Devotionalien

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englisch: Devotionals; französisch: Piété, articles de, articles de Piété; italienisch: Oggetti di devozione.


Erwin Richter (1954)

RDK III, 1354–1367


RDK III, 1355, Abb. 1. Freiburg Br., um 1485.
RDK III, 1355, Abb. 2. Privatbesitz, um 1800.
RDK III, 1357, Abb. 3. Wasserburg a. Inn, 17.-18. Jh.
RDK III, 1357, Abb. 4. Wasserburg a. Inn, 17.-18. Jh.
RDK III, 1359, Abb. 5. Köln, Dom.
RDK III, 1359, Abb. 6. Maria Eich b. Planegg, Obb.
RDK III, 1361, Abb. 7. Tegernsee, um 1732.
RDK III, 1361, Abb. 8. Privatbesitz, 19. Jh.
RDK III, 1363, Abb. 9. München, um 1500.
RDK III, 1363, Abb. 10. Wien, M. 18. Jh.
RDK III, 1365, Abb. 11. Basel, 19. Jh.
RDK III, 1365, Abb. 12. Privatbesitz, E. 18. Jh.

1. Begriffsbestimmung und Sacheinteilung

D. sind Erzeugnisse einer überwiegend volkstümlichen religiösen Kleinkunst, die sich ihrem ursprünglichen Sinn nach auf die Devotion, d. h. die Weihe und Hingabe an Gott sowie die zur Vermittlung angerufenen Seligen und Heiligen, beziehen.

Aus der Fülle der zu den D. zählenden Gegenstände aus unterschiedlichem Material kann eine stattliche Liste zusammengestellt werden. Unter den Sammelbegriff D. fallen: Taufbriefe und Sterbekreuze, Beicht- und Kommunionandenken, Pilgerzeichen, Benediktusmedaillen, Ulrichskreuze und Zachariaskreuze, Andachts- und Heiligenbilder kleineren Formats (s. Andachtsbild IV, RDK I 684–87), daneben Schleier-, Schluckbildchen und bedruckte Lorettohemdchen, Andachtsbücher, Segen aller Art, Gebetszettel, Pestblätter (s. a. Apotropaion, RDK I 854, Abb. 1), „Faltbreverl“, hl. Längen und Reliquienberührungsatteste, Rosenkränze, Schutzkreuze, Wallfahrts-, Bruderschaftsmedaillen und Gnadenpfennige, Skapuliere, Kleinreliquiare, Statuen und Statuetten, wie z. B. tönerne Schabfigürchen (Fraisensteine), wächserne Agnus Dei und Wachsstöcke und schließlich bedingt Hinterglasbilder und Votivgaben. Als D. der christlichen Frühzeit sind vor allem die Ampullen zu nennen.

2. Wesen und Wertung

Die übliche Definition der D. als „Andachtsgegenstände“ charakterisiert ihr mehrgesichtiges Wesen nicht erschöpfend. Wenn R. Hindringer (Buchberger III, Sp. 267/68) formuliert: „Die D. sind kirchlich nicht geboten, werden aber als Mittel zum leichteren Verständnis religiöser Wahrheiten, zur Erweckung und Steigerung frommer Affekte und zur Mehrung der geistlichen Freude oder auch Trauer empfohlen“, so ist damit nur die eine, mit kirchlicher Approbation versehene Wesensseite genannt. So werden sogar Bildern und Gebetszetteln, die mit kirchlicher Druckerlaubnis herauskommen, Ablässe zugebilligt. Nach dem heutigen Stand der Forschung aber erscheinen die D. nicht ausschließlich an bloße Frömmigkeit, Andachtsbedürfnis und offiziellen Kult gebunden; vielmehr schwingen bei ihrer Entstehung, Ausgestaltung und Anwendung meist neben den mystischen noch magische Glaubensvorstellungen mit, werden neben Gelübdeformen und Heilbräuchen auch Segen und Zauber zugleich mit ihnen in Verbindung gebracht.

