Bischofsring
englisch: Bishop's ring; französisch: Anneau épiscopal; italienisch: Anello vescovile.
Joseph Braun S.J. (1941)
RDK II, 784–787
Unter B. (annulus pontificalis) versteht man einen Ring, den der Konsekrator bei der Weihe eines Bischofs diesem nach erfolgter Konsekration unter den Worten: Accipe annullum, fidei scilicet signaculum, quatenus sponsam Dei, sanctam videlicet ecclesiam, intemerata fide ornatus, illibate custodias, Amen an den vierten Finger der rechten Hand anlegt. Der B. wird vom Bischof nicht bloß bei Pontifikalhandlungen getragen, sondern auch außerhalb derselben als Bestandteil der Alltagstracht, ist also, anders wie der Stab, keine ausschließlich liturgische Insignie. Hinsichtlich der Beschaffenheit des B. bestehen keine ausdrücklichen Vorschriften. Nach altem Herkommen aber wird er gewöhnlich aus Gold gemacht und mit einem oder mehreren Edelsteinen geschmückt. Beim Pontifikalamt wird er über den Pontifikalhandschuhen getragen, soweit sich ihrer der Bischof bei demselben zu bedienen hat.
Ringe wurden schon in altchristlicher Zeit auch von Bischöfen getragen, zumal in Gestalt von Siegelringen. Eine bischöfliche Insignie war der Ring lndessen ursprünglich noch nicht, jedoch erscheint er als solche in Spanien bereits im Kan. 29 der Synode zu Toledo von 633 (Migne, P.L. 84, 375) und um dieselbe Zeit in c. 5 der Schrift Isidors von Sevilla „De ecclesiasticis officiis“ (Migne, P.L. 83, 785), aus denen wir ersehen, daß er schon damals dem Bischof bei seiner Weihe als signum pontificalis honoris und als signaculum secretorum angelegt wurde. Daß es sich auch im Frankenland wenigstens im 9. Jh. so verhielt, bezeugt 819 Hrabanus Maurus in L. 1, c. 4 seiner Schrift „De institutione clericorum“ (Migne, P.L. 107, 300), um 845 ein Schreiben Karls des Kahlen an Nikolaus I. (Migne, P.L. 124, 874) und um 875 ein Brief Hincmars von Reims an Adventius von Metz über den Ritus der Bischofsweihe (Migne, P. L. 126, 188). Seit dem 10. Jh. begegnet uns der Ring allgemein als bischöfliche Insignie, die der Bischof insbesondere auch bei dem Pontifikalamt anlegte. Bei den Äbten bürgerte sich der Ring erst seit etwa dem 12. Jh. ein, doch zunächst nicht als eine ihnen von Rechts wegen zukommende Insignie, sondern auf Grund eines Privilegs, das anfangs nur einzelnen, seit dem 15. Jh. allen vom Apostolischen Stuhl verliehen wurde. Im späten MA pflegten die Bischöfe, wie Grabfiguren und andere Abbildungen bekunden, nicht selten zwei, drei oder mehr Ringe zu tragen, weshalb auch in spätmittelalterlichen Inventaren von Kathedralen gewöhnlich eine Vielheit von B. verzeichnet ist, wie z. B. im Inventar des Prager Domes von 1355 (A. Podlaha, Chrámový poklad u sv. Víta, Prag 1903, S. XVIII). Doch hatte nur der am vierten Finger der rechten Hand getragene Ring den Charakter eines Pontifikalringes; die andern waren lediglich Schmuck.
Hergestellt wurde im MA der B. wenn möglich aus Gold oder doch wenigstens aus vergoldetem Silber. Daß aber auch solche aus vergoldeter Bronze entstanden, zeigt der Pontifikalring aus dem Grabe des Basler Bischofs Johann von Venningen († 1478; Abb. 6), ja schon ein Ring aus einem Bischofsgrab des 12. Jh. im Dom zu Speier (Inv. Bayern VI, 3, S. 381). In nachmittelalterlicher Zeit dürften Pontifikalringe dieser Art jedoch kaum mehr entstanden sein. Keine Ringe zum Gebrauch waren die aus Bronze gegossenen, vergoldeten und mit den Evangelistensymbolen und der päpstlichen Tiara oder, wie ein Beispiel im Bamberger Domschatz, mit den angelöteten Figürchen Marias und des hl. Petrus verzierten Ringe, plumpe Nachbildungen des päpstlichen Fischerringes, die im 15. und 16. Jh. als Andenken an Rom von dort nach Deutschland mitgebracht wurden (Beispiele im Jb. d. K.K. Zentralkommission 2, 1857, S. 146).
