Bogen (in der Architektur)
englisch: Arch (in architecture); französisch: Arc (forme architecturale); italienisch: Arco (in arcitettura).
Georg Hoeltje (I–III) und Fritz Viktor Arens (IV) (1942)
RDK II, 976–994
I. Begriff
B. bezeichnet in der Mathematik einen Teil einer gekrümmten Linie. In der Architektur wird der Begriff zunächst im gleichen Sinne zur Bezeichnung linearer Formen, sodann auch im übertragenen Sinne zur Bezeichnung einer bestimmten Konstruktion verwendet.
II. Systematik
B.-Formen finden sich in der Architektur meist aus dem Kreis, der Ellipse oder der Parabel gebildet.
A. Einfache Kreis-Bogen
1. Halbkreis-, Rund- oder voller B.: der Mittelpunkt des Kreises liegt auf der die Kämpferpunkte des B. verbindenden Horizontalen, der Kämpferlinie; die B.-Linie setzt sich an den Kämpferpunkten in gestrecktem Winkel (180 Grad) in den senkrechten Stützen fort (Abb. 1). – 2. Segment-, Stich- oder flacher B., auch Kreisteil- oder Teilzirkel-B.; der Mittelpunkt des Kreises liegt unterhalb der Kämpferlinie; die B.-Linie begegnet an den Kämpferpunkten in stumpfem Winkel den senkrechten Stützen (Abb. 2). – 3. Dreiviertelkreis- oder Hufeisen-B.: der Mittelpunkt des Kreises liegt über der Kämpferlinie; die B.-Linie bildet an den Kämpferpunkten mit den senkrechten Stützen Winkel von mehr als 180 Grad (Abb. 3).
B. Zusammengesetzte Kreis-Bogen
1. Spitzbogen: gebildet aus zwei sich schneidenden, mit dem gleichen Radius geschlagenen Kreis-B., deren Mittelpunkte jeweils auf der anderen Seite der senkrechten Symmetrieachse des B. und in gleichem Abstand von ihr liegen. a) Der normale oder gleichseitige Spitz-B.: die Mittelpunkte der beiden Kreis-B. sind identisch mit den Kämpferpunkten des ganzen B. (Abb. 4). – b) Der unterspitze oder stumpfe Spitz-B.: die Mittelpunkte der beiden Kreis-B. liegen zwischen den beiden Kämpferpunkten (Abb. 5). – c) Der überspitze oder Lanzett-B.: die Mittelpunkte der Kreis-B. liegen jenseits der Kämpferpunkte (Abb. 6).
Bei allen drei Formen des Spitz-B. sind die Mittelpunkte der Kreis-B. immer auf der durch die Kämpferpunkte gelegten Horizontalen angenommen. Liegen sie höher oder tiefer, so ergeben sich die Abarten des zugespitzten Hufeisen-B. und des Segment-Spitz-B.
2. Der Kleeblatt- oder Dreipaß-B.: zwei um einen gemeinsamen oder um zwei verschiedene Mittelpunkte mit gleichem Radius geschlagene Kreis-B. steigen von den Kämpferpunkten auf und werden, ehe sie einander berühren, durch einen dritten Kreis-B., dessen Mittelpunkt auf der vertikalen Symmetrieachse des ganzen B. liegt, verbunden.
Aus dem Abiland der Mittelpunkte der zwei unteren Kreis-B. voneinander und aus ihrer Lage zur Kämpferlinie, aus der Winkelgröße dieser B., aus der Radiuslänge des oberen B. und der Lage seines Mittelpunktes im Verhältnis zu den unteren B. ergibt sich eine große Mannigfaltigkeit der Formen dieses Kleeblatt-B. In der Abb. 7 ist die Normalform gezeichnet: der Radius ist bei allen drei B. gleich groß, der obere B. ist ein Halbkreis, die unteren sind Viertelkreise mit den Mittelpunkten auf der Kämpferlinie.
Eine Abart des Kleeblatt-B. ist der Schulter- oder Kragsturz-B., bei dem der obere Kreis-B. durch einen horizontalen Sturz ersetzt ist (Abb. 8). Der zweite Name dieses B. erklärt sich daraus, daß die zwei unteren B., die den Sturz tragen, meist keine echten B., sondern einfach ausgekragte Konsolsteine sind.
Der Kleeblatt-B. wird oft dadurch variiert, daß die Zahl der unteren B. symmetrisch auf vier, sechs und mehr erhöht wird. In dieser Form des Vielpaß-, vielnasigen Klee- oder Fächer-B. tritt der B. aber meistens als Füllung eines übergeordneten Rund-, Spitz-, Kiel- oder Korb-B. auf, welche Verwendung übrigens oft auch der einfache Kleeblatt-B. erfährt. Meißens ist dann auch der oberste B. spitzbogig. Es gibt auch Fälle, in denen an die Stelle des einen obersten B. zwei symmetrisch angeordnete treten (Abb. 9).
