Eremitage
englisch: Hermitage; französisch: Ermitage; italienisch: Romitaggio, eremitaggio.
Luisa Hager (1965)
RDK V, 1203–1229
I. Begriff
E. (von frz. ermitage) sind Gebäude meist geringen Ausmaßes, die vorwiegend in Schloßgärten oder -parks, meist etwas abgelegen und in künstlicher Einsamkeit, schlicht, rauh oder absichtlich primitiv errichtet und ausgestattet sind. Bei ihrer Entstehung waren Vorstellungen von Einsiedlerbehausungen mehr oder weniger bestimmend. Im Lauf der Jahrhunderte wandelte sich die Verwendung von E. Zedler (Bd. 8, 1734, Sp. 1590) definierte die E. als „... ein niedriges im Schatten in einem Busche oder Garten gelegenes Lust-Gebäude, mit rauhen Steinen, schlechtem Holtz-Werck, Mos- oder Baum-Rinden inwendig bekleidet, und gleichsam wie wild zugerichtet, daß man darinnen der Einsamkeit pflegen oder frische Lufft schöpffen möge.“
Ursprünglich verstand man unter E. (eremitorium, Einsiedelei, mhd. auch kluse, von lat. clusa – eingehegtes Grundstück, nhd. Klause) die einsame Behausung der in der Einöde oder Wüste (lat. eremus) lebenden Eremiten, Anachoreten oder Einsiedler (RDK IV 1020–31). – Wohl erst seit dem Barock wurden auch mehr oder weniger abgelegene Landhäuser und -Schlösser sowie Gartengebäude, die sonst keine der spezifischen Eigenschaften einer E. hatten, zuweilen E. genannt. Zedler (a.a.O.) überliefert für einige E.-Bauten die Bezeichnung Trianon. Im „Dictionnaire d’architecture civile“ etc. des Augustin-Charles d’Aviler (Paris 1693, S. 128) heißt es: „On appelle aussi quelquefois Hermitage, une Maison de Campagne, seule et détournée du grand chemin.“
Der Duc de Saint-Simon bezeichnete die Schloß- und Gartenanlage Ludwigs XIV. in Marly, beg. 1676, als E. (Aug. Alex. Guillaumot, Chateau de Marly-le-Roi, construit en 1676, détruit en 1798, Paris 1865, S. 4). – E. wurde auch das für König Christian VI. von Dänemark errichtete Jagdschlößchen (1734–37) im Tiergarten bei Kopenhagen genannt (Laurids [Lauridsen] de Thurah, Den danske Vitruvius Bd. 2, Kopenhagen 1749, S. 99ff.). – Katharina II. ließ in Leningrad in der Nähe des Winterpalais ein neues Schloß, E. genannt, erbauen (1765–68), wohin sie sich mit einem kleinen, gewählten Kreis zurückzuziehen pflegte (Werner Teupser, Die Eremitage zu Leningrad, Lpz. 1948, o. S.). – Das Badehaus (ca. 1753–56) im Schloßgarten von Oggersheim scheint zunächst als E. bezeichnet worden zu sein (Karl Lochner, Schloß und Garten Oggersheim, 1720–94 [= Veröff. d. Pfälz. Ges. z. Förderung d. Wiss. 41], Speyer 1960, S. 42f.).
II. Genesis des E.-Gedankens
A. Einsiedeleien, Eremitorien in Klöstern
Die Neigung, sich aus dem Weltgetriebe zurückzuziehen und die Einsamkeit mit Gott zu suchen, war im Orient besonders verbreitet; im Judentum (z. B. Elia, RDK IV 1373, 1396f.; bei den Essenern) und in den Anfängen des Christentums war das Einsiedlerwesen – oft in extremen Formen – verbreitet (Cabrol-Leclercq V, 1, Sp. 384–86; Heimbucher Bd. 1, S. 29–82, 539–43; R. Draguet, Les pères du desert, Paris 1949; Buchberger Bd. 33 [1959] Sp. 767–69 m. Lit. [Hugo Rahner]; s. a. Thebais). Nach dem Vorbild der Eremitenheiligen des Orients (vor allem des Antonius Eremita, dessen Behausung eine Ruine in der Thebaischen Wüste war, und des Paulus von Theben, der in einer Felsenhöhle im Gebirge am Rand der Wüste lebte) gab es im Abendland bald ebenfalls Männer und Frauen, die sich zum ungestörten Dienst Gottes in verlorenen Gegenden Hütten bauten oder in Höhlen und Grotten hausten. Auch nach dem Zusammenschluß von Einsiedlern zum Leben in klösterlicher Gemeinschaft erhielt sich das Einsiedlertum in den ältesten Formen noch lange, z. T. bis heute (Athos). Besonders gepflegt wurde der Einsiedlergedanke in den Eremitenorden, die eine Verbindung des Einsiedlerlebens mit dem Leben in klösterlicher Gemeinschaft anstrebten: so bei den *Kartäusern, deren Regel das Wohnen in Einzelbehausungen um den Klosterhof vorschreibt, den Kamaldulensern, Vallombrosanern und anderen Kongregationen (s. Gg. Schreiber, Gemeinschaften des MA, Münster i. W. 1948, S. 397, 403). Inklusen, d. h. Ordensangehörige, die sich für längere Zeit oder auf Lebenszeit in eine Zelle einschließen oder einmauern ließen, gab es bei Klöstern verschiedenster Observanz (über die Regula inclusarum s. Buchberger Bd. 53, Sp. 679f.). Aber auch die Regeln der unter einem Dach wohnenden Zönobiten gestatteten bisweilen, daß einzelne Mönche zu einer höheren Form der Selbstheiligung sich in Eremitorien zurückzogen.
Legende und Geschichte sowie – in seltenen Fällen – alte Bauanlagen vermitteln eine Vorstellung von solchen Einsiedeleien, deren Hauptmerkmale ihre Dürftigkeit und die Abgeschiedenheit ihrer Lage sind (Abb. 1).
Eine Abart der wirklichen E. sind die Eremitorien, die sich vor allem in den Gärten und Höfen der *Kapuzinerklöster einbürgerten. Diese Eremitorien, Orte des einsamen Gebets und der Bußübung von Mönchen, wurden meist mit grottenförmigen Einbauten und – zur Verlebendigung der Andacht – mit sog. Klausnerpuppen (Eremitenfiguren mit natürlicher Kleidung) ausgestattet.
Bei der Beurteilung der nachfolgend aufgeführten – beliebig zu vermehrenden – Beispiele von Einsiedeleien sind zu unterscheiden: I. an einsamer, schwer zugänglicher Stelle liegende Einsiedlerbehausungen, die erhalten sind oder, was häufiger der Fall ist, aus der in vielen Heiligenviten wiederkehrenden Nachricht, der Heilige habe sich an einem bestimmten Zeitpunkt seines Lebens vorübergehend oder für immer in eine E. zurückgezogen, zu erschließen sind; 2. an der Stätte bekannter Einsiedeleien errichtete Memorialbauten, die zuweilen die alte E. umschließen (oft führte die Verehrung des Ortes dann zur Entstehung einer *Wallfahrt oder zur Klostergründung); 3. an abgelegenen Wallfahrtsorten zur Betreuung des Gotteshauses und der Pilger eingerichtete E., die ein Klausner bewohnt.
