Feuerstahl

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englisch: Flint, steel; französisch: Fusil; italienisch: Battifuoco, accarino.


Ottfried Neubecker (II, III. A) und Karl-August Wirth (I, III. B-V) (1983)

RDK VIII, 498–521


RDK IV, 1105, Abb. 2. Hans Sumersperger, 1496, Wien.
RDK VI, 1173, Abb. 3. Hans Heinr. Ryf(f), 1616 voll., Glarus.
RDK VIII, 499, Abb. 1. Brüssel, 10. Jh.
RDK VIII, 501, Abb. 2. Jehan le Haze, 1466, Bern.
RDK VIII, 503, Abb. 3. Wien, um 1510.
RDK VIII, 503, Abb. 4. Ingolstadt, 2. H. 16. Jh.
RDK VIII, 505, Abb. 5. Mailand, 2. Dr. 16. Jh.
RDK VIII, 507, Abb. 6. Maarten van Heemskerck (Entw.) und Phil. Galle (Ausf.), 1563.
RDK VIII, 509, Abb. 7. Philips Serwouters (?), Amsterdam 1611.
RDK VIII, 511, Abb. 8. Utrecht 1613.
RDK VIII, 513, Abb. 9. Berlin 1698.
RDK VIII, 513, Abb. 10. München, Ende 17. Jh.
RDK VIII, 515, Abb. 11. Joh. Ulr. Krauss, Augsburg 1706.
RDK VIII, 517, Abb. 12. Cosmas Damian Asam, 1714, Ensdorf, Opf.
RDK VIII, 517, Abb. 13. Frederik Ottens, Delft 1743.
RDK VIII, 519, Abb. 14. Wien, um 1820-30.

F. = Feuerstahl; Fn. = Feuerstein

I.

A. Begriff

Der F., auch Feuereisen, Feuerschläger, Schurfeisen, Feuerspan, ist ein Gerät, das in seiner einfachen Art aus geschmiedetem Stahl besteht, in seiner komplizierteren ein Stück solchen Stahles enthält und das in seiner Form beliebig ist; in der Regel hat es eine Schlagseite und eine ihr gegenüberliegende Handhabe. Durch Zusammenschlagen des F. und eines Fn. werden Funken erzeugt, die einen leicht entzündbaren Stoff (Zunder, [Feuer-] Schwamm) in Brand setzen.

Für sich allein kaum von Nutzen, wurde der F. vielfach zusammen mit Fn. und Zunder aufbewahrt; diese drei Utensilien zum Feuerzünden samt ihrem Behältnis bezeichnete man früher kurz als „Feuerzeug“. Um dieses mit sich führen zu können, gab man dem F. bisweilen dazu zweckdienliche Form und brachte an ihm für seinen Gebrauch nicht oder nur bedingt erforderliche Vorrichtungen an, die seiner Befestigung an dem Behältnis für Fn. und Zunder dienlich sind.

Zur hier als kompliziertere F.art bezeichneten werden solche Stücke gezählt, die durch ihre künstlerische Ausformung, durch zusätzliche Verwendung anderer Werkstoffe, durch Applikation von Edelsteinen, verschiedenfarbenen Gläsern, Perlen usw., ferner durch Gebrauch auch von ausschließlich das Schmuckbedürfnis befriedigender Techniken des Kunsthandwerks F. zu einer weit über die Erfordernisse der Verwendung hinausgehenden Beschaffenheit verhelfen.

B. Geschichte des Gebrauchsgerätes

Die Geschichte des Gebrauchsgerätes dürfte bis in die Eisenzeit zurückreichen: seitdem man Eisen herzustellen verstand, wird es auch F. gegeben haben (Feldhaus, Technik, Sp. 319). Ihr Gebrauch in der Antike steht durch das Zeugnis des Plinius (Naturalis hist. XXXVI, 30, 137f.:Plinius ed. Mayhoff Bd. 5 S. 356f.) außer Frage und wird durch (nicht eben zahlreiche) Funde bestätigt.

Vergleichsweise gut ist man über F. der Völkerwanderungs- und Merowingerzeit durch Bodenfunde (Grabfunde in Gräbern von Männern und Frauen) und die fünfviertel Jhh. währende Diskussion über diese (die ältere Lit. bei David Brown, Firesteels and Pursemounts again, Bonner Jbb. 177, 1977, S. 451-477) unterrichtet - besser als über Beispiele des folgenden Jt.

Viele F. jener Zeit waren einfache, bis ca. 18 cm große eiserne Geräte (ebd. S. 470-477 Nr. 58-119), deren Formen bald mehr, bald weniger die der kunstvolleren Stücke abspiegeln. Diese beschrieb D. Brown in zwölf Typengruppen, für deren Charakterisierung Art der Ausgestaltung, Form und verwendete Materialien als Kriterien dienen (ebd. S. 460-470 Nr. 1-57). Sie sind, auch in ihren größten Exemplaren, ca. 4 cm kleiner als die größten schmiedeeisernen F., möglicherweise z.T. in sonst Waffen produzierenden Werkstätten hergestellt. Für eine Beschreibung der Formtypen sei auf D. Brown (a. a. O.) verwiesen, zumal eine Kontinuität von der Merowinger- in die Karolingerzeit - einstweilen - nicht erkennbar ist.

Dennoch registrierenswert erscheinen einige technische Eigenarten: die Gestaltung der Handhabe durch stilisierte Vogelköpfe, die z.T. aus anderem Material hergestellt und dem Eisen aufgenietet oder aufgestülpt sind; die an den Enden (rechteckiger) F. angebrachten, mit Einlagen versehenen Vogel- und Pferdeköpfe; die Verwendung der Cloisonné-Technik, für die Funde aus dem Grab Childerichs frühe Beispiele boten (sie sind inzwischen verschollen); das Belegen der eisernen F. mit Gold- und Silberfolien, die bald ornamentiert, bald mit Edelsteinen und farbigen Gläsern besetzt sind; das Vorkommen von Silbertauschierungen und Treibarbeiten (Belege ebd.). Ausnahmsweise gibt es sogar Inschriften: so auf dem F. aus einem Frauengrab in Tiengen Krs. Waldshut, der Silbertauschierung aufweist: „Ferro splendeo opvs arg(e)nto“ (2. H. 5. Jh.: Ausst.kat. „Gallien in der Spätantike“, Mainz 1980/1981, S. 210 Nr. 341 a, m. Abb.). Viele der Beispiele weisen Ringe oder Spangen auf, die in der F.mitte angebracht wurden; D. Brown erklärt sie als Mittel, die Laschen am Überschlag der ranzenartigen Behältnisse für Fn. und Zunder oder deren Riemen zu befestigen und rekonstruiert die Anbringung von F. an solchen Behältnissen in einer Weise, die geeignet erscheint, den alten Streit, ob man die Funde als F. oder als Taschenbügel zu klassifizieren habe, zu beschwichtigen (a. a. O. S. 457 Abb. 4, S. 459 Abb. 5).

Über F. des 9.-A. 15. Jh. weiß man bislang sehr wenig; nur einzelne Beispiele sind publiziert worden.

F. der kunstlosen Art fand man auf dem Friedhof in Köttlach, der M. 9.-11. Jh. belegt wurde (Ausst.kat. „1000 Jahre Babenberger in Österreich“, Lilienfeld, N.Ö., 1976, S. 219 Nr. 216). Eine gewisse Vorstellung von den im Hoch-MA gebräuchlichen F.formen vermitteln Illustrationen in naturkundlichen Werken, in denen „de lapidis igniferis“ gehandelt ist (z. B. Abb. 1, auch Cambridge, Corpus Christi College, Ms. 22, fol. 166ra: Alexander, Survey, Bd. 3, S. 125, Abb. 295). Eine Übersicht über ma. und jüngere F.formen gibt Miller Christy, Concerning Tinder-Boxes, Burl. Mag. 1, 1903, S. 60ff. (vgl. auch ebd. S. 321f. sowie [4] S. 49 Abb. 10 und [6] S. 41 Abb. 365f.). Einen F., dessen Handhabe als Spiralranke geformt ist und der als Guß des 12. Jh. vorgestellt wurde, findet man bei Gay, Bd. 1 S. 749 Abb. A. In einer franz. Quelle sind 1380 F. aus vergoldetem Silber erwähnt (ebd.).

Als „Feuerzeug“ ist wohl das Etui zu bezeichnen, das der Kerzenhalter des Wolframleuchters im Erfurter Dom am Gürtel trägt (um 1170; RDK I 1103 Abb. 22; zur Trageweise des F. in der Gürteltasche s. auch Alwin Schultz, Das höfische Leben z. Zt. der Minnesinger, Osnabrück 1889 [Ndr. 1965], Bd. 1 S. 56 und 454).

Auch über F. und F.formen des ausgehenden M A und der ersten Jhh. der Neuzeit weiß man wenig. Wenige Beispiele sind in Abbildungen zugänglich gemacht worden (Gay a. a. O. Abb. C, vielleicht auch Abb. B). Jedoch gibt es aus dieser Zeit eine Unzahl von F.abbildungen, die zur Rekonstruktion ermuntern, außerdem einige Hinweise, wie und wo F. aufbewahrt oder transportiert wurden. Weiterhin aber ist man angewiesen auf Schriftquellen und F.abbildungen.

