Empore
englisch: Gallery; französisch: Tribune; italienisch: Tribuna, matroneo, galleria.
Hans Martin von Erffa (Kap. I–V) und Ernst Gall † 5. 8. 1958 (Kap. VI) (1960)
RDK V, 261–322
I. Begriff und Namen
E. nennt man in der Kirchen- und Profanbaukunst einen zum Aufenthalt von Personen bestimmten, erhöhten Einbau bzw. Raumteil, der mit dem Hauptraum Verbindung hat, an die Außenmauer angelehnt und durch Treppen erreichbar ist. Ungenau werden die Bezeichnungen Galerie und „Tribüne“ (frz. tribune, ital. tribuna = E.) auch für E. gebraucht (im Theaterbau ist „Galerie“ gerechtfertigt). Nicht zu den E. rechnen die meist in der Mauerstärke laufenden Triforien, ferner Oratorien (s. Sp. 294), Laufgänge, Zwerggalerien sowie die nur durch Stufen über den Hauptraum erhöhten Raumteile (z. B. Estraden).
Mit dem ahd. Wort bor (= Höhe, oberer Raum) wurde sowohl mhd. borkirche (alemannisch borkilche seit 1303), porkirche (Dürer, Tagebuch; dort auch pahrkirche: 19. 8. 1520) für die E. wie auch ahd. in bore, mhd. enbor(e), frühnhd. entbor, embor, empor (= in der Höhe: ortsbezeichnend, heute nur noch richtungweisend = in die Höhe) gebildet. Im 16./17. Jh. gebrauchte man für E. die Namen Borkirche und Emporkirche nebeneinander, erst das 18. Jh. verkürzte zu Empor(e). Joh. Chr. Adelung erklärte um 1775 Borkirche für unverständlich und gemein (Grimm 2, 243), doch noch Chr. Ludw. Stieglitz (Enc. der bürgerl. Bauk. 2, Lpz. 1794, S. 51) hat Por-Kirche neben Empor-Kirche = „eine in einer Kirche erhöhte Bühne, worauf Stühle und Sitze für die Zuhörer angebracht sind“. Bei Grimm (3, 343) findet sich neben die auch das Empor, bei Daniel Sanders (Hdwb. d. dt. Sprache, Lpz. 19006, S. 201) gar der Empor = erhöhter Raum. Heute braucht man einheitlich die Empore. Davon abgeleitet ist der formgeschichtliche Begriff „Emporenkirche“ für sakrale Längsbauten des MA, in denen seitliche E. Teil der Gesamtkonzeption sind (Rave 1924 [4]; s. V. B). Im Norddeutschen findet sich in älteren Quellen für E. der Name Prieche (von brüge = Brettergerüst: Grimm 2, 422; ebd. 7, 2115), der heute nur noch mundartlich für den Kirchenstuhl gilt. Das Schwäbische kennt den Ausdruck Mannkirche für die E., die in prot. Gemeinden als Platz für die Männer bestimmt sein können (vgl. RDK III 853/54, Abb. 1).
II. Vorkommen und Arten; Lage im Kirchenbau
E. finden sich in allen Arten von Kirchenbauten: in Zentral- wie in Längsbauten, in Basiliken, Hallen- und Saalkirchen; innerhalb einer Kirche können sie im Langhaus über Seitenschiffen und Seitenkapellen, im Querschiff, Chor und Altarhaus, über Chorumgängen und in Westbauten errichtet werden. E. kommen in Bischofs-, Stifts- und Klosterkirchen – und zwar bei Mönchs- und Nonnenklöstern – ebenso vor wie in Pfarrkirchen, Pfalz- und Burgkapellen, Grabbauten und Taufkapellen. In evangelischen und reformierten Pfarrkirchen sind E. häufig, auch trifft man sie in Brüder- und Betsälen an. Bei Profanbauten finden sich E. in Festsälen und verwandten Räumen (s. Kap. V.G). Andererseits ist aber die ma. „Emporenkirche“ kunstgeographisch auf bestimmte Verbreitungsgebiete mit entschiedenen Schwerpunkten beschränkt. Für die Normandie und England, Franzien, Champagne, Picardie, Schelde, Maas und Rheinland, für die Auvergne, die Lombardei mit Emilia und für Apulien wird das Gesamtbild hoch-ma. Architektur wesentlich von den E.-Bauten geprägt. Damit ist – entgegen aller Wahrscheinlichkeit – erwiesen, daß die E. nicht allein, nicht einmal hauptsächlich vom Zweck her zu verstehen ist, sondern zugleich Element künstlerischer Raumgestaltung war (Mitt. Dr. Erich Kubach, Speyer). – Auch die Neuzeit kennt gewisse Schwerpunkte im E.-Bau: so bevorzugte z. B. der prot. Kirchenbau Nord- und Mitteldeutschlands E. an den Seitenwänden und an der Westwand, während katholische Kirchenbauten Süddeutschlands und Österreichs zur Barockzeit fast stets West-E., doch seltener seitliche E. oder Chor-E. haben.
In ma. Zentralbauten begleiten die E. als Hochgeschoß über dem Umgang den mittleren Hauptraum; bei komplizierteren Zentralbauten ist eine E.-Anlage die Regel. Dies trifft allerdings für die Barockzeit nicht zu (s. V. D). In Basiliken wurden E. vor allem über den Seitenschiffen errichtet, und zwar unterscheidet man hierbei – nach Rave [4] – unechte, halbechte, echte und Schein-E. (s. Abb. 1); in Hallenkirchen und Stufenhallen haben die E. üblicherweise, wie in Basiliken, ihren Platz über den Seitenschiffen (Abb. 2). Nur selten kommen E. allein auf einer Seite des Langhauses vor (Oberbreisig Krs. Ahrweiler: Nordseite; Hecklingen Krs. Bernburg, Enkenbach Krs. Kaiserslautern: Südseite). In vielen Längsbauten nimmt eine E. auch die westliche Schmalseite des Hauptraums ein. Dies ist im MA besonders in Nonnenklosterkirchen der Fall; die West-E. heißt dann auch „Nonnenchor“. Für Westwerke ist die E. konstituierendes Element, in Westchorhallen treten E.-ähnliche Räume an ihre Stelle; dagegen dürfen Turmkapellen in Westtürmen, selbst wenn sie in mehr oder weniger klarer Verbindung zum Mittelschiff der Kirche stehen, nicht zu den E. gezählt werden. In den Querschiffen laufen E. an allen Wänden um, wenn das Querschiff dreischiffig angelegt ist und die E. des Langhauses mit denen der Choranlage Verbindung haben sollen (Limburg a. d. L.: Abb. 14); ist das Querschiff einschiffig angelegt, so haben die Nord- und Südwände zuweilen E. (Abb. 35), oder es führt ein Laufgang von den Langhaus- zu den Chor-E. (Abb. 23). Wird das E.-System nach Osten fortgesetzt, so begleiten E. Chor und Altarhaus, zumal wenn Seitenchöre angelegt sind und ein Chorumgang vorhanden ist; sie bilden dann deren Obergeschoß. Seitliche E. im Chor können, wenn sie allein vorkommen oder von den übrigen E. getrennt sind, als Oratorien dienen. Die Chororgel war, namentlich im späteren MA, häufig auf E. gestellt (Orgelbühne, Musikchor, s. Orgel-E.; Abb. 16). Zu den selteneren Anlagen, bedingt durch Funktion (s. IV), gehören an der Ostwand durchlaufende (Regensburg, St. Ulrich, 13. Jh.) oder über dem Sanktuarium liegende E. (Westchor von St. Sebald in Nürnberg; Vilgertshofen, Wies), ferner E., die den größten Teil des Langhauses einnehmen (z. B. in Nonnenklosterkirchen: Himmelspforten b. Würzburg, Seligenthal b. Landshut) oder die Kirche in der Querrichtung zweiteilen (Nonnenchor in Altomünster).
In protestantischen Pfarrkirchen (s. V. D. 2 sowie Kirchenbau, prot.) ist die Anlage von E. die Regel. Sie nehmen fast immer die Westseite ein, wo sie der Orgel (s. a. Orgel-E.) und dem Kirchenchor Platz bieten und darum oft von großer Tiefe sind, und begleiten, häufig in zwei oder mehr Geschossen, die Seitenwände; hierbei reichen sie in manchen Kirchen bis zur Altarwand oder sind auch an dieser entlanggeführt (Niederoderwitz, Abb. 27; Stalle: RDK IV 261/62, Abb. 16). Zuweilen werden in prot. Kirchen die Kirchenstühle (Priechen), soweit sie hochgeschossig liegen, in die E. einbezogen bzw. bilden einen Teil von ihr (Abb. 28).
III. Bauliche Gestaltung
Es ist zu unterscheiden zwischen E., die von Anfang an im Plan des betreffenden Bauwerks vorgesehen waren, und solchen, die nachträglich einem bestehenden Bau eingefügt wurden (Abb. 31). Ist das erstere der Fall, so waren die E., zumal im ma. Kirchenbau, ein fester Bestandteil im architektonischen Gefüge. Sie sind – in dreischiffigen Bauten – meist zwischen Außenmauer und Stützenstellung eingespannt, werden von diesen getragen und verspannen ihrerseits zugleich, besonders in Gewölbebauten, die tragenden Teile miteinander. Diese Aufgabe fällt den E. besonders in Hallenkirchen (Abb. 2), aber auch in Basiliken zu. Seltener stehen E. in Seitenschiffen auf eigenen, an die Wand angelehnten Stein- oder Holzgerüsten; sie können auch, wie es namentlich in der Spätgotik zur Gewinnung von Seitenkapellen geschah, zwischen die eingezogenen Strebepfeiler gespannt werden (Salzburg, Chor der Franziskanerkirche; Annaberg: Abb. 18). Zum Mittelschiff ruhen die E. gewöhnlich auf den die Obergadenwand tragenden bzw. (bei Hallen) die Schiffe trennenden Pfeilern oder Säulen. Ihr Fußboden liegt auf Balkenkonstruktionen oder auf Gewölben; er kann zu den darunterliegenden Räumen hin durchbrochen sein (Abb. 24).
Neben diesen auf Stützen ruhenden E. finden sich frei vor die Wand kragende (z. B. RDK IV 265/66, Abb. 18), zumal in Saalkirchen (Abb. 2 rechts) und dort, wo E. nachträglich eingefügt wurden; sie sind dann gewöhnlich in Holzkonstruktion ausgeführt. Daneben gibt es vereinzelt frei in den Kirchenraum vorkragende E. auf kühnen Gewölbekonstruktionen (z. B. den Augsburger Simpertusbogen: Abb. 17). Zwischen Türmen eingespannte West-E. können ebenfalls in das Msch. vorkragen, auf eigenen Stützen stehen oder auch zurückschwingen.
Man unterscheidet nach der Konstruktion offene und gedeckte E. Die offenen E. werden bei Saalkirchen bevorzugt, wo sie auf Stützen ruhen oder freitragend der Wand angefügt sind (bei mehrgeschossigen E. bildet der Boden des nächsthöheren E.-Geschosses die Decke des darunterliegenden; das oberste Geschoß ist dann meist offen: Abb. 30). Die gedeckten E. haben Flachdecken oder Gewölbe und öffnen sich zum Kirchenraum in Arkaden oder rechteckigen Öffnungen. Die Arkaden können sehr verschiedenartig gebildet sein, von fensterartigen Mauerdurchbrüchen über einfache, fortlaufende Bogenstellungen (Abb. 3) zwischen Säulen und Pfeilern, über Zwillings-, Drillings- oder mehrfache Bögen (Abb. 6, 7 und 9) bis zu großen, das Einzeljoch (Abb. 8) oder die ganze E. übergreifenden Bögen (s. die Abb. bei Rave [4]). Eingebaute hölzerne E. öffnen sich meist weiter zum Hauptraum als gemauerte, da die Öffnungen, wenn überhaupt, nur durch Pfosten unterteilt sind (Abb. 30). Doch gibt es auch, hier wie im Steinbau, geschlossene E., die zum Hauptraum nur mit vergitterten oder verglasten Wänden geöffnet sind (Abb. 25).
Zum Schutz der auf den E. befindlichen Personen sind nach dem Hauptraum zu Brüstungen aus Stein, Stuck, Metall oder Holz angebracht, die geschlossen oder durchbrochen gearbeitet sein können (s. a. Docke, Dockengeländer). Nonnen-E. tragen oft über der geschlossenen Brüstung ein durchbrochenes, meist hölzernes Gitter, das die Nonnen gegen Sicht aus dem Kirchenraum schützt und doch den Blick zum Altar ermöglicht.
IV. Zweck
Die Gründe, die zur Errichtung von E. in Kirchen geführt haben, können liturgischer, statischer, praktischer oder ästhetischer Art sein. Keiner dieser Gründe muß allein zur Entstehung der E. geführt haben, und auch im einzelnen Kirchenbauwerk mögen den Bauherrn oder Baumeister durchaus mehrere Gründe gleichzeitig zur Errichtung von E. veranlaßt haben.
1. Die Absonderung bestimmter Gruppen von Gläubigen von der übrigen Gemeinde ist durch die Einführung von E. erleichtert. So hatten im Gebiet der Ostkirche die E. vor allem anderen den Zweck, den Frauen einen abgesonderten Platz zur Teilnahme am Gottesdienst zu bieten. In manchen protestantischen Gemeinden Deutschlands haben umgekehrt die Frauen im Kirchenschiff, die Männer auf der E. ihren Platz (Mitteldeutschland, Schwaben). Die Trennung der Nonnen von den Laien ist in Stifts- und Klosterkirchen des MA (Gernrode: Abb. 4; Essen: Abb. 5; Nonnberg: RDK II 265, Abb. 18) wie der Neuzeit (Eichstätt, St. Walburg: Abb. 25) häufig durch Nonnen-E. erfolgt; seltener, doch nicht ganz unbekannt, sind Mönchs-E. zu demselben Zweck (s. a. Psallierchor). Die Absonderung des Hofstaats von der übrigen Gemeinde erfolgte in Hofkirchen (Aachen: RDK I 1039, Abb. 1), Burg- und Schloßkapellen (Torgau: Abb. 19; Augustusburg: RDK I 1049, Abb. 9) oft durch E. (s. aber Doppelkapelle; zur Frage der für den Kaiser reservierten E. und der sog. „Kaiserkirchen“ s. Westwerk). Auch die Unterbringung der Sänger in der Kirche, abgesetzt von der Gemeinde auf erhöhtem Platz, hat zur Entstehung von E. geführt (s. a. VI).
