Dalmatik
englisch: Dalmatic; französisch: Dalmatique; italienisch: Dalmatica.
Franz Dambeck (1953)
RDK III, 985–998
I. Name, Begriff, Herkunft
D. (lat. dalmatica, im MA zuweilen auch tunica, mhd. korerock, leßrock, dienrock, afrz. wardecor, courtibal) heißt das liturgische Obergewand der Diakone, welches beim Pontifikalamt auch vom Bischof, als Untergewand unter der Kasel, getragen wird. Es hat im heutigen Gebrauch die Form eines skapulierähnlichen Überhanges mit einer Öffnung für den Durchlaß des Kopfes. Anstelle der ursprünglichen Ärmel sind viereckige, über den Oberarm fallende Zeuglappen angefügt; nur in Italien ist die D. noch mit richtigen geschlossenen Ärmeln versehen. Die Länge der D. reicht heute etwa bis zum Knie.
Die D. leitet sich nach Form und Namen von einem profanen Kleidungsstück der spätrömischen Kaiserzeit ab, der sog. Dalmatica, die ihrerseits wieder auf eine dalmatinische Tracht zurückgeht und gegen E. 2. Jh. in Rom in Mode kam. Die Dalmatica war ein von den Schultern bis zu den Knöcheln reichendes, weites Gewand von weißer Farbe, das gewöhnlich vorn und hinten mit einem oder zwei farbigen (meist purpurnen) Vertikalstreifen, den sog. Clavi, besetzt war (Sp. 791ff.; Abb. 1). Ursprünglich unterschied sich das liturgische Kleidungsstück nicht von dem weltlichen.
II. Gebrauch
a) Pontifikal-D.
Die bischöfliche oder Pontifikal-D. wird heute vom Bischof (sowie von den Priestern, welche die Pontifikalien tragen dürfen) bei der feierlichen Opferfeier und den damit zusammenhängenden Segnungen getragen, jedoch nie als oberstes Kleidungsstück, sondern darüber wird die entsprechende liturgische Oberkleidung gezogen. Die Pontifikal-D. sind daher aus ganz dünner, leicht fallender Seide gefertigt.
b) Diakons-D.
Der Diakon dagegen trägt die D. als Oberkleidung, denn sie ist die ihm zustehende Amtskleidung. Die Seide der Diakons-D. ist mit Steifleinen und Futter unterlegt, was dem Gewand ein etwas starres Aussehen gibt. Der Diakon trägt die D., wenn er dem Priester beim feierlichen Gottesdienst dient (levitiert), und zwar bei der missa solemnis, sodann bei feierlichen Prozessionen und ebensolchen Benediktionen. Auch Priester tragen die D., wenn sie als Diakon fungieren. Nicht getragen wird die D. (als ein indumentum laetitiae) an Tagen, die Bußcharakter aufweisen.
Der heutige Gebrauch, wonach die D. ein allen Bischöfen und Diakonen zustehendes liturgisches Kleidungsstück ist, läßt sich bis in das 9. Jh. verfolgen (Abb. 3). Vorher durften die D. nur der Papst und die römischen Diakonen tragen. Nach dem 9. Jh. wird der Gebrauch der D. auch Äbten und Kanonikern als Auszeichnung verliehen. Walafried Strabo berichtet, daß selbst einfache Priester unter der casula die D. trugen. Im 10. Jh. wurde das Tragen der D. den römischen Kardinalpriestern eingeräumt.
Die Diakons-D. gleicht heute vollkommen der Tunicella der Subdiakone.
III. Form und Ausstattung
a) Bis 9. Jh.
Bis 9. Jh. Die D. in ihrer ursprünglichen Form als lange, mit weiten Ärmeln ausgestattete Tunika begegnet uns zuerst als Untergewand unter der Paenula in einem Fresko der Priscilla-Katakombe. (J. Wilpert, Die Gottgeweihten Jungfrauen, Freiburg 1892, Taf. 1), ferner auf dem Mosaik in S. Satiro in Mailand, auf ravennatischen Mosaiken des 6. Jh. sowie auf römischen des 7. Jh. (Abb. 2). Die Weite der Ärmel entspricht auf diesen Bildern ⅓ bis ½ der Gewandlänge. Die Farbe war in diesem Zeitabschnitt ausnahmslos weiß.
