Esther

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englisch: Esther; französisch: Esther; italienisch: Ester.


Ingrid Haug und Leonie von Wilckens (1968)

RDK VI, 48–88


RDK II, 1121, Abb. 8. Biblia pauperum, 2. H. 14. Jh. Wolfenbüttel.
RDK VI, 49, Abb. 1. Paris, 1. V. 11. Jh.
RDK VI, 51, Abb. 2. Arras, A. 11. Jh.
RDK VI, 53, Abb. 3. Fulda, 1. V. 12. Jh.
RDK VI, 55, Abb. 4. Florenz, 2. H. 12. Jh.
RDK VI, 57, Abb. 5. Erlangen, 4. V. 12. Jh.
RDK VI, 57, Abb. 6. München, 12. Jh.
RDK VI, 57, Abb. 7. Ehem. Straßburg, 2. H. 12. Jh.
RDK VI, 59, Abb. 8. Mailand, um 1200.
RDK VI, 59, Abb. 9 a und b. München, vor 1222.
RDK VI, 61, Abb. 10. Chartres, 13. Jh.
RDK VI, 63, Abb. 11. Kopenhagen, 1255.
RDK VI, 63, Abb. 12. Basel, M. 13. Jh.
RDK VI, 63, Abb. 13. Esslingen, um 1300.
RDK VI, 65, Abb. 14. Doberan, gegen 1370.
RDK VI, 65, Abb. 15. Paris, 2. H. 14. Jh.
RDK VI, 67, Abb. 16. Konrad Witz, um 1435, Basel.
RDK VI, 69, Abb. 17. Augsburg o. J. (um 1477).
RDK VI, 69, Abb. 18. Hans Burgkmair d. Ä., 1519.
RDK VI, 71, Abb. 19. Hans Burgkmair d. Ä., 1518, München.
RDK VI, 73, Abb. 20. Maarten van Heemskerck, 1564.
RDK VI, 73, Abb. 21. Paolo Veronese (?), 2. H. 16. Jh., Florenz.
RDK VI, 75, Abb. 22. Hans Gudewerdt d. Ä., 1609, Schleswig.
RDK VI, 77, Abb. 23. Pieter Lastman, 1618 (?), Warschau.
RDK VI, 77, Abb. 24. Ant. Gherardi, 1670, Rom.
RDK VI, 79, Abb. 25. Arent de Gelder, vor 1685, Dresden.
RDK VI, 79, Abb. 26. Jean-François de Troy (Entw.) und Michel Audran (Ausf.), 2. V. 18. Jh., Florenz.
RDK VI, 81, Abb. 27. Matth. Günther, 1766, Hadersbach.
RDK VI, 83, Abb. 28. Dom. Palmerani, um 1774, Bologna.
RDK VI, 85, Abb. 29. Théod. Chassériau, 1841, Paris.
RDK VI, 87, Abb. 30. Jul. Schnorr von Carolsfeld, 1860.

I. Name, Schriftquellen

E., hebr. = Stern ([8] Bd. 4 S. 365; andere Interpretation: „die, die sich verbirgt“: ebd. S. 384; vgl. auch Hrabanus Maurus, Expositio in librum Esth. III Der Name des Attributs „[Person“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann., P. L. Bd. 109, Sp. 646] und Glossar des Bisch. Salomo von Konstanz: München, Bayer. Staatsbibl., cod. lat. 13 002, fol. 50), hieß mit anderem Namen Hadassah oder Edissa, hebr. = Myrthe.

Die Biographie der E. überliefert das ihren Namen tragende Buch, dessen ursprünglicher Textbestand (Luther Kap. 1–10, 3; Vulg. Kap. 1–10, 3) vermutlich aus dem 3. Jh. v. Chr. stammt. Verschiedene spätere Zusätze, verfaßt von jüdischen Autoren in hellenistischer Zeit, sind in den Text der Septuaginta eingegangen; in der Vulg. bilden sie den aus Kap. 10, 4–16, 24 bestehenden Anhang zum urspr. Text und sind wie dieser kanonisch. Bei Luther hingegen sind – mit einer Ausnahme – die Zutaten als ‚Stücke zu Esth.‘ als apokryph behandelt (die Ausnahme ist eine Version des Berichtes von der Verschwörung gegen Ahasver, der Vulg. Kap. 12 mitgeteilt wird).

Das Buch Esth. erzählt vom Gastmahl des Ahasver, von der Verstoßung seiner Gemahlin *Vasthi; es schildert die Geschichte einer von Ahasvers Günstling Haman geplanten Judenverfolgung, ihrer Abwendung durch die Fürsprache der von Ahasver zur Königin erhobenen jüdischen Ziehtochter Mardochais, E., und gibt somit Vorgeschichte und Begründung der Einsetzung des Purimfestes als Freuden- und Dankfest für die Errettung des Volkes (s. *Purimfest; s. a. Estherrolle, Sp. 88f.).

Weitere Ausschmückungen, die auch für die bildende Kunst eine Rolle spielten, erfuhr der biblische Text in der jüdischen Legende (vgl. [8], Bd. 4 S. 363ff.; zur jüdischen Textüberlieferung vgl. Enc. Jud. Bd. 6, Sp. 801ff.; RGG 23, Sp. 707; zu den Texten der *Estherrollen s. Sp. 88), erzählende Erweiterungen in der dt. Historienbibel (Merzdorf S. 553ff.), wo nicht nur die ‚Stücke zu Esth.‘ mitverarbeitet werden, sondern auch die Bitte der E. für die Juden (Esth. 8, 3–6) zu einem eigenen Bittgang ausgestaltet wird, in dessen Schilderung Details aus Esth. 5, 1–5 und den ‚Stücken zu Esth.‘ 4, 1–12 (die Ohnmacht E.) aufgenommen und erzählend ausgeschmückt werden (Merzdorf S. 563f.).

Zur Identifizierung der Gestalten des Buches Esth. mit histor. Personen vgl. The Jewish Univ. Enc. Bd. 1, S. 137 und Jüd. Lex., Bln. 1928, Bd. 2 Sp. 532f.

Folgende Ereignisse aus dem Leben der E. fanden bildliche Darstellung:

2, 8–10: E. wird zum Palast des Ahasver gebracht, s. Sp. 69; 2, 15–18: Erwählung und Erhöhung E. zur Königin, s. Sp. 67ff.; 4,4: E. sendet dem trauernden Mardochai Kleider, s. Mardochai; 4, 9ff.: Hathach berichtet E., s. Mardochai; 4, 16, ‚Stücke zu Esth.‘ 3, 1–12 (= Vulg. 14, 1–19): Gebet der E., s. Sp. 80; 5, 1, Stücke zu Esth.‘ 4, 1 (= Vulg. 15, 4): Toilette der E., s. Sp. 80f.; 5, 1–5, ‚Stücke zu Esth.‘ 4, 1–12 (= Vulg. 15, 4–19): E. vor Ahasver (Einladung zum Mahl; Ohnmacht der E.), s. Sp. 71ff.; 5, 5–8: Erstes Mahl der E., s. Sp. 81ff.; 7, 1–9: Zweites Mahl der E. (7, 1–6: Bitte E. an Ahasver und ihre Anklage gegen Haman; 7, 7f.: Haman bittet E. um Gnade; 7, 8: Verurteilung Hamans), s. Sp. 81ff.; 8, 3ff.: E. vor Ahasver (E. Bitte um Gnade für die Juden), s. Sp. 71ff.; 8,7–14, ‚Stücke zu Esth.‘ 5, 1–16 (= Vulg. 16, 1–24): Mardochai und E. schreiben in des Königs Namen an die Juden, s. Sp. 85; 9, 17ff.: Einsetzung des Purimfestes, s. Sp. 85.

II. Ikonologie

A. Mittelalter

Mittelalter (Typologie). Die typologischen Interpretationen der Patristik und des frühen MA sehen in E. einen Typus der Kirche (Hieronymus, Epistula 53, 8, 18: Corp. Script. Eccl. Lat. Bd. 54, S. 461. 11; ders., Commentarii in Sophoniam prophetam: Migne, P. L. Bd. 25, Sp. 1337; Isidor von Sevilla, Allegoriae quaedam Scripturae Sacrae 122: ebd. Bd. 83, Sp. 116; Alcuinus (?), Disputatio puerorum per interrogationes et responsiones, cap. VII de Veteri Test.: ebd. Bd. 101, Sp. 1127). Wie Ahasver E. anstelle der Vasthi zur Königin erhob, so erwählte Christus die Kirche anstelle der Synagoge (Hrabanus Maurus, Expositio in librum Esth. III: ebd. Bd. 109, Sp. 635ff.; gleiche Deutung in der Glossa ordinaria: ebd. Bd. 113, Sp. 739 ff).

Als Typus der Kirche wurde E. in der Hs. München, Bayer. Staatsbibl., cod. lat. 14 159 („De laudibus sanctae crucis“), fol. 4v (erklärender Text: fol. 78), und – nach Katzenellenbogen – in Chartres dargestellt (Boeckler, Regensburg S. 39 und Abb. 37; Ad. Katzenellenbogen, The Sculptural Programs of Chartres Cath. Christ – Mary – Ecclesia, Baltimore 1959, S. 70f., 73).

In der Bible moralisée sind die E.-Szenen überwiegend ekklesiologisch gedeutet; E., als die von Christus erwählte Kirche, wird als Sponsa Christi interpretiert.

E., die von Ahasver gekrönt wird, erscheint als Typus der „gentilitas“, die „per fidei sacramenta sponsa Christi effecta est“ (Oxford, Bodl. Libr., Ms. 270b, fol. 201v: [10] Taf. 201). – E., die nach dreitägigem Fasten geschmückt zum König geht und von ihm gnädig empfangen wird, ist die Kirche „ornata virtutibus“, die nach der Passion Christi durch seine Auferstehung am dritten Tag getröstet wird; Ahasver mit der „virga“ wird mit Christus, der das Kreuz trägt, verglichen (ebd. fol. 202: [10] Taf. 202). – E., die Ahasver und Haman zum Mahl einlädt, bedeutet: „amici et inimici invitandi sunt ad salutem unde habetur in evangelio“ (folgt Hinweis auf das Gleichnis Christi vom großen Gastmahl, Lk. 14, 21. 23). – Zur Schilderung der beiden Gastmahle der E. treten Interpretationen, die sich auf Haman beziehen: daß Haman nicht beim ersten, sondern erst beim zweiten Mahl angeklagt wird, bedeutet, daß die Verfolger der Kirche und falschen Christen bei der ersten Ankunft Christi verschont blieben, aber bei der zweiten verdammt werden (ebd. fol. 203v: [10] Taf. 203). – Die Bitte E. an den König um Widerruf des Ediktes gegen die Juden (Esth. 8, 3. 5) bedeutet, daß die alten Patriarchen die Last des Gesetzes durch die Lehre des Evangeliums erleichtert sehen wollen (Toledo, Archiv der Kath., „Biblia de San Luis“ Bd. 1, fol. 172; ähnlich – wenn auch mit anderer Darstellung – Wien, Österr. Nat.Bibl., cod. 1179, fol. 189v: frdl. Auskunft Dr. Rainer Haussherr, Bonn).

Die meisten typologischen Darstellungen des Hoch-MA würdigen E. als Typus Mariä: E. Erwählung und Krönung zur Königin wird als Vorbild der Aufnahme Maria in den Himmel angesehen, die Rettung des jüdischen Volkes durch die Intervention E. bei Ahasver der Beteiligung Mariä am Erlösungswerk und ihrer Fürbitte für die Menschheit vor Christus gegenübergestellt.

Wilpert nimmt an, daß die von ihm als E.-Szene gedeuteten römischen Fresken bereits in typologischem, auf Maria bezogenem Zusammenhang standen (Mos. u. Mal. Bd. 2, S. 526f. und 697); die typologische Erklärung ist unwahrscheinlich, nicht einmal die thematische sicher.

Die Armenbibeln stellen E.-Darstellungen ausschließlich der Marienkrönung oder – in den Hss., die dieses Thema nicht kennen (Wien, Österr. Nat.Bibl., cod. 1198, fol. 9v; St. Florian, Stiftsbibl., cod. III, 207, fol. 9v) – dem Tod Mariä und der Aufnahme ihrer Seele durch Christus gegenüber (zusammen mit Bathseba und Salomon: RDK I 1079/80).

