Fides II: Theologische Tugend
englisch: Faith (theological virtue); französisch: Foi (vertu théologique); italienisch: Fede (virtù teologica).
Gosbert A. Schüßler (1984)
RDK VIII, 773–830
I. Zum Begriff
F. (lat. Entsprechung zum griech. πίστις im NT; ahd. giloubo, gloube, nhd. Glaube; niederl. geloof) bildet zusammen mit Spes und Caritas die I Cor 13,13 genannte Trias von Tugenden, die seit dem 13. Jh. als „virtutes theologicae“ bezeichnet werden (Philippe Delhaye in: LThK Bd. 310 Sp. 78, s. v. „Tugenden, theol.“). Das Adjektiv „theologica“ oder, alternativ gebraucht, „infusa“ besagt, daß F. von Gott geschenkt wird (Eph. 2,8), keine der „virtutes acquisitae“ ist, die der Mensch kraft eigener Leistung erwerben kann. F. bewirkt, daß die von Gott geoffenbarten, Sinnen und Vernunft unzugänglichen Dinge geglaubt werden (Hebr 11,1: „Est autem fides sperandarum substantia rerum, argumentum non apparentium“).
Unter den theologischen Tugenden nimmt gemäß I Cor 13,13 Caritas den höchsten Rang ein. Entgegen dieser auf dem „ordo perfectionis“ beruhenden Wertung konnte nach dem “ordo generationis“ F. der erste Platz zugestanden werden (Thomas von Aquin, Summa theol. I, II q62 a4). Das polemisch genommene „sola fide“ der Reformation hat nur selten dazu geführt, F. hervorzuheben (häufiger findet man die Auffassung durch Inschriften ausgedrückt, vgl. Joh. Saubert, ΔΥΩΔΕΚΑΣ Emblematum sacrorum, Nbg. 1629 [Ndr., Embl. Cab., 6, Hdhm. 1977], Frontispiz des 3. Teiles; Flugblatt zur Vertreibung der Jesuiten aus Böhmen 1618: [32] Abb. vor S. 187). Auch auf katholischer Seite finden sich in der Neuzeit Darstellungen, die auf diese Formel Bezug nehmen, mit veranlaßt durch den Hymnus „Pange lingua“.
Beispiele: Testoni Gregors XIII. und Sixtus’ V. (Francesco Muntoni, Le monete dei papi e degli stati pontifici, Rom 1972, Bd. 2 S. 30 Nr. 43, Taf. 52 Abb. 43; S. 85 Nr. 27, Taf. 63 Abb. 27; S. 85 Nr. 28f.); Typotius Bd. 2 Taf. vor S. 37, Medaillon Mitte links; Deckengem. von Lo Spadarino im Pal. Doria Pamphili, Rom, nach 1634 (Prospettiva 16, 1979, Abb. S. 50).
F. beinhaltet „fides, qua creditur“ und „fides, quae creditur“, welche (seit der Reformation nur im kath. Bereich) „fides catholica“ genannt sein kann (s. unten). Ihr Wirkungsfeld sind die - hier nicht zu behandelnden- „res creditae“ oder „credibilia“ (zur „series credendorum“ s. *Glaubensartikel, vgl. auch Sp. 795).
Die Bezeichnung „fides catholica“ meint ferner dann die theologische Tugend (so gebraucht bei Ps.-Augustinus, Sermo 384: Migne, P.L., Bd. 39 Sp. 1690; Odon Lottin, Le traité d’Alain de Lille sur les vertus, les vices et les dons du St-Esprit, Mediaeval Stud. 12, 1950, S. 30; [2] S. 149f.), wenn F. unterschieden werden soll von „fides civilis“, „fides publica“ (= Treue, Treueverhältnis, guter Glaube) oder von der Verdichtung dieser Begriffe zur antiken römischen Göttin gleichen Namens (vgl. hierzu *Fides I: Dea F., Sp. 767f., sowie Carl Becker in: RAC Bd. 7 Sp. 801-839, s. v. „F.“).
Ausnahme ist eine Medaille des Kardinals Andrea della Valle von 1520 (?): die Deutung der inschriftlich als „fides publica“ bezeichneten F.darstellung als theologische Tugend ist zu erwägen (Hill-Pollard S. 96 Nr. 507). Daniello Viustini nutzte in seiner Imprese die Bedeutungsambivalenz des Begriffs: zum Motto „Utrique“ ist eine F.personifikation gestellt, die mit der einen Hand als „fides theologica“ zum Himmel weist, in der anderen als Attribut der „fides civilis“, speziell der Treue zum Fürsten, dessen Wappenzeichen, die Lilien (auf dem Stich eine Krone mit Lilien), hält (Luca Contile, Ragionamento, Pavia 1574, Bl. 129v-130). - Nicht immer finden sich beide Aspekte von F. derart streng getrennt: für Typotius (Bd. 2 Taf. 23 oben links und 24) etwa schließt die theologische Tugend die ohne sie nicht denkbare „fides civilis“ ein; vgl. auch Lauretus S. 436f.
Gelegentlich kommen auch andere verdeutlichende Bezeichnungen vor, etwa „Fede religiosa overo Theologia“ [1, S. 80f.] oder „Fede christiana“ [2, S. 149].
Trotz der oft schwierigen, manchmal sogar unmöglichen Unterscheidung der F.darstellungen von solchen der Religio (Gleichsetzung der „christiana religio“ mit der „catholica vel universalis“ genannten „fides“ z. B. bei Boethius, De Trinitate, Kap. 1: Migne, P. L., Bd. 64 Sp. 1249) sind beide grundsätzlich auseinanderzuhalten.
Die „virtutes theologicae“ sind in „religio“ enthalten. Nur selten finden sich abweichende Auffassungen, z.T. bedingt durch ein verengtes Verständnis des Begriffs „religio“ im Sinn von Kulthandlungen (vgl. z. B. Ps.-Hugo von St-Victor [Konrad von Hirsau?], De fructibus carnis et spiritus, Kap. 16: Migne, P.L., Bd. 176 Sp. 1004; Hortus deliciarum, fol. 200, mittleres Register: Herrad,
Hortus, Nr. 262). Die F.personifikation des Lacombe de Prezel [21] wird im „Ikonologischen Lex.“ von 1793 [23] umbenannt zu einer solchen des „christlichen Glaubens, oder überhaupt der christlichen Religion“. Ähnliche Begriffsschwankungen sind auch sonst mehrfach, vor allem im 19. Jh. zu konstatieren. So ist F. auf dem Frontispiz der um M. 19. Jh. erschienenen Buchreihe „Tesoro cattolico“ nach dem Vorbild von Canovas „Religione (cattolica)“ gestaltet (Vorbild: Gipsmodell, 1814/15, Rom, Accad. di S. Luca; Mario Praz und Giuseppe Pavanello, L’opera completa del C., Mail. 1976 [Classici dell’arte, 85], S. 125 Nr. 274).
Der Begriff F. erstreckt sich sowohl auf die Glaubensfähigkeit als solche als auch auf die Glaubensüberzeugung des Einzelnen. Das zeigen auch die Darstellungen. Als frühes Beispiel einer F.darstellung mit persönlichem Bezug vgl. das Gemmensiegel des Lütticher Bisch. Heinrich von Montfort, 1280 (diadembekröntes Haupt mit Zitat aus Jac 2,26: Erich Kittel, Siegel, Braunschweig 1970 [Bibl. für K.- und Antiquitätenfreunde, 11], S. 205 Abb. 124).
II. Personifikation
A. Allgemeine Kennzeichnung der Gestalt
1. Geschlecht und Alter
F. wurde in der Regel als jugendliche weibliche Gestalt dargestellt, wie es in einigen ikonologischen Handbüchern ausdrücklich gefordert und z.T. begründet wird ([2] S. 149 „vergine“; [3] S. 178; [4] S. 171; [5]; [22]; [26]). Seit dem 16. Jh. wurde F. vereinzelt auch als ältere Frau abgebildet: Frontispiz zu Utz Eckstein, Klag des Gloubens, der Hoffnung und ouch der Liebe, Zh. 1526 (Paul Leemann-van Elck, Die zürcherische Buchill., von den Anfängen bis um 1850, Zh. 1952, S. 41 Abb. 40); Gem. von Pieter Fransz. de Grebber, Die theol. Tugenden, 1626 (Anna Dobrzycka, Muzeum narodowe w Poznaniu. Malarstwo Holanderskie XVII-XVIII wieku, Posen 1958, Nr. 35); vgl. [23] und [27]. Außerdem finden sich Darstellungen der F. in Gestalt eines Flügelwesens (Abb. 3; spätere Beispiele s. Sp. 792f.).
Unsicher ist die Benennung des einem Propheten gleichenden bärtigen Mannes als Personifikation des Glaubens in dem Gem. „Charity“ von William Blake, dat. 1779 (rückseitig beschriftet „I Cor. XIII,13“: Martin Butlin, The Paintings and Drawings of W. B., New Haven und Ld. 1981, Textbd. S. 334 Nr. 428, Taf.bd. Taf. 494).
2. Haltung, Mimik, Gestik
Meist wurde F. in ganzer Figur wiedergegeben, ihr Stehen oder Sitzen bisweilen inhaltlich gedeutet; so soll „Fede christiana“ stehen „per significare le operationi corrispondenti ad essa“ ([2] S. 149; auch [4] S. 171 und 173; [6] S. 149). Daß F. auf einem Gemälde des Pierre Mignard von 1692 sitzend dargestellt ist (Abb. 29), wurde getadelt [15], dagegen eine stehende F. des Andrea Solario gelobt [21]. Sitzende F.personifikationen finden sich bei [6], [14], [19] und [26].
Frommes Tun kann F. charakterisieren. Gelegentlich kniet sie vor dem Kreuz und/oder dem Altarsakrament, z. B. in dem Taddeo Gaddi zugeschr. Gewölbefresko der Capp. Baroncelli in Florenz, um 1328/30 (Andrew Ladis, T. G., Columbia und Ld. l982, S. 105, Abb. 4 d-1), bei Gravelot-Cochin [22] sowie an einem Becher aus Nordböhmen, um 1820 (Ausst.kat. „Edles altes Glas. Die Slg. Heinr. Heine“, Karlsruhe 1971, Nr. 165).
Zu Gesicht und Mimik der F. machen die Ikonologien bisweilen spezielle Vorschläge, die in der Praxis jedoch kaum berücksichtigt wurden.
Poot [14, S. 453] deutet die Verschattung des Gesichts bei einer F.personifikation Ripas [3, S. 178] im psychologischen Sinne um und nennt F. „duister van weezen“. Andererseits sollen laut Gravelot-Cochin die Gesichtszüge der F. die sie beseligende „candeur“ ausdrücken [22]. V. Ricci kontrastierte „Fede formata“ mit lachendem Antlitz und die in Traurigkeit versunkene „Fede informe“ ([4] S. 176 und 178; vgl. Sp. 801f.).
Blick und Zeigegestus der F. können zum Himmel, auf ihre Attribute oder auf andere ihr zugeordnete Bildgegenstände gerichtet sein.
Gelegentlich weist F. zum Himmel empor: Spec. hum. salv., Kremsmünster, Stiftsbibl., cod. 243, fol. 4, um 1330 (Codd. sel., Bd. 32, Graz 1972); Kupferstich von Marcantonio Raimondi (B. ill., Bd. 27 [1978] S. 79 Nr. 387). In Peter Vischers d. J. Allegorie der Reformation von 1524 weist F., nackt gleich Spes und Caritas neben ihr, auf einen Thron, wo Justitia dem Kaiser (so Dieter Wuttke) als Zeichen unterschiedsloser Gerechtigkeit die Augen verbindet (Die Histori Herculis ..., Köln und Graz 1964 [Beihh. zum Archiv f. Kulturgesch., 7], S. 316-318 und Abb. 10).
Unter Berufung auf Rom 10,17 („ergo fides ex auditu, auditus autem per verbum Christi“) läßt Ripa die „Fede christiana“ auf ihr Ohr hinzeigen [2, S. 149].
Häufig legt F. eine Hand auf die Brust als den Sitz des Herzens, um anzuzeigen, daß der wahre und lebendige Glaube im Inneren des Herzens ruhe ([1] S. 81f.; vgl. Rom 10,10).
So wurde F. z. B. an der 1310 voll. Mittelstütze der Domkanzel von Pisa (Joselita Serra Raspi, I Pisano e il Gotico, Mail. 1968 [Capolavori della scultura, 6], Farbtaf. 24) und auf Ambrogio Lorenzettis Maestà, um 1330, dargestellt (Massa Marittima, Pal. Com.: George Rowley, A. L., Princeton, N.J. 1958, Bd. 2 Abb. 62); s. auch Abb. 7. Raffaels 1507 entstandene F. (Rom, Pin. Vat.), ehem. zur Predella der „Grablegung Christi“ (Rom, Gall. Borghese) gehörig, ist eine junge Frau, die ihre Linke auf die Brust legt und mit der Rechten den eucharistischen Kelch hält (Luitpold Dussler, R., Ld. und New York 1971, S. 24f., Abb. 64). Ripa fordert, „Fede“ solle die Rechte auf die Brust legen (vgl. Abb. 29) und mit der Linken den Kelch halten, wohl unter dem Eindruck der antiken Symbolik der rechten *Hand [1, S. 81].
In Darstellungen der betenden F. kommen die verschiedensten Gebetshaltungen vor (Gebet).
Die „Fede Cristiana“, welche Cola di Rienzo 1344 ans röm. Kapitol malen ließ, war „una femina inninocchiata. Le mano destenneva a cielo como orassi“ (zeitgenössische Beschreibung: Anonimo romano, Cronica, ed. Gius. Porta, Mail. 1979 [Adelphi, Classici, 40], S. 146). Auf einer Federzchg. des Joh. Liss, vermutlich 1622, hat F. (?) beide Hände betend erhoben und blickt auf eine rauchende Urne, wohl Symbol des Gebets (Ausst.kat. „J. L.“, Augsburg 1975, Nr. B 50, Abb. 53). Bereits eine Klimakos-Hs. des 12. Jh. im Sinaikloster, ms. gr. 418, fol. 283 (John Rupert Martin, The Ill. of the Heavenly Ladder of John Climacus, Princeton, N.J. 1954 [Stud. in ms. ill., 5], Taf. 77 Abb. 215) zeigt F. mit vor der Brust gekreuzten Händen; das gleiche Motiv findet sich bei Gravelot-Cochin [22].
Meist faltet F. die Hände. Beispiele: Grabmal des Bisch. Cesare Nacci von Amelia († 1504) in S. Petronio, Bologna (Adolf Gottschewski, Über die Porträts der Caterina Sforza und über den Bildhauer Vinc. Onofri, Strbg. 1908 [Zur Kg. des Auslandes, 58], Taf. 11); kniende F.statue von Joh. Bapt. Straub am Hochaltartabernakel der ehem. Stiftskirche Polling, 1763 (Peter Steiner, J.B.S., Mchn. und Zh. 1974 [Münchner kh. Abhn., 6], Abb. 75); Supraporte von Joh. Gottfried Schadow aus dem Landhaus der Gfn. Lichtenau in Charlottenburg, 1790 (Abb. 36; Hans Mackowsky, Die Bildwerke G.S., Bln. 1951, S. 48f.).
3. Kleidung
Auffälligstes Kleidungsstück -häufig ein Unterscheidungsmerkmal gegenüber den anderen theologischen Tugenden - ist die Kopfbedeckung (vgl. Abb. 3; noch das „Ikonologische Lex.“ von 1793 [23] fordert für F.: Der „Schleyer auf dem Kopfe“ darf „iedoch das Angesicht ... nicht bedecken“).
Der Kopfschleier kann das Gesicht der F. partiell verhüllen oder verschatten (Gem. des Moretto da Brescia, 1530er Jahre, in Leningrad: Wladimir Francevič Lewinson-Lessing u. a., Meisterwerke aus der Eremitage, Mal. des 14.-16. Jh., Leningrad und Prag 1965, Nr. 46 m. Farbtaf.; s. auch Abb. 25 und 33), ja sogar ganz bedecken (Abb. 28). Eine -nicht üblich gewordene - Personifikation der „Fede christiana cattolica“ von Ripa ist „velata, e coperta“, weil den Glaubensdingen auf Erden keine Evidenz eigne [3, S. 178]. Noch bei Adamo Chiusole (De’precetti della pittura, Vicenza 1781, S. 115), Breysig [26] und Menzel [27] ist F. verschleiert.
Henricus Engelgrave zufolge sind die Augen der F. verhüllt, „quia fides est credere quod non vides“ (Lucis Evangelicae sub velum sacrorum emblematum reconditae pars tertia, Antw. 1658, S. 269). Dieser biblische Gedanke vom „blinden Glauben“ (vgl. Jo 20,29: „beati qui non viderunt, et crediderunt“; ähnlich Hebr 11,1: „argumentum non apparentium“) veranlaßte V. Ricci, F. mit verbundenen Augen zu beschreiben, „perche chi crede non deve vedere, per haver meriti“ [4, S. 171 und 173]. In seltenen Fällen ist F. mit geschlossenen Augen wiedergegeben: Gem. von Juan Antonio Escalante, 1667 (Madrid, Mus. del Prado: Manuel Trens, La Eucaristía en el arte español, Barcelona 1952, S. 246 Abb. 173).
Kriegerisch gerüstet (vgl. I Thess 5,8) erscheint F. in zahlreichen illustrierten Prudentius-Hss. (s. Sp. 812), sonst aber selten (Abb. 4).
Neuzeitliche Beispiele: Gem. von Tobias Stimmer, ehem. im Großen Saal des Neuen Schlosses in Baden-Baden, 1579 (Reinhart Schleier, Tabula Cebetis, Bln. 1973, Abb. 79); Gem. von Aless. Allori in SS. Annunziata, Florenz, 1602 (Luciano Berti, Il principe dello studiolo, Flor. 1967, Abb. 174); die als „Miles christianus“ gepanzerte „Evangelica Fides“ auf einem protestantischen Flugblatt, Nürnberg 1630 ([35] Abb. 19; vgl. Sp. 820). Noch das „Ikonologische Lex.“ von 1793 kennt diese Tradition [23]. Ripa versieht F. mit einem Helm zum Schutz gegen Hiebe der Philosophen, Häretiker usw. ([1] S. 80; [2] S. 150; Abb. 24).
