Dach
englisch: Roof; französisch: Toit; italienisch: Tetto.
Hans Vogts (1953)
RDK III, 911–968
A. Dachform
1. Bedeutung, Hauptformen, Benennungen
Das D. (gemeinsame indogermanische Sprachwurzel; griech. στέγω, lat. tego, ahd. takju = decken), die über dem oberen Abschluß eines Gebäudes angebrachte oder auch selbst dessen oberen Abschluß bildende Abdeckung, die ihm Schutz gegen den Einfluß von Klima und Witterung gewähren soll, besteht aus einem durch den Dachstuhl, die D.-Konstruktion, gebildeten Dachraum und der von dem D.-Stuhl getragenen D.-Haut oder Dachdeckung. Es ist ein die Erscheinung des Bauwerks wesentlich mitbestimmender Bauteil. Außer seiner technischen Aufgabe hat es eine künstlerische: dem Umriß des einzelnen Bauwerks und der Bauwerksgruppen einen oberen Ausklang zu geben und sie dadurch mit der umgebenden Landschaft oder Stadt zu verbinden, sowie die über den eigentlichen Baukörper hinausragenden Bauglieder teils zu verhüllen, teils, soweit sie das D. überragen (D.-Aufbauten, Schornsteine, Türme), ihnen einen verbindenden Hintergrund zu geben. Bei günstigem Klima und bei Massivbauten wie in den Mittelmeerländern kann es fehlen, so daß die massiven oberen Decken (z. B. Gewölbe) dort selbst den oberen Abschluß des Bauwerks bilden können. Da die D.-Konstruktionen gemeinhin aus Holz hergestellt werden, begünstigt die Holzarmut der südlichen Länder die dachlose Gestaltung. Die D. haben schräge Flächen, um die Niederschläge abfließen lallen zu können. Der Grad der D.-Neigung, für die Erscheinung der D. von der größten Bedeutung, ist wechselseitig von den klimatischen Verhältnissen und der Wahl der Baustoffe abhängig.
Man unterscheidet folgende Hauptformen (Abb. 1):
a) D. mit einseitiger Neigung und einer D.-Traufe (Pult- D.).
b) D. mit zwei D.-Flächen, zweiseitiger Neigung nach entgegengesetzter Richtung und zwei D.-Traufen, so daß das D. an den Enden (bei rechteckigem Grundriß gemeinhin über den Schmalseiten) Giebel besitzt (Giebel- oder Sattel-D.).
c) D. mit mehr als zweiseitiger Neigung, bei denen der Giebel durch eine D.-Neigung, den sog. Walm, ersetzt ist (Walm-D., zu welmen = wölben, was wohl auf die gewölbten Flächen der Stroh-D. bei den D.-Hütten hinweist).
d) D. über ungefähr quadratischen oder vieleckigen Räumen (insbesondere also über Türmen), wobei die D.-Neigungen oben in einem Punkt zusammenlaufen (Zelt-D.; solche über runden Grundrissen werden als Kegel- D. bezeichnet).
Die obere Schnittlinie zweier D.-Flächen heißt First, die seitliche der Walm - D. Grat, die Durchdringung zweier Sattel-D. Kehle. Der Anschluß einer D.-Fläche an eine senkrechte Wand wird in einigen Gegenden als Seiher bezeichnet (von seihen = rinnen).
Pult-D. finden sich namentlich über niedrigeren Anbauten neben höher geführten Bauteilen, z. B. über den Seitenschiffen der Basiliken, Erkern, Laufgängen, Portalbedachungen und beim fränkischen und alemannischen Bauern- und Winzerhaus in niederschlagsreichen Gebirgsgegenden als Wetterschutz-D. an den Giebel- und Traufseiten. Sind die Seitenschiffe um den Chor herumgezogen wie bei den Zisterzienserkirchen von Pontigny, Ebrach, Lilienfeld und Riddagshausen, so umgeben auch Pult-D. ein- oder zweimal übereinander den Aufbau (ein ähnlicher Eindruck bei den norwegischen Stabkirchen). Einige Bergfriede trugen Pult-D. (Altbodman am Bodensee und Schroffenstein im Inntal). Da Pultdächer die billigste Ausführung darstellen, kommen sie auch über Not- und Wirtschaftsbauten, Werkstätten, neuerdings gelegentlich bei Kleinwohnungssiedlungen vor, während sie sonst über selbständigen Baukörpern selten sind, da sie als Erscheinungsform unvollständig wirken – in südlichen Ländern begnügt man sich zuweilen mit dieser einfachsten Abdeckung, wenn der Seitenansicht des D. keine Aufmerksamkeit geschenkt zu werden braucht.
Zelt-, Sattel- und Walm-D. sind die ursprünglichsten D.-Formen der Wohnhäuser aller Völker, die erste über runden oder quadratischen, die anderen über langgestreckten rechteckigen Baukörpern. Da man zunächst runde oder quadratische Hütten als ältere Hausform der Germanen voraussetzte, kam man zu der Annahme, daß das Zelt-D. ihre früheste D.-Form sei, wohl zu Unrecht, da inzwischen viele Hauskörper von rechteckigem Grundriß festgestellt oder durch Hausurnen bezeugt sind. Die Walm-D. können auf die ursprünglichen sog. D.-Hütten, deren D. auf dem Boden aufsitzen, zurückgeführt werden, die Sattel-D. auf die Wandhütten, deren D. auf senkrechten Wänden ruhen.
Je nachdem Kultbauten entweder zentrale oder Längsbauten sind, werden auch für sie Zelt- oder Sattel-D. errichtet; das gleiche gilt für Saalbauten zu profanen Zwecken. Von den antiken Saal- und Kultbauten ist das Sattel-D. auf die einschiffigen christlichen Kirchen und das Mittelschiff der Basiliken übergegangen, so daß es bei ihnen in Verbindung mit Giebelbildungen an den Kopfseiten und Pult-D. über den Seitenschiffen auftritt (Abb. 1 G). Wie an den Giebeln die Fußpunkte und die Krone durch Akroterien oder anderen ornamentalen oder figürlichen Schmuck betont werden (RDK I 274, Abb. 1), so an den D.-Flächen die Traufen und Firstlinien: die Traufen regelmäßig durch die D.-Gesimse oder D.-Überstände, auch wohl (wie bei St. Marien in Wismar und in Prenzlau) durch Zinnenbrüstungen, die Firste durch die Technik der D.-Deckung oder zuweilen durch besondere Firstkämme, wie sie auch bei Reliquienschreinen auftreten, die ja Nachbildungen der Kirchenbauten sind. Hat der Kirchenraum einen mehrseitigen oder runden Chorschluß von gleicher Breite, so wird das D. nach dieser Seite hin abgewalmt; ist der Chorschluß als Apsis abgesetzt, so hat er ein besonderes, pultartig an den Giebel des Kirchenschiffs angelehntes Walm-D., das bei halbrundem Grundriß zu einem halben Kegel-D. wird. Über rechteckigen eingezogenen Altarhäusern kommen Sattel- oder dreiseitige Walm-D. vor; bei der ersten Form tritt ein niedrigerer Giebel vor den des Schiffs-D. (Kirchen in Thorn, St. Nikolai in Rostock).
2. Zeitliche und landschaftliche Unterschiede und Entwicklungen
Diese D.-Formen haben sowohl für die romanischen Bauten des Abendlandes wie für die späteren Baustile Geltung. Ein Unterschied besteht lediglich darin, daß die D.-Neigungen der gotischen Kirchenbauten entsprechend ihrer vertikalen Tendenz steiler gewählt, die D.-Körper also höher und in der Gesamterscheinung gewichtiger werden. Für die Seitenschiffe verwendet die Gotik in ihrem Streben nach Auflösung der Masse oft statt der Pult-D. besondere, dem Mittelschiff-D. parallele Sattel- oder Walm-D., oder auch für jedes Joch getrennte, zum Haupt-D. quergerichtete Sattel- oder Walm-D. (Elisabethkirche in Marburg, Friedberg i. H.); auf diese Weise entsteht eine Reihung von Giebeln (Dome in Augsburg, Minden, Paderborn, Wetzlar, Dom und Martinskirche in Braunschweig [Abb. 2], Kirchen in Erfurt, Salzwedel, Kreuzkirche in Breslau, ehem. Dominikanerkirche in Köln, Minoritenkirche in Andernach, Katharinenkirche in Oppenheim). Auch die gotischen Chorkapellen haben nach französischem Vorgang in der Regel getrennte Walm-D. (Köln, Prag). Zuweilen ist sogar das ganze Schiffs-D. in quergerichtete Walm-D. aufgelöst, bei St. Barbara in Kuttenberg (nach 1512) und Laun in Böhmen (1528) in drei hintereinander gelegene Zelt-D. Über Hallenkirchen findet man entweder den Schiffsbreiten entsprechende Parallel-D. (Marienkirche in Danzig, RDK I 1359/60, Abb. 13) oder, um die zwischen ihnen auftretenden, für die Wasserabführung nachteiligen Gräben zu vermeiden, über der gesamten Breite einheitliche D., die dann zu mächtigen D.-Körpern werden (Abb. 26). Querschiffe haben Sattel- oder Walm-D., die das Haupt-D. durchschneiden, so daß die Kreuzform des Grundrisses auch in der D.-Bildung zum Ausdruck gelangt.
Eine bisher vereinzelt dastehende Dachlösung besaß nach jüngsten Feststellungen die 1. H. 13. Jh. errichtete Zisterzienserkirche in Bronnbach a. d. Tauber (Abb. 4): nicht nur die Seitenschiffe, sondern auch Mittelschiff, Querschiff und Chor zeigen senkrecht zur Raumachse stehende Satteldächer mit vorderen Giebelabschlüssen (H. Feldtkeller, Die Zist.-Kirche zu Bronnbach a. d. T. und ihre urspr. Dachlösung, Zs. f. Kg. 17, 1954 [in Vorbereitung]).
Während für die friesischen und holländischen Bauernhäuser und das alemannische Hotzenhaus im südlichen Schwarzwald Walm-D. charakteristisch sind, wie sie auch häufig auf niederländischen Landschaftsbildern dargestellt werden, ist das Sattel-D. bei dem niedersächsischen, fränkischen und bayerischen Hause vorherrschend, allerdings mit sehr verschiedener Wahl der D.-Neigung. Die flache D.-Neigung in Bayern und Tirol läßt eine stärkere D.-Ausladung zu, die dem Wetterschutz der Hauswände dient. Ausgesprochene Formen des Profanbaues sind die sogenannten Krüppelwalme (besser als Halbwalme zu bezeichnen) des niedersächsischen und alemannischen Hauses, bei denen die Giebelseiten in ungefähr halber Höhe, meist über dem untersten D.-Geschoß, abgewalmt sind (Abb. 3 und RDK II 19/20, Abb. 13 und 14; Abb. 40), und die Zwergwalme, bei denen die Abwalmung auf die D.-Spitze beschränkt ist (Abb. 1 E). Naturgemäß entsprechen diese Formen namentlich großen Hausbreiten, wie sie mehrere örtliche Typen des niedersächsischen und alemannischen Hauses aufweisen. Zuweilen haben die Halbwalme segmentförmigen Grundriß (sog. Kuppelwalme, besonders in der Umgegend von Bremen), oder sie lassen die Giebelspitzen frei, die dann zu Öffnungen zur Erhellung des D.-Raumes und zum Abzug des Rauches ausgenutzt sind (Abb. 3). Damit die Firstlinie bei Walm.-D. nicht zu kurz wird, sondern wirksam bleibt, wird für die Walmseiten oft eine steilere D.-Neigung gewählt als für das übrige D. Soweit Edelsitze der bäuerlichen Bauweise folgen, gilt für sie das gleiche. Anderenfalls ist für sie das Walm-D. charakteristisch, was darauf zurückzuführen ist, daß die wirtschaftliche Notwendigkeit von Giebelöffnungen zur Ausnutzung der D.-Räume als Speicher wegfällt, wenn auf den Höfen andere Speicherbauten vorhanden sind.
Sind die Häuser nicht freistehend, sondern (in Städten und engbebauten Dörfern, besonders bei Tallagen) dicht oder mit schmalen Abständen aneinandergereiht, so gewinnen die Giebelöffnungen für die D.-Ausnutzung an Bedeutung, so daß bei den mit der Schmalseite an die Straße grenzenden Grundstücken das Giebelhaus mit Sattel-D. oder Halbwalm das typische m.a. Bürgerhaus ist. Es weist drei und mehr Speicher übereinander auf, die nach den sie teilenden Bodenbrettern als Böden, Dille oder Gebünn bezeichnet sind. Der überschießende Zwergwalm an der Giebelspitze wird gern zum Schutz der Windevorrichtung für die Warenbeförderung in die Speichergeschosse benutzt (Lucht, Walbe oder Wulf). Bei größeren Hausbreiten erhalten die Bauten in einigen Städten oft Doppel-D. (Abb. 5), die auf einer zweischiffigen Konstruktion des Hauses beruhen (typisch für das m.a. Köln), wobei meist die Innenseiten des Doppel-D. von einer mittleren Ständerreihe getragen werden (Abb. 6), über der sich eine Grabenrinne bildet.
Andererseits ist für die aneinandergebauten Wohnhäuser der Bevölkerung ohne selbständige wirtschaftliche Existenz und ohne eigene erhebliche Vorräte, d. h. für Miethäuser, das Sattel-D. mit straßenwärts gelegenen Traufen und zur Straße parallelen Firsten charakteristisch (Gänge in Lübeck, Stralsund, Haarlem, Leiden, Geldern, Rees, Emmerich; Halewyns-Hospital in Gent, 15. Jh.; Garlopenwohnungen in Lüneburg, vor 1553; Zinshäuser im alten Köln: 16 Häuser unter einem Dach, um 1230, die den Anlaß zu dem jetzigen verfälschten Straßennamen Unter Sachsenhausen gaben, 15 Häuser unter einem D. am Mauritiussteinweg u. a.).
