Fischzug, wunderbarer, und Berufung der Apostel Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes

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englisch: Miraculous draught and vocation of the apostles Peter, Andrew, James and John; französisch: Pêche miraculeuse, et vocation des apôtres Pierre, André, Jacques et Jean; italienisch: Pesca miraculosa e vocazione degli apostoli Pietro, Andrea, Giacomo e Giovanni.


Wolfgang Augustyn (1990)

RDK IX, 305–396


RDK IX, 305, Abb. 1. Ravenna, 2. H. 6. Jh.
RDK IX, 307, Abb. 2. Cambridge, E. 6. Jh.
RDK IX, 309, Abb. 3. Cimitile, um 900.
RDK IX, 309, Abb. 4. Boulogne-sur-Mer, 999.
RDK IX, 311, Abb. 5. Hildesheim, um 1020.
RDK IX, 313, Abb. 6. El Escorial, zw. 1043 und 1046.
RDK IX, 315, Abb. 7. Salerno, 11. Jh.
RDK IX, 317, Abb. 8. Florenz, 12. Jh.
RDK IX, 317, Abb. 9. Paris, 4. V. 12. Jh.
RDK IX, 319, Abb. 10. München, E. 12. Jh.
RDK IX, 321, Abb. 11. Karlsruhe, vor 1197.
RDK IX, 321, Abb. 12. Benevent, A. 13. Jh.
RDK IX, 325, Abb. 13. Chartres, um 1215/1220 und 1872.
RDK IX, 329, Abb. 14. Toledo, nach 1230.
RDK IX, 331, Abb. 15. London, um 1240.
RDK IX, 333, Abb. 16. London, fr. 14. Jh.
RDK IX, 335, Abb. 17. Köln, 1. H. 14. Jh.
RDK IX, 337, Abb. 18. Bozen, um 1340.
RDK IX, 339, Abb. 19. Leonardo di Ser Giovanni, zw. 1367 und 1371, Pistoia.
RDK IX, 341, Abb. 20. Freiburg i. Br., um 1410/1420.
RDK IX, 343, Abb. 21. Eichstätt, vor 1427/1428.
RDK IX, 345, Abb. 22. Bernhard Richel, Basel 1476.
RDK IX, 345, Abb. 23. Antwerpen 1487.
RDK IX, 347, Abb. 24. Umkreis des Jan Polack, um 1500, Burghausen.
RDK IX, 347, Abb. 25. Aachen, um 1500.
RDK IX, 349, Abb. 26. Raffael, 1515/1516, London.
RDK IX, 351, Abb. 27. Matthias Gerung, um 1525/1530, Wien.
RDK IX, 353, Abb. 28. Straßburg 1526.
RDK IX, 355, Abb. 29. Marten de Vos, 1585, Stuttgart.
RDK IX, 361, Abb. 30. Joh. Wierix, Antwerpen 1593.
RDK IX, 363, Abb. 31. Dom. Zampieri gen. Domenichino, zw. 1622 und 1627, Rom.
RDK IX, 365, Abb. 32. Hohenkammer Kr. Freising, 1. H. 17. Jh.
RDK IX, 367, Abb. 33. Otto von Veen (1560-1629), Antwerpen.
RDK IX, 369, Abb. 34. Joachim von Sandrart, 1646, München.
RDK IX, 371, Abb. 35. Gg. Strauch und Jak. von Sandrart, Nbg. 1661.
RDK IX, 371, Abb. 36. Melchior Küsell, Augsburg 1679.
RDK IX, 373, Abb. 37. Ottmar Elliger (Entw.), Antwerpen 1700.
RDK IX, 377, Abb. 38. Franz Gg. Hermann, voll. 1722, Füssen.
RDK IX, 377, Abb. 39. Franz Martin Kuen, 1753, Heinrichshofen Kr. Landsberg a. L.
RDK IX, 379, Abb. 40. Ludwig Jaschke, 1754, Eckersdorf (Bozkow), ehem. Kr. Sagan.
RDK IX, 381, Abb. 41. Joh. Bapt. Straub zw. 1755 und 1764, Schäftlarn, Obb.
RDK IX, 381, Abb. 42. Joh. Conr. Seekatz, zw. 1759 und 1764, Darmstadt.
RDK IX, 383, Abb. 43. Joh. Paul Hager, 1785, Weißenregen, Opf.
RDK IX, 385, Abb. 44. Johs. Bapt. van Hoole und Joh. Frans van Geel, 1821, Antwerpen.
RDK IX, 389, Abb. 45. Jos. von Führich, 1848, Nürnberg.
RDK IX, 391, Abb. 46. Friedr. Overbeck (Entw.) und Rud. Stang (Ausf.), Düsseldorf 1855.


B. d. A. = Berufung der Apostel; F. = wunderbarer Fischzug.

I. Definition

Die Berufung der ersten Jünger durch Jesus wird in den kanonischen Evangelien berichtet. Übereinstimmend nennen die Synoptiker den Fischerberuf der Jünger und überliefern (wenn auch nicht textgleich) das darauf bezogene Wort Jesu von der Berufung zu Menschenfischern. Einen wunderbaren Fischzug schildert als einziger Lc.

Die verschiedenen Überlieferungen zur Jüngerberufung wurden häufig und auf vielfältige Weise miteinander verknüpft, wie es viele Auslegungen bezeugen und an zahlreichen Darstellungen ablesbar ist.

II. Quellen

A. Evangelien

Mt 4,18-22 und Mc 1,16-18 wird die Berufung des Simon Petrus und seines - hier namentlich genannten - Bruders Andreas geschildert sowie die der beiden Söhne des Zebedäus, Jakobus und Johannes.

Jesus sah vom Ufer des Sees Genezareth aus, wie Petrus und Andreas ihre Netze auswarfen; er rief beide zu sich und forderte sie auf, ihm nachzufolgen, er werde sie zu Menschenfischern machen („Venite post me, et faciam vos fieri piscatores hominum“: Mt 4,19; Mc 1,17). Die Brüder ließen ihre Netze zurück und gingen mit ihm. Dann sah Jesus die Söhne des Zebedäus mit ihrem Vater im Boot sitzen und Netze flicken. Jesus rief die Söhne, und sie ließen ihren Vater mit den Netzen zurück und folgten Jesus.

Lc 5,1-11 ist das gleiche Geschehen ausführlicher und in Einzelheiten abweichend erzählt.

Jesus, bedrängt von einer großen Schar von Zuhörern, sah am Ufer zwei Boote liegen; die Fischer waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze (V. 1f.). Jesus bestieg das Boot des Petrus, bat, ihn hinauszurudern, und predigte vom See aus dem Volk (V. 3). Danach forderte er Petrus auf, noch weiter hinauszufahren und die Netze auszuwerfen. Die Fischer, die in der Nacht zuvor vergebens gefischt hatten, machten so reichen Fang, daß das Netz riß (V. 5f.) und ein zweites Boot zuhilfe gerufen werden mußte. Beide Boote waren schließlich so beladen, daß sie beinahe sanken (V. 7). Da erschrak Petrus, fiel Jesus zu Füßen und sagte, dieser solle weggehen, denn er - Petrus - sei ein Sünder. Ebenso verhielten sich die Söhne des Zebedäus. Jesus antwortete dem Petrus, er solle sich nicht fürchten, denn von nun an werde er Menschen fangen („Noli timere, ex hoc iam homines eris accipiens“: V. 10). Die Fischer brachten die Boote an Land und folgten Jesus.

Io 1,35-42 wird mitgeteilt, Johannes der Täufer habe zwei seiner Jünger auf den vorübergehenden Jesus aufmerksam gemacht: „Seht, das Lamm Gottes“ („Ecce Agnus Dei“: V. 37). Daraufhin gingen die Beiden Jesus nach, der sich zu ihnen umwandte und sie nach ihrem Begehr fragte. Auf ihre Fragen, wo er wohne, antwortete er ihnen: „Kommt und seht“ („Venite et videte“: V. 39). Von da an folgten sie ihm nach. Einer - Andreas - holte auch seinen Bruder Simon Petrus herbei, welchem Jesus den Namen „Kephas“ (Fels) gab (V. 42).

B. Deutungen

1. Abfolge der B.d.A.

Da man schon in nachapostolischer Zeit die Einheit der in den Evangelien aufgezeichneten Verkündigung Christi grundsätzlich nicht in Frage stellte, bemühten sich viele Kommentatoren, die Widersprüche der verschiedenen Berufungserzählungen auszugleichen.

Die Autoren, welche sie als Berichte über drei Ereignisse in zeitlicher Folge verstanden (a), nannten als erste die von Johannes berichtete, über die Reihenfolge der beiden anderen waren sie unterschiedlicher Ansicht. Bis ins hohe MA war diejenige in der etwa um 160 im „Diatessaron“ des Tatian verfaßten Evangelienharmonie (Tatian ..., hg. von Eduard Sievers, Paderborn 21892 [Bibl. der ältesten dt. Litteratur-Dkm., 5. Bd.; Ndr. 1966], S. 38-41) die allein maßgebliche. Sie blieb vorherrschend, obwohl vom 12. Jh. an etliche Male eine andere Reihenfolge vorgeschlagen worden war, in der Lc- und Mt-/Mc-Text abweichend plaziert sind.

Die Autoren, die in den Zeugnissen der Evangelien nur zwei Ereignisse sahen, verstanden die Erzählungen der Synoptiker als unterschiedlich formulierte Berichte desselben Geschehens und stellten sie dem Text nach Io gegenüber (b).

a. In der nur in Übersetzungen (zu diesen Dietrich Wünsch, Art. „Evangelienharmonie“, in: Theol. Realenz., Bd. 10, Bln. und New York 1982, S. 628) und Bearbeitungen überlieferten Harmonie des Tatian folgte auf Io 1,35-42 der Bericht vom Besuch Jesu in Nazareth (Lc 4,14-21) sowie die Berufung des Philippus und Nathanael (Io 1,43-51), dann die der Fischer nach Mt 4,18-22, schließlich die Erzählung vom F. nach Lc 5,1-11 (Tatian ..., hg. von E. Sievers a. a. O.; vgl. Heinr. Merkel, Die Widersprüche zwischen den Evangelien, Tüb. 1971 [Wiss. Unters. zum NT, 13], S. 81f.).

Für die weite Verbreitung Tatians sorgten Übersetzungen ins Lateinische (so die M. 6. Jh. von Bischof Victor von Capua veranlaßte: Migne, P. L. 68 Sp. 264-266) und in die Volkssprachen, z. B. in italienische Dialekte (Venanzio Todesco, P. Alberto Vaccari, Marco Vatasso, Il Diatessaron in volgare ital. Testi inediti dei sec. XIII-XIV, Vat. 1938 [Studi e testi, 81], S. 37 und 219f., dazu auch: Carl Peters, Die Bedeutung der altital. Evangelienharmonien im venezian. und toskan. Dialekt, Roman. Forschgn. 56, 1942, S. 181-192), ins Mittelniederländische (der vor 1271 entstandene, in einer Hs. des 14. Jh. überlieferte Text: ed. Daniel Plooij u.a., The Liège Diatessaron, Amst. 1935 [Verhn. der Koninkl. Akad. van Wetenschappen te Amsterdam, Afdeeling Letterkde., N.F., T. 31], S. 50-56) und ins Englische (z. B. die um 1400 nach franz. Vorbild ausgeführte Harmonie: ed. Margery Gates, The Pepysian Gospel Harmony, Ld. 1922 [The Early Engl. Text Soc., 157], S. 17-19).

Tatians Einschätzung über die Anzahl dreier Berufungsberichte machten sich auch viele Bearbeiter des „Diatessaron“ zu eigen, so im 1. V. 9. Jh. der Verfasser des „Heliand“ (Heliand, hg. von Burkh. Taeger, Tüb. 1984 [Altdt. Textbibl., 95], S. 46-49, Nr. XIV), im 12. Jh. Zacharias Chrysopolitanus [16, Sp. 109-114]; gleiches gilt für die meisten Autoren, die im 16. Jh. neue Evangelienharmonien verfaßten (vgl. etwa Othmar Nacht[i]gall, Die gantz Euangelisch hystory ..., Augsb. 1525, S. 43-48; Andr. Osiander, Harmoniae evangelicae libri IV Graece et Latine, Basel 1537, benutzte Ausg.: Novvm Iesv Christi ... testamentum omne, ed. Andr. Osiander, Tüb. 1600, Bl. 2r; weitere Beispiele bei [40] S. 279-282).

Diese Ordnung wurde ferner von etlichen Kommentatoren übernommen, z. B. von Hugo von St-Cher [21, T. 1 Bl. 65r].

Die von Tatian abweichende Reihenfolge (Io - Lc - Mt/Mc) kam dadurch zustande, daß man glaubte, bei Lc sei in erster Linie über Petrus berichtet, die verbindliche Berufung der übrigen drei jedoch erst bei Mt (vgl. dazu Hrabanus Maurus: [11 a] Sp. 346f.; Nicolaus von Lyra: [24] Sp. 759f.). Diese z. B. bei Petrus Comestor [20, Sp. 1557 und 1561] gebrauchte Anordnung wurde auch in der kommentierenden Literatur verwandt (vgl. Gaufridus Babio [?], † 1158: [19] Sp. 1280; Nicolaus von Lyra: [24] Sp. 90). Von dieser ausgehend kam es zu Versuchen, die Berufungen unterschiedlich zu qualifizieren, wobei man diesen - wegen der vorausgesetzten Einheit des Verkündeten - jeweils sich ergänzende, gar von Mal zu Mal gesteigerte Bedeutung beimessen mußte.

Nach Jacobus a Voragine, cap. 2, wäre die erste Berufung - diejenige nach Io - charakterisiert als „ad notitiam“ geschehen: Die Jünger hätten Jesus kennengelernt und seien dann an ihre Arbeit, die Fischerei, zurückgekehrt. Die zweite Berufung -nach Lc - sei „ad familiaritatem“ erfolgt, auch danach kehrten die Fischer nach Hause zurück. Erst die dritte Berufung - nach Mt - sei „ad discipulatium“ ergangen und habe sie Jesus unwiderruflich nachfolgen lassen. Nicolaus von Lyra deutete die ersten beiden als Berufungen „ad familiaritatem“, die dritte „ad apostolatum“ [24, Sp. 90]. Ludolf von Sachsen kennzeichnete die erste „ad notitiam et familiaritatem“; nach der zweiten seien die Jünger zwar wieder heimgekehrt, hätten aber begonnen, auf Jesu Lehre zu hören („coeperunt tamen audire ejus doctrinam“) und seien schließlich wieder zu Jesus gekommen, um seine Vollkommenheit nachzuahmen („venerunt ad perseverandum cum eo, perfectione ejus imitando“: [27] S. 138). Ludolf verglich damit die Stationen im Leben eines Mönchs: Die ersten beiden Berufungen führten zu tieferer Kenntnis ohne endgültig bindende Verpflichtung, wie es dem Weg des Novizen entspricht; die dritte bedeutet uneingeschränkte Nachfolge, wie sie Profeßmönchen zukommt (ebd.).

Die nämliche Reihenfolge legte Jean Gerson (1363-1429) seiner vom Text Tatians unabhängigen Evangelienharmonie zugrunde und erklärte die zweite und dritte Berufung „ad familiaritatem“ und „ad sequelam“ (Monotessaron, cap. 16-26, in: Ders., Œuvres complètes, hg. von Palémon Glorieux, Bd. 9, Paris 1973, S. 260-267).

Ausnahme blieb es, eine der synoptischen Berufungserzählungen dem Text nach Io einzugliedern, so in den weitgehend nach der Evangelienharmonie Tatians angelegten „Gesta Christi“, bisweilen Jan Hus zugeschrieben und schon in der 2. H. 15. Jh. gedruckt [40, S. 25f.].

b. Die Autoren, die nur zwei Berichte in den Evangelien ermittelten, verstanden die Aussagen bei Mt/Mc und Lc als sich ergänzende Details, die es zusammen zu lesen galt, wollte man das Ganze verstehen.

Johannes Chrysostomus führte die Unterschiede zwischen Mt- und Lc-Evangelium auf die subjektive Erzählweise des Lc zurück [1, Sp. 218]. Mit der gleichen Begründung zog Augustinus bei der Frage, wer beim F. mit Petrus im Boot saß, die Angaben bei Mt (Mc) heran und konstatierte bei jenem Ereignis damit auch die Berufung des Andreas (De consensu evangelistarum lib. II, cap. 17f.: CSEL 43 [1904] S. 138-141). Dieser Meinung schlossen sich zahlreiche ma. Autoren an, so Bruno von Segni [17, Sp. 368 und 373], Petrus Comestor [20, Sp. 1561], Jacobus a Voragine (cap. 2), Ps.-Bonaventura (Johannes de Caulibus[?]: [25] S. 135-137) und Ludolf von Sachsen [27, S. 119-122 und 135-141]. Häufig erinnerte man auch bei den Erläuterungen zu Mt oder Mc an den bei Lc berichteten F. (Beda: [8 a] S. 446; Gaufridus Babio [?]: [19] Sp. 1280).

Augustinus unterschied die bei Io berichtete Berufung von jener späteren „de navi“, auf die er mit dem Zitat von Mt 4,19 anspielte [4, S. 71]. Ähnlich gedachte Vinzenz von Beauvais der Berufung nach Io als der „prima vocatio“, erwähnte weitere Ereignisse ohne nähere Begründung jedoch nur summarisch nach Mt (Speculum historiale Der Name des Attributs „[Sache“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. quadruplex, tomus 4], cap. 10 und 12, benutzte Ausg. Douai 1624 [Ndr. Graz 1964], S. 22f.).

Cornelius a Lapide (van Steen) S.J. nahm die unterschiedliche Zeitstellung der Berufungserzählungen als Beweis, daß von zwei verschiedenen Ereignissen berichtet werde: Johannes schildere ein Geschehnis im ersten Jahr des öffentlichen Wirkens Jesu, Matthäus – und mit ihm Markus und Lukas - eines im zweiten Jahr (gegen Nicolaus von Lyra u.a.: [28] S. 132); den F. erklärte er wie Johannes Chrysostomus (ebd., vgl. [1] Sp. 218).

Bei manchen Texten ist ungewiß, ob die Zweizahl durch verkürzte Wiedergabe der Reihenfolge nach Tatian zustande kam, so bei Paschasius Radbertus [12, S. 269f.] oder im „Leben Jesu“ der Frau Ava (VV. 527-616: Friedr. Maurer [Hg.], Die Dichtungen der Frau Ava, Tüb. 1966 [Altdt. Textbibl., 66], S. 21f.).

2. Ort und Zeitpunkt

Den Ort der Berufung, den See Genezareth (Mt 4,18), interpretierte man häufig in „malam partem“, betonte dessen Bitterkeit und Unwirtlichkeit (vgl. Hugo von St-Cher: [21] T. 1 Bl. 65r; Albertus Magnus: [22] S. 355) und sah deswegen in ihm ein Bild dieser Welt („fluctuosa amaritudo huius mundi“; Bruno von Segni: [17] Sp. 96).

Mit dem Zeitpunkt -Jesus berief die Männer während der Arbeit - habe er zeigen wollen, daß seiner Nachfolge alles unterzuordnen sei (Johannes Chrysostomus: [1] Sp. 219; Ludolf von Sachsen: [27] S. 137).

3. Anzahl der ersten Apostel, Reihenfolge der Berufungen

In der Anzahl der ersten Apostel sahen manche die Vierzahl der Evangelien vorgebildet (Epiphanius Latinus, 5./6. Jh.: [6] Sp. 845; „Glossa ordinaria“: [14] Sp. 90) oder verglichen sie vier Türangeln am Bau der Kirche (Ludolf von Sachsen: [27] S. 139).

Über die Reihenfolge der Berufungen handelte man gewöhnlich in den Kommentaren zum Io-Evangelium.

Im Westen stimmten deren Autoren im MA darin überein, daß aus der Reihenfolge der Berufungen nicht auf den Rang der Apostel zu schließen sei; nur so ließ sich erklären, daß der jüngere Andreas Jesus zwar vor seinem älteren Bruder kennengelernt habe, darin aber kein Vorrang vor diesem gründe (im Gegensatz zur Überlieferung der östlichen Kirchen: vgl. Francis Dvornik, The Idea of Apostolicity in Byzantium and the Legend of the Apostle Andrew, Cambr./Ma. 1958 Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. Oaks Stud., 4], S. 106-180). Andreas als „frater Simonis Petri“ zu kennzeichnen zeige, daß Petrus hervorgehoben werden solle als der, auf dessen Glauben die Kirche gründe (Alkuin: [9] Sp. 760; „Glossa ordinaria“: [14] Sp. 1037; Rupert von Deutz: [18 a] S. 86f.). Daß dieser auf den Jüngeren höre, sei Zeichen besonderer „humilitas“ und „oboedientia“, die der Tapferkeit des „virilis“ Andreas noch überlegen sei (Paschasius Radbertus: [12] S. 270; Hugo von St-Cher: [21] T. 1 Bl. 65r).

Den zweiten Jünger, der mit Andreas Jesus nachging (Io 1,37), identifizierte Johannes Chrysostomus mit dem Evangelisten Johannes, der aus gebührender Bescheidenheit seinen Namen verschwiegen hätte ([la] Sp. 117; s. auch Nicolaus von Lyra: [24] Sp. 1037, und Ludolf von Sachsen: [27] S. 119; weitere Belege bei Cornelius a Lapide [van Steen] S.J.: [28 a] S. 319). Andere Autoren erwogen, ob der zweite Jünger Philippus gewesen sein könnte (vgl. dazu ebd.).

4. Eigenschaften der Berufenen

Ausführlich erläuterte man, daß Christus die ersten vier Apostel aufgrund ihrer Eigenschaften berufen habe, und diese - vorbildlich für jeden Christen - las man aus den vollzählig nur bei Mt und Mc mitgeteilten Namen und aus dem Verhalten bei der Berufung ab.

a. Zur Deutung der Namen griff man auf deren Etymologie zurück.

„Andreas“ wurde aus dem Griechischen ὰπὸ τοῦ ἀνδρός, lat. „a viro“, abgeleitet und „virilis“ genannt (Hieronymus, Liber interpretationis Hebraicorum nominum, Act, A: CCSL 72 [1959] S. 142); „Simon“: „audiens“ (ebd. Petr, S: a. a. O. S. 151; meist gleichbedeutend „oboediens“ gebraucht, vgl. Hrabanus Maurus: [11] Sp. 789 und 791f., und Paschasius Radbertus: [12] S. 270); „Iacob“: „supplantator“ oder „supplantans“; „Iohannan“: „cui est gratia“ oder „gratia Domini“ (Hieronymus, Liber interpretationis ..., Mt, I: a. a. O. S. 136). Isidor von Sevilla erklärte „Cephas“ mit dem griechischen κεφαλή - „caput“, welcher Name dem Petrus als Haupt der Apostel zukomme (Etym. VII, 9,3).

Dies veranschauliche dem Christen angemessenes Verhalten: Gehorsam ist derjenige, der klug - seiner Sünden eingedenk - den göttlichen Vorschriften folgt, um der Strafe zu entgehen, und der durch Mäßigung der Versuchung standhält. Zu Recht wird er „supplantator“ genannt, wenn er durch Tapferkeit alle Fehler besiegt (Hrabanus Maurus: [11] Sp. 791). Er bedarf, will er in allem vollkommen sein, schließlich der Demut; mit ihr wird ihm die Gnade Gottes zuteil, so, wie sein Name besagt, dem Johannes (Gaufridus Babio [?]: [19] Sp. 1281).

Gehorsam und Mannhaftigkeit (Paschasius Radbertus a. a. O.; Hugo von St-Cher: [21] T. 1 Bl. 65r) ordnete man, zusammen mit Eigenschaften, die sich mit den Etyma für „Iacob“ und „Iohannan“ verbinden ließen, in der „Glossa ordinaria“ den Kardinaltugenden zu und leitete daraus die wichtigsten Verhaltensweisen des Christen und deren Lohn ab: in Klugheit gehorchen („oboedire“), in Gerechtigkeit mannhaft handeln („viriliter agere“), in Mäßigung beständig vorankommen („serpentes calceamus“), in Tapferkeit die Gnade Gottes verdienen („Dei gratiam mereri“): [14] Sp. 91); anders Ludolf von Sachsen: hören („audire“), kämpfen („pugnare“), ausharren („perseverare“) und bewahrtwerden („conservari“): [27, S. 139].

Die nur bei Io 1,42 im Zusammenhang mit der B. d. A. mitgeteilte besondere Namensgabe an Simon Petrus wurde vor allem von den Verfechtern des Autoritätsanspruchs der Päpste als Nachfolger Petri (vgl. G. Glez, Art. „Primauté du pape“, in: Alfr. Vacant u.a., Dict. de théol. catholique, Bd. 13, Paris 1936, Sp. 247-344) als Beweis für den besonderen Führungsauftrag Petri in der Kirche verstanden, wobei meist Mt 16,18 („Tu es Petrus et super hanc petram aedificabo Ecclesiam meam“) zitiert oder wenigstens deutlich darauf angespielt ist (Augustinus: [4] S. 74f.; Hugo von St-Cher: [21] T. 3 Bl. e3r; vgl. auch Paschasius Radbertus: [12] S. 269f., wo zu Mt 4,17-21 auf Io 1,42 hingewiesen wird). Auch die etymologische Erklärung des Vaternamens „Bar Iona“ half, dies zu begründen: „Iona“ entspreche „columba“ (Hieronymus, Liber interpretationis Hebraicorum nominum, IV Reg, I: a. a. O. [Sp. 313] S. 116). Dieses Etymon bezeichne den Heiligen Geist, den Petrus wegen seiner „humilitas“ in besonderer Weise empfangen habe (Alkuin: [9] Sp. 760).

b. Der Armut der Berufenen an irdischen Gütern setzte Rupert von Deutz den Reichtum an Glauben entgegen, der den Aposteln ebenso zu eigen gewesen sei wie Abraham, Isaak und Jakob, und erinnerte an Iac 2,5 („elegit pauperes in hoc mundo, divites in fide et heredes regnis“: [18 b] S. 97).

c. Obwohl es den Fischern an Bildung mangelte, habe Jesus ihnen Lehr- und Predigtamt übertragen; der Glaube werde nämlich nicht durch die Beredsamkeit oder Gelehrsamkeit der Prediger geweckt, sondern allein durch die „virtus Dei“ (Hieronymus: [3] S. 23; dieser Ansicht folgten zahlreiche Autoren, z. B. Rupert von Deutz a. a. O. und Gaufridus Babio [?]: [19] Sp. 1279).

Erst später sei zur Unterstützung der ungebildeten Fischer Paulus hinzugekommen (vgl. Augustinus: [4] S. 76f.; Ps.-Augustinus, Sermo 381: Migne, P.L. 39 Sp. 1683f.; Gaufridus Babio [?] a. a. O.).

Nach Ludolf von Sachsen habe Jesus nicht die Vornehmen oder Reichen der Welt berufen, damit die Predigt nicht in Verdacht gerate, mit Hilfe weltlicher Weisheit zu überzeugen. Er habe vielmehr Fischer („piscatores illitteratos, imperitos, indoctos“) erwählt, damit die Gnade des Erlösers offenbar werde. Von niedriger Stellung zu ihrer Zeit, jedoch hervorragend im Glauben, seien sie auf Erden verachtet, im Himmel angenommen, auf Erden arm, dafür reich bei Gott [27, S. 139].

Ekkehard IV. von St. Gallen sah in der „simplicitas“ der Apostel ein Vorbild für die Kirche. So wie jene irdisches Ansehen verloren hätten, ziehe sich die Kirche wegen ihrer Rede den Spott der in den Künsten Bewanderten zu; während die Frommen jedoch in Liebe zur Kenntnis der wahren Logik gelangten, führe die „ampla scientia“ die Häretiker nur zu Sophistik (Confutatio Grammaticae, V. 64-68: ed. Johs. Egli, Der Liber benedictionum Ekkehards IV. ..., St. Gallen 1909 [Mitt. zur Vaterländ. Gesch., XXXI, 4. F., 1], S. 216).

Johs. Calvin erklärte, die Berufung von Fischern sei geschehen, um den Hochmut des Fleisches zu demütigen, dürfe aber nicht als allgemein gültiges Gesetz verstanden werden. Gegen verbreitete kirchliche Praxis und die katholische Auffassung, allein die sakramentale Weihe befähige zur Ausübung des kirchlichen Amtes, argumentierte er, die B. d. A. dürfe nicht als „exemplum“ verstanden werden, Pastoren in ihr Amt einzuführen und erst danach auszubilden; Jesus habe nur sicherstellen wollen, daß der Himmel auch Ungelehrten offenstehe, schließlich aber den Fischern den gelehrten Paulus beigesellt (Commentarius in harmoniam evangelicam: ed. Guilelmus Baum, Ed. Cunitz, Ed. Reuss, Braunschweig 1891 [Opera Calvini, Bd. 45; Corp. Reformatorum, Bd. 73], S. 151).

d. Der unverzügliche Gehorsam, auch daß sie alles zurückließen, zeige, wie entschieden die Apostel Jesus nachfolgten, denn wahrer Glauben kenne kein Zögern (Johannes Chrysostomus: [1] Sp. 219; Hieronymus: [3] S. 462; ders., Tractatus in Mc 11,15-17: [3 a] Sp. 164; Petrus Chrysologus, Sermo 133: CCSL 24 B [1982] S. 815; Bruno von Segni: [17] Sp. 96; Nicolaus von Lyra: [24] Sp. 90). Wer Jesus nachfolgt muß Netze, Boot, Familie verlassen (Smaragdus von St-Mihiel: [10] Sp. 377; Hrabanus Maurus: [11] Sp. 791; Gaufridus Babio [?]: [19] Sp. 1280; Rupert von Deutz (mit Hinweis auf Deut 33, 9f.): [18 b] S. 101; Nicolaus von Lyra: [24] S. 90), er kann nicht Irdisches und Himmlisches zugleich besitzen (Hugo von St-Cher: [21] T. 1 Bl. 65v).

