Eisenschnitt

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englisch: Chiselled iron (steel); französisch: Fer ciselé; italienisch: Intaglio in ferro.


Alexander von Reitzenstein (1957)

RDK IV, 1152–1164


RDK IV, 1153, Abb. 1. Dinkelsbühl, Ende 15. Jh.
RDK IV, 1155, Abb. 2. Emanuel Sadeler, um 1610, München.
RDK IV, 1157, Abb. 3. Daniel Sadeler, um 1620, London.
RDK IV, 1159, Abb. 4. Kaspar Spät, um 1640, München.
RDK IV, 1159, Abb. 5. Gottfried Leygebe, 1659-60, Kopenhagen.
RDK IV, 1161, Abb. 6. Hermann Bongard, um 1700, München.
RDK IV, 1163, Abb. 7. Franz Matzenkopf, um 1750, Wien.

I. Begriff und Voraussetzungen

Der E. ist eine seit alters bekannte, doch erst seit dem späten Mittelalter über sekundäre Verwendung zu einem eigenen Zweig des Kunsthandwerks fortschreitende Technik der Eisenbearbeitung, die vor allem im 16. und 17. Jh. von deutschen, italienischen und französischen Schlossern, Waffenschmieden, Münzstempelschneidern und Medailleuren in vollendeter Weise beherrscht wurde.

Der Rohstoff des Eisenschneiders ist das Schmiedeeisen, das er, rauh vorgeformt, als Bosse des beabsichtigten Gegenstandes übernimmt, um es in kaltem Zustande mit besonderen, der Härte des Stoffes angemessenen, d. h. also stets härteren (Stahl-)Werkzeugen, Meißel, Grabstichel, Bohrer, Feile, Punze, Treibhammer, zu bearbeiten. Das wenig bildsame Material begrenzt die Größe des Werkstückes meist verhältnismäßig eng und beschränkt auch die Tiefe des Reliefs. Freiplastik größeren Formats wird nur ausnahmsweise in Bravourstücken gewagt; die wenigen Beispiele des späten 17. Jh. sind nicht so sehr Kunstwerke als Kuriosa einer vor nichts zurückschreckenden Kunstfertigkeit.

Die eigensten Leistungen des künstlerischen, das ornamentale Relief bevorzugenden E. gelangen nur in kleinen Formaten von der Größe einer Parierstange bis zur Größe eines Büchsenlaufes. Diese Beispiele enthalten auch schon den Hinweis, daß der E. meist nur zusätzliche, schmückende Verwendung an im wesentlichen bereits fertigen Gegenständen anderer Handwerkszweige, hier des Messerschmieds und des Büchsenmachers, fand.

Der Aufstieg des als Hilfstechnik (Ausbereitung, Ziselierung) längst geübten E. zu einem speziellen und auch fachlich spezialisierten Zweig des Kunsthandwerks vollzog sich im 2. Dr. 16. Jh. Ein 1472 in Wiener Neustadt genannter Eisenschneider Mathes, Verfertiger von 22 Punzen, ist wohl als Stempelschneider anzusprechen (Jb. Kaiserhaus 4, 1886, Reg. 3255). Münzstempelschnitt und E. zeigten sich später, im 17. und 18. Jh., gelegentlich in enger, personaler Verbindung. Eine der Wurzeln des E. ist jedenfalls bei den Prägstempelschneidern zu suchen. Der Münzstempelschnitt ist ja Eisenschnitt, genauer Stahlschnitt, nur im verkehrten, negativen Relief. Die schon vollendet beherrschte Technik des Münzbildschnittes in der tirolischen Prägestätte in Hall, 70er–80er Jahre des 15. Jh., läßt erkennen, daß der positive, plastische E. schon eine hohe Summe technischer Erfahrung für sich nutzbar machen konnte. – Eine andere Wurzel ist bei den Schlossern zu suchen. Die sehr komplizierten Schloßkonstruktionen des Spät-MA bedurften des E. zum wenigsten als einer zusätzlichen Technik, und Schloß und Schlüssel waren auch in der Folge, neben der allerdings bevorzugten, auch die reifsten Leistungen bringenden Waffe, seine dankbarsten Nutznießer (Abb. 1).