Beispiele:
In den abgelegenen Tälern und auf den Felsen der Berge der Schweiz ist eine große Zahl interessanter, ehemaliger Einsiedeleien durch Sage und Geschichte belegt (s. auch *Felskapelle). So soll nach der Legende der erste Apostel der Helvetier, der hl. Beatus, in der heute noch bestehenden Beatus-Höhle am Thuner See gehaust haben. Von der hl. Verena, die unter Maximian mit der Thebaischen Legion in die Schweiz gekommen sein soll, wird berichtet, sie habe ihr Leben in einer Klause bei Solothurn beschlossen. Die Ursprungslegende des Klosters Einsiedeln weist auf die Zelle des Eremiten Meinrad, der nach 835 eine Einsiedelei in der Wildnis des Finsterwaldes, wo später Kloster und Wallfahrt Einsiedeln entstanden, erbaut haben soll [2, S. 12]; auch die Wallfahrt zur Madonna del Sasso bei Locarno (Kt. Tessin), geht nach der Legende auf die Klause eines frommen Einsiedlermönches am steilen Fels oberhalb Locarno zurück [2, S. 20]. Historisch nachweisbar ist die Einsiedelei des hl. Nikolaus von der Flüe ( † 1487), der 20 Jahre am Hang der Ranftschlucht bei Flüeli (Kt. Obwalden), wo noch heute eine Klause an ihn erinnert, gelebt hat [2, S. 15–17]. Als Felsenwallfahrt und Einsiedelei wurden Kapelle und Klause Longeborgne bei Bramois in einer nur durch eine steinerne Stiege mit der Außenwelt verbundenen Felsennische am Ausgang des Val d’Hérens 1521 erbaut [2, S. 22].
Mit dem hl. Wolfgang, der sich 976 ins Kloster Mondsee zurückgezogen hatte und dann fünf Jahre in einer wilden Gegend, vermutlich oberhalb des Abersees, gelebt hat, wird die Klause an der überhängenden Wand beim Falkensteinkirchlein im Aberseeforst in Zusammenhang gebracht; nach der Legende soll Wolfgang später auch an der Stätte der heutigen Wallfahrtskirche St. Wolfgang eine Zeitlang als Eremit gehaust haben. Zu den zahllosen, im 17. Jh. in Österreich entstandenen typischen Einsiedeleien zählt die Grotte des Klausners von Gutenstein (N.Ö.) auf dem Mariahilfberg, auf die die Entstehung der Wallfahrt in Gutenstein zurückgeht (Heinr. Güttenberger, Die Einsiedler in Gesch. u. Sage, Wien 1928; Gust. Gugitz, Österr. Gnadenstätten in Kult u. Brauch, Wien 1956, Bd. 2 S. 103).
Eine früh-ma. Einsiedelei in Deutschland war die Klause des Eremiten Walther, der sich zur Zeit des Erzbischofs Egilbert von Trier (1079–1101) gegenüber von Ediger, am „Hochkessel“ über der Mosel, angesiedelt hat, wo sich noch heute die Ruine einer Einsiedelei („Udos Klause“) befindet (Inv. Rheinland-Pfalz, Landkreis Cochem, S. 285). Über die irischen Missionare und Pilger fand auch das Inklusentum als härteste Form frommer Weltflucht im 11. Jh. Aufnahme und Nachahmung in Deutschland (P. Romuald Bauerreiß O.S.B., Kirchengesch. Bayerns Bd. 2, St. Ottilien 1950, S. 168–71). So war die Zelle des irischen Mönchsinklusen Mercherdach (Marianus Scottus) der Ostapsis von Obermünster in Regensburg angebaut. Ins hohe MA weist ferner die Legende der seligen Edigna ( † 1109), die sich als Klausnerin in dem hohlen Stamm einer Linde bei der in ihrem heutigen Bestand ins 15. Jh. zurückreichenden Wallfahrtskirche in Puch bei Fürstenfeldbruck niedergelassen haben soll [3, Bd. 1, S. 114–20]. In einer unwirtlichen Gegend des Bayerischen Waldes liegt die sog. Einsiedelei des 1326 † hl. Hermann (St. Hermann bei Bischofsmais), eine Holzkapelle, die in ihrer heutigen Form aus einem großen Kapellenraum und einem kleinen Nebenraum, der Zelle, besteht [3, Bd. 2, S. 151]. In Regenpeilstein (Inv. Bayern II, 1, S. 89) haben sich gleichfalls Kapelle und Klause aus dem 18. Jh. erhalten. So wurden auch in Deutschland häufig im 17. und 18. Jh. Einsiedeleien zur Betreuung neu entstandener Wallfahrtsstätten oder Kapellen errichtet, wie z. B. auch in Birkenstein bei Fischbachau (Krs. Miesbach) und in Planegg vor München, oder bei der von Kurfürst Clemens August 1744–46 erbauten Antoniuskapelle im Dorf Wahn Krs. Hümmling (Osnabrück; Ausst.Kat. „Kurfürst Clemens August“, Brühl 1961, Köln 1961, S. 252). Künstlerisch reich ausgestattet war offenbar die von den Gebrüdern Cosmas Damian und Egid Quirin Asam in dem damals einsamen Isartal erbaute, „von oben bis unten bemalte“ Klause und Kapelle (gew. 1730) in Thalkirchen bei München (abgebrochen A. 19. Jh.).
Besondere Begünstigung fand das Eremitentum in Italien, wo eindrucksvolle Beispiele für – häufig durch später dort erfolgte Klostergründungen berühmt gebliebene – Einsiedeleien zu belegen sind. So lebte der hl. Benedikt zuerst als Einsiedler in einer Höhle der romantisch wilden Gegend bei Subiaco. Seit dem 7. Jh. wählten sich christliche Eremiten den steilen Berghang des Monte Vergine (1270 m) bei Avellino in Süditalien als einsame Wohnstätte, bis der Eremit Wilhelm von Vercelli im 12. Jh. dort auf dem hl. Berg eine Kongregation gründete [2, S. 245]. Noch erhalten ist die Felsengrotte auf dem Monte Pellegrino bei Palermo, die sich die hl. Rosalie ( † um 1160) als Klause eingerichtet hatte und die einige Jahrhunderte später als Wallfahrtsstätte in eine Kirche verwandelt wurde [2, S. 249f.]. Die Einsiedlerorden der Kamaldulenser und Vallombrosaner (Zweige des Benediktinerordens) nahmen ihren Ausgang von Einsiedeleien in der Toskana. Volkstümlichen Charakter haben der ins frühe 15. Jh. zurückreichende rustikale Steinbau der Wallfahrtskirche Santa Maria Cetrella mit der angebauten, mit einer flachen Tonne abgedeckten Einsiedlerzelle über dem jähen Felsabsturz des Monte Solaro (589 m) auf Capri (Rob. Pane, Capri, Venedig 1954) und die ehemalige E. in einer Grotte auf dem vulkanischen Epomeo auf Ischia (G. D. Ascia, Storia d’Ischia, Neapel 1867).
Die Entstehungsgeschichte des im 11. Jh. gegründeten Klosters an den steilen, zackigen Felswänden des Montserrat in Spanien weist auf eine lange vor der Klostergründung in der Felsenwildnis bestehende Einsiedelei, an die auch die noch heute abseits vom Kloster lebenden Benediktiner-Eremiten erinnern [2, S. 268]. – Eine Einsiedelei von äußerst merkwürdiger Einrichtung war seit alters in den Höhlen auf dem Felsen Cabo de Rova (heute Kapuzinerkloster) bei Lissabon (Chr. Cayus Laur. Hirschfeld, Theorie d. Gartenk. Bd. 3, Lpz. 1780, S. 101).
Berühmte Stätten eines frühen Einsiedlertums waren in Frankreich der Mont Saint-Michel, wo lange vor Gründung der Klosteranlage (im 6. Jh.) Eremiten gehaust hatten [2, S. 172]; ferner die Einöde von La Chartreuse bei Grenoble, wo sich der hl. Bruno als einzelnlebender Eremit angesiedelt hatte und schließlich den Eremitenorden der Kartäuser gründete.