Nach ihrer formalen Beschaffenheit lassen sich zwei Typen von B. unterscheiden. Die des ersten bestanden aus zwei Teilen, dem Reifen und der Fassung des sie schmückenden Steines, die entweder oben auf dem Reifen aufgesetzt oder dort in ihn eingefügt war, die des zweiten nur aus dem Reifen, der aber nach oben zu sich so verbreiterte und an Stärke zunahm, daß er daselbst den Stein (Abb. 3 u. 4) oder, wenn der Ring zugleich als Siegelring diente, das Siegelbild aufnehmen konnte. Der erste war der gewöhnlichere. Als Beispiel für den ersten Typus diene ein im Schatz des Domes zu Prag befindlicher, dem hl. Adalbert zugeschriebener Ring (Abb. 1); für den zweiten der Pontifikalring Johannes’ von Venningen (Abb. 6). Ein Stein fehlte dem B. selten; er bildete seinen hauptsächlichen und meist auch seinen einzigen Schmuck (Abb. 2). Im späten MA und der Folgezeit trat an seine Stelle bisweilen eine Gruppe von Steinen. So verzeichnet ein Inventar des Domes zu Prag von 1387 einen Ring, der außer einem Saphir 4 Diamanten, 4 Rubine und 12 Perlen aufwies, sowie einen andern Ring, der außer mit einem Saphir noch mit 24 sonstigen Edelsteinen geschmückt war (A. Podlaha, a. a. O. S. XXXVI).
Ein Prachtstück ist ein laut Inschrift dem Bischof Adalbero III. von Metz († 1072) gehörender Ring (Abb. 5), der in den Besitz Heinrichs IV. gelangt sein muß und in dessen Grab im Dom zu Speier gefunden wurde.
Zu den Abbildungen
1. Prag, Domschatz, Ring mit bräunlichem Stein und der Inschrift PAX VOBIS auf dem Reifen, angeblich der Bischofsring des hl. Adalbert. 10. Jh. Nach A. Podlaha und Ed. Šittler, Der Domschatz in Prag, Prag 1903, Abb. 114.
2. Mainz, Dommus., Ring des Erzbischofs Aribo († 1031), Grabfund. Gold. Inschrift ARIBO ARCHIEPS um den Stein. Phot. Prof. Dr. E. Neeb, Mainz.
3. u. 4. Krakau, Dom, Ring aus dem Grab des Bischofs Maurus († 1118). Gold, Inschrift im Reifinnern MAVRS.EPC. Phot. Adama Engelmana, Krakau.
5. Speyer, Domschatz, Ring des Bischofs Adalbero III. von Metz († 1072), gefunden im Grab Heinrichs IV. Auf dem Reif die Inschrift ADELBERO EPS. Gold. Auf der Ringplatte in Filigraneinfassung ein Saphir und drei Perlen. Höhe 3,7 cm. Phot. Hist. Mus. d. Pfalz, Speyer.
6. Basel, Hist. Mus., Ring aus dem Grab des Bischofs Johann von Venningen († 1478) im Baseler Münster. Auf der Siegelplatte die Initialen des Bischofs i.o.v.v. Vergoldete Bronze. Höhe 3,5 cm. Nach R. F. Burckhardt, Der Basler Münsterschatz, Basel 1933, Abb. 222.
Literatur
1. P. C. Barraud, Des bagues à toutes les époques et en particulier de l’anneau des évêques et des abbés, Bull. mon., Ser. C, Bd. 10, 1864, S. 5ff., 353ff., 501ff., 613ff. 2. Fr. Bock, Geschichte der liturgischen Gewänder, Bonn 1856ff., Bd. 2, S. 205ff. 3. E. Waterton, An episcopal ring, The archeological Journal 20, 1863, S. 224. 4. Ch. Rohault de Fleury, La messe 7, Paris 1888, S. 199ff. 5. J. N. von Wilmowsky, Die Grabstätten der Erzbischöfe im Dom zu Trier, Trier 1876. 6. Fr. Schneider, Die Gräberfunde im Ostchor des Domes zu Mainz, Mainz 1874. 7. A. Strempel, Die Rettung des Mainzer Domes, Mainz 1928. 8. Clemens-Mellin-Rosenthal, Der Dom zu Magdeburg, Magdeburg 1852. 9. E. Bassermann-Jordan und W. M. Schmid, Der Bamberger Domschatz, München 1913, Nr. 63 und 88. 10. Heinz Battke, Die Ringsammlung des Berliner Schloßmuseums, Berlin 1938.
Verweise
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