Edelsteine
englisch: Precious stones, gems, jewels; französisch: Pierres précieuses, pierre précieuse, gemme; italienisch: Pietre preciose, gemme.
Hellmuth Bethe (1956)
RDK IV, 714–742
I. Begriff
E. sind in der Natur entstandene, meist durchsichtige edle Steine, die sich durch Härte, Reinheit, Farbenschönheit und Lichtbrechung vor den übrigen Mineralien auszeichnen. Insbesondere rechnet man zu den E. die Steine erster Ordnung wie Diamant, Rubin, Saphir, Smaragd, doch gelten auch Aquamarin, Hyazinth, Chrysolith, Topas, Granat, Opal, Türkis u. a. als E. Eine genaue begriffliche Trennung zwischen E., sog. Halbedelsteinen und Schmucksteinen ist nicht möglich.
II. Allgemeines
E. verdanken ihre wertvollen Eigenschaften weniger ihrer chemischen Zusammensetzung (Kohlenstoff, Magnesium und dgl. sowie Beimengungen aus Kupfer-, Eisen-, Chrom- und Nickelverbindungen) als der morphologischen Form, in der sie auftreten. Diese Form ist im allgemeinen streng regelmäßig, „kristallinisch“, so z. B. beim Smaragd und Topas säulen-, beim Diamant und Granat würfelförmig. Es gibt jedoch auch E.-Arten (Opal, Türkis), die nur in ungleichmäßig aufgebauten, „amorphen“ Stücken vorkommen und im Gegensatz zu den E. „reinen Wassers“ undurchsichtig sind.
Den Verschiedenheiten in der chemischen Zusammensetzung und dem Aufbau der E. entsprechen Unterschiede in ihrem spezifischen Gewicht, das nach Karat = 200 mg bemessen wird.
Von besonderer Bedeutung sind der Glanz, das Feuer und Farbenspiel der E. sowie ihre Härte, die sie zu Schmucksteinen geeignet machen. Die natürliche Schönheit der E. pflegt seit der Antike durch Mugeln (leichtes Polieren und Wölben), seit dem ausgehenden MA durch Flächenschliff (Facettieren) gehoben zu werden (s. Sp. 730ff.). Die wichtigsten E.-Fundstätten liegen in Indien, China, Ceylon, Siam, Persien, dem Ural, Ägypten, Brasilien und Südafrika. E.-Verwendung in Europa macht also von vornherein Material-Import wahrscheinlich.
Als E.-Händler großen Stils betätigten sich u. a. die Fugger in Augsburg (Norbert Lieb, Die Fugger und die Kunst I, München 1952, passim).
III. Arten
Der König unter den E. ist der Diamant, der einzige E., der nur aus einem Grundstoff – kristallisiertem Kohlenstoff – besteht (RDK III 1409ff.). Ihm folgt in der üblichen Rangordnung der eine Verbindung von Aluminium und Sauerstoff darstellende Korund, dessen rote Art der Rubin und dessen blaue der Saphir ist, sowie der aus Beryllium-Tonerde-Silikat zusammengesetzte Beryll, zu dem der grüne Smaragd und der lichtblaue Aquamarin gehören. Der edle Zirkon (Hyazinth), dessen Bestandteile Kieselsäure und Zirkonerde bilden, zeigt in der Regel eine braunrote, der aus Kieselsäure und Metalloxyden bestehende Chrysolith (RDK III 765f.) eine olivgrüne Farbe. Der aus kieselsaurer Tonerde und Fluor zusammengesetzte Topas kommt farblos, gelb, rosa und hellblau vor, der aus kieselsauren Salzen verschiedener Metalle bestehende Granat als Pyrop oder böhmischer Granat braunrot und als Almandin (RDK I 381ff.) dunkelrot. Der Opal, dessen Bestandteile 90% Kieselsäure und 10% Wasser sind, erscheint in zahlreichen farbigen Spielarten von milchweiß bis schwarz, der aus Tonerde, Phosphorsäure, Wasser, Kupfer und Eisenoxyd zusammengesetzte Türkis himmelblau bzw. grünlichblau. Die als E. geltenden Halbedelsteine oder Schmucksteine, die an Schönheit z. T. den E. nicht nachstehen und deshalb, vor allem im MA, bedenkenlos mit jenen sowie mit Glaspasten kombiniert wurden, s. dort.
IV. Verwendung in der Kunstgeschichte
Schon seit etwa 2000 v. Chr. sind E. ihren natürlichen Lagerstätten entrissen und kunsthandwerklich verarbeitet worden, am frühesten von den Ägyptern der 12.–17. Dynastie, die einzelne E. auf Schmuckstücken und Waffen einsetzten. Von den Ägyptern übernahmen die Griechen die Kenntnis und Technik der E.-Inkrustation (E. am Sockel der Zeusstatue des Phidias in Olympia und als Augen seiner Athenastatue). Als Schmucksteine bevorzugten sie, insbesondere in hellenistischer Zeit, Aquamarin, Granat und Hyazinth. Der Stein des Polykrates war ein Smaragd. Die Römer erkannten neben dem optischen Reiz und der Dauerhaftigkeit den materiellen Wert der E. und horteten daher in der kaiserlichen Schatzkammer Schmuckstücke aus Gold, E. und Perlen, die sich von Generation zu Generation vererbten. Ihre Lieblingssteine waren Almandin, Aquamarin, Granat, Hyazinth und Smaragd. Auch den Juden wurden E. früh bekannt. So nennt 2. Mos. 28, 17–20 als Schmucksteine des priesterlichen Brustschildes u. a. Topas, Smaragd, Rubin, Saphir, Diamant, Türkis; die Apokalypse (21, 19f.) bezeichnet als Grundsteine des himmlischen Jerusalem u. a. Saphir, Smaragd, Chrysolith, Beryll, Topas, Hyazinth.
Die Erwähnung dieser Edelsteinarten in der Bibel und ihre symbolische Auswertung (siehe Steinsymbolik) sicherte ihnen auf lange Zeit im christlichen Abendland eine hervorragende Stellung. Als Beweise für die Verwendung von E. schon in der frühchristlichen Kunst dürfen die „cruces gemmatae“ in Katakombenmalereien und Kirchenmosaiken gelten. Der Goldschmiedekunst der Völkerwanderungszeit diente, vor allem bei Spangen, der Almandin zum Ein- oder Auflegen. Seit dem 5. Jh. vollzog sich bei der Benutzung von E. allmählich der Übergang von der Ein- zur Mehrfarbigkeit und von der flachen Ein- oder Auflegetechnik zur kräftigen plastischen Steinauflage. Voll ausgebildet ist dieser Stil bei den westgotischen goldenen Weihekronen (7. Jh., Paris, Mus. Cluny). Das Gold trat jetzt zu den gemugelten farbigen E. in ein anziehendes, malerisches Wechselspiel. Ihren Ursprung hat die neue, entwicklungsgeschichtlich bedeutsame Technik in Indien und Persien, von wo sie durch die Sarmaten nach Südrußland und von dort ins Abendland und nach Byzanz verpflanzt wurde.
Hinsichtlich Byzanz’ sei lediglich Falkes Wort von der „prunkvollen, juwelenstrotzenden Herrschertracht von Byzanz“ wiederholt (O. v. Falke [14] S. 2) und daran erinnert, daß sich nicht nur in der Hagia Sophia als kaiserliches Geschenk eine Altarverkleidung aus Gold und E. befand, sondern im Bereich der griech.-kathol. Kirche unzählige Ikonen aufs reichste mit E. ausgestattet wurden.
Im Abendland ist die Verwendung von E. seit der Karolingerzeit (Karl d. Gr. trug – nach Einhards Biographie – ein Diadem und Schuhe mit E. besetzt) zunächst vorwiegend mit dem Begriff der „ars sacra“ verknüpft, den Meisterwerken kirchlicher Goldschmiedekunst.