2. Im Gewölbebau übernimmt die E. die Aufgabe, die Gewölbe des Mittelschiffs zu widerlagern. Damit sind z. B. Vorhandensein und Form der E. in den E.-Kirchen der Auvergne zu erklären ([4] S. 49ff.; Abb. 11). Gewölbe (Halbtonnen, Quertonnen, Kreuzgewölbe) und Trennwände (Schwibbogen, Gurte u. a.) fangen den Seitenschub der Mittelschifftonne ab und leiten ihn auf die Außenmauern weiter. Ähnliche Funktionen haben die E. aber auch in nach-ma. Kirchenbauten mit nach innen gezogenen Streben (z. B. St. Michael in München und die Kirchen des Vorarlberger Schemas: Abb. 22 und 23). – Bei fünfschiffigen Kirchen mit E. über dem inneren Seitenschiff wird der Schub vom Mittelschiff stufenweise über die E. auf das äußere Seitenschiff weitergeleitet (Abb. 2). – Im Aufbau der Mittelschiffswände können die E.-Öffnungen außerdem zur Wanderleichterung dienen.
3. Der nach rationalen Gesichtspunkten nächstliegende Zweck der E., „die für die Teilnehmer am Gottesdienst zur Verfügung stehende Bodenfläche zu vergrößern“ (J. Jahn, Wörterbuch der K., Stg. 19503), hat wohl kaum ihre Entstehung allein verursacht. Er kann teilweise für die Kirchen des frühen und hohen MA geltend gemacht werden, zumal für kleinere Pfarrkirchen, bei denen man den benötigten Raum für die Gemeinde aus Kostenersparnisgründen lieber durch zweigeschossige Seitenschiffe als durch größere Bodenerstreckung gewann. Das gleiche gilt zweifellos auch für große Teile des protestantischen Kirchenbaus, bei dem noch der praktische Gesichtspunkt hinzukam, daß die ganze Gemeinde in Hörweite der Kanzel untergebracht werden mußte: darum die tiefen oder mehrgeschossigen E.-Anlagen in vielen prot. Kirchen (Abb. 27–31, 33). Gründe der Zweckmäßigkeit mögen auch darin gesehen werden, daß die E. in den an den großen Pilgerstraßen liegenden Kirchen als Unterbringungs- und Übernachtungsräume für Pilger dienen konnten, wenn daran Bedarf war. Weiterhin waren die E. – insbesondere die um den ganzen Kirchenraum herumgeführten – als Prozessionsweg dienlich; für das MA läßt sich jedoch nicht nachweisen, daß E. zu diesem Zweck errichtet wurden. In einigen barocken kath. Wallfahrtskirchen sind E. mit dieser Absicht angelegt und mit Altären versehen worden („Umgangs-E.“: Andechs, Wies), doch sind hierbei die E. eher als Laufgänge zu bezeichnen, da sie im allgemeinen nicht zum Aufenthalt, sondern zum Umgang gedacht sind (es gibt allerdings eine Anzahl Fälle, in denen – aus verschiedenen Gründen – Altäre auf den E. errichtet wurden).
4. Die künstlerische Bedeutung der E. als Mittel der Wandgliederung oberhalb der Arkaden zeigt sich am deutlichsten in den ma. E.-Kirchen (auch die Anlage von unechten und Schein-E. – Abb. 12 – hat neben statischen noch ästhetische Gründe). In Frankreich kam dem E.-Kirchenbau, bei dem offensichtlichen Streben nach Betonung des Gliederbaus in einigen Landschaften, künstlerisch entscheidende Bedeutung zu. Im nach-ma. Sakralbau haben die E. wesentlichen Anteil an der Schaffung und Durchgestaltung eines eigenständigen protestantischen Kirchenraums (Dresden, Frauenkirche: Abb. 28); doch sind sie auch im katholischen Kirchenbau ein formbestimmendes Element überall dort geworden, wo sie in Saalkirchen mit eingezogenen Streben auftreten (z. B. Abb. 22 und 23). Die barocke Orgel-E. endlich ist ein unentbehrliches Gliederungsmittel für die innere Gestaltung der Westwand der Kirchen des 17./18. Jh. geworden (Abb. 26). Bei der Beurteilung der künstlerischen Bedeutung von E.-Anlagen im Kirchenraum ist jedoch stets danach zu fragen, ob sie Teil der Gesamtkonzeption oder spätere Einfügung sind.
V. Geschichte
A. Altertum und frühchristliche Zeit
Als Vorstufen für die eigentlichen E. können die zweigeschossigen, den ma. Schein-E. verwandten Säulenstellungen in der Cella griechischer Tempel gelten (z. B. im Poseidontempel zu Paestum, im Parthenon, im Aphaiatempel zu Aegina, im Zeustempel zu Olympia: vgl. Aug. Choisy, Hist. de l’architecture Bd. 1, Paris ca. 1900, S. 383f. und 436–52; Jos. Durm, Hdb. der Archit. II, 1, Lpz. 19103, S. 430f.). Vitruv erwähnt E. über den Wandelgängen der römischen Fora (Buch V, Kap. 1, § 2 u. 3) sowie in römischen Marktbasiliken (ebd. § 5), wobei er die obere Ordnung um ein Viertel kleiner zu bilden empfiehlt als die tragende (vgl. a. Choisy a.a.O. S. 567f.). Die Basilica Julia wie die Basilica Ulpia in Rom hatten um den ganzen Rechteckraum herum derartige Obergeschosse und konnten so den christlichen E.-Basiliken als Vorbild dienen (s.a. RAC 1, Sp. 1225–59).
Die ältesten basilikalen Kirchen mit E. über den Seitenschiffen entstanden im oströmischen Reich. Für die im Auftrag Kaiser Konstantins d. Gr. erbaute Grabeskirche in Jerusalem ist die Anlage von E. sowohl in der Anastasisrotunde wie in dem fünfschiffigen Langhaus, dem Martyrion, bezeugt. Die Annahme, daß die E. in den ältesten christlichen Kirchen des Ostens auf die Vorbilder palästinensischer Synagogen zurückzuführen seien [1, Bd. 1, S. 207], muß unbewiesen bleiben, da die datierbaren der in ihrem Aufbau bekannten Synagogen jüngeren Datums sind. Ein Hinweis auf den Salomonischen Tempel in Jerusalem wäre insofern verfehlt, als dort die dreigeschossigen Umgänge mit ihren Kammern keine Verbindung mit dem Hauptraum hatten.
Ein bis 1917 gut erhaltenes Beispiel für frühchristliche Basiliken mit E. war die fünfschiffige Demetrioskirche in Saloniki aus dem 5. Jh.; die E. liefen hier sowohl über den inneren und den äußeren Ssch. – wenngleich in verschiedenen Niveauhöhen – wie auch in den Qusch.-Flügeln hin. Schon die große Basilika des Menasheiligtums in Ägypten (um 400) hatte E. über Ssch. und Qusch. Die Basilika des Johannes Studios in Konstantinopel (463) und die später zur Moschee Eski Djuma umgebaute Kirche in Saloniki (5. Jh.) hatten ebenfalls E. über den Ssch., dazu noch über dem westlichen Narthex.
In Nordafrika wurden nur vereinzelt Basiliken mit E. von Grund auf als solche errichtet (Tigzirt, Thebessa); meist handelt es sich hier um nachträgliche Einbauten unter byzantinischem Einfluß (z. B. Matifu, Tipasa). In Syrien fehlen E. in Basiliken fast durchweg (einige Ausnahmen im Hauran), in Kleinasien meistens (Ausnahme: große Basilika in Bin-bir-kilisse, wohl nach justinianisch); dagegen hatten die hellenistischen Basiliken in Griechenland häufiger E. (Beispiel: Basilika A in Theben, Thessalien, A. 5. Jh.).
Den Vorteilen der E.-Anlage stand aber in den reinen Basiliken der Nachteil gegenüber, daß das Msch. durch die meist kleinen, stark nach oben gedrängten Obergadenfenster nicht ausreichend belichtet wurde (eine gewisse Höhenerstreckung des Msch. konnte aus konstruktiven Gründen nicht überschritten werden). Diesen Nachteil vermied die im 5. Jh. aufkommende Kuppelbasilika mit Emporen, wie sie in frühen Beispielen aus Kleinasien bekannt ist (Kodja-Kalessi und Meriamlik, beide 2. H. 5. Jh.). Dem 6. Jh. gehören die E. zwischen den Kuppelpfeilern in der dreischiffigen, kuppelgewölbten Basilika der hl. Irene in Konstantinopel sowie in der großen Kuppelbasilika von Kasr-ibn-Wardan in Syrien an.
Die vielfältigen Zentralbauten der frühchristlichen und byzantinischen Architektur waren häufig mit E. versehen. Am Anfang stehen das Oktogon von Antiochia (331), eine große Kuppelkirche, deren Gestaltung uns aus einer Beschreibung des Eusebius bekannt ist, und das hiervon abhängige Martyrion von Nazianz in Kappadokien, um 374 (Rep. f. Kw. 36, 1913, 181–202). Die bedeutendsten Beispiele späterer Zeit sind Ag. Sergios und Bakchos (2. V. 6. Jh.) und die Hagia Sophia in Konstantinopel (532–37, die letztere der Kuppelbasilika angenähert), ferner die untergegangene justinianische Apostelkirche mit in allen vier Kreuzarmen umlaufenden E. sowie die Hagia Sophia in Saloniki (wohl 3. V. 6. Jh.); auf italienischem Boden S. Lorenzo in Mailand (1. H. 5. Jh.) und vor allem S. Vitale in Ravenna (2. V. 6. Jh.; RDK IV 566, Abb. 3 r), als Langbau vielleicht die Bischofskirche von Salona in Dalmatien. Aus späterer Zeit sind besonders zu nennen das Katholikon von Hosios Lukas in Phokis (10./11. Jh.) und wohl auch S. Marco in Venedig, wo heute nur laufgangartige E. auf Bogen die Msch.-Pfeiler miteinander verspannen, ursprünglich aber möglicherweise echte E. vorhanden waren (Röm. Jb. f. Kg. 3, 1939, 180f.).
Die als gynaikaia oder matronaea bezeichneten E. dienten zur Unterbringung der Frauen während des Gottesdienstes (vgl. die Beschreibung der Hagia Sophia von Paulos Silentiarios). Die Trennung der Geschlechter – die auch auf andere Weise baulichen Ausdruck finden konnte – war aber nicht der allein entscheidende Grund für die Anlage von E. Wesentlich war auch die hellenistische Neigung zu einem strukturell durchgeführten Aufbau, wobei es darauf ankam, die geschlossenen Wandflächen möglichst weitgehend durch Bogen oder Gebälke tragende Pfeiler- und Säulenreihen zu ersetzen (einen Kanon der oströmischen E.-Basilika weist F. W. Deichmann nach: Röm. Mitt. 55, 1940, 121). In Italien entsprach die Basilika ohne E. der im weströmischen Reich herrschenden, die Wand stärker betonenden Gesinnung eher.
Die ältesten E. in Rom waren die später entfernten der ersten Basilika von S. Croce in Gerusalemme (1. H. 4. Jh.), die in einen Saal des Palastes der Kaiserin Helena eingebaut war. Die E. im Ostteil von S. Lorenzo fuori le mura (2. H. 6. Jh.) verdanken ihre Entstehung der Bauanlage über dem Märtyrergrab im Gelände eines Hügels, so daß man ursprünglich die nur relativ kurze Kirche auf den E. betrat und von hier aus auf das Grab hinabsehen konnte. Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse in S. Agnese f. l. m. (2. V. 7. Jh.; Abb. 3), wo jedoch die Basilika nach einheitlichem Plan errichtet ist und auch an der Westwand E. aufweist (Heinr. Holtzinger, Hdb. der Archit. II, 3, 1, Stg. 18992, S. 46–54, Abb. 42–51). Wenngleich auch in diesen Kirchen die E. beim Gottesdienst von den Gläubigen benutzt worden sein dürften, kann man doch, da dies nicht die Ursache ihrer Entstehung war, nicht uneingeschränkt von E.-Basiliken sprechen. Auch später noch stand Rom, verglichen mit dem Ostreich, den E. ablehnend gegenüber.
Die von Leo III. (795–816) neu erbaute Kirche S. Susanna besaß E. im Langhaus. S. Cecilia in Trastevere soll im Bau des 9. Jh. E. gehabt haben, die später entfernt wurden. Danach wurde in Rom nur noch die Kirche SS. Quattro Coronati aus dem A. 12. Jh. mit E. erbaut (Federico Hermanin, L’arte in Roma dal sec. VIII al XIV, Bologna 1945, S. 31f.).
Für Gallien läßt sich bei einigen wenigen Kirchen des 5. Jh. das Vorhandensein von E. vermuten: St. Pierre in Vienne, Clermont-Ferrand und Tours ([4] S. 30f.; das für Vienne genannte tribunal [Knögel Nr. 251] muß jedoch nicht notwendig als E. verstanden werden). Für St. Gereon in Köln hat man aus der Notiz bei Venantius „alter in excelso pendulus ordo datur“ (Knögel Nr. 906) fälschlich auf E. geschlossen.
B. Romanik
Bis um das Jahr 1000 hielt im Abendland die Abneigung gegenüber dem E.-Bau an. Wo Langhaus-E. errichtet wurden, geschah es fast immer unter oströmischem Einfluß. Wenn auch karolingische Westwerke (z. B. Wilh. Effmann, Centula, Münster i. W. 1912, S. 98–100), Westquerbauten (Büdingen, Passau, Essen: W. Zimmermann, Das Münster zu Essen, Essen 1956, S. 206–08) und Zentralbauten (z. B. Aachen: RDK I 1039, Abb. 1) mit E.-Geschossen versehen waren, sind doch karolingische Längs-E. bisher nicht mit Sicherheit nachgewiesen (Quellennachrichten für St. Servatius in Fontanella-St.-Wandrille, M. 8. Jh., und für die Kath. von Le Mans, gew. 834, geben keine genügenden Anhaltspunkte: Schlosser, Schriftquellen Nr. 860; ders., Die abendländ. Klosteranlage des fr. MA, Wien 1889, S. 29; [4] S. 44). Dagegen können E. in den Querschiffarmen verschiedener karolingischer Kirchen Westfrankens vermutet werden (Centula, Jumièges, Bayeux: s. Irmingard Achter, Zur Rekonstruktion der karol. Klosterkirche Centula, Zs. f. Kg. 19, 1956, 143–54, wo auch Aufzählung späterer Beispiele; s. a. Querschiff).