Von besonderem Interesse ist die Ausbreitung des Einsiedlerwesens in England, wo Eremitenklausen in eigentümlicher Prägung seit dem 7. Jh. nachzuweisen sind [1]. So die Eremitenklausen der sogenannten „Island Recluses“, wie Zelle und Oratorium des hl. Cuthbert ( † 687) auf der Felseninsel Farne und die vom hl. Heinrich im 12. Jh. von neuem erbaute Einsiedelei auf der Insel Coquet, wo schon in der Zeit des hl. Cuthbert ein Eremit sich niedergelassen hatte. Der hl. Herebert erbaute seine Einsiedelei, die Jahrhunderte später noch als Heiligtum verehrt wurde (William Wordsworth: „the desolate ruins of St. Herbert’s Cell“; [1, S. 13]), auf dem „Inland Islet“ in Derwentwater, einem Binnensee. Sehr häufig waren die „Cave Dwellers“, die sich ihre Behausungen aus den Felsen herausschlugen. Manche dieser Einsiedeleien haben sich über die Jahrhunderte hinweg wenigstens als Ruinen erhalten, obgleich sie seit der Reformation nicht mehr bewohnt waren (z. B. Guy’s Cliffe bei Warwick [Abb. 2], Bridgnorth Hermitage, Dale Hermitage, Anchor Church u. a.; [1, Taf. 9–19]). Man unterscheidet ferner „Light-Keepers“, die an einsamen Küsten in ihren Wachttürmen hausten, die „Highway Hermits“ und die „Bridge Hermits“. Dazu sind für England und Irland die „Anachorites in Church and Cloister“ anzuführen, deren Inklusenzellen in unmittelbarer Verbindung mit Kirchen und Kapellen standen (wie die Zelle in Haselbury, wo der Eremit Wulfric, † 1154, 29 Jahre lebte, die Inklusenzellen in Oxford usf.). Clay, die zwischen „anachorite, enclosed within four walls“ und „hermit, who went out of his cell and mingled with his fellowmen“ unterscheidet [1, S. XVI], gibt eine Liste von nahezu 800 englischen Einsiedeleien vom 7.–16. Jh. [1, S. 203–63].
Für den byzantinischen Kulturkreis sind die ersten Eremitenbehausungen auf dem steilen, von Schluchten durchfurchten Berg Athos besonders berühmt, die auch hier Vorläufer der seit dem 9. Jh. auf Athos bezeugten Eremitenklöster waren und wo – trotz zahlreicher in klösterlicher Gemeinschaft lebender Mönche – abseits gelegene Einsiedeleien noch heute von Eremiten bewohnt sind.
Eremitorien in Klöstern entstanden vereinzelt auch noch in der Neuzeit.
Beispiele in Österreich und Deutschland: ein Eremitorium aus mehreren, mit Tuffsteinen grottenartig verkleideten Räumen aus der Zeit des Deutschmeisters Erzhzg. Maximilian II. ( † 1618) ist in dem 1593 gegründeten Kapuzinerkloster in Innsbruck erhalten (P. Michael Hetzenauer, Die Eremitage Maximilians des Deutschmeisters bei den Kapuzinern zu Innsbruck, Innsbruck 18942). In der Klause des ehemaligen Kapuzinerklosters in Deggendorf (Ndb.) vom Ende 17. Jh. täuscht bezeichnenderweise die Malerei des Tonnengewölbes einen ruinösen Zustand vor, und in den Nischen der zweigeschossigen Grotteneinbauten befinden sich ¾ lebensgroße Heiligenfiguren (Inv. Bayern IV, 17, S. 311). Das Eremitorium im früheren Kapuziner-(heute Klarissen-)Kloster in Regensburg (Abb. 7) wurde 1712 von einem Frater aus Baumstämmen und Rinden mit den üblichen grottenförmigen Einbauten, in denen Eremiten knien, errichtet (ebd. II, 22, 2, S. 181–84). – Nicht nur in Kapuzinerklöstern gab es Eremitorien: zwischen 1744 und 1760 wurde in der damaligen Prämonstratenserabtei Oberzell b. Würzburg ein Eremitorium erbaut: vor der Ostseite der Klostergebäude befindet sich ein Terrassengarten mit zwei Pavillons an der NO- und SO-Ecke; das Klostergewölbe des nördlichen Pavillons schmücken fünf kleine Medaillons: im Scheitel eine gemalte Perspektive, an den Seiten vier Kniestücke, heilige Einsiedler darstellend (ebd. III, 3, S. 239).
B. Geistliche Refugien der Fürsten
Im höfischen Bereich hatten die E. seit dem MA Vorgänger in den Refugien frommer Fürsten und Kirchenfürsten. Von seiner Gewohnheit, sich in ein ländliches, mitten im Wald gelegenes Anwesen zurückzuziehen, um dort zu bedenken, wie die Fehler der Menschen aus Liebe und Haß, aus Furcht und Begierde entstünden, berichtet schon Marbod von Rennes (um 1035–1123, seit 1096 B. von Rennes; Max Manitius, Gesch. der latein. Lit. des MA Bd. 3 [= Hdb. der Altertumswiss. IX, 2, 3], Mchn. 1931, S. 726f.). Sie dienten der zeitweisen inneren Einkehr und Pönitenz und lagen entweder als Oratorien im Schloß (z. B. das nach 1348 geschaffene Oratorium für Karl IV. auf Burg Karlstein: Dobroslava Menclová, Burg Karlstein, Prag 19572, S. 14; die „Cappella del Perdono“ für Federico da Montefeltre, vor 1480 entstanden, im Palast von Urbino: Pasquale Rotondi, Il Palazzo Ducale di Urbino, Urbino 1950, Bd. 1, S. 357–67 u. ö.), als Kapellen im Garten oder Park (z. B. im Park von Hesdin, den Robert II. von Artois ab 1299 anlegen ließ: Marguerite Charageat, L’Art des jardins, Paris 1962, S. 86) oder als Zelle in einem benachbarten Kloster (z. B.: Refugium des Cosimo Medici im Dormitorium beim 1437–43 entstandenen Ersten Kreuzgang v. S. Marco in Florenz: Walter u. Elisabeth Paatz, Die Kirchen von Florenz Bd. 3, Ffm. 1952, S. 38). Als Refugium können auch das einsam gelegene, aus dem Felsen gehauene Kloster und die Kapelle „La Baumette“ (um 1450?) auf einer Anhöhe bei Angers gelten (Théodore Comte de Quatrebarbes, Oeuvres complètes du Roi René Bd. 1, Angers 1845, S. CIX).
Fürstliche Refugien entstanden auch noch im 16., 17. und 18. Jahrhundert.
Ein Beispiel für die Einrichtung einer Art Oratorium (besser: eines höfischen Eremitoriums) in einem Schloß überliefern Racan und Conrard: der Eremit Jean Chesnel durfte mit Erlaubnis König Ludwigs XIII. in der Galerie des Louvre einen Pavillon in Form einer kleinen E. errichten (Albert Bray, Bull. mon. 115, 1957, 107).
Beispiele für Oratorien in Gärten und Parks sind: die A. 16. Jh. für Anne de Bretagne im Garten von Schloß Blois errichtete, noch heute erhaltene Kapelle, in die sich auch der König gern zur Andacht zurückzog [4, Bd. 2, S. 8], die sieben Kapellen, die der Connétable Anne de Montmorency im Park seines Schlosses in Chantilly erbauen ließ ([4] Bd. 2, S. 31; allein erhalten blieb die Kapelle Ste. Croix). In Joseph Furttenbachs Entwürfen für Schloß- und Gartenanlagen sind verschiedentlich Kapellen neben Grottenbauten eingetragen (Architectura civilis, Ulm 1628, Taf. 13; Architectura recreationis, Augsburg 1640, Taf. 11 und 24). Kurfürst Clemens August von Köln ließ 1730 im Park bei dem Schlößchen Falkenlust eine Kapelle errichten; sie hat Muschelstukkaturen an den Innenwänden, einen Fußboden mit Glas- und Steininkrustationen und eine Altarnische aus groben Bergkristallen (Trude Cornelius, in: Ausst. Kat. „Kurfürst Clemens August“ a.a.O., S. 132). Der polnische König Stanislaus Leszczynski stattete 1742 seinen Schloßgarten in Malgrange u. a. mit einem ständig von einem Pater und zwei Ordensbrüdern bewohnten Miniatur-Kapuzinerkloster aus (Charles Phil. d’Albert de Luynes, Mémoires sur la cour de Louis XV, Paris 1860–65, Bd. 6 S. 110ff.).
