Bauopfer
englisch: Foundation sacrifice; französisch: Offrande; italienisch: Oggetto inserito in una costruzione come offerta a scopo di scongiuro.
Hans Wentzel (1938)
RDK II, 105–106
Unter B. versteht man ein auf Grund abergläubischer Vorstellungen dem Bau eingefügtes, Unheil abwehrendes Opfer (Hdwb. d. dt. Aberglaubens I, 1927, S. 146, 962). Es handelt sich in beglaubigten Funden zumeist um Beigabe von Menschen- oder Tierknochen, Speisen oder Getränken (s. Otte I, S. 16, vgl. auch Bauinschrift Sp. 44, Nr. 25). Die B. sind in der Regel nur mittelbar von kunsthistorischer Bedeutung; so beanspruchen die Gefäße, durchgängig einfache irdene Gebrauchsware, besonderes Interesse, weil sich derartige einfache Töpfe zum großen Teil nur unter solchen Fundumständen erhalten haben und auf diese Weise annähernd datierbar sind. Eines der ältesten bekannten B. ist das des Lübecker Rathauses von ca. 1280/90 (J. Warncke, In Lübeck aufgedeckte Bauopfer, Nordelbingen 12, 1936, S. 362). Einzigartig ist der im Lübecker Schonenfahrerschütting gemachte Fund eines B. aus der Zeit um 1710: er besteht aus kleinen Särgen, die den wirklichen Särgen mit christlichen Devisen, aufgelegten Zinnkruzifixen usw. getreu nachgebildet sind; sie enthalten Puppen in vollständiger Bekleidung mit bemalten Papiermachéköpfen. Ähnlich kleine Särge – jedoch ohne Puppen – haben sich auch in der Stadtmauer von Bremen gefunden. Sie sind wahrscheinlich als „Ersatzopfer“ für lebende Wesen anzusprechen.
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