 1974, 727: Kupfer, die Reifen vergoldet; ebd. Nr. 12, Juni 1974, 1078: Silber; älter der Nördlinger Magistratsbecher mit hölzernen Dauben und silbervergoldeten Reifen, 1620: Franz Prinz zu Sayn-Wittgenstein, Das Stadtmus. in N. [= Die Bayer. Heimatmus., 3], Mchn. [um 1967], S. 40 Abb. 31), besonders kostbar die mit Dauben aus Perlmutter und goldenen Reifen, ehem. im Münchner (Abb. 12) und Londoner K.handel (Apollo 89, Suppl. Juni 1969, Abb. S. S9). Steinzeug-Humpen wurden um 1700 im Westerwald hergestellt (G. Reineking-von Bock a.a.O. [Sp. 522] Nr. 610–13). Ein gläsernes Scherzgefäß im Germ. Nat.mus. Nürnberg zeigt vorn einen Hasen, hinten ein F. (deutsch, 17. Jh.; Heinr. Kohlhausen, Gesch. des dt. K.handwerks, Mchn. 1955, S. 368 Nr. 345). – Eine 1635 dat. sächsische Schraubflasche bewahrt das Kestner-Mus. Hannover (Inv. Nr. 1909, 95). – Eine als Tischfäßchen gestaltete Esrogdose befand sich ehem. im Bes. der jüdischen Gemeinde in Berlin [65, S. 167, Abb. 12].
Häufig richtete man nicht mehr benutzbare F. zu Möbeln her (Tische, Sitze u. ä.). Zu Sesseln zurechtgesägte F. gab es im 17. Jh. in Holland (mehrere Beispiele auf Gem. des Adriaen Brouwer: Gerard Knuttel, A. B., The Master and His Work, Den Haag 1962, Abb. 33, Farbtaf., 1, 3, 7 und 10) und in franz. Salons des 18. Jh. (Havard Bd. 4 Sp. 1364ff.).
Zu den Abbildungen
1. Teile des F. Nach [15] S. 30 Abb 3.
2. St. Gallen, Stiftsbibl., Klosterplan, Ausschnitt: Cellarium (Gesamtabb.: H. Reinhardt a.a.O. [Sp. 502]). Um 820. Nach ebd.
3. Rom, Bibl. Apost. Vat., cod. lat. 1202, fol. 52v (Ausschnitt), Szenen aus dem Leben des hl. Benedikt. Montecassino, zw. 1058 und 1087. Fot. Bibl.
4. Kassel, Staatl. K.slgn., Reisefäßchen. Holz, mit Lwd. überzogen, Standfläche 21,3 × 10,7 cm, 13,3 cm h.; vergoldete Kupferbeschläge, emaillierte Wappen, Lederriemen. Frankreich, um 1330. Fot. Mus.
5. Wien, Slgn. der Schottenabtei, Abb. eines Reisefäßchens, Ausschnitt aus einer Darstellung der Flucht nach Ägypten (Gesamtabb.: Otto Pächt, Österr. Tafelmal. der Gotik, Augsburg und Wien 1929, Abb. 22). Gem. a. Holz. Wien, um 1470–1480. Fot. Inst. für ma. Realienkde. Österreichs, Krems a. d. Donau.
6. Antwerpen, Mus. Mayer van den Bergh, Brevier, fol. 1, Kalenderbild Januar, Ausschnitt (Gesamtabb.: Camille Gaspar, Le bréviaire du Mus. M. v. d. B. à Anvers, Brüssel und New York 1932, Taf. 1). Niederlande, um 1500 bis 1520. Fot. Mus.
7. München-Milbertshofen, Pfarrkirche St. Georg, Martyrium des hl. Georg, Ausschnitt aus einem Gem. auf der Außenseite eines Altarflügels. Dat. 1510. Fot. Weinfurtner, Mchn., Nr. 433/37.
8. Jörg Breu d. Ä., Monatsbild August. Federzchg., 23,5 cm Dm., Entw. für ein Glasgem. Berlin, Stiftung Preuß. Kulturbes., Kk., Inv.Nr. KdZ 4063. Vor 1531. Nach Ausst.Kat. „Dürer und seine Zeit“ a.a.O. [Sp. 498], Abb. 119.
9. Emblem „In simulachrum Spei“. Holzschnitt-Ill. (11,5 × 6,1 cm) aus Andrea Alciati, Emblematum libellus, Paris 1534, S. 82. Nach Henry Green, A. A. emblematum fontes quatuor; ... , Manchester und London 1870.
10. Emblem „Garder les biens de la maison“. Holzschnitt-Ill. aus Gilles Corrozet, Hecaton-Graphie, Paris 1543, Bl. N vii b. Nach [30] Sp. 1663.
11. Naturaloblation bei der Messe nach der Bischofsweihe. Kupferstich-Ill. (12,9 × 18,7 cm) aus: Pontificale Romanum, Rom 1596, S. 108. Fot. RDK.
12. Jeremias Rauwolff (?), Doppelbecher. Perlmut ter mit Goldreifen, 7,8-9,5 cm Dm., 17,8 cm h. Ehem. München, K.handel. Nürnberg, 1. Dr. 17. Jh. (Stempel Rosenberg Nr. 4152). Fot. Jul. Böhler, Mchn.
