Evangeliar

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englisch: Evangeliary, gospel-book; französisch: Évangiles, évangéliaire; italienisch: Evangeliario, evangelistario, libro dei Vangeli.


Elisabeth Rosenbaum (1970)

RDK VI, 439–447


RDK II, 1427, Abb. 4. Codex Rossanensis, 3. V. 6. Jh.
RDK II, 1457, Abb. 24. Evangeliar Ottos III., zw. 983 u. 991.
RDK IV, 1041, Abb. 2. Rossano, 3. V. 6. Jh.
RDK V, 349, Abb. 6. St. Gallen, um 750-60.
RDK VI, 439, Abb. 1. Paris, 3. V. 9. Jh.
RDK VI, 441, Abb. 2. Prag, 3. Dr. 9. Jh.
RDK VI, 443, Abb. 3. München, Ende 10. Jh.
RDK VI, 443, Abb. 4. El Escorial, zw. 1043 und 1046.
RDK VI, 445, Abb. 5. Wien, 3. V. 12. Jh.
RDK VI, 445, Abb. 6. Aschaffenburg, um 1260.
RDK VI, 451, Abb. 4. Rossano, Ende 6. Jh.

I. Inhalt

Das E. enthält die vier Evangelien in ihrem vollständigen Text – im Gegensatz zum Evangelistar, das nur die im Gottesdienst verwendeten Evangelienlesungen bietet (im MA wurden die Bezeichnungen Evangeliarium, Evangelistarium und Evangelium plenum gelegentlich synonym gebraucht: [8] S. 2383).

Daneben enthalten die lateinischen E. in der Regel noch eine Reihe anderer Textstücke: 1. die Eusebianische Evangelienkonkordanz, meist in Form von künstlerisch ausgestalteten *Kanontafeln, vgl. [3], häufig mit der Übersetzung von Eusebius’ von Cäsarea Brief an Carpianus, der eine Erklärung der Kanontafeln gibt („Ammonius ...“); 2. die von Hieronymus seiner Vulgataausgabe vorangeschickten Texte, die an Papst Damasus gerichtet sind: (a) „Novum opus me facere cogis ...“, (b) eine Anweisung zum Gebrauch der Kanontafeln, „Sciendum etiam...“, (c) eine kurze Darlegung über die Vierzahl der Evangelisten, „Plures fuisse...“; 3. eine Inhaltsangabe der Evangelien, den einzelnen Evangelien vorangestellt, genannt capitulatio, capitula, breves, breviarium, auch tituli; 4. jedem einzelnen Evangelium vorausgeschickt eine Vita des Evangelisten, oft als argumentum, manchmal auch als prologus bezeichnet (die Texte variieren in den Hss.; die häufigste Form hat folgende Anfänge: „Matthaeus sicut in ordine primus ponitur ...“, „Marcus evangelista Dei et Petri in baptismate filius...“, „Lucas natione Syrus Antiochensis arte medicus ...“, „Hic est Johannes evangelista unus ex discipulis Dei ...“; diese Viten werden jetzt allgemein Priscillian zugeschrieben (Rob. M. Walker, Ill. to the Priscillian Prologues in the Gospel Mss. of the Carolingian Ada School, Art Bull. 30, 1948, 1–10); 5. am Ende, manchmal auch am Anfang vieler E. ein Perikopenverzeichnis, Capitulare Evangeliorum de circulo anni (vgl. Comes: RDK III 826). – Von diesen Beistücken finden sich in den griechischen E. naturgemäß nur die Kanontafeln und der Eusebiusbrief. Die lateinischen E. enthalten nicht immer alle Stücke, und die Vorreden sind nicht immer in der gleichen Reihenfolge gegeben. Der Eusebiusbrief fehlt häufig, da er durch des Hieronymus Gebrauchsanweisung für die Canones überflüssig ist. Für die Auswahl und Reihenfolge der Vorstücke haben sich offenbar Schultraditionen herausgebildet (vgl. Köhler, Bd. 1, 1 S. 318ff.; [8] S. 2384).

II. Geschichte und Gebrauch

Es muß angenommen werden, daß es in frühchristlicher Zeit Ausgaben der einzelnen Evangelien (in Rollen- und auch in Kodexform; vgl. [2], Sp. 775f.) gegeben hat, so wie es auch Ausgaben der einzelnen Bücher des A.T. gab. Die Anerkennung der Bücher des Matthäus, Markus, Lukas und Johannes als der authentischen Quellen für das Leben und die Lehre Christi hat wohl schon im 2. Jh. zu einer Zusammenfassung dieser vier Bücher in einem einzigen Evangelienbuch geführt.