Unter letzteren dominieren solche der heraldischen F. Burgunds und der Collane des Ordens vom Goldenen Vlies (s. Sp. 505). Kaum ein Ritter des Ordens verzichtete auf den für die Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit bestimmten Bildnissen auf die ihm zukommenden Ordensinsignien - und umgekehrt waren Hinweise auf die Ordenszugehörigkeit in der Panegyrik und bei allen Arten heraldischer Dekoration, zumal bei Festdekorationen, eine Selbstverständlichkeit, ebenso in genealogischen Tabellen (etwa Stammbäumen des Hauses Habsburg [vgl. Florenz, Bibl.Laur., cod. Med. Palat. 124] oder des Hauses Lothringen [ebendort, cod. Med. Palat. 201]), in heraldischen Aufstellungen, Listen von Ordensmitgliedern (etwa ebendort, cod. Med. Palat. 227, bis 1586 reichend) und erst recht in den „Institutions, ordonnances et chapitres de l’Ordre de la thoyson d’or“ (z. B. ebendort, cod. Med. Palat. 135, 16. Jh.). Die Auflistung von bedeutungsvoll-dekorativen F.abbildungen, die auf das Goldene Vlies und das Haus Habsburg anspielen, Abbildungen von der Art, wie sie das Gebetbuch Philipps des Guten enthält (Wien, Österr. Nat.bibl., cod. 1800), wie sie sich am S-Portaltympanon der Sterzinger Pfarrkirche um 1497/1498 finden (Theodor Müller, Got. Skulpturen in Tirol, Bozen und Wien 1976, Abb. 203) und im folgenden Jh. in den Glasfenstern der Bibl.Laur. in Florenz oder, in durchbrochener Arbeit, an einer Balustrade des Prager Belvedere (Jíří Blažej u. a., Zprávy památkové péče 19,1959, S. 80 Abb. 73) anzutreffen sind, könnten Bände füllen. In diesen wäre auch der Vulgarisierungen durch Medaillen und Münzen zu gedenken, etwa des Kronentalers von 1783 (Ausst.kat. „Österreich z. Zt. Josephs II. ...“, Melk 1980, S. 375 Nr. 224, m. Abb.). Der gemeinhin mit einiger Treue repetierte burgundische F.typus war so allbekannt, daß in den aus Gegenständen gebildeten Alphabeten ein F. dieses Typs für B stehen konnte (so in Joh. Romberch, Congestorium artificiose Memorie, Ven. 1533: Ludwig Volkmann, Ars memorativa, Jb. Kh. Slgn. N.F. 3, 1929, S. 168 Abb. 179, auch S. 173 Abb. 188).

Dieser F.typus ist eine stilisierte Wiedergabe des Gebrauchsgerätes und daher nur bedingt repräsentativ für die in jenen Jhh. gebräuchlichen F.formen und -ausgestaltungen (man vgl. nur die F.abbildungen in Devisen, Emblembüchern und auf Genrebildern), wiewohl er unverkennbar oft und lange zu ähnlichen Formgebungen inspirierte; zumal derbe Produkte der Schmiedearbeit lassen sein Vorbild bei aller Vergröberung und Deformation ahnen (vgl. Ladislaus Edler von Benesch, Das Beleuchtungswesen vom MA bis zur M. des 19. Jh., aus Österreich-Ungarn, insbesondere aus den Alpenländern und den angrenzenden Gebieten der Nachbarstaaten, Wien 1905, S. 23, Taf. 56 Nr. 103-123).

Über Aufbewahrung des F. und sein Mitführen vgl. Joh. Amos Comenius, Orbis sensualium pictus..., Nbg. 1658 (Ndr. Osnabrück 1964), S. 12, s. v. „ignis“, und Gay a. a. O. (Sp. 500), Quelle v.J. 1530. - Bei dem am Gürtel getragenen Täschchen des Apostels, der auf einer Grünewald oder Jörg Pencz zugeschriebenen Darstellung des Abendmahls in deutschem Privatbesitz (Kurt Bauch, Pantheon 27, 1969, Abb. S. 85) Judas einen Becher reicht, könnte es sich um ein „Feuerzeug“ handeln.

Erst vom 18. Jh. an ist die F.produktion auf Grund der erhaltenen und publizierten Stücke besser zu fassen, wenigstens in den Ländern der Habsburgischen Monarchie.

Vgl. L. von Benesch a. a. O. (s. oben); Leonh. Franz, F., Der Schlern 21, 1947, S. 188; H. Laner, F. aus Lana, ebd. 22, 1948, S. 475; Sigrid Wechssler-Kümmel, Schöne Lampen, Leuchten und Laternen, Hdbg. und Mchn. 1962, S. 398f. Abb. 114; Helmut Nemec, Alter Bauernschmuck, Wien und Mchn. 1973, S. 84, Abb. 74. - Beispiele auch aus anderen Gebieten z. B. bei W. B. Niemann und H. du Bois, Feuerfindung und Feuererzeugung, in: Hans Kraemer (Hg.), Der Mensch und die Erde, Bd. 7: Der Mensch und das Feuer, I, Bln., Lpz., Wien und Stg. 1911, S. 163-169 (Rheinprovinz, Brandenburg); neuerdings Hasso Heydenreich, Das Feuerzeug. Ein Beitr. zur Gesch. der Technik, Weimar 1979 (als Beih. zur Ausst. gleichen Titels hg. vom Stadtmus. Weimar); Wolf-Dieter Seidel, Vom Feuerschlagen zum Elektronikfeuerzeug. Ein Beitr. zur Gesch. der Technik, Tüb. 1981 (Tübinger Kataloge, Nr. 14); Birgit Rehfus, Von Stahl und Stein zum Streichholz, K. und Technik. Zs. des Dt. Mus. Mchn. 1, 1981, S. 2-4. - Weitere Stücke z. B. im Dt. Mus., München, im Heimathaus in Wasserburg, Obb., im Schleswig-Holstein. L.mus. in Schloß Gottorp und im Univ.mus. für K. und Kulturgesch., Marburg a. d. L., Inv.Nr. 6679.

Während im Gebrauchsgerät einfachster Machart die alten F.formen fortleben, sind in der übrigen F.produktion des 18. und der 1. H. 19. Jh. zahlreiche Neuerungen zu konstatieren, vor allem eine bis dahin unbekannte Vielfalt der Formen und, teils erst durch sie ermöglicht, der phantasiereichen Gestaltungen der Handhaben, bei denen man sich der verschiedensten Techniken bediente (Metallguß, Ätzung, Tauschierung, Ziselierung). Immer häufiger kommen F. vor, die so geformt sind, daß sie auch anderen Verwendungszwecken dienen können, oder mit anderen Instrumenten gekoppelt sind.

Beliebt waren z. B. F. in Form von Zangen, mit deren durch eine Feder zusammengepreßten Armen man den Feuerschwamm festhalten konnte (Beispiele hierfür sowie für alle im Folgenden genannten F.arten bei L. v. Benesch a. a. O.); durch Anspitzen der freien Enden der Arme wurden F. auch anderweitig verwendbar, z. B. zum Ausräumen der Tabakspfeife. - Überraschend groß ist die Zahl von F. mit figürlich gestalteter Handhabe: in die aus Edelmetallen oder- meist - aus Messing gegossenen Tiere (Abb. 14), Tiergruppen, menschlichen und Phantasiegestalten sowie Schlangen und Bandornamente ist eine leicht gebogene Stahlschiene eingelassen (auch hier wurde bisweilen eine Feder zum Festhalten des Schwammes angebracht). Da einander sehr ähnliche F. dieser Art an weit voneinander entfernten Orten angetroffen wurden, ist industrielle Herstellung (wo?) und Vertrieb anzunehmen. Das gilt wohl auch für die (oft mit ornamentalem Reliefdekor versehenen) F., deren Form durch die Absicht, sie am unteren Rand des Fn. und Schwamm enthaltenden Leder- oder Stoffbeutels anzubringen, bestimmt wurde (Gg. Heinr. Bestelmeier bot im „Ill. Magazin von verschiedenen K.- und andern nüzlichen Sachen...“, 3. Stück, Nbg. 21807, S. 7 Nr. 364, Taf. 5, einen „F. mit einem ledernen Beutel, um Schwamm und Fn. hinein zu thun, an welchem auch ein Pfeiffenstoffer und Raumer angebracht“, für 15 oder 20 Kreuzer an). „Beliebt waren ... die aus Rußland eingeführten burjätischen Feuerzeuge, deren Taschen aus rotem silberbeschlagenem Leder bestanden“ (Niemann - du Bois a. a. O. [Sp. 501] S. 168). Vielfach ist auf die Ausschmückung des F. weniger Wert gelegt als auf die des Beutels, durch die, sofern es sich nicht (wie oft) nur um materielle Anreicherungen mannigfaltigster Art handelte, auch „sinnreich“ auf Persönliches angespielt werden konnte: in ihm versuchten die Schenkgeber der Feuerzeuge sich darzustellen oder den Beschenkten zu charakterisieren; Anspielungen auf den Ort der Erwerbung geben (von der Andenken-Industrie angebotene) biographische Hinweise, *Quodlibets spielen auf individuelle Neigungen an, usw. Eingestickte Inschriften und Bildmotive sind voller nicht mehr zu entschlüsselnder individueller Anspielungen, die stimulierte oder stimulierende Beschreibungen des Entflammens oder Entflammt-Seins beschreiben und die emblematischen Konzepte früherer Zeit (vgl. dazu Sp. 510ff.), die sich konkreter auf den Gebrauch des F. bezogen, trivialisierend adaptieren. - Es wurden diese Beutel am Leibgürtel hängend getragen (entsprechend wie die mit Ketten versehenen länglichen oder ovalen F.); gewöhnlich trug man jedoch den F. „bey sich in der Tasche“ (Joh. Karl Gottfr. Jacobsson, Technolog. Wb...., 1. Teil, Bln. und Lpz. 1781, S. 715B). Sofern man das Feuerzeug an einem bestimmten Platz aufbewahrte, lagen F., Fn. und Schwamm in Behältnissen jedweder Art (vgl. B. Rehfus a. a. O. [Sp. 501] S. 2).

