Altarvasen (A. In der protestantischen Kirche)

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englisch: Altar-vases (Protestant); französisch: Vases d'autel (protestant); italienisch: Vasi d'altare (protestante).


Georg Stuhlfauth (1934)

RDK I, 618–621


RDK I, 619, Abb. 1. Ampleben (Braunschweig).
RDK I, 619, Abb. 2. Marienau (Kr. Marienburg).
RDK I, 619, Abb. 3. Priepert (Mecklenburg-Strelitz).

Daß man bei besonderen Gelegenheiten oder an bestimmten Tagen, vor allem am Pfingstfest, die Kirchen mit Blumen und Maien zu zieren liebte, ist bereits für das 16. Jh. bezeugt (Paul Graff, Geschichte der Auflösung der alten gottesdienstlichen Formen ..., Göttingen 1921, S. 105f.). Besondere Altarvasen zur Aufnahme von Blumen als Altarschmuck sind jedoch nicht vor 2. H. 17. Jh. nachzuweisen. Seitdem haben sie sich aber stark eingebürgert, und namentlich in Braunschweig und Mecklenburg, aber auch in allen übrigen Teilen Mittel- und Norddeutschlands sind sie sehr verbreitet. Die immer paarweise vorhandenen A. können aus dem verschiedensten Material (Zinn, Bronze, Silber, Fayence, Porzellan, Steingut, auch Holz) bestehen und die mannigfaltigsten Formen haben, ohne daß diese irgendwie kirchlich gekennzeichnet oder von derjenigen der Blumenvasen profaner Bestimmung grundsätzlich unterschieden wären. Immerhin haben sich, gerade für die A. in protestantischen Kirchen, insbesondere soweit sie aus Metall bestehen, bevorzugte Typen ausgebildet, zu deren hervorstechenden Zügen die Doppelhenkeligkeit gehört. Die Maße schwanken zwischen 15–20 und 50–60 cm. Wir nennen im folgenden einige in den Inventaren mit Abbildungen veröffentlichte Stücke.

Aus dem 17. Jh.: Silbervasen in Ampleben (Braunschweig; Abb. 1) und von 1685 in der Pfarrkirche zu Güstrow (Inv. Mecklenburg-Schwerin IV, S. 250), Zinnvasen von 1693 in Strafen (Inv. Mecklenburg-Strelitz I, 2, S. 67), mit figürlichen Henkeln in Marienau (Kr. Marienburg; Abb. 2). Aus dem 18. Jh.: Silbervasen von 1705 in Preetz (Holstein), Deckelvasen aus Messingblech in Priepert (Mecklenburg-Strelitz; Abb. 3). A. aus Fayence, Steingut und Porzellan erwähnen die Inventare von Braunschweig und Hannover in erheblicher Zahl; A. aus Marmor, um 1800, befinden sich in der Neuwerkskirche zu Goslar; hölzerne u. a. in Dielmissen und Ackenhausen (Braunschweig).

Zu den Abbildungen

1. Ampleben, Kirche, A. aus Silber, 2. H. 17. Jh., Höhe 32 cm. Nach Inv. Braunschweig III, 2, S. 154.

2. Marienau (Kr. Marienburg), Kirche, A. aus Zinn, 17. Jh., Höhe 16,5 cm. Phot. Prov.-Kons. von Westpreußen.

3. Priepert (Mecklenburg-Strelitz), Kirche, A. aus Messingblech, 18. Jh., Höhe (mit Deckel) 53 cm. Nach Inv. Mecklenburg-Strelitz I, 2, S. 78.