Erzstufe

Aus RDK Labor
Zur Navigation springen Zur Suche springen

englisch: Handstein, handstone; französisch: Filon (de minerai), échantillon de mine; italienisch: Quarzo grezzo con figurine d'oro smaltato.


Peter Strieder (1967)

RDK V, 1408–1417


RDK V, 1407, Abb. 1. Wien, 1545.
RDK V, 1409, Abb. 2. Wien, 2. H. 16. Jh.
RDK V, 1411, Abb. 3. Wien, 2. H. 16. Jh.
RDK V, 1413, Abb. 4. Martin Stieber, um 1563, Nürnberg.
RDK V, 1417, Abb. 5. Klagenfurt, 1514.

I. Begriff und Namen

E. oder einfach Stufe ist ein „stück eines erzes, minerals“, „das nichtformierte, die abbauproducte in verhältnismäszig reiner form enthaltende mineralische muttergestein“, „hauptsächlich ein einzelnes natürlich formiertes, gediegenes stück des abbauprodukts“ (Grimm X, 4, Sp. 307). E., die eine Handfläche ausfüllen, werden Handsteine (lapides manuales) genannt, im heutigen Sprachgebrauch Handstücke, Stufen in der Größe einer Walnuß Greuper. Seltener erscheint der Ausdruck „Bergwerk“ („ain perkhwerch von cristalln“: Jb. Kaiserh. 3, 1885, S. XIII, Regest 2370; [7] S. 17). Die gleichen Bezeichnungen werden auch für meist von Goldschmieden ausgeführte Arbeiten aus verschiedenartigen, kunstvoll zusammengefügten E. gebraucht, die teilweise zu figürlichen Darstellungen bearbeitet oder mit Figuren, meist aus Silber mit Emaillierung, versehen und auf einen Fuß montiert werden.

II. Verwendung und Ausgestaltung

E. in auffallenden, natürlich gewachsenen Formen sind das Geschenk der Knappen an den Bergherrn ([1] Vorrede S. 6; [4] S. 50 bis 53). Als beliebte Sammelobjekte des 16. Jh. bildeten sie einen wesentlichen Bestandteil der Kunst- und Wunderkammern und der Mineralienkabinette vor allem der Fürsten und Herren, die Bergrechte besaßen; E. wurden auch als Geschenke weitergereicht oder lagen bereit, um bei Gelegenheit durch Goldschmiede oder Erzgießer verarbeitet zu werden, was seit dem 2. V. 16. Jh. in großem Umfang im Sinne des Stil „Rustique“ geschah [4; 5].

Zahlreiche Beispiele bei [3]; ferner: Jb. Kaiserh. 13, 1892, S. XCI, Regest 9093, Nr. 24; ebd. 25, 1905, Regest 19421 u. 19437 (s.a. Register S. LXXX); Oscar Doering, Des Augsburger Patriciers Philipp Hainhofer Reisen nach Innsbruck u. Dresden (= Quellenschriften f. Kg. u. K.technik N.F. 10), Wien u. Lpz. 1901, S. 87 (Ambras), 177f. (Dresden) u. 247 (Freiberg); Th. Distel, Handsteine Christians I. von Sachsen, Zs. f. Museologie u. Antiquitätenkunde 5, 1882, 4; Jac. Stockbauer, Die Kunstbestrebungen am bayer. Hofe (= Quellenschriften f. Kg. u. K.technik 8), Wien 1874, S. 12, 16 u. 115f.; Chr. Häutle, Die Reisen des Augsburgers Philipp Hainhofer nach Eichstädt, München u. Regensburg i. d. Jahren 1611, 1612 u. 1613, Zs. des Hist. Ver. f. Schwaben u. Neuburg 8, 1881, 98 (Hzgl. Kunstkammer München); Otto Hartig, Münchener Künstler u. Kunstsachen III, Münchner Jb. N.F. 8, 1931, 349; Alb. Gümbel, Das Inventar der Scherlschen Kunstkammer in Nürnberg v. J. 1637, Mitt. des Ver. f. d. Gesch. der Stadt Nürnberg 30, 1931, 321–37, Nr. 80 u. 188; C. A. von Drach, Der im Jahre 1542 zu Wolfenbüttel erbeutete Silberschatz Hzg. Heinrichs, Kunstgewerbeblatt 3, 1887, 32–36.