Im 2. Dr. 19. Jh. wurde das Feuerschlagen mit dem F. ungebräuchlich.

1829 repetierte Joh. Chr. Gottlieb Weise in seiner freien Bearbeitung eines Buches von Eugène Péclet dessen Mitteilung, F. gehörten zum allgemein gebrauchten Feuerzeug; diese Auskunft ist in spätere Auflagen fortgeschleppt (E. Péclet, Die K. der Gebäude-, Zimmer-, und Straßenbeleuchtung..., Weimar 31853 [Neuer Schauplatz, Bd. 40], S. 308f.), obwohl Krünitz bereits 1838 feststellte, der F., „ehemals in jeder Haushaltung eines der nothwendigsten Stücke“, sei „jetzt aus den meisten Haushaltungen durch die fixen oder chemischen Feuerzeugen verdrängt worden“, nur in unteren Volksklassen und auf dem Land finde man ihn noch, „und auch dahin sind die neuen chemischen Feuerzeuge gekommen“ (Bd. 168 S. 637). Wie begeistert man diese aufnahm, ist in Grillparzers Selbstbiographie v.J. 1853 nachzulesen (Franz Grillparzer, Sämtliche Werke. Hist.-krit. Gesamtausg., hg. von Aug. Sauer, I. Abt. Bd. 16: Prosaschriften Bd. 4, Wien 1925, S. 86).

Zu Beginn unseres Jh. wußte man von F. nur noch so wenig, daß F. des 18.-19. Jh. durchaus für „vorgeschichtlich oder höchstens römisch“ oder für eine sarmatische Tierfibel aus Bronze gehalten werden konnten (Nachweise bei L. Franz a. a. O. [Sp. 501]).

II. Heraldik

In der Heraldik kommt der F. vorzugsweise für sich allein vor.

Er erscheint im Wappen der Straßburger Familie In der alten Münze (de Moneta), wo der F. repräsentativ für das anders nicht darstellbare, zur Münzprägung erforderliche Metall ist (zuerst vielleicht 1266, gesichert 1334: [5] S. 89). Faßbar ist er um 1330-1340 im Wappen des niederösterr. Geschlechtes Grassower (Walther Merz und Friedr. Hegi, Die Wappenrolle von Zürich, Zh. und Lpz. 1930, S. 101 Nr. 237 Taf. 13; vgl. ferner Otto Hupp, Die Wappenbücher vom Arlberg, Bln. 1937-1940 [Die Wappenbücher des dt. MA, 1], S. 169,170 Der Name des Attributs „[Person“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.]), 1344 im Spiegel des Ritters Henning von Wodenswegen (Mecklenburg. Urk.b. Bd. 9: 1337-1345, Schwerin 1875, S. 552 mit irriger Deutung, vgl. [1] Bd. 6 10. Abt., 1902, S. 117 Taf. 67) und später oftmals als redendes Wappenbild (der Geschlechter Stalins, Flandern, 14. Jh. [?]; Feuerstein, Österreich; Schurff, Tirol: Abb. 4; Schürpf, Schweiz: vgl. Franz J. Schnyder, Entdeckte heraldische Mal. aus dem 15. Jh. in Luzern, Archivum heraldicum 78, 1964, S. 25 Abb. 2; Schurfeisen, Bayern; Stahl, Dtld.; Steel, Edinburgh), doch auch ohne erkennbaren Bezug auf den Namen (vgl. die Listen bei Konrad Fischnaler,

Ausgewählte Schr., Bd. 3, Innsbr. 1938 [Tirolisch-Vorarlbergischer Wappenschlüssel, 1. Teil, 2.-5. F.], S. 531ff. und [4] S. 221ff. m. Abb.). Zu den F. im Wappen Serbiens vgl. Alexander Solovjev, Istorija srpskog grba, Srpska misao jodina 3, Knjiga V, Melbourne 1958.

F. und Fn. sind in dem der Familie Wal 1536 verliehenen Wappen nebeneinandergestellt (Lorenz Max Rheude, Der dt. Herold 52, 1921, S. 21; [1] Bd. 5 Teil 12, 1925 [1974], S. 34 Taf. 46).

Weitere Beispiele - teilweise in Verbindung mit anderen Geräten - bei [1], vgl. Bd. 5 Teil 4 S. 78 Taf. 85; ebd. Teil 5, 1890 [1972], S. 37, 78 Taf. 43, 85; ebd. Teil 6, 1901 [1972], S. 3f., 29 Taf. 4, 32; ebd. Teil 8, 1909 [1973], S. 3 Taf. 3; ebd. Teil 9, 1912 [1973], S. 9 Taf. 40. Sonst ist der mit anderen Figuren verbundene F. nur dort anzutreffen, wo burgundische Anregungen wirksam waren, z. B. im apokryphen Stadtwappen von Philippeville [4, S. 227].

III. Devisenkunst

Besondere Bedeutung erlangte der F. in der Devisenkunst.

A. Burgund

Hzg. Philipp der Gute von Burgund wählte den aus dem Fn. Funken schlagenden F. 1419 als Devisenbild (zur Begründung vgl. Georges Chastellain, Oeuvres, hg. von Baron H. Kervyn de Lettenhove, Bd. 2, Brüssel 1863, S. 8: er habe die Devise seines Vaters - einen Hobel mit Spänen, Sinnbild der Feindschaft gegen Frankreich - verstärken wollen), dazu das Motto „Ante ferit quam flamma micet“ (auch „micat“, vgl. [8] S. 364).

Der Gebrauch der Devise ist seit 1421 belegt, zuerst durch Fahnen, die Hugues de Boulogne malte ([7] S. 310; ebd. weitere frühe Beispiele). Aus dem Bericht über die Feierlichkeiten anläßlich der Vermählung Philipps des Guten (1430) erfährt man, „fusilz à pierres enflambés“ seien seine Devise gewesen und er habe vor seiner Residenz die bemalte Holzplastik eines hockenden Löwen aufstellen lassen, der in der einen Vorderpranke einen F. gehalten habe, in der anderen einen Fn., aus dem roter und weißer Wein in ein Gefäß floß [2, S. 19]; auch die Turnierrüstung des Guten Herzogs war mit F. übersät (ebd. S. 37, 47).

Dieses Devisenbild wurde zu einem Hauptbestandteil der Insignien des Ordens vom *Goldenen Vlies: die Ordenskette, an der das eigentliche Ordenskleinod, das goldene Widderfell, hängt, besteht aus Gliedern in Form von zwei mit den Handhaben verschränkten F., die jeweils mit einem Funken sprühenden Fn. abwechseln.

Dazu heißt es in der Stiftungsurkunde vom 30.1.1430 (neuen Stils): „nous pour une fois donnerent à chacun des Chevaliers d’icelluy Ordre ung Colier d’or faict à nostre devise, est assavoir par pierres & façons de fuzilz touchans à pierres, dont partent Estincelles ardantes,...“ (zit. nach Joh. Chrn. Lünig, Das teutsche Reichs-Archiv, Bd. 7, Lpz. 1713, S. 187). Statt der vollständigen Ordenskette durfte - ältere, öfters, z. B. 1473 und 1484 beanstandete Praxis [2, S. 22] legalisierend - seit 1516 das Ordenskleinod an einem F. und einem Fn. hängend an einer goldenen Schnur oder einem Seidenband getragen werden (so vielleicht schon auf dem vor 1473 entstandenen Porträt des Pierre de Bauffremont, Gf. von Charuy: Marcel Bergé, Les bâtards de la Maison de Bourgogne ..., L’intermediaire des généalogistes 1955, Nr. 60 S. 378).

Seit 1430 ist das Bild des F. mit dem Fn. in Burgund allenthalben anzutreffen, zumal auf fast allen Siegeln Philipps des Guten und Karls des Kühnen, wo es das Siegelfeld füllt, bei großen Siegeln oft mehrfach wiederholt und Funken über das ganze Feld verstreuend (Olivarius Vredius, Sigilla comitvm Flandriae..., Brügge 1639, S. 80, 85, 94f., 98f.).