In vielen Städten werden mit Ersatz des Holz- und Fachwerkbaues durch den Massivbau die Mauern, aus Gründen des weiteren Feuerschutzes, um das D.-Werk hochgeführt, so daß dieses ganz oder teilweise dahinter verschwindet; dies geht nicht auf die Geschmacksrichtung einer Renaissancebewegung zurück, wie zuweilen angenommen wird, sondern auf m.a. Baugewohnheit (z. B. in Brügge, Metz, Köln; Salzburger Hof in Regensburg, vor 1083). Das D.-Wasser wird dann durch Rinnen über dem D.-Fuß gesammelt (Abb. 46) und durch Öffnungen in den Mauern abgeleitet. In einigen Städten Bayerns, Tirols und Oberösterreichs, wo das feuergefährliche Schindel-D. vorherrschend und daher besondere Aufmerksamkeit auf die Brandmauern gerichtet war, ist statt der Sattel-D. das Graben-D. typisch (Abb. 7; vgl. auch Sp. 218 Abb. 34 und Inv. Oberbayern II S. 1564 und 2114), bei dem die beiden D.-Flächen als Pult-D. an die hochgeführten Brandmauern angelehnt sind und nach einer in der Mitte gelegenen Rinne abfallen, welche in der Giebelfront durch weit vortretende Wasserspeier weitergeleitet wurde (ihr moderner Ersatz durch senkrechte Abfallrohre ist für die einheitliche Erscheinung der Fassade ungünstig). Graben-D. finden sich bereits bei dem Sandtnerschen Holzmodell von München im B.N.M. (1572) sowie auf Ansichten von Enns (Albr. Altdorfer, 1520), Salzburg (1553), Passau (1576), Wasserburg (1644) und wurden wahrscheinlich in München eingeführt durch Verordnung von 1344, in Freistadt im Mühlviertel durch Verordnung von 1507–16 (dabei allerdings als „wälsche Bauart“ bezeichnet, womit aber vielleicht nur die massive Ausführung gegenüber der einheimischen Holzbauweise gemeint ist). In Zusammenhang damit stehen die für München und andere bayerische Städte charakteristischen Halbgiebel mit seitlichem Pult-D. neben hochgeführten Brandmauern (Abb. 8; vgl. Ansicht des Münchener Marienplatzes von 1644, O. Gruber, Vom rechten Bauen, Wolfenbüttel 1947, Abb. 34).
Zelt-D. finden sich zuweilen über Kirchenchören (z. B. Bödingen, Siegkreis, 1490–1500; Modell d. „Schönen Maria“, Regensburg, RDK I 922, Abb. 4), ferner im Profanbau über den Eckpavillons der Schlösser des 16. und 17. Jh.; als Beispiel eines Zelt-D. über einem Profanbau diene das Hegereiterhaus in Rothenburg o. T. (1591), als Beispiel für zwei Kegeldächer das Lübecker Holstentor (1477–78) in seinen Flankentürmen. Am weitaus häufigsten sind Zelt-D. über Türmen (Abb. 37; s. unten Abs. A 4).
3. Einzelheiten
a) Dachfenster
Ist der durch das D. entstandene Hohlraum von dem sonstigen Baukörper durch eine Decke getrennt, so erhält er seine Erhellung und Durchlüftung, abgesehen von den Giebelöffnungen, durch D. -Fenster (Abb. 9). Diese können in den D.-Flächen liegen (liegende D.-Fenster) oder auf sie aufgesetzt werden (stehende D.-Fenster). Dann erhalten sie Pult-D., die in diesem Falle als Schlepp-D. bezeichnet werden (Abb. 12), besondere Sattel-D., Walm-D. (Abb. 10) oder (als gotische Sonderform) kleine Turmhelme (z. B. Kiedrich, Michaelskapelle, RDK I 1298, Abb. 2), oder es kann die D.-Fläche im Bogen über sie hinübergezogen werden (Gaupen oder Fledermausluken). D.-Fenster dienen auch zur Belebung der großen gotischen und barocken Kirchen-D. (Abb. 27).
b) Zwerchhäuser
Da die mit der Traufe zur Straße gelegene D.-Richtung in den Straßenzeilen eine bessere Wasserableitung ermöglicht als die Giebelbildung (Abb. 47), ist sie in manchen Gegenden (besonders Niedersachsens) auch für das stattlichere Bürgerhaus angewandt worden, wobei dann die großen Haustiefen sehr hohe D. erfordern und diese durch D.-Fensterreihen sowie durch die sogenannten Zwerchhäuser, die ihren Namen von der Querrichtung ihres D. tragen und die Speichertüren enthalten, nutzbar gemacht sind (Abb. 11). Solche auf den Vorderwänden der Häuser aufruhenden Zwerchhäuser sind häufig mehrgeschossig, so daß sich die Speichertüren übereinander wiederholen (z. B. bei der Mauthalle in Nürnberg, 1498 bis 1502, fünfmal), und haben ihrerseits Sattel- oder Walm-D., die in das Haupt-D. mit Kehlen einschneiden. Die Zwerchhäuser gewinnen im 17. und 18. Jh. an Verbreitung (Abb. 13; bes. für Hessen und Thüringen charakteristisch), so auch im 18. Jh. in Aarau und anderen Schweizer Städten mit weit ausladenden Halbwalmen, die aber nur die Bedeutung von Zwerch-D. eines zur Straße parallelen Haupt-D. haben (Inv. Schweiz 21, S. 89f.).
c) Knie- oder Drempelgeschosse, Lukarnen
Der besseren Ausnutzung der D.-Räume dienen die Knie- oder Drempelstockwerke, bei denen die D.-Fußböden bis zu 1 m unter dem D.-Fuß liegen, der D.-Raum also senkrechte Seitenmauern von ungefähr Kniehöhe hat; dies war besonders gebräuchlich in den Niederlanden und den westdeutschen Grenzbezirken bis in die Kölner Bucht (Abb. 19 K und 30), oft zugleich mit starkem, von Kopfbändern gestütztem D.-Überhang der Traufe (Viollet-le-Duc, Architecture VI, S. 224 Abb. 5).
In Frankreich und seinen unmittelbaren Einflußgebieten wurde in Verbindung damit bei Ausnutzung des D.-Raumes zu Wohnzwecken (wie im Hôtel des Jacques Coeur in Bourges, 1443/51) seit der Spätgotik die Unterbrechung der D.-Traufe durch Lukarnen, massiv oder in Fachwerk ausgeführte Zwerchhäuser mit D.-Fenstern, üblich (z. B. Hôtel de Bourgthéroulde in Rouen, 1500). Unter dem Einfluß der französischen Renaissance (Blois, Chenonceaux, Amboise, Ecouen) wurden sie auch im niederländischen und deutschen Profanbau als beliebtes Mittel rhythmischer D.-Gliederung übernommen (Albrechtsburg in Meißen, nach 1471; Rathäuser in Brieg, Leipzig [Abb. 12], Bernkastel).
d) Mansardendach
Die Inanspruchnahme der D. zu Wohnzwecken führte ferner in Frankreich zur Einführung der gebrochenen D.-Form, bei der die D.-Fläche in eine untere steile und eine obere flachere geteilt wird. Sie wurde angeblich zuerst bei dem abgebrochenen Schloß Clagny bei Versailles (1674–79) durch den Architekt Jules Hardouin Mansart ausgeführt und daher als Mansarden-D. bezeichnet, entstand aber vielleicht schon früher bei den Schlössern Soucy-en-Brie (1648) und Vaux-le-Vicomte (1657–60) von Louis Levau. Das Mansarden-D. hat sehr bald auch Eingang in ganz Deutschland gefunden, und zwar in den ländlichen wie in den städtischen Bauweisen (Abb. 13, 14). Während in Frankreich die Mansartsche Regel vorherrscht, daß Fußpunkt, Bruch und Spitze auf einer umschriebenen Halbkreislinie liegen sollen, wodurch sich für den unteren D.-Winkel 67°, für den oberen 23° ergeben, wird in Deutschland eine weichere Überführung der D.-Konturen mit sehr viel steilerer Neigung des oberen Teiles ohne bestimmte Regel vorherrschend. Das Mansarden-D. kommt sowohl als Sattel- wie als Walm-D. zur Anwendung; jedoch macht Joh. Fr. Penther (Anleitung zur bürgerlichen Baukunst, Augsburg 1744–46, S. 23) mit Recht die Bemerkung, daß seine Schönheit nur beim ringsum freigelegenen Walm-D. voll zur Geltung komme, da die gebrochene Giebelform keine architektonisch befriedigende Fläche zeige. Besser wirkt die häufige Abwalmung des oberen D.-Teils. Durch seinen Querschnitt eignet sich das Mansarden-D. dazu, die Holztonnendecken barocker Saalkirchen und die Kuppeln und Spiegelgewölbe der Mittelsäle von Schloßbauten zu ummanteln. In der fränkischen Barockkunst, namentlich durch Balthasar Neumann, wird das Mansarden-D. ein wirksames Mittel der architektonischen Gestaltung, wobei zuweilen der untere Teil eine Schweifung erhält, wie z. B. im Mittelrisalit des Würzburger Schlosses, oder umgekehrt bei Haus Harkort (Abb. 13) mit Schweifung des oberen D.-Teils. In der Aachener Baukunst ist das Mansarden-D. seit Couvens Wespienhaus (1737) beliebt. Die Fenster des steileren unteren D.-Teils befinden sich in giebelbekrönten Zwerchhäuschen und lösen die D.-Flächen meist stark auf. Mansarden-D. mit Zwerchhaus wie in Abb. 13 sind besonders häufig in Hessen; für die Neustadt in Kassel bestimmten sie das Stadtbild.
Die antikisierende Geschmacksrichtung seit der Wende des 17. Jh. (z. B. bei Schlüter), besonders aber seit M. 18. Jh. (Pavillon de Pompadour in Fontainebleau von Gabriel, 1748), begünstigt durch die Bautheoretiker, z. B. P. I. Marperger (1720), wirkte der starken Betonung des D. bei öffentlichen Gebäuden entgegen, so daß gegen E. 18. Jh. auch das Mansarden-D. nach französischem Vorgang wieder mehr und mehr abkam. Erst der Einfluß der englischen Cottages auf den Landhausbau zusammen mit der Heimatkunstbewegung brachte gegen E. 19. Jh. die steilen D. wieder auf (Hermann Muthesius, Gabriel und Emanuel v. Seidl, Metzendorf u. a.), dabei auch das Mansarden-D. (Paul Schultze-Naumburg, Messels Landesmuseum in Darmstadt). In den letzten zwei Jahrzehnten kamen sie dann wegen ihres großen Holzverbrauches wieder ab, das Mansarden-D. auch, weil es dem modernen Streben nach ruhigen und klaren Gesamtformen nicht entsprach.
4. Turmdächer
Für die Türme [15–20] kommen im allgemeinen Sattel- und Zelt-D. in Frage. (Abb. 15). Sattel-D. zwischen zwei Giebelmauern sind besonders für Kirchtürme Süddeutschlands und der Schweiz typisch, kommen aber auch in Westfalen, Hannover (Idensen), den Niederlanden (z. B. Bolsward und andere Türme in Drente und Friesland; Johannes-Hospital in Brügge) und im Osten (Prenzlau; St. Nikolaus in Wismar) vor, ferner auch allgemein über den Turm- und Torbauten der Stadtbefestigungen (Dinkelsbühl, Nördlingen, Reichenweier i. E. u. a.). Walm-D. finden sich nur gelegentlich, meist bei nicht quadratischen Turmgrundrissen (Marienwerder; Dome zu Minden und Havelberg), im Osten zuweilen als Doppel-D. (St. Marien in Danzig; Thorn, St. Jakobi [RDK II 898, Abb. 8] und St. Katharinen; Stargard). Die romanische Baukunst verwendet überall einfache vierseitige Helme von mäßiger Höhe, läßt aber auch später gern die vier Turmseiten in Giebel ausklingen: dann können sich entweder die den Giebeln entsprechenden beiden Sattel-D. kreuzen zum sog. Kreuz-D. (Busdorfkirche in Paderborn; St. Marien in Wismar, RDK II 1297, Abb. 15) oder von den Giebelspitzen Gratsparren, die die gleiche Neigung wie die Giebel haben, zu einer gemeinsamen Spitze aufsteigen, so daß sich dazwischen vier Rhombenflächen bilden. So entsteht das besonders in der rheinischen Baukunst des 12. und 13. Jh. sehr beliebte Rhomben- oder Rauten- D. (St. Aposteln in Köln, Maria-Laach, Andernach, Halberstadt, Maastricht [Liebfrauen-Chortürme], ursprünglich auch beim Vierungsturm von Groß-St. Martin in Köln; vgl. RDK I 1255/56, Abb. 3 u. 4; II 245/46, Abb. 6; 896, Abb. 6), Wenn bei größeren Türmen über jeder Turmseite zwei Giebel angeordnet sind, entwickelt sich darüber ein sogenanntes Falten-D. (St. Gereon in Köln, Vierungsturm von Werden). Beliebt sind zur Zeit der Spätromantik achtseitige Vierungstürme mit acht Giebeln und acht- oder sechzehnseitigem Helm (Gelnhausen, Limburg a. d. L., Bonn, Gerresheim, Sinzig, ehemaliger Zustand in Neuß und Sponheim). Falten-D. kommen auch bei spätromanischen polygon geschlossenen Abseiten mit Giebeln über jeder Chorseite vor (Wetzlar, Sinzig, Münstermaifeld, Abb. 16).
Die vertikal ausgerichtete Gotik führt die steilen achtseitigen Turmhelme, auch unter Beibehaltung der Giebel an jeder Turmseite, ein (St. Marien in Lübeck, Abb. 39; Schotten und Babenhausen i. Hess.; St. Thomas in Soest). Auch in Bayern und Tirol werden nun die Spitzhelme neben den Giebel-D. heimisch. Besonders spitz und steil sind die der Kreuzkirche in Breslau, der Pfarrkirche in Neiße und noch der von St. Olaf in Reval (1651). Ein gebräuchliches Maß ist es, daß der Helm ungefähr die gleiche Höhe erhält wie der untere Turmkörper. Bei rechteckigem Grundriß erheben sich über den Türmen zuweilen zwei Spitzhelme nebeneinander (Hadmersleben, Lugau, Lehre bei Braunschweig, Broacker in Schleswig, alte Anlagen von St. Maximin in Trier und St. Peter in München), bei der Severikirche in Erfurt ihrer drei, die allerdings in verschiedener Höhe beginnen (vgl. RDK II 405/06, Abb. 11).
Spitz- oder Kegelform zeigen auch, oft in Verbindung mit Giebeln, die aus Naturstein ausgeführten Helme, die sich namentlich in Frankreich und Süddeutschland finden: in der romanischen Baukunst mit horizontaler Steinschichtung (Worms, Dom, Abb. 17; Gebweiler i. E.; Groß-Komburg; Deutsch-Altenburg bei Wien; Storchenturm in Pasewalk, St. Leonhard in Frankfurt a. M.), zuweilen in vielgestaltigem Übergang von viereckigem zu rundem, kreuzförmigem und achtseitigem Grundriß (besonders bei mehreren rheinhessischen Türmen, z. B. St. Paul in Worms; die einfache Schichtung noch später bei Liebfrauen in Worms, 1468, und in Sobernheim a. d. Nahe); die Außenseiten der Steine weisen in Frankreich häufig ein schuppenartiges Relief auf (Poitiers, vgl. Viollet-le-Duc, Architecture V, S. 99ff.). In der Folgezeit erhalten die Steinhelme in geistreicher Anwendung gotischer Konstruktion durchbrochene Maßwerkfüllung mit verspannenden Bögen zwischen Gratrippen.