In Verbindung mit anderen Mineralien und auch organischen Produkten wurden E. in ähnlichem Sinne wie die Naturabgüsse im Rahmen der verschiedenartigsten kunstgewerblichen Arbeiten bereits seit A. 16. Jh. verwendet. Sammelleidenschaft, das wachsende naturwissenschaftliche Interesse und die Freude am Kuriosen waren die Voraussetzungen, die zur Verwendung der E. im Kunstwerk führten, wobei die Zusammenstellungen von Naturprodukten auch allegorische Bedeutung besitzen können.

Im Halleschen Heiltum befanden sich, noch aus dem 1. V. 16. Jh., ein Buckelpokal mit E. und arbeitenden Bergleuten auf dem Deckel, um 1515 (Halm-Berliner Nr. 218, Taf. 123), und eine E. mit der Verklärung Christi auf Tabor in Figuren aus Silber, z. T. vergoldet, zw. 1514 u. 1520 (ebd. Nr. 84, Taf. 44). Neben den von Kris [5, S. 167ff.] aufgeführten erhaltenen Beispielen verdienen besondere Erwähnung ein Kreuz mit Bronzecorpus auf einem Kalvarienberg aus verschiedenen E. und sonstigen Mineralien, um 1570 (Nürnberg, Bayer. Landesgewerbeanstalt, Inv.Nr. 6863), und die „ertzstuffe“, die der Nürnberger Patrizier und Inhaber von Bergrechten im Erzgebirge, Christoph III. Scheurl, 1563 von dem Nürnberger Goldschmied Martin Stieber ( 1592; Rosenberg III3, Nr. 3902) aus „hanstein und stuffen“, die er zum größten Teil von seinem Vater geerbt hatte, zusammensetzen ließ (heute im G.N.M. [7]; Abb. 4; Mitt. aus dem Frhr. von Scheurl’schen Familienarchiv in Fischbach b. Nürnberg). Als Sockel diente ein Kasten mit einer Schublade, als Bekrönung eine Schlaguhr. Das zerklüftete Gebirge aus Mineralien ist belebt durch eine Jagdgesellschaft und arbeitende Bergleute aus silbernen, mit Emailfarben bemalten Figürchen.

Zwei fast 3,50 m hohe Kredenzen für je zwanzig silbervergoldete Pokale ließ Kurf. Christian I. von Sachsen um 1590 durch den Dresdner Baumeister Paul Puchner d. Ä. unter Verwendung von E. errichten (Dresden, Hist.Mus.: Kat. M. von Ehrenthal, 18993, S. 23f.; Corn. Gurlitt, Dresdner Gesch.Bll. 9, 1900, 256; Bange, Bronzestatuetten S. 94).

Beliebt war die Verwendung von E. bei Tisch- und Zimmerbrunnen (Abb. 3), wobei Nürnberger Künstlern eine gewisse Priorität zuzukommen scheint.

Zwei Entwürfe von Tischbrunnen aus der Wende vom 15. zum 16. Jh. in Erlangen, die von der Tradition mit dem Rotgießer Hans Frey in Verbindung gebracht werden, zeigen bereits Verwendung von natürlichem Gestein, das durch Figürchen belebt ist (Bock, Erlangen S. 46, Nr. 146 u. 147, Taf. 69). Peter Flötner sah ebenfalls E., die bei Pankraz Labenwolf zu finden waren, für einen Wandbrunnen vor, wie der Unterschrift auf der Entwurfszeichnung (Berlin, Kk.) zu entnehmen ist. Jacopo Strada schlug 1556 Erzhzg. Ferdinand II. von Tirol vor, bei einem Tischbrunnen mit der Erschaffung von Adam und Eva, den Wenzel Jamnitzer ausführen sollte, E. (miniere) aus dem Besitz des Erzherzogs mitzuverwenden (Dav. von Schönherr, W. J. Arbeiten für Erzhzg. Ferdinand, Mitt. des Inst. f. österr. Gesch.-Forschung 9, 1888, 289–305). Ob der im Ambraser Inventar erwähnte Tafelaufsatz mit über 60 Tieren und einem großen „handstain“ in der Mitte [3, fol. 363v] damit in Verbindung gebracht werden kann, bleibt unsicher. Im ehem. Innsbrucker Schloß Ruhelust lagen 39 Handsteine „silber und gold“ für einen Zimmerbrunnen [3, fol. 65]; in einem kleinen Saal über den Werkstätten im Lustgarten war ein „zinener prunnen mit ainem gebirg von allerlei schenen handstainen“ [3, fol. 108]. Bei dem ehemals in Prag befindlichen, von Kaiser Maximilian II. bei Wenzel Jamnitzer in Auftrag gegebenen Tischbrunnen waren „allerlei schöne bergwerk von vielen guldenen und silbernen stuffen mit ihrer natürlichen formb ganz lieblich zue sehen“ (Jb. Kaiserh. 7, 1888, Regest 4732).