Öfters wurde der F. - wie sonst Heroldsröcke, Fahnen und Münzen (vgl. [9] passim) - mit heraldischen Motiven versehen, wobei diese in gleicher Anordnung wie sonst auf dem Wappenschild des Hzg. von Burgund stehen (vgl. z. B. Textilien aus der Burgunderbeute: Abb. 2; [8] S. 186ff. Nr. 85ff., [9] S. 200ff. Nr. 120ff.; für Darstellungen auf Jetons vgl. Frans van Mieris, Histori der Nederlandsche Vorsten, Teil 1, ’s-Gravenhage 1732, S. 98 und 453, Beispiele von 1468 und 1512). Seit Karl dem Kühnen, der seines Vaters Devisenbild übernahm und dazu das Motto „Je l’ai emprins (- bien en adviengne)“ stellte (vgl. die Giov. Candida zugeschr. Medaille, 1474: Hill - Pollard S. 44 Nr. 223), begegnet man häufig der Kombination mit den schräg gekreuzten Aststäben („Andreaskreuz“, vgl. RDK VI 1173f. Abb. 3 und 5; auf Schützenfahnen an deren Stelle Pfeile, z. B. [9] S. 118f. Nr. 60 k-m). Ferner seien genannt die Setzschilde aus der Burgunderbeute [9, S. 188 Nr. 109 Abb. 186] sowie die ungarische Tartsche (János Szendrei, Magyar hadtörténelmi emlékek az ezredéves országos kiállitáson, Budapest 1896, S. 171 Nr. 546 m. Abb.).

Einen Überblick über die Vielzahl von F.darstellungen in Burgund vermittelt die Slg. von Beispielen bei [4] und [6]; sie umfaßt Werke aller Art und jedweder Kunstgattung. Nur wenn F. neben dem hzgl. Wappen erscheinen, darf angenommen werden, daß der Herzog selbst Besitzer oder Auftraggeber des betr. Werkes war; ansonsten dient das Devisenbild als geradezu patriotische Bekundung.

Der Übergang der Herzogswürde von Burgund auf das Haus Habsburg (teils auf die österr., teils auf die span. Linie) führte nach 1477 zu weiterer Verbreitung des F. (und Fn.) im Charakter von Hoheitszeichen.

In erster Linie sind hier Siegel zu nennen (vgl. O. Vredius a. a. O.). Das anscheinend früheste Beispiel datiert schon von 1478, vgl. das Gegensiegel Maximilians und seiner Gemahlin Maria (F. ohne Fn.; ebd. S. 106). Nach deren Tod kommt das Motiv auch in Behördensiegeln vor (Rat von Flandern: ebd. S. 110, 120). An Urkunden Maximilians erscheinen (auf in Flandern gebrauchten Siegeln) Greifen mit F. als Schildhalter [ebd. S. 119f., vgl. Sp. 508). 1517 findet sich das burgundische Devisenbild neben dem Wappen des Königreichs Spanien (ebd. S. 159), mindestens seit 1520 neben der Devise Karls V., damals als Karl I. Kg. von Spanien (ebd. S. 166,173), so auch auf der Pferdedecke des bei seinem Leichenbegängnis 1558 mitgeführten Trauerpferdes (vgl. den Kupferstich von Jean und Lucas Doetechum: [2] Bildtaf.). Die alte Kombination von F. und Fn. mit dem Astkreuz, bei Karl V. eher Ausnahme (1516: O. Vredius a. a. O. S. 159), kehrt später bei Philipp II. häufig wieder (ebd. S. 235, 257, 299).

Ferner findet man F.darstellungen auf Fahnen, zuerst belegbar auf einer Tiroler Fahne, die Maximilian I. in den Schwabenkriegen 1499 an die Schweizer verlor (vier F. in den Winkeln des Astkreuzes, vgl. Luzerner Fahnenbuch Bl. 36: RDK VI 1172 und Albert und Berty Bruckner, Schweizer Fahnenbuch, St. Gallen 1942, S. 156, auch S. 160), und dann häufig nachgewiesen durch die Schlachtenbilder an den Aufbauten der Wagen im Triumphzug Maximilians I., 1536 veröffentlicht (Stanley Appelbaum, The Triumph of M. I., New York 1964, Nr. 91, 95, 100, 102). Als Schmuckmotiv auf Stoffen - Dorsalia der Thronrückwand (bezeugt durch Siegel: O. Vredius a. a. O. S. 138, 159, 182, 153), Pferdedecken (ebd. S. 153; über Fürbug und Gelieger: S. Appelbaum a. a. O. Nr. 123) -, Pferdesätteln (ebd. Nr. 89) usw. war der F. beliebt. Auf dem Brustriegel eines Gewandes von Maria Bianca Sforza, Gemahlin Maximilians I., waren beidseits des Monogramms MB jeweils F. und Astkreuz aufgestickt (Gem. von Bernh. Strigel, um 1505/1510: Gertrud Otto, B. Str., Mchn. und Bln. 1964, S. 70, 102 Nr. 64). Für die dem Motiv (aus politischen Gründen) zuerkannte Bedeutung spricht seine Verwendung an Sockeln der Aufbauten im Triumphzug Maximilians (S. Appelbaum a. a. O. Nr. 2, 107) und auf Wolfg. Reisachers Bucheinbänden der Zeugbücher der österr. Lande, 1515-1519 (Wien, Slg. für Plastik und Kgwb., Inv.nr. 5074-76: Ausst.kat. „Maximilian I. 1459-1519“, Wien 1959, S. 221 Nr. 605, Taf. 84). Äußerliche Anlehnung an die Gestalt des F. zeigt das Fahnenbild auf einer Bundschuhfahne (S. Appelbaum a. a. O. Nr. 135).

Der zum Devisenbestand des habsburgischen Hauses Burgund gehörige, auf den aragonesischen Kannenorden zurückgehende Greif wird nicht nur als Wappenhalter verwendet, sondern auch mit F. und Fn. in den Fängen dargestellt, so aufrecht auf einem Jeton Philipps des Schönen [4, S. 199 Abb. 265] oder hockend mit einem gegen den Funken sprühenden Fn. gerichteten F. auf der Ehrenpforte des Kaisers Maximilian (Ausg. Wien 1885-1886, Taf.bd. Taf. 29, rechts unten; vgl. auch Strauss, Dürer woodcuts, S. 618 Abb. lins oben). - Gelegentlich besorgt anstelle des Greifen ein Löwe das Funkenaufschlagen (vgl. Jetons des Bisch. David von Utrecht, eines Bastards Philipps des Guten, 1488, und Maximilians I., 1491: F. van Mieris a. a. O. [Sp. 506] S. 75f. und 232).

Weitaus am häufigsten kommt das Motiv in Zusammenhang mit dem Goldenen Vlies vor (vgl. etwa das Zeremonienschwert Kaiser Maximilians I., 1496: RDK IV 1106 Abb. 2; mehrfach zeigen Rüstungen des Kaisers sowie von Vliesrittern Ätzmalereien mit Wiedergabe von F. und Fn., teils sogar bewegte Darstellungen des Funkenschlagens, vgl. z. B. die Harnische Karls V., 1521 - ebd. Sp. 1079f. Abb. 3 - und des Wolfgang von Polhaim [?], 1511, Abb. 3). Dieser Überlieferung ist auch eine Reihe von Darstellungen zuzurechnen, denen das Ordenskleinod mangelt, wo die Ordenskette (oder Teile von ihr) um Wappenschilde der Ordensmitglieder gelegt wurde, vgl. z. B. den Holzschnitt auf dem Titelblatt von „Das Buch des heiligen römischen reichs vnnderhalltung“ (Mchn. Der Name des Attributs „[Person“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.] 1501) oder die rudimentäre Kette auf Reichsadlerhumpen (Walter Stengel, K. und K.handwerk 19, 1916, S. 322ff., Abb. 1, 7, 14, 16f., 20); hierher gehört auch die Verwendung in einer Parodie auf die Ordenskette, gemünzt auf den als „Hercules Germaniae“ gefeierten Maximilian I.: das Wappen des mit Celtis befreundeten Regensburger Kanonikers Jan Tolhopf † 1503, zeitweise Rektor der Universitäten Ingolstadt und Leipzig, umgibt ein Stück der Ordenskette, die statt der Fn. Katzenköpfe und anstelle des Kleinods ein - höhnisch „vellus aureum“ bezeichnetes - vierfüßiges Tier zeigt (vgl. Karl Friedr. Leonhardt, Der dt. Herold 45, 1914, S. 57-61).

Außerhalb Flanderns traten F.darstellungen mehr und mehr zurück, nachdem Karl V. die beiden Säulen des Herkules zu seinem Devisenbild erkoren hatte (Karls Signet unter seinem Porträt als österr. Erzhzg. und Kg. von Spanien im Statutenbuch des Ordens vom Goldenen Vlies, vor 1520, zeigt u.a. die beiden Säulen, die von einem F. zusammengehalten werden: vgl. F. J. Schnyder, Archivum heraldicum 81, 1968, S. 58 Abb. 1, und ebd. S. 33).