In Deutschland erhielt die Benediktinerinnen-Stiftskirche St. Cyriakus in Gernrode (Abb. 4; RDK I 1040, Abb. 2), die nach dem ersten Bauplan wohl noch als Basilika ohne E. begonnen worden war, wahrscheinlich erst nach dem Eingreifen Ottos II. und der Kaiserin Theophanu um 973 E. über den Seitenschiffen und im Westbau; die Betonung der Langhausmitte durch einen Pfeiler unterbricht hier kaum den gleichmäßigen Rhythmus der Arkadenöffnungen, von denen je zwei durch einen Blendbogen übergriffen werden (die übergreifende Ordnung kennt schon die frühchristl. Baukunst: Mailand, S. Simpliciano). Auch die Benediktinerinnenkirche auf dem Münzenberg in Quedlinburg hatte E. im Msch. und eine westliche Quer-E. Für weitere Ottonische Bauten konnten Langhaus-E. bisher nicht nachgewiesen werden (s. a. Hans Jantzen, Ottonische Kunst, Mchn. 1947; Louis Grodecki, L’architecture ottonienne, Paris 1958, S. 200ff.), doch ist der „Reichtum an Hochgeschossen ... für die ottonische Zeit geradezu bezeichnend“ [3, S. 45]. Gemeint sind die E. über den Chorkapellen von St. Maximin in Trier und St. Severin in Köln, die West-E. von St. Cäcilien in Köln und die des Essener Münsters (Abb. 5), die Querschiff-E. von St. Michael in Hildesheim (Abb. 35; H. Beseler u. H. Roggenkamp, Die Michaelskirche in H., Bln. 1954, S. 93f.; vielleicht auch im Magdeburger Dom?: ebd. Anm. 193). Die ringförmigen E. der ottonischen Zentralbauten (Alter Turm in Mettlach; St. Peter in Wimpfen; St. Johann in Lüttich; Ottmarsheim i. E.; s. a. Westwerk) waren meist mit West-E. und Chor-E. verbunden; weiterhin finden sich E. in zentralen Westwerken (Köln, St. Pantaleon; Münstereifel), vor allem aber in zahlreichen ottonisch-salischen Westbauten (Basel, Münster; Straßburg, Münster; Mainz, Ostbau des Doms und vielleicht Westbau von St. Stephan; Halberstadt, U.L.F.; Dome in Merseburg, Speyer, Hildesheim, Minden u. a.: s. [3] S. 45f. u. 72). Langhaus-E. aus salischer Zeit sind nicht bekannt. In Frankreich sind – abgesehen von einigen früheren, aber nicht gesicherten E.-Kirchen (Bull. mon. 111, 1953, 270) und dem wichtigen Zentralbau St. Bénigne in Dijon – erst seit etwa 1000 bedeutende E.-Kirchen errichtet worden: die Abteikirchen St. Remi in Reims (1005–49; Abb. 10; der geschlossene Wandcharakter ist durch das got. Dienstsystem gestört) und Montier-en-Der sowie vor allem, als fünfschiffige Bauten, die Kath. von Orleans (um 1000; Bull. mon. 68, 1904, 323) und St. Martin in Tours (ebd. 107, 1949, 26–32; Schein-E.?: Art. Ball. 25, 1943, Abb. 16; zum ganzen s. a. Grodecki a.a.O. S. 238f.). Hiermit setzte die große Reihe der romanischen E.-Kirchen Frankreichs ein. Daß die Anlage der E. nicht allein aus Gründen der Zweckmäßigkeit, sondern auch aus solchen künstlerischer Wandgliederung erfolgte, zeigen die Schein-E. von Vignory (gew. 1050) ebenso wie die den E.-Öffnungen nachgebildeten Blendarkaden, z. B. in St. Étienne in Nevers (1063–97), und die E.-artigen Dachstuhlöffnungen („Pultdachtriforium“: [5] S. 114) wie in Bernay (Normandie, um 1013–40) und Mont-St.-Michel (RDK III 1469, Abb. 1; um 1060 – Ende 11. Jh.). Neben und nach diesen nord- bzw. mittelfranzösischen E.-Kirchen – zu denen um M. 11. Jh. noch Jumièges trat – gewann vor allem die Auvergne für die Weiterentwicklung der E. Bedeutung (Felix Witting, Kirchenbauten der Auvergne, Straßburg 1904; Congr. arch. 61, 1895, und 87, 1924; Bernard Craplet, Auvergne roman, o. O. 1955); Beispiele: St. Nectaire, um 1080; Clermont-Ferrand, N.-D.-du-Port, um 1145ff.: Abb. 11; Orcival, St. Austremoine, A. 12. Jh.; Issoire, St. Paul, um 1130 bis 1150; St. Saturnin, 2. H. 12. Jh. Die Besonderheit der E.-Kirchen dieser Schule liegt in der Tatsache, daß das Msch. zufolge seiner Tonnenwölbung sein Licht nicht durch Obergadenfenster, sondern indirekt durch die E. empfängt. Die E. sitzen sehr hoch; sie sind mit Halbtonnen gewölbt und helfen so, den Schub der Msch.-Tonne abzufangen. Für die Vergrößerung des benutzbaren Kirchenraums scheinen sie dagegen keine Bedeutung gehabt zu haben: es fehlen Brüstungen, zuweilen selbst Treppen. Den auvergnatischen E.-Kirchen lassen sich u. a. auch die Kirchen St. Martial in Limoges (gew. 1095), Ste. Foi in Conques (A. 12. Jh.), St. Sernin in Toulouse (1. H. 12. Jh.) sowie in Burgund die Vorkirche von Vézélay anschließen; in ihnen haben jedoch die tiefer liegenden und weiter geöffneten E. eine stärkere Bindung zum Hauptraum als in den eigentlichen auvergnatischen E.-Kirchen. Diesem offeneren Typus folgt auch die kleine Gruppe der E.-Bauten um die Wallfahrtskirche Santiago de Compostela (1075–1128), während in Südfrankreich durch den Einfluß der burgundischen Bauschule (Cluny III: RDK III 813 bis 820) die Weiterentwicklung der E.-Kirchen zunächst abbrach. Wohl mit Recht ist vermutet worden, daß die E. in den großen, an der Pilgerstraße vom Rheinland nach Santiago gelegenen Kirchen auch für die nächtliche Unterbringung der Pilger dienten.
In den E.-Bauten der Normandie, an deren Anfang Jumièges steht, lassen sich zwei Gruppen reiner E.-Kirchen unterscheiden, deren wichtigste Beispiele St. Étienne in Caen (1064–73) und Cerisy-la-Fôret (um 1070) sind: Caen mit E.-Öffnungen in voller Breite der Msch.-Arkade, Cerisy mit eingestellten Säulchen und Zwillingsbogen (heute vermauert).
Von diesen zwei normannischen Stammtypen hat mit der Eroberung Englands auch der dortige E.-Kirchenbau seinen Ausgang genommen. Hier waren E. außerordentlich beliebt und verbreitet, obwohl weder statische noch praktische Gründe ihre Errichtung notwendig machten [4, S. 61f.]. Als bedeutendste Bauten (Benediktinerabteikirchen bzw. Kathedralen) sind zu nennen: St. Albans (1077 bis 1115), Norwich (1100–45), Selby (beg. 1123) in der Nachfolge von Caen; Winchester (1079–1107), Durham (1099–1128), Ely (1100–30), Chichester (1114–23), Rochester (1115–30) und Peterborough (beg. 1118) in der Nachfolge von Cerisy.
Während in Brabant (Tournai; Soignies) im 12. Jh. noch einmal selbständige E.-Kirchen entstanden, leiteten einige von Mont-St.-Michel abhängige E.-Kirchen Englands (Tewkesbury; Gloucester) und Nordfrankreichs (Beauvais, St. Étienne; Lillers, St. Omer) – sei es durch flache, laufgangartige E.-Anlagen, sei es durch Einbau eines Laufstegs über einer echten E. – bereits zu den gotischen E.-Kirchen über (s. V. C).
In Italien [4, S. 73–93] haben wir im Dom zu Pisa, beg. 1063, ein bedeutendes Werk der E.-Baukunst des 11. Jh. Über den inneren und den äußeren Ssch. des fünfschiffigen Langhauses und Ostbaus wie über den Abseiten des dreischiffigen Querhauses sind E. angelegt. Mit Recht weist Hans Thümmler hier auf den byzantischen Einfluß hin (Röm. Jb. f. Kg. 3, 1939, 186f.: vgl. mit Ag. Demetrios in Saloniki). Qusch.-E. in der Art von St. Michael in Hildesheim finden sich im Dom von Aquileja (um 1027ff.), eine West-E. in S. Abbondio in Como (um 1063ff.). Während vom Pisaner Dom ausgehende Wirkungen im 12. Jh. einige toskanische E.-Kirchen ins Leben riefen (Dom in Lucca, S. Antimo bei Siena; Stefan Burger, L’architettura romanica in lucchesia ed i suoi rapporti con Pisa, Ann. della Scuola normale sup. di Pisa Ser. II, 22, 1954, 121–28), war – wohl z.T. unter normannischem, z. T. unter byzantinischem Einfluß – auch in Süditalien eine Gruppe romanischer E.-Kirchen entstanden (Bari, S. Nicola, 1087–1105; Dome zu Trani, um 1100, Bari, 1156ff., Bitonto, um 1200, und Ruvo, 2. V. 13. Jh.; Pfalzkirche Friedrichs II. in Altamura, 1220–31; zum Ganzen s. Émile Bertaux, L’art dans l’Italie méridionale, Paris 1904). Die Benennung matroneo für die italienischen E. deutet an, daß sie zur Benutzung durch Frauen erbaut waren. Als letztes ist eine Anzahl Basiliken und Hallenkirchen des 12./13. Jh. in der Lombardei zu nennen: Mailand, S. Sepolcro, gew. 1110; Como, S. Fedele, 1. H. 12. Jh.; Mailand, S. Ambrogio, um 1128ff. (Rich. Krautheimer, Jb. f. Kw. 1928, 190); Dome zu Parma, 1130ff., Modena, gew. 1184, und Ferrara, beg. 1135; Pavia, S. Michele, und Verona, S. Lorenzo (Abb. 13), 2. H. 12. Jh.; Dom von Zara in Dalmatien, 3. V. 13. Jh. (s. Arthur Kingsley Porter, Lombard Architecture, 3 Bde., New Haven 1917). Sie strahlte gewisse Wirkungen auf Oberdeutschland aus.
Während in den französischen Bauschulen sich die E.-Kirchen zu festumrissenen Gruppen zusammenschließen, ist dies in Deutschland nicht der Fall. Es scheint, daß die E. nach Bedarf oder kirchlicher Zugehörigkeit errichtet wurden, nur zuweilen aus künstlerischen Gründen. E. finden sich weniger in den großen, richtungweisenden Bauten als in kleineren Stifts- und Pfarrkirchen. Die weitaus größte Zahl der E.-Kirchen liegt im Rheinland, vornehmlich am Mittel- und Niederrhein. Nur eine kleine Anzahl von E.-Kirchen verteilt sich auf Mittel- und Norddeutschland, wo der E.-Bau unter rheinischem Einfluß steht, und das oberrheinisch-schweizerische Gebiet, wo ein Einströmen lombardischen Gedankenguts zu vermuten ist.
Die rheinischen E. gehören nicht nur zu Nonnenklosterkirchen, obwohl in diesen der E.-Bau weiterhin gebräuchlich war und am ehesten einem klar umrissenen Zweck folgte; St. Ursula in Köln (2. V. 12. Jh.; Abb. 6) mit Seiten- und West-E. und St. Quirin in Neuß (1209–20) sind als frühes und spätes Beispiel zu nennen, dazu Hochelten mit unechten E. (gew. 1129). Zu den ältesten bekannten Pfarrkirchen mit E. gehören am Mittelrhein Niederlahnstein (um 1148; Abb. 7), am Niederrhein St. Servatius in Siegburg (1169ff.). Die Entwicklung verläuft bis zu den spätroman. E.-Kirchen planvoll und durch gotisierende Tendenzen kaum gestört: am Mittelrhein Dietkirchen, Koblenz U.L.F., Boppard und kleinere Kirchen des Lahntals, alle 2. H. 12. Jh., dazu Andernach (Ende 12./ A. 13. Jh.) und seine Nachfolgebauten (Paul Klein, Die Andernacher Bauhütte, Bonn 1932); an der Grenze zum Niederrhein eine Gruppe spätroman. E.-Kirchen um die Pfarrkirche von Sinzig (2. V. 13. Jh.); am Niederrhein St. Johann Bapt., gew. 1210, und S. M. Lyskirchen in Köln, um 1220, sowie Hilden b. Düsseldorf, 2. V. 13. Jh. Die E. all dieser Kirchen sind selten ganz zum Msch. offen, in den meisten Fällen öffnen sie sich in Zwillings- (Andernach), Vierlings(Niederlahnstein) oder einer der verschiedenen Formen des Drillingsbogens (Sinzig; s. a. RDK IV 563–66, Abb. 1 u. 2). Der Einbau von hochgelegenen, laufgangartigen E. im Trierer Dom muß als Sonderfall hier beiseitebleiben. Erwähnung verdient noch die halbechte E. der Deutschordenskirche in Nideggen b. Düren, nach 1219. Vom Mittel- und Niederrhein abgesehen sind die wichtigsten romanischen E.-Kirchen die zu einer Gruppe oberitalienisch beeinflußter Bauten gehörigen Münster von Zürich (2. H. 12. Jh.), Basel (1185ff.; Abb. 9) und Freiburg i. Br. (um 1200, nicht ausgeführt) sowie die Damenstiftskirche Andlau i. E. (1161ff.). In Westfalen sind E. selten; warum Rave der Nonnenklosterkirche von Langenhorst Krs. Steinfurt (1. V. 13. Jh.) den Charakter als E.-Kirche abspricht (E. über den Ssch. und im Westbau), bleibt unerfindlich [4, S. 132]. Einem Umbau des 1. V. 13. Jh. entstammt die (restaurierte) Chor-E. der Klosterkirche auf dem Petersberg b. Halle (Abb. 8); in Hecklingen Krs. Bernburg erhielt die Benediktinerinnenkirche bei einem Umbau um 1220–30 nur über dem südl. Ssch. und im Westen E. Ein Sonderfall ist der „Bischofsgang“ über dem Chorumgang des Magdeburger Doms (1220ff.); die im Lhs. urspr. geplanten E. wurden später aufgegeben, wie überhaupt die mitteldeutsche Romanik der E. ablehnend gegenüberstand (Halberstadt, Dom). Eine halbechte E. hat Arnstadt i. Thür. – Zu den deutschen E.-Kirchen ist dann noch die Benediktinerinnenkirche St. Georg auf dem Hradschin in Prag zu zählen. In Bayern scheint es – außer der den Doppelkapellen verwandten Ulrichskirche in Regensburg (nach 1230; s. a. Sp. 264) – keine E.-Kirchen gegeben zu haben; in Österreich ist besonders Klosterneuburg zu erwähnen: der Neubau der Stiftskirche, nach 1158, steht wie die gleichzeitige Marienkirche in Utrecht (zerst.) in lombardischen Schulzusammenhängen (E. Gall, Jb. f. Kw. 1923, 34–41). Ein Zentralbau mit E. in den Eckräumen war die Kirche auf dem Harlungerberg b. Brandenburg a.d. Havel (wohl 1. H. 13. Jh.).