Die Tituli der Hss. beziehen sich regelmäßig auf die Erwählung E. zur Königin (Cornell S. 49); die Darstellungen dagegen zeigen gelegentlich eine Vermischung verschiedener E.-Szenen. Meist – in Hss. wie in Frühdrucken – sitzt E. neben Ahasver auf dem Thron, ohne daß ein Hinweis auf eine bestimmte E.-Szene gegeben wäre. Einige andere Beispiele kennzeichnen die E.-Darstellung durch Motive, szenische Erweiterungen im Sinne der Historie oder einen kommentierenden Text genauer, gelegentlich unter Übernahme der Vorstellung von E. als Fürbitterin. Nur selten wird im Bild direkt auf die Erwählung E. hingewiesen, so in der Armenbibel im Serail (E. wird dem König zugeführt; Beischrift: Esth. 2; ed. Ad. Deissmann und Hans Wegener, Bln. und Lpz. 1934, Taf. 34). Wenigstens drei Miniaturen zeigen Ahasver, der E. einen Ring überreicht, ein außerbiblisches Motiv; ob es seinen Ursprung in der auf E. und Ahasver übertragenen Braut-Bräutigam-Vorstellung hat oder auf Esth. 8, die Ringübergabe an Mardochai, zurückgeht, muß offen bleiben (Beispiele s. Cornell Taf. 13 a und Heider, Beitr. Taf. 1; außerdem RDK II 1122, Abb. 8). Die Konstanzer Hs. zeigt E., die sich (bittend?) dem thronenden Ahasver nähert; der kommentierende deutsche Text bezieht sich auf Esth. 5, 2 und 8, 2ff. und interpretiert E. als Vorbild der Himmelskönigin, die „allezit wird erhort wen si bitet vor ire getruwe dyner und dynerinne“ (Rosgarten-Mus., ms. 31: Friedr. Laib und Fr. Jos. Schwarz, Biblia pauperum. Nach dem Original in der Lyceumsbibl. zu Constanz, Zürich 1867, Taf. 17). In den Frühdrucken weisen gelegentlich der E.-Ahasver-Gruppe beigefügte Szenen (Haman umarmt E., Hamans Galgen) auf die Folgen von E. Fürbitte hin (Cornell S. 292).

Auch außerhalb typologischer Hss. findet man die Krönung E. zusammengestellt mit der Marienkrönung, z. B. auf einem Tympanonrelief an der Pfarrkirche zu Striegau, Schlesien, 2. H. 14. Jh. (Max Semrau, in: Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift N.F. [= Jb. d. schles. Mus. f. Kgwb. u. Altert.] 2, 1902, 73 bis 86; zum Fortleben in der Bildwirkerei s. Göbel I, 1, S. 147f., 150). Gelegentlich verdrängt die Szene „E. vor Ahasver“ die der Erhebung E. zur Königin, so auf einem zw. 1485 und 1488 für Kard. Karl von Bourbon gefertigten Teppich, der auf die typologische Bildgruppe der Armenbibel zurückgeht (Sens, Schatz der Kath.: Commemorative Cat. of the „Exhibition of French Art, 1200–1900“, Oxford und London 1933, Nr. 1093, Taf. 247).

Der Heilsspiegel, Kap. 39, setzt E., die vor Ahasver für ihr Volk bittet, in Parallele zu Maria, die als Fürbitterin für die Menschen Christus ihre Brüste zeigt (in einer Bildgruppe mit: Christus zeigt Gottvater die Wundmale – Antipater zeigt Caesar seine Wunden [RDK III 368]; z. B. München, Bayer. Staatsbibl., cod. lat. 146, fol. 42, und Paris, Bibl.Nat., ms. fr. 6275: Lutz-Perdrizet Taf. 78 und 135). Auf den Miniaturen einiger Hss. wird das Motiv der Fürbitte unterstrichen durch die Hinzufügung mehrerer Juden, für die E. bittet; im übrigen kann die Darstellung der E.-Szene im Heilsspiegel – ähnlich wie in den Armenbibeln – variiert werden (vgl. Breitenbach, Spec. S. 264). Der Text führt außerdem aus, Christus habe sein Reich in zwei Teile geteilt, von denen er einen Teil – Justitia – für sich behielt, während er den anderen – Misericordia – Maria übergab, ähnlich wie Ahasver, der E. die Hälfte seines Reiches anbot (Lutz-Perdrizet S. 81).

Gegenüberstellungen mit der Verkündigung an Maria und der Geburt Christi bringen der „Pictor in carmine“, die „Conc. vet. et novi test.“ und die „Rota in medio rotae“.

Der „Pictor in carmine“ interpretiert in Kap. 1 das „Colloquium Gabrielis et Virginis de incarnatione verbi“ u. a. durch einen in Anlehnung an Esth. 5, 2 (E. küßt das Zepter Ahasvers) formulierten Text; die gleiche Szene stellt die „Conc. vet. et novi test.“ zur Verkündigung (Heider, Beitr. S. 113f.; [3] S. 24f.), ebenso die „Rota“, die außerdem noch einen auf Esth. 7, 7 zurückgehenden Text heranzieht (Ahasver erhebt sich vom Mahl und geht in den Garten: Röhrig, Rota in medio rotae, S. 58). Die Verfasser des „Pictor“ und der „Rota“ sehen die Geburt Christi präfiguriert durch einen Esth. 8, 8 variierenden Text (Ahasver übergibt E. einen mit seinem Siegel versehenen Brief zur Befreiung der Juden: James, Pictor in carmine, S. 151f.; Röhrig a.a.O. S. 49 und 86). Die gleiche Interpretation findet sich in der „Conc. vet. et novi test.“ (Heider, Beitr. S. 114; [3] S. 27).

Das Motiv der Fürbitte und ihrer Gewährung – hier jedoch nicht auf E. und Maria bezogen, sondern mit dem Akzent auf dem Vergleich Ahasver-Christus – liegt auch der Gegenüberstellung von „E. vor Ahasver“ und der Begegnung Christi mit der Kananäerin in der Conc. car., Temp. 42, zugrunde (RDK III 839/40).

Die gleiche E.-Szene wird – mit Texthinweis auf ‚Stücke zu Esth.‘ 4 [Vulg. 15] – in einer der wenigen typologischen Erfindungen der Neuzeit unter der Überschrift „Angelica confortatio“ Christus am Ölberg zugeordnet (P. Joannes David S.J., Paradisus Sponsi et Sponsae ..., Antwerpen 1668, Kupfer 3).

B. Neuzeit

In allen ihren Epochen bleibt die ma. Interpretation E. als Typus Mariä grundlegend für die Aufnahme von E.-Darstellungen in Bildprogramme. Sie war, belebt durch die Marienverehrung der Gegenreformation, häufiger Anlaß, E.(-Szenen) Wiedergaben der Krönung und Himmelfahrt Mariä, ihrer Fürbitte und anderen Mariä Anteil am Heilsgeschehen würdigenden Darstellungen zuzuordnen. Dabei konnten bestimmte Eigenschaften Mariä mit solchen E. verglichen werden, z. B. Maria als Mater amabilis (Stich aus einer bei Klauber, Augsburg, gedruckten Folge zur Lauretanischen Litanei, M. 18. Jh.: [4] Nr. 1004) oder Maria als Protectrix, z. B. Heuwinkl b. Iffeldorf Krs. Weilheim, Wallfahrtskap. St. Maria, Deckengem, um 1698, und das Programm für die um 1748 ausgeführten Gem. in der Stanza dell’Archivio der Scuola dei Carmini in Venedig („... la Istoria di cinque delle famose eroine pure del Testamento Vecchio, le quali la Santissima Vergine prefigurano, e sono ... [es werden genannt: Rebekka, E., Abigail, Judith und die Mutter der Makkabäer, die jeweils eine bestimmte Eigenschaft Mariä präfigurieren]). E. wird als „protettrice de gl’innocenti contro gli inganni e le calunnie et le frodi e superchierie de Grandi“ genannt (Oreste Battistella, Della vita e delle opere di Gaetano Gherardo Zompini, Bologna 1930, S. 39f.).

In diesen Programmen ist E., wie in vielen anderen Fällen, Teil einer Gruppe von Frauen bzw. Heldinnen des A.T., einer Gruppe, die im Ganzen auf Maria bezogen wird.

Besonders häufig finden sich E. und Judith, die beiden Erretterinnen ihres Volkes, zusammen dargestellt (vgl. schon den vermutlich 96/97 geschriebenen Brief des hl. Klemens an die Korinther 55, 3–6: Jos. A. Fischer [Hrsg.], Die Apostolischen Väter, Mchn. 1956, S. 92/93ff.; außerdem [4], Nr. 410; s. auch Sp. 58).

Vereinzelt bleibt E. Auftreten – zusammen mit der ebenfalls als Erretterin ihres Volkes bezeichneten Thamar – in einem Zyklus der „uomini famosi“, wie ihn Castagno in den Fresken für die Villa Carducci in Legnaia bei Florenz dargestellt hat, M. 15. Jh. (heute Florenz, Cenacolo di S. Apollonia: Mario Salmi, Andrea del C., Novara 1961, Abb. 50).

Unter den E.-Szenen wählte man meist „E. vor Ahasver“ (s. Sp. 71ff.). Verschiedentlich kommt die Krönung E. vor, überwiegend – der Gruppierung der Armenbibel entsprechend – in Verbindung mit Himmelfahrt und Krönung Mariä (z. B. Hildesheim, Dom, Lettner, 1546: Inv. Hannover II, 4 a, S. 79; ferner ein bei Klauber, Augsburg, gedruckter Stich: [4] Nr. 999).

In der barocken Deckenmalerei ist E. oder eine E.-Szene vor allem der Krönung und Himmelfahrt Maria zugeordnet. Eine E.-Szene an der Decke in S. Silvestro al Quirinale, Capp. Bandini, ist Teil eines vielleicht auf das Altarbild – eine Himmelfahrt Maria – bezogenen Programmes (Domenichino, 1628: Mâle IV [1932], S. 341f.). Zusammen mit anderen atl. Heldinnen präfiguriert E. in der ehem. Jesuitenkirche in Dillingen a. d. D. die Marienkrönung (1750–51). Die Szene „E. vor Ahasver“ in der Jesuitenkirche in Antwerpen ist einer Himmelfahrt Mariä beigegeben (Deckengem. von Rubens, um 1620, 1718 verbrannt: Rooses Bd. 1, Taf. 8, V u. S. 30; Mâle a.a.O. S. 337). In zahlreichen süddt. und tiroler Freskenprogrammen des 18. Jh. findet sich die gleiche Zusammenstellung, z. B. in den Fresken Matth. Günthers in der Pfarrkirche in Schongau, 1761 (Herm. Gundersheimer, M. G., Augsburg 1930, Abb. 84), und in Hadersbach Krs. Mallersdorf, 1766 (Abb. 27, wo Christus Maria mit dem Zepter berührt, ähnlich wie Ahasver die E.). In der Wallfahrtskirche Dreieichen BH. Horn, N.Ö., ist auf dem Kuppelfresko „Maria in der Glorie“, im Presbyterium „E. vor Ahasver“ dargestellt (Joh. Hauzinger, 1760: Nikola Michailow, Österr. Mal. d. 18. Jh., Ffm. 1935, Abb. 15).

Die gleiche Szene erscheint in der Wallfahrtskirche „Zur lieblichen Mutter Maria“ in Birnau als Typus der Fürbitte Mariä (Gottfr. Bernh. Goetz, 1749: Herm. Bauer, Das Münster 14, 1961, 324–33).

Als Typus der Immaculata kann E. durch Beischriften ausgewiesen werden: auf einem Deckengem. in S. Filippo Neri, Perugia (1667, von Andrea Carlone), wird – u. a. Szenen – „E. vor Ahasver“ zwar einer Marienkrönung zugeordnet, der in einer Kartusche beigeschriebene Text Esth. 15, 13 (Vulg.) weist jedoch auf die Befreiung E. vom Gesetz des Königs als Figuration des Gnadenprivilegs Mariä hin (zum Vorkommen dieses E.-Textes auf einer dem Bild „E. vor Ahasver“ angeglichenen Marien-Darstellung aus der Werkstatt des Piero di Cosimo, um 1510, vgl. Ernst Guldan, Eva und Maria, Graz und Köln 1966, S. 106, ferner S. 108 und 151). In der der Immaculata geweihten Pfarrkirche in Wilten bei Innsbruck ist der gleiche E.-Text wieder einer Darstellung „E. vor Ahasver“ beigeschrieben, die hier jedoch auf die unmittelbar darüber in der Hauptkuppel dargestellte Empfängnis Mariä bezogen ist (Gundersheimer a.a.O. [Sp. 56], Abb. 70 und S. 47ff.).