Da aus der Frühzeit keine Dalmatiken erhalten sind und die bildlichen Darstellungen keine Auskunft über die Stoffe geben, sind wir bei der Frage nach dem verwendeten Material auf Vermutungen angewiesen. Einen Hinweis können die Gepflogenheiten im profanen Leben geben. Nach dem „Maximaltarif“ Diokletians war um die Wende des 4. Jh. bei D. des profanen Gebrauchs Leinwand, Wolle und Halbseide die Regel. Erst später kamen infolge des Preisrückganges für Seide auch seidene D. in Gebrauch. Demnach dürfte die liturgische D. ursprünglich ebenfalls aus Leinwand oder Wolle und erst später aus Seide gefertigt worden sein.
Die Verzierung der D. bestand in dieser Zeit in den sog. Clavi. Als weiterer Schmuck wurden Fransen als Schlitzränderung auf der rechten oder linken Seite, mitunter auch am Ärmelsaum angebracht (letzteres jedoch in Rom erst seit 9. Jh.).
Als einziges Beispiel dieser Art war – allerdings erst aus karolingischer Zeit – eine D. in Moyenmoutier in Lothr. erhalten [1, Abb. 120]. Sie entstammte dem 8. oder 9. Jh. und wies die erwähnten Streifenverzierungen nebst Fransen an den Ärmeln auf. Ihre Länge betrug 1,40 m, die Breite bei ausgestreckten Ärmeln 1,95 m. Die D. ist 1944 verbrannt.
b) 9.–12. Jh.
Vom 9. bis 12. Jh. Während die D. in Italien im wesentlichen die bisherige Form bewahrte, wurden im Norden seit dem 9. Jh. sowohl die Pontifikal-D. wie die Diakons-D., die sich bis zu diesem Zeitpunkt völlig glichen, verkürzt, jedoch jene mehr als diese. Die Entwicklung erreichte erst im 12. Jh. ihre volle Auswirkung. Den D. des 12. Jh. sind die kleinen, seitlich am unteren Saum angebrachten, mit breiten Borten eingefaßten, rechteckigen, zuweilen auch rundbogigen Ausschnitte eigentümlich, die an die Stelle einfacher Schlitze traten (Beispiel: D. des Bischofs auf dem Siegel des Mainzer Domstiftes, [1] Abb. 123). Erst gegen E. 13. Jh. verlor sich diese Sonderheit.
Über die Art der verwendeten Stoffe wissen wir auch in diesem Zeitraum nur wenig. Es ist anzunehmen, daß die D. für festliche Gelegenheiten im 11. und 12. Jh. regelmäßig aus Seide bestanden. Darauf weisen die Musterungen, die in Abbildungen aus dieser Zeit wiedergegeben werden und den bekannten Seidenmustern entsprechen. Zu A. 13. Jh. waren Seiden-D. bereits das Gewöhnliche.
Auch in der Farbe vollzog sich in diesem Zeitraum eine Wandlung. Bis um 1000 ist die D. noch weiß, seit A. 11. Jh. finden sich zunehmend farbige Stücke, namentlich außerhalb Italiens, während Italien an der weißen D. festhielt. Am frühesten hat man bei der Pontifikal-D. farbige Stoffe verwendet. Das „Speculum de mysteriis ecclesiae“ bezeichnet die Bischofs-D. als hyazinthfarben (purpurn). Mit Ausbildung des liturgischen Farbkanons im späten 12. Jh., wurde die Farbe der D. derjenigen der übrigen gottesdienstlichen Gewänder angeglichen.
