Doppelbecher

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englisch: Double cup; französisch: Bocal double, gobelet double; italienisch: Bicchiere doppio.


Hans Martin von Erffa unter Mitwirkung von Dora Fanny Rittmeyer (1955)

RDK IV, 161–171


RDK II, 145, Abb. 13. Augsburg, um 1590.
RDK II, 307, Abb. 2 a. Eine Hälfte des Doppelpokals, Hannß Beutmüller, Nürnberg, um 1600.
RDK II, 307, Abb. 2 b. Andere Hälfte des Doppelpokals, Hannß Weber, Nürnberg, um 1600.
RDK IV, 145, Abb. 15. Malvern, 1312, aus Katharinental.
RDK IV, 161, Abb. 1. Basel, 14. Jh.
RDK IV, 165, Abb. 2. Stuttgart, 15. Jh.
RDK IV, 165, Abb. 3. Ehem. Paris, A. 16. Jh.
RDK IV, 167, Abb. 4. Ehem. Leipzig, um 1500.
RDK IV, 167, Abb. 5. Schaffhausen, 1608.
RDK IV, 169, Abb. 6. Bern, 1584.

D. B. = Doppelbecher, D. P. = Doppelpokal.

I. Begriff, Bezeichnungen, Bestimmung

D. B. und D. P. nennt man dem profanen Gebrauch dienende Trinkgefäße, bei denen der Deckel zu einem zweiten Trinkgefäß mit eigenem Fuß ausgebildet ist. Das aufgesetzte Gefäß kann kleiner, aber auch gleich groß wie das untere und genau wie dieses geformt sein. Zu den Grundformen vgl. Becher (RDK II 135ff., bes. 143) und Pokal. Nicht eigentlich zu den D. rechnet der Jungfernbecher (RDK II 145, Abb. 13), da dessen Gefäße nicht ineinandergesetzt werden. Durch Koppelung von zwei Bechern nebeneinander in starrer Verbindung entsteht der Zwillingsbecher (s. Koppelgefäße). Vereinzelt finden sich D. P., deren oberes Gefäß keinen eigenen Fuß hat, sondern als Sturzbecher gebildet ist.

Der D. B. aus Maserholz heißt auch Maserbecher, Maserbowle, Doplet (Doblet, Duplet) oder Kopf, Fladrin, Fladerkopf (= Becher aus Ahornholz), frz. hanap de madre; der D. P. wird auch Doppelscheuer (-schure, -scheire o. ä.) genannt (s. Grimm 8, Sp. 2330 zu „Schauer“, wo auch der Ausdruck zwifache scheiren belegt wird). Die Verwendungsart der D. B. ist nicht mehr mit Sicherheit zu erschließen. Es ist möglich, daß bei ungleichen Teilen der kleinere als Kredenzschale, der größere – sich oft weit in den Deckel hinauf fortsetzende – Teil für den Weinvorrat diente. Symmetrische D. P. können zum Zutrunk unter Gleichgestellten gedient haben, verschieden große für Ehepaare. In der Renaissance haben die D. P. wohl hauptsächlich als ehrende Geschenke Verwendung gefunden. Der größte dieser Art hat eine Gesamthöhe von 87,3 cm (Zürich, Geschenk des englischen Gesandten James Hayes an die Zunft der Schildner zum Schneggen 1629; Inv. Schweiz 10, S. 465, Abb. 334).

II. Antike und Früh-MA

Das bei Homer verschiedentlich (Il. 1,584; 6,220 usw.; Od. 3,63; 8,89 usw.) genannte ἀμϕικύπελλον, stets mit δέπας = Becher verbunden, als „Doppelbecher, der auf beiden Seiten einen Becher bildet, so daß der Fuß wieder ein Becher ist“ (Pape-Sengebusch, Griech.-dt. Hdwb., Braunschweig 19143, S. 140) zu deuten, wird heute abgelehnt (Pauly-Wissowa V 228–31).