Ob aus der Verwendung eines E.-Zitates als Lemma zu einer Ikon, die 1. Mos. 8 wiedergibt, auf einen Zusammenhang zwischen E. und der Darbringung im Tempel geschlossen werden kann (so Hans Martin von Erffa, Florent. Mitt. 12, 1965, 82f.), ist zweifelhaft; der Bezug ist sonst nicht nachzuweisen.

In den unter verschiedenen Gesichtspunkten redigierten Zyklen von Heldinnen kann E. mit oder ohne typologischen Bezug auftreten. Zu Darstellungen mit typologischem Bezug s. o. Sp. 55; ohne diesen ist sie öfters als atl. Heroine heidnisch-antiken Heldinnen gegenübergestellt.

Hans Burgkmairs d. Ä. E.-Bild aus der Serie der Historienbilder Hzg. Wilhelms IV. von Bayern (Abb. 19) gehört einem Zyklus an, dessen Programm wohl die Schilderung von Szenen aus dem Leben berühmter Männer und Frauen des A.T. und der Antike zugrunde lag (Alte Pinakothek München, Kat. 11, Altdt. Mal., Mchn. 1963, S. 210f.). Im Kaisersaal der Münchner Residenz war unter anderen Gegenüberstellungen von atl. und antiken Themen auch „E. vor Ahasver“ neben „Veturia vor Coriolan“ dargestellt (s. die Beschreibung der Peter Candid zugeschr., um 1612 entstandenen Dekoration bei Ranuccio Pallavicino, I trionfi del’architettura nella sontuosa residenza di Monaco, Mchn. 1667, S. 12 u. 14f.).

Diese Gegenüberstellung geht möglicherweise zurück auf den Zyklus der neun *Heldinnen, und zwar in der seit Burgkmairs Stichfolge (Geisberg, Einblattholzschnitt-Kat. Nr. 470, 472, 474) bekannten, analog zur älteren Dreiergruppierung der neun *Helden konzipierten Zusammenstellung der drei Christinnen (Hl. Helena, Hl. Brigitta, Hl. Elisabeth), der drei Jüdinnen (E., Judith, Jael) und der drei Heidinnen (Lukretia, Veturia, Virginia); zu Entstehung und Fortleben dieses Zyklus s. Rob. L. Wyss, Zs. f. Schweiz. Arch. u. Kg. 17, 1957, 89f.; ergänzend ist eine Stichserie von Phil. Galle nach Marten de Vos zu nennen: München, Staatl. Graph. Slg., Inv.Nr. 102 242.

Auch in Reihen von atl. Frauen, die ohne jeden Bezug zusammengestellt sind, tritt E. auf, wie z. B. in einer Holzschnittfolge des Hans Seb. Beham (München, Staatl. Graph. Slg., Inv.Nr. 15 208 und 208 026) und einer Stichserie nach Maarten van Heemskerck (Hollstein, Dutch Fl. Engr. Bd. 8, S. 476–81, Nr. 5).

Die moralische Allegorese der E.-Geschichte als Zeugnis für die Überwindung des Bösen und den Sieg der Gerechtigkeit und Wahrheit wird Anlaß, die E.-Geschichte auch Themen allegorischen oder historischen Inhalts als biblisches Exemplum beizuordnen.

Mehrere E.-Szenen begleiten ein Fresko „Sieg der Wahrheit“ im Pal. Nari in Rom (von Antonio Gherardi, 1670: Amalia Mezzetti, Boll. d’arte 33, 1948, 157–179; Abb. 24). Auf einem Brüsseler Bildteppich aus der Serie „Los Honores“ (nach Bernart van Orley?, vor 1528?), der „Honor hält Gericht“ darstellt, sitzt E. unter anderen Helden und Heldinnen (Göbel I, 1, S. 121 und Taf. 88). – Auf einem Glasfenster im Kreuzgang des Klosters Wettingen Kt. Aargau stehen – vorausgesetzt, daß die moderne E.-Scheibe dem ursprünglichen Programm entspricht – der Darstellung „Winkelried erschlägt einen Drachen“ (als Hinweis auf die Schlacht von Sempach) E. und Haman gegenüber (die alten Scheiben von 1579: Hans Lehmann, Das Kloster Wettingen und seine Glasgem., Aarau 1909, S. 102).

Möglicherweise stellt der sog. Teppich der Verherrlichung Karls VIII. (von Frankreich) in New York, Metrop.Mus., über das heilsgeschichtliche Programm hinaus eine Verherrlichung des guten Regimentes dar (vgl. die von James J. Rorimer, The Metrop.Mus. of Art Bull. 12, 1954, 281ff., angenommene Porträtähnlichkeit Ahasvers mit Karl VIII. und anderer biblischer Gestalten mit histor. Personen und die ebd. herangezogene Predigt, die der Abt von St-Bertin 1483 bei der Vermählung Karls VIII. mit der dreijährigen Margarete von Österreich hielt und in der er das Paar mit E. und Ahasver verglich).

In Auslegungen des biblischen Textes wird E. als Exemplum verschiedener Tugenden angesehen.

So repräsentiert bei Rupert von Deutz, De victoria verbi Dei VIII, 14ff. (Migne, P. L. Bd. 169, Sp. 1388ff.) E. die vier Haupttugenden: Temperantia wegen Esth. 2, 20 und 14, 14ff. (Vulg.), Justitia wegen Esth. 14, 6 und 14, 15 (Vulg.), Prudentia wegen Esth. 5, 3f. und Fortitudo wegen Esth. 9, 13. Diese Interpretationen sind jedoch nie unmittelbar ins Bild gebracht worden. – Weitere Beispiele für die Verwendung von E.-Szenen als Fatti bei Laurentius Beyerlinck, Magnum theatrum vitae humanae, Lyon 1678, Bd. 2, S. 176 (E. im Wettstreit mit anderen Jungfrauen: vgl. Esth. 2, 17); Bd. 3, S. 663 (E. und Ahasver als Beispiel für Eheglück); Bd. 3, S. 836 (Bescheidenheit trotz kgl. Glanzes: vgl. Esth. 14, 16f. [Vulg.]); Bd. 4, S. 117 (kgl. Würde); Bd. 4, S. 276 (humilitas: vgl. Esth. 14, 16f. [Vulg.]); Bd. 4, S. 302 (Fasten: vgl. Esth. 4, 16); Bd. 5, S. 765 (Klugheit der Frauen: vgl. Esth. 7); Bd. 5, S. 768 (Mut der Frauen: vgl. Esth. 4 und 5); Bd. 6, S. 45 (Ohnmacht: vgl. Esth. 15, 10 [Vulg.]); Bd. 7, S. 852 (Verachtung des kgl. Diadems: vgl. Esth. 14, 16 [Vulg.]).

Auf einem Teppich („Die Gerechtigkeit“) der genannten Teppichfolge „Los Honores“ (s. Sp. 59) tritt E., zusammen mit Rahel, als Begleiterin der Dignitas auf (Ausst.Kat. „Tapisseries flamandes d’Espagne“, Gent 1959, Nr. 10).

III. Ikonographie

A. Allgemeines

Bilder aus der E.-Geschichte sind zuerst in der jüdischen Kunst zu belegen, in den Wandgem. der Synagoge in Dura-Europos, 245–256 n. Chr. (The Excav. at D.-E., Final Report 8, 1: Carl Herm. Kraeling u. a., The Synagogue, New Haven, London und Oxford 1956, S. 151ff., Taf. 64f.). Aus dem byzantinischen Bereich sind keine Ill. zum Buch E. bekannt; es gibt auch – entgegen Neuß [9], S. 101 – keinen Anhaltspunkt, daß es dort je illustriert worden wäre (vgl. Buchthal S. 55). Ob die Miniatur zw. der Susanna-Geschichte und der mit der nächsten Kolumne beginnenden E.-Geschichte in der Buchanan-Bibel (Cambridge, Univ. Libr., Ms. syr. 001/002, fol. 198v, 4. V. 12. Jh., Syrien Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.?]) eine E.-Darstellung zeigte, konnte Leroy ihrer starken Zerstörung wegen nicht entscheiden (Jules Leroy, Les mss. syriaques à peintures conservés dans les bibl. d’Europe et d’Orient [= Inst. franç. d’arch. de Beyrouth. Bibl. arch. et hist. Bd. 77], Paris 1964, Bd. 1 S. 245). – Das Malerbuch vom Berg Athos beschreibt keine E.-Szene, sondern nur E. in der Reihe der Frauen des A.T. und gibt als einzige Anweisung, daß E. jung darzustellen sei (Schäfer S. 153; Neudr. 1960, S. 71).

In der früh-ma. Wandmalerei Roms vermutet Wilpert zwei E.-Darstellungen (Mos. u. Mal. Bd. 2 S. 526f. [S.M.Antiqua], 697 [S. Clemente]; vgl. Sp. 51), die sich aber nicht mit Sicherheit – sie sind stark fragmentiert – deuten lassen.

Die frühesten gesicherten E.-Darstellungen im Abendland finden sich in zwei katalanischen Bibeln aus dem 1. V. 11. Jh.; für sie nimmt Neuß [9, S. 101ff.] einen altspanischen Zyklus als Quelle an (Paris, Bibl.Nat., ms. lat. 6 [Roda-Bibel]; Rom, Bibl.Vat., cod. 5729 Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. oder Farfa-Bibel]).

Hinter der Vielzahl von Darstellungen auf einem Glasfenster des 13. Jh. in der Ste-Chapelle in Paris (Corp. Vitr. Frankr. 1, S. 261–273) bleiben auch die szenenreichsten Ill.-Folgen der Buchmalerei zurück. Ausführliche Folgen finden sich in Bibeln (auch hebräischen: vgl. Jac. Leveen, The Hebrew Bible in Art [= The Schweich Lectures of the Brit. Acad.], London 1944, S. 74, 87f., 89f., 93), in Historienbibeln, zu einzelnen biblischen Büchern (z. B. „Vier Historien“, Bamberg Der Name des Attributs „[Person“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.] 1462: [11] Bd. 1, Abb. 154–166) oder – nur selten zu belegen – in Psalterhss., die eine dem Bibeltext kontinuierlich folgende Illustrierung aufweisen. In Brevieren und Stundenbüchern kommen E.-Darstellungen meist nur in verhältnismäßig geringer Zahl vor. – In der Neuzeit schildern (vorwiegend niederländische) Stichfolgen die E.- Geschichte in mehreren Bildern (z. B. Phil. Galle nach Maarten van Heemskerck: Hollstein, Dutch Fl. Engr. Bd. 8, S. 243 Nr. 248–255). Sie gehört auch durch Jhh. zum festen Themenbestand der Teppichmanufakturen (vgl. Göbel III, 1, Register).

Estherrollen der jüdischen Kunst enthalten z. T. sehr ausführliche Bildfolgen, die auch nebensächliche Szenen der E.-Geschichte illustrieren (s. Estherrolle [Sp. 92f.]; Mendel Metzger, Bull. of the John Rylands Libr. Manchester 45, 1962, 148–184 und ebd. 48, 1966, 381–432).

In der Fresko- und Tafelmalerei blieben, abgesehen von der Cassonemalerei, zusammengehörende Folgen von E.-Bildern ungebräuchlich. In der niederländischen Kunst sind E.-Bilder selbst dann, wenn sie von einem Meister stammen, wohl nicht als zyklische Folge konzipiert (vgl. z. B. die zahlreichen E.-Bilder Rembrandts oder des Arent de Gelder).

Das E.-Thema gehört zum Themenrepertoire der Hochzeitstruhen, und zwar bereits auf den ital. gemalten Cassoni; auch niederdt. Truhen werden gelegentlich mit E.-Szenen geschmückt (wie einige Truhen des Hans Gudewerdt d. Ä. vom A. 17. Jh.: Willers Jessen, H. G. und die Eckernförder Bildschnitzschule mit ihren Meistern, Eckernförde 1931; Wolfg. Scheffler, Die Flensburger E.-Truhe und H. G. d. Ä., in: „Fs. aus Anlaß des 25jährigen Eröffnungstages des Mus.-Gebäudes...“, Flensburg 1928, S. 101–135, Abb. 1–4, 6f., 9f.).