Um die mit der Berufung verbundene Abkehr vom bisherigen Leben genauer zu charakterisieren, legte man den zurückgelassenen Gegenständen und Personen Deutungen bei:

Die zurückgelassenen Netze (Mt 4,20) setzte man weltlicher Beschäftigung und diesseitigem Gewinnstreben gleich (Johannes Chrysostomus: [1] Sp. 219; Hilarius von Poitiers: [5] Sp. 996; Gregor, Moralia in Iob, lib. 27, cap. 41: CCSL 143 B [1985] S. 1385; Paschasius Radbertus: [12] S. 270; Pierre Bersuire: [26]). Man sah darin oft die Sünden dieser Welt bezeichnet, denen die Apostel nun entsagt hätten (Johannes Chrysostomus: [1] Sp. 219; Hieronymus: [3 a] S. 463; ders., Tractatus de ps 15: [29] Sp. 204; Pierre Bersuire a. a. O.; Ludolf von Sachsen: [27] S. 137).

Das Boot des Zebedäus, welches seine Söhne verließen (Mt 4,22), deutete Hieronymus als den schwankenden Grund ungewissen Glaubens. Die Juden führen noch immer mit diesem Boot; da sie an den Hafen -Christus - nicht glaubten, gelangten sie nie ans Ziel [3 a, S. 464]. Als ein Bild des ungewissen Zustands dieser Welt („fluctus mundani status“) erklärte Pierre Bersuire das Boot [26 a], Ludolf von Sachsen sah darin einen Hinweis auf weltlichen Besitz [27, S. 137].

Den Vater zu verlassen bedeute, statt dem alten Gesetz einem neuen zu folgen (Hieronymus: [3 a] S. 463), ihm gegenüber jede Gefühlsregung menschlicher Freundschaft hintanzustellen (Pierre Bersuire: [26]). Häufig wollte man gerade darin die apostolische Nachfolge der Mönche am deutlichsten vorgezeichnet sehen (Hieronymus: [3 b] Sp. 174; Ludolf von Sachsen: [27] S. 139). Die Pflicht, dem Ruf Jesu zu folgen, wiege für den zum Ordensleben Berufenen schwerer als die Pflicht, den Eltern zu gehorchen (Thomas von Aquin, Summa theologica II, II, q. 101, art. 4; vgl. ebd. q. 189, art. 6 und 10).

5. Ablauf der B.d.A.

Wie Jesus die Apostel berief, wurde in vielfältiger Weise ausgelegt, meist jedoch als exemplarisch für die Berufung aller Gläubigen zum Heil und die Einsetzung der Kirche erachtet.

a. Der Wortwechsel zwischen Jesus und den beiden Jüngern (Io 1,38f.) galt gängiger Meinung als Zusammenfassung des heilsnotwendigen Wissens („Jesus ... conuertitur per clementiam, et recipit per gratiam, et instruit eos de necessariis ad salutem“: Nicolaus von Lyra [24] S. 1036).

Jesus zeige - sich umwendend - seine göttliche Majestät (Rupert von Deutz: [18 a] S. 83), nun sei im Licht des Evangeliums unverhüllt erkennbar, was vorher im Schatten des Gesetzes lag („Glossa ordinaria“: [14] Sp. 1035). Man sah im Verhalten Jesu auch ein Exempel des Predigers: Wer das Evangelium verkünden wolle, habe nicht nur auf Jesu Weg zu achten, sondern ihn auch zu zeigen (Nicolaus von Lyra: [24 a] Sp. 1035f.).

Die Frage der Jünger, wo Jesus wohne, ermahne dazu, nach der himmlischen Wohnung derer zu streben, die Christus nachfolgen wollen, und nicht bei denen zu verharren, die ihren Lohn (gemäß Mt 6,2) schon erhalten haben (Rupert von Deutz: [18 a] S. 84). Nach Ludolf von Sachsen fragten die Beiden damit, welcher Mensch würdig sei, daß Jesus in ihm Wohnung nehme [27, S. 120].

Die Antwort Jesu interpretierte Origenes als Einladung zu tätiger Nächstenliebe und Betrachtung (In Io: Origenes, Werke, Bd. 4, hg. von Erwin Preuschen, Lpz. 1903 [Die griech. chr. Schriftsteller der ersten drei Jh., Bd. 10], S. 94f.; vgl. Ludolf von Sachsen a. a. O.). „Kommt“ beziehe sich auf Glauben und gute Werke, „Seht“ auf die Erkenntnis (Alkuin: [9] Sp. 759).

b. Das Berufungswort, wonach die Apostel künftig statt der Fische Menschen fangen würden (Mt 4,19; Mc 1,17), gab Anlaß, den Fischfang und die dafür benötigten Gerätschaften zu deuten (s. dazu auch Fisch I, Sp. 41 und Fischer, Fischfang, Sp. 242-244).

Die B. d. A. Petrus und Andreas verglich Hieronymus einem F., mit welchem Jesus diese „gefangen“ habe, als Vorbild für den verheißenen künftigen Fang ([3 a] S. 462; Petrus von Capua, Rosa alphabetica, ad lit. 18, art. 92: Jean Bapt. Pitra, Spicilegium Solesmense, Bd. 2, Paris 1855 [Ndr. Graz 1963], S. 166; zu Christus als Fischer s. Sp. 245).

Deutungen des Fischerberufs - meist bei der Erklärung des auf den F. folgenden, gleichlautenden Berufungsworts gemäß Lc 5,10 mitgeteilt -bezog man auf die Tätigkeit der Apostel nach der Berufung und/oder derer, die in ihrer Nachfolge lehren und predigen.

Das Handwerk der Apostel weise prophetisch auf ihre künftige Aufgabe hin Johannes Chrysostomus: [1] Sp. 219; Hilarius: [5] Sp. 931; Ludolf von Sachsen: [27] Sp. 137). Nicht ihr Beruf ändere sich, nur die Art der zu fangenden Fische: Wie diese aus dem Wasser, so hätten die Apostel fortan Menschen an einen höheren Ort zu heben, ans Licht des Himmels (Hilarius a. a. O.; Epiphanius Latinus: [6] Sp. 845; Zacharias Chrysopolitanus: [16] Sp. 111). An Wasser gewöhnt, seien sie dafür vorbereitet, zu taufen und aus dem (anderen) Wasser der Taufe Fische zu ziehen, die des Gastmahls Gottes - der Eucharistie - würdig sind (Bruno von Segni: [17] Sp. 95f.).

Man interpretierte den Beruf der Apostel als Vorbild für die Lehrer der Kirche (u.a. Beda: [8] S. 113f.; Hrabanus Maurus: [11 a] Sp. 344; Smaragdus von St-Mihiel: [10] Sp. 375). Nach Bruno von Segni sind alle Lehrer und Anführer („doctores et rectores“) der bekehrten Juden und Heiden gemeint [17 a, Sp. 344]. Albertus Magnus und Ludolf von Sachsen setzten die Fischer den Predigern gleich ([27] S. 359; [27] S. 135).

Die zwei Boote am Ufer (Lc 5,2) stehen nach Meinung der meisten Exegeten für die beiden durch die Mission der Apostel gegründeten Kirchen der (beschnittenen) Juden und der (unbeschnittenen) Heidenvölker (Augustinus: [4 c] Sp. 577; Epiphanius Latinus: [6] Sp. 915; Beda [8] S. 113; Smaragdus von St-Mihiel: [10] Sp. 375; Hrabanus Maurus: [11] Sp. 791f., [11 a] Sp. 344; Bruno von Segni: [17 a] Sp. 374; Hugo von St-Cher: [21] T. 3 Bl. e2v; Ludolf von Sachsen: [27] S. 135). In allegorischer Deutung waren die Boote Sinnbilder für „vita activa“ und „vita contemplativa“ (Hugo von St-Cher: [21] T. 3 Bl. e4r) oder für die beiden Wege der Frömmigkeit, den der Unschuld und den der Buße (Ludolf von Sachsen a. a. O.).

Die Netze, mit denen die Apostel fischen, entsprechen den Worten der Predigt (Ambrosius: [2] S. 133; Epiphanius Latinus: [6] Sp. 915f.; Hrabanus Maurus: [11 a] Sp. 791). Ludolf von Sachsen verglich sie dem Wort Gottes: Wie mit einem Fischernetz nur dann Fische gefangen werden, wenn diese ins Netz gehen, kann das Wort Gottes Menschen nur dann zum ewigen Leben führen, wenn der menschliche Verstand Gottes Wort behalten kann [27, Sp. 136].

Daß Jakobus und Johannes ihre Netze ausbesserten (Mt 4,21), bedeute, die durch die Gewalt der Häretiker verletzten Sätze der Hl. Schrift richtig auszulegen und zu erneuern: „sana lntelligentia exponere et restaurare“ (Bruno von Segni: [17] Sp. 96). Hugo von St-Cher verglich das Ausbessern der Netze mit der Erneuerung der Predigt durch Betrachtung, Studium und Beichte („praedicatio, quae debet refeci contemplacione, studio, et confessione“: [21] T. 1 Bl. 65r). Ludolf von Sachsen mahnte, der Prediger müsse immer von neuem seine Netze flicken, nämlich Autoritäten der Hl. Schrift und andere sammeln, mit denen man sündige Menschen fangen und bekehren könne [27, S. 135].

Selten verstand man das Ausbessern als Anzeichen großer Armut (s. Sp. 315): Johannes Chrysostomus [1, Sp. 219]; Ludolf von Sachsen [27, Sp. 137].

In der Schriftauslegung der Reformatoren galt das Schriftwort als Beleg für die Pflicht des Predigers zur Paränese gegen alle Mißbräuche: Die Netze auszubessern mahne dazu, das „kleyne Neczlein deß Schwachen Einfeltigen worts“, dessen Gott sich bediene, nicht gering zu achten; man müsse „...die wahrheyt sagen ...: Ir herren, Ir habt unrecht Mit Ewrm Kirchnn Stifften, Messen, fasten und wallen ...“ (Martin Luther, Sermo 19 [1537]: Werke, Bd. 45 [1911], S. 420).

Daß Petrus und die übrigen Fischer ihre Netze wuschen (Lc 5,2), wurde ebenfalls als Hinweis auf die notwendige Sorge um die Predigt verstanden: Man müsse deren Inhalt prüfen und nötigenfalls erklären (Ps.-Haymo von Halberstadt: [13] Sp. 625; Bruno von Segni: [17 a] Sp. 374). In den teils von Hugo von St-Victor verfaßten theologischen „Miscellanea“ [15, Sp. 795] wurde dem Ausbessern und dem Waschen der Netze eine Deutung gegeben: Nach der Predigt muß man den Staub der Sünde abwaschen (Sorge um weltlichen Profit, Eitelkeit, rhetorischer Prunk: Hugo von St-Cher [21] T. 3 Bl. e3r; Ludolf von Sachsen [27] S. 135) und, wenn auf die Predigt der Widerspruch eines Lehrers folgte, die Netze flicken, d. h. aufnehmen, was jener lehrt.

c. Die mit dem wunderbaren Fischfang zusammenhängenden Ereignisse verstand man gewöhnlich als Hinweise auf das mit der B. d. A. übernommene Amt der Apostel, ihrer Nachfolger und aller, die nach deren Vorbild in der Kirche wirkten. Häufig dienten jene Begebenheiten, die sich jeweils als Auszeichnung Petri interpretieren ließen, dazu, den besonderen Rang des Apostelfürsten und die daraus abgeleitete Autorität der Bischöfe zu begründen.

Daß Jesus das Boot Petri bestieg (Lc 5,3), wurde als Hinweis auf dessen besondere Stellung verstanden und begründete die bevorzugte Auslegung, Petri Boot entspreche dem Schiff der Kirche (Ambrosius: [2] S. 131; Garnier von Rochefort, Allegoriae in Sacram Scripturam, s. v. „navis“: Migne, P.L. 112 Sp. 1004 [dort fälschlich dem Hrabanus Maurus zugeschrieben]; weitere Belege bei Hugo Rahner, Symbole der Kirche, Salzburg 1964, S. 483-489).

Man verglich Jesu Predigt von diesem Boot aus dem andauernden Lehramt der Kirche (Beda: [8] S. 114; Smaragdus von St-Mihiel: [10] Sp. 375; Bruno von Segni: [17 a] Sp. 374) und sah in der Auszeichnung der „navis Simonis“ Petrus und sein Amt - gemäß Mt 16,18 („Tu es Petrus et super hanc petram aedificabo ecclesiam meam“) - hervorgehoben (Ps.-Haymo von Halberstadt: [13] Sp. 626; Hugo von St-Cher: [21] T. 3 Bl. e3r).

Andere befanden, Jesus sei mit Petrus gefahren, weil dieser die Mission unter den Juden verkörpert und Jesus zuerst den Juden gepredigt habe (vgl. Ambrosius: [2] S. 134). Gemäß Gal 2,9, wo die Mission Petri derjenigen des Paulus gegenübergestellt ist, lag es nahe, im zweiten Boot die Mission des Paulus repräsentiert zu sehen (so - erstmals? - bei Epiphanius Latinus: [6] Sp. 916; vgl. Hrabanus Maurus: [11 a] Sp. 344; Bruno von Segni: [17 a] Sp. 374; „Pictor in carmine“, Kap. 40: [44], s. Sp. 306; Albertus Magnus: [22] S. 356; Ludolf von Sachsen: [27] S. 135).

Ebenfalls gebräuchlich war der Vergleich des einen Boots mit Herz oder Seele des Menschen („cor hominis“: Garnier von Rochefort a. a. O.; „anima“: Pierre Bersuire [26 a]): Dessen Fahrt auf dem Meer des Lebens bestimme Christus, wie dieser durch seine Anwesenheit den F. ermöglicht habe (ebd.). Nach Ludolf von Sachsen zeige Petrus den vorbildlichen Gehorsam eines Frommen, in dessen Herz Christus in Gnade herabsteige, in dessen Betrachtung sich niederlasse und ihn durch Gaben des Hl. Geistes lehre [27, S. 135].

Der F. konnte nur glücken, weil er - im Gegensatz zum vorausgegangenen vergeblichen Fischzug (vgl. Lc 5,5) - auf Jesu Anordnung hin geschah. So bleibe auch die Predigt wirkungslos, wenn nicht Gott den Lehrer erleuchte, dieser nur menschliche Beredsamkeit vorführe (Ambrosius: [2] S. 134; Beda: [8] Sp. 114; Albertus Magnus: [22] S. 362 und 365f.; Ludolf von Sachsen: [27] S. 136; Pierre Bersuire: [26 a]); deshalb verglich Bruno von Segni den nächtlichen Fischfang dem Bemühen der Juden, in der Nacht ihrer Unwissenheit Schrift und Propheten richtig auszulegen [17 a, Sp. 375].

So wie sich Jesus vom Ufer wegrudern ließ (Lc 5,3) um Abstand von der Menge zu halten, solle der Prediger das Wort maßvoll gebrauchen, weder über Irdisches noch allzu Tiefgründiges, Unverständliches reden (Augustinus: [4 b] S. 42; Hrabanus Maurus: [11 a] Sp. 345; Ludolf von Sachsen: [27] S. 135). Man sah darin auch ein Vorbild für das Leben der Kirche, die sich von Irdischem lösen müsse (Epiphanius Latinus: [6] Sp. 915), sowie für das geistliche Leben der Gläubigen (Hugo von St-Cher: [21] T. 3 Bl. e3r; Albertus Magnus: [22] S. 360), besonders der Mönche (Ludolf von Sachsen a. a. O.).

Die Aufforderung, noch weiter hinauszurudern („Duc in altum“: Lc 5,4), verstand man seit Ambrosius als Auftrag, „in profundum doctrinae“ vorzudringen ([2] S. 132; Albertus Magnus: [22] S. 362f.). Ludolf von Sachsen erklärte außerdem, Jesus habe dies Petrus befohlen, weil es den Bischöfen, welche strittige Fragen in der Kirche zu entscheiden hätten, zukomme, sich deswegen eingehender mit der Lehre vertraut zu machen [27, Sp. 136].

Die Fülle der gefangenen Fische (Lc 5,6) bezeichnet die vielen Menschen, die von der Predigt angezogen werden (Augustinus: [4 b] S. 42; Honorius Augustodunensis, Gemma animae, lib. IV, cap. 54: Migne, P.L. 172 Sp. 709).

Die Netze reißen entzwei (vgl. Lc 5,6), weil mit Rechtschaffenen auch Ungläubige, Häretiker und Schismatiker gefangen werden (Augustinus: a. a. O.; ders., Enarr. in ps 64,9: CCSL 39 [1956] S. 832; Hrabanus Maurus: [11 a] Sp. 345; Bruno von Segni: [17 a] Sp. 375).

Häufig hob man den Unterschied zwischen diesem - vorösterlichen - und jenem Io 21,1-6 berichteten F. hervor, bei dem Jesus seinen Jüngern nach der Auferstehung erschienen war (s. RDK V 1366 und 1371f.).

Werden beim ersten F. unzählige Gute und Schlechte gefangen, so bleiben beim zweiten Mal nur die gezählten Guten im Netz (Augustinus: [4] S. 672, [4 a] S. 242f., ferner Sermo Wilmart 13: [29] Sp. 736f.; Gregor: [7] Sp. 1185f.); da dieses keine Häretiker mehr enthält, kann es nicht mehr reißen (Hugo von St-Victor [?]: [15] Sp. 795; Durandus von Mende, Rationale divinorum officiorum, lib. IV, cap. 109: Ausg. Lyon 1568, Bl. 407rv).

Die Kirche nehme nur dann keinen Schaden, wenn sie sich dennoch geduldig der Häretiker annimmt (so - mit Berufung auf die der Lc-Perikope als dem Tagesevangelium der Messe am 6. Sonntag nach Pfingsten [s. Sp. 324] beigesellten Texte: Introitus [Ps 26,7], Lectio [I Petr 3, 8-15], Graduale [Ps 83,10], Offertorium [Ps 15,7] und Communio [Ps 26,4] - Rupert von Deutz, Liber de divinis officiis XII, 5: CCCM 7 [1967] S. 399f.; vgl. auch Sicard von Cremona, Mitrale seu de officiis ecclesiasticis summa, lib. VIII, cap. 5: Migne, P.L. 213 Sp. 392).

So wie die beiden Apostel ihre Gefährten zu Hilfe rufen (Lc 5,7), gibt es in der Kirche auch Helfer, die Wahrheit aufzudecken und Häretiker zu bekehren: andere Bischöfe und Priester (Bruno von Segni: [17 a] Sp. 375; Albertus Magnus: [22] S. 367).

Das Bekenntnis Petri, er sei ein Sünder und bitte Jesus wegzugehen, zeigt die notwendige Selbsterkenntnis des Predigers (Bruno von Segni: [17 a] Sp. 376; Nicolaus von Lyra: [24 a] Sp. 758), der sich vor Gott erniedrigen muß, will er durch seine Predigt Menschen „fangen“ (Ludolf von Sachsen: [27] S. 136). Im Gegensatz dazu erachtete Martin Luther das Eingeständnis Petri als Abbild der Versuchung des Menschen, an Gottes Gnadenfülle zu zweifeln (Predigt am 4. Sonntag nach Trinitatis, 1524: Werke, Bd. 15 [1899], S. 639).

III. Darstellungen

A. Vorkommen

Das Vorkommen von Darstellungen der B. d. A. ist sehr weit gestreut. Aus welchem Grund man dieser Ereignisse in Bildern gedachte, ist viele Male eindeutig benennbar, etwa in denjenigen Werken der Buchkunst, in denen biblische Texte zu illustrieren waren (Evangeliare, Evangelistare, Lektionare, Plenare, Postillen und Bibeln) oder harmonisierte Fassungen des Bibeltextes und Paraphrasen. Auch dort, wo man Bibeltexte kommentierte oder sie in theologischen oder erbaulichen Werken zitierte, konnte dies durch bildliche Darstellung veranschaulicht werden. Ob man dazu eine oder mehrere Wiedergaben bot, war häufig -keineswegs immer - durch die unterschiedliche Anzahl der in bestimmten Texten erwähnten B. d. A. bestimmt oder durch Gewohnheiten, die für deren Ausstattung mit Bildern üblich geworden waren. Darstellungen unterschiedlicher Anzahl begegnet man auch in Bilderzyklen, die Szenen aus dem öffentlichen Wirken Jesu vorweisen und in typologischen Bildprogrammen.

Am häufigsten finden sich Wiedergaben dieses Themas in nahezu allen Kunstgattungen, wenn man auf einen oder alle vier erstberufenen Apostel aufmerksam machen wollte. Außerdem stellte man dieses Thema vor Augen, um bestimmte, aus dem Bibeltext gewonnene Deutungen zu vergegenwärtigen.

Vielfach, besonders bei Tafelbildern, ist aufgrund des oft nicht mehr bekannten ursprünglichen Zusammenhangs jedoch nicht zweifelsfrei auszumachen, weshalb man mit ihnen an die Apostelberufung(en) erinnern wollte (Beispiele etwa bei Pietro Zani, Enc. metodica critico-ragionata delle belle arti, T. 2 Bd. 6, Parma 1821, S. 151-158; Pigler Bd. 1 S. 273-276).

1. Illustrationen des Bibeltexts

a. In denjenigen Handschriften oder Druckwerken, in denen man Teile des Bibeltextes nach ihrer liturgischen Verwendung im Kirchenjahr ordnete, versah man gewöhnlich nur die Lc-Perikope mit einem Bild (zu Ausnahmen s. Sp. 332). Da man diese in der Messe eines der Sonntage nach Pfingsten verlas, ist in Beispielen aus dem MA gemäß den örtlich oder regional differierenden Leseordnungen mit dem Vorkommen solcher Bilder an verschiedenen Stellen zu rechnen.

Belegt ist der Gebrauch der Lc-Perikope am ersten Sonntag nach Pfingsten (Spanien, 7. Jh.: Gaston Godu, Art. „Évangiles“, in: DACL V, 1 Sp. 870), am zweiten (z. B. Aachen, E. 8. Jh. und 9. Jh.: Stephan Beissel S.J., Entstehung der Perikopen des röm. Meßbuches, Frbg. 1907 [Stimmen aus Maria Laach, Erg.h. 96], S. 149; vgl. auch Cyril L. Smetana O.S.A., Aelfric and the Early Mediaeval Homiliary, Traditio 15, 1969, S. 175), am sechsten (z. B. Fulda, zw. 826 und 844, vgl. Hrabanus Maurus, Homilia CVI: Migne, P.L. 110 Sp. 344; Echternach, zw. 1039 und 1043: Joachim Plotzek, Das Perikopenbuch Heinrichs III. in Bremen..., Diss. Köln 1970 [masch.], S. 173f.; Salisbury, M. 13. Jh.: The Sarum Missal, ed. John Wickham Legg, Oxf. 1916 [Ndr. 1969], S. 178; Straßburg, 1488, und Basel, E. 15. Jh.: [35] S. 34*-38*) und - in Spanien - am neunten (9. Jh.: St. Beissel a. a. O. S. 94) und zehnten Sonntag (6. Jh.: ebd. S. 86).

In der kath. Kirche wurde erst durch die Ordnung des Missale Romanum (ed. princ. Rom 1570) verbindlich vorgeschrieben, den Lc-Text am vierten Sonntag nach Pfingsten zu verlesen (vgl. Abb. 30). Daß im prot. Gottesdienst vielerorts weiterhin spätma. Perikopenordnungen gültig blieben, bezeugen zahlreiche Postillen, vgl. etwa Texte und Bilder zum fünften Sonntag nach Trinitatis bei Joh. Ulr. Krauß, Heilige Augen- und Gemuͤths-Lust, Vorstellend Alle Sonn-, Fest- und Feyrtaͤgliche Nicht Nur Evangelien Sondern auch Epistelen und Lectionen ..., Augsb. 1706, Taf. 48, und Paul Vermehren, Jesus und seine Kirche, Dresden und Lpz. 1713, Bl. N 2 (vgl. Abb. 35).

In Evangelistaren und Lektionaren begegnen Bilder des F. seit dem 11. Jh. Sie können dem Text auf verschiedene Weise zugeordnet sein: vor der Perikope (Bremen, Univ.bibl., ms. b. 21, fol. 82r, Echternach, zw. 1039 und 1043: Das Evangelistar Heinrichs III. ..., Faks., Wiesb. 1981) oder neben dieser (Schaffhausen, Stadtbibl., cod. Gen. 8, fol. 40r; dort und auf fol. 41r jeweils zwei Darstellungen zu Lc 5,1-11, Niederösterr., um 1330: Alfr. Stange, Jb. Kh. Slgn. NF. 6, 1932, S. 65 Abb. 63).

In den volkssprachlichen Plenaren, seit 3. V. 15. Jh. in verschiedenen Ausgaben weit verbreitet (zur Bibliogr. vgl. - unvollst. - Paul Pietsch, Ewangely und Epistel Teutsch. Die gedruckten hochdt. Perikopenbücher [Plenarien] 1473-1523, Gött. 1927, S. 244-258; Hans Rost, Die Bibel im MA, Augsb. 1939, S. 356-359, 402-408), war es nahezu immer üblich, der Lc-Perikope ein Bild beizugesellen. Oft wurden diese Illustrationen in späteren Ausgaben wiederverwendet (Beispiele s. Sp. 327) oder zur Bebilderung anderer Werke, z. B. von Postillen, herangezogen (s. Sp. 328).

Auch stark verkürzte oder erweiterte Fassungen der Plenare weisen gewöhnlich den F. zu dieser Stelle auf.

Ein Holzschnitt in einem fragmentarisch erhaltenen, nach Art der Plenare angelegten Nürnberger Gebetbuch von 1543 ist wohl darin ein zweites Mal verwendet und war ursprünglich für ein zw. 1500 und 1510 entstandenes Plenar geschaffen („Evangelia wie man sy durch das gantz Jar nach einander list mit schoͤnen Figuren“: Campbell Dodgson, Holzschnitte zu zwei Nürnberger Andachtsbüchern aus dem A. des XVI. Jh., Bln. 1909 [Graph. Ges., 9. Veröff.], S. 5f.).

Das von Chr. Flurheym herausgegebene Buch, das außer Evangelien und Episteln die vollständigen Meßtexte enthält, folgt in Texten und Bebilderung u. a. den in Straßburg seit 1488 bei Thomas Anshelm und den in Basel seit 1514 bei Adam Petri veröffentlichten Plenaren und bietet zwei Bilder zum Lc-Text, das eine zum fünften Sonntag nach Trinitatis, das andere zum Fest des hl. Andreas (Alle Kirchen gesäng vnd gebeth des gantzen iars ..., ed. princ, Lpz. 1529, T. 1 Bl. 16r und T. 2 Bl. 28r: [35]).

Wiedergaben dieses Themas begegnen auch in zwei verschiedenen Überarbeitungen des Speculum humanae salvationis aus dem 15. Jh. (s. dazu Verf.lex. Bd. 4 [1953] Sp. 243), in denen man entweder zum lat. Text und einer A. 15. Jh. verfaßten, hierfür übergangenen dt. Prosaübersetzung oder nur zu einer gekürzten dt. Übersetzung die Evangelien der Sonn- und Feiertage sowie kommentierende Kirchenväterzitate stellte und wie die Plenare mit Bildern versah.

War die ed. princ. der ersten Redaktion (Augsb. 1473: Hain Nr. 14929) unbebildert und ohne die zusätzlichen biblischen Texte geblieben, verschränkte man in den Basler Drucken Speculum und „Plenar“, nachdem schon in dort zw. 1420 und 1440 entstandenen Hss. des Speculum ein Anhang dieser Texte üblich war (s. Arnold Pfister, Das dt. Spec. hum. salv. ... und der frühe Basler Inkunabelholzschnitt, Diss. Basel 1937, S. 13-15), erstmals in der Ausg. Basel [Bernh. Richel] 1476, Bl. 187r,v: Abb. 22; [30] Bd. 21 Taf. 47 Abb. 261; ein Probedruck ohne Text in der Morgan Libr.: Alfr. Pollard, Cat. of Mss. and early printed books ... of the Libr. of J. Pierpont Morgan II, Bd. 1, New York 1907, S. 233f. Nr. 224; nach diesem Druck: Mirouer de la salvation humaine, Lyon 1478, Bl. 172v,a-b: A. Pfister a. a. O. S. 122).

Auch Drucke der zweiten Redaktion („Der Spiegel menschlicher behaltnisse“, s. Verf.lex. a. a. O. und Hain Nr. 14933-14941) zeigen Bilder zur B. d. A. nach Lc (z. B. Augsb. [Hans Schönsperger] 1500, Bl. 228r: Hain Nr. 14940; Spegel der mynschlichen Behaltnisse, Lübeck [Lucas Brandis] o. J., wohl zw. 1473 und 1475: [30] Bd. 10 Taf. 87 Abb. 438f.).

In der Nachfolge der Plenare bieten auch die illustrierten Postillen mindestens ein Bild zur Berufungsperikope.

Eines der frühesten Beispiele ist wohl die in zahlreichen lat. und wenigen ital. Ausgaben erschienene „Postilla“ des Wilhelm von Paris (Guillelmus, Guillermus, Guilerinus Parisiensis; vgl. H. Rost a. a. O. [Sp. 326] S. 408-411), die seit der Ausg. Basel (Mich. Furter) 1491 reich illustriert wurde ([30] Bd. 22 Taf. 60 Abb. 365 und Taf. 62 Abb. 398).