So sind z. B. metallene Armbrust-, Pfeil- (Doppelpfeil-) oder Sebastianusbildnisanhänger an Rosenkränzen einerseits Andenken an Wallfahrten zu Gnadenstätten des hl. Sebastian, in denen sie „angerührt“, geweiht und ausgegeben wurden; als geheiligte Gegenstände begabte sie der Volksglaube aber zusätzlich mit geheimnisvollen Kräften (deren mystisch-magische Wirksamkeit man noch höher veranlagte, wenn die genannten „Gweichtl“ geschenkt oder gefunden wurden). Als individuelle Weihesiegel des großen Pestpatrons tragen die Anhänger den Charakter von Pestvorbeugungsmitteln und werden in dieser Einschätzung zu Amuletten gestempelt.

So werden nicht nur Schluckbildchen (Eßzettel) und Schabemadonnen, sondern ebenso Weihemedaillen schließlich zu therapeutischen Mitteln der geistlichen Volksmedizin, wie z. B. ein Gnadenpfennig in einem Mirakelbericht aus dem Kemptener Magnusbüchlein von 1729. Darin wird von einer an unheilbarer Krankheit leidenden Dame aus Wien 1700 berichtet, daß „theils durch Genießung eines mit denen Reliquien unseres hl. Magni geseegneten Wassers, theils durch Überlegung auff die schadhaffte Glider ebner maßen geweyhter Ablaßpfennig und Erden“ der Krankheitszustand gebessert wurde.

Damit ist schon die starke Milieugebundenheit der D. – hier im Bereich der religiös-volksmedizinischen Vorstellungssphäre – deutlich. Es sind ferner antike und orientalische, astrologische sowie kabbalistische Einschläge festzustellen, die auf die Kultmedaillen – u. a. über die (nicht den D. zuzuzählenden) astrologischen Talismane in Medaillen- und Plakettenform – einwirkten. Der Paracelsismus begünstigte diese Entwicklung (Erwin Richter, Einwirkung des Paracelsismus auf die Entwicklung des Votivwesens, Medizin. Monatsschr. 1953, S. 115–18). Was Paracelsus von den Talismanen sagt, gilt in der Meinung des Volkes ebenso von den als Amulette getragenen D.-Anhängern: „Die Talismane sind die Büchsen, worinnen die himmlischen Einflüsse aufbewahrt werden.“

Bezeichnend ist z. B., daß man am 9. Februar 1749 bei dem verstorbenen Fürstbischof Anselm Franz von Würzburg, Grafen von Ingelheim, auf der Brust ein Amulett von Messingblech vorfand, auf das ein Drudenfuß und einige Zaubercharaktere (Vincula) graviert waren. Der so dokumentierte Aberglauben verband den Fürstbischof mit den meisten seiner Untertanen, doch mit dem Unterschied, daß das Amulett des Kirchenfürsten nur die magische Wesensseite hervortreten ließ, während der Mann aus dem Volk sich stärker dem Mystischen verbunden fühlte.

Bei der wissenschaftlichen Einordnung und Wertung der D. darf nicht übersehen werden, daß die Masse der Bauern, Kleinbürger, Soldaten (Wundsegen!) und vor allem die Frauenwelt die hauptsächlichen Abnehmer Hellten. Das spezifisch volksreligiöse, bildhafte Denken in seiner ausdrucksstarken Naivität mußte von den Herstellern der D. respektiert und aus ihren Erzeugnissen zurückgespiegelt werden. Diese unpersönliche, fromme Ideenwelt prägte den D. als Massenprodukten weitgehend den Stempel auf. Auch in der Themenwahl bei den gedruckten D. wird das deutlich, z. B. in den „geistlichen Eisenbahnen“ und „Himmelslotterien“ oder den „geistlichen Spielkarten zum Ziehen eines guten Rats“. Den volksreligiösen Bedürfnissen entsprechen Bild- und Druckschriftentitel wie: „Fünfzehn heimliche Leiden oder Schmerzen, so Christus der Herr der frommen und Gott-liebenden heiligen Maria Magdalena ... geoffenbaret hat“, Mindelheim 1814 (s. Geheimes Leiden Christi sowie Frdr. Zoepfl in: Volk und Volkstum, Jb. f. Volkskunde 2, 1937, 317ff.), oder „Die sieben Fäll“ Christi (P. Martin von Kochem: „Der verbesserte Große Baum-Garten“ usw., Mainz und Frankfurt 1738).