E. begegnen uns in Italien beim Paliotto in S. Ambrogio zu Mailand, in Frankreich beim Einband des Evangeliars Karls des Kahlen (Paris, B.N.), in Deutschland bei einer kaum übersehbaren Fülle von Werken, die von dem Reliquiar aus Enger (Vorderseite; karolingisch, um 800, ehem. Berlin, Schloßmus.) und dem Ziborium König Arnulfs (westfränkisch, 3. Dr. 9. Jh.; Abb. 4; München, Schatzkammer der Reichen Kapelle der Residenz) über den Einband des Bamberger Evangeliars (E. 10. Jh., München, St.B. Clm. 4453), das Giselakreuz aus Regensburg (um 1006, München, Schatzkammer), das Aachener Lothar-, das Essener Mathilden-, das Hildesheimer Bernwardskreuz (A. 11. Jh.) und das 1. Gertrudiskreuz des Welfenschatzes (um 1040) bis zu den rheinischen Reliquienschreinen des 12. und 13. Jh. reicht.
Der farbig-plastische Stil des 7. Jh. lebt in diesen Arbeiten fort und ist in ihnen durch die meist dichte Anordnung großer, kunstvoll gefaßter E. (s. u. Kap. VI) und deren oft anzutreffenden Zusammenklang mit Halbedelsteinen, Perlen, plastischer Goldschmiedearbeit, Emails und Elfenbeinreliefs, insbesondere im 11. Jh., zu höchster festlicher Pracht gesteigert.
Über die Arten der verwendeten E. gibt die Literatur vielfach keine befriedigende Auskunft. Fest steht jedoch, daß dem frühen und hohen MA bis auf den Diamanten sämtliche E. erster Ordnung sowie Almandine, Berylle und Granaten bekannt waren, daß aber kein Stein so bevorzugt wurde wie der schon in der Antike verehrte Saphir. Als Symbol des himmlischen Glücks und der Keuschheit erschien er auch als Schmuckstein für Pontifikalringe in erster Linie geeignet. In der liturgischen Tracht ist in Deutschland Besatz mit E. durch das Wandgemälde des hl. Gregor im Stift Nonnberg in Salzburg (M. 12. Jh.) bezeugt, außerhalb Deutschlands durch die Statue des hl. Sixtus in der Reimser Kathedrale (P. Clemen, Got. Kath. in Frankreich, Zürich-Bln. 1937, Taf. 116) und durch Inventareintragungen (päpstliche Mitren der Zeit vor 1295).
An E.-Reichtum und in der Gestaltungsweise gleichen den Werken der „ars sacra“ die Insignien ma. Herrschergewalt: Kaiserkrone, Reichskreuz und Reichsapfel der Reichskleinodien (2. V. 11. bzw. 12. Jh., Wien, Weltliche Schatzkammer) und die Krone der hl. Kunigunde (A. 11. Jh., München, Schatzkammer).
Auf dem Kreuz, das den Reichsapfel bekrönt, befindet sich ein Saphir. Der im ganzen MA berühmte und von Walter von der Vogelweide besungene „Waise“ der Kaiserkrone, der 1764 bei der Kaiserkrönung in Frankfurt a. M. verlorenging, war ein Milchopal. Mit E. dekoriert sind auch die zu den Reichskleinodien gehörigen Teile des kaiserlichen Ornats: die mit Rubinen, Smaragden und Saphiren besetzte kaiserliche Alba und die mit E. und Perlen bestickten Kaiserhandschuhe (Palermo, 1181 bzw. Ende 12. Jh.). Perlen und E. schmückten auch den in alten Inventaren erwähnten Thron Kaiser Friedrichs II. (Mitt. Prof. P. E. Schramm in Göttingen).
Als Steine des schönsten profanen Schmucks aus vorgotischer Zeit, des Mainzer Giselaschmucks (1. V. 11. Jh.), dienten beim Brustschmuck Smaragde und Aquamarine, beim Halsschmuck ein Topas, bei der Adlerfibel und den Ringen Saphire und bei den Ohrgehängen Granaten (1945 zerst., erhalten allein die Adlerfibel in Mainz, Alt. Mus.; s.a. [14]).
Im späteren MA wurde an dem farbigplastischen Stil festgehalten. Die E. sind aber nicht mehr flächenfüllend aneinandergereiht, sondern in verhältnismäßig kleiner Zahl als farbige und kompositionelle Akzente benutzt. Trotz dem wachsenden Repräsentationsbedürfnis der weltlichen Mächte standen auch jetzt kirchliche Aufgaben im Vordergrund. Kelche, Reliquiare, Bucheinbände sowie Monstranzen, Kußtafeln und Statuetten, von denen das Hallesche Heiltum Wiedergaben enthält (Halm-Berliner), wurden ebenso mit E. verziert wie Pluvialschließen und andere Teile liturgischer Gewänder, die uns z. B. in Gemälden von Pacher, Grünewald, Cranach u. a. überliefert oder als Originale erhalten sind (Mitra, Salzburg, St. Peter, Ende 15. Jh.; Ulrichskreuz [Pektorale] in Augsburg, St. Ulrich, 1494: Abb. 20).
Der bevorzugte Schmuckstein war – nach genau untersuchten Stücken zu urteilen (Bischofskelch im Domschatz Kammin [Pomm.], A. 14. Jh.; Welfenschatz-Plenar in Braunschweig, 1339; Reliquiar, M. 15. Jh., in Schloß Langenburg, Württ.) – nach wie vor der Saphir. Auch in der profanen Goldschmiedekunst des ausgehenden MA spielte dieser eine wichtige Rolle (Fürspane um 1400, ehem. Berlin, Schloßmus.; Hohenlohesche Halskette, um 1470, Langenburg: Abb. 19; Einband des Reichsevangeliars, um 1500, Wien, Welti. Schatzkammer). Rubine, Smaragde und Granaten kommen nebenher vor, Diamanten dagegen bis zum Ende des MA außer in England und Frankreich nur in Burgund, wo die Herzöge im 15. Jh. nach zeitgenössischen Quellen einen kaum vorstellbaren Schatz an E. besaßen und, hauptsächlich an ihrer Kleidung, damit prunkten. In der 2. H. 15. Jh. gelang dem Steinschneider Karls des Kühnen, Louis de Berken, in Brügge die Anwendung des dem Abendland schon im 14. Jh., z. B. bei Bergkristallgefäßen, geläufigen Facettenschliffs auf den härtesten E., den Diamanten; damit trat eine seiner Haupteigenschaften hervor: die alle anderen E. an Intensität übertreffende Lichtbrechung.
Ein angeblich aus dem Besitz Karls des Kühnen stammender großer facettierter Diamant ist der berühmte „Florentiner“ der Wiener Schatzkammer (RDK III 1411/12, Abb. 2), eine ähnliche Kostbarkeit das aus der burgundischen Schatzkammer in das Kh. Mus. in Wien gelangte, aus einem einzigen Smaragd von über 2400 Karat geschnittene Salbgefäß (J. v. Schlosser, Kunst- und Wunderkammern, Abb. 16).
Mit der Renaissance bahnte sich ein neues Verhältnis zu den E. an. Man bewertete die E. nicht mehr allein nach ihrer Schönheit und Farbenpracht, nach ihrem Wert und Symbolcharakter, sondern gewann durch die Aufnahme von Mineralien („Handsteinen“) in die Kunst- und Wunderkammern (s. Erzstufe) ein beinahe naturwissenschaftliches Interesse an ihrem mineralogischen Aufbau. Infolgedessen wurde das im Sinne der Renaissance primitive Mugeln bald ziemlich allgemein durch das Schleifen verdrängt, das die E. entsprechend ihrer Struktur in vielflächige Körper verwandelt und gleichzeitig ihren Glanz und ihre Farbenschönheit wesentlich steigert. Eine andere wichtige Tatsache ist, daß der Schwerpunkt der E.-Verwendung seit der Renaissance in der profanen und nicht mehr in der kirchlichen Kunst liegt.
Als Beispiele für die kirchliche Kunst seien genannt: die mit Diamanten, Rubinen und Saphiren geschmückte Kußtafel des Kardinals Albrecht, um 1530, im Kölner Domschatz (RDK III 1410, Abb. 1); die mit E. besetzten Mitren im Dom zu Gran (1549) und im Domschatz zu Raab (1550); süddeutsche Altarkreuze, Hausaltärchen und Reliquiare (2. H. 16. Jh., München, Schatzkammer). Die äußerem Prunk abgeneigte protestantische Kirche verzichtete im 16. Jh. wie auch später bei Kultgeräten auf E.-Schmuck.