Habsburg hat später nur noch ein einziges Mal auf die Wiedergabe des F. eingewirkt: sie wandelte sich nach Aufkommen der österr. Fassung des Goldenen Vlieses (etwa um 1800). Der zum Ornament umgeformte F. wurde bei privat anzuschaffenden, zwar nicht in den Statuten, wohl aber im Regelbuch vorgesehenen Halsdekorationen zum Goldenen Vlies mit bildlichen Darstellungen aus der Argonautensage und der zugehörigen (in älteren Devisenbüchern zum Widderfell gestellten) Inschrift „Pretium non vile laborum“ (auch „laboris“ [!]) versehen (vgl. das Goldene Vlies eines Kg. von Sachsen: Fot. Landesbildstelle Sachsen Nr. 62 958f.). Vgl. Carl-Jos. Agricolas Bildnis des jugendlichen Kaisers Franz Josef (Aukt.kat. Michael Zeller, Lindau, XIII. Internat. Bodensee- K.auction, 5.-7. 5. 1975, S. 90 Nr. 1782 m. (Abb.), den „Beytrag zu den Ann. der Ritter-Orden“, Wien 1809, S. 246f., und bes. die Übersetzung von Aristide Michel Perrots „Coll. hist. des ordres de chevalerie civils et militaires“, Paris 1820 (Hist. Slg. aller noch bestehenden Ritterorden der verschiedenen Nationen ..., Lpz. 1821, Taf. XL, 2f.).

B. Italien

Angeregt vom burgundischen Beispiel, dessen in allen Handbüchern der Devisenkunst und der Allegorie gedacht ist, wurde F. und Fn. zu einem häufig benutzten Devisenbild, zumal in Italien (Abb. 5).

Eines der frühesten und originellsten Beispiele ist die Devise des 1482 gestorbenen Federigo Rovere, Hzg. von Urbino: drei kreisförmig angeordnete F. „bedrohen“ einen Fn., können ihm aber nichts anhaben, weil sie sich gegenseitig behindern („Non quovis teror“, auch „... teritur“: [16] Bd. 3 S. 83 Nr. 990; [23] S. 19). - Die Florentiner Illuminatoren Gherardo und Monte di Giovanni fügten F. und Fn. auf der ersten Titelseite des 1487 für Matthias Corvinus geschriebenen Ms. 496 der Morgan Libr. in New York, fol. 1v, zu anderen von ihm geführten Impresenbildern hinzu (Csaba Csapodi und Klára Csapodi-Gárdonyi, Bibl. Corviniana..., Budapest 21978, S. 61f. und 172f., Taf. 46 Nr. 104). Sie finden sich auch in Wien, Österr. Nat.bibl., cod. 654, auf dem zweiten Frontispiz, von Attavante gemalt († Gugl. Fraknói u. a., Bibl. Corvina..., Budapest 1927, S. 79 Abb. S. 125), und im 1488 entstandenen cod. lat. 347 der Széchényi Nat.bibl. Budapest, fol. 1 (Ausst.kat. „Mathias Corvinus und die Renss. in Ungarn 1458-1541“, Schallaburg 1982, S. 421 Nr. 407, Abb. 33). - Auf der von Dionysio Miseroni für Kaiser Ferdinand III. angefertigten Schale hat die Devise auf einer der Gemmen als Bild F. und Fn., die Funken schlagend von zwei Händen gegeneinandergehauen werden (Stig Fogelmarck, Den svenska skattkammarsamlingen, in: En värld i miniatyr. Kring en samling från Gustav II Adolfs tidevarv, o. O. 1982 [Skrifter från Kungl Husgerådskammaren,2],S. 85 Nr. 1, Abb. S. 67, auf der das Motto nicht lesbar ist). - Eine Vorstellung vom vielfältigen Gebrauch des Devisenbildes vermittelt Ferro [22, S. 18-20]. Aus seiner Zusammenstellung von zwei Dutzend Beispielen ist zu entnehmen, daß in zunehmendem Maße der Fn. das für die Allegorie bestimmende Motiv wurde; die Deutungen beziehen sich auf das Feuer, das im Stein verborgen ist und das es herauszuschlagen gilt: das Feuer der Wahrheit, des Glaubens, der Liebe, der Tugenden usw. Der F. bezeichnet dann alle diejenigen und all das, was jenes Feuer hervorbringt. Dieser Aspekt der Auslegung war bestimmend für den zahlreichen und vielfältigen Gebrauch von F. und Fn. in der Allegorie der Neuzeit. Er ermöglichte es z. B. auch Gelehrten und Akademien, sich dieses Devisenbildes zu bedienen (vgl. etwa die Devise der „Occulti“ in Brescia: [23] S. 18, „Exilit, quod delimit“). Vor allem aber wurde er ausschlaggebend für die Übernahme in die Emblematik.

IV. Emblematik

In der Emblematik kam das Bild kurz nach 1550 in Gebrauch. Erste Beispiele findet man bei La Perrière [10, Nr. 53] und Bocchi [11, S. 102f. Symb. 50].

Es erscheint in den Icones, den unterschiedlichen Interpretationen Rechnung tragend, in recht verschiedener bildlicher Wiedergabe. Devisenbildern nächstverwandt sind Icones, in denen F. und Fn. als unbenutzte Utensilien dargestellt sind (vor einer Landschaft: Abb. 9) oder aneinandergestoßen Funken sprühen, öfters auch, von (aus Wolken hervorkommenden) Händen gehalten, aneinander gestoßen werden (Abb. 12; ferner [23] S. 20, auch [32] cl. II Nr. 386, cl. III Nr. 816 und 990, cl. IV Nr. 718; wichtig die Unterscheidung, ob F. und Fn. in den Händen einer Person sind - wie bei [21] S. 180 Nr. 58 - oder in denen von zwei Leuten, so [29] Taf. 39 Nr. 14); gelegentlich wird das Funkenschlagen im Bild eines Glieds von der Ordenskette des Goldenen Vlieses vorgestellt (vgl. [24] Nr. 125). Nur ausnahmsweise wurden inhaltlich bezugreiche Nebenszenen hinzugefügt (vgl. Abb. 7f.). Vom Funkenschlagen sind Abbildungen des Feuerzündens abzusetzen: dieses erfolgt durch Entflammen des Zunders nach Aufschlagen des Fn. (vgl. [19] S. 49 und Abb. 10), es kann auch durch Wiedergabe des bereitgestellten Kastens mit Zunder angedeutet sein. Nur bei Icones, in denen das Feuerzünden geschildert wird, begegnet man Darstellungen der menschlichen Gestalt, so bei La Perrière und Bocchi (a. a. O.), ferner bei Seb. à Matre Dei [26, S. 78] und in den Icones erotischer Embleme ([17] S. 158; [18] Nr. 10).

Auch von den Darstellungen abgesehen, ist in der Verwendung der F. - Fn.-Allegorie der Zusammenhang zwischen Emblematik und Devisenkunst ungewöhnlich eng. Vielfach wurden Motti von Devisen als Lemmata benutzt (z. B. ist die Hälfte der bei [28] verzeichneten Lemmata identisch mit Motti, die Ferro [23] aufgeführt hatte), und auch die Deutungen unterscheiden sich sehr oft nur graduell voneinander, selbst wenn bei den Emblemen der personale Bezug der Devisen aufgehoben ist (so wurde die Rovere-Devise - s. Sp. 509 - zum Emblem auf „Constantia“ umgedeutet: [27] S. 370 Nr. 121, [28] S. 716 Nr. 289).

1. Profanallegorie

In der Profanallegorie erscheint das Bild von F. und Fn. vornehmlich in drei Themenbereichen (für weitere, weniger gebräuchliche Konzeptionen vgl. die Handbücher von Picinelli [27; 28] und Menestrier [30]).

Wie in der Devisenkunst sah man im F. öfters militärische Tugenden versinnbildlicht.

Schnelle Bewegung beim Anschlagen des F. an den Fn. - darin vermutete man den Grund für das Funkensprühen [16, Bd. 3 S. 88] - wurde als Bild des entsprechende Wirkungen erzielenden „miles velox“ erachtet ([27] S. 370 Nr. 127, [28] S. 716f. Nr. 295; vgl. [30] S. 471f. Nr. 7 und [32] cl. II Nr. 386, hier unter Rückgriff auf die Devise Philipps des Guten indirekt den Angehörigen des Ritterordens vom Goldenen Vlies zugeschrieben). Zuschlagen der Feinde wird als erwünschte Gelegenheit begriffen, militärische (und andere) Ehren und Ruhm zu erwerben, denn „Calamitates illustrant“ ([27] S. 369 Nr. 118, [28] S. 715 Nr. 284, „Clarescit ab ictu“, „Duritie flammescit“: ebd. S. 718 Nr. 301, „Illuminat, non perimit“; [29 a] S. 34f., Kupfer XVI Nr. 19: „Claret ab ictu“; vgl. ferner die Auslegungen der Rovere-Devise bei Pietrasanta [25] S. 269 und Menestrier [30] S. 473 Nr. 12 sowie Sp. 509).

Früher - und häufiger - stößt man in der Emblematik auf das Bild des Funkenschlagens (seltener das des Feuerzündens).

Es dient als Hinweis auf das Sichtbarwerden zuvor verborgener Wahrheit, das Enthüllen von Geheimnissen (z. B. [27] S. 370 Nr. 125, [28] S. 716 Nr. 293, „Exilit, quod delituit“; vgl. Sp. 510; [30] S. 472 Nr. 11) oder das Hervorbringen bedeutender Werke (ebd.). Daß dies große Mühe verlange, sah man in dem erforderlichen festen Zuschlagen mit dem F. angedeutet (vgl. [10] Nr. 53); „krachtighe dwang“ vermag sogar weder im F. noch im Fn. Vorhandenes - nämlich Feuer - hervorzubringen ([21] S. 180 Nr. 58, „’t Isser niet in, en ’t komter uyt“). Bocchi gibt zu bedenken, was der Wahrheitsfindung dienlich, was ihr abträglich sei - „ex disputatione veritas patet, contentione evertitur“ [11, S. 102f. Symb. 50] - und umschreibt das zum Ziel führende Verfahren mit dem Feuerschlagen fürs Lampenanzünden (der Grundgedanke kehrt abgewandelt wieder im Emblem auf die „Disputa[tio]“ bei [27] S. 370 Nr. 128 und [28] S. 717 Nr. 296, „Attritu ignis“, „Collisione ignis“).