Die D. gehören im allgemeinen zur Volkskunst und können nur z. T. einen höheren kunstgewerblichen Wert beanspruchen. Künstlerisch beachtliche Einzelstücke, zuweilen mit Namen oder Monogramm des Herstellers versehen, finden sich hauptsächlich unter den Kultmedaillen. Aber auch sie bleiben dem Volksglauben verhaftet, werden nie zu Repräsentanten eines Individualglaubens höherer Geistigkeit und zu Schöpfungen freier Künstlerphantasie.

3. Herkunfts- und Entwicklungsgeschichte der wichtigsten D.

Die zu den D. zählenden Einzelgruppen haben jede ihre eigene, noch nicht immer eindeutig geklärte Herkunft und Entwicklungsgeschichte. R. Andrees Bemerkung über den Rosenkranz [24, S. 182]: „Es ist eine recht schwierige Sache, sich in der Geschichte des Rosenkranzes zurechtzufinden, zumal selbst katholische Autoritäten da verschiedener Ansicht sind“, gilt heute noch sinngemäß hinsichtlich der Ergründung von Vorgeschichte und Entstehungsbezirken aller übrigen Untergruppen der D.

Alle Einzelgruppen der D. treten, im ganzen gesehen, je nach Umlauf und Nachfrage nebeneinander seit der Spätgotik auf; in immer stärkeren Gebrauch wurden sie seit dem Einsetzen der Gegenreformation, ihrer eigentlichen Blütezeit, genommen.

Über die Herstellung der Rosenkränze sind wir noch verhältnismäßig am besten unterrichtet (s. dort).

Die holzgeschnitzten Statuen und Statuetten als volkstümliche Nachbildungen von Gnadenbildern wurden nach Kirchfahrten von den Wallfahrern als geweihte Pilgerandenken mit heimgebracht. So erlebte z. B. das berühmte Maria-Hilf-Gnadenbild von Lucas Cranach viele verschiedenartige Nachbildungen [26, S. 106]. Bisweilen wurden die Nachbildungen ihrerseits zu wunderwirkenden Gnadenbildern; in den neuen Ausstrahlungsbezirken auf Heimaltären, in Hauskapellen und Bildstöcken aufgestellt, hatten sie dann die Errichtung von Filialwallfahrtsstätten zur Folge. In Waldgegenden wie dem Bayerischen und Böhmerwald entwickelten sich Zentren für die Herstellung von geschnitzten Kruzifixen und Heiligenfiguren. „Herrgottschnitzer“ sandten ihre Erzeugnisse z. B. vom sog. Lamer Winkel aus auf dem Wasserwege über den Regen und die Donau nach Regensburg auf den Markt.

„Noch im 19. Jh. errichtete der Wirt Verderber im Dorfe Außergefild in Böhmen neben einer Glasbildermalerei eine ‚Krucifixschnitz- und Staffieranstalt‘, deren Erzeugnisse zusammen mit den Hinterglasbildern von Kraxentragern weit in die Welt hinaus vertrieben wurden“ (J. M. Ritz, Art. „Holz“ in Adolf Spamer, Die deutsche Volkskunde I, Leipzig und Berlin 1934, S. 423).

Die besseren, kunstgewerblich wertvollen Klosterarbeiten wurden vor allem von Klosterfrauen hergestellt. Es handelt sich hierbei in erster Linie um die Fassung und Aufmachung von Reliquienpartikeln und sog. Berührungsreliquien sowie um die Ausgestaltung von kleinen D.-Schreinen für gemalte und plastische Wallfahrtspatrone und wachsbossierte Heiligenstatuetten. Die Anfertigung von Kleidern für Gnadenbilder (s. Bekleiden von Bildwerken) in reichster Ausführung, das Sticken von Metallfäden, das Aufnähen von Pailletten und Chenilleblumen, die Montage von Goldflitter, farbigen Glassteinen oder Perlen und Silberfiligran, sowie die Miniaturmalerei auf Andachtsbildchen sind in Klöstern gepflegt worden.