Als letztes sind noch die romanischen E.-Kirchen Dänemarks zu nennen: unter rheinischem Einfluß (Köln, St. Ursula) die Dome von Ripen (nach 1176) und Viborg (12. Jh.), ersterer mit urspr. unechten E., die um 1242 eingewölbt wurden, letzterer mit halbechten E.; in der Nachfolge von Tournai der Dom von Roskilde, A. 13. Jh., mit E. im Lhs. und Chorumgang, verbunden durch hölzerne Laufstege im Querschiff.
C. Gotik
Im Norden Frankreichs waren die ersten Schritte zu einem neuen Aufrißsystem bereits im 11. Jh. erfolgt. Neben den E.-Kirchen entwickelten sich Kirchentypen ohne E. mit dreigeschossiger Wandgliederung: an die Stelle der E. traten blinde oder echte Triforien (Beauvais, St. Étienne, 1. H. 12. Jh.) oder auch nur Laufgänge vor den Fenstern. Das Triforium darf jedoch nicht einfach als eine verkümmerte E. angesehen werden; seine Erfindung entspricht vielmehr einer Tendenz, die zur Gotik führte: dem Hauptraum eine zweifache Raumgrenze zu geben. Während in St. Étienne in Caen der Laufgang noch in der Fensterregion liegt, sind in St. Germer (1132) E. mit darüberliegenden Dachgeschoßöffnungen, in Tournai (1135–71) E. und Blendtriforium vereinigt. Damit ist der viergeschossige Aufriß, der die erste Stufe der Frühgotik kennzeichnet, in Bauten, die ihren Einzelformen nach noch romanisches Gepräge zeigen, bereits vorhanden. In der Île de France hat dann seit Mitte 12. Jh. der E.-Bau noch eine kurze, aber sehr hohe Blütezeit erlebt.
Die Kath. von Noyon, Senlis, Laon und Paris (RDK III 1471–74, Abb. 3 u. 4) sowie die Kollegiatkirche N.-D.-en-Vaux in Châlons-sur-Marne kennzeichnen Höhepunkt, Entwicklung und Möglichkeiten. „Innerhalb der frühgotischen Aufrißbildungen durchläuft die Gestaltung jenes Wandabschnitts zwischen Arkade und Lichtgaden eine Reihe verschiedener Versuche, ehe die Triforiengalerie sich gewissermaßen im Wettbewerb als das für den gotischen Hochschiffaufriß ergiebigste Motiv erweist“ (Hans Jantzen, Kunst der Gotik, Hbg. 1957, S. 28). Daneben gibt es in dieser Epoche E.-Basiliken ohne Triforium (Mantes, Kollegiatkirche N.-D.), unechte E. (St. Leu-d’Esserent, um 1190), Schein-E. (Eu, Abb. 12) und das hübsche Motiv der zwischen E. und Fenstergaden eingefügten Blendrosen (ehem. Paris, N.-D.; Chars b. Paris). Seit Ende 12. Jh. verschwinden die Lhs.-E. aus dem gotischen Kirchenbau Frankreichs.
Im Early English gehört die E. nicht zu den typischen Kennzeichen des Wandaufrisses. Nur in den Chören der Kath. von Lincoln (1192ff. und 1256ff.) und Ely (1235ff.) sowie in dem – stärker als die übrigen Bauten vom Festland beeinflußten – Langhaus von Westminster Abbey in London (1245ff.) sind echte E. angelegt. Dagegen finden sich schon seit M. 12. Jh. oft unechte oder halbechte E. (z. B. Ripon, 1154–81; Wells und Chor von Canterbury, 4. V. 12. Jh.; Lincoln Lhs., nach 1200). Im weiteren Verlauf des 13. Jh. wurde dann die Mittelzone ganz aufgegeben.
Wie im nordfranzösischen spätromanischen E.-Kirchenbau, so setzen auch in der rheinischen Spätromanik einige Kirchen eine Kenntnis des Systems der Gotik voraus. Hierzu gehören ebenso reine E.-Kirchen wie Neuß (1209ff.), U.L.F. in Roermond (1218–30) und die Abteikirche in Werden (1256–75) wie auch Kirchen mit Triforien anstelle der E., z. B. Groß St. Martin in Köln (1230–40) und das Bonner Münster (1239ff.?). Im Oberbau des Zentralraums von St. Gereon in Köln (1219 bis 1227) wird die Auseinandersetzung mit der frz. Frühgotik noch deutlicher. Etwa gleichzeitig wurde im Magdeburger Domchor, in Abänderung des urspr. streng gotischen Plans, über dem Umgang eine E. in der Formsprache der Zisterzienser von Maulbronn errichtet. Derjenige E.-Bau auf deutschem Boden, der sich am meisten vom frühgotischen viergeschossigen System aneignete – zugleich eine der schönsten E.-Kirchen überhaupt – ist die Stiftskirche St. Georg in Limburg a. d. Lahn (um 1220 bis 1235; Abb. 14; Ernst Gall in: Fs. für Ad. Goldschmidt z. 60. Geb., Lpz. 1923, S. 7–24). Hier war eine zunächst nach dem Vorbild von Andernach (s. o.) angelegte E.-Basilika durch unmittelbaren frz. Einfluß (Laon) in eine Kirche mit viergeschossigem Aufbau umgestaltet worden: Arkadenzone, E., Triforium und Fensterregion. Die E. laufen über den Ssch., dem Qusch. und dem östlichen Chorumgang durch. Einen Aufriß in vier Geschossen, doch noch ganz im Charakter der rheinischen spätromanischen Tradition, schuf man (nach der Weihe von Limburg) in Bacharach, um M. 13. Jh. – Mit dem vollen Einbruch der Gotik in Deutschland im 2. Dr. 13. Jh. fand die Geschichte der Lhs.-E. hier ihr vorläufiges Ende. Doch gab es im 13. und 14. Jh. eine Anzahl Kirchen, bes. in Franken (Aub, Abb. 15, Haßfurt; Frauenaurach), die die Tradition der romanischen West-E. bewahrten: auf Pfeilern in den Raum gestellte E. tragen die Orgel und lassen unter sich Platz für eine Vorhalle. Ungebrochen geht diese Tradition in die Neuzeit weiter (s. a. RDK IV 250, Abb. 8; 258, Abb. 14; RDK II 265, Abb. 18). Ein Sonderfall ist die zwölfeckige Benediktinerkirche in Ettal, 1330ff., mit nahezu geschlossener E. (für den Aufenthalt der Ritterfrauen ?) über den – zur Kirche geschlossenen – Kapellenräumen des Erdgeschosses.
Im frühen 15. Jh. beginnt ein neues Kapitel in der Geschichte der E.: die Anlage von Seitenkapellen zwischen eingezogenen Strebepfeilern wird dazu ausgenutzt, über den Kapellen E. anzulegen. Das früheste bekannte Beispiel ist St. Martin in Amberg (1421), wo die E. nicht nur im Lhs., sondern auch im Umgangschor an der Außenwand herumgeführt ist. Doch hatte schon nach 1351 Heinrich Parler im Chor der Hl. Kreuzkirche von Schwäbisch Gmünd die Voraussetzung zu einer völlig neuen Bedeutung der Außenwand für die Raumstruktur geschaffen (Kurt Gerstenberg, Dt. Sondergotik, Mchn. 1913, S. 38–40): ein kräftig dominierendes Gesims, um die Dienste verkröpft, teilt die Wand des Hallenchors in zwei gleichwertige Zonen, Kapellen- und Fensterzone. Mit der Anlage von E. über dem Gesims wurde seit dem 15. Jh. die zweigeschossige Gliederung der Wand zum wichtigsten Motiv des E.-Baus, in drei- wie in einschiffigen Kirchen. In immer neuen Varianten beschäftigte der Gedanke die Architekten nun bis ins 19. Jh. In der Spätgotik gewann der Kirchenraum durch die E. eine bis dahin unbekannte Horizontalisierung.
Als österreichische Beispiele für diesen Typ sind Drosendorf N.Ö. (1461–64) und Eberndorf i. Kärnten (sp. 15. Jh.) zu nennen. Am klarsten tritt der Gedanke in einer Gruppe obersächsisch-erzgebirgischer Bauten zutage (sächsischer Silberbergbau seit 1441).
Das früheste Beispiel, der Freiberger Dom, entstand noch in Umwandlung einer älteren Anlage. Bedeutendster Bau ist die St. Annenkirche in Annaberg (1499–1520; Abb. 18), wo die E., verhältnismäßig niedrig zwischen die Strebepfeiler gespannt, flache Seitenkapellen unter sich haben. In der Stadtkirche zu Pirna (1502–46) sind die E. etwas später, doch noch im 16. Jh. zugefügt. In St. Wolfgang in Schneeberg (1515–16) lief die E. auf allen vier Seiten um (zerst. 1944; hierbei entdeckte Einzelheiten der E.-Konstruktion s. [17] Anm. 19). Das E.-Motiv wanderte, begünstigt z. T. durch den Raumbedarf der Kirchen seit der Reformation, von hier weiter nach Osten und Norden: Brüx in Böhmen (1517); Wittenberg, Schloßkirche (einschiffig, voll. 1499); Halle, U.L.F. (1530–36); Leipzig, Thomaskirche (E. erst 1570 eingebaut); Dresden, ehem. Schloßkapelle (einsch., 1550); Schwerin, Schloßkirche (1560 bis 1563). Einen ununterbrochenen Umgang zu schaffen, wurden die E. entweder um die Strebepfeiler verkröpft (Annaberg), oder diese weichen im Obergeschoß etwas zur Wand zurück (Schneeberg), oder Durchlässe in den Strebepfeilern stellen die Verbindung her (Amberg).
Auch spätgotische Hallenkirchen wurden zuweilen mit E. über den Ssch. errichtet bzw. nachträglich versehen.
Das frühe Ahrweiler (A. 14. Jh.) darf noch als Reminiszenz der mittelrheinischen spätroman. E.-Kirchen vom Typ Sinzig angesehen werden. Es folgen Heidelberg, Hl. Geist (1410–36), wo die E. als „Literey“ (Archiv) diente, und St. Goar (1444ff.). Einbauten des sp. 15. und fr. 16. Jh. finden sich in Kitzingen, St. Valentin in Kiedrich, St. Leonhard in Frankfurt a. M., St. Peter und St. Kolumba in Köln und St. Jakobi in Stettin. – Das Lhs. von St. Barbara in Kuttenberg, Böhmen, bietet eine einheitliche E.-Basilika (1520–47).
D. Renaissance und Barock
Wie schon die spätgotischen mitteldeutschen Beispiele zeigten, ist die Grenze zwischen MA und Neuzeit im E.-Bau fließend. Das wird auch bei Betrachtung der Jesuitenkirchen deutlich. Das seit dem späteren 15. Jh. stark angewachsene Interesse an der innerhalb des Gottesdienstes zu größerer Bedeutung gelangten Predigt war im 16. Jh. im prot. wie im kath. Kirchenbau der Anlage von E. förderlich. Der von gegenreformatorischer Frömmigkeit belebten Form der öffentlichen und allgemeinen Andacht kamen die in einzelne Abschnitte unterteilten, Oratorien vergleichbaren E. zustatten.
Im Gegensatz zu spät-ma. E.-Anlagen besitzen viele E. der Neuzeit eine den praktischen Bedürfnissen gleichwertige künstlerische Funktion. Die formale Gestaltung der E. ist daher seit dem 16. Jh. vielfach – wie sonst nur in der spätromanischen und frühgotischen Zeit – dem Stilwandel unterworfen; im Grunde läßt sich die Fülle der Möglichkeiten als Variation weniger Haupttypen erklären.
1. katholische Kirchen
Die E. in Jesuitenkirchen [11] werden in einigen Quellen (1582, 1616) als chori pensiles = hängende Chöre bezeichnet; sie waren aber nicht den Ordensmitgliedern, allenfalls den Schülern des Kollegs, insbesondere jedoch den männlichen Laien vorbehalten (Mannslauben, -chöre, -haus). Auf den E. wurde, namentlich in der niederrheinischen Ordensprovinz, Beichte gehört; deshalb stehen auf ihnen öfters Beichtstühle ([11] I, S. 256; II, S. 341). E. waren aber für Jesuitenkirchen weder Vorschrift noch unumgänglich notwendig, wie ihr Fehlen in wichtigen Frühbauten (z. B. Dillingen) zeigt; West-E. dagegen, oft zweigeschossig gebildet, gab es nahezu überall. Immerhin fällt die große Vorliebe der Jesuiten für Lhs.-E. auf. Sie tritt in der niederrheinischen Provinz im späten 16. und 1. H. 17. Jh., in der oberdeutschen in der 2. H. 17. Jh. am deutlichsten zutage.