Daß sich der E. so eng mit der Waffe, insbesondere der Blank- und Handfeuerwaffe, verband, liegt im Charakter der Waffe, die eisern ist und sich zum Eisen bekennen darf, auch da, wo sie Prunk entfaltet. Daß der Schmuck der Waffe im Eisen selbst, in seiner besonderen Stofflichkeit gefunden werden kann, mußte allerdings auch erst begriffen werden. Edle Metalle schienen lange unerläßlich. – Die Übertragung der zunächst noch wenig wagenden Technik des E. auf die Waffe und ihre Entwicklung zum Mittel der künstlerischen Ausstattung begab sich in den Werkstätten der Messerschmiede, die die Fassung der Klinge (Gefäß, Scheidenbeschläge) besorgten. Frühe, doch schon beachtliche Ansätze des E. finden sich etwa an den von Hans Sumersperger in Hall (Tirol) gearbeiteten Prachtschwertern Kaiser Maximilians I. in Wien (Waffenslg. und Weltliche Schatzkammer) und Kopenhagen (Nat.Mus.): spiralig gedrehte, z.T. auch schon „à jour“ gearbeitete Parierstangen [8]. Es war die Konkurrenz mit dem Goldschmied, die den Eisenschneider an schwierige ornamentale und figürliche Themen herantreten ließ. Es ist auch kein Zufall, daß sich der E. mit der abnehmenden Farbigkeit des Renaissancekostüms aufwärts entwickelte. Die Stofflichkeit des Eisens, sein eigener Farbwert (durch Anlauffarben, Bläuung, eher verstärkt als vermindert) wurde jetzt geschätzt (s. auch Degen, RDK III 1218ff.).

II. Entwicklung des künstlerischen E. in Deutschland

Um M. 16. Jh. läßt sich erstmals ein reicherer, ja schon reich entwickelter E. in Sachsen feststellen [9]. Ein frühes Beispiel ist das Reitschwert des Kurf. Johann Friedrich († 1554) im Dresdner Hist. Mus. (Inv.Nr. E 573); der Schnitt ist noch unausgeglichen, grob, die schwierige Technik noch nicht voll beherrscht. Genannt werden die Namen zweier Torgauer Messerschmiede, Franz und Paul, und eines Dresdner (?) Schwertfegers Thomas. Eine Rapiergarnitur des Thomas war im Dresdner Museum (Inv.Nr. E 680); das Inventar der Rüstkammer, 1567, beschreibt sie: „Ein ausgehawenn eisenfarb Rappir, tolch und gürtell, sambt dem beschlege, eines Musters. Das Kreutz unnd Knopff ist von schoner kunstreicher arbeytt, und altenn Historienn ausgehauen ...“ (E. Haenel, Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer, Lpz. 1923, S. 90, Taf. 45). Etwa gleichzeitige Arbeiten des gleichen Werkkreises sind die Rapiergarnituren E 78, 79, 83, 86, 87 (Kat. Hist. Mus. Dresden, 1899, S. 66). Die Findung eines eigenen materialtechnisch begründeten Stiles war angebahnt, die Vorbildlichkeit des Goldschmiedes allerdings noch nicht abgestreift.

Vielleicht weist diese Gruppe sächsischer Eisenschneider nach Süddeutschland zurück. In den Münchner Hofzahlamtsrechnungen findet sich 1561 der Eintrag: „Thomas Mair Messerschmiedgeselle Knopf und Kreuz an ein Rappier für den Herzog von Eisen getrieben und Gold darein geschlagen ...“ [14, S. 5]. Die Möglichkeit einer Identität dieses Thomas mit dem Dresdner ist gegeben, die Rapiergarnitur des Kurf. August (Dresden, Inv.Nr. E 685), laut Inventar der Rüstkammer eine Verehrung von der Herzogin von Bayern, deckt auch eine nach München führende Beziehung auf. Fraglich bleibt allerdings, ob diese Garnitur (Haenel a.a.O. S. 86, Taf. 43) als Münchner Arbeit angesehen werden darf; die Dresdner Rapiergarnituren E 680 (Meister Thomas) und E 684 (Meister Franz) sind so stilverwandt, daß auch Entstehung in Sachsen selbst möglich erscheint.