Das Hauptinteresse der kunstgeschichtlichen Forschung beanspruchen unter den D. die Pilgerzeichen, Wallfahrts- und Bruderschaftsmedaillen und Gnadenpfennige, weil sich bei ihnen eine steigende Tendenz zu künstlerischer Formung feststellen läßt. Ob die Entwicklung etwa von keltischen „Regenbogenschüsselchen“ und germanischen Hängebrakteaten ausging und damit in bodenständig weiterwirkenden, beharrenden Kräften zu suchen ist, muß freilich noch offenbleiben. Sicherlich haben antike Weihegeschenke, römische Münzfunde, frühchristliche Symbolik und Einflüsse aus dem Orient und dem östlichen Mönchstum – über die Kreuzzüge oder Pilgerfahrten ins Heilige Land –, und nicht zuletzt das verbreitete Amulettwesen am Entstehungsakt ihren Anteil. Sicheren Boden betreten wir erst mit dem Aufkommen der spätmittelalterlichen Pilgerzeichen, welche die Wallfahrer als Merkzeichen ihres Pilgertums und zugleich als Andenken an absolvierte Wallfahrten auf ihrer Pilgerkleidung aufgenäht trugen. Sie sind nicht sehr zahlreich auf uns gekommen.

So sind im Schrifttum nur drei Exemplare von Einsiedler Pilgerzeichen aufgespürt worden, obwohl 1466 aus Anlaß des Festes der Engelweihe im Kloster Einsiedeln 130 000 Stück ausgegeben wurden (Odilo Ringholz, Wallfahrtsgesch. U. L. F. von Einsiedeln, Freiburg/Br. 1896, S. 278). Das älteste bekannte Wallfahrtszeichen von Einsiedeln, 1426, bewahrt die Glocke von St. Anna in Truns bei Disentis (Inv. Schweiz 13, S. 428).

Die Pilgerzeichen des ausgehenden MA sind aus Blei oder Zinn gegossen, in Durchbrucharbeit gestaltet, oder im Flachrelief aus dünnem Silber-, Messing- und Kupferblech ausgeprägt, seltener auch aus Erdpech.

Die Pilgerzeichen wurden abgelöst durch die Wallfahrts-, Bruderschafts- und Gnadenmedaillen, die auch von den künstlerisch wertvollen astrologischen Medaillen und den frühen Pestschutzamuletten her Formelemente und bildinhaltliche Anregungen aufnahmen. In Kunstzentren wie Nürnberg, Augsburg, München, Salzburg u. a. ist ihre endgültige Form geschaffen. Der künstlerische Reifeprozeß erreichte gerade in Deutschland seinen Höhepunkt. Das im Zeichen der Gegenreformation sich mächtig entfaltende Wallfahrtswesen hat auch in der vermehrten Herstellung und Verbreitung der Kultmedaillen zum Aufblühen dieser D. beigetragen. Sie überstanden auch die Zeiten besser als die an die Regierungsdaten der weltlichen und geistlichen Herrscher gebundenen Geld- und Erinnerungsmünzen, weil sie infolge ihres mitsprechenden Weihe- und Schutzcharakters „nie außer Kurs“ gerieten [10, S. 55].

Was die Weihemünzen den Gläubigen allein nach kirchlicher Auffassung bedeuten, mag – abgesehen von den manchmal damit verbundenen Ablässen – einem D.-Zettel entnommen werden, der Wesen und Gebrauch der „Medaille des hl. Benedikt“ und der „Jubiläumsmedaille“ von 1880 erläutert (bei J. Butzenberger, Nr. 59, Altötting, in Passau approbiert 3. Aug. 1909): „Das katholische Volk bedient sich dieser Medaille, um dadurch Schutz gegen Krankheit, Gift, Gefahren und Anfechtungen jeglicher Art von Gott durch die Fürbitte und Verdienste des hl. Benedikt zu erlangen, sowie auch um die Wohlfahrt des Viehstandes in den Stallungen zu sichern.“