Eine geschlossene Gruppe bilden die E.-Basiliken der in den rheinischen Jesuitenprovinzen gepflegten posthumen Gotik (Engelbert Kirschbaum, Dt. Nachgotik, Augsburg 1930): die Jesuitenkirchen in Münster i. W. (1590–98) und Koblenz (1613–17) mit Dach-E., die zu Molsheim i. E. (1615–17), Köln (1618–29; Abb. 21), Aachen (1618–27), Hildesheim (Umbau mit Holz-E. 1655) und Paderborn (1682 bis 1692) mit echten E.; E. in einigen Saalkirchen, vorkragend oder zwischen eingezogenen Streben, lassen sich angliedern. – Andere Jesuitenkirchen auf deutschem Boden wandten sich der Formensprache der Renaissance zu und entwickelten ihre Raumformen in Anlehnung an den im Gesù zu Rom verkörperten, die Ssch. durch (kommunizierende) Kapellen ersetzenden Raumtyp (im Gesù ziehen sich geschlossene Oratorien als Mezzaningeschoß über den Arkaden entlang). Zwei Formen, beide äußerst folgenreich, sind zu scheiden: die Wandpfeilerkirche mit E. über den Kapellen, wie sie in St. Michael in München (nur Lhs. urspr., 1583–87; Abb. 22) zuerst erscheint, und die Hallenkirche mit E. in den Ssch. (Neuburg a.d.D., Hofkirche, 1608–18 als prot. „Trutz-Michael“ nach dem Vorbild der spätgot. Lauinger Pfarrkirche erb.; Düsseldorf, St. Andreas, 1622 bis 1629); mehr oder weniger starke Durchbrechungen in den eingezogenen Streben des erstgenannten Typs können diesen dem zweiten annähern.
Das System von St. Michael, in der Gestaltung des Raummantels dem Typ Amberg – St. Salvator in Passau, im Gesamtcharakter aber weit mehr der Konstantinsbasilika verwandt, übernahmen zunächst einige Jesuitenkirchen der oberdeutschen Ordensprovinz ([11]: Konstanz, 1604 bis 1606, später vermauert; Hall LT., 1608–10; Landshut, 1631–41; im 2. Bau von Innsbruck liegt die E. gedrückt im Obergaden, bei anderen Bauten ist sie zu einem schmalen Laufgang verkümmert); in der oberrheinischen Provinz besitzen nur St. Martin in Bamberg (1686–91) und St. Michael in Würzburg (1765–70) das Münchner Schema, in den rheinischen ist es nicht angewendet worden. Die seiner Bedeutung gemäße künstlerische Auswirkung liegt außerhalb des jesuitischen Kirchenbaus (s. u.). Oberdeutsche Jesuitenkirchen der 2. H. 17. und des 18. Jh. haben fast immer seitliche E.: Luzern, Brig Kt. Wallis, Solothurn, Freiburg i. Br., Straubing, Altötting; Mindelheim und Ellwangen haben, dem Zeitstil entsprechend, nur leichte, ausschwingende Galerien.
Gleichzeitig mit der Münchner Jesuitenkirche war in Würzburg die Universitätskirche begonnen worden (1583–91), eine schlank proportionierte dreischiffige Halle mit doppelgeschossiger E. an den Langseiten. Ihre Ahnen sind ebenso in spätgot. Wandpfeilerkirchen wie in prot. Schloßkapellen der Renss. (Augustusburg, s. u.) zu suchen [12, S. 108–10]. Ihr folgte die – als prot. Kirche erbaute – Hofkirche in Neuburg a. d. D. mit nur eingeschossiger E., deren Raumform wiederum auf die nachgotische Kölner Jesuitenkirche (s. o.; Abb. 21) einwirkte. Hans Krumpers Umbau der Augustinerkirche Polling (1621–28) ergab ein hallenförmiges Lhs. mit schmalen, von einem außenliegenden Laufgang aus begehbaren E.-Jochen; im Chor ist eine von Wandpfeilern getragene E. um den flachen Chorschluß herumgeführt: eine in der Folgezeit bes. für Wallfahrtskirchen einflußreiche Anlage (Andechs, Schönenberg b. Ellwangen).
Damit sind die Motive vorbereitet, die das Bild des E.-Baus zur Barockzeit bestimmen. Nach dem 30jährigen Krieg führten die Jesuiten nicht mehr, auch Kirchen anderer Orden sowie Wallfahrts- und Pfarrkirchen wurden mit E. errichtet. Nun hatte sich aber auch ein eigenständiger prot. Kirchenbau so weit entwickelt, daß er gesonderte Behandlung erfordert (s. u.). Die führende Landschaft des katholischen Kirchenbaus ist Süddeutschland. Einige wenige Baumeister griffen, an italienische Vorbilder direkt anknüpfend, die basilikale Raumform auf und versahen sie mit E.: Michael Beer in Kempten (1651–66) und ein Dientzenhofer in Weihenlinden (1653–57) noch mit Dach-E., die sich fensterartig zum Msch. öffnen; der Prager Abr. Leutner in Waldsassen mit E., die „brückenartig in Kapitellhöhe in die Abseiten eingebaut sind“ [12, S. 133]. Leichter zu bewerkstelligen war die Anlage von E. in den Wandpfeilerkirchen, die im 4. V. 17. Jh. und 1. V. 18. Jh. den häufigsten Typ bilden und sich (mit Wackernagel [13], S. 123ff.) in zwei Gruppen scheiden lassen, einen bayerischen mit E. nur im Lhs., eingezogenem Chor und meist ohne Qusch. (z. B. Pfreimd Krs. Nabburg Opf., 1681–83), und einen Typ mit Qusch. und breitem Chor, bei dem die E. als Brücke an der Stirnwand des Qusch. zur Chor-E. überleitet (Abb. 23); diesen in Südwestdeutschland und der Schweiz verbreiteten Bautyp nennt man heute „Vorarlberger Münsterschema“, da seine Hauptvertreter von den aus dem Bregenzer Wald stammenden Baumeisterfamilien Beer und Thumb erbaut wurden (Beispiele: Schönenberg b. Ellwangen, Obermarchtal, Irsee, Friedrichshafen, Weißenau, Rheinau, Disentis, St. Urban; [12]; s. jetzt auch: Kaspar Moosbrugger und die Vorarlberger Bauschule, Protokoll der wiss. Aussprache im Kh. Seminar der Univ. Basel 23. 2. 1952, masch.). Einige dem Vorarlberger Schema nahestehende Bauten gleichen sich durch Fortlassen der konstruktiv nicht nötigen Zwischenwände der Kapellen und der E.-Joche dem Hallentyp an (z. B. Großkomburg). Im 1. V. 18. Jh. rückt dann infolge zentralisierender Tendenzen im Kirchenbau das Qusch. mit den schmalen Galerien in die Mitte der Längsachse; die Lhs.-E. werden schmal wie diese Galerien, schwingen zur Außenwand zurück (Weingarten, Franz Beer 1715–23) oder rücken hoch an die Stichkappen des Gewölbes heran (obere E. in Fürstenfeldbruck, 1718ff.). Damit ist der Weg frei zur angestrebten Vereinheitlichung des Innenraums. Die E. bestimmen nun nicht mehr das Gesamtraumbild, sondern dienen ihm nur noch.
So teilte sie Fischer von Erlach in der Salzburger Kollegienkirche in einzelne, für sich bestehende Abschnitte, verband sie aber gleichzeitig durch Scheitelöffnungen in den darunterliegenden Kapellen enger mit dem Hauptraum: ein Motiv, das bereits in Waldsassen (1685ff.) erscheint und im 18. Jh. mehrfach wiederholt wurde (Dürnstein; Niederaltaich, Abb. 24; Buchau a. F.). Die E.-Brüstungen werden in der 1. H. 18. Jh. zu einem wichtigen Akzent in der Raumgliederung: sie schwingen bald frei ins Msch. (Prag, St. Nikolaus; Melk, RDK I 1050, Abb. 10; Zwiefalten, RDK II 251/52, Abb. 9; Osterhofen; Fürstenzell), bald zwischen den Pfeilern zurück (Banz) oder auch abwechselnd vor und zurück (Dürnstein); in manchen Kirchen, bes. in Österreich und Böhmen, stoßen die Brüstungen balkonartig ins Msch. oder Qusch. vor (Salzburg, Kollegienkirche und Maria Plain; St. Florian; Karlsbad); hier wirkte das in Italien ausgebildete Motiv der „coretti“ nach, wie es z. B. in Bologna, S. Pietro (1605ff.), entwickelt war und auf deutschem Boden zuerst im Salzburger Dom (1614ff.) erschien. Das freie Schalten mit der E.-Anlage (Banz, Vierzehnheiligen, Neresheim, Rott a. Inn) und den E.-Brüstungen machte die E. im Verlauf des 18. Jh. zu einem unter anderen Schmuckmotiven. Daneben gibt es, ebenfalls als Bereicherung des Raumbilds, die an der Langhauswand entlanglaufende Galerie (München, St. Joh. Nepomuk, RDK IV 213/14, Abb. 15; Neubirnau). Als der Barock ausklang, war von der raumbestimmenden E. der Frühstufe nur noch ein zwischen Hallenpfeilern eingespanntes, konstruktiv unwichtiges Obergeschoß (Buchau a. F., 1773ff.; Abb. 32) oder eine an der Wand entlanglaufende, die Fenster teilende Galerie (Wiblingen, 1772–83; Rot a. d. Rot, 1783) geblieben (Ilse Hoffmann, Der süddt. Kirchenbau am Ausgang des Barock, Mchn. 1938).
Verhältnismäßig selten sind Lhs.-E. in kath. Pfarrkirchen (z. B. Würzburg, St. Peter; Traunstein, St. Oswald; Wurzach Krs. Leutkirch). Häufiger ist in ihnen eine oft mehrgeschossige, tiefe West-E. in ganzer Lhs.-Breite, deren eines Geschoß die Orgel trägt (Abb. 26).
2. protestantische Kirchen
War mit dem Verlust des raumbestimmenden Charakters der E. im süddt. kath. Kirchenbau des 18. Jh. zugleich auch ihre funktionale Notwendigkeit problematisch geworden, so konnte die E. beides noch durch das ganze 18. Jh. im protestantischen Kirchenbau bewahren. Hier ist ein Rückblick nötig (s. a.) Kirchenbau, prot.). Die spätgot. sächsischen Hallenkirchen mit E. reichen mit ihren Nachzüglern in die Zeit der Reformation, deren Einführung in Sachsen man auf 1539 datieren kann, hinein (der Einbau von E. in die Leipziger Thomaskirche und der Nord-E. in Pirna entstand nachweisbar zur Vermehrung der Sitzplätze: [17] Anm. 23). Als in einem der Räume des Schlosses Hartenfels b. Torgau 1544 eine Kapelle für prot. Gottesdienst eingerichtet werden sollte, konnte man darum auf das sächsische Vorbild der E.-Kirchen zurückgreifen. Hinzu kam, daß Schloßkapellen schon im MA oft E. hatten oder als Doppelkapellen mit durchbrochenem Mittelraum gestaltet waren. Die Torgauer Schloßkapelle (Abb. 19) wurde von Luther geweiht. Sie hat eine zweigeschossige, den ganzen Raum umziehende, zwischen Wandpfeiler gespannte E. Auffallend ist die Anbringung der Kanzel an der Mitte der einen Längswand, während der Altar an der Schmalseite verbleibt. Die geschlossene Wirkung der von E.-Pfeilern, Arkaden und E.-Brüstungen gebildeten inneren Raumgrenze wird in den Nachfolgebauten durch einheitlichen Dekor oder malerisch-plastischen Schmuck der Brüstungen noch stärker zur Geltung gebracht und bestimmt später in zahlreichen prot. Pfarrkirchen den Raumeindruck. Der von den E. eingenommene Raum spricht in Torgau bei der Gesamtraumwirkung kaum noch mit, zumal auch das Gewölbe auf den Stützen aufliegt. So entsteht ein „reiner E.-Raum“ [17]. Die Torgauer Konzeption wirkte u. a. in den Schloßkapellen von Dresden, Freudenstein b. Freiberg, Augustusburg b. Chemnitz, Schwerin, Hadersleben, Stettin, Franzburg Krs. Stralsund, Heidelberg, Kolding und Frederiksborg i. Dän. weiter (Walter Ohle, Die prot. Schloßkapellen der Renss. in Dtschl., Stettin 1936); auch dort, wo man nur hölzerne E. verwendete (z. B. Stuttgart; Hellenstein b. Heidenheim) oder wo E. in ältere Kapellen eingebaut wurden, verfuhr man ähnlich. Der wohl bedeutendste Bau der Reihe, Augustusburg, 1568–72 von dem Niederländer Gerhardt van der Meer errichtet (RDK I 1049, Abb. 9), beeinflußte seinerseits die kath. Würzburger Universitätskirche (s. o.). Die in Torgau spürbare Zentrierung um die Kanzel erfuhr durch die Erfindung des Kanzelaltars noch eine Steigerung; in der Schloßkapelle von Schmalkalden (1585–89) sind zum erstenmal Kanzel, Altar und Orgel – wenngleich in einem längsgerichteten Raum – in Rücksicht auf die E. zusammengeordnet. – Wahrscheinlich hatte auch der größte Bau dieser Gruppe, die als zweischiffige Querkirche erbaute Schloßkirche zu Königsberg i. Pr. (1584–1608), umlaufende E. wie nach der 1706 erfolgten Neueinrichtung. – Ein früher Schweizer Bau, die ev. Kirche in Ardez, Engadin (1576f.; Inv. Schweiz 8, Abb. 70; ebd. 11, Abb. 504), hat massive E. an einer Schmal- und einer Langseite, an der zweiten Langseite die Kanzel; die Kirche schließt sich eng an die deutschen Schloßkapellen an.
