Fleiß

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englisch: Assiduity, diligence, industry, sedulity; französisch: Assiduité, diligence; italienisch: Assiduità, diligenza, solerzia, sollecitudine.


Ilse Wirth (1996)

RDK IX, 1043–1108


RDK I, 1115, Hans Holbein d. J., ehem. Wandgemälde im Londoner Stalhof, 1532/33
RDK IV, 925, Abb. 3. Heinrich Aldegrever, 1552.
RDK IV, 1085, Abb. 6. Dan. Hopfer, nach1534, Nürnberg.
RDK IX, 1043, Abb. 1. Rom, um 1309/1314.
RDK IX, 1045, Abb. 2. Rom, vor 1324.
RDK IX, 1045, Abb. 3. Gotha, 1. H. 14. Jh.
RDK IX, 1047, Abb. 4. Lilienfeld, M. 14. Jh.
RDK IX, 1047, Abb. 5. Rom, um 1440/1450.
RDK IX, 1049, Abb. 6. Wien, um 1470.
RDK IX, 1051, Abb. 7. Ingolstadt 1534.
RDK IX, 1053, Abb. 8. Giuseppe Porta gen. Salviati, Venedig vor 1540.
RDK IX, 1055, Abb. 9. Heinrich Aldegrever, 1549.
RDK IX, 1055, Abb. 10. Monogrammist HIV, 1550/1551.
RDK IX, 1057, Abb. 11. Dirck Volkertsz. Coornhert nach Marten van Heemskerk, 1554.
RDK IX, 1059, Abb. 12. Jean Cousin, 1568.
RDK IX, 1061, Abb. 13. Umkreis des Frans Floris, um 1560/1570, Ottobeuren.
RDK IX, 1063, Abb. 14 a und b. Monogrammist TG, 1576.
RDK IX, 1065, Abb. 15. Jan Wierix, um 1578.
RDK IX, 1065, Abb. 16. Hendrick Goltzius, 1582.
RDK IX, 1067, Abb. 17. Rom, um 1588/1590.
RDK IX, 1069, Abb. 18. Wendel Dietterlin, Nbg. 1598.
RDK IX, 1071, Abb. 19. Cornelis Kiel, um 1600.
RDK IX, 1071, Abb. 20. Johann Prange (zugeschr.), zw. 1608/1612, Bremen.
RDK IX, 1073, Abb. 21. Jan Tengnagel (1584-1625), ehem. K.handel.
RDK IX, 1075, Abb. 22. Isaac von dem Block, um 1611/1614, Nürnberg.
RDK IX, 1077, Abb. 23. Belisario Corenzio, 1. V. 17. Jh., Neapel.
RDK IX, 1079, Abb. 24. Lorenz Schultes, 1. H. 17. Jh.
RDK IX, 1081, Abb. 25. Lucas Kilian, 1628.
RDK IX, 1083, Abb. 26. Padua 1630.
RDK IX, 1085, Abb. 27. Padua 1661.
RDK IX, 1085, Abb. 28. Andreas Schlüter (Werkstatt), 1702/1704, Berlin.
RDK IX, 1087, Abb. 29. Martin Engelbrecht, um 1710/1715.
RDK IX, 1087, Abb. 30. Paul Decker, Augsb. 1711.
RDK IX, 1089, Abb. 31. Andreas Geyer, Rgbg. 1729.
RDK IX, 1091, Abb. 32. Johann Andreas Pfeffel, Augsb. 1738.
RDK IX, 1093, Abb. 33. Johann Christoph Handke, 1746, Olmütz.
RDK IX, 1095, Abb. 34. Jeremias Wachsmuth, Augsb. um 1760.
RDK IX, 1095, Abb. 35. Jan Stolker, 1766, ehem. K.handel.
RDK IX, 1097, Abb. 36. Johann Esaias Nilson, 1778.
RDK IX, 1099, Abb. 37. Christian Bernhard Rode, um 1780, Berlin.
RDK IX, 1099, Abb. 38. J. E. Nilson, 1783.
RDK IX, 1101, Abb. 39. C. B. Rode, um 1780.
RDK IX, 1101, Abb. 40. Nürnberg 1807.
RDK IX, 1103, Abb. 41. Pierre-Paul Prud'hon, ehem. Priv.bes.
RDK IX, 1105, Abb. 42 a und b. Daniel Friedrich Loos, um 1800.
RDK IX, 1105, Abb. 43. Ferdinand Georg Waldmüller, 1826, K.handel (1990).
RDK IX, 1107, Abb. 44. Eugen-Napoleon Neureuther, 1858, Nürnberg.

A. = Assiduitas; D. = Diligentia; I. = Industria; Sed. = Sedulitas; Sol. = Sollicitudo; St. = Studium.

I. Wortgebrauch und Bedeutungen

Die Bedeutung des Wortes F. war bis ins 19. Jh. vielfältig und unterlag so tiefgreifenden Wandlungen, daß eine für alle hier zu behandelnden Epochen gültige Definition des Begriffs nicht möglich ist. Gleiches gilt für etliche der lat. und von diesen in die roman. Sprachen eingegangenen Begriffe, die im Dt. mit F. wiedergegeben wurden, sei es, weil man damit eher allgemeine Vorstellungen verband (so bei D.), sei es, daß sie so breit gefächerte Deutung zuließen, daß damit nahezu Gegensätzliches gleichermaßen bezeichnet sein konnte, Feststellungen, die (letztes eingeschränkt) auch auf den dt. Begriff zutreffen.

A. Antike und MA

Das Wort F. geht über mhd. „vliz“ auf ahd. „fliz“ zurück. Im Ahd. bedeutete „fliz“: 1. Kampf, Streit, kriegerische Auseinandersetzung; 2. Streitsucht, Eifern, Eifersucht; 3. körperliche Anstrengung, Anspannung der Kräfte (positiv: „stetiges Bemühen, Eifrigkeit, Eifer“, negativ: „übermäßiges Streben, Übereifer“, vgl. [55] Bd. 3 Sp. 985). Mhd. „vliz“ bezeichnete „Beflissenheit, Eifer, Wetteifer, Sorgfalt, Widerstreit, Widerspiel“ (Alfred Götze [Hg.], Trübners Dt. Wb., Bd. 2, Bln. 1940, S. 378; im Sinne von „Eifer, Anstrengung“: Grimm Bd. 3 Sp. 1763).

Synonym für mhd. „vliz“ verwendet wurde „vlizecheit“ (für „Sorgfalt, Eifer“: Georg Friedrich Benecke u.a., Mhd. Wb., Bd. 3, Lpz. 1861, S. 352f.; Lexer Bd. 3 Sp. 407 s. v. „vliz, diligentia“; für „Fleißigkeit“: Grimm a. a. O. Sp. 1767). Für F. und Arbeit gebrauchte man mhd. „emzecheit“ (für „Stetigkeit, F., Eifer“: vgl. Lexer Bd. 1 Sp. 543; „Emsigkeit“: Grimm a. a. O. Sp. 444, mit „assiduitas“ gleichgesetzt) sowie „unmüezicheit“ (Matthias Lexer, Mhd. Taschenwb., Würzburg 31885 [Ndr. Stg. 1976], S. 255).

Zu Bedeutung und teilweise synonymem Gebrauch der lat. Begriffe in der Antike: [68] Bd. 5,1 Sp. 1172-1175; ebd. Bd. 7,1 Sp. 1273 bis 1275; ebd. Bd. 2 Sp. 880. Vgl. für das Hoch-MA das im 10. Jh. verfaßte, später erweiterte „Glossarium Salomonis“, zit. nach München, Bayer. St.bibl., cod. lat. 22201 (zw. 1158 und 1165), fol. 76, das für I. u.a. folgende Begriffe angibt: „diligentia, instantia, ingenium, Studium, sollertia, vigilantia, scientia, labor, assiduitas, intentio, perseuerantia, sollicitudo, strenuitas, experientia“.

B. Neuzeit

In dem in der Neuzeit gebrauchten Begriff blieben zwar manche der ihm vormals beigelegten Bedeutungen erhalten (s. Sp. 1047f.), man gebrauchte ihn aber schließlich fast nur noch im Verständnis von F. bei der Arbeit - eine Verengung des ursprünglichen Bedeutungsfeldes, die auch für den Gebrauch der lateinischen Entsprechungen (zu diesen s. unten Sp. 1053 und 1074), jedoch nur nördlich der Alpen, gilt und damit zum modernen Verständnis des Worts führte („F. ist das unermüdliche Anhalten in der Arbeit, um das, was wir wünschen, endlich zu erhalten“: Zedler Bd. 9 [1735] Sp. 1220; vgl. zum allmählichen Wandel der Bedeutung: Johann Christian Adelung, Grammatisch-krit. Wb. der Hochdt. Mundart..., 2. T., Lpz. 21796 [Ndr. Hdhm. usw. 1990], S. 202).

Ursprünglich war körperliche Anstrengung, Anspannung der Kräfte eine der Bedeutungen von F. neben anderen. Je höher man sie bewertete, desto eher konnte sie neben F. treten. Dennoch konnten beide Begriffe in spätma. Tugendsystemen den gleichen Platz einnehmen, ebenso in spät-ma. Vocabularien für Glossierung eines lat. Begriffs verwendet sein („opera. fleis vel hilff. arbeit. gewerb. ku[n]st da/mit einer umbgett. victum lucrando“: [72] S. 57; vgl. Vocabularius ex quo ..., hg. von Klaus Grubmüller u. a., Bd. 4, Tüb. 1989 [Texte und Textgesch. Würzburger Forschgn., 25], S. 1826). Noch im 19. Jh. galten beide Begriffe oftmals als gleichwertig und damit austauschbar, weswegen häufig F. und „Arbeitsamkeit“ mit derselben Personifikation wiedergegeben wurde (s. Sp. 1081f.).

Daneben gebrauchte man in nachma. Zeit beide Begriffe (und ihre lat. Entsprechungen) häufig als Paar sich jeweils ergänzender Begriffe, wobei dann Labor das mit Anstrengung verbundene Tätigsein, F./D. das Antreiben bezeichnete, was entsprechenden Bildschöpfungen des 16. Jh. (s. Sp. 1060f.) ebenso ablesbar ist wie zahlreichen Sprichwörtern („Arbeit und fleiß das sind die flügel/ So füren über Stram und hügel“: Johann Fischart, Das Glückhafte Schiff von Zürich [1577], hg. von Georg Baesecke, Halle a. S. 1901 [Ndr. dt. Lit.werke des 16. und 17. Jh., Nr. 182], S. 5).

Zu Begriffsgruppen, die F. und Arbeit in Wort und Bild einschließen, s. Sp. 1048.

Aus den ehemals geistlich bestimmten Tugenden „F.“ und „Arbeit“ wurden nach und nach säkulare, bürgerliche Tugenden, die man auch durch öffentliche Auszeichnungen würdigte (s. Sp. 1099).

Seit man Arbeit als ökonomischen Wert einschätzte (vgl. [51] S. 174ff.), galt F. als eine der Bedingungen für die Effektivität von Arbeit und prägte seitdem fast ausschließlich - wenn auch in ganz anderer Weise als im MA - die Vorstellungen über Arbeit.

Das Verständnis von F. als spezifisch deutscher Tugend („F. der Teutschen Erbe“: Kg. Ludwig I. von Bayern, Walhalla’s Genossen, Mchn. 1842, S. 137), schon im 17. Jh. anklingend [53, S. 84], dürfte eine seiner Wurzeln in dieser Bedeutungsverengung des dt. Begriffs haben.

Die daneben fortdauernde, wenngleich abgeschwächte Gültigkeit des breiten Bedeutungsfeldes von mhd. „vliz“ für F. wird bezeugt durch die Verschiedenheit der seit dem 17. Jh. gelegentlich mit F. bezeichneten Bilder, meist Darstellungen zu lat. Begriffen, die bereits im Spät-MA mit „vliz“ übersetzt oder glossiert worden waren. Dies gilt vor allem für D., I., St., auch für A. und Sol., seltener für Sed. und Solertia (Sp. 1059-1061).

Daß diese verschiedenen Begriffe eng zusammengehören und jeweils ergänzende Differenzierungen des Bedeutungsfeldes von F. belegen, zeigte ein 1532-1533 von Hans Holbein für das Kontor der Hanse im Londoner Stalhof geschaffenes Gemälde, das nur in Nachzeichnungen und Kopien aus dem 17. Jh. erhalten ist (RDK I 1115f. mit Abb.). Es zeigte den „Triumph der Armut“ als Pendant zum „Triumph des Reichtums“, wohl nach einem Streitgedicht von Hans Sachs („Kampff-gesprech zwischen fraw Armut und Pluto dem got der reichthumb, welches undter ihn das besser sey“: Werke, Bd. 3, Tüb. 1870 [Bibl. Lit. Ver., Bd. 104], S. 212). Alle für die Vorstellung von F. wesentlichen Begriffe werden als Personifikationen dargestellt, die den Wagen der Armut begleiten und dabei die den Wagen ziehenden Esel (Stupiditas, Ignavia) und Ochsen (Negligentia, Pigritia) - die negativen Entsprechungen ihrer selbst - antreiben: Moderatio und D., Sol. und Labor. Während drei dazu eine Peitsche (einen Ochsenziemer?) gebrauchen, trägt Labor einen Spaten. Zu Füßen der thronenden Armut sitzen Usus und Memoria und die an das Volk Werkzeuge verteilende I. (s. Sp. 1074f.). - Ähnliche Kombinationen der als komplementär verstandenen Begriffe sind in zahlreichen literar. Zeugnissen aus dem 16. Jh. belegt ([72] S. 224-226; „sorg, gefar, mie, fleis, arbeit“: Das Tagebuch des Lucas Rem aus den Jahren 1494-1541, Jber. des hist. Kreisver. ... von Schwaben und Neuburg für das J. 1860, 1861, S. 39, 41; „geschicklichkeit, fürsichtigkeit, sorge, fleiß, müe und arbeit“: Justus Menius, Brief an Sibilla Hzgn. zu Sachsen über die „Oeconomia Chr.“, Witt. 1529; zit. nach Klara Vontobel, Das Arbeitsethos des dt. Protestantismus, Bern 1946 [Beitr. zur Soziologie und Sozialphilos., Bd. 2], S. 15).

Viele allegorische Darstellungen bieten, wie aus Inschriften u. ä. hervorgeht, oftmals nur die personifizierte Wiedergabe eines der Aspekte dieses Bedeutungsfeldes, sind aber oft mit Attributen ausgestattet, die man ursprünglich einer anderen Personifikation desselben Bedeutungsfeldes zuerkannt hatte. Aus diesem Grund vergab man in Bildern vom 17.-19. Jh. an Personifikationen des F., die den deutschen Begriff darstellen sollten, die Attribute entweder einer Personifikation oder mehrerer Personifikationen der lat. Entsprechungen.

II. Diligentia

A. Begriff und Deutungen

Als Synonym für F. wurde D. im Spät-MA am häufigsten verwendet [52, S. 182], seit dem 14. Jh. trat in dt. Tugendsystemen und Gartenallegorien „vleizzichait, fleißikait“ an ihre Stelle (s. Sp. 1052).

Gemäß dem Wortgebrauch in der Antike beschrieb man mit D. zunächst die „einmalige Zusammenfassung von sorgfältig abtastender Begegnung mit den Dingen und energischen Willen zu ihrer Bewältigung“ [62, S. 41]; D. galt als Gehilfin anderer Tugenden, die im Gegensatz zu ihr ein festes Aktionsfeld haben (ebd. S. 85), auch als „Hausfrauentugend“ (vgl. ebd. S. 16, 60f. und 204). Fast alle aus der Antike bekannten Bedeutungen von F. konnten in den ma. und nachma. Wortgebrauch eingehen.

Am wichtigsten für das Verständnis von D. war die ethische Bedeutung des Begriffs in der Antike, weswegen dieser für die Beschreibung christlicher Lebensführung herangezogen wurde. D. sollte demnach Gesinnung und Lebenswandel prägen (ebd. S. 21 und 34f.); vgl. die Schilderung der „virtutes spirituales de camara Christi“ in einer Reichenauer Hs. aus dem 8. Jh., in der die „sancta diligentia mentis“ erwähnt ist (Bernhard Bischoff, Anecdota novissima..., Stg. 1984 [Quellen und Unters. zur Lat. Philol. des MA, 7], S. 90).

Thomas von Aquin faßte in seinen Ausführungen über die Klugheit die christlichen Anschauungen über D. und die ihr entgegengesetzte Negligentia zusammen und formulierte eine systematische Deutung (Summa theologica II, II, quaest. 54, art. 1-3). Allegorische Tugendfolgen aus dem Spät-MA ordnen D. entweder als Dienerin der Prudentia unter oder stellen sie ihr - diese gleichsam ergänzend - an die Seite.

Neben Consilium dient D. als Dienerin der Prudentia in einem mittelengl. allegorisch-didaktischen Gedicht: The Court of Sapience, hg. von Max Spindler, Lpz. 1927 (Beitr. zur engl. Philol., H. 6), S. 184; weitere Belege bei Samuel Chew, The Pilgrimage of Life, New Haven und Ld. 1962, S. 209, 213 und 377 Anm. 28.

Wohl wegen ihrer Zugehörigkeit zu Prudentia wurde D. in den „Auree Claves“ von Johann Lange (um 1365 -nach 1427) als einer der sieben Schlüssel zur Weisheit bezeichnet (Ernst Stephan Bauer, Art. „J. L.“, in: Verf.lex. Bd. 25 Sp. 587). In einer dt. Predigt des Johann Herolt

O. P. von 1436 galt „fleißigkait“ als eine Tür in den „rosengart“, den Sitz der Weisheit [65 a, S. 450].

Um M. 14. Jh. wurde D. auch als „diligentia in legis divine observatione“ verstanden (Ps.-Bartholomaeus de Pisis [Bartolomeo de Rinonico], Liber conformitatum vitae B. Francisci cum vita, zit. Ausg. Bol. 1590, S. 296) und als Gegensatz von Acedia, die von jeher auch Nachlässigkeit in geistlichen Pflichten bezeichnete ([13] S. 173; [71] S. 37). Dies dürfte erklären, warum man in spätma. Tugend- und Lasterfolgen D. anstelle der zum selben Bedeutungsfeld gehörenden Devotio, Andacht, Stetigkeit einfügte (vgl. die vorausgehende Glossierung von D. und „devotio“ mit dem ahd. „vliz“: [55] Bd. 3 Sp. 986f.; zur Übers. von „vlit“ mit „Andacht“: August Lübben und Christoph Walter, Mittelndt. Hdwb., Norden und Lpz. 1885-1888 [Ndr. Darmstadt 1965], S. 485).

B. Darstellungen

1. MA

Wiedergaben der D. sind zuerst (und später vorwiegend) nördlich der Alpen nachweisbar und kommen bis etwa 1500 ausschließlich im religiösen Bereich vor, zunächst als Tugend.

a. Teil von Prudentia

Seit E. 13. Jh. galt D. als Teil von Prudenti a (vgl. Thomas von Aquin a. a. O.; zur Gleichsetzung von D. und Sol.: ebd. quaest. 54, art. 1 ad 1) und wurde in Darstellungen dieser untergeordnet oder ihr gleichgestellt.