Vielfältige Deutung sorgte für das Fortleben des E.-Stoffes als Bildthema (s. o. Sp. 49ff.); außerdem hielt eine reiche literarische Tradition, die den E.-Stoff in dramatischer Bearbeitung bis ins 19. Jh. überlieferte, das Interesse an diesem Thema lebendig (vgl. Wilh. Kosch, Dt. Literaturlex., Bern 19592; Raymond Picard, Racine and Chauveau, Warburg Journ. 14, 1951, 259 bis 274, bes. S. 266 und Taf. 48) und kann, besonders in der niederländischen Malerei, die Bildform mitbestimmen (vgl. Alb. Hepper, The Popular Theatre of the Rederijkers in the Work of Jan Steen, Warburg Journ. 3, 1939/40, 41f.).

B. Initialen zum Buch Esth.

Figürliche Initialen zum Buch Esth. (I[n diebus]) oder dessen Prolog (L[ibrum]).

Sie zeigen im 12. Jh. in der Mehrzahl nur die Figur E.

In zwei frz. und einer moselländischcn Initialminiatur steht E. auf einem Drachen (Dijon, Bibl. munic., ms. 14 [Bibel des Stephen Harding], fol. 110v, A. 12. Jh.: Jürgen Gutbrod, Die Initiale, Stg. 1965, Abb. 50; Płock, Seminarbibl., ms. perg. 2, fol. 167v, 2. V. 12. Jh.: Bull. Soc. Fr. Mss. 19, 1938, 239 u. Taf. 35 a; Clermont-Ferrand, Bibl. munic, ms. 1, fol. 193: Louis Bréhier, La Bible de Souvigny et la Bible de Cl., Bull. de la Soc. d’émulation du Bourbonnais, Sept. 1910, Abb. 2). Eines der seltenen späteren Beispiele einer solchen Darstellung findet sich in einer Bibelhs. vom A. 14. Jh. (New York, Morgan Libr., Ms. Glazier 60, fol. 285: Angela Daneu Lattanzi, Lineamenti di storia della miniatura in Sicilia, Florenz 1966, Abb. 78). Dieses, zwar in Initialen auch für andere Gestalten gebräuchliche Motiv hat in Verbindung mit E. wohl doch inhaltliche Bedeutung und kennzeichnet E. als die Überwinderin des Bösen und Gottlosen (zur entsprechenden Deutung des Drachens und ihren Quellen vgl. RDK IV 347f.).

Auf einem Löwen steht E. in einer Initiale einer südfrz. Bibelhs. (Fragment in Bln., Kk., Inv.Nr. 1904: Beschr.Verz. Kk. Bln. Abb. 17).

Eine Weingartner Hs., 1. V. 12. Jh., ordnet mehrere Szenen des Buches Esth. in der Initiale I untereinander an (Abb. 3).

Eine Gruppe vorwiegend nordfrz. Bibeln des 13. Jh. teilt die schmale Initiale I in Kompartimente und ordnet die Figuren E. und Ahasvers übereinander an; verbindende Gesten kennzeichnen die Darstellung als „E. vor Ahasver“ (s. Sp. 73); z. B. Abb. 12. Das dritte Bildfeld wird häufig vom gehenkten Haman eingenommen. Als Beispiele dieses Schemas vgl. Wien, Österr. Nat.Bibl., cod. 1125, fol. 276v(Beschr.Verz. Österr. 8, 7, Kat.Nr. 22 S. 71); ebdort., cod. 1144, fol. 218 (ebd. Taf. 21, 4); Frankfurt a. M., Kgwb.-Mus., Linelslg. L.M. 17, fol. 245 (Swarzenski-Schilling Kat.Nr. 50, Taf. 26 d). Die gleiche Bildaufteilung zeigen zwei Hss. aus Clairvaux: Troyes, Bibl. munic., ms. 33, Bd. 2 fol. 160 und ms. 106, fol. 13 (Lucien Morel-Payen, Les plus beaux mss. ... de la Bibl. de Troyes, Troyes 1935, S. 94 u. 102), und eine um 1290 entstandene anglo-normannische Bibelhs. (Cambridge, Fitzwilliam-Mus., Ms. 2: Kat. James 1895, S. 6, Nr. 18).

Die E.-Initiale der Bibel des Magisters Carolus, 1255, schmücken zwei Medaillons, in denen lt. Beischriften die Entlarvung, Verurteilung und Hinrichtung Hamans geschildert ist (Abb. 11). Zuweilen wird das untere Bildfeld Mardochai eingeräumt (Krakau, Bibl. Jagiellońska, ms. 289, fol. 214, Bologna, 4. V. 13. Jh.: Bull. Soc. Fr. Mss. 17, 1933, 16, Taf. 2 b). Gelegentlich wird im 14. Jh. die Szene „E. vor Ahasver“ auch in ein Bildkompartiment zusammengenommen, die Anordnung Hamans in einem unteren jedoch beibehalten (Berlin, Kk., ms. 78 E 2, fol. 190v, Schule von Paris, um 1310–20: Beschr.Verz. Kk. Bln., S. 32).

Die figürliche Initiale L findet sich z. B. in: Paris, Bibl. Nat., ms. lat. 116, fol. 65, 2. H. 12. Jh. (Jean Porcher, L’enluminure franç., Paris 1959, Taf. 157); Berlin, Staatsbibl., ms. theol. lat. fol. 379 [Bibel von Heisterbach], fol. 215, Köln (?), um 1240 (Swarzenski, Hss. 13. Jh., Taf. 16, Abb. 64 und S. 192).

Initialen dt. Frühdrucke des 15. Jh. geben gelegentlich das Mahl E. und den gehenkten Haman wieder (Abb. 17 und – lediglich spiegelverkehrt – Nürnberg [bei Joh. Sensenschmidt] 1476 und 1478, fol. 217v: [11] Bd. 2 Abb. 629 bzw. Bd. 18 Abb. 258).

Ahasver ohne E. tritt nur selten im Initialschmuck auf, wie z. B. in dem Brevier Modena, Bibl. Estense, cod. lat. 424 (= V. G. 11), fol. 189v (Ende 15. Jh./ A. 16. Jh.: [7] S. 187), und in der Hs. Wien, Österr. Nat.Bibl., cod. 1196, fol. 173v, wo Ahasver und darunter Mardochai (?) dargestellt sind (Beschr.Verz. Österr. 8, 7, Nr. 20 S. 64). In der Initiale I einer Vulgata-Hs. des 14. Jh., Heidelberg, Univ.Bibl., cod. Sal. VII, 31, fol. 213v, wird oben Ahasver, darunter Haman in der reichen Gewandung des Höflings und schließlich nackt am Galgen hängend dargestellt (Ad. von Oechelhaeuser, Die Miniaturen der Univ.Bibl. zu Heidelberg 2. Teil, Heidelberg 1895, S. 77).

C. Gewand und Attribute

E. ist in der Regel modisch gekleidet; Kostbarkeit und Reichtum ihres Schmuckes sind in der Neuzeit betont (vgl. Esth. 5, 1 und Stücke zu Esth.‘ 4, 1f.). Nur selten trägt sie Kleidung orientalisierenden Zuschnittes.

Ihre Attribute – vorwiegend auf ma. Darstellungen gebräuchlich – dienen in der Mehrzahl dazu, E. als Königin zu kennzeichnen. Sie trägt nahezu immer eine Krone (Dura-Europos: eine Mauerkrone), oft – vor allem wenn sie als Einzelfigur dargestellt wird – das königliche Zepter; selten dagegen hält sie einen Reichsapfel, ein nur in Initialminiaturen nachweisbares Motiv (Abb. 6; Berlin, Kk., Inv. Nr. 1904 [Bibelfragment]: s. Sp. 64).

Auf einer Initialminiatur in einer moselländischen Bibelhs., 2. V. 12. Jh., hält E. in ihrer Hand einen nicht genauer zu bestimmenden Zweig (?) mit einem Blatt an der Spitze, vielleicht einen Myrtenzweig, der dann auf ihren Namen Hadassah (s. Sp. 48) anspielte (Płock, s. Sp. 64). Ob es sich bei der Initialminiatur Clermont-Ferrand, Bibl. munic, ms. 1, fol. 193, um einen Zweig oder um ein Zepter mit drei blattförmigen Spitzen handelt, ist nicht zu entscheiden (s. Sp. 64).

Vereinzelt hält E. in einer Hand ein Buch, auf das sie mit der anderen weist (Dijon, Bibl. munic., ms. 14, fol. 110v: s. Sp. 64). – Auf einer Initialminiatur zum Buch Esth. in einer ital. Bibelhs., ehem. Slg. Perrins, Nr. 52, fol. 286, Ende 13. Jh., trägt E. einen vielleicht als Ring zu deutenden Gegenstand in der Hand (Sir George F. Warner, Descript. Cat. of Illum. Mss. in the Libr. of C. W. Dyson Perrins, Oxford 1920). – Auf Burgkmairs Stich der drei jüdischen Heldinnen (Abb. 18) gehört zu E. ein Schild mit einem Stadttor.

Keines dieser Attribute wird E. immer beigegeben. Dies erschwert gelegentlich die Identifizierung ihrer Darstellungen; so z. B. sind einige Figuren an frz. Kath. gelegentlich als E. bezeichnet worden, ohne daß diese Deutung gesichert wäre (z. B. Angers, W-Portal, rechtes Gewände: Jos. Denais, Monographie de la Cath. d’A., Paris 1899, S. 37).

D. Einzelszenen

1. Erwählung und Erhebung E. zur Königin

Das Thema wurde meist im Bilde der Krönung E. (a) dargestellt. Gelegentlich findet man statt dessen (oder zusätzlich) eine der Krönung vorausgehende oder (und) eine ihr folgende Szene wiedergegeben: wie E. zum König geführt wird (b) sowie das der Krönung folgende Hochzeitsmahl, das Ahasver zu Ehren E. bereiten läßt (c). Außerdem gibt es – vor allem in Armenbibeln und auf von diesen abhängigen Darstellungen (z. B. Tympanonrelief der Kirche St. Peter und Paul in Striegau, Schlesien, s. Sp. 52) – eine, wie Beischriften bezeugen, die Erhebung zur Königin meinende Darstellung, die E. (immer gekrönt) und Ahasver gemeinsam auf dem Thron vorstellt (s. a. Sp. 52).

a. Krönung E. Die früheste bekannte Darstellung besitzt die Roda-Bibel, fol. 97v(Abb. 1). Wiedergaben des Themas finden sich vor allem in der Bibelill., in Historienbibeln (z. B. London, Brit. Mus., Roy. Ms. 15 D. I, fol. 93v, dat. 1470: Sir George F. Warner und Jul. P. Gilson, Cat. of Western Mss. in the Old Royal and King’s Coll. ... Bd. 2, London 1921, S. 170) und in umfangreichen Bildfolgen des MA oder Stichfolgen der Neuzeit (z. B. Stich von Phil. Galle nach Maarten van Heemskerck, 1564: Hollstein, Dutch Fl. Engr. Bd. 8, S. 243 Nr. 248; ferner: E.-Zyklus des Antonio Gherardi im Pal. Nari, Rom, um 1670: s. Sp. 59). Als einzige, die E.-Geschichte repräsentierende Darstellung wählte man die Krönung nur selten (wie z. B. Abb. 8).

Vorwiegend Darstellungen des hohen MA zeigen die vor Ahasver stehende, oft das Haupt demütig neigende E. (Abb. 1, 3, 8); auf der Mehrzahl der späteren Darstellungen kniet sie, oft mit vor der Brust gekreuzten Händen vor dem König, der ihr die Krone aufsetzt. Häufig unterscheidet nur das Motiv der Coronatio die Bilder von solchen der Szene „E. vor Ahasver“. Den allgemein üblichen Bildtyp zeigen z. B. die Miniaturen Basel, Univ.Bibl., ms. A. II 4 (Nic. von Lyra, Postilla super Regem et Esther), fol. 139 (dt., 15. Jh.: [6] Nr. 50 S. 102f.); Modena, Bibl. Estense, ms. lat. 429 (= V.G. 12; „Este“-Bibel), Bd. 1 fol. 223v (1455–61: Faks.-Ed. Giov. Treccani und Adolfo Venturi, Mailand 1937, Bd. 1), ebenso ein 1612 dat. Gem. des Paul Vredeman de Vries, Darmstadt, Hess. L.Mus. ([12] Leica-Nr. 22 414), und die Reliefs auf den E.-Truhen des Hans Gudewerdt d. Ä. im Kgwb.-Mus. Flensburg und im K.-Industriemus. Kopenhagen (W. Scheffler a.a.O. [Sp. 63], Abb. 4 u. 7), und noch Schnorr von Carolsfeld (Abb. 30).

