Ewig-Licht-Ampel (jüdisch)
englisch: Ner Tamid, lamp (Ner Tamid); französisch: Lampe perpétuelle (Ner Tamid); italienisch: Tamid.
Louis Loeb-Larocque (1970)
RDK VI, 639–648
E. = Ewig-Licht-Ampel; E.L. = Ewiges Licht
I. Begriff, Name
Als E. bezeichnet man eine mit Öl gespeiste, Tag und Nacht brennende Lampe in der Synagoge.
Ihr hebräischer Name ist Ner Tamid (ner = Licht, Lampe, Leuchter; tamid, Adjektiv und Adverb = beständig ohne Unterbrechung); er geht auf 2. Mos. 27, 20 und 3. Mos. 24, 2 zurück, wo – mit Bezug auf den siebenarmigen Leuchter (Menorah) in der Stiftshütte – gesagt wird: „... gebiete den Kindern Jisrael, daß sie dir bringen Olivenöl, lauteres, ausgepreßtes, zur Beleuchtung, um die Lampen [Lichter] beständig aufzustecken“ (Zunz [Hrsg.], Die vier und zwanzig Bücher der Hl. Schrift, Ffm. 189313, S. 78; ebenfalls mögliche Übersetzung ist „... die beständigen Lampen [Lichter] ...“).
II. Antike
Der Brauch des E.L., das auf dem siebenarmigen Leuchter brannte, bestand schon in der Antike.
Nach 2. Mos. 27, 21 und 3. Mos. 24, 3 stand dieser vor dem Vorhang, der vor der Lade mit dem Gesetz hing (s. Thoravorhang). Der Brauch, auf dem siebenarmigen Leuchter Tag und Nacht Lampen zu brennen, kam wahrscheinlich im zweiten Tempel auf (Joseph Gutmann, The ’Second Commandment’ and the Image in Judaism, Hebrew Union College Annual 32, 1961, 164) und ist verschiedentlich bezeugt, vgl. Ps.-Hecataeus Abderita (vgl. Fragmenta Historicorum Graecorum 14: ed. Karl Müller, Bd. 2, Paris 1848, S. 394) in Flavius Josephus, Contra Apionem I, 22 (ed. Benedikt Niese, Flavii Josephi Opera, Bd. 5, Bln. 1889, S. 36. 31–36) und Diodorus Siculus, Bibliotheca Historica, Fragmenta librorum XXXIV, 4 (ed. Ludwig Dindorf, Lpz. 1868, Bd. 5 S. 86. 12–16); Flavius Josephus erwähnt, drei Lampen der Menorah hätten Tag und Nacht gebrannt (Antiquitates Judaicae III, 8, 3: ed. B. Niese a.a.O. Bd. 1, Bln. 1887, S. 198. 12–16; vgl. auch Franz Blatt, The Latin Josephus I [= Acta Jutlandica 30], 1958, 244). Im Talmud ist die Rede vom Licht des Westens (Ner ha-maarabi), das auf dem Mittelschaft des siebenarmigen Leuchters brannte und nicht ausgehen durfte, wohingegen die übrigen sechs Lichter nur nachts brannten (Tamid VI, 1. Menachot 86 b, 89 b; sonstige Anweisungen über das E.L. finden sich im Talmud nicht).
Die ursprüngliche symbolische Bedeutung des E.L. ist unbekannt. Als frühe homiletische Erklärung wird im allgemeinen Sprüche 6, 23 eingeschätzt: „Das Gesetz ist eine Lampe und die Thora ein Licht“ (Yaacov Vainstein, The Cycle of the Yewish Year, Jerusalem o. J., S. 19). Nach rabbinischer Lehre ist das E.L. ein Symbol der ständigen Gegenwart Gottes (Sabbat 22 b).
III. Alter des Ewigen Lichtes in der Synagoge
Wann der Brauch Eingang in die Synagogen gefunden hat und seit wann das E.L. in einer E. brannte (die Menorah wurde ja bei der Zerstörung des Tempels geraubt), ist noch nicht geklärt. Die Meinungen hierüber gehen weit auseinander. Die talmudische Literatur enthält keinerlei Angaben über das E.L. in der Synagoge.