Der erste derartige Helm in Deutschland entstand nach 1310 in Freiburg i. B.; der Helm hat, aus richtigen statischen Erwägungen, einen leicht konvexen Umriß. Es folgten u. a. Köln, nach Plänen des 14. Jh. vor 1880 ausgeführt; St. Stephan in Wien, vollendet 1433, erneuert 1864; Straßengel in Steiermark; Liebfrauen in Eßlingen von Hans Böblinger, 1465–77; Ulm, nach Plan des Matth. Böblinger, 1478–94, bis 1890 ausgeführt; Meisenheim, 1490–1500 mit Laterne und zu ihr führender steinerner Wendeltreppe im Innern des Helms, die auf den kuppelartig zusammentreffenden Verspannungsbögen zwischen den Gratrippen aufruht; Thann i. E., vollendet 1516 von Remigius Valk; ein Turmentwurf des späteren 15. Jh. im Regensburger Domschatz (H. Rosemann, Münchener Jb. N. F. 1, 1924, S. 230). Auf dem Turm der Liebfrauenkirche in Antwerpen (um 1500) bilden Fialen eine luftige Bekrönung. Am kunstvollsten ist die durchbrochene Steinausführung am Münsterturm in Straßburg (durch Johannes Hültz 1429–39), wobei die acht Gratrippen begleitet sind von je sechs versetzten und sich nach oben verjüngenden Wendeltreppen, über die man bis zur Kreuzblume emporsteigen kann (s. im übrigen auch Dachreiter).
Wird die Glockenstube im Helm untergebracht, so erfolgt die Anbringung von Schallöffnungen durch aufgesetzte D.-Fenster oder Giebel am Fuß des Helmes. Dieser erhält hierdurch eine lebhaftere Silhouette, die durch die in der Spätgotik beliebten, die Helme umsäumenden Galerien sowie durch Ecktürmchen, welche den Übergang vom quadratischen Grundriß zum Achteck des Helms vermitteln, noch weiter bereichert wird (Abb. 15 E). Dazu treten (wie bei den Westtürmen von Notre Dame in Châlons-s.-M.) die unter der Spitze angebrachten Laternen mit Öffnungen, die als Feuerwarten dienen können („Kure“ des Kölner Rathausturmes, 1414; oberhessische Kirchtürme mit viereckiger Pyramide in Großenbuseck, Bodenhausen und Steinbach; St. Gangolf in Trier, 1500). Der Turmhelm in Landshut i. B. ist mit einem doppelten Kranz zierlicher Kielbögen, die Türme der Teynkirche in Prag sind durch vier aufgesetzte Türmchen im oberen Verlauf des Helmes belebt. Auch im Profanbau treten solche abwechslungsreichen, bewegten Turmsilhouetten auf (Stadttürme von Frankfurt a. M., Holzturm in Mainz, Roter Turm in Halle a. d. S., 1506). Rein dekorativ war die Bereicherung des Turmhelms der Petrikirche in Lübeck (um 1472) durch eine vergoldete Metallkrone.
Hatten schon die Steinhelme der spätromanischen Zeit vielfach eine gekrümmte Umrißlinie (Abb. 17; Schlettstadt, St. Fides), so kommen mit der Spätgotik Kuppelbekrönungen auf Türmen auf, in Werkstein bei St. Maria am Gestade in Wien (in Übereinstimmung mit den Formen des Hauptportals, nach 1394), am Dom in Frankfurt a. M. (nach dem Plan des Hans von Ingelheim, vor 1490, fertiggestellt im 19. Jh.) und als durchbrochene, aus acht Steinrippen gebildete Krone ehemals über dem Treppentürmchen des Rathausturmes in Köln (1414); in Holz mit Kupferdeckung über den Münchener Frauentürmen (1488?, jedenfalls vor 1525); solche Rundhauben finden sich auch auf Memlings Ursulaschrein (vor 1489). In Anlehnung an flämische Turmformen werden die geschweiften, meist durchbrochenen Helmendigungen seit A. 16. Jh. in den Niederlanden beliebt (Breda 1509, Middelburg 1511, Vierungsturm der großen Kirche in Haarlem 1519, Zaltbommel um 1533, Rathaus in Oudenaarde).
Aus der Kugelform des Helmabschlusses ergibt sich durch ihre Unterschneidung über einer konkav ausgeschweiften Dachfläche die Zwiebelform. Die den Helm umgebenden und unterbrechenden Umgänge sind an den Ecken mit Fialen geschmückt.
Es folgen seit dem 2. V. 16. Jh. die Holzkonstruktionen der Kuppel- und Zwiebeltürme (Abb. 15 G u. H, 18, 27), auch als „welsche Hauben“ bezeichnet, oft mit mehrfacher Unterbrechung durch Laternen, außen meist mit Metallplatten, Schindeln oder Schiefer verkleidet. Besonders die Schiefergebiete wie Hessen, Nassau, Thüringen entwickeln reiche Mannigfaltigkeit der Formen, deren Schweifungen, Absätzen und Übergängen sich die Schieferhaut geschmeidig anpaßt. In vielen Turmbildungen wirkt sich das Vorbild der holländischen Baukunst aus (Rathausturm Danzig, 1559–61, RDK I 1365, Abb 19; Türme im deutschen Osten, in Dänemark, Skandinavien, Polen). In Holland selbst führen Lieven de Key (1560–1627) und Hendrick de Keyser (1565–1621) seit ungefähr 1599 eine Umbildung herbei, die stärker klassizistischen Anregungen folgt, welche sich allerdings mehr auf die Turmunterbauten als auf die Helme erstrecken. Besonders gute Leistungen dieser Art sind Turmhelme in Berlin, Potsdam, Leipzig, Dresden, an der Universitätskirche in Würzburg von Petrini, 1696, sowie die Turmhelme des kurtrierischen Hofzimmermeisters Judas († 1726) u.a. An die (zerst.) Türme von St. Nikolai (1655–56) und St. Katharinen (1657) in Hamburg mit 2facher Laterne, die Peter Marquart ausführte, lehnen sich die von Zwickau und von St. Petri in Riga mit dreifacher Laterne an (um 1670 durch Ruppert Bindenschuh ausgeführt). Auch im Profanbau treten solche Kuppeltürme auf, besonders bei den Ecktürmen der Schlösser (z. B. in Aschaffenburg). Zuweilen klingt die barocke Gestaltungslust nur in Zwiebelbekrönungen der Steilhelme an. Bei der Kirche der Königstochter St. Ursula in Köln endet der Turmhelm in einer Krone (1687). Die Schweifungen sind bei den besten Beispielen trotz aller Erfindungslust ohne Willkür aus der Kreislinie entwickelt und im Umriß einer gedachten Spitzhelmlinie eingefügt. Durch den Gegensatz der Dachflächen und der farbig gestrichenen Holzgesimse und Laternen sind diese Turmhelme oft auch farbig reizvoll. Die Zwiebelform in Verbindung mit Metalldeckung ist seit A. 18. Jh. besonders für Bayern und Österreich typisch. Einen bewegten Umriß erreicht die süddeutsche Barockkunst auch dadurch, daß sie die Überleitung ins Achteck durch über Eck gestellte Voluten bildet und ähnliche Architekturformen in die Helmbildung einbezieht (Salzburg, Melk, Vierzehnheiligen [Abb. 18], Stiftskirche Wien, St. Gallen). Auch über Vierungstürmen werden Kuppelformen angewandt (Sponheim, nach 1707; Neuß, nach 1741, Abb. 44; Speyer, 1778).
Wie Vierungskuppeln schon in der romanischen Baukunst durch achtseitige Türme, zuweilen mit Laternen, überbaut waren, so sind auch in der Renaissance und im Barock nach dem Vorgang der Florentiner Domkuppel über den Kuppelgewölben Dächer ausgeführt worden, die ihnen andere äußere Umrisse gaben; so bei Michelangelos Kuppel von St. Peter und im Anschluß daran bei den Pariser Kuppeln (Invalidendom, St. Sulpice, Panthéon, Val de Grâce) und bei der Londoner Paulskirche, in völlig freier barocker Gestaltung bei der Frauenkirche in Dresden und dem von Franz Ignaz Neumann geschaffenen Domturm in Mainz. Seit dem Siege des Klassizismus vereinfachen sich die Helm- und Kuppelformen wieder; es werden einfache Hauben und Kuppeln mit und ohne Laternen und konkav ausschwingende Zelt-D. oder auch beide in Verbindung miteinander beliebt.
5. Plattformen und Dachgärten
Nicht nur im Mittelmeergebiet, sondern auch nördlich der Alpen sind einzelne Bauteile dachlos geblieben und mit Plattformen abgedeckt (Türme in England und Frankreich, Beifried in Brügge, Turm von St. Ludgeri in Münster, mehrere spätromanische Stadttore in Köln, Ünglinger Tor in Stendal, Burg Reichenberg i. Taunus). Auf die Wehrbauten waren wohl in dieser Beziehung die Flachdächer des Orients von Einfluß. Beim Schloß St. Germain-en-Laye (1514) bildet eine Steinlage über der obersten Decke den Boden der Plattform. Seit Erfindung des Holzzements, einer Dichtungsmasse aus Teer, Asphalt und Schwefel, durch den Böttcher C. S. Häusler in Hirschberg i. Schl. 1839, und neuerdings im Betonbau ist man immer häufiger dazu übergegangen, auf sichtbare Dächer zu verzichten und Abdeckungen mit ganz geringem Gefälle zu schaffen, insbesondere bei Gebäuden, die für D.-Räume keine Verwendung haben. Diese dachlose Ausführung, die von den südeuropäischen und alpenländischen Flach-D. unterschieden werden muß, kommt einem Streben nach kubischen Umrissen entgegen, wie es schon die klassizistische Baukunst hatte, und das in Verbindung mit den modernen Konstruktionsmöglichkeiten des Stahlbetons mehr noch die moderne Baukunst beherrscht, während von anderer Seite am sichtbaren D. als einem nicht nur praktischen, sondern auch ästhetischen Bedürfnis festgehalten wird [21, 22].
Man hat flache Decken seit je zu Aussichts- und Erholungsplätzen benutzt und dann auch durch Aufstellung von Pflanzen in Kübeln und Kästen Gartenplätzen angeglichen, darüber hinaus aber auch zuweilen in der Neuzeit durch Aufbringung von Erde auf die Decke die Voraussetzung zu Rasenflächen und Pflanzenwachstum und damit zu wirklichen D. -Gärten geschaffen [23, 24, 25]. Sie können den genannten Zwecken in unserem Klima nur wirklich dienen, wenn es sich um windgeschützte Teilflächen handelt. Technische Voraussetzung dazu ist ferner außer der Dichtung die sorgsame Anlage der Entwässerung. Ein schönes Beispiel eines kleinen alten häuslichen D.-Gartens war über dem Hintergebäude des Hauses zur goldenen Waage in Frankfurt a. M. mit Brunnen und Laube (1624, Inv. Frankfurt a. M. III, Abb. 107; RDK II 230, Abb. 2); auf diese Weise wußte der Baumeister einen Ersatz für den bei der Engigkeit der Bebauung fehlenden Hofraum und Hausgarten zu schaffen.
B. Dachstuhl
Dachstuhl nennt man das die D.-Deckung tragende Bauglied; er wurde in früheren Jahrhunderten regelmäßig aus Holz hergestellt (frz. und ital. als „Zimmerarbeit“ schlechthin bezeichnet: charpenterie und travatura; ital. aber auch bildlich als cavaletto oder asinelio), seit E. 18. Jh. zuweilen aus Eisen und bei modernen Bauten auch aus Stahlbeton. Er hat außer der Eigenlast Schnee und Winddruck aufzunehmen und auf die Wände zu übertragen.
Die Träger der D.-Deckung einschließlich ihrer Latten oder Schalung sind die die D.-Neigung herstellenden Sparren, deren Entfernung voneinander durch die Last der gewählten Deckung und die eigene Stärke bestimmt ist.
1. Konstruktion
Die einfachste Ausführung beruht auf der statischen Sicherheit eines Dreiecksverbandes und besteht aus zwei auf einem Balken fußenden Sparren (Sparrendach, Abb. 19, [38]). Erfordern die Sparrenenden bei größerer Länge eine Unterstützung, so erhält der D.-Stuhl den schon für die germanischen Bauten bezeugten „Firstbaum“, der von Mittelpfosten getragen wird; auch im germanischen Hause, und zwar in der auf dem Gelände ruhenden D.-Hütte wie in der Halle mit offenem D.-Stuhl, waren Mittelpfosten als „Firstsäulen“ vorhanden (firstsul: Lex Bajuvariorum; magansul = Kraftsäule bei Notker, um 1000). Auf die Firstsäulen geht die beliebte zweischiffige Konstruktion der ma. Profanbauten zurück, die vereinzelt auch in Kultbauten übernommen wurde. Die Firstpfosten werden durch Rahmhölzer, Kopfbänder und Kreuzstreben miteinander verbunden und ergeben dadurch einen erwünschten Längsverband. Bei größerer Spannweite ist die weitere Unterstützung der Sparren in ihrer Mitte erforderlich; sie erfolgt durch Kehlbalken, die mit den Sparren verblattet und verzapft sind, oder durch die der Firstlinie und Traufe parallelen Pfetten. Danach unterscheidet man Kehlbalken- und Pfettendächer. Tragen Pfetten die Sparren, so sind diese, die dann bedeutend schwächer sein können, auch wohl als Rofen bezeichnet (norweg. räfr, von ahd. raf, engl. roof = Dach). Die Kehlbalken und Pfetten werden nötigenfalls durch einen, zwei oder mehr senkrechte Pfosten oder durch schräg liegende Streben gestützt, die durch Spannriegel oder Paare halbstarker Hölzer („Zangen“) miteinander verbunden sind; danach spricht man von stehendem oder liegendem D.-Stuhl. Zur weiteren Versteifung brachte man Fußstreben, die auch als Zangen konstruiert wurden, besonders zwischen dem Fußbalken und den Sparren an (Abb. 23), ferner Kopfbänder oder Knaggen (Bügen) zwischen den Streben und Pfetten, sowie weitere Streben zwischen Fußbalken und Sparren und dem die Firstpfette tragenden Mittelpfosten. Dadurch entsteht beim liegenden D.-Stuhl, der den D.-Raum freiläßt, oft eine Bogenlinie (Abb. 19 L), die ihm eine schöne Form und Gliederung verleiht. Wenn die Sparren unter dem First durch eine Pfette unterstützt sind, können sie stumpf gegeneinander stoßen; andernfalls ist eine Überblattung der Sparrenköpfe erforderlich. Die äußersten Sparrenpaare der Sattel-D. des alten germanischen Hauses überkreuzten sich am Kopfe, was sich im niedersächsischen Bauernhaus in der Form der gekreuzten Pferdeköpfe als Kennzeichen seiner Giebel erhalten hat. Statt der Firstpfette kann auch unter dem First noch einmal ein kleiner Kehlbalken, Hahnenbalken genannt, eingeschoben werden. Bei größeren Gebäuden, z. B. bei den meisten Kirchen-D., wiederholt sich die Verspannung der Sparren mehrfach. Die Kehlbalkenlagen können zugleich die Decken verschiedener Speichergeschosse tragen. Das tragende Gerüst ist, wenn es keine Unterstützung durch Zwischenwände findet, als Spreng- oder Hängewerk konstruiert. In der Richtung des Firsts tritt ein Windverband durch sich überkreuzende Streben, die unter den Sparren liegen, hinzu (vgl. auch Balken, RDK I 1416f.).
