Auszug (Altarauszug)

Aus RDK Labor
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englisch: Superstructure of a gothic carved altar; französisch: Couronnement d'un retable; italienisch: Coronamento d'altare.


Hans Wentzel (1937)

RDK I, 1306


Auszug, Altarauszug (Aufzug; ndrdt. Utdthoge; Überschwaif, Gespreng). Bezeichnung der ornamentalen oder architektonischen Bekrönung des Retabels über dem Schrein. Der Name schon im späten 15. Jh. üblich (vgl. Hans Huth, Künstler und Werkstatt der Spätgotik, Augsburg 1923, S. 87, 99, 109) und empfehlenswerter als die Benennung Gesprenge oder Sprengwerk, da diese schlechthin für jede ornamentale oder baldachinartige Bekrönung einer einzelnen Figur innerhalb des Altars gelten kann.

Der A. entwickelt sich aus dem den Flügelaltar bekrönenden Ornamentkamm und dem aufgesetzten Kruzifix oder der Kreuzgruppe. In reicherer Ausgestaltung erscheint er erst seit M. 15. Jh.; vornehmlich Schwaben, Bayern, Tirol und Österreich entwickeln den A. in vielfältigen Formen. Die berühmtesten Beispiele sind etwa die Altäre von M. Pacher in St. Wolfgang (1481), T. Riemenschneider in Rothenburg (1505), Veit Stoß in Krakau (1489), Meister H. L. in Breisach (1526), die Altäre in Blaubeuren (1494) und Kefermarkt (um 1480). Niemals kommt der A. in den Niederlanden vor, ausnahmsweise am Niederrhein (Douvermanns Siebenschmerzenaltar 1521 in Kalkar, Sp. 1274 Abb. 4), in Norddeutschland bei Bernt Notke (Aarhus 1479) und Brüggemann (Bordesholmer Altar; 1521).

Nur ausnahmsweise kann A. in mittelalterlichen Urkunden auch Aufriß oder Entwurfzeichnung bedeuten.

Vgl. Sp. 553/54, Abb. 21, 22.