3. Der Vorhang-B. ist die Umkehrung des Kleeblatt-B. An die Stelle der konkaven B.-Teile des Kleeblatt-B., bei denen die Kreismittelpunkte im Inneren des gesamten B.-Feldes liegen, treten konvexe B.-Teile, bei denen die Kreismittelpunkte außerhalb des B.-Feldes liegen. Durch wechselnde Zahl der B.-Teile, wechselnde Stärke der Krümmung und wechselnde Lage der Mittelpunkte ergibt sich auch bei dieser B.-Form eine große Mannigfaltigkeit der Lösungen (Abb. 10).
4. Der Kiel-, Karnies- oder zwiebelförmige B.: zwei, um einen gemeinsamen oder um zwei verschiedene Mittelpunkte mit dem gleichen Radius geschlagene konkave Kreis-B. steigen von den Kämpferpunkten auf und werden im gestreckten Winkel (180 Grad) fortgesetzt durch zwei konvexe, auf der Symmetrieachse des ganzen B. sich schneidende Kreis-B. (Abb. 11).
Der Name Eselsrücken, meist synonym mit den obigen Bezeichnungen gebraucht, kann eine besondere Variante der vorliegenden B.-Form bezeichnen, bei der die konvexen B.-Teile die unteren B.-Teile nicht in gestrecktem Winkel fortsetzen, sondern in stumpfem Winkel ihnen begegnen (Abb. 12). Auch kann zwischen den konkaven und den konvexen B.-Teil ein treppenartiger Einsprung eingeschaltet werden.
Eine andere Variante der Kielbogenform ist der Tudor-B., bei dem an die Stelle der konvexen Kreis-B. gerade Linien treten, die in gestrecktem Winkel tangential die unteren konkaven Kreis-B. fortsetzen (Abb. 13).
5. Die Umkehrung des Kiel-B. ist der konvexe, genauer konvex-konkave B., der an den Kämpferpunkten wie der Vorhang-B. mit zwei konvexen Kreis-B. beginnt und dann in gestrecktem Winkel in einen konkaven Kreis-B. knicklos übergeht (Abb. 14). An die Stelle des knicklosen Übergangs tritt oft ein treppenartiger Einsprung. Und schließlich kann diese B.-Form durch eine kielbogenartige obere Endigung variiert werden.
6. Der Korbbogen: aus Kreis-B. von verschiedenem Radius konstruiert, die um drei, fünf, sieben oder mehr Mittelpunkte geschlagen sind, derart, daß die schwächer gekrümmten B.-Teile die stärker gekrümmten unteren immer in gestrecktem Winkel knicklos fortsetzen (Abb. 15). Diese B.-Form wird, da sie in der Praxis leichter konstruierbar ist, oft an Stelle der elliptischen B.-Form (Abb. 16) benutzt.
C. Nicht aus dem Kreis gebildete Bogen
1. Elliptischer B.: eine halbe Ellipse, meist über der großen Achse stehend (Abb. 16).
2. Der Parabelbogen: die Schenkel des B. bilden an den Kämpferpunkten immer einen stumpfen Winkel mit den senkrechten Stützen (Abb. 17).
Alle diese B.-Formen können gestelzt auftreten, d. h. der betr. B. wird nach unten bis zu den ihn aufnehmenden Stützen knicklos um ein Stück einer senkrechten Geraden verlängert. Sie können als einhüftige oder steigende B. auftreten, d. h. die Kämpferpunkte eines solchen B. liegen nicht auf einer Horizontalen. Sie können schließlich als räumlich gekrümmte B. auftreten, d. h. sie liegen nicht, wie bisher angenommen, in einer ebenen Wandfläche, sondern in einer selbst gekrümmten, so daß die Linie des B. eine doppelte Krümmung beschreibt.
An allen diesen B.-Formen, die wir bisher ausschließlich als Linien betrachtet haben, müssen wir, wenn sie in dreidimensionaler Gestalt ausgeführt werden, unterscheiden: die innere Fläche des B. als Laibung (I in Abb. 18), die äußere meist nicht sichtbare als Rücken (II in Abb. 18), die vordere senkrechte Fläche als Stirn oder vorderes B.-Haupt (III in Abb. 18), die hintere senkrechte Fläche als hinteres B.-Haupt. Die Höhe des B.-Scheitels über der Kämpferlinie wird Pfeil- oder Stichhöhe genannt (a in Abb. 18), die Entfernung der Kämpferpunkte voneinander ist die Spannweite des B. (b in Abb. 18).
III. Konstruktion
Alle B.-Formen können in dreidimensionaler Gestalt als echte oder als falsche B. auftreten. Als falscher B. wird jede dieser B.-Formen bezeichnet, wenn die Umrißlinie des B. aus einem Steinbalken oder einer Steinplatte (Bogensturz, Abb. 19) oder aus mehreren vorkragenden horizontalen Steinschichten (Abb. 20) ausgeschnitten ist. Der falsche B. unterscheidet sich also vom echten B. nicht durch seine Form, sondern durch seine nicht b.-gemäße Konstruktion. Die Konstruktion des sog. echten B. ist identisch mit B.-Konstruktion überhaupt. Man erkennt daraus, daß der Begriff „Bogen“ in der Architektur nicht immer eine Form bezeichnet, sondern auch eine bestimmte Konstruktion und deren statische Eigenschaften. Dieser konstruktive Sinn des Begriffs „Bogen“ ist so ausschlaggebend, daß beim sogenannten scheitrechten B. die B.-Form durch die geradlinige Form eines Sturzes oder Balkens ersetzt werden kann und das ganze Gebilde doch wegen der zugrunde liegenden Konstruktion den Namen „Bogen“ behält (Abb. 21).
