Eulogienschüssel
englisch: Eulogia; französisch: Coupe à eulogies, coupe à pain bénit; italienisch: Eulogia.
Else Förster (1970)
RDK VI, 360–361
E. sind zur Aufnahme liturgisch oder außerliturgisch geweihten Brotes (Eulogiebrot) bestimmte Schüsseln oder Schalen. Sie sollen sich – im Bereich der röm.-kath. Kirche seit dem MA – durch ihre Größe von der Patene unterscheiden (andere Erkennungsmerkmale, z. B. die Ikonographie des Bildschmucks, lassen sich – entgegen [3], Sp. 377 – nicht finden).
Eulogiebrot ist eine für kultischen oder persönlichen Gebrauch bestimmte, von einem Segenswunsch begleitete Gabe (εὐλογία; zum Wort und zur Sache vgl. Alfred Stuiber, Art. „Eulogie“ in: RAC, Bd. 6 Sp. 900–28). Es wird in der Ostkirche (ἀντίδωρον) und gebietsweise auch im Westen heute noch gespendet (panis benedictus, pain bénit: Franz, Benediktionen Bd. 1, S. 255; Braun, Liturg. Handlex. S. 98; Georg Schreiber, Gemeinschaften des MA, Münster i. W. 1948, S. 262ff.).
Über die Verwahrung des Eulogiebrotes im westlichen Bereich ist den Quellen fast nichts zu entnehmen. Hinkmar von Reims spricht in seinen „Capitula“ v. J. 852 nur von Aufbewahrung „in vase nitido et convenienti“ (Migne, P. L. Bd. 125, Sp. 774). Als E. galt eine in Perugia gefundene frühchristliche Schale unbekannter Größe (vor 1873 verschollen; Giusto Fontanini, Discus argenteus votivus veterum christianorum, Rom 1727; [1; 2]); weder aus ihrem Bildschmuck (von einem Reiter verfolgter Krieger, angeblich Konstantin d. Gr. und Maxentius) noch aus der Umschrift (DE DONIS DEI ET DOMINI PETRI VTERE FELIX CVM GAVDIO) kann aber die Verwendung als E. gefolgert werden (Giov. Batt. de Rossi, Bull. di arch. crist. 4, 1873, 154; Ernst Diehl, Inscriptiones Latinae Christianae Veteres, Bln. 19612, Nr. 1938).
Außer den vermutungsweise als E. angesehenen Beispielen (vgl. [3], Sp. 376ff. über die sog. Hansaschüsseln) sollen im besonderen drei Metallschüsseln aus dem MA auch für Eulogienbrot bestimmt gewesen sein (nach [1]): 1) Halberstadt, Domschatz, mit Kreuzigungsgruppe und Einsetzungsworten nach Mt. 26, 26ff., 38,8 cm Dm., Byzanz, um 1100 (Heinr. L. Nickel, Byz. K., Hdbg. 1964, S. 98, Abb. 67f.); 2) Wien, Kh.Mus. (aus Salzburg, St. Peter), mit zwölf Aposteln und Lamm Gottes sowie auf Abendmahl und Erlösung bezüglicher Inschrift, 27 cm Dm., um 1160–80 (Kat. Slg. für Plastik und Kgwb., 1: MA, 1964, S. 27; Inv. Österreich Bd. 12, S. 45, Taf. 8); 3) Hildesheim, Domschatz, mit Maria und Kind (Mitte), Kreuzigung und Christus mit den Aposteln, Umschriften, die Christus und die Eucharistie betreffen, 35 cm Dm., 15. Jh. (Inv. Hannover Bd. 2, 4 a, S. 114 Abb. 81).
Anhaltspunkte dafür, daß diese Schüsseln als E. angefertigt wurden, fehlen. Darstellungen und Beischriften aller weisen eindeutig auf das Altarsakrament hin. Das Stück in Wien ist eine (zu einem jetzt am gleichen Ort befindlichen Kelch gehörende) Patene, das Halberstädter für eine byzantinische Hostienschüssel keineswegs ungewöhnlich groß. Es ist freilich nicht auszuschließen, daß die Hildesheimer und die Halberstädter Schale (auch) als E. verwendet wurden. Das aber reicht nicht aus, um von einem kunstgeschichtlich definierbaren Typus „E.“ zu sprechen. Siehe daher Schüssel.
Literatur: 1. Jos. Aldenkirchen, Drei liturg. Schüsseln des MA, Bonner Jbb. 75, 1883, 76. – 2. Kraus Bd. 2 S. 596. – 3. Anton C. Kisa, Die gravierten Metallschüsseln des 12. und 13. Jh., Zs. f. chr. K. 18, 1905, 227–236, 293–300, 365–378, bes. Sp. 376ff.
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