Der Anlaß dafür blieb, ungeachtet der im 16. Jh. immer deutlicher ausgeprägten konfessionellen Differenzierung, gleich: Stellten kath. Autoren die Sonn- und Festtagsevangelien (Hieronymus Natalis Der Name des Attributs „[Person“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.], S.J., Adnotationes et meditationes ..., Antw. 1593, Taf. 17: Abb. 30) sowie oft auch die betreffenden Meßformulare vor und kommentierten diese, gaben prot. Theologen nach dem Vorbild von Luthers Kirchenpostille (ed. princ. Witt. 1527) eine Folge von Predigten oder ausdeutenden Texten zu den gottesdienstlichen Perikopen im Verlauf des Kirchenjahres heraus, der katechetische Texte hinzugefügt sein konnten (vgl. J. U. Krauß a. a. O. und P. Vermehren a. a. O. [Sp. 324]).

Oft gebrauchte man für die Illustration solcher Bücher ältere Druckvorlagen.

Das Berufungsbild in der (kath.) Postille „Doctrina, vita et passio Iesv Christi ...“, Ffm. 1537, Bl. H2v, ist der wiederverwendete Holzschnitt des Monogrammisten IS aus „Teutsch Ewangeli Vnd Epistel ...“, Hagenau 1516, dort auf Bl. 97v; nochmals gebraucht in Gg. Wicelius, Postilla. Epitome homiliarum Dominicalium ..., Mainz 1543, Bl. 313r(Maria Consuelo Oldenbourg, Die Buchholzschnitte des Hans Schäuffelein, Baden-Baden und Strbg. 1964 [Stud. zur dt. Kg., Bd. 340], S. 127 und 129f.). Der Holzschnitt in Jakob Wujek S.J., Postilla..., Krakau 1584, Bd. 2 S. 106 (vgl. Ewa Chojecka, Dt. Bibelserien in der Holzstockslg. der Jagelion. Univ. in Krakau, Baden-Baden und Strbg. 1961 [Stud. zur dt. Kg., Bd. 321], S. 208 und Abb. M-204), ist Kopie des entsprechenden Holzschnitts in Jost Amanns „Icones novi testamenti“, Ffm. 1571 (s. unten).

Gerade in den Postillen etwa vom 2. Dr. 16. Jh. an, in denen man häufig der Bildausstattung noch größeres Gewicht beimaß, gehörten Vergegenwärtigungen des Berufungsthemas zur üblichen Bebilderung.

So findet sich unter den Holzschnitten, die Hans Sebald Beham und Michael Ostendorfer zur Erstausg. von Joh. Ecks Bibelkommentar beisteuerten, im zweiten, wie eine Postille angelegten Teil zum Evangelium am sechsten Sonntag nach Pfingsten eine Darstellung des F. (Christenliche außlegung der Euangelien ..., Ingolstadt 1530, T. 2 Bl. 116v: Aukt.kat. Hartung und Karl, München, Aukt. 37, 11.-13. Mai 1982, S. 37 Nr. 163 mit Abb.). Im Kommentar erläutert der Verfasser die besondere Bedeutung des kirchlichen Amtes, zu welchem die Apostel berufen sind, und belegt dies mit gängigen Zitaten aus patristischer Literatur (J. Eck a. a. O. Bl. 116v-118v; vgl. Sp. 315f.).

Oft dienten die Bilder nicht mehr allein katechetischen Zwecken, sondern erklärtermaßen auch künstlerischer Anleitung: man beanspruchte damit, bestimmte religiöse Themen vorbildhaft wiedergegeben zu haben.

Daß man so größere Wirkung zu erzielen hoffte, verraten die in späteren Auflagen geänderten Titel von Jost Amanns „Icones novi testamenti“, Ffm. 1571 (zum Bild des F. Carl Becker, J.A. ..., Lpz. 1854 [Ndr. Nieuwkoop 1961], S. 222 Nr. 70): „Künstl. Und wolgerissene figuren der fürnembsten Evangelien ...“, Ffm. 1579 (ebd. S. 18 Nr. 68); „Icones Evangeliorum. Künstl. Figuren über alle und jede Evangelien ... so man auff die Sonn und Feyertag in der Kirchen Gottes pfleget zu handien, allen kunstliebenden Mahlern und Bildhauwern zu bes. Wolgefallen und Nutz ...“, o. O. (Ffm.) 1587, mit des Predigers Conrad Lauterbach lat. und dt. „Verßlein der zarten Jugentt und anderen einfeltigen Leuten zu besserer anleytung und gedechtnus“ (ebd. S. 224 Nr. 73; B. ill. Bd. 20,2 S. 342 Nr. 2.70, dort fälschlich als „Joh 21“).

b. In Evangeliaren ist die Verwendung von Bildern dieses Themas erstmals in dem E. 6. Jh. in Italien entstandenen Ms. 286 in Cambridge, Corpus Christi College, faßbar. Auf der ganzseitigen Miniatur auf fol. 129v, die der Illustrator dem Lc-Evangelium voranstellte, finden sich in der linken Kolumne neben dem Bild des Evangelisten u. a. Darstellungen zu Lc 5,3 und Lc 5,8 (Abb. 2; vgl. Francis Wormald, The Min. in the Gospels of St. Augustine, Cambr. 1954, Taf. 7; Raymond Iean Page in: Matthew Parker’s Legacy, Cambr. 1975, S. 9).

Auch wenn - nach derzeitigem Kenntnisstand -kein Beispiel in griechischen Hss. vorikonoklastischer Zeit genannt werden kann, dürfte es zumindest ein solches Bild gegeben haben. Dies legt ein Eintrag in cod. 48, p. 129, der Stiftsbibl. St. Gallen nahe; etwa M. 9. Jh. registrierte man die Bildausstattung eines in einem oberital. Kloster vorhandenen griechischen Evangeliars, darunter Hinweise auf eine Darstellung zu Mt 4,18-20 oder Lc 5,1-11 (Florentine Mütherich, Das Verz. eines griech. Bilderzyklus in dem St. Galler Cod. 48, Dumbarton Oaks Papers 41, 1987 [Stud. on Art and Arch. in Honor of Erich Kitzinger], S. 417).

In den marginal illustrierten Hss. aus mittelbyzantinischer Zeit ist häufig nur ein einziges Bild zum Text, oft des Io-Evangeliums, gestellt (z. B. Wien, Österr. Nat.bibl., cod. theol. gr. 154, fol. 223r, Tetraevangeliar, Konstantinopel [?], 11. Jh.: Ausst.kat. „Byzanz und das Abendland“, Wien 1981, S. 478f. Nr. 379; Paris, Bibl. Nat., ms. suppl. gr. 27, Bd. 2 fol. 4r, Evangeliar, 12. Jh.: [31] S. 48, Taf. 98 Abb. 7; vgl. jedoch: Venedig, S. Giorgio dei Greci, Evangeliar, 11. Jh., fol. 63r [Mt] und 145r [Lc]: Rob. P. Bergman, The Salerno Ivories, Cambr./Ma. und Ld. 1980, S. 66, Abb. 112).

Die Evangeliare, deren Bebilderung durch vielszenige, dem Text inserierte Bilderfolgen geschah, enthalten regelmäßig mehrere Darstellungen zu den verschiedenen Textabschnitten (vgl. Millet S. 190f.):

Das Pariser Tetraevangeliar bietet alle in den vier Evangelien geschilderten B. d. A. (Paris, Bibl. Nat., ms. gr. 74, fol. 7v, 8r [Mt], 65v [Mc], 115r [Lc] und 169r [Io], Konstantinopel, M. 11. Jh.: Henri Omont, Evangiles avec peintures byz. du XIe s., Paris 1908, Bd. 2 Taf. 10f., 60, 102, 145), während im Florentiner Tetraevangeliar Mc 1,16-18 unbebildert blieb (Florenz, Bibl. Laur., cod. Plut. VI. 23, fol. 9r [Mt], 111v [Lc], 169r und 170r [Io], Konstantinopel, spätes 11. Jh.: [36] Taf. 8 Abb. 18, Taf. 44 Abb. 196, Taf. 58 Abb. 269f.; ähnlich auch London, Brit. Libr., Add. Ms. 39627, fol. 14v, 15r [Mt], 150r [Lc] und 215r [Io], Bulgarien, 1356: Ljudmila Shivkova, Das Tetraevangeliar des Zaren Ivan Alexander, Recklinghausen 1977, Taf. 12 Abb. 21, Taf. 32 Abb. 199 und Taf. 49 Abb. 284).

Bei der Ausstattung lateinischer Hss. des Hoch-MA - soweit aufgrund der bisher untersuchten Beispiele Aussagen dazu möglich sind - scheinen Gestaltungen dieses Themas nur zu gewissen Zeiten und innerhalb bestimmter Überlieferungen gebräuchlich gewesen zu sein. Ob dies im Einzelfall liturgischem Textgebrauch, den fortgeschriebenen Gepflogenheiten einzelner Skriptorien oder der Verwendung solchermaßen disponierter Vorlagen entsprach, ist bisher nicht hinreichend erforscht.

Im 11. Jh. in Echternach entstandene Evangeliare zeigen die B. d. A. zu Mt 4,18-22 entweder in einer Bilderfolge auf einer der dem Evangelium vorangestellten Bildseiten (Nürnberg, Germ. Nat.mus., Hs. 156142, fol. 20r, um 1030: Das goldene Evangelienbuch von Echternach ..., Faks., Ffm. 1982) oder unmittelbar der Perikope beigesellt (El Escorial, Real Monasterio, Cod. Vitr. 17, fol. 26v, zw. 1043 und 1046: Abb. 6).

Ein solches Bild dem Mc-Text zuzuordnen war in einer anderen Gruppe von Hss. ebenfalls seit dem 11. Jh. üblich. Meist wird im ersten Bild zum Evangelium die Predigt Johannes des Täufers und die B. d. A. vorgewiesen, so im sog. Bernward-Evangeliar (Hildesheim, Domschatz, ms. 18, fol. 75r, Westf., zw. 1011 und 1014: Marlies Stähli, Die Hss. im Domschatz zu H., hg. von Helmar Härtel, Wiesb. 1984 [Ma. Hss. in Nieders., H. 7], S. 18 und 34) und im Evangeliar Heinrichs des Löwen (Wolfenbüttel, Hzg. August Bibl., cod. Guelf. 105 Noviss. 2°, fol. 74r, Helmarshausen, gegen 1188: Evangeliarium Henna Leonis. Autorisiertes vollst. Faks. ..., Ffm. 1988). Das Evangeliar aus Kloster Neuwerk in Goslar zeigt vor dem Evangelium zusammen mit dem Bild des Markus die Taufe Jesu und die B. d. A. (Goslar, Rathaus, Evangeliar, fol. 44r, Westf. oder Sachsen, um 1230/1240: Adolph Goldschmidt, Das Evangeliar im Rathaus zu G., Bln. 1910, Taf. 4).

c. In lat. Bibeln ist die B. d. A. erstmals in der sog. Farfa-Bibel aus S. Maria de Ripoll nachweisbar (Bibl. Vat., cod. lat. 5729, Katalanien, 1. H. 11. Jh., fol. 367r: Neuss, Bibelill., S. 116, Taf. 49 Abb. 143). Vom 12. Jh. an finden sich unter den - meist dem Mc- und Lc-Evangelium vorangestellten -ausgewählten Szenen auch die Berufungen.

So in der sog. Kapuziner-Bibel (Paris, Bibl. Nat., ms. lat. 16746, fol. 28v und 64v, Champagne, 4. V. 12. Jh.: Abb. 9; vgl. Walter Cahn, Roman. Bible Illum., Ithaca und New York 1982, S. 278f. Nr. 97), in der Bibel Clemens’ VII. (London, Brit. Libr., Add. Ms. 47672, fol. 390r [Mc], Ital., fr. 14. Jh.: Foto Ld., Courtauld Inst., 25/30.18) und in der sog. Hamilton-Bibel (Berlin, StMPK, Kk., Ms. 78 E 3, fol. 379v [Mc], Neapel, zw. 1350 und 1360: [32] S. 57, zur Hs. Helmut Boese, Die lat. Hss. der Slg. Hamilton zu Berlin, Wiesb. 1966, S. 45f.).

Illustrationen, im ausgehenden MA in Bibeln eher selten (anders in Bearbeitungen der Bibel, s. Sp. 336ff.), mehren sich vom 16. Jh. an mit der jetzt großen Zahl volkssprachlicher Ausgaben und sind häufig dem Mt-(Mc)- und/oder Lc-Evangelium inseriert.

Beispiele hierfür bieten einige der in hohen Auflagen verbreiteten Ausgaben der Bibelübersetzungen Martin Luthers, etwa: Neues Testament, deutsch ..., Nbg. 1526 (Holzschnitt von Hans Sebald Beham: Hollstein, German engr., Bd. 3 S. 168), auch die sog. „Wittenberger“ Holzschnittbibel, Ffm. 1671 (vgl. Schmidt, Lutherbibel, S. 494). Die Holzschnitte wurden oftmals in Postillen und anderen erbaulichen Werken erneut verwendet, s. oben Sp. 327f., oder aus diesen übernommen (ebd.).

Die mit Holzschnitten nach Godefroid Bellain versehene, bei Plantin 1573 in Antwerpen erstmals erschienene lat. Bibel enthält zum Mt- wie zum Lc-Evangelium ein Bild (Max Rooses [Hg.], Het oud en het nieuw testament. II. Het nieuw testament. Afdruk der oorspronkelijke platen..., Antw. 1911 [Uitgaven van het Mus. Plantin-Moretus te A.], Taf. 10 und 80).

Die meisten Beispiele seit der 2. H. 16. Jh. sind in mehr oder weniger textierten Bilderbibeln enthalten.

Für den von Gerard de Jode herausgegebenen „Thesaurus Novi Testamenti ... continens Historias Miracula Domini Nostri Jesu Christi“, Antw. 1585, verwandte man S. 223 einen Kupferstich des Antoine Wierix nach Entwurf des Marten de Vos (Marie Mauquoy-Hendrickx, Les estampes de W. conservées au Cabinet des Estampes de la Bibl. Roy. Albert Ier, Bd. 1, Brüssel 1978, S. 39 Nr. 272; vgl. Abb. 29; dazu Adelh. Reinsch, Die Zchgn. des M. d. V, Diss. Tüb. 1965, S. 105). Diesen nahm als Vorlage noch Pieter Hendricksz. Schut für seinen Kupferstich in Toneel oste Vertooch der Bybelsche Historien, Amst. 1659 (Ndr., hg. von Victorine Bakker, o. O. 1963 [Zwarte Beertjes, 720]), Taf. 20. - In der franz. „Hist. du Nouveau Testament“, Antw. 1700, bietet Taf. 12 der von Ottmar Elliger d. J. entworfenen Illustrationen unten die B. d. A. nach Mt, Taf. 20 die nach Io (Abb. 37). - Phil. Andr. Kilian schilderte die B. d. A. nach Mt 4,18-22 in seinen „Hist. Abb. der Geschichten Neuen Testaments“, Augsb. o. J. (ca. 1750; mit lat. Titel: „Picturae chalcographicae Historiam Veteris et Novi Testamenti“, Augsb. o. J. [1758]; mit lat. und dt. Titel: o. O. und J. [Lpz., ca. 1758], Nr. 86), nach einem Gemälde des Niccolo Grassi. Auf der Tafel ist, wie auch sonst gelegentlich, das Wort Petri Mt 19,27 zitiert („Ecce nos reliquimus omnia et secuti sumus te“, vgl. Sp. 367), dazu eine Inschrift angebracht, die dem Betrachter eine bestimmte Deutung nahelegt: „Dem Heiland folgt dies Paar, das alles hat verlaßen./ Ach daß mein Glaub möcht’ auch den Gehorsam faßen“.

In Winterthur erschienen 1779 „60 Biblische Geschichten des neüen Testamentes“, eine Folge von wohl für den Schul- und Katechismusunterricht ausgewählten, in deutscher Sprache nacherzählten Abschnitten der Evangelien mit Kupferstichen von Joh. Rud. Schellenberg; die zur Lc-Perikope zugehörige Illustration Nr. 16 zeigt den Kniefall Petri vor Jesus (vgl. Brig. Thanner, Schweiz. Buchill. im Zeitalter der Aufklärung am Beisp. von Joh. Rud. S., Winterthur 1987 [Diss. München 1986], Bd. 1 S. 471).

In den großen Bilderfolgen zur Bibel aus dem 19. Jh. wurde der B. d. A. - meist der nach Lc -verschiedentlich gedacht (manche Beispiele bei Birgit Schulte, Die Darstellungen der Wundertaten Christi in der Mal. und Graphik des 19. Jh., Bern usw. 1988 [Europ. Hochschulschr., R. 28 Bd. 81; Diss. Münster 1987], S. 111-124), häufiger ist an dieser Stelle jedoch die ganze Schar der von Jesus Berufenen vor Augen gestellt (s. *Jünger [als Gefolge Christi]).

Friedr. Olivier nahm unter die 1836 veröffentlichten 50 Kupferstiche zum NT ein Bild zu Lc 5,7 auf (vgl. Ludw. Grote, Die Brüder O. und die dt. Romantik, Bln. 1938 [Forschgn. zur dt. Kg., Bd. 31], S. 354). Friedrich Overbeck widmete 1844 dem Lc-Bericht ein von Rud.

Stang gestochenes Bild der Seepredigt Jesu, Lc 5,3 (Darstellungen aus den Evangelien nach 40 Originalzchgn. von F. O. im Besitz des Frhr. Alfr. von Lotzbeck auf Weihern, Ddf. 1855, Nr. 16; Abb. 46). Ein Holzschnitt zu „Lc 5,6“ nach Gustave Dorés Entwurf zeigt die Jesus nachfolgenden Apostel (gemäß Lc 5,11; La Sainte Bible selon la Vulgate, Paris 1866, S. 380; vgl. Henri Leblanc, Cat. de l’œuvre complèt de G. D., Paris 1931, S. 50; Millicent Rose [Hg.], The Doré Bible Ill., New York 1974, Abb. S. 174).

d. In den seit 2. H. 12. Jh. immer häufigeren harmonisierenden Bearbeitungen des Bibeltextes begegnen Darstellungen meist mehrerer B. d. A. Die Mehrzahl der bisher bekannt gewordenen Beispiele ist nach der durch Petrus Comestor vorgegebenen Reihenfolge geordnet (s. Sp. 309) und Texten beigegeben, die ganz oder in Teilen dessen „Historia scholastica“ folgen (vgl. Abb. 13). Auch dort, wo das nicht der Fall war, behielt man die Ordnung der Illustrationen häufig bei.

Die um 1320/1330 in England entstandene sog. Holkham-Bibel (London, Brit. Libr., Add. Ms. 47 682) erinnert in Darstellungen auf fol. 19v, 20r und 22r,v an die B. d. A. nach Io und Lc (Faks.: William Owen Hassal, The Holkham Bible Picture Book, Ld. 1954). Während die Urheber des Programms bis dahin treu der „Historia scholastica“ gefolgt waren, verzichteten sie jedoch auf deren cap. 44-118, mithin auf die dritte, in cap. 45 geschilderte Berufung nach Mt (vgl. Montague Rhodes James, The Walpole Soc. 11, 1922-1923, S. 5). Gleiches gilt für die 1399 in Freiburg i. Br. geschriebene „Historia evangelica“ (Karlsruhe, Bad. L.bibl., Hs. Tennenbach 8, fol. 17v [Io], 20v [Lc]: Lieselotte E. Stamm, Die Rüdiger-Schopf-Hss., Aarau usw. 1981, S. 173 Abb. 114, S. 350). In einer ital. Version dieses Werks sind hingegen die Berufungen nach Lc und Mt ins Bild gesetzt (Mailand, Bibl. Ambr., Cod. L. 58 sup., fol. 27r und 32r,v, Lombardei, E. 14. Jh.: Bernh. Degenhart und Annegret Schmitt [Hgg.], Evangelica hist. ..., Mail. 1978 [Fontes Ambrosiani, 58]).

Nicht in der Petrus-Comestor-Tradition steht die 1399 in Padua von Giacopo Gradenigo verfaßte und geschriebene Evangelienharmonie „Li quattro Evangeli concordati in uno“, Berlin, StMPK, Kk., Hs. 78 C 18. Sie enthält auf fol. 9r Schilderungen der B. d. A. nach Lc, welche getreu die zwischen 1375 und 1378 geschaffenen Fresken des Giusto de’ Menabuoi im Paduaner Baptisterium wiederholen (Berta Segaila, Ein Paduaner Cod. von 1399 im Kk. zu B., Berliner Museen 49, 1922, S. 134 und 135 Abb. 5; zu Giusto: [34] Taf. 33 und Sp. 388).

Die lediglich mit knappen deutschen Beischriften versehene Bilderfolge, die man für den Rest einer „Bilderbibel“ hielt, bietet in jeweils zwei Registern auf fol. 2r,v(Abb. 20), 3r, 5v und 6r mehrere Szenen nach Mc, Io und Lc (Freiburg i. Br., Univ.bibl., Hs. 334, und New York, Morgan Libr., M. 719-720, Straßburg [?], um 1410-1420: Jos. Herm. Beckmann und Ingeborg Schroth [Hgg.], Dt. Bilderbibel aus dem späten MA, Konstanz 1960).

Welche Bibelstellen gemeint sind, wird durch am oberen Bildrand angebrachte, nicht immer korrekt beschriftete Evangelistensymbole sowie Kapitel- und Versangaben kenntlich gemacht. Der Versuch von L. E. Stamm (Die Freiburger Bilderbibel in neuer ikonograph. Sicht: Die Entdeckung eines weiteren Fragments in London, ZAK 43, 1986, S. 113-123), der Reihenfolge der rekonstruierten Hs. die Blätter des stilistisch nahe verwandten Add. Ms. 24 679 der Brit. Libr., London, ebenfalls Fragment, voranzustellen, überzeugt nicht. Er widerspricht der unterstellten Abhängigkeit vom Text des Petrus Comestor und geht von einer Reihe unzutreffender Benennungen von Darstellungen im Freiburger Fragment aus.

e. Auch reich bebilderte Historienbibeln enthalten bisweilen Darstellungen zu den Berufungen. In der mit deren Text gleichsam „rekonstruierten“ Chronologie des Lebens Jesu gehört die B. d. A. zu den frühesten berichteten Begebenheiten.

Jeweils in einem Bild bieten die Berufung mehrere, in den nördl. Niederlanden in der 1. H. 15. Jh. entstandene Beispiele: Den Haag, Koninkl. Bibl., ms. 78 D 38, Bd. II fol. 152v, Utrecht, um 1430: J. P. J. Brandhorst und Klara H. Broekhuijsen-Kruijer, De verluchte hss. en incunabelen van de Koninkl. Bibl., Den Haag 1985, S. 52 Nr. 145; Brüssel, Bibl. Roy. Albert Ier, ms. 9022, fol. 27v, wohl 1431: [43] S. 135 Nr. III 39; auch in der Hs. Den Haag, Koninkl. Bibl., ms. 69 B 10, fol. 104r (olim 98r), Utrecht, 1443, wo man die B. d. A. in der Initiale „D(i)“ am Beginn des Textes der Act wiedergab, wohl um die im Text mitgeteilte Zeitangabe „in dein daghe dat hi den apostelen beual ...“ zu veranschaulichen (zur Hs.: Rob. G. Calkins, Distribution of Labor: The Illuminators of the Hours of Catharine of Cleves and Their Workshop, Philadelphia 1979 [Transactions of the Amer. Philos. Soc. 69, T. 5], S. 50 Abb. 50; [43] S. 143-145). - In zwei Bildern schilderte man die B. d. A. nach Io und Lc um 1460 in der in Utrecht geschaffenen Bibel des Evert van Soudenbelch (Wien, Österr. Nat.bibl., cod. 2772, fol. 21r und 23r: Hss. und Inkunabeln Wien, Bd. III,1 S. 66, Bd. III,2 Abb. 180 und 183).

Auch in den Frühdrucken der „Neuen Ee“ trifft man auf eine Darstellung der Berufung, die wohl jeweils Lc 5,3 illustrieren soll („De nye Ee vnd’ dat passional van Jhesus vnd Marien levende“, Lübeck [Lucas Brandis] 1478 und 1482: [30] Bd. 10 Taf. 63 Abb. 141, Taf. 74 Abb. 267; zur Benennung: Achtnich S. 41). Der Holzschnitt der Ausg. von 1478 stimmt mit dem Berufungsbild im nicht dat. „Spiegel der mynschlichen Behaltnisse“ aus der gleichen Offizin überein ([30] Bd. 10 Taf. 87 Abb. 438; s. Sp. 327).

f. Die in der 1. H. 16. Jh. ausgeführten Harmonisierungen der Bibel (s. Sp. 308f.) sind selten bebildert. Eine Ausnahme ist die Evangelienharmonie des Speyerer Diakons Jakob Beringer, deren tafelartige Holzschnitte die im Text erwähnten Ereignisse synchron, in eine Landschaft gestellt wiedergeben, jeweils mit Beischrift der entsprechenden Bibelstellen (Abb. 28; vgl. [40] S. 72-81).

g. Da man die B. d. A. auch in der Leben-Jesu-Dichtung behandelte und über den Bibeltext hinaus poetisch ausgestaltete, ist dieser Ereignisse dort oft in einem oder in mehreren Bildern gedacht.

Der Illustrator einer engl. Hs. aus dem 3. V. 14. Jh. wies zum lat. Text eines anonymen Verfassers, in dem man früher Anselm von Lucca vermutete (so Migne, P.L. 149 Sp. 591-597), ein Bild nach Mt 4,18 vor (Cambridge, Fitzwilliam Mus., Add. Ms. 259, fol. 7v: Fr. Wormald und Phyllis M. Giles, A Descriptive Cat. of the Add. Illum. Mss. in the Fitzwilliam Mus. ..., Bd. 1, Cambr. 1982, S. 190; zur Dat. auch Alexander, Survey, Bd. 5,2 S. 135 Nr. 122).

In den bebilderten Hss. der „Meditationes vitae Christi“ des Ps.-Bonaventura sind, dem Text entsprechend (vgl. Sp. 308), mehrere Bilder den B. d. A. gewidmet (z. B. Paris, Bibl. Nat., ms. ital. 115, fol. 73v [Io], 76v

[Mt], 77r [Lc], Siena, vor 1370: Ragusa-Green S. 130 Abb. 109, S. 136f. Abb. 115f.).

In theol. Werken, in denen man auf die ntl. Berufung(en) hinwies, z. B. in Homiliarien und der Erbauung dienender Literatur, bestand Anlaß, deren Wortlaut durch Bilder der B. d. A. zu veranschaulichen.

So stellte man z. B. in einer Hs. der „Sacra Parallela“ des Johannes von Damaskus neben den Textabschnitt zu Mt 4,21f. ein Bild mit der Berufung der Zebedaiden (Paris, Bibl. Nat., ms. gr. 923, fol. 145v, Palästina [?], 1. H. 9. Jh.: Kurt Weitzmann, The Min. of the Sacra Parallela..., Princeton 1979 [Stud. in Ms. Illum., 8], S. 161f., Taf. 87 Abb. 399; zur umstrittenen Lokalisierung der Hs. vgl. André Grabar, Les mss. grecs enluminés de provenance ital. [IXe-XIe s.], Paris 1972 [Bibl. des Cah. Arch., Bd. 8], S. 21-24).

Mehrfach begegnen in griech. Hss. der Homilien des Gregor von Nazianz Bilder u. a. von Berufungen: In der Sammlung aller Homilien, Paris, Bibl. Nat., ms. gr. 510, ist auf der Bildseite fol. 87v nach der Predigt zum Begräbnis von Gregors Vater (Migne, P.G. 35 Sp. 1000f.) dessen Bekehrung vorgestellt; voraus geht in mehreren Registern eine Reihe von ntl. Berufungen, beginnend mit der nach Lc (Konstantinopel, gegen 880 [zw. 880 und 886?]: [31] Taf. 30; vgl. Sirarpie Der Nersessian, Dumbarton Oaks Papers 16, 1962, S. 199f.). - In der ill. niederl. Ausg. der „Vita Christi“ des Ludolf von Sachsen bot man Bilder zur Berufung nach Io und Lc (Leven Ihesu Christi, Antw. Der Name des Attributs „[Person“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. Leen] 1487, Bl. I1r und K4v: Abb. 23). - Der von P. Coelestin Leuthner O.S.B. zusammengestellten Beschreibung gab man u. a. zwei der B. d. A. nach Mt gewidmete Kupferstiche von Jos. Seb. Klauber nach Gottfried Bernh. Göz bei (Vita, Doctrina, Passio Domini nostri Jesu Christi ..., Augsb. 1733, Nr. 16 [zu Mt 4,18] und 17 [zu Mt 4,19]).

In ill. Drucken des „Itinerarium Beatae Virginis Mariae“ (s. dazu Verf.lex., 2. Aufl., Bd. 4 [1983] Sp. 428f.)

gab man regelmäßig den F. wieder (z. B. Ausg. Basel [Lienhart Ysenhut] vor 1489, T. 4 Nr. 22: [30] Bd. 22 Taf. 36 Abb. 223), ebenso in Ausgaben der dt. Übersetzung (z. B. „Walfart oder bylgerung vnser lieben frawen“, Ulm [Joh. Reger] 1487, Bl. 22r: ebd. Bd. 7 Taf. 67 Abb. 172). In ill. Ausgaben der „Esercitii spirituali“ des Ignatius von Loyola (ed. princ. der lat. Ausg.: Rom 1548) ist den „mysteria“ des Lebens Christi, dem Stoff, der dem Betrachtenden für die vierte Woche seiner Exerzitien anempfohlen ist, eine Tafel mit Darstellungen beigegeben: in der Mitte die B. d. A. (darunter „Venite ad me omnes qui laboratis, & ego reficiam vos. Matt. 11“), in den Ecken der zwölfjährige Jesus im Tempel, Taufe und erste Versuchung sowie Jesu Gang auf dem Wasser (Esercitii spirituali di S. Ignatio di Loiola ..., Rom 1649, Lage II, a: Ursula König-Nordhoff Ignatius von L., Stud. zur Entwicklung einer neuen Heiligen-Ikonogr. ..., Bln. 1982, Abb. 282; Exercitia spiritualia ..., Prag 1735, Bl. Cc 1v: vgl. Aukt.kat. Hartung & Karl, München, Aukt. 28, 15.-17. Mai 1979, Nr. 1321).