Die B.-Konstruktion besteht aus trapez- oder keilförmigen, von oben nach unten sich verjüngenden Elementen, die derart angeordnet sind, daß sie von der in der Richtung der Schwerkraft wirkenden Last ringförmig zusammengepreßt werden. In den beiden Schenkeln dieser B.-Konstruktion wird der vertikal angreifende Druck in gekrümmten Linien (Drucklinien) nach unten in die Auflager und nach den Seiten in die Widerlager abgeleitet. Der B. bildet somit konstruktiv das Gegenteil eines Balkens, bei dem die Last von der Elastizität des Materials wie von einem straffgespannten Seil getragen wird. Im Balken treten dementsprechend Zugspannungen auf, die im B. fehlen. Im Balken fehlen dagegen die Ableitung des Drucks nach den Seiten (Seitenschub) und die Notwendigkeit eines Widerlagers.
Die einzelnen B.-Formen sind statisch verschieden günstig. Neben günstigen Formen (parabelähnlichen und normal spitzen B., Abb. 17 und 4) stehen statisch ungünstige (wie Rund-B., Abb. 1, und Korb-B., Abb. 15) mit starkem Seitenschub. Kleeblatt-B. (Abb. 7), Kiel-B. (Abb. 11), konvex-konkave und Vorhang-B. (Abb. 14 und 11) sind als B.-Konstruktionen statisch unmöglich und bilden immer nur formale Veränderungen einer echten B.-Konstruktion.
Von den Elementen der B.-Konstruktion tragen drei einen besonderen Namen: 1. der Schlußstein (a in Abb. 22), der im Scheitel des B. die beiden B.-Schenkel zusammenschließt, oft auch durch Größe oder besondere Gestalt hervorgehoben wird. Ein schwerer Schlußstein ist statisch oft günstig. 2. Der Bogenanfänger (b in Abb. 22), der unterste Stein jedes B.-Schenkels. Unter ihm liegt 3. der Kämpferstein (c in Abb. 22). Der Name ist daraus zu erklären, daß der Stein als erster gegen den Druck des B. anzukämpfen hat. Auch er wird oft durch besondere Gestalt hervorgehoben. Meistens fällt er mit dem Kapitell zusammen, darf aber nicht mit diesem verwechselt werden. Denn oft (z. B. bei gestelzten B.) sitzt der Kämpfer über dem Kapitell, oft fällt das Kapitell auch ganz fort. In solchen Fällen spricht man nur in übertragener Bedeutung vom Kämpfer oder besser Kämpfer-Punkt und meint damit den Punkt, an dem die Krümmung der B.-Linie beginnt. Das ist aber nicht immer derselbe Punkt, auf dem auch die Wölbung des B. beginnt, da die unteren Schichten der B.-Konstruktion oft aus praktischen Gründen horizontal geführt werden. Der Begriff „Kämpfer“ hat in der Bedeutung von „Kämpferpunkt“ einen formalen Sinn und kann deshalb auch auf den falschen B. angewendet werden.
Die keilförmigen Elemente der B.-Konstruktion können aus den Steinen selbst bestehen; die Fugen zwischen den Steinen sind dann von parallelen Konturen begrenzt (vgl. Abb. 22). Die Steine können aber auch rechteckig geformt sein (z. B. im Backsteinbau). Dann müssen die Fugen keil- oder trapezförmig verlaufen (Abb. 23).
Bei scheitrechten oder sehr flach gespannten B., bisweilen auch bei steileren B.-Formen, kommen besondere Arten des Steinschnitts vor: winklig gebrochene Fugen (Abb. 24) oder auch sog. „Hakensteine“ mit stufenartig gebrochenen Fugen (Abb. 25). Schließlich können bei allen B.-Formen die B.-Steine mit den horizontalen Steinschichten der über dem B. liegenden Mauer in Verband gebracht werden (Abb. 26). Dabei nehmen die horizontalen Schichten von unten nach oben an Höhe ab (Abb. 26 links), am stärksten beim Rund-B. und noch flacher gespannten B.-Formen. Um diese Höhenabnahme in einer erträglichen Grenze zu halten, hat man oft die Kurve des B.-Rückens steiler geführt als die Kurve der B.-Laibung (Abb. 26 rechts). Dieselbe Maßnahme wird auch angewendet, wenn die B.-Steine nicht mit den horizontalen Schichten in Verband stehen; vermutlich, um die allzu scharf zugespitzten Steine beim Zusammenstoß der horizontalen Schichten mit dem B.-Rücken zu vermeiden (Abb. 27).