Selten hat F. ein Schwert oder Flammenschwert; letzteres bezeichnete 1536 der Monogrammist als „Verbum Dei“ (Hollstein, Dutch Fl. Engr., Bd. 13 Abb. 13f.) - Auch Hebr 4 wird zitiert [35, Abb. 20].
Bisweilen trägt F. als einzige der drei theologischen Tugenden liturgische Gewandung.
In einem Pluviale ist F. auf dem Gem. „Der hl. Dominikus von Silos“ von Bartolomé Bermejo dargestellt (1474-um 1477: Eric Young, B. B., The Great Hispano-Flemish Master, Ld. 1975, Taf. III, Abb. 20). Die mit einer Stola ausgezeichnete theologische Tugend auf dem Dedikationsbild auf fol. 1 des ms. lat. 2194 der Bibl. Vat., Rom, ist wohl als F. anzusehen (um 1345: Elisabeth Pellegrin, La bibl. des Visconti et des Sforza, Suppl.bd., Flor. 1969, S. 27, Taf. 91). Die Stola trägt F. auch auf einem Gem. des Girolamo dal Santo, 1523 (Padua, S. Francesco, Capp. di S.M.: Lucio Grossato, Affreschi del Cinquecento in P., Mail. 1966, S. 114, Abb. 42), auf Fresken von Aless. Allori in der Capp. Salviati in S. Marco in Florenz (wohl 1583: Foto Soprintendenza Nr. 249992) und von Matth. Günther in der Pfarrkirche St. Martin in Garmisch-Partenkirchen, 1733. Mit Stola und Pluviale hat Tiepolo F. dargestellt (Abb. 33); s. ferner Deckengem. des Bartolomeo Altomonte von 1741 in der Stiftskirche Wilhering, O.Ö.
Darstellungen der unbekleideten F. sind selten und hauptsächlich im 16. Jh. zu finden (vgl. Abb. 14, 16, 21); niemals diente die Entblößung als kennzeichnendes Merkmal.
Prudentius läßt F. mit nackten Schultern gegen den Götterglauben kämpfen (Psychomachia V. 23: CCSL Bd. 126 S. 152; s. Sp. 812), was in einigen Hss. des 9.-11. Jh. auch abgebildet wurde [33, Taf. 19, 87f., 135, 173, 183]. Mit halbentblößtem Oberkörper ist F. auf einem Medaillon des Remaclus-Retabels, um 1150, dargestellt (Abb. 3). Das Gewand der F. am 1491 von Tomaso und Jacopo Rodari begonnenen S-Portal des Doms von Como läßt die Brüste frei (Foto Alinari, Flor., Nr. 39417). Durch Nacktheit von Schultern und Brust sah Ripa die reine und klare Verkündigung des Evangeliums ausgedrückt [3, S. 178]. Ähnliche Anweisungen finden sich z. T. auch in späteren ikonologischen Handbüchern ([5]; [6] S. 147; [9] S. 16; [14] S. 453; [24]), sie sind aber nur selten befolgt worden.
Ausnahmsweise stellte Giotto in der Capp. degli Scrovegni, Padua, gegen 1305, F. mit zerrissener Kleidung dar, um zu zeigen, daß sie trotz aller Bedrängnis Christus verhaftet bleibt. Laut Beischrift - sie beginnt mit den Zeilen: „Figurata integrata praesentatur homini / quod conscissa manet fixa Christi laudans no(mini)“ - ist die zerrissene Kleidung also nicht als Hinweis auf die Armut der F. zu verstehen (so u. a. Curt H. Weigelt, G. [Klass. d. K., 29], S. 86 Abb. 44, S. 228). Anders begründet V. Ricci die alte oder zerrissene Kleidung seiner „fede informe“: F. verliere ohne Caritas ihre Zierde und ihren Schmuck ([4] S. 178f.; s. Sp. 801f.).
Die Farbe der Kleidung ist meistens weiß.
So beschrieben sie Hildegard von Bingen (Scivias III, 8 mit Charakterisierung der Farbe als rein und leuchtend; vgl. Sp. 819 und Christel Meier, Die Bedeutung der Farben im Werk H. v. B., Frühma. Stud. 6, 1972, S. 245 bis 355, besonders S. 253-256) und Dante, Purg. XXIV, 126, und so erscheint sie auch in einigen Ill. zur *Göttlichen Kommödie (z. B. New York, Morgan Libr., Ms. 676, fol. 83v, um 1380-85: Mario Rotili, I codici danteschi miniati a Napoli, Neapel 1972 [Min. e arti minori in Campania, Collana di Saggi e Studi, 7], Taf. 26; Aquarelle von William Blake, 1824-26: Ausst.kat. „W.B., 1757 bis 1827“, Hamburg 1975, Nr. 215, Farbtaf. 15). Weiß gekleidet ist F. u. a. auch in der Maestà von Ambrogio Lorenzetti (wo sie zudem auf der untersten, weißen Thronstufe sitzt; G. Rowley a. a. O. [Sp. 779] Bd. 1 Taf. V), im 1366-67 ausgeführten Thomasfresko der Florentiner Spanischen Kapelle (G. A. Schüßler, Zum Thomasfresko des Andrea Bonaiuti in der Span. Kap. am Kreuzgang von S. M. Novella, Mitt. Flor. 24, 1980, S. 260 Abb. 11) und in der Beschreibung im vor 1403 voll. „Quadriregio“ des Federico Frezzi (hg. von Enrico Filippini, Bari 1914 [Scrittori d’Italia, 65], S. 343).
Die F.personifikationen Ripas sind - mit Ausnahme eines in der Gewandfarbe nicht präzisierten, erst 1618 eingeführten Vorschlags [4, S. 178] - weißgekleidet, weil 1. die dem Licht gleiche weiße Farbe im Gegensatz zum Todesdunkel den lebendigen Glauben bedeute, 2. man Stoffe nicht durch Zusatz anderer Farben bleichen könne, also auch Glauben nicht durch Wissenschaft zu erwerben vermöge, 3. ein weißes Gewand leicht zu beflecken sei, darin dem Glauben gleich, von dem man schon durch einen einzigen Irrtum abweicht ([1-3]; die Begründung z. B. [2] S. 150). Diese Farbvorschrift wird, z.T. mitsamt den Deutungen, in die späteren Ikonologien übernommen (z. B. [5], [6], [9], [14], [17], [20], [24], [25] und [26]).
Manchmal ist die Kleidung der F. - in Angleichung an Ekklesia - weiß und gelb, z. B. auf einem Gem. des G. Vasari, ehem. im Pal. Corner-Spinelli in Venedig (1542: Arthur von Schneider, Aus der Slg. Scholz-Forni, Hbg. 1937, Kat.nr. 2), sowie auf den Deckenfresken „Apotheose des hl. Augustin“ in der Stiftskirche Vorau (Jos. Grafenstein, voll. 1703: Günter Bucher, Die barocke Deckenmal. in der Stm., Graz 1973, Taf. 74) und „Tod des hl. Augustin“ in der ehem. Klosterkirche Rottenbuch, Obb. (Matth. Günther, 1742: [30] S. 480 Abb. C).
Ganz in Gelb gewandet ist F. auf Domenichinos Fresko in der Capp. del Tesoro in S. Gennaro in Neapel (wahrscheinlich 1640: Rich. E. Spear, D., New Haven und Ld. 1982, Textbd., Farbabb. 8 vor S. 247).
Ungewöhnlich ist die Forderung des Adamo Chiusole, wonach F. unter einem weißen Mantel ein violettes Unterkleid tragen soll (De’ precetti della pittura libri IV in versi, ..., Vicenza 1781, S. 115). - Ein violettes Gewand mit gelbem Mantel trägt F. auf dem Flensburger Altar von 1598 (Abb. 19; Kdm. Land Schleswig-Holstein 7 S. 94).
Die Farben Rot und Grün konnten sich für F. kaum durchsetzen, da sie üblicherweise Caritas (Rot) und Spes (Grün) zugeordnet wurden.
V. Ricci empfiehlt für F. ein blutrotes Gewand, weil das Bad im Blute Christi den Glauben stärke [4, S. 174f.]; außerdem bedeute der Purpur die königliche „grandezza“ einer gläubigen Seele (ebd. S. 176). Die wenigen erhaltenen Beispiele solcher Darstellungen sind allerdings älter. Zu nennen sind u.a.: Wien, Österr. Nat.bibl., cod. ser. n. 2639, fol. 2v (Toskana, um 1340: Jb. Kaiserh. 17, 1896, Taf. III, 1 und S. 21); Fresko in der Villa Imperiale zu Pesaro, Raffaellino del Colle, zw. 1530 und 1532 (Gius. Marchini, La V. I. di P., Pesaro o. J., Taf. XVIII).
Die Farbe Grün, deren ma. Deutungen von der Vorstellung des Keimens ausgehen, findet sich bei Richard von St-Victor mit F. verbunden (Migne, P.L., Bd. 196 Sp. 871; vgl. Christel Meier, Gemma spiritalis, Mchn. 1977 [Münstersche MA-Schr. 34/ 1], S. 152-157). Darstellungen der F. im grünen Gewand sind selten.
Beispiele: Chantilly, Mus. Condé, ms. 599 (alt ms. lat. et ital. 1426), fol. 4v und 6 (vor 1349: Leone Dorez, La canzone delle virtù e delle scienze di Bartolomeo di Bartoli da Bologna, Bergamo 1904, S. 30 und 34); Madrid, Bibl. Nac, ms. D 2, fol. 1 (vgl. Jesus Domínguez Bordona, Min. boloñesas del siglo XIV. Tres obras desconocidas de Niccolò da Bologna, Archivo esp. 1, 1925, S. 184); Paris, Bibl. nat., ms. lat. 5888, fol. 1 (Min. des Michelino da Besozzo von 1402: Stella Matalon, M. d. B. e l’„ouvraige de Lombardie“, Mail. 1966 [Maestri del colore, 219], Taf. VIII).
Auch vollständig blaue Kleidung ist selten; die Darstellungen sind vielleicht beeinflußt durch das allegorische Verständnis dieser Himmelsfarbe im Sinn von himmlischem Wandel und Reinheit (Chr. Meier a. a. O. [Sp. 783]).
Beispiele: London, Brit. Libr., Ms. Roy. 6 E. IX, fol. 19v (um 1335-40: George F. Warner und Julius P. Gilson, Brit. Mus., Cat. of Western Mss. in the Old Roy. and King’s Coll., Ld. 1921, Bd. 1 S. 159 Nr. 30); Rom, Bibl. Casanatense, ms. 459, fol. 1 (E. 14. Jh.: Luisa Cogliati Arano, Min. Lombarde. Codici miniati dall’VIII al XIV sec., Mail. 1970, Abb. 303); Glasmalerei in St-Vincent, Rouen (1. H. 16. Jh.: Françoise Perrot, Le vitrail des Chars, Connaissance des arts 310, 1977, Abb. 117).
Häufiger wird Rot und Blau in den Gewändern der F. kombiniert (s. [6] S. 147).
Nach Poot soll das Unterkleid blau sein, weil der Glaube eine Gabe des Himmels sei, das Oberkleid karmesinfarben, um Christi Blut zu versinnbildlichen [14, S. 452]. Auch umgekehrte Farbenverteilung kommt vor. Beispiele: Min. in Gratianus, Decretum, Ven. (Nic. Jenson) 1477, Exemplar in Gotha, ehem. L.bibl., Mon.typ. 1477, Bl. 11v (Giordana Mariant Canova, La min. veneta del Rinascimento, 1450-1500, Ven. 1969 [Profili e saggi di arte veneta, 7], S. 61 Taf. 25); Brüsseler Teppich aus dem 3. V. 16. Jh. (Luigi Mallé, Mus. civ. di Torino. Mobili e arredi lignei, arazzi e bozzetti per arazzi, Turin 1972, Abb. 2 im Teppichkat.); farbige Pinselzchg. von Julius Schnorr von Carolsfeld (1794-1872) im Kk. der Staatl. K.slgn. Dresden (Hans Wolfg. Singer, J. Sch. v. C., Bielefeld und Lpz. 1911 [Künstlermonographien, 103], Abb. 82).
B. Erscheinung der Trinität oder einer der göttlichen Personen
Die göttliche Herkunft des Glaubens wird ins Bild gesetzt, indem über F. die Trinität (Abb. 15) oder eine der göttlichen Personen in Wolken erscheint (Hand Gottes: Abb. 7). Auch drei Lichtstrahlen, die F. treffen, müssen auf die Trinität bezogen werden: Klimakos-Hs. des 12. Jh. im Sinaikloster, ms. gr. 418, fol. 283 (s. Sp. 780); [22].
C. Attribute
Die ältesten Darstellungen der F. sind attributlos; sie werden durch Beischriften und Gruppenzusammenhang identifiziert.
Beispiele: Darmstadt, Hess. L.- und Hochschulbibl., Ms. 1640 (Hitda-Codex), fol. 173, Köln, um 1000 (Bloch-Schnitzler Bd. 1 Taf. 167); London, Brit. Libr., Ms. Add. 17738 (Bibel von Floreffe), fol. 3v, um 1150 (RDK III 345f. Abb. 1).
Etwa um 1200 wurde die Beigabe von Attributen zur Regel (zur Attributverwendung in älteren Psychomachie-Illustrationen, in denen F. in speziellem Handlungszusammenhang dargestellt ist, s. Sp. 812). Diese werden von F. selbst oder von Assistenzfiguren, z. B. Putten, gehalten oder sind der Personifikation auf andere Weise zugeordnet. Einige Attribute kann man als Hauptattribute bezeichnen; sie sind allerdings nicht nur für F. kennzeichnend, sondern z. B. auch für Kirche (s. auch Ekklesia und Synagoge), Religio, Pietas, *Theologia, Oboedientia und Fiducia. Dies sind vor allem Kreuz (oder Kreuzstab), Kelch (eventuell mit Hostie und/oder Patene) und Buch (oder Rotulus). Sie konnten miteinander oder mit zusätzlichen Attributen kombiniert werden. Andere Attribute, z. B. Flamme, Schild, Taufbecken, dienen dazu, die Personifikation zusätzlich zu charakterisieren.
Als Beispiel für solche Kombinationen seien hier die in Cesare Ripas „Iconologia“ kodifizierten, z.T. älteren Darstellungstypen aufgeführt:
a) „Fede religiosa“ (ab 1603: „Fede cattolica“): weißes Gewand, Helm, in der Rechten brennende Kerze auf einem Herz, in der Linken Gesetzestafeln und offenes Buch ([1] S. 80; [2] S. 150f.; [3] S. 179; Abb. 24).
b) „Fede“ (ab 1603: „Fede cattolica“): weißes Gewand, die rechte Hand auf die Brust gelegt, die linke hält einen Kelch ([1] S. 81; [2] S. 149; [3] S. 179).
c) „Fede christiana“: steht auf einer Basis, weißes Gewand, in der Rechten Kelch, in der Linken Kreuz ([2] S. 149; [3] S. 178; noch ohne Basis und Festlegung der Attributverteilung: [1] S. 80).
d) „Fede christiana“: steht auf einem Quader, weißes Gewand, in der Rechten Kreuz und offenes Buch, die Linke deutet auf das Ohr ([2] S. 149; [3] S. 179).
e) „Fede christiana cattolica“: verschleiert, Schultern entblößt, Lorbeerkranz, Zepter, steht auf zwei Füchslein [3, S. 178].
1. Hauptattribute
a. Das Kreuz zeigt an, daß der Glaube an den gekreuzigten Christus Mittelpunkt der christlichen Lehre ist ([1] S. 80; [2] S. 149 u.a. Autoren). Frühestes bekanntes Beispiel in der Kunst ist der Taustab auf einer Zchg. der Berner Psychomachie (3. Dr. 9. Jh.: Bern, Burgerbibl., cod. 264, fol. 35v: Otto Homburger, Die ill. Hss. der Burgerbibl. Bern. Die vorkarol. und karol. Hss., Bern 1962, Farbtaf. 9).
Bevorzugt wurde das lateinische Kreuz (Abb. 7, 16, 18, 21, 29, 31, 33, 35, 37); seltener begegnen griechisches Kreuz (Psychomachie in der St. Galler Stiftsbibl., cod. 135, S. 429, 1. H. 11. Jh.: [33] Taf. 191; Abb. 6), crux commissa (Abb. 14f.; Kupferstiche des Hendrick Goltzius: Strauss, Goltzius, Bd. 1 Abb. S. 125 und 139), crux gemina (Arca des hl. Petrus Martyr von Giov. di Balduccio in S. Eustorgio, Mailand, 1339: Renata Cipriani, Gian Alberto dell’Acqua und Franco Russoli, La Capp. Portinari in Sant’Eustorgio a Milano, Mail. 1963, Taf. XVII) und Papstkreuz (Abb. 38; s. Sp. 797), auf den Ort bezogen das Scheyerner Kreuz (Augsburger [?] Kupferstich des 18. Jh. mit F., Justitia und Fortitudo unterhalb von dem hl. Benedikt mit einer Ansicht von Scheyern: Exemplar der Staatl. Graph. Slg. in München).
Selten steht anstelle des Kreuzes ein Kruzifix. Beispiele: Vor 1349 entstandene ital. Hs. im Mus. Condé, Chantilly (s. Sp. 784); Abb. 13; Holzschnitt von Erhard Schön, 1535 (Ausst.kat. „Die Welt des Hans Sachs“, Nürnberg 1976, Nr. 156); Abb. 19; Gem. am Triumphbogen der Kalterer Pfarrk., von Jos. Schöpf, 1792 (Anton Maurer, Kirchen in K., Mchn. und Zh. 31975 [K.führer, 824], Abb. S. 8).
In einigen Fällen ist, als atl. Typus des Kreuzes Christi, die Eherne Schlange wiedergegeben: Wappenscheibe des Phil. Mesinger, 1588 (Suzanne Beeh-Lustenberger, Glasmal. um 800-1900 im Hess. L.mus. Darmstadt, Abb.teil, Ffm. 1967 [Kat. des Hess. L.mus. D., 2], Abb. 211); Jost Amman, Wapen vnd Stammbuch, Ffm. 1589 (Faks. hg. von Gg. Hirth, Mchn. und Lpz. 1881, S. 63), und, dieser Vorlage folgend, auf drei vergoldeten Silberschalen von Paul Hübner, um 1590 (Ingrid Weber, Bildvorlagen für Silberreliefs an Arbeiten von P. H. und Kornelius Erb, heute im Pal. Pitti und im Brit. Mus., Mitt. Flor. 14, 1970, S. 340f. Abb. 14-17); Abb. 27.