Mit Peter Seel und seinem Sohn Paul, der1 1665 die Nachfolge des Vaters als „erzbischöflicher Siegel- und Eisenschneider“ in Salzburg antrat, erreichte die künstlerische Gestaltung der zur Sakralnumismatik zählenden Münzen und Anhänger eine beachtliche Höhe. Von ihnen gilt, was A. M. Pachinger sagt [10, S. X]: „Als unbestrittenes Verdienst Seels und seiner nächsten Nachfolger muß anerkannt werden, daß es diese Meister waren, welche aus rohen minderwertigen Wallfahrtsanhängern geschmackvolle und künstlerisch bedeutsame Medaillen schufen und nicht bloß einen neuen Stil in die alte Form brachten“ (s. auch A. M. Pachinger, Medaillen von Peter und Paul Seel und diesen verwandten Meistern, München 1904).

4. Vertrieb und Verbleib

Die D. konnten schon früher in besonderen Verkaufsstätten, in der Form der erwähnten Klosterarbeiten auch an Klosterpforten, vor allem im Bannkreis der Wallfahrtskirchen und Gnadenorte erstanden werden, wo die „Betterkramer“, d. h. Rosenkranzhändler, ihre oft fliegenden Verkaufsstände, vornehmlich zu Wallfahrtszeiten, bei Kirchenfesten und Patrozinien errichteten.

Einen solchen D.-Stand im Klostervorhof zeigt z. B. ein Gemälde von Hans Georg Asam in Benediktbeuren (Das Münster 3, 1950, 151).

D. wanderten bisweilen wieder zu den Wallfahrtsstätten zurück, wurden mit Votiven zusammen als Weihegaben zum Dank für Erhörung in Anliegen der Seele und des Leibes aufgeopfert. So finden wir sie wieder in Votivschreinen auf Altären, in Schaukästen an Kirchenwänden und in den Vitrinen der kirchlichen Schatzkammern. An den Wallfahrtsorten geführte Opferverzeichnisse geben uns als Quellen zur D.-Kunde einen Begriff vom einstigen Reichtum der – in Kriegsläuften und der Säkularisation wieder dezimierten – Bestände an Kostbarkeiten; so 1630 das „Verzaichnus der gult- und silberen clainodien, so diß jahrß zur lobwürdigen Unser Lieben Frauen uralten heiligen Capellen Altenöting verehrt und geopfert seind worden“.

Nicht zuletzt dienen D. auch zur Ausschmückung von Gnadenbildern, die oft sehr reich mit kostbaren Rosenkränzen, D.-Kreuzen und -Herzen, Weihemünzen und Skapulieren als beredten Bekundungszeichen frommer Gesinnung und Handlungen behängt werden (Abb. 5 und 6).

Unter den D. werden besonders Pilgerzeichen, Wallfahrtsmedaillen und Gnadenpfennige neuerdings von Numismatikern, Kunstfreunden und Volkskundlern gesammelt.

Zu den Abbildungen

1. Freiburg Br., Augustiner-Mus., Inv.Nr. 11 656 d. Kußtäfelchen in Hinterglasmalerei, Muttergottes im Strahlenkranz. Originalgröße. Oberdeutsch um 1485. Nach H. W. Keiser, Die dt. Hinterglasmalerei, München 1937, Taf. 4.

2. Privatbesitz, Gnadenbild von Mariazell, Steiermark. Hinterglasmalerei. Um 1800. Nach A. v. Scheltema, Die dt. Volkskunst, Leipzig 1938, Taf. 1.

3. Wasserburg a. Inn, Slg. des Verf., verschiedene D.-Anhänger des 17. und 18. Jh. Oben: herzförmiger Rosenkranzhauptanhänger, Gnadenpfennig mit Altöttinger Muttergottes, von Engeln getragen (Rücks. Enthauptung dreier Märtyrer); Silber. – Augsburger Ulrichskreuz mit Darstellung der Ungarnschlacht 955 (Rücks. „CRUX UICTORIALIS“); Kupfer vergoldet. Unten: Wallfahrtszeichen von Pfarrkirchen a. d. Rott, N.B., mit Gnadenbild (Marienklage und Leidenswerkzeuge) vom Gartlberg; Silber. – Heiliggeisttaube, Silber, z.T. vergoldet. – Weihemedaille, St. Georg als Drachentöter (Rücks. Brustbild einer weibl. Heiligen); Silber. Phot. Verf.