Über die Verwendung von B.-Formen und B.-Konstruktionen an bestimmten Stellen der Gebäude und in bestimmten Funktionen vgl. Arkade (RDK I, Sp. 1040ff.), Blend- (II, Sp, 890ff.), Entlastungs-, Erd-, Grund-, Gurt-, Scheid-, Schild-, Schwib-, Strebe-B.
IV. Geschichtlicher Überblick
Wir beschränken uns bei den Denkmälerhinweisen in der Regel auf die im RDK und bei Dehio, Dt. K,. abgebildeten Beispiele.
Im Altertum, namentlich bei den Römern, war die Herstellung des B. aus Keilsteinen schon vollkommen entwickelt und mit höchster Präzision gestaltet worden [1]. Unter dem Einfluß spätantiker und frühchristlicher Vorbilder tritt der B. auch bereits an den frühesten deutschen Steinbauten (Lorsch, Aachen) voll ausgebildet auf. In der m.a. Basilika wird er hauptsächlich zur Verbindung der Mittelschiffstützen (s. Arkade, RDK I, Sp. 1040ff.) gebraucht, weiterhin bei Fenstern und Türen sowie bei Gewölbe-B.
A. Früh- und hochromanische Zeit
Die früheste in der deutschen Baukunst verwendete B.-Form und ein Hauptcharakteristikum des romanischen Stils wie seiner Vorstufen ist der Rundbogen (Abb. 1), der allerdings auch in allen späteren Epochen immer wieder vorkommt. Neben regelmäßig geschnittenen Keilsteinen (Abb. 22) werden in der Frühzeit auch flache Steinplatten oder Ziegel zur B.-Konstruktion verwendet; in diesem Fall haben die meist sehr starken Mörtelfugen keilförmige Gestalt (Abb. 23). Ziegeldurchschuß, d. h. Wechsel von Haustein und Ziegel (Köln, fränkische Mauer bei St. Cäcilien, RDK I, Sp. 1020, Abb. 2; Aachen, Atrium; Trier, Dom, um 1060), oder Farbwechsel, d. h. Wechsel von Haustein verschiedener Farbe (Köln, Westbau von St. Pantaleon, um 980; Hildesheim, St. Michael, Vierungs-B., Weihe 1033; Murbach i. Elsaß, Ostfront, ca. 1130 bis 1140, Sp. 895, Abb. 5), finden sich häufiger in B. vor- oder frühromanischer Zeit. Die schon der spätantiken Baukunst (Orange, Triumph-B.) bekannte sichelförmige Verstärkung des B. nach dem Scheitel zu (Abb. 26 und 27 rechts) wird in Wimpfen i. T. (E. 10. Jh.) wieder aufgenommen. Weitere Beispiele: Reichenau-Niederzell (1. H. 11. Jh.); Konstanz, Münster (1052 bis 1089); Stein a. Rh. (um 1100); Lorch i.Württ. 1102–08) und Lorsch a. d. Bergstraße (Weihe 1130); ähnlich verfuhren die Dome zu Speyer und Worms an Fenster-B. und anderswo; in Bamberg sind Spitz-B. ebenso behandelt. – Durch winkelförmigen Zuschnitt der Keilsteinrücken (Abb. 24 und 25) kann eine wirkungsvolle Einpassung des B. in den Mauerverband und sein System von Stoß- und Lagerfugen erreicht werden. Diese auf römischen Brauch zurückgehende Technik ist aber nur bei einigen oberrheinischen Bauten nachweisbar (Basel, Straßburg; vgl. Rud. Kautzsch, Der Dom zu Worms, 1938, S. 116). – Ebenfalls antiker Abstammung sind die Doppelringbogen, konzentrische Übermauerungen des eigentlichen B. ohne Verband mit diesem, also eine Art Verdoppelung des B.: Aachen, Münster, Emporenöffnungen; Köln, St. Maria im Kapitol, Langhausfenster (Weihe 1065). Eine Abart ist der B. mit Ziegeldeckschicht. Der B., meist wechselnd aus Tuffstein und Ziegel, hat als Abdeckung eine konzentrische Flachschicht von Ziegeln: fränkische Mauer bei St. Cäcilien in Köln; karol. Portal in Lorch im Rheingau, hier in zweifacher Wiederholung; Köln, St. Pantaleon, Fenster und B.-Friese am Westbau. Sehr häufig ist die Ziegeldeckschicht im norddeutschen Backsteinbau (Bergen auf Rügen, Querschiff und Westbau).