Bei Darstellungen aus dem Gedankenkreis der Psychomachie kann der Kreuzstab als Waffe gestaltet sein: W-Fassade der Kath. von Laon, Archivoltenfigur am N-Portal, um 1195-1205 (Sauerländer, Skulptur, Taf. 71).
b. Ein Buch (Codex oder Rotulus) findet sich als Attribut der F. zuerst in ill. Hss. der Psychomachie aus dem 10.–11. Jh.: Paris, Bibl. nat., ms. lat. 8318, fol. 50v; München, Bayer. St.bibl., cod. lat. 29031b, verso; London, Brit. Libr., Cotton Ms. Cleopatra CVIII, fol. 4 [33, Taf. 2, 48 und 50]. Üblicherweise ist mit dem Buch die Hl. Schrift gemeint ([2] S. 149; [3] S. 179; vgl. Abb. 23, 27).
Die Taube des Hl. Geistes kann die göttliche Inspiration des Textes veranschaulichen (Zchg. von Pieter Bruegel, 1559, im Rijksprentenkabinet Amsterdam, Inv. 19:35: Ausst.kat. „P. B. d. Ä. als Zeichner, Herkunft und Nachfolge“, Berlin 1975, Nr. 69; Augsburger Flugblatt von 1621: [32] Taf. vor S. 73).
Im einzelnen variieren die Darstellungen. In einer franz. Hs. des 16. Jh. etwa bedeuten ein geschlossenes und ein offenes Buch das AT und das NT (New York, Morgan Libr., Ms. 438 [Alain Chartier, L’Espérance ou la consolation des trois venues]: Chew S. 128); Ripa ([1] S. 80; [2] S. 151; Abb. 24) sieht für das AT Gesetzestafeln und für das NT ein offenes Buch als Attribut der F. vor (vgl. schon Abb. 11; s. ferner Abb. 29). Häufig ist das Buch beschriftet mit auf den Glauben bezogenen Bibelzitaten, vor allem Jo 20,29; Rom 10,17; I Cor 13,12; Eph 4,5; Hebr 10,38; Hebr 11,1; Hebr 11,6; Jac 2,26. - Das F. auf einer Medaille „zur Erinnerung an die preußische Generalsynode 1846“ beigegebene Buch deutete Franz Kugler als Bibel, die kennzeichnet, daß es sich um die evangelische Kirche handelt (Kleine Schr. und Stud., 3. T., Stg. 1854, S. 569).
Gelegentlich enthält das Buch das Glaubensbekenntnis: Capp. degli Scrovegni, Padua (Anfang des Credo: C. H. Weigelt a. a. O. [Sp. 782]); Joh. David, Veridicus Christianus (Antw. 21606, Taf. 18 vor S. 51: F. hält Tafel mit der Inschrift „Symbolum fidei“). Auch das apokalyptische Buch mit den sieben Siegeln, auch mit dem Gotteslamm, kann dargestellt sein: Deckengem. in der Sebastianskap. von Großaitingen, Matth. Günther, 1740 [31, Abb. 30]; Daniel Grans Deckengem. in der Schloßkap. von Schönbrunn, 1744 (Eckhart Knab, D. G., Wien und Mchn. 1977, Abb. 158); Tabernakel der ehem. Stiftskirche Polling, von Joh. Bapt. Straub, 1763 (P. Steiner a. a. O. [Sp. 780]).
c. Kelch oder Monstranz als Attribut der F. steht für das Altarsakrament, Kernstück des christlichen Glaubens ([1] S. 80; [2] S. 149f.) - Die ältesten Darstellungen stammen aus dem 13. Jh. Meist hält F. den Kelch ohne weiteren Handlungszusammenhang (Abb. 29, 31, 37), jedoch finden sich gerade in der Frühzeit Ausnahmen: in Chartres fängt F. mit ihrem Kelch das Blut des geschlachteten Gotteslamms auf (Kath., linkes N-Qhs.portal, Archivoltenfigur, um 1220: Sauerländer, Skulptur, Taf. 94; Abb. 5: F.darstellung der Chartreser Südvorhalle mit Kelch allein), bei Darstellungen der Kreuzigung Christi durch die Tugenden sammelt F. darin das Blut aus der Seitenwunde des Heilands (Miniatur im kurz nach 1271 entstandenen Legendar der Regensburger Dominikanerinnen, Oxford, Keble College: Swarzenski, Hss. 13. Jh., Bd. 2 Taf. 61 Abb. 343; Glasgem., ehem. in der Münchner Salvatorkirche, um 1500: Kdm. Bayern, Obb. 1, 2 Taf. 153).
Abwandlungen des Motivs ohne Änderung der eucharistischen Bedeutung: über dem Kelch schwebt eine -manchmal strahlende-Hostie (Abb. 13, 15f., 21, 27, 30, 35; F. im Antiquarium der Münchner Residenz, um 1600: Brunner, Residenz Mchn., Abb. S. 68 oben; Ripa-Hertel Taf. 84); F. hält ein Ziborium (Grabmal Roberts des Weisen in S. Chiara, Neapel, ab 1343, von Giov. und Pacio Bertini: Wilh. Rolfs, N., Lpz. 1905 [Berühmte K.stätten, 30], Bd. 2 S. 105 Abb. 53; ebd. weitere Beispiele an Grabmälern) oder eine Monstranz (Groteskenteppich von 1604-09 in der Residenz Mchn.: Abb. 25; Neapel, S. Paolo Magg., Deckenfresko von Massimo Stanzione, 1644: Foto Alinari, Flor., Anderson Nr. 26166).
2. Weitere Attribute
a. Nimbus. Seit den koptischen Wandmalereien des 5.-7. Jh. kommt F. - gleich anderen Tugendpersonifikationen - immer wieder nimbiert vor (Abb. 1, 3, 12), ausnahmsweise als einzige unter diesen (Holzschnitt von Hans Burgkmair, um 1510: Hollstein, German Engr., Bd. 5 Abb. S. 96; Relief von Emilio Santarelli am Grabmal der 1824 gest. Gfn. Stolberg-Albani in der Capp. Castellani in S. Croce, Florenz: Abb. 37).
b. Eine brennende Kerze als Attribut der F. findet sich, meist in Verbindung mit Gesetzestafeln und Kirchengebäude, an franz., niederl. und span. Denkmälern des 15.-16. Jh. Ältester Zeuge ist ms. 927, fol. 17v, der Bibl. mun. zu Rouen, kurz vor 1454 (Émile van Moé, Les Éthiques, Politiques et Économiques d’Aristote traduits par Nicole Oresme, in: Les trésors des Bibl. de France, Bd. 3, 1930, Taf. 1, Abb. 2). Ripas Autorität verbreitete im 17.-18. Jh. einen anderen Typus: F. hält ein Herz, auf dem eine brennende Kerze steht, Bild der Erleuchtung des Geistes durch den Glauben, welcher die Dunkelheit des Unglaubens und der Unwissenheit vertreibt (Abb. 24; [1] S. 80 und [2] S. 151, unter Berufung auf ein Augustinuszitat: „Caecitas est infidelitas, et illuminatio fides“; davon abhängig [6] S. 147, [10] und [14] S. 455f.; die Kerze allein erwähnt bei [5]; Nicolas Verrien, Livre curieux et utile pour les sçavans, et artistes, Paris 1685, 2. Buch S. 9; [20] S. 63f.; [24]; vgl. RDK VI 615 Abb. 11: F. sorgt für das ständige Brennen der Ewiglichtampel).
Beispiele für Darstellungen der Kerze ohne das Herz: Nürnberger Flugblatt „Bußfertige Beschr. schwermütiger Gedancken ...“, M. 17. Jh. (William A. Coupe, The German Ill. Broadsheet, Baden-Baden 1966-67, Bd. 2 Abb. 52); Kuppelfresko der Kajetanerkirche in Salzburg, Paul Troger, 1728 (Wanda Aschenbrenner und Gregor Schweighofer, P. T., Leben und Werk, Salzburg 1965, Abb. 2).
Kerze und Herz sind dargestellt von Alessandro Turchi, Taufe eines Cornaro, zw. 1610 und 1620 (Florenz, Uffizien: Gli Uffizi, Cat. gen., Flor. 1979, S. 553 Nr. P 1744), von Peter van Lim, Vermählung Mariens, 1640 (Antwerpen, Frauenkirche: Decimal Index, L.nr. 47174), und waren ursprünglich vorhanden an einer Giebelfigur am Hochaltar des Salzburger Doms (Der Dom zu S., Salzburg 1959, Abb. 18).
Eine Wachsfackel hält F. auf dem Münchner Groteskenteppich (Abb. 25). [21] S. 246 erwähnt ein Gem. von Andrea Solario (um 1460-um 1520), auf dem F. „un flambeau allumé“ hält, womit sie der ihr folgenden Vernunft leuchtet.
c. Im 18. Jh. wurde F. öfters mit einer *Flamme auf dem Haupt dargestellt, nach Gravelot-Cochin als Zeichen des die F. beseelenden Eifers [22].
Beispiel ist ein Gem. von Matth. Günther in der Johann Nepomuk-Kap. in Fieberbrunn, Tirol, von 1762 [31, Abb. 90].
Gelegentlich trägt F. eine Flamme auf der Hand (Abb. 33) oder eine Flamme charakterisiert ein Herz, das F. hält, als brennend (Abb. 14).
Eine Flamme auf der Hand, sonst Attribut der Religio [2, S. 430f.], hält F. als Zeichen ihrer Inbrunst auf einer Miniatur im Pontifikale des Nicolas de Livry, Weihbisch. von Mâcon, 1760 (Paris, Bibl. de l’Arsenal, ms. 169, fol. B: Leroquais, Pont., Bd. 4 Taf. 140).
d. Krone, Stirnband, Diadem, Kranz. Gemäß der Bezeichnung „regina“ in der „Psychomachie“ (V. 37, 716 und 823) ist in einigen Prudentius-Ill. F. mit Krone dargestellt [33, Taf. 176 und 199]. Auch später findet sich bisweilen dieses Würdezeichen, z. B. im kurz nach 1271 entstandenen Legendar der Regensburger Dominikanerinnen (s. Sp. 790). S. auch Abb. 10, 14, 28.
Dreizahl der Zacken kann vielleicht als Hinweis auf die Trinität gedeutet werden (Fresko des Andrea Bonaiuti in der Florentiner Spanischen Kapelle, s. Sp. 783). Zwölfzahl der Zacken bedeutet die zwölf Artikel des Credo (London, Wellcome Hist. Medical Libr., Ms. 49, fol. 48v, dt. Sammelhs., 2. V. 15. Jh.; in der verwandten Hs. Rom, Bibl. Casanatense, ms. 1404, fol. 18, ist F. mit Caritas verwechselt [vgl. Saxl, Spiritual enc.]; New York, Morgan Libr., Ms. 438, 16. Jh.: s. Sp. 789).
An die Stelle der Krone tritt in der Neuzeit manchmal ein Stirnband oder ein Diadem: Teppich „Tod des Ananias“ nach Karton Raffaels, rechte Bordüre, 1515 (Rom, Mus. Vat., Gall. degli Arazzi (John Shearman, Raphael’s Cartoons in the Coll. of Her Majesty The Queen ..., Ld. 1972, Abb. 17); Zchg. von Marten de Vos (um 1531-1603: Adriaen Jean Jos. Delen, Cat. des dessins anciens. Écoles flamande et hollandaise, Brüssel 1938 Der Name des Attributs „[Sache“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. des estampes de la ville d’Anvers, Mus. Plantin-Moretus], Bd. 2 Taf. 9). Ricci deutet das Diadem als Zeichen königlicher Macht und des Sieges [4, S. 175].
Mit der „Fede“, die Giorgio Vasari in seinem „Zibaldone“ beschreibt „con una corona in testa di dodici stelle“, könnte die theologische Tugend gemeint sein; jedoch wird diese Personifikation auch als „Fedeltà“ bezeichnet (Alessandro del Vita, Lo Zibaldone di G. V, Rom 1938, S. 8, 109).
Einen Lorbeerkranz trägt F. an der Arca des hl. Petrus Martyr in S. Eustorgio, Mailand, 1339 (Sp. 787), und in einem Glasgem. im S-Querhaus der Kath. von Rouen, „Geburt des hl. Romanus“, 1521 (Georges Ritter, Les vitraux de la cath. de R., XIIIe, XIVe et XVe s., Cognac 1926, Taf. 87). Ripa bezeichnet den Lorbeerkranz als Siegeszeichen ([3] S. 178; ebenso z. B. [4] S. 176, [5] S. 76, [6] S. 147; abgeb. bei [22] und [23] S. 141; vgl. auch [26] und Abb. 25).
e. Flügel als spezifisches, F. von den anderen theologischen Tugenden unterscheidendes Attribut sind seltene Ausnahme.
Vgl. Medaille von Giov. Boldù, 1458 (Hill-Pollard S. 29 Nr. 141); Achille Bocchi, Symbolicarum quaestionum ... libri V, Bol. 21574, S. 284; Fresko von Joh. Bapt. Enderle in der Pfarrk. von Herbertshofen Krs. Augsburg, 1754 (Karl Ludwig Dasser, J.B.E. [1725-1798], Weißenhorn 1970, Abb. 15).
f. Spiegel. Biblische Grundlage ist I Cor 13,12: „Videmus hic per speculum et in aenigmate, tunc autem facie ad faciem“ (vgl. II Cor 13,8 und Ps.-Hrabanus Maurus Der Name des Attributs „[Person“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. de Rochefort?], Allegoriae in sacram scripturam: Migne, P.L., Bd. 112 Sp. 1050). Zur Verwendung des Spiegels im „Anticlaudianus“ des Alanus ab Insulis s. Sp. 810.
Im Spiegel, in den F. auf der „Maestà“ von Ambrogio Lorenzetti (s. Sp. 779) schaut, erscheint ein Trinitätssymbol (Norman E. Muller, Art Bull. 61, 1979, S. 101f.; zum Spiegel bei F., die ihre Hand auf die Brust legt, vgl. etwa die Formulierung des Hugo von St-Victor: „Imago in speculo fides in corde tuo“ in „De sacramentis“ I 10,9: Migne, P.L., Bd. 176 Sp. 342). Neuzeitliche Beispiele: franz. Thesenblatt von 1619 [34, Taf. 54 Abb. 87]; [4] S. 171-173; Gem. des Jan Vermeer (um 1672, F. schaut in einer Glaskugel die ihr sonst nicht sichtbare [Hebr 11,1f.] Kreuzigung: Ludwig Goldscheider, Johs. Vermeer, The paintings, Ld. 21967, S. 134f. Kat.nr. 37, Taf. 83); Fresken von Matth. Günther in der Neuen Pfarrkirche St. Martin in Garmisch-Partenkirchen, 1733, und in der Sebastianskap. Großaitingen, 1740 [31, Taf. 6 Abb. 9 und Taf. 20 Abb. 30]; s. auch [17].
g. Dreieck als Trinitätssymbol. Ein von F. gehaltenes Dreieck, dessen Ecken mit Köpfen besetzt sind und das als Sinnbild der Dreifaltigkeit zu deuten ist, am 1439 ausgeführten Grabmal des Fra Luigi Marsili im Dom von Florenz ermöglicht die Ergänzung des fragmentierten Attributs bei der F.darstellung in der Spanischen Kap. an S. M. Novella, ebendort, 1366-67 (G. A. Schüßler a. a. O. [Sp. 783] S. 260 Abb. 11, S. 264 Abb. 16). Zu Dreifaltigkeitssymbolen vgl. Sp. 789 und 818.
h. Öfters wird F. die Taube des Hl. Geistes, von der mitunter Strahlen ausgehen, beigegeben.
Die Taube kann auf der Schulter der F. sitzen (Grabmal des Cesare Nacci, † 1504, in Bologna, S. Petronio: s. Sp. 780) oder über ihr schweben (Zchg. des Maerten de Vos, vor 1590, München, Staatl. Graph. Slg.: Kat. Wegner 1973, Textbd. S. 34, Taf.bd. Taf. 38 Nr. 153; Abb. 33). Selten schwebt die Taube vor der Brust der F. (Dekoration des Augsburger Doms zur Heiligsprechung des Joh. Nepomuk, überliefert im Stich von Joh. David Gueriger, 1729: Münchner Jb. III. F. 29, 1978, S. 180 Abb. 11b; ebd. S. 194 Zitat einer zeitgenössischen Beschreibung: „... auf dero Brust aber ruhet der heilige Geist“). Daß F. die Taube auf ihrer Hand hält, ist sehr ungewöhnlich (Grabmal des Bisch. Giorgio Andreasi, † 1549, in Mantua, S. Andrea, von Prospero Spani: Abb. 17).
i. Darstellungen der F. mit den Gesetzestafeln setzen im 15. Jh. ein. Hält F. außerdem das Buch des NT, so vertreten die mosaischen Tafeln das AT (s. die Deutung von Ripa: Sp. 789 und Abb. 24; vgl. auch Abb. 11 und 29). Sind sie ohne das Buch wiedergegeben, stehen sie wohl für Gottes Gebote schlechthin (Brüssler Teppich, um 1490/ 1510: Ausst.kat. „Tapisseries des Maisons Roy. en Espagne“, Bordeaux 1968, Nr. 9; Frontispiz zu U. Ecksteins „Klag des Gloubens ...“, Zh. 1526: s. Sp. 776f.). Vgl. aber auch Sp. 815.
k. Credobaum. Eine kleine Gruppe ausschließlich italienischer F.darstellungen des 14. bis 15. Jh., mehrheitlich Miniaturen, zeigt einen Baum, der aus einem Kirchengebäude (oder einem dahinter liegenden Stein) herauswächst und dessen (12, 14 oder 15) Früchte die Artikel des Credo symbolisieren. Inschriften deuten den Stein als den Fels Christus.
Beispiele: Chantilly, Mus. Condé, ms. 599 (alt: ms. lat. et ital. 1426), fol. 4v(Abb. 10); Wien, Österr. Nat.bibl., cod. ser. n. 2639, fol. 2v (um 1340: s. Sp. 784); Fresken in der Capp. di S. Agostino der Chiesa degli Eremitani in Padua, von Giusto de’Menabuoi (1370, weitgehend zerst.: Jb. Kaiserh. 17, 1896, Taf. 4,1), und in der Pinakothek von Ferrara (1378, aus S. Andrea: Ranieri Varese, Trecento Ferrarese, Ferrara 1976, Abb. 19f.; dort F. als „Religione“ bezeichnet).