Der eigentliche D. B. tritt vielleicht schon im frühen MA auf, doch geht aus den ältesten Quellen (zitiert bei [1]) nicht mit Sicherheit die Form der genannten Gefäße hervor. Ebensowenig lassen die frühen französischen Schriftquellen (seit 2. H. 12. Jh.; Gay II 101) unter den Maserbechern solche mit gedoppelter Form erkennen. Der sog. Becher des hl. Findan († 878), ehem. in der Slg. Karl v. Rothschild, Frankfurt a. M. ([1]; Rosenberg- Nr. 5701), ist wegen späterer Fassung nicht genauer einzuordnen. Somit wäre der D. B. des hl. Godehard (Otto Beyse, St. Godehard in Hildesheim, Hildesheim 1924, Abb. 26f.), der nach der Silberfassung zu urteilen durchaus der Zeit des Heiligen († 1038) entstammen könnte, der älteste erhaltene D. B.

In einer Reihe von Ziborien des 12. und 13. Jh. zeichnet sich dann deutlich die Form des D. B. ab, doch sind die Deckelgefäße dieser Ziborien nicht mit Füßen versehen.

Ziborium der Kath. von Sens (sog. Sainte Coupe), E. 12. Jh.; Ziborium des Alpais im Louvre, E. 13. Jh. (zusammen abgeb.: Commemorative Cat. of the Exhibition of French Art, London 1932 [1933], Taf. 236); verwandt sind Ziborien in St. Moritz, Kt. Wallis, A. 13. Jh. (Saint-Maurice d’Agaune [Ill. Führer], St. Moritz 1951, Abb. S. 143–47), und in Barcelona, 13. Jh. (J. Folch y Torres, Cat. Museo de la Ciudadela, Barcelona 1926, Abb. 93).

Als Vorform für den späteren D. P. können Ziborien in der Art des oberitalienischen Holz-ElfenbeinZiboriums im Bamberger Domschatz gelten (um 1300; Bassermann-Jordan u. Schmid Nr. 61).

III. Maserbecher

Erst seit 1300 tritt der D.B. als Trinkgefäß in seiner eigentlichen Gestalt in datierbaren Stücken auf. Aus dem gleichen Zeitraum sind silberne D. B. und solche aus Maserholz erhalten, wobei die ersteren wohl als metallene Nachbildungen der Holzbecher gelten müssen.

So wird die Form des Findan-Bechers von zwei fast gleichen Stücken aus Silber in kleinerem Maßstab wiederholt (Basel, Hist. Mus., aus Kloster Seedorf b. Flüelen: Abb. 1; ehem. Slg. Gutmann: O. v. Falke, Kat. Berlin 1912, Nr. 112, Taf. 26; ein weiteres ähnliches Stück ehem. in der Slg. Albert v. Oppenheim in Köln: Kh. Ausst. Düsseldorf 1902, Nr. 1233). Sie zeigen einen etwas kleineren, napfartigen Oberbecher mit kreisförmigem Fuß; am Unterbecher ist ein kleiner runder Ösenhenkel angebracht. Ein kleiner, ganz vergoldeter D. B. gleicher Art, aus dem 14. Jh., nur 9 cm h., kam aus dem Frauenkloster St. Andreas in Sarnen in das S. L. M. (Fritz Gysin, Schweizer Gebrauchssilber [= Aus dem S. L. M. Bd. 3], Bern 1954, Abb. 1). Wir finden diesen Typ des D. B. dargestellt in einem Graduale aus St. Katharinental von 1312 (Sp. 145, Abb. 15).

Der charakteristische D.B. des 14. und 15., z. T. noch des 16. Jh., ist der Maserbecher (Abb. 2). Er ist vor allem in Süddeutschland und der Schweiz verbreitet, findet sich aber auch in Mittel- und Norddeutschland. Die obere und untere Cuppa sind aus Maserholz (Holz von Auswüchsen vornehmlich der Buche oder des Ahorns, aber auch Wurzelholz, Wurzelkropfholz oder gemaserter Buchs), von welchem es hieß, es könne das Gift aus den Getränken ziehen, und das aus diesem Grund besonders beliebt war. Es wurde daher am Rand und Henkel in Silber oder vergoldetes Silber gefaßt. Die Füße bestehen immer aus Metall; sie kommen als einfache Fußplatten (Histor. Schätze Basels, Basel o. J., Nr. 95), aber auch als hohe Füße vor (Abb. 2; nicht selten ist, wie hier, der Fuß des Oberbechers in Form eines Kronreifs gebildet). Der Henkel ist üblicherweise ein nach oben eingedrehter, kantiger Griff am Unterbecher. Fast immer ist bei diesen Maserbechern der obere Becher kleiner als der untere; der Rand des unteren reicht oft sehr hoch in den Oberbecher hinein.