Die Hauptaufgaben der profanen Kunst waren in der Renaissance für Fürsten und Fürstinnen gefertigte Kleinodien: Anhänger, Ringe, Ketten, Barett- und Haubenschmuck sowie Schalen, Becher und Pokale. An diesen erscheinen E. der verschiedensten Art bis etwa 1560 in einem für die Früh- und Hochrenaissance charakteristischen Gleichgewicht zur Goldschmiedearbeit (Bildnisse Heinrichs VIII. und der Jane Seymour von Holbein; Deckelschale um 1540, angebl. nach Entwurf Holbeins, München, Schatzkammer; Miniaturen mit Schmuckentwürfen von Hans Mielich, um 1555, München, B.N.M.: [18] Taf. 67; Prunkkette Hzg. Albrechts V. von Bayern, um 1560, München, Schatzkammer); später dienten E. oft als farbige Akzente auf Goldemails (Anhänger der 2. H. 16. Jh., ehem. Dresden, Grünes Gewölbe; Anhänger von H. Mielich in Köln, K.G.M.: RDK I 703, Abb. 4; Anhänger „Böhmisch gekrönter Löwe“: Abb. 21) und Prunkgefäßen (Deckelpokal von Hans Reimer, München 1563: [40] Abb. 36f.). Verwendet wurden zunächst vor allem Rubine, Saphire und Smaragde, dann mit jenen farbig kontrastierende Diamanten. Eine der ältesten deutschen Sammlungen von „erb- und haus clainoder“ (Juwelen) entstand 1565 unter Hzg. Albrecht V. in München [40]. Etwa der gleichen Zeit (1568) entstammt Cellinis Traktat über die Goldschmiedekunst mit Kapiteln über E.-Kunde, E.-Fassung und Diamantschliff.
Im 17. Jh. finden sich E. auf kirchlichen Goldschmiedearbeiten in den katholisch gebliebenen Gegenden Deutschlands etwas häufiger als in der Renaissance und meist in sehr großer Zahl.
Reliqienschreine und Reliquiare der Münchner Schatzkammer der Reichen Kapelle (1611, 1619, 1624 und 1626); Gebetbuchdeckel ebd., Augsburg, um 1650; Augsburger Prunkmonstranz, 1658, im Kölner Domschatz; Monstranz des Salzburger Domschatzes, 1697; goldener Abendmahlskelch, Limburg a. d. L., Domschatz, E. 17. Jh.
Das Übergewicht aber lag durchaus bei weltlichen Aufgaben: den Rudolfinischen Krönungsinsignien (A. 17. Jh., Wien, Schatzkammer) und den Hutagraffen und -schnüren, Ketten, Anhängern, Gürteln, Ringen, Knöpfen, Prunkwaffen, Reitzeugen, Federbüschen, Bechern und Kannen, die auf Bildnissen fürstlicher Personen dargestellt oder aus deren Besitz in Museen gelangt sind (Wien, Kh.Mus.; München, Schatzkammer; Nürnberg, G.N.M.; Stockholm, Leibrüstkammer; ehem. Dresden, Grünes Gewölbe und Hist. Mus.). An Beliebtheit stand im 17. Jh. der Diamant, dessen vollendetste Schlifform – der Brillant – ab 1660 Mode wurde, den altangesehenen, oft mit ihm kombinierten E. – Rubin, Saphir, Smaragd –, nicht mehr nach. Granaten, Topase und Türkise kommen daneben vor, die letzteren, infolge ihrer Verbreitung in Persien und der Türkei im Zeitalter der Türkenkriege, insbesondere bei „türkischen“ Reitzeugen (Reitzeuge sächs. Kurfürsten, ehem. Dresden, Hist. Mus.) und Hieb- und Stichwaffen in türkischer Art. Eine seltsame Ausnahme stellt der große, in einen emaillierten Doppeladler gefaßte, ungeschliffene Hyazinth „La Bella“ der Reichskleinodien dar (um 1700, Wien, Schatzkammer).
Das 18. Jh. gilt mit Recht als eine Zeit des E.-Kults. In verschwenderischer Fülle wurden jetzt Kelche (um 1730 und 1766, Prag, Domschatz), Monstranzen (um 1740, München, St. Johann Nep.; 1781–83, St. Gallen, Stiftkirche), Pektoralkreuze (Köln, Domschatz) und Mitren (1745, München, Schatzkammer) mit E. ausgestattet. Noch allgemeiner war an den Fürstenhöfen Deutschlands die Verwendung von E. für Anhänger, Agraffen, Kolliers, Orden, Ringe, Knöpfe, Achselschleifen, Schuhschnallen, Uhren, Stockgriffe, Tabatieren, ja selbst an Bilderrahmen und Musikinstrumenten. Sprichwörtlich in ihrem Juwelen-Reichtum waren vor allem die für August den Starken geschaffenen figürlichen Kompositionen und Prunkgeräte seines Hofgoldschmieds Melchior Dinglinger (ehem. Dresden, Grünes Gewölbe). Der beliebteste E. des 18. Jh. war, trotz des häufigen Vorkommens von Rubin, Saphir, Smaragd und auch Chrysolith, der Diamant (Brillant), der jetzt vielfach nicht mehr mit Rubinen oder anderen farbigen Steinen kontrastiert wurde, sondern unter weitgehender Zurückdrängung der Goldschmiedearbeit bei Gebilden verschiedensten Formats allein seine Schönheit wirken ließ.
Die Reaktion auf den E.-Luxus des Spätbarock und Rokoko trat unter Einfluß der Ideen Winckelmanns und der Französischen Revolution schon Ende 18. Jh. ein, indem höfische und kirchliche Aufträge nahezu aufhörten. Vollends deutlich wurde die Abkehr von den alten Idealen höfisch-kirchlichen Prunks in dem „bürgerlichen“ 19. Jh., das allen Wohlhabenden ohne Rücksicht auf Herkunft und Stand die Möglichkeit zum Erwerb und Tragen von E. eröffnete. In der 1. H. 19. Jh. hielt sich die Verwendung von E. – abgesehen vom E.-Aufwand bei neuen Kronen und Herrschaftsinsignien – in bescheidenen Grenzen (der Rubinschmuck der Königin Therese von Bayern, München 1830, in der Münchner Schatzkammer ist eins der prächtigsten Beispiele dieser Zeit). Seit ca. 1850 dienten sämtliche E., insbesondere Brillanten, in steigendem Umfang zum Schmuck von Ringen, Ohrringen, Broschen, Nadeln, Uhren, Hals- und Armbändern, Hemd- und Manschettenknöpfen. Da der erweiterte Bedarf nicht mehr durch Goldschmiede und Juweliere, sondern nur durch Einschaltung der Schmuckwarenindustrie gedeckt werden konnte und größere Aufgaben fehlten, verflachte die Produktion in bedenklicher Weise. Neuerdings bemüht sich das deutsche Kunsthandwerk trotz der wenig günstigen Zeitumstände mit anerkennenswertem Erfolg um die Wiederbelebung der fast 4000jährigen E.-Kultur.
Inwieweit in historischer Zeit die wechselnde Beliebtheit der E., die Kombination verschiedener E.-Arten oder die ausschließliche Verwendung einer und derselben E.-Art in Deutschland vom Orient beeinflußt war, bedarf noch der Untersuchung.
V. Schliff und Schnitt
Edelsteinschliff und -schnitt. Unter E.-Schliff versteht man das Verfahren, E. durch Bearbeitung ihrer natürlichen (oder gewünschten) Oberflächen (Flächenschliff) erhöhten Reiz und Wert zu verleihen, unter E.-Schnitt die Zubereitung (das Zerschneiden) der Steine sowie vor allem die Kunst, E. mit Gravierungen zu versehen. E.-Schliff und -Schnitt ergänzen einander und treten nicht selten kombiniert auf, so daß die Schilderung ihrer historischen Entwicklung in einem Kapitel zweckmäßig ist.