Bei den älteren „binderlosen“ D.-Stühlen kehren die Verstrebungen und Pfosten in jedem Gespärre wieder, doch ist schon seit dem 13. Jh. durch Beispiele eine entwickeltere Verteilung der D.-Last in der Weise bezeugt, daß die volle D.-Stuhlkonstruktion in Abständen von 3 bis 5 m auftritt, als D.-Binder von den einfachen Kehlbalkengespärren unterschieden. Die unteren Balken, die bei Fachwerkwänden eine notwendige Verspannung gegen die Schubwirkung des D. darstellen (s. Anker, RDK I 708ff.), können, wenn sie nicht zur Anbringung einer Decke dienen, also bei Kirchen mit offenem D.-Stuhl oder Einwölbung, bei genügend starken Massivmauern ebenfalls auf die Binder und in den übrigen Gespärren auf Wechsel mit einer guten Fußverbindung der Sparren beschränkt werden (Abb. 19 L und 23). Bei nachträglicher Einfügung einer Wölbung sind die Fußbalken oft entfernt worden.
Das Pfetten-D. kann vom antiken D. abgeleitet werden, das vorzugsweise ein Sattel-D. war, und bei dem in seiner ursprünglichen Form die Pfetten ohne weitere Verstrebung von einem Mauerauflager zum anderen durchliefen; sie trugen unmittelbar die Steinplatten der D.-Deckung, so daß sich Gespärre erübrigten. Das Pfetten-D. ist denn auch zunächst in den römisch beeinflußten Westländern (Südfrankreich, Niederlande, rheinische Grenzgebiete) heimisch geworden. Ob es sich von hier nach England und Norwegen übertragen hat oder dort selbständig entwickelt worden ist, muß offen bleiben.
Es gibt eine Anzahl älterer D. (vornehmlich der sog. Hirsauer Bauschule), bei denen ursprünglich die D.-Überstände durch die D.-Balken hergestellt wurden, die dann auf Steinkonsolen über die Außenmauern vorkragten, und wo die Sparren auf den Balkenenden aufsaßen, so daß das gesamte D. über den unteren Baukörper übergriff (Abb. 19 M). Die spätere Lösung war die, daß die Sparren auf Mauerlatten über den unteren Balken und den Außenmauern ruhten und der die Mauern schützende D.-Überstand durch sogenannte Aufschieblinge bewirkt wurde, die zugleich ein weiches Ausschwingen der D.-Neigung verursachten (Abb. 22).
Grate und Kehlen werden durch Diagonalbinder oder Kehlbalken unterstützt. Walm-D. schließen sich an die Satteldachkonstruktionen in der Regel derart an, daß das letzte Satteldachgespärre einen Mittelpfosten erhält, an den sich die Gratsparren anschmiegen können und der als „Kaiserstiel“ bezeichnet wird. Bei alten Kirchenvierungen findet man oft Diagonalbinder. Beim Mansarden-D. erfordert die mittlere Balkenlage eine Unterstützung durch Rahmbalken, die durch einen liegenden oder stehenden D.-Binder getragen werden und im ersten Falle auch als Pfetten für die unteren Sparren dienen können; außerdem werden meist Fußpfetten angeordnet. Der obere Teil kann sowohl als Pfetten- wie als Kehlbalken-D. konstruiert werden.
Die sinnvolle Konstruktion der D.-Stühle, die auf dem Zimmerplatz hergerichtet und dann auf dem Bau aufgeschlagen wird, zeigt im MA immer zimmergerechte, d. h. ohne Hilfsmittel wie Eisenbänder bewerkstelligte Verbindung mit Verzapfung und Überblattung und verteilt die Knotenpunkte auf mehrere Stellen, um eine zu große Schwächung der einzelnen Hölzer durch Versatz und Verblattungen zu vermeiden. Die alten D.-Stühle waren, mit Ausnahme der Sparren, im Mittelgebirge oder in der Ebene meist aus Eichenholz, im Alpenland aus Rottannen-, Kiefer- oder Lärchenholz, in Flußtälern oft auch aus dem harten Eichenholz, solange es genügend zur Verfügung stand. Für die Sparren wurde auch früher oft Fichten- oder Tannenholz verwandt. Heute ist die Verwendung von Tannenholz für die ganze Konstruktion vorherrschend.
2. Beispiele
Bei Pfostenabfasungen, Knaggen, Sattelstücken und Kopfbändern treten oft einfache Schmuckformen auf, die eine zeitliche Entwicklung bekunden und wodurch die D.-Stühle datiert werden können. Bei französischen D.-Stühlen sind die Hängepfosten zuweilen wie gotische Säulen gestaltet. Sonst ist die Datierung meist nur durch die Baunachrichten der Gebäude möglich. Über das 14. Jh. zurückreichende D.-Stühle sind in Folge der häufigen Brände selten geworden. Auch ist ihre bisherige Inventarisation lückenhaft.
Die ältesten nachweisbaren D.-Stühle in Deutschland sind binderlose Kehlbalken-D. einfachster Art (so über Kirche und Kapitelhaus in Karden an der Mosel), zum Teil aber schon mit Verstrebungen zwischen Fußbalken und Sparren (Steinbach i. Od., Basilika, 11. Jh.?, Abb. 19 E; Fritzlar; Maulbronn; Mittelheim, Rhg., Weihe 1138) oder Kreuzstreben zwischen den Sparren. Die Sparren sind bei der Kirche von Reichenau-Mittelzell durch Verstrebungen mit den Kehlbalken so verbunden, daß ein Rundbogen über dem Fußbalken entsteht (Abb. 19 L). Der durch die Reste der 1089 bezeugten Holzdecke datierte D.-Stuhl des Domes von Konstanz aus Lärchenholz hat durch vier Ständer unterstützte Sparren (die Pfosten sind durch Fußpfetten miteinander in der Längsrichtung verbunden) und einen Hahnenbalken (aus roman. Zeit auch der D.-Stuhl des dortigen Dominikanerklosters); St. Castor in Koblenz (1208) hat Fußstreben, zwei Kehlbalken und eine mittlere Hängesäule (ähnlich ist der D.-Stuhl des nahen Dausenau konstruiert). Die Gotik behält teils die einfachen Kehlbalkenlagen bei (Chor von St. Stephan in Mainz, um 1300), teils die Kreuzstreben zwischen den Sparren (Freiburg i. Br.; Lübeck, Marienkirche, Reste des 13. Jh., 1508 durch einen liegenden Stuhl ersetzt (zerst.); Wetzlar, Abb. 21). Das Langhaus von St. Stephan in Mainz bringt dagegen im 14. Jh. einen zweifachen stehenden Stuhl von schwerer Ausführung mit drei Kehlbalkenlagen (Abb. 24), St. Severi in Erfurt (Weihen 1295 und 1308) einen solchen mit sechs Kehlbalkenlagen. Ein stehender Stuhl mit Kehlbalken findet sich auch bei einem Haus des 14. Jh. in Alsfeld i. H. Sehr interessant ist die für das ganze ostdeutsche Kolonialland typische Ausbildung des 14. Jh. mit den die Hängesäule von oben, von den Sparren aus, fassenden einfachen, doppelten oder dreifachen Verstrebungen (Abb. 46; Thorn, Danzig, Breslau, Havelberg, Marienwerder; mit vierfacher Verstrebung bei St. Petri in Danzig; vgl. auch [1] Abb. 57). Liegende D.-Stühle (Limburg a. d. L.; Franziskanerkloster in Saalfeld, um 1275 [40], Abb. 23) ergeben einen freien Dach-Raum mit rund- oder spitzbogiger Verstrebung. Liegende D.-Stühle einfacher Konstruktion haben auch St. Christoph im Mainz und das Tanzhaus in Rothenburg. Dagegen ist der D.-Stuhl der Schloßkirche in Meisenheim nicht als liegender anzusprechen, wie Inv. Rheinprov. 18, 1, S. 248, aussagt, sondern als ein doppelter stehender mit Hängewerk. Verdoppelung der Sparren, die dadurch den Charakter von Streben erhalten, scheint auf Frankreich beschränkt zu sein (Etampes und Tours); doch gehen die langen durchlaufenden, den Sparren ungefähr parallelen Streben auf denselben Konstruktionsgedanken aus. Solche großen Streben vom Fußbalken zur Mittelsäule, die drei Kehlbalken kreuzen, haben die D.-Stühle von Arnstein (Abb. 20), St. Elisabeth in Marburg, Mayen, St. Andreas in Köln (1416–20). Für die großen D.-Stühle des 15. Jh. ist der im Krieg zerstörte von St. Stephan in Wien aus Lärchenholz charakteristisch, der bei 34,20 m Breite und besonders großer Steilheit sieben Pfostenreihen, sechs Kehlbalkenlagen und lange Streben aufweist (Abb. 25 und 26). Pfetten-D.-Stühle mit langen Streben haben viele französ. Kathedralen (Amiens, Beauvais, St. Rémy in Reims). Im 15. Jh. werden in Deutschland Pfettenkonstruktionen vorherrschend, die die Prinzipien des liegenden und stehenden D.-Stuhls miteinander verbinden, indem sie seitlich liegende Streben und einen Mittelpfosten haben (Abb. 22; Karmeliterkirche und St. Leonhard in Frankfurt a. M., Rathäuser in Marburg, Ulm und Eßlingen, Bürgerhäuser in Frankfurt, Nürnberg, Köln und Trier). Sind diese noch von sehr klarer und überlegter Form und guter Durchbildung, so beginnt bald danach ein Nachlassen des konstruktiven Sinnes, indem nun mit meist zu großem Holzverbrauch die verschiedenen Systeme weiter vermischt werden. Eine späte Konstruktion von großer Schönheit war der durch den Krieg zerstörte D.-Stuhl der Wallonischen Kirche in Hanau von 43 m Breite über einem 12seitigen Längsbau mit 12 Säulen (1607–10), der sieben Ständer, dabei einen verstärkten Mittelpfosten, und fünf Kehlbalkenlagen aufwies (Abb. 27 und 28). Die im Osten und Norden durch fremde Baumeister eingeführten Pfetten-D. treten durchweg später wieder gegenüber der einheimischen Überlieferung der Kehlbalken-D. zurück.
3. Zeltdachstuhl
Für Zelt-D. (Turmhelme) kommen nach Ostendorf [1] fünf verschiedene Konstruktionsarten in Betracht. Am charakteristischsten ist für sie der „Kaiserstiel“, der die Helmstange trägt und an den sich die Gratsparren anschmiegen (Abb. 29). Er wird von unten her durch Streben abgefangen oder fußt auf dem D.-Gebälk, das meist diagonal verlegt wird. Aber er kann sich auch auf den obersten Teil der Helmspitze beschränken, wenn die Gratsparrenpaare eine Verspannung durch sich kreuzende Streben oder durch stehende oder liegende Binder erhalten, durch sogenannte Tragsparren verstärkt werden, die entweder unmittelbar unter ihnen liegen oder durch Spannriegel mit ihnen verbunden sind, oder endlich, wenn auf dem untersten Gebälk ein Bockgerüst aufsitzt, das die Gratsparren unterstützt; solche Böcke bauen sich wohl auch übereinander auf (bei dem Turmhelm in Schwerte i. W. in drei Stockwerken) und bestehen aus vier sicher verstrebten Fachwerkgestellen mit gemeinsamen Eckpfosten. Sehr bedeutende Zimmerwerke dieser Art haben (bzw. hatten) die nord- und ostdt. Türme, z. B. in Lüneburg, Lübeck [1, Abb. 317], Stralsund, Liebfrauen in Bremen. Turmschweifungen werden durch auf die Sparren aufgesattelte Bohlen oder aus solchen gebildete geschweifte Sparren oder durch krummgewachsene Hölzer hergestellt (so auch die Schweifung am D. des Hauses der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig, 1597/99). Trotz der meist holzreichen alten D.-Stühle und ihrer Sicherung durch Streben haben sich viele alte Turmhelme durch den Winddruck verschoben (schiefe Türme von Kamen Krs. Unna, St. Thomas in Soest u.a.) oder verdreht (wie der erst 1815 hergestellte Turmhelm von St. Lamberti in Düsseldorf an einer besonders schwachen Stelle unter seiner Laterne), beides bei den Türmen der Pfarrkirchen in Mayen und Duderstadt und dem ehemaligen Südostturm der Marienkirche in Gelnhausen.
4. Kniegeschosse, Freigebinde
Wenn auch bei Kehlbalken-D. die D.-Balkenlage unter dem D.-Fuß liegt, alo ein Knie- oder Drempelgeschoß entstehen kann (wie vielfach im niedersächsischen Bauernhaus, s. Sp. 921), so ermöglicht doch erst das Pfetten-D. eine Einbeziehung des Kniestocks in die Konstruktion des D.-Stuhls, so daß er in den Gegenden, für die das Pfetten-D. typisch ist, besonders eigentümlich wird (Abb. 19 K und 30). Aus den Niederlanden wurde er vorübergehend in den Seestädten eingeführt. Ferner ist nur mit dem Pfetten-D. die in der Profanarchitektur häufige Erscheinung des Freigebindes oder Freigespärres zu verbinden, wobei die über die Giebelwände vorschießenden Pfetten noch ein offen zu Tage liegendes Sparrenpaar mit einem Hahnenbalken tragen oder gar mit einem freischwebenden D.-Binder verbunden sind. Dieses Freigebinde ist charakteristisch für das gotische Fachwerk Frankreichs und Westdeutschlands (Abb. 31; vgl. auch Viollet-le-Duc, Architecture VII, S. 250f.) und insbesondere für die Profanarchitektur in Aachen und Umgebung, aber auch für das typische Alpenhaus. Solche Freisparren oder Freibinder haben im 16. und 17. Jh. schmuckvolle, von den Zeitstilen beeinflußte Ausbildungen erfahren (in Aachen noch nachweisbar bei einem Neubau von 1672).