Eine besondere Form der künstlerischen Verarbeitung zu Kunstkammerstücken zeigen aus verschiedenartigen E. zusammengesetzte und auf einen Fuß montierte Handsteine, von denen sich eine größere Anzahl in Wien (Kh. Mus., Slg. f. Plastik u. Kgw.) erhalten hat. Sie stammen z. T. aus der Ambraser Kunstkammer. Mehrere lassen sich mit solchen, die im Inventar beschrieben sind, identifizieren [8; 9]. Verwendet sind vor allem Roteisenstein, Zinnstein, Silberglanz, gediegen Silber, Rotgültigerz, Kupfer- und Silberkies. In der Zusammensetzung wurden die bizarren Formen der E. gewahrt. Durch Bearbeiten von Silberglanzstufen unter Anpassung an ihre natürliche Form zu figürlichen Darstellungen im Relief oder durch Einfügen von Figürchen und Gebäuden aus Silber, mit Emailfarben bemalt oder vergoldet, wurden die Handsteine mit Themen aus dem A.T. und N.T. verbunden. Bevorzugt wurden, unter Ausnutzung des Materials zur Gestaltung der umgebenden Landschaft, das Paradies, Abrahams Opfer, Christus am Ölberg und Christi Auferstehung, während eine historische Darstellung wie die Begegnung Karls V. und Franz’ I. nach der Schlacht bei Pavia ohne Gegenstück ist. Mit dem biblischen Thema verbunden ist bei einer Gruppe der Handsteine die Schilderung eines Bergwerkbetriebs, meist im Kalvarienberg unter der Kreuzigungsgruppe. Auch Einzelfiguren, die entweder ganz aus Silberglanzstufen geschnitten oder mit Silberdraht ergänzt sind (Lukretia, Inv.Nr. 4160; Ritter, Inv.Nr. 4162), finden sich unter den Wiener Stücken. Zwei Miniaturbergwerke mit z. T. beweglichen Modellen (Inv.Nr. 4141 u. 4146) gehören bereits dem 18. Jh. an. Über die Technik der Bearbeitung und die künstlerische Verwendung von verschiedenen Mineralien in einer Stufe unterrichtet uns der Joachimsthaler Prediger Joh. Mathesius [1, fol. 88v]: „Die schönste stuffe die ich mein tag gesehen / war ein glaß ertz [Silberglanz] / von etlichen Marcken / darein man die auferstehung des Sons Gottes / mit seinem grab vnnd Wechtern künstlich geschnitten hatte / Da gabs das gewechse / das der leib des Herrn eben in weiss silber kam / Wechter vnnd Grab war schwartz wie play.“