Die bestimmte Angabe Fraubergers, „die Ampel als E.L. vor dem Thoraschrein“ sei „zuerst im Oniastempel zu Alexandria in Anwendung“ gekommen [1], ist nicht belegt. Sie dürfte auf die Interpretation von Flavius Josephus, De bello judaico VII, 10, 3 zurückgehen (ed. B. Niese a.a.O. Bd. 6, Bln. 1894, S. 624. 17 bis 23): Onias, einer der Hohenpriester in Jerusalem, war nach Alexandria geflohen; er baute im Bezirk von Heliopolis einen Tempel, „nicht ähnlich dem zu Jerusalem“. „Den Altar dagegen ließ er nach dem Muster des in Jerusalem befindlichen aufrichten und stattete ihn mit ähnlichen Weihegeschenken aus, jedoch mit Ausnahme des Leuchters. Er brachte nämlich keinen Standleuchter an, sondern ließ eine goldene Lampe schmieden und hängte sie an einer Goldkette auf“ (Herm. Endrös, Flavius Josephus, Der Jüdische Krieg, Bd. 2, Mchn. 1966, S. 168). Dem entspricht die Darstellung des Thoraschreines mit vor ihm aufgehängter Lampe (E.?) auf einem Mosaik in der Synagoge Beth Alpha unweit Beisan (Erwin R. Goodenough, Jewish Symbols in the Greco-Roman Period, I: The Archeol. Evidence from Palestine [= Bollingen Series 37], New York 1953, S. 252; desgl. Ill: Illustrations, Abb. 639).
Bisher ist es nicht gelungen, die Kontinuität des möglicherweise spätantiken Brauchs, vor dem Thoraschrein eine Ölampel – vielleicht eine E. – aufzuhängen, ins und durch das MA hin zu erweisen (der Versuch, bildliche Darstellungen des MA, z. B. Rich. Krautheimer, Ma. Synagogen, Bln. 1927, S. 120 Abb. 27, als Belege heranzuziehen, erbringt keine zwingenden Ergebnisse; E. aus dem MA sind nicht erhalten). Das Alter des – heute – gebräuchlichen Zeremoniells, bei der Einweihung einer Synagoge nach der Einführung der Thorarollen feierlich das EX. zu entzünden, ist noch nicht ermittelt. „Literarisch ist die ewige Lampe vor dem 17. Jh. nicht nachzuweisen“ (Ismar Elbogen, Der jüdische Gottesdienst in seiner gesch. Entwicklung, Ffm. 1931 [Neudruck Hildesheim 1967], S. 476; [12])
Im Vorgängerbau der Londoner Synagoge in Bevis Marks wurde, lt. Protokoll der Vorsteher, i. J. 5442 (= 1682) „on Sabbath Mi-camoha, Veadar 12 (März) ... a Tamid of silver“ in Gebrauch genommen; sie wurde aus 1668–1672 eingegangenen privaten Stiftungen finanziert (Treasures of a London Temple, London 1951, S. 9; 1702 waren hier „2 Tamid lamps“ vorhanden: ebd. S. 10; die heutige stammt aus dem Jahr 1876: ebd. S. 47 Nr. 77). 1683 wird in Italien die E. wie etwas Selbstverständliches erwähnt: Gläubige, die besonders früh am Tag in die Synagoge gehen, finden dort als einzige Beleuchtung „la lampada, Tamid, che sempre arde auanti all’Hechàl“ vor (Giulio Morosini, Via della fede, Rom 1683, S. 245). Aufschlußreicher ist ein Respons des Jair Chaijm Bacharach † 1702 (Chawoth Jaïr, Ffm. 1699, § 68): die vor dem Thoraschrein hängende E. war aus Gold oder Silber, aber auch aus poliertem Messing; die Schenkung solcher Gaben an die Synagoge war so gang und gäbe, daß es nötig wurde, sie Einzelpersonen zu verweigern; das Geschenk einer Lampe bedurfte besonderer Erlaubnis (vgl. Israel Abrahams, Jewish Life in the Middle Ages, London 19322 [besorgt von Cecil Roth], S. 42). Isaak Ben Samuel Lampronti † 1756 beruft sich in seinem „Pachad Jizchak“ (Bd. 2, Lyck 1864, Bl. 90v) auf den Kommentar des Rashi zu 2. Mos. 27, 21, woraus es sich ergibt, „daß die Pflicht des E.L. im kleinen Tempel (= in der Synagoge) nur zur Zeit des Gebetes in Kraft ist“.