Zur Verzierung der D. dienten noch bis gegen E. 13. Jh. die roten Clavi. Dann verschwanden sie entweder ganz, oder es traten (entsprechend der Abwandlung der Stoffarbe) andersfarbige an ihre Stelle. Die schmalen Zierstreifen an den Ärmeln hielten sich bis in das 12. Jh., dann wurden sie von einem breiteren Besatz dicht am Ärmelrand abgelöst.
Am Saum des Gewandes kannte man bis in das 9. Jh. keinen Besatz, danach trat er vereinzelt auf. Die Häufigkeit wuchs im 11. und vor allem im 12. Jh. – Reich war der Fransendekor der D. vom 9. bis zum 13. Jh., der aus kleinen Fransenbüscheln (fimbriae) an den Clavi bestand. Sie waren – wie die Clavi – von roter Farbe. Die Zahl der fimbriae schwankte zwischen 56 und 60, so daß auf jeden der vier Clavi-Streifen 14 bis 15 Fransenbüschel treffen (Abb. 3; RDK I 512, Abb. 1). Dazu kamen zuweilen weiße Fransen an der linken Seite der D. und am linken Ärmelsaum. Eine bindende Regel für die Anbringung der Fransen scheint nicht bestanden zu haben; vielmehr werden örtliche Gebräuche ausschlaggebend gewesen sein. Mitunter hat man wohl ganz auf diesen Schmuck verzichtet.
Die älteste in Deutschland erhaltene D. ist die erst kürzlich aufgefundene Pontifikal-D. aus dem Grab des Papstes Clemens II. († 1047) im Bamberger Dom (Abb. 4); sie ist aus weißer Seide und hat als einzigen Schmuck einen schmalen Farbstreifen am Saum (Veröffentlichung der Funde wird durch Dr. Sigrid Müller-Christensen vorbereitet). Sonst gibt es keine D., die mit Sicherheit diesem Zeitraum zugeschrieben werden könnte. Zwei D. in der Alten Kapelle in Regensburg gehören entgegen früheren Datierungen in das E. 14. Jh. [1, Abb. 126].
c) 13.–15. Jh.
Vom 13. bis 15. Jh. Die Form der D. unterlag im späteren MA weiteren Wandlungen. Betrug die Länge im 13. Jh. etwa 1,30–1,40 m, so hat sie im 14. Jh. in Deutschland (im Gegensatz zu Italien) 1,30 m kaum mehr überschritten; im 15. Jh. ist sie auf ca. 1,20–1,25 m weiter verkürzt worden. Die Ärmelweite hält sich annähernd zwischen 0,30–0,35 m.
Um das Anziehen zu erleichtern, wurde die D. nach unten weiter geschnitten oder durch Einfügen dreieckiger Einsätze (Giren, vgl. RDK I 328f.) der Glockenform genähert (Abb. 7). Bei geradem Schnitt jedoch waren der Bequemlichkeit halber seitlich Schlitze angebracht, die im 13. Jh. und teilweise auch noch im 14. Jh. nur bis zur Mitte reichten. Im 14. Jh. begann man aber bereits den Schlitz bis zum Ärmelansatz hochzuführen, was dann im 15. Jh. üblich wurde. Die Ärmel selbst jedoch waren auch im 15. Jh. noch geschlossen. Auch bei der Kopföffnung wurden, um diese möglichst klein halten zu können, seitliche Schlitze eingeschnitten, die mit Schnüren zu schließen waren. Diese Verschlußschnüre boten die Möglichkeit zur Bereicherung der D. Im 15. Jh. wurden die Enden der Schnüre mit Quasten versehen, welche man über Schulter und Brust oder auch nur über den Rücken allein herabhängen ließ. Späterhin wurden sowohl die Schnüre als auch die Quasten gehäuft. Selbst wenn auf die Schlitze verzichtet wurde, hat man die Schnurverzierung beibehalten.
Der Stoff, der zu dieser Zeit für die D. verwendet wurde, war zumeist Seide. Bessere Seidenstoffe wurden bevorzugt verwendet. Die erhaltenen Stücke sind nahezu alle aus edler Seide.