Für ihre Pfarrkirchen bediente sich die Reformation zunächst in den allermeisten Fällen der vom kath. Kult übernommenen ma. Kirchen, in denen oft E. eingerichtet, die Bestuhlung mit Blick zur Kanzel fest eingebaut und Kirchen-Stühle errichtet wurden (frühes Beispiel: Pirna). Dem prot. Pfarrgottesdienst lag vor allem daran, einer möglichst großen Gemeinde Gelegenheit zum Anhören der Predigt zu geben. Alle Plätze sollten freien Blick auf Kanzel und Altar und ein gutes Hören der Predigt ermöglichen. Luther urteilte schon 1511 über die großen Kirchenräume des Ulmer Münsters, des Kölner Doms und der Peterskirche in Rom: „inconvenientes ad praedicationem ungewonliche beu, non apta pro contionibus percipiendis, amplissima et inopportuna“ (zit. nach Frdr. Buchholz, Protestantismus und Kunst im 16. Jh., Lpz. 1928, S. 9). Innerhalb der festen Sitzordnung, die den Gottesdienst zu einer von Anfang bis Ende geschlossenen Handlung machte und außerdem den Wunsch nach Stände- und Geschlechtertrennung berücksichtigte, erhielten auch die E. ihre klare Funktion. Schon in der Schloßkapelle war die ständische Gliederung in der Einrichtung des Kirchenraums mit E. ausgedrückt; doch sprachen hier noch andere Gesichtspunkte (z. B. die Einfügung der Kapelle in den Gesamtkomplex des Schlosses mit seinen Stockwerken) herein.
Protestantische Pfarrkirchen vor dem 30jähr. Krieg sind selten. Die bekanntesten in Wolfenbüttel (1605–23) und Bückeburg (1612–15) halten sich an das herkömmliche Schema der spätgotischen Hallenkirche, die sie durch stützengetragene, in halber Ssch.-Breite an den Längswänden entlanglaufende E. bereichern. Entwicklungsgeschichtlich kommt diesen Kirchen für den E.-Bau nicht die Bedeutung zu wie den Schloßkapellen. Eine persönliche Lösung, die später verschiedentlich wiederholt wurde, fand Heinr. Schickhardt 1604 mit der Stadtkirche von Freudenstadt (RDK II 1333/34, Abb. 3): zwei rechtwinklig aufeinanderstoßende Säle sind an der Innenseite des Winkels mit E. versehen; hier ruhen sie auf Lauben des Außenbaus auf und setzen sich an den Schmalseiten mit E. auf Säulen fort (Abb. 20). Für kleinere prot. Pfarrkirchen vorbildlich wurde ein Kirchentyp, wie ihn zuerst die Stadtkirche von Nidda, Hessen (1615–18), zeigt: Längssaal mit dreiseitig umlaufender E., darauf im Westen die Orgel; eingezogenes Altarhaus mit freistehendem Altar, an der Einziehung rechts die Kanzel, links der Taufstein.
Der Krieg unterbrach in Deutschland die Entwicklung für über ein halbes Jh. Selbständige, folgenreiche Raumtypen hatten mittlerweile die Hugenotten für ihre „Tempel“ im Norden Frankreichs geschaffen.
Quevilly b. Rouen, 1600, ein regelmäßiges Zwölfeck mit doppelgeschossig ringsumlaufender E.; Dieppe, 1606, ähnlich mit einer E.; Caen, 1612, längsgestrecktes Zwölfeck mit einer E.; Charenton b. Paris, 1603ff., 1623–24 erneuert, Rechteck mit ringsumlaufender, zwei E. tragender Säulenordnung (alle 1685 zerst.; der frühe Tempel „Le Paradis“ in Lyon, 1564 erb., 1566 zerst., war ein zentralisierender E.-Raum: Abb. [16] S. 33; s.a. L. Hautecœur, Hist. de l’archit. class. en France Bd. 1, Paris 1943, S. 712–14).
In dem seit 1619 offiziell kalvinistischen Holland wurden die bedeutendsten Pfarrkirchen in der 1. H. 17. Jh. ohne E. errichtet. Nur eine kleine Gruppe von Bauten folgte dem Plan von Charenton (Amsterdam, Remonstrantenkirche, 1630ff., und Alte Lutherische Kirche, 1632f.). Erst die Neue Lutherische Kirche in Amsterdam, 1668–71 von Adrian Dorsman erbaut, zeigt sich als ein hervorragender E.-Bau von eigenem Gepräge: ein kuppelbekrönter Kreisbau, dessen eine Hälfte den Eingang, hohe Fenster, Kanzel, Altar und Kirchenstühle aufnimmt, während der anderen Hälfte eine zweigeschossige, amphitheatralisch ansteigende E.-Anlage konzentrisch angefügt ist (F. A. J. Vermeulen, Handboek tot de geschiedenis der nederlandsche bouwkunst Bd. 3, Den Haag 1941, Abb. 329f. u. Taf. 875).
Im prot. Kirchenbau Deutschlands wurden in der 2. H. 17. Jh. sowohl die Kreuzformen der holländischen Reformierten wie die von den Hugenotten gefundenen polygonalen und rechteckigen Grundrißlösungen nutzbar gemacht. Die Kreuzkirchen versah man mit E. in den Kreuzarmen; so findet man unter den deutschen E.-Kirchen das reine griechische Kreuz (Kissenbrück, Braunschw., 1662; Eisenach, Gottesackerkirche, 1692–97; beide mit doppelter E.) und das Kreuz mit verlängertem Hauptast (Schweidnitz, Schles., Friedenskirche, 1656–58), aber auch das T-Kreuz (Emden, 1643–48) und den einfachen Winkel (Ruhla, Thür., 1660; Elsfleth, Old., 1680). Immer steht die Kanzel in der Nähe des Kreuzungspunkts der Achsen. Bedeutende skandinavische Pfarrkirchen gingen voraus oder schlossen sich an: Kopenhagen, Holmenskirche, 1619ff.; Kristianstad, 1618–28; Erlöserkirchen in Kopenhagen, 1682–94, und Oslo, 1695–99).
Die polygonalen Zentralbauten mit E. bleiben in Deutschland vereinzelt. Ein früher Sonderfall unter französischem Einfluß ist die 1600–11 in der Hanauer Neustadt von flämischen und wallonischen Reformierten erbaute, aus zwei Polygonen bestehende Kirche: der niederländisch sprechende Gemeindeteil baute ein Achteck mit E., der französisch sprechende ein Zwölfeck mit E.; die Kirchen, unter gemeinsamem Dach liegend, waren durch eine die Kanzeln tragende Wand getrennt (RDK III 946, Abb. 28; Fried Lübbecke, Hanau [= Ber. Kunststätten 85], Köln 1951, S. 178–87). Die achteckige Salvatorkirche in Stadtroda, Thür. (gew. 1650), hat drei umlaufende, von außen zugängliche E. Einen interessanten Versuch, Polygon und Kreuzform zu verbinden, stellt die Lutherkirche in Plauen dar (1693ff.; Walter Bachmann, Das alte P., Dresden 1954, Abb. 72). Dem Gedanken der Amsterdamer Westerkerk (Saalkirche mit zwei polygonal schließenden Querschiffen) folgt J. A. Nerings Königsberger Burgkirche (1690ff.) mit E. in den Qusch.-Flügeln (die Kirche war urspr. als gestrecktes Zwölfeck mit umlaufender E. projektiert). Die Dreifaltigkeitskirche in Carlsfeld, Sa. („templum elegans“, 1682ff.), ein in ein Längsoktogon einbeschriebener Quadratraum mit dreifacher E., war für die sächsischen E.-Kirchen des 18. Jh. von Bedeutung [17].
Noch während des 30jähr. Kriegs entstanden einige schlicht rechteckige Längsbauten mit dreiseitig umlaufenden E. (Kürbitz, Sa., 1624–26 als dreischiffige Halle; Regensburg, Dreifaltigkeitskirche, 1627–31, und Kirchheimbolanden, Peterskirche, 1639, als Säle). Der Längssaal mit Polygonalchor in Schiffbreite und Längs-E. (zuweilen nur einseitig) findet sich in zwei Haupttypen: mit eingebauten hölzernen E. auf Stützen haben ihn einige westdeutsche Hauptkirchen (Frankfurt a. M., Worms, Speyer, Erlangen); in Sachsen griffen Andreas Kiengel und seine Nachfolger auf die ma. Tradition der E. zwischen Wandpfeilern zurück (Bertsdorf b. Zittau, 1672–79; Niederoderwitz, 1719–26, Abb. 27) und bereiteten mit der zentralisierenden Tendenz ihrer Räume und den allseits umlaufenden E. die großen Leistungen des sächsischen Kirchenbaus im 18. Jh. vor [17]. Raumbildende Wirkung haben die E. auch in den wenigen Querkirchen dieser Zeit (Zellerfeld, Harz, 1668; Düsseldorf, ref. Kirche, 1683f.; Erlangen, ref. Kirche, 1686ff.).
Hatten schon die Baumeister des 17. Jh. in ihrem Streben nach Schaffung eines eigenständigen prot. Kirchenraums Wert auf organische Eingliederung der E. gelegt, so wird um und nach der Jh.-Wende spürbar, wie die E. mehr und mehr zum raumgestaltenden Faktor werden. Sie folgen nun nicht mehr einfach der von der Außenmauer gegebenen Raumform, sondern schaffen sich eine eigene, innere durch die Dominante ihrer horizontalen Schichtung (Abb. 29) in Verbindung mit ihrem Vorstoßen und Zurückweichen in den verschiedenen Stockwerken und Bauteilen (Abb. 28). Nun spricht auch der von den E. eingenommene Teil des Raums wieder im ganzen mit. Kein Zweifel, daß der differenzierte Organismus der E.-Anlage für Architekten wie Bähr und für Theoretiker wie Sturm das entscheidende Mittel für ihre Raumgestaltungen war. Rein praktisch war der Bau großer E. ein immer dringenderes Erfordernis geworden.
Wir hören von Gläubigen, die aus Platzmangel vom Dachboden aus am Gottesdienst teilnahmen; einem Gutachten Joh. Gg. Schmidts zur Dresdner Kreuzkirche ist zu entnehmen, daß man üblicherweise zwei Drittel der Gemeinde auf der E., ein Drittel ebenerdig unterbrachte; eine Kirche mit nur wenigen E.-Plätzen galt als „halbe Kirche“ [17, S. 23f.]. Die Kirchenältesten strebten an, daß die ganze Gemeinde zugleich am Gottesdienst teilnehmen könne. Schliepe hat errechnet, daß 90% aller prot. Kirchen in Sachsen E. hatten [17].
Wenngleich die Mehrzahl der Kirchenneubauten in den prot. Landschaften dies dringende Bedürfnis nur in notdürftiger oder zumindest nüchterner Weise befriedigte, gibt es doch in der A. 18. Jh. einsetzenden Blütezeit der dt. Baukunst auch genug prot. Kirchenbauten von höchstem künstlerischen Wert (nicht alle zwar konnten in der vom Architekten geplanten Idealgestalt ausgeführt werden: s. z. B. Nerings Berliner Parochialkirche).
Während einige Architekturtheoretiker, voran Leonhard Christoph Sturm, nach neuen, überraschenden Lösungen für Grundriß und E.-Anlage suchten [14, S. 74–85], blieben die „Practici“ im allgemeinen den Grundtypen des 17. Jh. treu, die sie jedoch weitgehend variierten und kombinierten. Hier sei darum nur auf die zwei einschlägigen Schriften von Sturm, „Architektonisches Bedenken von der prot. kleinen Kirchen Figur und Einrichtung“, Hamburg 1712, und „Vollständige Anweisung, alle Arten von Kirchen wohl anzugeben“, Augsburg 1718, sowie auf die Würdigung Sturms durch Isolde Küster (Thieme-Becker 32, S. 254–57) hingewiesen. Daß die Gedanken Sturms das ganze 18. Jh. hindurch fortlebten, zeigt ein Abschnitt über den E.-Bau in Christian Ludwig Stieglitz’ Encyklopädie der bürgerl. Baukunst, Bd. 3, Lpz. 1796, S. 217–20.
Die große Masse der kleineren Langbauten richtete sich nach dem Typ von Nidda (s. o.), besonders dann, wenn ein älteres Altarhaus benutzt werden konnte (Abb. 30). War wie in Mitteldeutschland ein Kanzelaltar üblich, so baute man einfache Rechtecksäle mit mehrgeschossigen E. in Holz; lag die Kanzel an einer Längswand, der Altar an der Schmalseite gegenüber von Eingang und Orgel, so liefen E. oft allseits, zumindest an drei Seiten um (z. B. Stalle, Westpr., RDK IV 261/62, Abb. 16). Nach den gleichen Grundsätzen sind die E. auch in den großen Stadtpfarrkirchen angelegt, soweit diese Längs- oder Querbauten waren.
Beispiele für Längsbauten: Wolfenbüttel, Trinitatiskirche, 1705–19; Ludwigsburg, Württ., 1718–26; Dresden, Dreikönigskirche, 1732–39; Kittlitz, Sa., 1749ff. (RDK I 487, Abb. 2); Neustrelitz, 1768–78. Eine gute, regional begrenzte Zusammenstellung von
Typen bietet Heinr. Thiel, Stud. zur Entwicklungsgesch. der Markgrafenkirchen (= Die Plassenburg Bd. 9), Kulmbach 1955. – Für Querkirchen: Berlin, Alte Garnisonkirche, 1720–22, und Alter Dom, 1747–50; Potsdam, Garnisonkirche, 1731–35, Preußens archit. wertvollster Kirchenbau; Bergen, Norwegen, 1758–63 von dem Hamburger J. J. Reichborn; Ohrdruf, Thür., 1760; Aalen, Württ., 1766; Posen, 1776; Ratzeburg, 1791; viele reformierte Kirchen der Schweiz (z. B. Wädenswil, RDK IV 265/66, Abb. 18; s.a. Inv. Schweiz 15, S. 42, 58, 152, 203, 268, 306, 315). Über die Anlage der E. in Querkirchen s. I.-K. Dött [18].