Die Wohnung Karls V., die er sich unmittelbar beim Kloster San Jerónimo de Yuste hatte erbauen lassen [4, Bd. 1, S. 379–81], eine Villa mit Kasino, wird öfter zu Unrecht in Zusammenhang mit E. (bzw. Refugien) erwähnt. Hingegen sind die Räume Wilhelms V. von Bayern im Münchner Jesuitenkolleg (Adalbert Schulz, Die St. Michaels-Hofkirche, Mchn. 1897, S. 43) ein Beispiel für Refugien in Klöstern (auch das Eremitorium Maximilians des Deutschmeisters in Innsbruck [s. o.] dürfte in gewissem Sinne zu den fürstlichen Refugien in Klöstern gehören). Das spanische Hofzeremoniell sah vor, daß der Hof die Fastenzeit im Kloster San Jerónimo vor den Toren Madrids verbrachte. Die höfische Gepflogenheit befristeten Einsiedlerlebens wurde in der Zeit der Gegenreformation gelegentlich bis zum Verzicht eines Fürsten auf seine Krone und zur Weltflucht gesteigert (für Karl V. vgl. Karl Brandi, Kaiser Karl V., Mchn. 1941, Bd. 13 S. 545ff., Bd. 2 S. 404f.; Wilhelm V. von Bayern als Kanoniker bei den Einsiedlern seiner Schloßschwaige Schleißheim: Joh. Mayerhofer, Schleißheim [= Bayr. Bibl. Bd. 8], Bamberg 1890, S. 12).
III. Die höfische E.
Durch Eremitorien und Refugien war die Entstehung der höfischen E. in gewissem Grade vorbereitet.
Über das Aussehen der frühesten E. aus dem 14. und 15. Jh. ist so gut wie nichts bekannt. Sie lagen entweder bei einer Kirche oder außerhalb einer Stadt im Wald, bei einer einfachen fürstlichen Behausung mit Garten oder in Randbezirken von Parks, umgeben von dichtem Baumwuchs, und waren von Einsiedlern bewohnt.
1347 ließ Thomas Lord Berkeley auf einem Friedhof in der Nähe einer Kirche bei Bristol die sog. Redcliffe Hermitage für einen Einsiedler, der dort für die Familie des Lords beten sollte, in den Fels hauen [1, S. 71]. – Nach 1442 veranlaßte König René von Anjou, für einen Eremiten, dem er bei einer Jagd unweit von Angers begegnet war, eine E. und eine kleine Kapelle zu errichten; für ihn selbst wurde dort ein kleiner Garten mit einem bescheidenen Gebäude zum Wohnen angelegt. Der König bezeichnete diesen Ort als seine „cher ermitage de Reculée“ und versammelte hier Gebildete und Künstler zum Gespräch (Quatrebarbes a.a.O. S. CX). Vielleicht gibt die vom König selbst (?) gemalte E. zur Illustration seines Romans „Le Livre du Cuer d’Amours Espris“ (Abb. 3) eine gewisse Vorstellung vom Aussehen dieser E. – Bei dem einfachen Schloß der spanischen Könige in ihrem Jagdgebiet in der Nähe von Valsain (bei Segovia) ließ Heinrich IV. 1450 eine E. errichten, die dem hl. Ildefons geweiht wurde (Jeanne Digard, Les jardins de La Granja et leur sculptures décoratives, Paris 1934, S. 19 u. 27). – In dem fürstlichen Tiergarten, von dem Filarete in seinem „Trattato dell’ architettura“ (1464) berichtet, sollte auf einem Hügel im Gebiet der Raubtiere eine Kirche mit einer Einsiedlerklause in einem dichten Gehölz von Lorbeerbäumen und Fichten errichtet werden (ed. Wolfgang v. Oettingen [= Quellenschriften f. Kg. u. K.-Techniken des MA u. d. Neuzeit, N.F. Bd. 3], Wien 1896, S. 525). – In den Gesprächen über die Liebe („Gli Asolani“, 1505) des damals am Hof von Ferrara lebenden Humanisten Pietro Bembo wird von einem Einsiedler berichtet, der eine E. in einem Waldesdickicht auf einem Felsenhügel am Rande des Gartens der Königin Caterina Cornaro in Asolo bewohnt.
Aus dem 16. Jahrhundert sind ebenfalls nur wenige höfische E. bekannt. Sie waren Ausdruck der frommen Gesinnung ihrer Erbauer und von Einsiedlern, Geistlichen oder Mönchen bewohnt. Jedoch wird – erstmals in Gaillon – neben dem religiös-einsiedlerischen auch ein höfisch-weltlicher Charakter der E. deutlich. Die E. von Gaillon steht am Anfang der Entwicklung, die zu den rein profanen, ausschließlich um des Vergnügens, der Variete und des Kontrastes willen in Gärten und Parks errichteten E. im 18. Jahrhundert hinführt.
Aus der bildlichen und literarischen Überlieferung geht hervor, daß die E. des 16. Jh. teils einfache Steinbauten im Zeitstil, teils in Felsen gehauene oder aus Felsgestein gebildete Einsiedlerklausen und verschiedentlich mit einer Kapelle verbunden waren.
Wahrscheinlich kurz nach der Jh.-Wende entstand die E. im Park des Henry, Earl von Northumberland in Warkworth, die, in den Felsen gehauen, neben verschiedenen Räumen auch eine Kapelle mit gotischen Gewölben und eine Zelle (zugleich Oratorium) enthielt und zu der auch Nutzgärten gehörten; noch 1531 lebte dort ein Einsiedler [1, S. 45–48, Taf. 37]. – Die E. im Park von Schloß Gaillon erbaute Jacques Androuet Ducerceau in den 60er Jahren für den Kardinal Bourbon. Der E.-Komplex (Abb. 4 a und b) bestand aus einer kleinen Kapelle mit anschließendem Wohngebäude und dem Einsiedlerfelsen inmitten eines quadratischen Bassins, das von Spazierwegen umgeben war; daneben befand sich ein Lustgarten mit Statuen. Durch einen Kanal war diese Anlage mit einem Kasino verbunden und bot von dort aus einen interessanten Point de vue. Ducerceau beschreibt den Ort der E. als „fort mignarde et jolie, et autant plaisante qu’autre qui se puisse trouuer“ (Les plus excellents bastiments de France, Bd. 1, Neuausg. Paris 1868). – Im Hof seines Stadtpalastes in München, der sog. Wilhelminischen Neufeste (der späteren Hzg. Max-Burg) ließ Hzg. Wilhelm V. von Bayern eine „grotta ..., als wie mann inn den gemählen und kupferstuckhen die patres und Eremitas abconterfett sihet“ errichten. Diese „gar finster, melancholisch, andächtig, ja forchtsam“ aussehende Einsiedelei aus „rechtem felsen“ mit Zellen von „bast, stro, raiss und steckhen“ bewohnten zwei Kartäusermönche (Christian Häutle [Hrsg.], Die Reisen des Augsburgers Phil. Hainhofer nach Eichstätt, München und Regensburg in den Jahren 1611, 1612 u. 1613, Zs. d. Hist.Ver. f. Schwaben u. Neuburg 8, 1881, 64f.). – Im Umkreis seines Alterssitzes in Schleißheim ließ derselbe Herzog acht schlicht ausgestattete Kapellen mit Behausungen für Klausner errichten, um dort der Andacht zu pflegen und sich an den Spielautomaten mit volkstümlichen Darstellungen frommer Begebenheiten zu erfreuen (Mayerhofer a.a.O. S. 12–15).