Von Bildern der Marienkrönung entlehnt ist ein anderer, jedoch selten gebrauchter Bildtyp: E. sitzt auf dem Thron neben Ahasver, der ihr die Krone aufsetzt (z. B. Bible moralisée-Hs. Oxford, Bodl. Libr., Ms. 270b, fol. 201v: [10] Taf. 201; „Vier Historien“, Bamberg 1462, fol. 49v: [11] Bd. 1 Abb. 156; so noch im E.-Zyklus des Daniel Sarrabat, Maison de Thomas de Boze in Albigny-sur-Saône, vor 1720: Lise Florenne, Bull. des Mus. et Mon. Lyonnais 3, 1962, 47–56).

Ahasver wird nur vereinzelt stehend wiedergegeben (Abb. 3, 8, 30), meist thront er vor E. – Die auf dem Trivulzio-Leuchter (Abb. 8) erkennbare, sonst ungebräuchliche Segensgeste Ahasvers ist wohl, ebenso wie der Figurentyp selbst, als Angleichung an die Christusdarstellung in der Marienkrönung (s. o. Typologie, Sp. 51f.) zu erklären. – In der Bible moralisée-Hs. in Oxford ebenso wie bei der Gruppe in einer der Archivolten des rechten N-Portales der Kath. in Chartres, 13. Jh. (Houvet, Chartres, Portail Nord Bd. 2, Taf. 56), legt Ahasver seine Hand auf die der E. Dieses sonst selten verwendete Motiv weist wohl auf seine Vermählung mit E. hin. – Allein die Ripoll-Bibel, fol. 319v [9, Abb 126], zeigt E., bereits gekrönt, vor dem thronenden Ahasver kniend, der ihr einen Ring (?) reicht, Musikanten deuten das in der folgenden Miniatur geschilderte Fest an. Das Motiv der Ringübergabe läßt sich sonst nur in Armenbibeln nachweisen (s. Sp. 52).

Selten bleibt die Krönungsdarstellung auf die Gruppe E.-Ahasver beschränkt, wie z. B. in Chartres; man schilderte die Szene vielmehr gern wie ein höfisches Ereignis, ähnlich „E. vor Ahasver“: Ahasver mit Hofstaat und E. in Begleitung von Dienerinnen und Frauen oder der Kämmerer (vgl. z. B. RDK II 723/24, Abb. 8). Mit reichem orientalischem Prunk stattete z. B. Romeyn de Hooghe (Entw.) die Szene aus (in: Jac. Basnage, ’T groot waerelds tafereel usw., De Historien van het Oude en Nieuwe Test., Amsterdam 1707, Bl. 126). – Unter Ahasvers Höflingen ist gelegentlich einer – Haman? – besonders prächtig gekleidet. In dem älteren Mann, der manchmal E. dem König zuführt (Abb. 8), ist vielleicht Mardochai zu sehen.

b. E. wird vor Ahasver geführt. Diese Vorgeschichte der Krönung findet sich im allgemeinen nur in Bildfolgen; vereinzelt wird die Szene in typologischen Zusammenhang gestellt (so in der Armenbibel des Serail, s. u.).

Die Darstellungen sind denen von „E. Bittgang zu Ahasver“ (s. Sp. 81) oft zum Verwechseln ähnlich; z. B. kann lediglich aus der Stellung innerhalb der Bildfolge entnommen werden, daß auf einem der Deckenfresken Veroneses in S. Sebastiano in Venedig, 1555–56, das E. mit Dienerinnen zeigt, die Vorführung geschildert werden soll (Giuseppe Fiocco, Paolo V., 1528–88, Bologna 1928, Taf. 17).

In der Armenbibel des Serail begleitet eine Dienerin E., die ein Höfling (Hegai?) an den Stufen des Palastes empfängt und vor den Thron Ahasvers führt (ed. Deissmann und Wegener a.a.O. [Sp. 52], Taf. 34). Auf einem Filippino Lippi zugeschriebenen Cassone-Bild in Chantilly, Mus. Condé (Gem.Slg., Nr. 19), um 1478, sieht man E. vor Ahasver knien, während rechts Kämmerer eine Gruppe Mädchen aus dem Saal und von links eine andere zu Ahasver führen; der an den Thronstufen kauernde Mann ist vermutlich Mardochai (vgl. Esth. 2, 11: Schubring, Cassoni, Nr. 317, Taf. 77). – Eine Miniatur im Stundenbuch der Anne de Montmorency, 1549 (Chantilly, Mus. Condé, ms. 1943, fol. 52v), bezeichnet Durrieu, Bull. Soc. Fr. Mss. 1, 1911, 40, als Vorführung E. – Eine lavierte Federzchg. Rembrandts im Louvre, auf der ein alter Mann einem König mit Turban eine kniende Frau empfiehlt, gilt allgemein als Darstellung E., die Mardochai dem Ahasver zuführt (Valentiner Nr. 195).

Gelegentlich ist bei der Schilderung der in Esth. 2 beschriebenen Ereignisse noch weiter ausgeholt und dargestellt, wie E. zum Palast des Ahasver oder zu Hegai geführt wird (V. 8f.), so z. B. auf einem – größtenteils erneuerten – Glasgem. der Ste-Chapelle in Paris, 13. Jh. (Corp. Vitr. Frankr. 1, S. 261), im Stundenbuch des Louis de Laval (Paris, Bibl.Nat., ms. lat. 920, fol. 321v, zw. 1469 und 1489: s. Sp. 82), in einem Bamberger Frühdruck, den „Vier Historien“, 1462 [11, Bd. 1 Abb. 155], oder auf einem Bildteppich des 16. Jh., jetzt Wadsworth Atheneum, Acc. Nr. 1951.277 (Wadswortb Atheneum Bull. 2nd ser. 32, 1952, 4). Die Bible moralisée-Hs. Wien, Österr. Nat.Bibl., cod. 1179, fol. 186, stellt außerdem noch die Vorbereitung E. auf die Vorführung vor Ahasver als Badeszene dar (frdl. Hinweis Dr. Rainer Haussherr, Bonn).

Die Herbeiführung der Jungfrauen (Esth. 2, 2–4) wird nur selten dargestellt, wie z. B. in dem engl. Psalter, München, Bayer. Staatsbibl., cod. lat. 835, fol. 110, und in der Basler Nicolaus von Lyra-Hs., fol. 138.

c. Hochzeitsmahl (E. und) Ahasvers. Nur selten repräsentiert diese Szene die Erhöhung E. zur Königin.

In der Ripoll-Bibel, fol. 319v, ist, gemäß dem Bibeltext, nur Ahasver mit seinem Hofstaat und Dienern wiedergegeben, in dem engl. Psalter in München, fol. 110, ein Festmahl dargestellt, bei dem auch E. anwesend ist (Abb. 9 a). Als einzige Illustration zum Buch Esth. enthält die frz. Historienbibel in Paris, Bibl. Ste-Geneviève, cod. 20, fol. 239, 1. H. 14. Jh., das Bild eines Mahles, bei dem eine Königin und ein König mit Gefolge anwesend sind; ob mit dieser Darstellung das Hochzeitsmahl oder das Mahl der E. (Esth. 5, 5–8 oder 7, 1–6) gemeint ist, muß offenbleiben (Bull. Soc. Fr. Mss. 5, 1921, 70). – Giorgio Vasari schildert das Hochzeitsmahl als üppiges Gelage (Arezzo, Accad. Petrarca: Venturi Bd. 9, 6, S. 321, Abb. 174). – Die Vorbereitung des Mahles stellte Schnorr von Carolsfeld im Hintergrund der „Krönung E.“ dar (Abb. 30).

2. E. vor Ahasver

Unter dieser Bezeichnung werden hier Darstellungen von E. erstem Bittgang zu Ahasver und die eigentliche Fürbittszene, die Fürbitte nach dem zweiten Mahl E., zusammengefaßt. Beide charakterisieren gleicherweise E. Fürbitte, die die entscheidende Wende im Schicksal des jüdischen Volkes bewirkte (das beweist u. a. auch die Typologie). Die Verschmelzung beider inhaltlich für eins genommenen Vorgänge ist sowohl in der literarischen Überlieferung (z. B. in dt. Historienbibeln) als auch in der bildenden Kunst gang und gäbe; so geht das oft geschilderte Niederfallen E. vor dem König auf Esth. 8, 3 zurück, das häufig damit verbundene Küssen von Ahasvers Zepter aber folgt Esth. 5, 2. Die Zusammenfassung wurde auch dadurch gefördert, daß es in beiden Textstellen die gleichen charakteristischen Motive gibt: beide Male wird berichtet, wie Ahasver sein Zepter gegen E. ausstreckt. Die für die bildliche Wiedergabe ergiebigere Textstelle war Esth. 5, 1–5 (und ‚Stücke zu Esth.‘ 4).

E. vor Ahasver ist die am häufigsten dargestellte E.-Szene. Sie fehlt fast in keinem E.- Zyklus; sie pflegt abgebildet zu sein, wenn in Bildprogrammen die E.-Geschichte nur mit einem Bild bedacht wurde. In Bibeln, die nur eine Darstellung zu Esth. enthalten, findet man meist sie wiedergegeben (oft in Verbindung mit dem gehenkten Haman: s. Sp. 64). Auch in typologischen Bildgruppen ist keine E.-Szene so oft wie „E. vor Ahasver“ dargestellt worden, und diesem Umstand ist es wohl auch zuzuschreiben, daß das Thema in der Neuzeit häufig behandelt wurde.

Als älteste, wenn auch stark zerstörte Darstellung wird gewöhnlich ein Fresko des 8. Jh. in S.M. Antiqua in Rom genannt. Die auf Wilpert zurückgehende Bestimmung ist jedoch abzulehnen (Mos. u. Mal. S. 526, Taf. 217; dagegen Wladimir de Grüneisen, Ste-Marie-Antique, Rom 1911, S. 399). Das gleiche gilt wohl auch für die Freskoreste in S. Clemente in Rom, 2. H. 9. Jh. (Wilpert a.a.O. S. 697).

Die frühesten gesicherten Beispiele sind Bibel-Ill. des 11. Jh. Katalanische Bibeln schildern die Szene in einem anderen Bildschema als es für die meisten ma. und – als Grundform – für viele Beispiele auch der Neuzeit maßgebend blieb: Ahasver thront, E. fällt ihm zu Füßen oder nähert sich ihm bittend (Abb. 4), selten steht sie vor dem König. Eine Variante zeigt die Miniatur in dem engl. Psalter München, Bayer. Staatsbibl., cod. lat. 835, fol. 110v: E. ist zweimal wiedergegeben, einmal steht sie vor dem König, davor ist sie in Proskynese dargestellt, seine Füße küssend (Abb. 9 b).

Die Darstellungen konnten durch Einzelmotive bereichert werden, die Hinzufügungen sowohl die Anschaulichkeit der Wiedergabe erhöhen als auch den Inhalt des Bildes präzisieren. Während man im MA den Palast Ahasvers z. B. meist nur andeutete, schildern ihn Bilder der Neuzeit, bestärkt durch die Charakterisierungen in Esth. 5, 1 und in den Stücken zu Esth.‘ 4, 5, oft als prunkvolle Halle oder Palasthof. Ahasvers Thron wurde gelegentlich, ursprünglich jüdischer Tradition folgend (Dura-Europos, s. Sp. 61; vgl. auch Mendel Metzger a.a.O. [1962, s. Sp. 62], S. 177f.), als Thron Salomos charakterisiert. Im Streben nach reicher Ausstattung der Szene vergrößerte man die Zahl des Gefolges und glich – besonders in Italien (Venedig) – die Szene Historienbildern an, die den Empfang einer Gesandtschaft oder ähnliches wiedergeben. Der Dramatisierung des Vorganges zuliebe nutzte man die in dieser Hinsicht ergiebigen ‚Stücke zu Esth.‘ häufiger als Bildquelle (E. Ohnmacht, s. u. Sp. 76f.). Mit zunehmender Bereicherung verwischten sich die Grenzen zu thematisch ähnlichen atl. Szenen wie „Bathseba vor Salomo“ und – vor allem – „Königin von Saba vor Salomo“ (zur Verwendung der gleichen Vorlage für diese Themen vgl. Dora Heinz, Europ. Wandteppiche, Braunschweig 1963, S. 280).

Erst einzelne Bildmotive, die auf bestimmte Textstellen zurückgehen, machen diese „Empfangsbilder“ unverwechselbar.