Das Bild wurde auch auf denjenigen gemünzt, der das Verborgene ans Licht brachte: der Weise „Clarescit ab ictu“ [32, cl. III Nr. 990]. Daß ohne Zwang (= Zuschlagen mit dem F.) manches Werk ungeschaffen, manche Tugend unentdeckt geblieben wäre – vermögen doch F. und Fn. nichts aus sich und sind daher Bild für „auxilium mutuum“ ([27] S. 370 Nr. 126, [28] S. 716 Nr. 294) -, wird öfters betont: „Intus latet“ ([14] S. 5 Nr. 4; vgl. [31] S. 8f. Nr. 4); selbst, „faecunda et feracia ingenia“ bedürfen des sie fordernden Mäzens, denn „Ni suscitetur latet“ [24, Nr. 125]; Rollenhagen fordert mit dem Emblem „Ante ferit, quam flamma micet“ (vgl. Sp. 505) auf: „Vrge opus officii, si cupis esse aliquid“ (Abb. 8).

Emanuele Tesauro zählt das Motto „Pretium non vile laborum“ (s. Sp. 509) zu den „Concetti Heroicoamorosi“ und sieht in ihm eines der Beispiele dafür, daß auch berühmte und allbekannte Zeugnisse in ihrer Konzeption nicht durchweg allen Regeln gerecht wurden (II Cannocchiale Aristotelico O sia Idea dell’arguta et ingeniosa elocutione che serve à tutta l’Arte oratoria, lapidaria, et simbolica, Turin 1654, 51670 [Faks.ausg., hg. und eingeleitet von Aug. Buck, Bad Homburg v. d. H., Bln. und Zh. 1968 (Ars poetica..., Texte 5)], S. 659).

Breiten Raum nehmen die Bilder des Funkenschlagens und des Feuerzündens in der Liebesallegorie ein. Damit wird eine herkömmliche Metapher tradiert, die bereits im Spät-MA in bildlicher Wiedergabe anzutreffen ist (vgl. das im 3.V. 15. Jh. entstandene Gemälde eines westfälischen [?] Meisters im Mus. der bild. Künste zu Leipzig, Inv.nr. 509: Stange, Mal., Bd. 6 S. 13f. Abb 12, und Gebhard Winkler, Mus. der bild. Künste Leipzig, Lpz. 1979, Abb. 6).

Vielzitiertes Vorbild war O. van Veens Emblem „Sine fomite frustra“: ein Erot hält den Kasten mit Zunder bereit, ein zweiter schlägt Feuer auf - „mutuus est vere fomes Amoris, Amor“ ([17] S. 158f.; zum Fortleben vgl. [28] S. 718 Nr. 302 und [30] S. 474 Nr. 18). Hoofts Emblem „In lyden blinck ick“ zeigt den Funken schlagenden Amor, dazu einen Liebhaber, der an eine verschlossene Tür klopft (Abb. 7). Der Fn. gleicht einem seine Begierden nicht zeigenden Liebenden, beide enthalten im Verborgenen Flammen ([27] S. 371 Nr. 131; [28] S. 717 Nr. 229, „Latet intus“, vgl. [23] S. 19; [30] S. 475 Nr. 20). Da der Stein jedoch bei der geringsten Berührung mit dem F. („unico lascivo domesticae faeminae contactu“) Funken („ardores obscaenissimos“) sprüht, konnte Funkenschlagen zum Bild für „Occasio“ werden ([27] S. 370 Nr. 123, [28] S. 716 Nr. 291, „Flamma prosiliet“). Empfindliche sind leicht zu erregen (vgl. auch die Deutungen in bezug auf Choleriker [33, Bd. 3 Nr. 315] und Gereiztheit [27, S. 370 Nr. 124]; s. auch [28] S. 716 Nr. 292, „Vi escandescit“, dazu [23] S. 18 und Abb. S. 20): Ein einziger „geiler Liebesblick kann gantz und gar betören“ ([33] Bd. 3 Nr. 315, „Preso presto“, vgl. ebd. Applicatio moralis S. 48). Auch die Vorstellung, je härter und trockener der Fn. sei, desto mehr Funken spende er (s. [23] S. 19), wurde erotisch ausgelegt: Anfänglicher Abneigung folgt oft größere Liebe ([30] S. 470 Nr. 2, „Ardente piu, quanto e piu dura“); Boschius sah darin eine Satire auf „prodigiosos senes“ ([32] cl. IV Nr. 178, gleiches Lemma); in einem Emblembuch-Ms., in dem Luthers „Kleiner Katechismus“ samt der „Haustafel“ behandelt ist (Abb. 10), wird das Feuerschlagen als Allegorie auf rasch entflammbare „lüstre wittwen ... in schwarzem Trauerflor“ verstanden („Ne nimis credas colaci!“). Durch F. und Fn. können auch „Vera fides et verus amor“ bezeichnet werden ([28 a] S. 39 Nr. 14; [29] S. 39 Nr. 14; [29a] S. 64f., Kupfer XXXI Nr. 8).

Daß auch andere Embleme mit Abbildungen von F. und Fn., Feuerzünden und Funkenschlagen auf die Liebe bezogen wurden, ist den „alba amicorum“ zu entnehmen.

2. Religiöse Allegorie

In der religiösen Allegorie ist die Zahl der einschlägigen Beispiele geringer.

Das Motiv des Feuerzündens ist in Emblembüchern und Postillen mit Vorliebe zur emblematischen Exegese von Textstellen aus dem AT herangezogen worden, seltener der bildlichen Wiedergabe (Beschreibung, dem Zitat) des Tagesevangeliums zugeordnet.

Tretter [19, S. 49f.] fügt das Emblem „Scrutamini“ (Io 5,39) zu IV Reg 4,42-44, dem Typus der Wunderbaren Brotvermehrung (Io 6,1–15, Evangelium am vierten Fastensonntag), der das vorausgehende Emblem gewidmet ist (ebd. S. 48f., „Sufficient lenire famem“); die Icon zeigt durch Feuerschlagen entzündeten Zunder (Beischrift: „Verbi Dei intelligentia“): wer die Hl. Schrift nur nach dem Buchstaben liest, dem ist sie hart wie der Fn. - erst wenn man „Dei spiritu adiutus“ die darin verborgene Kraft herausschlägt, erschließt sie sich (vgl. auch [27] S. 370 Nr. 128 und [28] S. 717 Nr. 296: Emblem auf das Bibelstudium). Im selben Jahre erläuterte Bartolomeo de Rossi die die Nächstenliebe und die „dilectio inimicorum“ preisende Liturgie am Freitag nach dem Aschermittwoch (Evangelium: Mt 5,43-48; 6,1-4) durch das Emblem „Non sine ictu“, dessen Icon das Feuerschlagen zeigen soll (Hieroglyphica symbola ex Sacrae Scripturae arcanis eruta, ..., Verona 1612, S. 9-12). Picinelli vergleicht den F. mit den schmeichelnden Bitten der Delila, die es vermochten, aus Simsons steinhartem Herzen (dem Fn.) das in ihm verborgene Licht – die Lösung des den Philistern gestellten Rätsels – hervorzulocken (vgl. Iudic 14,12-17; [28] S. 716 Nr. 287, „Abstrusum excutit“, vgl. Vergil, Georgica V, 135). Der Abbildung des Gleichnisses vom Sämann (Lc 8,4–15, Evangelium am Sonntag Sexagesimae) und der von II Cor 11,19 und 12,1-9, der Epistel des Tages, gesellte Joh. Ulr. Krauss - mit Bezug auf letztere – das F.-Fn.-Emblem „Percussus concitat ignes / Harte Schläge machen meine Funcken rege“ bei (Hl. Augen= und Gemüths=Lust, Augsb. o. J. [1706], Kupfer 22: Abb. 11).

Bezugnahme auf Maria ist selten. Sie gleicht dem F. durch ihr ständiges Gebet, das in unseren Herzen Feuer entfacht ([26] S. 78ff., „Suscito tu suscipe“).