Inhaltlich vergleichbar ist die F.darstellung auf fol. 7 des ms. lat. 10 483 der Bibl. nat., Paris (1323-26): die Personifikation ist von einem Queroval umgeben, an dessen Rand kleine Darstellungen der Artikel des Credo angebracht sind (Leroquais, Brév., Bd. 3 S. 205 und Taf.bd. Taf. 28).
l. Ein Taufbecken oder -gefäß ist F. in einer kleinen Gruppe von Darstellungen des 12. Jh. beigegeben (zur Begründung vgl. Sp. 821).
Beispiele: Medaillon „Fides babtismus“ vom Remaclusretabel in Stavelot, um 1150: Abb. 3; Kreuzreliquiar, um 1160-65 (Baltimore, Walters Art Gall.: Philippe Verdier, Un monument inédit de l’art mosan du XIIe s. La crucifixion symbolique de W. A. G., Rev. belge 30, 1961, S. 116 Abb. l); Gundulphreliquiar, um 1160-70 (Brüssel, Mus.roy. d’art et d’hist.: [29] Nr. G 9); Reliquiar aus Waulsort, 2. H. 12. Jh. (Namur, Mus. arch.: RDK III 1251f. Abb. 1; vgl. Ph. Verdier a. a. O. S. 147 Anm. 1; die Beischrift „Confestio“ [!] ist wohl auf den Credo-Satz „confiteor unum baptisma“ zu beziehen).
m. Vom 15.-18. Jh. finden sich Darstellungen der F. mit einem Kirchenmodell (sonst häufig Attr. der Kirche, vgl. Ekklesia und Synagoge sowie *Kirchenmodell als Attr.); zum Verständnis vgl. z. B. Lactantius, Divinae institutiones, IV, 30: „Sola igitur catholica ecclesia est, quae verum cultum retinet. Hic est fons veritatis, hoc domicilium fidei, hoc templum Dei“ (CSEL Bd. 19 S. 396).
Im 15. und 16. Jh. findet sich das Kirchengebäude bei einer Gruppe franz., span. und niederl. Denkmäler, meist kombiniert mit Gesetzestafeln, Kerze oder anderen Attributen.
Beispiele: Rouen, Bibl. mun., ms. 927, fol. 17v(É. van Moé a. a. O. [Sp. 791]); Grabmal des Kg. Johann II. und der Isabella von Portugal in der Kartause von Miraflores (Gil de Siloe, 1489-93: Harold W. Wethey, G. d. S. and his school. A study of late gothic sculpture in Burgos, Cambr./Ma. 1936, Taf. 13); Abb. 15 sowie - einziges in Italien bekanntes Denkmal dieser Gruppe - Grabmal des Kardinals Marino Vulcani in S. Francesca Romana, Rom (A. 15. Jh.; Gerald S. Davies, Renascence. The sculptured tombs of the 15th c. in Rome ..., Ld. 1910, Fig. 16 vor S. 55).
Seit dem 17. Jh. wurde das Kirchengebäude meist als Zentralbau dargestellt. Beispiele: Augsburger Flugblatt von 1621 [32, Taf. vor S. 73]; Abb. 35; Fresko von Joh. Martin Schmidt in der Kremser Pfarrk., 1787 (Hans Tintelnot, Die barocke Freskomal. in Dtld. ..., Mchn. 1951, Taf. 4, S. 243 Abb. 149). Auch ein Plan oder Modell des jeweiligen realen Kirchengebäudes kann F. beigegeben sein: Kuppelfresko der Münchner Dreifaltigkeitskirche von Cosmas Damian Asam, 1714-1715 (Norbert Lieb und Jürgen Sauermost [Hgg.], Münchens Kirchen, Mchn. 1973, S. 143 Abb. 159); Entwurf Egid Quirin Asams für das Kuppelgem. der Mannheimer Jesuitenkirche (wohl 1748-1749: Klaus Lankheit, Pantheon 33, 1975, Farbtaf. S. 35).
F. steht in einem Kirchengebäude, in dem Sakramente gespendet werden: Zchg. von Pieter Bruegel, 1559 (s. Sp. 789).
n. Neben F. kann ein runder oder viereckiger Altar stehen (vgl. Ps.-Hrabanus Maurus, Allegoriae in sacram scripturam: Migne, P.L., Bd. 112 Sp. 856: „Altare fides ...“).
In einer Zchg. der Berner Psychomachie (Burgerbibl., cod. 264, fol. 34v, 3. Dr. 9. Jh.: [33] Taf. 135) kontrastiert dieser Altar zum Brandaltar. - Spätere Darstellungen verweisen mit dem Altar (auf welchem eucharistische und andere liturgische Geräte stehen können) auf das Meßopfer, z. B. Deckengem. von Giorgio Vasari in der Sala di Lorenzo il Magnifico im Pal. Vecchio, Florenz (1558: Piero Bargellini, Scoperta di Pal. V., Flor. 1968, S. 137 Abb. 188; vgl. Vasari, ed. Milanesi, Bd. 8 S. 108). Auf einer Miniatur von Joris Karl Hoefnagel ist F. durch einen Altar mit Kelch und Hostie versinnbildlicht (Wien, Österr. Nat.bibl., cod. 1784, fol. 3, 1581: [36] S. 116 § 201). Vgl. auch [22].
o. Die Weltkugel charakterisiert manche F.personifikationen von Peter Paul Rubens als weltumfassende „fides catholica“, z. B. Teppich der „fides catholica“ von 1628 im Kloster der Descalzas Reales, Madrid (Nora de Poorter, The Eucharist Series, Brüssel 1978 [Corp. Rub. T. 2], Bd. 1 S. 333, Bd. 2 Abb. 160; vgl. RDK VI 214 Abb. 38).
p. Päpstliche Insignien bezeichnen in einigen Fällen F. als den Glauben der römischen Kirche. Von den Ikonologen schlägt erst Hack (1856) Tiara und Petersschlüssel als Attribute der F. vor [28].
Wie später die beiden Petersschlüssel, könnte auch der Schlüssel der F. in der Capp. degli Scrovegni in Padua von Giotto auf Mt 16,19 deuten (Sp. 782). Beide Schlüssel hat F. in einer Stichabbildung des Pollinger Kreuzes von Joh. Baptist Klauber, um 1760 (Hans Bleibrunner, Andachtsbilder aus Altbayern, Mchn. 1971, Abb. S. 101). Ob die auf Giusto de’Menabuoi zurückgehende, stark veränderte F. im Paduaner Palazzo della Ragione schon im 14. Jh. ein Papstkreuz hielt, bleibt offen (Carlo Guido Mor, Camillo Semenzaio u. a., Il Pal. d. R. di Padova, Ven. 1963, Abb. 104). Spätere süddt. und österr. Beispiele: Fresken von Matth. Günther, 1737-38, in der Stiftskirche Rottenbuch [30, S. 495 Abb. G 2], und von Joh. Martin Schmidt, 1787, in der Kremser Pfarrkirche (s. Sp. 796); vgl. auch Abb. 38. Mit Tiara und priesterlicher Gewandung stellte Bartolomé Bermejo gegen 1477 F. dar (s. Sp. 781). Papstkreuz, Tiara und Petersschlüssel akzentuieren mitsamt Kelch, Kirchengebäude und schlangentötendem Buch F. auf einem Gem.entwurf Egid Quirin Asams zur Kuppel der Mannheimer Jesuitenkirche, wohl 1748-49 (s. Sp. 796); s. auch Abb. 32.
Zur Verwendung der Tiara in negativem Sinn s. Sp. 816.
q. Schild des Glaubens. Nach Eph 6,16: „... sumentes scutum fidei, in quo possitis omnia tela nequissimi ignea extinguere“ hält F. in einigen Darstellungen einen Schild: London, Brit. Libr., Ms. Roy. 6 E. IX (Lobgedicht auf Kg. Robert von Anjou, 1334-1343), fol. 19v (G. F. Warner und J. P Gilson a. a. O. [Sp. 785]); Fresko von Andrea Bonaiuti in der Span. Kapelle an S. M. Novella, Florenz (1366-67: s. Sp. 783); Nürnberger Flugblatt von 1630 „Idea Religionis“ (Fides evangelica: [35] Abb. 19f.); Fresko von Franz de Backer, Breslau, St. Adalbert, Dominikanerremter (nach 1724: Günther Grundmann, Barockfresken in B., Ffm. 1967 [Bau- und Kdm. Osten, Reihe C Bd. 3], S. 196 Abb. 96).
Die Bibelstelle hat auch Darstellungen in szenischer Gestalt angeregt.
F. verteidigt sich mit dem Schild gegen „Invidia“ und „Furia“ (Gem. Tobias Stimmers von 1579, ehem. im Neuen Schloß zu Baden-Baden: s. Sp. 783), F. beschützt mit dem Schild einen Gläubigen vor den Brandgeschossen des Bösen (Stich von Dirck V. Coornhert [1519-90] nach Maarten van Heemskerck: R. Schleier a. a. O. [Sp. 783] Abb. 128; eine Umgestaltung des Stichs auf dem Epitaph des Erasmus Litzlkircher, um 1564, in Regensburg: Abb. 18), oder der Miles christianus kämpft im Schutz des „scutum fidei“ ([35] S. 65-75, Abb. 1-4 u.ö.; Michael Evans, An ill. fragment of Peraldus’s „Summa of vice“: Harleian Ms. 3244, Warburg Journ. 45, 1982, S. 14-68). Karl d. Gr., den F. begleitet, schützt der Schild bei seinem Kampf gegen das Heidentum (Paris, Bibl. nat., ms. fr. 2820, fol. 1v, A. 16. Jh.: Abb. 12; Hubert Schrade, Das Herz in K. und Gesch., in: Das Herz in K. und Gesch., Bd. 2: Im Umkreis der K., Biberach a. d. Riss 1966, S. 21f.).
Der Schild ist häufig beschriftet („F.“, „scutum fidei“ u. a.) und/oder mit einem christlichen Sinnbild (Kreuz, Gotteslamm u. a.) ausgezeichnet.
Vgl. dazu die ma. Beispiele bei M. Evans a. a. O. -Einen Sonderfall bildet der von Peter Cornelius 1842 als Taufgeschenk des Kg. von Preußen für den Prinzen von Wales entworfene szenenreiche „Schild des Glaubens“ in Windsor (Carl Wolfg. Schümann, Clipeus virtutis oder der Glaubensschild, in: Munuscula discipulorum. Kh. Stud. Hans Kauffmann zum 70. Geb. 1966, Bln. 1968, S. 287-305).
r. Fels, Quader, Säulenbasis. Giottos Fresko in der Capp. degli Scrovegni, Padua, zeigt F. auf einem Felsen stehend und die Beischrift: „coronatur et fundatur supra petram firmiter“ (gegen 1305: s. Sp. 782); s. auch Sp. 795 und Abb. 10.
Häufiger wird das Motiv von Christus als dem Eckstein bzw. Schlußstein herangezogen.
F. sitzt auf einem „Christus“ bezeichneten Quader: Stich des Lucas van Duetecum, 1559, der das beim Leichenzug Karls V. mitgeführte Schiff der Kirche wiedergibt (Jean Jacquot [Hg.], Fêtes et cérémonies au temps de Charles Quint, Paris 1960 [Les Fêtes de la Renss., 2], Taf. 46); [2] S. 149; vgl. auch Sp. 795. In einer nach Eph 2,20„superaedificati super fundamentum apostolorum et prophetarum. ipso summo angulari lapide“ - erweiterten Form findet sich dasselbe Motiv in Imago 35 des Emblembuchs „Subsidium oculorum“ von 1738 [13].
Die Säulenbasis - Zeichen dafür, daß F. „base regina“ aller übrigen Tugenden ist - beschrieb Ripa seit der Ausg. 1603 ([2] S. 149; s. auch [4] S. 171 bis 173). Beispiel: Fresko von Domenichino in S. Andrea della Valle, Rom (1627: Evelina Borea, D., Flor. 1965 [Collana d’arte, 12], Taf. 88).
s. Tiere. Der Hund, Attribut der „fidelitas“ (s. *Treue), ist auch der F. beigegeben worden, wohl wegen der etymologischen Verwandtschaft der lateinischen Worte „fidus“ (= treu) und „F.“.
Am Osnabrücker Kaiserpokal, um 1300, zeigt das Faldistorium, auf dem F. sitzt, Hundeköpfe und -pranken (Abb. 6). - Aus dem 15. und 16. Jh. gibt es italienische Darstellungen, z. B. Malerei auf einer Mailänder Truhe, um 1450 (Schubring, Cassoni, Textbd. S. 384 Nr. 726, Taf.bd. Taf. 155); Kupferstich, um 1465 (Paul Kristeller, Die Tarocchi, ..., Bln. 1910 [Graph. Ges. II. Außerordentliche Veröff.], Taf. 40); Fresko von Domenico Beccafumi in der Sala del Concistoro, Pal. Pubblico, Siena, 1529-1535 (Giuliano Briganti und Edi Baccheschi, L’opera completa del B., Mail. 1977 [Classici dell’arte, 90], Taf. 43), und Fresko an der N-Wand der Sala Paolina in der Engelsburg, Rom, 1547 (Rich. Harprath, Papst Paul III. als Alexander d. Gr. ..., Bln. und New York 1978 [Beitr. zur Kg., 13], Abb. 24).
Auf einer Schale von Wenzel Jamnitzer liegt ein Einhorn neben F. (Abb. 21), auf einem Stich von Jost Amman nach Jamnitzer, 1571, greift F. einem Einhorn in das Zaumzeug (Ausst.kat. „Renss. in Österr.“, Schloß Schallaburg 1974, Nr. 286, Abb. 16).
Fuchs: s. Sp. 787 und 816.
Kamel: s. Sp. 815.
Erschlagene Schlangen: s. Sp. 816f.
t. Pflanzen. Das reine Weiß der Lilie ließ diese als geeignetes, wenn auch selten anzutreffendes Attribut der F. erscheinen (Birgitta von Schweden ordnete den Bekennern die Lilie zu, weil sie „mit Wort und Tat den Glauben verkündet und gefestigt haben“: Revelationes caelestes, Ausg. Rom 1556, III,27; s. auch [14] T. 3 S. 270; zu Weiß als Farbe des Kleides s. Sp. 783).
Ma. Beispiele sind nicht bekannt geworden (ob das Lilienzepter der F. in der Himmelfahrtskuppel von S. Marco, um 1200, so gedeutet werden darf, bleibe offen: Bettini Taf. 19). - Neuzeitliche Beispiele: franz. Kupferstich „Speculum seu enchiridium vitae christianae“ (F. -Beischrift „candidissimae fidei“ - ist ein Lilienstengel beigegeben: [34] Taf. 53 Abb. 86); „Der Tugend Lustgarten“, Einblattdruck von Paulus Fürst (um 1605-1666; s. *Früchte des Hl. Geistes, dort weitere Beispiele); Titelblätter zu Gioseppe Agnellis „Arte di goder l’ottimo contenuta negli esercizi spirituali di Santo Ignazio di Loiola“, Rom 1695 (Abb. 30), und zu Carlos Bundetos „El espejo de la muerte“, Antw. 1700.
Einen - vom Text nicht geforderten - Palmzweig hält F. bei der Bekränzung der Märtyrer in einer Zchg. der Berner Psychomachie-Hs. (Burgerbibl., cod. 264, fol. 35v, 3. Dr. 9. Jh.: [33] Taf. 137). Noch bei Gravelot-Cochin [22] ist dieses Attribut als Märtyrerpalme bezeichnet.
Beispiele: Die Pisani ordnen F. Palmzweige zu (Nicola Pisano, Domkanzel von Siena, 1268 voll.: Enzo Carli, Il pulpito di S., Bergamo, Mail. und Rom 1943, Taf. 19; Werkstatt desselben, Weihwasserbecken in S. Giovanni Fuorcivitas, Pistoia: Gg. Swarzenski, N. P., Ffm. 1926, Abb. 97; Giov. Pisano, Domkanzel von Pisa, 1310: Mich. Ayrton, G. P. Sculptor, Ld. 1969, Taf. 175). - Neuzeitliche Darstellungen: Fresko von Cosmas Damian Asam in der Ettlinger Residenzkap., 1732 (Paul Hans Stemmermann, Die E. Schloßkap. und die Fresken von C. D. A., Karlsruhe 1964 [Beitr. zur Gesch. der Stadt E., 3], Abb. 31); s. auch Sp. 802 zu „fede informe“ und Sp. 818.
Pinus. In der 1120 vollendeten Genter Hs. des „Liber floridus“ von Lambert von St-Omer ist auf fol. 231v F. an der „arbor bona“ eine „pinus“ zugeordnet (Albert Derolez [Hg.], Lamberti Liber floridus, Gent 1968, Abb. S. 462); vgl. die „Allegoriae in sacram scripturam“ des Ps.-Hrabanus Maurus (Garnier de Rochefort?) zu Is 60,13: „Pinus est veritas fidei“ (Migne, P.L., Bd. 112 Sp. 1029).
Rose s. Sp. 818.
Olive s. Sp. 818.
Weide und Ulme s. Sp. 802.
D. F. mortua
F. mortua („Fede informe“).
Seit der Gegenreformation hat man das in Apostelbriefen geprägte Motiv der lieblosen und deshalb toten F. dargestellt (vgl. Sp. 804).
In der Emblematik ist das Motiv wiederholt ins Bild gebracht worden, z. B. als Pflanzen, die keine Frucht tragen, von Georgette de Monteney, Emblèmes ou devises chrétiennes, Lyon 1571 [Ndr. Menston, Yorks. 1973], Nr. 9 (Henkel-Schöne Sp. 285). - In einem Stich des Crispijn de Passe von 1604 sind lebender und toter Glaube inschriftlich auf das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen bezogen (Hollstein, Dutch Fl. Engr., Bd. 15 S. 139). - Die Personifikation der „fede informe senza la gratia e carità“ bietet V. Ricci 1626: eine schöne, aber schlecht gekleidete, sitzende Frau, mit einer Hand auf das Herz weisend, in der anderen eine erloschene Fackel, eine Kette an den Füßen. Ihr Sitz ist mit Zweigen und Blättern von (fruchtlosen) Weiden und Ulmen dekoriert, daneben steht ein Palmbaum (der - wegen Zweihäusigkeit - allein keine Frucht bringen kann) und ein ausgetrockneter Brunnen [4].
