Comes
englisch: Comes; französisch: Comes (complément de Sacramentaire); italienisch: Comes.
Alfred A. Schmid (1953)
RDK III, 826
Der C. (liber comitis, liber comicus) ist in der Liturgie des frühen Christentums eine Sammlung der im Lauf des Kirchenjahrs bei der Messe vorkommenden Schriftlesungen aus A.T. und N.T. Der seit dem 5. Jh. bezeugte Name besagt wohl soviel wie Begleitbuch zum Sakramentar, das die Lesungen nicht enthielt; nach anderer Auffassung bedeutet er: ständiger Begleiter des Priesters, der ohne dieses Buch die Messe nicht ordnungsgemäß zelebrieren konnte. Die Bezeichnung ist heute ungebräuchlich; statt dessen spricht man von einem Perikopenbuch im allgemeinen Sinn, von einem Evangelistar, wenn die Sammlung nur die Evangelienabschnitte, und von einem Lektionar oder Epistolar, wenn sie nur die Epistellesungen enthält.
Noch die im Zuge der von Karl d. Gr. veranlaßten Sammlung zuverlässiger liturgischer Texte durch Alkuin besorgte Comesredaktion (C. ab Albino emendatus) führt die vollen Texte der Lesungen auf. Seit mindestens dem 6. Jh. kannte man jedoch daneben Zusammenfassungen, die sich mit der Angabe des Tages, des Initiums der jeweiligen Perikope, ihres Fundorts in der Schrift und ihres Umfangs begnügten. Ein Verzeichnis dieser Art scheint man ebenfalls C. genannt zu haben; besser belegt ist dafür allerdings die Bezeichnung Capitulare (seltener Indiculus). Es kann selbständig vorkommen oder den Teilen der Bibel, auf die es sich bezieht (z. B. dem Evangeliar), vorangestellt und beigebunden sein. Man spricht in diesem Fall von einem Capitulare Evangeliorum bzw. Epistolarum, je nachdem es sich auf die Evangelien- oder Epistelperikopen erstreckt. Die zunehmende Verbreitung des Missale, das alle für die Meßliturgie benötigten Bücher in eines zusammenfaßt, brachte im vorgerückten MA beide Arten des C. zum Verschwinden. – Die Verschiedenheiten bei der Auswahl der Texte sowie die Varianten im Festkalender der einzelnen C. bieten der Forschung willkommene Indizien für die Filiationsverhältnisse, die Datierung und die Lokalisierung früh-m.a. Hss.
Literatur
1. St. Beissel, Geschichte der Evangelienbücher in der ersten Hälfte des MA, Freiburg 1906. – 2. St. Beissel, Entstehung der Perikopen des römischen Meßbuches, Freiburg 1907. – 3. Ludw. Eisenhofer, Handbuch der kath. Liturgik, Bd. I, Freiburg 1932, S. 80ff. – 4. Cabrol-Leclercq V, 1, 245ff. (Epîtres), bes. 257–261.
Dieser Text wird veröffentlicht gemäß der "Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz". Eine Nachnutzung ist für nichtkommerzielle Zwecke in unveränderter Form unter Angabe des Autors bzw. der Autorin und der Quelle gemäß dem obigen Zitationsvermerk zulässig. Bitte beachten Sie dazu die detaillierten Angaben unter http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/.