Ahasver streckt das Zepter gegen E. aus (Esth. 5, 2 und 8, 4). Dieses Motiv, Zeichen des kgl. Gnadenbeweises (vgl. Esth. 4, 11) findet sich bereits in den Miniaturen der Bibeln aus Ripoll und St. Vaast, A. 11. Jh. (Abb. 2) und auffallend häufig in Initialminiaturen, z. B. in der Hs. Paris, Bibl.Nat., ms. lat. 116, fol. 65 (2. H. 12. Jh.: Jean Porcher a.a.O. [Sp. 65], Taf. 157). – Eine Anzahl vorwiegend nordfrz. Initialen verbindet die übereinander angeordneten Figuren Ahasvers und E. durch dieses Motiv zur Szene (s. o. Sp. 64). – Als Beispiele aus der Neuzeit seien genannt: Holzschnitt aus den von Hans Holbein d. J. entworfenen „Icones Historiarum Veteris Test.“, Lyon 1528 (Neudr.: Liebhaber-Bibl. Alter Illustratoren in Facs. Repr. Bd. 9, Mchn. 1923, S. 64), Tobias Stimmers Bibelill. (Neudr. ebd. Bd. 4, Mchn. 1923, S. 106) und ein Stich aus den Bibelill. des Matth. Merian (ed. Peter Meinhold, Hbg. 1965, S. 105); Gem. des Paolo Veronese (?), Florenz, Offizien (Abb. 21); Fresko des Andrea Carlone in Perugia (s. Sp. 56) und ein Relief auf der E.-Truhe (Abb. 22). Für das 18. Jh. vgl. die Zchg. von Chrn. Winck, München, Staatl. Graph. Slg., Inv.Nr. 1937:74.

E. berührt (ergreift) das ausgestreckte Zepter (Esth. 5, 2). Der älteste Beleg, die Bibel aus St. Vaast (Abb. 2), zeigt E., die das Zepter mit verhüllten Händen ergreift – ein anscheinend sonst nicht wiederkehrendes Detail. Bis ins 18. Jh. hinein reißt die Kette der Beispiele nicht ab, vgl. etwa Bible moralisée-Hs. Oxford, Bodl.Libr., Ms. 270b, fol. 202 [10, Taf. 202]; Hans Burgkmair (Abb. 19); Aertgen Claesz. van Leyden (1498–1564), Zchg., Brunswick [12, Leica-Nr. 2261], und Matth. Günther, Fresken in Wilten und Schongau (s. Sp. 56).

E. küßt das ihr entgegengestreckte Zepter. Das nur im Text der Vulgata enthaltene Motiv ist seit dem 13. Jh. nachzuweisen, z. B. in der Chartreser Skulptur (Abb. 10) und in der Buchmalerei (Abb. 9b; Berlin, Staatsbibl., ms. theol. fol. 379 Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. Bibel], fol. 215, Köln?, um 1240: Swarzenski, Hss. 13. Jh., Taf. 16 Abb. 64; Krakau, Bibl. Jagiellońska, ms. 289, fol. 214, Bologna, 4. V. 13. Jh.: Bull. Soc. Fr. Mss. 17, 1933, Taf. 2 b; Wien, Österr. Nat.Bibl., cod. 1144, fol. 218: s. Sp. 64). Für seine Verwendung in der ital. Frührenss. zeugen eine Miniatur der „Este“-Bibel, Bd. 1 fol. 224v (s. Sp. 68), und ein Cassonebild des Jacopo Sellaio, 2. H. 15. Jh. (Budapest, Nat.Mus.: Schubring, Cassoni Nr. 360, Taf. 80). Die Beliebtheit des Motivs in den Niederlanden belegen eine Utrechter Miniatur von 1465 (Wien, Österr. Nat.Bibl., cod. 2771, fol. 270v: Byvanck-Hoogewerff Bd. 3, Kat.Nr. 102, S. 45ff.), eine Zchg. des Lambert van Noort, dat. 1558 (London, Brit. Mus.: Kat. Popham Bd. 5, S. 174 Nr. 1), ein Gem. des Willem I. van Herp (1614–77; 1944 im Londoner K.-Handel: [12] Leica-Nr. 8670) und dessen nahezu wörtliche Wiederholung auf einer Theod. Boeyermans (1620–78) zugeschriebenen Tafel (1953 in der Slg. Dr. E. Schapiro: [12] Leica-Nr. 24783). Im 18. Jh. lebt es in der dt. Freskomal. weiter (Birnau: s. Sp. 56).

Ahasver berührt E. mit dem Zepter (,Stücke zu Esth.‘ 4, 8: Ahasver legt das Zepter auf E. Schulter). Das Motiv, das zuerst in der Roda-Bibel vorkommt (Abb. 1), wurde später bevorzugt mit der Darstellung der Ohnmacht E. verbunden; vgl. Gem. des Jan Steen (Leningrad, Ermitage: Warburg Journ. 3, 1939/40, Taf. 6 a) und zwei Zchgn. des Frans Crabbe, † 1552 ([12] Leica-Nr. 2137 und 2138). – Ahasver, der sein Zepter auf E. Haupt legt, stellten Konrad Witz (Abb. 16) und Herri met de Bles dar (Bologna, Pinacoteca: [5] S. 776, Abb. 10); Ahasver, der E. Hand mit dem Zepter berührt, das Deckengem. in Hadersbach (Abb. 27).

Ahasver umarmt (und küßt) E. (‚Stücke zu Esth.‘ 6, 6. 12). Diese Bibelstelle wurde verhältnismäßig selten ins Bild gebracht, begegnet aber bereits in der Roda-Bibel (Abb. 1), wo E. neben Ahasver auf dem Thron sitzt. Das Chartreser Relief zeigt Ahasver, wie er die vor ihm kniende E. umfaßt; ähnlich eine Initialminiatur Berlin, Kk., ms. 78 E 2 (Bibel), fol. 190v, Paris, um 1310–20 (Beschr.Verz. Kk. Bln. S. 32). Späterhin wird dieses Motiv meist nur mit der Ohnmacht E. verbunden.

Die Ohnmacht der E. (,Stücke zu Esth. 4, 5. 10) sah Neuß [9, S. 102] bereits in einer Miniatur der Ripoll-Bibel dargestellt (fol. 319v: s. Sp. 68). In der sogen. Historienbibel Karls VI. und des Duc de Berry, geschrieben 1313, stützen zwei Dienerinnen die ohnmächtige E. (Abb. 15). Das Umsinken E. war jedoch erst in einem Bamberger Frühdruck von 1462 nachzuweisen [11, Bd. 1 Abb. 164]. Im 16. Jh. fand die Darstellung in Italien Verbreitung, wo man die Szene mit allen dramatischen Akzenten ausstattete, im 17. Jh. ist sie auch in der holländ. und der fläm. Kunst gebräuchlich, im 18. Jh. in Deutschland und Frankreich vereinzelt nachzuweisen (Abb. 26).

E. sinkt in die Arme ihrer Dienerinnen oder wird von ihnen gestützt, wobei oft deutlich der Text V. 5 „... und legte das Haupt auf eine Magd“ ins Bild gebracht wird (z. B. Filippino Lippi, Hochzeitstruhe, um 1480, Paris, Slg. Comtesse de Voguë: Alfr. Scharf, F. L., Wien 1950, Abb. 17).

Vor dem thronenden Ahasver sinkt E. auf einigen Darstellungen zusammen, wie z. B. auf einem Scheibenriß des Cornelis Engelbrechtsz. (Wien, Albertina: Kat. Benesch 1928, Nr. 58). – Gebräuchlicher wird es jedoch, Ahasver wiederzugeben, wie er vom Thron aufspringt und/oder sich E. zuneigt. Beispiele bietet vor allem die Malerei Italiens und der Niederlande seit dem 16. Jh.: Jac. Tintoretto, Gem., Hampton Court, Kgl. Gal., Inv.Nr. 69, um 1562–69 (Rodolfo Pallucchini, La Giovinezza del T., Mailand 1950, Abb. 189), und dessen spätere Wiederholung im Escorial, Salas Capitulares (Erich von der Bercken, J. T., Mchn. 1942, Abb. 111); Jan Steen, Gem., Leningrad, Ermitage (s. o.; Kat. 1901, Nr. 895; [12] Leica-Nr. 4508); Jac. Amigoni (1675–1752), Gem., Venedig, Accad. (Arte veneta 12, 1958, Abb. 175); außerdem eine Zchg. des Giannantonio Pellegrini (1675–1741), Florenz, Uffizien (Ausst.Kat. „Mostra di disegni veneziani del sei e settecento“, Florenz 1953, Nr. 68 Abb. 45); weitere Beispiele s. [5], S. 378 Abb. 32, S. 788 Abb. 35 u. 37, S. 784 Abb. 25. – Vielfach wird Ahasver dargestellt, wie er die ohnmächtige E. auffängt, z. B. Antoine Coypel, Gem., Paris, Louvre, um 1697 [5, S. 784 Abb. 26], und Gius. Bazzani (um 1690–1769), Gem. im Mus. Stockholm (Emporium 56 [111], 1950, 195–206). – Auf einer Zchg. Rembrandts steht Ahasver auf den Stufen seines Thrones und blickt auf die zusammengesunkene E. (Amsterdam, Kk., Inv.Nr. A. 2426: Valentiner Nr. 197).

Die Gewährung von E. Bitte wird auf einigen Darstellungen dadurch angedeutet, daß E. eine Urkunde hält oder empfängt (Abb. 13; Bible moralisée-Hss. in Toledo, Bd. 1 fol. 172, und in Wien, Österr. Nat.Bibl., cod. 1179, fol. 189v: Beschr.Verz. Österr. 8,7, 1, S. 47).

Das Gefolge E. besteht – nach ‚Stücke zu Esth.‘ 4, 2 – aus zwei Dienerinnen, deren eine die Schleppe zu tragen hat.

Die Schleppenträgerin kommt in ma. Darstellungen gelegentlich vor (Abb. 9b und 14), vor allem aber wurde sie in der Neuzeit beliebt, da sie der Vorhebe für prächtige Ausstattung der Szene entgegenkam (vgl. – als Beispiel für viele – einen Stich von Phil. Galle nach Heemskerck, München, Staatl. Graph. Slg., Inv.Nr. 28 216: Hollstein, Dutch Fl. Engr. Bd. 8, S. 243 Nr. 252, und noch die Fresken Matth. Günthers in Wilten, Schongau und Hadersbach [s. Sp. 56 und Abb. 27]).

Die Zweizahl der Mägde wird oft beachtet (Abb. 9 b). Entweder teilte man E. nur zwei Dienerinnen zu oder man sonderte aus einer größeren Schar zwei Begleiterinnen, die näher bei E. stehen. Zwei Dienerinnen fangen gewöhnlich die ohnmächtige E. auf. Im übrigen kann E. ein beliebig großes Gefolge beigegeben werden. Seltener folgen Darstellungen V. 2 „... und E. lehnte sich zierlich auf die eine Magd“, vgl. z. B. Veroneses (?) Gem. in den Uffizien (Abb. 21) und Matth. Günthers Fresko in Hadersbach (Abb. 27). Auf die vor ihr kniende Magd sich stützend wird E. auf dem sogen. Teppich der Verherrlichung Karls VIII., im Metrop.Mus., New York (s. Sp. 60), und auf einer Zchg. des Cornelis Anthonisz. (1499 bis nach 1553) dargestellt (1946 im Amsterdamer K.-Handel: [12] Leica-Nr. 2140).

Ahasvers Hofstaat, in der Bibel nicht beschrieben, wurde besonders in der Neuzeit figurenreich dargestellt. Seine Anordnung folgt der bei der Schilderung residierender Herrscher üblichen. – Häufig wird unter den Höflingen einer besonders hervorgehoben, sei es, wie auf Burgkmairs Bild in München (Abb. 19), daß er auf einem niedrigen Podest neben dem Thron steht, sei es, daß er sogar auf einem eigenen prächtigen Stuhl an den Stufen des Königsthrones sitzt, wie auf einem Stich des Nicolas de Son nach Claude Vignon, 1624? (Nederlands kunsthist. Jaarboek 7, 1956, Abb. auf S. 130), sei es, daß er nur durch kostbare Kleidung vor den übrigen ausgezeichnet ist (z. B. Abb. 28). Auf Burgkmairs Gem. ist diese Figur inschriftlich als Haman bezeichnet, und auch sonst kann sie unter Bezug auf Esth. 5 nur als Haman gedeutet werden, der vom König über alle Fürsten gesetzt worden war (Esth. 3, 1). Vermutlich ist auch in dem im Vordergrund des Bildes von Jan Steen in Leningrad an einem Tisch Sitzenden und Schreibenden Haman zu sehen (vgl. Alb. Hepper a.a.O. [Sp. 64], S. 41f.).