III. Ikonologie
Im MA treten Personifikationen der F. fast nur in Bildzyklen auf (Tugenden; Tugenden, theologische; Tugenden und Laster). In der Buchmalerei sind es überwiegend Illustrationen zur Psychomachie des Prudentius und zum Anticlaudianus des Alanus ab Insulis.
Wandmalereien der 2. H. 6. Jh. im Apollonkloster in Bawit und im Jeremiaskloster in Sakkara mit Zyklen der „Tugenden des Hl. Geistes“, einer Ordnung der Engelshierarchie (diese Deutung bei R.-G. Cochin, Les vertues [άρεταί] de l’Esprit en Egypte, in: Mél. d’hist. des religions offerts à Henri-Charles Puech, Paris 1974, S. 447 bis 457) enthalten das Bild der πίστις, die hier indes nicht ohne weiteres mit der theologischen Tugend F. gleichgesetzt werden kann. Zu Bawit vgl. Jean Clédat, Le monastère et la nécropole de Baouit, Kairo 1904 (Mém. publiés par les membres de l’Inst. franç, d’arch. orientale du Caire, 12), S. 13, Fig. 12, S. 23f., 63ff., 92ff., Taf. 31, 66 und 85,1; Jean Maspéro, Fouilles exécutées à B. Notes mises en ordre et éd. par Étienne Drioton, Bd. 1, Kairo 1932 (Mém. ..., 59,1), S. VII, 6 und 146; Bd. 2, Kairo 1943 (Mém. ..., 59,2), Taf. 21f. Für Sakkara vgl. J. E. Quibell, Excavations at Saqqara 1907-1908, Kairo 1909 (Service des Antiquités de l’Egypte, 3), S. 9, Taf. 9.
Seit der Renaissance entstanden zunehmend auch Einzeldarstellungen der F., Schilderungen ihres Wirkens, Kampfes und Triumphes. Vorbote dieser Entwicklung ist ein literarisch überliefertes Gemälde, das Cola di Rienzo 1344 am römischen Kapitol anbringen ließ; es zeigte im Rahmen einer politischen Allegorie „Fede Cristiana“ um die Erhaltung Roms bangend und betend (Anonimo romano, Cronica, ed. G. Porta a. a. O. [Sp. 779] S. 146).
A. F. mit theologischen Tugenden
F. mit einer weiteren theologischen Tugend.
Darstellungen gibt es seit dem 12. Jh. Entweder ist dann die dritte der theologischen Tugenden verkörpert in der Realpräsenz der Eucharistie oder eines Bildes Christi, oder aber das Tugendenpaar legt Zeugnis ab für die Person, auf die sich die Darstellung bezieht.
1. F. und Spes
In Zusammenhang mit der Eucharistie finden sich vom 15.-18. Jh. Darstellungen von F. und Spes vor allem an *Tabernakeln. Die dritte der theologischen Tugenden, Caritas, ist das Altarsakrament selbst (vgl. die zeitgenössische Beschreibung der Deckenmalerei in der Franziskanerinnenkirche in Dillingen, ausgeführt 1737: „Undenher ist gemahlen der glauben und die hoffnung, die Liebe aber findet sich in dem hochwürdtig guth“: Kdm. Bayern, Schwaben 4 S. 250).
Beispiele: Marmoraltar in der Alten Sakristei des Doms von Fiesole (Andrea di Pietro Ferrucci, 1492 bis 1493: Foto Alinari, Flor., Nr. 3261; Sakramentshaus im Chor von St. Stephan in Konstanz (Hans Morinck, 1594: Helmut Ricke, H. M. ..., Sigmaringen 1973 [Bodensee-Bibl., 18], Abb. 39); Tabernakel in Pfarrkirchen bei Bad Hall (Balth. Melber [?], um 1740: Martin Riesenhuber, Die kirchl. Barockk. in Österr., Linz 1924, Taf. 78) und am Benediktusaltar in der Abteikirche Ettal (Joh. Bapt. Straub, 1757-1758: Rich. Hoffmann, Das Marienmünster zu E., Augsb. 1927, Taf. 32).
Einem Sinnbild Christi zugeordnet gibt es das Tugendenpaar an Kanzeln prot. wie kath. Kirchen.
An der Kanzel der ev. Kirche in Burkhardswalde Lkrs. Meissen, 1626, flankieren F. und Spes den Guten Hirten (Peter Poscharsky, Die Kanzel. Erscheinungsform im Protestantismus bis zum E. des Barocks, Gütersloh 1963, S. 106 Anm. 661); auf dem Schalldeckel an der Kanzel der kath. Pfarrkirche in Allerheiligen bei Pöls, polit. Bez. Judenburg, Stm., stehen sie unterhalb des Lammes Gottes (Balth. Prandtstetter, 1728: Dehio-Hdb. Stm. [1982] S. 14).
Im Zusammenhang mit Tod und Grab erscheinen F. und Spes seit dem 15. Jh. Hierfür dürfte neben Prov 14,32 („sperat iustus in morte sua“) I Petr 1,21 maßgebend gewesen sein, wonach Christus auferstanden ist, „ut fides vestra et spes esset in Deo“. Kann das Hauptbild für Caritas stehen, liegt die Trias der theologischen Tugenden vor.
Beispiele: Grabmäler der Kardinäle Ascanio Sforza und Girolamo della Rovere in S. M. del Popolo, Rom (beide von Andrea Sansovino, 1509, mit Relief der Muttergottes mit dem Christuskind: George Haydn Huntley, A. S., Sculptor and Architect of the Ital. Renss., Cambr./ Ma. 1935, Abb. 37 und 42); Epitaph des Valentin Echter von Mespelbrunn (Julius Ernes, 1610, mit Auferstehung Christi als Hauptbild: Mainfränk. Mus. ... Würzburg. Wegweiser durch die Schauslgn., Würzburg 91971, Abb. S. 49); Castrum doloris für die Gfn. Juliana von Schwarzenberg (1706: Karl Gust. Heraeus, Inscriptiones et symbola varii argumenti, Nbg. 1721, S. 281); Relief „Tod der hl. Hemma“ im Gurker Dom (Ant. Corradini, 1720 bis 1721: Siegfr. Hartwanger, Der Dom zu G., Klagenfurt 21969, Abb. 91); F. und Spes als Seitenfiguren des Altars im Beinhaus der Pfarrkirche Salzburg-Gnigl (um 1740, Hauptbild Kruzifix und Arme Seelen: Ant. König, Stadtpfarrk. zum hl. Michael, Gnigl, Salzburg 1968 [Chr. K.stätten Österr., 71], Abb. S. 13).
Die Kombination F. - Spes findet sich ferner bei Porträts und Wappenbildern des 15.-17. Jh. (Lucas Kilian, Bildnis Oswald Gabelchover, 1617: Hollstein, German Engr., Bd. 18 S. 65). - Als Führer zur Seligkeit (Stich „regnum Dei quaerere“ [vgl. Mt 6,33] von Hendrick Goltzius, um 1578: Strauß, Goltzius, Bd. 1 Abb. S. 135) kommen F. und Spes an Kirchenportalen vor (Rom, S. Marcello, Figuren von Francesco Cavallini, 1682 bis 1683: Pelican Hist., Bd. Z 16 [1958] Taf. 138 A; allegorische Reliefs: Abb. 32) und auf Darstellungen der Himmelspforte (Titelkupfer der ersten Berner Piscatorbibel, 1684, nach Entw. von Jos. Werner: Jürgen Glaesemer, J. W., 1637-1710, Zh. und Mchn. 1974 [Schweiz. Inst. für Kw., Zh., Oeuvrekat. Schweizer Künstler, 3], S. 223 Nr. 193).
Ein Bild mit F. und Spes, beide in Nonnentracht, hält „Ratio“ in der Hand: Miniaturen in einer Rouenaiser Hs. von Petrarca, De remediis utriusque fortunae, dat. 1503 (Paris, Bibl. nat., ms. fr. 225, fol. 8, 23, 39v u. ö.: Georges Ritter und Jean Lafond, Mss. à peinture de l’école de Rouen. Livres d’heures normands, Rouen und Paris 1913, Taf. 17-22, 24-26, 28f.).
2. F. und Caritas
Die Notwendigkeit, F. mit Caritas zu verbinden, ist in den Apostelbriefen betont: Jac 2, 14ff.; Gal 5,6; besonders prägnant Jac 2,26: „fides sine operibus mortua est“, wobei Caritas und „opera“ gleiche Bedeutung haben (Caritas wird bei Prudentius und auch später mehrfach als „Operatio“ personifiziert). Dies illustriert Otto van Veen in seinen „Fundamenta et principia fidei et catholicae religionis“: F. weist auf Caritas mit den Worten: „Per te vivo“ (nach 1610, Bamberg, Staatsgal., Inv.nr. BStGS 812).
An Grabmälern und in der Heiligenverehrung bezeugen F. und Caritas das Leben und Sterben des Toten oder des Heiligen im Glauben, treten also auch im Zusammenhang mit Darstellungen des Jüngsten Gerichts auf.
Beispiele: Giebelmedaillons „Fides babtismus“ und „Operatio“ vom Remaclusretabel in Stablo (um 1150: Abb. 3; [29] Nr. G 10 und 10 a; zu F. und „Opera“ in der ma. Kunst: Erika Dinkler-von Schubert, Der Schrein der hl. Elisabeth zu Marburg, Marburg a. d. L. 1964, S. 101 bis 104); Abb. 17; RDK V 897 Abb. 16; Grabmal des M. Schwengefelt in der Erfurter Barfüßerkirche (um 1577: Kdm. Prov. Sachsen N. S. Bd. 2,1 Abb. 195 a); Deckengem. „Martyrium des hl. Stephanus“ der Pfarrk. Geltendorf, Obb. (Georg Dieffenbrunner, 1754: [30] S. 80 Abb. A 1); Grabmal der Georgina Countess Spencer in Great Brington 1816-1819, (Entw. und Gipsmodelle von John Flaxman: Robert R. Wark, Drawings by J. F. in the Huntingdon Coll., San Marino, Calif. 1970, Nr. 36). -Auf einem Altarentwurf Giorgio Vasaris für S. Croce in Bosco Marengo, der als Hauptbild das Jüngste Gericht zeigt, stehen F. und Caritas in der Bekrönung (1567 bis 1569: Catherine Monbeig-Goguel, V. et son temps, ..., Paris 1972 [Mus. du Louvre, Cab. des Dessins, Inv. géneral des dessins ital., Bd. 1], Kat.nr. 198 m. Abb.).
Ähnliche Vorstellungen mag die Anbringung beider Tugenden an Rahmen von Bildnissen, an Personen-Wappen und ähnlichen Gegenständen veranlaßt haben.
So malte Jacopo Pontormo 1513-1514 die beiden Personifikationen zu Seiten des Wappens Papst Leos X. über dem mittleren Loggienbogen zum Vorhof der SS. Annunziata in Florenz (Kurt W. Forster, P., Mchn. 1966, S. 127, Abb. 1); am Fronbogen der Pfarrkirche in St. Michael in Obersteiermark, polit. Bez. Leoben, nehmen sie das Wappen des Admonter Abtes Anton von Mainersberg (1718-1751) in die Mitte, Hinweis darauf, daß die Pfarre dem Kloster Admont inkorporiert war (Dehio-Hdb. Stm. [1982] S. 471).
An prot. Kanzeln ist F. als „der Gnaden Lohn“ dargestellt, Caritas als „eine Frucht davon“ (vgl. das zeitgenössische Gedicht über die 1717 errichtete Kanzel der Gnadenkirche zu Hirschberg: P. Poscharsky a. a. O. [Sp. 803] S. 277; s. auch Abb. 31).
Die Bibelstelle Jac 2,26 gab auch Anstoß zur Darstellung von „fides mortua“, der F. ohne Caritas, s. Sp. 801f.
B. F. mit sonstigen Personifikationen
1. Kardinaltugenden
a. Weitaus am häufigsten tritt F. zu Justitia (vgl. bes. Rom 9,30: „iustitiam autem quae ex fide est“). Wenn Justitia mit allen theologischen Tugenden zusammengestellt wird (vgl. II Tim 2,22), kann die Verbindung mit F. enger sein als mit den übrigen Tugenden, so am Taufbecken im Baptisterium von Volterra (Andrea Sansovino, 1502: G. H. Huntley a. a. O. [Sp. 803] Abb. 30).
Als geeignete Vertreter der theologischen und der Kardinaltugenden wurde F. und Justitia in die Herrscherikonographie aufgenommen. So halten sie auf dem Stich Jost Ammans von 1571 den Mantel Kaiser Maximilians II., des „custos orbis“ (Ausst.kat. „Renss. in Österr.“, Schloß Schallaburg 1974, Abb. 16).
In dem Stich „Satisfactio Christi“ von Hendrick Goltzius (um 1578) illustrieren beide Tugenden die Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben: F. fängt das Blut des Gekreuzigten auf und leitet es in die Waagschale des Neuen Bundes an der von Justitia gehaltenen Waage (Strauß, Goltzius, Bd. 1 Abb. S. 133).
Weitere Beispiele: Darstellung des Konzils von Trient im Pal. Farnese zu Caprarola (Taddeo Zuccari, 1560 bis 1566: Odoardo Fantini Bonvicini, C. ..., Rom 1973, S. 51, wo fälschlich von einer nicht vorhandenen Caritas-Darstellung die Rede ist); Innenansicht des Straßburger Münsters, Stich von Isaak Brun, 1630, wo F. und Justitia im Rahmen der Schrifttafel dargestellt sind (Hans Reinhardt, La cath. de St., o. O. Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.] 1972, Abb. 45).
b. Weniger beliebt war die Kombination von F. mit einer anderen der Kardinaltugenden.
F. und Prudentia sind zum hl. Thomas von Aquin gestellt in den Giov. di Biondo zugeschr. Fresken der Capp. Strozzi in S. M. Novella, Florenz (um 1353: Offner IV, 4, 1 Taf. I5). Am nach Entw. Joh. Bernh. Fischers von Erlach 1697 errichteten Hochaltarretabel in der Kirche des Mausoleums Ferdinands II. in Graz sind F. und Prudentia 1699 der Bekrönung eingefügt worden (Skulpturen von Marx Schokotnigg; Österr. Zs. Dpfl. 10, 1956, S. 110-121, bes. Abb. 147f. und 158).
F. und Fortitudo sind Helfer im Martyrium (vgl. Sp. 820f.) und werden bisweilen entsprechenden Darstellungen beigegeben.
Beispiele: Wandgemälde, zum Grabmal des Marcantonio Bragadin, Verteidigers von Famagusta gegen die Türken, gehörig, in Ss. Giov. e Paolo, Venedig, 1596 (Franca Zava Boccazzi, La basilica dei Ss. G. e P. in Venezia, Ven. 1965, Abb. 164 und 166); Katharinenzyklus im Piccolo Oratorio des Pal. dei Principi Pallavicini-Rospigliosi, Pistoia (Giov. da S. Giov., 1633: Odoardo H. Giglioli, G. d. S. G. [Giov. Mannozzi 1592-1636], Flor. 1949 Der Name des Attributs „[Sache“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. collana artisti antichi, 1], Taf. 68).
Die Tugenden im Herrscherbild: Bildnis des späteren Kaiser Josephs I., Zchg. von Kaspar Waldmann, um 1691-92, im Tiroler L.mus. Ferdinandeum Innsbruck (Ausst.kat. „Barock in L“, Innsbruck 1980, Nr. 352, Abb. S. 130).
F. und Temperantia rahmen ein Stichporträt des Dr. Joh. Eck (1486-1543) von Peter Weinher d. Ä. (Ausst.kat. „Von der freyheyt eynes Christen menschen“, Berlin 1967, Abb. S. 24).
c. Als Beispiel für die Verbindung von F. mit mehr als einer der Kardinaltugenden sei auf den Sp. 788 genannten Augsburger (?) Kupferstich des 18. Jh. verwiesen.
2. F. mit anderen Personifikationen
Religio und F. sind dargestellt neben Papst Alexander I. (im 19. Jh. Inschrift zu „Silvester I“ verändert) auf einem Fresko von Giulio Romano in der Sala di Costantino des Vatikan (1520f.: Rolf Quednau, Die Sala di C. im Vatikan. Pal., Hdhm. und New York 1979 [Stud. zur Kg., 13], S. 232ff., Abb. 35). Am Ignatiusaltar im Gesù in Rom triumphiert F. über das Heidentum, Religio über die Häresie (Skulpturen von Jean-Bapt. Théodon und Pierre le Gros d. J., 1695-1699: Rob. Enggass, Early 18th-century sculpture in Rome, Univ. Park und Ld. 1976, Textbd. S. 67f., 131, Taf.bd. Abb. 1-3, 93). F. und „wahre Religion“ rahmen die thronende „Augusta“ auf einem Blatt zum 200. Jubiläum der Confessio Augustana (Stich von Joh. Chr. Kolb nach Gottfr. Rogg, 1730: Ausst.kat. „Martin Luther. 1517-1967“, Coburg 1967, Abb. 24).
Veritas und F. sind zusammengestellt gemäß I Tim 2,7, wo sich Paulus als „doctor gentium in fide et ventate“ bezeichnete. „In fide et ventate“ lautet denn auch die Inschrift im Giebel auf dem Entwurf von Pieter Verbruggen d. J. zum Hochaltar der Antwerpener Paulskirche, 1670, wo F. und Veritas zuseiten einer Paulusfigur stehen (A. J. J. Delen a. a. O. [Sp. 792] Bd. 2 Taf. 91).
Patientia und F. (zu ihrer Zusammenstellung vgl. Jac 1,3) begleiten das Wappen des Basler Bürgermeisters Bonaventura von Brunn auf einem Scheibenriß von Hans Jak. Plepp, 1584; als Exempla beider Tugenden sind die Jünglinge im Feuerofen dargestellt (Jenny Schneider, Vorlagen für das Schweiz. Kgwb., ZAK 16, 1956, S. 160, Taf. 67 Abb. 8).