B. Spätromanische Zeit
Gegen Ende der romanischen Epoche ist eine rasch zunehmende Mannigfaltigkeit an B.-Formen zu beobachten. Über den Spitz-B. vgl. Abschnitt C. Der Kleeblatt- oder Dreipaß-B. (Abb. 7), später im oberen B. gespitzt und dann als gotischer oder gespitzter Kleeblatt-B. bezeichnet, wird oft als Blend-B. über Fenstern, z. B. an spätromanischen Türmen (Maria-Laach, Sp. 245/46, Abb. 6; Andernach, Sp. 896, Abb. 6), als Füllung von Portalbogenfeldern (Mainz, Dom, um 1230; Braunschweig, Dom) oder auch nur als maßwerkähnliche Unterfangung von Rund- und Spitz-B. (nasenbesetzter Rund- und Spitz-B.; vgl. RDK I, Sp. 1403/4, Abb. 2 und 3) verwendet; wird dann später der Zwickel der Nasen durchbrochen, so wandelt sich der Kleeblatt-B. zur Maßwerkfüllung (RDK I, Sp 1404, Abb. 4). – Besonders schöne Beispiele für den spätromanischen Kleeblatt-B. finden sich in Westfalen (z. B. Lippstadt) und an den Palasportalen von Münzenberg und Gelnhausen (1170–80; eine sehr vollständige Aufzählung bei Karl Simon, Stud. z. dt. Kg. 36, 1902, S. 189ff.). Auch als Rahmenform an Altären (RDK I, Sp. 421/22, Abb. 17 u. 18), Altarschreinen (RDK I, Sp. 545/46, Abb. 15), Ziborien (RDK I, Sp. 474, Abb. 4; Sp. 1403, Abb. 1), Grabmälern und Epitaphien, überhaupt an plastischen und kunstgewerblichen Denkmälern aller Art (Marienschrein im Aachener Münster, RDK I, Sp. 279, Abb. 8; Klosterneuburger Altar, RDK I, Sp. 33, Abb. 7, und Sp. 1233, Abb. 3) ist der Kleeblatt-B. weit verbreitet, und zwar bis in die Barockzeit hinein (RDK I, Sp. 584, Abb. 17). – Das Motiv des Vielpaß- oder Fächer-B. findet sich, vielleicht aus der Konchenmuschel entstanden, schon früh und oft in der islamischen und maurischen Kunst. In Südfrankreich kommt der Fächer-B. mehrfach an Portalen der 1. H. 12. Jh. vor. In Deutschland sind Beispiele für diese B.-Form nur in den Fächerfenstern der niederrheinischen Architektur häufiger (z. B. Bonn und Neuß). An Gurt-B. finden sie sich in der Vorhalle von St. Andreas in Köln und in der von Köln abhängigen Doppelkapelle zu Freiburg a. U. (1217–27), wie Dehio vermutet, unter morgenländischem Einfluß. Im südlichen Querhaus des Magdeburger Doms ist eine Nische im Fächer-B. geschlossen. Weitere Beispiele: Mainz, Dom, Fenster am weltlichen Querhaus; Halberstadt, Westportal. Auf Gotland ist das Motiv häufig an Portalen verwendet, ein Ableger das Heiliggeistportal in Lübeck (zwischen 1280 und 1290), in einen Spitz-B. einbeschrieben am Hauptportal zu Obermünster in Regensburg, um 1308. – Der Segment-, Stich- oder Flach-B. (Abb. 2) wird bis zum 12. Jh. fast nur als Entlastungs-B. benutzt (Aachen, Münster, karol. Tür, Sp. 997, Abb. 1), häufig jedoch in der staufischen Profanarchitektur; als Tor-B. z. B. in Wimpfen (Burgtor), am Palas zu Münzenberg und am Bergfried des Trifels; in Eger (1180–90) als Überdeckung der Nischen hinter fünf Palasfenstern mit einer Spannung von über 5 m. Auch in der Folgezeit ist der Flach-B. namentlich im Profanbau sehr verbreitet; die Kavaten des Erfurter Doms stammen wohl schon aus der M. 14. Jh., an der Wasserseite der Marienburg überwölben Flach-B. die tiefen Nischen vor der Fensterwand. In der kirchlichen Kunst des 13. und 14. Jh. kommt der Flach-B. außer als Entlastungs-B. fast nur dekorativ vor (Eberbach, Nassauer Hochgrab, RDK I, Sp. 1406, Abb. 6; Südportal des Augsburger Doms, RDK I, Sp. 953, Abb. 12). Im 15. Jh. setzt er sich zunächst an Tür- und Fensterrahmen (Stendal, Lettnerziborium, RDK I, Sp. 486, Abb. 19; Wismar, Alte Schule, I, Sp. 1363 bis 1364, Abb. 17; Lüneburg, Bürgerhaus, I, Sp. 1368, Abb. 22; Regensburg, Modell zur schönen Maria, I, Sp. 922, Abb. 4), dann auch für die Gewölbebildung durch, um besonders häufig im Zeitalter der Renaissance und des Barock angewendet zu werden. – Schließlich ist auch der Schulter- oder Kragsturz-B. (Abb. 8) eine Schöpfung der spätromanischen Zeit. Wahrscheinlich entwickelte er sich aus Konsolen, die unter dem Sturz oder Tympanon des Portals angebracht wurden, um ein Durchbrechen des Steinbalkens zu verhindern. Eine solche Absicht ist noch am nördlichen Ostportal des Mainzer Doms zu erkennen, wo unter das wohl schon damals geborstene Tympanon nachträglich (im 13. Jh.) blattgeschmückte Konsolen gesetzt wurden. Derartige Konsolen unter dem Sturz, die einen dem Kragsturz-B. sehr ähnlichen Kontur ergeben, schon an der Landmauer zu Konstantinopel (408–450) und voll ausgebildet an der Vorhoffassade der Moschee zu Diabekr (Amida, 1116–24). In Deutschland läßt sich das Motiv bis in die M. 12. Jh. zurückverfolgen. Am südlichen Seitenportal der Kirche zu Zwettl (um 1159) springen die Ecken halbkreisförmig ein. Ungefähr gleichzeitig die Galluspforte am Basler Münster (RDK I, Sp. 947/48, Abb. 6), etwas jünger die Segenstür des Freiburger Münsters. Die Gotik übernahm das Motiv ohne grundsätzliche Änderung: Magdeburg, Dom, Tür im Bischofsgang und Vorhalle zur Paradiespforte (13. und 14. Jh.); Dinkelsbühl, St. Georg, Sakristeitür (2. H. 15. Jh.).