Die Signatur CW auf einem der Wiener Handsteine (mit der aus einer Silberglanzstufe gearbeiteten Darstellung der Caritas) läßt sich als Zeichen des Joachimsthaler Goldschmieds Concz Welcz ( vor 1555) auflösen (Edm. W. Braun, C.W., der Goldschmied zu St. Joachimsthal, Kunst und Kunsthandwerk 20, 1917, 422–29; ebd. 23, 1920, 212–16; [6] S. 113–40, Taf. 38). Die Albertina bewahrt einen voll sign. u. 1532 dat. Entwurf des gleichen Meisters zu einem Pokal (Kat. d. Handzchgn. Bd. 4f., Wien 1933, Nr. 354). Der Fuß ist mit einem Bergwerk verziert, das ebenfalls unter Verwendung von E., silbernen Figürchen und Gebäuden hergestellt werden sollte. Bei einem in Wien befindlichen Doppelpokal aus Kokosnuß, der VD bez. u. 1545 dat. ist (Abb. 1), wachsen in ähnlicher Weise die gewundenen Aststiele aus E. mit Bergleuten. Die Kuppa des unteren Teils enthält einen Handstein mit den Figuren des Sündenfalls zwischen arbeitenden Hauern. Die Form der Silbermontierung weist auf Ludwig Krug. Auch C. Welcz muß von Nürnberger Goldschmieden gelernt haben. – Den Deckel eines Pokals mit dem Wappen der Familie Harsdörfer und dem Meisterzeichen Abraham Jamnitzers ( um 1600) bildet das holzgeschnitzte Modell einer Burg (angeblich Malesitz in Böhmen, das der Familie gehörte), wobei E. zur Darstellung der Felsen, auf denen die Burg steht, verwendet sind (jetzt im Kunsthandel, London; Otto von Falke, Die Slg. Eugen Gutmann, Bln. 1912, Nr. 115, Taf. 28).

Drei Handsteine in Wien (Inv.Nr. 4139; 4148; 4152) und ein weiterer im Grünen Gewölbe in Dresden (Kat. Jean Louis Sponsel, Dresden 1915, S. 76) zeigen das Monogramm CV des Werkstattnachfolgers des C. Welcz, Caspar Ulich ( 1576; [6] S. 11, 113 u. Taf. 39; Fot. Dt. Fotothek Dresden, Nr. 144 478), den auch Mathesius „einen kunstreichen Meister auff allerlei Erzstuffen“ nennt (Joh. Mathesius, Chronica der Kayserlich Freyen Bergstatt Sanct Joachims Thal, Ausg. Nürnberg 1578, unter dem 18.7.1576). Noch 1576 forderte Kaiser Maximilian II. sechzehn Handsteine, die C. Ulich im Besitz gehabt hätte, darunter einen, der ein ganzes Bergwerk darstellen solle ([6] S. n Anm. 2, irrtümlich: 1577). Einige nicht signierte Arbeiten in Wien stehen dem Stil Ulichs so nahe, daß auch an ihrer Herkunft aus Joachimsthal nicht zu zweifeln ist. Zudem geht aus einem Schreiben Erzhzg. Ferdinands II. an Kaiser Maximilian II. hervor, daß „die Goltschmidt im Tall“ Spezialisten für die Bearbeitung von E. waren (ebd.). – Den Joachimsthaler Arbeiten in Wien verwandt ist ein von Schiedlausky [9, Abb. S. 9] veröffentlichter Handstein in Privatbesitz auf einem überaus reich und sorgfältig gearbeiteten Sockel.

Ein in der Form etwas von den übrigen abweichender, zylindrischer Handstein in Wien, der mit Fäden aus gediegenem Silber bedeckt ist, trägt auf dem silbervergoldeten Sockel Salzburger Beschau und die Meistermarke NK (?; Abb. 2).

Im Ambraser Inventar wird lediglich ein Stück ausdrücklich als Schwazer Handstein bezeichnet [3, fol. 369v]. Es ist allerdings anzunehmen, daß sich unter den zahlreichen unbearbeiteten E. im Besitz Erzhzg. Ferdinands II. auch solche aus dem Tiroler Bergbaugebiet befanden.

E. in der Art der Wiener, von denen eine als Tischbrunnen montiert ist (Abb. 3; [3] fol. 365v, wurden auch als Tafeldekoration benutzt. Der Nürnberger „Schauessenmacher und Formschneider“ Alexander Zimmermann verfertigte anläßlich des Maifestes 1684 ein Schauessen in Form eines Bergwerks, das dem Bischof von Bamberg verehrt wurde [7, S. 23 Anm. 22]. Eine Festtafel mit einer großen Zahl von E. zeigt noch ein Stich, der zur Hochzeit Augusts des Starken 1719 entstand [8, Abb. S. 12].