Constantia und F. ziehen Christi Wagen (Flugblatt „Evangelischer Triumph. Antichristischer Triumph“, 1632: [35] S. 190) oder sind beim Martyrium von Heiligen zugegen, z. B. beim Martyrium der hll. Jacobus minor und Petrus Martyr (Valencia, S. Nicolás de Bari, Dionysio Vidal, 1697; vgl. Ant. Palomino, El mus. pictórico y escala óptica, Bd. 2, Madrid 1724, Buch 9 Kap. 7 § 12 [Ndr. Madrid 1947], S. 682).
Poenitentia und F. wurden selten zusammengestellt, so auf einer Medaille des Giov. Boldú von 1458 (Horst W. Janson, Art Bull. 19, 1937, S. 428f., Abb. 6).
Zu Concordia und F. s. Sp. 811.
3. F. gegenüber der menschlichen Weisheit, den Sinnen und der Natur
I Cor 2,5 („ut fides vestra non sit in sapientia hominum“) wurde von Gregor d. Gr. in den vielzitierten Satz gekleidet: „nec fides habet meritum, cui humana ratio praebet experimentum“ (In Evang., II, horn. 26: Migne, P. L., Bd. 76 Sp. 1197). Darstellungen, die sinnfällig machen, daß F. Vernunft, Sinne und Natur übersteigt, setzen erst in der Neuzeit ein.
Das Revers einer Medaille auf Lodovico III. Gonzaga zeigt F. und Pallas Athene als Beistand des Fürsten, wie die Beischrift besagt: „fido et sapienti principi fides et pallas assistunt“ (Bartolommeo Melioli, 1475: Hill Bd. 1 S. 48 Nr. 194, Bd. 2 Taf. 36 Abb. 194). - Auf einer französischen Miniatur des 16. Jh. ist F. dargestellt, wie sie die Augen eines blinden Knaben, der Vernunft, berührt (New York, Morgan Libr., Ms. 438: s. Sp. 789). -Ausführlich ins Bild gesetzt ist das Thema im F.teppich des von Rubens für die Madrider Descalzas Reales entworfenen Zyklus: F. wendet sich auf ihrem Triumphwagen (s. Sp. 818) um zu den ihr mit Zeichen der Kraftlosigkeit folgenden Personifikationen, die als Natur, Philosophie, Naturwissenschaften und Heidentum gedeutet werden (vgl. RDK VI 214 Abb. 38; N. de Poorter a. a. O. [Sp. 797] Bd. 1 S. 333f., Bd. 2 Abb. 160).
Ein großer Teil der Darstellungen verherrlicht das alle Kraft der Sinne übersteigende Geheimnis des Altarsakraments; vgl. z. B. das Titelkupfer zu Andreas Al. de Lamnas „Positiones Sacrae de Augustissimo Sacramento Eucharistiae“, Lüttich 1638 (Cornelis Galle nach Erasmus Quellinus: Knipping Bd. 1 S. 41 Abb. 33). Auf einer Augsburger Monstranz von 1675 trägt F. den Hostienbehälter und steht über fünf Putten, welche die fünf Sinne bedeuten (Paderborn, Franziskanerkloster: RDK VI 222 Abb. 44).
Auf einem von Antonie Wierix (1552-1624?) gestochenen Blatt mit Darstellung der fünf Sinne ist „auditus“ durch einen Kelch mit Hostie versinnbildlicht, darunter „Fides ex auditu“ durch einen Reiher (?, Kranich?), der den Stein in den Krallen hält - Sinnbild der Wachsamkeit –, während die übrigen Sinne als schlafende Vögel dargestellt sind (Abb. 22).
Auf dem Titelblatt zu R. de Arriagas „Disputationes theologicae in primam partem D. Thomae“, Antw. 1643, ist in Hinblick auf die Gotteserkenntnis F. „Meisterin“, Ratio „Dienerin“ (Abb. 28).
V. Ricci gibt der F. ein Gefängnis und Strafinstrumente bei, weil der Intellekt - nach II Cor 10,5 - zum Strafgefangenen werden müsse, „acciò non discorra con le ragioni naturali nelle cose, che deve credere“ [4, S. 173]. In der Icon zum 15. Emblem des Francis Quarles (Emblemes, Ld. 1663, S. 60-63, Ausg. Ld. 1818, S. 69-72) stellt „sense“ mit einer Schere der F. nach, um ihr die Flügel zu beschneiden.
C. F. in Handlungszusammenhängen
1. Psychomachie
In der Psychomachie des Prudentius (um 400) nimmt F. eine herausragende Stelle ein (CCSL Bd. 126). Sie besiegt den Götzendienst und eröffnet damit den Kampf zwischen Tugenden und Lastern; später tötet sie Discordia, präsidiert gemeinsam mit Concordia (s. Eintracht, RDK IV 1031-1039) den siegreichen Tugenden und gibt Anstoß zum Bau des Tempels, dessen Bauplatz sie zusammen mit Concordia ausmißt. Die zahlreichen ill. Prudentiushss. aus dem 9.-13. Jh. enthalten meist mehrere (bis zu elf) F.szenen (z. B. Abb. 1f.).
Die Psychomachie-Ill. sind über das zu größter Verbreitung und Nachfolge gelangte Konzept des Tugendkampfes hinaus (s. Sp. 812ff.) speziell für die F.ikonographie von Bedeutung, weil sie deren Personifikation aus dem Zusammenhang der Tugendkataloge herauslösen und Ansätze zur Individualisierung ihrer Darstellung bieten.
Beim Streit mit „veterum cultura deorum“ z. B. trägt F. meist stattliche Gewandung (wie z. B. Paris, Bibl. nat., ms.lat. 8318, fol. 50v, 10. Jh.), und nur eine Minderzahl der Darstellungen folgt dem Text, demzufolge F. mit entblößten Armen und Schultern sowie frei fallenden Haaren zum Faustkampf antritt (z. B. Bern, Burgerbibl., cod. 264, fol. 34v, 3. Dr. 9. Jh.: [33] Taf. 2 Abb. 3 und 135; s. auch Abb. 2). F., von ihrem Gegner mit Opferbeil oder Speer angegriffen, wurde in einigen Hss. mit Speer dargestellt (London, Brit. Libr., Ms. Cotton Titus D XVI, fol. 6, 12. Jh.: ebd. Taf. 193 B), im Panzer (Leiden, Univ.bibl., Burm. Cod. Q 3, fol. 123, 10. Jh.: ebd. Taf. 69) oder - wenn sie Discordia tötet - mit Wurfspieß („pilum“: ebd. Taf. 175 Abb. 8, Taf. 106 Abb. 10, Taf. 105 Abb. 4, Taf. 194 Abb. D, Taf. 199 Abb. 8).
In einigen Darstellungen hat F. Attribute, obwohl vom Text keine gefordert sind. Ob sie Rückschlüsse auf sonst nicht faßbare Darstellungsformen der F. im Früh-MA gestatten, muß offen bleiben.
Beispiele: Zepter (St. Gallen, Stiftsbibl., cod. 135, S. 429, 10. Jh.: [33] Taf. 191,15 - aus der Bezeichnung „regina“, „virtutum regina“ [Vv. 37, 716 und 823] zu erklären?); Taustab (Bern, Burgerbibl. cod. 264, fol. 35v, 3. Dr. 9. Jh.: ebd. Taf. 137-ursprünglich Lanze? Vgl. Sp. 787) und Buchrolle (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 8318, fol. 50v, 10. Jh.: ebd. Taf. 3) oder Buch mit Kreuzdekor (München, Bayer. St.bibl., cod. lat. 29 03lb, verso, 10. Jh.: ebd. Taf. 48; vgl. Sp. 788).
2. F. und ihre Gegner
Im Kampf der Tugenden mit den Lastern war im MA der natürliche Gegner der F. der Unglaube -„infidelitas“, „incredulitas“ - in allen seinen Gestalten: Heidentum, Judentum, Häresie (vgl. Thomas von Aquin, Summa theol. II, II q10, vor allem a 5). Aus diesem Begriffsfeld wählte man je nach Situation und Tendenz den Gegner der F. für die Darstellung. In der Neuzeit konnten die alten Begriffe „Unglaube“ und - vor allem - „Häresie“ durch die konfessionelle Polemik neue Aktualität und Färbung gewinnen. Außerdem wurden zusätzlich weitere, auf neutestamentliche Autorität begründete Antinomien ins Bild gesetzt, welche F. als Siegerin über Tod, Teufel und andere böse Mächte zeigen.
a. Infidelitas. In der Capp. degli Scrovegni in Padua stellte Giotto der Infidelitas mit einem Götzenbild F. gegenüber, die auf gegnerischen Schriften steht und ihren Kreuzstab auf ein zerbrochenes Idol setzt (Beischrift: „Conculcavit subiugavit ydola viriliter“: Cesare Gnudi, G., Mail. 1958, Abb. 138 a und b). F. ist Feindin des „vngelawb“ beim Kampf um die Tugendburg auf einem um 1400 entstandenen Bildteppich in Regensburg (Kurth, Bildteppiche, Bd. 3 Taf. 244-246). - Auf einem Holzschnitt des Monogrammisten A–P von 1536 wird die von F. überwundene „Incredulitas“ von „Mors“, „Diabolus“ und „Peccatum“ begleitet (Hollstein, Dutch Fl. Engr., Bd. 13 S. 14).
Beispiele für die Trias Heidentum, Judentum und Häresie: franz. Thesenblatt, 1619 [34, Taf. 54 Abb. 87]; Subsidium oculorum [13]; Fresken Martin Joh. Schmidts in der Pfarrk. von Hausleiten (1785) und von Krems (1787: Fritz Dworschak u. a., Der Maler M. J. S. genannt „der Kremser Schmidt“ 1718-1801, Wien 1955, Taf. 122; H. Tintelnot a. a. O. [Sp. 796] Abb. 149).
b. F. bekämpft das Heidentum. Sie tötet Idololatria.
Beispiele bieten Psychomachie-Ill. (s. Sp. 811; in der Hs. Leiden, Univ.bibl., Cod. Voss. Lat. Oct. 15, fol. 37v, ist der Götterglaube als „perfidia“ bezeichnet: [33] Taf. 19,2), ferner: vorderer Elfenbeindeckel Cod. Egerton 1139, London, Brit. Libr. (wohl Jerusalem, 1131 bis 1144: Goldschmidt-Weitzmann Bd. 2 Nr. 224, Taf. 73 a); Krümme eines Bischofsstabes, um 1185-1200 (Florenz, Mus. Naz. del Bargello: M. L. Campbell, Burl. Mag. 121,1979, S. 364-369, Abb. 37); Fenster im nördl. Langhausobergaden des Straßburger Münsters, um 1330-1340 (Bruck, Elsaß, Textbd. S. 71, Taf. IV); Marmorgruppe „la Fede che abbatte l’Idolatria“ am Ignatiusaltar des Gesù in Rom (Jean-Bapt. Théodon, 1695-1699: R. Enggass a. a. O. [Sp. 809] Textbd. S. 67f., Taf.bd. Abb. 1-3); abhängig davon der Hochaltar der Dreifaltigkeitskirche in Stadl Paura (Jos. Maria Goetz, 1724: Arno Schönberger, Dt. Plastik des Barock, Königstein i. T. 1963, Abb. S. 58).
Türkenkriege und Heidenmission gaben seit dem Ende des MA Anlaß zu neuen Formulierungen für die Wiedergabe der Gegnerschaft F. -Heidentum.
Beispiele: Auf zwei Säulen der Festdekoration zum Einzug des Borso d’Este in Reggio Emilia 1452 standen „Idolum“ und eine „Nympha“, die die Glaubensstärke, die „fides“ des Fürsten ausforschte („quam sit durus in Fidei hostes ultor“); diese sinnfällig bestätigend, brach die Säule mit dem Götzenbild zusammen (Ludov. Ant. Muratori, Rerum Italicarum scriptores ..., Bd. 20, 2, Bol. 1936, S. 44). - Unter dem Schutz der F. geht Karl d. Gr. gegen die „pagani“ vor, die ihm machtlos mit zerbrochener Waffe gegenüberstehen (Paris, Bibl. nat., ms. fr. 2820 [Grandes Chroniques de France], fol. 1v, A. 16. Jh.: Abb. 12). - Die Zerstörung eines Götzenbildes, vom hl. Franz Xaver gefordert, geschieht durch Lichtstrahlen aus einer Himmelsöffnung, in der F. erscheint (Gem. von Peter Paul Rubens, Wien, Kh. Mus., wohl 1618: Ausst.kat. „P. P. R.“, Wien 1977, Nr. 10f.).
Antiislamische Darstellungen zeigen den Sieg der F. über Mohammed (Metallschnitte in den für Simon Vostre 1498 u. ö. gedruckten „Heures“: Rev. de l’art 22,1973, S. 25 Abb. 9, S. 34 Abb. 45), den Triumph der F. in der Schlacht von Lepanto (Wandgemälde von Lor. Sabbatini nach Entw. von Giorgio Vasari in der Sala Regia des Vatikanischen Palastes, 1573: GBA 116. Jg., Bd. 2 [6ème sér., 84], 1974, S. 263 Fig. 6), Mohammeds Machtlosigkeit gegenüber dem in F. verkörperten Glauben (Kupferstich in der „Kitto-Bibel“, um 1580: Chew Abb. 94), F. auf einem Kamel, Mohammed niederreitend (Kachel an einem Ofen in Schloß Haggn, Krs. Straubing-Bogen, 1. H. 17. Jh.: Kdm. Bayern, Ndb. 20 S. 122), oder auf dem Triumphwagen, der Mohammed überrollt (Brüssler Teppich, um 1535: Abb. 15).
c. Selten wurden F. und Judentum gegenübergestellt (die Identifizierung der Frau mit verbundenen Augen zu Füßen der F. am linken N-Portal der Kath. von Chartres als Synagoge - so Mâle, XIIes., S. 142 - ist nicht sicher: vgl. Künstle I S. 159; Katzenellenbogen, Allegories, S. 80 Anm. 1). In der Neuzeit kann ein opfernder Priester oder einfach ein Jude für die jüdische Religion stehen, jedoch fast immer in Gesellschaft von Vertretern des Heidentums und der Häresie.
F. tritt als Überwinderin von Sünde und „vetus lex“ manchmal auf Schlange und Gesetzestafel (Kupferstich von Hans Seb. Beham, 1539: Hollstein, German Engr., Bd. 3 Abb. S. 79). Am Tabernakel der Pfarrk. von Dürnstein steht F. hochaufgerichtet unter der Hl. Geisttaube, daneben sitzt Synagoge verhüllten Hauptes (1726: RDK VI 226 Abb. 47).
d. Häresie (einschließlich konfessionelle Polemik). Die ältesten Darstellungen - solche des 12. Jh. - stehen unter direktem Einfluß der Psychomachie: Bodenmosaiken im Dom zu Cremona (Paolo d’Ancona, L’uomo e le sue opere nelle figurazioni ital. del medioevo ..., Flor. 1923, Taf. 13) und ehem. in S. M. del Popolo zu Pavia (Adriano Peroni, P., Mus. civ. del Castello Visconteo, Bol. 1975 [Mus. d’Italia, meraviglie d’Italia, 7], S. 87 Abb. 439f.) sowie eine Miniatur im Evangeliar Heinrichs des Löwen, fol. 18 (Abb. 4). Ungewöhnlich ist es, daß Vanagloria, unter der bisweilen auch „Hereses“ verstanden werden konnte, als Gegnerin der F. auftritt (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 8318, fol. 54v, E. 10. Jh.: [33] Taf. 15,1).
Seit dem Spät-MA fächerte man die Gestaltung des Themas auf.
Beispiele: beim Kampf um die Burg der Tugenden streitet der „glowbe“ gegen die „ketzerige“ (Rom, Bibl. Casanatense, ms. 1404, fol. 27, 2. V. 15. Jh.: s. Sp. 792); die Häresie verbrennt mitsamt ihren Büchern zu Füßen der F. (Grabmal des Großinquisitors Don Fernando de Valdès von Pompeo Leoni, 1587, in der Colegiata zu Salas: Abb. 23); F. zertritt „haeresium monstra“ (Trauerapparat für Kaiserin Eleonora Magdalena, 1720: K. G. Heraeus a. a. O. [Sp. 804] S. 269) oder zeigt ihre Überlegenheit auf andere Weise, etwa indem zu ihren Füßen ein oder zwei kleine Füchse ([3] S. 178 unter Verweis auf die übliche Auslegung von Cant 2,15; Modena, S. Francesco, Choleravotivaltar von Luigi Mainoni, 1840: Ant. Peretti, Disegno del mon. in plastica eretto nella chiesa di S. Fr. in M., Modena 1840, S. 11) oder von einem Buch zerschmetterte Schlangen liegen (Entw. Egid Quirin Asams, wohl 1748-49, zur Mannheimer Jesuitenkirche, s. Sp. 796). Stellvertretend für die Häresie können auch prominente Häretiker dargestellt sein, etwa Arius, Simon Magus (Brüssler Teppich, um 1535: Abb. 15) oder - wie in einer Prämonstratenserkirche sinnvoll - Tanchelm (Steingaden, Gem. von Joh. Gg. Bergmüller, 1741-1751: [30] S. 534 Abb. B).
Seit Reformation und Gegenreformation wurde F. und ihr Kampf gegen die Häresie öfters im konfessionellen Sinn verstanden.
Beispiele: F. und ihre Feinde „Superstitio“, Calvin, Türke und Jude (Augsburger Flugblatt von 1621: [32] Taf. vor S. 73); F. setzt ihren Fuß auf die päpstliche Tiara (Avers einer Medaille, die Kg. Ludwigs XIV. Verfolgung savoyardischer Protestanten anprangert: Claude-Franç. Menestrier, Hist. du Roy Louis le Grand, Paris 1691, Bl. K 1; zum ansonsten meist positiven Verständnis der Tiara s. Sp. 797); F. verjagt mit dem Papstkreuz Häretiker in Gestalt von Fledermäusen: Fresko von Wolfg. Andreas Heindl in der ehem. Stiftskirche St. Nikola in Passau (1717-1718: Ernst Guldan, W. A. H., Wien und Mchn. 1970, S. 154; zum Papstkreuz vgl. Sp. 797).
e. Die Mächte des Bösen können vielerlei Gestalt angenommen haben.
