Elisabethinerinnen
englisch: Elizabethines; französisch: Élisabethines; italienisch: Elisabettine.
Friedrich Zoepfl (1958)
RDK IV, 1431–1433
E. (Elisabethinnen, Elisabetherinnen) hießen bzw. heißen einige katholische weibliche Ordensgenossenschaften. Nach der hl. Elisabeth von Thüringen, die selbst keinen Orden gestiftet, sich aber als Franziskanerterziarin in einem von ihr gegründeten Spital dem Dienst der Kranken gewidmet hat, nannten sich im Mittelalter Schwestern, die an Elisabethspitälern tätig waren, auch die Franziskanerterziarinnen der von Angelina de Corbara gegründeten Klöster (s. Terziaren). Heute führen im deutschen Sprachraum zwei Ordensgruppen diesen Namen:
I. Die Hospitalschwestern der hl. Elisabeth vom Dritten Orden des hl. Franziskus. Gründerin (1622) ist Apollonia Radermecher aus Aachen (1571–1626), Stammkloster das Aachener St. Elisabeth-Hospital [2]. Aus dem Aachener Kloster gingen unmittelbar oder mittelbar sämtliche Niederlassungen im ehemaligen Deutschen Reich u. in der Österreich-ungarischen Monarchie sowie in Übersee (Kanada, USA) hervor. Verschiedene Klöster fielen Anfang des 19. Jh. der Säkularisation zum Opfer, lebten aber in der Folgezeit teilweise wieder auf. Von den heute bestehenden Niederlassungen hat ein Teil Ordensverfassung mit feierlichen Gelübden (so Graz, gegr. 1690; Wien, gegr. 1709; Klagenfurt, gegr. 1710; Azlburg/Straubing, von Prag aus 1749 gegr., A. 19. Jh. säkularisiert, 1829 neu errichtet), ein anderer Teil Kongregationsverfassung mit einfachen Gelübden (so Aachen, gegr. 1622, neu organisiert 1855; Luxemburg, gegr. 1671; Breslau, jetzt Bad Kissingen, gegr. 1736; Neuburg a. d. D., gegr. 1841). Die Schwestern der ersten Gruppe widmen sich der Kranken- und Armenpflege in Anstalten, die der zweiten Gruppe entfalten neben Spitalpflege weitere karitative Tätigkeit, üben ambulante Krankenpflege, führen Haushalte in Seminarien, Kolpingsheimen usw.
Ihre Tracht ist: Kleid, Mantel, Skapulier schwarz oder braun (früher auch grau), Strick mit fünf Knoten weiß, Brust- und Kopftuch weiß, Schleier schwarz (Abb. 1).
Kloster- und Kirchenanlagen aus dem 18. Jh. haben sich erhalten in Wien (Kirche 1709–11, Kloster 1710–15 mit alt eingerichteter Apotheke), Linz (Kloster 1746–49, Kirche 1762–68), Klagenfurt (Kirche 1730 vollendet, Kloster 1710); Azlburg/Straubing (Abb. 2) wurde im Jahr 1748 als Schlößchen durch die E. erworben, Spital und Kirche wurden 1787, vermutlich nach Plan des Hofmaurermeisters Anton Baumgartner, neu gebaut. Es ist eine bezeichnende Anlage für die Verbindung von Hospital und Kloster: vier Flügel um einen Innenhof, die Kirche im Südflügel (Inv. Bayern IV, 6, S. 173-180; [8]).
II. Die Barmherzigen Schwestern von der hl. Elisabeth vom Mutterhaus Essen, gegründet 1843, sind karitativ tätig.
Zu den Abbildungen
1. Aachen, Kloster der Elisabethinerinnen, hl. Elisabeth. Holz, ungefaßt. 1. V. 16. Jh., nach Stadtbrand 1656 im Frontgiebel der Gasthauskirche am Radermarkt (Münsterplatz) aufgestellt. Fot. Ann Bredol-Lepper, Aachen.
2. Azlburg/Straubing, Ndb., Ostfassade des Elisabethinerinnenklosters. Neubau beg. 1787. Fot. Bayer. L.A. f. Dpfl., München.
Literatur
1. Wilh. Liese, Gesch. der Caritas Bd. 2, Freiburg i. Br. 1922, Vorbemerkung und S. 60–64. – 2. Willibalda Schmitz-Dobbelstein, Die Hospitalschwestern von St. Elisabeth in Aachen 1622 bis 1922, Aachen 1922. – 3. Doyé Bd. 2, S. 830f. – 4. Buchberger Bd. 3, Sp. 635. – 5. Ernst Krenn, Die Trachten der kath. Ordensleute, Regensburg 1932, S. 28. – 6. Heimbucher Bd. 2, S. 21f. – 7. Josef Brosch, Mutter Apollonia Radermecher. Die Meisterin der Karitas, Aachen 1953. – 8. Erich Martin, Franziskanerinnenkloster der Elisabethinerinnen in Azlburg-Straubing, in: Bavaria Franciscana Antiqua Bd. 3, Mchn. 1957, S. 382–89.
Empfohlene Zitierweise: Zoepfl, Friedrich , Elisabethinerinnen, in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. IV (1958), Sp. 1431–1433; in: RDK Labor, URL: <https://www.rdklabor.de/w/?oldid=93183> [05.04.2022]
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