Nie verlöschende Lichter hat es in der Synagoge zum Gedächtnis an bestimmte Märtyrer offenbar schon vorher gegeben, z. B. in Worms (vgl. S. Rothschild, Aus Vergangenheit und Gegenwart der Israelitischen Gemeinde Worms, Ffm. 19266, S. 11 und 33ff.; Otto Böcher, Die Alte Synagoge zu Worms [= Der Wormsgau, Beiheft 18], Worms 1960, S. 66); vgl. darüber auch Ewig-Licht-Ampel (christlich), Sp. 603.
IV. Beispiele
Da nicht Gesetz, sondern Brauchtum für die Anbringung des E.L. in der Synagoge bestimmend war und ist, muß mit regionalen oder lokalen Besonderheiten gerechnet werden. Solches kommt möglicherweise in der Zahl der E., bestimmt in ihrer Anordnung zum Ausdruck.
A. Zahl
Die Zahl der in einer Synagoge brennenden E. soll verschieden sein können (genauere Ermittlungen hierüber stehen noch aus). Frauberger sagt – ohne Belege –, es könnten „manchmal auch drei, fünf, sechs“ E. vorkommen [1]. In den Quellen, die bisher bekannt wurden, ist allerdings immer nur von einer E. die Rede (dies entspricht auch der heutigen allgemeinen Praxis).
Auf Abbildungen von Innenräumen italienischer Synagogen sieht man öfters mehrere vor dem Thoraschrein hängende Öllampen, doch ist es ungewiß, ob es sich um E. handelt und ob alle als E. dienen (vgl. z. B. Jüdisches Lex. Bd. 4, 2, Bln. 1930, Abb. auf Sp. 990 Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.] und Sp. 991 [Scuola tedesca in Padua]).
B. Anbringungsort
In der Regel hängen die E. vor dem Thoravorhang (wozu vielleicht 2. Mos. 27, 21 und 3. Mos. 24, 2 – auch wenn hier von der Menorah die Rede ist – den Anstoß gaben: in der Stiftshütte soll die „beständige Leuchte“ [oder Lampe] „außen vor dem Vorhang, der vor der Lade mit dem Gesetz hängt,“ hergerichtet werden). – An vielen Orten hat die E. ihren Platz in einer meist mit Eisen oder Holz vergitterten, bisweilen verglasten Nische; es ist vermutet worden, diese Art der Anordnung sei dadurch entstanden, daß man in den hölzernen Synagogen Polens als Vorkehrung gegen Feuergefahr für die E. eine Nische aus Stein aufgemauert habe und später diese Anbringung in Steinbauten beibehalten worden sei ([3] S. 40f.; vgl. ferner [4], Sp. 454f. und [8]). Die Nische(n) können in der Ostwand des Baues sich befinden (wie in den Krakauer Synagogen), aber auch in oder nahe seiner Westwand, wie in Lemberg (Vorstadtsynagoge, Abb. 1 a; Alte Synagoge: [3] S. 41 Abb. 16) und in Ostgalizien [3]; in einigen deutschen Synagogen – besonders in solchen, die von Rückwanderern aus Polen errichtet wurden – findet man nahe der Westwand Nischen, in denen wohl einst die E. hing (Schnaittach, Mfr., nach 1570; weitere Beispiele bei [3], S. 41 und 63f.). Bei der Anbringung im Westen hat möglicherweise der Gedanke an „das Licht des Westens“ (Ner ha-maarabi, s. oben) mitgespielt.