2. Bildprogramme zum Leben Jesu

In zahlreichen Bildprogrammen zum Leben Jesu ist die B. d. A. eine der Szenen seines öffentlichen Wirkens. Über das Zustandekommen solcher Zyklen ist im allgemeinen wenig bekannt; aufgrund der großen Denkmälerverluste erlauben die zwischen erhalten gebliebenen Beispielen etwa bestehenden Übereinstimmungen noch keine zwingenden Rückschlüsse auf unmittelbare Zusammenhänge. Es bleibt daher fast immer offen, ob außer der Vorstellung des historischen Geschehens und der fraglos implizit enthaltenen Begründung, es sei gezeigt, daß Jesus Menschen in seine Nachfolge berief und damit zugleich Kirche und apostolisches Amt stiftete (s. Sp. 320), noch andere Absichten einzelnen Wiedergaben zugrundelagen oder dazu führten, überlieferten Bildfolgen Darstellungen der B. d. A. zu integrieren.

a. Die meisten der hier einschlägigen Zyklen sind an oder in Kirchengebäuden angebracht; deswegen begegnet das Berufungsthema an allen Stellen des Kirchenraumes in nahezu allen Kunstgattungen (s. Leben Jesu).

b. Über das seltenere Vorkommen einschlägiger Darstellungen in anderem Zusammenhang geben nur mehr wenige vereinzelte Nachrichten oder Beispiele Auskunft.

Die B. d. A. nach Mt folgte auf Taufe im Jordan und Hochzeit in Kana als letztes der Wandbilder im Lütticher Bischofspalast, vielleicht Bischof Hartgers I. (841-855), wie aus den von Sedulius Scottus verfaßten Tituli bekannt ist („Cephan, Andream Messias puppe sequestrat“, Carmen XLVIII, 20, in: MG Poetae lat. aevi Carolini, Bd. III, 1 [1896; Ndr. Zh. und Bln. 1964], S. 210).

Auf einem der von Joh. König oder Anton Mozart bemalten Achat- und Karneoltäfelchen, die in einem Kabinettschrank, heute Pal. Pitti, Florenz, eingelassen sind, ist der „Reiche Fischfang Petrj“ dargestellt; es gehört zu einer Serie von zwanzig Wundern Christi (Ulrich Baumgartner u. a., Augsburg, zw. 1619 und 1625: Dieter Alfter, Die Gesch. des Augsburger Kabinettschrankes, Augsb. 1986 [Schwäb. Gesch.quellen und Forschgn., Bd. 15], S. 50-53, Abb. 37f.; vgl. die Aufzeichnungen Hainhofers i. J. 1526: Reisen Innsbruck und Dresden, S. 117).

Eine Wiedergabe des F. befindet sich auch unter den heute in der Ermitage zu Leningrad verwahrten Tapisserien, die Zar Peter d. Gr. bei seinem Besuch in Paris i. J. 1717 als Geschenk erhielt. Die Serie wiederholte Gemälde des Jean Jouvenet von 1706 für die Benediktinerabteikirche St-Martin-des-Champs in Paris (zu diesen - heute in Paris, Mus. du Louvre – vgl. Maurice Fenaille, État général des tapisséries de la Manufacture des Gobelins depuis son origin jusqu’à nos jours. 1600-1900, Bd. 2, Paris 1904, S. 99-119; N. I. Biriukova, The Europ. Tapestries in the Hermitage, Burl. Mag. 107, 1965, S. 416, Abb. 21; vgl. Antoine Schnapper, J.J. ..., Paris 1974, S. 213f., 219, Abb. 132, 153).

An die Stirnwand des 1733 bezogenen Refektoriums im Benediktinerkloster St-Vincent in Le Mans hing man ein großformatiges Ölgemälde des F., von Pierre [?] Parrocel um 1720 (Pendant: die wunderbare Brotvermehrung; Rob. Triger, L’Abbaye de St-V. du M., Le Mans 1924, S. 29). An den F. erinnerte man in einem Fresko von Gian Domenico Ferretti aus dem J. 1742 im Refektorium von SS. Annunziata in Florenz (Edw. A. Maser, G. D. F., Flor. 1968, S. 50, 80, Abb. 68).

c. Auch in ma. Psalterhandschriften begegnet man der B. d. A. in Leben-Jesu-Zyklen.

Die Bildfolgen, deren Wiedergaben sich nicht auf die Deutungen einzelner Psalmen beziehen, sind häufig auf Seiten versammelt, die man seit dem späten 11. Jh. in manchen Hss. - wie den Kalender - dem Text voranstellte. Verbildlichungen der Berufung sind darin seit dem 13. Jh. (erstmals?) überliefert: z. B. Manchester, John Rylands Libr., Ms. 22, fol. 9r (Lc; s. Sp. 385): [23 a] Bd. 4 Taf. 798; Wien, Österr. Nat.bibl., cod. ser. nov. 2611, fol. 18r, Paris, 3. V. 13. Jh. (Hss. und Inkunabeln Wien, Bd. I,1 S. 123, Bd. I,2 Abb. 178); Oxford, Bodl. Libr., Ms. Canon. liturg. 393 (19 474), fol. 244v, Ital. [?], E. 13. Jh. (vgl. Pächt-Alexander Bd. 2 S. 104 Nr. 1051).

d. In vielen der seit 16. Jh. in Druck gegebenen Bildserien zum Leben Christi ist die B. d. A. berücksichtigt.

So in Virgil Solis’ unbetitelter Folge von 27 Blättern, entstanden um 1560 (Ilse O’Dell-Franke, Kupferstiche und Radierungen aus der Werkstatt des V. S., Wiesb. 1977, S. 79, Taf. 14 b 51), in einer ebenfalls unbetitelten Folge von 60 Darstellungen des Monogrammisten HsD, um 1572 (vgl. Nagler, Monogr., Bd. 3 S. 635 Nr. 1519.13), sowie in der von Cornelius Galle nach Marten de Vos gestochenen Serie „Vita, Passio et Resurrectio Iesu Christi ...“, nach 1603 (?), Bl. 17 (U. König-Nordhoff a. a. O. [Sp. 340] S. 297, Abb. 414).

e. Daß solche Bildfolgen in Hilfsmittel zum privaten und öffentlichen Unterricht integriert wurden, zeigen Illustrationen in den sog. Elementarwerken seit 3. V. 18. Jh. (zu diesen Marg. Krebs, Elementarwerke aus der Zeit des Philanthropinismus, Diss. Königsberg 1929).

Als Beispiel diene die nach Joh. Rud. Schellenbergs Entwurf von seinem Schüler Joh. Gg. Penzel gestochene Tafel 39 in Joh. Siegm. Stoy, Bilder-Akad. fuer die Jugend, Bd. 1, Nbg. 1784: Um ein Bild der Seepredigt Jesu sind mehrere Szenen, darunter als Bild „d“ der F., angeordnet, umgeben von „vornehmsten Gegenstaenden“ aus „Profangesch., aus dem gemeinen Leben, dem Naturreiche und den Berufsgeschaeften, aus der heidnischen Goetter- und Alterthums-Lehre, aus den besten Slgn. guter Fabeln und moralischer Erzaehlungen“ (Untertitel zu ebd.; vgl. B. Thanner a. a. O. [Sp. 335] Bd. 1 S. 291f.; zu dt. und frz. Ausg.: Theod. Brüggemann und Hans-Heino Ewers, Hdb. zur Kinder- und Jugendlit. Von 1750-1800, Stg. 1982, Sp. 1099-1114).

3. Erwählung aller Apostel

Auf die Erwählung aller Apostel durch Christus konnte durch Bilder der Berufung der ersten vier hingewiesen sein.

So gab man in einem franziskanischen Überlieferungen folgenden Brevier aus dem 15. Jh. den Texten für das Offizium aller Apostelfeste ein Bild der B. d. A. Petrus und Andreas bei (Berlin, St.bibl. StPK, ms. theol. lat. 2° 475, fol. 343r: Foto Marburg 252 019).

4. Leben und Wirken der ersten Apostel

Oftmals gehören Bilder der B. d. A. zu Schilderungen von Leben und Wirken der ersten Apostel.

Sehr häufig nutzte man solche Wiedergaben, um in besonderer Weise an einen der erstberufenen Apostel zu erinnern. Dies konnte an Orten geschehen (Altären, Kirchen, Klöstern), deren Patron geehrt werden sollte, ferner bei liturg. Texten zum Fest des Apostels.

a. Petrus.

In liturg. Hss. kommt die Berufung Petri, den bisher bekannt gewordenen Beispielen zufolge, als Illustration zur Oktav des Festes der Apostel Petrus und Paulus vor.

So ist die B. d. A. im Evangelistar aus Altomünster, Obb., E. 12. Jh., Bild vor dem Evangelium (Mt 4,18-22; München, Bayer. St.bibl., cod. lat. 2939 [cim. 141], fol. 135v: Abb. 10; vgl. Ernst Friedr. Bange, Eine bayer. Malerschule des 11. und 12. Jh., Mchn. 1923, S. 142); im Missale des Berthold Furtmeyr vor der Messe (München, Bayer. St.bibl., cod. lat. 15 710, fol. 90v, Regensburg, 1481 (Gotth. Prausnitz, Die Ereignisse am See Genezareth, Strbg. 1917 [Stud. zur dt. Kg., H. 196], Abb. 10; Adelheidis von Rohr, B. F. und die Regensburger Buchmal. des 15. Jh., Diss. Bonn 1967, S. 74).

Viele Male bot das Petrus-Patrozinium Anlaß, die Berufung Petri, meist den F., im Bild vorzustellen.

Als Beispiel sei erwähnt das Retabel des Peter- und Pauls-Altars von Peter Strauß gen. Trünklin, Nördlingen, in der ehem. Zisterzienserklosterkirche Heilsbronn Kr. Ansbach, 1510 (Albr. Weber, Das Münster in H., Ansbach 1937, S. 24f.).

Für die Ausgestaltung von Altären oder Kapellen, die bestimmte berufsständische Vereinigungen oder Zünfte zum Gedenken ihres Patrons Petrus (vgl. Fisch I, Sp. 75f.; zum entsprechenden Patronat des Andreas s. Sp. 350f.) gestiftet hatten und/oder unterhielten, wählte man seit dem 16. Jh. dieses Thema.

So ließ die Gilde der Fischverkäufer in Brügge 1576 für den Altar ihrer Kapelle in St. Christoffel von Pierre Pourbus ein Triptychon malen, auf dessen Mittelbild der F. zu sehen ist, auf dessen Flügeln die Erscheinung Jesu am See Tiberias mit dem über das Wasser gehenden Petrus und dieser mit dem Staterfisch (Brüssel, Mus. roy. des B.-A. de Belgique: Paul Philippot, Bull. des Mus. des B.-A. 22, 1973, S. 73-83; gegen Leo van Puyvelde, ebendort 12, 1963, S. 35-50). - Die Fischergilde von Mecheln bestellte 1618 bei Peter Paul Rubens ein Triptychon für ihren Altar in der Kirche Onse Liewe Vrouwe over de Dijle. Das 1619 vollendete Mittelbild zeigt den F., der rechte Flügel Petrus mit dem Staterfisch, der linke Tobias und den Engel (Rud. Oldenbourg [Hg.], P. P. R. Des Meisters Gem., Stgt. und Bln. 41921 [Klass. d. K., 5], Abb. S. 172; vgl. Sp. 387 und Abb. 36). - Die Mitglieder des Gewerks der Bordingführer (Schiffer) in Danzig statteten ihre Kapelle in St. Johann mit einem 1686 dat. Ölgemälde des F. aus (Willi Drost, Kdm. der Stadt D., Bd. 1, Stgt. 1957 [Bau- und Kdm. Osten, R. A, Bd. 1], S. 88f., Abb. 74).

Zahlreiche Kirchen und Klöster mit Petrus-Patrozinium sind mit Bildern zum Leben Petri, darunter die B. d. A., geschmückt.

Eine der Petrusszenen ist sie an der Fassade von S. Pietro f. l. m. in Spoleto, E. 12./ A. 13. Jh. (Bruno Toscano, Sp. in pietre. Guida artistica della città, Spoleto 1963, S. 210f., Taf. 15).

Wand- und Deckengemälde: ehem. S. Pedro in Sorpe (Lérida), Fragment eines Fresko aus der Hauptapsis, 1. H. 12. Jh. (Barcelona, Mus. de Arte Cataluña, Inv.nr. 113 144: Juan Ainaud de Lasarte, Arte Roman., Guia, Barcelona 1973, S. 132); Pisa, S. Piero a Grado, Wandgem. aus dem Petruszyklus an der südl. Hochschiffwand, Deodato Orlandi zugeschr., um 1300 (Jens T. Wollesen, Die Fresken von S. Piero a Grado bei P., Bad Oeynhausen 1977 [Diss. Heidelberg], S. 13-16); Köln, Dom, Wandgem. an der N-Seite der n. Chorschranke, 1. H. 14. Jh., mit Beischrift: „(Petrus et Andre)as pro piscibus hic operantur. (Nunc ad captu)ras hominum de nave vocantur“ (Abb. 17; vgl. Clemen, Got. Mon.mal., Bd. 1 S. 188; zur Dat. R. Haussherr, in: Vor Stefan Lochner. Die Kölner Maler von 1300-1430. Ergebnisse..., Köln 1977 [Begleithh. zum Wallr.-Rich.-Jb., Bd. 1], S. 28-59); Castel S. Pietro bei Bilerna, Prov. Como, Wandmal., nach 1343 (Kaftal Bd. 4 [1985] Sp. 539f.); Belluno, S. Pietro, Capp. Fulcis, Wandfresko von Seb. Ricci, vor 1715 (Jeffery Daniels, S. R., Hove 1976, S. 4f. Nr. 15); St. Peter im Schwarzwald, ehem. Benediktinerklosterkirche, Deckengem. von Franz Jos. Spiegler, 1727, im Chorgewölbe (Hans Otto Mühleisen, St. Peter i. S., Mchn. und Zh. 1972 [Große K.führer, Bd. 62], S. 25); Mittenwald, Pfarrk. St. Peter und Paul, Wandgem. von Matth. Günther im Chor, 1740 (Corp. Deckenmal. Bd. 2 S. 366); weitere Beisp. ebd. Bd. 1 S. 53, 194f. und 284, Bd. 3,1 S. 249 und 251; ehem. Augsburg, Stiftskirche St. Peter am Perlach, Deckengem. von Chrn. Erhart, 1773 (vgl. Dehio III, 81940, S. 41; Foto ehem. Staatl. Bildstelle Berlin); Drosendorf, N.Ö., Pfarrk. St. Peter und Paul, Deckengem. von Luk. Stippberger, um 1780 (Kdm. Österreich Bd. 5,1 S. 150 Abb. 162).

Glasgemälde: Beauvais, Kath., Fenster 14, um 1290/1295 (nach Mt; Louis Grodecki und Catherine Brisac, Le vitrail gothique au XIIIe s., Paris 1984, S. 155 Abb. 147); Köln, Dom, nördl. Ssch., Fenster n XXII, 1507/ 1508 (nach Lc mit dem F.; Herb. Rode, Die ma. Glasmal. des Kölner Domes, Bln. 1974 [CVMA Deutschland, Bd. IV.1], S. 195, Taf. 222 Abb. 532 sowie Taf. 225 Abb. 537).

Altarretabel. Gemälde: ehem. Siena, S. Pietro in Banchi, Guido da S. zugeschr., 2. H. 13. Jh. (Siena, Pin., Inv.nr. 15: Kaftal Bd. 1 Sp. 800 und 803 Abb. 904); ehem. Fermo, S. Pietro, Tafel eines Polyptichon, Jacobello del Fiore zugeschr., 1. V. 15. Jh. (Denver, Col., Art Mus.: Federico Zeri, Diario di lavoro, Bergamo 1971 [Quaderni di Emblema, 1], S. 36-41, Abb. 30 und 36f.); ehem. Rangersdorf, Kärnten, Pfarrk., 1425 (Diöz.mus. Klagenfurt: Dehio-Hdb., Kärnten S. 427); Mantua, Kath., Ölgem. auf dem Altar der Sakramentskap., Giulio Romano (Entw.), Fermo Ghisoni (Ausf.), 1545 (Giambatt. Intra, La Catt. di M., Mantua 1886, S. 15); Paderborn, ehem. Stiftskirche St. Peter und Andreas (Busdorfkirche), Hochaltar, Ölgem. von Joh. Gg. Rudolphi, 1666 (Dirk Strohmann, J. G. R., Bonn 1986 [Dpfl. und Forschgn. in Westf., Bd. 10], S. 114, Abb. 55); Trescore Balneario, Prov. Bergamo, Pfarrk., Ölgem. von Seb. Ricci, um 1710 (J. Daniels a. a. O. [Sp. 344] S. 13 Nr. 39, Abb. 41). -Skulptur: Zumaya (Guipúzcoa), S. Pedro, Relief von Juan de Ancheta, 1577 (F. J. Sanchéz Cantón, Cristo en el Evangelio, Madrid 1950 [Ser. cristol., 2], S. 38 Taf. 82). Bei *Kanzeln, wo Darstellungen der Berufung Petri im 18. Jh. häufig anzutreffen sind, bleibt offen, ob diese in erster Linie als Abbild des biblischen Geschehens zu gelten haben oder wegen des Anbringungsorts auch an die mit den Berufungen verbundenen Deutungen bezüglich des kirchlichen Lehr- und Predigtauftrags erinnern sollten, wie dies ähnliche Beispiele in Kirchen mit anderem Patrozinium wahrscheinlich machen (s. Sp. 350 und 371f.). Den F. zeigt die 1759 in der dem Benediktinerstift Kremsmünster inkorporierten Pfarrk. von Fischlham, O.Ö., aufgestellte Kanzel (Rud. Walter Litschel [Hg.], Kremsmünster ..., Linz 31977, S. 330f., Abb. 82), ebenso die in der Filialkirche St. Peter ob Judenburg, Stm., von Joh. Nitschwitz, 1774 (Dehio-Hdb., Steiermark S. 478), und die in der Pfarrk. von Wilno bei Krakau von Joh. Beretti und Nic. Piano, 1803 [38, S. 222f., Abb. 5].

Dort, wo man in Klöstern mit Petrus-Patrozinium des Apostels in Bildern gedachte, brachte man häufig auch die B. d. A. ins Bild, z. B. auf einem Kapitell im Kreuzgang von Moissac, gegen 1100 (Meyer Schapiro, The Sculpture of M., Ld. 1985, S. 37 Abb. 51). Ein Beispiel aus nachma. Zeit ist eines von vier Stuckreliefs an der Decke des Saals in der Prälatur der ehem. Benediktinerabtei Petershausen (Konstanz), 1730 (Beischrift: „St. Petrus Piscator“; [45]).

Für die Annahme, man habe mit Bildern der B. d. A. in einigen Benediktinerklöstern cluniazensischer Observanz, die mit Cluny das Petrus-Patrozinium teilten, besonders auf dieses hinweisen wollen (so Joan Evans, Cluniac Art in the Roman. Period, Cambr. 1950, S. 100; Ausst.kat. „Engl. Roman. Art 1066-1200“, London 1984, S. 158), gibt es keine stichhaltigen Gründe. Das hierfür gelegentlich als Beleg aufgebotene Kapitell aus Lewes Priory stammt aus der nicht näher bekannten Ausstattung des Kreuzgangs (?), gegen M. 12. Jh. (vgl. ebd. Kat.nr. 111). Genauso zweifelhaft ist die Vermutung, das Patrozinium von Cluny sei Anlaß dafür gewesen, in von ihm abhängigen Klöstern mit anderem Patrozinium bevorzugt die B. d. A. als Bildthema zu wählen, wie man mit dem Brunnenrelief aus dem Kreuzgang der Priory Holy Trinity, Much Wenlock, Shropshire, um 1190, erweisen wollte (J. Evans a. a. O.; vgl. Ausst.kat. „Engl. Roman. Art 1066-1200“ a. a. O. S. 201 Kat.nr. 169 b).

Bildfolgen zum Leben Petri enthalten bisweilen die B. d. A. auch dort, wo Patrozinium oder besondere Verehrung dies nicht verlangten. Da jedoch andere Begebenheiten - das an Petrus gerichtete, Lc 5,10 berichtete Berufungswort Jesu ausgenommen - geeigneter erscheinen mochten, die bevorzugte Stellung des Apostelfürsten zu veranschaulichen (s. Sp. 314) und die illustrierten Apostelviten meist erst mit den nachösterlichen Ereignissen einsetzen, demnach vor allem Missionstätigkeit und Martyrium schildern, sind Wiedergaben in solchen Bildzyklen nicht regelmäßig zu erwarten.

Die sog. Velislav-Bibel zeigt in einem Anhang Szenen aus Evangelien und Apostelgeschichte, die sich auf Petrus, Paulus und Jakobus beziehen, auf fol. 169r als erste Szene der Petrus-Vita die B. d. A. nach Mt (Prag, Univ.bibl., cod. XXIII C 124, Böhmen, M. 14. Jh.: Velislai Biblia picta. Faks.ausg. von Karel Stejskal, Prag 1970 [Ed. Cimelia Bohemica, 12]).

Den entsprechenden Platz nimmt die Darstellung im Tympanon des nördl. Portals der W-Fassade der Kath. St-Jean in Bazas (Gironde), nach 1250, ein (Jean Vallery-Radot, B., Congr. arch. 102, 1939, S. 297, Abb. S. 299); auf einem Retabel, Toskana, um 1265 (New Haven, Jarves Coll., Ölgem.: Kaftal Bd. 1 Sp. 627 Nr. 186 a und Sp. 629f. Abb. 723); in einem Relief an der W-Fassade der Kath. St-Jean in Lyon, zw. 1308 und 1332 (nördl. Portal, rechtes Gewände: Lucien Bégule, Monogr. de la Cath. de L., Lyon 1880, S. 175, Taf. I); Wandgem. im Chor von St. Leonhard, Siegertsbrunn, Obb., Augustin Demmel, 1780 (Corp. Deckenmal. Bd. 3,1 S. 160 und 162).

Von denjenigen Bildfolgen, welche die päpstlichen Nachfolger Petri in Auftrag gaben, enthielten die im MA entstandenen den schriftlichen Quellen und Kopien des 16. Jh. zufolge keine Wiedergaben der B. d. A.

Es gab jedoch in Rom im 9. Jh. ein seidenes Pallium, das Irmengard, die Gemahlin Kaiser Lothars I., dem hl. Petrus gewidmet hatte. Es zeigte als erste Szene die B. d. A., wie aus den von Sedulius Scottus verfaßten Versen hervorgeht: „Cephan Andream, Messias puppe sequestrat./ Piscosam Cephas praedam capit ore tonantis ...“ (Versus ad Ermingardem imperatricem conscripti in serico pallio de virtutibus Petri Apostoli: MG Poetae lat. a. a. O. [Sp. 340] S. 187).

In nachma. Zeit begegnet die Berufung Petri in der berühmten, von Raffael entworfenen Serie von Wandteppichen für die Capp. Sistina, deren Kartons 1515 begonnen wurden. Die Darstellung des F. (Karton im Vict. Alb. Mus., London: Abb. 26) führte wenig später Pieter van Aelst in Brüssel aus (vgl. John Shearman, R.’s Cartoons in the Coll. of Her Majesty the Queen and the Tapestries for the Sistine Chapel, Ld. 1972 [The Pictures in the Coll. of Her Majesty the Queen, 4], S. 51-55 und 211; Ausst.kat. „Raffaello in Vaticano“, Vat. 1984, S. 248-250 Nr. 92 b; s. Sp. 387).

Eines der Stuckreliefs, die 1601 wohl Ambrogio Buonvicino nach Entwurf Carlo Madernos an die Decke des Narthex von St. Peter in Rom antrug, schildert die B. d. A. nach Mt (Carlo Galassi Paluzzi, S. P. in Vat., Bd. 2, Rom 1963 [Le chiese di Roma ill., 76f.], S. 26; ders., La Basilica di S. P., Bol. 1975, Abb. 166).

An das Berufungswort vom Menschenfischen (Mt 4,19; Lc 5,10) erinnert das Siegelbild des päpstlichen *Fischerrings (s. Sp. 243 und 279).

b. Andreas.

Vielerorts gab das Patrozinium dieses Heiligen Anlaß, dessen Berufung als zur bildlichen Darstellung des Patrons geeignete Begebenheit an verschiedenen Stellen des Kirchengebäudes vorzuweisen.

Das kurz nach 1300 entstandene Relief im Tympanon von S. Andrea della Zirada in Venedig zeigt im unteren Feld die Berufung des Kirchenpatrons (Umberto Franzoi und Dina di Stefano, Le chiese di V., Ven. 1976, S. 90 Abb. 120).

Erinnerte man in Wandgemälden an die Berufung, geschah dies in Bildfolgen zum Leben des Apostels, in denen Berufung und Martyrium durch ihre Position besonders hervorgehoben sein konnten, wie in den seit A. 17. Jh. verlorenen Fresken Taddeo Gaddis in der dem Apostel geweihten Capp. Lupicini in S. Croce, Florenz, entstanden etwa zw. 1320 und 1328, deren Themen Giorgio Vasari überlieferte („... fece quando Gesù Cristo tolse Andrea dalle reti“: ed. Milanesi Bd. 1 S. 573; zur Dat. Andrew Ladis, T. G., Columbia und Ld. 1982, S. 19f.), oder dem Fresko in der Apsiskalotte von S. Andrea della Valle in Rom (Dom. Zampieri gen. Domenichino, zw. 1622 und 1627: Abb. 31; vgl. Rich. E. Spear, D., New Haven und Ld. 1982, Bd. 1 S. 251 Nr. 88, Vf.; ders., Burl. Mag. 131, 1989, S. 9; s. Sp. 388). Andernorts wies man die Berufung im Langhaus (Vittorio Veneto, S. Andrea, Wandgem., zugeschr. dem zw. 1538 und 1560 tätigen Antonio Zago: Kaftal Bd. 3 [1978] Sp. 37) oder im Querschiff vor (Mantua, S. Andrea, Wandgem. von Felice Campi, zw. 1785 und 1791: Eugene J. Johnson, S.A. in M., Univ. Park und Ld. 1975, Taf. 6). Auch einzelne Gemälde mit der B. d. A. mögen an den Patron erinnert haben, wenngleich solche Darstellungen häufig in Kirchen nicht in situ erhalten sind; die zufällig bekannt gewordenen Beispiele - etwa das Ölgem. des Otto van Veen (1560-1629) an der Chorwand von St. Andreas in Antwerpen (Abb. 33; vgl. Inv. van het cultuurbezit in België, Archit. T. 3 nb: Stad A., Gent 1979, S. 572) -lassen keine Folgerungen auf Häufigkeit und Verbreitung dieses Vorkommens zu.

In Deckenmalereien begegnen Darstellungen der Berufung des Kirchenpatrons in Heinrichshofen, Obb., Franz Martin Kuen, 1753 (Abb. 39; vgl. Corp. Deckenmal. Bd. 1 S. 96f.), und in Sachsenkamm, Obb., Caspar Weidinger, 1787 (ebd. Bd. 2 S. 230 mit Abb.).

An Kanzeln (s. Sp. 345f. und 371f.) erinnerte man durch die Gestaltung des Corpus als Schiffsrumpf mit Mast und Segel an die Berufung des Patrons (Krakau, St. Andreas, 1. H. 18. Jh., mit Inschrifttafel „In verbo tuo laxabo rete, Luce cap. 5“: [38] S. 222f. Abb. 4; Słonim, St. Andreas, um 1775: ebd. S. 226f., Abb. 8), vereinzelt auch mit einer Skulpturengruppe unter dem Corpus (Antwerpen, St. Andreas, 1821: Abb. 44 und Sp. 388).

Als Patron der Fischerzunft ehrte man den Heiligen in Pesaro 1580 durch ein vom Hzg. von Urbino bei Federigo Barocci in Auftrag gegebenes Gemälde für den Zunftaltar, welches dann Philipp II. als Geschenk erhielt: 1583 bekamen die Fischer eine Replik, die in vielen Nachstichen verbreitet wurde (Brüssel, Mus. roy. des B.-A. de Belgique: Harald Olsen, F.B., Kopenhagen 1962, S. 175f. Kat.nr. 35, Taf. 51). Die Fischerzunft in Padua ließ wohl kurz nach 1606 für die ihr seit 1590 anvertraute Kapelle in S. Andrea ein heute verlorenes Altarbild von Franc. Roista anfertigen (Thieme-Becker Bd. 28 S. 530).

Die weitaus umfangreichste Gruppe von erhaltenen Darstellungen der Berufung des Andreas - und der B. d. A. insgesamt - sind die Illustrationen zu Texten aus der Liturgie für dessen Fest. Daß man jene jeweils mit einem Bild versah, gründet in dem seit alters hohen und seit Bonifaz VIII. 1298 wie alle Apostelfeste mit dem eines Festes „duplicis classis“ ausgezeichneten liturgischen Rang. Außerdem begann mit dem Andreasfest das „Proprium Sanctorum“ in denjenigen liturgischen Büchern, in welchen man - vom 12. Jh. an immer häufiger - den Jahreskreis beweglicher Feste von der Reihe der festliegenden Heiligenfeste zu scheiden pflegte (für Messe Missale und Plenar sowie Graduale, für Stundengebet vor allem Antiphonar und Passionale, häufig auch für die Ordnung von Stundenbüchern übernommen), oder, wie bei Brevieren, aufgrund der vielfach üblichen Teilung in Jahreszeiten umfassende Bände die „pars hiemalis“, so daß zusätzlich Anlaß bestand, den Beginn durch Initialenschmuck, Bild oder ein entsprechend gestaltetes Titelblatt hervorzuheben.