Darstellungen der „turris sapientie“ zeigen als eine der Säulen in der Sockelzone „prudentia“ mit D. als Basis und „consilium“ als Kapitell: Paris, Bibl. nat., ms. fr. 9220, fol. 12, E. 13. Jh.; London, Brit. Libr., Ms. Arundel 83, fol. 135, um 1310/1330: Lucy Freeman Sandler, The Psalter of Robert de Lisle, Ld. 1983, S. 25 und Abb. 25; weitere Beispiele: Robert Suckale, Unters. zu den Mettener Hss. [clm 8201 und 8201 d], Habil.-Schr. München 1975 [masch.], Bd. 1 Tab. nach S. 62 und Bd. 2 S. 184). Bisweilen ist D. als weibliche Halbfigur ohne Attribut in der Basis dargestellt (Abb. 4; Nürnberg, Germ. Nat.mus., Holzschnitt, Oberrhein, um 1470-1480: Schreiber, Nachdruck, Bd. 4 S. 42 Nr. 1858).

Wählte man für die Wiedergabe der Tugenden das Schema der „arbor virtutum“, war die D. ein Blatt am Ast „prudentia“ (London, Brit. Libr., Ms. Arundel 83, fol. 129: L. F. Sandler a. a. O. S. 24f. und Abb. 42) oder konnte mit dieser zusammen an dem Ast hängen, der vom Stamm „humilitas“ ausgeht wie bei der „arbor laetitiae“ in einer aus Mittel-Dtld. (Thüringen?) stammenden Sammelhs., wohl um 1440-1450: Rom, Bibl. Casanatense, ms. 1404, fol. 18v (zur Hs. Fritz Saxl, A Spiritual Enc. of the later Middle Ages, Warburg Journ. 5, 1942, S. 82-134).

Eine Ill. zu Philippe de Meizière, Le songe du vieil pèlerin, verf. 2. H. 14. Jh., zeigt D. neben Prudentia am Eingang eines Saales, in welchem die Tugenden Kg. Karl VI. von Frankreich verherrlichen (Abb. 6).

b. Teil von Fortitudo

Im Spät-MA wurde D. häufig als Teil von Fortitudo verstanden und ersetzte gelegentlich die zu jener gehörende Perseverantia, etwa im Bedford-Stundenbuch: London, Brit. Libr., Add. Ms. 18 850, fol. 96, Paris, zwischen 1423 und 1430: Rosemond Tuve, Notes on Virtues and Vices, 2, Warburg Journ. 27, 1964, S. 67 und Taf. 12 c.

Seit dem 14. Jh. kann D. in Tugend- und Lasterseptenaren an die Stelle von Devotio, Andacht, Stetigkeit rücken und sogar statt ihrer der Acedia gegenübergestellt sein. Dies gilt für einige Hss. in der Tradition der seit 2. V. 14. Jh. in lat. und dt. Hss. in S-Dtld. und Österreich weit verbreiteten „Etymachie“. Die gewappnete D. trägt als Helmzier die Nachtigall, als Schildzeichen führt sie das Eichhörnchen (s. Sp. 1095), auf ihrem Banner den Phönix (München, Bayer. St.bibl., cod. lat. 12 011, fol. 155; vgl. Nigel Harris, The Lat. und German „Etymachia“, Tüb. 1994 [Münchener Texte und Unters. zur dt. Lit. des MA, Bd. 102], S. 405-410.

Die Tugend- und Lasterreihen der „Etymachie“ griff mit weiteren Unterteilungen Ulrich von Lilienfeld in den „Arbores virtutum et vitiorum“ auf, die er seinen „Concordantiae caritatis“ beigab: Lilienfeld, Stiftsbibl., ms. 151, fol. 261v, M. 14. Jh. Als Büsten sieht man rechts oben „Andacht“, links „Trachait“, darunter jeweils sieben Töchter, ebenfalls als Büsten in Medaillons, jeweils am Ende eines Astes, der den zugehörigen Vers als Inschrift trägt. Eine der Töchter von „Andacht“ ist die „vleizzichait“, der (als Tochter von „Trachait“) „muezzganch“ entspricht. - D. gehört zu den Verteidigerinnen des von den Lastern bestürmten Kastells der Tugenden und schießt mit Rosen auf Acedia (Abb. 5).

In einer Stichfolge von 1552 wiederholte Heinrich Aldegrever die Tugend- und Lasterfolge des Etymachie-Traktats und bot die Personifikationen mit den im Text vorgesehenen Attributen (s. oben); statt des Phönix weist das Banner der D. einen Kranich mit dem Stein auf (RDK IV 925 Abb. 3; vgl. Hans Martin von Erffa, Grus vigilans, Philobiblon 1, 1957, S. 286-308).

Die Auseinandersetzung von D. und Acedia gab es auch außerhalb der Etymachie-Tradition: Eine Ill. zu Pierre Gringore, Château de labeur, Paris 1499, zeigt die reitende „Diligense“, barhäuptig und mit einer Lanze bewaffnet, siegreich im Kampf gegen „paresse“ auf einem Esel (Mâle, Fin, S. 367 Abb. 179). - Auf einem Einblatt-Holzschnitt „Das sein die siben blutvergiessung vnsers Herren Jesu Christi“, Nürnberg, um 1500, umgibt den Schmerzensmann ein Rosenkranz mit sieben Medaillons. Die Beischriften jenes mit der Annagelung von Christi Füßen ans Kreuz lauten über dem Medaillon „D./fleissigkait“ und darunter „Acedia/traghait“ (Rolf Wallrath, Wallr.-Rich.-Jb. 17, 1955, S. 178f.; Frank O. Büttner, Imitatio pietatis, Bln. 1983, S. 172, Abb. 196).

2. Neuzeit

Bei Darstellungen der D. überwiegen solche, in denen man die Zusammengehörigkeit von F. und Arbeit zeigte. Dazu ersann man neue Bilder, in denen das für die Wertschätzung von Arbeit und Kapitalerwerb so wesentliche Moment des Antreibens anschaulich wurde. Während man dazu in den Ländern nördlich der Alpen der Personifikation der D. jeweils akzentuierende Attribute beigab, und Varianten der nämlichen Bildformel prägte, blieben Beispiele eines so vielseitig verwendbaren allegorischen Bildes in Italien Ausnahme, trotz der Bedeutung, die man dort, etwa in der Kunsttheorie des 16. Jh., der D. als notwendiger Voraussetzung für die Vollendung eines Kunstwerks - neben A. und St. - einräumte (vgl. Leon Batt. Alberti, De pictura praestantissima, ed. princ. Basel 1540, S. 104).

a. Diligentia mit Peitsche und Sporen

Ließ sich schon die Wiedergabe der D. in Holbeins Bild (s. Sp. 1048) in diesem Sinne verstehen, so ist die Bedeutung des „Antreibens“ durch D. in einem Kupferstich des Cornelis Anthonisz aus einer Folge von 14 allegorischen Figuren von 1546 eindeutig zu erkennen: D., eine junge, rasch voranschreitende Frau (s. Sp. 1054f. und 1059) mit knielangem Kleid und großen Flügeln, trägt in der Hand eine lange Peitsche und an ihren bloßen Füßen Sporen (Christine Megan Armstrong, The Moralizing Prints of C. A., Princeton/N.J. 1990, Abb. 25 b; danach: Abb. 9).

Wie eine Interpretation dieser neuen Attribute wirkt Marten van Heemskercks Allegorie der guten und schlechten Musik, 1554: „I.“ mit den Attributen von D., kräftig ausschreitend, zieht einen Wagen und schreibt gleichzeitig auf eine Tafel; vor ihr Gloria mit Sporn und Lorbeerkranz sowie Merces mit Peitsche und Geldkatze („Industriam excitant honos et praemium“; Abb. 11).

Die Bilderfindung wurde in verschiedenen Varianten bis ins 17. Jh. häufig wiederholt, vornehmlich in den Niederlanden (Abb. 16; später wurde D. mit diesen Attributen nur mehr vereinzelt dargestellt, dann meist als Bild des Eifers im Glauben).

Beisp.: D. neben dem von Amor gelenkten Wagen der Pax in einer Stichfolge „Circulus vicissitudinis rerum humanarum“ nach Marten van Heemskerck, 1564, Bl. 8 ([59] Bd. 4 S. 230 Nr. 166; nach dem Programm eines Umzugs in Antwerpen, 1561: [69] S. 133-141; Nachstiche: Jacob de Zetter, Philosophia practica, Ffm. 1644, S. 6; Flugblatt von Johann Müller, 1650, anläßlich des Westfälischen Friedens: Dt. ill. Flugbll. Bd. 2 S. 576 mit Abb.). - D. mit Flügeln am Hut, mit einem Flügel an der einen Ferse und mit einem Sporn an der anderen: Abb. 19; vgl. auch die Signete des Buchhändlers Adrien de Launay, Rouen, 1599-1604 (s. Sp. 1061) und der Buchhändler und Drucker Juan und Pedro Rodriguez in Toledo, 1581-1615 (Tervarent S. 158 und 195). D. mit Flügeln, einer entblößten Brust, Peitsche und Sporen, die sich mit einem Arm auf ein Ruder stützt (zu diesem: Ripa, Ausg. Rom 1603, S. 119, s. v. „Economia“): Titelkupfer von Aegidius Sadeler, 1603, zu Typotius Bd. 3; D. mit Ruder: Titelblatt zu Franciscus Warimundus, Litura foederis Hyspano Gallici, o. O. 1646 (Aukt.kat. Venator und Hanstein, Köln, Aukt. 60, 25.-27. Sept. 1989, Nr. 3715 mit Abb.); zusätzlich mit Spaten: Titelblatt zu Daniel Meisner, Thes. Philo-Politicus, Ffm. 1624 [58, S. 279 Abb. 6]. - In Christoph Murers Kabinettscheibe nach Tobias Stimmers Deckengem. im Schloß zu Baden-Baden, um 1586/1590, reicht D. einem Knaben, der nach Tugend strebt, Peitsche und Sporen [50, S. 76 Taf. 22 c].

Ausnahme blieb die Wiedergabe von D. von Giulio Moro, 1577, als Marmorstatue in der Sala dell’Antipregadi im Pal. Ducale von Venedig: D., eine fast nackte Frauengestalt, schreibt mit einer Rohrfeder, zeigt auf ein Bündel mit Briefen und Schriftrollen zu ihren Füßen (zur Erinnerung an „cose dell’obligo, nella legge, et in tutte l’attioni del governo“) und wird von einem geflügelten Pferd begleitet, Sinnbild der Schnelligkeit, die allen Unternehmungen auf festem Boden und auf dem Meer nützt (vgl. Venedig, Mus. civ. Correr, cod. Cicogna 585-105, fol. 52v-53v; Wolfgang Wolters, Der Programmentw. zur Dekoration des Dogenpal. ..., Mitt. Flor. 12, 1965-1966, S. 318; zu D. auf einem Pferd reitend s. Sp. 1062f.).

Nicht selten gab man D. weitere oder statt eines der genannten Attribute andere bei.

So zeigt ein Stich von 1576 nach Fassadenmalereien am Haus des Malers Frans Floris in Antwerpen, um 1565, neben anderen Personifikationen D., die mit entblößtem Haupt und einer entblößten Brust vorwärtsstürmt und in der Linken einen mit einem Stern bekrönten Merkurstab hält; zu ihren Füßen liegen Peitsche und Sporen: „Diligentiae omnia subijciuntur“ (Abb. 14 b; zur Bildunterschrift [10] S. 264; ferner Hans Walther, Proverbia sententiaeque latinitatis medii ac recentioris aevi, N.S., Gött. 1983 Der Name des Attributs „[Sache“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. medii aevi posterioris latina], S. 934 Nr. 39226c, s. auch Sp. 1078). - Ein Stich des Jan Wierix nach Marten de Vos von 1577 zeigt über einem Medaillon mit der Darstellung der Zerstörung Antwerpens neben Libertas D. als gewappnete Frau mit entblößter Brust, Helm, Bienenkorb und Ameisen (s. Sp. 1094f.): Abb. 15; Charles Avery, Antwerp 1577 ..., The Connoisseur 195, 1977, S. 263. - Auf dem Vorsatzblatt zu Wendel Dietterlin, Architectvra ..., Nbg. 1598, sieht man neben dem Bildnis des Verfassers zwei nicht bezeichnete Personifikationen, von denen eine D. vorstellt. Sie ist nackt, trägt einen Umhang und hält neben Peitsche und Sporen auch Sanduhr und Hammer; zu ihren Füßen sieht man Bücher und eine Eule (s. Sp. 1095). Vor Buch 3 und Buch 5 dieses Werkes gibt es Vorsatzblätter mit D. (am Ärmel des Gewandes bezeichnet), die in der einen Hand jeweils eine Tafel mit dem Zwischentitel, in der anderen Peitsche, Sporn und Sanduhr hält; zu ihren Füßen steht ein Bienenkorb („Utilitas“; s. Sp. 1095); ihr gegenüber sitzt Amor auf einer Kiepe voller Werkzeuge, im Gebälk der Architektur im Hintergrund eine Eule und ein Hahn (Abb. 18). Nur spärlich bekleidet und mit einer Sanduhr versehen ist D. auf einem der um 1608/1612 entstandenen Reliefs am Laubengang des Alten Bremer Rathauses (Abb. 20; Stephan Albrecht, Das Bremer Rathaus ..., Marburg 1993 [Materialien zur K.- und Kulturgesch. in N- und W-Dtld., Bd. 7], S. 116f. und 266). Nackt, mit Peitsche in der einen, mit einem Sporn in der anderen Hand zeigte Hendrick Goltzius D. in einer Zchg. zu seinem Motto „Eer Boven Golt“ neben der Personifikation der Stecherkunst (Reznicek, Textbd. S. 316 Kat.nr. 198, Tafelbd.

Abb. 439; vgl. den Jan Saenredam zugeschr. Kupferstich nach H. Goltzius, dat. 1615, der D. allein zeigt, bekleidet und mit Peitsche und Sporen in ihren Händen: B. ill., Bd. 4 S. 432 Nr. 116 [257]).

Bisweilen wurde D. nur mit Sporen, auch mit einem Horn dargestellt: Sie hält zwei goldene Sporen in einem Stich nach dem sechsten Gerüst zum Einzug Erzhzg. Matthias’ in Brüssel, 1578 (Johann Baptist Houwaert, Beschrijvinghe ..., Antw. 1578, S. 30, Taf. 6). Drei Sporen in der einen Hand, ein Horn (s. dazu Sp. 1062) in der anderen Hand hält D. in einem Stich der Festdekoration anläßlich des Einzugs von Erzhzg. Ernst in Antwerpen, 1594 [16, S. 84].

b. Diligentia mit Rocken und Spindel

Eine Zeichnung von Marten van Heemskerck zeigt D. als alte Frau mit Kopftuch, die unter dem Arm einen Rocken hält, in dem eine brennende Kerze steckt; im Gehen dreht sie mit beiden Händen den Faden, an dem die Spindel hängt (vor ihr gehen Labor und Fortuna, hinter ihr Parsimonia; Beschr. Kat. der Handzchgn. in den Graph. Slgn. der Albertina, Bd. 2, bearb. von Otto Benesch, Wien 1928, Nr. 101, Taf. 30 Abb. 101; danach, jedoch verändert und um weitere Personifikationen erweitert, Bl. 2 der Stichfolge „Divitum misera sors“ von Philipp Galle, 1563: [59] Bd. 8, S. 244 Nr. 348). Vorbild war wohl die Wiedergabe von Virtus in einem Holzschnitt zu Sebastian Brant, Navis stultorum, Basel (Johann Bergmann) 1497 ([66] Bd. 21 S. 32 Nr. 113, Taf. 176 Abb. 1227).

Das Bild der D. mit Rocken und/oder Spindel wurde bis M. 17. Jh. häufig wiederholt, offenbar jedoch nur in den Ländern nördlich der Alpen.

Ein Stich von Crispijn de Passe nach Marten de Vos („Diligentiae et sedulitatis typus“), aus einer Folge von Tugenden, 1600, zeigt D. beim Spinnen, hinter ihr Tempus, vor ihr Hühner und Ameisen (zu diesen Sp. 1094):

[59] Bd. 15 S. 183 Nr. 451. - Rocken und Sanduhr hält die Personifikation des F. auf einer Medaille von Daniel Friedrich Loos; im Hintergrund steht ein Bienenkorb (Abb. 42 a).

Ausnahme blieb die Wiedergabe von D. als nacktem Mann (!) mit Spindeln und Ameisen (zu diesen s. Sp. 1094) zu seinen Füßen: Ulisse Aldrovandi, De animalibus insectis libri Septem ..., Bol. 1602, Titelblatt (Aukt.kat. Hartung und Hartung, München, Nr. 66, 5. 11. 1991, S. 100 Nr. 589 mit Abb.; zu D. als Mann mit Fackel vgl. das Fresko von G. Vasari im ehem. Pal. Almeni in Florenz, zw. 1554 und 1558: Charles Davis, Mitt. Flor. 24, 1980, S. 133ff. und Abb. 8).

Solche Wiedergaben von D. dienten gelegentlich auch zur Charakterisierung von Personen (zusammen mit Experientia: s. Sp. 1060) oder von Berufen, wobei dies zur Vergabe anderer Attribute führen konnte.

Das Titelblatt von Matthäus Merian d. Ä. zu Adriaan van den Spieghel, De Humani Corporis Fabrica, Ffm. 1632, zeigt zu selten der Anatomia D. und Ingenium; D. hält hier Seziermesser und Gabel in Händen (Lucas Heinrich Wüthrich, Das druckgraph. Werk von M. M. d. Ä., Bd. 2, Basel 1972, S. 63 Nr. 47, Abb. 30).

c. Diligentia mit Sporn und Uhr

Ripa erklärte D. in der Ausg. seiner Iconologia, Rom 1593, als „desiderio efficace di far qualche cosa per vedern’ il fine“ und beschrieb sie als Frau im roten Kleid (vgl. Sp. 1069), die einen Sporn hält und in der anderen Hand eine Uhr [14, S. 59f.]. Diese Variante blieb in allen folgenden Ausgaben nahezu immer unbebildert (vgl. Yassu Okayama, The Ripa Index, Doornspijk 1992, S. 63; Ausnahmen: [21] T. 1 S. 118; [29] S. 42; [36] S. 159, wo D. mit großen Schritten vorwärtsgeht, vgl. Sp. 1054f.).

Ripas Concetto wurde in der Folgezeit dennoch häufig aufgegriffen.