Die Nischen für das E.L. – auch sie werden in der Fachliteratur als Ner Tamid bezeichnet [3] – sind mancherorts künstlerisch gefaßt. Pilaster – seltener Wandsäulen (wie in Kurnik bei Posen: [3] S. 39 Abb. 13) – rahmen sie; die Wandstützen ruhen auf Konsolen oder einem einfach profilierten Gesims eines Sockels und tragen ein reicher ausgebildetes Gesims oder verkröpfen sich mit diesem (kurvig nach oben ausschwingendes Gesimse hat der Rahmen der E.L.-Nische in der 1801 erbauten Alten Synagoge in Lemberg, s. oben, und in Kurnik). Vasen oder Kartuschen bekrönen das Gesims oder den giebelartigen Aufbau; teils bildet üppiges ornamentales Zierwerk den oberen Abschluß (Kempen Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.], 1815 [?]: Abb. 1 b). Neben streng klassizistischen Gestaltungen (Deutsch-Krone [Wałcz Raduń], 1824 [?]: Abb. 2) sind auch im 19. Jh. noch Arbeiten entstanden, deren Formensprache der des 18. Jh. verhaftet ist (vgl. die besonders reiche Einfassung der E.L.-Nische in der – 1801 erbauten – Alten Synagoge in Lemberg).
Unter den Sonderfällen für die Anordnung des E. ist diejenige in der Synagoge des Isaak Nachmanowicz in Lemberg, 1582 vollendet, zu nennen: das E.L. steht in einem Holzschrein in der Vorhalle; falls diese Aufstellung wirklich so alt wie der Bau ist, wäre dieses E.L. eines der ältesten erhaltenen [3, S. 36].
C. Vorkommen
Die Zahl der in öffentlichen oder privaten Sammlungen aufbewahrten E. – fast nur über diese liegen nähere Angaben vor – ist relativ gering. Die noch in Gebrauch befindlichen E. sind bis auf wenige Ausnahmen der Forschung unbekannt.
Die meisten Beispiele gleichen in der Form den Ampeln für das E.L. in christlichen Kirchen (s. Sp. 612). Sie sind zumeist aus Metall – aus Silber, versilbertem Kupfer, Zinn, Bronze und Messing –, ausnahmsweise aus Glas (über moderne E. aus anderen Werkstoffen s. [11], Abb. 23) und hängen gewöhnlich an drei Ketten. Die künstlerische Ausgestaltung, die nicht durch Gesetzesvorschriften geregelt ist, beschränkt sich auf die Form und den Dekor des Behältnisses für die Öllampe und, gelegentlich, die des Halters; besonders kunstvoll sind öfters die Arme geformt, an denen die Ketten befestigt sind. Technik und Schmuck unterscheidet sich nicht von dem jeweils am Entstehungsort gleichzeitig Üblichen.
Zahlreiche E. besitzen hebräische Inschriften. Diese weisen in der Regel darauf hin, daß die betreffende E. eine Stiftung ist; mehrfach erfolgte diese zum Gedächtnis an Verstorbene:
„Zum Andenken an Jacob Bendheim, verschieden den 24 Tamus 5547“ [= 1787], vgl. Ausst.Kat. Parke-Bernet Gall., New York 18. 4. 1967, S. 29 Nr. 161; „Dies spendete Salomo ... und seine Frau ... aus H(ohen-)P(lotz) zur Seelenerinnerung an ihren Sohn ... seligen Angedenkens. Im Jahre ‚Ein ständiges Licht aufsteigen zu lassen‘“ [= 1826], vgl. [14]; „Stiftung des Israel Vita Ravà – seine Seele in Eden“ [10].
Die ältesten bekannt gewordenen E. sollen aus dem 17. Jh. stammen.
Eine im Jewish Mus. in London befindliche, aus Damaskus stammende Ampel aus Glas, lt. Inschrift 1694 entstanden, gilt als die älteste datierte E.; sie ähnelt den Lampen, die man in Moscheen benutzte (Leo Ary Mayer, Jewish Art in the Moslem World, in: Cecil Roth [Hrsg.], Jewish Art, London 1961. Sp. 356, Abb. 171; dt. Ausg. unter dem Titel „Die K. der Juden“, Ffm. 1963, Bd. 1 S. 173, Abb. 184). Ihre Bestimmung als E. ist jedoch unsicher; die Inschriften enthalten Gebete, die am Ende des Sabbath gesprochen wurden – es könnte sich demnach auch um eine *Sabbatampel handeln (Mitt. von Sol Cohen, London). – Unzutreffend wurde die E. in der Harry G. Friedman Coll. ins 17. Jh. datiert, ein 16,5 cm hohes Behältnis aus Bronze, das mit einem Davidstern und einem eine Säule tragenden Löwen geschmückt ist und in Italien entstand: sie stammt aus dem 19. Jh. [9, S. 42 Nr. 21, Taf. 13].