Schon den ältesten Kulturen war die Tatsache geläufig, daß ein harter Stein einen weicheren schneidet. So sind geschnittene Steinzylinder (Siegel und Amulette) aus Achat, Jaspis, Lapislazuli von den Assyrern und Babyloniern zahlreich erhalten; auch kann es nicht überraschen, wenn 2. Mos. 28, 11 Steinschneider erwähnt, „die da Siegel graben“. Eine nie wieder erreichte Blütezeit erlangte die Steinschneidekunst (Glyptik) seit dem 6. Jh. v. Chr. in Griechenland und später in Rom, wo in großem Umfang zum Abdrücken in Wachs oder dgl. geeignete, vertieft geschnittene Steine (Gemmen) und Steine mit erhabenen Darstellungen (Kameen), hauptsächlich aus Halb-E. (Chalzedon, Onyx, Sardonyx u. a.), zu Schmuckzwecken gefertigt und in der römischen Kaiserzeit in Daktyliotheken aufbewahrt wurden. Im Gefolge der Glyptik entwickelte sich in hellenistischer Zeit der Glasschnitt zu künstlerischer Bedeutung. Als sein Hauptwerk gilt die an der Wandung Reliefschnitt mit einer Gruppe von Figuren zeigende Portlandvase (London, B.M.). In römischer Zeit erreichte der Glasschnitt in den Diatret-(Netz-)Gläsern seinen künstlerischen und technischen Höhepunkt (s. [12] und Fritz Fremersdorf, Figürlich geschliffene Gläser. Eine Kölner Werkstatt des 3. Jh., Bln. 1951).
Der E.-Schliff spielte im Altertum neben dem Stein- und Glasschnitt eine untergeordnete Rolle. Man begnügte sich mit dem vom Orient, der Bezugsquelle edler Steine, übernommenen Mugeln, d. h. mit dem Abrunden der Ecken und einem leichten Wölben und Polieren der Schauseiten. Technisch vollkommener war der von der römischen Kunstindustrie der Kaiserzeit gern zum Schmuck von Schalen und Bechern verwendete Glasschliff (Facetten-, Oliven- und Vertikalrippenschliff; vgl. [27]).
Im frühen und hohen MA hielt die Wertschätzung der antiken Gemmen an. Ohne Rücksicht auf die dargestellten Themen wurden sie häufig als Zierat auf Altar- und Vortragekreuzen, Kronen, Reliquiaren, kostbaren Bucheinbänden usw. benutzt. Der mittelalterliche Steinschnitt, für den sich die Forschung erst neuerdings interessiert [31; 33–35], diente dem Profanschmuck, aber auch dem liturgischen Gerät. Die von ihm bevorzugten Materialien waren Bergkristall (RDK II 275ff.) und Chalzedon (RDK III 410ff.); eine erste Blüte erlebte die ma. Steinschneidekunst in Bergkristall bereits im 9. Jh. in Lothringen (RDK II 278–81 und Abb. 3–5 ebd.; über den Steinschnitt im hohen MA s. Gemme).
E. erster Ordnung wie Rubin, Saphir und Smaragd, die neben Almandinen, Beryllen und Granaten bei ma. Goldschmiedearbeiten meist ungraviert vorkommen, kannte das MA bis in die 2. H. 15. Jh. hinein – gleich der Antike – nur gemugelt (en cabochon).
Die Unterseite des E. bleibt dabei meist flach. Bei ovalen Steinen bevorzugt man eine annähernd ellipsoïde Form des Schliffs, die von schöner Regelmäßigkeit sein, dabei aber auch oben einen Grat haben kann (Reichskreuz, 1. Dr. 11. Jh.: Abb. 7; Bergkristalle auf drei Scheibenkreuzen im Hildesheimer Domschatz, 2. V. 12. Jh.: Pantheon 32, 1944, S. 1ff. m. Abb.; Buchdeckel der Stuttgarter L.B., um 1120 bis 1140: Abb. 11; St. Heinrichs-Krone in München, um 1300: Abb. 15). Eine ebenfalls häufige Art des einfachen Cabochonschliffs ergibt die Form einer Truhe mit gewölbtem Deckel, d. h. einen Stein mit rechteckiger (seltener quadratischer) Grundfläche, dessen Wölbung ungefähr einen Halbzylinder bildet (Abb. 5, großer Stein oben; Abb. 6, großer Stein links; Abb. 15, oberer Stein). Meist folgt man aber der natürlichen Form des E., die man nur wenig abrundet (Abb. 4, 6, 7 rechts und 13). Tafelförmiger Schliff, wie ihn die Völkerwanderungszeit für die Almandine bevorzugte (s. RDK I 382), findet sich ebenfalls im MA, doch seltener und meist mit abgerundeten Kanten (Stephansbursa, 9. Jh.: Abb. 3; Limburger Staurothek, 10. Jh.: Abb. 9; Buchdeckel der Stuttgarter L.B., um 1120–40: Abb. 11; Krippenspan-Reliquiar, Wien, 2. H. 14. Jh.: Abb. 17). Auch ein einfach pyramidenförmiger Schliff (Spitzstein), wie er aus der Spätantike und Völkerwanderungszeit her bekannt war (Abb. 1; vgl. a. [16] Taf. 2), tritt vereinzelt auf; häufiger ist die Sonderform mit gekrümmten Flächen, wobei ein Cabochon mit zwei sich kreuzenden Graten entsteht (z. B. am Petersstab, 10. Jh., Limburg).
Die wichtigste ma. Quelle für die Technik der E.-Bearbeitung (Schleifen, Polieren und Schneiden) ist Theophilus’ wohl um 1100 verfaßte Schedula (Buch III, Kap. 94: „De poliendis gemmis“, wobei polire = Schleifen und Polieren: [29] S. 470).
Theophilus spricht zunächst vom Schleifen und Polieren und dann vom Schneiden des Bergkristalls. Er empfiehlt unter Zuhilfenahme von Wasser das Reiben des – an einen Stock gekitteten – Bergkristalls mit beiden Händen auf einem ruhenden harten Sandstein, danach auf einem feinkörnigen, glatten, ebenfalls ruhenden Stein und endlich das Polieren auf einer Bleitafel mittels angefeuchteten Ziegelmehls. Zu dem von Theophilus angegebenen, auf älteren Quellen beruhenden Rezept zum Schneiden des Bergkristalls in warmem Bocksblut vgl. H. Wentzel, RDK II 282; es zeigt, auf welcher Stufe damals der Stein- und Glasschnitt im Abendland stand (Ägypten, das Ursprungsland der Glasherstellung, brachte etwa gleichzeitig die schön geschnittenen Hedwigsgläser hervor, von denen sich auch in deutschen Domschätzen Beispiele finden; die Byzantiner schufen Gläser von ähnlichem Rang). Zum Zerschneiden von Bergkristall ist nach Theophilus eine eiserne Säge und mit Wasser angemachter Sand nötig, zum Schleifen und Polieren von Onyx, Beryll, Smaragd, Jaspis, Chalzedon und anderen E. sowie Glassteinen mit Wasser versetztes feines Pulver aus Bergkristall. Der Hyazinth muß nach Theophilus wegen seiner Härte mit Hilfe von Schmirgel (ismaris = Korund) geschliffen werden (s. a. [29]).
Das spätere MA vervollkommnete die Technik der E.-Bearbeitung. Es entstanden wasserbetriebene Schleifmühlen mit großen rotierenden Scheiben; ständig umlaufende, kleine Schleifmaschinen mit waagrechter, durch Kurbel und Schnurrad angetriebener Scheibe kamen in Gebrauch, und die Bedeutung des Diamanten für das Zerschneiden von E. wurde erkannt.
Die Zentren des spät-ma. E.-Schliffs waren nach Gustav E. Pazaurek [30] Paris, wo 1290 eine Steinschleiferzunft gegründet wurde, Freiburg i. Br., wo seit 1327 Schleifmühlen bestanden und sich M. 15. Jh. die Bohrer und Polierer zu einer Bruderschaft zusammenschlossen, zur Zeit Karls IV. Prag und seit M. 15. Jh. Idar-Oberstein (Hunsrück). Prager Herkunft sind die geschnittenen und geschliffenen Schmucksteine an den Wänden der Wenzelskapelle im Dom zu Prag und der Katharinen- und Kreuzkapelle in der Burg Karlstein b. Prag. Außerdem sind als Stätten ma. Steinbearbeitung zu nennen: Nürnberg (seit Ende 14. Jh.), Wien (seit den Hussitenkriegen) und Straßburg i. E., wo sich 1434 u. a. auch Johann Gutenberg als Steinschleifer betätigte.