Von hoher baukünstlerischer Bedeutung sind die großen, durchweg mit E. versehenen prot. Zentralbauten des 18. Jh. Der Typ der T-förmigen Anlage, bei dem drei Kreuzarme mit E. auf einen vom Kanzelaltar eingenommenen Mittelraum stoßen, vertreten zwei gleich hervorragende Bauten: Graels Berliner Peterskirche (1730–33, zerst. 1809) und J. Gg. Schmidts Stadtkirche in Großenhain, Sa. (1748). Unter den reinen Kreuzkirchen sind besonders die schlesischen Gnadenkirchen zu Hirschberg und Landeshut (1709ff.), Bährs frühe Kirchen in Schmiedeberg und Forchheim, Sa., sowie Gerlachs Berliner Jerusalemkirche (1726–28) zu nennen. Stengels kreuzförmige Ludwigskirche in Saarbrücken (1762–75) hat infolge ihrer schmalen E. an den Stirnseiten der Querarme Querkirchencharakter. Ein komplizierter, aus dem griechischen Kreuz entwickelter Bau ist die Hamburger Michaeliskirche (1751–62), deren reich geschwungene E. den Raum beherrschen. – Grünbergs fünfpaßförmiger Neuer Kirche auf dem Berliner Gendarmenmarkt (1701–03) war vor dem Umbau von 1881 eine vor den Wandpfeilern den Innenraum umziehende E. im Zehneck einbeschrieben. In der Gotteshilfkirche zu Waltershausen, Thür. (1723), und in der Ref. Hofkirche zu Breslau (Abb. 29) scheiden die E.-Geschosse einen inneren ovalen Mittelraum aus. In Waltershausen haben wir eine ähnliche Raumdisposition wie in der mit Recht berühmtesten prot. E.-Kirche, George Bährs Dresdner Frauenkirche (Entwürfe 1722–26, Ausf. 1726 bis 1738, zerst. 1945; Abb. 28): einem quadratischen Bau mit tiefem eingezogenem Altarraum ist ein Kreis von Freistützen einbeschrieben, die sowohl die Innenkuppel wie die gestaffelten, amphitheatralisch ansteigenden E. tragen; das Gestühl des Schiffs wie der E. ist konzentrisch angeordnet; unterhalb der ersten Haupt-E. ist ein zu „Betstübchen“ eingerichtetes, vor die Tragepfeiler vorspringendes Geschoß eingefügt. Gründe der Belichtung der Kirche veranlaßten Bähr, die oberste E. an den Fenstern zu unterbrechen. Mit der am Fuß der Kuppel entlanglaufenden schmalen Galerie hat die Frauenkirche sechs E.-Geschosse (über die Genesis der Baugedanken Bährs im Rahmen des sächsischen prot. Kirchenbaus und über das Weiterwirken der Frauenkirche als Vorbild für prot. E.-Bauten s. bes. [17]). Unabhängig von Dresden entstanden einige reine Zentralbauten wie die Oktogone mit zwei- oder dreifacher E. auf achteckiger innerer Stützenstellung (Klingenthal, Sa., 1736f.; Reilingen b. Hamburg, 1754–57) und die Querovalbauten, bei denen die E. konzentrisch den Raum umziehen (Dessau, 1717; Potsdam, Frz. Kirche, 1751f.; Frankfurt a. M., Paulskirche, 1787ff.).
E. Klassizismus
Der prot. Kirchenbau des Klassizismus hat nur mit Mühe zu einer organischen Einfügung der – nach wie vor notwendigen – E. gefunden. So ist z. B. in Weinbrenners Karlsruher Stadtkirche (1807ff.; RDK II 1332, Abb. 2) die E. in ähnlicher Art an die korinthischen Kolossalsäulen angehängt wie in D’Ixnards Buchauer Stiftskirche an die Rechteckpfeiler (Abb. 32; vgl. auch die obere E. der Großen prot. Kirche in Frankenthal, 1820–23). Als zentralisierender Querbau (Quadrat mit zwei Halbkreisannexen) mit doppelter E. an allen Seiten außer im Altarraum entstand 1827–33 Münchens erste prot. Kirche, die 1938 abgebrochene Matthäuskirche von Joh. Nep. Pertsch. Ferd. Langhans baute in Breslau eine reine Zwölfeckkirche mit umlaufendem E.-Geschoß. Die übrigen ausgeführten Kirchenbauten sind zumeist einfache Längsräume mit einer oder mehreren seitlichen E. (z. B. Hamburg, St. Pauli, 1819f.). Die bedeutendsten klassizistischen prot. E.-Kirchen blieben leider Entwürfe: Schinkels Pläne für Berlin. Die Entwürfe für den Wiederaufbau der 1809 abgebrannten Petrikirche hielten sich zunächst an die T-Form des Barockbaus, in deren Armen er E. auf halbmondförmigem Grundriß vorsah (im Plan von 1814, einer dreischiffigen neugot. Hallenkirche, sollten die doppelten Seiten-E. wenig glücklich an die Achtkantpfeiler gehängt werden). Schinkel selbst betrachtete in diesen Jahren die E. als dem Verhältnis der Gebäude schadende „fremdartige Einbaue“ (Schinkelwerk, Berlin I, S. 176); auch später legte er E. vor allem unter dem Gesichtspunkt der Möglichkeit, viele Gläubige in Hörweite der Kanzel zu bringen, an.
Während Schinkels Pläne für einen Deutschen Dom als Denkmal der E. entbehren, sah der erste Entwurf für den Umbau des Doms am Lustgarten einen Kreuzraum mit hoher Kuppel und ringförmig auf korinthischen Säulen umlaufender E. vor; ausgeführt wurde ein Langbau mit E. unter Verwendung der friderizianischen Querkirche. Schinkels Entwurf „im antikischen Stil“ für die Werdersche Kirche zeigt eine hoheitsvolle Folge quadratischer Kuppelräume, die seitlich eine von ionischen Säulen getragene, zwischen die Wandpfeiler gespannte E. begleitet; die gleiche Anordnung der E., doch auf spitzbogigen Arkaden, hat die ausgeführte neugotische Kirche. In den Entwürfen für die Potsdamer Nikolaikirche spielen die E. eine größere Rolle als in dem 1830ff. ausgeführten Bau mit in die Kreuzarme eingestellten E. Als ideale klassizistische Kirchenbauten mit ein- bis dreifacher E.-Anlage entwarf Schinkel schließlich 1828 fünf Bauwerke zur Verwendung in den nördlichen Berliner Vororten (Kirche im Rechteck, 2 E.: Abb. 33; Kirche in Kreuzform, 1 E.; im Kreisrund, 3 E.; mit vier Türmen, 2 E.; mit Vorhalle, 1 E.). Abb. aller genannten Pläne im Schinkelwerk: Berlin I, Bln. 1941, S. 167–342; Potsdam, Bln. 1939, S. 3–60. Schinkels vielseitige prot. und kath. Dorfkirchenbauten und -entwürfe weisen meist hölzerne, aber zuweilen auch massive E.-Anlagen auf (s. Schinkelwerk, Pommern, o. O. 1952, S. 40–48; Schlesien, Bln. 1941, S. 158–219).
F. Betsäle der Brüdergemeinde
Der Betsaal der Brüdergemeine hatte eine in allen Niederlassungen fast uniforme Anlage. Er besaß im ersten Entwicklungsabschnitt (1724 – um 1760; s. RDK II 1265ff.) „Logen“, d. h. von einem anschließenden Obergeschoß aus zugängliche Nebenräume, die sich zum Betsaal öffneten. Im zweiten Entwicklungsabschnitt erweiterten sich die Logen, da mehr Platz gebraucht wurde, zu E. Der große Saal in Herrnhut (1757), in dem Tisch und Sitz des Liturgus wie üblich an einer Längswand stehen, hat in den beiden oberen Ecken der einen Schmalseite Betstuben (Logen) für Standespersonen; sie sind durch eine E. verbunden. Die gegenüberliegende Schmalseite nimmt die Orgel-E. auf Stützen ein (RDK II 1269–71, Abb. 3–5). Die E. sind in den Betsälen stets an den Schmalseiten angebracht (über Zahl und Anordnung der E. in den einzelnen Niederlassungen s. die Tabelle bei Marx [19], S. 12).
Kultisches Zentrum in der Brüdergemeine ist die Gemeinde. Die Geschlechter sitzen getrennt, auf nicht befestigten Bankreihen beiderseits eines Mittelgangs unten im Hauptraum. Um die Gemeinschaft nicht zu zerreißen, „geht gewöhnlich niemand auf das Chor (d. i. Loge, Empore, Galerie). Es stehen aber immer Stühle da für diejenigen, die etwa kränklich sind und bequemer und unbemerkter sitzen wollen ..., wo sie von denen, die unten sitzen, weniger bemerkt werden und doch die ganze Gemeinde übersehen können“ (Nachricht von dem Ursprung und Fortgang der gegenwärtigen Verfassung der Brüder-Unität usw., Halle a. d. S. 1779, S. 56; zit. nach [19], S. 28).
G. Profanbauten
Die Festsäle der barocken Schloßbauten waren zuweilen mit E. versehen, sei es um eine unbemerkte Teilnahme einzelner Personen am Festgeschehen zu ermöglichen, sei es zur Unterbringung der Musikanten (wie z. B. im Steinernen Saal des Schlosses Nymphenburg, 1757–60: RDK II 959, Abb. 1). Sie sind selten auf Stützen in den Festraum eingebaut, häufiger auf Konsolen oder Hohlkehle vorgekragt, können aber auch durch Hereinnahme benachbarter, zum Festsaal sich öffnender Obergeschoßräume gebildet sein (z. B. im Kaisersaal des Schlosses Dahlen Krs. Oschatz, 1744–51: Inv. Sachsen 27, Abb. 101). Da nur wenig E.-Raum gebraucht wurde, sind die E. im allgemeinen nur an einer Seite des Saals angebracht. Ausnahmen bieten z. B. die an beiden Schmalseiten errichteten E. des Fürstensaals im Ingelheimer Trakt der Würzburger Residenz (1771–72; Abb. 34) und die um den ganzen Raum umlaufende E. mit schmiedeeiserner Brüstung im Konzertsaal des Schlosses Brühl (um 1750–65); hier haben wir eine echte, dem Aufenthalt und der Teilnahme am Geschehen im Hauptraum dienende E. (Näheres über die E. in Festsälen s. diese).
Als Sonderfälle sind die E. im Grottensaal des Alten Schlosses der Eremitage in Bayreuth, die zur Besichtigung der Wasserkünste im Erdgeschoß diente, sowie die als Zuschauerraum angelegte zweigeschossige E. in der Spanischen Hofreitschule der Wiener Hofburg (1729–35) zu nennen.
Die ihrer Funktion nach nicht zu den E. zu zählenden Galerien in den Bibliotheksälen der barocken Klosteranlagen, deren Bestimmung die Zugänglichmachung der oberen Bücherregale ist, können gleichwohl aus künstlerischen Gründen in der Art von E. gestaltet sein.
Beispiele: Melk (RDK II 263/64, Abb. 17); Wiblingen, Greifswald, Schussenried, Amorbach, Wien, Wolfenbüttel (ebd. 523–36, Abb. 5 – 12); Waldsassen, Ottobeuren, St. Peter im Schwarzwald, Strahow b. Prag.
VI. Engelchor
Der Name chorus angelorum oder chorus angelicus ist für einige Kirchen, vornehmlich der Klöster, urkundlich als Bezeichnung der ma. Sängeremporen überliefert. Diese hatten auch Altäre für den Kult der Engel, zum Teil sogar neun oder wenigstens für die Erzengel Michael, Gabriel oder Raphael, die dann allerdings später teilweise verlegt oder aufgegeben wurden. Wenn die Sänger auf Emporen standen, erschallte ihr Gesang von oben herab und konnte deshalb symbolisch als der von Engeln gedeutet werden.
Im frühen MA waren die Sängeremporen meist höher angelegt als später. Schon Joseph Sauer (S. 132) hat darauf hingewiesen, daß ein Teil der Chöre in den Kloster- und Domkirchen die Engel bedeute, ohne allerdings auf geschichtliche Quellen zu verweisen. Die Zusammensetzung der Chöre im Kloster Centula aus den Mönchen und den Schulknaben („pueri scholis erudiendi“) ist mit Sicherheit überliefert (Chronicon Centulense Buch II, Kap. 9, ed. Ferd. Lot, Paris 1894, S. 70f.), und der Gesang der Knaben wird hier als der von Engeln erachtet sein, zumal sie ihren Platz im Westwerk auf den Emporen oberhalb des eigentlichen Chors der Salvatorkirche hatten („pueros ex ambulatoriis descendentes“, ebd. S. 299). Hier waren die Emporen reine Sängertribünen, denn die Altäre der Erzengel standen in den Kapellen des Atriums vor dem Westwerk. Im gleichen Sinne, aber ausführlicher berichtete Letzner 1604 vom Kloster Corvey: „Wenn die Chorherrn in supremo choro [das war der Chor vor dem Sanktuarium im Osten der Kirche] ... gesungen, so hat chorus angelicus sub turribus in der Höhe [des Westwerks] nach Niedergang der Sonnen das gloria patri mit heller und deutlicher Stimme mit herzlicher Andacht fein langsam mit gefaltenen Händen und gebeugten Knieen singen müssen.“ In der Klosterkirche von Werden a. d. Ruhr wurde der turmartige Westbau im Erdgeschoß für den Pfarrgottesdienst benutzt, aber die Emporen dienten als „chori Angelorum“, wie Bucelinus sie noch um 1655 nannte; sie waren anders als das Erdgeschoß durch entsprechende Öffnungen mit der eigentlichen Klosterkirche verbunden, so daß der Gesang der „Engel“ in den Chor der Mönche hinunterschallen konnte; außerdem hatten sie neun „himmlischen Geistern“ geweihte Altäre (vgl. dazu Wilh. Effmann, Die karol.-otton. Bauten zu Werden Bd. 1, Straßburg 1899, S. 369f.). Durch das architektonische Programm sind, zumindest im Plan, acht Engelaltäre in den Qusch.-E. von St. Michael in Hildesheim gesichert (Abb. 35; H. Beseler u. H. Roggenkamp a.a.O. S. 101); Erläuterungen zu Zeichnungen des 17. Jh. von der Klosterkirche nennen die Qusch.-E. ebenfalls „chori Angelorum“ (Ad. Zeller, Die roman. Baudkm. von Hildesheim, Bln. 1907, S. 22).
E. in den Querschiffarmen finden sich auch in einigen normannischen und englischen Klosterkirchen und Kathedralen, die freilich (gegenüber den mehrgeschossigen in Hildesheim) nur eingeschossig angelegt sind; ähnlich auch in der Kathedrale von Laon. Man darf annehmen, daß sie, wie in Hildesheim, als Sängeremporen dienten. Die Empore über der westlichen Apsis in St. Godehard zu Hildesheim wird bereits in einer Urkunde vom 8. Juli 1266 als „chorus angelorum“ bezeichnet, wobei angegeben ist, daß hier am Montag eine Messe zum Gedächtnis der Engel gelesen werde (Inv. Prov. Hannover II, 4, S. 235).