In Evangelistaren trifft man auf Illustrationen zu dem in der Liturgie des Andreasfestes - wie seit dem 6. Jh. in Rom und Mailand (St. Beissel a. a. O. [Sp. 324] S. 64; G.

Godu a. a. O. [Sp. 324] Sp. 897) und noch im Missale Romanum, ed. princ. Rom 1570, bezeugt - nahezu immer als Evangelium gelesenen Mt-Text, etwa als historisierte Initiale (Karlsruhe, Bad. Landesbibl., cod. Bruchsal 1, fol. 71v, „I[n]“: Abb. 11).

In Missalia versah man in aller Regel den Introitus der Messe am Tag der feierlichen Vigil zum Andreasfest (dieses am 29. Nov., seit dem 7. Jh. in Rom gefeiert: ebd. Sp. 907), Mt 4, 18f. in der liturgisch gebräuchlichen Formulierung „Dominus secus mare Galileae ...“, mit einer Initiale oder gesellte den Texten ein Bild bei, wie zahlreiche Beispiele (erst?) seit der 2. H. 13. Jh. belegen. Schmückte man die Initiale „D(ominus)“, so plazierte man in deren Innern ein Bild der B. d. A.: Assisi, S. Francesco, sog. Messale di S. Ludovico, fol. 125r, Paris (?), gegen 1270 (Edgar Hertlein, Antichità viva 4, 1965, S. 82 Abb. 23 und S. 84); Cividale, Mus. arch., cod. XC, fol. 209r, Italien, 2. H. 14. Jh. (Antonino Santangelo, Cividale, Rom 1936, S. 142 mit Abb.); London, Brit. Libr., Add. Ms. 29 704-29 705, fol. 162r, England, vor 1391 geschr., illum. vor 1398 (Margaret Rickert, The Reconstructed Carmelite Missal, Ld. 1952, S. 111f., Taf. 26); Lüneburg, Stadtarchiv, sog. Wevelkoven-Missale aus St. Johannis, fol. 238v, 1392 gestiftet, illum. 1. Jz. 15. Jh. (Helmut Reinecke, Der Meister der Goldenen Tafel von L., Bonn 1937, S. 13, Taf. 9); Zwolle, Prov. Overijssels Mus., ms. 4411, Missale des Jan van den Sande, fol. 182r, Utrecht, dat. 1415 ([43] S. 100f. Nr. 28 Abb. 41); Zittau, Stadtbibl., ms. A VII, fol. 261r, Böhmen, 1. V. 15. Jh. (Bruck S. 282 Nr. 102; zur Dat.: Otto Kletzl, Marburger Jb. 7, 1930, S. 68f.); Verona, Bibl. civ., ms. 738, fol. 131r, Verona, 2. V. 15. Jh. (Ausst.kat. „Min. Veronese del Rinascimento“, hg. von Giulio Castiglione und Sergio Marinelli, Verona 1986, S. 49 Abb. III.3, S. 185 Nr. 1); Antwerpen, Mus. Mayer van den Bergh, ms. 302, Einzelbl., nördl. Niederl., um 1435/1440: [43] S. 54 Taf. 24, S. 84 Nr. 24; Rotthalmünster, K.handel, Missale Romanum, fol. 168r, Padua, dat. 1464, (Eberhard König und Herib. Tenschert, Leuchtendes MA ..., Rotthalmünster 1989, S. 143, Abb. S. 141 [Kat. 21, Antiquariat H. T.]); Missale Aboense, Lübeck (Barth. Ghoten) 1488: [30] Bd. 12 Taf. 13 Abb. 40; Berlin, StMPK, Kk., Hs. 78 D 17, fol. 250r, Missale für Kard. Giulio de’ Medici, Ferrara, um 1520 [32, Sp. 106]. - Ähnlich häufig stellte man den Texten der Messe ein Bild der B. d. A. voran: Berlin, StMPK, Kk., Min. 1933 (Verso), Fragment eines Einzelblattes aus einem Missale, Venedig oder Padua, 1. H. 14. Jh. [32, S. 71]; Paris, Bibl. Nat., ms. lat. 757, fol. 367r, Stundenbuch nach franziskanischen Gebräuchen und Missale, Lombardei, um 1380 (Leroquais, Livres d’heures, Bd. 1 S. 2 Nr. 1, und Gengaro-Cogliati Arano Abb. 241); Malibu, Cal., The Paul Getty Mus., Ms. 34, fol. 172r, Bologna, zw. 1389 und 1404, Missale und zusätzliche Gebete (The P. G. Mus. Calendar, February 1989, S. 2 mit Abb.); Brüssel, Bibl. Roy. Albert Ier, ms. 9008, Missale für Matthias Corvinus, Vante di Gabriello di Vante Attavanti (Attavante), Florenz, zw. 1485 und 1487 (Mirella Levi d’Ancona, Min. e miniatori a Firenze del XIV al XVI s., Flor. 1962 [Storia della min., Stud. e doc., 1], S. 255, Taf. 37); Vatikanstadt, Bibl. Vat., cod. Barb. lat. 610, fol. 256r, Missale für das Florentiner Baptisterium, Monte di Giovanni, Florenz, 1509-1510 (Annarosa Garzelli, Min. fiorentina del Rinascimento. 1440-1525, Flor. 1985 [Inv. e cat. toscani, Bd. 18f.], Bd. 1 S. 323, Bd. 2 S. 620 Abb. 1005).

In Plenaren finden sich häufig außer Bildern zu einem der Sonntage nach Pfingsten, an welchem man die Lc-Perikope las (s. Sp. 324f.), auch am Beginn des Andreasfestes mit der Vigil Darstellungen der B. d. A. (s. Sp. 353), z. B. in der Ausg. Ulm (Konrad Dinckmut) 1483, Bl. 162v [30, Bd. 6 Taf. 9 Abb. 61], jedoch auch in den teils nach deren Vorbild veröffentlichten lat. Postillen wie der des Wilhelm von Paris, Basel (Nic. Keßler) 1492 (ebd. Bd. 21 Taf. 134 Abb. 783; s. Sp. 327f.), oder in Chr. Flurheyms „Alle kirchen gesäng ...“, ed. princ. Lpz. 1529, T. 1 Bl. 16r [35].

In Gradualia illustrierte man ebenfalls regelmäßig den Introitus der Vigilmesse, meist mit der B. d. A. in der jeweiligen Initiale. Am häufigsten war dies „D(ominus)“: z. B. Paris, Bibl. Mazarine, ms. 384, fol. 138r, St-Denis, um 1030 (Swarzenski, Roman. art, Ld. 21967, S. 51, Taf. 70 Abb. 165, fälschlich als Initiale „O“ gelesen); Paris, Mus. de Cluny, ms. Nr. 20. 288, Fragment, Paris (?), 4. V. 13. Jh. (Bull. soc. franç. mss. 6, 1922, S. 9, Taf. 1 Abb. 3); Venedig, Coll. Cini, Einzelblatt, N-Ital., E. 13. Jh. (Pietro Toesca, Min. di una coll. Veneziana, V. 1958, S. 12 Nr. 10; ders., Mon. e stud. per la storia della min. ital. ..., Mail. 1930, Taf. 7; s. Sp. 375); Cambridge, Fitzwilliam Mus., Ms. Charles Fairfax Murray 5, fol. 202v, Ital., fr. 14. Jh. (Fr. Wormald und Ph. M. Giles a. a. O. [Sp. 338] S. 11); Bologna, Mus. Civ. Medievale, In. 540, fol. 211v, Initiale „D(um perambularet)“, Neri da Rimini, Bologna, 1314 (Maria Grazia Ciardi Dupré dal Poggetto in: Luigi Menegazzi [Hg.], Min. in Friuli ... [Convegno intern. ... Passeriano-Udine ... 1985], Pordenone 1987, S. 112 Abb. 10); Verona, Bibl. capitolare, cod. 1049, Verona, M. 14. Jh. (Evelyn Sandberg-Vavalà, Art Bull. 11, 1929, S. 382 und 384 Abb. 7); Zittau, Stadtbibl., cod. A. V, fol. 143v, Dtld., dat. 1435 (Bruck S. 285 Nr. 104); Berlin, St.bibl. PK, ms. lat. fol. 830, fol. 1r, Rouen (?), um 1505/ 1510: Ausst.kat. „Glanz alter Buchk. Ma. Hss. der St.bibl. PK Berlin“, Braunschweig 1988, S. 224 Nr. 106, und F. S. Bodenheimer, Materialien zur Gesch. der Entomologie, Bln. 1929, Taf. 3); ebendort, StMPK, Kk., Hs. 6219, Einzelblatt, Mailand (?), A. 16. Jh. [32, S. 136 Abb. 133]. - Die Gewohnheit, an dieser Stelle der erstberufenen Apostel im Bild zu gedenken, wurde auch dann nicht aufgegeben, wenn abweichend vom sonst gebräuchlichen Wortlaut der Introitus der Vigilmesse mit einem anderen Wort einsetzte (z. B. Messina, Univ.bibl., Corale 347, fol. 3r, Sizilien, E. 13./ A. 14. Jh.: Angela Daneu Lattanzi, Lineamenti di storia della min. in Sicilia, Flor. 1966 [Storia della min. Stud. e doc., 2], Abb. 66). - Gelegentlich stellte man ein solches Bild auch neben den Text wie in Spilimbergo, Prov. Udine, Archivio Pievanale, ms. 4, fol. 10v, Ital., E. 15./ A. 16. Jh. (Ausst.kat. „Min. in Friuli“, Udine 1985, S. 171 Nr. 69). - Illustrationen der B. d. A. zum Introitus der Messe vom Tag (30. Nov.) -„Mihi autem ...“ (Ps 138,17) - sind sehr selten (z. B. London, Brit. Libr., Add. Ms. 37 955 b, Einzelblatt, Lombardei, fr. 16 Jh.: Ausst.kat. „Exhibition of illum. Mss.“, Burlington Fine Arts Club, London 1908, S. 50 Nr. 105, Taf. 77; Mirella Levi d’Ancona, The Wildenstein Coll. of Illum. The Lombard School, Flor. 1970 [Storia della min., Stud. e doc., 4], S. 102 und 136f.).

In Antiphonarien versah man mit einem Bild der B. d. A. häufig die Initiale „D(ominus)“ am Beginn der Mt-Perikope, welche man als Tagesevangelium zunächst regelmäßig in der Matutin, vom späten 11. Jh. an noch im monastischen Officium als Lesung vor Homilie und Te Deum in der dritten Nocturn verlas, oder auf die man durch eine Evangelienhomilie Bezug nahm (vgl. Johs. Brinktrine, Das röm. Brevier, Paderborn 1932, S. 80f.; Jos. Pascher, Das Stundengebet der röm. Kirche, Mchn. 1954, S. 215f.). Als Beispiele seien genannt: Lucca, Bibl. capitolare, ms. 603, fol. 135r, Lucca, 1. H. 12. Jh. (Garrison, Stud. Bd. 3 S. 245 Abb. 293); Luzern, Zentralbibl., ms. St. Urban P. 15, fol. 100r, St. Urban bei Luzern, um 1200 (Script. Helv. Bd. 9 S. 80, Taf. 17 c); Zadar, Kroatien, S. Francesco, Hs. 5 (G.), fol. 5v, Venedig (?), 13. Jh. (Beschr. Verz. Österr. Bd. 6 S. 26 Abb. 27); Cambridge, Fitzwilliam Mus., McClean Coll. Nr. 56, fol. 1r, Ital., 14. Jh. (Montague Rhodes James, A descriptive Cat. of the Mss. in the F. Mus., Cambr. 1912, S. 110f.); Faenza, Kath., Antifonario 3, fol. 256r, Bologna (?), A. 14. Jh. (ehem. Florenz, Slg. Olschki: Mario Salmi, La Bibliofilia 33, 1931, S. 266f. und 276 Abb. 8); Siena, Kath., Bibl. Piccolomini, ms. 15, fol. 1r, Siena, 1470 (Paolo d’Ancona, La min. ital. du Xe au XVIe s., Paris und Brüssel 1925, Taf. 81 Abb. 104); ehem. Cheltenham, Phillipps Coll., Einzelblatt, Gent oder Brügge, A. 16. Jh. (Aukt.kat. Sotheby ... London, 30. Nov. 1976, S. 89 Nr. 891, Taf. 28). - Ausnahme blieb die Wiedergabe der B. d. A. in einem Passionale (Perugia, Bibl. com., cart. A, Nr. 11 [olim 9], Initiale „A“, Umbrien, M. 12. Jh.: Garrison, Stud., Bd. 4 S. 169).

Auch in zahlreichen Brevieren vergegenwärtigte man den Tagesheiligen anläßlich seines Festes durch eine Wiedergabe der B. d. A., wie als eines der frühesten bekannt gewordenen Beispiele die Hs. St-Quentin, Bibl. mun., ms. 3, fol. 134v, bezeugt (N-Frankr., 2. H. 13. Jh.: Leroquais, Breviaires, Bd. 4 S. 143 Nr. 777).

Verschiedentlich schmückte man mit einem solchen Bild eine Initiale „V(idit)“ zur Antiphon der ersten Nocturn (Cambridge, Fitzwilliam Mus., Ms. 290, Diurnale der Augustinerchorherren in Mont-St-Eloi-lès-Arras, fol. 180r, N-Frankr., fr. 14. Jh.: Fr. Wormald und Ph. M. Giles a. a. O. [Sp. 338] S. 267; ebendort, Marlay Cutting Ital. 66, Lombardei, um 1480: ebd. S. 134; Ausst.kat. „Min. Veronese ...“ a. a. O. [Sp. 354] S. 260 Abb. 58.2) oder „C(orde)“ zur Lesung in der ersten Vesper (Heidelberg, Univ.bibl., cod. Sal. IXc, fol. 256r, Brevier des Abtes Johs. Stantenat, Salem, 1494: Ludw. Schuba in: Reinh. Schneider [Hg.], Salem. 850 Jahre Reichsabtei und Schloß, Konstanz 1984, S. 349f., Taf. 14).- Häufig fügte man die Illustration dem Rahmen einer Textseite ein (London, Brit. Libr., Ms. Yates Thompson 8, Brevier nach den Gebräuchen der Diöz. Verdun für Hzgn. Marguerite von Bar, fol., 249r, Lothringen, nach 1302: Lilian M. Randall, Speculum 37, 1962, S. 358-367, und Randall Taf. 58 Abb. 278; New York, Morgan Libr., M. 87, fol. 323v, Utrecht, um 1435/1440: [43] S. 114 Abb. 54; Florenz, Bibl. Riccardiana, Vallombrosanerbrevier, ms. 372, fol. 354r, Florenz, kurz nach 1479: A. Garzelli a. a. O. [Sp. 355] Bd. 1 S. 210, Bd. 2 S. 437 Abb. 740). - Beispiele aus der Zeit um 1500 belegen die auch später häufig beibehaltene Übung, das „Proprium Sanctorum“ mit einer ganzseitigen Darstellung der B. d. A. beginnen zu lassen. So enthielt das Brevier für Ercole I. d’Este von Tommaso da Modena, Ferrara, 1502, vor fol. 278r eine Bildseite mit der B. d. A., im Rahmen Medaillons mit der Kreuzigung Petri und der Begegnung des verhafteten Andreas mit dem heidnischen Statthalter Aegeas (heute Zagreb, Jugosl. Akad. der Künste und Wiss., sog. Passepartout C: Herm. Jul. Hermann, Jb. Kaiserh. 21, 1900, S. 226, Taf. 29; zur Hs. in Modena, Bibl. Estense, ms. V.G. 11 [Lat. 424]: Dom. Fava und M. Salmi, I mss. miniati della Bibl. Estense di M., Bd. 1, Flor. 1950, bes. S. 90). Das 1559 in Venedig von den Erben Luca Ant. Juntas gedruckte Breviarium Romanum zeigt auf der Titelseite in einem Holzschnitt die B. d. A., gerahmt von vier Bildfeldern mit dem Weltgericht (Bl. 222v: Prince d’Essling T. 1 Bd. 2 [1908] S. 392f. Nr. 1062; die rahmenden Holzschnitte auch auf Bl. ++8).

In den privater Andacht dienenden Stundenbüchern ist dort, wo man mit liturgischer Ordnung auch das Gedächtnis von Heiligenfesten übernahm, das des hl. Andreas einige Male mit einer Darstellung der B. d. A. berücksichtigt.

Häufig zeichnete man dann - wie in den Brevieren -den Beginn der für das Fest mitgeteilten Texte der Vigil durch solchen Schmuck aus, sei es als Illustration in der Bordüre (London, Brit. Libr., Ms. Yates Thompson 13 [olim 57], sog. Taymouth Hours, fol. 130v, Engl., 1. H. 14. Jh.: William Henry James Weale, Descriptive Cat. of the 2nd Ser. of Mss. in the Coll. of H.Y.T., Cambr. 1902, Nr. 57; Mailand, Bibl. Trivulziana, sog. Très belles Heures de N.-D., fol. 122r, Paris, um 1400, Initiale „D[ominus]“ und Bild in der Bordüre: Georges H. de Loo, Heures de Milan, troisième partie, Brüssel und Paris 1911, Taf. 7), sei es als Bild neben dem Text (El Escorial, Real Monasterio, cod. Vitr. 8, sog. Stundenbuch der Kgn. Isabella der Katholischen, Spanien, E. 15. Jh.: F. J. Sánchez-Cantón a. a. O. [Sp. 345] S. 40*, Taf. 84). Ausnahmsweise ist die B. d. A. eines von mehreren auf einer Bildtafel wiedergegebenen ntl. Ereignissen, so in dem 1469 für Caspar Neuhauser in Klausen geschaffenen Stundenbuch (Neustift bei Brixen, Stiftsbibl., cod. 74, S. 153: Martin Peintner, Neustifter Buchmal., Bozen 1984, Abb. S. 69).

Diese auf das Heiligenfest bezogene Hervorhebung durch eine Vergegenwärtigung der B. d. A. begegnet auch in den ital. Laudarien, Sammlungen volkstümlicher geistlicher Gesänge zu Ehren verschiedener Heiliger, so in der Initiale „A(ndrea)“ zur „Lauda“ für dessen Fest (Paris, Mus. du Louvre, Cab. des Dessins, Nr. 9828, Einzelblatt, Florenz, 14. Jh.: Offner Section III,6 S. 228, Taf. 66; zum Text A. Tenneroni, Inizii di antiche poesie ital. relig. e morali, Flor. 1909, S. 57).

c. Jakobus und Johannes.

Wollte man besonders auf die Söhne des Zebedäus hinweisen, zeigte man nur deren Berufung oder hob sie hervor, sofern auch Petrus und Andreas dargestellt waren; seltener schilderte man nur die des Jakobus oder des Johannes.

Derartige Bilder begegnen vornehmlich dort, wo man einen der Brüder als Patron verehrte, und meist in einer Folge von Bildern zu seinem Leben.

An Jakobus erinnerte man z. B. in Pistoia, Kath., am Antependium des Jakobusaltars von Leonardo di Ser Giovanni, zw. 1367 und 1371 (Abb. 19; vgl. Lucia Gai, L’altare argenteo di S. Iacopo nel duomo di P., Turin 1984 [Archivi di arti decorative], S. 114); Padua, Chiesa degli Eremitani, Capp. Ovetari, Fresko von Andrea Mantegna, 1454 (Gius. Fiocco, L’arte di M., Ven. 1959 [Saggi e studi di storia dell’arte, 1], Abb. 120); Santiago di Compostela, Kath., Capilla de las reliquias, Altarretabel, Engl., 1455/1456 (W. L. Hildburgh, A Datable Engl. Alabaster Altar-Piece at S. de C., The Antiquaries Journ. 6, 1926, S. 304-307, Taf. 43 Abb. 3); Gielsdorf Kr. Bonn, Pfarrk., Wandgem. im Chor, 1492 (Clemen, Got. Mon.mal., Bd. 1 S. 327f., als „Berufung des Petrus und Andreas“ bezeichnet, zur Dat. Dehio, Rheinl. S. 202); Genua, S. Giacomo alla Marina, Ölgem. von Valerio Castello, 1646/1647 (Bianca Ricci, Contributo a V. C., Commentari 8, 1957, S. 42, Taf. 16 Abb. 1); Hörgertshausen Kr. Freising, Pfarrk., Deckengem. von Chrn. Wink, 1790 [45].

Gleiches gilt für Orte mit dem Patrozinium des Johannes: z. B. Uncastillo (Aragon), S.Juan, Apsisfresko, 1. H. 13. Jh. (Post, Painting, Bd. 1 S. 174, Abb. 37); Cismar Kr. Ostholstein, ehem. Benediktinerklosterkirche, Hochaltarretabel, Lübeck, um 1310/1320 (Hans Wentzel, Der Cismarer Altar, Hbg. 1941, Taf. 30; zur Dat. Dehio, Hbg., Schlesw.-Holst. S. 147f.); Bozen, ehem. Dominikanerkirche, Johs.kap., Fresko an der O-Wand, um 1340 (Abb. 18); Avignon, Pal. des papes, Chapelle St-Jean, Fresko, zw. 1346 und 1348 (Léon-Honoré Lalande, Le pal. des papes et les mon. d’A. au XIVe s., Marseille 1925, Taf. 23; Jos. Girard, Évocation du vieil A., Paris 1972, S. 113).

In liturgischen Handschriften erinnerte man nur sehr vereinzelt an die B. d. A. Jakobus und Johannes, etwa im Antiphonar aus St. Peter in Salzburg mit einer Darstellung des von Christus berufenen Johannes vor dem Invitatorium, dem ersten Text für das „officium chori“ des Johannesfestes (Wien, Österr. Nat.bibl., cod. ser. nov. 2700, p. 509, Salzburg, um 1170: Das Antiphonar von St. Peter. Vollst. Faks.ausg. ..., Graz 1974 [Codices selecti, 21]).

5. Deutungen

a. Seit dem ausgehenden 12. Jh. ordnete man die B. d. A. in Handbüchern der Typologie einigen aus literarischer Überlieferung seit langem bekannten Entsprechungen zu. Die geringe Zahl der Belege und bildlicher Gegenüberstellungen läßt erkennen, daß man die B. d. A. nur dort berücksichtigte, wo eine ganz bestimmte Deutung hervorgehoben werden sollte oder wo größtmögliche „Vollständigkeit“ der Vergleiche angestrebt war.

Das häufige Auswählen der B. d. A. nach Lc als Antitypus um einer bestimmten Deutung willen hatte zur Folge, daß in den bisher bekannt gewordenen Bildprogrammen manche literarisch oft belegten typologischen Zuordnungen nicht vorkommen.

So z. B. Jer 16,16 als Verheißung des Mt 4,19 überlieferten Berufungswortes Jesu (Origenes, Homilie 16: Werke, Bd. 3, hg. von Erich Klostermann, Lpz. 1901 [Die griech. chr. Schriftsteller der ersten drei Jhh., Bd. 6], bes. S. 131-133; Tertullian, Adversus Marcionem, lib. IV, cap. 9,1f.: CCSL 1 [1954] S. 558; weitere Belege s. Fischer, Fischfang, Sp. 242); Mc 1,16 als „promissio impleta“ zu Jer 16,16 (Quodvultdeus [Ps.-Prosper von Aquitanien], Liber de promissionibus et praedictorum Dei, pars III, cap. 12: CCSL 60 [1976] S. 164).

In den beiden sehr umfangreichen Werken, die etwa seit 1200 bzw. seit dem 1. Dr. 13. Jh. Verbreitung fanden, sind alle drei Berufungsberichte, wenn auch in unterschiedlicher Reihenfolge aufgenommen.

Während der Verfasser des in England entstandenen „Pictor in carmine“ die u. a. auch von Petrus Comestor verwendete aufgriff (Kap. 34 [Io], 40 [Lc] und 45 [Mt]: [44]; s. Sp. 309), hielt sich der Konzeptor der „Bible moralisée“ an die seit Tatian und auch in der zeitgenössischen Pariser Exegese übliche: Io-Mt-Lc (so bei Hugo von St-Cher [s. Sp. 308]; zu dessen „Postilla“ als Quelle für Auslegungen in der „Bible moralisée“ Reiner Haussherr in: Hans Fromm u. a. [Hgg.], Verbum et signum, Mchn. 1975, Bd. 2 S. 347-364).

Der „Pictor in carmine“ sah den Berufungsbericht Io 1,40-42 im Ehebund Judas mit der Tochter des Kananäers Sua (Gen 38,1) und in den Ex 26,1 genannten Teppichen des Bundeszeltes präfiguriert; jener weist auf die enge Verbindung Jesu mit der durch die erstberufenen Apostel repräsentierten Urkirche hin, die Teppiche, die erst zusammengefügt das Zelt ergeben, auf die Brüder Andreas und Simon Petrus: so ziehe Christus Andreas nach sich und dieser wiederum seinen Bruder (Kap. 34, 1f.: [44]).

Bei der B. d. A. nach Lc ersetzte der Pictor die atl. Vorbilder durch zwei dem F. („ubi rete rumpitur“: Lc 5,6) zugeordnete „allegoricae rationes“, wie man die beiden hier genannten Boote zu verstehen habe. Er bediente sich dazu der seit langem gängigen, auf den Auslegungen des Berufungswortes (Mt 4,19; Lc 5,10) und deren Verknüpfung mit Gal 2,9 (s. Sp. 321) beruhenden Vorstellung, wonach das eine Boot die Mission Petri unter den Juden („predicat ecclesie primitive, quo recedunt Pharisei“; in einer Hs. aus der 1. H. 14. Jh. steht polemisch zugespitzt „penitencie“ statt „primitive“, der bußfertigen Kirche stehen die verstockten Uneinsichtigen gegenüber: Erfurt, Wiss. Allgemeinbibl., cod. fol. 173, fol. 15v; zu dieser Hs. vgl. Rota, ed. Röhrig S. 15), das andere die des Paulus unter den Heiden bezeichne. Die Netze (der Predigt, des Worts, der Lehre, des Glaubens) reißen, weil unter den gefangenen „Fischen“ sich auch Schismatiker und Häretiker befinden (Kap. 40, 1f.: [44]; vgl. Sp. 322 und 259). Wenig später wurde diese Gegenüberstellung – mit anderen Tituli versehen – in einem der sog. „typologischen Glasfenster“ der Kathedrale in Canterbury wiedergegeben. Ursprünglich flankierten die Darstellungen der beiden Typen die des Antitypus (ehem. Fenster N XIII, 28-30); heute sind die zwei noch erhaltenen Glasgemälde - ehem. N XIII, 28, Paulus und die Kirche der Heiden, ist verloren - im Fenster N XIV als Nr. 15 (F.) und Nr. 12 (Petrus und die Kirche der Judenchristen) versetzt (Madeline Harrison Caviness, The Windows of Christ Church Cath. C., Ld. 1981 [CVMA Great Britain, 2], S. 111f., Taf. 85).

Die Berufung nach Mt („Vocantur de mari Petrus, Andreas, Iacobus und Iohannes“) verglich der Pictor mit der Erschaffung der Vögel aus dem Wasser, einem der Werke Gottes am fünften Schöpfungstag (Gen 1,20), und Josuas Wahl von Helfern im Kampf gegen Amalech (Ex 17,8-10). Die aus dem Wasser genommenen, mit Flügeln versehenen Lebewesen bezeichnen die aus dem Meer zu Aposteln erhobenen Menschen; die zum Kampf bereiten Hausgenossen Josuas, durch nichts beschwert, entsprechen den Berufenen, die, zur Nachfolge bereit, Netz und Boot zurücklassen (Kap. 45: [44]).

Die B. d. A. nach Mt ist die einzige der drei genannten ntl. Berufungen, die der Verfasser der in der 2. H. 13. Jh. wohl in Österreich entstandenen „Rota in medio rotae“ vom Pictor übernahm (Rota, ed. Röhrig S. 90). Allerdings behielt er von den im „Pictor in carmine“ aufgebotenen Typen nur Gen 1,20 bei (mit der Ergänzung „volucres i.e. bonos, de aquis i.e. malis“); Ex 17,8-10 ersetzte er durch zwei andere, die der Pictor zur Berufung des Matthäus (Mt 9,9) gestellt hatte: Num 10,29-32, Moses fordert Hoab auf, ihm ins Gelobte Land zu folgen, und III Reg 19,19-21, die Berufung des Elisa durch Elia (Pictor in carmine, Kap. 46,1 und 2: [44]).

Im atl. Teil der nach 1230 wohl in Paris entstandenen Handschriften der „Bible moralisée“ (zur Dat. Haussherr Bd. 2 S. 30) wurden folgende Stellen als Präfigurationen der B. d. A. erklärt, teils indem man den ntl. Berufungstext als Entsprechung zitierte, ohne mit dem zugehörigen Bild darauf Rücksicht zu nehmen, teils indem man eine mit der ntl. Berufung verbundene Deutung oder deren Bild dem Typus beigesellte.

Die Prov 9,3-5 genannten Mägde, deren sich die Weisheit beim Bau ihres Hauses bediente, bezeichnen die zur Predigt berufenen und im Bild der B. d. A. Petrus und Andreas vorgestellten Fischer: Sie bauen die Kirche, eine Wohnstatt des Himmelreiches, „fidele edificium altitudini celestis patrie“ ([23] Bd. 2 fol. 46r: Foto MAS, Barcelona, Nr. C 79 505; Paris, Bibl. Nat., ms. lat. 11560, fol. 46r: [23 a] Bd. 2 Taf. 270).