5. Offener Dachstuhl
Beim germanischen Einraumhaus war das D. nicht vom Hausraum getrennt, der D.-Stuhl also von unten sichtbar. Auch die älteren Kirchen hatten wohl meist solche offenen D. -Stühle [1, 32, 39]. Sie blieben neben den überwölbten oder mit Balkendecken geschlossenen Hallen- und Kirchenbauten üblich, z. B. bei den auf schlichte Baugestaltung drängenden Bettelorden, denen durch die Ordnungen von 1228 bzw. 1260 das Wölben der Langhäuser ursprünglich untersagt war (Kirchen dieser Orden in Umbrien und Toskana). Die offenen D.-Stühle, meist freigespannte Sprengewerke, die den Blick bis zur D.-Schalung frei lassen, wurden besonders in England sehr gebräuchlich und reich ausgebildet, wobei auch die Windverstrebungen zwischen den Bindern unter den Sparrenfeldern auf Sicht berechnet und maßwerkartig gezeichnet sind (Abb. 32). Das bedeutendste Beispiel ist der D.-Stuhl der Westminster-Hall von 1398 mit 20,75 m freier Spannung und reichem Bildwerk. In Frankreich und Deutschland blieben sie auf einfachere Formen, meist in ländlichen Bauten, beschränkt. Dagegen werden für die französischen Kloster- und Hospitalsäle die D.-Stühle mit rund- oder spitzbogiger Verschalung unter der Verstrebung üblich (so auch in kleeblattförmiger Ausbildung über dem Saal der „Bilocke“ in Gent). Mit spitzbogiger Form schließt sich den englischen Beispielen der D.-Stuhl des Prinzenhofes im Haag an (1274 bis 84, erneuert 1896–1904; Die Denkmalpflege 6, 1904, S. 119, Abb. 9–14); den französischen folgen die Rathaussäle von Köln (um 1350) und Nürnberg (Restaurierung der Decke des 14. Jh. durch Behaim, 1520, [1] Abb. 233). Selbst die klassizistische Baukunst hat offene D.-Stühle verwandt: Klenze (Walhalla), Schinkel (Entwurf für den Palast auf der Akropolis).
An Stelle der in komplizierter Zimmermannstechnik ausgebildeten D.-Stühle treten die sog. Bohlenbinder von spitz- oder rundbogiger Form, die ebenfalls den D.-Raum von Streben und Pfetten freihalten und aus mehreren Lagen von Bohlen bestehen, die zusammengenagelt, durch Quer- und Ringgurte miteinander verbunden und gegeneinander verkeilt werden; sie tragen unmittelbar selbst oder durch Bohlenverstrebungen die D.-Neigungen (Abb. 33). Angeblich ordnete sie zuerst Philibert de l’Orme in seinem 1561 verfaßten Lehrbuch „Nouvelles inventions bien bastir“ (Bd. I seiner „Architectura“, hrsg. 1567) an; Ostendorf [1, S. 157] weist aber darauf hin, daß sie sich schon im 15. Jh. über Sälen in Padua und Vicenza finden. Diese an Holz sparende Erfindung erleichterte geschweifte D., wie sie seitdem auch in Deutschland häufiger auftreten, und wurde von Gilly 1800 besonders empfohlen, von Moller u.a. für das Kuppel-D. der kath. Kirche in Darmstadt mit 33,5 m Spannweite verwandt. Bei der Konstruktion des französischen Ingenieurs Emy werden die Bohlen in mehreren Lagen übereinander gelegt und miteinander verschraubt (1825).
Die durchgehenden Binderbalken des D.-Stuhls werden seit dem 16. Jh. oft durch eiserne Zuganker ersetzt (so bereits in der Dominikanerkirche in Gent und im Rathaussaal in Nürnberg, 14. Jh.).
6. Massivausführung und eiserner Dachstuhl
Zum Feuerschutz wurden D.-Räume zuweilen wie bei der Bauweise des alten Orients massiv überwölbt oder mit Bögen überspannt und die D.-Deckung darüber verlegt (Domhäuser am Leichhof in Mainz, 1767, unter dem Einfluß von Joh. Jakob Schneider).
Eiserne D.-Binder haben erst im 19. Jh. eine Rolle gespielt, zunächst meist als offene D.-Stühle über Werk- und Ausstellungshallen, und zwar mit gußeisernen Elementen, die zum Teil noch mit klassizistischen Formen bekleidet wurden, so über Bélangers Halle au blé in Paris (1812), über der 1830 fertiggestellten dreischiffigen Halle der Sayner Eisenhütte nach Plan von Althans, im Jardin des Fleurs in Paris (1833), bei einem Maschinenhallenentwurf von Horeau (1837; Gazette des Beaux-Arts 11, 1914, S. 11), Paxtons Kristallpalast in London (1851, Nachbildungen in Paris und Wien) und Stülers Neuem Museum in Berlin (1843–55).
Über Werkbauten sind seit dem 19. Jh. Säge-D. beliebt, eine Reihe von Sattel-D. in Querrichtung zum Gesamtbau, deren eine Seite flache, deren andere steile Neigung hat und Oberlichtfenster zur Erhellung des darunter befindlichen Raumes erhält. Le Corbusier hat diese D.-Form auch auf Bauten anderer Zwecke übernommen. In neuerer Zeit sind genietete Konstruktionen aus Walzeisen an Stelle der gußeisernen getreten (so schon beim Ausbau des Kölner Doms 1860 und 1882; spätere Beispiele künstlerischer Gestaltung: Turbinenhalle der AEG in Berlin von Peter Behrens, 1908; Maschinenhalle in Bad Nauheim, 1904–06), ferner Betondächer, auch bei Kult- und Profanbauten von höherem Anspruch. Mit der Zeit werden sie voraussichtlich die bisherigen Dachstuhlformen stark zurückdrängen.
C. Dachdeckung
1. Allgemein
Die Dachdeckung kann mit organischen Baustoffen (Stroh, Rohr oder Binsen, Holz, Natursteinen), künstlichen Baustoffen (D.-Ziegeln) oder zu Blech verarbeiteten Metallen erfolgen. Die Wahl ist abhängig von der D.-Neigung, dem Zweck und der Lage des Gebäudes, der beabsichtigten Wirkung und den bestehenden feuerpolizeilichen Vorschriften, wird aber meist entscheidend beeinflußt von den in der Umgegend vorhandenen Baustoffen, so daß die D.-Deckung zu den wichtigsten Merkmalen ortsgebundener Bauweise gehört und die Einheitlichkeit der Kulturlandschaft und des Ortsbildes bestimmt. Die D.-Deckung beruht fast durchgängig auf alten Handwerksüberlieferungen.
2. Strohdeckung
Bei der Stroh-, Rohr- (Ried-) und Schilfdeckung (Abb. 3), die nur bei Steil-D. angebracht ist, unterscheidet man Stampf-, Schauben- und Streu-D. Die ersten sind besonders bei Nord- und Ostgermanen nachweisbar, waren aber vielleicht früher allgemeiner, zumal solange D.-Häuser ohne senkrechte Wände in Gebrauch waren. Bei der später gebräuchlichen Schaubendeckung werden Bündel auf den D.-Latten so festgenagelt, daß sie sich weitgehend überdecken. Die Firste werden durch gebogene Schauben oder Hölzer gebildet, die Firstschauben wohl auch mit Lehm oder Mist besonders gedichtet. Meist haben diese D. an den Giebeln und Traufen weiten Überhang. D.-Fenster können mit Schlepp-D. überdeckt werden; besser fügen sich gebogene D.-Gaupen ein. Schornsteine waren ursprünglich nicht üblich, da der Rauch (beim Niedersachsenhaus durch das sogenannte Uhlenlook) an der Giebelspitze oder auch durch das D. selbst entweichen konnte [45–48].
Diese D.-Deckung ist allenthalben nördlich der Alpen ältester Gebrauch, wie sie auch im Süden von primitiven Völkern angewandt wird. Sie war nicht nur für das deutsche Bauernhaus typisch und noch später in den Niederlanden, am Niederrhein, in Niedersachsen, Friesland, Ostdeutschland und im Schwarzwald bis ins 19. Jh. vorherrschend, sondern im MA ursprünglich auch bei Stadthäusern üblich. Ein Reisebericht des 15. Jh. besagt, daß zwischen Münster und Köln fast alle Häuser mit Stroh gedeckt waren. In Köln, in dem doch Überlieferungen aus der Römerzeit lebendig waren, die auch andere D.-Deckung kannte, sind noch einzelne D. mit Strohschauben im Stadtkern 1361 und 1394 bezeugt; die Stroh-D. wurden dort seit 1603 mehrfach verboten, waren aber am Stadtrand auch später noch häufig und blieben an bäuerlichen Anwesen bis ins 19. Jh. hinein erhalten. Das Kölner Stadtbild von 1531 zeigt in dem gegenübergelegenen Deutz noch fast ausschließlich Stroh-D. In Straßburg wurden Stroh-D. 1394 und 1427, in Frankfurt a. M. 1439, in Kreuznach 1495, in den Städten der Herzogtümer Jülich und Berg 1544, in Weißenfels i. Th. 1619, in Bremen 1637, in Konstanz noch 1843 verboten. Aber auch für Burgsitze, Klöster und ländliche Kirchen ist in manchen Fällen ehemalige Strohdeckung noch lange Zeit bezeugt. Das Dormitorium und Refektorium in St. Trond waren um 1100, teilweise bis 1156 mit Stroh und Holz gedeckt (Lehmann-Brockhaus, Schriftquellen Nr. 1997, 2017, 2018), die Dominikanerkirche in Dortmund mit Stroh bis 1436. Für das Bauernhaus, für Scheunen und Stallungen bietet das Stroh-D. die Vorzüge der Wärme, Dichtigkeit gegen Schnee und leichten Ausbesserungsfähigkeit, so daß es sich in manchen Gegenden erhalten hat, obwohl die Brandordnungen und Feuerversicherungen dagegen Stellung nehmen. Durch brandfeste Tränkung hat man die Feuergefährlichkeit zu beheben gesucht. Heimatschutzbestrebungen setzen sich überall für Erhaltung der Stroh-D. ein, weil sie in ihren zwangsmäßig großen Formen nicht nur von besonderem Charakter sind, sondern auch sich vorzüglich in die Landschaft und Natur einfügen. Daher sind auch Stroh-D. bei modernen Landhäusern, oft mit großem künstlerischen Gefühl, wieder verwandt worden (England, Hilversum in Holland, Niederrhein, Lüneburger Heide). Aber in der volkstümlichen Bauweise sind sie doch seit dem MA gegenüber anderen Deckungsarten auch auf dem Lande in fortschreitendem Rückgang.
3. Schindeldeckung
In waldreichen Gebirgsgegenden war und ist über den meist in Holz-Blockbau errichteten Häusern die Deckung mit Brettern oder Holzschindeln [49, 50, 51] aus Nadelholz allgemein. Als Bretter von Hohlform kann man wohl die cannellae deuten, mit denen die Kirche in Faenza bis zu einem Brand von 1160 gedeckt war (Lehmann-Brockhaus Nr. 2185 b). Schindeldeckung ist schon bei Häusern der Hallstattperiode bezeugt, ferner bei römischen Siedlungen in Germanien (Saalburg). Die Bezeichnung „Schindel“ (lat. scandula, später scindula) ist von scindere = spalten abzuleiten.
Die Schindeln sind etwa 8 bis 12 cm breit und 50 bis 60 cm lang (in Schwaben auch doppelt so lang). Die zu etwa ⅔ überdeckten Schindeln werden stumpf so nebeneinander verlegt, daß die unteren Fugen von den darüberliegenden gedeckt werden (Abb. 34; vgl. auch Sp. 215/16 Abb. 31); in Schlesien werden sie oft auch durch Nuten miteinander verbunden. Im Gegensatz zum Stroh-D. sind dabei auch flache Neigungen möglich; bei dem typischen Alpenhaus mit starkem D.-Überstand werden die D. durch Steine gegen die Abhebung durch den Wind gesichert [12].
Nach dem Stroh-D. war die Schindeldeckung am häufigsten und auch bei Kultbauten und Herrschaftshäusern üblich (z. B. in der Abtei St. Gallen). In Aachen waren bis zu dem großen Stadtbrand von 1656 Schindel-D. allgemein, ja sie trugen zur Entstehung des Unglücks bei; trotzdem mußte noch 1711 ein Verbot der Stroh- und Schindel-D. erfolgen. Noch im 16. Jh. mit Schindeln gedeckt wurde der Turm der Jerusalemskirche in Brügge. Die Schindeln erhielten anscheinend oft lebhafte Färbung; mehrfach ist roter Anstrich des Holzes bezeugt.
In Schlesien, Ostdeutschland, Polen, Rußland und Skandinavien wurden auch späterhin die Dorfkirchen mit Schindeln gedeckt. Diese werden nach verschiedenen Mustern am unteren Ende ausgeschnitten, so daß lebendige spitzengleiche Kanten der einzelnen Schichten entstehen. Bei Verwendung kleiner Schindeln können auch D.-Fenster, Gaupen, Kehlen und Schweifungen mit ihnen eingedeckt werden, z. B. an barocken Turmhauben (Holzkirch Krs. Lauban; Sadke bei Wirsitz a. d. Netze). Beispiele schöner D. mit Schindeln sind das Weinbergsschlößchen in Carlsruhe, O. S., und die Schrotholzkirche in Michelsdorf bei Namslau (1614 vom Zimmermann Miller von Altstatt ausgeführt; Die Denkmalpflege 23, 1921, 28–30).
Bretter und Schindeln werden auch als Verkleidung von Wänden zum Schutz gegen Wetter und Kälte verwandt (z. B. im Odenwald, wo jetzt keine D.-Deckung mit Schindeln mehr üblich ist). Ein vereinzeltes reizvolles Vorkommen ist vor dem letzten Umbau am Torturm von Badinghagen bei Meinerzhagen i. W., A. 18. Jh., bezeugt (Abb. 34). Wahrscheinlich war Schindelbekleidung im Bergischen und Märkischen der Vorläufer der jetzt typischen Schieferverwendung. Leider weicht auch das Schindel-D. allgemein den modernen Baustoffen.