C. Gotik
Von maßgebender Bedeutung für die Gotik wird der Spitzbogen, obwohl er weder mit ihren ersten Anfängen ursächlich zusammenhängt, noch auch jemals die einzige für den gotischen Stil mögliche B.-Lösung bildet. Über seine Verwendung und Vorteile in der Wölbung vgl. Gewölbe. Die Unterscheidung von unterspitzen, normalspitzen und überspitzen Formen (Abb. 4–6) läßt sich nur sehr bedingt geschichtlich auswerten, am ehesten bei Fenstern und Portalen, bei denen wirklich vielfach eine Entwicklung von der unterspitzen über die normalspitze zur überspitzen Form festzustellen ist, allerdings günstigstenfalls nur bis zur M. 14. Jh. Dann tritt ein Umschwung ein, und seitdem kommt neben mancherlei Neubildungen auch der Rund-B. wieder häufiger vor. – Der Spitz-B., der schon an den frühesten islamischen Bauten vorkommt und bald, besonders in Syrien, alleinherrschend wird, setzt sich seit rund 1100 (also seit dem Beginn der Kreuzzüge) allmählich durch, zunächst in Frankreich. In Deutschland kann man von rund 1150 ab mit seinem Vorkommen rechnen. In der ganzen Frühzeit wird der Spitz-B. nur an konstruktiv wichtigen Stellen, noch nicht an Türen und Fenstern verwendet. Rosheim im Elsaß (zwischen 1140 und 1155) hat in der Nordarkade noch den Rund-B., im Mitteljoch der Südarkade schwach ausgeprägte Spitz-B. In Türkheim, Gebweiler und Neuweiler hat sich der Spitz-B. auch an den Gurten, um 1180 vielerorts auch in Arkaden und Fenstern durchgesetzt. Maulbronn hat in der südlichen Querhauskapelle (ca. 1160–70) spitzbogige Schildrippen. Im Braunschweiger Dom (1173–95) treten zur Bewältigung der ungleichen Grundrißlängen im Gewölbe spitzbogige Linien auf, und zwar wohl unabhängig von französischem Einfluß (Dehio V), ebenso wohl im Kreuzgang von Heiligkreuz in Hildesheim. In Frankenthal (1171–81) sind die Blendarkaden der Seitenschiffswände spitzbogig; vielleicht waren es auch die verschwundenen Mittelschiffsarkaden. In Lobenfeld bei Heidelberg (E. 12. Jh.) sind Gurten und Schildrippen spitzbogig. Doch ist es bezeichnend, daß man bald nach 1200 die Gurt-B. unter dem Westturm des Mainzer Doms noch rundbogig begann, um sich erst während der Ausführung zum Spitz-B. zu entschließen, und noch Heisterbach (1202–37) verzichtet weitgehend auf den Spitz-B., der sich erst seit 1220–30 endgültig durchsetzt. – Bis gegen 1700 kommt in der Nachgotik der Spitz-B. noch häufig vor, besonders an Jesuitenkirchen (jüngstes Beispiel Bonn, 1686–94), wird dann im 18. Jh. bei Wiederherstellungsarbeiten (z. B. Mainz, Westturm des Domes, 1767ff.) und mehrfach an den künstlichen Ruinen der großen Parks (Kassel, Löwenburg, nach 1790) verwendet, Straßburg, Münster, neugotische Verkaufsschranken, 1772. (E. Kirschbaum, Deutsche Nachgotik, Augsburg 1928.)