13. Speyer, Hist. Mus. der Pfalz, Weinmus., Inv. Nr. HM 0/63, Faßboden. Eichenholz, 71 cm h., 69 cm br. Dat. 1661. Fot. Mus.
14. Bremen, Ratskeller, sog. Bacchus-F. Eichenholz, H. des F. 1,80 m, H. der Figur ca. 1,50 m. Vor 1664 (= Todesjahr der Weinherren, deren Wappen vorhanden sind). Fot. Lala Aufsberg, Sonthofen i. A., Nr. 58 167.
15. Speyer, Hist. Mus. der Pfalz, Weinmus., Inv. Nr. HM 0/65, Faß. Eichenholz, 96 cm h., 77 cm br., 1,25 m tief. Dat. 1706. Fot. Mus.
16. Zacharias Longuelune, Entw. für einen Pavillon des „Bacchustempels“ bei Pillnitz. Graphit, laviert, Maße unbekannt. Dresden, Sächs. Landeshauptarchiv, Oberhofmarschallamt VI. 17.33 b. Um 1720. Nach Heinr. Gerh. Franz, Z. L. und die Bauk. des 18. Jh. in Dresden, Bln. 1953, Abb. 121.
17. Matth. Dan. Pöppelmann (Entw.) und Lor. Zucchi (Ausf.), „Prospect des Großen F. auf der Bergvestung Koenigstein“. Kupferstich aus M. D. P., Vorstellung und Beschreibung des ... so genannten Zwinger-Gartens Gebäuden, Oder Der Kgl. Orangerie zu Dresden ... . Dresden, Sächs. Landeshauptarchiv. Um 1725 –1729. Nach Herm. Heckmann, M. D. P. als Zeichner, Dresden 1954, Taf. 109.
18. München, Bayer. Nat.mus., Inv. Nr. Ker 1639, Tischfäßchen. Porzellan, 26 cm h. Meißen, um 1728. Fot. Mus.
19. Dürrnberg bei Hallein, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt, hl. Rupert. Holzskulptur, farbig gefaßt. Um 1740. Nach Jos. Lackner und A. Hahn, D. b. H. (= Chr. K.stätten, 15), Salzburg (1974)2, S. 13.
20. Joh. Jak. Schmidt, Maria Immaculata. Fragment eines Faßbodens. Krems, N.Ö., Weinbaumus. Dat. 1749. Nach [15] Abb. 65.
21. Paul Egell, Entw. für die Dekoration des Großen F. in Heidelberg. Bleigriffel- und Federzchg., grau laviert, 53,6 × 45 cm. Karlsruhe, Bad. Generallandesarchiv, 204/958, fol. 126. Sign. und dat. 1751. Nach K. Lankheit a.a.O. [Sp. 508] Taf. 42.
22. Zürich, Schweizer. Landesmus., Inv.Nr. LM 18 227, F. mit Sattel, aus Kloster Ittingen. 18. Jh. Fot. Mus. (56 331).
23. J. R. Lucotte (Entw.) und Rob. Bénard (Ausf.), Faßbinder bei der Arbeit. Kupferstich-Ill. (13,3 × 20 cm) aus dem Tafelwerk zu Diderot – d'Alembert (vgl. Sp. 497), Bd. 10, Paris 1772, s. v. „Tonnelier“ Taf. 1 (Ausschnitt). Fot. ZM.
24. I. I. Nortz, Vater Rhein. Faßriegel, Eichenholz, 22,5 × 43 cm. Speyer, Hist. Mus. der Pfalz, Weinmus., Inv. Nr. HM 0/652. Sign. und 1814 dat. Fot. Mus.
25. Speyer, Hist. Mus. der Pfalz, Weinmus., Inv. Nr. HM 0/71, Faßboden. Eichenholz, 97 cm Dm. Wohl 2. Jz. 19. Jh. Fot. Mus.
26. Speyer, Hist. Mus. der Pfalz, Weinmus., Inv. Nr. HM 0/854, Faßboden. Eichenholz, 90 cm Dm. Dat. 1830. Fot. Mus.
Literatur
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Zu IV: 63. Gay Bd. 1 S. 121f. s. v. „Baril“, „Barrilet“. – 64. Havard Bd. 1 Sp. 250–52 s. v. „Baril“, „Barillet“; Bd. 4 Sp. 1366f. s. v. „Tonnelet“. – 65. Rud. Hallo, Altfranz. Barilia, Rep. f. Kw. 51, 1930, 148–67. – 66. Maria Kundegraber, Gottscheer Putscherlein – ma. Trink- und Pilgerfäßchen, in: „Volkskde., Fakten und Analysen, Festgabe für Leopold Schmidt zum 60. Geb.“ ( – Sonderdr. des Ver. für Volkskde. in Wien, 2), Wien 1972, S. 143–55.
Hinweise gaben Harry Kühnel, Krems a. D. [67]; Hans-Ernst Mittig, Bln., Hans Moser, Göttingen [681.
Bei der Slg. und Sichtung des Materials wirkte Till Leberecht Lahusen mit.
Verweise
Empfohlene Zitierweise: Busch, Werner, Wirth, Karl-August , Faß, Fäßchen, in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. VII (1975), Sp. 496–536; in: RDK Labor, URL: <https://www.rdklabor.de/w/?oldid=89183> [04.04.2022]
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