4. Deckung mit natürlichen Steinen
a) Schiefer
Für D.-Deckung mit natürlichen Steinen kommt hauptsächlich der Schiefer in Betracht [52–63]. Der Begriff „Schiefer“ (mittelrhein. Leyen) bedeutet weniger eine bestimmte mineralogische Zusammensetzung, obwohl der meistgebrauchte Tonschiefer gleiche Elemente enthält, als vielmehr ein feinkörniges Gestein, das unter dem Gebirgsdruck die Eigenschaft erhalten hat, in Platten von 3 bis 6 mm Dicke zu spalten, und das leicht zu behauen und nagelbar ist (Vorkommen hauptsächlich in Nord-Wales; Schottland; in Frankreich an der Loire, in Angers, Bretagne, Savoyen, Grenoble; im Maastal; in Deutschland an Rhein, Mosel, Lahn und Sieg, im Sauerland, in Thüringen, bei Goslar, Hof und Plauen, im Sudetenland). Die größten deutschen Schiefergruben sind in Lehesten im Thüringer Wald; andere alte Versandplätze sind Kaub am Rhein, Treis und Trarbach an der Mosel, Balduinstein an der Lahn, Nuttlar und Berleburg im Sauerland. In Köln war ein Teil des Rheinufers, seit alters als Leystapel bezeichnet, zum Ausladen der Schiffslasten von Schiefersteinen bestimmt. Man hat in Müngersdorf (Braunsfeld) bei Köln, auf der Saalburg und in Dambach bei Wiesbaden D.-Schiefer gefunden, die für römische Baustoffe gehalten werden können (L. Jacobi, Das Römerkastell Saalburg, Homburg 1897, S. 183 u. 233; Fr. Fremersdorf, Der römische Gutshof zu Köln-Braunsfeld, Bonner Jb. 135, 1930, 143). Auch Wandbekleidung mit Schiefer ist schon in römischer Zeit wahrscheinlich (Frz. Oelmann, Ein gallorömischer Bauernhof bei Mayen, Bonner Jb. 133, 1928, 56). In Frankreich scheint die Kenntnis der Schieferdeckung verlorengegangen und erst im 11. Jh. wieder aufgenommen worden zu sein. Je nach den Bestandteilen von Steinkohle, Eisen, Glimmer, Chlorit und Kalk hat der Schiefer verschiedene Färbung.
Man unterscheidet die englische, französische und altdeutsche Deckung. Die englische (Abb. 35 A), die auch in Schweden eingeführt ist, erfolgt mit einem besonders wetterfesten, dünnen, blauschwarzen Material auf Latten oder Schalung in Schichten, die dem First und der Traufe parallel laufen; die Schiefer, die ungefähr gleiche Größe haben, sind unten oft spitzbogig zugehauen. Die englische Schieferdeckung ist sowohl in Aachen und Umgebung als in deutschen Gegenden, in denen der Schiefer nicht ortsüblich ist, wie in den Seestädten und in Ostdeutschland, gebräuchlich. Die französische Deckung, die nach Jacobi der altrömischen entspricht, erfolgt auf Latten und verwendet Schiefer von Rauten- oder Sechseckform in stärkeren Farben; häufig ist dabei statt der Nagelung der Schiefer ihre Aufhängung an Haken. Die altdeutsche Deckung (Abb. 35 B, 36 u. 37) verlegt Schiefer von einer den deutschen Brüchen entsprechenden unregelmäßig rhombischen Form, an der man „Kopf“ und „Brust“ als die überdeckten, „Rücken“ und „Reiß“ als die sichtbaren Seiten unterscheidet. Die Schief er liegen auf einer Schalung in schräg zur Traufe verlaufenden Lagen, sogenannten Gebinden, die links unten beginnen, wobei unten, wo sich das Wasser sammelt, größere Steine verwandt werden als oben. Die Größe richtet sich im übrigen nach der zu deckenden Fläche, ebenso der Winkel zur Traufe, in dem die Gebinde verlegt werden. Der seiner alten Überlieferung treue Schieferdecker haut die Steine auf der Baustelle freihändig zu, im Gegensatz zu den mit der Schere geschnittenen Schablonensteinen. Die Gebindelinien werden nach der Schnur hergestellt, während die Rückenlinien infolge des freihändigen Hiebes und der verschiedenen Steinbreite unregelmäßig ausfallen; die Verwendung kleinerer Steine über großen wird als „Übersetzung“ bezeichnet. Die altdeutsche Deckung vermag die „Orte“ (D.-Kanten), Firste, Grate und Kehlen ohne Verwendung von anderen Hilfsmaterialien einzudecken und allen Schweifungen von Giebeln, Türmen, D.-Fenstern zu folgen. Eingebundene Orte sind handwerksgerechter als die aufliegenden, die aber in Thüringen ältere Baugewohnheit sind („Strackorte“). In guten Schieferdeckungen offenbaren sich gute Überlieferung und echte Handwerkskunst, die einem Bauwerk großen Reiz verleihen. In den Schiefergebieten ist man vielfach bestrebt, diese Tradition zu wahren oder wieder lebendig zu machen.
Die ältesten erhaltenen Beispiele altdeutscher Schieferdeckung scheinen einige D. des 16. Jh. im Rheingau zu sein (Abb. 10), wo sich u. a. ein Schiefer mit einer Inschrift von 1582 fand, und wo auch Steine mit ausgezacktem oder zinnenartig ausgehauenem unteren Rand vorkommen, die einen spät-m.a. Typ für senkrechte Verschieferung darzustellen scheinen [62]. – Der Goslarer Schiefer ist größer und gröber als der rheinische und thüringische und wird nach Art des englischen auf Latten mit Doppeldeckung und ohne Schnur verlegt, so daß die D.-fläche noch malerischer und belebter wirkt.
Auch der Schiefer wird zur Verkleidung der Wetterseiten an Fachwerkbauten verwandt, namentlich im Bergischen, wo er zur Erhöhung seiner Wetterbeständigkeit auch wohl schwarz geteert wird und nun in Verbindung mit weißem Holzwerk der Fenster und Gesimse und grünen Türen und Läden den Häusern zu einer typischen Farbenwirkung verhilft (Abb. 13 sowie Sp. 210, Abb. 27), ferner im Sauerland, in Nassau und auf dem Hunsrück; hierbei wird auch eine ähnliche Musterung wie bei den Schindeln angewendet. Ein Mittel zur Musterung bildet ferner der Wechsel links- und rechtsgedeckter Streifen, namentlich über und unter den Fenstern (Abb. 13); es kommen auch farbige und figürliche Darstellungen vor (Rhein. Heimatpflege 6, 1934, Abb. 64). Schiefer tragen zuweilen auf den Unterseiten Handwerkszeichen, Jahreszahlen und Inschriften, die als Bauurkunden von Wichtigkeit sind.
b) sonstige Steinplatten
In ähnlicher Weise wie der Schiefer werden auch andere Steinplatten aus geeignetem, in dünnen Tafeln behauenem Material zur D.-Deckung benutzt, so der Sollingschiefer ([65]; Beispiele: Kilianskirche und Pfarrkirche in Lügde Krs. Höxter; Gartenhaus des Schlosses Corvey; Inv. Westfalen 37, Taf. 81,2; 84/85 und 50,2), ein Buntsandstein von lebhafter graurötlicher Farbe, im Eggegebirge und im Wesertal bis nach Bremen hin, und der etwas eintönige Solnhofener Kalkstein im Altmühltal ([64]; Inv. Bayern VI, 1, Eichstätt, S. 704). Die Steinplatten sind wesentlich größer und dicker als Schiefer und dadurch starrer und unbeweglicher, die Flächen aber durch die verschieden ausfallenden Steinbreiten belebt. Die Deckungsart entspricht der englischen Schieferdeckung und erfolgt auf Latten in Haarkalkmörtel. Es ist dabei nur die Eindeckung von D.-Fenstern als Schleppgaupen möglich. – Die antike Baukunst Griechenlands und Italiens hat vorzugsweise flache Marmorplatten verwandt, deren Fugen durch Hohlsteine überdeckt wurden.
5. Ziegeldeckung
Neben den Natursteinen bedienten sich bereits die Mittelmeervölker aus Ton gebrannter Ziegel [66–70] zur D.-Deckung. Dieser Gebrauch blieb in Südfrankreich lebendig und verbreitete sich von dort nach dem Norden des Landes. In Deutschland führten ebenfalls besonders die römischen Legionen neben dem Backstein für das Mauerwerk auch die D.-Ziegel ein. Doch waren Hohlziegel auch lange vorher bekannt, wie Funde aus der Hallstattzeit (jetzt in den Mus. in Alzey und Mainz) beweisen [70 a]. Nach der Legende wurde die erste Ziegeldeckung in Deutschland durch Bischof Bernward von Hildesheim ausgeführt. Sie setzte sich überall durch, wo kein natürliches Material zur Verfügung stand. Lapideae tegulae werden bei einem Haus in Goslar 1088, in Lobbes 1162 (statt der tegula lignea ac vilia), in Faenza nach einem Brande von 1161 bezeugt (Lehmann-Brockhaus, Schriftquellen Nr. 468, 1803, 2185 b); durch Funde belegt bei der Kirche in Mittelheim, Rhg. (12. Jh. – [63 b]). Als D.-Ziegel kommen drei verschiedene alte Formen in Betracht:
a) Hohlziegel, die sog. Klosterziegel (Abb. 38 A), bei denen die Fugen der mit ihrer Hohlseite nach oben verlegten Ziegel von solchen in umgekehrter Lage überdeckt werden, und die volkstümlich „Mönch“ und „Nonne“ genannt werden; b) S-förmig gebogene sogenannte Pfannen (Abb. 39; auch holländische Pfannen benannt); c) flache Tafeln, die nach ihrer unten flach gerundeten Form als Biberschwänze bezeichnet werden (Abb. 38 B und C, 40; frz. tuiles plats oder tuiles à crochet). Die Falzziegel, die ein seitliches Ineinandergreifen ermöglichen, sind erst im 19. Jh. aufgekommen.
Die Deckung mit Ziegeln erfolgt auf Latten, an denen sie mit einer an ihrer Rückseite befindlichen Nase aufgehangen werden. Bei allen Ziegelarten werden Grate und Firste mit besonders geformten Hohlziegeln überdeckt (bei älteren französischen Kathedralen an ihrer Stelle auch mit ähnlich behauenen Natursteinen), die wie die Kloster-Ziegel an einem Ende konisch zulaufen, so daß sie hier übereinandergeschoben werden können.
a) Klosterziegel
Die Klosterdeckung mit Mönch und Nonne, deren Form sich an die der antiken Marmor-D. anlehnt und die wohl auch von Italien aus in Deutschland eingeführt wurde (lat. tegulae et imbrices), ist seit dem 12. Jh. bezeugt, war offenbar in älterer Zeit viel verbreiteter (z. B. nachweisbar an den älteren Bauteilen des Doms in Schleswig und der Petrikirche in Lübeck), später aber fast nur auf Süddeutschland beschränkt. Sie wirkt charakteristisch durch die starken vertikalen Schatten der Deckziegel (Sp. 207–08, Abb. 25; Inv. Bayern, Schwaben II, Abb. 258 und 266; eine frühe Darstellung dieser Ziegelart ist auf einem Bauernhaus auf einem der Außenflügel des Tiefenbronner Altars von Lukas Moser, 1431). – Zuweilen finden sich bei ihr farbige Glasuren. Die heute in Italien verwandten Ziegel haben in der Regel nach antikem Vorbild flache Unterseiten und liegen dadurch besser auf als bei der deutschen Baugewohnheit.
b) Pfannen
Das Pfannen-D. ist besonders in den Niederlanden, West- und Norddeutschland und Hessen gebräuchlich. Es kann zur besseren Dichtung mit Haarkalkmörtel ausgefugt werden. Die ungefähr 1 Fuß langen, ¾ Fuß breiten Pfannen sind rot, gelbrot oder dunkelgrau. In Mitteldeutschland ist es vielerorts üblich, die Orte, Grate und Firste mit Schieferstreifen einzudecken, was von farbiger, aber etwas steifer Wirkung ist. Auch das Pfannen-D. hat durch die Schattenbildung eine malerisch bewegte Fläche (Abb. 39).
c) Biberschwänze
Für die Biberschwänze, die namentlich in Süd-, Mittel- und Ostdeutschland gebräuchlich sind (nachweisbar in Paulinzella, 12. Jh.), kennt man drei Deckungsarten: 1. einfaches Übereinandergreifen der Schichten, so daß jeder Ziegel über zwei Latten liegt, wobei in die Fugen zur besseren Dichtung Holzspließe oder Strohschauben eingelegt werden (Spließ-D.), nur bei Bauten untergeordneter Art verwandt; 2. doppelte Überdeckung, so daß jeder Ziegel über drei Latten liegt, die in diesem Falle mit geringerem Abstand verlegt werden müssen (Doppel-D., Abb. 38 B und 40); 3. das sog. Kron- oder Ritter-D. (Abb. 38 C), bei dem je zwei D.-Ziegel auf einer Latte übereinander aufgehängt werden, so daß immer zwei Reihen der Bogenenden übereinander sichtbar werden. Diese Deckung wird auch als die „Schwedische“ bezeichnet. Die Biberschwänze erhalten auch Glasuren, was zur Verstärkung ihrer Dauerhaftigkeit beiträgt, und zwar vorzugsweise in grüner, gelber, brauner, weißer und schwarzer Farbe, so daß sie in Teppichmustern verlegt werden können, wie es in Südwestdeutschland und den Alpenländern mindestens seit dem 14. Jh. überliefert ist (Minoritenkirche, Spalentor und Rathaus in Basel; Stephansdom in Wien, bezeugt durch ein Bild von 1469, Inv. Österr. 23, Abb. 11, 81, 115, 119). Es finden sich auch Ziegel mit Inschriften, Ritzmustern (sog. Sonnenziegel, Abb. 41) oder plastischen Verzierungen (D.-Ziegel mit Inschrift des Herstellers in Wertheim a. M.; mit figürlichen Darstellungen in Hohenburg b. Tölz, mit Drolerien von der Kreuzkirche in Schwäbisch Gmünd). Die Eindeckung von Kehlen, D.-Fenstern, Gaupen ist mit Biberschwänzen ohne Hilfe von Metallblechen möglich.
6. Metalldeckungen
Von Metallen wurden im Altertum zuweilen Bronze (Pantheon in Rom), später vorzugsweise Blei und Kupfer verwendet.
a) Blei
Von den Bleiarten konnte das alte Gußblei für freiverlegte D.-Tafeln gebraucht werden, während das seit E. 18. Jh. aufgekommene, heute fast allein lieferbare Walzblei einer Holzunterlage, bei Bekrönungen eines Holzkerns bedarf (daher und wegen der belebteren Oberfläche wurden beim Ausbau des Kölner Doms Gußbleitafeln eigens angefertigt). Da Metallplatten unter der Einwirkung der Sonne einen hohen Grad von Ausdehnung erleiden, noch dazu nach unten und nach den Seiten in verschiedenem Maße, dürfen sie nicht angenagelt oder miteinander verlötet werden; man hängt sie deshalb einzeln auf und verbindet sie untereinander durch Falze. Die senkrechten Falze unterstreichen die D.-Richtung (Abb. 44). Die farbige Schönheit von Blei und Kupfer erhöht sich mit dem Alter durch ihre Patina. Die silbern in der Atmosphäre schimmernden Blei-D. Nordfrankreichs und West-Deutschlands, u. a. die D. des Zehneckbaues von St. Gereon und des Domes in Köln, des Patrokliturmes von Soest, sind von nicht geringerem Schönheitswert als die grün patinierten Kupfer-D., die sowohl an der ganzen Seeküste von Holland bis Riga und Reval wie in Süddeutschland über den Städten leuchten.