In den Schleifmühlen werden wohl außer Bergkristall vorwiegend Achat, Chalzedon, Jaspis und andere nicht besonders harte Steine geschliffen worden sein. Die Schleifmühle in Freiburg i. Br. (in deren Schleifstein lt. Teuerdank, 21. Fig., der spätere Kaiser Maximilian I. 1473 bei einer Besichtigung mit seinem Schnabelschuh geriet: [30] Taf. 130) wird ausdrücklich als „Calcedonier-Pallier-Mühle“ (= Chalzedon-Poliermühle) bezeichnet. Diamantpolierer sind seit 1373 in Nürnberg, deutsche Diamantschneider bzw. -polierer um 1400 in Paris und „Diamantslipers“ seit 1465 in Brügge nachweisbar. Die im späten MA, insbesondere bei Bergkristallgefäßen, verbreitetste Schleifart, der Facettenschliff, wurde in der 2. H. 15. Jh. von dem Steinschneider Karls des Kühnen, Louis de Berken, in Brügge erstmalig auf den bisher nur in England und Frankreich für königliche Auftraggeber zu Spitzsteinen verarbeiteten Diamanten angewendet (s. a. RDK III 1411); dabei wurde gleichzeitig entdeckt, daß der an Härte alle übrigen E. übertreffende Diamant nur im eigenen Pulver, wenn auch bei erheblichem Verlust an Gewicht (bis zu ½!), geschliffen werden kann und daß mit seiner Hilfe alle anderen Steine leicht zu schleifen und zu schneiden sind. Volmars Steinbuch von 1498 nennt daher neben den altbekannten Steinen wie Almandin, Smaragd, Saphir, Achat, Onyx, Jaspis, Chalzedon auch den „Dyemant“.
Die Renaissance brachte Italien im Anschluß an die Antike eine neue Blütezeit der Glyptik. Unter ihrem Einfluß entwickelte sich im 16. Jh. die Kunst des Kristallschnitts (Tiefschnitts), von dem schon früh Proben aus Italien nach Deutschland (z. B. in die Schatzkammern zu München) gelangten. Von dem neuen, fortgeschrittenen Stand der E.-Kunde und -Bearbeitung legte Cellini in seiner Schrift „Über die Goldschmiedekunst“ (1568), die u. a. ein Kapitel „Vom Schliff des Diamanten“ enthält (Kap. 8), Zeugnis ab. – Zum E.-Schleifen der Renaissance vgl. auch Sp. 721.
In Nordeuropa waren im 15. und 16. Jh. die flämischen Schleifereien, vor allem die Antwerpener, führend. Die deutschen Schleifer gaben den E. gegen Ende 15. und im 16. Jh. an Stelle des alten Cabochonschliffs gern die Form von Tafel- oder Dicksteinen (facettierten rechteckigen Steinen; s. z. B. Abb. 20 und 21; RDK III 1413, Abb. 3). 1590 soll in Nürnberg der Rosettenschliff (oben pyramidenförmig zugespitzt, unten flach), zunächst bei Granaten, eingeführt worden sein (Abb. 22; in reicher Abwandlung beim „Großmogul“: RDK III 1411/12, Abb. 2 b).
Ein Steinschneider ist in Jost Ammans „Ständebuch“ (Frankfurt a. M. 1568) bei der Arbeit dargestellt. Von ihm heißt es in den von Hans Sachs dazu verfaßten Versen: „Ich aber schneyd Edelgestein / Auff meiner Scheiben groß und klein / Als Granat, Rubin und Demut / Schmarack, Saphyr, Jacinthn gut / Auch Calcidonj und Berill / Schneyd auch der Fürsten Wapen viel / Die man setzt in die Pettschafft Ring / Sunst auch viel Wappen aller ding“ (Faks.-Ausg. Lpz. o. J., Bl. 27).
Der bekannteste deutsche Steinschneider der Zeit um 1600, Kaspar Lehmann aus Ülzen († 1622), übertrug die Technik des Steinschnitts auf den Glasschnitt und erhielt 1609 von Kaiser Rudolf II. in Prag ein Privileg für die Kunst, Glas und Kristall zu schleifen. Von ihm existieren noch verschiedene Flachglasschnitte, so z. B. Scheiben mit dem Brustbild des Kurf. Christian II. von Sachsen (Prag, K.G.M.) und eine Darstellung von Diana und Aktäon (Hamburg, Mus. f. K. u. Gwb.) sowie ein 1605 dat. geschnittener Wappenbecher (Prag, K.G.M.). Neben Lehmann ist sein ehem. Mitarbeiter Georg Schwanhardt († 1667) zu nennen, der den Glasschnitt in Nürnberg bei Glasscheiben und Hohlgläsern heimisch machte.
In Sachsen wurden die Erfahrungen des Steinschliffs im Müglitztal und in Zöblitz seit etwa 1600 in beträchtlichem Umfang der Fertigung von Tellern und Gefäßen aus Serpentin nutzbar gemacht (vgl. a. Drechsler, Sp. 385 und Abb. 6). Die Achatschleiferei (Sp. 393/94, Abb. 7; RDK I 114ff.) hatte wie vorher und nachher ihren Hauptsitz in Idar-Oberstein.
Um 1660 gelang in Paris die vollendetste, bis zur Gegenwart im wesentlichen beibehaltene Schlifform für den Diamanten: die Herstellung von Brillanten (= abgestumpfte vierseitige Doppelpyramiden; RDK III 1411/12, Abb. 2 a und d). Paris blieb Jahrzehnte hindurch das Zentrum der Brillantschleiferei, später liefen ihm Antwerpen und Amsterdam den Rang ab.
Seit dem ausgehenden 17. Jh. wurde die Kunst des E.-Schliffs und -Schnitts in vielen Gegenden Deutschlands auf Hohlgläser übertragen. Zu erwähnen sind besonders die mit Hoch- und Mattschnitt versehenen Potsdamer Gläser der Zeit um 1700 sowie die geschliffenen und geschnittenen schlesischen, böhmischen, sächsischen, thüringischen und hessischen Gläser des 18. Jh. Der in Dresden unter August dem Starken bestehenden „Schleif- und Poliermühle“, an der zahlreiche Glasschleifer tätig waren, sind die herrlichen geschliffenen, geschnittenen und polierten Arbeiten aus Böttgersteinzeug (Meißen, um 1715) zu danken. In ihnen bzw. der Oberflächenbehandlung des für Europa neuen, sehr hart gebrannten keramischen Materials spiegelt sich die jahrhundertealte Technik der E.-Bearbeitung und ihre Anwendung bei der Glasveredelung wider. Böttgers Verdienst ist es auch, daß aus Halb-E. wie Achat und Chalzedon im frühen 18. Jh. in Dresden geschliffene Dosen und dgl. gefertigt wurden. Bekannt sind die sog. Neuberdosen, die aus zahlreichen verschiedenen Halb-E. sächsischer Herkunft bestehen und denen ein Verzeichnis der Steinsorten beigegeben ist (s. Sp. 337/38, Abb. 4/5 und Sp. 340).
In der Zeit des Klassizismus erfuhr der E.-Schnitt eine neue Belebung. Der Stil von Gemmen und Kameen wurde jetzt dem der Antike so angeglichen, daß Verwechslungen mit antiken Originalen vorkommen konnten.
Die Kunst des E.-Schnitts sank allerdings im weiteren Verlauf des 19. Jh. wieder ab. Dagegen wurde der E.-Schliff, z. T. infolge neuer Hilfsmittel, technisch auf hohen Stand gebracht. Während der Rosettenschliff für E. kaum noch angewendet wird, hat sich der Brillantschliff außer beim Diamanten auch bei den meisten anderen E. erster Ordnung durchgesetzt. Saphire und Rubine zeigen daneben oft den Tafelschliff, der bei Halb-E. die Regel ist. Als Cabochon werden schillernde, durchscheinende und undurchsichtige Steine geschliffen (Opal, Tigerauge; Türkis, Onyx).
VI. Fassung
Edelsteinfassung ist das Verfahren, E. und andere Schmucksteine (Halbedelsteine) haltbar mit Metall zu verbinden (s. a. Goldschmiedekunst). Über das rein Technische durch den künstlerischen Rang der Arbeit oft weit hinausgehend, gehört die Fassung zum E. wie der Rahmen zum Bild und bestimmt die Wirkung des Steins entscheidend mit.