Schon in der 2. H. 2. Jh. wurden Versuche gemacht, durch Verschmelzung der vier Evangelien zu einer Evangelienharmonie auch eine innere Einheit des Evangeliums zu finden. Die wichtigste dieser Harmonien ist das Diatessaron des Tatian (um 170; vgl. Carl Nordenfalk, An Ill. Diatessaron, Art Bull. 50, 1968, 119–40). Im 3. Jh. verfaßte Ammonius von Alexandrien eine Evangeliensynopsis mit dem Text des Matthäus als Grundlage. Seine Lösung war unbefriedigend, da auf diese Weise nur die Stellen der anderen Evangelien aufgenommen wurden, die inhaltlich mit Matthäus übereinstimmten (RAC Bd. 6 Sp. 1063). Erst durch die Konkordanztabelle des Eusebius wurde es möglich, die Bücher der vier Evangelisten auch äußerlich als die vier Formen des einen Evangeliums zu kennzeichnen. Hieronymus’ Vulgataausgabe der Evangelien hat dann die Textgestaltung der lateinischen E. des MA bestimmt.

E. wurden zunächst beim Gottesdienst für die Evangelienlesungen benutzt und dafür gelegentlich durch Marginaleinträge eingerichtet ([8] S. 2383; vgl. auch [7], Sp. 1142ff.). Dieser Gebrauch fiel allmählich durch die Einführung der *Evangelistare (Perikopenbücher) und später durch die Zusammenfassung aller liturgischen Texte in einem Missale fort. Ferner wurden E. u. a. bei Konzilien auf einen besonderen Thron oder den Altar gelegt, um damit die Anwesenheit Christi zu symbolisieren [7, Sp. 1153ff.]. Es wurde ihnen auch die Ehre des Weihrauchs zuteil und sie wurden in Prozessionen mitgetragen (z. B. am Palmsonntag: RDK IV 1040). Das Schwören auf ein Evangelienbuch ist schon für das 4. Jh. bezeugt ([7] Sp. 1155; s. auch RDK IV 927f.). Daneben hatten Christen E. zur privaten Lesung in eigenem Besitz (diesem Zweck dienten auch die kleinformatigen „Taschen-E.“: [4]). Im späteren MA wurde das E. im privaten Bereich allmählich durch die zwei- und einbändigen *Bibeln verdrängt, seit der Gotik durch die Historienbibeln (vgl. RDK II 502ff.) und die *Armenbibeln; seit der Reformation wurde neben der Gesamtbibel das N.T. (das außer den Evangelien auch die Apostelbriefe, die Apostelgeschichte und die Apokalypse enthält) allgemein üblich. Zum Gebrauch des E. als Amulett und zu anderem magischem Zweck vgl. [7], Sp. 1155f.

III. Ausstattung

Es ist anzunehmen, daß es schon unter den frühesten E. solche mit kostbarer Ausstattung gab. Die ältesten erhaltenen E. bzw. E.-Fragmente mit Illustrationen stammen allerdings erst aus dem 6. Jh.

Es sind die beiden griechischen Purpur-Hss. von Rossano und Sinope (Rossano, Erzbisch. Mus.: RDK I 27, Abb. 1, ebd. II, Sp. 1428 Abb. 4, IV, Sp. 1041/42 Abb. 2, Evangelisten, Abb. 4; Paris, Bibl. Nat., ms. suppl. gr. 1286; zu den Ed. vgl. RDK II 478), das syrische E. des Rabula v. J. 586, dessen Illustrationen auf einen griechischen Zyklus zurückgehen (Florenz, Bibl. Laur., cod. Plut. I, 56: ed. Carlo Cecchelli, Gius. Furiant und Mario Salmi, Olten und Lausanne 1959), und das lateinische sog. E. des hl. Augustinus von Canterbury aus dem Ende 6. Jh. (Cambridge, Corpus Christi College, Ms. 286: Francis Wormald, The Min. in the Gospels of St. Augustine, Cambridge 1954; s. auch Evangelisten, Abb. 5). In einem E. des 9.–10. Jh. (St. Gallen, Stiftsbibl., cod. 48) befindet sich ein Verzeichnis von Illustrationen eines griechischen E., das doch wohl als Vorbild benutzt wurde (vgl. RDK IV 675f.). Weitere Rückschlüsse auf die Ausgestaltung frühchristlicher E. lassen sich aus den zahlreicher erhaltenen ma. griechischen sowohl wie lateinischen E. ziehen. In erster Linie sind es Hss. der sog. karolingischen und makedonischen Renaissance sowie eine Reihe ottonischer Hss., die sicherlich auf ältere Vorbilder zurückzuführen sind. So hat z. B. Alb. M. Friend (The Picture of the Second Advent, Frontispice of St. Jerome’s Vulgata Gospels, A.D. 384, American Journ. of Arch. 30, 1926, 88f.) in der Titelminiatur des Xantener E. vom A. 9. Jh. (Brüssel, Bibl. roy., ms. 18723, fol. 16v: Evangelisten, Abb. 15) eine Reflexion des Titelbildes von Hieronymus’ Vulgata-E. gesehen.