Blei-D. hatte die Hagia Sophia in Konstantinopel. Gregor von Tours kennt bleierne Dachpfannen (tegulae plumbeae) für die Kirchendeckung. Aachen und Seligenstadt waren, nach Einhard, mit Blei gedeckt. In Münster i. W. sind Blei-D. seit 1132, in Lorsch vor 1149 bezeugt (Lehmann-Brockhaus, Schriftquellen Nr. 960 u. 793). In den Blei verwendenden Gegenden werden auch die Grate anders gedeckter Turmhelme oft mit schmalen Bleistreifen überdeckt. Ferner wurde Blei gern zur Abdeckung kleiner Altane, flacher begehbarer D. (z. B. der flachen Dächer auf Kirchtürmen) u. dgl. benutzt. In Köln und Aachen werden solche begehbaren Dächer deshalb „Bleies“ genannt.
Die Bleideckung des Kölner Domchors vom 14. Jh. trug eine lange lateinische Inschrift von ungefähr 230 Buchstaben zu Ehren der Drei Könige, die ebenso wie der Dachreiter, die Bleikrabben auf den Graten und der bleierne Maßwerkkamm auf dem First vergoldet waren. Die alten Bleitafeln hatten oft Verzierungen ([72]; Abb. 42, 43); die Muster entstanden dadurch, daß Blattgold oder Silber aufgelegt und der daneben stehenbleibende Grund dunkel gebeizt wurde (so fast aus gleicher Zeit, um 1300, in Notre-Dame in Châlons-s.-M., an St. Gereon und am Dom in Köln, bei St. Martin in Braunschweig, etwas später am Dachreiter der Kölner Minoritenkirche). Dieser von unten kaum sichtbare Schmuck ist ein besonderer Beweis m.a. Handwerksfreudigkeit und Gottesverehrung. Dabei kommt auch lebhaftere Farbengebung vor (in Angers, 1540, Blau und Gold).
b) Kupfer
Das Kupfer, im Altertum u. a. auf der Insel Cypern gewonnen und danach benannt, in Deutschland nach einer Angabe von 1204 zuerst bei der Abteikirche Memleben E. 10. Jh. verwendet, vor 1139 in Bamberg bezeugt (Lehmann-Brockhaus, Schriftquellen Nr. 127), erhielt im MA größere Verbreitung als D.-Deckungsmaterial, nachdem der Handel mit Schweden durch die Hansestädte und die Kupfergewinnung in Mitteldeutschland (seit M. 15. Jh.) weiter entwickelt worden waren; vorher scheint die Gewinnung und damit auch die Verwendung sich hauptsächlich auf Thüringen und die Alpenländer beschränkt zu haben. In Lübeck wurde St. Peter 1464–72 statt der bisherigen Schieferdeckung, der Dom 1492 statt einer Bleideckung mit Kupfer gedeckt; auch die Turm-D. von St. Marien (Westtürme um 1350, D.-Reiter 1509) waren mit Blei gedeckt; die Kupferdeckung rührt erst von 1882 her.
c) Zink
Das Zink ist eine seit dem 16. Jh. bekannte Messingbeigabe, die erst durch die seit 1805 mögliche Herstellung von Zinkblech ein vielverwandter Baustoff geworden ist, der aber in der künstlerischen Wirksamkeit wie in Lebensdauer und Wert hinter den anderen genannten Metallen zurücktritt. Abgesehen von seiner nachteiligen starken Beeinflussung durch Witterungswechsel und Sonne bietet es nicht die Möglichkeit einer farbigen Harmonie mit dem übrigen Bauwerk; es bedarf eines Schutzanstrichs, der schlecht haftet und daher oft erneuert werden muß.
d) Dachspitzen
Die Dachspitzen [71, 73] der Türme und D.-Fenster mit Krabben und Kreuzblume waren in Nordfrankreich, Belgien, an Rhein und Mosel meist ebenfalls aus Blei hergestellt und kleine Werke gediegener Handwerkskunst. In anderen Gegenden wurde Kupfer dafür verwandt. Die Kirchturmspitzen enden gern mit Kugeln (der Zentralbau des Aachener Münsters mit einem vergoldeten Reichsapfel), Kreuzen, Kreuzblumen (der Turm von St. Mansuetus in Toul durch Bischof Grimoaldus [1065 bis 72] war cruce deaurata et aquila triumphali geschmückt; Lehmann-Brockhaus, Schriftquellen Nr. 1973), Wetterfahnen, Kronen und Sternen, gelegentlich auch mit Heiligenfiguren (nach Ensingers Entwurf für das Straßburger Münster mit einer Marienfigur; die Vierungskuppel in Neuß mit der kupfernen Figur des Stadtpatrons St. Quirinus), profane Türme mit Wetterfahnen und Wappenfiguren (z. B. dem Schwan auf dem Schloßturm von Kleve, der Krone auf dem Rathausturm von Schwäbisch Hall, dem Drachen auf Burg Greifenstein i. H., Abb. 37) oder anderem Schmuck (z. B. einem Falken auf dem Dach des Jagdschlößchens Falkenlust in Brühl bei Köln).
D. Dachrinne
Dachrinnen (ndt. Kalle, obdt. Kandel, Kändel von lat. canale, [74–77]) dienen, an den D.-Traufen angebracht, dem Abfluß der Niederschlagsmengen von den D.-Flächen. Im Altertum waren sie bei den Tempeln aus Stein (vorzugsweise Marmor) hergestellt und entwässert durch meist als Löwenmäuler ausgebildete Abflüsse. Bis zum Bau der gotischen Kathedralen fast in Vergessenheit geraten, wurden sie dann mit großer Sorgfalt und Überlegung in Werk- oder Backstein (Abb. 45), bei Profanbauten oder geringeren Kirchenbauten auch in Holz, ausgeführt und zuweilen mit Blei oder anderem Metall ausgekleidet. Die Herstellung einer Kalle auf der Brandmauer statt der bisherigen, zwischen den Häusern gelegenen Goffe ist in Köln 1171–72 bezeugt. Die Steinrinnen ruhten auf den Mauern und Dachgesimsen, in manchen Fällen auch auf vorgekragten Konsolsteinen. Falls die Seitenmauern zwischen den Giebelhäusern als Brandsicherung hochgeführt sind, liegen die D.-Rinnen über dem eigentlichen D.-Fuß (so auch bei einem gotischen Haus in der Mailandsgasse in Mainz, [34] Taf. 20); sie erfordern dann oft durch Aufschieblinge gebildete Verbindungen zur Dachfläche (Abb. 46).
Bei den Holz- oder Metallrinnen unterscheidet man stehende (und begehbare) oder vor den Dachtraufen an Haken hängende D.-Rinnen. Seit A. 19. Jh. wird fast nur noch Zink oder seltener Kupfer für die D.-Rinnen verwendet.
Die Wasserabführung nach außen erfolgte durch Wasserspeier, bei straßenweise aneinandergereihten Giebelhäusern auch durch Weiterführung der D.-Rinne über die Hausflucht (Abb. 47; ebenso 5 solcher Rinnen beim Zeughaus in Danzig: A. Lindner, Danzig, Leipzig 19132, Abb. 70). Dabei dienen Steinkonsolen oder Eisenstangen zur Unterstützung der Rinnen (mehrere gotische Beispiele von Steinausflüssen an Trierer Häusern des MA). Senkrechte Abfallrohre aus Blei oder Zinkblech sind erst seit dem 18. bzw. 19. Jh. in allgemeinem Gebrauch (in Köln seit 1721 und 1756, in Mainz seit 1766).
Zu den Abbildungen
1. Dachformen. Zeichnung d. Verf. (G nach Stiehl).
2. Braunschweig, Martinikirche, um 1275–1320. Rechts das Altstadt-Rathaus, vor 1302. Phot. unbekannt (Zentralinstitut f. Kg.).
3. Schwarzwälder Bauernhaus. Nach Martin Gerlach, Volkstüml. Kunst, Wien u. Leipzig (1905), S. 54.
4. Bronnbach a. d. Tauber, Zisterzienserkirche. Rekonstruktionsmodell mit der ursprüngl. Dachlösung. 1. H. 13. Jh. Phot. von Dr. H. Feldtkeller frdl. zur Verfügung gestellt.
5. Köln, Rheinberg 9, ehem. Gasthaus „Zur Stadt Coblenz“, zerst. Erbaut A. 17. Jh. Phot. Städt. Konservator Köln Nr. 996.
6. Köln, ehem. Zunfthaus der Schlosser, abgebrochen. Erbaut 1530. Zeichnung d. Verf., Maßstab 1 : 225.
7. Oberbayerischer und oberösterreichischer Haustyp mit Grabendach. Zeichnung d. Verf.
8. Münchener Haustyp (München, Burgstraße 5, spätgotisch). Zeichnung d. Verf.
9. Dachfensterformen. Zeichnung d. Verf.
10. Winkel, Rheingau, Dachfenster E. 16. Jh. Zeichnung d. Verf. nach [62].
11. Braunschweig, Dannenbaumsches Haus, Auguststraße 33, zerst. Erbaut 1517. Nach O. Doering, Braunschweig, Leipzig 1905, S. 54.
12. Leipzig, Altes Rathaus, Zustand vor der Restaurierung A. 20. Jh. Beg. 1556 von Sittich Pfretschner und Paul Wiedemann. Phot. Neue Photogr. Ges., Berlin-Steglitz, 1906, Nr. 3901.
13. Haus Harkort Krs. Hagen i. W., Typ eines „bergischen“ Hauses. 3. V. 18. Jh. Phot. Landesdenkmalamt Westfalen, Münster.
14. Wolf Krs. Bernkastel, Haus Nr. 65. 2. H. 18. Jh. Phot. Bildarchiv Rhein. Mus. 27 189.
15. Turmdachformen. Zeichnung d. Verf.
16. Münstermaifeld, Stiftskirche, Ostteile. 2. V. 13. Jh., Faltendach viell. jünger. Phot. Staatl. Bildstelle.
17. Worms, Dom, Westchor. Um 1200–1220 (die Steinabdeckung des Altarhauses A. 20. Jh. erneuert). Phot. Staatl. Bildstelle.
18. Vierzehnheiligen, Wallfahrtskirche, Türme. Voll. 1771. Nach R. Teufel, Vierzehnheiligen, Berlin 1936, Taf. 5.
19. Dachstuhlformen (E: Steinbach i. Od., um 1100; G: Limburg a. d. Lahn, 1. H. 13. Jh.; K: Lübeck, Hundestraße 2, 1555, abgebr.; L: Reichenau-Mittelzell, 1. H. 13. Jh., nach O. Gruber, Die Dkpfl. 34, 1932, 199; M: Sindelfingen, 12. Jh., nach Euting). Zeichnung d. Verf.
20. Arnstein, Unterlahnkrs., Klosterkirche, Dachstuhl. 14. Jh. Zeichnung d. Verf. nach [34], Maßstab 1 : 225.
21. Wetzlar, Stiftskirche, Dachstuhl. A. 14. Jh. Zeichnung d. Verf. nach [34], Maßstab 1 : 225.
22. Groß-Umstadt Krs. Dieburg, Pfarrkirche, Dachstuhl. E. 15. Jh. Zeichnung d. Verf. nach [34], Maßstab 1 : 225.
23. Saalfeld a. d. Saale, Thüringen, ehem. Franziskanerkloster (jetzt Museum), Dachstuhl der Klosterkirche. Um 1275. Phot. Knauf & Pratsch, Saalfeld.
24. Mainz, St. Stephan, Dachstuhl des Langhauses. 14. Jh. Zeichnung d. Verf. nach [34], Maßstab 1 : 200.
25. Wien, St. Stephan, Dachstuhl, 2. Geschoß. M. 15. Jh. Phot. Bundesdenkmalamt Wien 20 121.
26. Wien, St. Stephan, Querschnitt durch den Dachstuhl (M. 15. Jh.), einen der Heidentürme (1. H. 13. Jh.) und die Orgelempore. Nach Zeichnung von Mich. Engelhart, 1930. Phot. Bundesdenkmalamt Wien 20 116.
27. Hanau, Wallonische Kirche. 1607–10. Phot. Verf.
28. Hanau, Wallonische Kirche, Querschnitt. Nach Inv. Stadt Hanau (1897), Abb. 66.
29. Treis a. d. Lumda, Evang. Kirche, Turmdachstuhl. 13. Jh., Dach um 1500. Zeichnung d. Verf. nach Inv. Hessen, Krs. Gießen I, Abb. 393 a, Maßstab 1 : 160.
30. Goch Krs. Kleve, Haus zu den fünf Ringen, Querschnitt. A. 16. Jh. Nach [42 a] Abb. 221.
31. Bernkastel-Kues, Karlstraße 13, Fachwerkhaus. Ansicht und Querschnitt des Giebels. 16. Jh. Nach Inv. Rheinprov. XV, 1, Abb. 64.
32. Great Malvern, Worcester, Halle mit offenem Dachstuhl. 14. Jh. Nach Herm. Muthesius, Das englische Haus I, Berlin 19082, Abb. 9.
33. Danzig, Theater, Konstruktion des Dachstuhls. 1799–1800. Nach [33].
34. Badinghagen Krs. Altena, Torturm der Wasserburg von NO, vor dem Umbau. 17. Jh. Nach Inv. Westfalen, Krs. Altena (1911), Taf. 31.
35. Schieferdeckungsarten. Zeichnung d. Verf.
36. Burg Konradsheim Krs. Euskirchen, Schieferdach. Phot. Th. Wildemann, Bonn.
37. Burg Greifenstein Krs. Wetzlar, Turmdach mir Schieferdeckung und Bleibekrönung, dat. 1829. Phot. Th. Wildemann, Bonn.
38. Ziegeldeckungsarten. Zeichnung d. Verf.
39. Lübeck, Marienkirche. Im Vordergrund Dächer und Zinnen des Rathauses. 13.–14. Jh. Aufnahme vor der Beschädigung. Phot. Hildeg. Heise (DKV).