In Deutschland bürgerte sich E. 14. Jh. die Sitte ein, die D. aus Stoffen verschiedener Farbe und Musterung zusammenzusetzen. Es wurden seltsame Zusammenstellungen gewagt, etwa für das Brustteil ein Stoff von anderer Farbe als für das Rückenteil; mitunter wurden viererlei Stoffe zusammengefügt (D. in St. Marien in Danzig [5] und im Dom in Halberstadt). Eine wahre Stoffsammlung stellt eine D. im Anton-Ulrich-Museum in Braunschweig dar. – Die Buntscheckigkeit in der Stoffwahl der D. fällt in die Zeit der Vorliebe für geteilte Trachten in der profanen Kleidung. Stickereien kommen in dieser Zeit auf den D. vor, wenn auch nicht häufig.
Der Domschatz zu Halberstadt enthält Stücke mit reicher Goldstickerei. Hervorragend ist eine D. mit der Darstellung von Hirsche jagenden Kentauren auf rotem Grund zwischen schmalen Stäben und Ranken (Abb. 5). Auf dem gleichen Stück finden sich auch Löwendarstellungen, eingefaßt von Doppelkreisen. – Auf einer dem gleichen Zeitraum (13. Jh.) angehörigen D. in der Kathedrale zu Anagni sind ebenfalls Tierbilder aufgestickt.
Figürliche Darstellung ziert nur eine der aus dem 13. Jh. erhaltenen D., eine aus Göß in Steiermark stammende D. in Wien (Abb. 6); dargestellt ist die Verkündigung, jedoch inmitten symbolischer Tiergestalten. Aus dem 14. Jh. ist keine bebilderte D. bekannt. Überaus reich mit Einzelfiguren bestickt ist die zum burgundischen Meßornat gehörige D. in der Wiener Schatzkammer aus dem 15. Jh. [1, Abb. 130].
In der Streifenausstattung der D. bietet das 13. bis 15. Jh. kein einheitliches Bild. Sowohl die Fransenbüschel als (im allgemeinen) auch die Clavi verschwanden. Erst gegen Ende des 15. Jh. traten wieder Vertikalstreifen (s. Aurifrisium) in Gestalt von zwei oder drei breiteren Borten auf (D. in den Domschätzen von Halberstadt und Brandenburg), doch blieben andere D. aus der gleichen Zeit auch besatzlos (D. in St. Marien in Danzig). Andere hatten nur eine Einfassung des Kopfdurchlasses, wieder andere trugen Borten am Saum und an den Ärmeln. – In Italien wurden zur gleichen Zeit die D. mit parurenartigen Zierstücken in mannigfaltiger Gestaltung versehen. In Deutschland wurde erst E. 15. Jh. die Streifenverzierung wieder einheitlicher. An der Vorder- und Rückseite wurden je zwei breite Vertikalstreifen aufgelegt (Abb. 8), die in Höhe der Brust und des Rückens mit einem ebenso breiten oder noch breiteren Horizontalstreifen verbunden wurden [1, Abb. 135]. Eine ähnliche Lösung wurde in Frankreich üblich; nur liegt der Querbesatz dort näher am Kopfausschnitt.
In Norddeutschland hatte die D. im späteren MA noch einen besonderen Schmuck in dreieckigen, mit Fransen besetzten, reich verzierten Seidenstücken, die von den Schultern über den Rücken hingen. Sie hießen D.-Flügel oder scapularia [5, Taf. 131].
Eine sonst nicht übliche Verzierung tragen zwei aus E. 15. Jh. stammende D. im Brandenburger Domschatz: auf der Rückseite sind in der Nähe des Kopfausschnittes zwei silbervergoldete Löwenköpfe, aus deren Maul einst eine Quaste hing, aufgenäht.
Auf den Besätzen sind figürliche Darstellungen ebenso selten wie auf den Stoffen. Vorzügliche mit Einzelfiguren von Heiligen geschmückte Arbeiten befinden sich in Greven und Vreden i. W., in Xanten sowie im Historischen Museum in Bern (Abb. 8).
d) 16.–18. Jh.