Neben dem Spitz-B. kennt die Gotik, wie oben bemerkt, u. a. den gespitzten Kleeblatt-B., den Flach- und den Kragsturz-B., die sämtlich aus dem romanischen Stil übernommen werden. In der Spätzeit der Gotik entwickelt sich darüber hinaus wie seinerzeit im spätromanischen Stil ein großer Reichtum an neuen B.-Formen. Der Kielbogen (auch Karnies- oder zwiebelförmiger B. genannt, Abb. 11), ein Motiv der islamischen Kunst, kommt vereinzelt schon im Maßwerk des ausgehenden 13. Jh. vor (Rückseite des Marburger Hochaltars 1290; Heiligenkreuz 1295; Zwettl, Allerheiligenkapelle; weitere Beispiele im Inv. Österreich 19, S. 14), findet seine volle Ausbildung und Verbreitung, besonders als Wimperg über Portalen und Fenstern, aber erst seit dem späteren 14. Jh.: Gründungsstein des Ulmer Münsters, um 1380 (Sp. 45, Abb. 6); etwa gleichzeitig Altarretabel der Marienkapelle in Frankenberg (RDK I, Sp. 544, Abb. 12); Frankfurter Domturm von Matern Gärtner, 1415ff. (RDK I, Sp. 1001, Abb. 4) und Mainzer Memorienportal vom gleichen Meister; Kiedrich, St. Michael, um 1440 (RDK I, Sp. 1298, Abb. 2); Erfurt, Universität, um 1525 (RDK I, Sp. 1023, Abb. 7); ein besonders glanzvolles Beispiel die Wimperge über den Chor- und Querschiffsfenstern des Passauer Domes. Die Entstehung des Kiel-B. lag nahe, wenn ein Spitz-B., wie es bei Maßwerk oder Blendmaßwerk häufig geschieht, an einen Kreis stößt oder zwischen zwei Kreise angeordnet wird; der Spitz-B. schmiegt sich dann der Kreisform an. Zahlreiche Beispiele für diese Abwandlung des Spitz-B. gibt es schon im späten 13. Jh., während vorher Kreise und Spitz-B. sauber auseinandergehalten und für sich konstruiert werden.
Außerordentlich verbreitet ist der Kiel-B. in der dekorativen Kunst; Kreuzaltar in Magdeburg (RDK I, Sp. 411, Abb. 1); Altarschrein in Stralsund (RDK I, Sp. 549/50, Abb. 19); Altarstaffel in Halberstadt (RDK I, Sp. 609/10, Abb. 4); Mariaschlafaltar in Frankfurt a. M., 1434 (RDK I, Sp. 546, Abb. 14). – Der vom Kiel.-B. nur durch seine Knickung unterschiedene Eselsrücken (Abb. 12) ist besonders im 15. Jh. verbreitet und hat oft eine ähnliche Funktion wie der Kragsturz - B.: Landshut, westl. Nordportal (1429) und Hauptportal (1432) der Martinskirche; Türen auf der Hohkönigsburg (1479) und in St. Paul in Worms (1486), in beiden Fällen mit besonders scharfen Einknickungen; als Wimperg am Albertus-Altar des Regensburger Domes (um 1460). – Als Vorform des Vorhangbogens (Abb. 10) kann man vielleicht jene lambrequinartig angeordneten B. betrachten, wie sie sich (oberhalb einer späteren Vermauerung) am Westportal der Regensburger Minoritenkirche erhalten haben (2. H. 13. Jh.; ähnliches auf Gotland). Den eigentlichen Vorhang-B. wendet erst das 15. Jh. an: Fenster der Albrechtsburg in Meißen (1470–80; 4 B.); Danzig, Stockturm, Fenster der Obergeschosse (1500; 2 B.); Würzburg, Feste Marienberg, Eingang zur Bibra-Treppe (1511, hier vielleicht aus dem Kragsturzmotiv entwickelt); Schwäb. Hall, Büchsenhaus (1527); Freiburg i. B., Kaufhaus (ca. 1524 bis 1532; 3 B.); Würzburg, Grafeneckardbau, Fenster und Erker (1544); Erfurt, Universität (1548–50); Stargard, Rathaus (M. 16. Jh.; RDK I, Sp. 1369, Abb. 23); Schloß Schönrain in Unterfranken (1556; 2 B.). (Eine Abart des Vorhang-B. ist der Türsturz mit drei geraden Seiten, wie er sich an der Pfarrkirche zu Hall in Tirol findet.) – Schließlich geht auch der Korbbogen (Abb. 15), der vom elliptischen B. (Abb. 16) mit bloßem Auge oft schwer zu unterscheiden ist, in seinen Anfängen auf die Spätgotik zurück: Bogenfeld am westlichen Südportal der Frauenkirche in Eßlingen (A. 15. Jh.; Sp. 1005/6, Abb. 9), noch ausgeprägter am Stuttgarter Aposteltor (1445), als offener B. ehemals an der Spitalkirche in Eßlingen (1485); Tür der Martinsburg in Oberlahnstein (1497), überhaupt häufiger an Fenstern und Türen von Profanbauten, besonders in Holland (z. B. Rathaus in Gouda, 1449–60). Die Renaissance hat den Korb-B. beibehalten (Würzburg, Universitätskirche, Arkaden und Emporenöffnungen, 1586–91). Mit Vorliebe verwendet ihn der Barock, namentlich an weitgespannten Gurt-B. in Kirchen und anderen großen Räumen (RDK I, Sp. 835/36, Abb. 2; II, Sp. 531/32, Abb. 9; Sp. 533/34, Abb. 10, und häufiger).