Als Reliquiar findet sich ein solcher D. B. verwendet in Visingö, Schweden (Braun, Reliquiare S. 260, Abb. 217). Sonst sind es weltliche Trinkgefäße: z. B. auf dem Bild vom Gastmahl des Herodes, Ulm um 1460 (München, A. Pin. Nr. 1462), oder in der Hand der „Frau Welt“ auf einem oberrheinischen Holzschnitt des 3. V. 15. Jh. (Campbell Dodgson, Woodcuts of the XV. C. in the Dept. of Prints and Drawings, B. M., Bd. II, London 1935, Nr. 240, Taf. 102). – Als norwegische Arbeit um 1400 gilt ein D. B. („Masur-boller“) aus Jaeren (Thor Kielland, Norsk guldsmedkunst i middelalderen, Oslo [1927], Taf. 190). Aus dem 15. Jh. ist eine größere Anzahl Maser-D. B. erhalten: Stuttgart, L. M. Inv. Nr. KK 104 (Abb. 2) mit der Inschrift „Ave Maria gracia blena Duminus tekum“ am Rand des oberen Bechers. Der D. B. gehört mit 35 cm Höhe zu den größten dieser Art. Ein sehr ähnlicher aus Schloß Wildegg, 2. H. 15. Jh., ist im S. L. M. (E. Maria Blaser und Artur Weese, Die alte Schweiz, Erlenbach-Zürich 1922, Taf. 181). Daneben kommen im 15. Jh. auch ähnliche D.B. in anderen Materialien vor, z. B. in Bergkristall (Hallesches Heiltum, M. 15. Jh.; Baden-Baden; Wien, Kh.Mus., um 1470; Säckingen, Fridolinsbecher, um 1480; Gran, Domschatz) oder in Serpentin (Kb. Ausst. Düsseldorf 1902, Nr. 1239). Weitere Maserbecher entstammen dem 16. Jh.: Stuttgart, L. M. (Inv. Nr. KK 68, 69, 105); ein besonders schöner aus dem Besitz Martin Luthers, 1530 (R. F. Burckhardt, Auswahl von Erzeugnissen der K. und des Gewerbes in Basler Priv.bes., Basel 1912, Taf. 2; hier hat der Oberbecher einen dreifachen Kronreif, ist also nicht aufstellbar); der sog. Fritschikopf der Saffranzunft in Luzern, 78 cm h. (Krone neu; Dora F. Rittmeyer, Gesch. der Luzerner Silber- und Goldschmiedekunst, Luzern 1941, Taf. 175); zwei sehr schöne D. B. dieser Art, der eine 1544 dat., besaß die Slg. Figdor (Marc Rosenberg in: Kunst und Kunsthandwerk 14, 1911, 382f.). Daß noch im 17. Jh. Maserbecher neu gefaßt wurden, zeigt der D. B. in Schweinfurt (Rosenberg2 Nr. 3414 b).

IV. Doppelpokale

Den Übergang zu den Doppelscheuern bilden Gefäße wie der sog. Schenkenbecher im Schloß Erbach, um 1440 (Ausst. Kat. Alte K. am Mittelrhein, Darmstadt 1927, Nr. 462, Taf. 44) oder ein D. P. der ehem. Slg. Carl Mayer von Rothschild in Paris (Abb. 3).

Der erstere, aus zwei napfartig gefaßten, gleich großen roten Jaspisschalen bestehende D. P. hält sich in Einzelheiten an die Maserbecherform, verdoppelt aber den Henkelgriff so, daß beide Teile mit Scharnier zusammenhängen (bei späteren D. P. fällt der Griff ganz fort). Die Gesamtform nähert sich insofern der des D. P., als die beiden Hälften des Gefäßes völlig gleich sind und ihr Kelchrand zylindrisch ist. Für dieses von dem Mainzer E. B. Dietrich von Erbach stammende Gefäß hat sich auch das urspr. Lederfutteral erhalten (a.a.O. Nr. 516), das aber leider nichts über die Verwendungsart derartiger D. P. aussagt.