Vom 16. bis zum 18. Jh. Der bereits gegen E. 15. Jh. herausgebildete Typ der D. hat sich in bezug auf die Ausstattung nicht mehr nennenswert geändert. Es bleibt bei den gedoppelten Vertikalstreifen auf dem Vorder- und Rückenteil und der Verbindung derselben durch einen Horizontalstreifen.
Der Aufschlitzung der Rumpfseiten folgte vereinzelt im 15. Jh. die Aufschlitzung der Ärmel, die sich im 16. Jh. immer mehr einführte und schließlich im 17. Jh. in Deutschland die Regel wurde (Abb. 10).
Anfangs schloß man die Ärmelschlitze mit Haken und Bändern, später unterbleibt auch dies, so daß die Ärmelteile nun lose über den Oberarm herabhängen. Lediglich bei der bischöflichen D. wurden die Ärmelbänder aus praktischen Gründen beibehalten.
Die Länge betrug im 16. Jh. 1,15–1,20 m, im 17. Jh. wurde sie nochmals um ca. 5 cm kürzer und im 18. Jh. erreichte sie die stärkste Kürzung auf 1,00 m. Entsprechend der Verringerung der Länge verminderte man die noch im 16. Jh. übliche Unterweite von 1,00 m auf 0,75 m und die Brustweite von 0,75 m auf 0,50 m. Zuletzt schnitt man die D. – ähnlich wie die ebenso verkleinerte Kasel – an der Vorderseite bis zum Armansatz aus. Das ursprünglich wallende, weite Gewand war damit auf einen skapulierartigen Überhang zusammengeschrumpft (Abb. 9 und 10).
Erst mit dem Ablauf des 18. Jh. bahnten sich wieder bessere Maßverhältnisse in Richtung größerer Länge und Breite an. Die Schlitze und vollausgeführten Ärmelteile wurden wieder mit Bändern oder Haken geschlossen.
Die Bereicherung mit Zierat steht im umgekehrten Verhältnis zum Schwinden der Maße. In Angleichung an die festlichen Meßgewänder wurden die zu den Kaseln gehörigen D. mit Gold- und Silberstickereien übersät. Religiöse Bildinhalte (überhaupt figürliche Darstellungen) fehlen. Die ganze Fläche wurde mit Rankenwerk bestickt.
Das Herstellungsmaterial ist Seide, vor allem prachtvoller Seidendamast mit üppigen Barockmusterungen. D. in Wirktechnik wie die holländische im Besitz von L. Bernheimer, München, um 1570 (Pantheon 9, 1937, 124f.), gehören zu den Seltenheiten. Gegen E. 18. Jh. tauchen in Zusammenhang mit der Reaktion gegen jeden Aufwand vereinzelt D. aus Leder auf (Stiftskirche in Oberwesel; Kremsbrücken in Kärnten).
Die neueste Entwicklung in der Form der Diakons-D. bewegt sich wieder mehr in Richtung auf die ursprüngliche Erscheinung. Sie wird länger geschnitten, an die Stelle der Glockenform tritt mehr die gerade, weich fallende, und die Schlitze werden weitgehend geschlossen.
IV. In Deutschland erhaltene D. des MA
Ein als D. des hl. Ulrich (10. Jh.) bezeichnetes Kleidungsstück in St. Ulrich in Augsburg dürfte nach der Ärmelform eine Tuniceila gewesen sein. – Zwei D. in der Alten Kapelle in Regensburg werden dem E. 14. Jh. zugeschrieben. Die eine davon ist verändert; keine der beiden weist einen Besatz auf. – Im Dom zu Halberstadt sind 24 m.a. D. erhalten, davon gehören zwei dem 13. Jh., die übrigen teils dem 14. Jh., teils dem 15. Jh. an. – Von den 18 D. in St. Marien in Danzig entstammen einige dem 14. Jh., die Mehrzahl dem 15. Jh. und wieder einige dem 16. Jh. [5]. – Im Dom in Xanten sind 10 m.a. D., in dem zu Brandenburg 19. – In Österreich sind die m.a. D. von Wien und von Göß in Steiermark (jetzt ebenfalls in Wien) bemerkenswert. – Die 3 in der Schweiz erhaltenen alten Dalmatiken befinden sich im Historischen Museum in Bern.