III. E. als Symbol und Attribut

Der Prediger Joh. Mathesius (1504–65), der seine Vergleiche aus der Welt des Bergmanns wählte, gebrauchte die Bezeichnungen Stufe, Handstein und Greupel auch in übertragener Bedeutung: „Hab ich als ein Bergprediger mit geschriebenen handsteinlein, stüflein und greuplein...“ [1, S. 6].

Lag schon der Überreichung einer E. an den Bergherrn (s. Sp. 1408) die Auffassung der E. als Symbol des Bergbaus zugrunde, so wird diese Auffassung noch vertieft durch die Verwendung der E. als Attribut.

So standen z. B. auf einer Ehrenpforte, die anläßlich der Hochzeit Erzhzg. Leopolds V. mit Claudia Medici 1626 in Innsbruck errichtet wurde, drei Engel, die den Salzbergbau (Hall), den Erzbergbau (Schwaz) und den Weinbau symbolisieren sollten. Der mittlere Engel hielt eine E. in der Hand (Herta Blaha, Österreichische Triumph- und Ehrenpforten der Renss. und des Barock, Diss. Wien 1950, S. 205 [masch.], nach einer im Mus. Ferdinandeum liegenden hs. Innsbrucker Chronik).

Als Schutzpatron der Bergleute trägt der Prophet Daniel, der von ihnen als Heiliger verehrt wurde (s. RDK III 1045f.; [10]; [11]), eine E. als Attribut, „weil er die vier Kaisertum in vier Metallen abmalet“ (Mathesius [1], Ausg. Nürnberg 1571, fol. XL; vgl. Dan. 2, 31–35). Die naheliegende Vermutung, daß die Löwengrube an den Schacht der Bergleute erinnere (Dietrich Heinr. Kerler, Die Patronate der Heiligen, Ulm 1905, S. 30), findet keine Stütze in älteren Quellen. Die Verehrung des Heiligen ist heute auch in kath. Gegenden erloschen, doch war sie wenigstens in Tirol bis ins 18. Jh. lebendig (Jos. Val. von Sperges, Tyrolische Bergwerksgeschichte, Wien 1765, S. 294: „Man sieht desselben Bildniß fast aller Orten in einer seltsamen Kleidung, mit einem Fürstenhut auf dem Haupte, und mit Schlägel, und Eisen in der Hand“). Auf die Sage, daß Daniel von einem Engel unterwiesen als erster Erz gegraben habe [11, S. 15ff., 33f.], gehen die Darstellungen eines Knappen, der Daniel eine E. reicht, zurück: auf einem Schlußstein des Hans Witten von 1520 in der Annenkirche zu Annaberg (Walter Hentschel, Hans Witten der Meister H. W., Lpz. 1938, S. 122–26, Abb. 95) und im Gesprenge des Altars der Bergknappschaft ebenda, 1521 (ders., Sächsische Plastik um 1500, Dresden 1926, Taf. 42).

Stehend mit dem Löwen und einer E. in der Hand ist der Heilige inmitten des Bergbaubetriebs dargestellt auf einem Bild um 1557, das sich jetzt in der Staatlichen Hütte in Brixlegg, Tirol, befindet (Emil Treptow, Dt. Meisterwerke bergmännischer Kunst [= Dt. Museum, Abh. u. Ber. I, 3], Bln. 1929, S. 17). Mit einer E. ist der Heilige auch auf einem Fresko des 16. Jh. im Kreuzgang des Franziskanerklosters in Schwaz dargestellt [10, Abb. S. 13], ferner neben dem hl. Christophorus auf der Mitteltafel eines gemalten Flügelaltars aus Flitschl bei Raibl, dat. 1514, im Diözesanmus. zu Klagenfurt (Abb. 5), auf dem linken Flügel des St. Anna-Knappenaltars von 1525 in Bartholomäberg, Vorarlberg, neben dem hl. Theodor von Sitten (s. unten) und noch Ende 17. Jh. auf einem Nebenaltar der Stadtpfarrkirche in Kitzbühel.

Die Angabe von Jos. Braun (Tracht u. Attribute Sp. 692), die sich auch anderweitig in der Literatur findet, der hl. Theodor (Theodul) von Sitten sei mit einer E. in der Hand dargestellt worden, geht auf Karl Atz (Kg. von Tirol u. Vorarlberg, Innsbruck 19092, S. 602) zurück, der in Bartholomäberg die beiden nebeneinanderstehenden Heiligenfiguren verwechselte. Theodor von Sitten ist auch dort durch sein gewöhnliches Attribut, die Glocke mit dem Teufel, gekennzeichnet.