Im 17. und frühen 18. Jahrhundert entstandene E. in Gärten und Parks (wie es scheint: nur solchen des Adels) sind zumal in Deutschland zahlreich; die wenigsten dieser E.-Bauten bestehen noch heute, so daß vielfach nur ältere Wiedergaben eine angemessene Vorstellung von den Eigenarten der E.-Bauweise geben können. E. wurden mit Vorzug in der sog. Wildnis („jardin sauvage“, „wilderness“, „selvaggio“) der Schloßgärten errichtet, zuweilen aber bildeten sie den architektonischen Abschluß der Hauptachsen (z. B. Salzdahlum, Hildburghausen). Die E. bewohnenden Eremiten „ersetzten“ vielerorts hölzerne oder steinerne Klausnerpuppen, die entweder allein oder mit Tieren oder Heiligenfiguren „in Szene gesetzt“ waren und häufig den hl. Hieronymus darstellten (Leonh. Christoph Sturm schreibt, daß sich in einer E. nur die Gruppe eines Hieronymus mit seinem Löwen schicke: „Vollständige Anweisung, großer Herren Palläste, stark, bequem, ... schön und prächtig anzugeben“, Augsburg 1718, S. 77).
Vorbilder für die architektonische Gestaltung boten Felsenhöhlen, Grotten und Behausungen aus Baumrinden; Ruinenarchitektur – wie Abb. 9a [s. Sp. 1219] – ist zu dieser Zeit einmalig. Das Innere von E. hatte Höhlen- oder Grottencharakter; die Wände waren mit Baumrinden oder „Grottierwerk“ verkleidet oder mit sog. Perspektiven – gewöhnlich Landschaften, in denen auch Eremiten erscheinen – bemalt und mit Spiegeln ausgestattet. Häufig fanden sich Wasseranlagen in E. „In den Eremiten-Höhlen muß auch nichts seyn / was nicht ein fleißiger und vernünfftiger Einsiedler in den Wildnüssen finden / und durch eignen Fleiß zur Auszierung seiner sonst greulichen Wohnung zusammen setzen kan“ (Sturm a.a.O. S. 76).
Viele der E. dieses Zeitraums entstanden noch aus dem Wunsch, eine einsame, einfache Andachtsstätte in Schloßnähe zu besitzen. Bald jedoch waren E. nicht mehr ausschließlich Orte der vita contemplativa: die höfische Gesellschaft, die in dem bedürfnislosen Eremitenleben ein Beispiel für die von ihr spielerisch ersehnte einfache Lebensweise sah (s. a. Einfalt, RDK IV 980f.), zog sich in E. zurück, um dort in „galantem Eremitenspiel“ eine Vergnügen bereitende und Abwechslung bringende Form lebensfroher Geselligkeit zu pflegen (vgl. etwa Hanns Friedr. von Flemming, „Der vollkommene deutsche Jäger“ usw., Lpz. 1724, Bd. 2 S. 30). So machte Ludwig XIV. von Frankreich die seit dem Früh-MA im Wald von Fontainebleau verstreuten echten E. zum Ausflugsziel der Hofgesellschaft, ließ dort Feste veranstalten und sogar ein Belvedere errichten (Bray a.a.O. [Sp. 1211], S. 100). – Zur Wohnung für bevorzugte Hofleute bestimmte E. entstanden bereits in den dreißiger Jahren des 17. Jh. im Park von Buen Retiro in Madrid (s. u.). Bei E.-Bauten der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde oft die herkömmliche Bauweise beibehalten, oder es entstanden E., die sich von zeitgenössischen Gartenpavillons und -schlößchen weder in ihrer räumlichen Disposition noch in ihren Architekturformen unterscheiden.
Die E. des Markgrafen Georg Wilhelm von Bayreuth (s. u. Sp. 1217) entbehrte jeder religiösen Funktion, sie diente allein als Szenerie für das höfische „Eremitenspiel“. Die E. von Bagnolet, die späteren in Bayreuth und die M. 18. Jh. entstandenen französischen E. waren nur mehr profane Retraite.
Der Salzburger EB. Marcus Sitticus ließ im Park von Hellbrunn acht größere und kleinere, meist bei einer kleinen Kapelle gelegene, verschiedenartig ausgestattete E. errichten (vor 1619 voll.), die Ende 18. Jh. alle aufgelassen wurden; nur eine dieser E. war von einem Eremiten bewohnt, die übrigen enthielten Einsiedlerfiguren (Ausführliche Beschreibung der Anlagen: Inv. Österreich 11, S. 172–74). – Der Hzg. von Olivares erbaute für Philipp IV. in nächster Nachbarschaft des Klosters San Jerónimo bei Madrid die Sommerresidenz „Buen Retiro“ (ab 1631; Abb. 5) mit mindestens acht im Park verstreuten, durch Alleen miteinander verbundenen Eremitenvillen, die alle eine Kapelle enthielten und von Gartenanlagen umgeben waren; Bildwerke derjenigen hl. Einsiedler, nach denen die Bauten jeweils benannt waren, gehörten zum Schmuck der Fassaden oder der – luxuriös ausgestatteten – Innenräume (Maria Luisa Caturla, Pinturas, frondas y fuentes del Buen Retiro, Madrid 1947, bes. S. 38–44 m. Abb.). – Das „Eremitorium“ im Garten von Schloß Geyerswörth, wohl ein Holzbau mit Schieferdach, entstand unter Phil. Val. Voit von Rieneck (1653–72). Die Wände des Hauptraumes schmückten Landschaftsgemälde und Spiegel, die der anschließenden Galerie Gemälde und zwei „Perspektiven“. Wahrscheinlich im Hauptraum befand sich die Krippe, zu der drei Gruppen von geschnitzten und bemalten Figuren gehörten: Maria mit dem Kind sowie die Heiligen Hieronymus und Eustachius mit ihren Attributen (Heinr. Mayer, Bamberger Residenzen [= Bamberger Abhdlgn. u. Forschgn. 1], Mchn. 1951, S. 57f.). – Für die ausgedehnten Lustgärten, mit denen die Grafen Sinzendorf und Hamilton im späten 17. und frühen 18. Jh. das Schloß Neuburg am Inn umgaben, sind seit 1670 vier mit Rinden verkleidete Einsiedlerhütten im Schloßgraben verbürgt, ferner – von 1710–15 – eine größere E., zu deren Ausstattung bekleidete Klausnergruppen und Wasserkünste gehörten (Inv. Bayern IV, 4, S. 189). – Marschall Stanislaus H. Lubomirski ließ im Park seines Schlosses Ujazdow bei Warschau durch seinen Architekten Tylman a Gameren zw. 1683 u. 1690 zwei Pavillons errichten, von denen der eine, unter alten Bäumen angelegt, „Eremitorium“ oder E. genannt wurde (Zbigniew Dmochowski, The Architecture of Poland, London 1956, S. 308f. u. 330, Abb. 991). – 1699 ließ Fürst Albrecht Ernst II. zu Oettingen-Oettingen im Tiergarten Schrattenhofen am Ende einer die Hauptachse der Anlage in den Wald hinein fortsetzenden Allee eine E. erbauen, für die er einen Eremiten engagierte (Arthur Schlegel, Marburger Jb. 4, 1928, 208, 212, 225). – In dem durch einen Arm der Amper vom Schloß Haimhausen getrennten, mit einer Mauer umgebenen Obst- und Baumgarten wurde um 1700 eine Kapelle mit einer Klause errichtet (Inv. Bayern I, S. 272; vgl. auch Michael Wening, Historico-topographica Descriptio Bavariae 1701–26, Taf. 79). Die noch erhaltene E. ist mit Holzrinden und Seemuscheln ausgestattet und hat einen von zwei Eremitenfiguren flankierten Altar (Abb. 6 a und b). – Im Garten seines Lustschlosses Salzdahlum bei Wolfenbüttel ließ Hzg. Anton Ulrich Ende 17./ A. 18. Jh. eine E. mit der Statue des hl. Hieronymus nebst einer kleinen Kapelle und verschiedenen Studierzimmern mit