Der D. P. der Slg. Rothschild (Abb. 3) besteht ebenfalls aus Jaspis, ist aber in seiner ganzen Anlage schlanker; doch sagt der Aukt.Kat. (Georges Petit, Paris, 12./13. 6. 1911, S. 80): „Les coupes sont exécutées à la manière des madres.“

Den D.P. in seiner späteren Form, die „Doppelscheuer“, kannte bereits das 15. Jh. Auf dem Davidbild von Konrad Witz’ Heilsspiegelaltar ist ein solcher D. P. mit hohem Fuß und gebuckelter, ausladender Cuppa dargestellt (RDK III 1103, Abb. 14 a). In der Spätgotik entstanden zahlreiche Formen, teils symmetrisch wie der gebuckelte D. P. des Grassimuseums (Abb. 4), teils mit kleinerem Oberpokal wie der Ananas-D. P., den Israhel van Meckenem entwarf (Lüer-Creutz II, Abb. 235), oder die vier skizzierten D. P. - Entwürfe im Dresdener Skizzenbuch (Wilh. Waetzoldt, Dürer u. s. Zeit, Königsberg i. Pr. 1942, Abb. 261). Die Form des Agleybechers wurde beliebt und trat verdoppelt auf; häufiger finden sich gewöhnliche Buckelpokale der verschiedensten Gestaltung.

Mit der Renaissance wurden regelmäßige Riefelung und längs gestreckte, flache Buckel üblich; die Form der D. P. wurde gedrungener und weiter ausladend (Dürers zwei D. P.-Entwürfe in Wien und Dresden, W. 933 und W. 934; letzterer mehr aus zwei flachen Schalen als aus Pokalen zusammengesetzt).

In der Spätrenaissance bildeten sich dann zwei feste Typen heraus: 1. der reich profilierte, mit getriebenen Reliefs verzierte in der Art von W. Jamnitzers Tucherpokal von 1564 (Rosenberg3 Nr. 3832 s) oder des D. P. aus dem Lüneburger Ratssilber (Berlin, K. G. M. Nr. 74.385, jetzt in Wiesbaden, K 190; 69 cm hoch; ähnlich ein Pokal von Plans Straub, Nürnberg 1584, im Berner Hist. Mus., Abb. 6); 2. der nachgotische D.P., der vor allem um 1600 beliebt wurde und die Agley-, Ananas- und andere gebuckelte Formen der Spätgotik wieder aufnahm (O. v. Falke, Die Neugotik im dt. Kgwb. der Spätrenaissance, Jb. d. preuß. K.slgn. 40, 1919, 75–92). Auch mischen sich gotische und Renss.-Formen wie in dem von zwei Meistern geschaffenen silbervergoldeten D. P. in Kulmbach (RDK II 307/08, Abb. 2); ähnlich sind ein Pokal von Franz Vischer, A. 17. Jh., in der ehem. Slg. v. Miller (Kat. E. Bassermann-Jordan 1906, Taf. 10), und einer ehem. im Grünen Gewölbe (Sponsel II, Taf. 13). Daneben gab es aber seit A. 17. Jh. auch eine ganz einfache kelchartige Form des D. P., von welcher besonders schöne Beispiele erhalten sind (Abb. 5). Sie haben eine teils getriebene, teils ziselierte Ornamentierung, kommen aber auch mit Ausschnittarbeit vor. Die Gesamtform der beiden Cuppae ist eiförmig, der Fuß mäßig ausladend und gut proportioniert.

