Arachne

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englisch: Arachne; französisch: Arachné; italienisch: Aracne.


Betty Kurth (1936)

RDK I, 900–901


RDK I, 901, Abb. 1. Holzschnitt 1473.
RDK I, 901, Abb. 2. Joh. Wilh. Baur, 1639.

Arachne, nach dem griechischen Mythos die Tochter des Purpurfärbers Idmon zu Hypäpa in Lydien. Sie war berühmt durch ihre Webekunst (vermutlich Bildwirkerei), die von allen bewundert wurde. Dadurch übermütig gemacht, forderte sie Athene zum Wettstreit heraus. Während die Göttin ihr Gewebe mit den warnenden Schicksalen jener Menschen schmückte, die sich mit den Olympiern zu messen gewagt, stellte A. auf dem ihren mit großer Kunst die Liebesabenteuer der Götter dar. Erzürnt über diesen Frevel, zerriß Athene das Werk. A. versuchte sich zu erhängen, aber Athene verwandelte sie in eine Spinne, damit sie hängend ihre Kunst weiter üben sollte.

Der Mythos ist, alexandrinisch ausgestaltet, in Ovids „Metamorphosen“ VI, 5-145 überliefert und wird von Boccaccio in seinem Werk „De claris mulieribus“ ausführlich erzählt.

In Ovid- und Boccaccio-Handschriften und -Drucken sind vielfach Illustrationen mit Szenen aus der Erzählung dargestellt: das Erscheinen Athenes, der Webewettkampf, zumeist aber die Verwandlung der A.

Eine Verbildlichung des Webewettkampfs findet sich auch auf einem Deckengemälde in Tempera auf der Burg Trausnitz bei Landshut, einem Werk der Sustrisschule aus dem letzten Drittel des 16. Jh. (Abb. bei Kurt Steinhart, Die niederländischen Hofmaler der baierischen Herzöge, Marburger Jb. f. Kw., Bd. IV, 1928, S. 106, Abb. 21). Die Rache der Göttin ist auf einer Zeichnung Friedrich Sustris’ in der Albertina zu Wien dargestellt, einem Entwurf für die Lünette der Osthalle des Grottenhofs der Münchner Residenz (Abb. bei Otto Benesch, Die Zeichnungen der niederländischen Schulen des XV. und XVI. Jh., Wien 1928, S. 20, Nr. 142). Das Fresko selbst ist nach dieser Vorlage von Peter Candid 1587 ausgeführt worden. In der linken Fensteröffnung erscheint hier auch A., die sich erhängt, in der rechten die Spinne im Netz.

Zu den Abbildungen

1. Holzschnitt aus Boccaccio, De claris mulieribus. Ulm, Johannes Zainer, 1473. Phot. Nat.-Bibl. Wien.

2. Joh. Wilh. Baur, Radierungen zu Ovids Metamorphosen, 1639, erschienen Wien 1641. Phot. Paul Franckenstein, Wien.

Literatur

1. Roscher I, 1, 469f. 2. Pauly-Wissowa II, 1, 367. 3. Friedrich Creuzer, Symbolik u. Mythologie der alten Völker II, 1820, 748f. 4. Ludwig Preller, Griechische Mythologie, 4. Aufl., bearb. von Carl Robert, Bd. 1, 1894. 5. Boccaccio, De claris mulieribus. Dt. Übers. von Heinr. Steinhöwel, hrsg. von Karl Drescher in der Bibl. d. Lit. Ver. Stuttgart, Bd. 205, Tübingen 1896. 6. E. W. Bredt, Der Götter Verwandlungen II, München 1920, 5. 27ff. 7. M. D. Henkel, Illustrierte Ausgaben von Ovids Metamorphosen im 15., 16. und 17. Jh. (Vortr. d. Bibl. Warburg 1926-27), Leipzig 1930, S. 58ff.

Verweise