Trauernde Juden sind nur ausnahmsweise zugegen: die Oxforder Bible moralisée-Hs., fol. 202 [10, Taf. 202], zeigt eine Gruppe Männer hinter Ahasver, von denen einige die Hand an die Wange halten.

Die Vorbereitungen E. auf den Gang zu Ahasver (Esth. 4, 16; 5, 1) wurden nur selten eigenes Bildthema. Darstellungen finden sich meist in dichteren Bildfolgen oder als Nebenszene. Man schilderte die Vorgänge oft abbreviierend oder Genrebildern angeglichen, so daß die Bestimmung solcher Darstellungen oft zweifelhaft bleibt.

Trauer, Klage und Gebet der E. (Esth. 4, 16; ‚Stücke zu Esth.‘ 3, 1–12 [= Vulg. 14, 1–19]) scheinen erst seit dem 15. Jh. dargestellt worden zu sein. Sie finden sich auf einem Holzschnitt zu den „Vier Historien“, Bamberg 1462, auf einem Stich des Phil. Galle nach Heemskerck (hier als Nebenszene: München, Staatl. Graph. Slg., Inv.Nr. 28 217: Hollstein, Dutch Fl. Engr. Bd. 8, S. 243 Nr. 251) und auf E.-Truhen Gudewerdts (vgl. Abb. 20 und 22). – Ein Gem. des Pieter Fransz. de Grebber (1600–52 oder 1653) wird als Fasten E. gedeutet: E., gekrönt, hält einen Brief in der Hand, neben ihr hockt eine alte Frau, die ihr Speise anbietet (1963 im K.-Handel in Den Haag: [12] Leica-Nr. 24 863).

Toilette der E. (Esth. 5, 1; ‚Stücke zu Esth.4, 1). Vermutlich ist ein Relief der sogen. großen E.-Truhe des Hans Gudewerdt d. Ä. (vgl. Scheffler a.a.O. [Sp. 62f.], S. 108 und Abb. 9) auf dieses Thema zu beziehen. – Zum Toilettenbild wird die Szene auf einem der E.-Teppiche nach J.-F. de Troy, das die Beischrift trägt: „circumdata est gloria sua“ (Pierre Verlet, Michel Florisoone u. a., Le grand livre de la tapisserie, Lausanne 1965, S. 138 rechts unten), und auf einem Gem. des Théod. Chassériau (1819–56), wo E. mit zwei schwarzen Dienerinnen dargestellt ist (Abb. 29).

Bei anderen Bildern bleibt es vielfach unsicher, ob sie nicht – sofern sie überhaupt eine E.-Szene wiedergeben – das Schmücken E. vor ihrer Erwählung darstellen sollen.

Karl Lilienfeld interpretiert zwei Bilder des Arent de Gelder als „Toilette der E.“, deren eines (München, Staatsgem.Slgn., Inv.Nr. 841, von 1684) auch unter dem Namen „Die Judenbraut“ bekannt ist (A. de G., Den Haag 1914, Nr. 31 S. 139; das zweite Bild befindet sich in Potsdam, Schloß Sanssouci: Kat. 1930, Nr. 49). Beide Gem. zeigen E., wie sie von zwei Dienerinnen mit kostbaren (Braut-?) Gewändern geschmückt wird; auf dem Potsdamer Bild flüstert ihr ein alter Mann (Mardochai?) ins Ohr.

E. auf dem Weg zu Ahasver. Die Darstellung dieses Themas wird auf einem Cassonebild in Wien, Liechtensteinsche Gem.Gal., vermutet, wo E. allein in einer Landschaft vor einer Stadt- oder Palastmauer wiedergegeben ist (Filippino Lippi, um 1478: Schubring, Cassoni Nr. 317, Taf. 77). Auf einem Relief der sogen. kleinen E.-Truhe ist E. dargestellt, die in Begleitung zweier Dienerinnen zum König geht (Abb. 22).

3. Mahl der E.

Die Bibel berichtet von zwei Gastmählern, die E. für Ahasver und Haman gab (Esth. 5, 5–8 und 7, 1–7). In der bildenden Kunst wird jedoch meist nur eines – vorwiegend das zweite – dargestellt (Ausnahmen: die Glasgem. in der Ste-Chapelle, Paris [s. Sp. 61], wo die Vorgänge beider Gastmähler in mehrere Einzelszenen aufgelöst sind; Bible moralisée-Hss. und das zw. 1469 und 1489 entstandene frz. Stundenbuch des Louis de Laval, Paris, Bibl. Nat., ms. lat. 920, fol. 323 und 327: Leroquais, Livres d’heures Bd. 1, S. 20). In der Regel schilderte man mehrere der Vorgänge bei diesem Mahl – die Anklage der E. (V. 4–6), Hamans Entsetzen (V. 6), Ahasvers Zorn (V. 7), Hamans Bitte um Gnade (V. 7) und seine Verurteilung (V. 8) – in einem Bild. Am häufigsten sind E. Anklage und Ahasvers Zorn. Hamans Bitte um Gnade und seine Verurteilung wurden auch zu selbständigen Bildthemen. Einige Male wurde neben dem Mahl die Hinrichtung Hamans (der gehenkte Haman) wiedergegeben, wie im Hortus deliciarum der Herrad von Landsberg (Abb. 7) und noch von Michelangelo an der Decke der Sixtinischen Kapelle.

Hoch-ma. Darstellungen des Mahles der E. sind verhältnismäßig selten. Sowohl im MA als besonders in der Neuzeit erfreute sich das Thema in den Ländern nördlich der Alpen weitaus größerer Beliebtheit als in Italien. Am häufigsten behandelten es niederländische Künstler, vor allem der Rembrandt-Umkreis (aber auch schon Pieter Lastman, Abb. 23) und – mehrmals – Jan Steen, s. Sp. 84.

Die früheste bildliche Wiedergabe läßt sich im 12. Jh. im Hortus deliciarum, fol. 60, nachweisen, wo jedoch – abweichend vom Bibeltext und von der später üblichen Darstellungsweise – neben E., Ahasver und Haman auch Mardochai an der Tafel sitzt. Ahasver weist auf Haman, der ferner rechts im Bild am Galgen dargestellt ist: Aufdeckung des Verrates, Verurteilung und Hinrichtung des Haman und Erhöhung Mardochais sind in einem Bild zusammengefaßt (Abb. 7). In Analogie zu dieser Zchg. deutet Fritz Goldkuhle ein Deckengem, in St. Maria Lyskirchen in Köln, M. 13. Jh., als Darstellung der Entlarvung Hamans, vermischt mit Motiven, die auf das Gastmahl Ahasvers (Esth. 1) zurückgehen, auf das auch der typologische Bezug zum ebenfalls dargestellten Abendmahl Christi hindeutet (Ma. Wandmal, in St. M. L. [= Bonner Beitr. z. Kg. 3], Düsseldorf 1954, S. 46f., Abb. 35). Ahasvers Gastmahl und das Mahl der E. sind verwechselt in der Heilsspiegel-Hs. des 14. Jh. München, Bayer. Staatsbibl., cod. lat. 146, fol. 45 (Lutz-Perdrizet Taf. 84).

Die Bible moralisée in Oxford stellt, gemäß der Interpretation beider Gastmähler der E., zwei Szenen dar: E. und Ahasver an der Tafel zu Esth. 5, 5–8 und Hamans Bitte um Gnade und seine Verurteilung (Zorn Ahasvers) zu Esth. 7.

Der Miniaturist des engl. Psalters München, Bayer. Staatsbibl., cod. lat. 835, gibt das (zweite) Mahl so, wie es in der Folgezeit üblich wurde: Ahasver sitzt zwischen E. und Haman am Tisch, und E. erhebt redend die Hand. Dieses einzige, die Szene näher erläuternde Bildmotiv erklärt die Glosse als Anklage gegen Haman (fol. 111). Der Bildtyp lebt in der Neuzeit fort (z. B. Abb. 22 und 24; Rembrandt, Gem., Moskau, Puschkinmus.: Valentiner I, S. 453).

Eine andere Figurenanordnung geben Darstellungen in zwei um 1430 entstandenen Utrechter Historienbibeln: Haman sitzt allein an der Vorderseite des Tisches, dahinter E. und Ahasver. Der inhaltliche Bezug auf das Abendmahl Christi (Aufdeckung von Hamans Verrat – Aufdeckung des Verrates des Judas) mag die Angleichung beider Bilder bewirkt haben (Den Haag, Kgl. Bibl., ms. 78 D 38, fol. 15; Nürnberg, Germ. Nat.Mus., ms. Solger 8, fol. 144: Byvanck-Hoogewerff Kat.Nr. 28, S. 13ff., Textbd. Taf. IV Abb. 23 bzw. Kat.Nr. 34, S. 19, Taf. 109 B). Auch diese Anordnung der Figuren läßt sich bis in die Neuzeit verfolgen (Rembrandt, Gem., 1962 im K.-Handel Basel: [12] Leica-Nr. 4020). Andererseits kennzeichnete man Haman auch dadurch als Verräter, daß er von E. und Ahasver weit abgerückt wird.

Meist wird Hamans Entsetzen durch seine in sich zusammengesunkene Haltung ausgedrückt (so die meisten niederl. Beispiele aus dem 17. Jh., besonders des Rembrandt-Umkreises) oder durch eine Gebärde des Erschreckens, mit der er sich abwendet (z. B. Michelangelo, Sixtinische Decke; Jan Steens drei Varianten dieses Themas: Birmingham, The Barber Inst. of Fine Arts: A. Hepper a.a.O. [Sp. 64], Taf. 4 d; zwei Gem. im K.-Handel: [12] Leica-Nr. 4509 und Fotoslg. ZM, Inv.Nr. 121 901). Ant. Gherardis Fresko im Pal. Nari, Rom, schildert ausnahmsweise Haman von der Tafel auffahrend (Abb. 24).

Darstellungen der Neuzeit versehen die Szene gern mit dramatischen Akzenten, zumal der Zorn Abdsvers wird zum beherrschenden Motiv (bes. ausgeprägt z. B. auf den genannten Gem. des Jan Steen, wo Hepper a.a.O. die Theatralik der Gesten auf den Einfluß des Theaters zurückführt). Auf einem Halbfigurenbild des Arent de Gelder (1934 im K.-Handel: [12] Leica-Nr. 7039) sind E. und der geduckt hockende Haman nur im Hintergrund sichtbar; der zornige Ahasver ist so sehr Hauptfigur, daß die Benennung dieser Darstellung – und ähnlicher Schilderungen – als „Zorn Ahasvers“ durchaus berechtigt erscheint.

Haman bittet E. um Gnade und seine Verurteilung durch Ahasver. Diese Episoden wurden nahezu immer in einem Bild dargestellt: Haman kniet vor E. Speisesofa oder vor der (am Tisch) sitzenden E.; seine Ergreifung wird entweder in enger Anlehnung an Einzelmotive des biblischen Berichtes geschildert oder durch Ahasvers Gebärden angedeutet.

Aus dem MA sind nur wenige Darstellungen des Themas bekannt; sie ersetzen dann meist die Wiedergabe des Mahles. Das früheste Beispiel, eine Miniatur der Gumperts-Bibel, 4. V. 12. Jh., zeigt Haman kniend vor der auf dem Bett liegenden E.; er wird von einem Knecht am Haupt ergriffen. Ahasver steht mit der weisend erhobenen Rechten daneben (Abb. 5). Die Bible moralisée-Hs. in Oxford, fol. 203 [10, Taf. 203], zeigt einen anderen Bildtyp: E. nimmt sitzend Hamans Bitte um Gnade entgegen. Wenngleich die Ergreifung des Haman fehlt, läßt sich die Szene dennoch sinngemäß als dessen Verurteilung deuten (auch entsprechend der typolog. Interpretation, s. Sp. 51).

