Communs

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englisch: Service wings, outhouses, service building; französisch: Communs (dépendences d'un château; italienisch: Communs, dipendenze.


Richard Teufel (1953)

RDK III, 832–833


RDK III, 831, Matth. Merian, 1648.

C. nannte man in Frankreich die 2 dem „allgemeinen“ Gebrauch dienenden Nebengebäude zu seiten des Ehrenhofes bei ländlichen Schlössern und städtischen Hotels des 17. und 18. Jh. In Deutschland wird der Name C. erst in der neueren Forschung wieder verwendet und bezeichnet den gleichen Gegenstand; als ursprünglicher Name erhalten hat er sich nur für die zwei Gebäude, die der Ehrenhofseite des Neuen Palais in Potsdam gegenüberliegen und durch eine Kolonnade verbunden sind.

Beim Übergang vom Ein- zum Dreiflügelbau entstanden in Frankreich die C. für wirtschaftliche Zwecke und für die Dienerschaft, sinngemäß niedriger gehalten als das der Herrschaft vorbehaltene Corps de logis. Einziges Beispiel in Deutschland das fast ganz untergegangene ansbachische Schloß in Schwaningen, 1603–10 (Abb.). In Deutschland entstand die Dreiflügelanlage aus dem geschlossenen Vierflügelbau (ältestes Beispiel der Friedenstein b. Gotha 1643), also ohne C., und fand erst Anschluß an die französische Entwicklung, als diese bereits die C. überwunden hatte.

Das von Friedrich d. Gr. 1763–69 im Park von Sanssouci als geräumiges Sommerschloß errichtete Neue Palais mit C. ist in mehr als einer Beziehung eine Ausnahme. Der (modifizierten) Dreiflügelanlage ist ein großer Schloßhof vorgelagert, auf dessen Westseite je ein C. einem Schloßflügel entspricht. Die Anlage dürfte auf Jean Legeay zurückgehen; ausgeführt wurden die Bauten ab 1766 unter Carl von Gontard (1731–91). Diesem allein dürfte die Kolonnade zugehören. Jedes C. ist ein dreigeschossiger rechteckiger Bau, an den sich rückwärts ein schmaler und langer Flügel anschließt. Zum Schloß wendet sich je eine Säulenhalle; dazwischen liegt die Kolonnade, die von 2 offenen Pavillons ausgeht und in der Mitte ein Triumphtor einschließt.

Die C. des Neuen Palais enthielten die Wohnungen für das Gefolge des Königs und seiner Gäste, haben also eine ähnliche Aufgabe wie die französischen C.; ihre künstlerische Stellung ist aber erheblich anders. Während das Neue Palais selbst stark von Castle Howard, also vom englischen Palladianismus, abhängig ist, zeigen die C. auch stilistisch unverkennbar Einflüsse des französischen Klassizismus, wie er für Legeay und Gontard maßgebend war.

Zur Abbildung

Matth. Merian, Schloß Schwaningen Krs. Ansbach, Mfr., erbaut 1603–10 von Blasius Berwart. Kupferstich aus der Topographia Franconiae, Frankfurt a. M. (1648). Phot. RDK.

Literatur

1. C. F. Foerster, Das Neue Palais bei Potsdam, Berlin 1923, S. 19f.

Verweise