Schon im Altertum wurden E. in Metall, meist Gold, gefaßt (2. Mos. 28, 11). Die in der Antike übliche Art der Fassung war die Kastenfassung, d. h. die Einfügung des gemugelten, an der Oberfläche gewölbten und leicht polierten, an der Unterseite flachen Steins in einen Kasten mit einem senkrecht auf den Boden aufgelöteten schmalen Metallstreifen, der sog. Zarge. Die Zarge wurde am oberen Rand oft mit einem Kranz aufgelöteter Kügelchen besetzt [17, Abb. 20, 21, 42], der Kastenboden zur Erhöhung des Glanzes und zur Verstärkung der Farbwirkung durchsichtiger oder durchscheinender E. mit einer dünnen naturfarbenen oder farbig behandelten Metallfolie belegt.
Die Goldschmiede der Völkerwanderungszeit und der Merowinger übernahmen die Art der antiken E.-Fassung (Abb. 1; [16]; [37] Abb. 14f., 22–25, 47, 55). Daneben faßten sie die tafelförmig geschliffenen Almandine auch in der Technik der Zellenverglasung (Abb. 2; s.a. RDK I 379–84).
Die Karolingerzeit hielt an der überlieferten Kastenfassung von mehr oder weniger einfacher Form fest (Vorderseite des Reliquiars aus Enger, 8. Jh., ehem. Berlin, Schloßmuseum: RDK I 382, Abb. 4; Vortragekreuz aus den Ardennen, 2. V. 9. Jh., Nürnberg, G.N.M.: [36] Abb. 78; Stephansbursa der Reichskleinodien, 9. Jh., Wien, Schatzkammer: Abb. 3; s. a. RDK III 232, Abb. 2).
Weiter entwickelt und zur Kunst (ars clusoria) erhoben wurde die Technik der E.-Fassung von den Goldschmieden der spätkarolingischen und ottonischen Zeit. Diese verwendeten in großem Umfang und in feinster Ausführung gekörnten Draht (s. Filigran) und Blättchen zur Verzierung der Fassungen. Besonders charakteristisch ist der in verschiedenen Abwandlungen vorkommende Filigranschmuck (Blättchen-, Ranken-, Schnecken- und Würmchen-F.), der zunächst als kunstvolle Zutat zu dem naturgegebenen Stein betrachtet wurde (Einband des Codex aureus aus St. Emmeram, um 870, München: RDK II 1375/76, Abb. 12; Arnulfziborium, München: Abb. 4; Reichskreuz der Reichskleinodien, 1. Dr. 11. Jh., Wien: Abb. 7; Bischofsring im Speyerer Domschatz, vor 1072: RDK II 787, Abb. 5), mit der Zeit aber so üppig ausgebildet wurde, daß der E. ihm gegenüber beinahe zurücktritt (Armreliquiar in Köln, St. Gereon, um 1220: Abb. 13; Marburger Elisabethschrein, 1236–1249: [41]; Abb. 14).
Die verbreitetste, von Theophilus in der Schedula div. artium (Kap. 52; [38] S. 101f.) beschriebene Art der Fassung war auch in romanischer Zeit die Kastenfassung (Abb. 5, 8, 11, 12, 14; vgl. z. B. auch RDK II 1372, Abb. 9); sie wurde, vor allem im 11. Jh., vielfach nicht unmittelbar mit ihrem Boden auf dem Metallgrund befestigt, sondern auf zierliche durchbrochene und ornamentierte Säulchen mit Rundbogenabschluß gesetzt (sog. Arkadenfassung); diese Häufung der Motive sollte einen feierlich-strengen Eindruck voller Pracht erwecken (Einband des Codex aureus: RDK II 1375/76, Abb. 12; Tragaltar Heinrichs II., um 1000, München, Schatzkammer; Krone der hl. Kunigunde, A. 11. Jh., ebd.: [40] Abb. 6f. und 14f.; Reichskreuz: Abb. 7; Hildesheimer Buchdeckel, 11. Jh., Braunschweig: Abb. 8). Die von Theophilus (Kap. 77; [38] S. 141f.) erwähnten Lochfassungen, bei denen die Steine von unten her in ihrer Größe und Form entsprechende Ausschnitte mit aufgebogenen, getriebenen und ziselierten Rändern eingefügt wurden (Limburger Staurothek, byz. 10. Jh.: Abb. 9 und 10; Heribertschrein in Köln-Deutz, 3. V. 12. Jh.), sind in Deutschland verhältnismäßig selten. Dagegen findet sich die freie Fassung ohne Bodenplatte (Fassung à jour), die darauf abzielt, durch Haltevorrichtungen mit Zacken („Krappen“) den E. möglichst rein beiderseitig zur Geltung zu bringen, bereits in der 2. H. 10. Jh. neben der Kastenfassung (Reichskrone: Abb. 6; Brustschmuck der Kaiserin Gisela; Mantelschließe aus Mainz, Hess. L.M. Darmstadt). Bei der Reichskrone haben die Krappen z. T. das Aussehen einfacher klammerartiger Halter, z. T. das von Vogelkrallen. Im 12. und 13. Jh. pflegten in Deutschland die Kastenfassungen nicht mehr erhöht, sondern wie in der Antike und im frühen MA unmittelbar auf dem Grund aufgenietet zu sein (Abb. 14); meist ist der obere Kastenrand gezackt (Abb. 11 und 12) oder blattförmig ausgeschnitten (Abb. 13 und 14).
Die Verwendung klammerartiger Krappen blieb im 14. J h. die Regel (Krone von der Reliquienbüste des hl. Kaisers Heinrich II., um 1300, München: Abb. 15, englische Königskrone in der Münchner Schatzkammer, 3. V. 14. Jh.: [40] Farbtaf.; Lektionar aus St. Petri in Hamburg, Ende 14. Jh., Hamburg, Mus. f. K. u. Gew.). Daneben erhielt sich aber auch die einfache Kastenfassung, die – wie die Fassung mit Krappen – im 14. Jh. gern auf pilzförmige Stiele aufgesetzt wurde, um den Stein vom Grund zu heben (ehem. Frauenkrone, später Aufsatz auf der Kunigundenkrone, um 1350, München: Abb. 16).
In der Spätgotik begegnen neben schlichten silbernen oder goldenen Kastenfassungen mit Krappen (Krippenspan-Reliquiar bei den Reichskleinodien, 2. H. 14. Jh.: Abb. 17; Anhänger mit Perlmutterrelief, um 1470, Diöz. Mus. Augsburg: Abb. 18; Einband des Reichsevangeliars von Hans von Reutlingen, Aachen um 1500, Wien, Schatzkammer: [39] Abb. 52) reich mit naturalistischem Blattwerk und mit Email an den Rändern verzierte Fassungen (Hohenlohesche Halskette, um 1470, Schloß Langenburg: Abb. 19; Ulrichskreuz, 1494 von Jörg und Nik. Seld, Augsburg, St. Ulrich: Abb. 20).
Seit der Renaissance änderte sich, trotz des Aufkommens komplizierter Schleifarten bei den E., grundsätzlich nichts an den bevorzugten Arten der E.-Fassung, der Kastenfassung und der Fassung à jour. Lediglich die für die Fassung benutzten Materialien – Gold, Silber, vergoldetes Silber und neuerdings Platin – wechselten mit den Aufgaben, der Art der Steine und dem jeweilig herrschenden Zeitgeschmack. Goldemaillierte Fassungen und solche mit Schmelzperlen blieben vom 16. bis zum 18. Jh. höfischen Auftraggebern vorbehalten (Beispiele u. a. in Wien, Kh. Mus.; Dresden, ehem. Grünes Gewölbe [42]; München, Schatzkammer [40]). Die sichtbaren Teile der Fassungen (Haltevorrichtungen) wurden im allgemeinen schlicht-zweckmäßig gestaltet und nur in Ausnahmefällen dem Zeitstil angepaßt (Abb. 21, 22, 23, 24, 25 u. 26; weitere Beispiele bei [18]).
Das Fassen von E. gehörte früher zu den Fertigkeiten, über die ein Goldschmied verfügen mußte. Die Römer nannten den Fasser gemmarius. Nach den Versen von Hans Sachs zu dem einen Goldschmied in seiner Werkstatt darstellenden Holzschnitt in Jost Ammans „Ständebuch“ (Frankfurt a. Main 1568) „versetzt“ (schmückt) ein Goldschmied Siegel, Petschafte, Ringe, Ketten, Kleinode, Hals- und Armbänder mit „Edlem gestein“. In Italien beschrieb gleichzeitig Cellini in seinem Traktat über die Goldschmiedekunst (ed. Milanesi 1857, dt. Ausg. von Justus Brinckmann, Lpz. 1867), wie Rubin, Smaragd und Saphir gefaßt und Folien für durchsichtige Edelsteine bereitet werden. In neuerer Zeit ist das Fassen von E. zu einem Spezialberuf innerhalb des weiten Betätigungsfeldes der Goldschmiede geworden.