Für München ist also der von den Messerschmieden geübte E. für rund 1560 bezeugt. Zu reifer Entfaltung gelangte er durch den Messerschmied Otmar Wetter [10; 11], der 1583 Bürgerrecht gewann und 1589 nach Dresden übersiedelte (wie gleichzeitig der Messerschmied Anton Schuch). Seine Arbeiten (Beispiele: die bez. Rapiergarnitur Dresden Inv.Nr. E 578, das bez. und 1594 dat. Rapier Kopenhagen, Zeughaus-Mus.) sind vollendet materialgerecht. Das Eisen spricht als solches, in seiner eigenen Farbe, die Vergoldung zieht sich in die Tiefen des ornamentalen Reliefs zurück, dessen scharfkantig abgegrenzte Zeichnung eisenblau (gebläut) auf der Goldfolie steht. Das Widerspiel des in die gerauhten Gründe eingeschlagenen Goldes mit dem Blau des Eisens wirkt erlesen, gemäßere Abstimmung auf das durch das einfache Schwarz gekennzeichnete Zeitkostüm konnte nicht gefunden werden.

Auch der gleichzeitig in Augsburg tätige bedeutende Eisenschneider Thomas Rucker arbeitete wiederholt für Kurf. August in Dresden. Sein Hauptwerk, ein Unikum, ist der große, figurenreiche eiserne Stuhl, der als Geschenk des Augsburger Rates 1574 an Kaiser Rudolf II. ging (Longford Castle, Earl of Radnor). Vielleicht darf ihm auch der ausgezeichnete, kräftig reliefierte Griff eines Schwertes im B.N.M. (Inv. Nr. W 579) zugeschrieben werden.

Die Blüte des E. brachten dann wenig später die beiden Sadeler [14], wahrscheinlich Brüder, Söhne eines Antwerpener Messerschmieds. Emanuel Sadeler (Abb. 2) zeigt sich erstmals 1594 als „Eisenarbeiter“ (dann auch als Eisenschneider, Eisengravir, Messerschmied) in den Münchner Rechnungen (Todesjahr 1610). Daniel Sadeler (Abb. 3), zunächst 1603–07 kaiserlicher Kammervergolder, kam 1610 nach München (Todesjahr 1632). Die schwer zu unterscheidenden Arbeiten der beiden Sadeler sind das Reifste und Reinste, was der deutsche E. je erreichte, seine „klassische“ Vollendung. Das Relief ist scharf und doch zart, stets in klarer einheitlicher Bindung an die Fläche, glatt (im Figürlichen) und gepunzt, gebläut und, in den Gründen wie auch in einigen kleinen Auftragungen, vergoldet; das sind die Spezifika dieser Kunst, die auf den Grundlegungen des Otmar Wetter beruht, das von ihm Erreichte aber technisch wie künstlerisch um ein Letztes übertrifft. Es schmälert die Leistung nicht, daß die Invention stets von fremden Stichvorlagen, etwa Étienne Delaune’s, abhängig ist. Werke der Sadeler finden sich in den meisten großen Waffensammlungen (Wien, Dresden, München, Turin, Paris, London, New York). Das Emanuel Sadeler zugeteilte Schwert des Mus. de l’Armée in Paris (Inv.Nr. J 97) ist durch freiplastische Gestaltung der einzelnen Teile des Gefäßes ausgezeichnet. Doch ist dem Sadeler-Stil meist ein verhältnismäßig flaches, gebundenes Relief eigentümlich (typisch der Schwertknauf des ehem. Bayer. Armee-Mus. in München: Abb. 2). Verglichen mit den berühmteren Arbeiten des italienischen E., dem lange genug viele Werke deutschen E. zugeschrieben wurden, eignet dem deutschen die immer strenge Ausrichtung auf das Material, das nie als Ersatz (für Edelmetalle oder Bronze) behandelt wurde. Der italienische E. (eines G. B. Serrabaglio, L. Piccinino, G. Ghisi) ist unerreicht virtuos, erstrebt aber Wirkungen des Modelleurs und Bildgießers, die das Material verleugnen.