Beisp.: Frontispiz zu Cesare Negri, Le gratie d’amore, Mail. 1602 (Entw. von Mauro Rovere, Ausf. von Leone Pallavicino) mit D. und Fama am Giebel einer Festarchitektur (Storia di Milano, Bd. 10, Mail. 1957, Abb. auf S. 440; Ausst.kat. Il seicento lombardo, Mailand 1973, Bd. 3, S. 61 Nr. 330). - Darstellung auf einem Möbelstück, vor 1617 („dan wie die Zeit den fleiß abmisset, also raitzet der sporn, vnd geberet den fleiß“: Hainhofer, Pommern, S. 326). - Deckengem. im Schlafzimmer des Kf. Max Emanuel von Bayern („ein Frawenbild roth angezogen, deren Schilt mit einem Sporn gezeichnet, vnweit darvon aber steht ein Uhr, dise wird D. oder der F. benambset“: Johann Schmid, Triumphierendes Wunder-Gebäw der Churfürstlichen Residentz zu München, Mchn. 1685, S. 199). - Relief aus der Werkstatt Andreas Schlüters von der Alten Post in Berlin, ehem. Palais Wartenberg, 1702/1704 (Abb. 28). - Entw. für die Erneuerung des alten Wandgem. am Rathaus zu Olmütz, Zchg. von Johann Christoph Handke, 1746: D. mit Sanduhr und Sporn sitzt vor einem mit Efeu bewachsenen Felsen (s. Sp. 1085) und einem Spinnennetz, zu ihren Füßen ein scharrender Hahn (zu diesem s. Sp. 1096; Abb. 33). – Franz Lang S.J. bot zwei Varianten von D. nach Ripa ([30] S. 115; die dritte Variante zu D. wie A., s. Sp. 1084f.). - Almanach auf das Jahr 1776 des Hohen Johanniter oder Malteser-Ordens, Augsb. 1761 (München, Bayer. St.bibl., Einbl.kal. 1776).

d. Diligentia mit Zweigen, Biene und Hahn

Eine andere Variante, die Ripa in seine Iconologia erstmals in der Ausg. Siena 1613, S. 188, aufgenommen hatte (vgl. Mandowsky, Diss., S. 96 Anm. 100), wurde in fast allen späteren Ausgaben, Übersetzungen und Bearbeitungen auch im Bild wiedergegeben: D. hält einen Thymianzweig, um den eine Biene (s. Sp. 1094) fliegt; in der anderen Hand Zweige vom Mandel- und vom Maulbeerbaum. Zu ihren Füßen scharrt ein Hahn (Abb. 26). In der langen Erklärung zu D. und diesen Attributen kommen auch alle anderen Begriffe für F. vor (vgl. Sp. 1045; in der dt. Übers. [26] T. 2 S. 132: „F., Emsigkeit, Studiren, Sorgfältigkeit“).

Die Beschreibung Ripas wurde häufig übernommen, z. B. von Masen (Ausg. Köln 31681, S. 224; vgl. ferner [30] S. 115) und im 18. Jh. als Vorlage verwendet (Abb. 29).

Paul Decker empfahl in seinem Programmentwurf für ein Deckengem. im Vorgemach des Audienzzimmers eines Schlosses „die Weisheit sambt dem Fleiß“ so darzustellen (Abb. 30). Auch der Entwurf des Programms für die Decke des Rittersaals im Ettlinger Schloß, 1730, sah ein solches Bild vor (Karlsruhe, Bad. Generallandesarchiv, Abt. 199/25). - Noch i. J. 1796 erschien in einer „an seinem Hof angebrachten ... mit Sinnbildern verzierten Beleuchtung“ zum Einzug des Gfn. Leopold von Thun, Dompropst zu Passau, neben anderen Allegorien „Ohne Beyspiel rastloser Fleiß. In Labore Solertia/Exemplo Carens“ nach Ripas Vorbild, zusätzlich mit Sporn (?) und kräftig voranschreitend (s. Sp. 1054f.): Kupferstich von Johann F. Karl, um 1796 (Ausst.kat. „Passau in der Druckgraphik ...“, Passau 1988, S. 28 Nr. I/157).

Die Beschreibungen der D. nach Ripa wurden bis um M. 19. Jh. tradiert, wenn auch die Attribute bei den verschiedenen Concetti sowie die lateinischen und italienischen Bezeichnungen immer häufiger durcheinandergerieten.

So erweiterte man im 18. Jh. die Attribute um einen Pfeil, vielleicht weil nach Ripa auch Sol. (s. Sp. 1065) mit einem Pfeil versehen sein konnte ([32] T. 1 S. 191; vgl. danach dt. Übers.: [33] S. 118; Johann Christoph Gottsched, Handlexicon oder kurzgefaßtes Wb. der schönen Wiss. und freyen Künste, Lpz. 1760, Sp. 692; [42] S. 117). Honoré-Lacombe de Prezel [32, T. 1 S. 191] erinnerte außer an die von Ripa vorgeschlagenen Bildentwürfe auch an das alte Bild der D. mit Peitsche und Sporn (s. Sp. 1053f.). Bei Ripa-Hertel gibt es den F. mit Sporn, Mandelzweig, Biene, Hahn, Sanduhr u. a. (Abb. 34). Gelegentlich wurden mehrere Begriffe zusammengefaßt (D. und A.: [39] S. 296 § 363; [42] S. 117), bisweilen auch die Personifikation als Mann wiedergegeben [38, Bd. 2 S. 121 Abb. 365]. Christian Bernhard Rode zeigte F. als junge Frau, barhäuptig und barfuß, mit Rocken und Spindel in einem Arm und einer Sanduhr; daneben steht ein Bienenkorb, zu dem Bienen fliegen (Abb. 39; wohl danach: Fleißmedaille von Daniel Friedrich Loos, um 1800: Abb. 42 a und b; vgl. Sp. 1098f.).

e. Diligentia und Experientia

Vor der seit A. 17. Jh. häufigeren Wiedergabe von D. zusammen mit Experientia (zur inhaltlichen Zusammengehörigkeit beider Begriffe s. Sp. 1045) ist bisher nur die Kombination von Solertia und Experientia bekannt geworden: im Triumphzug Albrecht Dürers für Kaiser Maximilian I. von 1518 tragen beide Lorbeerkränze und sind in weiße Gewänder gekleidet (Friedrich Lippmann und Joseph Meder, Zchgn. Albrecht Dürers in der Albertina zu Wien, Bd. 5, Bln. 1905, S. 24f. Nr. 558).

In Zusammenstellungen beider Personifikationen verteilte man Attribute für F. auf beide.

Beispiele aus der 1. H. 17. Jh. zeigen D. gewöhnlich mit Sporn und Uhr (s. Sp. 1057f.), bisweilen zusätzlich mit Rocken und Spinnrad, während Experientia meist eine geflügelte Sanduhr auf dem Kopf hält und mit der einen Hand darauf zeigt. In einem Gem. von Jan Tengnagel (1584-1625) weist D. mit ihrem Sporn auf etwas in einem Buch hin; Experientia hat Buch und Globus auf dem Schoß, eine dritte, ebenfalls geflügelte Personifikation - I. (vgl. Sp. 1074f.), Ars oder Virtus? - weist auf Mal- und Bildhauergerät zu ihren Füßen (Abb. 21).

Etliche Male bot man beide als Personifikationen von Eigenschaften, die bestimmten Personen oder Berufen zuerkannt wurden.

Auf dem Titelblatt der dt. Übers. von Tomaso Garzonis. La Piazza universale ..., Ven. 1585, ist unter jeweils sechs Repräsentanten verschiedener Berufe links D. mit Rocken und Spindel („Fleis bringt Nahrung“), rechts Experientia („Zeit bringt Erfahrung“) dargestellt (Piazza Universale, das ist: Allgemeiner Schauwplatz ..., Ffm. 1619). Mit den gleichen Attributen und Beischriften zeigt beide Personifikationen der Stich von Lucas Kilian mit dem Bildnis des Schreibmeisters und Rechenlehrers Arnold Möller, 1629 ([60] Bd. 17 S. 99 Nr. 351, mit Abb.). Der Titelkupfer zu Hadrian van Mynsicht, Thes. et armentarium medico-chymicum ..., Lübeck 1646, zeigt D. mit zwei Sporen und Uhr, Experientia jedoch ohne Sanduhr.

Auf diesen Zusammenhang verweist noch die Bildunterschrift einer Darstellung von D. (mit den Attributen von St.: s. Sp. 1082f.) in einem franz. Schulbuch vom A. 19. Jh.: „Je ne dispute à l’Experience. / Rien n’est tel que la diligence“ (Abb. 40; vgl. [37] Bd. 1 S. 315f.).

f. Diligentia und Labor

Die enge Zusammengehörigkeit von F. und Arbeit wurde in Darstellungen seit dem 16. Jh. immer wieder durch die Wiedergabe beider Personifikationen als Paar hervorgehoben. D. (auch „Solertia“

oder „I.“ betitelt, s. Sp. 1059-1061) ist dargestellt als Frau, die mit Peitsche und Sporen (s. Sp. 1053-1056) antreibt, Labor als Mann mit Geräten für harte Arbeit (Schaufel und anderes landwirtschaftliches Gerät, öfter zusätzlich mit Feuerstein und Feuerstahl, vgl. RDK VIII 517f.).

In einer Stichserie von 1572 wird in sechs Blättern eine Geschichte dieses Paares erzählt („Laboris et Sollertiae natura, commoda, praemium“), gestochen von Hermann Jansz. Muller nach Marten van Heemskerck: [59] Bd. 8 S. 248 Nr. 578-583. Bl. 2 zeigt die Hochzeit des Paares, Bl. 5 das Brautmahl (Ilja Veldman, Elements of continuity: a finger raised in warning, Simiolus 20, 1990/1991, S. 140 Abb. 24-27). - Hendrick Goltzius schilderte auf einem Stich aus einer Serie von vier Blättern, 1582, Labor und D., die sich umarmen und küssen (Abb. 16).

Die Zuordnung von Labor und D. zeigen viele Beispiele aus dem 16. und 17. Jh., vgl. die Buchdruckermarke von Adrian de Launay, Rouen 1599-1604 (Louis Catherine Silvestre, Marques Typographiques..., Paris 1853-1867 [Ndr. Amst. 1971], S. 540f. Nr. 933 mit Abb.); Reliefs in den Zwickeln einer Arkade des Alten Rathauses in Bremen (Abb. 20; s. Sp. 1055).

Nur die Attribute von D. und Labor zeigt ein Stich von Raphael Custos aus einer Serie mit Engeln, die jeweils mit den Leidenswerkzeugen über einem Laster stehen. Bl. 5 gibt einen Engel mit Schweißtuch und Kelch wieder über der Faulheit; in einem Strahlenkranz darüber sieht man Medaillons, das eine mit Feuerstein und Stahl, das andere mit einem Sporn (Augsburg, St.- und Stadtbibl., Graph. Slg., Inv.nr. Custos R. 1 Bl. 5).

Zu Zusammenstellungen von I. und Labor s. Sp. 1081.

g. Embleme

Die Ikon von Emblemen zeigt D. gewöhnlich als Personifikation. Die dafür gebrauchten Bildformeln lassen, ihrer frühen Entstehungszeit seit dem 2. Dr. 16. Jh. entsprechend, nicht immer einen Zusammenhang zu gleichzeitig neu formulierten, nicht emblematischen Darstellungen erkennen und wurden auch später, etwa bei Ripa, nur in Details aufgegriffen.

Guillaume de La Perrière stellte eine junge Frau dar in wehendem Gewand, das den Blick auf eine entblößte Brust und ein Bein freigibt, die, mit Füllhorn und Ähren in den Armen, barfuß auf einem von Ameisen gezogenen Wagen steht; zu ihren Füßen hockt in Gestalt einer älteren Frau der Hunger („En ce poutraict on peult veoir diligence ... pour demonstrer qu’avec oysiueté, Impoßible est que grandz biens l’on assemble“: Le Theatre des Bons Engins..., Paris 1539, Nr. 100; vgl. danach [12] 1586, S. 175, dort zum Motto „Otiosi semper egentes“: [57] Sp. 1663). - Die Ikon zu einem Emblem mit dem Lemma „Felicitas Prudentiae et Diligentiae Vltima est“ zeigt einen Mann mit Flügelhut (Merkur?), der sein Reitpferd mit der Peitsche antreibt, um auf einen Berg zu gelangen, und der in ein Horn stößt. Auf dem Berg steht Felicitas mit einer Krone in Händen. Putten halten über dem Reiter eine Kartusche mit der Inschrift „Non Incipienti sed Perseveranti“ (Achille Bocchi, Symbolarum Quaestionum ... lib. III, Bol. 1555, S. 184f. Nr. 87). - D. als junge Frau reitet auf einem Pferd, das sie mit der Peitsche und Sporen an den bloßen Füßen antreibt: „Vbi Abest Fortuna Parum Prodest Diligentia“ (Abb. 12; s. Sp. 1054). Die Imprese des „Camillus Vrsinus Princeps Nole et Pitigliari“ zeigt die Büste der D. als geflügelter junger Frau mit entblößter Brust („Nil moror ignavos“; Typotius Bd. 3 S. 98 und 101; vgl. auch Sp. 1054).

III. Sollicitudo

A. Begriff und Deutungen

In der Antike bezeichnete Sol. zunächst vornehmlich Unruhe, Bekümmernis, Sorge, Kummer (Hugo Merguet, Hand-Lex. zu Cicero, Lpz. 1905-1906 [Ndr. Hdhm. 1964], S. 685), rückte jedoch schon seit der späten Kaiserzeit immer näher an das Bedeutungsfeld von D. heran (vgl. Manfred Hauser, Der röm. Begriff Cura, Winterthur 1954, S. 3 Anm. 9). Im MA wurde Sol. unter I. subsumiert (Glossarium Salomonis, s. Sp. 1045), wobei auch die andere Bedeutung der Sol. als Begriff für die auf weltliche Dinge bezogene Sorge (anstelle von „cura“: M. Hauser a. a. O. S. 52 Anm. 2) weiterhin gültig blieb.

Für das Verständnis von Sol. im Sinne von F. war die Gleichsetzung von Sol. und D. bei Thomas von Aquin wesentlich (Summa theologica II, IIa, quaest. 54, art. 1 ad 1: „quod diligentia videtur esse idem sollicitudini“; zit. u. a. bei Ripa, Ausg. 1618 S. 140; [24] Sp. 854). Sie begründete den oftmals synonymen Gebrauch der Begriffe Sol. und D., deren gelegentliche Verwechslung sowie Verweise von D. auf Sol. (vgl. Lauretus S. 341).

B. Darstellungen

Ungeklärt ist, ob Sol. bereits in schematischen Darstellungen der Tugenden und Laster im 14. Jh. vorkam (Erwähnung von „Boni sollicitudo“ als eine der Töchter von D. in Hss. aus dem 15. und 16. Jh., vgl. RDK VIII 897). Die frühesten gesicherten Darstellungen der Sol. als Bild für F. sind ihre Wiedergabe als Personifikation in den Hss. der „Documenti d’amore“ des Francesco da Barberino aus dem 1. V. 14. Jh. (Abb. 2; [4] Bd. 3 S. 399; s. Sp. 1069). Diese verdeutlicht, früher als solche der D., das Moment des Antreibens in Richtung auf ein bestimmtes Ziel hin.

Einzelne, später vornehmlich der D. zuerkannte Attribute scheinen hier vorweggenommen: Sol. als junge Frau („ut videas quod laborum potest impetus tollerare“) sitzt auf einem galoppierenden Pferd, weil des Menschen eigene Kräfte nicht ausreichen, um seine Ziele zu erreichen („quod ubi homini ad aliquid perficiendum proprie vires non sufficiunt debet alios ad subsidium convocare“). Sol. treibt ihr Reittier mit einer Peitsche an, weil dort, wo Liebe versagt, Gewalt helfen muß („quod ubi animus tuus vel subtitus tuus ad debita non movetur amore, utendendum est violentia erga eos“: ebd. Bd. 1 S. 261f.).

Nur das Moment des Antreibens findet sich in späteren Darstellungen wieder, jedoch erst nach 1500 und nicht in Italien. In Holbeins Gemälde „Triumph der Armut“ für den Stalhof in London (s. Sp. 1048) trieb Sol. den Ochsen „Negligentia“ an (vgl. Thomas von Aquin, Summa theologica, II, IIa, quaest. 54, art. 2, resp.: „negligentia directo opponitur sollicitudini“).

In Italien wurde Sol. nach 1500 zunächst als junge Frau dargestellt, die sich mit zwei Flügeln erhebt, zu ihren Füßen ein Hahn und hinter ihr die aus dem Meer aufsteigende Sonne („Madre degli Studiosi“); neben ihr stehen „Otio“ und „Pigritia“

(„per arrivare allo stato della virtù bisogna esser sollecito, fuggir l’Otio e la Pigritia“: Francesco Doni, Pitture, Padua 1564, S. 7).

Möglicherweise ging dieses Bild auf eine Darstellung der D. zurück, die mit anderen allegorischen Figuren auf einem Festgerüst vor den Toren der Stadt Reims anläßlich der Krönung König Heinrichs II. i. J. 1547 zu sehen war. D. hielt eine Sonne („pour monstrer qu’il n’y a rien au monde de plus actif, et qu’en vn iour il fait le rond de la terre, et illumine toutes choses par sa clarté“: Théodore Godefroy, Le céremonial franç., Paris 1649, Bd. 1 S. 306; zur Sonne als Beisp. rastloser Tätigkeit vgl. Guilelmus Peraldus, Summa aurea de vitiis et virtutibus, Paris 1519, s. v. „sol“; [71] S. 93).

Ripa griff in der ersten, unbebilderten Ausgabe der „Iconologia“ diesen Bildentwurf auf [14, S. 259] und gesellte ihm in der Ausgabe von 1603, S. 459f., drei weitere Varianten bei:

Als erste Version beschrieb Ripa Sol. als junge Frau in rot-grünem Kleid („significa la speranza insieme col desiderio & l’amore“), die in der einen Hand einen Sporn hält („significa il desiderio efficace di conseguire, ò di finire alcuna cosa“; vgl. Sp. 1053f.), in der anderen eine Fackel („si dimostra il desiderio & la sollecitudine intenta che ardendo nel cuore ... sin che non si è venuto à buon fine“); die Flamme verzehre wie Sol. alles, was sie nötig hat.

Als zweite Variante schlug Ripa vor, Sol. als junge Frau mit Flügeln an Schultern und Füßen darzustellen, mit bloßen Armen und Beinen sowie einer roten Schärpe, einen Bogen in der linken Hand, mit der rechten einen Pfeil aus ihrem Köcher ziehend. Zu ihren Füßen soll ein Hahn sitzen. Die Flügel sollen auf Schnelligkeit, die bloßen Gliedmaßen auf Geschicklichkeit, die rote Schärpe auf die Ähnlichkeit der Sol. mit dem Feuer (s. oben) verweisen. Pfeil und Bogen steht für zielstrebiges Vorgehen („è la continua intentione della mente, che drizza [!] i pensieri all’opera, come á suo fine“), der Hahn verkörpert die Sol. als ein „animale sollecito“.

Als dritte Möglichkeit bildlicher Darstellung zitierte Ripa den Entwurf F. Donis (s. oben) und begründete die Flügel mit der Schnelligkeit der Sol., der Hahn sei Bild der „diligenza“, die Sonne Hinweis auf die notwendige Beständigkeit von Sol.