Des Lam 1,13 genannten Fischnetzes wegen wird als ntl. Entsprechung zwar Mt 4,19 zitiert, im Bild jedoch das ebenfalls genannte Feuer mit dem Hl. Geist verglichen und die Taufe der Apostel durch Jesus vorgewiesen ([23] Bd. 2 fol. 159v: Foto MAS, Barcelona, Nr. C 79 618; vgl. [23 a] Bd. 3 Taf. 383).

In der zweiten, wenig späteren Redaktion des Textes werden die Gen 46,29 genannten Brüder Josephs mit den Aposteln verglichen in einer Mt 4,19 paraphrasierenden Formulierung und einer dazu gängigen Auslegung- diese hätten das Alte zugunsten des Neuen Gesetzes verlassen (vgl. Sp. 316) -, im Bild sind jedoch alle Apostel dargestellt (Oxford, Bodl. Libr., Ms. 270 b, fol. 32r: [23 a] Bd. 1 Taf. 32).

Im ntl. Teil werden den einzelnen Abschnitten der Berufungsberichte meist auf das Lehr- und Predigtamt der Berufenen und ihrer Nachfolger bezogene Deutungen in Wort und Bild gegenübergestellt, wobei die größte Zahl solcher Vergleiche - fünf Bildpaare - dem Lc-Text gewidmet ist.

Zu Io 1,37-39 und 40-42 zeigen Bilder Jesus im Gespräch mit den beiden Jüngern des Johannes sowie - nur in der Toledaner Hs. - Andreas, der seinen Bruder zu Jesus führt; es folgen jeweils Darstellungen Jesu mit Berufenen, während seitab Schriftgelehrte mit Spruchbändern stehen. Erklärt wird, die Jünger repräsentierten die von Jesus Berufenen - Unwissende, die Vornehme und Kluge bekehren sollen ([23] Bd. 3 fol. 16r und 17v: Foto MAS, Barcelona, Nr. C 79 285f. und - nur das erste Bildpaar - London, Brit. Libr., Ms. Harl. 1527, fol. 19r: [23 a] Bd. 3 Taf. 490).

Zu Mt 4,18-20 und 21f. sind die Berufungen des Petrus und Andreas sowie des Jakobus und Johannes vergegenwärtigt; der Kommentar enthält die allbekannten Deutungen von Wasser, Brot, Netz und Fischen: Welt, Kirche, Hl. Schrift und Menschen (s. Sp. 312 und 322). Dem ersten Berufungsbild folgt eine Darstellung bald eines Klerikers, bald mehrerer, die Jesus folgen, dem zweiten Bild die eines Mannes (so im Toledaner Exemplar) oder mehrerer Kleriker (in der Londoner Hs.), die sich Jesus zuwenden und von der Welt und ihren Verlockungen abkehren („a luxu et fluxu et cupiditate saeculi“); dies veranschaulicht einmal eine Personifikation, einmal ein zärtlich sich umfassendes Paar ([23] Bd. 3 fol. 18v: Foto MAS, Barcelona, Nr. C 79 287; vgl. [23 a] Taf. 492).

Den fünf Bildern zum Lc-Bericht sind fünf andere beigegeben, die in Wort und Bild den u. a. bei Hugo von St-Cher vorgetragenen Deutungen folgen (s. Sp. 319f. und 321). Zum ersten Bild (Lc 5,1f.) ist Meßopfer und Lehre der Kirche (Abb. 14) oder Christus mit Juden und Ekklesia gestellt (Londoner Hs.: [23 a] Taf. 492), zum zweiten (Lc 5,3) die Prediger, die den Sinn der Menschen aufs Himmlische lenken sollen (Abb. 14 und ebd.), das dritte Bild (Lc 5,4f.) begleitet die Schilderung eines Bischofs, der - der Mahnung eingedenk, die anvertrauten Armen und Reichen durch Lehre und beispielhafte Werke anzuleiten - einen Hungrigen speist, sowie die eines Klerikers, der Vornehmen predigt (Abb. 14; in der Londoner Hs. nur die Predigt: ebd. Taf. 493). Das vorletzte Bildpaar zeigt zum F. (Lc 5,6f.) die Spendung der Taufe durch einen Kleriker und Götzen anbetende Heiden ([23] Bd. 3 fol. 20r: Foto MAS, Barcelona, Nr. C 79289) oder einen predigenden Bischof mit ihm zugewandten Gläubigen und, seiner Botschaft nicht achtend, ein sich küssendes Par (Abb. 15). Der fünfte Vergleich setzt der Reue Petri und Jesu Verzeihen (Lc 5,8-10) die Reue frevelhafter Kleriker entgegen, deren Amtsverzicht Jesus zurückweist, ihnen verzeiht und sie von neuem mit ihrem Amt betraut (ebd.; vgl. [23 a] Taf. 493 und Abb. 16).

In späteren typologischen Handbüchern gedachte man der B. d. A., meist nur der bei Lc, selten und erinnerte statt dessen allgemein an die Berufung aller Apostel (s. Sp. 342 und *Jünger [als Gefolge Christi]) oder verzichtete ganz auf eine typologische Zuordnung wie in den Armenbibeln.

In den „Concordantiae Novi et Veteris Testamenti et naturae“ des Christanus von Lilienfeld († nicht vor 1330) sind der B. d. A. nach Lc drei atl. Vorbilder gegenübergestellt, deren eines, die Berufung des Elisa durch Elia (III Reg 19,19), im „Pictor in carmine“ und in der „Rota in medio rotae“ der Berufung des Matthäus zugeordnet (s. Sp. 362); als zweites folgt die Bestallung Eliabs zum Anführer des Stamms Sebulon (Num 1,9; 2,7), als drittes Sir 51,31 („Appropriate ad me indocti et congregate vos in domo discretione [statt „disciplinae“]“). Als Vorbilder aus der Natur dienten zum Vergleich mit den von Christus Berufenen die Fische, die - angelockt vom honigsüßen Geruch, der dem Maul des *Wals entströmt, - gefangen werden (Physiologus, cap. 17: ed. Sbordone S. 65f.; vgl. Theobaldi Physiologus, cap. 8: ed. P. T. Eden, Leiden und Köln 1972 [Mittellat. Stud. und Texte, Bd. 6], S. 56f.): Lilienfeld, Stiftsbibl., ms. 144, fol. 213r.

Ulrich von Lilienfeld behielt in den zwischen 1351 und 1358 geschriebenen „Concordantiae caritatis“ III Reg 19,19 als Typus der B. d. A. Petrus und Andreas nach Lc (nicht des „F.“ wie RDK III 849f. Nr. 133) bei, ersetzte jedoch den anderen atl. durch Num 27,22, die Berufung Josuas durch Moses. Anstelle des meist „in malam partem“ interpretierten Wals wählte er Beispiele aus der Natur, mit denen sich die gehorsame Nachfolge der Apostel vergleichen ließ: den die Stimme seines Herrn erkennenden Eber (vgl. Plinius lib. VIII, 208f.: ed. König Bd. 8 [1976] S. 206f.) und den folgsamen Hund. Als Prophetensprüche zitierte er Sir 18 (recte 17,21), Is 2 (recte 11,14), Os 6,3 und Job 30 (recte 23,11): Conc. car., Temp. Nr. 133 (zum fünften Sonntag nach Pfingsten, vgl. Sp. 324), Lilienfeld, Stiftsbibl., ms. 151, fol. 131v und 132r; vgl. Abb. 21.

1476 stellte Domenico Ghirlandaio an der N-Wand der Capp. Sistina im dritten von sechs Wandgemälden mit Szenen aus dem Leben Jesu die B. d. A. nach Mt dar (Leop. Ettlinger, The Sistine Chapel before Michelangelo, Oxf. 1965, S. 43 und 90, Taf. 10), gegenüber ist als drittes Fresko einer Folge von Begebenheiten aus dem Leben des Moses der Durchzug durch das Rote Meer angebracht (Cosimo Rosselli oder Mitarbeiter der Ghirlandajo-Werkstatt, 1482: ebd. S. 63-65 Taf. 3; vgl. Rob. Sahini, La Capp. Sistina in Vaticano, Mail. 1965, Bd. 1 S. 167f.; RDK VIII 428 und 440). Inschriften belehren den Betrachter, die atl. Historie zeige die Sammlung des Volkes, welches durch Moses ein geschriebenes Gesetz erhalten werde („Congregatio populi a Moise legem scriptam accepturi“), während die ntl. Entsprechung die Sammlung des Volkes wiedergebe, welches das neue Gesetz des Evangeliums empfangen solle („Congregatio populi legem evangelicam recepturi“: Deoclecio Redig de Campos, I „Tituli“ degli affreschi del quattrocento nella Capp. Sistina, Rend. Pont. Accad. 52, 1969-1970, S. 308).

In der Neuzeit begegnen typologische Interpretationen nur mehr vereinzelt. Deren Verfasser stellten andere, für Katechese oder Paränese besser geeignete Vergleiche vor. So gab P. Vermehren in seiner Postille die B. d. A. nach Lc zweimal als Beispiel dafür an, daß der Mensch immer auf Gottes Gnade und Hilfe angewiesen sei.

Zum Sonntag Septuagesima steht unter dem Lemma „Der unverdiente Gnaden Lohn“ ein Bild der Jesus nachfolgenden Apostel am Seeufer (Lc 5,11) und daneben eines der Arbeiter im Weinberg (Mt 20,1-16). Die Frage in der Subscriptio des ersten Bildes („Wir haben alles verlaßen, und sind dir nachgefolget, was wird unß dafür?“ [Mt 19,27]; vgl. Sp. 334) wird beantwortet in der des zweiten, die dem Tagesevangelium entnommen ist: „Was recht seyn wird, soll euch werden“ (Mt 20,7; Jesus und seine Kirche a. a. O. [Sp. 324] Bl. E’ 1).

Zum fünften Sonntag nach Trinitatis stellte man ein Bild zu II Sam 6,10f. - die Bundeslade im Hause Obed Edom - neben das des F. „Der gewiße Segen“, der beide Male offenbar wurde, zeigt, daß „Arbeit ohne Gott gar schlechten Lohn empfaͤht“. Deswegen „merckt ein frommer Christ, wenn er in Noͤthen schwitzt; sind ihm der Trauer-Nacht mehr als zu viel geworden, So last er Gott das Schiff, er tritt in Petri Orden, Und traut den Segens-Mann, der hie am Ruder sitzt“ (ebd. Bl. N 2).

b. Oftmals begründet eine der B. d. A. oder einzelnen, beim Fischfang gebrauchten Gegenständen beigelegte Deutung das Vorkommen entsprechender Darstellungen.

Häufig erinnerte man an die Eigenschaften der Berufenen.

Auf Einfachheit und Mangel an Bildung (s. Sp. 315f.) weisen drei Embleme hin, die der B. d. A. auf einem von Joh. Seb. Klauber nach Entwurf von Gottf. Bernh. Göz ausgeführten Kupferstich beigegeben sind.

Zum Lemma „A lacubus super astra vocati“ („Von dem Wasser hergenommen, seynd wir an den Himmel kommen“) zeigt die Icon einen Ausschnitt des Zodiakus mit dem Tierkreiszeichen der Fische, zu „Delicias et parva dabunt“ („Auch was schlecht, und klein, kan gefaͤllig seyn“) eine Angel mit Köder, und zu „Attracti fulmina miten“ („Ein schlechter Dunst von Erden Wird einst ein Donner werden“) eine Sonne, zu der Dämpfe vom Boden aufsteigen (P. C. Leuthner O.S.B. a. a. O. [Sp. 339] Kupferstich 16, nach Bl. B4v).

Den Gehorsam der Apostel (s. Sp. 316f.) schilderte Barth. Hulsius mit dem Bild zweier Fischer, deren einer (Petrus?) ein Netz auswirft; darunter ist Lc 5 zitiert: „Heere op u woort wil ick etc.“ (Emblemata sacra, Dat’is, Eenighe Geestelicke Sinnebeelden ..., o. O. 1631, Titelbl.).

Mit dem gleichen Bild veranschaulichte Wolfg. Helmhard von Hohberg unter dem Lemma „Auspicio laxabo tuo“ (Ps 127,2), das dem Gehorsam ablesbare Vertrauen auf Gott (Lust- und Arzeney-Garten des kgl. Propheten Davids..., Rgbg. 1675 [Ndr. Graz 1969], zu Ps 128 [Zählung nach Luther]; s. Sp. 249f.). Fil. Picinelli verzeichnete zwei Lemmata, mit denen er den unverzüglichen Gehorsam (s. Sp. 316f.) charakterisierte: - mit Hinweis auf Mt 4,20 - „Nescit amor remoras“ und - aus der 5. Homilie Gregors d. Gr. zum Lc-Evangelium abgeleitet [7, Sp. 1185f.] - „Ad unum (Domini) praeceptum (secuti sunt eum)“: Picinelli-Erath T. 1 lib. 3 Nr. 504 S. 237, lib. 4 Nr. 44 S. 256. Wie die Apostel Jesus folgten, bleibt ein Lamm in der Spur des Muttertiers („Sequar, quo ierit“: ebd. lib. 5 Nr. 5 S. 339). Lorenz Wolfg. Woytt gebrauchte zur Erklärung des aus Gottvertrauen erwachsenen Gehorsams, den Lehrer und Prediger üben sollen, das aus Lc 5 gewonnene Bild des F.: „Sul cenno del Signore. Weil es der Herr befohlen“ (Emblemat. Parnassus ..., Augsb. 1730, T. 3 S. 78 Nr. 453, Taf. 38, Auslegung S. 66; vgl. Sp. 250).

An die Folge des Gehorsams erinnert ein Emblem auf den Apostel Jakobus in der ehem. Benediktinerklosterkirche Ensdorf Kr. Amberg-Sulzbach von Cosmas Damian Asam, 1714: als Lemma dient Mt 4,20 („Secuti sunt eum“), dazu sieht man zwei Putti ein Fischernetz halten (Cornelia Kemp, Angewandte Emblematik in süddt. Barockkirchen, Mchn. und Bln. 1981 [K.wiss. Stud., Bd. 53], S. 331).

Etliche Male griff man Interpretationen auf, mit deren Hilfe man die Auswirkungen der Berufung auf die Tätigkeit der Apostel und zugleich Gottes Beistand als deren Voraussetzung näher beschreiben konnte.

Auf Auslegungen des Berufungsworts (s. Sp. 317) bezog L. W. Woytt das Lemma „Reditum melior“; das Epigramm erklärt: „Was jetzt noch saltzig ist, der Sonnen Strahl versüßt“. In der „Applicano moralis“ dazu liest man über die Apostel, erst „Fiengen sie stumme und tumme Fische, nachmahlen aber redende und vernünftige Seelen“ (a. a. O. T. 3 S. 16 Nr. 74, Taf. 3; Auslegung S. 13).

Daß der F. nicht aus eigener Kraft der Berufenen, sondern nur mit Gottes Hilfe möglich war (s. Sp. 321 und 323), woran die Bedingtheit allen menschlichen Tuns anschaulich wurde, führte zu Darstellungen vor allem in der prot. Buchillustration.

In dem deutschen Gebetbuch, das Hans Leonh. Schäuffelein etwa 1537/1538 für den Grafen Karl Wolfg. von Öttingen mit Bildern versah, begleitet eine Darstellung des F. auf fol. 88v den Text eines Gebetes, das den ungefähren Wortlaut der dt. Übersetzung Martin Luthers von Ps 52 mitteilt (Ps 53 in dessen Zählung). Die Menschen, „alle sampt zu gleich verderbt vnd vntüchtig“, wirkten nichts aus eigener Fähigkeit, seien angewiesen auf Gottes Rechtfertigung („dein gerechtigkeyt“). Kraft des Hl. Geistes diene alles Streben nur noch der größeren Ehre Gottes und befähige dazu, sich zu freuen „in deiner erledigung auß vnserer gefenckniß trübsal, angst vnnd noth“ (Berlin, StMPK, Kk., Hs. 78 B 6, fol. 89r,v; zur Hs. vgl. [32] S. 229). Joh. Mich. Dilherr stellte diesen Sachverhalt im Emblem zum fünften Sonntag nach Trinitatis (s. Sp. 324) dar, dessen Icon einen Pflug auf dem Feld sowie ein Weihrauchfaß zeigt, aus dem Schwaden emporsteigen. Der Betrachter wird mit dem Hinweis auf die Schilderung des F. bei Lc aufgefordert: „Nimm / wie Petrus / in dein Schifflein Jesus / fisch auf sein Geheiß / theil den Zug mit deinem Nächsten / gib dafür GOTT Dank und Preiß. Deine Arbeit dich nit nehrt / sondern Gottes reicher Segen: drum solst du die Händ an Pflug / und auch an das Betbuch / legen“ (Hertz- und Seelen-Speise Oder Emblemat. Haus- und Reis-Postill..., Nbg. 1661, S. 736f.: Abb. 35; vgl. Willard James Wietfeldt, The Emblem Lit. of J. M. D. ..., Nbg. 1975 Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. Werkstücke zur Stadt- und L.gesch., Bd. 15], S. 165f.). Claas Bruin zeigte das Emblem „Non quaero quod capio“ mit dem Bild eines Fischers, der ein volles Netz ans Ufer zieht (Uitbreiding over honderd leerzame zinnebeelden, Amst. 1722, S. 134f. Nr. 59).

Im kath. Bereich hob man in nachreformatorischer Zeit unter Berufung auf die B. d. A. die Bedeutung des kirchlichen Lehr- und Predigtauftrags hervor als Aufgabe der Geweihten, die das von Christus gegründete Amt in der Nachfolge der Apostel repräsentierten (vgl. Albertus Magnus: [22] S. 354; Catechismus Romanus, Praefatio, art. 4-6, ed. princ. Rom 1566, benutzte Ausg. Rgbg. 1856, S. 2f.).

Daß jene beim F. der Apostel mitwirkten, stellt das wohl 1722 von Franz Georg Herrmann vollendete Deckenbild im Festsaal der ehem. Benediktinerabtei St. Mang in Füssen vor Augen (Abb. 38). Es zeigt Himmel und Erde von Gott gelenkt (vgl. Helga Wagner, Barocke Festsäle in süddt. Klosterbauten, Diss. Bln. 1965, S. 52f.): in der Mitte die Windrose, zu seiten Personifikationen der sieben Planeten an einer von der Hand Gottes gehaltenen Kette und - im Licht des Hl. Geistes - die beiden Fischerboote. Im einen sitzen Jesus und die Apostel sowie drei Geistliche, deren einer beim Einholen des vollen Netzes hilft. Das Segel trägt die Inschrift „Annuerunt sociis. Lucae 5.V.7.“: Petrus winkt das zweite Boot herbei; in ihm nahen Angehörige des Benediktinerordens, darunter Papst (Gregor?), Kardinal (Petrus Damiani?), Bischof (Anselm von Canterbury?) und Abt (Magnus?), zur Unterstützung der Weltkleriker bei der Seelsorge (vgl. Alb. Koeniger, Der Füssener Festsaal des St. Mang Klosters, Füssen 31950, S. 10).

Besonders häufig erinnerte man an den durch die Predigt ausgeübten „Fischfang der Seelen“ mit der Wiedergabe der B. d. A. oder des F. an Kanzeln. Entweder wies man sie in einer Folge von Darstellungen des lehrenden und predigenden Jesus vor oder versah sie allein mit einer Wiedergabe der B. d. A. Beispiele für ersteres: Danzig, St. Johann, Ölgem. an der Kanzelbrüstung, 17. Jh. (W. Drost a. a. O. [Sp. 344] S. 44); Großkomburg, Jagstkreis, ehem. Stiftskirche, Relief von Joh. Balth. Ebershauser, 1715 (vgl. [33] S. 91); Breslau, St. Maria auf dem Sande, Alabasterrelief von Frz. Jos. Mangoldt, 1737/1738 (ebd.); Bonn-Poppelsdorf, Kreuzbergkirche, Stuckmarmorrelief, 1757 (ebd. S. 137); Bichlbach, Bez. Reutte, Pfarrk., Relief von Jos. Stapf, 1774 (Dehio-Hdb., Tirol S. 198); Bad St. Leonhard, Pfarrk., Relief, 1779 ([41] S. 213f., mit weiteren Beisp. aus dem 4. V. 18. Jh. in Kärnten); Garmisch, Pfarrk. St. Martin, Relief von Franz Hosp, 1782 (M. Brunner, G., St. Martin und alte Kirche, Garmisch 21978, S. 2). - Schilderungen einzig der B. d. A. gibt es in Schäftlarn, Obb., Benediktiner-, ehem. Prämonstratenserklosterkirche, Relief von Johann Bapt. Straub, zw. 1755 und 1764 (Abb. 41; vgl. Peter Volk, J. B. St. 1704-1784, Mchn. 1984, S. 202); St. Oswald, Bez. Judenburg, Pfarrk., Relief, um 1758 (Dehio-Hdb., Steiermark S. 475); Windisch-Garsten, O.Ö., Relief, E. 18. Jh. ([38 a] S. 249, zur Dat. Dehio-Hdb., O.Ö. S. 383); Wolfertschwenden, Gde. Grönenbach, Kr. Unterallgäu, Filialkirche St. Veit, Relief, E. 18. Jh. [45].

Viele Male vergegenwärtigte man den F. durch Bildwerke an den sog. Schiffskanzeln (s. auch Sp. 345f. und 350). Beispiele hierfür sind aus dem ganzen Verbreitungsgebiet dieses Kanzeltypus bekannt; in Bayern: Altenerding Kr. Erding, Pfarrk., Chrn. Jorhan d. Ä. zugeschr., 1767 [37, S. 26, Abb. 11]; Niederding Kr. Erding, Chrn. Jorhan d. Ä. zugeschr., um 1770 (ebd. Abb. 10); München, Staatl. Graph. Slg., zwei Entwürfe für die Kanzel der Münchener Frauenkirche von Franz Xaver II Feichtmayer, gegen 1772/1773 oder 1777 (ebd. S. 22-25, Abb. 6-8); Weissenregen, Opf., Wallfahrtskirche U.L.F., Joh. Paul Hager, 1785 (Abb. 43; Kdm. Bayern, Ndb. 9 S. 114f.); in Oberösterreich: Traunkirchen, Pfarrk., 1753 (Alice Strobl, Die Naturkanzeln des 18. Jh., Alte und Neue K. 4, 1955, S. 49f., Abb. 10); Gaspoltshofen, Pfarrk., Joachim Ertl, 1779 (Martin Riesenhuber O.S.B., Die kirchl. Barockk. in Österr., Linz 1924, Taf. 92; Dehio-Hdb., O.Ö. S. 87); in Schlesien: Eckersdorf (Bozków bei Kłodzko), ehem. Kr. Sagan, Ludw. Jaschke, 1754 (Abb. 40; vgl. [38] S. 231); Seitendorf (Sieroszów), 3. V. 18. Jh. (Günther Grundmann, Schles. Barockkirchen und Klöster, Lindau und Konstanz 1958 [Schrn. des Kopernikuskreises, Bd. 4], Taf. 39; [38] S. 231; zu den am Mastbaum wiedergegebenen päpstl. Insignien - dreifaches Kreuz, Tiara und gekreuzte Schlüssel -s. Schiff der Kirche); Troplowitz (Opawica), ehem. Kr. Leobschütz, Jos. Hartmann, 1772 (Ernst Königer, K. in Oberschlesien, Breslau 1938, S. 42; [38] S. 231, Abb. 14); zum einzigen, bisher bekannt gewordenen Beispiel in einer ev. Kirche, in Biała an der schles. Grenze zu Kleinpolen, 1833, s. [38] S. 231; in Polen sind die wichtigsten Beispiele in Krakau, Fronleichnamskirche, 2. V. 18. Jh. (ebd. S. 219-221, Abb. 3; auf dem Segel die Inschrift „Ascendens in naviculam Petri docebat turbas. Luc. Cap. 5 V. 3“), und in Warschau, Visitandinnenkirche, Joh. Gg. Plersch, 1760 (ebd. S. 225, Abb. 6; Bugflagge mit Zitat Lc 5,3); weitere Beisp. ebd. S. 222-225 und 229.

Die Aufgabe des Predigers erläuterte Fil. Picinelli unter Berufung auf Lc 5,4 mit der allegor. Interpretation von Angelhaken und Netz. Wie der Fischer mit dem Angelhaken die Fische aus der Tiefe ans Licht hole (s. Sp. 318), habe der Prediger die Sünder aus alten Gewohnheiten herauszuziehen; Lemmata: „Extrahit ab imo“, „Ab imo reposcit“ und „De profundis extrahunt“ (Picinelli-Erath T. 2 lib. 17 Nr. 200 S. 123). Der Aufgabe des Seelsorgers als „Corrector“ der ihm Anvertrauten wird das Netz verglichen, bei dem die Fische aus dem Wasser genommen werden, jedoch unverletzt bleiben: „Eximit, non perimit“, „Extrahunt, sed non perimunt“ (ebd. T. 2 lib. 20 Nr. 155 S. 168).

c. Als Exempel vergegenwärtigt die Wiedergabe der B. d. A. die von Gott Berufenen in einem griech.-lat. Psalter als Illustration zu Ps 64,5 („Beatus quem elegisti et adsumpsisti ...“): Berlin, StMPK, Kk., Hs. 78 A 9, fol. 128r, Zypern (?), 13. Jh. ([32] S. 27; Christine Havice, The Hamilton Psalter..., Pennsylvania State Univ. Diss. 1978 [masch.], S. 417).

Den F. als biblischen „Fatto“ des mit der B. d. A. begründeten apostolischen Wirkens zeigt eine 1610 entstandene allegorische Darstellung der Kirche von Matthias Kager (München, Miniaturenkab. der Residenz: Brunner, Residenz Mchn., S. 85, Abb. 75).

Das dem Verhalten der Apostel ablesbare Vertrauen auf Gott exemplifiziert der F. nach Lc 5,4 im Hintergrund einer Darstellung der „Confisio“ (Ripa-Hertel, Kupfer 85 von Gottfr. Eichler, um 1760; s. RDK VIII 936f.).

Als Monatsbild des Februar unter dem Zeichen der Fische begegnet eine Wiedergabe des F.

von Adrian Collaert nach Hans Bol in einer Folge von zwölf Kupferstichen (Emblemata evangelica ad XII signa coelestia sive totidem anni menses accomodata, o. O. 1595; vgl. auch Sp. 234).

Ausnahme scheint geblieben zu sein, ein historisches Ereignis mit dem F. zu vergleichen, wie dies auf dem Kupferstich geschah, den Niccolò Nelli 1572 in Venedig zur Erinnerung an die siegreiche Seeschlacht bei Lepanto herausgab.

Die militärische Allianz gegen die türkische Flotte wird den Fischern im See Genezareth gleichgesetzt und zugleich die siegreiche Autorität des Papsttums vor Augen geführt: Petrus sitzt am Steuerruder eines Schiffs, auf dessen Heck die theologischen Tugenden stehen, während auf Deck der Papst (Pius V.) das Tau eines riesigen Schleppnetzes in Händen hält, in dem alle türkischen Kriegsschiffe gefangen sind. Dabei helfen ihm der spanische König und der Doge von Venedig, an den Enden des Taus unterstützen dies die hll. Jakobus und Markus (Du. Kulturelle Monatsschr. 22, 1962, H. 5, S. 30).

B. Ikonographie

Bildliche Darstellungen der B. d. A. gründen auf jenem Motivschatz, der durch die ntl. Berichte vorgegeben war.

Die B. d. A. kann in mehreren Bildern (z. B. Abb. 14 und 20) oder in einem geschildert werden, dann auch in kontinuierender Darstellungsweise (Abb. 6; so wohl schon in einem fragmentarisch erhaltenen Fresko aus dem 8. Jh. in S. Saba in Rom: P. Testini, S. Saba, Rom 1961 [Le Chiese di Roma illustrate, 68], Abb. 29) oder als synchrone Vorgänge zusammengefaßt (die Vier – in zwei Booten –

reagieren in gleicher Weise auf die Berufung durch Jesus; z. B. Tokali Kilise bei Göreme Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.], Neue Kirche, Fresko, 11. Jh.: [36] Bd. 2 Abb. 103; für weitere Beisp. Phil. Schweinfurth, Zs. für Kg. 10, 1942, S. 50f. und 58-60, erneut [42] S. 92).

Sich bei der Wahl von Motiven auf einen bestimmten Bericht zu beschränken, lag nahe, wenn dieser illustriert werden sollte. Doch gibt es auch Beispiele dafür, daß man gelegentlich in Gemälden einem einzigen Text folgte, was vornehmlich für Darstellungen von Motiven nach Io zutrifft, aber auch für viele Wiedergaben des nur in der Lc-Perikope berichteten F.

In anderen Darstellungen kommen Motive aus mehreren Evangelien vor, in erster Linie aus denen der Synoptiker. Solche Kombinationen sind lange vor dem nachweisbaren Vorkommen entsprechender Bilder literarisch bezeugt (s. Sp. 311f.). Das häufigste Beispiel ist die Gleichsetzung des bei Mt genannten Andreas mit dem bei Lc namenlosen Begleiter Petri, die in Darstellungen des F. durch die für Andreas gebräuchliche Charakterisierung (Haar- und Barttracht), oftmals durch Beischriften deutlich wird.

Wiedergaben der B. d. A. konnten durch außerbiblische Motive bereichert werden, um größere Anschaulichkeit (Abb. 36) zu erreichen oder besondere Akzentuierungen vorzunehmen.

So konnte einer der Berufenen durch seine Plazierung im Bild und eine besondere, antwortende Geste hervorgehoben sein. Meist zeigte man Petrus als dem ihn berufenden Jesus nächsten, sei es im Boot, weil Petri Name zuerst genannt ist (Mt 1,16; Lc 5,3) und dies die Begründung seines Primats unterstützte (vgl. Sp. 314), sei es beim Verlassen des Boots (s. Sp. 307), weil das an Petrus gerichtete Berufungswort unmittelbar vorher berichtet ist. Wollte man besonders auf Andreas hinweisen, gab man ihm die Position, die üblicherweise Petrus einnimmt (z. B. Abb. 39). Auf gleiche Weise konnten gegebenenfalls Jakobus und Johannes ausgezeichnet werden (Abb. 18f. und 24).