Embleme auf Heilige:

Unter den Heiligen sind es zumal Märtyrer, die man mit Emblemen feierte, deren Icones das Feuerschlagen zeigen: sie gleichen dem Fn., aus dem durch den F. -durch ihre Passion - das Licht ihrer Tugend hervorgebracht wird (so mit Bezug auf die hll. Stephanus und Laurentius [27] S. 369 Nr. 119 und [28] S. 716 Nr. 285); Cosmas Damian Asam nahm das Zusammenschlagen von F. und Fn., mit dem Lemma „Ex vulnere splendor“ verbunden, in die Serie der Embleme auf den hl. Jakobus d. Ä. auf, die er in der Klosterkirche Ensdorf, Opf., malte (Abb. 12). - Das Bild kann aber auch, zum Lemma „Percussus concipit ignes“ gestellt, auf die Conversio eines Heiligen hinweisen, dann jeweils sehr konkret auf Biographisches bezogen sein: so dient es als Umschreibung des Damaskuserlebnisses des hl. Paulus oder, im Falle des hl. Ignatius von Loyola, seiner Verwundung im Pamplona und der ihr folgenden Abkehr vom Weltleben ([25a] S. 714; [28] S. 718 Nr. 303; [30] S. 473 Nr. 13; [32] cl. I Nr. 403). - Im zweiten von insgesamt fünfzehn Emblemen, die das Leben des hl. Leopold schildern (vgl. Grete Lesky, Jb. des Stiftes Klosterneuburg N. F. 10, 1976, S. 117-173, hier S. 128-131), ist an die fromme Erziehung des Knaben erinnert; die Icon zeigt, wie aus einem Fn. Feuer geschlagen wird, und das Epigramm, in dem das Lemma wiederkehrt, klärt über den Sinn des Bildes auf: „Quam Pietas teneris scintillam suscitat annis, / Crescet, et EX MINIMO MAXIMUS ignis erit“ (nicht Ovid, wie angegeben, auch keine Anspielung auf die F. der Kette vom Goldenen Vlies).

Daneben gibt es eine Reihe weiterer Deutungen, die allgemein auf Religiöses und Religiosen gehen.

In einem Holzschnitt zu „Eine wunderliche weissagung von dem Bapsttumb...“, (Nbg.) 1527, ist Martin Luther u.a. durch einen F. charakterisiert: er wird „mit dem fewereysen das fewer der Christlichen liebe, das erloschen ist, widder auffschlagen vnd anzünden“, nachdem er „das fleisch und alles was fleischlich ist“ in seinen Predigten bekämpft und es abgeschnitten hat wie eine Sichel das Gras (vgl. Heimo Reinitzer, Biblia deutsch. Luthers Bibelübersetzung und ihre Tradition, Hbg. 1983 [Ausst.kat. der Hzg. August Bibl., Nr. 40], S. 20f. Nr. 9, Abb. 8b).

Der F. gleicht dem Prediger, der aus den verhärteten Herzen (=Fn.) der Sünder ([27] S. 370 Nr. 121; [28] S. 716 Nr. 289) Flammen der Liebe zu Gott herausschlägt ([27] S. 371 Nr. 132; [28] S. 716 Nr. 286; [32] cl. III Nr. 816, „Trasse ardor dalle pietre“) - sofern im Menschenherzen nicht Sünden- und Höllenfeuer stecken ([28] S. 717 Nr. 300; [33] Bd. 3 Nr. 315 Anhang S. 48); im Fn. sah man auch ein Bild der Häretiker, die, unbesonnen gegen die Kirche angehend, verhängnisvolle Funken aufstieben lassen [28, S. 716 Nr. 292]. - So häufig wie der F. benutzt wird, soll der Fromme beten, damit aus dem (Eck-)Stein Christus die Funken seines Mitleids und seiner Barmherzigkeit schlagen (ebd. S. 717 Nr. 298). Feueraufschlagen und Lampenanzünden in der Zeit des „lucernarium“ zeigt an, daß man bis zur Nacht des Todes auf das Licht des göttlichen Trostes warten muß [33, Bd. 1 Nr. 326 Anhang S. 47].

V. Ikonologie

In der Ikonologie- zumal in deren Handbüchern - spielen F. und Fn. nur eine sehr bescheidene Rolle.

Ripa erkannte der Personifikation der „Zwietracht“ F. und Fn. als Attribute zu (1593, S. 60; 1603, S. 104ff.), fand damit jedoch wenig Resonanz. Eines der wenigen Beispiele für die Benutzung von Ripas Vorschlag im Bild lieferte F. Ottens (Abb. 13). Ein literarisches Echo findet sich im „Poetischen Trichter“ von Gg. Phil. Harsdörffer (III. Teil, Nbg. 1653, II § 482, S. 467), wo F. und Fn. - als Alternativen zur Wiedergabe eines „Feuerbrandes“ - als Attribute der „Uneinigkeit“ beschrieben sind. – Der erste Teil der Nacht, in den das „lucernarium“ fällt, soll durch eine Feuer für die Lampe aufschlagende Frau vorgestellt werden (Ripa 1603, S. 361; emblematisch verwendet von L. W. Woytt [33] Bd. 1 Nr. 326, dazu ebd. Anhang S. 47). Auch diese Bildkonzeption setzte sich gegen andere nicht durch. Ausnahmsweise findet man F. und Fn. als Attribute der „Nacht“ dargestellt, so in dem von Gottfr. Eichler entw. Kupfer Nr. 16 zu Ripa-Hertel.

Zahlreicher sind graphische Darstellungen, in denen „Labor“ durch den F. (und Feuerschlagen) charakterisiert wird.

Maarten van Heemskercks Darstellung des „Labor“ als Mann, der sich des F. bedient, ist anscheinend die älteste Personifikation mit einem F. als Attribut (1560 dat., vgl. Otto Benesch, Beschr. Kat. der Handzchgn. in der Graph. Slg. Albertina, 2, Wien 1928, S. 16 Nr. 101).

Das gleiche Thema ist auf dem zweiten Blatt der 1563 von Phil. Galle gestochenen Folge „Divitum misera sors“ figurenreicher behandelt (Abb. 6; Hollstein, Dutch Fl. engr., Bd. 8 S. 244 Nr. 347-352; vgl. Ilja M. Veldman, M. v. H. and Dutch humanism in the 16th c., Maarssen 1977, S. 85 Abb. 59). Später hat Heemskerck dem „Labor“ wiederholt den F. als Attribut zugeteilt, ihn ihm „an den Hut gesteckt“ (so auf allen fünf Labor-Darstellungen der Stichserie „Laboris et solertiae natura“, 1572 von Herman Jansz. Muller gestochen: Hollstein a. a. O. S. 248 Nr. 578-583; I. M. Veldman a. a. O. S. 66 Anm. 51; Vorzeichnung zu Hollstein Nr. 581 in der Staatl. Graph. Slg. München, Inv.nr. 1982: 2, s. Ausst.kat. „Neuerwerbungen“, Mchn. 1982, S. 17f. Nr. 21A, m. Abb.). Erstmals bediente sich Heemskerck des F. als Mittel der Charakterisierung auf Bl. 6 des 1559 von Dirck Volkertsz. Coornhert gestochenen „Patientiae triumphus“: hier gehört er zum Fahnenbild des älteren Tobias und soll wohl die ihm auferlegte „Asperitas“ bezeichnen (vgl. die Beischrift; I. M. Veldman a. a. O. S. 66, Abb. 44; Hollstein a. a. O. S. 240 Nr. 125). - Die von Heemskerck ausgehende Tradition setzte Phil. Galle mit einem Kupferstich in der von seinem Enkel Johannes herausgebrachten „Prosographia“ fort (Antw. o. J., Kupfer 20); Corn. Kilianus Dufflaeus steuerte ein Distichon bei, in dem die Attribute des Labor aufgezählt sind: „Et formica, et apis, bovis eximiae, ligo, claua,/Ignitusque silex, sunt tua signa labor“ (s. Fleiß). Auf Bl. 5 einer Stichserie von Dom. Custos, in der arma Christi haltende Engel, die auf Lastern stehen, vorgestellt sind, sieht man über dem die Faulheit mit Füßen tretenden Engel mit Kelch und Schweißtuch eine nach oben offene halbkreisförmige Gloriole, darin zwei Medaillons: im linken ist ein F., im rechten ein Sporn wiedergegeben; wie öfters sind damit wohl die wiederholt als ein Paar abgebildeten Begriffe „Labor“ und „Diligentia“ - als Gegensatz zur Faulheit -apostrophiert (hierzu s. Fleiß; Exemplar in Augsburg, Staats- und Stadtbibl., Graph. Slg.). - Mit der Bildtradition von „Labor“-Darstellungen verknüpft ist die der Feuer schlagenden „Industria“ auf einer der Ehrenpforten, die Rubens zum Einzug des späteren Kaisers Ferdinand III. in Antwerpen entwarf (1635); neben der „Tochter der Armut“ war die Armut, auf die Arbeit der Stammeltern, das geläufigste Exemplum für „Labor“ und „Diligentia“, anspielend, durch einen Mann mit Spaten und eine spinnende Frau mit Kind vorgestellt (Jan Gaspard Gevaerts, Pompa Introitus Honori Serenissimi Principis Ferdinandi Austriaci ... a S.P.Q. Antwerp, decreta et adornata; ..., Antw. 1642 [Ndr. New York 1971], S. 148f., Kupferstich nach S. 166).

Darstellungen des F. und des Feuerschlagens waren naheliegend, wenn das Element Feuer wiederzugeben war.