Vom 18. Jh. an sind E. aus deutschen Synagogen erhalten.
Ein süddeutscher Goldschmied schuf die mit Treibarbeit geschmückte E. im Kölner Stadtmus., die eine Inschrift auf 1752 datiert (Abb. 3: [18] Nr. E 407, Abb. 81); zum Gedächtnis für den 1787 verstorbenen Jac. Bendheim wurde die E. aus Zinn gestiftet, die sich ehem. in der Slg. Bistritzki befand (s. o.); ebenfalls dem 18. Jh. gehören die E. aus Veitshöchheim bei Würzburg [4, Abb. auf Sp. 455] und die einst in der Slg. Gieldzinski in Danzig befindliche an, ein kugelförmiges Behältnis, das noch in dem ursprünglichen metallenen Gehäuse für die E. – einer architektonisch gefaßten Nische, die von einer Konsole unterfangen ist – hängt [4, Abb. auf Sp. 454]. Bereits um die Wende zum 19. Jh. entstand die unvollständig erhaltene E. im Mus. für K. und Gewerbe in Hamburg (Abb. 4). Aus der Synagoge in Zülz (Biała) kommt eine 1826 von Heinr. Friedr. Ritthammer in Neiße angefertigte, reich profilierte und dekorierte E. aus Silber [14, S. 66 Nr. 265]. Die – 1938 zerstörte – E. der Wormser Synagoge wurde 1842 in Frankfurt hergestellt (Otto Böcher a.a.O. S. 66 und 88; Abb. 5). Die E. der Synagoge Landau, Pfalz, dient heute als E. in einer christlichen Kirche (St. Paul’s Church in Mount Vernon, N. Y. [U. S. A.]; Herm. Arnold, Von den Juden in der Pfalz [= Veröff. der Pfälzischen Ges. zur Förderung der Wissenschaften, Bd. 56], Speyer 1967, Abb. 15).
Über das Alter der 1908 in einer Ausstellung gezeigten Bronze-E. aus Gelnhausen und Straßburg sowie einer dritten aus Messing, deren Herkunft unbekannt ist, liegen keine Angaben vor (vgl. [13], Nr. 575f. und 578).
Aus Italien sind bisher nur wenige E. bekannt gemacht, doch geht aus Abbildungen von Innenräumen dortiger Synagogen hervor, daß es zahlreiche Beispiele von oft hohem kunsthandwerklichem Rang gibt.
Als wahrscheinlich italienische Arbeit des 18. Jh. gilt eine silberne E. im Mus. d’Art Juif in Paris (Inv. Nr. JOB 230; [16] Nr. 57; [1] Nr. 269); zwei in den Jahren um 1800 in Mantua bzw. Bologna hergestellte E., beide aus Silber, befinden sich in der Coll. Silvio G. Cusin in Mailand [10], eine silberne aus Padua, deren Alter unbekannt ist, wurde 1908 in einer Ausstellung gezeigt [13, Nr. 577].
Als Beispiele für E. aus Osteuropa seien drei Arbeiten genannt, die sich ehem. in der Charles E. Feinberg Coll. befanden: die älteste aus versilbertem Metall gehört dem 18. Jh. an, die beiden anderen aus getriebenem Silber der Frühzeit des 19. Jh. (Aukt. Kat. Parke-Bernet Gall., New York 29./30. 11. 1967, S. 52 Nr. 204, S. 142 Nr. 487 und S. 144 Nr. 490). Eine 1773 datierte, aus gehämmertem Silber hergestellte E. aus Moskau befindet sich im Jewish Museum, Inv. Nr. JM 58–48, des Jewish Theological Seminary of America in New York (und war zuvor zeitweise in österreichischem Besitz; vgl. [16], S. 12 Nr. 16).
Zu den Abbildungen
1 a. Lemberg, Synagoge in der Vorstadt, Rahmen des Ner Tamid. 1,13 m h., 1,00 m br. Wohl um 1632. Umzeichnung nach [3], Taf. 5.
1 b. Kempen (Kepno) bei Posen, Synagoge, gemauerter Ner Tamid. Etwa 2 m h. Um 1815 (?). Umzeichnung nach [3], Abb. 14.