Einsiedlergerätschaften errichten (Karl Brandes, Das ehem. fürstl. Lustschloß Salzdahlum und seine Überreste, Wolfenbüttel 1880, S. 13, m. Abb.). – Nach dem (wohl nach einem Projekt angefertigten) Kupferstich des Joh. Bapt. Homann im „Grundris des hoch-fürstl. Lust-Gartens mit dem Schloß der hertzogl. Residenz zu Hildburghausen“, Nürnberg o. J., war im großen Garten des 1685–95 für Hzg. Ernst errichteten Schlosses Hildburghausen auch eine E. vorgesehen: sie sollte am Ende der in der Schloßachse geführten Hauptallee außerhalb des eigentlichen Lustgartens im Tiergarten erbaut werden. Wahrscheinlich gehörte die E. zu den Partien dieses Plans, die auch ausgeführt wurden (Rud. Armin Human, Chronik der Stadt, der Diözese u. des Hzgt. Hildburghausen, Hildburghausen 1888, S. 211f.). – Die in der „Ordenssprache“ der höfischen „Einsiedler“ „Hospiz“ genannte E. des Markgfn. Georg Wilhelm wurde zwischen 1715 und 1718 in einem ehem. Tiergarten bei Bayreuth erbaut. Die Mauern der eingeschossigen Vierflügelanlage sind stellenweise mit Tuffsteinen verkleidet, z. T. bestehen sie aus rohen, unbehauenen Quadern. An die Wände der Seitenflügel und an den Grottenbau lehnen sich unregelmäßige Tuffsteinfelsen, und die Kamine haben die Form von Steinhaufen (Abb. 8). Der weit gereiste Karl Ludwig Frhr. von Pöllnitz (1692–1775) schilderte das Hauptgebäude als ein „durchaus ländlich gehaltenes Bauwerk“; es schien ihm, „als ob es aus einem einzigen Felsen gemacht wäre“ (Gg. Hübsch, Der fürstl. Lustsitz Eremitage bei Bayreuth in den Tagen seiner Vergangenheit, Bayreuth 1924, S. 11; s. a. Heinr. Kreisel, Eremitage bei Bayreuth, Mchn. 1934, und Erich Bachmann, Eremitage zu Bayreuth, München 19643). In dem Park verstreut lagen Einsiedeleien, aus Tuffsteinen grottenartig gebildet oder aus Holz mit Baumrinde verkleidet, in denen sich die höfischen Einsiedler absondern konnten; der E.-Komplex war Szenarium für das Eremitenspiel. – Die Markgfin. Franziska Sibylla Augusta von Baden-Baden ließ im Park ihres Lustschlosses Favorite eine Einsiedelei in Form eines steinernen Zentralbaus errichten (voll. vor 1717), der innen und außen mit Baumrinden verkleidet ist. Der Mittelraum dieser E., die der hl. Magdalena geweihte Kapelle, ist von sechs kleinen, primitiv eingerichteten Räumen umgeben. Ursprünglich befanden sich bei der E. „in kleinen Gängen des Gartens“ noch „Vorstellungen der alten Einsiedler in Lebensgröße von Holz und theils mit haarenen Decken bekleidet“ in „Höhlen“, die „gleichsam auf alten halb verfaulten Baumstämmen ruhen“. Joh. Georg Keyssler empfand die „Annehmlichkeit“ dieser E. in „der ausgesuchten Nachahmung der natürlichen Einfalt und ungekünstelten Beschaffenheit einer zur geistlichen Betrachtung bequemen Einöde“ („Neueste Reise durch Deutschland“ usw., Hannover 1740, Bd. 1 S. 141f.; s. a. Rud. Sillib, Schloß Favorite u. die Eremitagen der Markgfin. Franziska Sibylla von Baden-Baden, Heidelberg 19292, S. 63–65; Ernst Petrasch, Schloß Favorite, Baden-Baden 1960). – Reichsgraf Franz Anton von Sporck ließ ab 1717 bei Kuks (Böhmen), wo bereits ein Schloß, ein Bad und ein Hospital erbaut worden waren, verschiedene E. in einer Waldzone errichten. Matthias Braun und seine Werkstatt schufen dort, vornehmlich in den 20er Jahren, zahlreiche, z. T. erhaltene plastische Darstellungen von Eremiten und biblischen Begebenheiten. Der Waldbezirk wurde nach der im Zentrum entstandenen Szene „Bethlehem“ genannt. Bereits 1711 war zwischen „Bethlehem“ und Kuks die Einsiedelei des hl. Franziskus angelegt worden. Ursprünglich hausten in den E. wirkliche Einsiedler; erst einige Jahre später wurden sie durch überlebensgroße Anachoretenstatuen aus Stein ersetzt (E. Bachmann, Zs. f. Kw. 5, 1951, 207–14, m. Abb.; Jan Lukas u. O. J. Blažíček, Kuks, Prag 1953, S. 19f.). – Der bayerische Kurfürst Max Emanuel ließ 1725 (–1728) im „jardin sauvage“ des Nymphenburger Barockgartens eine zum Wohnen bestimmte Ruine mit vier Wohnräumen und einer Kapelle, die fast die Hälfte des Bauwerks einnimmt, errichten (L. Hager, Schloß Nymphenburg, Mchn. [1955], S. 40–43). Die Kapelle der noch in ihrem ursprünglichen Bestand erhaltenen sogenannten Magdalenenklause (Abb. 9 a und b) ist als Grotte gestaltet, die Wohnräume sind besonders einfach eingerichtet. – Vor 1727 muß die für den Regenten oder dessen Sohn errichtete E. im Park des Schlosses Bagnolet bei Paris entstanden sein [5, S. 205 Anm. 3, S. 229, Abb. 150 u. 156]. Sie war vom Park und von der Schloßzufahrtsstraße her zu betreten und enthielt ein Vestibül, einen Salon, eine Galerie und verschiedene Kabinette. Auffallend ist eine gewisse Asymmetrie in der Disposition der Räume und die Anlage eines Treppentürmchens mit verglastem Belvedere nur auf der einen Seite des Pavillons. – Das E. genannte, für Kard. Damian Hugo von Schönborn gebaute Lustschloß von Waghäusel bei Bruchsal (1721–30) enthielt einen „auf eremittisch“ gemachten Saal: seine Deckenmalerei zeigte eine in eine antike Ruine eingebaute Einsiedlerhütte; auch die Hauskapelle war „eremittisch“ ausgestattet (Inv. Baden IX, 2, S. 335–44; Hans Rott, Bruchsal. Quellen z. Kg. d. Schlosses u. d. bischöfl. Residenzstadt, Heidelberg 1914, S. 60 u. 75). – Markgfin. Wilhelmine und Markgf. Friedrich fügten 1735 bis um 1749 der E. des Markgfn. Georg Wilhelm bei Bayreuth weitere Staffagen und das sog. Neue Schloß hinzu (E. Bachmann, Eremitage b. Bayreuth, a.a.O.). – 1744ff. erbaute die Markgräfin in ihrem Felsengarten Sanspareil eine Gruppe von vier eingeschossigen „Eremitengebäuden“, deren Hauptbau der sog. Morgenländische Bau war (Abb. 10; E. Bachmann, Felsengarten Sanspareil [und] Burg Zwernitz, Mchn. 1962, S. 28–40 und 50). – Bezeichnend für die E. am französischen Hof in der Zeit Ludwig XV. ist ihre Verbindung mit kleinen Nutz- und Blumengärten sowie Geflügelmenagerien und Milchwirtschaften (Ingrid Dennerlein, Die Gartenkunst des Régence und des Rokoko in Frankreich, Diss. Mchn. 1962, S. 127–59 [masch.]; Pierre Verlet, Versailles, Paris 1961, S. 583 u. 749; Rose-Marie Langlois, Revue de l’hist. de Versailles ... 1947, 22–84). – Bei der Anlage eines repräsentativen E.-Schlosses mit ausgedehntem Garten und Park bei Condé an der belgischen Grenze (beg. 1749/50) ging der Duc de Croy zwar von den E. Ludwigs XV. und der Pompadour aus, suchte diese jedoch zu übertreffen; die Eigenart der Vorbilder ging dabei verloren (Dennerlein a.a.O. S. 160f.). – Um 1734 entstand eine E. im Garten des Schlosses Laszki Murowane in Polen (Gerard Ciolek, Gärten in Polen, 1. Teil, Warschau 1954, S. 82).
