Directoire

Aus RDK Labor
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englisch: Directoire (fashion); französisch: Directoire; italienisch: Direttorio.


Margarete Braun-Ronsdorf (1955)

RDK IV, 74–77


RDK IV, 75, Abb. 1. Modejournal, 1799.
RDK IV, 75, Abb. 2. F. A. Tischbein, 1801, Hamburg.

D. ist die Bezeichnung für einen Modestil, der um die Wende vom 18. zum 19. Jh. herrschte. In Frankreich, wo das D. in der Hauptsache zur Geltung gelangte, ist es ein Übergangsstil vom Louis Seize zum Empire, der sich während der kurzen Herrschaft des Directoire (1795–99) entwickelte. In Deutschland begann die Blütezeit des D. kurz nach 1800 und währte bis in das 2. Jahrzehnt des 19. Jh. Am besten läßt sich diese Mode in Deutschland in Fr. Bertuchs „Journal des Luxus und der Moden“ verfolgen (Abb. 1).

Das D. übernahm im bewußten Gegensatz zu der reich verzierten Kleidung des Rokoko die einfachen Formen, wie sie in der englischen „Chemise“-Tracht vorgebildet war, die seit etwa 1780 in England herrichte. Das Direktorium in Paris hatte in Anlehnung an teils antike Vorbilder (Verwendung der Tunika) neue Staats- und Festtrachten für die Vertreter des Volkes geschaffen, die auch auf die Herrenmode Einfluß gewannen. Nationale Farben wurden bevorzugt, besonders aber weiß.

Beim Frauengewand wurde in Anlehnung an die Antike das lange, zunächst oft gürtellose Gewand bevorzugt, das man aber später mit einem immer höher, bis unter die Brust heraufsteigenden Gürteldurchzug versah. Der Ausschnitt war tief, meist oval und entblößte den Oberkörper fast mehr als im Rokoko. Erst um die Jahrhundertwende wurden kleine Ärmel angesetzt, die vielfach mit schmalen Litzen oder Fransen verziert waren (Abb. 2). Als beliebteste Farben trug man wie in der Antike weiß oder hell pastellartig. Das Material der Kleider war leichter, durchsichtiger Stoff wie Mull, Batist, Linon, Seide, Musselin oder Kattun. Die Gewänder zeigten einen schlichten Schnitt, sie waren wenig weit, hinten fast immer länger als vorn, und hatten kurze Schleppen (Abb. 1 u. 2). Dazu trug man in abstechender Farbe Übergewänder in der Art der Tunika („redingote“, „douillette“, „enveloppe“), die meist kurzärmelig waren. Dazu war der lange Handschuh aus Leder, Seide oder Baumwolltrikot unerläßlich. Schmuck galt in dieser Zeit fast als verpönt. Die Schuhe, vielfach aus weißem Atlas, hatten keine Absätze und wurden oft wie antike Sandalen mit Bändern geschnürt. Das Haar puderte man nicht, sondern trug es entweder mit Bändern aufgebunden (Abb. 1) oder ließ es in Locken „à la grecque“ herabhängen (Abb. 2). Teils wurden auch ganze Lockenperücken getragen, ferner kam jetzt der „Tituskopf“ auf. Turbanförmige Stoffhauben waren als Kopfbedeckung beliebt. Da diese Kleidung wenig warm hielt, trug man lange, meist fleischfarbige Trikots unter den dünnen seidenen Unterkleidern.

Zu den Abbildungen

1. J. Fr. Bertuch, Journal des Luxus und der Moden, Modeblatt von 1799. Phot. B.N.M. München.

2. Frdr. August Tischbein, Gräfin Theresia Fries. Hamburg, Kunsthalle. Dat. 1801. Phot. Kleinhempel, Hamburg.

Literatur

1. J. Fr. Bertuch, Journal des Luxus u. d. Moden, Weimar, 1793–1810. – 2. Br. Köhler,

Allgem. Trachtenkunde Bd. 6 (Neuzeit), Leipzig 1901, S. 135. – 3. E. Nienholdt, Die deutsche Tracht im Wandel der Jahrhunderte, Berlin, 1938, S. 167–82. – 4. M. Tilke, Kostümschnitte und Gewandformen, Tübingen 1945.