Mit dem dritten Münchner Eisenschneider, Kaspar Spät [14], tätig 1635–65 (Todesjahr 1690), endete die klassische Zeit des deutschen E. Die Kunst Späts erwuchs aus der der Sadeler. Nicht ganz ebenbürtig, erzielte sie doch noch Vorzügliches. Als Beispiel diene das Reliquienkästchen des B.N.M. (Abb. 4).

Im späteren 17. Jahrhundert verlor das Eisen wieder seinen eigenen stofflichen Schönheitswert. Die jetzt leichtere Blankwaffe (Degen, Säbel, Hirschfänger), das Gewehr, das nun ebenfalls die schweren Formen der alten Radschloßbüchse verließ, bevorzugten in ihren dem Schmuck zugänglichen Eisenteilen die Gravierung. Doch war der E. auch jetzt noch hoch leistungsfähig, in der Bewältigung technischer Schwierigkeiten drang er sogar an eine letzte Grenze vor, aber die erstrebte Wirkung griff nun häufig über das dem Material Zumutbare hinaus. Einer der besten und bezeichnenden Meister des späten, barocken E., der Schlesier Gottfried Leygebe (1630–83; [17]; [18]; [19]), lernte zunächst bei einem Nürnberger Schwertfeger, spezialisierte sich dann zum Eisenschneider und ging bei einem Bildhauer in die Schule. Er erwählte „das grobe widerspenstige Eisen“ und bezwang „dessen umbändige Härte ... dergestalt“, daß er „aus einem Klumpen plumpen Eisens von freier Hand ... allerhand Bilder von Menschen und Thieren oder andern Zierrath hervorbringen“ konnte. Er habe auch sonst viel schöne Arbeit verrichtet, „sonderlich Gefäße zu Degen, Schwerdern, Pistolen, Hirschfängern, Messerhäffte, Seulen von Palmzweigen und Bilder“ (Sandrart S. 358). Bemerkenswert ist vor allem, daß er sich an größere figürliche Rundplastik wagte. Seine stets aus einem (vorgeschmiedeten) Block geschnittenen Reiterstatuetten Kaiser Leopolds I., 1659/60 (Kopenhagen, Schloß Rosenborg: Abb. 5), König Karls II. von England, 1660/62 (Dresden, Grünes Gewölbe), und des Großen Kurfürsten, 1680 (Berlin, D.M.), sind erstaunliche Leistungen eines hohen technischen Könnens, aber sie überbürden das Eisen. Von starker, an Bronzegüsse erinnernder Plastik sind auch seine Degengefäße (London, V.A.M., Inv.Nr. M 59–1947). Aber diese Wagnisse eines mit dem Bildhauer konkurrierenden E. – genannt sei noch die Statuette des Landgrafen Carl von Hessen, eine Arbeit des Hofbüchsenmachers Hans Rudolf Dick, 1692, im Kasseler L.M. [20] – blieben Ausnahmen.

Leygebe lernte in Nürnberg, das offenbar einen sehr beachtlichen Beitrag zur barocken Spätblüte des E. leistete. In Nürnberg arbeitete seit 1677 der aus Ansbach stammende, vorher in Paris tätige Barth. Hoppert, der auch wieder ein Glanzstück der technischen Bravour hervorbrachte, eine Eisenkassette, die als Geschenk an Kaiser Leopold I. ging; sie ist nur abbildlich überliefert (Joh. Gabr. Doppelmayr, Hist. Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern usw., Nürnberg 1730, Taf. 8 u. S. 311). Auch Hans von der Pith, Sohn eines aus Dordrecht stammenden Vaters, kam aus Nürnberg; er ließ sich 1649 in Kassel nieder. Der Fortsetzer Joh. Neudörfers, Andreas Gulden, berichtet, er sei „ein künstlicher Poussirer gewest“ (ed. G. W. K. Lochner [= Wiener Quellenschriften f. Kg. 10], Wien 1875, S. 207). Wenn er weiter sagt, er habe das, was er poussierte, andere gießen lassen, um es dann selbst zu überarbeiten, so erhellt allerdings aus der Verwendung des Eisengusses eine Gefährdung des E. von der Grundlage her. Die gegen Ende 17. Jh. in Frankreich geglückte Erfindung schmiedbaren Gußeisens förderte den E. jedenfalls nicht.