VII. Sonstige Verwendung und Nachahmungen; Symbolik
Als Material für Gravierungen (fig. Darstellungen, Wappen) eignen sich E. im Gegensatz zu Halbedelsteinen infolge ihrer Härte wenig. Dennoch kennt die antike Glyptik vereinzelt Gemmen und die neuere Steinschneidekunst Petschafte u. dgl. aus sämtlichen E. mit Ausnahme der härtesten unter ihnen, des Diamanten und des Rubins.
Als technisches Hilfsmittel genießt der Diamant wegen seiner außergewöhnlichen Härte seit der Antike besonderen Ruf (RDK III 1419; s. a. Glasschnitt, Glasreißen).
Die Kostbarkeit der E. führte bereits im Altertum (Ägypten, Griechenland, Rom) zu farbigen Nachbildungen in Glas, sog. Glaspasten, die oft auch mit Gravierungen versehen wurden. Im MA waren Glasflüsse als billiger Ersatz für E. ebenfalls beliebt. Diese E.-Imitationen dürfen nicht im Sinne von Materialechtheit als Fälschungen aufgefaßt werden: wichtig war vor allem der Farb- und E.-Charakter des Materials. Noch nicht entschieden ist die Frage, inwieweit bei Email und Glasmalerei eine E.-Wirkung beabsichtigt war. Selbst die Tafelmalerei steht unter dem – bisher kaum untersuchten – Einfluß der Farbskala der E. und ihres Zusammenklangs mit dem Gold der Fassungen und Gründe. Zu bedenken ist hierbei allerdings, daß die Farben selbst z. T. aus E. hergestellt wurden (s. Farbe). – Im Barock wurden erstmalig in der Masse gefärbte Hohlgläser in E.-Farben hergestellt. Am bekanntesten sind die opalisierenden Reliefgläser des 17. Jh., deren Heimat Venedig ist, und die in der Potsdamer Hütte im ausgehenden 17. und frühen 18. Jh. geschaffenen Rubingläser, die auf eine Erfindung Johannes Kunckels († 1703) zurückgehen. Die Opalgläser fanden als Porzellanersatz im 18. und 19. Jh., die Rubingläser in Überfangtechnik zur Biedermeierzeit eine bescheidene Nachblüte. Juwelenporzellan, d. h. im Eindruck E. verwandtes Porzellan mit verschiedenfarbigen, aneinandergereihten Schmelzperlen auf Goldplättchengrund, das um 1770 eine Spezialität von Sèvres war, ist in Deutschland nicht hergestellt worden. Der modernen Chemie ist es gelungen, sämtliche E. bis auf den Diamanten für Zwecke der Schmuckwarenindustrie und der Technik synthetisch herzustellen.
In der deutschen Heraldik spielen als Wappenbilder der Diamant (s. d.), der Rubin (Wappen des Münchner Goldschmieds Hans Reimer, 1575) und der Saphir (Wappen der Familien Edel und Hoff mann) eine Rolle (briefl. Auskunft des sächs. Heroldsmeisters a. D. Dr. Gritzner, Dresden). Ringe mit E. unbestimmter Art sind in der Heraldik ebenfalls bezeugt (Wappen der Familien v. Enzberg, v. Oertzen, v. Schwaningen, v. Waldenberg; mdl. Mitteilung von Herrn Hermann Holm, Leipzig).
Die Symbolik der E. kann nur im größeren Zusammenhang der Steinsymbolik behandelt werden. Über die ma. Lapidarien s. Lit. III.
Zu den Abbildungen
1. Bonn, Rhein. L.M., Inv. Nr. 2370, Goldscheibenfibel aus Kärlich Lkrs. Koblenz. Fränkisch, 1. Dr. 7. Jh. Fot. Mus.
2. Parma, Mus. Naz. di Antichità, Goldscheibenfibel mit Zelleneinlage (gef. 1950 in Parma), Ausschnitt (vgl. Giorgio Monaco, Oreficerie langobarde a Parma, Parma 1955, Taf. 3). Langobardisch, 1. Dr. 7. Jh. Fot. Mus.
3. Wien, Weltliche Schatzkammer, Stephansbursa der Reichskleinodien, Ausschnitt der Vorderseite (vgl. RDK III 232, Abb. 2). 9. Jh. Fot. Mus.
4. München, Residenz, Schatzkammer, R. K. 3, Miniaturziborium König Arnulfs von Kärnten, Detail vom Firstkamm (vgl. RDK I 482, Abb. 15). Wohl Reims, 3. Dr. 9. Jh. Fot. Walter Hege, 210.
5. Limburg a. d. L., Domschatz, Hülle des Petrusstabes, Detail vom Halsring (vgl. Emma Medding-Alp, Rheinische Goldschmiedekunst in otton. Zeit, Koblenz 1952, Abb. 8). Trier, Ende 10. Jh. Fot. Bayer. L. A. f. Dpfl., München.
6. Wien, Weltliche Schatzkammer, Reichskrone, Ausschnitt von der rechten Schläfenplatte und der Pantokratorplatte (vgl. [39] Abb. 1–6). Reichenau (?), 2. H. 10. Jh. (vor 980). Fot. Mus.
7. Wien, Weltliche Schatzkammer, Reichskreuz, Ausschnitt von der Mittelplatte (vgl. [39] Abb. 8–12). Reichenau (?), 1. Dr. 11. Jh. (vor und nach 1024). Fot. Mus.
8. Braunschweig, Hzg.-Anton-Ulrich-Mus., M. A. 55, Buchdeckel eines Evangeliars aus Hildesheim, Seitenansicht einer Ecke (vgl. Ausst.Kat. „Ars Sacra“, München 1950, Nr. 266). Hildesheim, 11. Jh. Fot. Bayer. L. A. f. Dpfl., München.
9. und 10. Limburg a. d. L., Domschatz, Staurothek, zwei Schmuckplatten vom Deckel des Reliquienbehälters: 9) Vorder- und Rückseite einer Filigranplatte mit Steinen; 10) Vorderseite einer Filigranplatte ohne Steine (vgl. Kunstchronik 4, 1951, 209ff.). Fot. B.N.M., München.
11. Stuttgart, L.B., bibl. qu. 32, Einbanddeckel eines Evangeliars, Detail vom oberen Rand (vgl. Kat. „Ars Sacra“ Nr. 361). Kupfer vergoldet, Steine und Grubenschmelzplatten; Br. 20 cm. Zwiefalten, um 1120–-40. Fot. Bayer. L. A. f. Dpfl., München.
12. Reichenau Oberzell, Reliquienkästchen mit Brustbildern von Heiligen, Schmalseite (vgl. Kat. „Ars Sacra“ Nr. 369). Silberblech, getrieben, Filigran mit Steinen; Br. 7 cm. Deutsch, um 1200. Fot. B.N.M.
13. Köln, St. Gereon, Armreliquiar des Propstes Arnold von Born, Detail vom Zierband am Ärmelsaum (vgl. Inv. Köln 2, 1, S. 92). Köln, um 1220. Fot. Bayer. L. A. f. Dpfl., München.
14. Marburg, Elisabethkirche, Schrein der hl. Elisabeth, Filigranplatte von der Spitze des Christusgiebels (vgl. [41] Taf. 27), mit leeren Steinfassungen. Westdeutsch, zw. 1236 u. 1249. Fot. Marburg 14 276.
15. München, Residenz, Schatzkammer, Sch. 536, „St. Heinrichs-Krone“, Detail von der rechten Lilie (vgl. [40] Abb. 16). Ehem. Königskrone, später auf der Reliquienbüste des hl. Kaisers Heinrich II. im Bamberger Domschatz. Wenig vergrößert. Süddeutsch, um 1300. Fot. Walter Hege.
16. München, Residenz, Schatzkammer, Sch. 535, Frauenkrone, Detail: zweite und dritte Lilie rechts (vgl. [40] Abb. 17). Ehem. Fürstinnenkrone, später Aufsatz auf der Krone der hl. Kaiserin Kunigunde. Etwa 1½ f. Orig.-Größe. Süddeutsch, um 1350. Fot. Walter Hege.
