Bank
englisch: Bench; französisch: Banc; italienisch: Panca.
Adolf Feulner (1937)
RDK I, 1438–1441
Das Möbel spielte eine wichtige Rolle in allen patriarchalischen Kulturen, auch im germanischen Altertum und noch im Mittelalter. In der Spätrenaissance tritt seine Bedeutung zurück und vom Absolutismus an ist die Bank mehr ein volkstümliches Möbel. Die höfische Umgestaltung verändert die Grundform, so daß ein neues Möbel entsteht.
Das Wort ist ein altgermanischer Begriff. Es kommt im Altnordischen, Angelsächsischen und im Althochdeutschen (panch) vor. Es ist aus dem mittellat. banchum in die romanischen Sprachen übergegangen. Wir dürfen schließen, daß es das Möbel schon bei den Germanen vor der karolingischen Romanisierung gab. Aus den Zeugnissen der Lit. erfahren wir, daß der Hochsitz, der nichts anderes war als eine erweiterte und reicher dekorierte Bank mit Fußbank, Rücklehne, Seitenlehnen, der Ehrensitz war für das Haupt der Familie und der repräsentative Sitz für die Fürsten. (Die gedankliche Voraussetzung für die auszeichnende Rolle der Bank war schon im römischen Möbel zu finden, wo der Sitz für zwei, das bisellium, eine Auszeichnung bedeutete als Sitz für den Einzelnen.) Wie die germanische Bank ausgesehen hat, wissen wir nicht. Auch im Osebergfund ist keine B. erhalten. Wahrscheinlich hat sie die einfache Sachform gehabt, die sie im Bauernmöbel noch heute hat: ein Sitzbrett auf vier Pfostenfüßen mit oder ohne Lehne. Neben der mobilen B. kannte man auch die feste Wandbank. Über die Ausstattung des Möbels erhalten wir einigen Aufschluß durch (spätere) Miniaturen. Der Hauptteil der Dekoration war textil; die Ausbildung der Schmalseiten zu Tierfiguren (Abb. aus dem Cod. Tiber. B. V im Brit. Mus. bei Heyne [1 S. 55]) war wohl Ausnahme.
In der karolingischen Zeit war, wie uns Literatur und Miniatur sagen, die B. das gebräuchliche Sitzmöbel. Jetzt kam zu der mobilen B. und der Wandbank auch noch die Truhenbank. Neben der Pfostenkonstruktion gab es die Brettkonstruktion. Der Langsitz ist auch die häufigste Form des Ehrensitzes und des Thrones.
Die Form. Originale Möbel sind erst aus der romanischen Zeit erhalten. Kirchenbänke des 12. Jh. mit Rundpfostenkonstruktion, Drechslerarbeit, Knauf, Rillen und Gitterfüllungen sind in Alpirsbach bzw. im Schloßmuseum Stuttgart (Abb. 1). Die Kunstform ist (vielleicht mit Ausnahme der Gitterfüllungen) germanisches Erbe. Wörtliche Wiederholungen dieser romanischen Form finden sich noch in spätmittelalterlichen Möbeln der entlegenen Gegenden des Nordens. Außer der mobilen B. kannte man die immobilen, architektonischen Varianten, wie die B. in Fensternischen. (Beispiele sind u. a. erhalten im Palas von Münzenberg.) Man kannte ferner die Holzbank mit Seitenlehnen, die durch Textilien, durch Kissen und durch Bezug bequemer gemacht war. Sie muß im frühen Mittelalter als Hausmöbel sehr verbreitet gewesen sein. Ihr Platz war damals schon neben Kamin und Bett, wie in der Gotik.
Durch die Wandvertäfelung des gotischen Zimmers wurde die feste Wandbank das unumgängliche Hausmöbel des späteren Mittelalters. (Auf die Kirchenbänke und Chorgestühle können wir in diesem Zusammenhang nur hinweisen.) Mobile Möbel blieben nach wie vor die sachlichen B. mit Pfostenkonstruktion. Abb. solcher Schemelbänke finden sich u. a. auf Dürers Hieronymus im Gehäus, auf Riemenschneiders Abendmahl in Rothenburg. Das feine niederländische Möbel mit Klapplehnen sieht man auf dem Bild der hl. Barbara des Meisters von Flémalle. Man behielt weiter die Truhenbank mit offener (Klapp)-Lehne, ferner die B. mit hoher Bretterlehne und Füllungen (Truhenbänke im Kunstgew. Mus. Köln, Abb. 3; auf Burg Kreuzenstein u. a. O.). Im Süden haben die Möbel ornamentale Flachschnittfüllungen (Abb. 2), im Norden und Westen zeigen sie Faltwerk- und X-Füllungen (Abb. 3).
Die Renaissancezeit hat an der B. mit Pfosten oder mit Brettkonstruktion nur die Dekoration geändert (Truhenbank aus Münzenberg im Mus. Kassel), die Konstruktion hat sie unberührt gelassen. Allmählich verschwindet die einfache hölzerne Schemelbank ganz aus dem vornehmen Haus. Sie wird in die Gesindestube und in das Bauernhaus verbannt. Die italienische Renaissance hat der Truhenbank eine monumentale Form gegeben (cassapanca). In der deutschen Renaissance verschwindet der Typ der Truhenbank. Beibehalten wird die Pfostenkonstruktion. Die Pforten werden zu Balustern umgestaltet. Die gleichen Formen finden sich im ganzen Norden, im Rheinland, in Flandern und den Niederlanden, sowie in England, während der deutsche Süden italienisierenden Formen Aufnahme schenkt. Im 17. und 18. Jh. verschwindet die Brettkonstruktion ganz. Die Pfostenkonstruktion bleibt in der Form der gepolsterten B. (banquettes). Sie machen alle Wandlungen des Geschmacks mit wie der Stuhl. Im Spätbarock haben diese höfischen Bänke die schweren Balusterfüße, in der Régencezeit die geschweiften Gußfüße (pieds de biche). In der Rokokozeit zeigen die Füße mehrfache Schweifung. In der Zeit des Klassizismus haben sie gerade Pforten mit antikischer Profilierung. Im höfischen Mobiliar sind die gepolsterten B. Vorzimmermöbel und Nebenmöbel. Die frühere, repräsentative Rolle der B. übernimmt seit dem Spätbarock das Sofa.
Zu den Abbildungen
1. Alpirsbach, Klosterkirche, Bank, 12./13. Jh. Länge 6,70 m, Höhe 1,26 m. Phot. Landesbildstelle Württemberg, Stuttgart.
2. Nürnberg, GNM, Truhenbank mit Flachschnitt, E. 15. Jh. Länge 1,46 m, Höhe 0,77 m. Phot. Christoph Müller, Nürnberg.
3. Köln, Kunstgewerbemuseum, Truhenbank mit Faltwerk und X-Füllungen, um 1500. Länge 4,75 m, Höhe 1,75 m. Phot. Mus.
Literatur
1. M. Heyne, Das deutsche Wohnungswesen, Leipzig 1899. 2. K. G. Stephani, Der älteste deutsche Wohnbau und seine Einrichtung, Leipzig 1902/03. 3. A. G. Meyer und R. Graul, Tafeln zur Gesch. der Möbelformen, Leipzig 1919. 4. O. v. Falke, Deutsche Möbel des Mittelalters und der Renaissance, Stuttgart 1924. 5. Ad. Feulner, Kunstgeschichte des Möbels, Berlin 19303.
Verweise
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