Beide Darstellungsformen wiederholen sich im Spät-MA und in der Neuzeit. Eine Miniatur der sogen. Alba-Bibel, Madrid, Pal. Liria, zeigt Haman am Bett E. und Ahasver (Hzg. von Berwick und Alba [Hrsg.], Biblia [A.T.] traducida del hebreo al castellano por Rabi Mose Arragel de Guadalfajara [1422–33?], 2 Bde., Madrid 1920–22); Heemskerck schildert Haman vor E. Bett (Nebenszene zum Mahl der E. auf dem Stich des Phil. Galle, München, Staatl. Graph. Slg., Inv.Nr. 28213: Hollstein, Dutch Fl. Engr. Bd. 8, S. 243 Nr. 255). Pieter Lastmans Gem. in Warschau zeigt E. auf einem Divan; sie stößt den flehenden Haman hinweg, Ahasver eilt mit Zornesgeste herbei. Der links sichtbare Tisch erinnert an das Mahl, ein Motiv, worauf man vor allem in den Niederlanden besonderen Wert zu legen pflegte (Abb. 23). Auf einem stark fragmentierten Fresko des Daniel Sarrabat in Albigny-sur-Saône (s. Sp. 68) ist die Szene ähnlich wiedergegeben.

Haman, der vor der sitzenden E. kniet, zeigt eines der Reliefs auf der E.-Truhe des Hans Gudewerdt d. Ä. in Hamburg, Kgwb.-Mus. (Scheffler a.a.O. [Sp. 62f.], Abb. 6); Haman, der sich E. zu Füßen geworfen hat und von Knechten ergriffen wird, stellen zwei dem Sebastiano Ricci zugeschr. Zchgn. dar (Bologna, Pinakothek, Inv.Nr. H. 2235; Florenz, Mus. Horne: Apollo 20, 1934, 333f.). Entgegen Valentiner (I, S. 469), der das Bild als „Mardochai vor E.“ bezeichnet, stellt ein Gem. Rembrandts in Bukarest, um 1665, Haman vor E. dar, die seine Bitte ungerührt anhört, während im Hintergrund Ahasver einen Knecht anweist, den Verräter zu ergreifen. Auf einem Gem. des Jan Victors von 1642 wird die Szene zusätzlich durch einen Tisch (Andeutung des Mahles) gekennzeichnet [5, S. 787 Abb. 34].

Ein Gem. des Leendert Maertensz. van Haestar, um 1650, in der Slg. Goudkamp-Dijkstra, Den Haag, zeigt ein sonst nicht nachzuweisendes Motiv, das die Vergeblichkeit von Hamans Bitte demonstriert: der Tod hält ihm ein Stundenglas entgegen (Oud Holland 65, 1950, S. 201 Abb. 2). Nur in einer Geste des Haman – er ergreift den Arm der zurückweichenden E. – deutet ein Stich in den „’T groot waerelds tafereel ...“, Amsterdam 1707 (s. Sp. 68), sein Flehen um Gnade an, im übrigen wird vor allem Ahasvers Zorn dargestellt.

4. Erlaß zur Einsetzung des Purimfestes

Die Darstellungen können auf Esth. 8, 7ff. oder 9, 17ff. zurückgehen, die Mehrzahl von ihnen wohl auf Kap. 9 (Erlaß zur Einsetzung des Purimfestes). Abgesehen von Gem. wie denen des Arent de Gelder (Abb. 25 und Budapest, Nat.Mus., dat. 1685: Kat. 1931, Nr. 407) kommt die Darstellung nur in Bildfolgen vor, zumal solchen, die – wie die Alba-Bibel – mit der jüdischen Tradition eng verbunden sind, oder – wie die Estherrollen – jüdischer Frömmigkeit dienen.

Die Miniatur der Alba-Bibel zeigt E. auf einem Thronsessel neben Mardochai, der Schreibern diktiert (ed. Hzg. von Berwick und Alba [s. Sp. 85], Abb. vor S. 569); für die Darstellungen in Estherrollen vgl. Mendel Metzger, Bull. of the John Rylands Libr. Manchester 45, 1962, 177 und ebd. 48, 1966, 393 und 419.

Zu den Abbildungen

1. Paris, Bibl. Nat., ms. lat. 5929 (Roda-Bibel), Bd. 3 fol. 97v (Ausschnitt), E.-Szenen. Katalonien, 1. V. 11. Jh. Nach [9], Abb. 120; ebd. Gesamtabb.

2. Arras, Bibl. de la ville, ms. 559 (Bibel), Bd. 3 fol. 44, E.-Szene. Aus St. Vaast, Arras, A. 11. Jh. Nach Scriptorium 4, 1950, Taf. 7.

3. Fulda, L.Bibl., ms. Aa. 16 (Teile des A.T.), fol. 133v, Initiale zum Buch Esth. Weingarten, 1. V. 12. Jh. Fot. Bibl.

4. Florenz, Bibl. Laur., cod. Edili 126 (Riesenbibel aus S. M. del Fiore), fol. 83, E.-Szenen am Beginn des Buches Esth. Florenz, 2. H. 12. Jh. Fot. Bibl.

5. Erlangen, Univ.Bibl., cod. 121 (Gumpertsbibel), fol. 264 (Ausschnitt), E.-Szene (Gesamtabb.: Swarzenski, Salzburg, Taf. 42 Abb. 132). Salzburg (?), 4. V. 12. Jh. Fot. Bibl.

6. München, Bayer. Staatsbibl., cod. lat. 3901 (Riesenbibel), fol. 117, Initiale zum Buch Esth. Regensburg, 12. Jh. Fot. Bibl.

7. Ehem. Straßburg, Stadtbibl., Hortus deliciarum der Herrad von Landsberg, fol. 60, E.-Szene. 2. H. 12. Jh. Nach Straub-Keller Taf. 18.

8. Mailand, Dom, Leuchter (Ausschnitt), E.-Szene. Bronzeguß. Mailand, um 1200. Nach Otto Homburger, Der Trivulzio-Kandelaber [= Atlantis Mus. 4], Zürich 1949, Abb. 34; ebd. Gesamtabb.

9 a und b. München, Bayer. Staatsbibl., cod. lat. 835 (Psalter), Ausschnitte aus fol. 110 (a) und 110v (b), E.-Szenen. England (Gloucester), vor 1222. Fot. Bibl.

10. Chartres, Kath., E.-Szene. Relief in einer Archivolte des rechten N-Portales. 13. Jh. Nach Houvet, Chartres, Portail Nord Bd. 2, Taf. 59.

11. Kopenhagen, Kgl. Bibl., cod. Gl.kgl. S. 4 fol. (Bibel des Magister Carolus), fol. 32v, E.-Szenen in der Initiale zum Buch Esth. Hamburg, 1255. Fot. Bibl.

12. Basel, Univ.Bibl., ms. O IV 30 (Bibel), fol. 161, E.-Szene in einer Initiale zum Buch Esth. Nordfrankreich (Paris?), M. 13. Jh. Fot. Bibl.

13. Esslingen, Stadtpfarrkirche St. Dionys, Ausschnitt aus dem Steinhövelfenster im Chor. E.-Darstellung. Umschrift: „Este[r] iudeis nova lux oriri visa est gaudiu(m) et honor“ (vgl. Esth. 8, 16). Um 1300. Fot. Landesbildstelle Württ., Neg.Nr. 41 081.

14. Doberan, Marienkirche, Marienseite des ehem. Lettneraltares, E.-Szene. Holzrelief, ca. 80 cm h. Gegen 1370. Fot. Niedersächs. L.Mus., Hannover.

15. Paris, Bibl. Arsenal, ms. 5212 (sogen. Historienbibel Karls VI. und des Duc de Berry), fol. 365, E.-Szene. Paris, 2. H. 14. Jh. Nach Henry Martin, La min. franç, du XIIIe au XVe s., Paris und Brüssel 1924, Taf. 50 Abb. 72.

16. Konrad Witz, E. vor Ahasver, Tafel des sogen. Heilsspiegelaltares. Gem., Lwd. a. Eichenholz, 85,5 × 79,5 cm. Basel, Öffentl. K.slg., Inv.Nr. 643. Um 1435. Fot. Hanfstaengl, Mchn. Nr. 217.

17. Initiale I des Buches Esth. Buchholzschnitt (8,7 × 7,1 cm) aus der Bibel, Augsburg (Günther Zainer) o. J. (dat. Ausg.: 1477), Bl. 212v. Nach [11], Bd. 2 Abb. 629.

18. Hans Burgkmair d. Ä., drei jüdische Heldinnen. Holzschnitt, 19,3 × 12,9 cm. Dat. 1519. Nach Geisberg, Einblattholzschnitt Bd. 2, Taf. 9.

19. Hans Burgkmair d. Ä., E.-Szenen. Gem. a. Holz, 1,03 × 1,56 m. München, Bayer. Staatsgem.Slgn., Inv.Nr. 689. Sign. und dat. 1528. Fot. Slgn.

20. Maarten van Heemskerck (Entw.) und Phil. Galle (Ausf.), E.-Szenen. Kupferstich (Bl. 4 aus einer Serie zur E.-Geschichte), 19 × 24,3 cm. Beischrift: „Excidium Regina tuae illaetabile gentis / Dum reputas, coelum supplex in vota fatigas.“ München, Staatl. Graph. Slg., Inv.Nr. 28 217. Sign. und dat. 1564. Fot. Slg.

21. Paolo Veronese (?), E. vor Ahasver. Gem. a. Lwd., 2,08 × 2,84 m. Florenz, Uffizien, Inv.Nr. 912. Fot. Alinari, Florenz, Pe. 2a Nr. 501.

22. Hans Gudewerdt d. Ä., E.-(Hochzeits-?)Truhe mit E.-Szenen. Eichenholz, 59 cm h., 1,52 m lang.

Dat. 1609. Schleswig, Schleswig-Holstein. L.Mus., Inv.Nr. AB 571 (früher Thaulow-Mus., Kiel). Fot. Mus.

23. Pieter Lastmann, E.-Szene. Gem. a. Holz, 52 × 78 cm. Warschau, Nat.Mus., Inv.Nr. 158 661. Sign. und dat. 161?. Nach Jan Białostocki und Michał Walicki, Europ. Mal. in polnischen Slgn. 1300–1800, Warschau 1957, Abb. 232.

24. Ant. Gherardi, E.-Szene. Rom, Pal.Nari, Deckengem. 1670. Fot. Thomas Poensgen, Bln.

25. Arent de Gelder, E. und Mardochai. Gem. a. Lwd., 1,02 × 1,52 m. Dresden, Staatl. Gem.Gal., Inv.Nr. 1792 A. Vor 1685. Fot. Dt. Fotothek, Dresden, Nr. 130 984.

26. Jean-François de Troy (Entw.) und Michel Audran (Ausf.), E.-Szene. Bildteppich. Beischrift: „Esther pro populi sui vita precatur“. Florenz, Pal. Pitti. Paris, 2. V. 18. Jh. Fot. Alinari, Florenz, Nr. 1706.

27. Matth. Günther, Krönung Mariä und E.-Szene. Deckengem. in Hadersbach Krs. Mallersdorf, Kirche „Mariä Himmelfahrt“, Chor. Sign. und dat. 1766. Nach Inv. Bayern Ndb., 25, Abb. 65.

28. Domenico Palmerani, E.-Szene, Terrakotta, 68 × 55 cm. Bologna, Accad. di B.-A. Um 1774. Nach Ausst.Kat. „Scultura bolognese del settecento“, Bologna 1965/66, Abb. 114.

29. Théod. Chassériau, E.-Szene. Gem. a. Lwd., 46 × 38 cm. Slg. Baron Arthur Chassériau, Paris (1938). Sign. und dat. 1841. Nach Commemorative Cat. a.a.O. [Sp. 52], Taf. 113 Abb. 290.

30. Jul. Schnorr von Carolsfeld, E.-Szene. Holzschnitt (21,8 × 25,9 cm) aus „Die Bibel in Bildern“, Lpz. (1860), Bl. 129. Nach dem Original.

Literatur

Allgemein: 1. Pigler I, S. 198 bis 201. – 2. Réau 2, 1, S. 335–341. – 3. Molsdorf Nr. 34, 51, 69, 977. – 4. Timmers Nr. 398, 410, 998f., 1002, 1004, 1024.

Häufiger zitierte Literatur: 5. Ehrenstein S. 773–93. – 6. Konrad Escher (Hrsg.), Die Min. in den Basler Bibl., Mus. und Archiven, Basel 1917. – 7. Domenico Fava und Mario Salmi, I mss. miniati della Biblioteca Estense di Modena [= 1 mss. miniati delle bibl. italiane 1] Bd. 1, Florenz 1950. – 8. Ginzberg. – 9. Neuß, Katalan. Bibelill. – 10. Laborde, Bible moralisée. – 11. Schramm, Frühdrucke.

Indices: 12. Decimal Index. – 13. Princeton Index.

Verweise