4. Wasserburg a. Inn, Slg. des Verf. Tönerner Fraisenstein (Schabestein) aus hl. Erde vom Sonntagsberg b. Waidhofen, N.Ö., mit dem Gnadenbild der dortigen Wallfahrt (Gnadenstuhl). D.-Dose in Silber, Dm. 7,4 cm. Phot. Verf.

5. Köln, Dom. Gnadenbild der Muttergottes im Festgewand, reich besetzt mit D.-Kreuzen und -Herzen und Weiheschmuck (Zustand Nov. 1949). Phot. Paul Schultes, Leichlingen.

6. Maria Eich b. Planegg (München-Land), Wallfahrtskirche. Gnadenbild der Muttergottes im Weihumhang, geschmückt mit Votivrosenkränzen und sakralen Medaillen (Zustand 1939). Nach einer am D.-Stand erworbenen Phot.

7. Zwei Quirinuspfennige vom Kloster Tegernsee. Größeres Stück: hl. Quirinus mit Benediktusmedaille; Rücks. die hll. Chrysogonus und Castorius (Patrone) mit Zachariassegen. – Kleineres Stück: hl. Quirinus, Brustbild; Rücks. Benediktusmedaille. Um 1732. Nach A. R., Die Historie von St. Quirinus, München o. J. (um 1890), S. 61.

8. Privatbesitz, Leonhardsmedaille, Blechtäfelchen zum Annageln an die Stalltür. 19. Jh. Aus der Slg. Marie Andree-Eysn. Nach [24] S. 52.

9. Nürnberger Speerbildchen, kolorierter Holzschnitt. Inschrift: „Cor istud transfixum est Cum lancea dni nri ih’u xpi.“ Die Herzwunde aufgeschnitten. Um 1500. Ehem. München, Slg. v. Kremer. Nach [20] Taf. 7.

10. Wien, Slg. Walcher von Moltheim. Die Schmerzhafte Muttergottes und das wundertätige Kruzifix bei den Konventualminoriten in Wien. Miniatur auf Pergament. M. 18. Jh. Nach [20] Taf. 174.

11. Basel, Schweizer. Pharmaziehistorisches Mus., Eßzettel mit dem Gnadenbild der Muttergottes von Einsiedeln. Papier, bedruckt, Größe eines Bildchens 32 × 22 mm. 19. Jh. Phot. Bildarchiv des wiss. Informationsdienstes der CIBA, Basel.

12. Schutzbrieflein, sog. „Gweichtl“ vom Anhänger einer Fraiskette, aufgefaltet. Mitte: Reliquientäfelchen mit Scheyrer-, Ulrichs- und Zachariaskreuz, Sebastianspfeil, Kreuznagel, Zunge d. hl. Joh. Nepomuk, Teilen von hl. Gewändern u. a. Reliquien, Eßzettel. – Umgeben von 8 Kupferstichen mit Bildern von Wundertätern und Schutzpatronen gegen Besessenheit, Teufel, Gewitter, Reiseunfälle (3 Könige), Gespenster usw. Ende 18. Jh. Privatbesitz. Nach [11] S. 12 (vgl. auch [12] Taf. 8).

Literatur

Monographische Bearbeitung des Gegenstandes fehlt noch. Einzeldarstellungen: 1. Willibald Kirfel, Der Rosenkranz. Ursprung und Ausbreitung (= Beitr. z. Sprach- u. Kulturgesch. d. Orients H. 1), Walldorf-Hessen (1949). – 2. Augusta v. Oertzen, Maria, die Königin des Rosenkranzes. Eine Ikonographie d. Rosenkranzgebetes durch 2 Jahrhdte. dt. K., Augsburg 1925.– 3. Erwin Richter, Eine unbeachtete geistl. Quelle z. Gesch. d. Rosenkranzes, Deutsche Gaue 43, 1951, 50–57. – 4. Ders., Gebetszählweise als Spiegel alter Zeitrechnungsordnung. Ein Beitrag z. Lösung d. Rosenkranzursprungfrage, Deutsche Gaue 44, 1952, 17–28.