Unter den vorkarolingischen Hss. nördlich der Alpen sind keine E. mit szenischen Illustrationen erhalten. Die beiden insularen irischen E., die außer den Evangelistenbildern und Zierseiten noch andere Darstellungen enthalten, der Cod. 51 der Stiftsbibl. von St. Gallen (Zimmermann, Taf. 185–191 a und 192 a; s. auch RDK I 815, Abb. 4 und ebd. V, Sp. 349 Abb. 6) und das Book of Kells (Dublin, Trinity College Libr., Ms. 58 [A. 1. 6.]: ed. Edw. Sullivan, London und New York 1952) stammen schon aus der M. bzw. vom Ende 8. Jh. Die erhaltenen illustrierten E. der karolingischen Renaissance weisen keine Zyklen auf. Doch lassen neben den erhaltenen tituli auch die Zwickel- und Initialszenen einzelner E. der Adaschule darauf schließen, daß es solche gegeben hat (Wilh. Köhler, An Ill. Evangelistary of the Ada School and Its Model, Warburg Journ. 15, 1952, 51ff.). Ein E. des 3. Dr. 9. Jh. in Prag (Bibl. des Metropolitankapitels, cim. 2; Ausst.Kat. „K. und Kultur im Weserraum, 800–1600“, Corvey 1966, Nr. 155; Abb. 2) hat einige wenige Szenen in Vollminiaturen. Die große Reihe der reich illustrierten E. mit großen Zyklen beginnt erst in ottonischer Zeit und ist bis ins 13. Jh. zu verfolgen, solange das E. als Buchform vorkommt.

Konstante Illustrationsschemata für E. hat es nicht gegeben, weder in frühchristlicher Zeit noch im MA. Es lassen sich aber verschiedene Typen von illustrierten E. beobachten, und man kann feststellen, daß zu verschiedenen Zeiten und in bestimmten Schulen der eine oder andere Typus sich größerer Beliebtheit erfreute. Abgesehen von ornamental ausgeführten Kanontafeln finden sich in allen vollständig erhaltenen illustrierten E. die Bilder der vier Evangelisten. Entweder stehen sie als *Autorenbilder am Anfang des betreffenden Evangeliums, mit oder ohne Evangelistensymbole (s. Sp. 461ff. und 468ff.), oder sind nur durch ihre Symbole vertreten (wie in einem großen Teil der insularen oder insular beeinflußten E.; vgl. Sp. 525f.). Die Evangelisten erscheinen auch in einer einzigen Miniatur zusammengefaßt als Titelblatt des gesamten E., z. B. im E. Karls d. Gr. im Aachener Domschatz (fol. 14v: Köhler, Bd. 3 Taf. 35) oder im Mainzer E. in Aschaffenburg (Hofbibl., ms. 13, fol. 17, um 1260: Evangelistensymbole, Abb. 21; s. auch Sp. 478ff. und 534f.), oder in Verbindung mit Christus in der Miniatur des Xantener E. (Evangelisten, Abb. 15). Sie können ferner – stehend – dargestellt sein, wie sie Christus ihr Evangelium widmen, entweder alle vier in einer Miniatur oder einzeln auf vier aufeinanderfolgenden Seiten am Anfang der Hs. Das Bild Christi findet sich im ersteren Falle auf der gegenüberliegenden Seite (z. B. Rom, Bibl. Apost. Vat., cod. gr. 756: A. M. Friend, The Portraits of the Evangelists in Greek and Latin Mss., Art Stud. 5, 1927, 133, Taf. VII Abb. 84–85; s. auch Sp. 456f.).

Als Titelbild ist die Darstellung der Majestas Domini beliebt, besonders in E., die sonst nur die Autorenbilder der Evangelisten enthalten, wie z. B. in den E. der karolingischen Schule von Tours (Köhler, Bd. 1) und in zahlreichen ottonischen und hochma. Hss.

E. mit Darstellungen aus dem Leben Jesu beschränken sich entweder auf Darstellungen der wichtigsten Ereignisse, die in den Hauptfesten des Kirchenjahres gefeiert werden, oder haben mehr oder weniger ausgedehnte Zyklen.

