Confessio Augustana
englisch: Confessio Augustana; französisch: Confessio Augustana; italienisch: Confessione di Augusta.
Klaus Lankheit (1953)
RDK III, 853–859
I. Begiff
Unter C. A. (Augsburgische Konfession) versteht man das von den Protestanten auf dem Reichstag zu Augsburg 1530 Kaiser Karl V. überreichte Glaubensbekenntnis. Die C. A. ist die wichtigste evangelisch-lutherische Bekenntnisschrift.
II. Geschichte
Nachdem der 3. Nürnberger Reichstag von 1524 die Zusage eines dt. Nationalkonzils gebracht und die evangelischen Reichsstände auf dem 2. Speyrer Reichstag von 1529 gegen die Durchführung des Wormser Edikts protestiert hatten, schrieb Karl V. im Januar 1530 unter dem Druck der Türkengefahr einen Reichstag zu Augsburg aus, um „in Sachen die christlich Religion belangend“ „eins jeglichen Gutbedunken, Opinion und Meinung zwischen uns selbst in Lieb und Gutigkeit zu horen“. Als Darlegung der prot. Lehre und Kirchengebräuche verfaßte Melanchthon in Augsburg die C. A. in Abwesenheit Luthers, der wegen der Acht auf der Veste Coburg bleiben mußte. Am 25. Juni verlas der sächsische Kanzler Beyer die dt. Fassung der C. A. vor Kaiser und Reich im Kapitelsaal des bischöflichen Palastes als „Bekanntnus des Glaubens etlicher Fürsten und Städte“. Vier Zwingli zuneigende oberdt. Städte legten auf Grund ihrer abweichenden Abendmahlslehre ein eigenes Bekenntnis vor („Tetrapolitana“). Eine von Eck, Cochläus und Faber verfaßte „Confutatio“ der Gegenpartei erwiderten die Evangelischen mit einer „Apologie“. Als keine Einigung erzielt werden konnte, erließ der Kaiser einen scharf gegen die Protestanten gerichteten Reichstagsabschied. Die Angegriffenen schlossen sich daraufhin im Februar 1531 zum „Schmalkaldischen Bund“ zusammen und erzwangen ein Jahr danach im Nürnberger „Anstand“ die Zusicherung freier Religionsausübung bis zu einem neuen Nationalkonzil.
III. Inhalt
Die C. A. trägt in 21 Artikeln die evangelisch-lutherische Glaubenslehre vor und begründet in 7 weiteren Artikeln ihre Änderungen an den „Mißbräuchen“ der Katholischen Kirche. In der Überzeugung, daß auf diesem Reichstag ein letzter Versuch zur Einigung getan werden müsse, hat Melanchthon in der C. A. die evangelische Lehre in einer versöhnlichen Form dargestellt, nach Möglichkeit das Gemeinlame betont und das Trennende zurückgestellt. In späteren Drucken hat Melanchthon den Text mehrfach umredigiert. Man unterscheidet insbesondere von der C.A. Invariata (1530) die in der Auffassung des Abendmahls u. a. abweichende Variata (1540).
IV. C. A. und bildende Kunst
Auf die Beziehungen des Protestantismus zur bildenden Kunst geht die C. A. nicht ein. Nur in der „Apologie“ wird vor dem „Mißbrauch“ gewarnt: „daß die Bilder ein eigen heimliche Kraft hätten [1, S. 324]. Dagegen setzt sich die „Tetrapolitana“ energisch für die Abschaffung der Bilder ein (Art. 22). Die Handschriften und die frühen gedruckten Ausgaben der C. A. sind nicht illustriert. Dennoch hat die C. A. oft Anlaß und Thema für bildliche Darstellungen gegeben. Diese sind in erster Linie Bekenntnisse; die wenigsten haben künstlerischen Eigenwert, einige zeigen dennoch in der Ordnung der inhaltlichen Ansprüche und des allegorischen Schwulstes eine starke ornamentale Begabung. Darüber hinaus ist das Bildmaterial zur C. A. eine wichtige religions- und kulturgeschichtliche Quelle.
Nach den Inhalten muß man unterscheiden 1. symbolische Darstellungen des Verlesungsaktes. Die evang. Fürsten übergeben dem Kaiser die C. A.; die Szene wird meist von Darstellungen sakramentaler und gottesdienstlicher Handlungen der Kirche umgeben (so fast alle bekannten Tafelbilder. Abb. 1). – 2. historisch getreue Darstellungen des Verlesungsaktes. 1630 rekonstruierten der Prediger Johannes Saubert und der Kupferstecher Michael Herr den geschichtlichen Akt nach den Quellen. Ihre Darstellung wurde häufig nachgestochen (Abb. 2). – 3. lehrhafte Darstellungen des Inhaltes der einzelnen Artikel der C. A. Die häufigsten aus dem 18. Jh. (Abb. 3) und oft verbunden mit 4. – 4. emblematische und allegorische Darstellungen. Erstere meist auf Medaillen. Z. B. Bibel auf Fels im Meer; Stehender Engel mit C. A. und Bibel; Palmbaum auf Felsen; Unübersehbare Menschenmenge vor einem Berg, auf diesem das Lamm Gottes, Engel mit C. A. schweben darüber. Weitläufige, gelehrte Allegorien besonders auf Darstellungen des 18. Jh. – 5. Anti-C. A.-Darstellungen. Von katholischer Seite als Kampfmittel gebraucht. Z. B.: undat. früher Kupferstich „Typus Augustanae Confusionis“ (Staats- und Stadtbibl. Augsburg, Inv. Nr. 29/5); Medaille Montfort 1730 [2, Abb. 25f.].