Als „einzige erhaltene bürgerliche E.“ gilt das um 1760 unter Benutzung gotischer Spolien im Garten erbaute zweigeschossige „Eremitenhäuschen“ in Creußen Lkrs. Pegnitz, mit Kapelle, Studierstube und Küche (Inv. Bayern, Ofr. Bd. 2, S. 157–60, Abb. 94–97).
Die Aufgabe der E. im englischen Garten – vor allem im vorromantisch-sentimentalen (um 1770–90/1800) – kennzeichnet am ausführlichsten und prägnantesten Christian Cayus Laurenz Hirschfeld in seiner „Theorie der Gartenkunst“ (5 Bde., Lpz. 1779–85). Was er über „Einsiedeleyen“ schrieb (Bd. 3 [1780], S. 96–108), vertraten im wesentlichen später auch Christian Ludw. Stieglitz (Encyklopädie der bürgerlichen Bauk. Bd. 2, Lpz. 1794, S. 361f.), Luigi Mabil (Teoria dell’ arte de’ giardini, Bassano 1801, S. 166–69) und Antoine-Chrysostome Quatremère de Quincy (Architecture Bd. 2 [= Encyclopedic méthodique 1, 2], Paris 1801–20, S. 514f.).
Die E. wurde Staffage, Requisit und Stimmungsträger „für die einsame und sanft melancholische Gegend“ der Gärten, sich mehr an den Betrachter als an den Besucher wendend (Hirschfeld a.a.O. Bd. 3, S. 97). Außerdem sollte sie auch der Erinnerung an jene Zeiten dienen, „wo die fromme Einfalt die Welt verließ, um den Himmel in der Wüste zu finden“ (ebd. S. 98), also ein Denkmal der Frömmigkeit sein. Jedoch konnte eine E. – zur Abwechslung – auch einem alten Philosophen, der die Einsamkeit geliebt hatte, gewidmet werden. Wichtig waren E. nach wie vor für die Gewinnung von Kontrasteffekten und Variation in Garten und Park.
Als Orte religiöser Andacht dienten die E. im allgemeinen nicht mehr. Jedoch hatte Charles Hamilton in dem noch vor M. 18. Jh. angelegten Park von Pain’s Hill eine E. errichten lassen, die drei Wochen von einem Eremiten bewohnt war (Ralph Dutton, The English Garden, London 1937, S. 84f.). Auch in Baudour, Beloeil und Betz befanden sich E. (alle 3. Dr. 18. Jh.), die noch von Eremiten bewohnt waren (Louis Hautecoeur, Les jardins des dieux et des hommes, Paris 1959, S. 187).
Der vorübergehend in Pain’s Hill lebende Einsiedler war vom Besitzer des Parks per Inserat gesucht worden und ‚sollte mindestens sieben Jahre in der E. bleiben. Er wird mit einer Bibel, mit optischen Gläsern, einer Fußmatte, einem Betschemel, einem Stundenglas, mit Wasser und Nahrung vom Hause versehen werden. Er muß eine Kamelottrobe tragen und darf sich nie, unter keinen Umständen, das Haar, den Bart oder die Nägel schneiden, noch den Grundbesitz von Mr. Hamilton verlassen, oder mit den Dienern sprechen.‘ Solche Ziereremiten (ornamental hermits) sind in England von 1740–1820 bezeugt (Anzeige im „Courrier“ vom 11. Jan. 1820: Junger Mann wünscht, sich von der Welt zurückzuziehen und an einem passenden Ort in England als Eremit zu leben. Er ist gewillt, sich von irgendeinem Adeligen oder Gentleman dingen zu lassen, sofern dieser einen Eremiten wünscht.‘); ob es sie auch auf dem Kontinent gab, ist noch nicht ermittelt (für den Tiergarten in Schrattenhofen wurde – wie A. Schlegel sagt – ein Eremit „engagiert“; Hinweise auf die Ziereremiten gab Hans Ost, Bonn; vgl. dazu Max Nänny, Ziereremiten, „Du“ 21, 1961, 42f. u. 106 [Lit.], und N.N., Problems of Keeping a Hermit, „The Times“ London, 23. Nov. 1963, S. 10).
Die Funktion der E. im englischen Garten forderte eine verborgene Lage im Schatten von Bäumen. Die Einsiedeleien sollten einfach und kunstlos gebaut sein und von außen wie innen „Einfalt, Dürftigkeit, Verläugnung ankündigen“ (Hirschfeld a.a.O. S. 103). Hirschfeld betonte ausdrücklich den Unterschied zwischen Grotten und Einsiedeleien und lehnte nach dem Vorbild von Grotten gebildete E. (wie sie z. B. Sturm vorschlug: a.a.O. S. 76f.) ab. Es gab jedoch auch E. in Form von Grotten (z. B. die vor 1774 angelegte „grotte de Saint-Antoine“ im englischen Garten des Duc de la Tremolile in Attichy: Ernest de Ganay, Les jardins de France et leur décor, Paris 1949, S. 211); „eine alte ruinöse Eremitenkirche samt Zellen und kleinen Gärtlein“ findet sich auf dem Entwurfsplan des Joh. Prokop Mayer für den Südwestteil des Würzburger Hofgartens von 1774 (Abb. 11; Christ. Bauer, Der Würzburger Hofgarten, Mainfränk. Jb. f. Gesch. u. K. 13, 1961, 23f.). E. im gotischen Stil, wie die im Park von Betz (nach 1780; Ganay a.a.O. S. 232) oder die wohl vor 1800 im Park der Villa Brusegana bei Padua entstandene, wurden gegen Ende des 18. Jh. häufiger errichtet (Camillo Semenzaio, Arte veneta 16, 1962, S. 195, Abb. 228). Eine Vorform der gotisierenden deutschen Astwerk-E. fand sich im Park von Stourhead, 3. Dr. 18. Jh., von Horace Walpole angelegt (Abb. 12; Hella Müller, Natur-Illusion in der Innenraumkunst des späteren 18. Jh., Diss. Göttingen 1957, S. 181f. [masch.]).
Hirschfeld entnahm einige seiner den Text illustrierenden E.-Entwürfe einem der ersten Hefte der „Jardins Anglo-Chinois“ von G. L. Le Rouge, die 1776–88 in Paris erschienen und zu den ersten Veröffentlichungen von Vorlageblättern für E.-Bauten zu zählen sind.
Neuartige und originelle Beispiele für den Bau von E. lieferte William Wrighte in den Grund- und Aufrissen seiner „Grotesque Architecture“, London 1790 (Abb. 13). – Auch Joh. Gottfr. Grohmann nahm in seine mehrmals aufgelegten „Ideen-Magazine“ (1797 und später) Vorlagen für E. auf (Abb. 14; H. Müller a.a.O. S. 182f.); da er Entwürfe sowohl für minder bemittelte als auch für reiche Gartenliebhaber vorführte, ist zu vermuten, daß auch mit der Errichtung von E. in bürgerlichen Gärten gerechnet wurde. Die frühesten E. als Staffagebauten in Landschaftsgärten fanden sich in England, wo sie noch vor der Jahrhundertmitte eingeführt wurden, z. B. die E. von Stowe (Hautecoeur a.a.O. [Sp. 1222], S. 171), die E. von Pain’s Hill (s. o.), die in den Leasowes (nach 1745; H. F. Clark, The English Landscape Garden, London 1948, S. 48) und die schon erwähnte von Stourhead.