Im Rabulakodex als frühem Beispiel (s. Sp. 441) sind die Szenen von der Verkündigung an Zacharias bis zu Christus vor Pilatus auf den Kanontafeln dargestellt, als Vollbilder folgen Kreuzigung mit Auferstehung (Frauen am Grab und Erscheinung Christi vor den Frauen), Himmelfahrt und Pfingsten. E. mit reicheren Zyklen haben oft Blätter mit Miniaturen jedem einzelnen Evangelium vorangestellt – so daß der Text nicht unterbrochen wird – oder die Blätter mit Illustrationen sind über den Text verstreut. Die Szenen sind entweder in Anlehnung an die betreffenden Evangelien ausgewählt, so daß einzelne Szenen mehrfach vorkommen können (z. B. in verschiedenen Reichenauer E.), oder sie bieten unabhängig von den Einzelevangelien einen geschlossenen Zyklus aus dem Leben Jesu (z. B. im Hitdakodex, Darmstadt, L.Bibl., cod. 1640, Köln, um 1000–20: ed. Peter Bloch, Bln. 1968; Bloch-Schnitzler, Bd. 1 S. 44ff.). Wie die Szenenwahl, so variiert auch die Anordnung der Szenen. Neben Vollminiaturen (Abb. 6), die je eine Szene enthalten, finden sich solche mit mehreren Szenen in zwei oder mehr Streifen übereinander angeordnet; diese letztere Form ist besonders häufig in den ottonischen E. der Reichenau und Echternachs (Abb. 4), kommt aber auch oft im 12. Jh. vor, z. B. in der Salzburger Schule, (Abb. 5); sie geht sicher auf altchristliche Vorbilder zurück. Häufig nehmen die Miniaturen nur einen Teil der Seite ein, so daß darüber oder darunter Text steht, z. B. in einer Reihe von Miniaturen im Codex Aureus von Echternach im Escorial (zw. 1043 und 1046: Alb. Boeckler, Das goldene Evangelienbuch Heinrichs III., Bln. 1933) oder im E. aus St. Peter in Salzburg, M. 11. Jh. (New York, Pierp. Morgan Libr., Ms. 781: Kat. Meta Harrsen 1958, Nr. 9; Swarzenski, Salzburg, Textband S. 30ff.). Auch die Verbindung des Evangelistenbildes mit Szenen aus dem Leben Jesu, wie sie zuerst im E. des hl. Augustinus erhalten ist (Evangelisten, Abb. 5), kommt noch im MA vor, wenn auch in anderer Form, z. B. im Utakodex aus Regensburg, vor 1025 (München, Bayer. Staatsbibl., cod. lat. 13 601: ders., Regensburg, Taf. 14–16 Abb. 32–34, 36) und im E. in Goslar, vor 1241 (Ad. Goldschmidt, Das E. im Rathaus zu G., Bln. 1910, Taf. 2, 4, 10; s. auch RDK II 1474, Abb. 39).

Wie schon im syrischen Rabulakodex Eusebius und Ammonius im Zusammenhang mit den Kanontafeln dargestellt sind, so erscheint in lateinischen E. zuweilen ein Bild des Hieronymus als Autor der Vulgata (z. B. im Hitdakodex, fol. 8: P. Bloch a.a.O. Taf. 8, und im Mainzer E. in Aschaffenburg, fol. 2: Swarzenski, Hss. 13. Jh., Abb. 255; vgl. auch Herm. Schnitzler, in: „Kg. Stud. für Hans Kauffmann“, Bln. 1956, S. 11ff., Abb. 1–3 und 7). – Die Pracht-E. haben sodann häufig auch *Dedikationsbilder und Darstellungen der Auftraggeber (z. B. RDK II 1446, Abb. 15; s. auch [8], S. 2386).