Die vierte Version schilderte Sol. als Frau mit einer Uhr.

Die verschiedenen Varianten kommen in gleicher Weise in späteren Ausgaben vor ([19] Bd. 2 S. 480; [23] S. 581; [35] Bd. 5 S. 184, ohne Abb.). Abgebildet wird seit der ersten illustrierten Ausgabe von 1603, S. 460, regelmäßig die dritte Variante mit zusätzlich zwei Sanduhren.

In Übersetzungen des Ripa-Textes gibt es diese Personifikation selten (z. B. [22] S. 36f., mit allen vier Fassungen), gelegentlich klingt der Aspekt der Sorge (s. oben) wieder an (ebd.: „Bekommernisse“; [38] Bd. 2 S. 84f. Abb. 322: „Solicitude or anxiety of mind“, gemäß der ersten Variante). Nur eine dt. Übersetzung übernimmt die dritte Variante von Sol. als F. [29, S. 154 Nr. 12].

Aufgegriffen wurden die Entwürfe Ripas vornehmlich im 17. Jh.

Der ersten Variante folgte Giuseppe Maria Mitelli (1634-1718) bei einer von zehn Spielkarten (Gioco del Passatempo; Franca Varignana, Le collezioni d’arte della Cassa di Risparmio di Bologna. Le incisioni, I, Bol. 1978, Abb. 536). - Mehrere Male wurde Sol. mit den Attributen der dritten und vierten Variante wiedergegeben: Ehem. Berlin, Kgwb.mus., auf einem Jaspis des Pommerschen Kunstschranks, gemalt zw. 1611 und 1616 (Hainhofer, Pommern, S. 327); Skulptur von Barthélemy van Obstal an der Fassade des Hôtel Carnavalet in Paris (2. H. 17. Jh.; Mâle, XVIe-XVIIe s., S. 422); Deckengem. von Charles Lebrun im Spiegelsaal von Schloß Versailles: Sol. und „Prévoyance“ neben dem König (voll. 1686; ebd. S. 416). - Die vierte Variante zeigt ein Stich von Lucas Kilian, 1626, mit dem Porträt des Martinus Zobel, gerahmt von Sol. und Prudentia (Augsburg, St.- und Stadtbibl., Graph. Slg., Inv.nr. Kilian L. 283).

IV. Industria

A. Begriff und Deutungen

Das lat. Wort. „industria“, in der Antike als „Bereitschaft zu rastloser angestrengter Tätigkeit“ verstanden (Harald Fuchs, Mus. Helveticum 4, 1947, S. 162f.; vgl. [68] Bd. 7 Sp. 1273-1276), wurde in ma. Glossaren häufig mit F. wiedergegeben und übersetzt ([52] S. 295; vgl. ferner [67] S. 281, 296 U.Ö.).

Seit dem 9. Jh. wurde I. oftmals als übergreifender Terminus gebraucht: „industria, id est studium, diligentia vel doctrina“ (Remigius von Auxerre, Commentum in Martianum Capellam, lib. VI, 19, ed. Cora E. Lutz, Bd. 2, Leiden 1965, S. 119). Im sog. „Glossarium Salomonis“ sind unter I. neben anderen alle für F. verwendeten Begriffe subsumiert (s. Sp. 1045).

Seit dem Hoch-MA definierte man I. vor allem als geistig-spirituelle Kraft und/oder als Befähigung des Menschen zu bestimmten Tätigkeiten.

So erklärte E. 12. Jh. der Zisterzienserabt Guillaume d’Auberive, die Heiligung des Menschen hänge ab von der Harmonie zwischen „natura“, „industria“ und „gracia“ (De sacramentis ..., cap. 10; vgl. Jean Leclerq, Studia Anselmiana 20, 1948, S. 185; noch bei Bonaventura nahm „industria“ eine Mittelstellung zwischen „natura“ und „gratia“ ein: Itinerarium mentis in Deum, cap. 4, 4, ed. Julian Kaup O.F.M., Mchn. 1961, S. 114). Als Teil von „prudentia“ beschrieb sie Thomas von Aquin (Summa theologica, II, II, quaest. 54, art. 14 ad 1; so noch, unter Berufung auf Aristoteles: [24] S. 561). Ihren Charakter als Kunstfertigkeit hob man im Spät-MA hervor: „Ein angeborne geschickligkeit etwas zu machen und zu erfinden. Item fleiß“ (Johannes Serranus, Dictionarium Latinogermanicum, Nbg. 1539 [Ndr. Hdhm. und New York 1974], s. v. „Industria“).

Man subsumierte deswegen auch in Ausg. der „Adagia“ des Erasmus von Rotterdam seit dem 17. Jh. etliche der Sprichwörter zu dem im Handwerk erkennbaren F. (auch zu Minerva als der Erfinderin und Patronin vieler Handwerke und Künste, z. B. „Cum Minerva manum quoque move“: [5] Sp. 228; vgl. [15] S. 48f. Nr. 24) unter dem Begriff der „industria“ (vgl. [6] T. 2 Bl. 79v; Sebastian Franck, Sprichwörter, Ffm. 1548, Bl. 29). Noch im 19. Jh. erklärte man, Athena, „die Beschützerin der Arbeit“, liebe den F. [47, S. 630].

Einige Male apostrophierte man I. als Erfinderin der Künste, wie in der Beischrift auf einem Festgerüst in Antwerpen 1635 („Occultas solers industria repperit artes“; Kupferstich nach Entw. von Rubens, ausgeführt von Theodor van Thulden: [20] S. 147 A).

Seit dem Spät-MA kombinierte man häufig beide Deutungen und sah, wie schon in der Antike [68, Bd. 7 Sp. 1276], im Wort „industria“ einen mit „virtus“ zusammenhängenden Sachverhalt bezeichnet.

So wurde die Meinung, I. führe in die Tugenden ein, veranschaulicht durch ihre Beschreibung als Frau bei der Handarbeit (Francesco da Barberino, I Documenti d’amore, lib. II, Prohemium: [4] Bd. 2 S. 3). Ähnlich heißt es in einer Predigt, M. 15. Jh., Voraussetzungen „zu einem tugendlichen leben“ seien „fleiß“ und „arbeit“ [65 a, S. 449].

Seit dem Spät-MA wurde I. zunehmend als Begriff für den auf handwerkliche Tätigkeiten bezogenen Gewerbefleiß gebraucht und führte um M. 18. Jh. zum modernen Verständnis des Wortes „Industrie“, wenngleich die Annäherung der Begriffe „Gewerbe“ und „Industrie“ in dt. Wörterbüchern erst seit dem späten 18. Jh. nachweisbar ist (vgl. Krünitz Bd. 29 Sp. 709, wo 1783 das Lemma „Industrie“ mit „erfinderischer F.“ definiert wurde): [53] S. 28ff.; [51 a] S. 239-242.

B. Darstellungen

1. Allgemeines

Aus der Zeit vor dem 14. Jh. sind bisher keine Darstellungen zu I. bekannt geworden, abgesehen von einem Schema.

Dieses zeigt als Bild für „gracia“ ein Viereck für die vier Kardinaltugenden, darauf ein Dreieck aus „natura“ und „industria“; Ill. zu Guillaume d’Auberive (s. Sp. 1068): Luxemburg, Bibl. nat., ms. 60, fol. 68, E. 12. Jh.; vgl. N. van Werweke, Cat. descriptif des mss. de la Bibl. nat. de Luxembourg, Luxemburg 1894, S. 153-156.

Wegen ihrer Zugehörigkeit zum selben Bedeutungsfeld konnte dort, wo sonst D. wiedergegeben wurde, auch ein Bild der I. stehen, wie in Zusammenstellungen von Labor und I. (s. Sp. 1081).

Der oftmals synonyme Gebrauch der Begriffe „industria“ und „virtus“ erlaubte, bildliche Wiedergaben der *Virtus wie I. (oder D.) mit den dieser zuerkannten Attributen zu versehen. Da man den F. als eine Voraussetzung für das Gelingen jeglicher Arbeit ansah, vergab man etliche Male Attribute der I. auch an Labor und setzte diese in Bildern - ebenso wie in solchen des F. - der Faulheit (Pigritia) entgegen. Da dies in besonderer Weise für Handwerk und Kunstausübung galt, erkannte man seit dem 16. Jh. häufig auch Personifikationen der Kunst Attribute von I. zu.

2. Italien

a. Industria bei Handarbeiten

I. bei Handarbeiten wiederzugeben geht auf die früheste bekannt gewordene Beschreibung und Darstellung der I. von Francesco da Barberino († 1348) zurück, der in den „Documenti d’amore“ Amor zwölf Tugenden um sich versammeln ließ, darunter I., und jeder ein Buch widmete ([4]; zu den Quellen Antoine Thomas, F. d. B. et la lit. provençale en Italie, Paris 1883 [Bibl. des Écoles franç. d’Atènes et de Rome, 35]). In der vom Verfasser selbst illustrierten Hs. steht am Anfang jedes Buchs jeweils das Bild der entsprechenden Tugend, am Beginn des zweiten das der I. (Abb. 1).

Sie ist dargestellt als junge Frau („quod qui volunt discere et in virtutes intrare debent iuvenes studio superesse“), mit unbedecktem Haar („quod domini dotati gratia securiores redduntur et clariores incedunt“), in ein rotes Gewand gekleidet („... quod parum est homini gratiam habere ingenij et industrie si studium non haberet“). I. sitzt in einem kleinen Raum und stickt auf einen an der Wand befestigten Beutel Vögel. Auf einem kleinen Bord steht eine Schale voller Garnrollen, Zeichen für die verschiedenen Künste und Wissenschaften, bei deren Ausübung I. eine Rolle spielt („sicut varie sunt scientie et artes ad quas tendere homines per hanc industriam sunt reperti“). Der ausführliche Kommentar nennt außerdem als eine ihrer Eigenschaften Beweglichkeit („quod non debes studere ut pinguefias si proficere forte velis“; [4] Bd. 2 S. 5f.).

Diese Wiedergabe der I. wurde zunächst nur in den vereinzelten Kopien der „Documenti d’amore“ aus dem 14. und 15. Jh. wiederholt (ebd.

Bd. 4 S. XXVIIIff.). Erst im 16. Jh., möglicherweise aufgrund eines Gedichtes auf die „Documenti“ (ebd. S. XXIII), griff man diesen Concetto wieder auf.

Ein Holzschnitt von Giuseppe Porta gen. Salviati (1520-1573) zeigt I. barfuß und sitzend beim Nähen oder Sticken; neben ihr liegt Schiffchen und Garnwickler (vgl. Sp. 1078), am Boden steht ein Korb mit Schere und Garnrollen, auf der anderen Seite Maske, Krug, Hammer und Fragmente einer Skulptur (?); ferner sieht man Ameisen zu einem Ameisenhügel gehen (Abb. 8; wiederbenutzt in: Francesco Marcolini, I Marmi del Doni, Ven. 1552, Bd. 1 Bl. 54; Pietro Mescia, Selva di varia lettione, Ven. 1616, S. 12; seitenverkehrt wiederholt als Kupferstich von Enea Vico [1523-1567]: B. ill, Bd. 30 S. 71 Nr. 54, mit Unterschrift „Excolit Humanos divina Industria sensus“). - Wohl an diese Tradition der Wiedergabe knüpfte 1576 auch Paolo Veronese an, als er I. mit einem großen Netz und einem Korb mit Garnrollen und Schere zu ihren Füßen zeigte (Venedig, Pal. Ducale, Sala del Collegio: Jürgen Schulz, Venetian Painted Ceilings of the Renss., Berkeley und Los Angeles 1968, S. 106 Nr. 41, Taf. 77).

b. Industria mit Zaumzeug

Ausnahme blieb die Wiedergabe der I. mit Zaumzeug und Stab (Peitsche?) als eine der vier herrscherlichen Tugenden neben „Religione“, „Vigilantia“ und „Loquentia“, die man zw. 1588 und 1590 um ein Bild Salomos an der Decke der großen Galerie im Pal. Giustiniani in Rom darstellte (Abb. 17).

c. Industria mit Szepter

I. mit einem Szepter, das eine Hand mit einem Auge auf dem Handteller und an den Seiten zwei Flügel trug wie der Stab des Merkur, wurde erstmals anläßlich des Einzugs des Hochzeitspaares Francesco de Medici und Johanna von Österreich in Florenz i. J. 1565 dargestellt (Domenico Meilini, Descrizione dell’entrata della Seren. Reina [!] Giovanna d’Austria. Et dell’Apparato, fatto a Firenze..., Flor. 1566, S. 5; vgl. die Beschreibung von Giovanni Battista Cini, 1567, zit. in Vasari, ed. Bettarini-Barocchi Bd. 6 S. 262).

Der Kommentar erklärte zur Wiedergabe der I., es sei dies eine der Eigenschaften, die den Florentinern in besonderer Weise zuzuerkennen sei wegen ihres Geschicks („nelle cose dove mettano mano“), weswegen Ariost sie „industri“ genannt habe. Unter I. sah man ein Gemälde mit einem großen Markt, auf dem die besonderen Götter der Kaufleute, Fortuna und Merkur, und Händler mit Waren, u. a. mit bestickten Tüchern, zu sehen waren (D. Meilini a. a. O. S. 21f.). Beigeschrieben waren Verse: „Quas artes pariat solertia (!), nutriat usus (Zit. aus Claudianus, Raptus Proserpinae III, 32: ed. M. Platnauer, Ld. und Cambr./Ma. 1963, Bd. 2 S. 346) / Aurea monstravit quondam Florentia cunctis. / Pandere namque acri ingenio, atque enixa labore est / Praestanti, unde paret vitam sibi quisque beatam“ (Vasari a. a. O.). Bisher nicht hinreichend geklärt ist, ob man mit dem wie der Caduceus ausgestatteten Szepter der I. an Merkur in seiner Eigenschaft als Erfinder vieler Künste oder als den Schutzgott von Handel und Gewerbe, dessen Erfolg F. spiegelt, erinnern wollte.

d. Industria nach Ripa

Ripa schlug in seiner Ikonologie 1593 drei, in späteren Ausgaben vier Varianten für die Wiedergabe von I. vor, die alle bis ins 19. Jh. überliefert, wenn auch unterschiedlich häufig aufgegriffen wurden ([14] S. 130f.; Ripa, Ausg. 1603, S. 226f.; vgl. [44] Bd. 2 S. 87 Nr. 164; [45] S. 255). In den dt. Übersetzungen sind sie, mit Ausnahme der ersten, Bilder zu F.

Die später selten zitierte, erste Variante schildert I. als nackte junge Frau, die auf dem Kopf einen Helm und um den linken Arm einen mit grünen Blättern bemalten Mantel trägt und in der Rechten ein gezogenes Schwert hält. In der Erklärung ist auf den Zusammenhang von I. und Tugend hingewiesen [14, S. 130].

Gemäß der zweiten, der Auflage von 1603, S. 226, hinzugefügten Variante ist I. als barfüßige Frau mit gestepptem, kunstvoll besticktem Gewand darzustellen, die in der Rechten einen Bienenschwarm (s. Sp. 1095) hält und sich mit ihrer Linken auf eine Winde stützt, während sie auf dem Haupt eine Statuette des Pluto trägt, der als Gott der Reichtümer anzeige, daß diese das vornehmliche Ziel des F. seien.

Als weitere Möglichkeit für die Wiedergabe der I. griff Ripa auf Darstellungen mit dem Szepter zurück (s. Sp. 1071f.) und erläuterte diese: Das Szepter trage I. wegen ihrer „grandezza“ und „prontezza“, die Hand stehe für „industria“ und „artificio“, das Auge bedeute die Klugheit, mit welcher I. herrschen müsse [14, S. 131].

Nur wenige Ausg. enthalten dazu ein Bild. Das früheste, in einer franz. Ausg., zeigt zu Füßen der Personifikation zusätzlich im Text nicht erwähnte Werkzeuge (Hammer, Zirkel, Winkeleisen, Palette, Sphärenglobus, s. Sp. 1074f.). Das Auge ist, anders als sonst, gedeutet „pour donner à entendre que c’est luy principalement qui preside à l’Industrie de tous les Ouvriers & qui leur guide la main“ [21, Bd. 2 S. 194f.].

Mehrmals wurde dieser Concetto Ripas aufgegriffen, z. B. von Charles Lebrun im Entwurf für eine der Figuren auf der Dachbalustrade des Schlosses von Versailles (um 1680: François Souchal, Les statues aux façades du Château de V., GBA 114,1 [6ème pér. 79], S. 65-112, bes. S. 96, Abb. 114f.; die Ausführung Louis Le Comte zugeschr., jetzt durch eine Kopie ersetzt, diese irrigerweise mit Blattbüschel als Attribut).

Die vierte Variante ist die Wiedergabe von I. im Bild des Merkur („nell’imagine di Mercurio“: Ripa, Ausg. 1603, S. 227) mit Caduceus und Flöte nach dem Vorbild von Giorgio Vasari, 1545 ([7] S. 23; vgl. zum Wandgem. in Rom, Pal. della Cancelleria, Sala dei Cento Giorni: Liana Cheney, The Paintings of G. V, New York und Ld. 1985, S. 503 Abb. 170).

In Darstellungen sind gelegentlich mehrere Varianten kombiniert.

Gaspare Celio (1571-1640) zeigte in einer Federzchg., Entw. zu einem Festgerüst(?), I. auf einem Sockel thronend, in der rechten Hand ein Szepter, bekrönt von der Hand mit dem Auge und Flügeln, in der linken Eichenzweig und Bienenkorb. Um diesen Arm hat sie einen mit Blättern bestickten Mantel gewunden. Zu ihren Füßen sitzen „Uso“, „Fatica“, „Arte“ und A. (ehem. London, K.handel; Foto Warburg Inst. London). Weitere Kombinationen der einzelnen Varianten sind aus dem 17. Jh. bekannt (Masen S. 141), ebenso aus dem 18. Jh. ([38] Bd. 3, S. 72 Abb. 309; [41] Bd. 3 S. 11).

3. Nördlich der Alpen

a. Industria als Voraussetzung von Handwerk und Kunst

Am häufigsten sind Wiedergaben der I. mit verschiedenen Geräten als Attributen (Zirkel, Winkeleisen, Palette, Hammer, landwirtschaftliches Gerät u. a.) wegen der grundlegenden Bedeutung des F. für jegliche Art von Handwerk oder Kunst.

Diese Vorstellung spiegelt auch das Druckersignet des Petrus Apian, 1534: Es zeigt zum Lemma „Industria superat vires“ einen Mann, der einen Heber bedient (Abb. 7).

Beispiele für die Darstellung der I. als Personifikation mit Geräten gibt es seit dem 16. Jh.

Das früheste bekannt gewordene Beispiel ist das Gemälde Holbeins im Stalhof zu London, 1532/1533 (s. Sp. 1048). Dort war I. als junge Frau dargestellt, die in ihrem rechten Arm Dreschflegel, Hammer und Palette hält und mit der linken Hand, unterstützt von Usus und Memoria, Winkeleisen und Axt an die den Wagen der Armut begleitenden Männer austeilt.