Eine 1669 gefundene E., die „primitiv ein Marienbild mit einem Kind vorstellt“, dient als Wallfahrtsbild der Barbarakapelle in Eisenerz, Steiermark (Gust. Gugitz, Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch, Bd. 4: Kärnten und Steiermark, Wien 1956, S. 126).

Zu den Abbildungen

1. Wien, Kh.Mus., Inv.Nr. 885/86, untere Hälfte eines Doppelpokals. E., Kokosnuß, Fassung Silber, 25 cm h. Deutsch, dat. 1545 (sign. VD, Silbermontierung von Ludw. Krug?). Fot. Mus.

2. Wien, Kh.Mus., Inv.Nr. 4168, Erzstufe. Fassung Silber, z. T. vergoldet, 24 cm h. Salzburg (Meistermarke NK?), 2. H. 16. Jh. Fot. Mus.

3. Wien, Kh.Mus., Inv.Nr. 4161, Tischbrunnen. E., Fuß aus vergoldetem Silber, 59 cm h. Deutsch, 2. H. 16. Jh. Fot. Mus.

4. Martin Stieber, Erzstufe des Christoph III. Scheurl, Detail (Gesamtabb.: [7] S. 17 Abb. 5). E., Figürchen aus emailliertem Silber, die übrigen Materialien aufgezählt bei [7], S. 15f. Nürnberg, G.N.M., Inv.Nr. HG 10294. Um 1563. Fot. Mus.

5. Klagenfurt, Diöz.Mus., hl. Daniel, Ausschnitt aus dem Mittelbild des Flügelaltars aus Flitschl bei Raibl, Kärnten (Gesamtabb.: [13] S. 98 Abb. 51). Gem. a. Holz. Dat. 1514. Fot. Lala Aufsberg, Sonthofen, 25 010 (Ausschnitt).

Literatur

1. Johannes Mathesius, Sarepta oder Bergpostill, Nürnberg 1562; auch in: Ausgew. Werke, hrsg. v. G. Loesche, Bd. 4: Handsteine (= Bibl. dt. Schriftsteller aus Böhmen Bd. 14), Prag 1904. – 2. Casimir Christoph Schmiedel, Erz-Stufen und Berggarten mit Farben genau abgebildet, Nürnberg 1753. – 3. Wendelin Boeheim, Urkunden und Regesten aus der k.k. Hofbibliothek, Jb. Kaiserh. 7, 1888, 2. Teil S. CCXXVI ff., Regest 5556 (Inventari weilend der fürstlich durchlaucht erzherzog Ferdinanden zu Österreich etc., Innsbruck 30. 5. 1595). – 4. Schlosser, Kunst- und Wunderkammern. – 5. Ernst Kris, Der Stil „Rustique“, Jb. d. Kh. Slgn. in Wien N.F. 1, 1926, 137–208. – 6. Viktor Katz, Die erzgebirgische Prägemedaille des 16. Jh., Prag 1932. – 7. Ernst Günther Troche, Die Erzstufe des Christoph III. Scheurl, 95. Jber. des G.N.M., 1950, 15–23. – 8. Günther Schiedlausky, Bergmännische Handsteine, „Der Anschnitt“, Zs. f. K. u. Kultur im Bergbau 3, 1951, 12–17. – 9. Ders., Der Handstein mit dem Bergmotiv, ebd. 4, 1952, 8–12. – 10. Gg. Schreiber, Daniel im Bergbau, ebd. 5, 1953, 12f. – 11. Gerhard Heilfurth, St. Daniel im Bergbau (= Leobener Grüne Hefte 17), Wien 1955. – 12. Karl Leopold Schubert, Der Handstein als Symbol, Österreich. Berg- und Hütten-Kalender, Wien 1957. – 13. Heinr. Winkelmann, Der Bergbau in der Kunst, Essen 1958 (darin: Walter Holzhausen, Die Blütezeit bergmännischer Kunst, S. 134ff.).