F. deutet auf einen Totenkopf (Kamin im Alten Rathaus zu Kampen, Colyn de Nole, 1545: Herb. Keutner, Sculpture, Renss. to Rococo, Ld. 1969, Abb. 135). - Die Paradiesesschlange (vgl. Sp. 817) ist vom Stein der F. erschlagen (Gem. von Jan Vermeer in New York: s. Sp. 793f.; vgl. auch [6] S. 147, [14] S. 452 und [19] S. 57). - Selten begegnet „Desperatio“: auf einer süddt. Zchg. vom 2. V. 16. Jh. ist sie an den Triumphwagen der F. gekettet (freilich sekundär zu „perfidia Vntreuheit“ umbenannt: Abb. 14); Balth. Permoser stellte am Kurfürstinnengrabmal im Dom zu Freiberg i. S. Desperatio F. gegenüber (1710-1712: Sigfried Asche, B. R, Bln. 1978, S. 82ff., Abb. 190, 195f.); das bei John Day verlegte „Booke of Christian Prayers“ von 1578 zeigt F. siegreich über dem an der Gnade verzweifelnden Kain (Chew S. 123). - Als Überwinderin der Pest erscheint F. an der Wiener Dreifaltigkeitssäule (Paul Strudel, 1690 bis 1692: A. Schönberger a. a. O. [Sp. 814] Abb. 28, dort irrig als „Hoffnung“ bezeichnet).
Auf einem Holzschnitt zu „Christall glasse“ von Stephen Bateman, 1569, hat F. die Gestalt des Miles christianus, der den Teufel der Versuchung überwindet (Chew S. 125; vgl. Sp. 820).
f. Welt. Ein im 16.-18. Jh. beliebtes Bildmotiv ist der Sieg des Glaubens über die Welt gemäß I Io 5,4: „et haec est victoria quae vicit mundum, fides nostra“. Als Sinnbild der Welt dient die Weltkugel, häufig negativ charakterisiert durch Paradiesesschlange oder Personifikation des Bösen oder seiner Werkzeuge. F. zeigt ihre Überlegenheit, indem sie ihren Fuß auf den Globus setzt, auf ihm thront, das Kreuz gegen ihn erhebt usw.
Beispiele: Gem. des Jan Vermeer in New York (s. Sp. 793f.); Revers einer Medaille von Nickel Milicz (gest. vor 1575: Viktor Katz, Die erzgebirgische Prägemedaille des 16. Jh., Prag 1932, S. 212f. Nr. 445 und Taf. LVIII-4); Skulpturengruppe am Hochaltar der ehem. Abteikirche von Osterhofen (Egid Quirin Asam, 1731-32: Norbert Lieb, Barockkirchen zwischen Donau und Alpen, Mchn. 1953, Abb. 59).
In der Emblematik spielt die Laura, der Geliebten Petrarcas, zugeschriebene Imprese „Victrix casta fides“ (mit einem von einer Rose bekrönten griech. Kreuz, hinter dem zwei Olivenzweige gekreuzt sind), im christlichen Sinn aufgefaßt und motivisch bisweilen variiert, eine Rolle: Paradin S. 204; Typotius Bd. 1 S. 26f.; Ferro Teil 2 S. 262. Darstellungen des über die Welt siegreichen Glaubens finden sich auch bei G. de Montenay a. a. O. (Sp. 801) Nr. 6 und [11] Bl. L 2 sowie auf einer Miniatur von Joris Karl Hoefnagel (zwei Putten halten Palmzweig und Schild mit Kreuznimbus und Tetragrammaton, dazu Text von I Jo 5,4; Wien, Kh. Mus., Slg. für Plastik und Kgwb., Inv.nr. 975: [361 S. 210, Bd. 2 Abb. 31).
3. Triumph der F.
Aus der Zeit vom 16.-18. Jh. gibt es, für sich oder in Zyklen, Darstellungen der F. auf dem Triumphwagen, umschart von Gefolge. Häufig rollt der Wagen, gezogen von Tugenden oder Evangelistensymbolen, über besiegte Glaubensfeinde (s. Sp. 811ff.), und oberhalb von F. kann die Trinität erscheinen (Abb. 15). Die Bildprägung wurde gern konfessionell polemisch akzentuiert; vgl. die antikatholische Tendenz einer süddt. Zchg. aus dem 2. V. 16. Jh. in Nürnberg (ein Mönch wird vom Wagen überrollt; vor einem Altar mit Leuchtern und Weihwasserkessel betet „falsa opinio“ den Rosenkranz: Abb. 14) und eine Emailplakette in New York mit Antoinette de Guise als F. über einer Anzahl niedergeworfener Häretiker, eine Demonstration der kämpferischen Katholizität des Hauses Guise (Léonard Limousin, 1561 [?]: The Frick Coll. An Ill. Cat., Bd. 8, New York 1977, S. 121-129).
Weitere Beispiele: Teppich von François Geubels, 2. V. 16. Jh. (Ludwig Baldass, Die Wiener Gobelinslg., Wien 1920, Bd. 1 Taf. 46); Teppich nach Entw. von Rubens aus dem Zyklus der Descalzas Reales in Madrid, 1628 (s. Sp. 797; vgl. RDK VI 214 Abb. 38); Revers einer Hochzeitsmedaille von Joh. Blum, 1640 (Medaillen der Renss. und des Barock. Eine Auswahl aus den Beständen des Bad. L.mus. Karlsruhe, Karlsruhe 1969, Nr. 36); Gem. von Ant. Canova in der Ca’Rezzonico in Bassano del Grappa, 1798-99 (Mario Praz und Gius. Pavanello a. a. O. [Sp. 776], S. 138 Abb. D 31).
4. Ma. Sonderprägungen
In zwei Werken der Literatur wird F. in unkonventioneller Weise beschrieben. Die daraus resultierenden ikonographischen Sonderlösungen der Buchill. fanden keine Nachfolge.
a. Hildegard von Bingen, „Liber Scivias“, visio III, l, sah die glaubende und in Weisheit den Herrn fürchtende Seele als einen Thron Gottes. Die darauf bezogene Ill. im ehem. Wiesbadener Codex (Rupertsberg, um 1165) bildete, die Beschreibung vereinfachend, F. als goldenen Thron mit kreisförmiger Rückenlehne ab (CCCM Bd. 43A S. 331, Abb. bei S. 326). - In Vision III, 8 erscheint unter anderen Tugenden F. weiß gewandet und mit einer roten torques geschmückt, der Auszeichnung des Blutzeugen (ebd. S. 478f., 482, 509 und Abb. bei S. 478).
b. Der Cod. 215 der Pommersfeldener Schloßbibl. (Kastl, zw. 1322 und 1356) enthält einen Miniaturenzyklus zum Anticlaudianus des Alanus ab Insulis. Vier dieser Darstellungen zeigen, wie im sechsten Buch dieses Gedichts beschrieben, F., die die vom Himmelslicht geblendete Phronesis wiederherstellt, ihr einen Spiegel reicht, in dem sie den Glanz der göttlichen Geheimnisse, ja die Trinität schauen darf, und sie schließlich vor Gott führt (fol. 162, Min. X und XI; fol. 162v, Min. I und II: Abb. 9 a und b; Textausg.: Robert Bossuat [Hg.], Alain de Lille, Anticlaudianus, Paris 1955 [Textes philos. du Moyen Age, 1]).
In den Zeichnungen der Hs. Verona, Bibl. Capitolare, ms. CCLI, E. 13./A. 14. Jh., zum Anticlaudianus ist nur der ärztliche Dienst der F. an Phronesis berücksichtigt, dem Theologia assistiert (fol. 37v, Beischrift: „hic fides dat medicinam fronesi ut reviviscat et theologia sustinet ne cadat“; vgl. Bernh. Degenhart, Autonome Zchgn. bei ma. Künstlern, Münchner Jb. III. F. 1, 1950, S. 111f.; die Hinzufügung der Theologia steht im Einklang mit dem Kommentar des Radulphus de Longo Campo: Jan Sulowski [Hg.], R. de L. C, In Anticlaudianum Alani commentum, Breslau usw. 1972 Der Name des Attributs „[Sache“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. akademia nauk zaklad historii nauki i techniki, Zrodla do dziejow nauki i techniki, tom XIII], S. 22). - Auch die beiden gekrönten Personen links von Gottes Mandorla im Anticlaudianus-Bild der Hs. Rom, Bibl. Casanatense, ms. 1404, fol. 29, stellen wohl F. und Theologia dar (2. V. 15. Jh.; Vorschlag Karl-August Wirth, Städel Jb. N.F. 6, 1977, S. 371, Abb. 3).
c. In ekklesiologischen Ausdeutungen von Apoc 12 wurde der vom Sonnenweib (Ekklesia) geborene „filius masculus“ als F. interpretiert (Abb. 8; Biblia pauperum. Apocalypsis. Die Weimarer Hs., Faks.ausg., Lpz. und Ffm. 1977, S. 55).
5. Weitere Bildprägungen
a. F. ist gelegentlich in Darstellungen von Christus als Arzt zugegen und fängt das Blut und Wasser als Arznei für die kranke Seele auf: Kupferstich von Hendrick Goltzius, 1578 (Knipping Bd. 1 S. 64 Abb. 60), kopiert 1598 auf dem Altarretabel der Flensburger Marienkirche (Abb. 19) und in „Amoris divini et humani antipathia“, Antw. 1629, Emblem 1,30 (K.-A. Wirth, Religiöse Herzemblematik, in: Das Herz, a. a. O. [Sp. 798], S. 70).
b. Der Stich von Hendrick Goltzius „Ablatio malorum“ zeigt in der Nebenszene, wie F. den reinigenden Strahl aus der Seitenwunde Christi auf einen im Brunnenkasten stehenden Büßer hinleitet (Knipping Bd. 1 S. 32 Abb. 32). Das Fons-Vitae-Motiv in Zusammenhang mit F. hat auch ein Stich von Dirck Volkertsz. Coornhert nach Maarten van Heemskerck (Maj-Brit Wadell, Fons pietatis. Eine monograph. Studie, Göteborg 1969, Taf. 57 Abb. 101, Taf. 59 Abb. 103) und dessen abgewandelte Wiederholung am Epitaph des Erasmus Litzelkircher, um 1564, im Mus. der Stadt Regensburg (Abb. 18).
c. Seit dem 16. Jh. gibt es die theologischen Tugenden bei Darstellungen des Miles christianus. Bisweilen ist F. einzige Tugend. Abraham Bosse (1602-1676) zeigt „la Foy “ und „Inspiration divine“ als Beistand des Miles christianus (A. P. de Mirimonde, La musique dans les arts plastiques, XVIIe-XVIIIe s., Paris 1975, Taf. XV Abb. 26).
d. Vom 16. Jh. an ist F. außerdem, allein oder als erste der theologischen Tugenden, häufig in Heiligenbildern wiedergegeben, besonders bei Darstellungen vom Martyrium der Heiligen, der „protestatio fidei“ schlechthin (vgl. Thomas von Aquin, Summa theol., II, II q124 a5).
Beispiele: Martyrium des hl. Georg, Gem. von Paolo Veronese in Verona, S. Giorgio in Braida, wohl 1566 (Essays in the hist. of art presented to Rud. Wittkower ..., Ld. 1967, Abb. XIX, 5); Dekoration des Augsburger Doms zur Heiligsprechung des Joh. Nepomuk, überliefert im Stich von Joh. David Gueriger, 1729 (Münchner Jb. III. F. 29, 1978, S. 180 Abb. 11 b); Martyrium der hl. Katharina, Gem. von Thomas Chrn. Winck, 1777 (Abb. 35); Martyrium der Kirchenpatrone Petrus und Paulus, Gem. in der Pfarrk. von Obersöchering bei Weilheim, von Joh. Seb. Troger, 1789 [30, S. 440 Abb. A]. Vgl. Sp. 808.
D. F. an Kirchengerät und -möbeln
1. Taufbecken
F. und die Taufe sind schon im NT verbunden: „Qui crediderit et baptizatus fuerit, salvus erit“ (Mc 16,16; vgl. Io 3,5, Gal 3,26f. und Eph 4,5), und seit dem frühen Christentum wird die Taufe als „sacramentum fidei“ bezeichnet (RAC VII 829f.).
Ital. Darstellungen zeigen manchmal F. bei der Spendung der Taufe: Fresko von Taddeo di Bartolo in der Kap. des Pal. Pubblico in Siena, 1407 (Edna Carter Southard, The Frescoes in Siena’s Pal. P., 1289-1539, New York und Ld. 1979, Taf. 79); mehrere Darstellungen von Vasari, z. B. Deckenentwurf für die Sala di Lorenzo il Magnifico im Pal. Vecchio, Florenz, vor 1558 (New York, Morgan Libr.: Master Drawings 6, 1968, Taf. 32). Vgl. Sp. 795.
Deshalb hat F. gelegentlich einen Platz am Taufbecken, so an dem der ev.-luth. Stadtpfarrk. in Bückeburg (Adriaen de Vries, 1615: Erich B. Cahn, A. d. V. und seine kirchlichen Bronzekunstwerke in Schaumburg, Rinteln 1966 [Schaumburger Stud., 15], S. 31 Abb. 2, S. 45 Abb. 12) und an dem im Dom von Chioggia (Alvise Tagliapetra, 1708: Carlo Semenzaio, La scultura veneta del seicento e del settecento, Ven. 1966, S. 135; Foto Boehm, Ven., Nr. 10 925).
Gelegentlich findet sich F. auch an Weihwasserbecken, z. B. süddt. Becken vom A. 18. Jh., München, Bayer. Nat.mus., Inv.nr. 82/286 (Münchner Jh. III. F. 34, 1983, S. 218 Abb. 4).
2. Eucharistisches Gerät
F. steht in engem Zusammenhang zu dem nur im Glauben zugänglichen Mysterium, der Eucharistie. Dies hat, seit dem 15. Jh., häufig zu Darstellungen der F. in räumlicher Nähe der konsekrierten Hostie geführt.
Beispiele: Bronzetabernakel am Hauptaltar des Doms von Siena (Lor. Vecchietta, 1467-1472: Enzo Carli, Il duomo di S., Genua 1979, Taf. 238; vgl. Andr. Pfeiffer, Das Ciborium im Sieneser Dom ..., Diss. Marburg 1975, S. 45); überlebensgroße F.statue neben dem Tabernakel im Dom von Este (Ant. Corradini, 1722-1725: A. C, scultore estense, 1668-1752, Este 1968, Taf. 20); F. als höchste der theologischen Tugenden am „Transparente“ in der Kath. von Toledo (Narciso Tomé, 1732: José Gudiol, Die K. Spaniens, Bln. und Darmstadt 1965, S. 255 Abb. 137).
In Süddeutschland und Österreich ist F. häufig Bekrönung von Tabernakeln des 18. Jh., z. B. am Hochaltar der ehem. Stiftskirche in Dürnstein (Joh. Schmidt, 1726: RDK VI 226 Abb. 47) und am Hochaltar der Klosterkirche Benediktbeuern (Roman Ant. Boos, 1788). Dagegen nimmt F. an Monstranzen nur selten eine bevorzugte Stelle ein, so an der im Münster in Villingen (Gebrüder Otto, 1760: Ausst.kat. „Eucharistie“, München 1960, Nr. 256); s. auch Sp. 803.
3. Kanzeln
Das Pauluswort „ergo fides ex auditu, auditus autem per verbum Christi“ (Rom 10,17) legt die Darstellung der F. an Kanzeln kath. Kirchen nahe, und der darin ausgesprochene innige Zusammenhang zwischen F. und dem Wort Gottes führte im 18. Jh. wiederholt dazu, F. als einzige oder als ranghöchste der theologischen Tugenden an einer Kanzel anzubringen. In der Müllner Pfarrkirche in Salzburg zeigt der Schalldeckel als Illustration zu dem Zitat „fides ex auditu“ F. über einem besiegten Häretiker sowie die vier lateinischen Kirchenväter (Joh. Georg Hitzl, 1738: Kdm. Österr. 9 S. 211, Abb. 247).
Weitere Beispiele aus Süddeutschland und Österreich: Dürnstein, Schalldeckel (Joh. Schmidt, um 1725: Fritz Dworschak und Dominik Willner, Die Kirche des ehem. Stiftes der regulierten Chorherren vom hl. Augustin D./ Wachau, Mchn. und Zh. 51969 [K.führer, 672], Abb. 10); Dillingen, Kanzelkorb (Joh. Mich. Fischer, um 1760 bis 1761: Julius Schöttl, Studienkirche D., Mchn. und Zh. 41974 [K.führer, 258], Abb. S. 7); Garmisch-Partenkirchen, Schalldeckel in der Neuen Pfarrkirche St. Martin (Franz Hosp, 1782).
An Kanzeln des 17. und 18. Jh. in prot. Kirchen findet sich wiederholt das Bildpaar F. und Caritas (Abb. 31; s. auch Sp. 806).
IV. Emblematik
Die wichtigsten Kompendien für F.embleme sind Masen [7] und Picinelli, letztere Sammlung vermehrt von Augustinus Erath [8]. Masen und Erath entnahmen einzelne Darstellungen den „Emblemata sacra de Fide, Spe, Charitate“ von Guilielmus Hesius S.J., Antw. 1636, deren erstes Buch (S. 22-142) insgesamt der F. gewidmet ist (z. B. Abb. 26). Von einigen Emblemen des Hesius abgesehen, bietet die Literatur durchweg Adaptionen bestehender Formeln, keine Neuschöpfungen. Die 13 Embleme in „Delle allusioni, imprese, et emblemi ... sopra la vita ... di Gregorio XIII ... libri VI“, Rom 1588, S. 121-133, von Principio Fabricii da Teramo, alludieren vielfach so direkt auf die Person des Papstes, daß eine allgemeine Verwendung sich nicht anbot. In der angewandten Emblematik überwiegt der Bezug auf Heilige. Die F.-Embleme können hier nicht aufgezählt werden; vgl. in den genannten Werken die Indices s. v. „F.“ oder „Fede“, sowie Henkel-Schöne (Bedeutungsregister s. v. „Glaube“, Sp. 2043, und „Gott“, Sp. 2044f.; dort einige Embleme unzutreffend auf F. bezogen). Vgl. Sp. 801.
