Apostellöffel

Aus RDK Labor
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englisch: Apostle-spoon; französisch: Cuiller à décor d'apôtres; italienisch: Cucchiaio con figura di apostolo.


Hans Wentzel (1935)

RDK I, 833–834


Apostellöffel (engl. apostle spoons) – eine Sonderform des Bestecks – sind Löffel, die am oberen Ende ihres Stiels mit dem Figürchen eines Apostels versehen sind. Ihr Material ist hauptsächlich Silber, seltener Zinn oder Messing.

A. sind auf die Zeit vom 15.–17. Jh. beschränkt. Sie verdanken ihre besondere Beliebtheit der in dieser Zeit üblichen Sitte, zur Kindtaufe A. zu schenken. Und zwar richtete sich die Auswahl des A. entweder nach dem Vornamen des Täuflings oder nach dem des Paten oder Schenkenden. Es waren also die A. am häufigsten, deren Apostelname zu den jeweils gebräuchlichsten Vornamen gehörte. – Nur in Ausnahmefällen scheinen Sätze oder Serien von A. hergestellt worden zu sein, größtenteils 13 an der Zahl (Christus oder Maria mit den 12 Aposteln). Doch waren diese Sätze selten, meistens fürstliche Geschenke, zum Teil Neujahrsgaben an den Landesherrn. – Nicht alle der heute als Sätze von A. bezeichneten 13 A. sind als solche hergestellt worden, sondern wurden erst später durch Sammler aus dem reichhaltigen Oeuvre eines Goldschmiedes zusammengestellt. Vgl. die Aufzählung der wenigen bekannten, ursprünglich als Sätze hergestellten A. bei N. Cask [1], dort auch S. 378 die Abb. einer besonders prächtigen Reihe aus dem E. 16. Jh.

Eine besondere Tradition in A. hat die englische Goldschmiedekunst entwickelt, die diese Löffelform im 15. Jh. vom Kontinent (Deutschland?) übernahm. In England sind auch die schönsten A. erhalten.

Außer den mit plastischen Apostelfigürchen verzierten Löffeln muß man auch jene als A. bezeichnen, die das Bild eines A. oder der Maria in der Laffe des Löffels eingraviert haben. Sie kommen besonders im 15. Jh. vor (eine größere Sammlung, wohl zum Teil Stücke deutscher Provenienz, in Statens Historiska Museet in Stockholm). Wahrscheinlich wegen der zu leichten Abnutzung wurde das Apostelbild von der Laffe auf den Griff versetzt, entsprechend der formalen Entwicklung zur Verkleinerung der Laffe und zur stärkeren Betonung des Stiels.

S. auch Besteck, Löffel.

Literatur

1. Norman Cask, Apostle Spoons, The Connoisseur 93, 1934, S. 375–379. 2. B. Bucher, Real-Lexikon der Kunstgewerbe, Wien 1884. 3. Versteigerungskatalog R. Dura (Slg. Mylius de Gènes), Rom 1896, Nr. 249, Taf. VI. 4. Ormonde Maddock Dalton, British Museum, A Guide to the mediaeval room and to the specimens of mediaeval and later times in the gold ornament room, London 1907, Glossary, „Spoons“, S. 250.