5. Joh. Petrus Beierlein, Münzen bayerischer Klöster, Wallfahrtsorte u. a. geistl. Institute, Oberbayer. Archiv f. vaterländ. Geschichte 17, 1857, 39–112; 27, 1866, 110–40; 38, 1879, 103–26. – 6. Frdr. Och, Münzen bayer. Klöster, Kirchen, Wallfahrtsorte u.a. geistl. Institute, Ebd. 50, 1897, 131–230; 52, 1906, 247–93. – 7. Anton Maria Pachinger, Unedierte Medaillen auf bayer. Wallfahrtsorte, Kirchen u. Klöster aus d. Slg. Pachinger-Linz (= Mitt. d. Bayer. Numismat. Ges. Bd. 24), München 1904. – 8. Ders., Wallfahrts- u. Weihemünzen des Erzhzgt. Österreich ob der Enns, Enns 1904. – 9. Ders., Wallfahrts-, Bruderschafts- u. Gnadenmedaillen der gefürst. Grafschaft Tirol u. Vorarlberg, Wien 1908. – 10. Ders., Wallfahrts-, Bruderschafts- u. Gnadenmedaillen des Hzgt. Salzburg, Wien 1908. – 11. Christian Frank, Kreuze, Medaillen u. Amulette, (= Sonderheft 38 der Zs. „Deutsche Gaue“), Kaufbeuren 1905. – 12. Elizabeth Villiers und A. M. Pachinger, Amulette und Talismane, München (1927). – 13. Busso Peus, Ein spät-m.a. Pilgerzeichen von Drei-Ähren (Elsaß), Schweizer Münzblätter 1, 1950, 1–4. – 14. Ders., Eine Wallfahrtsmedaille von Hohenwart, Bayer. Jb. f. Volkskunde 1952, S. 65ff. – 15. Jos. M. Friesenegger, Die Ulrichskreuze mit bes. Berücksichtigung ihres religiösen Brauchtums, Augsburg 1937. – 16. Hans O. Münsterer, Das Caravacakreuz u. seine dt. Nachbildungen, Bayer. Jb. f. Volkskunde 1951 (Festschrift für J. M. Ritz), S. 32ff. – 17. Ders., Die doppelbalkigen Partikelkreuze von Scheyern, Wiblingen u. Donauwörth, Ebd. 1952, S. 50ff. – 18. Odilo Ringholz, Die Einsiedler Wallfahrts-Andenken einst u. jetzt, Schweizer. Archiv f. Volkskunde 22, 1919, 176ff. – 19. Erw. Richter, Der segnende Heiland vom Hedwigskreuz, Deutsche Gaue 45, 1953, 83–87. – 19 a. Hans O. Münsterer, Die magischen und kabbalistischen Schutzkreuze, Bayer. Jb. f. Volkskunde 1953, 51ff. – 19 b. W. Engel, Fränkische Pilgerzeichen des späten MA, Altfränkischer Bildkalender 53, 1954.

20. Ad. Spamer, Das kleine Andachtsbild v. 14. b. z. 20. Jh., München 1930. – 21. Gust. Gugitz, Das kleine Andachtsbild in den österr. Gnadenstätten in Darstellung, Verbreitung u. Brauchtum, nebst einer Ikonographie (= österreichische Heimat Bd. 16), Wien (1950).

22. Buchberger III, 267f. (R. Hindringer). – 23. Max Rumpf, Religiöse Volkskunde, Stuttgart 1933, S. 167–75; 348–53. – 24. Rich. Andree, Votive u. Weihegaben des kathol. Volks in Süddeutschland, Braunschweig 1904. – 25. Marie Andree-Eysn, Volkskundliches aus dem bayer.-österr. Alpengebiet, Braunschweig 1910. – 26. Torsten Gebhard, Die marianischen Gnadenbilder in Bayern, in: Kultur und Volk, Beitr. z. Volkskde. aus Österreich, Bayern u. d. Schweiz, Wien 1954, S. 93–116.