Der Apostel nächst Jesus, meist Petrus, antwortet auf Jesu Ruf mit einer Handgebärde; er hebt eine Hand oder beide Hände (Abb. 5-10, 12-14, 16, 18, 20f., 26 und 44; selten haben beide Apostel beide Hände erhoben: Venedig, Coll. Cini, Einzelblatt aus einem Graduale, E. 13. Jh., s. Sp. 356). Ausnahmsweise ergreift Jesus die erhobene Hand Petri (Much Wenlock Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.], Relief, um 1190, s. Sp. 346). Gelegentlich schlägt Petrus sein Haar um als Zeichen seines Standeswechsels (Abb. 17; ebenso in einem Graduale der Bibl. capitolare in Verona, cod. 1049, M. 14. Jh.: E. Sandberg-Vavalà a. a. O. [Sp. 356]; zur Geste vgl. Grimm Bd. 4,2 Sp. 19).

Zu den am Ufer Knienden s. Sp. 388.

Seit dem ausgehenden 12. Jh. begegnen immer häufiger Darstellungen, in denen man Petrus und Andreas als bereits auf Jesu Ruf aufmerksam geworden zeigt, Jakobus und Johannes jedoch noch mit dem Fischfang beschäftigt sein ließ (Padua, Baptisterium, Fresko von Giusto de’Menabuoi, zw. 1375 und 1378: [34] Taf. 33f., s. Sp. 388; „Walfart oder bylgerung vnser lieben frawen“, Ulm (Joh. Reger] 1487, Bl. 22r: [30] Bd. 7 Taf. 67 Abb. 172, s. Sp. 340). Seltener bildete man auch Johannes, das Fischernetz in seinen Händen haltend, jedoch auf Jesus blickend ab, so im Evangeliar Heinrichs des Löwen, gegen 1188 (Renate Kroos in: Das Evangeliar H. d. L., Kommentar zum Faks., hg. von Dietr. Kötzsche, Ffm. 1989, S. 199f.; s. Sp. 333).

1. Jesus steht am Ufer und wendet sich zwei Fischern in einem Boot zu. Er kann einen oder mehrere Begleiter haben (Abb. 1). Mit dieser Bildformel vergegenwärtigte man die B. d. A. sowohl des Petrus und Andreas als auch die der Zebedaiden Jakobus und Johannes (in seltenen Fällen sind alle vier in einem Boot versammelt, z. B. in einem Relief aus einem Altarretabel der ehem. Klosterkirche Heilsbronn, 1510 [s. Sp. 343], oder auf dem Holzschnitt auf Bl. 116v zu J. Eck a. a. O. [Sp. 328]).

Auf die gleiche Weise stellte man gelegentlich auch den F. dar (s. Sp. 385), ferner, was zu Verwechslungen Anlaß gab, die mit einem wunderbaren Fischfang verbundene *Erscheinung Christi am Meer Tiberias (s. RDK V 1372). Bei fragmentarisch überkommenen Bildwerken ist deswegen häufig nicht mehr zu entscheiden, welches Thema wiedergegeben werden sollte, z. B. bei einem Relief auf dem Deckel eines Sarkophags aus S. Sebastiano f. l. m. in Rom, 3. V. 4. Jh. (Deichmann, Sarkophage, Bd. 1 Taf. 65 Abb. 358 b: B. d. A.; Paul Styger, Die altchr. Grabesk., Mchn. 1927, S. 95f.: Erscheinung Christi).

Die Fischer üben ihr Handwerk aus. Meist sitzen sie, manchmal stehen sie im Boot, ausnahmsweise stehen sie im Wasser (Abb. 11). Am häufigsten sieht man den einen das Ruder führen, den anderen ein mit Fischen gefülltes Netz heranziehen (a); etliche Male sieht man beide das volle Netz einholen (b); viele Bilder bieten einen Fischer, der ein Netz auswirft (c); wenige Beispiele zeigen die Apostel ohne irgendwelches Fischfanggerät (d).

Das Boot kann Mast und Segel haben. Ein vom Wind geblähtes oder gerefftes Segel veranschaulicht, daß die Männer zum Zeitpunkt ihrer Berufung ihrem Handwerk nachgingen (ein geblähtes oder wie eine Flagge flatterndes Segel: Abb. 4f., 12, 14 und 39f.; ein gerefftes Segel z. B. im sog. Messale di S. Ludovico in Assisi, gegen 1270 [s. Sp. 353], und auf fol. 32v der „Evangelica historia“, ms. L. 58 sup. der Bibl. Ambr. in Mailand, 14. Jh. [s. Sp. 336], ferner Abb. 16, 23 und 30).

a. Das älteste, zweifelsfreie Beispiel einer solchen B. d. A. begegnet in den Mosaiken von S. Apollinare in Ravenna aus der 2. H. 6. Jh. (Abb. 1).

Bis zum ausgehenden Hoch-MA kommen die Beispiele aus Byzanz und Süditalien, vgl. etwa die Darstellung auf fol. 87v der Pariser Hs. der Homilien Gregors von Nazianz, gegen 880 oder zw. 880 und 886 (s. Sp. 339), und das Elfenbeinrelief im Domschatz von Salerno, 11. Jh. (Abb. 7; vgl. Goldschmidt, Elfenbeinskulpturen, Bd. 4 S. 39 Nr. 126).

Das Fortleben dieses Bildtypus bezeugt z. B. die Tafel von Lorenzo Veneziano aus einer Predella, 2. H. 14. Jh. (Berlin, StMPK, Gem.gal., Inv.nr. III.80: Milos Boskovits, Frühe ital. Mal., Bln. 1988 [Kat. Gem.gal. Berlin], S. 101 Nr. 39, S. 333 Abb. 152); Freiburg i. Br., Univ.bibl., Hs. 334, fol. 2r, Fragment einer Evangelienharmonie in Bildern, um 1410/1420 (s. Sp. 336f.); Oxford, Bodl. Libr., Ms. Canon. Liturg. 384, fol. 196r, Missale, Verona, gegen 1460 (Pächt-Alexander Bd. 2 S. 53; Ausst.kat. „Min. Veronese ...“ a. a. O. [Sp. 354] S. 52 Abb. III.7); Köln, Dom, Fenster n XXII im N-Schiff, 1507/1508 (s. Sp. 344); Chr. Flurheym a. a. O. (Sp. 327) T. 1 Bl. 16r: [35]; Hermann Tom Ring, Federzchg., dat. 1549, Beischrift „Matthe(us) 4“ (Braunschweig, Hzg. Ant. Ulr.-

Mus.: Ausst.kat. „Zchg. in Dtld., Dt. Zeichner 1540-1640“, Stuttgart 1979-1980, Bd. 2 S. 88f.); Claude Lorrain, Federzchg., 1665 (London, Brit. Mus., sog. „Liber veritatis“, Bl. 165r: Marcel Röthlisberger, C. L., The Paintings, Ld. 1961, Bd. 2 Abb. 267); Entwurf eines Deckenbildes, S-Dtld., zw. 1750 und 1770 (Nürnberg, Germ. Nat.mus., Inv.nr. Hz 3455: Monika Heffels, Die Handzchgn. des 18. Jh., Nbg. 1969 [Kat. des Germ. Nat.mus. N., Die dt. Handzchgn., 4], S. 359-361, Abb. 442); ehem. Augsburg, St. Peter, Deckengem. von Chrn. Erhart, 1773 (s. Sp. 344).

In einzelnen Fällen erlaubt die Zuordnung des Bildes die Dargestellten als Jakobus und Johannes zu identifizieren, so z. B. in der Pariser Hs. der „Meditationes vitae Christi“ (Bibl. Nat., ms. ital. 115, um 1370: [25] S. 137; s. Sp. 338f.).

b. Beide Fischer beim Einholen des Netzes.

Cimitile, Ss. Martiri, Fresko, um 900 (Abb. 3; vgl. Hans Belting, Die Basilika dei SS. Martiri in C. und ihr frühma. Freskenzyklus, Wiesb. 1962 [Forschgn. zur Kg. und chr. Arch., Bd. 5], S. 102-108); Hildesheim, Dom, Bernwardsäule, um 1020 (Abb. 5); Assisi, S. Francesco, sog. Messale di S. Ludovico, fol. 125r, gegen 1270 (s. Sp. 353, einer der beiden Fischer steht im Wasser); Faenza, Kath., Antifonario 3, fol. 256r, A. 14. Jh. (s. Sp. 357); London, Brit. Libr., Ms. Add. 47 672, fol. 390r, Bibel, fr. 14. Jh. (s. Sp. 333); Lüneburg, Stadtarchiv, sog. Wevelkoven-Missale, fol. 238v, 1. Jz. 15. Jh. (s. Sp. 354); Hans Schäuffeleins Holzschnitt in: „Das Plenarium oder Ewangely buoch ...“, Basel 1514, Bl. 175r, wo er - deren Inhalt entgegen - zur Bebilderung der Lc-Perikope steht, auf Bl. 124v als Bild zum Fischfang bei der *Erscheinung am Meer Tiberias [!]; Danzig, St. Barbara, Ölgem. an der O-Empore, A. 17. Jh. (Franz Swoboda, Kdm. der Stadt D., Bd. 5, Stg. 1972 [Bau- und Kdm. Osten R. A, Bd. 5], S. 141, Taf. 127 b); Eching Kr. Landsberg a. L., Pfarrk., Gem. von Chrn. Wink an der Empore, 1771 (Corp. Deckenmal. Bd. 1 Abb. S. 53).

c. Ein Fischer wirft das Netz aus (Mt 4,18).

Susum Bayri bei Ürgüp (Kappadokien), St. Theodor, Wandfresko, 1. H. 11. Jh. ([36] Bd. 1 S. 147f., Bd. 3 Abb. 375, 380); El Escorial, Real Monasterio, cod. Vitr. 17, fol. 26v, Evangeliar, zw. 1043 und 1046 (Abb. 6); Florenz, Bibl. Laur., ms. Plut. VI. 23, fol. 9r, Tetraevangeliar, um 1100 [39, Taf. 8 Abb. 18]; sog. Kapuzinerbibel, 4. V. 12. Jh. (Abb. 9); Benevent, Bronzerelief, A. 13. Jh. (Abb. 12); Köln, Dom, Chorschranke, 1. H. 14. Jh. (Abb. 17); Spilimbergo, Archivio Pievanale, ms. 4, fol. 10v, Graduale, E. 15./ A. 16. Jh. (s. Sp. 357).

d. Die Apostel ohne Fischfanggerät.

Beide im Boot rudernd zeigt sie das Fresko in der sog. Alten Kirche von Tokale Kilise bei Göreme (Kappadokien), spätes 10. Jh. [36, Bd. 1 S. 110-116, Bd. 2 Abb. 88]. Spätere Beispiele sind bisher nur aus Italien bekannt. Genannt seien: Spoleto, S. Pietro f. l. m., Relief, E. 12. Jh. oder A. 13. Jh. (s. Sp. 344); Venedig, S. Marco, nw. Säule des Hochaltarziborium, M. oder 3. V. 13. Jh. (Venturi Bd. 1 S. 243 Abb. 230; vgl. Demus, S. Marco, S. 166); Venedig, Coll. Cini, Einzelblatt aus einem Graduale, E. 13. Jh. (s. Sp. 356). Im Boot stehende Fischer zeigt die Darstellung auf fol. 131r im Missale ms. 738 der Bibl. civ. in Verona, 2. V. 15. Jh. (s. Sp. 354).

Einen der beiden Apostel am Ruder sieht man z. B. in einem Relief aus S. Andrea degli Candeli, 12. Jh. (Abb. 8),

und auf dem silbernen Altarantependium im Mus. Diocesano von Ascoli Piceno, 15. Jh. (Angelo Lipinsky, Das Münster 5, 1952, Abb. auf S. 200; zur Dat.: Marche, Mail. 41979 [Guida d’Italia del Touring Club Ital., Bd. 13], S. 631).

Nur die beiden Apostel im Boot, ohne Ruder: Lucca, Bibl. capitolare, ms. 603, fol. 135r, Antiphonar, 1. H. 12. Jh. (s. Sp. 357); Paris, Bibl. Nat., ms. lat. 11 560, fol. 46r, Bible moralisée, um 1240 (s. Sp. 362ff.); Schaffhausen, Stadtbibl., cod. Gen. 8, fol. 41r, Lektionar, um 1330 (s. Sp. 325).

2. Jesus spricht vom Ufer aus zu Fischern, meist dreien. Wer der dritte ist, kann oft nur aufgrund von Beischriften, der Auszeichnung mit einem Nimbus oder des hohen Alters des Dritten entschieden werden: ein Gehilfe von Petrus und Andreas (a) oder Zebedäus, der Vater des Jakobus und Johannes (b). Gelegentlich sind mehrere Helfer beigesellt (c).

a. Der eine mit Ruder oder Netz beschäftigte Gehilfe scheint die B. d. A. nicht wahrzunehmen.

So z. B. Barcelona, Mus. de Arte Cataluña, Fresko aus S. Pedro in Sorpe, 1. H. 12. Jh. (s. Sp. 344); Tafel von Hans Bornemann vom Heiligentaler Hochaltar, zw. 1444 und 1447 (Lüneburg, Nikolaikirche: Hans Gg. Gmelin, Spätgot. Tafelmal. in Nieders. und Bremen, Mchn. 1974 [Veröffn. der Nieders. L.gal. Hannover], S. 84 und 87); Aachen, Suermondt-Ludwig-Mus., Relief, um 1500 (Abb. 25); A. Collaert, Kupferstich, 1595 (s. Sp. 373f.).

b. Der Vater mit seinen Söhnen im Boot:

Wiederholt in Werken ma. Buchmalerei, z. B. in der Pariser Hs. der „Sacra Parallela“ des Johannes von Damaskus, 1. H. 9. Jh. (Bibl. Nat., ms. gr. 923, fol. 145v: s. Sp. 339), in der sog. Biblia de S. Luis, nach 1230 (Abb. 14), in der „Evangelica historia“ ms. L. 58 sup. der Bibl. Ambr. in Mailand, auf fol. 32v, 14. Jh. (Zebedäus nimbiert, s. Sp. 336 und 376), und in der Evangelienharmonie in Bildern, Hs. 334 der Univ.bibl. Freiburg i. Br., fol. 2v, um 1410/1420 (Abb. 20). Als nachma. Beispiel sei genannt das Andrea Vincentino zugeschr., 1607 dat. Ölgem. in der Scuola Dalmata dei Ss. Giorgio e Trifone (S. Giorgio degli Schiavoni) in Venedig (Guido Perocco, Guida alla „Scuola Dalmata“ ..., Ven. 1978, S. 48, Abb. 46).

c. Mehrere Helfer haben Jakobus und Johannes in Gemälden von Valerio Castello, zw. 1646 und 1659 (B. Ricci a. a. O. [Sp. 359]), und in Luca Giordanos um 1685 entstandenem Ölgem. (Kassel, Gem.gal., Inv.nr. GK 858: Erich Herzog, Die Gem.gal. der Staatl. K.slgn. Kassel, Hanau 1969, S. 91, Abb. 80) sowie Petrus und Andreas in J. S. Klaubers Kupferstich nach G. B. Göz zu P. C. Leuthner a. a. O. (Sp. 339).

3. Etliche Schilderungen der B. d. A. zeigen die Fischer bei Arbeiten am Netz und Jesus, der herzutritt, um sie zu berufen. Sie waschen am Ufer oder im Wasser stehend ihr(e) Netz(e): Abb. 14 und 30; einige Male stellte man Petrus und Andreas am Ufer beim Ausbessern des Netzes dar (was nur im Mt-Text, dort jedoch von den im Boot ihres Vaters sitzenden Jakobus und Johannes berichtet ist).

Als Beispiele seien genannt: Frétigny (Eure-et-Loir), ehem. Abteikirche St-André, Apsisfresko, 13. Jh. (Paul Deschamps und Marie Thibout, La peinture murale en

France au début de l’époque gothique ..., Paris 1963, S. 101, Taf. 46 Abb. 1); Schaffhausen, Stadtbibl., cod. Gen. 8, fol. 41r, Lektionar, um 1330 (s. Sp. 325); Holzschnitt des Jost Amann, 1571 (s. Sp. 328ff.); J. U. Krauß a. a. O. (Sp. 324) Taf. 48; Joh. Conr. Seekatz, Ölgem., zw. 1759 und 1764 (Abb. 42); Wolfertschwenden, Gde. Grönenbach, Kr. Unterallgäu, St. Veit, Relief an der Kanzelbrüstung, E. 18 Jh. [45].

4. Mit dem F. unmittelbar zusammenhängende Ereignisse sind: Seepredigt (a), Ausfahren der Boote (b) und Bergen des reichen Fangs (c).

a. Darstellungen der Seepredigt zeigen Jesus, der vom Boot Petri aus zu am Ufer Stehenden spricht. Diese Begebenheit selbst gehört nur insofern in den hier behandelten Zusammenhang, als sie für den F. eintreten konnte. Außerdem gibt es eine ganze Reihe von bildlichen Darstellungen, in denen die Wiedergabe der Seepredigt einem Bild des F. integriert ist.

Beispiele für eine solche Darstellung sind Abb. 2 und 14, beides Teil einer umfänglichen Bilderfolge zum Lukas-Evangelium. Als Ereignis des öffentlichen Wirkens Jesu in Galiläa ist in Taf. 7 von Jak. Beringers Evangelienharmonie neben Berufungsszenen, Heilungen und Wundern auch die Seepredigt vorgewiesen (Abb. 28). Auf Fr. Overbecks Zeichnung ist Jesus gezeigt, dessen Predigt außer den am Ufer Versammelten auch die Fischer - zu Seiten des Boots Petri im Wasser stehend oder im zweiten Boot - zuhören (vgl. Abb. 46). Zur Lc-Perikope zeigt Chr. Flurheym a. a. O. (Sp. 327) die Seepredigt, der F. aber steht zur Mt-Perikope am Andreastag (s. Sp. 353).

Das Bild der Seepredigt wird erweitert durch die Wiedergabe der den Fang bergenden Fischer, die vom selben oder einem zweiten Boot aus das volle Netz einholen: Paris, Bibl. Nat., ms. gr. 74, fol. 115r, Evangeliar, M. 11. Jh. (H. Omont a. a. O. [Sp. 332] Taf. 102); Venedig, S. Marco, Mosaik im n. Gewölbe des n. Qsch., um 1200 (Otto Demus, The mosaics of S. Marco in Venice, Chikago und Ld. 1984, Bd. I,2 Abb. 144); sog. Holkham-Bibel, fol. 22r, um 1320/1330 (s. Sp. 336); J. U. Krauß a. a. O. (Sp. 324) Taf. 48. Die Männer im zweiten Boot sind zu sehen im Evangelistar der Bremer Univ.bibl., ms. b. 21, auf fol. 82r, zw. 1039 und 1043 (J. Plotzek a. a. O. [Sp. 324] S. 173f.), auf dem Holzschnitt in: Ludolf von Sachsen, Lheven Ihesu Christi, Antw. 1487 (Abb. 23), auf der Tafel des Mömpelgarder Altars von Matthias Gerung, etwa zw. 1525 und 1530 (Abb. 27), und auf dem Kupferstich von J. Wierix, 1593 (Abb. 30).

Eine ungewöhnliche Abwandlung dieser Kombination zeigt ein von Joachim von Sandrart 1646 für den Münchener Hof geschaffenes Ölgemälde (Abb. 34): Fast die gesamte linke Bildhälfte nimmt ein Marktstand mit Fischen und Muscheln ein; rechts trägt ein Fischer - wohl Petrus – einen weiteren Korb mit Fischen heran und blickt auf einen Mann, der ihn auf das im Hintergrund erkennbare Geschehen, die Predigt Jesu, hinweist. Obwohl das Bild in einem zeitgenössischen Inventar als „der Apostl Vischfang“ verzeichnet ist (Chrn. Klemm, J. v. S., Bln. 1986, S. 146), ist dieser selbst nicht wiedergegeben. Daß mit den Fischen auf den F. angespielt sein und daß man in dem Hinzutretenden Jesus erkennen sollte (so ebd.), ist nicht stichhaltig. Der zweite Mann ist wohl Andreas, die Fische charakterisieren den Beruf Petri. Es handelt sich demnach um eine Vergegenwärtigung der B. d. A., bei der Seepredigt und Berufung des Petrus nach Io (s. Sp. 307) vorgewiesen sind.

b. Ausfahren der Boote.

In der sog. Biblia de S. Luis, nach 1230, wurden zwei Darstellungen aufgewendet. Die erste zeigt Christus im Boot Petri und diesen, wie er das Boot vom Ufer abstößt; die zweite stellt vor Augen, wie Jesus auffordert, das Netz auszuwerfen, und Petrus das leere Netz als Hinweis auf den vorausgegangenen vergeblichen Fischfang vorweist ([23] Bd. 3 fol. 19v, s. Sp. 365; in Ms. Harley 1527 der Brit. Libr. in London, fol. 22v, sieht man einen das Ruder führenden Gehilfen mit im Boot [23 a, Bd. 3 Taf. 493]; beide Szenen auch in einem franz. Psalter aus dem 13. Jh., Ms. 22 der John Rylands Libr. in Manchester, auf fol. 9r: ebd. Bd. 4 Taf. 798).

Nur dieser Dialog ist dargestellt in einem Relief im Tympanon des n. Portals der Kath. St-Jean in Bazas (Gironde), nach 1250 (Jean Vallery-Radot, Bazas, Congr. arch. de France 102, 1939, S. 297f., Abb. S. 299; vgl. Sauerländer, Skulptur, S. 140), und in der Hs. Tennenbach 8 der Bad. L.bibl. Karlsruhe, fol. 20v, „Historia evangelica“, dat. 1399 (L. E. Stamm a. a. O. [Sp. 336], Beischriften: Worte Jesu und Petri aus Lc 5,4f.).

c. Dort, wo das Bergen des reichen Fangs wiedergegeben ist, sieht man Jesus und mindestens zwei Apostel in einem Boot; diese ziehen das mit Fischen gefüllte Netz aus dem Wasser.

So in den Bildern zahlreicher Plenare, etwa Ausg. Augsb. (Ant. Sorg) 1478, Bl. 57v: [30] Bd. 4 Taf. 46 Abb. 359; in der „Postilla ...“, Reutlingen (Mich. Greyff) 1494, Bl. 45v: ebd. Bd. 9 Taf. 62 Abb. 473; in Frz. X. II Feichtmayers Kanzelentwürfen für die Münchener Frauenkirche, gegen 1772/1773 oder um 1777: [37] S. 22f. Abb. 6-9; ausnahmsweise hantiert ein Gehilfe mit Netz und Anker (Abb. 43).

Jakobus und Johannes in einem zweiten Boot helfen dabei: Canterbury, Kath., Fenster N XIV, um 1200 (M. Caviness a. a. O. [Sp. 361]); sog. Biblia de S. Luis, nach 1230 ([23] Bd. 3 fol. 20r; s. Sp. 365); Manchester, John Rylands Libr., Ms. 22, fol. 9r, Psalter, 13. Jh. ([23 a] Bd. 4 Taf. 798; s. Sp. 342).

Manchmal ist gezeigt, wie einer der Fischer die beiden Männer im zweiten Boot ruft und diese herbeikommen: Freiburg, Univ.bibl., Hs. 334, fol. 6r, Evangelienharmonie in Bildern, um 1410/1420 (s. Sp. 336f.); so auch P. Vermehren a. a. O. (Sp. 324) Bl. N 2, wo aus dem mit vielen Fischern besetzten Boot zwei Männer die Mannschaft eines zweiten Bootes zu Hilfe rufen. Vgl. Abb. 38.

Gelegentlich erinnerte man an den reichen Fang nur mehr durch die Wiedergabe eines bis an den Rand mit Fischen gefüllten Bootes, so auf dem Kapitell im Kreuzgang von Moissac, gegen 1100 (M. Schapiro a. a. O. [Sp. 346]; vgl. auch Abb. 22), an die zu seiner Bergung gerufenen Helfer durch ein zweites Boot im Bild, z. B. auf einem Ulr. Loth zugeschr. Ölgem. in der Pfarrk. Hohenkammer Kr. Freising, M. 17. Jh. (Dehio-Gall, Obb. S. 101).

5. Um das auf den F. folgende Bekenntnis Petri darzustellen, dem Jesus mit dem Berufungswort antwortete (s. Sp. 307), gab man den Apostel vor Jesus kniend wieder, häufig mit gefalteten Händen oder mit einer Hand auf sich weisend.

Beispiele: sog. Biblia de S. Luis, nach 1230 ([23] Bd. 3 fol. 20r, s. Sp. 365; vgl. London, Brit. Libr., Ms. Harley 1527, fol. 22v, Bible moralisée, um 1240: Abb. 15); sog. Holkham-Bibel, fol. 22v, um 1320/1330 (s. Sp. 336); Schaffhausen, Stadtbibl., cod. Gen. 8, fol. 40r, Lektionar, um 1330 (s. Sp. 325).

F. und Bekenntnis Petri in einem Bild vor Augen zu stellen, war zur Entstehungszeit des Fensters in der Kath. von Chartres, um 1215/1220, noch Ausnahme (Abb. 13; vgl. Yves Delaporte, Les vitraux de la Cath. de Ch., Chartres 1926, Textbd. S. 298f.), wurde seit dem späten MA jedoch weithin gebräuchlich. Man zeigte Petrus sowie die mit dem Einholen des Netzes Beschäftigten in einem Boot, häufig in einem zweiten Boot weitere Fischer (bisweilen drei - Zebedäus und seine Söhne: Wien, Österr. Nat.bibl., cod. 2772, fol. 23r, Historienbibel, um 1460, s. Sp. 337f.): Berlin, StMPK, Kk., Hs. 78 B 6, fol. 88v, Gebetbuch, um 1537/1538 (s. Sp. 369); Giov. Batt. Zelotti, Ölgem. in der Kath. von Vicenza, 1572 (Venturi Bd. 9 S. 1003 Abb. 710); Virgil Solis, Kupferstich, um 1560 (s. Sp. 342); Cornelius Galle, Kupferstich nach Marten de Vos, nach 1603 (?), s. Sp. 342.

Raffael ließ das Geschehen in zwei Booten stattfinden: Im einen sitzt Jesus, vor ihm, in dem von Fischen überquellenden Boot, kniet Petrus, hinter diesem steht Andreas. Im zweiten Boot sind Jakobus und Johannes noch beim Einholen des vollen Netzes zu sehen, während ihr Vater das Ruder hält (Abb. 26; vgl. Sp. 348).

Durch graphische Wiederholungen wurde diese Komposition rasch weithin bekannt; vgl. die Zchgn. von Giulio Romano in Wien (Graph. Slg. Albertina, Inv.nr.

192 R 85: Ausst.kat. „Giulio Romano“, Mantua 1989, S. 247) und Pierino del Vaga (?) in Windsor Castle (Inv.nr. 12 749: Anna E. Popham und Johs. Wilde, The Ital. Drawings of the XV and XVI C. in the Coll. of His Majesty the King at Windsor Castle, Ld. 1949 [The Ital. Drawings at W. C., 1], S. 315f. Nr. 808, Abb. 157) sowie den Holzschnitt von Ugo da Carpi (B. ill. Bd. 48 S. 38f.). Mehrmals fertigte man Repliken der Teppiche an: Mantua, Pal. Ducale, Jan van Tieghem, Brüssel, zw. 1555 und 1559 (Ausst.kat. „Giulio Romano“ a. a. O. S. 466); Mailand, Pal. Reale, Werkstatt des Louvre, Paris, 2. H. 17. Jh. (Göbel Bd. 1 S. 56, Bd. 2 Abb. 31).

In zahlreichen Darstellungen der B. d. A. übernahm man - oft mit Veränderungen, etwa zusätzlichen Helfern - den Bildaufbau Raffaels: z. B. Jacopo Bassano, Ölgem., 1516, Rom, Priv.bes. (Rob. Longhi, Arte Veneta 2, 1948, S. 49f., Abb. 57); Joh. Rod. Schellenberg a. a. O. (Sp. 334f.), Taf. 16. Beisp. aus dem 19. Jh.: Abb. 45; B. Schulte a. a. O. (Sp. 335) Bd. 1 S. 120-122.

Seit E. 16. Jh. gibt es Darstellungen des F., bei denen eine große Zahl von Fischern beteiligt ist: Petrus in einem mit Fischen gefüllten Boot (Abb. 30), Helfer beim Einholen des Netzes, Gefährten im zweiten Boot, weitere Fischer im Wasser und am Ufer, die sich mit vollen Netzen mühen. Die wohl bekannteste Version stammt von P. P. Rubens. Das Bild, wie es auf der Mitteltafel des Mechelner Triptychon von 1619 wiedergegeben ist (s. Sp. 343f.), erweiterte er in der Vorlage für den nach 1633 erschienenen Kupferstich Abraham Bolswerts (vgl. Konr. Renger, Jb. Berl. Mus. N.F. 16, 1974, S. 150-152). Nach diesem stellte man die B. d. A. im 17. und 18. Jh. häufig dar (vgl. Abb. 36 und 41).

In Jean Jouvenets Schilderung aus dem J. 1706 (s. Sp. 341) wird das Boot Petri am Anlegeplatz vertäut. Während die Apostel, vorne Petrus und Andreas, Jesus umringen, tragen Gehilfen die gefangenen Fische an Land.