2. Deutsch-Krone (Wałcz Raduń), Synagoge. Gemauerter Ner Tamid. 2,10 m h., 0,92 m br. 1824 (?) Umzeichnung nach [3], Abb. 15.
3. Köln, Stadtmus., Inv.Nr. 1926/298, jüdische Ewig-Licht-Ampel. Getriebenes Messing, versilbert, 48 cm h. Süddeutschland, 1752. Fot. Rhein. Bildarchiv, Köln, Nr. 112 305.
4. Hamburg, Mus. für K. und Gewerbe, Inv.Nr. 1968, 108, jüdische Ewig-Licht-Ampel. Bronze, 14,5 cm h. Deutschland, um 1800. Fot. Mus. (Nr. 18 819).
5. Ehem. Worms, Synagoge (zerst. 1938), Inneres mit Ewig-Licht-Ampel vor der hl. Lade. Ewig-Licht-Ampel: Messing, Maße unbekannt. Frankfurt a. M., 1842. Fot. Chrn. Herbst, Worms (1914).
Literatur
1. Heinr. Frauberger, Über Bau und Ausschmückung alter Synagogen (= Mitt. der Ges. zur Erforschung jüdischer Kdm. zu Frankfurt, 2), o. O. 1901, S. 39. – 2. Ders., Über alte Kultusgegenstände in Synagoge und Haus (= Mitt. der Ges. zur Erforschung jüdischer Kdm. zu Ffm., 3/4), o. O. 1900. – 3. Alfred Grotte, Dt., böhmische und polnische Synagogentypen vom 11. bis Anf. des 19. Jh. (= Mitt. der Ges. zur Erforschung jüdischer Kdm. zu Ffm., 7/8), o. O. 1915. – 4. Ders., Art. „Ner Tamid“ in: Jüd. Lex. Bd. 4, Bln. 1930, Sp. 454f. – 5. Elisabeth Moses, Jüdische Kult- und Kdm. in den Rheinlanden, in: Rhein. Ver. für Dpfl. und Heimatschutz 1931, Heft 1: Aus der Gesch. der Juden im Rheinland. Jüdische Kult- und Kdm., S. 125, 156, 166. – 6. Rahel Wischnitzer-Bernstein, Gestalten und Symbole der jüdischen K., Bln 1935. – 7. Franz Landsberger, A Hist. of Jewish Art, Cincinnati, Ohio, 1946, S. 28 und 30. – 8. Ders., Old Hanukkah Lamps, Hebrew Union College Annual 25, 1954, 355f. – 9. Stephen Kayser, Jewish Ceremonial Art, Philadelphia 1959. – 10. Silvio G. Cusin und Umberto Nahon, Art in the Jewish Tradition, Mailand 1963. – 11. Jos. Gutmann, Jewish Ceremonial Art, New York 1964. – 12. Ders., How Traditional are our Traditions?, Central Conference of American Rabbis Journal 15, 2, 1968, 59.
Ausstellungskataloge (meist mit sacherklärenden Angaben, oft auch solchen zur Gesch. des E.L.): 13. H. Frauberger, Kat. der Ausst. von jüdischen Bauten und Kultusgegenständen für Synagoge und Haus in Originalen und Nachbildungen im Kgwb. Mus. zu Düsseldorf, Ddf. 1908, Nr. 575 bis 579. – 14. Erwin Hintze, Kat. der ... Ausst. „Das Judentum in der Gesch. Schlesiens“, Breslau 1929, S. 66. – 15. „Exhibition of Jewish Ceremonial Art“, The Detroit Inst. of Arts, 1951 – 16. „Art Religieux Juif“, Paris, Mus. d’Art Juif, 1956. – 17. „Synagoga“, Ffm., Hist. Mus., 1961. – 18. „Monumenta Judaica“, Köln, Stadtmus., 1963–64.
Frdl. Hinweise gaben Joseph Gutmann, Cincinnati, Ohio, und Leo Prijs, Mchn.
Empfohlene Zitierweise: Loeb-Larocque, Louis , Ewig-Licht-Ampel (jüdisch), in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. VI (1970), Sp. 639–648; in: RDK Labor, URL: <https://www.rdklabor.de/w/?oldid=89242> [04.04.2022]
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