17. Wien, Weltliche Schatzkammer, Reliquiar des Spans von der Krippe Christi, Detail vom Deckel (vgl. [39] Abb. 46). Wohl Prag, 2. H. 14. Jh. Fot. Schroll, Wien, 1018.
18. Augsburg, Diözesanmuseum, Pax-Anhänger mit Perlmutterrelief und Wappen Ruhberg, Detail vom oberen Rand. Süddeutsch, um 1470. Fot. B.N.M.
19. Schloß Langenburg, Württ., Seniorat des Fürstl. Gesamthauses Hohenlohe, Halskette, Detail (vgl. Ausst.Kat. „Franconia Sacra“, Würzburg 1952, Nr. D 31 u. Abb. 57). Um 1470. Fot. Hirmer, München.
20. Augsburg, St. Ulrich und Afra, „Ulrichskreuz“ (Abtpektorale mit Kreuzreliquie), Ausschnitt von der Vorderseite des Querbalkens (vgl. Münchner Jb. 2, 1907, 96f. und N. Lieb, Jörg Seld, Mchn. 1947, S. 22f.). Jörg und Nik. Seld, Augsburg, 1494. Fot. Bayer. L. A. f. Dpfl., München (A. Eckardt).
21. München, Residenz, Schatzkammer, Sch. 590, Anhänger „Böhmisch gekrönter Löwe“. 13 × 9 cm. Süddeutsch, um 1560. Fot. Bayer. Schlösserverw. Nymphenburg.
22. München, Allerheiligen Hofkirche, Fuß eines Altarleuchters aus Bergkristall (vgl. Ausst.Kat. „Kirchl. Kunstschätze aus Bayern“, München 1930, Nr. 136). Ca. 17 cm Dm. Augsburg, 2. H. 16. Jh. Fot. Bayer. L. A. f. Dpfl., München (A. Eckardt).
23. Ottobeuren, Benediktinerabtei, Fuß eines Kelches aus Buxheim, Ausschnitt (vgl. Ausst.Kat. „Goldschmiedekunst d. 18. Jh.“, München 1952, Nr. 38, Abb. 19). Augsburg, Meister AG (Frz. Anton Gutwein?), 1765–67. Fot. Anton Reß, München.
24. Würzburg, Franziskanerkirche, Teller für zwei Meßkännchen (vgl. Ausst.Kat. „Kirchl. Kunstschätze aus Bayern“, München 1930, Nr. 216). 37 × 31 cm. Augsburg, Meister Georg Reuschli, um 1700. Fot. Bayer. L.A. f. Dpfl., München (A. Eckardt).
25. Salzburg, Domschatz, Kelch. Silbervergoldet, 27 cm h. Augsburg, dat. 1679. Fot. Bayer. L.A. f. Dpfl., München (A. Eckardt).
26. Auerbach, Oberpfalz, Pfarrkirche, Kelch. Silbervergoldet, 28 cm h. Wien, Meister Joseph Moser, 1760–70. Fot. Bayer. L.A. f. Dpfl., München (A. Eckardt).
Literatur
I. Edelsteinkunde: 1. Wilh. Rau, Edelsteinkunde, Lpz. 19234. – 2. Max Bauer u. Karl Schloßmacher, Edelsteinkunde, Lpz. 1928 bis 19323. – 3. Alfr. Eppler, Edelsteine und Schmucksteine, Lpz. 19342. – 4. Georg O. Wild, Praktikum der Edelsteinkunde, Stg. 19362. – 5. Ders. u. Karl H. Biegel, Kleiner Wegweiser zum Bestimmen von Edelsteinen, Stg. 1950. – 6. Karl Schloßmacher, Leitfaden für die exakte Edelsteinbestimmung, Stg. 1950. – 7. Christian Schwahn, Die praktische Edelsteinkunde, Halle a. d. S. 19513. – 8. Eduard Gübelin, Edelsteine (= Orbis pictus 12), Bern 1952. – 9. Karl E. Chudoba u. Ed. Gübelin, Schmuck- und edelsteinkundliches Taschenbuch, Bonn 1953. – 10. Walther Fischer, Praktische Edelsteinkunde, Kettwig 1953. – 11. Erica Schondorff (Hrsg.), Schmuck und Edelsteine, München 1955.
II. Verwendung: 12. Ad. Furtwängler, Die antiken Gemmen 3, Lpz. 1900. – 13. Ernst Bassermann-Jordan, Der Schmuck, Lpz. 1909. – 14. Otto von Falke, Der Mainzer Goldschmuck der Kaiserin Gisela, Bln. 1913. – 15. Braun, Meisterwerke. – 16. Wilh. Alb. von Jenny u. W. Fritz Volbach, Germanischer Schmuck des fr. MA, Bln. 1933. – 17. Gerda Bruns, Schatzkammer der Antike, Bln. 1946. – 18. Joan Evans, A History of Jewellery 1100–1870, London (1953). – 19. Heinz Battke, Gesch. des Ringes, Baden-Baden 1953.
III. Lapidarien: 20. Léopold Pannier, Les lapidaires français du moyen âge, Paris 1882. – 21. Fernand de Mély, Les lapidaires de l’antiquité et du moyen-âge, 3 Bde., Paris 1896–1902. – 22. Henrich Harpestraeng, Gamle danske Urtebøger, Stenbøger og Køgebøger, Kopenhagen 1908–21. – 23. Jul. Ruska, Das Steinbuch des Aristoteles, Heidelberg 1912. – 24. Joan Evans, Magical Jewels, Oxford 1922. – 24 a. Paul Studer u. Joan Evans, Anglo-Norman Lapidaries, Paris 1924. – 25. Joan Evans u. Mary Serjeantson, English Medieval Lapidaries, London 1933. – 26. Léon Baisier, The Lapidaire Chrétien, Its Composition, Its Influence, Its Sources (Diss. Catholic Univ. of America), Washington 1936.
IV. Schliff und Schnitt (ferner): 27. Alois Riegl, Die spätrömische Kunstindustrie, Wien 1927. – 28. Carl Johan Lamm, Ma. Gläser und Steinschnittarbeiten aus dem nahen Osten, 2 Bde., Bln. 1929/30 (mit ält. Lit.). – 29. Theobald S. 171–74, 470–83. – 30. Gustav E. Pazaurek, Ma. Edelsteinschliff, Belvedere 9, 2, 1930, 145–57, 185–94. – 31. Ders., Glas- und Gemmenschnitt im 1. Jahrtausend, Belvedere 11, 1932, 1–22. – 32. Ders., Württ. Glas- und Edelsteinschneider, Der Kunstwanderer 1919/20, 267ff. – 33. Hans Wentzel, Ma. Gemmen. Versuch einer Grundlegung, Zs. d. Dt. Ver. f. Kw. 8, 1941, 45–98. – 34. Ders., Die vier Kameen im Aachener Domschatz und die französische Gemmenschneidekunst des 13. Jh., Zs. f. Kw. 8, 1954, 1–18 (dort auch Wentzels weitere Arbeiten zit.). – 35. Julius Baum, Karolingische geschnittene Bergkristalle, in: Früh-ma. Kunst in den Alpenländern, Akten zum III. Intern. Kongr. f. Früh-MA-Forschung, Olten u. Lausanne 1954, S. 111–13. – S. auch die Lit. bei Bergkristall.
V. Fassung (ferner): 36. Lüer-Creutz II. – 37. Wilh. Alb. von Jenny, Die Kunst der Germanen im frühen MA, Bln. 1940. – 38. Theobald S. 101f., 141f., 327–30, 371f. – 39. Herm. Fillitz, Die Insignien und Kleinodien des Hl. Röm. Reiches, Wien u. München 1954. – 40. Hans Thoma, Kronen und Kleinodien. Meisterwerke des MA u. d. Renss. aus den Schatzkammern der Residenz zu München, München 1955. – 41. Rich. Hamann und Heinr. Kohlhaußen, Der Schrein der hl. Elisabeth zu Marburg, Marburg 1923. – 42. Sponsel Bd. 3.
Verweise
Empfohlene Zitierweise: Bethe, Hellmuth , Edelsteine, in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. IV (1956), Sp. 714–742; in: RDK Labor, URL: <https://www.rdklabor.de/w/?oldid=93114> [05.04.2022]
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