Choralbuch

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englisch: Choir-book, antiphonary; französisch: Antiphonaire; italienisch: Corale, antifonario.


Hans Martin von Erffa (1953)

RDK III, 513–514


C. (Chorbuch, Chorgesangbuch, liber choralis) ist ein zusammenfassender Name für die beim Gottesdienst der kath. Kirche gebrauchten Bücher, in denen die liturgischen Gesänge des Chors enthalten sind. Ein C. ist seinem Inhalt nach meist ein Antiphonar (s. RDK I 729–32) oder ein Graduale, Responsoriale oder Kyriale. C. für besondere Anlässe sind das Processionale (für Prozessionen), das Pontificale (für bischöfliche Weihen) und das Rituale (für priesterliche Segnungen).

C. in Form von Pergamentblättern oder -rollen waren M. 4. Jh. bereits im Gebrauch (Andr. Schmid, Zs. f. chr. K. 24, 1911, Sp. 16); seit 10. Jh. werden sie mit Noten und Initialen, später mit Miniaturen versehen. Mit dem 15. Jh. nehmen sie große Formate an, so daß sie von einer größeren Anzahl von Sängern gleichzeitig eingesehen werden konnten. Hiernach ist, zumal bei Notenbüchern für mehrstimmigen Chorgesang, auch die Einteilung der Texte und Noten eingerichtet: eine aufgeschlagene Doppelseite umfaßt für alle Stimmen die zusammengehörigen, gleich langen Teile eines Gesangs, doch noch ohne gleiche Takteinteilung. Gedruckte C. gibt es seit E. 15. Jh.; sie sind zunächst ebenfalls sehr groß, werden aber bald handlicher.

Die in den C. enthaltenen Gesänge galten bis zum Ende des MA als zurechtbestehend und offiziell. Unstimmigkeiten, die seit Beginn des Buch- und Notendrucks auftraten, wurden seit M. 19. Jh. durch päpstliche Anordnungen wieder beseitigt.

Die protestantischen C. siehe unter *Gesangbuch.

Literatur

1. Cabrol-Leclercq I, 2, 2440–61; IX, 1, 344–54; 474–81. – 2. Buchberger II, 890–92.