Doch gingen gerade von Frankreich starke Anregungen auf den späten deutschen E. aus [21]. Wie gleichzeitig in Italien (Brescia), bedienten sich auch in Frankreich die im Laufe des 17. Jh. zu hoher und vorbildlicher Geltung gelangten Büchsenmacher des E. Die Serien der von den Namhaften des vor allem in Paris blühenden Metiers herausgebrachten Vorlageblätter befruchteten die Phantasie der deutschen Eisenschneider, die nun, Ende 17. Jh., ebenfalls eng mit den Büchsenmachern liiert waren, wenn diese nicht selbst den E. besorgten. Daß dies häufig der Fall war, bezeugen die vielfach gleichen Signaturen auf Lauf und Schloß. Von den Wiener Büchsenmachern ist es bekannt, daß sie den Schmuck ihrer Büchsen selbst leisteten. Einer der hervorragendsten Büchsenmacher-Eisenschneider in den Jahrzehnten um die Wende des 17. Jh., der Düsseldorfer Hermann Bongard [16], hat vor allem in seinen Gewehrläufen beste, eleganteste Arbeiten des französisch beeinflußten E. hinterlassen (Gewehr, Pistolenpaar [Abb. 6], Degen aus dem Besitz des Kurf. Johann Wilhelm v. d. Pfalz im B.N.M.). Eine Gewehr-Pistolengarnitur der Wiener Waffenslg. (Inv.Nr. A 639), Geschenk Kaiser Josefs I. an den Markgrafen von Baden, mit einiger Fraglichkeit dem Koblenzer Medailleur Ph. Ch. Becker zugeschrieben, sei als ebenbürtige Leistung genannt.

Der nun meist vom oder doch für den Büchsenmacher betriebene E. hielt sich bis ins späte 18. Jh. Auch die Blankwaffe, der Degen, jetzt der schmuckbedürftige Galanteriedegen, entäußerte sich seiner nicht. Die auf das Leichte, Zierliche, Glänzende gerichtete Zeitmode suchte ihm freilich Wirkungen abzugewinnen, die seinem Wesen widersprechen. Als Beispiel sei der Galanteriedegen Kaiser Franz’ I. angeführt (Wien, Waffenslg.: Abb. 7), eine Arbeit des vorzüglichen Salzburger Medailleurs Franz Matzenkopf, um 1750.

Gegen Ende 19. Jh. griff der Steyrer Michel Blümelhuber [23] den E. wieder auf; er konnte 1910 ein Meisteratelier für Stahlschnitt in Steyr begründen und auch Nachwuchs heranziehen.

Zu den Abbildungen

1. Dinkelsbühl, St. Georg, Türschloß. Eisen, geschmiedet, durchbrochen und (am Klopfer) geschnitten. Ende 15. Jh. Fot. Bayer. L.A. f. Dpfl., München.

2. Emanuel Sadeler, Schwertknauf. Eisenschnitt, Reliefgrund vergoldet. München, ehem. Bayer. Armee-Mus., Inv.Nr. A 377. Um 1610. Fot. Mus.

3. Daniel Sadeler, Griff eines Rapiers. Eisenschnitt, Reliefgrund vergoldet. London, V.A.M., Inv.Nr. M 52–1947. Um 1620. Fot. Mus.

4. Kaspar Spät, Reliquienkästchen. Eisenschnitt, Reliefgrund vergoldet. München, B.N.M., Inv.Nr. E 433. Um 1640. Fot. Mus.

5. Gottfried Leygebe, Reiterstatuette Kaiser Leopolds I. Eisenschnitt, massiv. Kopenhagen, Schloß Rosenborg-Mus. 1659–60. Fot. Mus.