Im 3. Dr. 18. Jh. gehörten E. zu den am häufigsten verwendeten Gartenarchitekturen in den englischen Gärten Europas.
19. Jahrhundert. Mit dem Ende der vorromantisch-sentimentalen Stilphase der englischen Gartenanlagen scheint um 1800 die E.-Mode abgeklungen zu sein. 1802 verwarf man E. als „abgenutzte Spielwerk(e)“ und „Christtagsgeschenke für Weiber und Kinder“ (Joh. Gg. Meusel, Neue Miscellaneen artistischen Inhalts für Künstler und Kunstliebhaber, 13. Stück, Lpz. 1802, S. 544), 1803 heißt es, daß „a Gothic dairy is now become as common ... as were formerly the hermitage ...“ (Humphry Repton, The Art of Landscape Gardening, hrsg. von John Nolen, London, Boston u. New York 1907, S. 181). Gebäude im Garten, die „das Bild der Armuth durch Strohdächer oder durch ähnliche Zeichen der Dürftigkeit an sich tragen“, lehnte auch F. L. v. Sckell ab (Beitr. z. bild. Gartenkunst, Mchn. 1818, S. 36ff.). Christian Oeser stellte in seinen „Briefen an eine Jungfrau“ (Lpz. 18524, S. 462) fest, Einsiedeleien seien aus dem Park verbannt. In dem die „Ideen-Magazine“ Grohmanns fortsetzenden „Neuen Ideen-Magazin“ (hrsg. von Friedr. Gotthelf Baumgärtner, Lpz. 1806ff.) ist in 13 Heften nicht eine einzige E. aufgeführt. Dennoch entstanden wohl vereinzelt auch nach 1800 noch E. in Gärten und Parks. In dem A. 19. Jh. angelegten Landschaftsgarten des Schlosses Kühlenfels, Ofr., von dem 1895 nur noch geringe Spuren sichtbar waren, befand sich z. B. eine E., „ein einfaches, mit Rinde bekleidetes Häuschen, ganz geeignet, der Aufenthalt eines Weltweisen zu sein, der sein Leben der Betrachtung der hohen Natur gewidmet hat“ (Adreß-hdb. für den Ober-Main-Kreis, Bayreuth 1812, zit. bei Friedr. Wachter, Pottenstein, Bambg. 1895, S. 166). 1823 erschien das „Magazijn van Tuin-Sierraden“ (o. O.) mit verschiedenen, z. T. dem Werk Grohmanns entnommenen E.-Entwürfen. 1836 allerdings bemerkt dann Joh. Jac. Helfft in seinem Karl Friedr. Schinkel gewidmeten „Enzyklopäd. Wörterbuch der Landbaukunst“ (S. 100) unter dem Stichwort E.: „Der neuere Geschmack hat sie indeß wieder vertrieben.“
Zu den Abbildungen
1. Jan Sadeler d. Ä. nach Marten de Vos, Einsiedler. Kupferstich, 10,7 × 15,7 cm. München, St. Gr. Slg., Inv.Nr. 29079. Aus einer 1597 bis 1600 erschienenen Stichfolge von Einsiedlerdarstellungen. Fot. Slg.
2. Guy’s Cliffe House bei Warwick (Warwickshire, England), ma. Einsiedlerhöhlen. Fot. Nat. Buildings Record, London, AA 52/4171.
3. Wien, Österr. Nat.Bibl., Cod. 2597 (René von Anjou, Le Livre du Cuer d’Amours Espris), fol. 9r, „Coeur“ und „Vif-Désir“ vor „Jalousie“. Sog. „René-Meister“ (René von Anjou?), um 1465. Nach André Chamson, Le Livre du Coeur d’Amour Épris du Roi René (= „Verve“ 6, 23), Paris 1949, Taf. 3.
4 a und b. Schloß Gaillon, Plan der Bau- und Gartenanlagen (a); Eremitage (b). Kupferstichill. zu Jacques Androuet Ducerceau, Les plus excellents bastiments de France, Paris 1576, Ausschnitte: 8,3 × 40,6 cm (a); 21,3 × 15,5 cm (b). Nach den Nachstichen von Faure Dujarric in der Neuausgabe des Werkes, hrsg. von H. Destailleur, Paris 1868, Bd. 1 o. S.
5. Louis Meunier, Ansicht der Ermita de S. Pablo in Buen Retiro. Kupferstich, 10 × 20,9 cm. Aus: L. Meunier, Diversas Vistas, Différentes Ueues des palais et Jardins de plaisance des Rois despagne, o. O. und J. (Paris um 1665).
6 a und b. Haimhausen bei Dachau, dekorative Einzelheiten vom Inneren der Kapelle in der Eremitage im Schloßpark. 1701. Fot. Ingrid Haug, München.
7. Regensburg, Klarissen- (ehem. Kapuziner-) Kloster, Innenansicht der Eremitage. 1712. Fot. Bayer. L.A. f. Dpfl., München.
8. Joh. David Räntz (Planung), Binnenhof des sog. Alten Schlosses im Hofgarten Eremitage zu Bayreuth: Hoffassade des Marmorsaales („Refektorium“), Seitenflügel mit Einsiedlerzellen. 1715 bis 1718. Fot. Bayer. Schlösserverwaltung Nymphenburg.
9 a und b. Jos. Effner, Magdalenenklause im Schloßpark Nymphenburg, 1725–1728: a) Ansicht von SO. Lithographie. Fot. Bayer. Schlösserverwaltung Nymphenburg, b) Grundriß. Umzeichnung unter Verwendung eines Planes aus der Zeit um 1800 (vgl. L. Hager a.a.O. [Sp. 1219], S. 41).
10. Jos. Saint-Pierre, E. im Felsengarten Sanspareil bei Bayreuth. Kupferstich von Joh. Thomas Köppel, 26,4 × 41,6 cm. Aus einer Stichserie von 1748/49. Fot. Bayer. Schlösserverwaltung Nymphenburg.
11. Joh. Prokop Mayer, E. aus einem Gartenprojekt für den Hofgarten in Würzburg. Lavierte Federzchg., Ausschnitt ca. 20 × 40 cm. 1774. Archiv der Bayer. Schlösserverwaltung Nymphenburg. Fot. Archiv.
12. Stourhead (Wiltshire, Südengland), E. sog. „Convent in the Woods“. 3. Dr. 18. Jh. Fot. Country Life, London.
13. William Wrighte, Augustine Hermitage, Kupferstich (14 × 25 cm) aus seinem Werk „Grotesque Architecture“, London (1767 und) 17902, Taf. 7. Fot. Verf.
14. Vorlage für einen E.-Bau Kupferstich (Ausschnitt), 8,2 × 6,6 cm. Aus: Joh. Gottfr. Grohmann, Kleines Ideenmagazin für Gartenliebhaber oder Sammlung von Ideen, die mit wenig Kosten auszuführen sind, Lpz. o. J., Kupfer 9, Fig. c. Fot. Walter Glock, München.
Literatur
Zu II. A: 1. Rotha Mary Clay, The Heremits and Anachorites of England, London 1914. – 2. Rud. Kriß, Wallfahrtsorte Europas, Mchn. 1950. – 3. Ders., Die Volkskunde der Altbayr. Gnadenstätten, Mchn.-Pasing 1953–562, 3 Bde. – 3a. L’eremitismo in occidente nei sec. XI e XII (Misc. del Centro di Studi Medioevali, 4), Mailand 1965.
Zu II. B und III: 4. Marie Luise Gothein, Gesch. der Gartenkunst, 2 Bde., Jena 19262. – 5. Louis Hautecoeur, Hist. de l’architecture classique en France, Bd. 3, Paris 1950.
Weitere Lit. s. Gartenarchitektur.
Zahlreiche Hinweise gab Ingrid Dennerlein.
Verweise
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