Nachmittelalterliche D. sind in großer Zahl, vor allem in Dom- und Klosterkirchen, erhalten.
Zu den Abbildungen
1. London, Vikt. u. Alb. Mus., Inv. Nr. 361–1887. Leinene Tunika mit eingewebten Clavusstreifen aus purpurner Wolle. Grabfund von Achmim-Panopolis, Oberägypten. 4. Jh. n. Chr. Phot. Mus. 47 014. Crown Copyright.
2. Rom, Lateran, Oratorio S. Venanzo bei S. Giovanni in Laterano. Mosaikbild des hl. Märtyrers Septimius. 640–42. Nach Wilpert, Mos. u. Mal. III, Taf. 111.
3. Cambridge, Fitzwilliam-Mus. Elfenbeintafel von einem Buchdeckel. 9.–10. Jh. Ausschnitt. Nach Goldschmidt, Elfenbeinskulpturen I, Taf. LIII Abb. 120 (vgl. RDK I 512, Abb. 1).
4. Bamberg, Domschatz, Dalmatik aus dem Grab des Papstes Clemens II. († 1047) im Dom. Weißer Seidenköper. Wohl 1. H. 11. Jh. Phot. Bayer. Landesamt f. Dkpfl., München.
5. Halberstadt, Dommuseum. Dalmatik aus roter Seide mit Goldstickerei: Kentauren, Hirsche jagend. Englisch 13. Jh. Phot. Marburg 87804.
6. Wien, Österr. Mus. f. K. u. Industrie. Dalmatik aus dem Benediktinerinnenstift Göß b. Leoben, Stmk. Mariä Verkündigung und phantastische Tiere, in Seide gestickt von Äbtissin Kunigunde mit ihren Nonnen, 2. V. 13. Jh. Phot. unbekannt (Bayer. Landesamt f. Dkpfl.).
7. Danzig, Marienkirche. Glockenförmige Dalmatik aus gestreiftem Goldbrokat mit Giren in anderem Stoff und islamischen Schriftreihen. Stoffe vorderasiatisch 14.–15. Jh., Besätze Lucca 14. Jh. Nach [5] Taf. 122 Abb. 111.
8. Bern, Histor. Mus., Inv. Nr. 38. Dalmatik aus der Kathedrale in Lausanne, Florentiner Goldbrokat mit Granatapfelmuster, Stickerei in Wolle und Seide. Geschenk Aymons v. Montfalcon, B. v. Lausanne († 1517), an die Kathedrale. A. 16. Jh. Phot. Mus.
9. Speyer, Dom, Dalmatik aus der Zeit des Mainzer Kurfürsten Lothar Franz v. Schönborn. Weiße Seide, Ranken in Gold und Grün, Blumen in Rot und Blau gestickt. Um 1725. Phot. Bayer. Landesamt f. Dkpfl.
10. Rockenberg i. d. Wetterau, Pfarrkirche. Dalmatik aus dem Kloster Arnsburg. Französischer Goldbrokat. Um 1740. Phot. Marburg 7832/16.
Literatur
1. Braun, Lit. Gewandung S. 247 bis 305. – 2. Ders., Hdb. der Paramentik, Freiburg/ Br. 1912, S. 108–119. – 3. Ders., Liturgisches Handlexikon, Regensburg 19242, S. 74f. – 4. Buchberger III, 128. – 5. W. Mannowsky, Der Danziger Paramentenschatz, Berlin 1932, Taf. 122–31. – 6. Herb. Norris, Church Vestments, their Origin and Development, London (1949), S. 43–54. – 7. Cabrol-Leclercq IV, 111–19; XV, 2820–24.
Verweise
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