Epauletten
englisch: Shoulder-straps; französisch: Épaulettes; italienisch: Spalline.
Herbert Knötel (1962)
RDK V, 807–810
Die E. (Einzahl: das Epaulett, seltener die Epaulette) sind auf der Schulter befestigte, schmückende Uniformteile, die – oft als Rangabzeichen – in den meisten europäischen Heeren vom 18.–20. Jh. getragen wurden.
Das Wort E. (von frz. épaule = Schulter stammend und in Deutschland seit 1776 nachweisbar) bezeichnete in Frankreich bereits im 14. Jh. das Schulterstück des Pourpoint. Eine Verbindung von hier zum militärischen E. ist ebensowenig zu finden wie zum Schulterstück (Achsel, épaulière) des Harnischs des 14.–16. Jh.
Die eigentliche Urform des – heute noch in einigen Staaten gebräuchlichen – E. ist der auf einer oder auf beiden Schultern befindliche Bandelierhalter (s. Dragoner Kap. II: RDK IV 371). Mit Fransen besetzt, nahm dieser die Bezeichnung E. an, die bald international gebräuchlich wurde. Unter dem Marschall Belle-Isle wurde im Jahre 1759 das E. zum Offiziers- und in den folgenden Jahren durch besondere Ausschmückung zum Rangabzeichen.
In Süddeutschland wurde das E. bereits im 3. Dr. 18. Jh. heimisch. Unter dem bayerischen Heeresorganisator Graf Rumford (1784–99 in bayer. Diensten) wurde es in eigentümlicher Form (Abb. 1) für alle Truppenteile und Dienstgrade eingeführt. Durch die Französische Revolution und das Kaiserreich beeinflußt schlossen sich die meisten Rheinbundstaaten dem französischen Uniformierungssystem an, wodurch das E. weite Verbreitung fand. Besonders wurde es als Auszeichnung von Eliteformationen, mit Metallschuppen belegt von der Kavallerie und aus goldenem oder silbernem Gespinst als Offiziersabzeichen getragen. Aus der ursprünglichen Form des „Dragoners“, dessen Enden ausgefranst und von einem Querriegel gehalten waren, entwickelten sich durch Versteifung der Knopfleiste der „Schieber“, durch gerundete bzw. ovale Verbreiterung des Außenendes das „Feld“ und durch Gespinst- oder Metalleinfassung des Feldes der „Halbmond“ als selbständige Elemente (s. Abb. 1).
In vielen deutschen Staaten war das E. im 19. Jh., meist mit Metallschuppen belegt, bei der Kavallerie sehr beliebt. Die Mehrzahl der sächsischen berittenen Truppen behielt es bis zum ersten Weltkrieg.
In der preußischen Armee war das E., abgesehen von ganz kurzlebigen Freiformationen während des Siebenjährigen und des Bayerischen Erbfolgekrieges und einigen weiteren seltenen Ausnahmen, bis zum Jahre 1814 nicht heimisch. In diesem Jahre wurde es als Offiziersabzeichen offiziell eingeführt (Abb. 2). 1824 bekamen auch die Mannschaften der Ulanen die E. Die Formen von Offiziers-E. und Ulanen-E. wurden – abgesehen von modischen Veränderungen – bis zum Jahre 1914 beibehalten. Die Vorschrift über die Abschaffung datiert vom Herbst 1915. Während der kurzen Regierungsperiode Kaiser Friedrichs III. waren die E. schon einmal verschwunden. Auch auf Ziviluniformen der Beamten, der Ritterschaften und der Provinzialstände wurden häufig E. getragen, und zwar in einigen deutschen Staaten zeitiger als bei der Armee.
In Deutschland hat die Marine die E. am längsten geführt, und zwar bis zum zweiten Weltkriege, da sie sich in Paradeuniform bei Auslandsfahrten dem internationalen Gebrauch anpassen wollte.
Zu den Abbildungen
1. Verschiedene Formen des Epauletts. Zeichnung des Verfassers.
2. Franz Krüger (1797–1857), Bildnis des Prinzen August von Preußen, Ausschnitt (im Hintergrund Bildnis der Madame Récamier nach Fr. Gérard). Öl auf Lwd., Orig.Gr. 63 × 47 cm (Gesamtabb.: Max Osborn, F.K., Bielefeld u. Lpz. 1910, Abb. 15), Ausschnitt 45 × 21 cm. Um 1835. Berlin, Nat.Gal. Inv.Nr. 609/1926. Fot. Mus.
Verweise
Empfohlene Zitierweise: Knötel, Herbert , Epauletten, in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. V (1962), Sp. 807–810; in: RDK Labor, URL: <https://www.rdklabor.de/w/?oldid=93207> [09.11.2024]
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