Entweder liegen F. und andere zum Feuerzünden erforderliche Utensilien zum Gebrauch bereit oder dieser wird geschildert – so zumal in Darstellungen, in denen der Umgang mit dem Feuer geschildert wird (vgl. etwa den Kupferstich im Anhang „Teutsche Speißkammer, von den vier Elementen, Zam und Wilden Thieren...“ zum Kräuterbuch des Hier. Tragus [Bock], 1630: Herb. Freudenthal, Das Feuer im dt. Glauben und Brauch, Bln. und Lpz. 1931, Taf. n. S. 64) -, oder aber der F. wird einer Personifikation des Feuers zugeordnet (auf ihm stehend ist sie wiedergegeben in Girard Thibaut, Acad. de l’espée..., Leiden 1628, 1. Buch: Emblemata Taf. I). Die Allegorie des Feuers von Gius. Arcimboldo trägt eine der Collane des Goldenen Vlieses assimilierte Kette um den Hals, ihr Ohr wird als F. wiedergegeben (Wien, Kh.Mus., 1566: Benno Geiger, I dipinti ghiribizzosi di G. A. [1527-1593], Flor. 1954, Taf. 79). Gleichartig stellte Heinr. Göding (?) dasselbe Thema dar; er gab seiner Feuer-Allegorie einen F. als Nasenrücken ([F. C.] Legrand und [Félix] Sluys, Arcimboldo et les arcimboldesques, Aalter 1955, Taf. 15 d). - „L’Homme de mesnage“ eines anonymen Kupferstechers der Zeit um 1700 hat einen F. als Ohr und raucht eine Pfeife (ebd. Taf. 47a) -man wird erinnert an David Teniers d. J. „Raucherkollegium“, dessen Mitglieder beim Feuerzünden mit F., Fn. und Zunder und beim Gebrauch von Zündfäden und Fidibus (aus franz. „Fil de bois“) zu sehen sind (Dresden, Gem.gal., Nr. 1071: Kat. 1927, S. 118).

Zu den Abbildungen

1. Brüssel, Bibl. roy., ms. 10066-77. fol. 141v, Feuerschlagen. Ill. zum Physiologus-Kapitel „de lapidis igniferis“. Maasgebiet (?), 10. Jh. Nach Stettiner, Prudentius-Hss., Taf.bd. Taf. 177,2 (Ausschnitt).

2. Bern, Bernisches Hist. Mus., Inv.nr. 14, F. und Fn. aus dem Tausendblumenteppich (Ausschnitt; Ges.abb.: [8] Abb. 89). Wirkerei, Wolle, Seide, Gold- und Silberfäden, Ges.maße 3,06 × 6,87 m. Brüssel, Jehan le Haze, 1466. Foto Mus.

3. Wien, Kh. Mus., Waffenslg., Inv.nr. A 107, Funken schlagender Putto. Eisenätzung auf dem Harnisch eines Ritters des Ordens vom Goldenen Vlies (Wolfgang von Polheim?). Innsbruck, Ätzmaler JA (?, TA?), um 1510. Foto Mus.

4. Ingolstadt, Bayer. Armeemus., Morion für Carl Schürff. Eisenätzung. Inschrift: „Carl Schürff Zů Schenwör, Obrister Erbland Jegermaister Der F. Grafschaft Tyrol“. S-Dtld., 2. H. 16. Jh. Foto Scheurer, Ingolstadt.

5. Mailand, Bibl. Trivulzio, cod. 2168 (Slg. von Impresen), Imprese „O MO O MAI“ (,Jetzt oder nie’). Oberital., 2. Dr. 16. Jh. Foto Mus.

6. Maarten van Heemskerck (Entw.) und Phil. Galle (Ausf.), Kupferstich (17,1 × 23,2 cm) aus der Folge „Divitum misera sors“ (Nr. 2). 1563. Foto Staatl. Graph. Slg., Mchn.

7. Philips Serwouters (?), Emblem „In lyden blinck ick“. Kupferstich (8,6 × 11,9 cm) aus P. C. Hooft [18] S. 31 Nr. 10. 1611. Nach dem Orig.

8. Emblem „Antè ferit quam flamma micet“. Kupferstich (14,1 × 10,6 cm) aus G. Rollenhagen [20] Kupfer 41. 1613. Nach dem Orig.

9. Emblem „Inwendig verborgen“. Kupferstich (8,5 cm Dm.) aus G. F. Scharff [31] S. 9. 1968. Nach dem Orig.

10. Emblem „Ne nimis credas colaci“. Kupferstich (9,8 × 7,5 cm) aus einem ohne Titel gebliebenen Emblembuch eines Unbekannten mit emblematischen Darstellungen zu Luthers Kleinem Katechismus, Emblem 46. München, Bibl. des ZM. N-Dtld. (Westfalen?, Niedersachsen?), E. 17. Jh. Foto RDK.

11. Emblem „Percussus concitat ignes / Harte Schläge machen meine Funcken rege“. Kupferstich aus Joh. Ulr. Krauss a. a. O. (Sp. 515) Kupfer 22 (Ausschnitt). 1706. Nach dem Orig.

12. Cosmas Damian Asam, Emblem „Ex vulnere splendor“. Fresko. Ensdorf, Opf., Benediktiner-Klosterkirche St. Jakobus. 1714. Foto Walter Glock, Mchn.

13. Frederik Ottens, Zwietracht, Kupferstich (8,3 × 13,9 cm) aus Poot [34] S. 506. 1743. Foto RDK.

14. Wien, Kh. Mus., Inv.nr. 37750/1 und 2, F. Messingguß, 2,7 × 6,2 und 3,2 × 7,5 cm. Wien, um 1820-30. Foto Mus.

Literatur

Zu II. und III. A: 1. Joh. Siebmachers Großes und allg. Wappenbuch Bd. 5 Teil 4ff., Nbg. 1890ff. (Ndr. Neustadt a. d. Aisch 1972ff.). - 2. Baron H. Kervyn de Lettenhove, La Toison d’or, Brüssel 1907. - 3. Jacques Laurent, Le briquet de la maison de Bourgogne, Rev. franç. d’héraldique et de sigillographie 1, 1938, S. 55-64. - 4. Baron Stalins, Origine et hist. de la Famille Stalins de Flandre, depuis le XIIe s., et du briquet héraldique dit de Bourgogne ou fusil de la Toison d’or, Gent und Paris 1939. - 5. Henri Charles Comte Zeininger, F. oder Buchstabe?, Der Herold für Geschlechter-, Wappen- und Siegelkde. N. F. 2, 1941, S. 88-100. - 6. Baron Stalins, Hist., généalogie et alliances des Stalins de Flandre, depuis le XVIe s., et quelques considérations sur le briquet héraldique dit briquet de Bourgogne ou fusil de la Toison d’or, Gent und Paris 1945. - 7. Victor Tourneur, Les origines d’Ordre de la Toison d’or et la symbolique des insignes de celui-ci, Acad, roy. de Belgique, Bull. de la Classe des Lettres et des Sciences morales et politiques V° sér. 42, 1956, S. 300-23. - 8. Florens Deuchler, Die Burgunderbeute, Bern 1963. - 9. Ausst.kat. „Die Burgunderbeute und Werke burgundischer Hofkunst“, Bern 1969. - 9 a. Ottfried Neubecker, Die Bedeutung von F. und Fn., den Gliedern der Kette des Ordens vom Goldenen Vlies, in: Estudios genealógicos, heráldicos y nobiliarios en honor de Vicente de Cadenas y Vicent, con motivo del XXV aniversario de la revista „Hidalguía“, 1978, S. 73-87.

Zu III. B–IV: 10. Guillaume de La Perrière, La Morosophie, Lyon 1553. - 11. Achille Bocchi, Symbolicarum Quaestionum de universo genere ... libri V, Bol. 1555. - 12. Paradin, Paris 1557. - 13. Ruscelli, Ven. 1572. - 14. Juan de Boria, Empresas morales, Prag 1581.

15. Simon Biralli, Dell’Imprese scelte ..., 2 Bde., Ven. 1600 und 1610. - 16. Typotius. - 17. Otto van Veen, Amorum Emblemata, Antw. 1608.- 18. Pieter Cornelisz. Hooft, Emblemata amatoria, Amst. 1611. - 19. Thomas Tretter, Symbolica vitae Christi meditatio, Braunsberg 1612.-20. Gabr. Rollenhagen, Selectorum Emblematum Centuria secunda, Utrecht 1613. - 21. Roemer Visscher, Sinnepoppen, Amst. 1614 (Ndr. ’s-Gravenhage 1949). -

22. Pierre Dinet, Cinq livres des hieroglyphiques, Paris 1614. - 23. Ferro. - 24. Otto van Veen, Emblemata sive Symbola..., Brüssel 1624. - 25. Silvestro Pietrasanta, De symbolis heroicis libri IX, Antw. 1634. - 25 a. Imago primi saeculi Societatis Iesv ..., Antw. 1640. - 26. Seb. à Matre Dei, Firmamentum symbolicum ..., Lublin 1652. - 27. Piattelli Bd. 2. - 28. Picinelli-Erath. - 28 a. Dan de La Feuille, Emblemes et devises, Amst. 1691. - 29. „Emblematische Gemüths-Vergnügungen..., Augsb. 1693 (21695). - 29 a. Aug- und Gemueth-belustigendes Sinn-Bilder-Cabinett,..., Nbg. (Joh. Chr. Weigel) o. J. -30. Claude-Franç. Menestrier, Philosophia imaginum..., Amst. 1695. - 31. Gg. Friedr. Scharff, Joannes de Borja Moralische Sinnbilder, Bln. 1698. - 32. Boschius. - 33. Laur. Wolfg. Wyott, Emblematischer Parnassus, ..., 3 Bde., Augsb. 1727-1730. - 34. Poot Bd. 2.

Verweise