D. P. in Schaffhausen, Allerheiligen-Mus., um 1608 (Abb. 5; Dora F. Rittmeyer im Jahresber. 1946 des Mus.Ver. Schaffhausen, S. 27f.); D. P. im Nat.Mus. Budapest (Kat. E. v. Varjú 1928, Taf. 31); durchbrochener D. P. der Slg. A. Pringsheim (Kat. Hist. Ausst. d. Stadt Nürnberg 1906, Nr. 275 m. Abb.); gravierter D. P. mit getriebenem Laubwerk, ehem. Slg. Saly Fürth, Mainz (Ebd. Nr. 308); der sog. „Fuchs“ im Ratsschatz zu Wertheim a. M. (Inv. Baden IV, 1, S. 288 Abb. 127); drei D. P. ehem. im Grünen Gewölbe (Sponsel II, Taf. 13 u. 15); zwei schuppenartig mit Perlmutter belegte D. P. im Württ. L.M. in Stuttgart, E. 16. Jh.; eiförmiger D. P. von Hans Rahn in Zürich († 1627) mit Monats- und Tierkreiszeichen, im S.L.M. (Festgabe z. Eröffg. des S.L.M., Zürich 1898, Taf. 3).

Im 17. Jh. findet sich auch, als eine Form des D. B., der Faßbecher: zwei konische Becher, die ineinandergesetzt die Gestalt eines Fäßchens oder Tönnchens haben.

Silbervergoldetes Tönnchen von Nikolaus Emmerling, E. 16. Jh. (Kat. Hist. Ausst. d. Stadt Nürnberg 1906, Nr. 377); D.B. der ehem. Slg. Saly Fürth, Mainz, mit Perlmutterplatten belegt, vergoldete Silbermontierung des Meisters H. W., A. 17. Jh. (Ebd. Nr. 325); Nürnberger D. B. der ehem. Slg. Bourgeois (Aukt.Kat. Lempertz, Köln, 1904, Nr. 502); kleiner silberner Faßbecher, z. Z. im Hamburger Kunsthandel (Dr. H. J. Heuser).

Als seltene Abart des D. B. darf der Doppelrömer gelten, wie ihn die Slg. Figdor besaß (Marc Rosenberg in: Kunst und Kunsthandwerk 14, 1911, 381).

Eine Sonderform des D. P. stellt der Globusbecher dar, bei dem die beiden Cuppae die Erdhälften bilden, die ohne Rand ineinander übergehen (z. B. Zürich, S. L. M., aus der Chorherrenstube des Großmünsters; Inv. Schweiz 10, S. 165, Abb. 92: Globuspokal von Abraham Geßner). – Ein besonders reicher D. P. ist Wenzel Jamnitzers „Ernestinischer Willkomm“, ein vierfacher Pokal aus Maserbowlen (Rosenberg3 Nr. 3832 a).

Daß die silbernen und silbervergoldeten D. P. als Ehrengeschenke eine große Rolle spielten, ist vielfach überliefert; sie wurden dem zu Ehrenden voll Wein kredenzt oder, mit Goldmünzen angefüllt, überreicht.

So verzeichnen z. B. die Münchener Kammerrechnungen Schenkungen der Stadt an Dr. Eck, Hzg. Wilhelm, Hzg. Christoph usw. (Max Frankenburger, Die Alt-Münchener Goldschmiede und ihre Kunst, München 1912, S. 31). – Maximilian I. schenkte einen prächtigen silbervergoldeten D. P. an den 1508 † Abt Wilhelm v. Hecke in Utrecht (Zwolle, Hist. Mus.; Ausst.Kat. Le siècle de Bourgogne, Brüssel 1951, Taf. 67). – Reich an „Doppelscheuern“ war um 1613 die Silberkammer des Landgrafen Moritz von Hessen; darunter befand sich „ein vergulte doppelte Scheure von getriebener Arbeit ... Herrn Landtgrave Moritzenn, sambtt Ihrer fgn. Gemahlin Fraw Agnesen ... auf Ihren hochzeidlichen Ehrentagk verehrt“ (C. A. v. Drach, Ältere Silberarbeiten in den kgl. Slgn. zu Cassel, Marburg 1888). – Im Verzeichnis der Hinterlassenschaft des 1594 in Luzern † Ritters Ludwig Pfyffer findet sich ein „Dobblet (nempt man also) sind 2 geschyr übereinanderen, trybene arbeit und vergult, wägint beide 142 Lot“; der 1567 in Paris gefertigte, 1569 dem Ritter geschenkte D. P. ist noch vorhanden, die eine Hälfte im S. L. M., die andere in Priv.bes. (Dora F. Rittmeyer, Gesch. d. Luzerner Silber- und Goldschmiedekunst, Luzern 1941, S. 217, Taf. 166). – Im Ausgabenbuch des Abts Bernhard Müller von St. Gallen steht: „von Hiltprant in der Stadt ein vergult Duplet, so H. Pistori Sohns und Tochter Hochzeit zu Fryburg ist vergabet worden den 25. Dez. Ao. 1598“ (Neujahrsblatt d. Hist. Ver. des Kt. St. Gallen 1930, S. 10). – In einem Brief vom 1. 2. 1648 dankt Joh. Rud. Pfyffer dem Abt von Muri im Aargau für die ihm zugedachten D. P., er habe aber die ihm angebotenen 50 Dukaten vorgezogen, da derartige Becher in Rom nicht üblich seien (E. A. Stückelberg, Gesch. der Reliquien in der Schweiz I, Zürich 1902, S. 140).