Das Titelblatt zu Christoph Murer, XL Emblemata miscella nova, Zh. 1622, zeigt I. barhäuptig, mit einer Tafel in Händen, auf die sie einen Zirkel gesetzt hat; zu ihren Füßen steht ein Globus; ihr gegenübergestellt ist Labor (Thea Vignau-Wilberg, Christoph Murer und die XL Emblemata miscella nova, Bern 1982, S. 136, Abb. 1). – Bei dem Titelblatt zu Adam Freytag, Architectura Militaris nova..., Leiden 1642, bleibt unklar, ob die Bildbeischriften „Industria“ und „Labor“ auf dem Sockel der dargestellten Figuren diese selbst bezeichnen oder nur die am Sockel angebrachten Werkzeuge. Die Personifikation zu I. trägt geometrische Zeichnungen, hält einen Proportionszirkel in Händen, zu ihren Füßen liegt ein Buch.

Ähnlich ausgestattete, jedoch unbezeichnete Figuren sind nicht immer eindeutig als I. zu benennen (s. oben), z. B. auf dem Titelblatt zu Wendel Dietterlin, Architectvra ..., Nbg. 1598: Den Porträtholzschnitt des Architekten W. Dietterlin flankieren zwei Personifikationen, D. und ihr gegenüber eine junge Frau mit Malstab, Palette, Pinsel und Zirkel in den Händen sowie Meßlatte und Winkeleisen neben sich und einen Bienenkorb zu Füßen, hinter diesem ein Füllhorn. Ungewiß ist, ob diese Personifikation „Ars“ oder „I.“ verkörpert; die Zusammenstellung von I. und D. wäre keine Ausnahme (s. Sp. 1055 und 1078).

F. als junge Frau mit Bienenkorb und Rocken, vor sich Hammer, Amboß, Buch, Fernrohr, Malerpalette u.a., zeigt das Titelblatt zu Krünitz Bd. 13 (1786).

Darstellungen der I. im Sinne des auf das Handwerk bezogenen Gewerbefleißes (s. Sp. 1068) gab es zuerst in England.

Beisp. für deren Vorkommen sind aus dem 17. Jh. belegt, meist in Festaufzügen und dann zusammen mit Spinnern und Tuchmachern (1660: [73] Bd. 1 S. 242; 1684: ebd. Bd. 2 S. 61f.; 1783 zusammen mit „Commerce“ am Triumphbogen einer „Lord Mayor’s Show“ in London: ebd. S. 100).

In Deutschland sind vor dem 19. Jh. bisher keine Darstellungen zu I. als Gewerbefleiß bekannt geworden, obwohl in deutschen Ikonologien seit dem 18. Jh. Vorschläge für entsprechende Darstellungen zur Verfügung standen.

Man griff dabei gewöhnlich zurück auf Ripas Beschreibungen der I. mit dem Szepter, das durch eine Hand mit einem Auge bekrönt und mit Flügeln besetzt ist (s. Sp. 1072), und/oder auf das für I. stehende Bild des Merkur (s. Sp. 1073; [42] S. 186: „Industrie, I., Arbeitsamkeit, Betriebsamkeit, F.“; [45] S. 421, s. v. „Industrie“: Merkur). Gelegentlich zog man statt dessen andere Bilder heran: ein „Mann, welcher mit der Hand auf zween liegende Mühlsteine, - auch ein Symbol der unabläßigen Betriebsamkeit - zeiget, und auch einen Storch, oder auch einen Hirsch zum Gefährten hat“ ([42] S. 186; zum Bild der Mühlsteine vgl. schon Giovanni da S. Gimignano, Summa de exemplis et similitudinibus, lib. 9, cap. 69, Ven. 1499, Bl. 366v; [13] S. 115; Erasmus von Rotterdam, Epitome, Leiden 1663, S. 294, s. v. „I.“).

Im 19. Jh. wurde als Bild des Gewerbefleißes einige Male die von Breysig empfohlene Darstellung der Minerva (s. auch Sp. 1084) verwendet, welche Frauen „im Weben und Verfertigen künstlicher Arbeiten“ unterrichtet ([45] S. 421; vgl. dazu Cartari, Ausg. 1571, S. 366 und Abb. auf S. 361). C. A. Menzel trennte „Gewerbefleiß (industria)“ und „F. (diligentia)“ und beschrieb die Personifikation des Gewerbefleißes nach einem Gemälde von Jean Alaux (1786-1864) als Frau „mit Weberschiff und Gespinst“ in Händen [46, S. 104 und 120].

Mehrdeutig interpretierbar- sowohl als Darstellung des für alle industrielle Fertigung notwendigen F. als auch der „Industrie“ - ist die Wiedergabe einer Personifikation in Eugen-Napoleon Neureuthers Gemälde „Die Maschinenfabrik und Gießerei Klett und Co.“ von 1858.

In den Wolken fährt I. auf einem von doppelköpfigen Drachen gezogenen Wagen. Sie hält in der Hand einen Rocken, den ein hinter ihr fliegender Putto abwickelt.

Ein zweiter Putto hält ihren Caduceus, zu ihren Füßen sitzt eine Eule (Abb. 44; Ausst.kat. „Industrie und Technik in der dt. Malerei von der Romantik bis zur Gegenwart“, Duisburg 1969, S. 60f. Nr. 51).

In der 2. H. 19. Jh. erhielten Personifikationen der I. statt des Spinnrockens gewöhnlich ein Zahnrad als Attribut, z. B. die Skulptur von Eduard Meyer am Mittelbau der Orangerie von Sanssouci (Entw. 1869, Ausf. 1872; Kat. „Bauten und Plastiken im Park von Sanssouci“, bearb. von Hans Hoffmann und Saskia Hüneke, Potsdam-Sanssouci 1987, S. 62).

Ausnahme blieb die Darstellung der „Industrie“ auch in Frankreich.

Beispiele: I. als Karo-Dame in einem franz. Kartenspiel von St-Simon, 1792, in der einen Hand einen Stab mit der Jakobinermütze, in der anderen ein Füllhorn und ein Schriftband mit „Patentes“: Detlef Hofmann, Die Welt der Spielkarte, Lpz. 1972, S. 169 Nr. 51 b mit Abb. -„Industrie“ kam neben anderen allegorischen Figuren (u.a. „Commerce“, „Science“, „Agriculture“ und „Navigation“) vor in der Festdekoration anläßlich der Hochzeit von Napoleon I. und Marie-Louise von Österreich i.J. 1810. Die sitzende I. mit einer Flamme über ihrem Haupt (vgl. RDK IX 658-661) stützt sich auf einen Caduceus (s. Sp. 1072) und hält in der linken Hand einen Zirkel. Zu ihren Füßen liegt Richtscheit und Zeichenblock (Abb. 41).

b. Industria und die Künste

Immer wieder setzte man, vor allem im 16. und 17. Jh., I. als Erfinderin, Lehrerin oder Fördererin der Künste ins Bild, ohne daß es zu einem feststehenden Bildtypus gekommen wäre.

Ein niederl. Kupferstich des Monogrammisten HIV von 1550/1551, zeigt in einer Serie Apollo, Minerva und die Artes liberales sowie I.; diese ist wiedergegeben als Frau in langem Gewand mit brennender Fackel in der linken Hand und einem Brett (aufgespannte Leinwand?) mit einem darüberhängenden Zaumzeug in der rechten Hand; auf dem schmalen, vor der Brust liegenden Teil des Umhangs trägt sie eine Sonne (vgl. Ripa, Ausg. 1603, S. 510f.: „Virtù“). Zu ihren Füßen sitzt ein älterer Mann mit bloßem Oberkörper und nackten Füßen (Beischrift: „Partuno cunetas studiis urgentibus arteis“; Abb. 10; Carl van de Velde, Frans Floris ..., Brüssel 1975 [Verhandelingen van de Koninkl. Acad. voor Wetenschapen, Letteren en Schone Kunsten van België. Kl. der Schone Kunsten, Jg. 37 Nr. 30], Bd. 1 S. 423-425).

Rubens erfand 1635 für die Festdekoration zum Einzug Ferdinands von Österreich in Brüssel ein Bild der I. als junger Frau mit einer entblößten Brust, barhäuptig und barfuß, die Feuer aus einem Stein schlägt und als „Paupertatis filia“ bezeichnet ist (vgl. Sp. 1068; Beischrift: „Occultas solers industria repperit artes“), während neben ihr eine arme Familie gezeigt wird („ Vt pauperies Industriam, ita Industria Artes parere solet“: [20] S. 147 A und 149).

Einige Male zeigte man I. und die Artes liberales (zur Wiedergabe von I. und D. mit den Artes liberales s. [16] S. 84).

Eine lavierte Federzchg. von Jan S. Snellinck I (1549-1638) zeigt um ein Bild der I. gruppiert sieben Medaillons mit den Artes liberales. I. ist als junge Frau wiedergegeben, mit entblößter Brust, einem nackten Bein und bloßen Füßen. In ihrer linken Hand hält sie einen Caduceus hoch, in der rechten Zollstock und Winkeleisen, zu ihren Füßen liegen Zirkel und Winkelmesser (s.

Sp. 1074). Im Hintergrund sieht man eine stickende Frau (Hinweis auf F.? Vgl. Sp. 1069) sowie als Repräsentanten der bildenden Künste Architekten, Bildhauer und Maler ([63] S. 36f., mit Abb. 8; auf dem Nachstich, vermutlich von Hans Collaert d. Ä., wird die Figur im mittleren Bild Sed. genannt: ebd.).

Ungewöhnlich war die Wiedergabe der I. bei einem Festgerüst in London, 1605, „in the shape of an old country man“: Sie saß auf einem Pferd, das den Thron der Tugend (!) mit den Artes liberales zog, wohl um so die mit F. und Arbeit verbundene Mühe zu veranschaulichen [73, Bd. 2 S. 32].

Als eine der notwendigen Eigenschaften für einen um die Artes liberales und die Tugenden bemühten Künstler gab Frans Floris, angeregt durch die kunsttheoretischen Debatten in Rom in den 40er Jahren des 16. Jh., in einem Wandgemälde an seinem Wohnhaus I. neben D., Usus, Poesis, „Architettura“, Labor (s. Sp. 1081) und Experientia (vgl. Sp. 1060) wieder. Die nur in Nachstichen von 1576 überlieferten Wandgemälde zeigten I. (als Mann ?) in Rückenansicht, der seinen Kopf zurückwendet und mit dem Finger auf die Stirn tippt, als wolle er auf seinen Verstand hinweisen. Zu seinen Füßen steht ein enghalsiges Gefäß, zu dem ein Vogel (Rabe?) mit einem Stein im Schnabel fliegt (vgl. Sp. 1097). Der Nachstich trägt die Unterschrift „I. Numen favit“ (Abb. 14 a).

c. Industria und Virtus

Die Gleichsetzung (und als deren Folge die Austauschbarkeit) von Tugend und Tätigsein belegt das E. 15. Jh. im Zusammenhang mit der Prodikos-Fabel entstandene Bild der I. als Verkörperung von Tugend schlechthin.

Auf dem der lat. Ausgabe von Sebastian Brants „Narrenschiff“ beigegebenen Holzschnitt (s. Sp. 1056) ist „Virtus“ wie I. dargestellt: als alte abgehärmte Frau beim Spinnen mit Rocken und Spindel, neben sich Wasserkrug und Garnkorb, vor einer Dornenhecke auf einer Bergkuppe (zur Deutung: Panofsky, Hercules, S. 56); ähnlich Peter Vischer, Zchg., 1515 (ebd. Abb. 42), nach Pankraz Schwenter, „Der Traum des Grosten Streitters Herculis“ (Dieter Wuttke, Die Histori Herculis ..., Köln und Graz 1964 [Beihh. zum Archiv für Kulturgesch., H. 7], S. XVIIf., 11, 14 und 29; zu weiteren Darstellungen s. Herkules und *Virtus).

Eine Reihe von niederländischen Gemälden und Stichen zeigt die Belohnung der Fleißigen und die Bestrafung der Faulen, wobei die Fleißigen Geräte für Kunst und Wissenschaften in den Händen halten: Eine Frauengestalt zeigt mit der einen Hand auf einen schreibenden oder zeichnenden Mann und eine ihn umarmende lorbeerbekränzte Frau (Ars und Usus?), mit der anderen auf einen im Schoß einer Frau mit Schlafhaube Liegenden.

Beisp.: Gem. des Girolamo Sicciolante, gen. il Sermoneta (1521-1580; St. Petersburg, Ermitage: Kat. Staatl. Ermitage, Abt. Westeurop. K., Kat. der Gem., 1, Leningrad und Moskau 1958, S. 177 Nr. 239; Margret Stuffmann, GBA 110, 1968, S. 64 Nr. 55 - im ebd. zit. Inv. der Slg. Crozat in Paris von 1740 ist die Frauengestalt als „La Vertù“ bezeichnet); Gem. aus der Schule des Joos van Cleve, um 1535/1540, ehem. Brüssel, Slg. Le Brun: Ludwig Baldass, J. v. C., Wien 1925, S. 34 Nr. 100 und Abb. 80; ferner Georges Marlier, L’Atelier du Maître du Fils Prodigue, Jb. Koninkl. Mus. voor Schone Kunsten 1961, S. 102-105; Kupferstich von Cornelis Bos (um 1501-1564), vgl. Sune Schele, C. B., Stockholm 1965 (Acta Universitatis Stockholmiensis, 10), S. 209f. und Taf. 63 Nr. 251 (hier die Gestalt als „Solertia“ bez.).

Einige diesem Bildentwurf folgende niederländische Gemälde zeigen die Fleißigen mit dem Vermessen des Globus und dem Aufzeichnen der Ergebnisse beschäftigt. Der Stein, auf dem eine der Gestalten sitzt, ist beschriftet: „Modus, Diligentia, Regula“ (Abb. 13).

Weitere Beisp.: [74] S. 167 Anm. 84f.; G. Marlier a. a. O. – Ein Stich von Hieronymus Wierix nach Marten van Cleve oder Crispijn van den Broeck (so [74] S. 168 und Abb. 190, gegen: [63] S. 62 Abb. 52) zeigt statt der üblichen Mittelfigur wieder eine fast nackte Frau, von einem Wolkenband umgeben („Laurea debetur vigilantibus et studiosis, Sed premit ignavos virga dolorque uiros“: Marie Mauquoy-Hendrickx, Les estampes des Wierix, Brüssel 1979, Bd. 2 S. 249 Nr. 1395, Taf. 185).

Die Belohnung des fleißigen und Bestrafung des faulen Landmanns durch Chronos zeigt ein Stich von Raphael Sadeler d. Ä. nach Marten de Vos: „Praemia virtutum solers Industria donat ...“ (1582; [59] Bd. 21 S. 255 Nr. 210; [74] Abb. 222).

I. als eine der für ein wohl geordnetes Staatswesen notwendigen Tugenden zeigt ein Kupferstich aus dem 18. Jh.: Auf einem Schiff thront „Ratisbona“, während acht Personifikationen die Ruder führen (Iustitia, Prudentia, Fortitudo, Sapientia, Providentia, I., Labor, Munificentia: Abb. 31).

d. Industria und Consilium

Die Devise Kaiser Leopold I. „Consilio et industria“ wurde häufig dargestellt, wobei man bei der Wiedergabe von I. oft auf den jeweiligen Anlaß Rücksicht nahm.

I. und Consilium flankieren das Bildnis des Kaisers in der Aula im ehem. Jesuitenkolleg, dann Universität Breslau. Die 1732 von einem unbekannten Bildhauer geschaffene Skulptur der I. zeigt diese mit Szepter (bekrönt von einer offenen Hand, s. Sp. 1071) und Bienenkorb (s. Sp. 1095): [54] S. 152 Anm. 1, Taf. VI. - I. (mit Kranich, s. Sp. 1096f.) hebt zusammen mit „Consilio“ die Büste Leopolds auf einen Sockel: Thesenblatt aus Prag mit der Huldigung Böhmens, Entw. Karel Skreta, Ausf. Bartholomäus Kilian, 1655 (Sibylle Appuhn-Radtke, Das Thesenblatt im Hochbarock, Weißenhorn 1988, S. 79-81 Nr. 1, Abb. 44).

Ripa folgend (s. Sp. 1072f.) zeigte B. Kilian nach Entwurf von K. Skreta auf einem Stich zu einer Thesenschrift von 1670 I. (mit dem Szepter mit zwei Flügeln, an der Spitze mit der Hand und dem Auge darin) und Consilium zu seiten eines Portals mit dem österreichischen Bindenschild (ebd. S. 18 Abb. 6). - Ein von B. Kilian gestochenes Frontispiz nach K. Skreta, dat. 1668, zeigt I. und Consilium als männliche Gestalten. I. hält ein Szepter mit Hand und Auge (s. Sp. 1071): ebd. S. 63 Abb. 33.

e. Industria und Labor

Statt D. und Labor (s. Sp. 1060) ordnete man gelegentlich auch I. und Labor einander zu, so in zwei nebeneinander plazierten Medaillons von Matthias Kager an der Decke des Goldenen Saales im Augsburger Rathaus, 1619-1622: Labor als Frau, mit Hammer, Amboß und Werkzeug („Nemo otioso“), daneben I., die eine Hand auf einen Bienenstock legt und mit dem Arm einen Baum umfaßt; um diesen rankt sich ein Weinstock („Cives propagantur“): Johann Jacob Lotter, Curia Augustana rei publicae ..., Augsb. 1714, S. 12.

Ein Emblem zum Lemma „Industria et Labore“ zeigt einen Mann vor einem Webstuhl mit zwei Wollsträhnen (Deckengem. in der Bibl. des ehem. Augustinerchorherrenstifts Pöllau, Stm., 1669; vgl. Grete Lesky, Barocke Embleme in Vorau ..., Graz 1972, S. 73).

V. Arbeitsamkeit

Der Begriff, zum Bedeutungsfeld von F. und von Labor gehörig und im 18. Jh. nicht selten eine der dt. Entsprechungen von Labor (vgl. J. J. Lotter a. a. O.), kommt seit dem 4. V. 16. Jh. vor (Belege bei [72] S. 249) und wurde gleichbedeutend mit F. gebraucht (vgl. [40] S. 50; [45] S. 50; bei Zedler, Bd. 9 Sp. 1220: „fortgesetzter F.“), im 19. Jh. wurde die Arbeitsamkeit sogar als „Mutter der Tugend“ bezeichnet (Joachim Heinrich Campe, Bilder ABEZE, o. O. 1806, S. 72).

In Darstellungen gab man „fleis oder arbeithsambkeit“ entweder mit Attributen von Labor -

Schaufel und Hammer - wieder (Programm für die Deckenmalereien von Wolfgang Andreas Heindl im Bibliothekssaal von Kloster Niederaltaich, 1718/1719, 1814 zerst.: Ernst Guldan, W. A. H., Wien und Mchn. 1970, S. 121) oder setzte sie der I. [42, S. 34] oder D. gleich [45, S. 50].