D. Renaissance und Barock
Fast sämtliche B.-Formen der Renaissance und des Barock sind schon von der m.a. Kunst verwendet worden. Auch die räumlich (doppelt) gekrümmte Kurve, die im Barock eine so große Rolle spielt (Gewölbe von Banz und Vierzehnheiligen), ist der späten Gotik schon geläufig (vgl. etwa die Portalbaldachine von St. Martin in Landshut oder das Laurentiusportal von Jakob von Landshut am Straßburger Münster, RDK I, Sp. 954, Abb. 13, oder auch die Linien spätgotischer Gewölberippen in Annaberg). An Fenstern und Portalen verwendet die nach-m.a. Baukunst neben dem geraden Sturz mit Vorliebe Rund-, Flach- oder Korb-B., dazu als neue Formen den Parabelbogen (Abb. 17), der aber nur bei Stichkappen von Gewölben eine größere Rolle spielt, und den Konvex-B. (konvex-konkaven B., Abb. 14), der besonders an Fenstern und Türmen vorkommt (Zwettl, Portal, Tür und Fenster der Fassade; Melk, Turmfenster; München, Fenster an St. Anna am Lehel, Heiliggeist, St. Johann Nepomuk, hier wie häufiger der untere Teil noch einmal für sich konkav-konvex geschweift). Besonders häufig findet sich der Konvex-B. an Rahmen aller Art, namentlich auch bei Altarbildern (RDK I, Sp. 560, Abb. 33). Die Übergangsstellen vom unteren zum oberen Teil werden gern geknickt und können sich auch überschneiden.
E. Seltene und unechte Bogenformen
Der Hufeisenbogen (Abb. 3) war im nordgermanischen Holzbau üblich und findet sich häufig an westgotischen Bauwerken Spaniens, auch noch in Germigny-des-Prés bei Orléans (Albr. Haupt, Monatsh. f. Kw. 3, 1910, S. 267ff.; Ders., Die Baukunst der Germanen, Berlin 19232). In der deutschen Architektur ist er sehr selten, wenigstens im Aufbau. Dagegen kommt er gelegentlich im Kunstgewerbe als Zierarkade vor. – Der Tudorbogen (Abb. 13) scheint keinen Eingang in die deutsche Kunst gefunden zu haben.
Falsche B. aus einem Stein (Abb. 19) finden sich in romanischer Zeit und später öfters an kleinen Fenstern (Beispiele m.a. Typen auf Burg Münzenberg i. d. Wetterau). Auch Doppel-B., runde, spitze und segmentförmige können aus einem Block gearbeitet sein, und nicht selten sind überhaupt ganze Fenster aus einer einzigen Platte gemeißelt (Hatto-Stein im Mainzer Dommus., um 900; Doppelfenster am Grauen Haus in Winkel und auf dem Petersberg in Fulda). Die Zusammensetzung von (meist spitzen) B. aus zwei Steinen, die sich im Scheitel in einer Fuge treffen, scheint erst in nach-m.a. Zeit aufzukommen. Überaus selten sind in der deutschen Baukunst falsche B. aus Kragschichten (Abb. 20). – Den scheitrechten B. (Abb. 21), der in der römischen Baukunst oft (Rich. Delbrück, Hellenistische Bauten in Latium, Bd. 2, 1912, S. 75) und mit Vorliebe an hervorragender Stelle verwendet wird (z. B. Trier, Porta Nigra über den Toren), benutzt die deutsche Baukunst nur als Konstruktionshilfsmittel an wenig sichtbaren Orten, z. B. an der Rückseite von Portalen (Mainz, Dom, um 1200, Leichhofportal) oder als Entlastungs-B. (Oppenheim, Katharinenkirche, Seitenschiffwände über den Kapellen; Liebfrauenkirche in Gebweiler). Das fälschlich Dreiecks-B. genannte Sparren- oder Giebeldreieck, ein Motiv der Holzbaukunst, findet sich blind an der Lorscher Torhalle (Sp. 891, Abb. 1), am Nordturm in Gernrode und an der Walderichskapelle in Murrhardt (Sp. 110, Abb. 3), ebenfalls als Zierform, aber friesartig abgewandelt, am ehem. Mainzer und Naumburger Westlettner, ähnlich in St. Stephan in Wien. Bei konstruktiver Verwendung, etwa als Entlastungsmittel über Fenstern oder Türen (Regensburg, Niedermünster, Sakristeiportal, E. 12. Jh.; ebenda, Galluskapelle, A. 13. Jh.) wird das Sparrendreieck meist aus zwei Monolithen gebildet.
Zu den Abbildungen
Abb. 1 bis 27 nach Zeichnungen von Dr. Georg Hoeltje.
Literatur
1. Kurt Erdmann, Der Bogen, Jb. f. Kw. 1929, S. 100ff. 2. Rich. Haupt, Der Bogen bei den nördlichen Germanen, Rep. f. Kw. 50, 1929, S. 260ff.
Verweise
- Blende, Blendbogen, Blendarkade
- Drillingsbogen
- Entlastungsbogen
- Erdbogen
- Eselsrücken
- Gelenkbogen
- Parabelbogen, Parabelhalle
- Zwickel
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