Besonders wichtig ist die Überlieferung für den „chorus angelorum“ im oberen Umgang des östlichen Sanktuariums im Dom zu Münster (Abb. 36), wo sogar neun Engelsfiguren mit Leuchtern in der Hand standen, die jetzt nach Veräußerung in verschiedenen Sammlungen erhalten sind (Inv. Westfalen 41, 5, S. 113f.). Am Ansatz des Umgangs neben dem nordöstlichen Pfeiler der Vierung, in der sich der Domherrenchor befindet, wurde später eine Orgel aufgestellt. Man darf also als sicher annehmen, daß der frühere Gesang der „Engel“ später durch das Orgelspiel ersetzt wurde und daß die Orgeln in größeren Kirchen auf die ehem. Engelchöre gesetzt wurden. Die Anlage des Münsterer Engelchors zeigt architektonisch eine nahe Verwandtschaft mit den zweigeschossigen Apsiden in den Choranlagen der Kölner Kloster- und Stiftskirchen (St. Maria im Kapitol, St. Aposteln, Groß St. Martin, St. Kunibert), wie sie auch sonst am Niederrhein üblich geworden waren (z. B. Neuß, St. Quirin; Brauweiler; Maastricht, Liebfrauen), aber auch schon früher in Frankreich, Belgien und England als charakteristische Bauformen in Gebrauch waren. Daß der obere Apsidenumgang nicht nur im Dom zu Münster als E. diente, darf im Hinblick auf den (architektonisch etwas anders gearteten) Umgang in der Apsis des Straßburger Münsters als recht wahrscheinlich gelten. In Straßburg dürfte er als Platz für die Sänger bestimmt gewesen sein, dienten doch auch urspr. die Obergeschosse der Seitenkapellen neben der Apsis bei den feierlichen Prozessionen durch die seitlichen Querhausarme dem gleichen Zweck; die „Consuetudines ecclesiastice Argentinensis ecclesie“ (Bull. de la Soc. des Amis de la Cathédrale de Strasbourg 1932, S. 31) erwähnen denn auch den „locum angelorum“. Sogar im 18. Jh. wurde noch in der Klosterkirche zu Fischingen im Schweizer Thurgau über Wandarkaden im Chor und Sanktuarium ein oberer Umgang als Sängerempore mit einer stattlichen Orgel oberhalb des Hochaltars angelegt (Abb. 37; Inv. Schweiz 34, Kt. Thurgau 2, S. 92ff.).
Die Tradition der Engelchöre lebte bei den Orgel- und Sängeremporen der Neuzeit insofern weiter, als an ihren Brüstungen mehrfach musizierende oder singende Engel dargestellt (z. B. Holzen, Altomünster) oder die Orgeln mit Engelfiguren ausgestattet wurden (z. B. Fürstenfeldbruck, Dießen).
Zu den Abbildungen
1. Anlage von Emporen in dreischiffigen Basiliken. Zchg. des Verf. nach [4].
2. Anlage von Emporen in Hallenkirchen, Stufenhallen, fünfschiffigen Basiliken, Wandpfeilerkirchen und Saalkirchen. Zchg. des Verf.
3. Rom, S. Agnese f. l. m., Inneres nach Osten. 2. V. 7. Jh. Fot. unbekannt (ZM).
4. Gernrode, Stiftskirche St. Cyriakus, südwestl. Qusch.-Empore, Blick nach Nordosten. 2. H. 10. Jh. Fot. Marburg 9755.
5. Essen, Münster, Westempore von Osten (Zustand 1955). Um 1000. Fot. W. Zimmermann, Bonn.
6. Köln, St. Ursula, Inneres nach Westen (Zustand vor 1895). 2. V. 12. Jh. Fot. unbekannt (RDK).
7. Niederlahnstein b. Koblenz, St. Johannis, nördl. Msch.-Wand (Zustand vor d. Rest.). Um 1148. Fot. Landeskonservator Rheinland-Pfalz, Mainz.
8. Petersberg b. Halle, ehem. Benediktinerklosterkirche, Blick auf den südl. Nebenchor. Bau 2. V. 12. Jh., Umbau 1. V. 13. Jh., Rest. 19. Jh. Fot. Marburg.
9. Basel, Münster, Nordwand des Msch. 4. V. 12. Jh. Fot. Hans Reinhardt, Basel.
10. Reims, St. Remi, Msch. nach Osten. 1005–49, Einwölbung 1162–82. Fot. St. Bildst. 2437,2.
11. Clermont-Ferrand, N.-D.-du-Port, Msch. nach Westen. 1145ff. unter Benutzung älterer Bauteile. Nach Jul. Baum, Roman. Baukunst in Frankreich, Stg. 1910, Abb. S. 67.
12. Eu (Seine-Inf.), Pfarrkirche N.-D., nördl. Ssch. nach Westen. 1186ff. Fot. St. Bildst.
13. Verona, S. Lorenzo, Msch. nach Nordwesten. A. 12. Jh. (Porter) oder 2. H. 12. Jh. Fot. Lala Aufsberg, Sonthofen, 77 144.
14. Limburg a. d. L., Stiftskirche St. Georg, Vierung und nördl. Qusch. (vgl. a. RDK IV 564, Abb. 2 i). Um 1220–35. Fot. DKV.
15. Aub Krs. Ochsenfurt (Ufr.), Stadtpfarrkirche, Westempore. 3. Dr. 13. Jh. Fot. A. Menth, Aub.
16. Landshut, St. Martin, Musikempore an der Südwand des Altarraums. Hans Stethaimer, um 1400. Fot. Bayer. L.A. f. Dpfl., Mchn.
17. Augsburg, St. Ulrich und Afra., „Simpertusbogen“ am südl. Ssch. Burkhard Engelberg, 1492. Fot. St. Bildst. 5115, 4.
18. Annaberg (Sa.), Pfarrkirche St. Anna, Msch. nach Westen. 1499–1520. Fot. St. Fotothek, Dresden.
19. Torgau (Sa.), Schloß Hartenfels, Schloßkapelle, östl. Längswand. 1544 von Nickel Grohmann. Fot. Walther Schliepe, Heidelberg.
20. Freudenstadt (Württ.), ev. Stadtkirche, Empore an einer Schmalseite (vgl. RDK II 1333/34, Abb. 3). Bau 1604–08 von Heinr. Schickhardt, Stuckreliefs an der Emporenbrüstung (Verkündigung, Sündenfall, Anbetung der Hirten) 1606 von Gerhard Schmidt. Fot. Eugen Kusch, Nürnberg.
21. Köln jesuitenkirche Maria Himmelfahrt (1942–45 stark besch.), Msch. nach Osten. Christoph Wamser, 1618–29. Fot. Rhein. Bildarchiv, Köln, 90621.
22. München, St. Michael, östl. Längs- und südl. Eingangswand (Zustand vor 1944). 1583–87. Fot. unbekannt (ZM).
23. Obermarchtal Krs. Ehingen (Württ.), ehem. Prämonstratenserklosterkirche, Msch. und Chor nach Nordosten. 1686–1701 von Mich. u. Chr. Thumb und Frz. Beer. Fot. Arthur Schlegel, Mchn.
24. Niederaltaich Krs. Deggendorf (Ndb.), ehem. Benediktinerklosterkirche, Gewölbe des südl. Ssch. nach Westen mit Öffnungen zur Empore. Jakob Pawanger, 1718–22. Fot. W. von Poswik, Landshut.
25. Eichstätt (Mfr.), Benediktinerinnenklosterkirche St. Walburg, Lhs. gegen Westen mit Nonnenchor u. Orgelempore. Bau 1629–31 von Martino Barbieri, Stuck und Emporenverkleidung 1706 von Wessobrunner Meistern. Fot. Bayer. L.A. f. Dpfl., Mchn.
26. Großaitingen Krs. Schwabmünchen (Bayer. Schwaben), kath. Pfarrkirche, Lhs. nach Westen. 1748–50 von Frz. Kleinhans, Stuck Frz. X. Feichtmayr. Fot. Lala Aufsberg, Sonthofen, 58 241.
27. Niederoderwitz Krs. Zittau (Sa.), ev. Pfarrkirche, Inneres nach Osten. Otto Ludw. von Kanitz, 1719–26. Nach Inv. Sachsen 29, Taf. IV.
28. Dresden, Frauenkirche, Inneres nach Südosten (zerst. 1945). George Bähr, 1722–38. Fot. St. Fotothek, Dresden.
29. Breslau, Reformierte Hofkirche, Inneres nach Süden. Jonas Frdr. Arnold (?), 1747–50; Rest. 1850. Fot. St. Bildst.
30. Weiltingen Krs. Dinkelsbühl (Mfr.), ev. Pfarrkirche, Blick vom Altarraum nach Westen. Altarraum Ende 15. Jh., Lhs. 1685. Fot. Lala Aufsberg, Sonthofen, 68 888.
31. Schweinfurt (Ufr.), ev. Pfarrkirche St. Johannis, nördl. Qusch. nach Nordwesten. Bau 2. V. 13. Jh., Emporeneinbau 1739ff. Fot. Marburg 19 133.
32. Buchau a. F., Krs. Riedlingen (Württ.), ehem. Damenstiftskirche, Blick von Westen auf die nördl. Lhs.-Wand. Michel D’Ixnard, 1773ff. Fot. Jeannine Le Brun, Konstanz.
33. Berlin, Elisabethkirche, Inneres nach Westen (nach Rest. 1938). 1834 nach Entwurf von Karl Frdr. Schinkel. Fot. DKV.
34. Würzburg, Residenz, Fürstensaal im Ingelheimer Trakt (Zustand vor 1944). Materno Bossi, 1771f. Fot. Marburg 6199.
35. Hildesheim, ehem. Benediktinerklosterkirche St. Michael, westl. Vierung und nordwestl. Qusch.-Flügel mit Engelchor. 1033 gew. Fot. H. Bödeker, Hildesheim.
36. Münster i. W., Dom, östl. Vierung und Ostchor. 3. V. 13. Jh. Fot. Preuß. Meßbildanstalt 415.25.
37. Fischingen Kt. Thurgau, ehem. Benediktinerklosterkirche, Inneres nach Osten. Bau 1685–87, Sängerempore im Chor 1795 nach Entwurf des Abts Augustin Bloch. Fot. Kdm.-Inventarisation d. Kt. Thurgau, Frauenfeld.
Literatur
Ausreichende Bearbeitung im Zusammenhang haben bisher nur der romanische und einige Gebiete des prot. Emporenbaus erfahren. Zu den einzelnen im Text genannten Bauten vgl. man die einschlägigen Inventare und Monographien.
1. Osk. Wulff, Altchristl. und byzantin. Kunst (Hdb. d. Kw.), 3 Bde., Bln. u. Potsdam 1914ff. – 1 a. RAC Bd. 4, Sp. 1255–64 („Empore“, F. W. Deichmann). – 2. Heinr. Bogner, Zs. f. chr. K. 19, 1906, 109–18. – 3. Lehmann. – 4. Paul Ortwin Rave, Der Emporenbau in romanischer und frühgotischer Zeit (= Forschgn. z. Formgesch. der K. aller Zeiten u. Völker, hrsg. v. Eugen Lüthgen, Bd. 8), Bonn u. Lpz. 1924. – 5. Paul Frankl, Die früh-ma. und roman. Baukunst (= Hdb. d. Kw.), Wildpark-Potsdam 1926. – 6. Dehio-Bezold Bd. 1, S. 273–94; 367–75; 417 bis 431; 446–50. – 7. G. Bandmann, Die Bauformen des MA, Bonn 1949, S. 119–26. – 7a. Viollet-le-Duc, Architecture Bd. 9, S. 262–72. – 8. Francis Bond, An Introduction to English Church Architecture from the 11th to the 16th C, London 1913, Bd. 2, S. 745–75. – 9. Walter Horwath, Der Emporenbau der roman. und frühgot. Kirchen in Siebenbürgen, Siebenbürg. Vjschr. 58, 1935, 69–75. – 10. Karl-Heinz Clasen, Die gotische Baukunst (Hdb. d. Kw.), Wildpark-Potsdam 1930. – 11. Jos. Braun, Die Kirchenbauten der dt. Jesuiten, 2 Bde., Freiburg i. Br. 1908–10. – 12. Hauttmann, Baukunst. – 13. Martin Wackernagel, Die Baukunst des 17. u. 18. Jh. in den german. Ländern (= Hdb. d. Kw.), Wildpark-Potsd. 19324. – 14. (K. E. O. Fritsch) Der Kirchenbau des Prot. von der Reformation bis zur Gegenwart, Bln. 1893. – 15. Ehler W. Grashoff, Raumprobleme des prot. Kirchenbaues im 17. u. 18. Jh., Bln. 1938, bes. S. 23–42. – 16. Otto H. Senn, Prot. Kirchenbau. Besinnung auf die Grundlagen, „Werk“ 39, 1952, 33–40. – 17. Walther Schliepe, Über Zusammenhänge in der Entwicklungsgesch. prot. Emporenkirchen bis zu George Bahr. Ein Beitr. z. Entwicklungsgesch. des Emporenraums in Sachsen, Diss. T. H. Dresden 1957 (masch.). – 18. Ilse-Käthe Dött, Prot. Querkirchen in Deutschland und der Schweiz, Diss. Münster i. W. 1956 (masch.), bes. S. 43–56. – 19. Wolf Marx, Die Saalkirche der dt. Brüdergemeine im 18. Jh. (= Stud. über chr. Dkm., hrsg. v. Joh. Ficker, H. 22), Lpz. 1931. – 20. Curt Horn und Otto Senn in: Kirchen. Hdb. f. d. Kirchenbau, hrsg. v. Willy Weyres und Otto Bartning, Mchn. 1958, S. 231–64.
Verweise
Empfohlene Zitierweise: Erffa, Hans Martin von, Gall, Ernst , Empore, in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. V (1960), Sp. 261–322; in: RDK Labor, URL: <https://www.rdklabor.de/w/?oldid=93194> [11.10.2024]
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