VI. Studium

St. wurde schon im Spät-MA mit F. glossiert, meist im Sinne von Gelehrtenfleiß (vgl. [52] S. 557; Simon Roth, Ein Teutscher Dictionarius, 1571, hg. von Emil Öhmann, in: Mém. de la Soç. néo-philol. de Helsingfors 1936, S. 227f.: „Embsigkeit/fleiß/ begir/lust/lieb ...“).

Die früheste bisher bekannt gewordene Darstellung stammt aus dem 14. Jh.

In Guillaume Déguilevilles Dichtung „Pèlerinage de vie humaine“ begegnet dem Pilger neben anderen monastischen Tugenden auch „L’Étude“, die ihm in einer Schale aus Pergament die Bibel reicht (Heidelberg, Univ.bibl., cod. Pal. lat. 1969, fol. 79: Rosemarie Bergmann, Die Pilgerfahrt zum himmlischen Jerusalem, Wiesb. 1983, S. 74, Abb. auf S. 88).

G. Vasari beschrieb im „Zibaldone“ St. als „pallido et macilente, a sedere in terra fra un monte di libri con una penna in mano, et a canto un calamaio et lucerna“ [7, S. 20] und „libri, solitudine, (a) stratezza d’animo, in nell’aria cavallo“ (ebd. S. 24).

Ripa griff das erste Bild auf, fügte einen Hahn hinzu und erklärte, jung solle der Mann sein („atto alle fatiche dello studio“), sitzend, um die für das Studium notwendige Ruhe und Beständigkeit („quiete“ und „assiduità“) zu zeigen. Das Licht weise darauf hin, daß der Studierende mehr Ol braucht als Wein. Der Hahn erinnert an Sol. und Vigilantia, ebenfalls zum Studium nötig (Ausg. 1603, S. 478, ohne Abb.; Ausg. 1618, Bd. 2, S. 509 mit Abb.; [21] T. 1 S. 62: „Estude“).

In dt. Ikonologien wurden, da das Wort „Studium“ seit dem 16. Jh. im Deutschen als Lehnwort gebraucht wurde, Personifikationen des St. mit dem ursprünglichen lat. Begriff oder dem Verb „Studieren“ bezeichnet, erst seit dem späten 18. Jh. mit F. ([29] S. 46: „Studieren oder St.“; [33] S. 360, zusätzlich mit Binde über dem Mund; [40] S. 50 Nr. 54: „F. oder Arbeitsamkeit“, zusätzlich mit Sporn; Karl-Heinrich Heydenreich, Aesthetisches Wb. ..., Lpz. 1794, Bd. 2 S. 676: St. als Frau beschrieben; [41] Bd. 2 S. 27; [43] S. 18 Nr. 51; [45] S. 255: „F.: nächtlich brennende Lampe“). - Johann Gottfried Stiebner gab „Studieren“ außer dem Buch mathematische Instrumente (s. Sp. 1074) und statt des Hahns eine Eule bei ([42] S. 342; vgl. [38] Bd. 1 S. 79 Abb. 16, dort zu Füßen des jungen Mannes, neben dem Hahn, ein Globus; [44] Bd. 1 S. 199 Nr. 100).

Anwendungen des Concetto von Ripa sind in größerer Zahl seit dem späten 17. Jh. nachweisbar: St. Florian, OÖ., Bibl. des Augustinerchorherrenstifts, Deckengem. von Bartolomeo Altomonte, 1745 [49, Abb. 295]; Mistelbach, ehem. Barnabitenkloster, Bibl., Deckengem. von Franz Anton Maulbertsch, 1760 (Klara Garas, F. A. M., Salzburg 1974, S. 46f., Taf. 38). - Noch ein „Diligence“ bezeichneter Kupferstich von 1807 zeigt einen lesenden Knaben, auf dem Ofen ein Öllämpchen und zu seinen Füßen einen Hahn (Abb. 40; vgl. RDK VIII 709).

Im 18. Jh. sind Darstellungen häufiger, in denen St. als junge Frau wiedergegeben ist.

Beisp.: Titelkupfer von Johann Esaias Nilson zu Paul von Stetten, Lebensbeschreibungen zur Erweckung und Unterhaltung bürgerlicher Tugend, Bd. 1, Augsb. 1778, und Bd. 2. Augsb. 1782 (neben F. mit entblößter Brust, eine Schreibfeder in der Hand, die Personifikationen von Recht und Wahrheit - „Des guten Bürgers Ruhm“; vgl. dieselbe Darstellung als Gouache (?) in von Stettens Handexemplar: Abb. 36. - Bronzeplastik, Frankr., 2. H. 17. Jh.: Minerva zwischen „La Paresse“ und „L’Étude“, diese schreibt in ein Buch, zu ihren Füßen sieht man eine Schnecke (Lyon, Mus. des Arts Décoratifs, vgl. Bull. des Mus. Lyonnais 2, 1957-1961, S. 23f. mit Abb.). - Kreidezchg. von Pierre-Paul Prud’hon: St. liest in einem Buch, zu ihren Füßen steht ein Öllämpchen [56, S. 360 Nr. 958].

Gelegentlich erweiterte man das Repertoire der Attribute um solche von I., D. und A. oder griff auf Bildentwürfe zurück, die sonst für andere, ebenfalls den F. verkörpernde Personifikationen gebräuchlich waren.

Ein Gem. von Johann Heiss (1640-1704) zeigt Merkur, in einem Buch lesend, neben ihm Bücher, Öllämpchen, Sanduhr und Sporn, sowie Minerva, lesend, und hinter ihr ein Hahn (London, Heim Gal.: Foto Warburg Inst.). - Eine mit „Studio“ bezeichnete Skulptur in der Bibl. des ehem. Benediktinerklosters Ochsenhausen, Pendant zu Minerva für „Ingenio“, ist dargestellt wie eine der Varianten für I. nach Ripa (s. Sp. 1073): als Merkur, in den Händen Szepter und Buch; zu seinen Füßen steht ein Hahn (um 1785; [49] Abb. 259).

VII. Assiduitas, Sedulitas, Emsigkeit und Unmuße

A. Assiduitas

In der Antike wurde der Begriff A. synonym mit I., D. und St. gebraucht [68, Bd. 2 Sp. 880f.], im MA subsumierte man A. unter I. („Glossarium Salomonis“, s. Sp. 1045). Als dt. Entsprechung zu A. wurde seit dem 16. Jh. häufig Emsigkeit verwendet (seltener F. und Unverdrossenheit), s. Sp. 1086-1088.

Darstellungen der A. sind seit dem 16. Jh. nachweisbar.

Ein Fresko von Paris Nogari in der Sala degli Svizzeri im Pal. Apostolico Vaticano zeigt eine alte Frau, die sich aufstützt; die Beischrift ist Zitat von Eccl 6,37 („Assiduus esto“; Jacob Hess, Kg. Stud. zu Renss. und Barock, Rom 1967, Bd. 1 S. 101, Bd. 2 Taf. 41 Abb. 14).

Diese Figur diente Ripa als Vorbild seiner Personifikation (Ausg. 1603, S. 28: „Come depinta nella sala de Sguizzeri nel palazzo del N. S.“), die er als alte Frau schilderte, die mit beiden Händen eine Uhr hält und neben einem mit Efeu umrankten Felsen steht, ohne die Attribute zu erläutern. Seit der Ausgabe von 1611 wurde A. fast immer abgebildet (Gerlind Werner, Ripa’s Iconol., Utrecht 1977 [Bibl. Emblematica, 7], S. 45 und 47). In den Ikonologien aus dem späten 18. Jh. gab man ihr zusätzliche Attribute bei: einen Hahn [37, Bd. 1 S. 81], Ameisen [41, Bd. 2 S. 11f.] oder Attribute der D. ([39] S. 296 § 363: „F./Unverdrossenheit“; s. Sp. 1060).

Die erste Erklärung der Attribute gilt Fels und Efeu: Diejenigen, die sich an Große anlehnen, steigen langsam empor wie der Efeu ([21] T. 1 S. 23; [22] S. 141; vgl. ferner [29] S. 15: „daß man offt durch F. bei großen Herren sich beliebt machen, und ihr Schutz und Unterstützung einem Felsen verglichen werden könne“). In der dt. Übersetzung der Iconologia von 1732 heißt es zu „A. Die Emsigkeit“: „Gleich so wird er mit dem dabei gesetzten Felsen die Beständigkeit und das Anhalten in der Arbeit vielleicht zu erkennen geben wollen“ [31, Bd. 1 S. 263f.]. -Im späten 18. Jh. wird der Efeu anders gedeutet: Er überwinde alle Hindernisse [37] Bd. 1 S. 81; [32] T. 1 S. 66; [38] Bd. 1 S. 84 Abb. 154; [41] Bd. 3 S. 11f.; [43] S. 69 Nr. 205).

Darstellungen der A. außerhalb von Ikonologien sind bisher nur wenige bekannt geworden.

Beisp.: Deckengem. im Kapitelsaal der ehem. Kartause S. Martino, Neapel, um 1620: A. mit einer Sanduhr, an einer Konsole der Scheinarchitektur rankt sich Efeu empor (Abb. 23; Raffaello Causa, L’arte nella Certosa di S. Martino a N., Neapel 1973, S. 56 und 103f. Anm. 111).

Im 18. Jh. wurden gelegentlich Darstellungen des F. durch Attribute von A. charakterisiert, aber D. genannt.

Der Maler, der 1746 das Wandgem. um die alte Uhr am Rathaus zu Ölmütz auszubessern hatte (s. Sp. 1058), schlug als Korrektur des seiner Meinung nach falschen alten F.bildes vor, dieses durch eine Wiedergabe mit den Attributen der A. zu ersetzen: „Der Fleiß Diligentia (!) hält in der Linken eine Sanduhr, neben ihr ein epheubewachsener Felsen, über ihr der Haushahn“ (Abb. 33; Richard Foerster [Hg.], Joh. Christoph Handke’s Selbstbiographie, Breslau 1911, S. 29). - Einen zerklüfteten, mit Dornen bewachsenen Felsen zeigt ein Kupferstich von Johann Andreas Pfeffel. Auf den Felsen führt der schmale und steile Weg der Klugheit, den der Heranwachsende zwischen „Prudentia carnis“ und „Imprudentia“ nehmen soll. Auf dem Weg liegt „Diligentia“, „Prudens constantia“ und „Attenta consideracio“. Am Fuß des Felsens weist der Schutzengel einem Knaben den Weg, links steht „Prudentia carnis“, rechts der Teufel (Abb. 32). Ein Emblem über A. zeigt zum Lemma „A. Duri Victrix“ drei goldene Rammen (Hadrianus Junius, Emblemata, Antw. 1565, S. 64f.). - In kommentierten Ausg. von Alciati bezog man dessen Emblem „In dies meliora“ auch auf die A. der Fleißigen. Die Ikon zeigt einen Bauern, der auf zwei Säulen mit dem Schriftband „Plus oltre“ (Imprese Kaiser Karls V.) weist, während ein Schwein mit dem Rüssel nach Früchten in der Erde sucht („Ulterius“): Abb. 27; Alciati, Ausg. Padua 1621, S. 234.

B. Sedulitas

Zum Begriff s. Sp. 1048.

Darstellungen sind selten und vor dem 16. Jh. nicht bekannt geworden.

Auf einem Kupferstich von C. de Passe (s. Sp. 1056f.) ist Sed. mit auch sonst oftmals den F. bezeichnenden Attributen zu sehen wie Ameisen (s. Sp. 1094) und Spinnrad (s. Sp. 1060), jedoch auch mit einer Henne mit Küken ([59] Bd. 15, S. 180 Nr. 425, mit Abb.). - Ein Stammbuchblatt vom E. 16./ A. 17. Jh. zeigt Sed., die dem Fleißigen Lorbeerkranz und Zweig bereithält („Insigni digna corona“) und auf der ihr unterlegenen häßlichen Acedia steht („Ignavis esca neganda“; vgl. 2 Thess 3,10): Ausst.kat. „Edler Schatz holden Erinnerns. Bilder in Stammbüchern der St.bibl. Bamberg aus vier Jhh.“, Bamberg 1995, S. 53 und Abb. auf S. 56. - Das Titelblatt zu Georgette de Montenay, Stamm Buch ..., Ffm. 1619, zeigt Sed. mit Rocken und Spindel (vgl. Sp. 1056f.): [58] S. 292 Abb. 29; danach Taf. 31 in: J. de Zetter a. a. O. (Sp. 1054; „Wart deins beruffs in deinem stand / Nehr dich des arbeit deiner hand“).

C. Emsigkeit

Der Begriff wurde schon im Ahd. („emmizi“) für die Glossierung von A. gebraucht [67 a, S. 50], im Spät-MA als eine der Übersetzungsmöglichkeiten von A. („stedekeyt ... stet vbung, emsikeit“: [52] S. 55; ähnlich auch für Sed. und Perseverantia: ebd. S. 524 und 429). Die Gleichsetzung von F., A. und Emsigkeit war seit dem 16. Jh. gebräuchlich: [6] Bl. 12; vgl. [26] T. 2 S. 132: D. nach Ripa (s. Sp. 1058f.) mit „F./Emsigkeit“ übersetzt; vgl. [43] S. 69 Nr. 205: „ein sorgfältig anhaltender F. in der Arbeit mit Beständigkeit und öfterer Wiederholung verbunden“).

Darstellungen entsprechen meist denen der A. In dt. Ikonologien und ikonologischen Nachschlagewerken, in denen seit dem späten 17. Jh. Emsigkeit häufig für A. steht, erhält die Personifikation der Emsigkeit häufig Attribute der A., z. B. Ameisen [45, S. 200].

Gelegentlich vergab man andere Attribute, z. B. einen Bienenkorb für „Emsigkeit“, so in einer Folge von Entwürfen für eine Ikonologie von J. E. Nilson, 1783 (Abb. 38).

Manchmal ist Emsigkeit als Frau mit landwirtschaftlichem Gerät – ähnlich Darstellungen von Labor – wiedergegeben, z. B. „Sed./Die Aemsigkeit“ mit Hut, Sichel, Harke, zu ihren Füßen Ameisen, neben ihr ein Bienenschwarm (s. Sp. 1094f.); im Hintergrund sieht man den Faulen mit einer Heuschrecke (Jonas Amos Comenius,

Orbis Sensualium Pictus ..., Nbg. 1658, S. 226f. Nr. 111; so noch in Aufl. aus dem 19. Jh., z. B. Jacob Eberhard Gailer, Neuer Orbis pictus für die Jugend, Reutlingen 1835 [Ndr. Dortmund 1979], S. 580f. Nr. 259). - Das Titelblatt zu Georg Andreas Böckler, Der Nützlichen Haus- und Feld-Schule Erster Theil, Ffm. und Lpz. 1699, zeigt „Frau Embsigkeit“ mit geflügelter Sanduhr auf dem Kopf, in der einen Hand einen Spaten, in der anderen eine Tafel mit dem Titel des Buchs; sie steht im Rund einer sich in den Schwanz beißenden Schlange mit den Planetenzeichen. - Die Wiedergabe eines lesenden Kindes zum Buchstaben M in einem ABC-Büchlein erinnert an Darstellungen von St. („In der Emsigkeit heißt die erste Sylbe em“: Das Josephinische Erzherzogliche A.B.C. Oder Namenbuͤchlein..., Wien 1744).

D. Unmuße

Wie Emsigkeit kann auch Unmuße („unmuoze“, „unmüezicheit“) die Bedeutung von F. haben (zur negativen Interpretation als „alzu uͤbermachter F.“: [26] T. 2 S. 134; s. Sp. 1101).

Früher als F. wurde Unmuße der „muoze“ gegenübergestellt, so schon in einer Hs. des 13. Jh. mit dem Text des „Welschen gast“ von Thomasin von Zerclaere.

Alle dreizehn erhaltenen Bilder-Hss. aus der Zeit vor 1500 zeigen unter den kämpfenden Paaren die „unmuoze“ auf einem Pferd, dem sie meist die Sporen gibt, und mit einer Peitsche (s. Sp. 1062f. und 1053f.), mit der sie ihre Gegenspielerin „muoze“ vertreibt (Abb. 3; zum Text: Der Wälsche Gast des Th. von Z., hg. von Heinrich Rücken, Quedlinburg und Lpz. 1852 [Ndr., hg. von Friedrich Neumann, Bln. 1965], S. 21f.).

Zu Darstellungen der „Metz Unmuss“ im 15. Jh. vgl. Otto Kurz, ZAK 14, 1953, S. 86-88.

Obwohl literarische Belege für die Gegenüberstellung von Unmuße im Sinne von F. und Muße noch aus dem 16. Jh. bekannt sind (vgl. Paul Münch [Hg.], Ordnung, Fleiß und Sparsamkeit, Mchn. 1984, S. 73), sind Wiedergaben aus nachma. Zeit bisher nicht bekannt geworden.

Als Beispiel für Unmuße im guten wie im schlechten Sinn galt immer wieder Martha (s. Sp. 1091f.; vgl. Grimm Bd. 11,3 Sp. 1196f.).

VIII. Exempla und Dicta

A. Altes Testament

1. Exempla

Der ältere Tobias (Tob 1,15) galt - neben Martha (s. Sp. 1091f.) - als Beispiel für die „solicitudo hominis ad proximum“, weil er die Gefangenen tröstete und die Toten bestattete (Vincenz von Beauvais, Speculum morale, lib. I, dist. 41: [3] Sp. 307). Vgl. einen Glashumpen mit der ganzfigurigen Darstellung des Tobias und eine Medaille aus dem 18. Jh., beide mit der Inschrift „fleissig wie Tobias fern ...“ (Ausst.kat. „Edles altes Glas. Die Slg. Heinrich Heine“, Karlsruhe 1971, S. 29 Nr. 34 mit Abb.; [70] Nr. 1059 ohne Abb.).

Enos (Gen 4,26) wurde in einem Vers bei Hans Sachs die D. zugeordnet (Holzschnittfolge „Die zehen alten Erzvetter Christi des AT“: Ausst.kat. „Die Welt des H. S.“, Nürnberg 1976, S. 78).

Ob auch andere, nicht durch Beischriften eindeutig auf F. zu beziehende Darstellungen biblischer Figuren wie etwa solche der arbeitenden Stammeltern als Exempla für F. gemeint waren, ist wegen des Zusammenhangs von F. und Arbeit nicht auszuschließen, jedoch bisher nicht hinreichend untersucht.

2. Dicta

Prov 6,6: Ein Holzschnitt in S. Brants Narrenschiff zeigt den Narren, der auf Ameisen und Bienen (?) weist (Basel [Johann Bergmann] 1494; „Ler narr, vnd würd der omeysz glich“). Später wurde diese Bibelstelle mit einem alten, reich gekleideten Mann mit Turban illustriert, wohl König Salomo, der auf einen Ameisenhaufen deutet (Abb. 22; Rudolf Kaplunger, Tonmodell für Schloß Ludwigslust, 1775-1780, ehem. Schwerin, Staatl. Mus., im Krieg zerst.: Gerd Dettmann, Ludwigslust und sein Baumeister Johann Joachim Busch, Diss. Köln 1922 [masch.], S. 93).