V. Exempla und Repräsentanten
Nach dem Vorbild von Hebr. 11,4-32, einer Aufzählung atl. Glaubensheroen und -taten, auf die immer wieder hingewiesen wird (so noch bei [16] S. 50f.), stellte im 13. Jh. Nicolaus von Hannapes eine Liste biblischer Vorbilder zusammen (Virtutum vitiorumque exempla, gedruckt Lyon 1566, S. 148-154 und 511), ebenso Domenico Nani Mirabellio 1503 (Langius, Polyanthea, Sp. 1089f.); häufig wurden solche Aufzählungen um Exempla aus der antiken und ma. Geschichte bereichert, die beispielhaft Treue und Vertrauen bezeugen (Marcantonio Coccio Der Name des Attributs „[Person“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann., um 1436-1506], Exempla, Buch 5, gedruckt in: Joh. Herold, Exempla, Basel 1555, S. 558ff.; Andreas Eborensis, Exempla memorabilia, Ven. 1585, Bd. 2 Bl. 70-76; Laurentius Beyerlinck, Magnum theatrum vitae humanae, Köln 1631, s. v. „F.“), allerdings verliert dabei der Begriff „F.“ an theologischer Konsistenz.
Abraham, „pater omnium credentium“ (Rom 4, 11), wird bei weitem am häufigsten genannt und dargestellt.
Beispiele: Fastentuch des Abtes Udalscalc (1126-49) für St. Ulrich und Afra in Augsburg (Lehmann-Brockhaus, Schriftquellen, Bd. 1 Nr. 2596 S. 594); F.darstellung am W-Portal des Baptisteriums von Parma, um 1220, mit inschriftlichem Bezug auf Abraham: „Hac Habraam Christo placuit virtute probatus ...“ (Adolphe Napoléon Didron, Iconographie des vertus théologales, Ann. arch. 20, 1860, S. 243). Auf dem noch zu Lebzeiten des Auftraggebers Josua Mair † 1605 angefertigten Entwurf für dessen Epitaph in St. Anna in Augsburg ist die Glaubensstärke des Abraham nicht nur durch das Mittelbild mit der Opferung Isaaks vorgestellt: Abraham gießt den aus „Glaub“ gewachsenen Baum der „Liebe des Negsten“, vor dessen üppigem Laubwerk sechs Rundbilder mit Wiedergaben der Werke der Barmherzigkeit zu sehen sind (Pendant: der aus „Unglaub“ hervorgegangene, fast entlaubte Baum „Verachtung des Negsten“ mit sechs dafür exemplarischen Rundbildern). Darauf, daß rechter Glaube beim Jüngsten Gericht entscheidet, weisen Darstellungen des Weltenrichters sowie einer klugen und törichten Jungfrau hin (Ausst.kat. „Welt im Umbruch“, Augsburg 1980, Bd. 1 Nr. 387).
Andere Exempla und Repräsentanten: Das Cassonebild von Francesco Pesellino zeigt Petrus zu Füßen der F. (Birmingham/Alabama, Mus. of Arts: Werner Weisbach, F. P. und die Romantik der Renss., Bln. 1901, Taf. 17; Petrus kann aber auch Beispiel für Kleingläubigkeit sein: Lauretus S. 437); auf dem F.teppich von Franç. Geubels in Wien ist F. mit drei von Paulus genannten Vorbildern (Abel, Abraham und Isaak auf dem Weg zum Opfer, Durchzug durch das Rote Meer), dem Wasserwunder des Moses, David als Sieger über Goliath sowie mit den Hll. Stephanus, Paulus und Laurentius wiedergegeben (2. V. 16. Jh.: L. Baldass a. a. O. [Sp. 818]); auf dem Glasgemälde in der Kath. von Sevilla, 1554 von Arnao de Flandes, ist F. zur Lazaruserweckung gestellt (CVMA Spanien 1 Taf. 89 und S. 141f.); gleiche Thematik zeigt eine Miniatur im Missale von J. K. Hoefnagel, 1581 bis 1590 (Abb. 20; [36] S. 117f. § 205); Gottfr. Bernh. Göz stellte „F. Glaub“ durch eine Monstranz mit Hostie und den Apostel Thomas dar, der mit den Worten „Dominus meus et Deus meus“ (Io 20,28) seine Hand in die Seitenwunde Christi legt (Abb. 34).
Dem Programm der Gewölbemalereien im Kapitelsaal von Brauweiler, um/vor 1149, liegt Hebr 11,33-38 zugrunde, eine Aufzählung großer, aus der Kraft des Glaubens bewirkter Taten; sie wird veranschaulicht durch Exempla aus Bibel und Heiligenleben (Wolfhart Glaise, Die Restaurierung der roman. Wand- und Deckenmal. im Kapitelsaal der ehem. Benediktinerabtei B., Jb. der rhein. Dpfl. 23, 1960, S. 43-97).
Zu den Abbildungen
1. Bern, Burgerbibl., cod. 264 (Prudentius, Psychomachie), fol. 70 (Ausschnitt), F. als Königin der Märtyrer (Ill. zu V. 36). 3. Dr. 9. Jh. Foto Bibl.
2. St. Gallen, Stiftsbibl., cod. 135 (Prudentius, Psychomachie), S. 388 (Ausschnitt). F. kämpft gegen „veterum cultura deorum“ (Ill. zu V. 28-29). 10. Jh. Foto Bibl.
3. Godefroid de Claire, „F. babtismus“. Medaillon vom Remaclusretabel in Stablo. Kupfer, vergoldet, Grubenschmelz, Dm. 14,7 cm. Frankfurt a. M., Mus. für K.handwerk, Inv.nr. 6710. Maasgebiet, um M. 12. Jh. Foto Marburg, Nr. 177 046.
4. Z. Zt. (1984) Hannover, Evangeliar Heinrichs des Löwen, fol. 18 (Ausschnitt), F. besiegt Discordia. Niedersachsen (Helmarshausen), kurz vor 1188. Foto Warburg Inst., Ld.
5. Chartres, Eure-et-Loir, Kath., S-Qhs., Vorhalle, Pfeiler zwischen westlichem und mittlerem Portalzugang, W.flanke, F. und Idololatrie. Um 1230/1240. Foto James Austin, Ld.
6. Osnabrück, Rathaus, Kaiserpokal, F., Detail der Kuppa. Silber, vergoldet. Um 1300. Nach Chr. Dolfen, Der Kaiserpokal der Stadt O., Osnabrück 1927, Taf. V, 1.
7. Tolentino, S. Nicola da Tolentino, Cappellone S. Nicola, F. Schule von Rimini, 1340-1348. Foto Alinari, Flor., Nr. 39 623.
8. Weimar, Zentralbibl. der dt. Klassik, ms. fol. max. 4 (Biblia pauperum und Apokalypse), fol. 16v, Das Sonnenweib mit dem „filius masculus“. Erfurt?, um 1340/1350. Nach Faks.ausg. a. a. O. (Sp. 820).
9 a und b. Pommersfelden, Schloßbibl., Ms. 215 (Sammelhs., u. a. Fragment von Alanus ab Insulis, Anticlaudianus), fol. 162 und 162v (Ausschnitte), F. und Phronesis. Kastl, zw. 1322 und 1356. Foto Marburg, Nr. 241 042 und 241 043.
10. Chantilly, Mus. Condé, ms. 599 (alt: ms. lat. et ital. 1426: Bartolomeo di Bartoli, La canzone delle virtù e delle scienze), fol. 4v, F. Bologna, 1355. Foto Giraudon, Paris, Nr. 34 392 LA.
11. Paris, Bibl. nat., ms. fr. 138 (Guillaume Fillastre, Hist. de la Toison d’or), fol. 1v (Ausschnitt), Die theologischen und die Kardinaltugenden und Anne de Bretagne. Frankreich, zw. 1492 und 1498. Foto Bibl.
12. Paris, Bibl. nat., ms. fr. 2820 (Grandes Chroniques de France), fol. 1v, Karl d. Gr. kämpft gegen die „pagani“ unter Beistand der F. Frankreich, A. 16. Jh. Foto Bibl.
13. Meister Michael, Verkündigung. Gem. auf Holz, 3,92 × 1,67 m. Danzig, Marienkirche, linker Standflügel des Hochaltars. Zw. 1511 und 1517. Foto Stadtmus. Danzig (vor 1939).
14. Nürnberg, Germ. Nat.mus., Inv.nr. Hz 3359, Triumph der F. Federzchg., 11,6 × 11,3 cm. Oberrhein oder Schweiz?, 2. V. 16. Jh. Nach Aukt.kat. H. G. Gutekunst, Stg., Mai 1905, Nr. 1172.
15. Asheville, N. C., Coll. Biltmore House and Gardens, Triumph der F. Bildteppich. Brüssel, um 1535. Foto Slg.
16. Peter Flötner, F. Plakette (Blei), 8 × 5,3 cm. Ehem. Berlin, Dt. Mus., Inv.nr. 5665. Um 1540. Foto Mus. (Schwarz, Bln.).
17. Prospero Spani, Grabmal des Bisch. Giorgio Andreasi († 1549) mit F. und Caritas. Mantua, S. Andrea. Foto Alinari, Flor., Nr. P. I. 18 654.
18. Regensburg, Mus. der Stadt, Epitaph des Erasmus Litzlkircher († 1564). Gem. auf Holz, 88 × 57,6 cm. Foto Mus.
19. Flensburg, ev. Marienkirche, linke untere Tafel des Hochaltarretabels, Christus als Arzt. Gem. auf Holz, ca. 72 × 66 cm. 1598. Foto LA. für Dpfl. Schleswig-Holstein, Kiel (Hinz).
20. Joris Karl Hoefnagel, Simon der Aussätzige und Lazarus (rechts) als Repräsentanten von Spes und F. Wien, Österr. Nat.bibl., cod. 1784 (Missale Romanum), fol. 212 (Ausschnitt). Dat. 1581-1590. Foto Bibl.
21. Wenzel Jamnitzer († 1585), Schale mit den theologischen und den Kardinaltugenden sowie Patientia (F. links oben); im inneren Kreis die vier Erdteile, im Zentrum Kampfszene. Silber, Relief im Zentrum Gold, Dm. 53 cm. Padua, Mus. Bottacin, Inv.nr. 407. Foto Alinari, Flor., Nr. 19478.
22. Antonie Wierix (1552-1624?), Die fünf Sinne. Kupferstich, 8 × 6 cm. Foto Bibl. roy. Albert I., Brüssel.
23. Pompeo Leoni, F. und die Häresie. Grabmal des Großinquisitors Don Fernando de Valdès. Salas, Colegiata. 1587. Foto Peter Diemer, Mchn.
24. Fede cattolica. Holzschnitt (12,2 × 8,6 cm) aus Ripa, Rom 1603, S. 151. Nach dem Orig.
25. Werkstatt des Hans van der Biest nach Karton von Peter Candid, Wandteppich mit Darstellung der F. (Ausschnitt). Wolle, Seide, Silberfolie und vergoldete Silberfolie auf Seidenseele, Ges.maße 4 × 3,76 m. München, Residenzmus. 1604-1609. Foto Bayer. Verwaltung der staatl. Schlösser, Gärten und Seen, Mchn.
26. Emblem XVII aus Wilh. Hesius, Emblemata sacra de Fide, Spe, Charitate, Antw. 1636. Holzschnitt, 7 × 6 cm. Nach dem Orig.
27. Hans Ulrich I Fisch, Die theologischen und die Kardinaltugenden sowie Patientia. Feder- und Pinselzchg., weiß gehöht, auf graublauem Papier, 18,5 × 29,9 cm. Ehem. Prag, Slg. A. v. Lanner. Dat. 1641. Nach Jos. Schoenbrunner und Jos. Meder, Handzchgn. alter Meister aus der Albertina und anderen Slgn., Bd. 11, Wien o. J., Bl.nr. 1289.
28. Erasmus I Quellinus (Entw.), Titelseite von R. de Arriaga, Disputationes theologicae in primam partem D. Thomae, Antw. 1643. Kupferstich. Foto Kh. Musea, Antw.
29. Pierre Mignard, F. Gem., 0,48 × 0,62 cm. Quimper (Finistère), Mus. mun. des B.-A., Inv.nr. D-897.4.2. Sign. und dat. 1692. Foto Mus.
30. Titelseite (Ausschnitt) von G. Agnelli a. a. O. (Sp. 800). Kupferstich. 1695. Foto Bibl. naz., Flor.
31. Andreas Schlüter, F. Berlin, Marienkirche, Relief am Kanzelkorb. 1703. Foto Staatl. Mus., Bln.
32. Obermedlingen Krs. Dillingen, Portal der ehem. Dominikanerk., allegorische Darstellung der F. 1723. Foto Friedr. Kobler, Mchn.
33. Giov. Batt. Tiepolo, F. Fresko in der Capp. Colleoni, Bergamo. 1733. Foto Alinari, Flor., Nr. P. 2. 16855.
34. Gottfr. Bernh. Göz (1708-1774), F., dargestellt durch den seinen Glauben bekennenden Apostel Thomas (Io 20, 28). Kupferstich in Punktmanier, ca. 14,8 × 9,9 cm; 4. Bl. aus einer (Sakramenten ?-)Folge . Mchn., Staatl. Graph. Slg., VS 9841, links. Foto Slg.
35. Thomas Chrn. Winck, Enthauptung der hl. Katharina von Alexandria, Entw. für ein Deckenfresko (ausgeführt 1777 in der Pfarrk. Thannkirchen bei Dietramszell, Obb.). Öl auf Lwd., 48 × 36 cm. Augsburg, Stadt. K.slgn., Dt. Barockgal., Inv.nr. 6156. Gegen 1777. Foto Mus.
36. Joh. Gottfr. Schadow, F. Relief aus dem Landhaus der Gfn. Lichtenau, Berlin-Charlottenburg. Hartgips, H. 74,5 cm. Ehem. Berlin, Dt. Mus. Um 1790. Foto Mus. (Schwarz, Bln.).
37. Emilio Santarelli, F. mit Caritas und Spes; Grabmal der Gfn. Stolberg-Albani († 1824). Florenz, S. Croce, Capp. Castellani. Foto Luigi Artini, Flor.
38. Andreas Johann Jacob Heinr. Müller, F., aus einem Bildzyklus mit Tugenden. Freskomal. in der Wallfahrtskirche auf dem Apollinarisberg bei Remagen. Zw. 1843 und 1851/1852. Foto Peter Trapp, Mchn.
Literatur
1. .Ripa S. 80-82. - 2. Ripa, Rom 1603, S. 149-151. - 3. Ripa, Padua 1618, S. 178-180. - 4. Fra Vincenzo Ricci, Geroglifici morali, Neapel 1626, S. 171 bis 178. - 5. Jean Baudoin, Iconologie..., Bd. 1, Paris 1644 (Ndr. New York 1976), S. 75f. - 6. Ripa (hg. von Dirk Pietersz. Pers), Amst. 1644, S. 147-150. - 7. Masen, Register s. v. „F.“. - 8. Picinelli-Erath, Index applicatorum s. v. „F.“. – 9. (Daniel de la Feuille), Essay d’un Dict. contenant la connoissance du monde ..., Amst. 1700. - 10. Kunst-Göttin Minerva S. 62. – 11. Paul Vermehren, Jesus und seine Kirche aus denen Sonn- und Fest-Tags-Evangelien ... betrachtet, Dresden und Lpz. 1713. – 12. Viel nützende und Erfindungen reichende Sinnbildk., Nbg. o. J. (um 1720), S. 17. - 13. Subsidium oculorum seu elenchus symbolorum, Augsb. 1738, Imago 35 und S. 71 (bei Praz verzeichnet als „Sacrosancta Theologia“). - 14. Poot Bd. 1 S. 452-459. - 15. (Honoré Lacombe de Prezel,) Ikonologisches Wb., Gotha 1759, S. 155. - 16. Ripa-Orlandi Bd. 3 S. 42-46 und 48-55. - 17. Jean Baptiste Boudard, Iconologie, Wien 1766 (Ndr. New York 1976), Bd. 2 S. 24. - 18. Ripa-Hertel Taf. 84. - 19. Jan Pieter Broeckhoff, Dicht- en Zedekundige Zinnebeeiden en Bespiegelingen, Amst. 1770, S. 57. - 20. Jean-Raymond de Petity, Le manuel des artistes et des amateurs, Paris 1770, Bd. 2 S. 63-65. - 21. H. Lacombe de Prezel, Dict. iconologique, Paris nouv. éd. 1779 (Ndr. Genf 1972), Bd. 1 S. 245f. - 22. Gravelot-Cochin Bd. 2 S. 51. - 23. Ikonologisches Lex., Nbg. 1793, S. 140f. - 24. Chrn. Sambach und Jos. Stöber, Iconologie, Wien 21801, Nr.67. - 25. Filippo Pistrucci, Iconologia ..., Bd. 1, Mail. 1819, Nr. 116. - 26. Breysig S. 330. - 27. Carl Aug. Menzel, Versuch einer Darstellung der K.sinnbilder, Bln., Posen und Bromberg 1840, S. 107. - 28. J. Hack, Der chr. Bildkreis, Schaffhausen 1856, S. 13f.
Häufiger zitiert wurden: 29. Ausst. Köln, Rhein und Maas, Bd. 1. - 30. Corp. Deckenmal. Bd. 1. - 31. Herm. Gundersheimer, Matthias Günther. Die Freskomal. in süddt. Kirchenbau des 18. Jh., Augsb. 1930. - 32. Joh. Scheible, Die Fliegenden Blätter des 16. und 17. Jh., Stg. 1850 (Ndr. Hdhm. und New York 1972). - 33. Stettiner, Prudentiushss. - 34. Ewald M. Vetter, Die Kupferstiche zur Psalmodia Eucaristica des Melchor Prieto von 1622, Münster i. W. 1972 (Span. Forschgn. der Görres-Ges., 2,15). - 35. Andreas Wang, Der „Miles Christianus“ im 16. und 17. Jh. und seine ma. Tradition, Bern und Ffm. 1975 (Mikrokosmos. Beitr. zur Lit.wiss. und Bedeutungsforschg., 1). - 36. Theodora A. G. Wilberg Vignau-Schuurman, Die emblematischen Elemente im Werke Joris Karl Hoefnagels, Leiden 1969 (Leidse kh. reeks, 2), Bd. 1.
Nachträge
Susanne Pollack, Bilder der Tugend Fides im Tre- und Quattrocento, in: Fides/Triuwe, hg. von Susanne Lepsius und Susanne Reichlin, Berlin und Boston 2015 (=Das Mittelalter. Perspektiven Mediävistischer Forschung. Zeitschrift des Mediävistenverbandes, Bd. 20,2), S. 395–411.
Verweise
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