40. Michelstadt i. Od., Rathaus. Bez. 1484. Phot. Karl G. Peters, Darmstadt.
41. Ziegelverzierungen. Nach [68] Abb. 12.
42. Köln, Minoritenkirche, Bleideckung mit Goldschmuck am Dachreiter (zerst.). 1. H. 14. Jh. Nach [72] Abb. 6.
43. Köln, Domchor, Bleideckung mit Zinnverzierungen. 1. V. 14. Jh. Nach [72] Abb. 10.
44. Neuß, St. Quirin, Kupferdach des Ostturmes. M. 18. Jh. Nach Rhein. Heimatpflege 6, 1934, 177.
45. Köln, Dom, Sakristei, Dachrinne. 1278. Nach Fr. Schmitz, Der Dom zu Köln, Köln 1879.
46. Danzig, Altstädter Rathaus, Dachstuhl und Holzrinnen. 1587–88. Nach [33].
47. Köln, Straßenbild des Blaubachs, 1568. Phot. Stadtarchiv Köln.
Literatur
A. Dachformen: 1. Frdr. Ostendorf, Die Geschichte des Dachwerks, Leipzig-Berlin 1908. – 2. Max Hasak, Heimische Dachformen, Berlin 1910. – 3. Ed. Schmitt, Dach im allgemeinen, Dachformen (= Hdb. d. Archit. III, 2,4), Darmstadt 19113, S. 1–70. – 4. H. Schwab, Die Dachformen des Bauernhauses in Deutschland und in der Schweiz, Berlin-Oldenburg 1914. – 5. Rob. Gradmann, Das Steildach des dt. Bauernhauses, Geograph. Zs., Leipzig 1922. – 6. Frz. Oelmann, Haus und Hof im Altertum, I, Berlin-Leipzig 1927. – 7. Arthur Haberlandt, Zur Kulturgesch. d. Hausformen Oberdeutschlands, Jb. f. hist. Volkskde. 1934, 18–33. – 8. Edg. Hamann, Das Dach als archit. Bestandteil des Hauses, Dt. Bauztg. 70, 1936, 701–08. – 9. Frz. Trysna, Grundsätzliches über die Bauarten der Wohnhausdächer, Zentralbl. d. Bauverw. 62, 1942, 37f. – 10. Frz. X. Bliemsrieder, Die Dachformen, Das Münster 1, 1947, 48–53. – 10 a. G. Bandmann, Die Bauformen des MA, Bonn 1949, S. 199–205.
Landschaften (s. a. Bauernhaus und Bürgerhaus): 11. Moritz Heyne, Das dt. Wohnungswesen von den ältesten gesch. Zeiten bis zum 16. Jh., Leipzig 1899. – 11 a. Werner Flechsig, Ermittlung der bodenständigen Dachformen in den Dörfern des Landes Braunschweig, Braunschw. Heimat 34, 1942, 32ff. – 12. Alw. Seifert, Wesen u. Herkunft d. alpenländ. Flachdachhauses, Schönere Heimat 39, 1943, 3–11. – 13. Ders., Das echte Haus im Gau Tirol-Vorarlberg, Innsbruck 1944. – 14. Jurgis Himbutas, Das Dach des litauischen Bauernhauses aus d. 19. Jh., ein Beitr. z. Gesch. d. Holzbaues, Diss. Karlsruhe 1947, Stuttgart 1948. – 14 a. Joh. Beisterveld und A. A. Kok, Het monumentale Dak. Heemschutserie 54, Amsterdam 1948.
Turmhelme, Plattformen und Dachgärten: 15. Erwin Marx, Massive Steindächer (= Hdb. d. Archit. III, 2, 5), Darmstadt 18992, S. 350–65. – 16. Hans Freyberg, Die mittelalterlichen Turmhelme und Dachreiter Oberhessens, T.H.-Diss. Darmstadt 1921 (masch.). – 17. Frdr. Stolberg, Das Turmdachwerk vom MA bis z. Barockzeit, dargestellt an Landkirchen aus d. Lahngebiet, Diss. Karlsruhe 1924 (masch.). – 18. F. A. I. Vermeulen, Handbook tot de Geschiedenis der nederlandsche Bouwkunst, Amsterdam 1928, II, S. 27 u. 378–404. – 19. H. Wachhausen, Die m.a. Kirchturmbedachungen auf der rechten Seite des oberen Rheintales vom Rheinknie bei Basel bis zum Main, Diss. Darmstadt 1930. – 20. J. Reiske, Die m.a. Turmhelme Rheinhessens und ihre gleichartigen Ersatzbauten, Diss. Darmstadt 1933. – 21. Walter Gropius, Das flache Dach, Bauwelt 1926, S. 361. – 22. Paul Schultze-Naumburg, Das ABC des Bauens, Stuttgart 19295. – 23. Eryk Pepinski, Vom Dachgarten, Gartenschönheit (Berlin) 1924, 54–56 (vgl. dazu ebd. S. 333f.). – 24. Hans Gerlach, Hat der Dachgarten Daseinsberechtigung? Gartenkunst 1931, 88. – 25. Rich. Homann, Wann, wo und wie ein Dachgarten? Gartenkunst 1932, 29.
B. Dachstuhl: [1]. – 26. Joh. Wilhelm, Architectura civilis, Nürnberg (1649, Privileg 1668). – 27. David Gilly, Über die Erfindung, Construction und Vorteile der Bohlendächer mit besonderer Rücksicht auf die Urschrift des Erfinders, Berlin 1800 (dazu Alfred Rietdorf, Gilly, Wiedergeburt der Architektur, Berlin [1943], S. 67f. u. 90). – 28. F. P. Berson, Hdb. d. bürgerl. Baukunst oder Instruktion für Bau- und Werkmeister, Berlin-Leipzig 1820, S. 126–31, 133–42. – 29. Theod. Landsberg, Statik der Hochbauconstructionen (= Hdb. d. Archit. I, 1, 2), Darmstadt 18993, S. 206–80. – 30. Ders., Dachstuhl-Constructionen (= Hdb. d. Archit. III, 2, 4), Darmstadt 19113, S. 72–450. – 31. Frdr. Ostendorf, Eine eigentümliche Art der Dachbildung roman. Kirchen in Deutschland, Die Denkmalpflege 6, 1904, 72f. (Ergänzung von A. Euting, Ebd. 1905, 24). – 32. Kurt Biebrach, Die holzgedeckten Franziskaner- und Dominikanerkirchen in Umbrien und Toskana, Beitr. z. Kw., Berlin 1908, XI, S. 66f. – 33. Fritz Heyn, Die Danziger Dachkonstruktionen, Diss. Danzig 1913. – 34. Frdr. Schnell, Die Entwicklung des Dachwerks am Mittelrhein, Diss. Darmstadt 1915. – 35. I. Bronner, Zur konstruktiven Entwicklung der Dachstühle auf Breslauer Kirchen und Monumentalbauten, Diss. Breslau 1931. – 36. Theod. Wildemann, Die Verbreitung der Laubenhäuser, Holzgalerien und Ziergiebel in den Rheinlanden, Rhein. Ver. f. Dkpfl. u. Heimatschutz 24, 1931, 2, S. 179. – 37. C. Kersten, Hallenbauten, Berlin 1936 (zugl. Dt. Bauztg. 70, 1936, 465–972). – 38. Fritz Neiß, Sparrendach und Pfettensteildach, Beitr. z. Klarstellung der beiden Konstruktionsarten des hölzernen Steildachwerks, Diss. Braunschweig 1940. – 39. Herm. Phleps, Eine Lanze für die offenen Dachstühle, Zentralbl. d. Bauverw. 61, 1941, 25. – 40. O. Kersten, Ein Kirchendach aus dem 13. Jh. (Saalfeld), Ebd. 62, 1942, 347ff. – 41. Hans Mühlfeld, Das dt. Zimmermannsdach, Berlin 19443. – 42. Frdr. Heß, Konstruktion und Form im Bauen, Stuttgart (19462), S. 117f. (Dachstuhl) und 151 (Dachdeckung). – 42 a. Hans Vogts, Das Bürgerhaus der Rheinprovinz, Düsseldorf 1929, S. 87f. und 90f. (Vorgebinde und Kniestock).
C. Dachdeckung: 43. Hugo Koch, Dachdeckungen (= Hdb. d. Archit. III, 2, 5), Darmstadt 18993, S. 1–283. – 44. Rudolf Stegemann, Das große Baustofflexikon, Stuttgart u. Berlin 1941, S. 103 (Biberschwänze), 123 (Blei), 166 (Dachschiefer), 394 (Hohlpfannen), 396 (Hohlziegel), 474 (Kalkstein), 530 (Kupfer), 802 (Schindeln), 858 (Sollinger Fliesen), 1039 (Zink).
Stroh: 45. Herm. Phleps, Das Stampfdach, eine ursprünglich altgerman. Dachdeckungsart, Oberdt. Zs. f. Volkskde. 10, 1936, 129–35. – 46. H. Baier, Die Frage der Verbreitung des Strohdachs in Oberschwaben im 18. Jh., Ebd. S. 30f. – 47. H. Kaminski, Das Rohr- und Strohdach, im Auftr. d. Reichsinnungsverb. d. Dachdeckerhandwerks, Berlin 1939. – 48. E. Grohne, Die Frage des Strohdachs in Niedersachsen, Blätter f. niedersächs. Heimatpflege 21, 1943, 29–33.
Schindeln: 49. Jens Carstensen, Die Holzschindel, Diss. Dresden 1937 (bespr. B. Kriechbaum, Heimatgau 2, 1940/41, 174). – 50. Ders., Schindeldach und Schindelgiebel, Schwarzenberg i. Erzgb. 1937. – 51. Halvor Vreim, Takspon og spontekning, Forening til norske foretidsminnesmerkers bevarning, Aarsberetning 97, 1941 (1943), 27–44.
Schiefer u. a. Stein: 52. S. Sachs, Die Schieferdeckerkunst, in ihrem ganzen Umfang praktisch dargestellt, Berlin 1836. – 53. Karl Schäfer, Das dt. Schieferdach, Zentralbl. d. Bauverw. 1882, 133. – 54. Ders., Die Dachschieferfrage, Ebd. 210; (beide Aufsätze abgedr. in: K. Schäfer, Von dt. Kunst, Berlin 1910, S. 192 u. 197); dazu M., Englische oder deutsche Schieferdeckung, Dt. Bautzg. 1882, 245f. – 55. Das schöne dt. Dach, hrsg. v. Reichsinnungsverb. d. dt. Dachdeckerhandwerks, Eberswalde 1924. – 56. Theod. Wildemann, Instandsetzung von Dächern an kirchlichen u. profanen Baudenkmälern unter vorwiegender Behandlung der Schiefereindeckung, Jb. d. rhein. Dkpfl. 10/11, 1934, 151–81. – 57. Konr. Hildebrand, Das richtig gedeckte Schieferdach, Zentralbl. d. Bauverw. 1937, 350–52. – 58. Ders., Die Architektur des Schieferdaches, Dillenburg 1932, 19493 (bespr. Damm, Baugilde 23, 1941, 328f.; D. fränk. Baumeister 1942, 53). – 59. Ders., Das Goslarer Schieferdach, Zentralbl. d. Bauverw. 61, 1941, 139. – 60. F. Schad, Die praktische und schöne Ausführung des dt. Schieferdaches, Eberswalde 1938. – 61. E. Burkhart, Goslars Schieferbergbau von seinen Anfängen bis zur Gegenwart, Goslar 1938. – 62. Walter Bauer, Von den Dächern des Rheingaues, in: „Hessenland“ 1940–41, 2, S. 113ff.; auch in: Deutsches Dachdeckerhandwerk 61, 1940, 24. – 63. R. v. Groote, Grundsätzliches über Schieferdeckung, Heimatleben, Monatsschr. f. Heimatschutz u. Heimatpflege 1940, 141–51. – 63 a. S. Schaefer, Das bergische Haus, ein Denkmal dt. Dachdeckerkunst. Dt. Dachdeckerhandwerk 71, 1950, Nr. 7. – 63 b. Vierter Landesinnungs-Verbandstag des Dachdeckerhandwerks Hessen, Festschrift, Dillenburg 1952. – 64. Heinr. Ullmann, Das Kalkplattendach im Altmühlgebiete (= Veröff. d. Bayer. Staatsmin. d. Inneren I), München 1921. – 65. O. Hodler, Dachdeckung mit Sollingplatten, Zentralbl. d. Bauverw. 61, 1941, 579.
Ziegel: 66. Rob. Mielke, Inschriften auf Dachziegeln, Die Denkmalpflege 7, 1905, 106 (vgl. dazu J. Höfler, St. Nothburga auf Ziegelplatten, Zs. d. Ver. f. Volkskde. (Berlin) 10, 1900, 219–21. – 67. Wald. Déonna, Céramique romaine de Genève, Anz. f. schw. Alt.kde. 31, 1929, 18–33. – 68. Frz. Krüger, Der Ziegelstein, Jb. f. hist. Volkskde. (Berlin) 3/4, 1934, „Die Sachgüter der dt. Volkskde.“, S. 156ff. – 69. Rud. Pfister, Die Erneuerung von Ziegeldächern hist. Gebäude, Dt. K. u. Dkpfl. 1934, 137. – 70. Ders., Über die Ziegeldächer in praktischer Dkpfl., hrsg. v. Gg. Lill, München 1941. – 70 a. G. Behrens, Bodenurkunden aus Rheinhessen, Bilderheft z. Vor- u. Frühgesch. Rheinhessens I, Mainz 1927, S. 35ff. – 70 b. A. Herborth, Das elsässische Ziegeldach u. seine Dachziegel. Dt. Dachdeckerhandwerk 63, 1942, 273ff. – 70 c. W. Sommer, Was ist älter, Hohlpfannen oder Biberschwänze? Ebd. 70, 1949, 115ff. – 70 d. L. Damm, Grundsätzliches aus d. Gesch. d. Ziegels, Ebd. 72, 1951, 225ff.
Metall: 71. B. S., M.a. Dachkreuze, Zentralbl. d. Bauverw. 19, 1899, 351. – 72. Ludw. Arntz, Bleideckung und ihr Schmuck mit Beispielen Kölner Arbeit, Zs. f. christl. Kunst 31, 1918, 1–10. – 73. Paul Goldberg, Kirchturmspitzen, ein Versuch über ihre Form, Geschichte u. Bedeutung (bes. im Rheinland), Monatsh. z. rhein. Kirchengesch. 1940, H. 7/8.
D. Dachrinne: 74. Hugo Koch, Dachrinnen (= Hdb. d. Archit. III, 2, 5), Darmstadt 18993, 426–56. – 75. Hans Vogts, Das Mainzer Wohnhaus im 18. Jh., Mainz 1910, S. 47. – 76. Ders., Das Kölner Wohnhaus, Köln 1914, S. 40f. – 77. Ders., Das Bürgerhaus der Rheinprovinz, Düsseldorf 1929, S. 27 u. 117.
Verweise
- Balken, Balkenlage
- Dachreiter
- Haube, Haubendach
- Hängedach
- Mansarde, Mansarddach
- Tragwerk
- Turmhelm
- Wasserspeier
- Ziegel
Nachträge
Hanna A. Liebich, Dachwerke der Wiener Innenstadt. Konstruktion - Typologie - Bestand, Horn 2021 (Österreichische Denkmaltopographie, 4).
Dieser Text wird veröffentlicht gemäß der "Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz". Eine Nachnutzung ist für nichtkommerzielle Zwecke in unveränderter Form unter Angabe des Autors bzw. der Autorin und der Quelle gemäß dem obigen Zitationsvermerk zulässig. Bitte beachten Sie dazu die detaillierten Angaben unter http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/.