Medaillen. Die frühesten 1530 vom Kurfürsten von Sachsen als Porträtmedaillen geschlagen (Luther-Jb. 1930, Abb. 1). Weitere zeigen auf dem Revers Szenen aus der Geschichte Johannes d. T. und des Petrus Bekenntnis vor dem Hohen Rat [2, Abb. 1–4]. Zu den Jubelfeiern von 1630 und 1730 gaben fast alle Fürsten und Städte Medaillen heraus, meist mit Devisen und Emblemen [2, Abb. 7–9, 17–24]. Auch 1830 wurden verschiedene Schaumünzen geprägt (Abb. 5 und 6).
Tafelbilder. Alle bekannten gehören der Zeit um 1600 oder dem frühen 17. Jh. an. Sie geben meist den symbolischen Verlesungsakt, doch wird auch das Abendmahl der Protestanten auf dem Reichstag zu Augsburg dargestellt.
Langenburg, Evang. Stadtkirche (Inv. Württemberg, Jagstkreis I, S. 283; Abb. 1); Kopie im K.F.M.; Weißenburg (Inv. Bayern V, 5, S. 42 und Abb. 29); Eisenach, Georgenkirche 1617 (Inv. Thüringen, Sachsen-Weimar-Eisenach III, 1, gegenüber S. 232); Schorndorf (Württ.), Sakristei; Kasendorf/Ofr. B. A. Kulmbach (Dehio I6 S. 184).
Kupferstiche. Zahllose Buchillustrationen und Einzelstiche (Flugblätter, Gedenkblätter usw.), meist anläßlich der Jubelfeiern entstanden. Inhaltlich kommen alle Arten (s. u. 1–4) vor. Lutherhalle Wittenberg und Staats- und Stadtbibl. Augsburg verfügen über reiche Bestände.
Beispiele: Georgius Coelestinus, Historiae comitiorum anno MDXXX Augustae celebratorum ... Tomus III. Frankfurt 1577, Titelbild [2, Abb. 6]; M. Crügerus, Johann der Beständige reicht die C.A. Gott dar, während Luther das Licht über die Bibel stellt. Einzelstich 1630 [2, Abb. 5]; Johann Dürr, Symbolischer Übergabeakt, Typus Langenburg (Abb. in: Paul Schreckenbach und Fritz Neubert, Martin Luther, Leipzig o. J., S. 143); Johannes Saubert, Miracula Augustanae Confessionis. Nürnberg 1631 (Abb. 2); Lezte Evangelische Gnaden-Posaun ... durch Zachar. Webber ... Ulm 1699, vor „Ander Theil“; Chr. A. Salig, Vollständige Historia der Augspurgischen Confession ... Halle 1730, Titelblatt; Augspurgisches Jubelgedächtnis das ist Alle Sinnreiche Inventiones ... bey Johann Michael Roth. Augsburg 1730 (Umfassende Sammlung von Kupferstichen zur Jubelfeier).
Festdekorationen. Triumphbogen. Festkatheder, Schaugerüste, Transparente für die Jubelfeiern von 1730 (Abb. 4; weitere Beispiele bei Thulin [2] Abb. 13 und 14).
Zu den Abbildungen
1. Langenburg, Württ., Evang. Stadtkirche. Übergabe der Confessio, umgeben von Darstellungen des kirchlichen Lebens. Ölgemälde, um 1600. Phot. unbekannt (RDK).
2. Michael Herr (1591–1661), Verlesung der Confessio auf dem Augsburger Reichstage 1530. Kupferstich von Georg Köler, Nürnberg 1630. Phot. Städt. Bildstelle Augsburg.
3. Gottfried Rogg (1669–1742), Gedächtnisblatt auf das Confessio-Jubiläum. Kupferstich, Augsburg 1730. Phot. Städt. Bildstelle Augsburg.
4. Elias Baeck gen. Heldenmuth (1679–1747), Allegorie auf das Confessio-Jubiläum. Kupferstich, Augsburg 1730. Phot. Städt. Bildstelle Augsburg.
5. und 6. Gedenkmünze auf das 300jährige Confessio-Jubiläum, 1830. Phot. RDK.
Literatur
1. Wissenschaftliche Ausgabe der C.A. mit Einleitung, kritischem Apparat und Lit.-Angaben von Heinrich Bornkamm, in: Bekenntnisschriften der evang.-luth. Kirche, hrsg. v. Dt. Evangelischen Kirchenausschuß. Göttingen (1930) 19512. – 2. Osk. Thulin, Bildanschauung zur Confessio Augustana und den Jahrhundertfeiern. In: Luther, Vierteljahrsschrift der Luthergesellschaft 1930, S. 114ff. – 3. Alfred Galley, Die Jahrhundertfeiern der Augsburgischen Konfession von 1630, 1730 und 1830. Leipzig 1930.
Empfohlene Zitierweise: Lankheit, Klaus , Confessio Augustana, in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. III (1953), Sp. 853–859; in: RDK Labor, URL: <https://www.rdklabor.de/w/?oldid=89056> [11.10.2024]
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