Neben der figürlichen Illustration des E. spielt die ornamentale Ausstattung eine wichtige Rolle. Abgesehen von kleineren ornamentalen *Initialen findet sich reiche Ornamentierung zumal auf *Incipit- und Initial-Seiten der Evangelien (Abb. 3). Die insularen E. haben außerdem noch reine Zierseiten ohne Text, sog. Vorhang- oder Teppichseiten, die vor den Evangelien, zwischen Evangelistenbild und Incipit-Seite, stehen und sich in manchen E. über eine Verso- und Recto-Seite erstrecken ([8] S. 2386; Beispiele: Book of Durrow in Dublin, Trinity College Libr., Ms. 57, fol. 1v, 3v, 85v, 125v, 192v, 248: ed. Arthur Aston Luce u. a., Olten, Lausanne und Freiburg i. Br. 1960; E. von Lindisfarne in London, Brit. Mus., Ms. Cotton Nero D. IV, fol. 2v, 26v, 94v, 138v, 210v: ed. Thomas Downing Kendrick u. a., Olten und Lausanne 1956; Book of Kells [s. Sp. 442], fol. 33). Zierseiten, deren Ornamente Textilmuster nachahmen, finden sich in E. der ottonischen Echternacher Schule, z. B. in dem Codex Aureus von Gotha (Nürnberg, Germ. Nat.Mus., fol. 17v–18, 51v–52, 75v–76, 109v–110: ed. Peter Metz, Mchn. 1956; s. auch RDK II 1457, Abb. 24). – Initialen mit ntl. Szenen begegnen uns von karolingischer Zeit an (Abb. 1; vgl. auch einige der Incipit-Seiten des E. von Soissons, Paris, Bibl.Nat., ms. lat. 8850, und des E. in London, Brit. Mus., Ms. Harley 2788, beide Adaschule Der Name des Attributs „[Person“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann., Bd. 2 S. 70ff. bzw. S. 56ff.], sowie des Goslarer E., vor 1241 [s. Sp. 445]). Zur Ausstattung des E. gehört endlich noch der Bucheinband (RDK II 1361–84, bes. Sp. 1378ff.). Die Pracht-E. hatten wohl ursprünglich alle kostbare Buchdeckel aus Metall und/oder Elfenbein, oft dekoriert mit anderen wertvollen Materialien (vgl. auch die Liste von E.-Einbänden in [2], Sp. 837–45, und Steenbock, passim).

Zu den Abbildungen

1. Paris, Bibl. Nat., ms. lat. 9388 (Evangeliar), fol. 19v, Verkündigung an Maria. Metz, 3. V. 9. Jh. Fot. Bildarchiv Maria Laach.

2. Prag, Bibl. des Metropolitankapitels, cim. 2 (Evangeliar), fol. 185v, Abendmahl, darüber Christus als Licht der Welt. N-Frankreich, 3. Dr. 9. Jh. Fot. Bibl.

3. München, Bayer. Staatsbibl., cod. lat. 4453 (Evangeliar Ottos III.), fol. 140, Initial-Seite zum Lukasevangelium (Gegenseite: RDK II 1451, Abb. 18). Reichenau, Ende 10. Jh. Fot. Max Hirmer, Mchn., Nr. 23 219.

4. El Escorial, Real Bibl., cod. vitr. 17 (Evangeliar Heinrichs III.), fol. 150, Tod und Auferweckung des Lazarus. Echternach, zw. 1043 und 1046. Fot. Archivo fotografico cientifico y de arte, Madrid.

5. Wien, Nat.Bibl., cod. 1244 (sog. Liuthold-Evangeliar), fol. 189, Höllenfahrt Christi, Noli me tangere, Ungläubiger Thomas. Mondsee, 3. V. 12. Jh. Fot. Bildarchiv Maria Laach.

6. Aschaffenburg, Hofbibl., ms. 13 (Evangeliar aus Mainz), fol. 54v, Himmelfahrt Christi. Mittelrhein, um 1260. Fot. Marburg, Nr. 105 635.

Literatur

1. Beissel, Evangelienbücher. – 2. Henri Leclercq, Art. „Évangéliaire“, in: Cabrol-Leclercq Bd. 5 Sp. 775–845. – 3. Carl Nordenfalk, Die spätantiken Kanontafeln, 2 Bde., Göteborg 1938. – 4. Patrick McGurk, The Irish Gospel Book, Sacris erudiri 8, 1, 1956, 249–70. – 5. Ders., Latin Gospel Books from A. D. 400 to A. D. 800 (= Les publ. de Scriptorium 5), Paris und Brüssel 1961. – 6. Kurt Holter, Das alte und neue Testament in der Buchmal. nördl. der Alpen, in: „La bibbia nel medio evo“ (= Settimane di studio del centro ital. di studi sull’alto Medioevo 10, 26. 4.–2. 5. 1962), Spoleto 1963, S. 441–63. – 7. Otto Michel, Art. „Evangelium“ in: RAC Bd. 6 Sp. 1107–60. – 8. Erich Jos. Thiel, Die liturg. Bücher des MA, Börsenbl. für den Dt. Buchhandel (Frankfurter Ausg.) 23, Nr. 83, 1967, 2383–86. – 9. Jürgen Regul, Die antimarcionitischen Evangelienprologe, Freiburg i. Br. 1969.

Vgl. auch die Lit. bei Bibel-Illustration und Buchmalerei.

Verweise