Die Anzahl der ehemals vorhandenen D. P. muß groß gewesen sein, da sich trotz der starken Einbußen durch Einschmelzen bei Geldverlegenheiten noch so viele erhalten haben. Rosenberg3 erwähnt allein für Nürnberg siebzig D. B. und D. P. oder deren Hälften. Die meisten stammen aus dem 16. Jh., die besten Goldschmiede sind ihre Meister; aus besonders reichem Material bestehen die D.P. des Nürnbergers Friedrich Hillebrand († 1608) im Kh.Mus. Wien, früher in der Kaiserlichen Schatzkammer. Von Augsburger Meistern nennt Rosenberg3zehn D. P., ferner einzelne aus Breslau, Danzig, Dresden, Freiburg i. Br., Ingolstadt, Lüneburg, Passau, Regensburg, Speyer, Tübingen (oder Feldkirch), Ulm. Es läßt sich nicht feststellen, daß an einzelnen Orten bestimmte Formen bevorzugt wurden. Nur wenige D.P. sind nach 1630 geschaffen, nach Mitte 17. Jh. offenbar keine mehr.

Zu den Abbildungen

1. Basel, Hist. Mus., Inv. Nr. 1894.265. Silbervergoldeter Doppelbecher mit Wappen der 1367 ausgestorbenen Familie von Froberg, aus dem Frauenkloster Seedorf b. Flüelen stammend. H. 10 cm. 14. Jh. Fot. Mus.

2. Stuttgart, Württ. L. M., Inv. Nr. K K 104. Maserbecher, Bergahornwurzel mit vergoldeter Silbermontierung. H. 34 cm. Süddeutsch 15. Jh. Fot. Mus.

3. Ehem. Paris, Slg. Carl Mayer von Rothschild. Doppelpokal aus Jaspis mit vergoldeter Silbermontierung und plattdeutscher Inschrift. H. 36,5 cm. Norddeutsch A. 16. Jh. Nach Aukt.Kat. Georges Petit, Paris, 12./13. 6. 1911, Nr. 95.

4. Ehem. Leipzig, Städt. K. G. M., Inv. Nr. 414, Doppelscheuer in Form von zwei Ananasbechern. Silber, vergoldet, Nürnberger Beschau, H. 44,6 cm. Um 1500. Fot. Mus.

5. Schaffhausen, Allerheiligen-Mus. (Leihgabe). Doppelscheuer mit Allianzwappen Peyer-Zollikofer.

Silber, getrieben und ziseliert, Schaffhausener Beschau. H. 31,6 cm. 1608, wahrscheinlich von dem Schaffhausener Goldschmied Hans Ulrich Ulmer. Fot. Mus.

6. Bern, Hist. Mus., Inv. Nr. 2333. Doppelscheuer mit emaillierten Wappen von Bern und Genf, Geschenk der Stadt Genf an den Rat von Bern. Silber, H. 56,4 cm. 1584 von Hans Straub, Nürnberg. Fot. Mus.

Literatur

Keine Zusammenfassung. 1. H. Zeller-Werdmüller, Der Fintansbecher von Rheinau, A. S. A. 17, 1884, 6–8. – 2. Rainer Rückert, Wiesbaden, gab freundlicherweise eine größere Anzahl von Hinweisen.

Verweise