6. Oftmals boten Darstellungen der B. d. A. Gelegenheit, die bedingungslose Nachfolge der Berufenen zu vergegenwärtigen.

So schlug Ekkehard IV. von St. Gallen in seinen nach 1022 verfaßten Versen für Wandgemälde im Mainzer Dom einen Titulus vor, in dem es nach der B. d. A. gemäß Io zu derjenigen nach Mt heißt: „Advocat ecce Petrum, Iacobum Sother atque Ioannem / Cuius ad edicta cito parent nave relicta“ (Lehmann-Brockhaus, Schriftquellen, Bd. 1 S. 573).

a. Eine Reihe dieser oft sehr eindringlichen Darstellungen zeigt einen Apostel - sehr häufig Petrus, etliche Male Andreas (s. Sp. 350), selten Jakobus -, der sich anschickt, das Fischerboot zu verlassen oder mit einem Bein bereits im Wasser steht, ja sogar ans Ufer watet (was zu Verwechslungen mit Bildern von Io 21,7-11 führte; zu diesen RDK V 1372f.).

Als Beispiele seien genannt: München, Bayer. St.bibl., cod. lat. 2939 (cim. 141), fol. 135v, E. 12. Jh. (Abb. 10); sog. Biblia de S. Luis, nach 1230 ([23] Bd. 3 fol. 18r, s. Sp. 364); Evangeliar im Goslarer Rathaus, fol. 44v, um 1230/ 1240 (s. Sp. 333); Beauvais, Kath., Fenster 14, um 1290/ 1295 (s. Sp. 344); Antependium des Jakobusaltars der Kath. von Pistoia, zw. 1367 und 1371 (Abb. 19); „Itinerarium beatae Mariae virginis“, Basel (Lienhart Ysenhut) o. J. (vor 1489), T. 4 Nr. 22 [30, Bd. 22 Taf. 36 Abb. 223]; Altarflügel mit der Berufung des Jakobus, Umkreis des Jan Polack, um 1500 (Abb. 24); Hermann Tom Ring, Federzchg., dat. 1549 (s. Sp. 379); Fresko von Domenichino in S. Andrea della Valle in Rom, zw. 1622 und 1627 (Abb. 31, s. Sp. 349); Luca Giordano, Ölgem., zw. 1684 und 1686 (New York, Slg. G. Seligman: Oreste Ferrari und Gius. Scavizzi, L. G., Neapel 1966, Bd. 1 S. 115, Bd. 3 Abb. 298); „Hist. du Nouveau Testament“, Antw. 1700, Taf. 12 (Abb. 37); Eching Kr. Freising, Alte Pfarrk., Deckengem., um 1730 [45]; Joh. Wolfg. Baumgartner, Ölskizze, um 1758 (Augsburg, Stadt. K.slgn., Inv.nr. 12 340: Dt. Barockgal., Kat. der Gem., Augsb. 21984 [Städt. K.slgn. A., Bayer. St.gem.slgn., Bd. 2], S. 32, Abb. 76); Johs. Bapt. van Hoole und Joh. Frans van Geel, Skulpturengruppe unter dem Kanzelcorpus in St. Andreas in Antwerpen, 1821 (Abb. 44).

Beide Apostel verlassen zugleich das Boot: El Escorial, Real Monastero, cod. S. I. Nr. 3 (Matfre Ermengaud, Breviari d’Amor), fol. 173v, Toulouse (?), M. 14. Jh. (Katja Laske-Fix, Der Bildzyklus des Breviari d’Amor, Mchn. und Zh. 1973 [Münchner Kh. Abhn., Bd. 5], S. 81, Abb. 81).

b. Andere Darstellungen zeigen einen Apostel am Ufer vor Jesus knien, während der zweite noch im Boot verharrt oder ihm entsteigt. Nicht zu entscheiden ist, inwieweit für die Wiedergabe des Knienden, meist Petrus, Wiedergaben des seine Sünden bekennenden Apostels (Lc 5,8) prägend waren. Bilder begegnen vom 16. Jh. an.

Beispiele: Girolamo da Santacroce, Ölgem., zw. 1520 und 1549 (ehem. Venedig, Slg. Giovanelli: N. Barbantini, Emporium 27, 1908, S. 193f., Abb. S. 197); Fed. Barocci, Ölgem., 1586 (s. Sp. 350f.); Jak. Jordaens, Federzchg., 1616/1617 (Kopenhagen, Statens Mus. for K.: Roger d’Hulst, Jordaens Drawings, Brüssel 1974 [Monographs of the „Nat. Centrum voor de Plast. Kunsten van de XVIde en XVIIde eeuw“, 5], Bd. 1 S. 121 Kat.nr. A 29, Bd. 3 Abb. 30); Esercitii spirituali di S. Ignatio di Loiola ..., Rom 1649, Lage II,a (U. König-Nordhoff a. a. O. [Sp. 340]); Jak. Willemsz. de Wet d. Ä. (1610-1671), Ölgem. (Budapest, Mus. der Schönen Künste, Inv.nr. 262: Andr. Pigler, Kat. der Gal. alter Meister, Budapest 1967, Bd. 1 S. 771); Wandgem. von Matth. Günther in der Pfarrk. Mittenwald, 1740 (s. Sp. 344); Siegertsbrunn Kr. München, Pfarrk., Wandgem., zw. 1785 und 1793 (Corpus Deckenmal. Bd. 3,1 S. 162).

c. Beide Apostel am Ufer.

Im Evangeliar Ms. 286 des Corpus Christi College in Cambridge, E. 6. Jh. (Abb. 2), sieht man einen der Fischer vor Jesus knien.

Beide Berufene kniend sind nur in ital. Beispielen wiedergegeben, so im Fresko von Giusto de’Menabuoi im Baptisterium von Padua, zw. 1375 und 1378 ([34] Taf. 33f.; vgl. Berlin, StMPK, Kk., Hs. 78 C 18, fol. 9r, 1399 [s. Sp. 336]); Fresko von Dom. Ghirlandajo in der Capp. Sistina in Rom, 1476 (s. Sp. 366); Brüssel, Bibl. roy. Alb. Ier, ms. 9008, fol. 286r, Missale, zw. 1485 und 1487 (s. Sp. 355); Marco Basaiti, Hochaltarretabel für S. Andrea della Certosa im Lido, 1510 (Venedig, Accad.: Alessandra Ottieri, Laguna di Venezia, mare di Galilea: la Vocazione dei figli di Zebedèo ..., Artibus et historiae 9, 1984, S. 77-89); Seb. Ricci, Wandfresko in der Capp. Fulcis in S. Pietro in Belluno, vor 1715 (s. Sp. 344).

7. Jesus spricht mit den Erstberufenen.

a. Die meisten Darstellungen zeigen nur Jesus und zwei (z. B. sog. Bernward-Evangeliar, fol. 75r, zw. 1011 und 1014 [s. Sp. 333]; Lilienfeld, Stiftsbibl., ms. 151, fol. 131v, Conc. car., zw. 1351 und 1358, vgl. Abb. 21) oder drei Berufene (Avignon, Pal. des papes, Chapelle St-Jean, Fresko, zw. 1346 und 1348 [s. Sp. 359]; Jak. Beringer a. a. O. [Sp. 338] Fig. 7; Abb. 28; Chr. Flurheym a. a. O. [Sp. 327] T. 1 Bl. 13v: [35]).

b. Die B. d. A. spielt am See Genezareth, an dessen Ufer häufig das von den Aposteln verlassene Fischerboot zu sehen ist.

Im Osten sind Beispiele mindestens seit dem 11. Jh. anzutreffen, etwa in den Evangeliaren in Paris, Bibl. Nat., ms. gr. 74, fol. 8v, M. 11. Jh. (H. Omont a. a. O. [Sp. 332] Taf. 11), und ms. suppl. gr. 27, fol. 17r, 12. Jh. [31 Taf. 97 Abb. 7].

Im Westen kommen solche Darstellungen erst vom späteren MA an öfters vor, so z. B. in einem Psalter in Wien, Österr. Nat.bibl., cod. ser. nov. 2611, fol. 18r, 3. V. 13. Jh. (s. Sp. 342), im Fresko in S. Piero a Grado, Pisa, um 1300 (s. Sp. 344), in der sog. Velislav-Bibel, fol. 169r, M. 14. Jh. (s. Sp. 347), in der Hs. 212 der Univ.bibl. Eichstätt, Nr. 133, vor 1427/1428 (Abb. 21), und in der Federzchg. von Marten de Vos, 1585 (Abb. 29; danach der Kupferstich von Ant. Wierix in: G. de Jode a. a. O. [Sp. 333f.]; vgl. Toneel oste Vertooch der Bybelsche Historien ... a. a. O. [Sp. 334]).

c. Die B. d. A. spielt an einem nicht näher gekennzeichneten Ort. Man zeigte in zwei oder drei Bildern das Gespräch zwischen Jesus und den beiden Jüngern Johannes des Täufers, den Dialog zwischen Andreas und Simon Petrus und die Jesus Folgenden, ausschließlich Motive nach Io.

Diese drei Geschehnisse – in Bildern vor dem 13. Jh. bisher nur aus griech. Hss. bekannt (z. B. im Tetraevangeliar in Florenz, fol. 169r: [39] Taf. 58 Abb. 269; weitere Beisp. bei Millet S. 190f.) - schilderte man in der Londoner Hs. der Bible moralisée, um 1240 (Brit. Libr., Ms. Harley 1527, fol. 19r: [23 a] Bd. 3 Taf. 490), und in der Evangelienharmonie Hs. 334 der Univ.bibl. Freiburg i. Br., um 1410/1420, auf fol. 2v (Abb. 20) und 3r (s. Sp. 336f.).

Die beiden erstgenannten Ereignisse sind wiedergegeben in der sog. Biblia de S. Luis, nach 1230 ([23] Bd. 3 fol. 16r und 17v, s. Sp. 364).

Aus den drei Motiven wählte man oftmals zwei aus und stellte sie in einem einzigen Bild dar. So zeigte etwa M. Gerung auf der der B. d. A. nach Io gewidmeten Tafel des Mömpelgarder Altars, zw. 1525 und 1530, im Vordergrund Jesus und die beiden ihm folgenden Apostel; im Hintergrund sieht man das vorausgegangene Geschehen: Johannes der Täufer weist zwei seiner Jünger auf Jesus hin (Wien, Kh. Mus., Inv.nr. GG 870, erster linker Flügel, Außenseite, erstes Feld der unteren Reihe; vgl. das Verz. der Gem., bearb. von Klaus Demus, Wien 1973 [Führer durch das Kh. Mus., Nr. 18], S. 75). Otto van Veen (1560-1629) gab auf dem Ölgem. in St. Andreas in Antwerpen Jesus mit den beiden Aposteln und die Predigt des Täufers wieder (Abb. 33; s. Sp. 350). Auf einem Ölgem. aus der 1. H. 17. Jh. in der Pfarrk. Hohenkammer Kr. Freising ist im Vordergrund das Gespräch Christi mit den beiden Aposteln zu sehen, im Hintergrund Andreas, der seinen Bruder auf Jesus aufmerksam macht (Abb. 32, [45]; vgl. Abb. 34).

Selten sind Bilder, in denen nur gezeigt ist, wie Andreas seinen Bruder Simon Petrus zu Jesus führt (z. B.

Rom, Chiesa della Madonna dei Monti, Capp. S. Carlo Borromeo, Fresko von Giovanni da San Giovanni, nach 1623: Anna Band, G. da S. G., Flor. 1977 [Bibl. di proporzioni], S. 58, Taf. 34).

Zu den Abbildungen

1. Ravenna, S. Apollinare Nuovo, Mosaik an der n. Obergadenwand. 2. H. 6. Jh. Nach Deichmann, Ravenna, Bd. 3 Abb. 160.

2. Cambridge, Corpus Christi College, Ms. 286 (Evangeliar), fol. 129v (Ausschnitt; Gesamtabb.: Fr. Wormald a. a. O. [Sp. 331] Taf. 7). Italien, E. 6. Jh. Nach ebd. Taf. 8.

3. Cimitile, Ss. Martiri, Fresko an der N-Wand. Um 900. Nach H. Belting a. a. O. (Sp. 380) S. 104 Abb. 50.

4. Boulogne-sur-Mer, Bibl. mun., ms. 20 (sog. Odbert-Psalter), fol. 106r (Ausschnitt), Initiale „D(ominus)“. St-Omer, 999. Foto Marburg, Nr. LA 772 1/19.

5. Hildesheim, Dom, Bernwardsäule (Ausschnitt). Um 1020. Nach Rud. Wesenberg, Bernwardin. Plastik, Bln. 1955, Abb. 262.

6. El Escorial, Real Monasterio, cod. Vitr. 17 (Evangeliar) fol. 26v (Ausschnitt). Echternach, zw. 1043 und 1046. Nach Alb. Boeckler, Das goldene Evangelienbuch Heinrichs III., Bln. 1933, Taf. 45.

7. Salerno, Domschatz, Elfenbeinrelief (Ausschnitt). S-Italien, 11. Jh. Nach R. P. Bergman a. a. O. (Sp. 332) Abb. 28.

8. Florenz, Mus. Naz. Bargello, Relief aus S. Andrea degli Candeli. Toskana, 12. Jh. Nach Walther Biehl, Toskanische Plastik des frühen und hohen MA, Lpz. 1926 (Ital. Forschgn., N.F. Bd. 2), Taf. 120 b.

9. Paris, Bibl. Nat., ms. lat. 16 746 (Bibel), fol. 28v (Ausschnitt). Champagne, 4. V. 12. Jh. Foto Marburg, Nr. 164 062.

10. München, Bayer. St.bibl., cod. lat. 2939 (cim. 141; Evangelistar), fol. 135v (Ausschnitt). Bayern, E. 12. Jh. Foto Bibl.

11. Karlsruhe, Bad. L.bibl., Hs. Bruchsal 1 (Evangelistar), fol. 71v (Ausschnitt). Mittelrhein, um 1197. Foto Bibl.

12. Benevent, Kath., Fragment eines Bronzereliefs von der ehem. Tür des W-Portals. Kampanien (Benevent?), A. 13. Jh. Fotoarchiv Hirmer, Mchn., Nr. 8 346 197.

13. Chartres, Kath., Fenster im Scheitel der Achsenkap. des Chorumganges (Ausschnitt). Um 1215/1220. Nach Y. Delaporte a. a. O. (Sp. 386) Taf.bd. 1 Taf. 93.

14. Toledo, Archiv der Kath., Bible moralisée (sog. Biblia de S. Luis) Bd. 3 fol. 19v. Paris, nach 1230. Foto MAS, Barcelona, Nr. C 79 288.

15. London, Brit. Libr., Ms. Harley 1527 (Bible moralisée), fol. 22v (Ausschnitt). Paris, um 1240. Nach [23 a] Bd. 3 Taf. 493.

16. London, Brit. Libr., Ms. Add. 18 719 (Bible moralisée), fol. 138v (Ausschnitt). Frankr., fr. 14. Jh. Nach Alexandre Comte Bastard d’Estaing, Peintures et ornements ... des depuis de huitième s. jusqu’à la fin du seizième, T. 7,1, Paris 1839, Taf. 252. Foto Bayer. St.bibl., Mchn.

17. Köln, Dom, Gem. an der N-Wand der n. Chorschranke (Ausschnitt). Temperamal. auf Gips-Kreidegrund, 1. H. 14. Jh. Foto Rhein. Bildarchiv, Köln, Nr. 5069.

18. Bozen, ehem. Dominikanerkirche, Johanneskap., Gem. an der O-Wand (Ausschnitt). Um 1340. Foto Edm. Theil, Meran, Do/156.

19. Leonardo di Ser Giovanni, Relief am Antependium des Jakobusaltars der Kath. in Pistoia. Silber, getrieben, 27,5 × 28,3 cm. Zw. 1367 und 1371. Foto Soprintendenza ai monumenti, Flor.

20. Freiburg i. Br., Univ.bibl., Hs. 334 (Fragment einer Evangelienharmonie in Bildern), fol. 2v. Oberrhein, um 1410/1420. Nach J. H. Beckmann und I. Schroth a. a. O. (Sp. 336).

21. Eichstätt, Univ.bibl., Hs. 212 (Conc. car.), Temp. 133. S-Dtld., vor 1427/1428. Nach J. E. Weis-Liebersdorf, Das Kirchenjahr in 156 got. Federzchgn. ..., Strbg. 1913 [Stud. zur dt. Kg., H. 160]).

22. Bernh. Richel, Holzschnitt-Ill. aus Speculum humanae salvationis a. a. O. (Sp. 327) Bl. 187v. Basel 1476. Nach [30] Bd. 21 Taf. 47 Abb. 262.

23. Holzschnitt-Ill. (18,3 × 12,8 cm) aus Ludolf von Sachsen a. a. O. (Sp. 339) Bl. K 4v. Antw. (Gerardus Leen) 1487. Foto Germ. Nat.mus., Nbg.

24. Umkreis des Jan Polack, Altarflügel. Ölgem. auf Holz, 78 × 37 cm. Burghausen, St.gal. (Bayer. St.gem.slgn., Inv.nr. 10 648). Um 1500. Foto Slgn.

25. Aachen, Suermondt-Ludwig-Mus., Inv.nr. SK 281, Relief. Lindenholz, 50 × 51 cm. Niederrhein, um 1500. Foto Ann Münchow, Aachen.

26. Raffael, Karton für einen Wandteppich in der Capp. Sistina in Rom. Wasserfarben in Leimbindung auf Papier, 319 × 399 cm. London, Vict. Alb. Mus. 1515/1516. Foto Mus.

27. Matthias Gerung, sog. Mömpelgarder Altar, erster linker Flügel, Außenseite, dritte Tafel der unteren Reihe. Ölgem. auf Fichtenholz, 41 × 28 cm. Wien, Kh. Mus., Inv.nr. GG 870. Um 1525/1530. Foto Mus.

28. Figur 7 aus Jak. Beringer, Das nüw testament kurtz und grüntlich in ein Ordnung und text ..., Strbg. 1526. Holzschnitt, 21 × 16 cm. Foto Stadtbibl. Nbg.

29. Marten de Vos, Darstellung der B. d. A. Lavierte Federzchg. auf Papier, 17,4 × 28,5 cm. Stuttgart, St.gal., Graph. Slg., Inv.nr. 1749. Bez. und dat. 1585. Foto Mus.

30. Joh. Wierix, Taf. 17 aus H. Natalis (Nadal) S.J. a. a. O. (Sp. 328). Kupferstich, 23,1 × 14,4 cm. Antw. 1593. Nach dem Original.

31. Dom. Zampieri gen. Domenichino, Fresko in der Apsis von S. Andrea della Valle in Rom. Zw. 1622 und 1627. Nach R. E. Spear a. a. O. (Sp. 349) Bd. 2 Abb. 285.

32. Hohenkammer Kr. Freising, Pfarrk., Altarretabel. Ölgem. auf Lwd. 1. H. 17. Jh. Foto Diöz.mus., Freising.

33. Otto van Veen (1560-1629), Ölgem. Antwerpen, St. Andreas. Foto Rijksbureau voor kh. Documentatie, Den Haag, Nr. L 7201.

34. Joachim von Sandrart, Der wunderbare Fischzug. Ölgem. auf Leinwand, 238 × 334 cm. München, Bayer. St.gem.slgn. Inv.nr. 4812. 1646. Foto Bayer. St.gem.slgn., Mchn.

35. Jak. von Sandrart nach Entw. von Gg. Strauch, Ill. aus J. M. Dilherr a. a. O. (Sp. 369f.) S. 736. Kupferstich, 7,5 × 9,3 cm. Nbg. 1661. Foto L.kirchl. Archiv, Nbg.

36. Melchior Küsell nach Peter Paul Rubens, Kupferstich 26 aus M. Küsell, Icones Biblicae Novi Testamenti. Figuren über die Biblische Historien Neüen Testaments [T. 1], Augsb. 1679. Nach dem Ndr. Hdhm. 1968 (Icones Biblicae Veteris et Novi Testamenti ..., Augsb. 1679).

37. Ottmar Elliger d. J. (Entw.), Taf. 12 aus Hist. du Nouveau Testament a. a. O. (Sp. 334). Kupferstich, 13,6 × 19,9 cm. Foto Bayer. St.bibl. Mchn.

38. Franz Gg. Herrmann, Deckenbild im Festsaal der ehem. Benediktinerabtei St. Mang in Füssen (Ausschnitt). Voll. 1722 (?). Foto Marburg, Lala Aufsberg Nr. 78 634.

39. Franz Martin Kuen, Deckengem. in der Pfarrk. Heinrichshofen Kr. Landsberg (Ausschnitt). 1753. Foto Corp. Deckenmal., Mchn.

40. Ludw. Jaschke, Kanzel in der Pfarrk. Eckersdorf (Bozków), ehem. Kr. Sagan. 1754. Foto Archiv des ehem. Prov.-Konservators von Niederschlesien im Joh. Gottfr. Herder-Inst., Marburg, Nr. 5,27.

41. Joh. Bapt. Straub, Relief an der Kanzelbrüstung der Klosterkirche Schäftlarn. Holz, vergoldet. Zw. 1755 und 1764. Fotoarchiv Hirmer, Mchn., Nr. 834.11503.

42. Joh. Conr. Seekatz, Die Berufung Petri. Ölgem. auf Lwd., 36 × 40 cm. Darmstadt, Hess. L.mus., Inv.nr. GK 358. Zw. 1759 und 1764. Foto Mus.

43. Joh. Paul Hager, Kanzel in der Wallfahrtskirche U. L. F. in Weissenregen, Opf. (Ausschnitt). 1785. Foto Kretschmar, Kötzting.

44. Johs. Bapt. van Hoole und Joh. Frans van Geel, Kanzel in Antwerpen, St. Andreas. 1821. Foto A.C.L., Brüssel, Nr. B 15959.

45. Jos. von Führich, Der wunderbare Fischzug. Ölgem. auf Leinwand, 60,5 × 76 cm. Euerbach, Slg. Gg. Schäfer, als Leihgabe im Germ. Nat.mus., Nbg. 1848. Foto Slg.

46. Friedr. Overbeck (Entw.) und Rud. Stang (Ausf.), Seepredigt Jesu. Kupferstich und Radierung, 17,2 × 22,6 cm (Plattenrand 25,3 × 27,1 cm), in: Darst. aus den Evangelien ... a. a. O. (Sp. 336), Taf. 16. Ddf. 1855. Nach dem Original.

Literatur

Mehrfach zitiert wurden:

1. Johannes Chrysostomus, In Matthaeum homilia 14: Migne, P.G. 57 Sp. 217-222. - 1 a. Ders., In Ioannem homilia 28: Migne, P.G. 59 Sp. 113-120. - 2. Ambrosius, Expositio evangelii secundum Lucam: CCSL 14 (1957) S. 1-400. - 3. Hieronymus, Commentariorum in Matheum libri IV: CCSL 77 (1969). - 3 a. Ders., Tractatus in Marci evangelium I, 13-31: CCSL 78 (1958) S. 460-470. - 3 b. Ders., Homilia in Evangelium secundum Mattheum (XVIII, 7-9): [29] Sp. 172-175. - 4. Augustinus, In Iohannis evangelium tractatus CXXIV, tract. VII: CCSL 36 (1954) S. 67-81. - 4 a. Ders., De diversis quaestionibus: CCSL 44 A (1975) S. 1-249. - 4 b. Ders., Quaestiones evangeliorum, lib. II, quaest. 2: CCSL 44 B (1980) S. 42f. - 4 c. Ders., Tractatus de sexta feria Paschae, ed. Germain Morin, Misc. Agostiniana, Bd. 1, Rom 1930, S. 488f., wieder in: [29] Sp. 577f. - 5. Hilarius, In evangelium Matthaei commentarius: Migne, P.L. 9 Sp. 917-1078. - 6. Epiphanius Latinus, Interpretatio evangeliorum: [29 a] Sp. 834-964. - 7. Gregor, XL Homiliarum in evangelia libri II: Migne, P.L. 76 Sp. 1075-1312. - 8. Beda, In Lucae evangelium expositio: CCSL 120 (1960) S. 1-425. - 8 a. Ders., In Marci evangelium expositio: ebd. S. 427-648. - 9. Alkuin, Commentaria in S. Ioannis evangelium: Migne, P.L. 100 Sp. 733-1008. - 10. Smaragdus von St-Mihiel, Collectiones in epistolas et evangelia, Hebdomada VI post Pentecostes: Migne, P.L. 102 Sp. 374-377. - 11. Hrabanus Maurus, Commentariorum in Mattheum libri octo: Migne, P.L. 107 Sp. 727-1156. - 11 a. Ders., Homiliae in evangelia et epistolas, 106: Migne, P.L. 110 Sp. 341-348. - 12. Paschasius Radbertus, Expositio in Matheo libri XII: CCCM 56 (1984). -

13. Ps.-Haymo von Halberstadt, Homiliae de tempore, 117: Migne, P.L. 118 Sp. 624-629. - 14. Glossa ordinaria, zit. nach: Bibita sacra cum glossa ordinaria ... et postilla Nicolai Lirani Franciscani ..., Antw. 1634, Bd. 5. – 15. Hugo von St-Victor (?), Miscellanea: Migne, P.L. 177 Sp. 469-900. - 16. Zacharias Chrysopolitanus, In unum ex quatuor: Migne, P.L. 186 Sp. 11-620. - 17. Bruno von Segni, Commentaria in Mattheum: Migne, P.L. 165 Sp. 63-314. - 17 a. Ders., Commentaria in Lucam: ebd. Sp. 333-452.- 18. Rupert von Deutz, Liber de divinis officiis: CCCM 7 (1967). - 18 a. Ders., Commentariorum in Evangelium Sancti Johannis: CCCM 9 (1969). - 18 b. Ders., De gloria et honore filii hominis super Mattheum: CCCM 29 (1979). - 19. Gaufridus Babio (?), Enarrationes in evangelium Matthaei: Migne, P.L. 162 Sp. 1227-1500 (dort Anselm von Laon zugeschr.). – 20. Petrus Comestor, Historia scholastica: Migne, P.L. 198. - 21. Hugo von St-Cher, Postilla in universam Bibliam, benutzte Ausg. Basel 1482. - 22. Albertus Magnus, Enarrationes in primam partem Evangelii Lucae (I-XI), ed. Stephan Caes. Aug. Borgnet, Paris 1894 (Opera omnia, Bd. 22). - 23. Bible moralisée: Toledo, Archiv der Kath., sog. Biblia de S. Luis. - 23 a. Laborde, Bible moralisée. – 24. Nicolaus von Lyra, Postilla litteralis, zit. nach: Bibita sacra ... a. a. O. [14]. – 24 a. Ders., Postilla moralis, zit. nach: ebd. - 25. Ps.-Bonaventura (Johannes de Caulibus ?), Meditationes vitae Christi: Ragusa-Green. - 26. Pierre Bersuire (Petrus Berchorius), Reductorium morale, lib. 29, cap. 3, in: ders., Opera, Bd. 1 S. 210. - 26 a. Dgl., lib. 31, cap. 4, in: ebd. S. 229. - 27. Ludolf von Sachsen, Vita Jesu Christi, ed. Aug. Clovis Bolard, Louis M. Rigollot, Jean Bapt. Carnandet, Paris und Rom 1865. - 28. Cornelius a Lapide (van Steen) S.J., Commentaria in SS. Mattheum et Marcum, Paris 1857 (Commentaria in Scripturam Sacram, ed. Aug. Crampon, Bd. 15). – 28 a. Ders., Commentaria in SS. Lucam et Joannem, Paris 1857 (Commentaria in Scripturam Sacram, ed. A. Crampon, Bd. 16). – 29. Migne, P.L. Suppl., ed. Adalb. Hamann O. F. M., Bd. 2, Paris 1960. - 29 a. Dgl. Bd. 3, Paris 1963.

30. Schramm, Frühdrucke. - 31. Henri Omont, Min. des plus anciens mss. grecs de la Bibl. Nat. du VIe au XIVe s., Paris 1929. - 32. Beschr. Verz. Kk. Bln. - 33. Hanna Mayer, Dt. Barockkanzeln, Strbg. 1932 (Stud. zur dt. Kg., H. 287). - 34. Sergio Bettini, Le pitture di Giusto de’Menabuoi nel Battistero del Duomo di Padova, Ven. 1960 (Saggi e stud. di stor. dell’arte, 3). - 35. Chr. Flurheym, Alle kirchen gesäng ..., Lpz. 1529, zit. nach Faks., hg. von Theod. Bogler, Maria Laach 1964. - 36. Marcell Restle, Die byz. Wandmal. in Kleinasien, Recklinghausen 1967. - 37. Hans-Ernst Mittig, Zu den süddt. Schiffskanzeln, Alte und moderne K. 13, 1968, S. 19-26. - 38. Jan Samek, Ambony naves et naviculae w Polsce, in: Henryk Białoskórski (Hg.), Rokoko. Studia nad sztuka 1 Połowy XVIII w., Warschau 1970, S. 219-246. - 38 a. Danuta Ostrowska, Ambony łodziowe na Śląsku, in: H. Białoskórski a. a. O. [38] S. 247-250. - 39. Tania Velmans, Le Tétrévangile de la Laurentienne ..., Paris 1971 (Bibl. des Cah. Arch., Bd. 6). - 40. Dietr. Wünsch, Evangelienharmonien im Reformationsjh., Bln. usw. 1983 (Arbeiten zur Kirchengesch., 52). - 41. Barb. Kienzl, Die barocken Kanzeln in Kärnten, Klagenfurt 1986 (Das Kärntner L.-Archiv, 13). - 42. Rainer Kahsnitz, Der christologische Zyklus im Odbert-Psalter, Zs. für Kg. 51, 1988, S. 33-125. - 43. Ausst.kat. „The Golden Age of Dutch Ms. Painting“, Utrecht 1989. - 44. Karl-Aug. Wirth (Hg.), Pictor in Carmine (im Druck).

Hinweise werden Friedr. Kobler, Mchn., verdankt [45].

Bei der Bearbeitung des Art. stand von Ingrid Haug, Mchn., gesammeltes Material zur Verfügung.

Verweise