Möglicherweise nach dem Vorbild des Holzschnitts zu S. Brant a. a. O. entwarf Ripa ein Bild des „Artifitio“ (Ausg. 1618, S. 37f.) als Figur, die mit der einen Hand auf einen Bienenstock zeigt und die andere auf eine Winde gelegt hat. In dt. Ripa-Ausgaben wird im Text zu dieser Personifikation auf den F. hingewiesen, der die Erfindung einer Winde ermöglichte, sowie auf den beispielhaften F. der Bienen [31, S. 252].

Prov 10,4: „Lässige Hand macht arm; aber der Fleißigen Hand macht reich“. Daniel Hopfer stellte in einer Radierung dazu einen Frierenden mit abgerissenem kurzen Hemd dar, der seine Hände in den Ausschnitt des Hemds steckt (München, Staatl. Graph. Slg., Inv.nr. 96308; danach: Ätzung auf einer Schwertklinge, nach 1534: RDK IV 1086 Abb. 6); William Hogarth zeigte in einer Stichfolge („Industry and Idleness“) einen reichen und einen armen Weber (Ronald Paulson, Hogarth’s Graphic Works, Ld. 1965, Bd. 1 S. 194-202 Nr. 168-179, Bd. 2 Abb. 180-191).

B. Neues Testament

Martha (Lc 10, 38ff.): Der Neubewertung weltlicher Aktivität mindestens seit dem 14. Jh. (s. Labor) entsprach die Umdeutung des Gegensatzes von Martha und Maria zugunsten Marthas, d.h. der sog. „vita activa“, in der Literatur der Bettelorden schon seit dem sp. 13. Jh. und A. 14. Jh. bei Meister Ekkehart (vgl. Alois M. Haas, Die Beurteilung der Vita contemplativa und activa in der Dominikanermystik des 14. Jh., in: Brian Vickers [Hg.], Arbeit, Muße, Meditation, Zh. 1985, bes. S. 114f.). Die positive Beurteilung Marthas war Voraussetzung für ihre Verwendung als Exempel des F., z. B. auf einer Hochzeitsmedaille von Philipp Heinrich Müller, Nürnberg, A. 18. Jh. (Revers: Martha mit Spinnrocken und Kochgeschirr; Umschrift: „Martha Fleiss - Marien Glut“; [48] S. 547 Nr. I 162). - In einem Stich von Martin Engelbrecht, um 1710/1715, sieht man zu Prov 10,4 Martha, die Christus Speisen aufträgt, während Maria vor ihm kniet (Abb. 29; Friedrich Schott, Der Kupferstecher und Kunstverleger M. E. ..., Augsb. 1924, S. 127). - Ein Holzschnitt von Ludwig Richter aus einer Folge „Für’s Haus. Im Winter“, Dresden 1858, zeigt eine junge Frau am Spinnrocken, darüber steht der segnende Christus zwischen den Schwestern (Martha mit Spinnrocken, Wasserkrug und Korb; „Marthen Fleiß; Marien Glut“ wird als „Mägdleins bestes Heiratsgut“ erläutert: Wolf Stubbe, Das L. R. Album. Sämtliche Holzschnitte, Hbg. 1989, Bd. 1 S. 150).

S. a. Jungfrauen, kluge und törichte.

C. Antike Literatur

Archimedes: Der besondere F. des Mathematikers (287-212 v. Chr.) wurde seit der Antike hervorgehoben, so von Valerius Maximus (Factorum et Dictorum memorabilium, lib. 8. cap. 7: ed. Karl Kempf, Bln. 1888 [Ndr. Hdhm. und New York 1966], S. 390) und von Plutarch (Marcellus 17: Plutarch’s Lives, ed. Bernadette Perrin, Bd. 5, Ld. und New York 1917, S. 478, 480). Als Exempel für I. kommt er vor z. B. in einem Fries von Paolo Veronese an der Decke der Sala del Collegio im Pal. Ducale, Venedig, unterhalb von I. (s. Sp. 1070; Charles Hope, in: Proceedings of the Brit. Acad. 71, 1985, S. 405 Anm. 2 und S. 412 Anm. 1).

Caius Furius Chresimus: Der um M. 2. Jh. lebende Landwirt, wegen seines auf F. zurückgehenden Erfolgs der Zauberei angeklagt [1, Bd. 3 S. 153], galt als Exempel des F. ([6] T. 2 Bl. 42v; Laurentius Beyerlinck, Magnum Theatrum Vitae Humanae..., Köln 1631, Bd. 2 S. 151, s. v. „Diligentia“). Dargestellt wurde er u. a. in Ripa-Hertel (Abb. 34).

Dido: Um möglichst viel Land abzumessen, schnitt sie die Haut eines Ochsen in Streifen (Vergil, Aeneis I, 366; s. RDK III 1449-1452). Mit dem Lemma „I. nihil potius“ zeigt diese Begebenheit ein Emblem in Hernando de Soto, Emblemas moralizadas ..., Madrid 1599, S. 84; vgl. [57, Sp. 1706].

Die Griechin und der Perserkönig: Der König bewundert eine Griechin, die einen Wasserkrug auf dem Kopf tragend ihr Pferd zur Tränke führt, dabei spinnt (s. Sp. 1056f.) und gleichzeitig ein Kind säugt: Herodot, Historien 5, 12. Vgl. Zchg. von Jan van der Straet, gen. Stradanus (1523-1605): Wien, Graph. Slg. Albertina, Inv.-Nr. 23435; danach Stich von Philipp Galle, als eines von sechs Blättern einer Serie mit tugendhaften antiken Frauen (Kat. Albertina, Wien 1926, S. 22 Taf. 46f.). Als Exempel des F. beschrieben und abgebildet in [40] S. 50 Nr. 54, Abb. 21; die Ill. von C. B. Rode. Dieser schuf 1780 ein als „Allegorie des F.“ bezeichnetes Gemälde (Abb. 37) zu diesem Thema, das mehrmals in Radierungen reproduziert wurde (Ekhart Berckenhagen, Die Mal. in Berlin vom 13. bis zum ausgehenden 18. Jh., Bln. 1964, Abb. 427). Die Figur Rodes nahm Breysig als Personifikation des F. auf [45, S. 255].

Herkules: Drei seiner Taten (H. und der Stier, H. und die Lernäische Schlange, H. und Antäus?) wurden als Beispiel u.a. für F. vorgestellt: Nikolaus Reusner, Emblemata..., Ffm. 1581, Nr. 18; vgl. [57] Sp. 1650; das Epigramm beginnt: „Felicitatis Mater est I.: Laborque Gloriae pater ...“.

Merkur: Ein Beispiel für F. gab dieser, weil er über einen Schildkrötenpanzer Saiten zog und damit die Leier erfand: Johannes Sambucus, Emblemata. .., Antw. 1566, S. 52 („I. naturam corrigit“); [57] Sp. 1774; zum Lemma [10] S. 266: „Incommoda naturae industria corriguntur“.

Milo, ein Kalb tragend (M. F. Quintilianus, Institutiones oratoriae I, 9, 5, ed. Ludwig Rademacher, Lpz. 1965, Bd. 1 S. 56) ist Bild für „A. et Tollerantia“ in Peter Isselburg, Emblemata politica..., ed. princ. Nbg. 1617, hier zit.: Ausg. Nbg. 1644, Nr. 6 (zum Lemma: Erasmus [5] S. 90: „Taurum tollet qui vitulum sustulerit“); vgl. [31] S. 264.

Talos: Den mythischen Erfinder von Töpferscheibe, Zirkel und Säge (zur literarischen Überlieferung: Kl. Pauly Bd. 5 Sp. 503) zeigt, zusammen mit Athena, eine Medaille des Vereins zur Förderung des Gewerbefleißes, geschaffen von Henri François Brandt, um 1824.

Seinen Entwurf dafür beschrieb Friedrich Tieck für Joh. Wolfgang von Goethe: „Die Vorderseite ... soll überhaupt an sinnreiche und nützliche Erfindungen erinnern, und habe ich dazu den Thalos und die Erfindung der Säge gewählt, im Hintergrund die schon erffundene Töpferscheibe“ (Helmut Börsch-Supan, Die K. in Brandenburg-Preußen, Bln. 1980, S. 271f. Nr. 214, mit Abb.).

IX. Tierallegorie

Einzelne Tiere wurden immer wieder aufgrund ihrer Eigenschaften und ihres Verhaltens als Exempel für F. (Arbeitsamkeit, A., D. Emsigkeit, I. und St.) aufgeboten und häufig entsprechenden Personifikationen als Attribut beigegeben; dies gilt besonders für Ameise, Biene und Spinne (vgl. schon Plinius, Nat. hist. XXXVI, 109f.; XI, 4 und 5; XXVIII, 80ff.: [la] Bd. 36 S. 109f., Bd. 11 S. 24 und 26, Bd. 28 S. 62ff.).

Ameise (Emse): Ihre Arbeitsamkeit und ihren bereits im AT (Prov 6,6) gerühmten F. hoben zahlreiche ma. Autoren hervor, so Thomas von Cantimpré, Liber de natura IX, 22: [2] S. 303. Vincenz von Beauvais rühmte ihre „solertia“ (Speculum naturale XX, 132: [3] Sp. 1534f.); Ulrich von Lilienfeld verglich im Sanctorale der Conc. car. die unter Kaiser Julian Apostata getöteten röm. Martyrer Johannes und Paulus mit der „formica laboriosa“ (zum 26. Juli: Lilienfeld, Stiftsbibl., ms. 151, fol. 188); vgl. [65] Bd. 1 S. 240f.

Die Vorbildlichkeit von F. und Arbeitsamkeit betonten seit dem 16. Jh. viele Autoren [18, T. 1 S. 364], was sich vor allem in Emblemen niederschlug (vgl. u. a. Jacobus à Bruck, Emblemata moralia ... 1615, Nr. 29: eine Ameise zwischen zwei gekreuzten Schaufeln, im Hintergrund Landarbeiter; Lemma: „Sedulitate“, „Die Omeiß deut fleissig Arbeit ...“). Im 18. Jh. galten Ameisen und Bienen als „Wappen“ der fleißigen Hausfrau (Johann Ulrich Krauß, Heilige Augen- und Gemüthslust, Augsb. 1706, Taf. 100), jedoch auch als Sinnbild der Studierenden (Picinelli, lib. 8, cap. 10 Nr. 194: [27] S. 524), als Sinnbild des F. schlechthin bis ins 19. Jh. [57, S. 629f. und 648f.].

Als Attribute kommen fast nie einzelne Tiere vor, sondern nahezu immer Ameisenbaum, Ameisenzug, Ameisenhaufen: s. Sp. 1055f., 1070, 1090; vgl. [45] S. 50 und 255; [46] S. 45.

Biene: Schon in der Antike wegen ihres F. gerühmt (Plinius, XI, 4: [la] Bd. 11 S. 24; weitere Belege: RAC Bd. 1 Sp. 277), galt sie wegen der Übersetzung von Prov 6,6 mit „apis“ statt „formica“ christlichen Autoren als Beispiel für F. allgemein (ebd. Sp. 279f.). Diese Ansicht griff man mindestens seit dem 13. Jh. regelmäßig auf, vgl. Vincenz von Beauvais, Speculum naturale XX, 79 [3, Sp. 1505]; Petrus Berchorius, Reductorium morale X, 6 S. 620f.; vgl. [65] Bd. 1 S. 250ff.; ferner [18] T. 2,4 S. 178. Wie die Ameise (s. oben) verwies die Biene auf den Zusammenhang von F. und Arbeit (so Georg Philipp Harsdörffer [25] S. 150: „Die Biene bildet ... nutzliche Arbeit und den behäglichen F.“). Bei Picinelli, lib. 8, cap. 1 Nr. 31 und 54, ist die Biene Sinnbild für A. und I. [27, S. 501 und 504].

Zu den Bienen als Wappen der fleißigen Hausfrau s. Sp. 1094.

Als Attribut diente meist der Bienenschwarm oder der Bienenkorb (Abb. 18, 30, 34, 38 und 42 a), gelegentlich auch Bienenschwarm und Ameisenzug zusammen: s. Sp. 1055 und 1087.

Den F. mit Bienenkorb zeigt das Deckengem. T. Stimmers im Schloß zu Baden-Baden, 1596/1590 (vgl. die anonyme Beschr. von 1667: „diligentia libris et apum alveari incubans“: [50] S. 75). - Der Bienenkorb repräsentiert in einem Tugenden- und Lasterkatalog die „Embsigkeit“, während ein Esel für Faulheit steht: Titelblatt zu Johann Michael Dilherr, Tugendschatz, Und Lasterplatz..., Nbg. 1659. - Ein 1766 dat. Gem. von Jan Stoiker zeigt den Bienenkorb auf einem Schild in der Hand eines Putto, überschrieben „D.“, darunter: „Prover. 6 v 6.“; neben dem Schild Hahn und Bücher (Abb. 35).

Eichhörnchen: In den ma. Etymachie-Traktaten war es ein Attribut der D. (s. Sp. 1052; RDK IV 925f.). Mit dem Emblem „Vincit solertia vires“ nahm Joachim Camerarius es in seine Sammlung auf (cent. I Nr. 88: [17] Bl. 96rv; danach Picinelli, lib. 5, cap. 44 Nr. 622: [27] S. 420).

Esel: s. RDK V 1513f.

Eule (Kauz; RDK VI 267-322): Sie war Attribut des F. wohl als Tier der Minerva ([8] Buch 4, s. v. „Minerva“).

Zum Lemma „Studio et Vigilantia“ zeigte Jean-Jacques Boissard als Attribute der gewappneten Minerva u.a. Eule, Bücher und Waffen („Vita enim hominis nihil aliud esse debet, quam assidua occupatio circa res pias, honestas, et necessarias, tam publico statui, quam privato ... studio et vigilantia est opus: assiduo parta labore venit“: [15] S. 48f. Nr. 24; vgl. [45] S. 254).

Fische: Der Angler („piscatrix rana“, Seeteufel: s. Sp. 94) ist wegen seiner Tücke, mit welcher er Beute macht, ein Bild der I. („I. propria nutrit“: [16] cent. IV Bl. 38v-39 Nr. 38; bei Picinelli, lib. 6, cap. 39 Nr. 204 als Bild für Ingenium, mit dem Lemma „Virtute non vi“ oder „Industria non vi“ [27] S. 463). - Der Elch („Alce“) kommt mit dem Lemma „Nunquam procrastinandum“ erstmals in der Alciati-Ausgabe von 1546, Bl. 46v, vor (Henry Green, Alciati and his Books of Emblems, Ld. 1872, Bd. 3 S. 323) und wird in späteren Ausgaben als Repräsentant der D. bezeichnet (Ausg. 1661, S. 23ff. Nr. 23).

Geißbock: Er wurde schon bei Giraldi S. 410 als Attribut des Merkur bezeichnet: Johann Herold erklärte, der Bock bedeute „das auch in der arbeit, dem fleyss ... der Hirten die gaaben dieses Gotts ettwas fürderlich“ ([8] Buch 4, s. v. „Merkur“). Den frühen Mythographien entsprechend zeigt ein Karneol in der Slg. des Guillaume du Choul (Discours de la religion des anciens romans, Lyon 1556 [Ndr. New York und Ld. 1976], S. 156), später ein Holzschnitt zu Cartari (Ausg. Ven. 1647, S. 165) Merkur mit Bock und Hahn als „dinotanti la industria e vigilanza nel contrattare, e ne’ negotij“ (ebd.; vgl. Secnez S. 245f.).

Hahn: Attribut von D. (Abb. 26, 29 und 34f.; s. Sp. 1055 und 1058-1060).

Hund: Der Spürhund „bildet den F.“ ([25] S. 275; [45] S. 255).

Igel: Mit Früchten auf den Stacheln ist er Beispiel dafür, daß nur durch F. und Emsigkeit Einkünfte zu erzielen sind [9, S. 140].

Kranich: Der „Grus vigilans“ ist dargestellt meist als Attribut von D. (s. Sp. 1052), jedoch auch bei I. und Consilium (s. Sp. 1080). In der Emblematik oftmals Bild für Vigilantia und Labor, kommt er auch als Ikon zum Lemma „Studio et Vigilantia“ vor [28, cl. III Nr. 549 S. 42].

Nachtigall: Die Nachtigall, die „got tag und nacht lobt mit irem gesang“, soll faulen Ordensleuten als Exempel dienen [13, S. 173].

Pferd: Das (geflügelte) Pferd ist Attribut der D. (s. Sp. 1054), der Sol. (Abb. 2; s. Sp. 1064) und der Unmuße (s. Sp. 1088). Bei Picinelli, lib. 5, cap. 20 Nr. 343, ist es Sinnbild für Sol. [27, S. 382].

Rabe: Seit der Devisenkunst um M. 16. Jh. galt er als Sinnbild für F., Geschicklichkeit und Erfindungsgabe (vgl. Sp. 1078).

Diese Einschätzung geht auf ein Epigramm des Bianor (A. 1. Jh. v. Chr.) zurück, in dem geschildert wird, wie ein Rabe, um an Wasser in einem enghalsigen Krug zu gelangen, einen Stein in diesen warf und sich an den Spritzern labte (Anthologia Graeca IX, 272, hg. von Dietrich Ebener, Bln. und Weimar 1981, S. 332; vgl. die variierte Fassung bei Plinius, Nat. hist X, 60: [1 a] Bd. 10 S. 90; danach Thomas von Cantimpré, Liber de natura rerum V, 31: [2] S. 190f.).

Frans Floris malte 1565 wohl den Raben als Attribut der I. (s. Sp. 1078). Ein Holzschnitt des Jost Amman von 1577 zeigt den Raben als Bild des F. in einem Mithrasrelief („Corvus diligentiam notans“; B. ill, Bd. 20,2 S. 814 Nr. 23) nach einem in der Lit. über die Altertümer Roms öfter auch seitenverkehrt wiederholten Stich von Antonio Lafreri, 1564 (Christian Huelsen, Das Speculum Magnificentiae, in: Collectanea Variae Doctrinae, Mchn. 1921, S. 130 und 156). In Emblemen kommt der Rabe als Ikon zum Lemma „Industria et Labore“ vor [28, cl. III Nr. 550, S. 42].

Schildkröte: Vom Fuß eines Berges strebt sie an dessen Spitze und zeigt, daß mit A. und D. Langsamkeit ausgeglichen werden kann [17, cent. II Nr. 92].

Spinne: Ulrich von Lilienfeld verglich den hl. Ulrich mit der „aranea laboriosa“ (Conc. car., Sanctorale: Lilienfeld, Stiftsbibl. ms. 151, fol. 190; vgl. [65] Bd. 2 S. 412f.; [18] T. 1 S. 366). Eine Spinne, die ihr Netz spinnt, ist bei Picinelli, lib. 8, cap. 10 Nr. 93 Bild für rastlosen F. [27, S. 509].