6. Hermann Bongard, Pistolenpaar des Kurf. Joh. Wilhelm v. d. Pfalz. Läufe und Schlösser in Eisenschnitt, teilweise vergoldet; Schäftung in Nußbaumholz. München, B.N.M., Inv.Nr. 13/1031 und 1032. Um 1700. Fot. Mus.

7. Franz Matzenkopf I., Griff des Galanteriedegens Kaiser Franz’ I. Eisenschnitt, vergoldet, Reliefgrund gepunzt. Wien, Waffenslg. des Kh. Mus., Inv.Nr. A 2036. Um 1750. Fot. Mus.

Literatur

1. Jules Labarte, Hist. des arts industriels 1, Paris 18722, S. 222. – 2. Michel Blümelhuber, Gesch. u. Technik des Eisenschnitts, Wiener Abendpost 1903, 214. – 3. Lüer-Creutz I, S. 198–201. – 4. Ad. Brüning und Alfr. Rohde, Die Schmiedekunst b. z. Ausg. d. 18. Jh., Lpz. 19222, S. 14 u. 88–91. – 5. Henri René D’Allemagne, Musée Le Secq des Tournelles à Rouen. Ferronnerie ancienne, 2me partie, Paris 1924. – 6. Herm. Phleps, Schmiedekunst. Ein Handwerksbuch, Bln. u. Lpz. 1935, S. 26. – 7. Kunsthist. Mus. Wien, Sonderschau der Waffen-Slg., I. Meister des Eisenschnitts, (Wien 1944), S. 1–8.

8. Bruno Thomas, Die Prunkschwerter Kaiser Maximilians I. in Wien u. Kopenhagen, Vaabenhist. Aarbøger 6, 1950–51. – 9. Woldemar v. Seidlitz, Die Kunst in Dresden v. MA b. z. Neuzeit, Dresden 1921, S. 263. – 10. G. Petzsch, Othmar Wetter, Z. h. W. K. 1, 1897–99, 87ff. – 11. J. F. Hayward, Studies on Othmar Wetter, Livrustkammaren 5, 1940, 1–26. – 12. Ders., Swords and Daggers (Vict. & Albert Mus.), London 1951. – 13. Ders., European Firearms (Vict. & Albert Mus.), London 1955. – 14. Hans Stöcklein, Meisterwerke des Eisenschnittes. Beitr. zur Kunst- u. Waffengesch. im 16. u. 17. Jh., Eßlingen 1922; Rez. v. P. Post, Z. h. W. K., N.F. 1, 1923–25, 111–14. – 15. Hans Stöcklein, Meisterwerke des Eisenschnittes in der hist. Abt., in: „Kultur des Handwerks“, Amtl. Zs. der Ausst. München 1927, „Das bayer. Handwerk“, Mchn. 1926/27, S. 295–97. – 16. Ders., Das Meisterwerk des Armand Bongard, Belvedere 1, 1922, 95–98. – 17. Ernst Friedländer, Gottfried Leygebe, Zs. f. Numismatik 13, 1885 („1886“!), 33–47. – 18. Ada Bruhn, Der Schwertfeger Gottfried Leygebe, Kopenhagen 1945. – 19. Paul Seidel, Der Große Kurfürst in der Plastik seiner Zeit, Hohenzollern-Jb. 2, 1898, 93–98. – 20. Kurt Luthmer, Die Kasseler Landgrafenstatuette des Hans Rudolf Dick, ein Meisterwerk alten Eisenschnitts, „Stahl und Eisen“ 47, Nr. 25, 1927, S. 1048f. – 21. Wendelin Boeheim, Die Luxusgewehr-Fabrication in Frankreich im 17. u. 18. Jh., Bll. f. Kgwb. 15, 1886, 33–36, 38f. – 22. Hans Pudor, Stahlschneide-Kunst, Antiquitätenzeitung 21, 1913, 365–67, 377–79. – 23. Eduard Krapalik, Michel Blümelhuber, der Stahlschnittmeister in Steyr, Wien 1924.