Das Spinnennetz konnte Sinnbild des F. sein, so auf dem Hendrik Goltzius (gest. 1617) zugeschr. Stich, Titelblatt zu: Den Doolhof van de dwalende Gheesten ..., Amst. o. J.: „Naersticheyt“ (= D.) mit Sanduhr, Sporn (?) und trockenem Ast mit Spinnennetz (B. ill., Bd. 3 S. 273). Der Entwurf von J. H. Handke für die Erneuerung des Wandgemäldes um die Uhr des Olmützer Rathauses zeigt ein großes Spinnennetz, das die Höhle abschließt, in welcher D. sitzt (Abb. 33).

Strauß („Struthio-Camelus“): Er kann für „D. et laboris assiduitate quam Ingenio celebratior“ stehen ([28] cl. III Nr. 548 S. 42: Lemma: „Cursu praetervehor omnes“).

Zeisig: s. Fink (RDK VIII 1322).

Bestimmte Tiere, die einzeln meist nicht als Sinnbilder von F. galten, wohl aber in einander scheinbar widerstrebenden Paaren, wurden in der Ripa-Ausgabe von 1618 unter D. aufgelistet (Bd. 1 S. 140f.), in der dt. Übersetzung von 1669 unter F. [26, T. 2 S. 132-135].

X. Medaillen

Seit dem 16. Jh. sind Medaillen nachweisbar, mit denen man den als preiswürdig erachteten F. belohnte (vgl. Ferdinand Waldmüller, Ölgem., 1828, mit der Wiedergabe eines Knaben, dessen Mutter dem blinden Großvater (?) die Medaille ihres Sohnes weist: Abb. 43; zu einer Hochzeitsmedaille von A. 18. Jh. s. Sp. 1091).

Die Medaillen zeigen meist gängige Bilder des F., selten Personifikationen und nahezu immer einen Sinnspruch zum Ruhm des F. (Frederick John Stopp, The emblems of the Altdorf Acad. ... 1577-1626, Ld. 1974 [Publ. of the Modern Humanities Research Association, Bd. 6], S. 112 u. ö.).

Schulpreise.

Beisp.: Medaille von Philipp H. Müller, Nürnberg um 1700, Vorderseite mit Apollo auf einem dornenbewachsenen Felsen, zu dem ein Knabe emporklimmt, auf der Rückseite Musikinstrumente, Weinkanne, Tabakspfeife, Spielzeug („Auf Schweis und Fleis folgt Ehr und Preis“; [70] Nr. 1181 mit Abb.). - Bronzemedaille, Wien, um 1800/1810, Vorderseite mit Bienenkorb (s. Sp. 1095), auf der Rückseite ein Lehrer in antiker Gewandung, der einem Knaben eine Prämie überreicht („Durch Fleis und Ordnung erfüllen sie ihre Bestimmung ...“: ebd. Nr. 1187; weitere Beispiele aus dem fr. 19. Jh. ebd. Nr. 5218, 5220 und 1176; Abb. 42 a und b.

Prämien und Preismedaillen.

Beispiele: Medaille, 18. Jh., Vorderseite mit Rauchfaß, umgeben von Garten- und Ackergerät („Sey fleissig mit den Frommen“), auf der Rückseite eine Krone über einer Landschaft mit Weinbergen („Was dein ist wird schon kommen“; ebd. Nr. 1170, mit Abb.). - Medaille für Malerei, Bildhauerei und Stukkateurkunst der „Academie des Arts“ von Veit Schrempf, Stuttgart, 1761, auf der Vorderseite das Bildnis des Hzg. von Württemberg, auf der Rückseite ein Öllicht auf einem Sockel, an den Hammer, Palette und Winkel und andere Geräte gelehnt sind [48, Bd. 1 S. 527 Nr. J 109, mit Abb.]. - Medaille, 18. Jh., Vorderseite mit Meilenstein und Lampe („Der Fleiss benutzt die Zeit“), auf der Rückseite ein Altar (?) und ein geldgefülltes Füllhorn („Die Zeit belohnt den F.“; [70] Nr. 1166).

XI. Fleißblättchen

Als Belohnung des Schulfleißes wurden schon im 17. Jh. Buchpreise vergeben oder besondere Hefteinbände verteilt (Thomas Roth, Art. „Hefteinbände“, in: Ausst.kat. „Das ABC des Luxuspapiers ...“, Berlin 1983, S. 148ff.), vor allem aber, wohl seit 2. H. 18. Jh., sog. Fleißblättchen ausgegeben, deren Verteilung in Schul- und Lehrerhandbüchern geregelt war. Häufig zeigen sie den F. personifizierende Kinder bei Tätigkeiten, die herkömmlicherweise mit Verkörperungen des F. verbunden wurden: beim Spinnen, bei der Landarbeit, beim Lesen (ebd. S. 123-125).

XII. Gegensatz von Fleiß und Faulheit

Neben Darstellungen, in denen man diesen Gegensatz durch Personifikationen illustrierte, z. B. Unmuße gegen „muoze“ (s. Sp. 1088) oder Sed. gegen Acedia (s. Sp. 1086), geschah dies gelegentlich auch durch die Gegenüberstellung von Repräsentanten und Exempla.

Ein 1628 dat. Stich von Lucas Kilian, in einem Werkverzeichnis aus dem 18. Jh. unter dem Titel „Fleis und Faulheit emblematisch vorgestellt“ aufgeführt, zeigt für F. und Erfindungsgabe u. a. drei Gelehrte mit Meßgeräten, Büchern und Globus, einen Maler und einen Goldschmied (?), einen Knaben, der aus einem Brunnen Wasser schöpft, sowie Alexander, der den gordischen Knoten durchschlägt. Die Faulheit und Torheit vertritt im Bild ein Mann, der über einem Buch eingeschlafen ist und vor dem umgekippten Tintenfaß und Feder liegt, während neben ihm ein Esel ein Buch frißt. Ferner sieht man einen Blinden, der in einen Spiegel blicken will, einen Geiger, der sein saitenloses Instrument mit der falschen Hand spielen will, einen Mann, der sich einen Stiefel über beide Füße zu ziehen versucht, einen anderen Mann, der ein zerbrochenes Glas zum Munde führt, um daraus zu trinken, sowie einen astronomische Geräte falsch gebrauchenden, einen Knaben mit einem vom Seil gerissenen Eimer an einem löcherigen Brunnen, einen Mann, der sein Pferd vom Schwanz her aufzäumt (vgl. Abb. 24), schließlich König Midas im Schilf (vgl. Ovid, Metamorphosen XI, 190ff.). Die Mitte des Blattes nimmt eine Personifikation ein, die einen Helm mit einem Falken als Zier trägt und die in der rechten Hand über den Fleißigen (über denen die Sonne scheint) eine mit Dornen umwundene, brennende Fackel hochhält; von ihrem Arm hängen drei Schlüssel herab. Über den Faulen und Toren (über denen der Himmel verfinstert ist) hält sie eine verlöschende Fackel und ein Schloß mit abgebrochenem Schlüssel (Abb. 25; vgl. Augsburg, St.- und Stadtbibl., cod. Halder 31, fol. 25).

S. auch Sp. 1061 und Sp. 1079.

Der Unfleiß als Gegenbild von F. ist literarisch seit der 2. H. 14. Jh. belegt.

In einer Sammlung von Quaestiones, der sog. „Summa Johannis“, die einem Bruder Berthold (von Freiburg?) zugeschrieben wird, heißt es „versaumen und vnfleiß haben“ (nach Thomas von Aquin, Summa confessorum, quaest. 21, art. 2; vgl. Klaus Berg, „der tugenden buoch“, Mchn. 1964 [Münchener Texte und Unters. zur dt. Lit. des MA, Bd. 7], S. 27).

Seit dem 16. Jh. interpretierte man diesen Begriff auch als „alzu uͤbermachter F.“ ([26] S. 134, wo Protogenes Exempel dafür war, der ein ebenso guter Maler hätte werden können wie Apelles, „wo fern er nicht so emsig, und nur gar zu fleißig in seiner Mahlerey gewesen were“; vgl. [24] S. 327, dort Exempel für „diligentia nimia“): „Zu vil fleiß ist vnfleiß“ [6, Bl. 103].

Hans Sachs ersann 1534 dafür „Hans Unfleiß“, und warnte vor der Armut, die dieser im Gefolge habe (Werke, Bd. 5, Tüb. 1871 [Bibl. Lit. Ver., Bd. 106], S. 318; vgl. [6] Bl. 24v: „Hans onfleiß wirt nimmer weiß“). Ein Sprichwort des 18. Jh. bezeichnet den Unfleiß als eine der Ursachen für Mißgeschick: „Zu viel Fleiss und Sorge bricht das krystallene Glas so gut als Hans Unfleiß und Kunz ohne Sorgen“ (Karl Friedrich Wander, Dt. Sprichwörter-Lex., Lpz. 1867, Bd. 1 Sp. 1062).

Dargestellt wurde gewöhnlich die Personifikation.

Beisp.: Holzschnitt von Barthel Beham „Der Schöffer von Neuenstadt“, um 1535: Geisberg-Strauss Bd. 1 Taf. 139.; Flugblatt, 17. Jh.: Hans Unfleiß als „Hauptmann vber fauls Gesindt“ (Abb. 24; Dt. ill. Flugbll. Bd. 1 S. 104).

Zu den Abbildungen

1. Francesco da Barberino, I. Miniatur in: ders., Documenti d’amore, cod. Barb. lat. 4077 der Bibl. Vat., Rom, fol. 22v. Um 1301/1314. Foto Bernhard Degenhart, Mchn.

2. Rom, Bibl. Vat., cod. lat. 4076 (F. da Barberino, Documenti d’amore), fol. 98v. Florenz, vor 1324. Foto B. Degenhart, Mchn.

3. Gotha, Forschungs- und L.bibl., cod. Membr. I (Thomasîn de Zerclaere, Der Welsche Gast), fol. 8v (Ausschnitt). Dtld., 1. H. 14. Jh. Foto Bibl.

4. Lilienfeld, N.Ö., Stiftsbibl., ms. 151 (Conc. car.), fol. 258v (Ausschnitt). Lilienfeld, M. 14. Jh. Foto Monastic Microfilms Project Nr. 4527.

5. Rom, Bibl. Casanatense, ms. 1404 (Theol. Sammel-Hs.), fol. 26v (Ausschnitt). Mittel-Dtld. (Thür.?), um 1440/1450. Foto Bibl.

6. Wien, Österr. Nat.bibl., cod. 2551 (Philippe de Meizière, Le songe du vieil pèlerin), fol. 130. Paris, um 1470. Foto Bildarchiv der Öster. Nat.bibl., Wien.

7. Druckersignet des Petrus Apian in Ders. und B. Amantinus, Inscriptiones sacrosanctae vetustatis, Ingolstadt 1534, S. 519. Holzschnitt (5,8 × 6,0 cm). Foto Bayer. St.bibl. Mchn.

8. Giuseppe Porta gen. Salviati, Holzschnitt in F. Marcolini, Le Sorti ... Intitolate giardino di pensieri, Ven. 1540, vor S. XXV. Nach C. Hope a. a. O. (Sp. 1092) S. 414 Abb. 5.

9. Heinrich Aldegrever, Bl. 3 aus einer Folge von Tugenden. Kupferstich (7 × 4,9 cm). 1549. Foto StMPK, Kk., Bln.

10. Monogrammist HIV, Kupferstich (30,0 × 20,1 cm). Antwerpen (?), 1550/1551. Nach C. van de Velde a. a. O. (Sp. 1077) Bd. 2 Abb. 265.

11. Dirck Volkertsz. Coornhert nach Marten van Heemskerck, Allegorie der guten und schlechten Musik. Kupferstich und Radierung von zwei Platten, 13,6 cm h., linke Hälfte (Ausschnitt; Gesamtabb.: B. ill., Bd. 55 S. 223). 1554. Foto Prentenkabinett der Rijksuniv., Leiden.

12. Emblem 111 in Jean Cousin, Liber fortunae, 1568, Federzchg. auf Papier. Nach dem Erstdruck, hg. von Ludovic Lalanne, Le livre de Fortune ..., Paris und Ld. 1883, Taf. 111.

13. Umkreis des Frans Floris, Ölgem. auf Holz (109,5 × 139,5 cm). Ottobeuren, Staatsgal. (Bayer. Staatsgem.slgn., Inv.nr. 10354). Antwerpen (?), um 1560/ 1570. Foto Bayer. Staatsgem.slgn. Mchn.

14 a und b. Monogrammist TG, I. (a) und D. aus einer Folge nach Wandgem. am Haus Frans Floris’ in Antwerpen. Kupferstiche (28,6 × 14,0 [a] und 28,2 × 15,5 cm). Antwerpen, 1576. Foto Graph. Slg. Albertina, Wien.

15. Jan Wierix nach Marten de Vos. Bl. 7 aus einer Folge über die Einnahme der Stadt Antwerpen i.J. 1577. Kupferstich (28,1 × 21,8 cm). Antwerpen, um 1578. Foto Rijksmus. Amst.

16. Hendrick Goltzius, Labor und D., Kupferstich (18,2 × 13,3 cm). 1582. Foto StMPK, Kk., Bln.

17. Rom, Pal. Giustiniani, Gal., Deckengem. Um 1588/ 1590. Nach Francesco Borsi, Il Pal. G., Rom 1989, Abb. S. 111.

18. Wendel Dietterlin, Zwischentitel zu Ders. a. a. O. (Sp. 1055) T. 3. Kupferstich (28,5 × 19,5 cm). Nbg. 1598. Nach dem Ndr., Braunschweig und Wiesb. 1983.

19. Cornelis Kiel, Taf. 21 in Ders., Prosopographia ..., Antw. um 1600. Kupferstich (15,5 × 9 cm). Nach dem Original.

20. Johann Prange (zugeschr.), Steinrelief am Laubengang des Alten Rathauses in Bremen. Um 1608/1612. Nach Stein, Bremen 2, Abb. 516.

21. Jan Tengnagel (1584-1625), Ölgem. Ehem. Den Haag, K.handel. Nach Decimal Index Nr. 54 A 2.

22. Isaac von dem Block, Allegorie des F., Teil eines Deckengem. aus Danzig. Ölgem. auf Lwd. (170 × 84 cm). Nürnberg, Germ. Nat.mus., Inv.nr. Gm 1193. Um 1611/1614. Foto Mus.

23. Belisario Corenzio (zugeschr.), Deckengem. im Kapitelsaal der ehem. Kartause S. Martino, Neapel (Ausschnitt). 1. V. 17. Jh. Foto Alinari, Flor.

24. Lorenz Schultes, Flugblatt „Der Hanns Unfleiß“. Holzschnitt und Typendruck (29,4 × 16,3 cm). Augsburg, 1. H. 17. Jh. Nach Dt. ill. Flugbll. Bd. 1 S. 105.

25. Lucas Kilian, Exempla für F. und Faulheit. Kupferstich (beschnitten, Blattgröße 25,5 × 36,7 cm). Augsburg, Graph. Slg. der St.- und Stadtbibl., Inv.nr. Kilian L. 38. 1628. Foto Stadtbildstelle Augsb.

26. Holzschnitt-Ill. (9,3 × 7,5 cm) in Ripa, Ausg. Padua 1630, S. 189. Nach dem Original.

27. Holzschnitt-Ill. (9 × 11 cm) in Alciati, Ausg. Padua 1661, S. 232. Nach dem Original.

28. Werkstatt des Andreas Schlüter, Relief, ehem. an der Fassade der Alten Post in Berlin. StMPK, Skulpturenslg., Bln. (Inv.nr. AE 431). Sandstein, Dm. 97 cm. 1702/1704. Foto Mus.

29. Martin Engelbrecht, Bl. 12 aus XII Außerlesene Tugenden, Augsb., um 1710/1715. Kupferstich (29,5 × 19,5 cm). Foto Städt. K.slgn. Augsb.

30. Paul Decker, Taf. 23 (Ausschnitt) in Decker T. 1. Kupferstich (Gesamtmaße 45,5 × 40,5 cm). Augsb., 1711. Nach dem Original.

31. Andreas Geyer, Frontispiz zu Cölestin Vogl O.S.B., Ratisbona Politica. Staatisches Regensburg ..., hg. durch Anselm Godin O.S.B., Rgbg. 1729. Kupferstich (28,5 × 17,8 cm). Nach dem Original.

32. Johann Andreas Pfeffel, Taf. 21 in Athanasius à S. Cruce O. Carm., Sacro Sancta Theologia Universa..., Augsb. 1738. Kupferstich (12,8 × 8,3 cm). Foto ZM.

33. Johann Christoph Handke, Entw. für die Erneuerung eines Wandgem. am Olmützer Rathaus. Kol. Federzeichnung auf Papier (20,8 × 13 cm). Olmütz (Olomouc), Stadtarchiv, Nr. XXXII/26. 1746. Foto Stadtarchiv Olmütz.

34. Gottfried Eichler (Entw.) und Jeremias Wachsmuth (Ausf.), Taf. 147 in [34]. Kupferstich (19,4 × 13 cm). Augsburg, um 1760. Nach dem Original.

35. Jan Stolker, Ölgem. auf Lwd. (80,8 × 113 cm). Ehem. London, K.handel. Bez. und dat. 1766. Nach Aukt.kat. „Old master pictures“, Christie’s, London, 23. März 1990, S. 80 Nr. 99 mit Abb.

36. Johann Esaias Nilson, Frontispiz für das Handexemplar von P. von Stetten a. a. O. (Sp. 1084). Gouache (?) auf Pergament (16,5 × 9,0 cm). Augsburg, St.- und Stadtbibl., 8° Aug. 102. 1778. Foto Stadtbildstelle Augsb.

37. Christian Bernhard Rode, Allegorie des F. Ölgem. (69,0 × 55,0 cm). Berlin, Stadtmus. (Inv.nr. VII 60/ 223 X). Berlin, um 1780. Foto Mus.

38. J. E. Nilson, Bl. 22 aus den Entwürfen für eine dt. Ikonologie. Federzchg. auf Papier (ca. 18,5 × 12,5 cm). Berlin, StMPK, Kk. (Inv.Nr. 10122). 1783. Foto Mus. (Jörg P. Anders).

39. C. B. Rode, F. Radierung (11 × 7 cm). Berlin, um 1800. Foto StMPK, Kk., Bln. (Jörg P. Anders).

40. Kupferstich (17,9 × 9,0 cm) in C. W. Brunner, ABC instructif ..., Nbg. 1807. Nach [64] Abb. 57.

41. Pierre-Paul Prud’hon, Entw. für eine Darst. von I. in einer Festdekoration. Kreidezchg. auf Papier (31,6 × 22,5 cm). Priv.bes. Paris, 1810. Nach Aukt.kat. Hotel Drouot, Paris, 14.-15. 2. 1898, Dessins, Aquarelles ... Composant la Coll. de M. Léon Decloux, Taf. nach S. 64.

42 a und b. Daniel Friedrich Loos, Vorder- und Rückseite einer Medaille. Bronze (Dm 3,6 cm). Um 1800. Foto Staatl. Münzslg., Mchn.

43. Ferdinand Georg Waldmüller, Ölgem. (31,5 × 28,5 cm). Ehem. München, K.handel. Dat. 1828. Nach Aukt.kat. Nr. 260, Neumeister, München, 13. März 1991, Farbtaf. 8.

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Verweise